Revival Turnabout von queenofliz4rds (Trucy in Gefahr) ================================================================================ Kapitel 1: Chapter 1 - Part 1 ----------------------------- Part 1 – Chapter 1 Donnerstag, 17. Juli 20: 57 Uhr Wright & Co. Talent Agency. Ein leises Klingeln ertönt als die Tür der ehemaligen Kanzlei Wright & Partner mit gehörigem Schwung aufgerissen wird, gefolgt von einem dumpfen Knall und einer lauten Stimme. „Mr. Wright?“ Stille. Keine Antwort die aus einer Ecke der Wohnung zu dringen vermag. Keine Stimme die freundlich den Gast begrüßt oder gar eine Gestalt die hinter irgendeiner Tür hervorkommt um nachzusehen, wer so frech ist, ohne Klingeln oder Klopfen einzutreten. Einige Sekunden vergehen und der Eindringling, der im übrigen gänzlich mit einem roten Anzug bekleidet ist, beginnt ungeduldig mit der Spitze seines rechten Fußes auf dem Boden aufzutippen. ~Keiner da?, denkt sich der Braunhaarige und erhebt verdutzt eine Hand, die er zum Hinterkopf führt und sich verwundert im Nacken kratzt. ~Seltsam, dabei bin ich mir sicher, dass Mr. Wright da sein müsste. Langsam löst sich der junge Mann namens Apollo Justice von seinem Standpunkt und beginnt vorsichtig durch den Eingangsraum der „Wright & Co. Talent Agency.“ zu spazieren. Wieder einmal bleiben seine dunklen Augen an den vielen verschiedenen abstrusen Gegenständen hängen, die hier in Hülle und Fülle vertreten sind. Hula-Hoop-Reifen, übereinander gestapelte, miteinander verbundene Kisten in denen man locker einen Menschen einsperren könnte, Zauberstäbe, Karten, Plastikblumen, über Spaghetti schwebende Gabeln aus Plastik... Ein Magier fühlt sich hier auf jeden Fall wohl. Und genau das ist der Grund, warum er hier ist. Nur benötigt er dazu Mr. Wright... Und der lässt sich scheinbar nicht blicken. Mit einem letzten Blick auf das in einer Ecke stehende und offenbar noch nie wirklich benutzte Piano erreicht Apollo die Tür, die zu dem hinteren Teil der Wohnung führt. Zu den Lebensräumlichkeiten wie die beiden Bewohner diesen immer so schön nennen. Noch einmal atmet der junge Mann tief durch und mahnt sich selbst zur Vorsicht. Schließlich ist er nicht der Typ Mensch, der einfach so in fremde Zimmer hineinplatzt und dann weiß Gott was zu Gesicht bekommt. War nicht Staatsanwalt Edgeworth auch noch hier? Das bedeutet doppelte Vorsicht... Schon zu oft hat er sich diverse mehrdeutige Kommentare von Mr. Wright anhören müssen und hatte die beiden dank dem Grund seines Hier -seins auch schon öfters in prekären Situationen gesehen. Eine Erfahrung auf die Apollo auch hätte gut verzichten können. Endlich überwindet der junge Strafverteidiger seine anfängliche Angst – oder doch eher seinen Respekt vor fremden Räumlichkeiten? – und erhebt seine Hand um mit den Fingerknöcheln vorsichtig gegen das feste Holz der Türe zu klopfen... Da plötzlich öffnet sich natürlich eben dieselbe und Justice blickt abrupt in eisgraue Augen die um einiges höher liegen als die seinen. Überrascht taumelt der Braunhaarige ein paar Schritte zurück, blickt den plötzlich erschienenen Mann verdutzt an und merkt dann auf einmal nur noch, dass er mit seiner Ferse gegen etwas geknallt ist das ihn zum Straucheln bringt. Mit den Armen rudernd und einen leisen Schrei von sich gebend versucht Apollo die Balance zu halten, doch zu spät... Sein Gleichgewichtssinn gibt nach, doch bevor er tatsächlich hinterrücks mitten in einen fein säuberlichst gestapelten Haufen Akten fallen kann, reißt ihn eine Hand an seiner Weste wieder nach vorne und bewahrt ihn vor dem unsanften Sturz. Der Tollpatsch benötigt einige Sekunden um zu realisieren, was passiert ist. Dann erst blickt er seinen „Retter“ wieder an und setzt sofort einen verlegenen Gesichtsausdruck auf als er den Blick des grauhaarigen, großen Mannes bemerkt. „M-Mr. Edge-worth?“, beginnt er leise und vollführt unbewusst wieder die Geste bei der er sich am Nacken kratzt. „Es ist ja doch jemand hier...?“ Der europäische Staatsanwalt mustert den jungen Kerl mit den sogenannten „Teufelshörnchen“ – zwei Strähnen die starr von Apollos Frisur abstehen – mit einem skeptischen und in höchstem Maße abschätzenden Blick und lässt dann ein tiefes Seufzen verlauten. „Natürlich, wo denken Sie denn hin, Justice?“, antwortet Miles Edgeworth sogleich und streicht sich eine seiner grauen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Es ist neun Uhr abends, wo sollten sich Wright und ich noch befinden wenn nicht im gemütlichen Heim?“ Eine Gänsehaut schleicht sich auf die Arme Apollos bei dem höchst ironischen Unterton in der Stimme des Gegenübers. Oh, wieso bekommt er nach wie vor das Gefühl nicht los, dass Edgeworth ihn nicht leiden kann? Doch bevor er zu einer gleichermaßen sarkastischen Antwort – man will schließlich nicht sein Gesicht verlieren – ansetzen kann, spricht der Grauhaarige auch schon weiter. „Was willst du hier? Suchst du Trucy? Die findest du hier nicht, sie hat gerade ihren Auftritt in der Wunder-Bar. War es das was du wissen wolltest?“ Ein stechender Blick aus den eisgrauen Iriden, ein weiterer Schauer der dem jüngeren Mann über den Rücken läuft. Nein, Mr. Edgeworth konnte ihn ganz definitiv nicht ausstehen. Doch Apollo schüttelt den Kopf und stemmt die Hände bestimmt in die Seiten während er gleichermaßen zu einer Antwort ansetzt: „Nein, werter Herr Staatsanwalt Edgeworth, das ist nicht der Grund warum ich hier bin. Ich bin hier, weil ich mit Mr. Wright sprechen möchte und das bitte sofort...“, bis hierhin hat der Jüngere mit sehr bestimmten Ton gesprochen, doch der Blick des anderen lässt ihn sofort wieder etwas kleinlauter werden und ein schwaches, fragendes: „...wenn es denn möglich wäre...?“, hinzufügen. Der größer gewachsene Mann rückt seine Brille zurecht, die ihm scheinbar etwas zu locker auf der Nasenspitze zu sitzen scheint. Die Augen werden niedergeschlagen, sein Aussehen bekommt etwas mysteriöses während er so im Zwielicht des sommerlichen Abendlichts steht, das durch die Fenster dringt. Scheinbar überlegt er sich fieberhaft, ob er noch eine Bemerkung nachsetzen oder vielleicht sogar ob er Apollo lieber gleich hinaus werfen sollte... Doch entgegen aller Befürchtungen des Braunhaarigen blickt Edgeworth zu der wieder geschlossenen Tür der hinteren Räumlichkeiten und ruft mit lauter Stimme: „Phoenix! Du hast Besuch, vielleicht solltest du mal deinen Hintern hierher schwingen anstatt immer noch auf dem Bett zu faulenzen!“ „Oi“, ist das einzige, was Apollo bei einem solchen Satz hervorbringen kann. Na, die haben aber vielleicht Umgangsregeln miteinander...! Beziehungsstress? Streit unter Liebenden? Ach, wieso zerbricht er sich überhaupt den Kopf darüber. Miles Edgeworth wendet sich ab, setzt sich auf einen der Sessel die im Eingangsraum herumstehen und scheint sich zumindest äußerlich mit einer der Akten auf dem Tischchen beschäftigen zu wollen, während Justice einfach stehen bleibt und auf die Schritte lauscht, die nun leise hinter der Tür hervordringen. Die Klinke wird herabgedrückt, das Holz mit nicht sonderlich viel Schwung weggeschoben und im Rahmen erscheint die Gestalt eines nicht unbedingt ausgeschlafen aussehenden Phoenix Wrights. Die hellblaue Beanie-Mütze die sonst immer auf seinem schwarzen Stachelhaar sitzt fehlt heute und der Dreitagebart ist scheinbar auch schon etwas älter als drei Tage. Die Augen des jungen Braunhaarigen verengen sich schlagartig und eine sachte Röte verteilt sich auf seinen Wangen als er bemerkt, dass Mr. Wright kein Oberteil trägt und auch die schwarze Trainingshose scheint mehr obligatorischer Weise angezogen worden zu sein. Hm... ein nicht ganz perfekt gestylter Edgeworth und ein halbnackter Wright... Nein, nicht weiter darüber nachdenken, Justice! Beherrsche dich, das Leben von Trucys Vätern geht dich nichts an! „Wassis...?“, ertönt es leise und zwischen den Zähnen des müden Wrights hervor während er sich verschlafen über den Bauch kratzt. Erst einige Momente später scheinen die blauen Augen des ehemaligen Anwalts zu erkennen, um wen es sich bei dem Fremden im Raum handelt, und es erscheint prompt ein förmliches Ausrufezeichen im Gesicht Phoenix’. Zumindest sieht es für Apollo fast so aus. „Ah... Justice, du bist es... Was führt dich denn noch zu dieser Stunde hierher? Trucy ist nicht da, sie...“ „Ist bei ihrem Auftritt in der Wunder Bar, ich weiß es, Mr. Wright!“, entgegnet der Braunhaarige ein wenig entnervt und streicht sich verlegen über seine beiden abstehenden Strähnen. Langsam ist es wirklich ein wenig nervig, dass ihn ständig alle auf Trucy ansprechen... als würden die beiden immer und ohne Pause miteinander abhängen oder gar so als wären sie ein Paar.... – was aber definitiv nicht so ist! Phoenix indessen setzt den ihm typischen fragenden Blick auf und schaut leicht an Apollo vorbei während er antwortet: „Ach, du weißt das? Dann frage ich mich, warum du hier bist...?“ Die Hand die zuvor noch an den Strähnen herumspielte fährt nun mit der Fläche fest über das leicht verzogene Gesicht des jungen Anwalts. Unerhört, wirklich... Kaum weiß er wie er mit seinem Anliegen anfangen soll, kommt er sich im selben Moment doch nun wirklich langsam albern und veräppelt vor, doch dann erhebt sich seine Stimme vorsichtig. „Nun, Mr. Wright… ich bin indirekt wegen Trucy hier. Soll heißen, es geht um sie.“ „Na dann schieß los, Apollo. Was möchtest du mir über mein kleines Töchterchen verraten, was scheinbar so wichtig ist, dass du meinen Verlobten und mich sogar um diese Uhrzeit nochmals aus dem Bett scheuchst.“ Wamm! Scharlachröte steigt dem Braunhaarigen in sein Gesicht und er wendet den Blick verlegen gen Boden. Als ob es ihm noch nicht aufgefallen wäre, dass Edgeworth sich im Gegensatz zu sonst sehr provisorisch angezogen hat und dazu noch Wrights Auftreten... Verdammt, wieso hatte er, Apollo, so ein Talent diesen beiden Homosexuellen immer wieder in den bescheuertsten Situationen dazwischen zu funken? Und verflucht noch mal, wann würden die beiden endlich einmal lernen dass man die Wohnung bei einer solchen Tätigkeit gefälligst abzusperren hatte!? Trucy kann damit vielleicht gut umgehen – schließlich handelt es sich um die beiden Männer bei denen sie aufgewachsen ist – aber er?? Nach einiger Zeit ertönt plötzlich ein kehliges Lachen aus Phoenix’ Richtung und Justice zuckt kurz zusammen. Na bitte, jetzt macht er sich schon wieder über ihn lustig... Sogar Edgeworth hat sich auf seinem Sessel umgedreht und blickt ihn mit einem schiefen Lächeln an. „Nun werd' doch nicht gleich rot, Kleiner. Ist ja nicht das erste Mal“, bemerkt Wright und neigt leicht seinen schwarzhaarigen Kopf zur Seite. „Jetzt spuck’s schon aus und hör auf, zwei sich sorgende Väter auf die Folter zu spannen. Wenn du Neuigkeiten über Trucy hast, müssen sie ja interessant sein.“ Argh, schon wieder so ein Kommentar... Naja, Apollo würde noch einmal versuchen so zu tun, als hätte er es überhört. „Nun gut... aber inzwischen glaube ich eher, dass es albern ist, deswegen hierher gekommen zu sein...“, meint er während er wieder den Boden anvisiert, nur um keinen der Beiden anschauen zu müssen. Immer wieder ist es ein seltsames Gefühl für ihn neben diesen beiden Persönlichkeiten, ja, Größen zu stehen. Zwei Männer von denen er während seiner Ausbildung zum Anwalt so viel gehört hatte... die er manchmal bewundert, manchmal verachtet und auch manchmal nicht verstanden hatte. Und dann – ganz plötzlich mit seinem ersten Prozess – ist er mitten in diese Welt gestolpert. In die Welt die Phoenix und Trucy Wright umgibt und die ihn, Apollo, so mitgezerrt hat. Nicht, dass er es bisher jemals bereut hätte. Schließlich, nach dieser Kunstpause in der keiner gesprochen hat, sondern sowohl Phoenix als auch Edgeworth nur abwartend auf den jüngeren Mann geblickt haben, fährt er mit seinen Worten fort: „Ich mache mir Sorgen um Trucy...“ So abwartend sie zuvor aussahen, so verständnislos wirken die Beiden anderen Männer nun plötzlich. Rasch tauschen sie einen fragenden Blick untereinander aus, dann ist es der Grauhaarige auf dem Sofa, der sein Wort an Justice richtet. „Und was gibt dir den Grund zu deiner Sorge?“, fragt er mit einem äußerst seltsamen Unterton in der Stimme und wieder erscheint Gänsehaut auf Apollos Oberarmen. Herrje, er weiß doch, dass die Adoptivtochter das ein und alles dieses reichen Schnösels ist und dass Edgeworth wohl jeden verklagen würde der es wagt, Trucy auch nur schief anzusehen. Wie sollte er sein Anliegen nur erklären können und noch dazu wieder lebendig aus der „Wright & Co. Talent Agency.“ herauskommen?? Stockend sucht er nach Worten die er den Beiden sagen könnte, Worte die sie nicht zu schnell beunruhigen und ihm noch ein längeres Leben verschaffen würden. Dann endlich scheint er sie gefunden zu haben. „Sie wissen doch beide, dass Trucy und ich sehr viel Zeit miteinander verbringen. Jedes Mal nach ihrem allabendlichen Auftritt in der Wunder Bar gehen wir noch mal zusammen zu dem Stand in der Winston Str. und trinken eine Kleinigkeit...“ „Ach tatsächlich, das wusste ich ja noch gar nicht, hehe...“ „Mr. Wright, bitte unterbrechen Sie mich nicht, ich bitte Sie!“ Wieder eine Kunstpause. „Aber vor kurzem hat sie plötzlich aufgehört damit. Ich meine... mit den Treffen und so. Seit ungefähr anderthalb Wochen schon interessiert sie sich gar nicht mehr für unseren allabendlichen Drink. Als ich sie darauf angesprochen habe ist sie auch nur ausgewichen und dergleichen...“ Sowohl Wright als auch Edgeworth starren den Braunhaarigen mit äußerst gespanntem und auch vielsagendem Blick an. Könnte es sein, dass sich Apollo gerade um Kopf und Kragen redet? Rasch muss er schlucken, seine trockene Kehle befeuchten und sich mit diesen neugierigen Väter-Blicken anfreunden. Ihm ist klar, was sie gerade denken, doch das muss ihm im Moment egal sein. „Und gestern habe ich herausgefunden, dass sie sich mit einem total zwielichtigen Typen trifft.“ Wieder Stille. Eine Pause in der lediglich das Ticken der Wanduhr in einer der hinteren Ecken des Zimmers zu hören ist. Dann, wieder schallendes Lachen. Dieses Mal von beiden Männern. Edgeworth schüttelt nur den Kopf und beugt sich zurück nach vorne, öffnet wieder eine seiner Akten und blättert darin herum. Für ihn scheint das Interessante des Themas hiermit beendet zu sein. Und Phoenix... der lacht immer noch und stemmt nun seinerseits die Arme in die Hüften. Bevor er antworten konnte, musste er sich erst einmal beruhigen. „A-Apollo...?“, beginnt er dann und erhebt einen Finger mit dem er dem Jüngeren spitzbübisch gegen die rechte Schulter stupst. „Bist du etwa eifersüchtig?“ „E-Eifersüchtig?!“, spuckt der Angesprochene schon fast entsetzt aus und muss dem Impuls widerstehen, die Hand des Schwarzhaarigen empört zur Seite zu schubsen. „Also bitte, Mr. Wright, Sie wissen doch dass Trucy und ich quasi Halbgeschwister sind! Ich mache mir allerhöchstens Sorgen um sie.“ Die Brauen des ehemaligen Strafverteidigers heben sich ein Stück, der Blick trifft den jungen Mann mit den „Teufelshörnern“ wie ein Schlag ins Genick, dann schüttelt er sacht mit seinem schwarzen Stachelkopf und meint: „Warum denn? Sie wird nun mal älter und beginnt sich für junge Männer zu interessieren. Was ist falsch daran, wenn sie sich mit jemandem trifft?“ „Ganz einfach!“, erwidert Apollo wie aus der Pistole geschossen und deutet ausgestreckten Armes mit seinem Zeigefinger auf Wright, der das Manöver nur mit einem Lächeln abdingt. „Weil dieser Typ sie schon seit einigen Wochen zu beschatten scheint! Bei jedem ihrer Auftritte sitzt er in der hintersten Ecke und wartet jedes Mal scheinbar nur auf ihren Auftritt. Sobald sie fertig ist, bezahlt er und haut so schnell es geht ab! Noch dazu hat er sich immer Notizen währenddessen gemacht. Und jetzt trifft er sich ständig mit Trucy und Sie als ihr Vater wissen gar nichts davon, wo Ihre Tochter sich herumtreibt! Das finde ich als objektiver Beobachter doch sehr seltsam.“ „Objektiv...-?“, ertönt nur ein leiser zweifelnder Wortlaut aus Edgeworth Richtung. Sowohl Apollo als auch Phoenix ignorieren es. Der Schwarzhaarige kratzt sich am Kopf und scheint für einen Moment die Decke seines Büros zu mustern. Erst dann scheint er die Worte gefunden zu haben, die ihm im Kopf herumspuken. „Ich verstehe was du mir sagen willst, Apollo... Allerdings kann ich im Moment nicht mehr tun als dir zu versprechen, dass ich mit ihr über die Sache reden werde.“ Die dunklen Augen des Braunhaarigen leuchten kurz auf. Was hat Wright da gesagt? Meint er das etwa ernst? Wie zur Bestätigung spricht dieser sofort weiter: „Ich respektiere deine Meinung über Trucy sehr, und ich weiß dass wirklich etwas faul sein muss, wenn sie sogar dir verschweigt was es mit diesem Kerl auf sich hat. Aber keine Sorge, ich kriege das schon raus.“ Damit macht Phoenix einen Schritt nach vorne und legt dem Jüngeren freundschaftlich eine Hand auf die Schulter, der sich erstmals zu einem Lächeln überwinden kann. Nun, immerhin ist noch Verlass auf diesen ehemaligen Anwalt. Da macht ihm sogar der abschätzende Blick des Grauhaarigen für einen Moment nichts mehr aus. Mit leichtem Nachdruck nickt Justice nochmals, wobei die beiden Haarsträhnen wild, einmal auf und ab wippen und erwidert: „Vielen Dank, Mr. Wright!“ In dem Moment erhebt sich die hochgewachsene, schlanke Gestalt Miles Edgeworths, der den Braunhaarigen urplötzlich an den Schultern schnappt und ihn in Richtung Wohnungstür zieht. „So, damit wäre das geklärt... Und nun bitte ich Sie, Mr. Wright und mich wieder alleine zu lassen. In einer dreiviertel Stunde kommt Trucy nach Hause, ebenso ist heute mein letzter Abend in Amerika, für die nächsten paar Wochen. Und ich möchte ihn noch genießen. Also...“ „Schon gut! Ich hab verstanden!“ Und damit verschwindet der junge Rechtsanwalt so rasch es nur geht im langsam dunkler werdenden Hausgang der „Wright & Co. Talent Agency.“. Kapitel 2: Chapter 1 - Part 2 ----------------------------- Part 1 – Chapter 2 Freitag, 18. Juli 08:08Uhr Wright & Co. Talent Agency. “Wo warst du letzte Nacht denn so lange, mein kleines Mädchen?“ Die dunkle Stimme des schwarzhaarigen Mannes klingt fordernd jedoch nicht unfreundlich, bei diesem Satz. Die strahlend blauen Augen sind auf die schmale Gestalt eines jungen Mädchens gerichtet. Vor kurzem ist Trucy 16 Jahre alt geworden und so allmählich wandelte sie sich von einem Mädchen zur Frau. Wieder einmal muss Phoenix mit einem väterlichen Lächeln diese Tatsache erkennen und akzeptieren. Wohin verschwindet nur all die Zeit? Doch darüber kann er sich später den Kopf zerbrechen, jetzt muss er erst einmal seine Tochter zur Rede stellen. Die jedoch zuckt nur kurz mit den Schultern und packt weiterhin, mit dem Rücken zu ihrem Vater gedreht, ihre Schultasche. „Paps, wo soll ich denn gewesen sein? In der Wunder Bar natürlich, so wie fast jeden Abend“, entgegnet Trucy mit gelassenem Tonfall und streicht sich einige Strähnen ihrer langen braunen Haare zurück. Währenddessen sucht sie im Bücherchaos auf ihrem Schreibtisch nach irgendeinem Schulheft. „Woanders war ich nicht, glaub mir das doch. Und meine Aussage wird sich nicht ändern, egal wie oft du mich auch danach fragen magst!“ Endlich scheint sie das Objekt ihrer Begierde in dem Haufen gefunden zu haben. Sie schnappt sich das gesuchte Heft und steckt es in ihre Tasche, die nun fertig gepackt ist. Rasch wird sie von den zierlichen Fingern des Mädchens geschlossen, der Träger locker über den Kopf auf die linke Schulter gelegt und mit einem kurzen Schwung dreht sich Trucy zu ihrem Vater um. Braune große Augen starren dem ehemaligen Strafverteidiger entgegen und scheinen keine weiteren Fragen erlauben zu wollen. Doch da hat sie die Rechnung wohl nicht so recht mit dem neugierigen und überaus sorgenvollen Mr. Wright gemacht „Nun, Apollo hat mir gesagt, du würdest dich in letzter Zeit nach deinen Auftritten mit einem jungen. Mann treffen. Und ich frage mich in aller, elterlicher Fürsorge für dich nun mal, warum du mir nichts davon erzählt hast und es scheinbar bisher auch nicht beabsichtigt hast. Könntest du mir also bitte eine Antwort geben?“ Phoenix könnte schwören, für einen Augenblick eine Spur Überraschung und Entsetzen im Blick seiner Tochter zu sehen, doch rasch fängt sich die Kleine wieder und setzt einen trotzigen Blick auf. Das hübsche Haupt wird ein wenig gesenkt, die Unterlippe ein Stück vorgeschoben. Dann schon setzt sie zu einer Antwort an, die der Mann keinesfalls als befriedigend hätte einstufen können: „Apollo also?! Dieser doofe Kerl hat mich verpfiffen? Mit dem werde ich noch ein Hühnchen rupfen... und das meine ich ernst!“ „Trucy, das ist jetzt gerade nicht das Thema... Ich möchte doch nur...“ Doch der Satz des Schwarzhaarigen wird jäh unterbrochen, als die Tür zum Zimmer der jungen Zauberin, mit Elan geöffnet wird und der grauhaarige Staatsanwalt den Raum betritt. Scheinbar eine willkommene Ablenkung, denn das Mädchen wendet sich schlagartig an ihren geliebten Pflegepapa und kommt ihm einige Schritte entgegen. „Oh, Onkel Miles! Bist du etwa schon fertig mit dem Packen?“, wirft sie ihm zusammen mit einem breiten Lächeln schon fast entgegen, sodass ihr Edgeworth ziemlich verdutzt entgegenblickt. So ein Verhalten hat er im Moment scheinbar nicht wirklich erwartet. Sonst ist Trucy immer in einer Stimmung wie nach einem Monat voller Regenwetter wenn er abreisen muss. Aber entweder ist er gerade zu einem für Trucy günstigen Moment eingetreten oder sie freut sich tatsächlich darüber, dass er in ein paar Stunden mit seinem Flieger aus Amerika abreist. In Gedanken entscheidet sich der Staatsanwalt für die erstere Möglichkeit. Rasch überwindet er seine anfängliche Verdutztheit und schließt das Mädchen in seine Arme. Wie immer erwidert sie die Umarmung mit einer zusätzlichen Geste der Zuneigung, bei der sie ihr Gesicht tief in die Rüschenkrawatte des Grauhaarigen drückt. Ein Lächeln huscht über die Mundwinkel des Mannes, der den Blick hebt und in die blauen Augen seines Lebensgefährten blickt. Dieser wiederum zuckt nur mit den Schultern und gibt dabei ein leises Seufzen von sich. Tja, im Moment ist es wohl unmöglich für Phoenix, mehr aus seiner Tochter herauszubekommen. Schließlich muss sie sich auch gleich auf den Weg zur Schule begeben und vorher würde sie sich nochmals ausführlich von Miles verabschieden wollen... ~Nun gut... soll sie machen..., denkt sich der Schwarzhaarige und kratzt sich verstohlen am Kopf. Dann würde er sie eben ausquetschen, sobald sie wieder vom Unterricht heimgekehrt wäre. „Onkel Mi~iles?“, dringt es fast schon flötend irgendwo unter Edgeworths Krawatte hervor, der seinen Blick wieder von Phoenix abwendet und ihn dem Mädchen widmet. „Ja, meine kleine Prinzessin?“, antwortet er mit sanfter Stimme, während eine Hand sacht nach oben wandert und ein wenig mit dem braunen Haar spielt. „Musst du wirklich heute schon wieder abreisen? Du warst doch nur zwei Wochen bei uns.“ Der Grauhaarige muss grinsen und schließt die Augen hinter seiner Brille, während Phoenix sich an den Zweien, welche mitten im Türrahmen des Zimmers stehen geblieben sind, vorbeizuquetschen versucht. Erst als die Schritte seines Partners irgendwo in der Küche verklungen sind, setzt er zu einer Antwort an. „Immerhin konnte ich zwei Wochen meiner Zeit für euch beide aufbringen. Und du weißt doch, dass ich sofort wieder hier bei euch in Amerika bin, wenn ich die Möglichkeit dazu habe. Nichts ist mir so wichtig wie dein Paps und du.“ Ein alter, schon fast ritueller Satz zwischen ihnen, gefolgt von einem kurzen Durchwuscheln von Trucys Haaren und ein leises Kichern der Kleinen, die nun endlich wieder ihren Kopf erhebt und lächelnd nach oben blickt. „Es tut mir leid, dass ich euch heute nicht zum Flughafen begleiten kann, Onkel Miles. Aber...“ „Ach, ist schon gut, Prinzesschen“, lacht der Grauhaarige und löst sich langsam wieder von seiner Pflegetochter. „Immerhin ist die Schule um einiges wichtiger und dein Paps und ich werden es auch alleine schaffen.“ Kurz nickt das Mädchen und rückt den Träger ihrer Umhängetasche, der auf ihrer Schulter liegt, ein wenig zurecht, blickt den Boden an und scheint kurz über etwas nachzudenken. Doch schnell fängt sie sich wieder, schaut mit einem breiten Lächeln wieder nach oben zu den grauen Augen, die ihr freundlich entgegenblicken. Dann lacht sie kurz auf, kuschelt sich noch ein letztes Mal an den Größeren und meint im Vorbeigehen nur noch: „Bring mir bitte wieder etwas aus Deutschland mit, okay?“ Edgeworth muss nun seinerseits lachen, wirft kurz den Kopf in den Nacken und nickt dann nur einmal bekräftigend. „Aber natürlich! Wie immer, meine Kleine!“ Rasch führen die Schritte des jungen Mädchens zu der Wohnungstüre und mit einem lauten: „Guten Flug, Onkel Miles!“ ist sie auch schon verschwunden, das Holz fällt kurz hinter ihr mit einem leisen Knall, gefolgt vom Klingeln der Türglocke ins Schloss. Einige Momente vergehen, Edgeworth steht noch immer im Türrahmen zu Trucys Zimmer während Phoenix in dem zur Küche erscheint und sich locker mit dem Ellbogen seines rechten Armes gegen das feste Holz lehnt. Die Blicke der beiden Männer treffen sich und sie scheinen ein und dasselbe zu denken... „Deine Tochter versucht, irgendetwas vor dir zu verbergen, Phoenix“, beginnt der Grauhaarige dann, macht einen Schritt nach vorne und zieht den Zugang zum Zimmer der Magierin hinter sich zu. Die Augen des Staatsanwalts sind gen Boden gerichtet und so sieht er die Reaktion des anderen nicht. Fragen huschen ihm durch den Kopf und zu gerne hätte er noch vor seinem Abflug erfahren, was es wohl mit diesem Kerl aus der Wunder Bar auf sich hat. Doch scheinbar sollte diese Aufgabe einmal wieder an Phoenix hängen bleiben. Jäh unterbricht sich sein Gedankenverlauf als er auf einmal eine Hand spürt, die zuerst auf seiner rechten Schulter liegt, dann sanft über den Rücken und den zarten Stoff des magentafarbenen Jacketts streicht und schließlich an der Taille des Mannes zum Erliegen kommt. Ein dank der Bartstoppeln rau gewordenes Kinn, streift kurz die linke Wange Edgeworths und sogleich stützt sich auch das Kinn des Schwarzhaarigen auf seiner Schulter ab. Mit geschlossenen Augen schlingt Phoenix auch noch seinen anderen Arm um den Körper seines Geliebten. Tief atmet er den Duft seiner immer leicht parfümiert riechenden Kleidung ein. So verharren die beiden für einige Momente, genießen die Nähe des anderen und hören lediglich das Atmen ihres Partners. Leise, flüsternd, schon fast hauchend spricht nach einigen Minuten die Stimme des Schwarzhaarigen direkt in das Ohr des anderen: „Es ist zu schade, dass du heute schon wieder weg musst... Wir hatten kaum Zeit füreinander...“ „Ja...“, antwortet Miles mit ehrlich bedauerndem Unterton und legt die eigene Hand auf die des Geliebten an seiner eigenen Hüfte. „Weil Trucy mich ständig beschäftigen wollte und ich zudem auch noch meinen Job hier erledigen musste.“ Vorsichtig beginnt der Mann im magentafarbenen Anzug sich innerhalb der Umarmung umzudrehen, seine Arme legen sich sanft um den Hals des Schwarzhaarigen und sacht stupst er mit seiner Nasenspitze gegen die des anderen. Auch seine Augen schließen sich nun und für einen Moment kann er dem Impuls, seinem Lebenspartner einen zärtlichen Kuss auf die Lippen zu drücken, nicht nachgeben. Wieder verharren die beiden Männer für einige Momente in ihrer Position, ehe der Grauhaarige weiterspricht: „Aber ich komme doch auch wieder, das weiß Trucy und das weißt auch du, mein Stachelkopf.“ Ein Lächeln spielt um Phoenix’ Mundwinkel herum und er öffnet seine Augen ein wenig, sodass er dem Mann in seinen Armen durch kleine Schlitze entgegenblickt, was ihm einen etwas spitzbübischen Ausdruck verleiht. Dann nickt er und antwortet kurz und knapp: „Natürlich weiß ich es, Miles.“ Noch einmal versinken die beiden in einem Kuss und in einer tiefen Umarmung, ehe sie sich voneinander lösen und der Blick beider Männer zu den zwei Koffern wandert. Diese stehen auf dem freien Platz neben der Wohnungstüre und warten scheinbar nur darauf, dass jemand sie hochnimmt und zu ihrem Bestimmungsort trägt. Langsam, fast schon widerstrebend löst sich Phoenix von seinem Platz neben dem Grauhaarigen und geht auf die beiden Gepäckstücke zu. Rasch beugt er sich herab und schnappt sich den größeren Koffer am Griff um ihn ein wenig anzuheben und sein Gewicht abzuschätzen. „Puuh...“, ertönt es dann zwischen seinen Lippen hervor während der Blick gespielt strafend zu Edgeworth wandert. „Du solltest lernen, mit leichterem Gepäck zu reisen, Miles. Schließlich waren es nur zwei Wochen, die du hier verbracht hast!“ Ein schräges Grinsen erscheint auf den Gesichtszügen des Angesprochenen und auch er nimmt sich einen der Koffer, offensichtlich den leichteren der beiden, denn er verzieht keine Miene beim Emporheben des Gepäcks. „Und du wirst dich um die Sache mit dem fremden Kerl, der sich an unsere Trucy heranmacht, kümmern?“ Die grauen Augen des Staatsanwalts ruhen auffordernd auf denen des Schwarzhaarigen, der sich nur langsam wieder in eine aufrechte Position einfinden kann. Scheinbar würde Phoenix keine Antwort auf den Hinweis mit dem Ausmaß von Edgeworth’s Packart bekommen. „Natürlich, glaubst du etwa, mich interessiert nicht was die Absicht des Typen ist?“, erwidert der ehemalige Strafverteidiger ein wenig mürrischer als gewollt. Der Ton wird sogleich mit einem bösen Blick des anderen Mannes bestraft, doch Phoenix kümmert sich erst einmal nicht darum. „Wie ich es gestern Abend schon erwähnt habe, ich gebe viel auf Apollos Meinung. Und wenn er meint, mit diesem Kerl stimmt etwas nicht, dann werde ich es nachprüfen. Selbst wenn hartnäckige Ermittlungsmethoden benötigt werden, ich werde mich nicht von meiner Tochter abschütteln lassen.“ Und mit einem Grinsen fügt er noch hinzu: „Und du weißt, dass ich bisher immer an die Informationen gekommen bin, die ich wollte.“ Ein Seufzen von Seiten Miles, dann ein Schulterzucken und schließlich ein leicht zur Seite geneigter Blick aus grauen Augen, welche soviel sagen wollen wie: >Du bist unmöglich.< „Wie sollte ich diese Tatsache vergessen haben?“, antwortet Edgeworth nur und streicht dem anderen kurz über das schwarze Haar, das unter der blauen Mütze hervorschaut. Dann legt er seine Hand auf die Türklinke und meint mit einem Blick auf die Uhr, welche der hinteren Ecke des Eingangszimmers steht: „Und jetzt sollten wir uns wirklich auf den Weg machen, Nick! Schließlich will ich doch nicht meinen Flug verpassen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)