Panakeias Segen von Antiana ================================================================================ Kapitel 15: 10. Juni -------------------- Ich kann nicht anders als peinlich zu hüsteln. >___> Ich möchte für dieses Kapitel in unser beider Namen ausdrücklich entschuldigen. Wir haben ein wenig... über die Stränge geschlagen. Ich wünschte, wir würden unser Hauptpairing nicht so vergöttern. Aus Gründen, die am Ende offensichtlich werden, ist das Rating dieses Kapitels PG 16. Sonst bedanke ich mich wieder herzlich bei allen Kommentatoren und anderen Lesern. Ihr motiviert uns wirklich ungemein. Disclaimer: Akira Amano, ATLUS Rating: PG 16 Panakeias Segen 10. Juni Der 10 Juni. Der Tag den Tsuna gefürchtet hatte. Die Auswahl für die Kunstclubs stand an. Schon seit etwa 10 Minuten stand er im Gang mit der Auswahl und hatte, auf seinem Zettel den Handarbeitsclub bereits durchgestrichen. Blieben noch der Zeichen, der Musik und der Schauspielclub übrig. In allen drei Disziplinen war er miserabel und so war es wohl eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Bevor er jedoch die Flinte ins Korn warf, würde er versuchen sich in irgendeinen Club einzufinden. Kurz entschlossen ging er in einem Raum vor dem Notenständer standen und fand sich in einem kleinen Orchestersaal wieder, in dem schon reges Treiben herrschte. Viele Leute rannten durcheinander und bauten Musikinstrumente auf, schlugen Sachen in ihren Notenheften nach oder standen einfach nur herum und redeten ganz angetan über das neuste aus der Musikszene. Tsuna war nie sonderlich musikalisch gewesen, in der Grundschule hatte man ihn zum Haupt-Triangelspieler ernannt und er war niemals über diesen Stand hinausgekommen. Abgesehen davon, dass er kein Musikinstrument spielen konnte, hatte er eine Stimme, die fürs Singen absolut nicht gemacht war. Alles was übers summen hinausging übertraf seine Fähigkeiten. An der Wand sah Tsuna eine schwarze Liste mit Namen drauf auf der groß oben drüber stand. “VOM KLUB WEGEN UNMUSIKALITÄT AUSGESCHLOSSEN” Ein schlechtes Gefühl überkam ihn als er die Namen auf der Liste überflog und die dick, rot umkringelten Namen “Xanxus Cialda” und “Squalo Superbia” las. „Hallo.“, kam es plötzlich von hinten und Tsuna wirbelte erschrocken herum. Er blickte in das Gesicht eines Jungen, der eine Brille trug. Sein Haar war kupferfarben und er hatte ein freundliches Lächeln aufgesetzt. „Bist du ein neuer Bewerber? Herzlich willkommen.“, sagte er freundlich und... Tsuna wusste nicht warum, er fühlte sich gleich heimisch in diesem Club: „Äh... Ja... Eventuell. Ich wollte mich mal umsehen.“, erwiderte Tsuna, zwar noch etwas verunsichert, aber auch sehr freundlich und zauberte ein Lächeln auf das Gesicht des Jungen. „Shoichi mein Name und du?“, fragte der Junge ihn und schob seine Brille zurück auf die Nase. „Tsu... Tsuna.“, antworte der angesprochene lächelnd. Tsuna konnte es kaum fassen. Ein normaler Mensch an dieser Schule. “Bi-Bist du real?!” fragte er mit zittriger Stimme und rieb sich die Augen während er Shoichi ganz genau ansah. Er wirkte so… so echt… Tsuna wagte es nicht seine Hand auszustrecken und ihn zu berühren in der Angst, er könnte wie eine Seifenblase einfach zerplatzen. Shoichi betrachtete ihn mit genau demselben Gesichtsausdruck. “J-Ja, bist du es auch? Ich hab… so selten jemanden hier gesehen… der normal ist? Ist dir aufgefallen…” “Dass die ganze Schule mit Verrückten bevölkert ist?!” beendete Tsuna seinen Satz und nickte heftig. Tränen der Rührung und der Erleichterung traten in Shoichis Augen. Der Moment der Rührung wurde von einem lauten “TSUNA!” unterbrochen, das vom Klavier her kam. Tsuna wandte sich in Richtung Stimme und sah Gokudera am Klavier sitzen und ihm zu winken. „Kommst du in den Musikklub?“, fragte er aufgeregt lachend und wollte von seinem Stuhl aufspringen, da knallte ihm ein Mädchen einen Block auf die Finger. „Du bleibst sitzen. Ich kontrolliere jetzt die Anwesenheit! Und an alle neuen Mitglieder, sucht euch ein Instrument. Ich werde euch testen.“, rief sie ernst aus und blickte im Raum umher. Dann deutete sie mit ihrer Flöte auf Tsuna. „Mit dir fangen wir an.“, rief sie in einer Art Militärton und setzte sich auf einen Stuhl. „Was spielst du?“, fragte sie gleich weiter und deutete auf das Instrumenten-Ensemble. „Das ist die Managerin. M.M., Such dir einfach irgendetwas aus und spiel was.“, riet ihm Shoichi und deutete auf die Regale mit den Instrumenten. Voller Grauen stellte Tsuna fest: Es gab keine Triangel! “Also… ich wollte wirklich… einfach nur erst mal zusehen… ein Instrument kann ich nicht wirklich spielen, es sei denn es ist aus Metall und besteht aus einer gebogenen Eisenstange…” erklärte er verunsichert und bekam sogleich einen Klaps mit der Flöte verpasst. Der Klub schien ihm gleich um einiges fürchterlicher zu sein. “Tss, tss, ein Sänger also. Kein Problem. Kennst du ‘Walking on sunshine’? Jeder kennt das Lied! Gokudera, spiel! Der Junge will singen!” Von Wollen konnte nicht gerade die Rede sein, aber zumindest glaubte Tsuna sich an den Liedtext zu erinnern… Das WAR doch das Lied aus der Cornetto Werbung, oder etwa nicht? Tsuna sang, so gut wie er konnte einige Mitglieder des Musikklubs hielten sich die Ohren zu, andere sahen gequält aus, und wieder andere schockiert. Es konnte nur grauselig sein. Tsuna konnte nicht singen, hatte es nie gekonnt. M.M. wies Gokudera nach etwa acht Takten des Liedes an aufzuhören, dann fragte sie streng. „Name?“ Tsuna antwortete ihr schnell und sie kritzelte ihn nieder, dann zog sie aus ihrer Brusttasche einen Roten Edding und umkringelte den Namen damit genau drei Mal. Dann reichte sie das Blatt einem Schüler neben ihr und dieser platziere es an der Pinnwand, direkt unter Xanxus Namen. „Und jetzt raus!“, rief M.M. wütend und Shoichi schickte ihm noch einen traurigen Blick nach. Enttäuscht strich Tsuna das “Musikklub” auf seinem Ankreuzbogen durch und sah sich in dem Flur um. Einige Neugierige hatten sich versammelt um zu erfahren wer im Musiksaal auf so fürchterliche Art und Weise zu Tode gefoltert wurde und ein amüsiertes Raunen ging durch die Menge, als sie erkannten, dass es nur ein besonders jämmerlicher Singversuch gewesen war. Tsuna seufzte schwer. Der Zeichensaal lag dem Musikzimmer direkt gegenüber, bemalte Staffeleien reihten sich davor aneinander und wiesen einen Pfad zu der künstlerisch verzierten Tür. Mit einem schlechten Gefühl im Bauch trat Tsuna durch den Wald aus Farbe, Leinen und Holz, bis er die Tür erreichte und hinein linsen konnte. Im Inneren stand eine Gruppe von Schülern in einem Kreis um ihr Modell. Als Tsuna auf sie zutrat, wurde ihm schmerzlich bewusst, dass Aktzeichnen wohl gerade das Semesterthema war. Das war viel mehr als er jemals von Dr. Shamal hätte sehen wollen! Tsuna beschloss, dass dieser Club, trotz seines freundlich aussehenden, kleinen, rosahaarfarbigen Clubleiters, der herumging und sich die Bilder besah, auf Zehenspitzen, nicht der richtige für ihn war Noch bevor er richtig eingetreten war, machte er kehrt, wurde aber kurz vorm Verlassen des Raumes aufgehalten. „Wolltest du zu mir?“, fragte das Mädchen mit dem rosa Haar und lächelte einladend. „N...Nein... Ich denke...nicht dass ich hier...“ Das Mädchen lachte. „Jeder kann zeichnen. Komm her!“, sagte sie und reichte ihm Papier und Stift. „Ich bin übrigens Nosaru, der Clubleiter. Sieh dir das Bild genau, verinnerliche es und lass es deine Hand führen.“. Tsuna war den Tränen nahe. Wenn es etwas gab was er sich nicht verinnerlichen wollte, dann war es das Bild vom doch sehr nackten Schularzt, der sich in aufreizender Pose auf einem roten Ledersofa räkelte. Wahrscheinlich musste er wegen diesem Anblick zum Psychologen, damit er das Trauma jemals verarbeiten konnte. Seine Hand zitterte als er zu einer noch leeren Leinwand geführt wurde. “Ich… ich kann das nicht zeichnen…” weinte er verzweifelt und Nosaru lachte. “Keine Sorge, wir sind nicht der Musikklub, jeder der mit dem Herzen dabei ist wird aufgenommen, selbst wenn er nur Strichmännchen zeichnen kann. Siehe dir das Modell an, betrachte seine Vollkommenheit und lasse es auf dein Bild fließen.” Das einzige was im Moment floss war der, nicht enden wollende, Strom aus Tränen, der sich seinen Weg über Tsunas Wangen bahnte. Tsuna schloss in dem Prozess die Augen und kritzelte ein paar wüste Striche aneinander. Sie hatten nicht einmal eine Verbindung zueinander, aber als er den Stift weglegte und den Blick vor lauter Ekel abwandte. Nosaru nahm ihm das Bild aus der Hand und betrachtete es, indem er es vor sich hielt und dann näher an das Gesicht heranführte. „Das ist ja... genial!“, rief er aus und lachte. Absolut genial. Seht euch das an! Er ist ein Naturtalent!“, sagte der, wenn Tsuna das richtig verstanden hatte, Junge mit dem rosa Haar. Tsuna wusste allerdings noch gar nicht, was genau er da vollbracht hatte. “Diese Strichführung! Diese Energie! Er hat es geschafft das tiefere Wesen des Modells zu sehen und zu erfassen! Mit seiner leidenschaftlichen Führung hat er es auf das Papier gebannt, es ist wie ein Einblick in die Seele des Modells! In die Seele des Künstlers! Nicht nur das Modell hat er dort auf das Papier gebannt, nein es ist sogar ein Teil seiner eigenen Liebe. Seiner eigenen Passion! Das ist das Beeindruckendste was ich bisher an dieser Schule gesehen habe!” schwärmte der Klubleiter, und die Traube aus Mitgliedern die sich um ihn versammelt hatte, stimmte in zustimmendes Gemurmel ein. Anscheinend war er der nächste Da Vinci oder Van Gogh, aber ihn konnte das nicht wirklich interessieren. Verzweifelt blickte er sich in dem Saal um, um seine Augen von diesem schrecklichen Anblick zu erholen. Und als seine Augen über die Portraits an den Wänden glitten, kräuselte sich seine Stirn zweifelnd. Sah er da wirklich was er sah? Hatte der vorherige Schock ihn ins Delirium geschickt? Mit zweifelndem Blick trat er näher an eine Reihe von ebenfalls Aktbildern, auf denen ein sehr, sehr nacktes männliches Modell sich wie eine Katze auf einem roten Laken räkelte. Das Licht glitzerte auf den Perlenketten die auf seinem Körper platziert waren und unterhalb seiner wohl trainierten Bauchmuskeln… Tsuna wurde knallrot, aber er konnte einfach nicht von diesem sehr lebensechten Bild wegsehen. Für einen Kerl, dachte Tsuna, sah Xanxus unglaublich attraktiv aus. Hoffentlich fand er niemals heraus, dass er diese Bilder gesehen hatte. Kurzzeitig hatte Tsuna das Bedürfnis das Bild einfach nur unter seinem Pullunder verschwinden zu lassen, aber er hatte ja einen starken Geist. Wenn er dem Kunstklub beitrat, ob Xanxus da auch noch einmal für ihn Modell stehen würde? Kurzzeitig dachte er daran, dass das etwas Gutes war, dann dachte er daran, dass er Xanxus sein Bild wahrscheinlich zeigen müsste und plötzlich bekam er das Bedürfnis zu fliehen erneut. So lange die anderen noch mit seinem Bild beschäftigt waren, machte er sich auf den Weg, schlich hinter ihnen an der Wand lang und flüchtete aus der Tür, direkt in den Raum, der nur eine Tür nebenan lag. Die Tür des Schauspielclubs. Seine letzte Wahl. Der Raum sah eigentlich aus wie ein normales Klassenzimmer. Nichts war daran speziell. Nur ein paar der Tische waren verrückt und eine relativ kleine Gruppe Menschen hockte in einem Halbkreis mitten im Raum. In ihrer Mitte stand eine Person mit blauem Haar, die Tsuna zunächst nur von hinten sah. Der Junge hielt in seiner linken Hand ein Buch, aus dem er etwas vortrug und mit seinem ganzen Körper unterstrich er das Gesprochene. Obwohl er kein Mikrophon hatte, erfüllte seine Stimme den gesamten Raum und packte einen geradezu. Seine Ausstrahlung war selbst dann fantastisch, wenn man ihn nur von Hinten sehen konnte. “Glaub unsereinem: dieses Ganze, ist nur für einen Gott gemacht! Es findet sich in einem ewigen Glanze, uns hat er in die Finsternis gebracht, und euch taugt einzig Tag und Nacht.” Neugierig trat Tsuna näher und lauschte seinen Worten. Theater bestand bisher für ihn eher aus Märchen in denen man Hexen in Backöfen schubste, und nicht aus Vorträgen aus Büchern. Ein violetthaariges Mädchen unterbrach ihn mit einem kurzen “Allein ich will!” bevor der Junge erneut begann zu sprechen. Diesmal noch kraftvoller als zuvor. “Das lässt sich hören! Doch nur vor einem ist mir bang: Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang. Ich dächt’, Ihr ließet Euch belehren. Assoziiert Euch mit einem Poeten, lass den Herrn… können wir dir helfen?” “Ich… also ich…” stammelte Tsuna, konnte seinen Satz jedoch nicht beenden, da der Junge wieder das Wort an sich riss. “Mein vielsichtig Aug’ erblicket es dort in der deinen Händen ein Formular zur Knechtschaft in den unsren Reihen? Ich bin verzückt, gar verzaubert. Wo uns das niedere Volk doch sonst nicht mit ihrer Anwesenheit beehrt. Tret’ näher junger Freund und lasse dich anblicken. Nur keine falsche Scheu, tritt vor, tritt vor!” „Ein Neubewerber, wie wunderbar!“, rief der Junge aus und winkte einem Mädchen mit lila Haar zu, dass daraufhin aufsprang und einen Block schnappte. „Wie lautet dein Name?“, fragte sie verschüchtert und Tsuna nannte ihn leicht stotterig. Das Mädchen schrieb ihn mit und schon stand er auf der Liste und war eingetragen in den Schauspielclub. Der Junge löste sich jetzt und trat einen Schritt von Tsuna weg, stellte sich ihm gegenüber und maß ihn, aus der Entfernung mit zugekniffenem Auge. „Ah. Wunderbar. Genau so jemanden, haben wir gesucht. Du machst dich großartig als kleiner Junge.“; sagte Mukuro erfreut und Tsuna erschrak sich als die anderen Mitglieder begannen zu klatschen. “Als-Als kleiner Junge?” fragte Tsuna verunsichert und verwirrt darüber, ob das jetzt eine gute Sache war, oder eine schlechte. Schauspieler verstörten ihn. Im Allgemeinen verstörten ihn alle Menschen, aber das Theatervolk war eine Truppe, die er noch weniger durchschaute als den Rest. Genau das war zwar ihr Job, aber das hieß ja noch lange nicht, dass Tsuna das unterstützen musste. “Oh ja, das wird ganz fan-tas-tisch, Kufufufufufufu… wenn ich mich vorstellen darf, ich bin der großartige, atemberaubende, unglaublich talentierte Mukuro. Solange ich Mephistopheles spiele, darfst du mich aber auch Herr und Meister aller Sünde und Zerstörung nennen.” charmant lächelnd erhaschte er sich weiteren Jubel seiner Zuhörer. Alle waren ungemein von ihm fasziniert. Tsuna ließ den Blick über den Jungen gleiten und als er an seinem Gesicht hängen blieb, stockte ihm fast der Atem. Er hatte doch tatsächlich zwei verschiedenfarbige Augen? Wie speziell... und gruselig. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken als Mukuro ihn musterte. „Gib Chrome doch nachher deinen Zettel, sie wird ihn dir unterschreiben. Kufufufu. Wir sind gerade dabei unser neues Stück zu besprechen. Nimm ruhig Platz und hör zu. Natürlich werden wir das Schuljahr mit Goethe beginnen, wie immer. Es ist bereits Tradition.“, erklärte Mukuro und hielt sein Buch in die Luft. „Mukuro-san... Wir haben dieses Jahr wirklich sehr viele Mitglieder.“, meldete sich das lilahaarfarbene Mädchen zu Wort, das vorher Tsunas Name aufgeschrieben hatte. „Wenn wir Glück haben müssen wir nicht einmal wen doppelt besetzen.“, sagte sie mit einer sanften und eingängigen Stimme und Mukuro lächelte zufrieden. “Das ist ja auch kein Wunder, dass die Mitglieder uns in Scharen beitreten wollen! Nach unserer fantastischen, geradezu außergewöhnlichen Vorstellung im letzten Jahr, sind sicher alle von unserem Klub begeistert! Es wurde auch Zeit, dass man erkennt, dass das Theater einen viel höheren Stellenwert in der Kunst hat, als Musik oder Malerei, kufufufufufufu…!” theatralisch zog Mukuro einen Fächer aus seinem Gürtel und fächelte sich wie einen verwöhnte Diva frische Luft zu. Das dürre Mädchen lächelte ihn milde an und las die Namen der Jungen und Mädchen vor, die dem Klub beitreten wollten. Es waren nicht mal annähernd so viele wie Kunst oder Musikklub, das erkannte Tsuna ziemlich schnell, aber der Klubleiter schien über alle Maße damit zufrieden zu sein. „Hach. Wundervoll. Einfach fantastisch. Großartig! Nun... Wir wollen nächste Woche mit den Proben beginnen, daher haben wir für jeden ein Textbuch. Nehmt es mit nach Hause, lest es, lernt es, lebt es. Das Casting für die Rolle des Faust beginnt nächste Woche. Ich möchte das alle perfekt vorbereitet sind. Wer am besten spricht darf gemeinsam mit MIR im ganzen Stück spielen. Ich bin sicher, wir werden ein großartiges Stück aufführen.“, meinte er theatralisch und das Mädchen, das Chrome hieß, dieser Name ließ irgendwie Glocken in Tsunas Kopf klingeln, nickte beipflichtend. „Mukuro-san möchte dieses Jahr nicht wieder beide Hauptrollen spielen müssen, also bitte strengt euch an.“, sagte das Mädchen sanft. Tsuna nahm sich vor, das Textbuch genau zu studieren und sich die allerkleinste Rolle rauszusuchen die es gab. In seinen bisherigen Stücken hatte er erfolgreich die Rollen eines Baums, eines Steins und, seiner persönlichen Starrolle, eines Lamms zum Besten gegeben. Jede war ein voller Erfolg, hauptsächlich deshalb, weil er keinen Text hatte und einfach nur auf der Bühne stand. Als Lamm hatte er ein Kostüm bekommen dass aus knappen engen weißen Shorts, einem kurzen T-Shirt, großen wuscheligen Lammohren und weißen flauschigen Arm und Beinschonern bestand. Dazu hatte er noch ein kleines Steißchen am Gürtel und eine große rote Schleife um den Hals getragen. Damals fand er das Outfit einfach süß und knuffelig, wenn er sich heute die Fotos anguckte kam er sich vor als hätte er damals für einen Shota Manga posiert. Auf jeden Fall hatte Tsuna fest vor wieder so eine tragende Rolle zu spielen. Ein Passant der Äpfel kauft oder ein Zimmermädchen das den Müll raus bringt, solche Rollen erfüllten ihn mit Stolz - weil nicht mal er sie vermasseln konnte. Nach dieser Ansprache las ihnen Mukuro noch etwas aus dem Buch vor, zeigte dabei etwas von seinem schauspielerischen Talent, das, dass musste Tsuna neidlos zugeben, wirklich beeindruckend war. Mukuro war einfach sehr talentiert, wenn auch eine Diva, aber solche Menschen waren die richtigen für solche Rollen. Nach einer Stunde endete der Schauspielkurs und alle anderen Mitglieder verließen den Raum, nur Mukuro, das Mädchen, Chrome, und Tsuna blieben zurück. Das Mädchen kam freundlich lächelnd zu ihm und nahm ihm den Zettel aus der Hand, den er die ganze Zeit fest gehalten hatte. „Ich fülle ihn dir schnell aus.“, sagte sie freundlich und klemmte ihn auf ihr Klemmbrett und setzte sich neben Tsuna auf einend er Stühle um besser schreiben zu können. „Ich bin übrigens Chrome, freut mich dich kennen zu lernen:“, sagte sie sanft, während sie den Zettel ausfüllte. “Da-Das freut mich auch. Der Klub scheint ja… sehr nett zu sein… ich-also ich war vorher ja bei den anderen beiden und das war sehr… hektisch dort. Geradezu als würde es dort nur… Wahnsinnige geben…” erzählte Tsuna und steckte das Formular sicher weg, als Chrome es ihm zurückgab. Sie schenkte ihm ein schüchternes Lächeln und da erst fiel Tsuna auf, dass sie nur ein Auge hatte, das andere lag unter einer großen schwarzen Augenklappe mit einem Totenkopf aus Silber drauf verborgen. “Seit Mukuro-san den Klub leitet machen wir auch richtig was und vertrödeln unsere Zeit nicht nur… er ist…” sie wurde ein wenig rot um die Nase. “Wie ein Gesandter Gottes… Er ist praktisch selber schon ein Gott, des Schauspiels meine ich. Hihihi…” Tsuna zog die Augenbraue nach oben und betrachtete das Mädchen etwas verwirrt, Hatte sie Mukuro gerade mit Gott auf eine Stufe gestellt? So gut war er nun auch wieder nicht. „Er... Er spielt sicher ganz fantastisch.“, sagte Tsuna leise und Chrome nickte freundlich, während ihr Blick zu Mukuro schweifte, der dabei war ein Buch aus einem Stapel zu suchen. „Kufufufu.“, lachte er erfreut, als er sich umwandte und auf Tsuna zuging. „Ich möchte, dass du die Rolle von Faust spielst, Tsuna. Du wärst perfekt. Wir sind so gegensätzlich.“, sagte er erfreut und reichte ihm das Textbuch, während er Tsuna eingehend musterte. „Eigentlich brauchen wir gar kein Casting. Ich habe mich schon entschieden. Du sollst es sein!“, rief er aus und Tsuna nahm, mit zitternden Händen das Buch entgegen. „Mukuro-san, das können wir nicht machen...“, widersprach ihm Chrome und lächelte sanft. „Die Anderen müssen auch eine Chance bekommen.“ Mukuro hielt ihr einen Finger vor die Lippen und brachte sie damit zum Schweigen. Dramatisch streckte er die andere Hand in den Himmel als wollte er nach den Sternen greifen und schloss sie, vor Theatralik nur zu überschwappend. “Papperlapapp meine süße kleine Chrome.” sie kicherte und Tsuna konnte nur schwer dem Drang widerstehen seine Augen zu rollen. “Ich sah in die Augen dieses verwirrten Lammes und was sah ich da drin meine süße kleine Chrome?! Sag mir was ich sah!” Chrome fiepte aufgeregt und erinnerte Tsuna für einen Moment an seinen Hamster, bevor seine Mutter ihn aufgesaugt hatte. “Was hast du gesehen, Mukuro-san?” “Ich sah meinen Faust! Ein helles Licht schien vom Himmel als die Wolken ihre Pforten öffnete und ich wusste! Das ist mein Faust! Ich muss niemanden mehr sehen, ich muss niemanden mehr ertragen! Faust! Faust! Wurde mir gesagt, mein Faust steht vor mir, in Form dieses schwächlichen Jünglings! Und so spreche ich zu dir, meine kleine, süße Chrome, und teile dir den Willen des Schauspielgottes mit! Das ist UNSER Faust!” Tsuna fiepte nun auch. Nach langer Zeit war einmal wieder sein „YIIIIH!“ zu hören, dass bis in den Gang vordrang. „Hör dir das an! Das ist der Schrei eines Faust! Der charakteristische Schrei, den er vor seinem Tode äußert. YIIIIH! YIIIH!“, rief Mukuro aus und Chrome lachte leise und klatschte in die Hände. „Lern deinen Text, oh kleiner Faust, damit du ihn nächste Woche kennst. Denn auf dich möchte ich nicht verzichten.“, sagte Mukuro und beugte sich zu Tsuna herunter, um ihm direkt in die Augen sehen zu können. Tsuna wich ängstlich zurück und wollte sich am liebsten hinter seinem Stuhl verkriechen. Jemand musste ihn retten. Jetzt. In seinem Geiste hatte er schon die Silbe Xa... geformt, als die Tür aufgerissen wurde und ein animalisches Knurren ertönte. „Chrome!“, rief jemand sehr ungehalten und dann trat ein blonder Junge mit einer Narbe auf der Nase in den Raum, der Tsuna erschreckend bekannt vorkam. “Du unnützes Weib, flirte nicht immer mit deinen Senpais und komm her. Ich hab Dir Kekse gekauft und wenn du nicht augenblicklich herkommst esse ich sie selber.” grummelte der Junge und verschränkte seine Hände vor seiner Brust, wobei eine Ader auf seiner Stirn wütend zu pulsieren begann. Bei dem Klang der Stimme fiel es Tsuna wie die Schuppen von den Augen. Kein Wunder dass ihm der Junge bekannt vorkam. Das war einer der Kerle, die er auf dem Dach während des Festes hatte streiten hören! Dann war das Mädchen von dem der andere Junge geredet hatte wohl Chrome… man die Welt war wirklich klein. Chrome schenkte bei den Worten Mukuro und Tsuna noch ein breites Lächeln und kicherte zuckersüß. “Wir sehen uns dann morgen. Es hat wieder ganz viel Spaß gemacht, danke Mukuro-san, dass ich die Managerin werden durfte. Ich arbeite so gerne für dich, es ist mir eine Eh-” “CHROME!” bellte der Junge wütend und stapfte nun zu ihr hin. Tsuna trat aus Sicherheitsgründen ein paar Schritte zurück. Der Blonde schien keine Lust zu haben, zu reden und packte das Mädchen am Handgelenk. Es sah aus, als würde es wehtun, aber Chrome verzog keine Miene, und griff stattdessen nach dem Arm des Jungen, um sich bei ihm einzuhaken. Tsuna nutzte den Moment der Verwirrung und floh, vor Mukuro, zur Tür, um den Raum verlassen zu können. Irgendetwas sagte ihm, dass er nicht allein mit diesem Jungen in einem Raum sein wollte. Gleich nach ihm folgten Chrome und ihr Freund. Der Blonde zog das hilflose Mädchen mehr mit sich, als dass er mit ihr gemeinsam lief, aber da Chrome lächelte, machte Tsuna sich keine Sorgen... Andererseits... Wirkte der Junge ein wenig brutal... Ob er etwas mit ihrer Augenklappe... Tsuna schaffte es nichts einen Gedanken zu Ende zu denken, da sah er auch schon Mukuros rotes Auge erneut vor sich sah. „Yiiih!“ rutschte es ihm heraus und sein Schrei brachte den Anderen erneut dazu zu lachen. “Möchtest du vielleicht ein bisschen mit mir, kufufufufu… üben? Ich bin ein außerordentlich guter Lehrer wenn es ums Theater geht. Unter meiner Führung wirst du nicht nur WIE Faust. Nein! Du WIRST Faust!” erklärte Mukuro ihm übers ganze Gesicht strahlend und stupste mit dem Zeigefinger gegen Tsunas magere Brust. Weinerlich quiekend schüttelte dieser heftig seinen Kopf und ging immer weiter rückwärts bis er auf dem Gang stand, noch immer mit Mukuro genau vor seiner Nase. “D-Das ist s-sehr nett… aber ich muss… ich muss…Oh! Xanxus!” Erleichterung durchströmte ihn, als er den jungen Mann aus der Flügeltür zur großen Halle kommen sah. “Ich muss noch mit Xanxus lernen! Aber das war wirklich ein-ein nettes Angebot! Wir sehen uns bei der nächsten Probe!” Mukuro starrte ihm noch nach, dann zuckte er ein wenig enttäuscht mit den Schultern und verschwand erneut im Klubraum. Tsuna lief unterdessen zu Xanxus der ein wenig verwirrt die Augenbraue hochzog. „Was schreist du schon wieder so rum?“, fragte er den Jungen barsch und musterte ihn von oben genau, fast so als würde er ihn auf Verletzungen untersuchen. Auch Tsuna musterte ihn. Er wusste nicht wieso er das vermutete, aber er glaubte Xanxus kam gerade vom Training. Er sah viel lockerer aus als sonst. Ausgepowert. Seine Haare waren nass. Sein Hemd war nur halb zugeknöpft und seine sonst so fest gebundene Schleife hing nur lose und offen um seinen Hals. Tsuna musste sich zwingen die Augen abzuwenden. Schon allein weil Xanxus‘ Anblick jetzt, so etwas Friedliches an sich hatte und weil ihm gleichzeitig durch seine Gegenwart das Bild aus dem Kunstsaal wieder ins Gedächtnis gerufen wurde und ihm die Röte in die Wangen trieb. „Ni.. Nichts...“, antworte er auf Xanxus Frage hin und mied den Blick in seine Augen. Xanxus schnipste ihm schmerzhaft gegen die Stirn und zwang ihn, indem er seine Hand unter Tsunas Kinn schob und es mit dem Daumen hoch drückte, ihn anzusehen. “Du quiekst mich also an wegen nichts? Spucks aus, früher oder später finde ich es eh heraus und es ist mit Sicherheit besser, wenn ich es von dir erfahre, als wenn es mir zugetragen wird.” Tsuna kniff die Augen fest zusammen um Xanxus nicht anzusehen, denn in dem Moment wo er sein Gesicht hoch gedrückt hatte, rann ein Wassertropfen aus Xanxus Haaren seinen Hals herunter über seine wohlgeformte Brustmuskulatur und verschwand anschließend im Stoff seines Hemdes. Tsuna kam sich vor wie eine Art Stalker weil der Anblick ihn so… fasziniert hatte. “Es-Es ist wirklich nicht… ich hab, also… ich hab heute nur… meinen Kunstkurs gewählt und ich war im Kunstsa- Ich mein ich-ich bin dem Theaterkurs beigetreten!” „Ah. Du warst m Kunstsaal.“ Xanxus hatte es natürlich wieder sofort verstanden worum es Tsuna gegangen war. Er grinste jetzt wie ein... Wie sollte Tsuna das beschreiben? Wie ein... Honigkuchenpferd passte nicht wirklich, denn sein Grinsen hatte etwas Obszönes, dass die Lage des Braunhaarigen Jungen nicht unbedingt verbesserte. Er versuchte den Körperkontakt zu Xanxus zu lösen, aber es gelang ihm nicht und er versuchte daher die Augen auf etwas weniger wichtiges zu lenken. Weg von seiner nackten Haut, hinunter zu seinem leicht nassen, halb durchsichtigen Hemd. Tsuna begann zu glühen. Als Xanxus sich zu ihm herunterbeugte, bildeten sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn. „Hübsch nicht? Die Künstler sind wirklich talentiert.“, meinte er grinsend. Knallrot leuchteten Tsuna Wangen bei diesen Worten auf und nur eine heisere Mischung aus Quieken und stöhnen entkam seiner Kehle. Er hatte das Gefühl seine Beine wären aus Pudding, und das er jeden Moment einfach nach hinten umfallen würde, aufgrund eines massiven Hitzeschocks. Er räusperte sich beim aussichtslosen Versuch seine Fassung wieder zu erlangen. “J-Ja… also… die haben dich wirklich gut getroffen vor allem die Details weiter unten…ich mein oben! Bei-bei den Perlen-ich mein, ich mein! Bei deinen Federn! Es war so so… detailgenau!” röchelte Tsuna und starrte verzweifelt an Xanxus vorbei auf die Wand. „Hast du dich gefragt, ob das alles echt ist? Ob es wirklich so aussieht?“ Tsuna reagierte nicht und kniff nur wieder die Augen zusammen. War dass da Xanxus‘ Atem auf seiner Wange? Oder bildete er sich das ein. Was war das für eine Situation? Wo war er hier hinein geraten? Tsuna wollte Schreien, weglaufen, aber kein Ton kam aus seiner Kehle und rühren konnte er sich auch nicht. „Willst du es sehen?“, Xanxus trug nicht gerade zu seiner Beruhigung bei. Tsuna schaffte es schwach den Kopf zu schütteln, sein Atem ging mittlerweile so schnell, er hätte ein Windrad antreiben können. „Aber ich könnte es dir zeigen... Wir sind doch unter Männern.“, grinste Xanxus. „Und die Duschwand ist noch warm.“ “Ja-Ich meine… Nein! Ich meine, das geht nicht!” schrie Tsuna heiser und spürte wie sein Blut zu zirkulieren begann. “Du-Du bist mein Senpai und das ist… das ist! Zu viel… also deine Privatsphäre auch wenn wir beide Männer sind und… und! Und ich hatte ja gar keinen Sport also muss ich ach nicht duschen. Ich… also ich…” Seine Stimme stotterte so schlimm wie noch nie in seinem Leben und auf seinen Lippen konnte er Xanxus heißen Atem spüren. Er konnte ganz unmöglich in derselben Dusche sein wie Xanxus. Vor allem nicht, damit Xanxus ihm beweisen konnte, wie sehr das Bild der Realität entsprach. Wenn Tsuna nur daran dachte, wie das heiße Wasser der Dusche über seinen Körper rinnen würde. Er stünde mit dem Rücken gegen die gekachelte Duschwand gepresst und Xanxus direkt vor ihm. Nur ein kleines Stück müsste er sich vorbeugen um über ihm zu stehen. So nah, dass er die Körperwärme des anderen spüren konnte… Seine Hitze… seine Hände..sei-”YIIIIIIIIEEEEEH!” heftig keuchend sprang Tsuna einen Schritt zurück und presste sich seine Schultasche gegen seinen Körper, der mittlerweile zitterte wie Espenlaub. „Na gut. Dann vielleicht ein anderes Mal.“, meinte Xanxus grinsend und stolzierte an Tsuna vorbei. „Ich gehe jetzt nach Hause, kommst du mit?“, fragte er beiläufig und blieb ein paar Schritte weiter, im Gang stehen. Er wartete, bis Tsuna sich von seiner Zitterattacke erholt hatte und zu ihm gelaufen kam. Er war reserviert und außergewöhnlich still und heute ausnahmsweise nicht gewillt ein Gespräch zu beginnen. Schweigend lief er neben dem Größeren her und versuchte sich selbst zu beruhigen. „Deine Hormone sind ganz schön aktiv.“, meinte Xanxus nach einer Weile des Schweigens. Er grinste noch immer. Mit so guter Laune hatte Tsuna ihn noch nie gesehen, aber irgendwie... war das auch kein Wunder. Wahrscheinlich war die ganze Angelegenheit für ihn nur ein einziger großer Spaß, aber für ihn war es der pure Horror. So… so dachte man nicht von seinen Senpais und von seinen Freunden noch viel weniger. In diesem Moment wusste Tsuna nicht viel, aber über was er sich mit großer Sicherheit im Klaren war, war die Tatsache, dass er sein Zimmer heute nicht ohne eine große Packung Clenex betreten würde. Hormone waren das schlimmste was Teenager durchleiden mussten, denn sie waren unerbittlich und kannten weder Freund noch Feind. Wird fortgesetzt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)