About Riots & Mavericks von abgemeldet (chapter 3 up) ================================================================================ Kapitel 1: About a new Life --------------------------- About Riots & Mavericks Chapter 1 – About a new Life Die großen Schiebetüren waren weit geöffnet und lauwarme Mailuft wehte aus dem Garten herein. Die beiden Brüder saßen im Zimmer des Älteren auf dem Fußboden, umgeben von unausgepackten Umzugskartons. Am Kleiderschrank hing eine nagelneue Schuluniform, von seinem Besitzer misstrauisch betrachtet. Seufzend drehte er sich schließlich weg und setzte sich neben seinen Bruder an die geöffnete Tür. „Hast du Angst?“, fragte er nach einer Weile leise. Ruizas Blick, starr auf den Nachthimmel geheftet, flackerte einen kurzen Moment, bevor er Toshiya langsam den Kopf zuwandte und erst jetzt in die Wirklichkeit zurückfand. „Ich weiß nicht…“, antwortete er lächelnd und mit einem leichten Schulterzucken. „Es ist schon seltsam, oder? Nach fast 8 Jahren…“ Der Ältere nickte wissend und rückte ein Stückchen näher, legte den Arm schützend um seinen Bruder. Vor 8 Jahren waren die Geschwister mit ihren Eltern nach Amerika gezogen, aus beruflichem Anlass des Vaters. Jetzt waren sie zurück in Japan und hatten ein altes japanisches Haus in Tokyo bezogen. Das Haus war wunderschön, der gepflegte Garten noch viel schöner, die Zimmer der Beiden äußerst groß und geräumig… doch das alles täuschte nicht über das Heimweh nach New York und ihren Freunden dort und die Angst vor dem neuen Leben in dem mittlerweile so fremd gewordenen Heimatland hinweg. Toshiya war 10, Ruiza 8 Jahre alt gewesen, als sie damals umgezogen waren. In New York hatten sie sich sehr schnell eingelebt und im Laufe der Zeit langsam die alten Sitten, Bräuche und Gewohnheiten völlig vergessen. Umso seltsamer fühlte es sich an, plötzlich wieder auf diesem Boden zu stehen, in dieser Stadt, diese Luft zu atmen. Großstadtluft, ja. Aber gänzlich anders als die Luft in den Straßen von New York. Und sie hatten weder Zeit zum Einleben noch zum Kartons auspacken gefunden, bevor ihr Vater mit den Unterlagen der neuen Schule auf sie zugekommen war, wenigstens eine Sache um die er sich kümmerte… Toshiya und Ruiza fehlte es an nichts, außer vermutlich an elterlicher Zuwendung… Beide Elternteile waren nur selten zu Hause, dass würde auch in Tokyo wohl kaum anders werden. Allerdings würde hier im neuen Haus die Haushälterin fehlen, die die letzten Jahre über die beiden Brüder gewacht hatte… Nicht, dass sie sich groß daran stören würden, ohne den alten Drachen auskommen zu müssen. Trotzdem konnte es manchmal wirklich hart sein, so ganz ohne die Hilfe der Eltern dazustehen, besonders in diesem alten neuen Land. Wenigstens hatten sie ihrem Vater dieses Mal ausreden können, sie auf eine Privatschule zu schicken, stattdessen würden sie eine öffentliche Schule in der Nähe besuchen. Gleich morgen war ihr erster Schultag. Morgen… ja, morgen. So bald… Es fühlte sich wirklich merkwürdig an… „Wenigstens sprechen wir die Sprache hier noch…“, riss Toshiya seinen Bruder plötzlich wieder aus dessen Gedanken. Daraufhin musste auch Ruiza grinsen. „Du tust ständig so, als wären wir nach Sibirien oder so ausgewandert. Dabei ist es doch gar nicht so übel hier, oder? Hast du denn nur negative Erinnerungen an früher? Irgendetwas schönes muss doch auch dabei gewesen sein? Ich finde jedenfalls, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können. Wir hocken nicht in der Pampa fest. Und deinen Shopping-Wahn kannst du hier mindestens genauso gut ausleben, das weißt du genau. Toshiya, find dich damit ab… die nächsten paar Jahre wird uns wohl kein Weg zurück nach Manhattan führen. Lass uns das Beste draus machen.“ Seufzend ließ Toshiya ihn los uns sank langsam auf den Rücken. Lachend schüttelte er das dunkle Haar. „Rui, Rui, Rui… Machst du deinem großen Bruder Vorschriften?“ Neckisch zwinkerte er zu ihm auf. „Noch so jung und schon so klug… ja, du hast vermutlich Recht... wir sollten das Beste draus machen. Mal sehen, vielleicht ist die neue Schule ja gar nicht so übel. Nur der Mist mit den Uniformen geht mir jetzt schon gewaltig auf die Nerven…“ „Ha! Wir haben uns noch ne Schule ausgesucht, wo's wenigstens etwas lockerer zugeht… oder möchtest du dir etwa die Haare streichholzkurz schneiden müssen…?“ Mit einem Seitenblick auf Toshiya fasste Ruiza ihm sanft ins fast schulterlange, schwarze Haar. Er selbst trug es noch länger, zumindest im Nacken fielen einige Strähnen ihm weich über den Rücken. Auf diese Aussage konnte der Ältere nur grinsen und zupfte eine Fluse aus Ruizas Mähne. „Meine sind schwarz. Deine sind karottenorange. Das würde wahrscheinlich noch mehr ins Gewicht fallen.“ „Es ist teebraun…!“, zischte es sofort zurück. Doch bevor das flink herbeigeangelte Kissen Toshiyas Gesicht treffen konnte, war dieser schon aufgesprungen und in den Garten geflohen. Als Ruiza ihn einholte, hockte er vor dem kleinen Teich, verborgen zwischen Gräsern und Schilf, und starrte geistesabwesend ins dunkle Wasser. Sein Bruder blieb dicht bei ihm stehen und blickte zum hell erleuchteten Nachthimmel auf. „Sogar hier hört man noch das Rattern der Bahn… Dabei stehen wir mitten in einer kleinen Oase… fühlt sich das nicht irgendwie seltsam an?“ Grinsend sah Toshiya auf. „Stört dich das? Willst du behaupten, dass es in NY nicht laut war und die Nacht hell erleuchtet?“ „Nein, das meine ich damit doch gar nicht!“ Er stieß seinem Bruder wenig sanft das Knie in den Rücken. „Aber es fühlt sich trotzdem so anders an und das hier… dieser Garten, irgendwie wie ein Traum. Oder so…“ „Du spinnst ja total rum heute…“ Er rieb sich mit verzogenem Gesicht den Rücken. „Das gibt nen blauen Fleck, vielen Dank…“ Träge stand er auf und drehte seinen Bruder am Arm zu sich um. Einen Augenblick lang betrachtete er dessen Gesicht ganz genau, dann legte er ihm sanft die Hand an die Wange. „Besser als das kleinen Stück Rasen vorher, oder? Ruiza… du hast Angst, ich sehs in deinen Augen. Wen wundert es, alles ist so lange her. Ich weiß auch nicht mehr sehr viel von damals… Aber du schaffst das schon, ich bin ja bei dir…“ Der Junge seufzte und wandte sich ab, aber Toshiya ließ ihn nicht los, sondern zog ihn nur noch dichter zu sich. „Sprich mit mir, Rui… haben wir nicht immer alles zusammen gepackt?“ Ein kurzes Zögern noch, bevor der Angesprochene leicht nickte und die Lippen öffnete. „Natürlich, aber… hier ist alles so anders… Die Geräusche, die Gerüche, die Menschen… ich vermisse NY, ich vermisse meine Freunde, ich hab Angst vor all diesen komischen Regeln und dem ganzen Kram… und gleichzeitig komm ich mir auch noch so dumm und fremd vor, wenn ich die einfachsten Sachen nicht mehr kenne und alles… Das nervt mich total an…“ „Ich versteh ganz gut, was du meinst, aber den Kopf einziehen und so, das hilft doch auch nicht Baby… Komm wieder rein, lass uns pennen gehen, okay? Es ist schon spät…“ Wieder im Haus war Ruiza schon an der Tür, bevor Toshiya ihn zurückrief. „Hey, wo willst du denn hin? Ich dachte, du pennst bei mir, so wie früher.“ „Eh?“ Ruiza blieb überrascht stehen. „Meinst du das Ernst…?“ In seinen Augen leuchtete ein kleiner Funken Hoffnung, in dieser ersten Nacht nicht alleine sein zu müssen. Toshiya sah es und schlug lächelnd seine Bettdecke zurück. „Komm her. So wie früher. Genau so wie früher…“ Und so lagen sie schließlich gemeinsam unter der warmen Decke, im dunklen Zimmer. Ihr Flüstern drang gedämpft durch den Raum, leise, gedämpft… obwohl keine Ohren da waren, die die Worte hätten hören und sie bestrafen können… Wie damals in New York, als sie noch klein gewesen waren und doch schon auf sich allein gestellt. Ruiza blieb nicht mehr lange wach, aber Toshiya lag noch lange still neben ihm und betrachtete seinen kleinen Bruder. Ruiza… Der Sanftmütige von ihnen, der Zarte, der Sensiblere…. Der Empfindlichere. Der ganze Umzug hatte ihm mehr zu schaffen gemacht, als er zugeben würde. Als sie damals nach Amerika gegangen waren, hatte er schlimm geweint, Toshiya erinnerte sich noch ganz genau daran. Er hatte noch stärker als sonst die direkte Nähe seines älteren Bruders gesucht, hatte Schutz und Geborgenheit von ihm verlangt. Toshiya hatte es ihm geben können und er hatte es gern getan, fühlte er sich bei Ruiza doch selbst gleich viel sicherer. Aufgewachsen bei reichen Eltern, zwischen Kindermädchen, Haushälterinnen und manchmal sogar Hauslehrern waren die Brüder stets allein gewesen und hatten nur einander gehabt. Bei dem Gedanken an seine Familie, fiel dem Schwarzhaarigen nur sein Bruder ein, einzig Ruiza verdiente es, als seine Familie bezeichnet zu werden. Ihre Eltern waren stets Fremde gewesen und je älter sie wurden, desto größer wurde die Distanz. Aber sie hatten gelernt damit umzugehen und konnten gemeinsam einfach alles bewältigen. Trotzdem hatte Toshiya Ruizas Angst gespürt, wie ein Prickeln in seinem Inneren. Die Angst vor der ganzen Veränderung. Er selbst fühlte sie auch, aber wahrscheinlich nicht so ausgeprägt, wie sein jüngerer Bruder, der ohnehin schüchterner war und sich schnell fürchtete… Ach Mann….! Brummend schob er sich dichter an seinen Bruder und hoffte, dass sein friedlicher Schlaf bald auf ihn übergreifen würde. Wach liegen und nachdenken führte zu nichts. Ruiza drehte sich im Schlaf und er kuschelte sich an seine Seite und schloss die Augen. Endlich schlafen… ~*~ „Toshiya! Beeil dich endlich!! Wir sind schon echt spät dran! Wozu brauchst du denn so lange?“ Ruiza stand bereits in voller Montur an der Tür, die Schultasche in der Hand, und wartete auf seinen älteren Bruder, der noch immer wie ein aufgescheuchtes Huhn durch das Haus rannte. Eine Reaktion oder gar Antwort auf seine Frage, bekam der Junge nicht und langsam wurde es ihm wirklich zu bunt. Er stellte seine Tasche ab und stapfte energischen Schrittes ins Badezimmer, dessen Tür gerade erst ins Schloss gefallen war. „Toshiya!!“ Er verstummte, als er sah, womit sein Bruder gerade beschäftigt war und riss ihm mit wütender Miene die Wimperntusche aus der Hand. „Bist du verrückt?! So kannst du da doch nicht gleich am ersten Tag auftauchen! Nachdem es dir sowieso misslungen ist, einen guten Eindruck zu hinterlassen, wie ich stark annehme, denn ich kenne dich… danach kannst du auch geschminkt hingehen, aber heute doch nicht gleich! Und die Haare hast du dir auch gemacht, kämm das sofort wieder raus!“ „Aber~!!“ Mit einem Aufschrei langte Toshiya nach Ruizas Hand und versuchte ihm sein Schminkutensil wieder zu entreißen, aber der Jüngere kannte seinen Bruder zur genüge und drehte sich schnell genug weg. Toshiyas Mitleid heischender Gesichtsausdruck sprach Bände. „Wie kannst du nur? Willst du deinen geliebten Bruder hässlich zur Schule schicken?! Das kannst du doch nicht machen! Bitte bitte gib ihn mir zurück~~~!“ „Dein Jammern hilft dir jetzt auch nicht mehr und du wirst das abwaschen und das ganze Spray aus deinen Haaren kämmen, wir gehen zur Schule und nicht auf eine Party. Und wir gehen auf eine neue Schule, von der wir so gut wie nichts wissen. Vor allem nicht wissen wie die Lehrer das alles finden und so weiter! Ich geb dir jetzt genau 3 Minuten (Zeit), danach will ich einen braven unschuldigen Schuljungen sehen, ansonsten geh ich ohne dich!“ In der Tür drehte er sich noch einmal um und warf einen spitzen Blick in die Schublade, die Toshiya in diesem Moment begehrlich angesehen hatte. „Ah. Und das hier nehme ich auch mit. Ich warne dich, ich meins echt ernst. 3 Minuten.“ Er fischte das Schminketui aus der Schublade und ging, Toshiya sah ihm schmollend nach. Ruiza konnte ganz schön streng sein, wenn er wollte. Außerdem… brav? Unschuldig? Das dachte er wohl nicht wirklich, oder? ~*~ Kurz vor Schulbeginn hatten es die Brüder tatsächlich noch geschafft, ihre Schule überhaupt zu finden und nicht direkt als erstes zu spät zu kommen. Abgehetzt blieben sie vor dem großen Gebäude stehen und nahmen sich einen Moment Zeit, es genauer zu betrachten. „Sieht aus wie ne ganz normale Schule.“, meinte der Schwarzhaarige schließlich maulend. Er nahm es Ruiza noch immer übel, dass dieser ihn ohne Make-up aus dem Haus geschickt hatte, ihn gezwungen hatte, seine Haare wieder zu plätten und ihm sogar noch die Sonnenbrille abgenommen hatte, mit der er seine ungeschminkten Augen vor der Öffentlichkeit zu verstecken gedacht hatte. Ruiza begegnete seinem Unmut mit stoischer Ruhe und ignorierte seine Laune einfach! Sogar jetzt gerade ignorierte er seinen Tonfall einfach. War das zu fassen? „Schau mal.“ Ruiza wies mit der Hand auf das Gebäude rechts neben ihrer Schule. „Es hieß doch, dass die zugehörige Uni direkt nebenan ist. Das scheint sie zu sein. Sieht ja gar nicht mal schlecht aus…“ Unwillig kickte der Andere nach einem Stein und starrte demonstrativ auf den Boden, bis er plötzlich einen heftigen Schlag gegen den Arm bekam. Verdutzt hob er den Kopf und sah Ruiza an, der den Blick verärgert erwiderte. „Hör endlich auf zu schmollen, nur wegen dem bisschen Schminke. Du bist doch kein hübscher Kerl, nur weil du die Augen angemalt hast! Du siehst auch so sehr gut aus! Jetzt krieg dich bitte wieder ein und sei nicht so zickig. Du hast doch gestern Abend noch gesagt, dass wir das hier zusammen durchstehen und jetzt bist du sauer auf mich, nur weil ich verhindern möchte, dass dir sofort ein Stempel aufgedrückt wird? Das finde ich ehrlich gesagt ziemlich gemein…“ Etwas überrascht dachte der Angesprochene kurz über die Worte nach und lächelte mit einem Mal verlegen… Ja… Du hast Recht, Rui. Tut mir leid, das war echt ziemlich albern von mir. Vermutlich war ich nur geschockt, weil du so mit mir gemeckert hast. Das tust du ja sonst nur äußerst selten.“ Er lachte und auch Ruiza konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. „Du hast mir halt allen Grund zum meckern gegeben. Und jetzt bitte… lass uns gehen. Ich will wirklich nicht zu spät kommen…“ Ruizas Stimme hatte diesen klagenden Unterton angenommen, dem sein Bruder einfach nicht standhalten konnte, daher nickte er nur hastig und durchschritt schnell das Eingangsportal. Während die Beiden über den Schulhof gingen, hatten sie genug Zeit sich weiter umzusehen, die Gebäude und ihre neuen Mitschüler zu betrachten. Sie waren noch nicht einmal bis zum Eingang gekommen, als Ruiza sich etwas dichter an seinen Bruder schob. „Ich wusste gar nicht, dass das hier ne reine Jungenschule ist… Du?“, flüsterte er ihm leise zu. Toshiya warf einen schnellen Blick durch die Runde, bevor er leicht den Kopf schüttelte. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. „Nein, das hab ich nicht gewusst, aber es scheint so zu sein, hm…? Hoho, also… damit hab ich wirklich kein Problem. Sein breites Grinsen brachte ihm einen bösen Blick seines Bruders ein. Toshiya wiederum stieß ihm sanft den Ellenbogen in die Seite. „Verklemmt wie immer, hm? Warten wir einfach mal, bis du etwas älter bist. Manche brauchen eben länger…“ „Entschuldigung?!“ Die Stimme des Brünetten klang aufgebracht. „Ich bin nicht verklemmt und das hat auch gar nichts damit zu tun, ich schmeiß mich nur nicht gleich jedem x-beliebigen vor die Füße, wie gewisse Leute, die sich zufällig neben mir befinden!“ Toshiya sah an Ruiza vorbei und betrachtete eine Gruppe von Schülern, die zusammenstanden und die neuesten Neuigkeiten austauschten. Er hob verwundert die Augenbrauen. „Also… ich weiß ja nicht, was du immer denkst, aber die Jungs da sehen nicht grad aus, als würden sie gleich jeden anmachen und so…“ „Toshiya!!!“ So ging das noch eine ganze Weile weiter, doch als sie das Lehrerzimmer erreicht hatten, verstummten die Brüder wie auf ein geheimes Zeichen. Hier trennten sich ihre Wege und bevor sie den jeweiligen Lehrern zum neuen Klassenzimmer folgte, warf Toshiya seinem Bruder noch einen aufmunternden Blick zu, obwohl ihm selbst die Knie zitterten… ~*~ Ruiza fühlte sich allein und irgendwie verlassen, als er diesem Lehrer nachtrottete, der nicht einmal sein Klassenlehrer war und außerdem kaum ein Wort mit ihm sprach. Dieser eher betagte Herr schien viel eher Probleme zu haben, überhaupt das Klassenzimmer zu finden… Was den Jungen nicht sonderlich störte, in diesem Moment wollte er eigentlich nur noch weg. Vor allem, wenn er daran dachte, dass er gleich vor seiner Klasse stehen und sich vorstellen musste. Er hasste es, sich auf dem Präsentierteller zu befinden. Eine Sache, die seinen Bruder überhaupt nicht störte…Für ihn selbst jedoch… Neue Schule, neue Klasse, alles halb so schlimm, aber vorne stehen? Schrecklicher Gedanke. Ruiza fühlte sich richtig elend, dachte aber voller Erleichterung daran, dass sie auch in Amerika weiterhin von einem Privatlehrer Japanischunterricht bekommen hatten. Er wäre sich sonst nicht einmal sicher gewesen, ob er seinen Namen noch vernünftig schreiben konnte… Da! Jetzt war es auch schon so weit, leider hatte diese Mumie den richtigen Raum doch noch gefunden und ehe Ruiza sich versah, stand er vorne vor allen anderen und fühlte ihre neugierigen Blicke auf sich gerichtet. Hastig kritzelte er seinen Namen an die Tafel, stammelte ein paar Floskeln zur Begrüßung und verbeugte sich. Die Sekunden vergingen wie in Zeitlupe, während dieser Lehrer noch ein paar Worte sagte, um ihn an ihrer Schule willkommen zu heißen und sich dabei selbst ständig wieder unterbrach. Er schien ewig zu brauchen und Ruizas Augen blickten währenddessen die ganze Zeit unter den hellen Haaren hindurch nur begehrlich zu dem einzig freien Platz ganz hinten, die zweite Reihe vom Fenster aus… und ignorierte die Blicke der Anderen. Er hoffte inständig, nicht allzu rot geworden zu sein… Endlich sein Stichwort, er durfte sich setzen! Seine Finger schlossen sich fest um den Griff seiner Mappe, während er versuchte mit ruhigen Schritten an seinen Platz zu gehen. Als er sich setzte und auch die letzten Schüler ihre Köpfe wieder zum Pult drehten oder ihre Privatgespräche fortführten, spürte er endlich die Anspannung von sich abfallen und atmete einmal tief durch. Ganz leise natürlich. Erst jetzt wagte er es, sich vorsichtig umzuschauen und seine Mitschüler zu betrachten, die er vorher einfach nicht hatte ansehen können. Ihr Lehrer kramte in seinen Unterlagen… Ruiza wunderte sich, dass er noch nicht eingeschlafen war und fragte sich gleichzeitig, ob es möglich war, Schnecken als Vorfahren zu haben… Bei seinen Mitschülern stutzte er nach kurzer Zeit. Offensichtlich hätte er sich um Toshiyas Look heute Morgen keinerlei Sorgen machen brauchen… Einige sahen ganz normal aus in ihren Schuluniformen, aber andere wiederum… Ruiza sah Piercings, gefärbte Haare und das nicht nur in Blond- oder Brauntönen, Schuluniformen die mit Patches benäht oder bemalt waren, Schuluniformen die irgendwo auf halb acht hingen, Schuluniformen die nicht einmal mehr als solche zu erkennen waren, weil ihre Besitzer Teile ihrer Privatkleidung vorgezogen hatten und normale T-Shirt zu den Hosen der Uniform trugen… Und anscheinend störte das hier niemanden. Den Mann da vorne schon mal gar nicht. Je länger er ihn beobachtete, desto langsamer schien er sich zu bewegen. Faszinierend. Aber Ruiza freute sich für seinen Bruder, das würde ihm sicher gefallen. War nur zu hoffen, dass die ganze Schule so locker war… „Kinder…“ Der Lehrer meldete sich erstmals nach Ruizas Vorstellung zu Wort. Er hatte eine wirklich sehr schleppende und einschläfernde Art zu sprechen. „Ich habe meine Unterlagen im Lehrerzimmer vergessen. Ich werde sie schnell holen gehen. Seid solange bitte still und benehmt euch…“ Er eierte nach draußen und Ruiza schnappte einen Kommentar eines Mitschülers auf. „Schnell? Ich schätze in frühestens 15 Minuten ist er zurück…“ Diese Aussage wurde von Gelächter begleitet, aber Ruiza wandte sich seufzend ab und sah aus dem Fenster. Erst als ein Schatten auf ihn fiel sah er erneut auf. Vor ihm stand einer seiner neuen Kameraden, der Junge der direkt vor ihm seinen Platz hatte. Schwarzes Haar, ein Lippenpiercing… und diesen Blick in den Augen… Der Junge streckte ihm die Hand hin und lächelte. Auch dieses Lächeln war Rui nur zu vertraut. „Willkommen an unserer Schule. Ruiza war dein Name…? Hi… Ich bin Miyavi. Freut mich“, schnurrte der Junge ihm zu. „Ah… danke… Freut mich auch…“ Und dann auch noch diese Art mit jemandem zu reden… das war ihm alles wirklich nur allzu gut vertraut. Toshiya konnte das nämlich ganz genauso. So sprach sein großer Bruder mit Leuten, die ihn interessierten… und die sich später in Toshiyas Bett wieder fanden… Er mochte diese Art nicht besonders und errötete, als sein Blick Miyavis traf. Dessen Lächeln wuchs nur noch weiter in die Breite. Doch Rettung schien in Sicht zu sein. Der Junge rechts neben Ruiza hatte sich ihnen zugewandt und betrachtete Ruizas Gesprächspartner mit ganz offensichtlichem Misstrauen. Er hatte blondes Haar, das ziemlich gut gefärbt war und so wirkte, als sei es seine natürliche Haarfarbe. Seine Schuljacke war mit bunten Buttons gespickt und statt des üblichen weißen Hemds trug er ein bunt bedrucktes Shirt. „Miyavi!“, knurrte der Blonde laut. Der Angesprochene sah auf und rollte mit den Augen. „Takeru…“ Er klang enttäuscht. Takeru hingegen stand auf, stellte sich direkt neben Ruiza und legte diesem den Arm um die Schultern. „Kannst du das nicht lassen?“, fuhr er Miyavi empört an. „Er ist keine 5 Minuten bei uns und du musst ihn direkt anmachen! Such dir doch jemand anderen aus! Was soll er denn denken? Setz dich wieder hin und lass ihn in Ruhe!“ Mit beleidigter Miene ließ der Schwarzhaarige sich wieder auf seinen Stuhl plumpsen, drehte sich aber zu ihnen um und ließ Ruiza nicht aus den Augen. Takeru redete derweil weiter auf Ruiza ein und schien die erstaunliche Fähigkeit zu haben, völlig ohne Sauerstoff auszukommen. „So das hätten wir erstmal, jetzt bist du fürs erste sicher. Aber entschuldige meine Unverschämtheit, ich hab mich ja selber noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Takeru. Dein Name war Ruiza? Ist das dein richtiger Name? Ein schöner Name auf jeden Fall. Aus New York kommst du? Das ist echt ziemlich cool. Hast du lange da gelebt? Dass du Japaner bist sieht man dir ja an. Naja, wie auch immer, ich weiß es ist ätzend der Neue zu sein, aber du musst keine Angst haben. Ich bin ja auch noch da und ich würd dir gerne helfen, dich hier zurechtzufinden. Ist gar nicht so übel hier. Du lebst dich bestimmt sehr schnell ein, aber nimm dich bloss vor Miyavi in Acht, der ist echt gefährlich! Der legt alles flach was nicht bei drei auf dem Baum ist und du siehst wirklich nicht schlecht aus, wahrscheinlich bist du genau sein Typ. Aber auch das ist kein Problem, wie gesagt ich bin ja da und werde dich vor diesem sex-besessenen Irren beschützen- “ „Wie hast du mich genannt?!“ Bei den letzten Worten war Miyavi erneut aufgesprungen und baute sich nun drohend vor Takeru auf. Dieser sah ihn nur wütend an und überschüttete ihn mit einem neuen Wortschwall. Schneller als Ruiza begreifen konnte, was eigentlich los war, waren die beiden in einem heftigen Streit verwickelt. Irritiert schüttelte Ruiza den Kopf und sah ihnen seltsam fasziniert zu, als er eine andere Stimme an seinem Ohr hörte. „Mach dir keine Sorgen, das ist völlig normal mit den beiden…“ Neben ihm stand ein weiterer Junge, diesmal mit hellbraunem Haar. Auch er war am Mund gepierct, trug einen Stecker im linken Mundwinkel und einen weiteren in der Mitte unter der Unterlippe. Seine Schuluniform trug er ganz normal, abgesehen davon, dass die beiden obersten Hemdknöpfe geöffnet waren, aber zusätzlich hatte er viele Ketten um und mehrere Ringe an den Fingern. Er streckte ihm die Hand hin, Ruiza schüttelte sie schnell. „Ich bin Jin. Schön, dass du bei uns bist. Wie gesagt, mach dir keine Gedanken deswegen. Die beiden können keine zwei Minuten im selben Raum sein, ohne einen Streit anzufangen. Ich glaube, sie brauchen das irgendwie…“ Er lachte leise. Seine Stimme klang angenehm und sein Blick ruhte sanft auf Ruiza. „Und ganz so schlimm wie Takeru gesagt hat, ist Miyavi auch nicht. Mach ihm einfach klar, dass du nicht interessiert bist und er wird dich in Ruhe lassen. Auch wenn es mich nicht wundert, dass er direkt ein Auge auf dich geworfen hat. Du bist sehr hübsch. Und du hast sehr schöne Haare. Eigentlich siehst du wirklich eher wie ein Mädchen aus…“ Zum ersten Mal seit er den Raum betreten hatte, rang Ruiza sich ein Lächeln ab, wenn auch ein schwaches. „Ich bin nicht sicher, ob ich mich dafür bedanken sollte…“ Damit brachte er Jin erneut zum Lachen. „Das kannst du allein entscheiden. Die ganze Sache mit den Frauen und Mädchen wird meiner Meinung nach ohnehin völlig überschätzt und ich fürchte die halbe Schule ist schwul, da ist ein weiblich aussehender Junge doch auch mal was Nettes. Meinst du nicht? Schau mich nicht so an, das mit den Mädchen war nur Spaß. Mir sind Jungen trotzdem lieber und wie gesagt, das geht hier bei uns einigen so. Daran musst du dich wohl gewöhnen. Oder stört dich sowas?“ Ruiza schüttelte nur den Kopf. „Nein… eigentlich nicht. Ist nichts Neues für mich, mein großer Bruder ist genauso. Ihm wird’s hier ganz bestimmt gefallen.“ „Ach, dein Bruder geht hier auch zur Schule? Den musst du mir unbedingt mal vorstellen… Und was ist mit dir? Sind die Jungen oder Mädchen lieber?“ „Ähm… ehrlich gesagt hab ich da noch nie ernsthaft drüber nachgedacht… aber ich schätze Jungen…“ Ruiza wunderte sich ein wenig über die Wendung der Unterhaltung. Jin redete wirklich nicht lange um den heißen Brei herum, er fragte direkt nach den Dingen, die ihn interessierten. Es überraschte ihn, wie wenig es ihm ausmachte, mit Jin über diese Themen zu sprechen. Vermutlich lag es an der Ernsthaftigkeit mit der er ihn angesprochen hatte, es wirkte absolut nicht so, als wolle der Fremde sich über ihn lustig machen. Eine konkrete Antwort konnte Ruiza trotzdem nicht geben, aber vermutlich war er wirklich mehr an Jungen interessiert, durch seinen Bruder kannte er es gar nicht anders. Erst als das Streitgespräch hinter ihm plötzlich verstummte, sah er wieder auf und bemerkte, dass der Lehrer wieder aufgetaucht war, woraufhin sie alle wieder auf ihren Stühlen Platz nahmen und der Unterricht begann. ~*~ Im Gegensatz zu seinem Bruder störte es Toshiya wirklich nicht im Geringsten, sich vor der ganzen Klasse vorzustellen oder sich auf dem Präsentierteller zu befinden. Ganz im Gegenteil. Bereits auf dem Weg zum Klassenzimmer sah er sich offen um und betrachtete alles und jeden mit augenscheinlicher Neugier. Ihm waren bereits einige sehr interessante Personen über den Weg gelaufen, die letzte hatte ihm ganz besonders gut gefallen. Mit einer unglaublichen Selbstsicherheit war er durch die Gänge gewandert, hatte den Lehrer in Toshiyas Begleitung gegrüßt und Toshiya offen angelächelt. Er hatte keine Uniform getragen und auch älter ausgesehen als die anderen Schüler, Toshiya schätze das er auf die angrenzende Universität ging… Denn so langes Haar und vor allem die komplett tattowierten Arme wurden vermutlich nicht einmal hier geduldet. Wie dem auch sei, Toshiya hatte sein Lächeln mit einem unmissverständlichen Blick erwidert und sich dafür ein breites Grinsen eingehandelt. Dann war der Fremde mit einem leisen geflüsterten „Oh Verzeihung…“ ganz nah an ihm vorbeigegangen und hatte seine Hüfte gestreift. Toshiya schnurrte innerlich auf, als er daran dachte. Später musste er unbedingt irgendwie mehr über diesen Mann in Erfahrung bringen und er konnte gar nicht abwarten, später Ruiza davon zu erzählen. Auch wenn er sich dessen Reaktion nur zu gut vorstellen konnte… Vor dem Klassenraum blieb seine Begleitung stehen und wies auf die Tür. „Hier ist deine neue Klasse. Ihr habt gerade eine Freistunde, aber du kannst ja trotzdem schon mal reingehen und dich vorstellen. Ich wünsch dir viel Spaß an unserer neuen Schule.“ Damit ließ er ihn stehen und der Schwarzhaarige atmete einmal tief ein, bevor er die Tür aufschob. Niemand bemerkte ihn, alle waren zu sehr damit beschäftigt ihr Wochenende zu erörtern oder die Tafel vollzuschmieren, also hatte er genügend Zeit, sich in aller Ruhe umzusehen. Ob wohl da hinten noch Plätze frei waren, wo zwei weitere Schwarzhaarige nebeneinander standen und sich unterhielten…? Er ging einfach herüber, legte seine Tasche auf einen freien Tisch und lächelte die Beiden an. „Entschuldigung, ist hier vielleicht noch frei?“ Sie unterbrachen ihr Gespräch und warfen sich einen überraschten Blick zu. „Der Platz da ist frei…“, antwortete einer von ihnen, sein Haar war nicht komplett schwarz, sondern mit violetten Strähnen durchzogen, vielleicht waren es auch Extensions. „Dankeschön~“ Toshiya lächelte ihnen süß zu und ließ sich auf dem angewiesenen Platz nieder. Seine Tasche stellte er neben sich und kramte direkt ein Buch und einen Stift heraus, indem er kurz darauf zu schreiben begann und seine Umgebung scheinbar zu vergessen schien. Schritte direkt vor ihm ließen ihn innerlich lächeln, der Junge den er gerade angesprochen hatte, ließ seine Stimme erneut ertönen. „Hey, verschwind doch nicht einfach direkt wieder! Bist du neu hier? Wir haben gar nichts von nem neuen Schüler gehört. Wie heißt du?“ „Normalerweise ist es üblich, dass man sich zuerst vorstellt, bevor man fragt…“ In seinen Augen blitze der Schalk. Auch der andere Junge musste grinsen und warf seinem Nebenmann einen neuen Blick zu. Ihre Blicke sprachen wirklich Bände. „Ich bin Kaoru und das hier ist Aoi. Soviel zur Formalität. Wie ist dein Name?“ „Toshiya heiß ich.“ „Toshiya, huh? Und woher kommst du?“ Er erzählte es und musterte sie beiden dabei ganz genau. Kaorus Blicke waren freundlich und neugierig, während dieser Aoi ihn eher etwas von oben herab anschaute und dabei mit seinem Piercing herumspielte... Der Blick störte ihn noch nicht besonders, sowas konnte er selber auch… Noch bevor er fertig erzählt hatte, ließ ihn ein Geräusch den Kopf drehen. Am Pult links neben seinem saß jemand, hatte den Kopf tief in den Armen vergraben und schnarchte nicht gerade leise. Seine Haare waren so blond, dass sie schon beinahe gelb waren. Toshiya blinzelte irritiert, unterbrach sich mitten im Satz und wies fragend auf seinen Sitznachbarn. „Ach er.“ Kaoru winkte ab. „Das ist Kyo-chan. Sein liebstes Hobby ist schlafen. Nicht weiter schlimm, solange man nicht der arme Tropf ist, der ihn wecken muss. Und wecken müssen wir ihn, bevor der Unterricht losgeht. Das kann manchmal ganz schön gefährlich werden. Sonst ist er manchmal auch so ziemlich cholerisch… aber man kommt mit ihm klar. Du wirst sehen.“ „Ihn Kyo-chan zu nennen, kann aber auch ziemlich gefährlich sein, Kaoru…“, ward Aoi leise und mit dunkler Stimme ein. Der Angesprochene grinste nur und winkte ab. „Ach was, ach was. Und jetzt lass Toshiya weiter erzählen, ich find das grad echt interessant…“ Die ganze Stunde über fragte Kaoru ihn über New York und Amerika aus, während Kyo neben ihnen weiter schnarchte und Aoi nur ab und zu mal einen Kommentar einwarf und sich sonst darauf beschränkte, Toshiya so eingehend wie möglich zu mustern und ihn mit den Augen schon fast auszuziehen. Als die erste Unterrichtsstunde begann und Toshiya wieder einen Moment Ruhe hatte, dachte er nur daran, dass dieser Anfang wirklich gar nicht so schlecht gelaufen war. Das konnte noch interessant werden… ~*~ Ziemlich schnell hatte Ruiza festgestellt, dass der Unterricht genauso langweilig war, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Für seine Klasse war das wohl kaum etwas neues, kaum jemand hörte zu, ganz zu schweigen von Unterrichtsbeteiligung. Anfangs hatte er sich wirklich bemüht zuzuhören, aber bereits nach 5 Minuten war seine Aufmerksamkeit komplett erschöpft und er gähnte verstohlen in die vorgehaltene Hand. Miyavi, der sich ohnehin ständig zu ihm umdrehte, bemerkte es und lächelte ihm verschmitzt zu. Er warf einen prüfenden Blick nach vorne und rückte mit seinem Stuhl etwas näher an Ruizas Tisch. „Verdammt langweilig, hm? Das war bei dem Kerl schon immer so… selbst wenn man versucht aufzupassen, der macht es selber echt unmöglich. Entschuldige bitte wie ich mich vorhin benommen habe. Ich war echt ziemlich forsch. Takeru hatte schon recht.“ Er senkte die Stimme. „Aber sag ihm das bloss nicht, das könnt ich nicht ertragen…“ Ruiza musste kichern und nickte. „Versprochen. Ich werd's nicht sagen und ich geb dir noch mal ne Chance.“ „Ja?“ Miyavi grinste. „Das ist nett. Kannst mich Mi nennen.“ „Hm… mein Bruder sagt Rui, also wenn du möchtest…“ „Gerne. Wie gefällt's dir denn bisher hier?“ „Naja. Viel vom Schulgelände hab ich bisher noch nicht gesehen. Aber mir ist aufgefallen, dass die ganzen Regeln, vor denen mein Bruder und ich uns schon gefürchtet haben, hier wohl eher ziemlich locker gesehen werden… Da haben wir uns wohl die richtige Schule ausgesucht.“ „Die Schule kann ich dir nachher gerne zeigen, wenn du möchtest. Und über die Schule an sich, ja da habt ihr wohl wirklich Glück gehabt. Das hier war früher mal eine Schule eher für so Sonderfälle, die sich nicht eingliedern konnten oder wollten. Da war man damals schon etwas vorsichtiger mit den Regeln und hat eher versucht diese Kids überhaupt dazu zu bringen, zur Schule zu kommen. Hier war es immer egal, wie sie ausgesehen haben, solange sie etwas Leistung oder wenigstens Leistungsbereitschaft gezeigt haben. Man hat auch nach besonderen Talenten und Interessen Ausschau gehalten, dadurch ist irgendwann die Uni nebenan entstanden. Da kann man hauptsächlich Musik, Kunst, Mode und all so ein Zeug studieren, auch anderes, aber das sind die Schwerpunkte. Die Anfänge sind schon ziemlich lange her, mittlerweile haben Schule und Uni einen ziemlich guten Ruf und sind recht beliebt geworden. Manche Schüler kommen von weiter her, nur um hier hingehen zu können. Ich bin auch ziemlich froh, dass sie’s nicht so eng sehen mit den ganzen Regeln über die Klamotten oder die Haare oder gar mein Piercing… An für sich ist es echt eine gute Schule mit guten Lehrern. Mal abgesehen von dem Dösi da vorne.“ „Das hört sich ziemlich cool an… aber mit der Kleidungsordnung nehmt ihr es wirklich nicht genau, oder? Das wär ja sicher sonst nirgendwo drin…“ Er betrachtete Miyavis schwarz lackierte Fingernägel. „Was, der Nagellack? Willst du auch?“ Er fischte ein Fläschchen aus seinem Etui. „Ist doch egal. Takeru hat auch die Nägel lackiert und er ist nicht der einzige. Obwohl seine Pink sind… Ich find die Farbe steht ihm überhaupt nicht. Miyavi rümpfte die Nase und griff nach Ruizas Hand. Dieser wollte sie überrascht zurückziehen, aber Miyavis Griff war erstaunlich fest für seine schmale Gestalt. „Wow, hast du zierliche Hände… Hast du schon mal Nagellack versucht? Was? Noch nie? Das müssen wir aber ändern. Halt einfach still. Wenn's dir nicht gefällt, dann machen wir es einfach wieder ab.“ Während Miyavi das Fläschchen aufschraubte und sich über Ruizas Hände beugte, hörte dieser neben sich ein unwilliges Brummen und sah Takeru, der dem Schauspiel fast schon eifersüchtig zusah. Jin auf der anderen Seite sah eher belustigt aus und nickte ihm aufmunternd zu, als er Ruizas unsicheren Blick bemerkte. Seufzend drehte er den Kopf und blickte aus dem Fenster zum blauen Himmel hinauf. An einem so schönen Tag wie heute hatte auch der Himmel in New York nicht anders ausgesehen… Vielleicht hatte Toshiya Recht und alles war nur halb so schlimm… To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)