Du und ich von Schreibfee_86 ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Kapitel 3. Wirkliches Leben „Hitomi, wäre das denn so furchtbar? Du…!“ als sie sah wie ihre Freundin die Augen verdrehte stoppte sie kurz. „Du wehrst dich so sehr gegen diesen Mann, dass du gar nicht bemerkst wie wundervoll er eigentlich ist.“ Brachte Yukari vorsichtig zu Worte. „Aber ich liebe ihn nun mal nicht. Ich… ich liebe Van, und das auch nach acht Jahren noch. Ich kann mich nicht auf Marcello einlassen. Ich will das nicht. Es… es käme einem Betrug nahe.“ Gab Hitomi verzweifelt von sich und war unbewusst lauter geworden. „Glaubst du nicht auch, dass dieser Verrat oder Betrug, wie auch immer du es nennen willst, schon vor vier Jahren, das Licht der Welt erblickt hat?“ fragte Yukari sarkastisch und blickte ihre Freundin skeptisch an. Ja, in gewisser Weise hatte Yukari noch nicht einmal unrecht. Sie hatte ihr Versprechen gebrochen. Sie hatte einen anderen Mann geheiratet und auch noch ein Kind von ihm bekommen. Aber sie hatte diesen Mann nicht aus Liebe geheiratet. In ihrem Herzen war kein Platz für ihn. Dort war nur Platz für den einen. „Worauf wartest du eigentlich Hitomi? Was erwartest du von deinem Leben noch?“ fragte Yukari plötzlich und verschränkte die Arme vor der Brust. Nachdenklich blickte Hitomi sie an. „Glaubst du immer noch daran, dass ihr eines Tages zusammen sein könnt? Amano und mich trennen Städte, Länder, aber euch beide trennen Welten. Und was viel wichtiger ist, du hast einen Sohn, Hitomi. Du bist verheiratet. Selbst wenn er hier irgendwann auftauchen würde oder du die Möglichkeit hättest nach Gaia zurück zu kehren, was würdest du tun? Du kannst hier nicht einfach so weg.“ Sprach Yukari auf sie ein. „Das weiß ich alles, Yukari, und ich liebe meinen Sohn über alles, aber Van fehlt mir und ich vermisse ihn. Ich fühle mich, als lebte ich in einer leeren Hülle. Alles um mich herum geschieht wie in Trance, nichts ist wirklich. Ständig driften meine Gedanken zu ihm ab. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Und das schon so viele Jahre lang. Ich weiß, dass diese Hochzeit und die Geburt von Kaiko es unmöglich macht, dass ich jemals zu ihm zurückkehren könnte. Ich habe es solange versucht, bevor ich Marcello vorgestellt wurde und selbst danach noch. Es sollte nicht sein.“ Endete Hitomi und trank von ihrem Milchkaffee. „Sieh endlich wieder nach vorn. Behalte ihn in guter Erinnerung, wenn dein Herz ihm für immer gehört, dann wird er das spüren, Hitomi. Aber bitte, lebe dein Leben in dieser Welt. Verschließe dich nicht vor deiner Familie. Denn das seit ihr, ob du das willst oder nicht.“ Sagte Yukari ernst und hob wieder die Tasse an ihren Mund. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Was?“ fragte Hitomi und musterte ihre Freundin skeptisch. „Ich finde es beeindruckend.“ Sagte Yukari knapp. Mit einem fragenden Blick bohrte Hitomi weiter. „Ich finde es beeindruckend, dass du nach diesen Jahren immer noch so sehr an ihm hängst. Ihr wart noch Kinder, Jungendliche, wie auch immer. Und er hat dich behandelt wie eine Aussätzige.“ Hitomi wollte ihren Ohren nicht trauen, was redete Yukari da nur? „Zu mindestens als er hier ankam!“ fügte sie besänftigend hinzu, als sie sah wie ihrer Freundin die Röte ins Gesicht schoss. Das war zu viel. Was bildete sie sich nur ein? Woher nahm sie das Recht ihre Liebe zu Van so in Frage zu stellen. Hitomi schluckte hart, sie spürte wie ihr Herz immer wilder zu schlagen begann, wie ihr heiß wurde. Ihre Wut, ihr die Kehle zuschnürte. Wortlos stand sie auf, legte das Geld für ihren Kaffee auf den Tisch „Hey, was wird das denn jetzt? Hitomi, so war das doch gar nicht gemeint!“ rief sie ihrer Freundin nach. Doch Hitomi blieb nicht stehen. Kraftvoll drückte sie hohe Glastür auf und marschierte aus dem Kaffee. Mit eiligen Schritten lief sie die Einkaufstraße hinab. Hin und wieder wurde sie von Passanten angerempelt. Immer wieder verfiel sie in einen kurzen Laufschritt, ehe sie wieder normal ging. Das Blut rauschte in ihren Ohren und ihre Gefühle drifteten ab auf eine rasante Achterbahnfahrt. Den Lärm der Stadt nahm sie nicht mehr war, immer wieder hörte sie Yukaris Worte in ihren Ohren. >Du wehrst dich so sehr gegen diesen Mann, dass du gar nicht bemerkst wie wundervoll er eigentlich ist.< >Glaubst du nicht auch, dass dieser Verrat oder Betrug, wie auch immer du es nennen willst, schon vor vier Jahren, das Licht der Welt erblickt hat?< >das du immer noch so sehr an ihm hängst< > Ihr wart noch Kinder, Jungendliche, wie auch immer. Und er hat dich behandelt wie eine Aussätzige< während diese Sätze immer und immer wieder durch ihre Gedanken stürzten, vermischten sie sich mit Bildern aus der Vergangenheit. Es war als würde sie ihren Aufenthalt auf Gaia wie in einem Kurzfilm noch einmal vor Augen geführt bekommen. Und wieder wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie niemals hätte zurückkommen dürfen. Abrupt blieb sie stehen und blickte sich um, eingeschlossen von den hohen Wolkenkratzern, fühlte sie sich eingesperrt. Eingesperrt und in ein Leben gezwungen, dass sie hätte mit jemand anders Leben wollen. Sie musste fort von hier, fort aus der Stadt. Eilig rannte sie die U-Bahn Stufen hinab und erwischte gerade noch die U-Bahn, bevor sich die Türen schlossen. Kraftlos lehnte sie sich an die geschlossene Tür und atmete tief aus, bevor sie sich einen leeren Sitzplatz suchte. War es denn so verwerflich? War es so falsch, an dem festzuhalten was man sich am meisten wünschte? Sie liebte ihn nun mal und daran würde sich auch nichts ändern. Und obwohl sie ihn jetzt schon so lange nicht mehr gesehen hatte, konnte sie sich dennoch ganz genau an ihn erinnern. Seine brauen Augen, die langen schwarzen Wimpern. Das zurückhaltende Lächeln. Wieder wurde es ihr warm ums Herz. Sollte Yukari doch denken was sie wollte, dachte Hitomi grimmig und blickte aus dem Fenster. Und doch nagte der Zweifel an ihr, wuchs ihr Sohn anders auf, nur weil sie seinen Vater nicht liebte? Wie viel bekam der kleine Junge davon mit? Nachdenklich blickte sie auf ihren Ehering. Marcello und sie stritten kaum, allerdings gab es auch nicht sehr viel das die Beiden miteinander teilten, was die Beiden verband, ja, eigentlich verband nur Kaiko die Beiden. Warum nur? Warum durften sie nicht mit Van zusammen sein? Ob Van noch an mich denkt, dachte sie, wieder zuckte ein Bild aus der Vergangenheit an ihr vorbei, unweigerlich musste sie Lächeln. Vielleicht hat er jetzt auch schon Familie, dachte sie weiter und spürte wie es an ihrem Herzen zerrte, ja es würde ihr wehtun. Es würde ihr wehtun, dass eine andere Frau in seinen Armen liegt. Schmerzlich schloss sie die Augen und verdrängte das Bild das sich ihr offenbare wollte. Doch als sie merkte wie egoistisch ihre Gedanken waren, öffnete sie erschrocken die Augen. Van hatte doch schließlich ein Recht darauf Glücklich zu sein. Wer weiß, vielleicht hatte er jemanden gefunden, der ihm genau die Liebe schenkt, die er verdient hatte und die bei ihm war. Auf Gaia, in Fanelia, der wunderschönen Stadt in den Bergen. Und die ihm einen Erben schenkte um Fanelias Überleben für das nächste Jahrhundert zu sichern. Das Bremsen der U-Bahn riss sie aus ihren Gedanken. Sie war da. Schnell stand sie auf und stieg aus der U-Bahn. Dann ging sie zum Ausgang und stieg die Treppen hinauf. Die Sonne erwärmte ihre Haut und sie konnte schon die frische Meeresluft riechen. Hosted by Animexx e.V. 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