About Riots & Mavericks von abgemeldet (chapter 3 up) ================================================================================ Kapitel 3: About Pain and Tears ------------------------------- About Riots & Mavericks Chapter 3 – About Pain and Tears Was Miyavi unter „sehenswert“ verstand, wurde Ruiza sehr schnell klar, als sie in Harajuku ausstiegen. Takeru und Chiyu hatten sie doch begleitet, obwohl Ruiza den Verdacht nicht loswurde, dass der kleine Blonde ihnen nachgelaufen war, ohne überhaupt zu wissen, wo sie hin wollten. So hatte er aber die Gelegenheit gehabt, Chiyu etwas näher kennen zu lernen und auch mal sein Gesicht zu sehen, ohne dass Takeru ständig davor klebte. Chiyu war ein netter, liebenswerter Kerl, der mit seinem anhänglichen Freund sehr locker umging und ihn des Öfteren sanft in seine Schranken wies, wenn er zu sehr aufdrehte. Er lachte viel und sein Lachen war ansteckend. Ein angenehmer Mensch, den man gerne um sich hatte. Nun stand er neben ihnen und sah auf die belebte Straße hinab, die von Ruiza völlig fasziniert betrachtet wurde. Takeru schmiegte sich an seinen Arm und es schien ihm egal zu sein, wo er sich befand… Hauptsache Chiyu war bei ihm. „Wow… ganz schön voll da unten…“, murmelte Ruiza leise. „Das ist die Takeshita Dori, hier ist immer soviel los. Am Wochenende ist es noch voller. Wir sollten mal sonntags herkommen, oben auf der Brücke sind dann jede Menge Visual Kei Fans, die cosplayen und so. Außerdem geht’s da zum Meiji Schrein, den musst du dir auch anschauen, mir gefällt er echt gut, auch wenn da oft total viele Touristen rumrennen. Da hinten rechts ist Omotesando, da kann man auch sehr cool einkaufen. Du hast doch bestimmt schon mal vom Kiddyland gehört, oder? Nein? Ein super geiler Spielzeugladen, du wirst ihn mögen. Das Laforet ist auch da hinten irgendwo, da kann man ebenfalls cool einkaufen, auch wenn's ziemlich teuer ist. Aber wir fangen heute in der Takeshita Dori an. Da gibt es die verschiedensten Läden, einige meiner Lieblingsläden sind auch dabei. Ich werd nicht zuviel verraten, du wirst es ja sehen. Lass uns gehen.“ Ruiza nickte, musste aber gleichzeitig lachen. Auf Miyavis verwunderten Blick reagierte er mit einem Kopfschütteln. „Ah… es ist nichts. Nur das du sagst du willst mir die Stadt zeigen und mich als erstes zu einer Einkaufsmeile bringst. Das spricht irgendwie für dich und deinen Charakter. Auch wenn ich ein wenig überrascht bin.“ „Du warst noch nie in Tokyo, oder Ruiza?“, fragte Chiyu mit seiner angenehmen Stimme und grinste Ruiza fröhlich an. „Als kleines Kind mit meinen Eltern. Aber nur um Verwandte zu besuchen, von der Stadt hab ich nie wirklich etwas gesehen.“ „Na siehst du. Wenn du noch nie hier warst, ist dieser Ort sehr sehenswert. Vielleicht gefällt es dir hier ja, es gibt eigentlich für jeden was. Gothic Lolita, Visual Kei, Punk… sogar Hip-Hop Zeug gibt es hier und all solchen Kram. Schmuck… öhm… geile Crepes kann man hier kaufen. Krimskramsläden. Fast Food…“ Chiyu lachte. „Wie gesagt, es gibt alles Mögliche da unten. Stürzen wir uns einfach rein ins Gewühle.“ „Nimm meine Hand, dann verlieren wir uns nicht.“ Miyavi smilte und hielt ihm die Hand hin, Ruiza ergriff sie dankbar und als die Ampel auf blau sprang, überquerten sie die Straße und stürzten sich ins Getümmel. ~*~ Hakuei fuhr mit ihm zu einem hübschen Gebäude in einer ziemlich noblen und teuren Gegend und nahm ihn mit in sein Appartement, das in einem ziemlich hohen Stockwerk lag. Sie nahmen den Aufzug nach oben und als Hakuei die Tür aufschloss und ihn eintreten ließ, stockte Toshiya der Atem, als er die teure Einrichtung sah. „Wow… das sind ja alles Designer Stücke… Kannst du dir das echt leisten…?“ „Naja, ich verdien mittlerweile selber nicht allzu schlecht, besonders mit meinen Model Jobs, aber meine Eltern haben ziemlich viel Kohle. Die finanzieren mir das alles. Ich schätze, die sind froh, dass sie mich los sind und wollen mir mein Leben so angenehm wie möglich gestalten, damit ich nicht auf die Idee komme, wieder zu ihnen zu gehen oder so. Ich passe nicht wirklich in ihr Schema, fürchte ich.“ Hakuei lachte, allerdings ziemlich sarkastisch. Toshiya beschloss, erstmal nicht näher drauf einzugehen und gab Hakuei seine Sachen, damit er sie an der Garderobe aufhängen konnte. Im Wohnzimmer nahm er auf einem ziemlich bequemen Sofa Platz und ließ sich etwas zu trinken einschütten. Zu seiner Überraschung servierte Hakuei Sekt, den der Jüngere ein wenig misstrauisch beäugte. „Was denn?“ Hakuei lachte wieder und dieses Mal klang es deutlich freundlicher als zuvor. „Du kannst mir nicht erzählen, dass du noch keinen Alkohol getrunken hast. Na los, trink schon. Dann kommst du erstmal richtig in Stimmung. Keine Angst, ich hab nichts reingetan.“ „Hab ich auch nicht geglaubt und in Stimmung komm ich mit den richtigen Leuten auch ohne Alkohol. Aber danke…“ Er trank einen Schluck und lehnte sich zurück, den forschenden Blicken war er sich ganz genau bewusst. „Du hast sofort gesehen, dass es Designer Stücke sind. Teure noch dazu“, sagte der Ältere mit einem Mal. „Du hast auch ziemlich reiche Eltern, nicht wahr? Erst ist ein reiches Ehepaar mit ihren Kindern aus Amerika nach Japan zurückgekommen um hohe Positionen in der Firma XY einzunehmen. Das sind deine Eltern, nicht wahr?“ „Ah… ja… woher weißt du das…?“ „Och… man hört so einiges, wenn man mit den richtigen Leuten spricht. Mach dir keine Sorgen, es hat mich nur interessiert, ob es wirklich deine Eltern sind. Ich hab deinen Nachnamen heute aufgeschnappt. Ich schätz mal deine Eltern interessieren sich auch nicht sonderlich für dich und deinen Bruder, oder?“ Toshiyas Augen verdunkelten sich, als er leicht den Kopf schüttelte. „Nein. Nicht wirklich… sie haben dieses große, sündhaft teure traditionell japanische Haus gekauft und meinem Bruder und mir fehlt es an nichts. Nur unsere Eltern sehen wir vielleicht einmal in der Woche. Wenn's hoch kommt. Aber mir ist es egal, sollen sie doch machen was sie wollen. Ich mach ja auch was ich will.“ „Das seh' ich und das gefällt mir. Du scheinst auch ein kleiner Rebell zu sein. Mir gefallen Jungs wie du sehr gut. Außerdem siehst du wirklich alles andere als schlecht aus. „Hm… danke…“ Als er Hakueis Hand an seinem Oberschenkel spürte, verkrampfte er sich zu seiner eigenen Überraschung ein wenig. Auch Hakuei hob überrascht eine Augenbraue, zog die Hand aber nicht zurück. „Hey… das sah aber heute Mittag noch ganz anders aus. Du musst keine Angst vor mir haben.“ „Uhm… hab ich auch nicht. Also… glaube ich zumindest. Entschuldige bitte, ich war einen Moment lang etwas irritiert… Über meine Eltern und meinen Background zu sprechen, turnt mich nicht gerade an…“ Zu Toshiyas noch größerer Verwirrung brach der Ältere in schallendes Gelächter aus, zog ihn aber mit einem Ruck in seinen Schoss und legte die Arme sanft um seine Hüfte. „Das kann ich ziemlich gut nachvollziehen. Lassen wir das Thema einfach und konzentrieren uns auf das wesentliche. Toshiya… lass dich einfach fallen. Ich werd dich auffangen…“ Die Art wie Hakuei seinen Namen aussprach, ließ Toshiya tief erschaudern, er tat wie ihm geheißen und ließ sich langsam in einen intensiven Kuss sinken, der ihm den Atem raubte und ihn innerhalb von Sekunden alles um sich herum vergessen ließ… ~*~ Zu viert hatten sie beinahe zwei Stunden mit der Erkundung der Takeshita Dori zugebracht. Wie Chiyu es schon angekündigt hatte, gefiel Ruiza diese Straße mit ihren vielen Geschäften einnehmend gut und Miyavi schleifte sie von einem Laden zum Nächsten, zeigte Ruiza alles, wo er selbst gerne hin ging. Und auch Ruiza wurde sehr schnell schwach angesichts der Fülle an schönen, coolen und stylischen Sachen. Mittlerweile schleppte er bereits mehr als eine Tüte mit sich herum und auch Takeru hatte einige Male ordentlich zugeschlagen. Shoppen war offensichtlich seine Lieblingsbeschäftigung, gleich nach Chiyu natürlich. Seine Tüten musste er auch nicht selber tragen, was Ruiza ein kleines bisschen unfair fand, aber er sagte nichts, da auch Chiyu nichts sagte, als sein Freund ihm die Tüten einfach aufdrängte und in einem Laden zwischen ein paar Ständern verschwand. Auch Miyavi war nirgends zu sehen, so standen die beiden alleine nebeneinander am Rande des Geschehens. „…du magst Takeru sehr, oder…?“, fragte Rui irgendwann leise, weil er das Gefühl hatte, irgendetwas sagen zu müssen. „Entschuldige, dass ich so direkt frage…“ Chiyu lächelte zur Antwort und ließ Takerus blonden Haarschopf nicht aus den Augen. „Das macht nichts. Frag ruhig. Ich mag ihn ziemlich gern. Fast drei Jahre machen ganz schön was her… Er kann unglaublich nervtötend sein, aber er ist auch sehr liebenswert. Er ist freundlich zu allen und kann einen immer zum Lachen bringen. Das kann ich auch ganz gut, aber wenn man sich selber mal nicht besonders fühlt, kann so jemand wirklich ein Segen sein. Aber das ist natürlich nicht alles. Anfangs bin ich nur mit ihm gegangen, weil er nicht aufhören wollte zu fragen und sich durch nichts abbringen ließ… Und mit der Zeit ist er irgendwie zu einem Teil von mir geworden. Wie du sicher auch schon bemerkt hast und wie ichs gesagt habe, bin ich selbst kein Kind von Traurigkeit, aber trotzdem ist Takeru irgendwie noch eine zusätzliche Ergänzung. Ein Teil, das mir vorher gefehlt hat. Ich mag seine warmherzige Art. Ich mag es, wie er sich jedes Mal freut, wenn er mich sieht, auch wenn wir nur kurze Zeit getrennt waren. Oh und im Bett ist er auch nicht zu verachten. … Du musst nicht gleich rot werden, Ruiza.“ Er lachte. „Hast du keinen Freund?“ „Uhm… nein. Nie gehabt.“ „Oh. Dann bist du wohl das Gegenteil deines Bruders, oder? Aber macht doch nichts, du hast noch jede Menge Zeit. Das kann manchmal besser sein. Jedenfalls als so ein nervendes Ding wie Takeru. Seine Eifersucht kann wirklich manchmal unglaublich anstrengend sein…“ „Aber du liebst ihn, oder?“ „….Ja. Ich denke, das tue ich wirklich.“ Ruiza lächelte und sah ihn direkt an, Chiyu erwiderte den Blick aus samtweichen Augen. Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch in diesem Moment sprang ihn auch schon Takeru von der Seite an und warf ihn in seiner Begeisterung fast von den Füßen. Der Angesprungene schien es gewöhnt zu sein, verzog er doch kaum eine Miene und gewann das Gleichgewicht schnell wieder. „Und Maus? Wieder zuviel Geld ausgegeben?“ „Ach was!!!“ Der Kleinere strahlte. „Aber schau mal, ich hab was für dich!“ Grinsend legte er seinem Freund eine Kette um, mit einem kleinen Schlüssel als Anhänger. Chiyu sah ihn überrascht an. „Hey danke dir. Womit verdiene ich das denn?“ „Einfach nur so. Weil du da bist und so.“ Takeru strahlte, als sein Freund sich vorbeugte und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte. In der Zwischenzeit war auf Miyavi wieder hinter ihnen aufgetaucht und stupste Ruiza sanft in den Rücken. „Süß, die zwei, oder?“, hauchte er ihm heimlich zu. „Kaum zu glauben, dass Takeru so friedlich sein kann…“ Anschließend gingen sie in ein Restaurant, in dem es Essen auf italienischer Art gab und das nicht ganz so voll wie der Rest war. Leute waren aber auch hier genug, trotzdem fanden sie einen Tisch in einer Ecke, an dem sie es sich gemütlich machen konnten. „Ah…“ Miyavi machte es sich auf direkt bequem und schmiss seine Jacke in eine Sitzecke. „Erstmal was futtern. Shoppen macht hungrig.“ „…ich bin das erste Mal nach 8 Jahren wieder in Japan und werde als erstes in ein Restaurant gebracht, in dem es nur italienisches Futter gibt…?“ Etwas entgeistert sah Ruiza ihn an. „Ja und? Das Essen hier ist ziemlich gut. Japanisches Essen wirst du schon noch genug kriegen, vermutlich hängt es einem Fast Food verwöhnten Ami wie dir nach wenigen Tagen sowieso zum Hals raus.“ „Verzeihung bitte?!“ „Haha, war nur Spaß, nur Spaß. Ehrlich. Wie hat’s dir denn bis jetzt gefallen?“ „Also um ehrlich zu sein… verdammt gut…Ich hatte viel weniger Geld mit, als ich hätte ausgeben können. Ein Jammer.“ Lachend stimmte der Schwarzhaarige ihm mit energischem Kopfnicken zu. „Und dabei hast du schon soviel Zeugs gekauft. Ich freu mich, dass es dir hier gefällt.“ „Ich hab nicht alles für mich gekauft, für Toshiya ist auch einiges dabei. Der würde praktisch ausflippen, wenn er das erste Mal herkommt. Aber er ist selbst Schuld, wenn er etwas Besseres vorhat.“ „Bist du wirklich immer noch sauer auf ihn? Also… wenn ich die Wahl zwischen Shoppen und Hakuei hätte… Ich wüsste, wofür ich mich entscheiden würde…“ Seine Augen wurden für einen Moment glasig, aber Takerus abfälliges Schnauben holte ihn schnell in die Wirklichkeit zurück. Er warf dem Blonden einen wütenden Blick zu, sah aber wieder zurück, als er Ruiza seufzen hörte. „Ich bin doch nicht sauer auf meinen Bruder. Nur völlig irritiert… Sowas hat er noch nie gemacht, einfach so dann abzuziehen, wenn wir in einer neuen Situation waren und er wusste, dass ich total unsicher bin…“ „Hm… vielleicht wusste er einfach, dass du bei mir in guten Händen bist…?“ „…wahrscheinlich. Aber komisch ist es trotzdem. Es fühlt sich jedenfalls ziemlich komisch an. Ich… ich bin bei dem Thema irgendwie einfach so… überempfindlich…“ „Huh? Und wie kommt das?“ „Wahrscheinlich… weil Toshiya der Einzige ist, der immer bei mir war. Meine Eltern waren nie da und mein Bruder so der einzige Bezug und auch der Einzige, dem ich überhaupt vertraut habe. Freunde hatte ich natürlich auch, aber… ich weiß nicht, irgendwie… so wirklich vertraut habe ich denen auch nicht…“ Zu seiner Überraschung legte Miyavi die Hand auf seine und sah ihm in die Augen. „Mir kannst du vertrauen, Ruiza. Du musst das jetzt nicht auf Anhieb glauben, immerhin kennen wir uns auch erst seit heute, aber du wirst sehen. Ich werd dir einfach beweisen, dass es so ist und das du mir trauen kannst. Ich kümmer mich um dich und so, du musst nicht alleine von deinem Bruder abhängig sein, okay? Es gibt immer auch noch andere Leute und ich bin sicher, dass du viele coole Freunde finden wirst… Mich zum Beispiel um nur eine Person zu nennen.“ „Ah… danke Miyavi…“ Seine Wangen waren rot geworden und er zog die Hand nicht zurück. „Das ist sehr nett von dir. Alle anderen sind auch sehr nett zu mir, das freut mich. Wirklich…Ich würde gerne mit dir befreundet sein.“ „Und was ist mit mir?!“ „Mit dir auch Takeru…“ Ruiza grinste schon wieder als er Takeru sah, wie er den blonden Wuschelkopf sanft an Chiyus Schulter lehnen ließ. Wie friedlich er sich benahm, wenn er bei ihm war. Er suchte nicht einmal Streit mit Miyavi, was dieser zu genießen schien. Sie überließen die beiden sich selbst und führten ihre Unterhaltung leise weiter. Ruiza erzählte noch ein wenig mehr von Zuhause und seinen Eltern, während Miyavi von seinem eigenen Elternhaus berichtete. „Also meine Eltern sind eigentlich ziemlich cool. Ich glaube, sie haben sich langsam damit abgefunden, dass ich mache, was ich will und das ich halt manchmal auch dann erst heim komme, wenn ich Lust dazu habe. Sie können mich ja jederzeit anrufen, auch wenn das früher schon mehrmals zu peinlichen Situationen geführt hat. Kenzo ist manchmal etwas enttäuscht, wenn ich nie da bin. Zumindest glaube ich das. Sicher bin ich mir nicht.“ Sofort musste der Blonde wieder an Kenzos starres Gesicht denken. Sollte er Miyavi davon erzählen…? Aber vielleicht missinterpretierte er die Situation auch nur komplett und Kenzo hatte an etwas ganz anderes gedacht und sie gar nicht beachtet. Hatte er ihn wirklich direkt angesehen oder hatte Ruiza sich das nur eingebildet? Andererseits hatte er nach der Schule nicht auf seinen Bruder gewartet, was er nach dessen Aussage immer tat. Ruiza wollte gerade den Mund öffnen und Miyavi von seiner Beobachtung erzählen, als ihn ein empörter Schrei erschrocken zusammenzucken ließ. „AHA! Erwischt!!! Auf frischer Tat ertappt! Du füßelst mit meinem Freund heimlich unter dem Tisch und denkst ich bemerke nichts davon, hm?? Da hast du dich aber geschnitten, mein Lieber!“ Verblüffte Stille folgte diesen Worten, alle starrten Takeru an. Miyavi ergriff als erstes das Wort. „Sag mal… spinnst du jetzt komplett? Ich hab mich ausgestreckt und bin gegen ihn gestoßen. Was anderes war da nicht.“ „Ach was, du lügst doch! Das war volle Absicht und hinter meinem Rücken! Wer weiß, was du noch alles machst, wenn ich nicht hinsehe!“ „SCHLUSS JETZT!“ Bevor er sich noch weiter hochschaukeln konnte, war Chiyu aufgesprungen und hatte mit der flachen Hand auf den Tisch geschlagen. Er beugte sich zu Takeru runter und starrte ihm verärgert in die Augen. Man konnte sehen, die der Blonde unter seinen Blicken immer kleiner wurde und sich praktisch auf seinem Platz einkauerte. „Erstmal hat Miyavi nicht das Geringste getan. Des Weiteren wäre ich dir sehr dankbar, wenn du deine Eifersucht mal ein kleines bisschen zurückschrauben könntest, geht das?! Es KOTZT mich an, es kotzt mich wirklich an, diese permanente und penetrante Eifersucht auf alles und jeden, der sich mir nur auf zwei Meter nähert! Vertraust du mir eigentlich gar nicht? Ich sage dir jeden Tag mindestens einmal, dass ich nur für dich da bin und dich niemals mit irgendwem betrügen würde, aber zu ziehst trotzdem jedes Mal aufs Neue deine Show ab! Ich kann es nicht mehr, Takeru! Es reicht mir langsam! Willst du wirklich, dass wir Schluss machen müssen, nur weil du auch nach drei Jahren immer noch nichts gelernt hast?! Verdammte Scheisse, wir sind doch nicht im Kindergarten!“ Während dieser Standpauke, war der blonde Junge immer blasser geworden und hatte schließlich ganz den Kopf gesenkt. Die Haare fielen ihm schützend ins Gesicht und verbargen seine Augen, aber Ruiza sah die Tränen trotzdem, wie sie auf seine geballten Fäuste tropften. Chiyu stand noch immer in abwartender Haltung über ihm, aber Takeru sprang ganz plötzlich auf, schneller als ihn irgendjemand festhalten konnte, griff nach seiner Jacke und rannte zur Tür. Sein Freund sah ihm schwer atmend hinterher und fiel schließlich mit einem tiefen Seufzen auf die Polster zurück. „Scheiße… das war etwas zu heftig, oder…?“ Miyavi und Ruiza nickten stumm, noch immer geschockt, dass Chiyu so laut werden und eine so bedrohliche Aura ausstrahlen konnte. „Ja, das hab ich mir gedacht… Manchmal passiert das einfach. Er sagt irgendwas und bei mir knallen sämtliche Sicherungen durch.“ „Und was willst du jetzt machen…?“ „Ja was wohl? Ich geh ihm natürlich nach. Er hat sein ganzes Zeug hier liegenlassen, wahrscheinlich sogar seinen Haustürschlüssel. Macht euch keine Sorgen, ich weiß wo ich ihn finden kann und dann beruhige ich ihn wieder. Ihr müsst euch wirklich nicht den Kopf zerbrechen. Hier, zahlt damit unser Essen.“ Chiyu legte etwas Geld auf den Tisch, zog sich die Jacke an, sammelte Takerus komplette Sachen und Tüten ein und verabschiedete sich von ihnen. Ohne ein weiteres Wort verschwand er nach draußen. ~*~ „Hmm…“ Gedankenverloren und schnurrend lag Toshiya in Hakueis Bett und streichelte über den Arm, der sich von hinten sanft um seine Brust schlang. Mit den Fingerspitzen berührte er die Tattoowierungen, strich zärtlich über die Haut und genoss die sanften Küsse, die Hakuei über seinem Rücken verteilte. „Hmmm…“ „…bist du zufrieden…?“ „Sollte ich das nicht fragen…?“ Der Schwarzhaarige lehnte den Kopf entspannt an Hakueis Brust und schloss einen Moment die Augen, hörte Hakueis sanftem Lachen zu. „Wenn du wirklich eine Antwort brauchst, ja ich bin ziemlich zufrieden…“ „Hm… schön…“, nuschelte er leise zurück. Er fühlte sich so angenehm entspannt und schläfrig. Wollte sich fallen lassen und in Hakueis Armen Ruhe finden, als dessen Stimme seine Aufmerksamkeit erneut beanspruchte. „Bleib über Nacht…“, hauchte er fast heiser. „Was…?“ „Bitte. Bleib über Nacht. Ich koch auch gerne was für dich und ich kann gut kochen. Ich würd mich freuen, wenn du bleiben würdest…“ Langsam drehte sich Toshiya in seinen Armen um, blieb neben ihm liegen und schaute ihn zweifelnd an. „Meinst du wirklich…?“ Er dachte an Ruiza und fragte sich, was er gerade tat und wo er war. Und was er dazu sagen würde, wenn Toshiya ihn anrief und ihm sagte, dass er über Nacht eingeladen war. Wahrscheinlich würde er sich nicht sehr freuen. Ob er noch immer mit Miyavi unterwegs war? War es überhaupt so eine gute Idee, ihn direkt mit einer Person ähnlichen Charakters umherziehen zu lassen? Sie waren sich einfach zu ähnlich und Ruiza war so anders… Besser er fuhr wieder nach Hause… Er sollte ihn wirklich nicht alleine lassen… Obwohl… Hakueis streichelnde Finger an seiner Hüfte zeugten wirklich von außerordentlicher Überredungskunst… „Bleib… bitte…“, flüsterte er noch ein weiteres Mal und Toshiya vergass alles um sich herum. „Okay…“, willigte er ohne einen weiteren Gedanken ein. ~*~ Durch halbdunkle Straßen und Gassen hetzte Chiyu auf der Suche nach Takeru. Wenigstens wusste er, wo er suchen musste, aber es gefiel ihm nicht, dass der Junge ganz allein in dieser Gegend unterwegs war. Er verfluchte sich selbst, dass er so laut geworden war, aber manchmal ließ sich das einfach nicht vermeiden. Takeru musste endlich verstehen lernen… So verscheuchen wollte er ihn aber auch nicht. Das Ziel war fast erreicht, Chiyu lief schneller und erreichte keuchend den alten Spielplatz, der verborgen zwischen den hohen Wohnhäusern lag. Er wirkte so unwirklich und friedlich zugleich in seiner Umgebung… Ein fast phantastischer Ort, mitten in der Stadt. Sogar ein paar Bäume wuchsen hier. Hier waren sie sich zum ersten Mal begegnet. Als sie ihre kleinen Geschwister zum Spielen begleitet hatten. Vor drei Jahren. So lange her… Die Hand auf die schmerzende Seite gepresst sah der Junge sich hektisch um, bis er die Spitzen einiger blonder Haare im Halbdunkeln fast verborgen über einen Balken ragen sah. Leise und voller Erleichterung atmete Chiyu auf, lehnte die Sachen vorsichtig gegen die Stangen einer Schaukel und trat leise auf das Spielhäuschen zu. Neben dem Fenster ging er in die Hocke. „Takeru?“ Stille. „Take. Ich bin’s.“ „…geh weg.“ „Nein.“ Er ließ sich in den Sand sinken und schwieg. Konnte Takerus Wärme sogar durch die Wand zwischen ihnen spüren. Er hatte gehört, wie verweint seine Stimme geklungen hatte. Aber er traute sich nicht, ihn zu berühren. Noch nicht. Er wollte ihm Zeit lassen. Und Takeru sprach kein Wort, nur nach einiger Zeit hörte Chiyu sein leises Schluchzen. Es zerriss ihm fast das Herz, dennoch blieb er an Ort und Stelle sitzen, wartete ab, ob Takeru etwas tun würde. Mittlerweile hatte es fein zu nieseln begonnen. Die Feuchtigkeit kroch bereits in seine Kleidung, seine Schuhe, ließ ihm das Haar an der Stirn kleben, aber er bewegte sich keinen Millimeter. „Take…“, flüsterte er schließlich noch einmal. „Lass uns nach Hause gehen. Es wird kalt und du hast keine Jacke an…“ „Das ist mir egal! Dann werd ich eben krank!!“ „Hör auf, Baby…“ Langsam wurde es Chiyu zuviel und so öffnete er die Türen des Spielhäuschens, kroch auf Takeru zu und nahm ihn einfach in den Arm. Fest, unglaublich fest, versuchte so viel Liebe wie möglich in die Umarmung zu legen. „Es tut mir Leid…“, flüstere er ihm ins Ohr und spürte, wie das blonde Haar seine Wange kitzelte. „Ich hab überreagiert…“ „…nein… mir… mir tut es leid. Es war meine Schuld. Nur meine. Ich bin ein egoistischer Dummkopf, der nur an sich denkt und seinem Freund nicht vertraut. Ich mach noch alles kaputt…“ Takeru weinte noch immer, diesmal noch heftiger. Er bebte in Chiyus Armen und im fahlen Laternenschein erhaschte der Ältere einen Blick in sein Gesicht. Die Augen waren rot und verquollen, die Wimperntusche, die er immer trug, hatte sich über die Wangen verteilt und nur zu deutlich konnte man die neuen Tränenspuren erkennen. Er musste schon sehr viel geweint haben, bevor Chiyu ihn überhaupt gefunden hatte. Jedes Schluchzen fühlte sich wie ein neuer Stich ins Herz an. Seufzend öffnete er seine Jacke und zog Takeru in die trockene, schützende Wärme seiner Brust. „Hör auf damit. Hör auf, dich selber fertig zu machen. Wir haben eben beide Mist gebaut und ich bin nicht gekommen, um auf dir rumzuhacken. Ich habe mich entschuldigt, du hast dich entschuldigt, damit sollte es gut sein, Wir haben schon so verdammt oft über dieses Thema gesprochen. Lass uns einfach versuchen, damit aufzuhören und es nicht immer wieder und wieder passieren zu lassen.“ Sanft wischte er ihm mit dem Ärmel ein paar Tränen von der Wange, gab aber recht schnell auf, da er es nur noch schlimmer machte. „…du siehst aus wie ein Emo…“, bemerkte Chiyu mit einem plötzlichen Kichern, was ihm einen leichten Schlag gegen die Brust einhandelte. „Arschloch!“ „Ich weiß.“ Und plötzlich begann er zu lachen. Lachte immer lauter und befreiter, nach einigen Sekunden stimmte Takeru ein, erst zögernd, doch immer kräftiger. Und bevor er überhaupt reagieren konnte, hatte Chiyu ihn gegen die Rückwand gepresst, die Arme um seinen Kopf geschlungen und küsste ihn, als drohte wie Welt jeden Moment unterzugehen, als würden sie sich niemals wieder sehen, als wären sie sich nach vielen Jahren endlich wieder begegnet. Takeru reagierte. Er krallte die schmalen Finger in Chiyus Rücken und hielt sich an ihm fest. Für einen Moment stand die Zeit um sie herum still. Erst, als sie sich atemlos voneinander lösten, drehte sich die Welt weiter und die Geräusche setzten erneut ein. Das Rauschen des Windes und das Rascheln der Blätter, der Lärm der nahen Bahn und die Schritte vorbeigehender Passanten, das leise Tröpfeln des Regens und die Musik, die aus dem geöffneten Fenster einer Wohnung drang… Doch Chiyu sah nur Takeru an, als er ihn vorsichtig nach draußen zog und seine Hand fest umschlossen hielt. „Lass uns nach Hause gehen.“ ~*~ Sie hatten nur ihre Mahlzeit beendet und waren anschließend nicht mehr lange geblieben, ihre Stimmung hatte sich nach dem Streit ihrer Freunde deutlich verschlechtert. Sie schlenderten durch die noch immer überfüllten Straßen und sprachen über dies und jenes, bis Miyavi plötzlich stehen blieb und sich umsah. „…wo sind wir eigentlich…?“ „…was…?“ Ruiza blieb abrupt neben ihm stehen und sah sich verwirrt um. Straßenschilder waren für ihn immer noch ein Buch mit sieben Siegeln, viel entnahm er den verschiedenen Schildern und Reklametafeln nicht gerade. „Warst du hier noch nie?“ „Machst du Witze? Weißt du, wie groß diese Stadt ist? Selbst in den Stadtteilen, in denen ich oft bin, kann ich mich gar nicht auskennen! Und diese verdammten Gassen sehen abseits der großen Straßen alle gleich aus! Man verläuft sich so unglaublich schnell, wenn man nicht aufpasst. Ich war so auf unser Gespräch konzentriert, dass ich nicht mal drauf geachtet habe, in welche Richtung wir gegangen sind! Ich habe nicht die geringste Ahnung wo wir sind! Scheiße!!“ Wütend trat der Schwarzhaarige gegen eine Laterne und sah sich weiterhin finster um. „Hey… jetzt werd doch nicht gleich hysterisch… wir finden schon den Weg…“ Es überraschte Ruiza, dass Miyavi gleich so ausflippte. Jeder verlief sich irgendwann mal, oder? Und irgendwann fand man auch den Weg wieder. Vielleicht begegneten sie jemandem, den sie fragen konnten. „Ich glaube, du verstehst nicht…“, murmelte Mi in diesem Moment. „Wenn wir Pech haben, haben wir uns wirklich in eine Gegend verirrt, die alles andere als gut für uns ist. Lass uns weitergehen, aber bleib dicht bei mir…“ „Wovon redest du da eigentlich? Warum machst du gleich so einen Aufstand?“ „Shht. Sei still. Ich befürchte wirklich, dass wir nicht hier sein sollten…“ Ohne eine Erklärung packte er Ruizas Handgelenk und zog ihn energisch hinter sich her. Sie liefen durch mehrere Gassen, die immer enger zu werden schienen. Immer wieder blickte sich Ruiza besorgt über die Schulter. Hatte er sich die Schritte hinter ihnen nur eingebildet? Hatte Miyavi es auch gehört? Er schien es immer eiliger zu haben und sein Gesichtsausdruck wirkte fast verzweifelt. Ein aufreizender Pfiff erschall in der Dunkelheit und ließ den Jungen jäh abstoppen. Eine Silhouette zeichnete sich im Ausgang zur nächsten Straße ab und dem Pfiff folgte eine Stimme. Sie klang nicht sehr nett. „Was haben wir denn da? Zwei kleine Kätzchen, die sich verlaufen haben…?“ Miyavi wirbelte herum und wollte zurücklaufen, aber nur wenige Meter entfernt lösten sich weitere Gestalten aus den Schatten. Sie waren eingekesselt. Nervös begann er an Ruizas Handgelenk zu ziehen, doch der Jüngere war zu Eis erstarrt und blickte in die Augen des Mannes, der sie angesprochen hatte und sich nun langsam näherte. Er wirkte wie ein Raubtier auf der Jagd. „Wow, Leute… seht euch die beiden mal an, da haben sich ja mal zwei richtige Schönheiten zu uns verirrt.“ „W-was wollt ihr von uns?“, piepste Mi und verfluchte sich, dass er seiner Stimme keinen selbstsichereren Klang geben konnte. „Was wollt ihr von uns~?“, äffte eine weitere Stimme ihn sofort nach und begann schallend zu lachen. „Hört euch den an, noch nicht trocken hinter den Ohren, was?“ „Ruiza?!“ Er schob sich dichter an seinen Freund heran, stieß ihm leicht den Ellbogen in die Seite, flüsterte ihm hastig zu. „Ruiza, lass uns versuchen, so schnell wie möglich abzuhauen. Schneller sind wir auf jeden Fall… Ruiza? Rui?!“ Als der Andere nicht reagierte, drehte Mi den Kopf zu ihm um und erbleichte. Der erste Mann war schon ganz nahe und hielt Ruizas Kinn in der Hand, einer groben ungepflegte Pranke, und drehte seinen Kopf von einer Seite auf die andere, um ihn genau betrachten zu können. „Wow… was für ein hübsches kleines Ding. Seht ihn euch an, was für unschuldige Augen!“ Er riss ihn grob zu seinen Begleitern herum, damit sie ihn auch sehen konnten und Miyavi erhaschte einen Blick in die vor Angst geweiteten Augen. „Lass ihn sofort los!!“, schrie er auf und wollte vorstürmen, aber muskulöse Arme packten ihn und drehten ihm die seinen auf den Rücken. Es tat weh, doch er unterdrückte jeglichen Schmerzenslaut. „Der hier sieht aber auch nicht allzu schlecht aus, eine Wildkatze, wies scheint…“, kicherte eine Stimme höhnisch. Er achtete nicht darauf, sah nur Ruiza an. Die verängstigte Miene des Jungen und den widerlichen Kerl, der ihn gepackt hatte und an seinem Haar roch. Entsetzt musste er mit ansehen, wie die Hand des Mannes über Ruizas Oberkörper strich und sich langsam ihren Weg in seine Leistengegend suchte. Als sie über den Gürtel glitt, schrie der Blonde panisch auf und versuchte sich loszumachen. Miyavi sah nur ein plötzliches Aufblitzen und das erneut vor Angst gelähmte Gesicht seines Begleiters. Ruiza spürte nur das kalte Metall an seinem Hals, hörte kaum die leisen Worte seines Peinigers. „Vorsicht Püppchen… Ich würde dich nur ungern verletzen, tot nützt du mir nicht mehr viel. Dann macht es doch nur noch halb so viel Spaß…“ Der Mann schien sich an seiner Angst regelrecht zu weiden, doch ein Aufschrei ließ Ruiza für einen kurzen Moment neu aufleben. „NEIN!!!“ Er sah nach vorne, sah wie in Zeitlupe, wie Miyavi sich befreite und losrannte, sah wie er fiel, sah wie sein Kopf gepackt und gegen eine Wand geschmettert wurde und hörte nicht einmal mehr seinen eigenen Schrei, der durch die Nacht schallte. To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)