Du und ich von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Kapitel 10 Wenn sie stirbt Immer noch lehnte Van an der Glasscheibe, er spürte die Kälte der Scheibe an seinen Händen. Wieder und wieder, bei jedem Atemstoß beschlug die Scheibe etwas. Der König von Farnelia war vollkommen Machtlos, nichts konnte er ausrichten. Nur warten. Darauf warten, dass ein Wunder geschieht, sie die Augen aufschlug und ihn wieder so verliebt ansehen würde wie bei ihrer letzten Begegnung. Langsam schloss er die Augen, sofort sah er sie vor sich. Bilder aus der Vergangenheit mischten sich mit denen aus der Gegenwart. Sie durfte nicht von ihm gehen. Und wieder quälte Van die Frage was wohl mit ihm geschehen würde, wenn sie nicht mehr da war. Würde er einfach so weitermachen können? Er hatte ein Volk zu schützen, war es da richtig sich seinem eigenen Schmerz so hinzugeben? Nicht mehr Leben zu wollen? Nicht mehr Leben zu können? Und obwohl er wusste das ihm diese Antwort egoistisch und eigennützig vor kam, so wusste er schon, seit er ihren Schmerz verspürt hatte, er würde nur noch eine leere Hülle sein, sollte sie wirklich sterben. Hitomi, war es die ihm wieder ein Stück Leben zurückgeben hatte, damals als sie im großen Krieg gemeinsam gekämpft haben. Sie hat ihn vertrauen lassen, hat sein Herz geheilt und es zu neuem Vertrauen ermutigt. Hitomi nährte sein Herz mit allem was der König brauchte. Sie war sein Gegenpol. Sie war es die ihm immer Hoffnung gab, die ihm sein Lachen zurück gebracht hatte. Sie war es die ihm aufrichtig ihr Herz geschenkt hatte. Und sie war es die ihn immer noch liebte, nach all diesen Jahren. Ein tiefer Atemzug entwich dem König, warum nur hatte er sie nicht zu sich geholt? Schuldgefühle plagten ihn seit jeher und seit dem heutigen Tag war es schlimmer als je zu vor. Wenn er sie nur mit sich genommen hätte oder bei ihr geblieben wäre, dann… dann wäre das niemals passiert. Ein sanfte Berührung lies ihn die Augen öffnen. Magda stand neben ihm und sah ihn mitfühlend an. Kaiko war auf ihrem Arm eingeschlafen. „Soll ich ihn Ihnen abnehmen?“ bot Van sich an und nickte ihr gewinnend zu. Magda freute sich darüber, denn der Junge war bereits seit einigen Stunden auf ihrem Arm und so langsam verließen sie die Kräfte. Vorsichtig übergab Magda den kleinen Jungen. Besorgt blickte Van auf den blonden Haarschopf, was sollte nur aus ihm werden, wenn Hitomi nicht mehr aufwachte? Schnell verdrängt Van diesen Gedanken. Er hatte selbst viel zu früh erfahren müssen wie es ist wenn ein Elternteil stirbt. Dann fiel sein Blick auf Magda, die ebenfalls starr auf Hitomi blickte, als wolle sie sie mit ihren Blicken zwingen endlich aufzuwachen. „Wer sind Sie wirklich?“ flüsterte Van und musterte Magda neugierig. „Die Haushälterin.“ Antwortete Magda ruhig und hob ihren Blick nicht von Hitomi. Van beugte sich vor, so dass sie ihn ansehen musste. Er zog eine Augenbraue hoch und sah sie erneut fordernd an. Magda blickte kurz zu Boden und dann wieder in die fragenden Augen ihres Gegenübers. „Ich bin sein Schutzengel, wenn man so will!“ meinte die Alte und lächelte. „Ich bin eine Samurai-Kriegerin Gayas. Mir wurde er anvertraut, er trägt die Zukunft in sich.“ Sagte sie und blickte bedeutungsvoll auf den kleinen Jungen. „Ich verstehe nicht! Was hat er mit Gaya zu tun?“ fragte Van verwirrt. „Er hat die Gabe seiner Mutter geerbt, er kann in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft blicken, so wie sie! Er ist der erste männliche Nachfahre, der mit dieser Gabe zur Welt kam. In den letzten Jahrhunderten waren es immer weibliche Wesen, die diese Gabe hervor brachten. Er könnte irgendwann einmal sehr wichtig für Gaya sein.“ Nachdenklich lies Van ihre Worte auf sich wirken. „Weiß Hitomi wer Sie wirklich sind?“ fragte Van. „Nein, ich konnte es ihr nicht sagen, sie würde niemals zulassen, dass ich ihn mit mir nehme. Und das würde sie zweifelfrei sofort vermuten wenn sie meine wahre Identität kennen würde.“ Erklärte Magda und blickte auf Hitomi. „Sie ist eine starke Frau, sie kämpft für ihr Kind wie eine Löwin, nur deshalb ist sie bei ihm geblieben. Doch, glauben Sie mir, es ist kein Tag vergangen an dem sie nicht an Sie gedacht hat. Ihre Augen, sie waren, sie waren so leer viele Jahre lang. Doch als Sie bei ihr waren, da wurde mir bewusst wie sehr sie Sie lieben muss. Ein Leuchten ging von ihr aus was mir vollkommen unbekannt war.“ Van schwieg eine Weile und blickte wieder auf ihr Krankenbett. Er konnten nicht verhindern das die Angst ihm wieder einmal das Blut in den Adern gefrieren lies, sein Herz zwang panisch zu werden und wieder diese unendliche Leere in sich zu fühlen. Als würde er in ein schwarzes Loch fallen, dass nicht enden wollte. Kein erlösender Aufschlag, kein Seil an dem sich festhalten konnte. Nur der freie Fall, der unendliche Fall. Ja, der fanelische Engel fiel und er wusste, dass sein Herz diese Leere nicht unendlich würde aushalten können. Doch noch gab es Hoffnung und immer und immer wieder zwang er sich daran festzuhalten. Es war seine einzige Rettung, seine einzige Chance, dass in diesem schwarzen Loch irgendwann ein Licht die Dunkelheit vertreiben würde. „Wollten Sie ihn mitnehmen?“ hakte Van nach und wandte seinen Blick Magda zu. Er musste ihr bei dieser Frage in die Augen sehen. „Nein, niemals hätte ich ihn ihr weggenommen. Wir wussten das es nur eine Frage der Zeit sein würde, dass sie von allein hätte zurückkehren wollen. Ihretwegen.“ Erklärte Magda ruhig und erwiderte seinen Blick. „Die Liebe die sie verbunden hält ist wie eine eiserne Kette, die nicht zu zerstören ist.“ Magda lachte leise und sah Van liebevoll an. „Sie müssen an sie glauben, glauben sie an Hitomi, das ist ihre einzige Chance.“ Fügte sie an und blickte wieder auf die Patientin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)