Du und ich von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Kapitel 7. Eine Entscheidung Seit ihrer Begegnung mit Van waren nun vier Wochen vergangen. Abwesend blickte sie auf die Kerze, die immer wieder leicht flackerte. Marcello hatte sie wieder mit zu einem dieser Arbeitsessen mitgeschleppt. Und nun saß sie hier in ihrem edlen Kleid und dem teuren Schmuck. Eigentlich hätte sie Lächeln und sich angeregt mit den Ehefrauen von Marcellos Partnern unterhalten sollen. Doch, ihr war überhaupt nicht nach Lächeln und Smalltalk, sie fühlte sich elend. Der Mann ihres Herzen kämpfte vielleicht gerade um sein Leben während sie hier saß und sich mit einem viel zu teuren Essen voll stopfte. Während andere lachten und Spaß hatten starben auf Gaia Menschen, Menschen die ihr so viel bedeuteten. Immer wieder hatte sie es hin und her gedreht, aber sie konnte nicht fort von hier. Ihr Sohn brauchte sie, aber Van brauchte sie auch. Sie konnte seine letzten Worte einfach nicht vergessen, ebenso wenig den resignierenden Blick, den sie hatte entdecken können. Das war doch sonst nicht seine Art, aufgeben – nein, nicht für Van Fanel. Der einzige Trost für sie war, dass sie ihn seit ihrer letzten Begegnung wieder spüren konnte. Ja, endlich ließ er es wieder zu. Er war noch da, noch war es nicht zu spät. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen. Ja, es fühlte sich gut an. Als sie wieder aufsah blickte sie direkt in die Augen ihres Mannes. Zorn, funkelte in seinen blauen Augen. Sie hatten oft gestritten seit Van Hitomi gerettet und wieder nach Hause gebracht hatte. Hitomi hatte befürchtet dass er sie nicht verstehen würde. Trotzig erwiderte sie seinen Blick und wich ihm nicht einen Zentimeter aus. Sie hatte es satt sich dafür schämen zu müssen, sie wollte sich nicht mehr schuldig fühlen für eine Liebe die nun schon so lange andauerte. Und gerade als ihr Mann seinen Blick von ihr abwandte holte Hitomi ein altbekanntes Gefühl wieder ein. Der Raum um sie herum verschwamm, alles drehte sich. Als sie langsam die Augen öffnete fand sie sich in einer Ruine wieder, Staub und Asche wirbelte durch die Luft, langsam drehte sie sich, sie kannte diesen Ort. Von den Häusern war nicht viel übrig, doch die Berge die sich rund um diese Stadt zusammen schlossen bezeugten es. Sie war in Fanelia. Es war wirklich erneut zerstört worden. Hitomi fühlte eine plötzliche Leere die sich in ihr Herz stahl, immer wieder drehte sie sich. Sie konnte es nicht glauben. Alles zerstört, der harte Wiederaufbau - einfach niedergerissen. Sie konnte niemanden erkennen, es war verlassen. Niemand konnte hier Leben. Erneut hatten der Tod und die Zerstörung seinen Weg in diese wunderbare Stadt gefunden, aber warum? Van und sie empfanden doch immer noch dasselbe für einander. War es nicht so? Sollte es nicht so sein, dass Gaia nie wieder Krieg drohte solange sie das gleiche empfinden? War der Hass der anderen Menschen stärker als ihre Liebe? Oder waren sie es? Haben sie gemeinsam diese furchtbare Tragödie zu verantworten? Ein schmerzlicher Stich in ihrem Herzen wollte ihre Vermutung bestätigen. Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund. Völlig aufgelöst sackte sie auf die Knie. Nein, das durfte nicht sein. Sie liebten sich doch? Ja, sie liebte ihn mit jeder Faser ihres Herzens. „Hitomi!“ eine ihr bekannte Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Es ist geschehen, hör auf dich zu quälen.“ Sprach er sanft weiter. „Folken, aber was machen sie denn hier?“ fragte Hitomi aufgeregt. „Sie wir… Schuld daran?“ sprach sie ihren Gedanken aus. Folken lächelte ihr sanft zu und trat näher an sie heran. Er reichte ihr seine Hand. Dankend ergriff sie sie und ließ sich mit sanfter Kraft hochziehen. „Es tut mir so leid, Hitomi!“ sprach er leise und blickte sie aus seinen rostroten Augen an. „Aber…!“ verzweifelt reckte sie die Hände in die Luft und versuchte ihre Fassung wieder zu erlangen. „Das alles sollen wir zerstört haben?“ rief sie unter Tränen aus. „Oh Van!“ verzweifelt legte sie ihre Hände vors Gesicht und weinte ungehemmt. „Hitomi, ihr liebt euch immer noch, aber in Van und ebenso in dir ist etwas zerbrochen. Du quälst dich mit deinem Leben, in das du gedrängt wurdest und Van wurde enttäuscht. Und dennoch liebt ihr einander immer noch genauso wie damals.“ Erklärte Folken ruhig, während er beruhigend über ihren Rücken strich. „Aber, warum ist das hier dann geschehen?“ rief sie verzweifelt aus und sah sich ungläubig um. „Eure Verzweiflung hat es zugelassen, ihr habt nicht mehr aneinander geglaubt.!“ Antwortete Folken. „Hitomi, mein Bruder kämpft mit seiner ganzen Kraft um dieses Land, dass er so sehr liebt, aber solange ihr euch nicht entscheidet wird es vergebens sein.“ Sprach er weiter und blickte Hitomi in die Augen. „Aber er hat sich bereits entschieden.“ Murmelte Hitomi abwesend. „Wie meinst du das?“ fragte Folken und packte Hitomi an den Schultern. „Er sagte er sei nicht mehr meine Angelegenheit und das… sollte Fanelia diesen Krieg verlieren, dann sei er es auch.“ Sagte Hitomi stockend. Traurig senkte Folken den Kopf und ließ von Hitomi ab. Er wandte sich um und blickte zwischen den Trümmern umher. „Dann ist er verloren.“ Brachte Folken leise hervor. „Was?“ Hitomi trat eilig an ihn heran. „Mein Bruder wird schon sehr bald sterben.“ Verschreckt stand Hitomi neben Vans Bruder. Völlig Fassungslos über seine Worte. Sie brauchte einen Moment bis ihr Verstand diese Worte verarbeitet hatte. „Nein.“ Sagte sie entschlossen. Überrascht wandte sich Folken ihr zu. „Er wird nicht sterben solange ich es verhindern kann.“ „Hitomi, er kann ohne dich nicht weiter machen, versteh doch, es bricht ihm das Herz.“ Meinte Folken und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. „Das muss er auch nicht, ich komme zurück!“ brachte sie mühsam hervor, ihre Stimme schwankte, Tränen liefen ihre Wangen hinab. „Hitomi, das ist kein Spiel.“ „Ich spiele auch nicht Folken, ich meine es ernst. Ich werde es nicht zulassen, hörst du?“ knurrte Hitomi energisch und löste sich von ihm. Entschlossen blickte sie ihn an. Noch bevor er ihr antworten konnte verblasste ihr Bild. Benommen blinzelte Hitomi ein paar Mal, ehe sie begriff, dass sie sich wieder im Restaurant befand. Niemand hatte ihre Abwesenheit bemerkt. Ihre Erinnerungen an ihr Gespräch mit Folken eilten durch ihre Gedanken, sie musste zurück. Jetzt. Sofort. Entschlossen stand sie auf. Verwirrte Blicke lagen auf ihrem Körper. „Schatz, was ist denn los? Wo willst du hin?“ fragte Marcello und bemühte sich um ein Lächeln. „Würden Sie mich bitte entschuldigen ich muss gehen.“ Sagte sie höflich und drehte sich um. Mit schnellen Schritten hatte sie die Tür erreicht und trat ins freie. Es dauerte nicht lange als sie schnelle Schritte hinter sich hörte. „Wo willst du hin?“ rief er ihr zu, doch sie blieb nicht stehen. Als er sie erreicht hatte packte er sie grob am Arm. „Aua, du tust mir weh. Lass mich los!“ rief sie verzweifelt, doch der eiserne Griff um ihren Arm lockerte sich nicht. „Erst wenn du mir sagst wo du hin willst, du machst mich hier vollkommen lächerlich, willst du das? Willst du dich für die Streitereien an mir rächen?“ schrie er sie wütend an. „Es geht nicht immer nur um dich, verdammt.“ Rief sie ihm zu. „Ich werde dich verlassen.“ Schrie sie ihm entgegen und zerrte wieder an ihrem Arm. „Was? Nein, das lasse ich nicht zu. Wo willst du hin? Zu ihm? Ist es das?“ wütend verstärkte Marcello seinen Griff um ihren Arm. Tränen bildeten sich in ihren Augen, es tat unheimlich weh, doch sie bemühte sich stark zu sein. „Ich habe mich entschieden, es ist vorbei!“ sagte sie ruhig, dabei blickte sie in seine blauen Augen, die vor lauter Wut zu lodern schienen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)