My life ... von Yumi-san_89 (AaML-Fanfic | Kapitel 6 in Arbeit) ================================================================================ Kapitel 5: Memories / Erinnerungen ---------------------------------- „Ash? Hast du etwas von Misty gehört?“, sprach Rocko den Schwarzhaarigen an, als jener am Tag darauf in aller Herrgottsfrühe an den Frühstückstisch trat. Der angehende Meistertrainer schüttelte enttäuscht den Kopf. Die Rothaarige hatte sich seit ihrer Flucht vor einigen Tagen nicht mehr bei ihm gemeldet. Er hielt es auch nicht für schlau, ihr Tag für Tag aufzulauern. Damit würde er sie nur noch wütender machen. Aber er hatte sich vorgenommen, nochmals mit ihr zu reden, wenn sie sich beruhigt hatte. Sofern sie ihn dann nicht nochmals wie einen Ölgötzen stehen liess. Denn dies war ihm bereits zwei Mal passiert. Er hatte ihr gesagt, es wäre ihm egal, wie oft er es ihr sagen müsse. Aber nach diesen Tagen bemerkte er, dass dies nicht so ganz stimmte. Insbesondere wenn sie sich andauernd vor ihm und der Wahrheit flüchtete. Ob diese Karriere als Sängerin wohl auch eine Art Flucht vor etwas war, das ihr nicht passte? Fragte Ash sich, während er in ein frisch gebackenes Brötchen biss. Wahrscheinlich, mutmasste er. So wie Misty momentan drauf war, war das sehr gut möglich.   „Guten Morgen miteinander.“, kam nur wenige Minuten später auch Maike in die Kantine gelaufen, um die erste Mahlzeit des Tages zu sich zu nehmen. „Schläft Max noch?“, fragte sie an Ash gerichtet, welcher kaute und deshalb nur stumm nickte. „Was ist mit Hikari?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige, als sein Mund wieder leer war. „Im Gegensatz zu mir hat sie einen verdammt gesunden Schlaf. Heute konnte sie noch nicht einmal der Wecker aus den Federn holen. Ist ja auch kein Wunder.“ Verwunderte Blicke der Männer folgten. „Sie hat gestern Abend noch bis in die Puppen mit Shinji telefoniert. Jedenfalls ist sie überglücklich wieder zurück ins Zimmer gekommen. Scheint so, als ob sich die beiden ausgesöhnt haben.“ Ash und Rocko nickten. Dann war mindestens eine glücklich. Während Maike nun auch herzlich beim Frühstück zugriff, fiel ihr Blick auf Ash, welcher immer noch relativ stumm am Tisch sass. Er hatte in den letzten Tagen relativ oft mit seinen Pokémon trainiert, sogar kleine Wanderungen ausserhalb des Dorfes unternommen. Damit er einfach mal raus kam, sagte er immer. Wobei er sonst doch immer mit den Pokémon draussen war. Maike wusste, dass er es tat, um Misty nicht sehen zu müssen oder nicht in ihrer Nähe zu sein. Sie hatte die Katastrophe vor einigen Tagen hautnah miterlebt. „Weisst du etwas von Misty?“ „Nein.“, er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid.“ „Was denn?“ „Naja, das was ich dir damals am ersten Abend hier in dem Pokémoncenter an den Kopf geworfen habe. Ich wusste nicht, dass du in Misty verliebt bist. Ich wollte mich bei dir Entschuldigen.“ Wie Maike die Tatsache über seine Gefühle angesprochen hatte, war Ash angelaufen wie eine überreife Tomate.  „Wie kommst du...“, „Erstens war ich dabei, bei der Katastrophe vor ein paar Tagen, als sich dich hat stehen lassen. Ausserdem ist es ziemlich offensichtlich, dass du sie liebst. Aber sie scheint sich ihrer Gefühle nicht so sicher zu sein, oder sehe ich das falsch?“ Auch Rocko hatte sich, während Maike ihre Erklärung kundtat, an den Tisch gesetzt. „Ich finde, ihr solltet nochmal miteinander reden.“, war es Rocko, welcher seinen Freund nun unterstützten wollte. „Was mache ich, wenn ich am Schluss wieder dastehe wie ein begossenes Fukano? Entschuldigt, aber darauf habe ich wirklich keine Lust.“, schlecht gelaunt erhob sich der Schwarzhaarige. Pikachu wollte ihm folgen, doch Maike hielt das Mauspokémon zurück. „Bleib hier. Er braucht etwas Zeit für sich.“ Wenige Minuten später betrat Misty, mit Togepi in den Armen, das Pokémon Center. Sie hoffte, den angehenden Meistertrainer hier zu finden. Doch auf dem Trainingsfeld vor dem Gebäude war sie nicht fündig geworden. Also betrat sie den Frühstücksraum, wo Maike und Rocko sich immer noch, gemeinsam mit Pikachu, der wichtigsten Mahlzeit des Tages widmeten. Verwundert blickten die Anwesenden auf, als Misty vor ihrem Tisch zum Stehen kam. „Misty.“ „Hey. Wisst ihr, wo ich Ash finden kann? Laut Schwester Joy hat er sein Zimmer schon vor geraumer Zeit verlassen.“, erklärte die Rothaarige ihr Auftauchen im Speisezimmer. „Der ist vorhin nach draussen gegangen.“ „Nach draussen? Aber ich habe ihn vorhin nicht gesehen.“, bedachte die einstige Arenaleiterin auf die Antwort Maikes. „Nicht? Er wollte doch nachdenken?“, staunte Rocko. Ash war doch sonst nicht so. Während die beiden nachdachten, wo ihr Freund hingegangen sein könnte, hatte Pikachu ihn längst erblickt. Er sass unweit vom Ufer des Flusses, welcher direkt hinter dem Center verlief und den hiesigen See speiste. „Pika!“, rief das gelbe Mauspokémon. Dabei zeigte es auf das Fenster, zu dem Fluss. Dort an dem Ufer hatte es Ash erblickt. Die Freunde folgten dem Hinweis der Elektromaus. Sie liessen ihre Blicke zu dem Flussufer schweifen, wo Ash sich im Gras ein wenig hingelegt hatte. Traurig blickte Misty zu ihm. Sie hätte ihn am Vortag nicht einfach ohne Antwort im Hotel stehen lassen sollen. Es war ihr Fehler, dass er so betrübt war. „Misty? Ist alles in Ordnung bei dir?“, wurde Misty von der Koordinatorin aus ihren Gedanken gerissen. „Ja. Alles in Ordnung. Ich war nur ein wenig in Gedanken versunken.“, versuchte sie das Interesse der Jüngeren auf etwas anderes zu lenken. Aber Maike durchschaute ihre Kameradin sogleich. Mit einem kritischen Blick strafte sie die Ältere. „Hör auf uns was vorzumachen und geh zu ihm. Ich mag eigene Probleme haben was meine Beziehung angeht. Aber das, was ihr zwei hier veranstaltet, sehe ich mir nicht länger mit an.“ Fragend schaute Misty zu Rocko. „Na los, geh schon. Ich schaue derweil zu Togepi.“, bat sich der Koch der Gruppe an. Keine Sekunde später hatte Misty ihm das Babypokémon in die Arme gedrückt und war abgerauscht.   Währenddessen setzte Ash sich auf. Seine Gedanken kehrten unweigerlich immer wieder zu dem Tag zurück, an welchem er mit Misty am See gewesen war. Wo wie so fröhlich und gelöst miteinander geredet hatten. Er schüttelte den Kopf. Er hatte sich vorgenommen, nochmal mit ihr zu reden. Aber er wollte nicht nochmal wie ein Idiot dastehen. Der Schwarzhaarige hatte ihr gesagt, was er ihr hatte sagen wollen und das sogar zwei Mal. Missmutig warf er einen Stein ins Wasser. Wenige Sekunden später folgte der nächste. Nicht wissend, dass er bei seiner Tat beobachtet wurde, fuhr Ash munter damit weiter, die Steine in den Fluss zu schiessen. „Hey.“, erklang nach einer Weile eine weibliche Stimme hinter ihm. Eine Stimme, die er bestens kannte. Automatisch machte sein Herz einen Sprung, als er diese als Mistys identifizierte. Er wollte sich umdrehen, wissen, dass er sich nicht täuschte. Dass sie nicht wieder weglief. Doch traute er sich nicht. Da setzte sich Misty neben ihn in das feuchte Gras. „Misty…“, ungläubig und beinahe lautlos flüsterte er den Namen der Rothaarigen. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, dass sie ihn nochmals aufsuchen könnte. Nachdem, was sie ihm die letzten beiden Male geboten hatte. Aber er hatte die Hoffnung nicht aufgegeben. Noch nicht. Die Rothaarige hatte ihren Blick auf die Wasseroberfläche des Flusses gerichtet, wo sich die Baumkronen der umstehenden Bäume und der blaue Himmel spiegelten. „Es tut mir leid.“, brachte sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Worte über die Lippen, die ihr schon so lange auf der Zunge lagen. „Was meinst du?“ „Das alles. Ich hätte dich nicht so sitzen lassen dürfen. Ich habe dir Unrecht getan. Das wollte ich nicht.“, antwortete sie mit schwerem Herzen, eine einzelne Träne lief ihr die Wange hinunter. „Du hattest Recht. Mit allem was du gesagt hast.“, meinte die Rothaarige leise. Ash schluckte leer. Sein Mund war staubtrocken, selbst seine Hände zitterten vor Nervosität. „Mir sind meine Gefühle dir gegenüber sehr wohl bewusst. Ich liebe dich. Aber…“, Misty verstummte für einen Moment. Sie wusste nicht wie sie Ash beichten wollte, dass sie Angst vor einer Fernbeziehung hatte. Oder davor, überhaupt eine Beziehung mit ihm einzugehen. Es war Ash, welcher unvorhergesehen den nächsten Schritt tat. Der Schwarzhaarige rückte ein Stück zu ihr heran. Er legte seinen Daumen unter ihr Kinn, zwang sie ihn anzusehen. Misty schloss die Augen. Doch statt von ihr abzulassen, strich er die Tränen von den Wangen. Immer noch blickte Misty ihn nicht an. „Es tut mir leid.“, begann sie nochmal. „Ist schon gut. Du hast dich bereits einmal entschuldigt. Es reicht.“ „Aber…ich bin es doch, die dich…“, sie schüttelte den Kopf, „nein, ich habe uns in diese Bredouille gebracht. Ich wollte das nicht.“ Sie schmiegte sich gegen Ashs Hand, welche immer noch an ihrer Wange lag. Erneut schluckte der Schwarzhaarige leer. Er konnte sich nicht mehr zurück halten. Ohne jedwede Vorwarnung küsste er die Rothaarige auf die Lippen, welche den Kuss stumm erwiderte.   „Ich glaub, ich spinne…“, meinte Hikari, welche just in diesem Moment in den Speisesaal des Pokémon Centers gelaufen kam und sah, wie Ash und Misty sich draussen küssten. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Maike als sie bemerkte, wie die Blauhaarige gebannt nach draussen sah. Rocko und die Braunhaarige staunten nicht schlecht, als sie erblickten, was sich da unweit vom Center beim Flussufer tat. Pikachu und Togepi taten es ihnen gleich. „Okay, wir verschwinden von hier! Das geht uns nichts an!“, bestimmt schob Rocko mit einem Arm, im anderen hatte er Togepi verfrachtet, die Mädchen aus dem Speisesaal. Pikachu hüpfte ihm brav hinterher. „Hey, ich hatte noch kein Frühstück!“ „Dann hättest du früher aufstehen sollen!“, meinte Maike der Langschläferin gegenüber.   Nach einer Weile löste Ash den Kuss. Er wusste, dass sie ihm gegenüber vielleicht wütend war. Ungläubig fuhr Misty mit den Fingern die Konturen ihrer Lippen nach. Dabei fiel ihr nicht auf, dass Ash sie beobachtete. „Bist du nicht wütend, sauer, oder etwas Ähnliches?“ „Weil du mich geküsst hast? Es ist ja nicht so, als ob das unser erster Kuss gewesen wäre.“, erinnerte Misty ihn an das Techtelmechtel in der Gasse einige Tage zuvor. „Jetzt sag schon.“, drängte der Schwarzhaarige sie. Doch schüttelte Misty nur sanft den Kopf. „Nein. Eigentlich solltest du doch derjenige sein, der wütend ist. So oft wie ich dich in den letzten Tagen habe abblitzen lassen.“, bedachte die Arenaleiterin ihre Taten der vorhergehenden Tage. Nickend stimmte Ash ihr zu. „Ich bin nicht wütend.“ „Aber ziemlich niedergeschlagen. Oder sehe ich das falsch?“ Ash sagte nichts darauf. „Ich habe dich vorhin vom Pokémon Center aus gesehen. Durch das Fenster. Du sahst ziemlich deprimiert aus.“ „Weil ich nicht wusste, wie das weiter gehen soll.“ „Das mit uns?“ „Ja. Weil ich nochmal mit dir reden wollte. Ich will uns beiden eine Chance geben. Es muss doch eine Möglichkeit geben, dass wir eine Beziehung führen. Selbst wenn es eine Fernbeziehung sein sollte. Ich meine…es würde doch so oder so in einer Fernbeziehung enden.“, bedachte der angehende Meistertrainer. Misty nickte stumm. Da er andauernd auf Reisen war, würde es früher oder später auf dasselbe hinaus laufen. Egal wofür sie sich nun entschied.   „Ich…Ich weiss einfach nicht, ob ich für eine Beziehung bereit bin. Ich bin nur noch zwei oder drei Wochen hier. Bis ich mich komplett erholt habe und das Konzert wiederholt wurde. Danach muss ich weiter.“ Ash schwieg. „Wohin geht’s für dich nach deinem Arenawettkampf? Sobald du den Orden hast?“ „Ich weiss noch nicht so richtig.“ Verwundert blickte Misty den Schwarzhaarigen an. Normalerweise hatte er einen Plan, wusste genau, welche Stadt er als nächstes ansteuern wollte. „Wir waren in der Gruppe noch in der Diskussion, weil Maike und Hikari an einem Wettbewerb teilnehmen wollen. Doch hat es in der nächsten Stadt keine Arena. Da bin ich eher abgeneigt dorthin zu gehen.“ „War ja klar. Ich weiss, dass du dich für die Wettkämpfe nicht sonderlich erwärmen kannst.“, lächelte Misty. „Was ist deine nächste Station?“ „Die nächste grössere Stadt. Da werden wir wieder einige Tage im Car unterwegs sein.“ „Du vermisst das Reisen.“, stellte Ash ohne Umschweife fest, als er ihren traurigen Blick sah. „Das Reisen an sich nicht. Wohl eher die ewigen Streitereien mit dir.“, grinste die Rothaarige frech. „Dir fehlen unsere Zankereien?“ „Was glaubst du, weshalb ich dich sonst sehen wollte.“, neckte Misty den Schwarzhaarigen neben sich. „Also wenn ich nur mit dir Streiten wollte, hätte ich mir nicht die letzte Nacht um die Ohren schlagen müssen.“, meinte Ash beleidigt und drehte sich weg. Misty kicherte, was ihr Ashs Aufmerksamkeit sicherte. Verwirrt blickte Ash zu der Rothaarigen. Sie lehnte sich an den Pokémon Trainer. „Es tut gut, wieder so mit dir Reden zu können.“, lächelte sie. „Geht mir auch so.“, flüsterte Ash und legte einen Arm um sie.   „Sag mal, wie machen wir das mit der Location?“, überlegte Misty Zwei Stunden später, als sie mit Ash im Speisesaal des Pokémon Centers an einem Tisch sass. Sie war gerade dabei, Togepi mit etwas von Rockos selbst gemachtem Futter zu verköstigen. Ash, welcher nochmals den Ratgeber betreffend der hiesigen Arena und ihrer Pokémon studierte, blickte von seinem Buch auf. Pikachu, welches auf dem Tisch sass und sich einige Apfelstücke genehmigte, schaute seinen Trainer fragend an. Sie waren sich übereingekommen, dass sie der Beziehung eine Chance geben wollten. Selbst wenn sie nur wenig Zeit miteinander hatten. Doch wie genau sie das machen wollten, hatten sie noch nicht abgesprochen. „Ich weiss nicht recht. Du bist doch im Hotel untergebracht und ich hier im Pokémon Center. Wir könnten uns auch in der Stadt treffen und einfach ein wenig um die Häuser ziehen.“, bedachte Ash. Doch erntete er von Misty einen entrüstenden Blick. „Ich dachte eher, dass wir uns ab und an auch mal einen Film reinziehen oder einfach kuscheln könnten. Da muss ich nicht inmitten der Stadt sein. Einfach mit dir alleine.“, gab die Rothaarige mit hochrotem Gesicht von sich. Bei diesem Gedanken lief auch Ash leicht rot an. Soweit hatte er nicht gedacht. Nachdenklich reichte Misty ihrem Togepi nochmals etwas von dem Pokémonfutter. „Warum gehen wir für heute nicht ins Hotel? Oder wolltest du noch mit den Pokémon trainieren?“ Erneut blickte Ash von seinem Buch auf. Stumm beobachtete er Misty, dachte über ihre Worte nach. „Wir haben die letzten Tage ziemlich intensiv für den anstehenden Arenakampf trainiert. Ich denke, sie werden froh sein, mal den einen oder anderen Tag Ruhe zu haben.“, vermutete der Schwarzhaarige. Pikachu, welches diese Worte mithörte, nickte bekräftigend. Endlich einmal kein Training. Das war seiner Meinung nach überfällig. Ashs Blick fiel auf Togepi. Pikachu konnte er in aller Ruhe eine Nacht alleine lassen. Togepi bereitete ihm da schon mehr Sorgen. Das Pokémon kam nicht ohne seine Ziehmama klar. Oder nicht besonders lange. Das war wahrscheinlich auch der einzige Grund, weshalb sie das Baby Pokémon auf die Tournee mitgenommen hatte. „Hör mal. Wenn wir Zeit für uns haben wollen, wie machen wir das dann mit unseren Pokémon? Ich meine, Pikachu und die anderen kann ich ohne Probleme den einen oder anderen Tag unter der Aufsicht von Rocko und den anderen lassen. Das ist kein Problem. Aber wo soll Togepi hin?“ Misty überlegte nicht lange. „Togepi wird bei mir bleiben. Dann werden wir uns wohl gedulden müssen, bis es eingeschlafen ist.“ Ash nickte. Das war das einfachste für das kleine Pokémon.     -   Als die Sonne am nächsten Morgen über die Hügel stieg, schlief Ash noch friedlich. Ganz im Gegensatz zu Misty, welche bereits mit der Dämmerung wach geworden war. Sie blickte sich im Zimmer um. Nur um festzustellen, dass ausser ihr noch niemand wach war. Auch ihr Togepi befand sich noch im Land der Träume. Mistys Blick schweifte zu Ash, mit welchem sie in der letzten Nacht das Bett geteilt hatte. Er hatte sich auf den Bauch gedreht und schlief den Schlaf der Gerechten. Ein Lächeln bildete sich auf Mistys Lippen. Es war merkwürdig nach so langer Zeit wieder einmal in seiner Nähe zu schlafen. Das erinnerte sie automatisch an früher, als sie noch gemeinsam auf Reisen waren. Auch wenn sie niemals so bequeme Betten wie im Hotel hatten. Das gab es damals höchstens in den Pokémon Centern. Aber dort waren sie höchstens einmal in der Woche, wenn nicht sogar weniger. Das hing immer mit ihrer Reisegeschwindigkeit zusammen. Misty war sich sicher, dass sie ohne Rocko für einige Strecken um einiges Länger gebraucht hätten, da sie sich auch mit dem Hobbykoch das eine oder andere Mal verlaufen hatten. Kurz liess sie ihren Blick nochmals auf Ash schweifen um sicher zu gehen, dass er noch schlief und sie ihn nicht geweckt hatte. Misty erhob sich, schnappte sich ihren Notizblock sowie ihren MP3-Player und setzte sich an das Pult. Dort verbrachte sie einige Zeit damit, den einen Song von vor einigen Tagen weiter zu texten. Dabei summte wie immer wieder leise die Melodie, welche das kleine elektronische Gerät im Wiederholungsmodus abspielte.   Einige Zeit später erwachte auch Ash. Er hörte Misty immer wieder eine bestimmte Melodie summen. Er kannte die Melodie nicht. Aber sie war wunderschön. Selbst ohne irgendwelche Songtexte erkannte er, dass es eine zufriedene, glückliche Melodie sein musste. Auch Misty selbst schien gelassen und zufrieden zu sein. Langsam erhob er sich von seinem Nachtlager und begab sich zu Misty, welche seine Annäherung nicht bemerkte. Er beobachtete sie bei ihrem Tun, ehe er sich zu ihr herunter bückte und seine Arme um sie legte. Misty zog die Kopfhörer aus. „Guten Morgen.“, flüsterte er an ihrem Ohr.   „Habe ich dich geweckt?“ „Nicht direkt. Ausser du meinst dein Gesumme.“, ärgerte er sie absichtlich. „Ist das wirklich so schrecklich für dich? Hast du mich deswegen gefragt, ob ich meine Karriere lieber abbrechen würde?“ „Nein. Überhaupt nicht. Ich fand die Melodie sehr schön.“ Der Schwarzhaarige legte eine Pause ein. Gespannt blickte Misty ihn an. „Zugegeben, ich bin nicht der grösste Fan deiner Musik. Aber du hast wirklich Talent. Das meine ich ernst. Ich fände es schade, wenn du das einfach so aufgibst.“ „Das ist so leicht gesagt. Es gibt Tage, da liebe ich es. Einfach Songs zu schreiben, all meine Gefühle irgendwie verarbeiten zu können. Aber manchmal gibt es Tage, wo es mir schwer fällt. Wo ich lieber mit meinen Pokémon trainieren oder mit Freunden auf Reisen wäre.“ „Hast du dir schon mal richtig überlegt, aufzuhören?“ Misty wich dem fragenden Blick ihres Freundes aus. „Nicht so richtig. Ich habe die letzten Tage das eine oder andere Mal mit dem Gedanken gespielt. Aber ich liebe es zu sehr, als dass ich aufhören will. Im Moment zumindest.“ Ash bemerkte ihren versunkenen Blick. Sie liebte es zu sehr, als dass sie das Projekt einfach so hinschmeissen würde. Sie musste einen triftigen Grund dafür haben. Nur damit sie wieder zusammen durch die Welt reisen könnten, dafür würde sie weder ihre Karriere noch die Arena links liegen lassen. Das war ihm bewusst. „Ist alles in Ordnung? Du wirkst bedrückt.“, stellte Misty ohne Umschweife fest. Sie setzte sich neben Ash, welcher sich vorhin auf dem Bett niedergelassen hatte. „Ich würde gerne wieder mit dir durch die Welt reisen. Der gestrige Abend hat mich an die damalige Zeit erinnert. Vielleicht nicht zu 100 Prozent. Aber der Grossteil davon.“, erinnerte Ash sich an den vorhergehenden Abend. Einen Abend, den sie miteinander verbringen konnten. Ohne ihre Pokémon, ohne ihre Freunde. Einfach nur sie beide.   „Wow. Das ist ja riesig!“, staunte Ash Bauklötze, als er das Hotelzimmer hinter Misty betrat. Er war von den Socken. „Haben die dir die Suite gebucht? Oder ist das so riesig, weil das ein 5-Sterne-Kasten ist?“, rief er durch die Räumlichkeiten hindurch. Denn das Hotelzimmer war in einen Wohn- und einen Schlafbereich aufgeteilt. „Nein. Judy hat darauf bestanden, mir die Suite zu buchen, damit ich mich richtig erholen kann. Für mich alleine hätte ein normales Zimmer gereicht. Aber meine Managerin kann ziemlich überzeugend sein.“, meinte Misty seufzend, was Ash grinsen liess. Er war insgeheim froh, dass Misty ein solch grosses Zimmer hatte. Dann hatten sie mehr als genug Platz. Aber er hatte Judy auch bereits einmal gesehen. Er wusste innerlich, dass er es wahrscheinlich Judy zu verdanken hatte, dass sie jetzt zusammen hier waren. Einerseits weil die Managerin sein Pikachu in Mistys Car geschmuggelt und andererseits weil sie der Rothaarigen wohl ins Gedächtnis geredet hatte. Wofür Ash ihr sehr dankbar war. „Du kannst dich ja kaum sattsehen.“, stellte Misty lächelnd fest, als sie Togepi auf dem Bett parkierte. Was dem Babypokémon nicht passte. Sogleich fing es an zu weinen. „Wäre es nicht besser gewesen, du hättest es bei den anderen Pokémon gelassen?“ „Aber von deinen Pokémon kennt es doch nur Pikachu. Ich weiss nicht, ob es sich da wohl gefühlt hätte. Apropos…“, die Rothaarige steuerte ihren roten Rucksack an, welcher neben dem Nachttisch ruhte. Es war derselbe Rucksack, den sie damals während ihrer ersten Reise dabei gehabt hatte. Dort griff sie nach einem bestimmten Pokéball in der Tasche.  „Seit wann…?“ „Keine Sorge. Ich sperre Togepi doch in keinen Pokéball. Das könnte ich meinem Baby nie antun. Aber es ist praktisch, das eine oder andere mal einen Aufpasser zur Seite zu haben.“, meinte sie lächelnd. „Komm raus, Sterndu!“, rief sie ein altbekanntes Pokémon herbei. Doch hatte sie vergessen, dass sie auch ihr Enton dabei hatte. Welches sich bei diesem Ruf ebenfalls aus seinem Ball befreite. So dass nun Sterndu und Enton zu den Füssen ihrer Trainerin erschienen. „Oh Nein. Enton! Ich dachte, wir hätten das trainiert!“, gab sie frustriert von sich. Ash hingegen konnte sich ein lautes Auflachen nicht verkneifen. Während Enton sich ein wenig verwirrt umschaute, wusste Sterndu sofort, was seine Trainerin von ihm verlangte und begab sich zu Togepi. „Unglaublich! Du hast Enton schon so lange und ihr habt das immer noch nicht im Griff!“, grinste er weiter. Was Misty einen Schmollmund ziehen liess. „Darf ich dich daran erinnern, dass ich damals auf den Orange Inseln ein wildes Entoron befehligt habe? Ausserdem ist ein Enton, das zur falschen Zeit aus seinem Pokéball kommt immer noch besser als ein Glurak, das seinem Trainer überhaupt nicht gehorcht.“, gab sie spitz von sich. „Musstest du mich daran erinnern? Danke auch. Aber Glurak hat im Endeffekt dann doch auf mich gehört.“ „Ja. Nachdem du ihm das Leben gerettet hast weil das Quappo ihn beinahe in eine Eisstatue verwandelt hätte. Wenn du diesen Kampf damals nicht angenommen hättest, hätte Glurak dir beim Kampf gegen Drake auf den Orange Inseln immer noch nicht gehorcht. Wir haben uns in dieser Nacht damals alle wie verrückt um Glurak gekümmert. Insbesondere du. Ich weiss noch, wie du die gesamte Nacht wach geblieben bist, damit Glurak überlebt.“ Ash blinzelte kurz. Wenn er den Kampf damals nicht eingegangen wäre, dann hätte Glurak ihm wohl nie gehorcht. Aber er hatte viel Energie in die Pflege seines Drachenpokémons gesteckt. Besonders in dieser einen Nacht, als Gluraks Flamme zu erlöschen drohte. So dass Glurak sich ab dem nächsten Tag aktiv für seinen Trainer einsetzte. Auch wenn er trotzdem noch ab und an einen Flammenwurf abbekam. Aber das nahm er gerne in Kauf. „Da hast du wohl Recht. Aber im Endeffekt waren Glurak und ich doch ein ganz gutes Team.“, grinste er. „Was wird das hier? Ein Streit darum, wer seine Pokémon besser im Griff hat?“ „Ich würde sagen…ja. Ist es.“, grinste Ash zuversichtlich. „Dir ist schon klar, dass ich es dir bei einem Kampf nicht leicht mache.“ „Und ich dachte schon, du machst es mir leicht, weil wir ein Paar sind.“, feixte er weiter. Diese Worte liessen Mistys Kopf knallrot werden. Sie waren sich einige darüber, dass sie einander liebten. Aber das war das erste Mal, dass jemand von ihnen sie aktiv als Pärchen bezeichnete. „Pass mal auf Mister Ketchum! Wir werden das morgen Nachmittag mit einem Kampf austragen!“ „Soll mir recht sein.“, selbstsicher lachte er ihr entgegen. „Wie kannst du nur so von dir überzeugt sein?“, fragte Misty, als sie näher an ihn heran trat. So dass sie nun direkt vor ihm stand. „Ich habe in der letzten Zeit ziemlich viele Kämpfe gewonnen. Da hat man schon einiges an Selbstvertrauen.“, gab der Schwarzhaarige zuversichtlich von sich. Er würde den Kampf sicherlich nicht verlieren.    „Ich hoffe du weisst noch, was dich heute Nachmittag erwartet.“, gab Misty von sich wobei sie versuchte, Ash ein wenig auf andere Gedanken zu bringen. Ash schluckte leer. Dieser verdammte Pokémonkampf. Warum nur hatte er das am Vorabend aufgreifen müssen? „Ja. Keine Sorge. Ich werde den Kampf nicht verlieren.“ „Du bist wirklich zu selbstsicher. Mich wundert es, dass dich deine Reisegefährten noch nicht zurecht gestutzt haben.“, neckte Misty ihn. „Also wenn mich jemand zurecht stutz, dann ist das Rocko. Dafür sind die anderen drei dann doch zu Jung.“ „Und wenn ich das mache, dann gilt es dann wieder, oder wie?“ „Du bist ein wenig älter als ich. Ausserdem kennen wir uns schon seit Ewigkeiten. Da ist das etwas komplett anderes.“ „Ach…und was ist mit der Tatsache, dass wir laut dir ein Pärchen sind?“, herausfordernd blickte sie ihn an. Ash wusste nicht was er darauf antworten sollte. Mit hochrotem Kopf wandte er sich ab. In was hatte er sich da nur reingeritten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)