SRKajol - Kaisa Junoon von elfogadunk ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das reifbedeckte Gras knirschte unter ihren nackten Füßen. Ein leichter Nebel hing über den Feldern. Es war noch kühl, aber Kajol genoss es, um diese frühe Zeit ein wenig spazieren zu gehen. Alles war so still und die Luft so frisch. So konnte sie ein paar klare Gedanken fassen... Am Nachmittag würde sie ihren Onkel vom Bahnhof abholen, aber vorher musste sie unbedingt noch mit Juhi sprechen. Bis Kajol wieder zu Hause war, müsste sie ja aufgestanden sein. Als Kajol wieder am Hof ankam, stand die Sonne schon etwas höher am Himmel und es schien ein richtig schöner Tag zu werden. Die Hühner gackerten vor sich hin und langsam herrschte Betrieb auf dem Hof. Kajol kam ihr etwas verwunderter Vater entgegen, der sie sogleich fragte, was sie denn schon so früh auf die Beine getrieben hätte. Daraufhin grinste sie nur und machte eine leichte Geste in Richtung seiner Füße. Sie brauchte schließlich noch seinen Segen für diesen Tag. Dann ließ sie ihn etwas verwirrt stehen und ging quer über den Hof zu Juhis Zimmer. Wider Erwarten war Juhi noch nicht aufgewacht, was Kajol dazu veranlasste, sie doch eher unsanft zu wecken. "Arre! Juhi, was bist du für ein Faulpelz?! Es ist schon fast 8 Uhr und du liegst immernoch in den Federn!", rief sie und schüttelte ihre Cousine kräftig durch. Dieser stand der Schreck buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Als sie, immernoch schlaftrunken, begriff, was passiert war, sah sie Kajol grimmig an und rieb sich die Augen. Kajol, die sich auf Juhis Bett gesetzt hatte, grinste nur, stand auf und lief ein wenig im Zimmer herum:"Jetzt steh schon auf. Wir müssen Bauji noch auf dem Feld helfen. Außerdem will ich mit dir über meine neusten Pläne reden." Juhi verdrehte die Augen und hievte sich aus dem Bett. Nachdem Juhi sich angezogen und gefrühstückt hatte, gingen die beiden Cousinen zum Feld, das sich gleich neben dem Hof befand. Kajols Vater wartete schon auf die beiden und wies sie auch gleich an, welche Arbeit sie zu tun hatten: Sie sollten einige Beete vom Unkraut befreien. Die Beiden stöhnten innerlich, aber sagten nichts, da sie genau wussten, dass Amitabh keine Widerworte mochte. Als er die zwei alleine ließ, um seine eigenen Aufgaben zu erledigen, sprudelte es sofort aus Kajol raus:"Ich hab mich entschieden! Ab nächstem Jahr werde ich in Jaipur studieren! Und keiner kann mich aufhalten." "Das sehe ich anders.", meinte Juhi trocken, "Wenn dein Vater was dagegen hat, kannst du das vergessen..." "Ich weiß... Aber ich werde ihn schon irgendwie überreden. Wie soll denn aus mir was Ordentliches werden, wenn ich hier im Dorf bleibe? Hier gibt´s nunmal keine Uni. Ich würde ja auch lieber hier bleiben, aber meine Weiterbildungschancen sehen hier ja eher mau aus..." Kajol liebte das Dorf wirklich sehr. Es lebten hier nur etwa 150 Leute und alle kannten sich untereinander. Es war, als wäre hier ein wenig die Zeit stehen geblieben. Das war es auch, was Kajol so mochte, doch sie wollte auch die Welt kennen lernen. Mit diesem Gewissenskonflikt kämpfte sie schon seit Wochen, wenn nicht sogar seit Monaten. Doch sie hatte ihre Entscheidung getroffen und wollte studieren. Die letzte und schwerste Hürde war nun, ihre Eltern noch davon zu überzeugen. Kajol war ihr einziges Kind und sie behüteten sie wie ihren Augapfel. Aber irgendwie würde sie das schon schaffen. Da war sie sich sicher. "Ich werde jedenfalls froh sein, wenn du weg bist. Dann kann ich wenigstens in Ruhe ausschlafen.", riss Juhi sie grinsend aus den Gedanken. Kajol gab ihr daraufhin einen Schubs an die Schulter. Doch da beide hockten, um das Unkraut zu zupfen, fielen sie um. Die beiden Mädchen fingen daraufhin schallend an zu lachen. Vorbeilaufende Arbeiter schauten sie skeptisch an, aber das brachte sie nur noch mehr zum lachen. Kajol und Juhi waren erst gegen Mittag fertig mit ihrer Arbeit. Als sie wieder ins Haus kamen, hatten sie trotzdem keine Pause. Sie mussten bei der Vorbereitung des Mittagessens mithelfen. Und das war nicht gerade wenig, da 14 Leute auf dem Hof lebten. Nach dem Essen gingen die beiden Cousinen duschen. Juhi wollte sich noch mit ein paar Freundinnen im Dorf treffen und Kajol sollte ihren Onkel Rishi vom Bahnhof abholen. Sie zog sich einen frischen Salwar an, setzte sich auf ihr Fahrrad und radelte los. Der Weg zum Bahnhof war nicht sehr weit und so brauchte sie nur 10 Minuten. ******************* "Verdammter Mist!", fluchte er leise vor sich hin, als er aus seinem Auto ausstieg. Wieso musste ihm das Benzin gerade jetzt ausgehen? Diese blöden Tankanzeigen taugten aber auch gar nichts. Jetzt stand er da. Irgendwo im Nirgendwo und noch mindestens eine Autostunde von Jaipur entfernt. Er schloss das Auto ab und fing an zu laufen. Irgendwann würde er ja schließlich ein paar Menschen begegnen müssen... Nach dem er eine Weile gegangen war, kam tatsächlich ein Dorf in Sicht. Er lief etwas schneller und das erste, was er fand, war glücklicherweise gleich der Bahnhof. Er hatte sich überlegt, mit dem Zug nach Jaipur zu fahren und den Wagen erstmal stehen zu lassen, da er ihn auch später noch abholen konnte. Doch der Bahnhof war leer. Keine Menschenseele. Nicht mal an der Information saß jemand. Er fragte sich insgeheim, wo er denn hier nur gelandet war. Nachdem er sich ein wenig umgesehen hatte, entdeckte er doch jemanden. Sie saß mit dem Rücken zu ihm auf einer Bank. Er lief zu ihr hin, tippte sie auf die Schulter und wollte eigentlich fragen, wann denn der nächste Zug kommt, doch als sie sich umdrehte, verschlug es ihm kurz die Sprache. Da schauten ihn die schönsten Augen an, die er je gesehen hatte. Wie unglaublich schön dieses Mädchen doch war... "... arre! Was wollen Sie denn?! Hallo? Ich rede mit Ihnen!", holte ihn ihre Stimme in die Realität zurück. Er schaute sie etwas verdutzt an, aber gewann sofort seine Coolness zurück. Nachdem er sich frech neben sie gesetzt hatte, woraufhin sie ein wenig wegrückte, stellte er sich erstmal vor: "Namaste, mein Name ist Shah Rukh und meine Auto ist ein Stück von hier stehen geblieben. Da wollte ich mich erkundigen, wann denn hier der nächste Zug nach Jaipur geht." Sein Gesicht kam immer näher an ihres, woraufhin sie ihren Kopf irritiert zur Seite drehte. "... Aha... Der Zug hätte vor 20 Minuten kommen müssen, aber er kommt mal wieder zu spä..." Da ertönte das Signal und der Zug fuhr in den Bahnhof ein. Das Mädchen stand auf und ging einem älteren Mann entgegen, der gerade aus dem Zug ausgestiegen war. Sie berührte dessen Füße und umarmte ihn dann. Als sie noch einmal an Shah Rukh vorbei ging, rief er ihr hinterher: “Soniye?! Wie heißt du denn?” Aber das hatte sie schon nicht mehr gehört. Enttäuscht kaufte er schnell noch ein Fahrkarte beim Schaffner, und warf ihr einen enttäuschten letzten Blick nach, bevor er in den Zug einstieg… Kapitel 2: ----------- Drei Tage waren nun vergangen seit Shah Rukh diesem Mädchen begegnet war und er bekam sie einfach nicht mehr aus dem Kopf. Als er seinen Wagen geholt hatte und durch das Dorf fuhr, hielt er noch mal Ausschau nach ihr, aber er hatte sie nirgends entdecken können. Im Moment lief er über den Wochenmarkt und war auf dem Weg zu einem Café, in dem er sich mit Priyanka treffen wollte. Sie kannten sich schon seit sie Kinder waren und sahen sich mindestens einmal in der Woche. Er musste ihr unbedingt von dem Mädchen erzählen. Vielleicht wusste sie ja einen guten Rat. In diese Gedanken vertieft, hörte er plötzlich eine bekannte Stimme: “Arre! Was soll das?! Wenn ich sage, dass das Gemüse 90 Rupien kostet, brauchst du mir nicht nur 70 geben. Wenn dir der Preis nicht passt, dann geh zu einem anderen Stand, aber über den Tisch ziehen lasse ich mich von dir nicht!” Shah Rukh drehte sich um und konnte es nicht glauben. Das war tatsächlich das Mädchen vom Bahnhof! Sie hatte hier anscheinend einen Verkaufsstand und stritt sich gerade mit einem Kunden. „Entweder gibst du mir jetzt die fehlenden 20 Rupien oder ich krieg das Gemüse zurück, du Gauner!“ „Du solltest ihr wohl besser das Geld geben. Schließlich arbeitet sie ja auch hart dafür.“, mischte sich Shah Rukh ein, indem er sich ganz nah hinter den bockigen Kunden stellte. Der kleine, untersetzte Mann drehte sich um, sah Shah Rukh mürrisch, aber doch eingeschüchtert an, kramte 20 Rupien aus seiner Tasche und ging leise fluchend davon. Shah Rukh sah ihm triumphierend nach und war sich sicher, dem Mädchen ordentlich imponiert zu haben. Doch das Einzige, was er bekam, war ein wütender Blick. „Was glaubst du, wer du bist?! Ich wäre mit dem Kerl schon alleine fertig geworden!“ „... Häh?! Aber ich dachte...“ „... Lass gut sein...“, meinte sie und drehte sich demonstrativ weg. Shah Rukh war verdutzt, aber er gab nicht auf: „Erinnerst du dich nicht an mich?“ Sie musterte ihn misstrauisch. „Vor drei Tagen. Am Bahnhof. In deinem Dorf.“, hakte er nach. Sie zog die rechte Augenbraue hoch und meinte: „... Hm... Ich denke nicht, dass ich mich erinnere...“ Shah Rukh seufzte ein wenig enttäuscht, fasste sich aber schnell wieder und sagte voller Enthusiasmus: „Gut, dann stelle ich mich eben nochmal vor: Mein Name ist Shah Rukh und ich würde mich freuen, wenn ich auch deinen Namen erfahren könnte." Um seine Aussage zu unterstreichen, zwinkerte er ihr noch verschmitzt zu. Sie schien sehr irritiert, antwortete aber dennoch: “... Ich... heiße Kajol.” “Ein wirklich schöner Name für ein wunderschöne…” Plötzlich wurde Shah Rukh von der Seite angeschubst. Es war Priyanka. “Mensch, wo treibst du dich denn so lange rum? Muss ich dir jetzt auch noch entgegen kommen, wenn wir uns treffen wollen?! Auf dich ist wirklich überhaupt kein Verlass. Jetzt komm endlich!” Sie schnappte seinen Arm und zog ihn mit sich. Er schaute leicht entsetzt zu Kajol, die ihn immer noch verwirrt ansah. Wehren konnte er sich vor Schreck nicht gegen Priyankas Griff und so verlor er sie zwischen den ganzen Menschen ein zweites mal aus den Augen... „Oh!... Na, dann hättest du mal was sagen sollen! Das kann ich doch nicht wissen...“, meinte Priyanka, nachdem Shah Rukh ihr die ganze Geschichte erzählt hatte. Sie hatten sich in ein kleines Café gesetzt und beobachteten nun die vorbeilaufenden Menschen. „So schnell, wie du mich überfallen hast, konnte ich ja gar nicht reagieren... Und wenn ich sie jetzt nie wieder sehe, ist das ganz allein deine Schuld“, sagte Shah Rukh schmollend und rührte in seinem Kaffee rum. „Hai Rabba! Jetzt mach mal nicht so ein Drama. Du weißt ihren Namen, dass sie auf dem Wochenmarkt einen Verkaufsstand hat und in welchem Dorf sie vermutlich wohnt. Das Schicksal muss es wirklich schlecht mit dir meinen, wenn du sie trotz dieser ganzen Informationen nicht finden würdest!“ Priyanka lehnte sich zurück und war sehr zufrieden mit ihrer zusammenfassenden Feststellung. Shah Rukh sah sie an und fasste neuen Mut. Sie hatte Recht. Er würde Kajol wiederfinden. So ging er die folgenden zwei Wochen jeden Tag auf den Markt, in der Hoffnung, Kajol wiederzusehen, aber den Stand, an dem er sie getroffen hatte, betrieb nun ein älterer Mann, den er sich nicht ganz traute nach ihr zu fragen, da er einen, für seine Begriffe, eindeutig zu strengen Blick drauf hatte. „So oft wie in den letzten zwei Wochen warst du doch noch nie auf dem Wochenmarkt. Willst du uns nicht endlich den Grund für dein sonderbares Verhalten berichten?“, fragte Kirron ihren Sohn schließlich neckisch als der Familie von ihren Angestellten das Abendessen serviert wurde. Shah Rukh verschluckte sich an dem Wasser, das er gerade trank und musste heftig husten. „Der Reaktion nach zu urteilen, wird es doch wohl eindeutig um ein Mädchen gehen.“, scherzte Anupam und klopfte seinem Sohn lachend auf den Rücken. Shah Rukh wischte sich den Mund ab und antwortete: „... Papa, bitte. Ich bin keine 12 mehr.“ „Ach, mein Sohn, mach mir doch nichts vor! Ich weiß doch ganz genau, wie hübsche Mädchen einem den Kopf verdrehen können. Du hättest mal mich erleben müssen, als ich deiner Mutter den Hof gemacht habe. Wir zwei sind nachts...“ „Anupam, ich denke, das reicht.“, meinte Kirron etwas pikiert. „Danke, Mama. Solche Sachen möchte ich gar nicht wissen.“ Nach dem Essen ging Shah Rukh in sein Zimmer. In diesem Moment klingelte auch schon sein Handy. „Na? Hast du sie heute getroffen?“, sprudelte Priyanka am anderen Ende sofort los, als er abnahm. „Nein, das war heute wieder nichts... Außerdem haben meine Eltern mittlerweile Wind von der Sache bekommen... Ich weiß nicht, was ich noch tun soll...“ „Ganz einfach!“, warf Priyanka ein, „Du fährst morgen einfach mal zu ihrem Dorf und schaust, ob du sie nicht irgendwo finden kannst. Nach deinen Erzählungen ist das ja nur ein kleines Örtchen. Da wird das ja wohl nicht so schwer sein.“ „Meinst du wirklich...?“ „Natürlich! Eine andere Alternative hast du nicht. Und ich habe nun wirklich keine Lust mir für den Rest meines Lebens dein Gejammer anhören zu müssen.“ „Du hast Recht. Ich muss endlich mal Initiative zeigen. Morgen früh muss ich noch mal mit in Vaters Büro, aber danach mache ich mich sofort los!“, meinte Shah Rukh höchst motiviert. „So mag ich dich. Halt mich auf dem Laufenden. Bis dann!“, verabschiedete sich Priyanka und legte auf. Shah Rukh konnte den restlichen Abend an nichts anderes mehr denken, als dass er Kajol morgen endlich wieder sehen würde. Er stellte sich das Szenario in vielen verschiedenen Varianten vor, aber am Ende lag sie immer verliebt und freudestrahlend in seinen Armen. Gegen 23 Uhr schlief er dann voller Freude auf den nächsten Tages ein. Kapitel 3: ----------- Juhi und Kajol hatten heute ausnahmsweise nichts zu tun. Sie hatten sich eine Decke geschnappt und lagen nun faul auf einer Wiese in der Sonne. „Hast du denn deinen Vater immer noch nicht gefragt wegen deinen Studiumsplänen?“ „... Ich hab Angst vor seiner Antwort...“, meinte Kajol und setzte sich auf, „Was mache ich, wenn er `nein´ sagt?“ Juhi setzte sich ebenfalls auf und sah ihre Cousine an. „... Ich weiß auch nicht. Aber wenn du es nicht versucht, wirst du es nie erfahren.“ Kajol wusste, dass Juhi Recht hatte, aber sie wollte warten, bis ein geeigneter Moment kam, in dem ihr Vater gute Laune hatte. Außerdem wollte sie erst noch ihre Mutter fragen. Sie würde sie ganz bestimmt unterstützen. Den restlichen Vormittag verbrachten die Mädchen plaudernd auf der Wiese. Sie redeten über Juhis Bruder Sanjeev, der in Mumbai studierte und über allen möglichen Klatsch und Tratsch aus dem Dorf. Zum Mittag waren sie wieder zu Hause und halfen wie immer bei den Vorbereitungen des Essens. Die Mütter der beiden achteten sehr darauf, dass sie im Haushalt halfen, denn schließlich sollten sie später gute Ehefrauen werden. Gerade Juhis Eltern machten sich schon seit Längerem Gedanken über eine Heirat, denn ihre Tochter wurde nicht jünger. Interessenten gab es zwar genug, aber Juhi hatte an jedem etwas auszusetzen. Am Nachmittag nahm Kajol ihr Fahrrad und fuhr in den kleinen Supermarkt im Dorf, da sie noch ein paar Sachen besorgen sollte. ******************* Die Besprechung im Büro seines Vaters hatte länger gedauert, als Shah Rukh gedacht hatte und er wurde mit jeder Minute hibbeliger. Als sie endlich vorbei war, setzte er sich sofort in sein Auto und fuhr los. Dummerweise verfuhr er sich auch noch und so verlor er noch mehr Zeit. Am Nachmittag kam er endlich am Dorf an. Er stellte sein Auto ein wenig außerhalb ab und schlenderte ein bisschen durch das kleine Örtchen. Hier war wirklich nicht sehr viel los und innerhalb von 15 Minuten hatte er es durchquert. Jetzt stand er auf einer Landstraße, die noch zu einem größeren Hof führte und sich danach ihren Weg durch anscheinend unendlich viele Felder bahnte. Doch Kajol hatte er nicht gesehen. So stand Shah Rukh nun da und war enttäuscht, als er von einer Fahrradfahrerin überholt wurde. Er schaute ihr gedankenverloren hinterher und bemerkte, dass es Kajol war! Sofort war er putzmunter und rief: „Äh... ääh... Soniye!“ Sie drehte sich um, blieb stehen und schaute ihn verwundert an. Shah Rukh rannte zu ihr hin und machte innerlich Freudensprünge. „Hallo! Das ist ja ein Zufall. Ich habe gerade einen kleinen Spaziergang gemacht und dann treffe ich dich hier wieder.“ „... Äääh... Es tut mir leid, aber kennen wir uns?“, fragte Kajol verblüfft. Shah Rukh fiel die Kinnlade runter. Er hatte dieses Zusammentreffen in allen erdenklichen Varianten durchgespielt, aber damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet! Er konnte die letzten zwei Wochen an nichts anderes denken als an sie und sie hatte ihn nun schon zum zweiten Mal vergessen?! „Du kannst dich schon wieder nicht an mich erinnern?“, fragte er fassungslos, „Wir haben uns vor zwei Wochen auf dem Wochenmarkt in Jaipur kennengelernt. Mein Name ist Shah Rukh!“ Kajols Gesicht verriet, dass sie scharf nachdachte und auf einmal fiel es ihr wieder ein: „Ach, du bist das! Der Einmischer, der von seiner Freundin abgeholt wurde!“, sagte sie fröhlich. „Wa...?! Einmischer? Ich wollte doch nur... Und Priyanka ist nicht meine...“ Shah Rukh fehlten die Worte und Kajol musste anfangen zu lachen. „Arre wah! Du bist ja ein lustiges Kerlchen. Willst du einen Schluck Tee trinken? Unser Hof ist gleich da vorne.“, meinte sie und deutete auf das alleine stehende Haus, an dem die Landstraße vorbeiführte. Shah Rukh, der sein Glück kaum fassen konnte, zögerte natürlich nicht lange und sagte sofort zu. So liefen sie zusammen den kurzen Weg zu Kajols Haus. Dort angekommen stellte sie ihr Fahrrad ab, bat Shah Rukh kurz zu warten und ging ins Haus, um Tee zu holen. Shah Rukh sah sich derweil auf dem um. Es war gerade niemand da, da alle auf den Feldern waren um zu arbeiten. Als Kajol wiederkam, hatte sie zwei Becher mit Tee in der Hand. Sie gab einen davon Shah Rukh, setzte sich auf eine Bank und bot ihrem Gast einen Platz neben ihr an. Er wollte sich gerade setzen, als Amitabh kam. Shah Rukh erschrak, denn er erkannte ihn sofort als den streng aussehenden Verkaufsstandbesitzer. Auch Amitabh schien Shah Rukhs Gesicht nicht unbekannt zu sein: „Du! Verfolgst du mich?! Seit zwei Wochen scharwenzelst du um meinen Stand herum und jetzt sitzt du hier auf meinem Grund und Boden und trinkst mit meiner Tochter gemütlich einen Tee?! Was erlaubst du dir? Wer bist du?“ “Äh… Sir! Es… tut mir leid, wenn ich Sie beleidigt haben sollte. Das war nicht meine Absicht.”, stotterte Shah Rukh. Er war in Erklärungsnöten, da er ihm schließlich nicht auf die Nase binden konnte, dass er ein Auge auf seine Tochter geworfen hatte. „Mein Name ist Shah Rukh Khan und mein Vater besitzt eine Firma in Jaipur und wissen Sie, ich... habe mich... zu... Statistikzwecken auf dem Wochenmarkt aufgehalten. Ja.“ Shah Rukh war stolz auf seine Ausrede, doch Amitabh musterte ihn misstrauisch von oben bis unten. „Und was machst du dann jetzt hier in meinem Haus?“ „Nun, Sir, ich bin gerade zufällig hier vorbei gekommen und...“ „Er ist ein Freund von mir, Bauji. Wir haben uns in Jaipur kennengelernt.“, fiel Kajol ihm ins Wort. Shah Rukh war ihr dafür mehr als dankbar, denn ihm waren die Notlügen ausgegangen. Amitabh schien ihnen immer noch nicht zu glauben, aber mit einem „Hmph...“ ließ er die beiden stehen und ging zurück an seine Arbeit. „... Shukriya!“, meinte Shah Rukh und verbeugte sich mit zusammengefalteten Händen vor Kajol. Diese musste daraufhin lachen und sagte: „Bauji ist manchmal etwas streng, aber er hat ein gutes Herz.“ „Das gute Herz scheint seine Tochter jedenfalls geerbt zu haben.“, antwortete Shah Rukh und grinste. Kajol wusste nicht, was sie daraufhin sagen sollte und trank einen Schluck Tee. Er sah sie an, wie sie dort saß, den Tee in der Hand und in ihrem orangefarbenen Salwar im Licht der ganz langsam untergehenden Sonne. Sie war so wunderschön, dass er sie einfach nur ansehen musste. Kajol riss ihn aus den Gedanken. „Hat dein Vater denn wirklich eine Firma?“, fragte sie ihn mit einem verschmitzten Lächeln. „Ja. Er hat ein Immobilienunternehmen. Anupam Khan, wenn dir der Name etwas sagt.“ „Anupam Khan ist dein Vater?! Wow... Dann seid ihr ja wirklich sehr reiche Leute.“, meinte Kajol verwundert und wackelte etwas mit dem Kopf. Shah Rukh war das unangenehm, denn seine Familie war wirklich sehr reich, aber er erarbeitete sich sein Einkommen in der Firma seines Vaters selbst. „... Nun ja, ja, aber es ist nicht so, dass...“ „Ist mir aber auch egal. Der wahre Wert eines Menschen liegt schließlich in seinem Charakter und nicht in seinem Geld.“, unterbrach sie ihn und lehnte sich selbstzufrieden zurück. Shah Rukh musste bei diesem Anblick lachen. Dieses Mädchen war einfach einmalig. Die Sonne hatte sich am Horizont immer tiefer gesenkt und Kajols Mutter kam wieder auf den Hof. Sie begrüßte Shah Rukh höflich und bat Kajol ihr bei den Vorbereitungen für das Abendessen zu helfen. Kajol wollte ihren Gast gerade zum Bleiben einladen, als er sagte, dass er auch langsam nach Jaipur zurück müsse. „Aber ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns mal wieder sehen könnten.“ Kajol schaute ihn mit einer Mischung aus Verlegenheit und Verwirrung an und meinte: „Äh, ja. Warum nicht...“ „Wunderbar!“, freute sich Shah Rukh aufrichtig, „Also noch ein wunderschönen Abend und grüße deinen Vater von mir. Bis bald.“ So verließ er mit einem dicken Grinsen den Hof. Kajol schaute ihm noch eine Weile nach und musste dann plötzlich lächeln. Als sie ins Haus ging, um ihrer Mutter zu helfen, versuchte sie, es zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht. Kapitel 4: ----------- „Was?! Und sowas passiert natürlich wieder genau dann, wenn ich nicht da bin. Ich fass es nicht...“, meinte Juhi empört als Kajol ihr noch am selben Abend von dem Treffen mit Shah Rukh berichtete. „... Juhi...“ Kajol verdrehte die Augen. „Was denn? Aber du musst ihn mir unbedingt noch vorstellen. Ich will schließlich wissen, wie mein zukünftiger Schwager aussieht.“ Juhi grinste über das ganze Gesicht. „Juhi!“ Kajol sah sie entsetzt an. „Was du gleich wieder denkst! Jetzt raus hier. Ich will schlafen.“ Mit diesen Worten schob Kajol ihre Cousine aus ihrem Zimmer und schloss die Tür. Von draußen drang noch Juhis Lachen herein. Kajol setzte sich auf ihr Bett und schaute grimmig vor sich hin. Juhi musste immer gleich übertreiben. Nachdem Kajol sich gewaschen und umgezogen hatte, legte sie sich ins Bett und wollte schlafen, aber irgendwie ging es nicht. Sie lag da und starrte an die dunkle Decke. Der Tag ging ihr einfach nicht aus dem Kopf und vor allem Shah Rukh nicht... ******************* Shah Rukh hatte eigentlich vorgehabt, Kajol am nächsten Tag anzurufen, aber durch ein Problem in der Firma hatte er plötzlich so viel Arbeit, dass er keine Zeit hatte. So lief es die restliche Woche und das ärgerte ihn. Am Freitag entspannte sich die Lage endlich und er konnte sich bei Kajol melden. Doch er wurde ein wenig unsicher. Was sollte er sagen? Er musste sie irgendwohin einladen und ihr einen unvergesslichen Tag bescheren. Soviel war klar. ******************* Kajol saß gerade mit Juhi im Schatten auf einer Bank und las ein Buch, als das Telefon klingelte. Hema ging ran und rief dann mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen: „Kajol, es ist für dich. Ein gewisser Shah Rukh.“ Sie und Juhi wurden sofort hellhörig. Und nicht nur sie, auch Amitabh, der gerade auf dem Hof war und ein paar Werkzeuge reparierte, schaute auf. „Was? Dieser komische Kerl schon wieder?“ Kajol überhörte diese mürrische Bemerkung und nahm den Telefonhörer von ihrer grinsenden Mutter entgegen. Sie warf ihr kurz einen verständnislosen Blick zu und sprach dann in den Hörer: „Ja, hallo?“ „Hallo Ji, hast du morgen Zeit? Es wäre mir eine Freude, wenn du den Tag mit mir verbringen würdest. Ich habe da auch schon eine gute Idee, was wir unternehmen könnten.“ Juhi, die ihr Ohr mit an den Hörer gehalten hatte, grinste Kajol an und nickte heftig. Kajol machte eine abwehrende Handbewegung in ihre Richtung und sprach in den Hörer: „... Ja, ich...“ „Sehr gut. Ich hole dich dann morgen um 2 ab. Bis dann!“, sagte Shah Rukh und legte auf. Kajol war gerade etwas sprachlos, aber Juhi sprudelte sofort los: „Ui, na, wenn das mal nicht der Beginn einer wunderbaren Romanze ist.“ „War das der gutaussehende junge Mann, der neulich hier war?“, fragte Hema und auch Amitabh hatte eine Meinung dazu: „Kajol, was soll das werden? Ich muss mir den noch mal genauer ansehen. Ich weiß nicht, ob der so gut für dich ist.“ Kajol fühlte sich überfordert und rief: „Was soll denn das?! Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Das ist nur ein harmloses Treffen!“ daraufhin stürmte sie ins Haus und ließ die anderen draußen stehen. „Was? Treffen? Mit dem Kerl? Da hab ich wohl noch ein Wörtchen mitzureden...“, meinte Amitabh, aber Hema unterbrach ihn: „Lass gut sein. Unsere Tochter wird erwachsen. Sie ist nun kein Baby mehr. Ach, wie stolz ich doch bin.“ Amitabh schaute seine Frau skeptisch an, machte eine wegwerfende Geste und ging wieder an seine Arbeit. Die Nacht über schlief Kajol ziemlich unruhig. Sie wachte auch sehr früh auf. Das war heute das erste Treffen dieser Art, das sie mit einem Jungen hatte und sie war dementsprechend aufgeregt. Sie plapperte den ganzen Tag vor sich hin und Juhi konnte sich ihre Kommentare einfach nicht verkneifen: „Aber eines eurer Kinder müsst ihr unbedingt nach mir benennen! Ich habe dich dein Leben lang immer unterstützt. Das bist du mir schuldig.“ Sie grinste und wackelte leicht mit dem Kopf. Kajol und sie machten gerade den Abwasch vom Mittagessen. Kajol schaute ihre Cousine böse an und machte eine Bewegung, als wolle sie den Teller, den sie gerade in der Hand hatte, auf ihrem Kopf zertrümmern. Juhi duckte sich lachend und meinte: „Es würde ja auch schon als zweiter Vorname reichen.“ Durch ihr Erscheinen in der Küche konnte Hema gerade noch ein größeres Massaker zwischen den Cousinen verhindern. „Du solltest dich langsam fertig machen, Kajol. Du willst Shah Rukh doch nachher sicher nicht warten lassen.“, meinte sie neckend und übernahm die Arbeit ihrer Tochter. Kajol schnaubte und ging sich duschen. Danach zog sie einen ihrer Lieblingssalwars an und trug Kajal um ihre Augen auf. Als sie fertig war, hörte sie auch schon ihre Mutter rufen, dass Shah Rukh da war. Kajol schaute sich noch einmal prüfend im Spiegel an und ging dann runter. So nervös war sie schon lange nicht mehr gewesen. „Namaste.“, sagte sie und faltete die Hände vor ihrem Gesicht zusammen, als sie Shah Rukh begrüßte. Er tat es ihr gleich und lächelte sie an. Juhi und Hema standen hinter Kajol und tuschelten miteinander. Amitabh beobachtete die Szene abschätzig von der oberen Terrasse aus. Kajol verabschiedete sich und ging mit Shah Rukh zu seinem Auto. Kurz darauf waren sie auch schon in Richtung Jaipur unterwegs. Sie saßen schweigend nebeneinander und Kajol schaute verstohlen zu Shah Rukh herüber. Er trug ein einfaches blaues Hemd und eine Jeans. Jetzt bemerkte sie zum ersten Mal, wie gut er eigentlich aussah. Bei diesem Gedanken wurde sie rot und schaute verlegen aus dem Fenster in die vorbeirauschende Landschaft. Shah Rukh bemerkte das und musste sich ein dickes Grinsen verkneifen. Um endlich diese peinlich Stille zwischen den beiden zu beenden, sagte Kajol: „Wo fahren wir eigentlich hin? Das hast du mir gar nicht gesagt…“ „Lass dich überraschen. Es wird dir sicher gefallen“, entgegnete Shah Rukh und schaute Kajol schelmisch von der Seite an. Nach einer guten Stunde Fahrt kam endlich das Reiseziel in Sicht. Sie fuhren geradewegs auf das Amber Fort zu, doch nicht das war ihr Ziel, sondern das etwas höher gelegene Jaigarh Fort. Sie fuhren auf den Parkplatz und stiegen aus dem Wagen aus. Kajol war begeistert, denn sie war hier noch nie gewesen. „Na, ist mir die Überraschung gelungen?“, fragte Shah Rukh und stellte sich neben sie. „Absolut! Ich liebe solche alten Bauten und schaue sie mir unglaublich gerne an.“, sagte sie und lief fröhlich in Richtung des Forts. Shah Rukh grinste und klopfte sich zufrieden auf die Schulter. „Du hast es drauf, alter Junge.“, meinte er zu sich und ging Kajol hinterher. Sie verbrachten den Tag damit, sich das Fort anzusehen. Es gab unendlich viele Räume und Gänge. Shah Rukh hatte sich vorher ein bisschen informiert und konnte zu manchen Sachen ein paar interessante Informationen geben, natürlich mit dem Ziel, seiner Begleitung zu imponieren. Und das klappte auch sehr gut, Kajol war begeistert. Als sie im Mogulgarten auf einer Bank saßen, ging die Sonne ganz langsam unter. Kajol und Shah Rukh hatten gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Sie unterhielten sich die ganze Zeit über alle möglichen Dinge und verstanden sich blendend. „Wir sollten langsam zurück. Meine Eltern machen sich sicher sonst Sorgen.“, meinte Kajol. Shah Rukh stimmte zu und sie gingen zum Auto. Auf der Rückfahrt redeten sie nicht viel. Beide hingen ihren Gedanken nach. Es war schon dunkel, als sie an Kajols Haus ankamen. Als Kajol aussteigen wollte, hielt Shah Rukh ihre Hand fest, zog sie näher an sich heran und sagte, während er ihr liebevoll in die Augen schaute: „Das war ein ausgesprochen schöner Tag. Ich hoffe, dass wir das bald wiederholen können.“ Kajol sah ihn an. „… Ich… würde mich freuen…“, sagte sie und lächelte unsicher. Shah Rukh lächelte zurück und sah sie mit einem Blick an, der Kajol fast den Verstand raubte. Dann ließ er sie langsam los, verabschiedete sich von ihr und fuhr davon. Kapitel 5: ----------- Als Kajol ins Haus kam, saß dort schon ihre ganze Familie und schaute sie gespannt an. Juhi rief sofort: „Und? Wie war´s?!“ Alle anderen schauten sie begierig an. „Wir waren im Jaigarh Fort und es war sehr schön. Und jetzt entschuldigt uns bitte.“, sagte Kajol. Dann schnappte sie sich Juhi und zog sie mit in ihr Zimmer. Juhi setzte sich auf das Bett ihrer Cousine und schaute sie neugierig an. „… Ich denke… ich mag ihn.“, meinte Kajol verlegen. „Wirklich? Aaaw, wunderbar. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal so einen gutaussehenden Schwager bekomme.“, scherzte Juhi und wackelte mit dem Kopf. „Überstürz nichts. Das ist ja nur der erste Eindruck und wer weiß, was er denn überhaupt von mir denkt… Aber er hat mich gefragt, ob wir uns denn wiedersehen wollen.“ „Wah Wah! Das wird was ganz Großes. Das spüre ich.“, freute sich Juhi und umarmte Kajol. Danach redeten sie noch bis spät in die Nacht über den Besuch im Fort. Shah Rukh meldete sich schon drei Tage später. Daraufhin trafen sie sich wieder. In den nächsten zwei Wochen sahen sie sich vier Mal und sie verstanden sich immer besser. Kajol faszinierte Shah Rukh mit ihrer offenen, lauten und fröhlichen Art. Er liebte es, sie verlegen zu machen, indem er sie zufällig berührte oder sich ganz nah neben sie stellte. Dann wurde sie immer rot, begann zu stottern und dummes Zeug zu reden. In diesen Momenten hätte er sie am liebsten an sich gezogen und geküsst, doch er riss sich zusammen, denn er merkte, dass Kajol ihm wirklich etwas bedeutete und das wollte er nicht kaputt machen. Auch Kajol konnte sich Shah Rukhs Charme langsam nicht mehr entziehen. Wenn er lachte und sie dabei schelmisch ansah, fühlte sie eine Wärme, die sie bisher noch nicht kannte. Kajol hatte Shah Rukh zu einem Volksfest in ihrem Dorf eingeladen. Es wurde gefeiert, gesungen und gelacht. Sie musste ihren Begleiter allen vorstellen, da die Dorfbewohner mehr als neugierig waren. Doch Shah Rukh wurde sehr freundlich aufgenommen. Die Männer wollten alle Einen mit ihm trinken, was er aber immer wieder dankend ablehnte und die Mädchen kicherten ob des gutaussehenden Gastes. Die Zeit verging schnell und bald war es schon mitten in der Nacht. Die meisten Leute waren schon gegangen, und auch von Kajols Familie war schon keiner mehr da. Als Shah Rukh Kajol noch nach Hause brachte, fing es plötzlich, obwohl der Monsun schon vorbei war, in Strömen an zu regnen. Die beiden schauten sich verdutzt an und fingen an zu lachen. Dann rannten sie den Feldweg entlang zu Kajols Haus. Als sie dort ankamen, waren sie schon nass bis auf die Haut. Kajol lief unter die Veranda und dachte, dass Shah Rukh ihr gefolgt wäre, aber er stand draußen im Regen und hatte die Arme ausgebreitet. „Willst du dich denn nicht unterstellen?“ Kajol musste laut rufen, um das Geplätscher des Regens zu übertönen. Doch Shah Rukh antwortete nicht. Stattdessen sah er sie nur an, kam auf sie zu und zog sie zu sich in den Regen hinaus. „Shah Rukh, was...“ Doch der Ausdruck in seinen Augen ließ sie ihren Satz nicht zu Ende bringen. Ihr Herz schlug plötzlich schneller und sie wollte sich von ihm lösen, doch er hielt sie fest, zärtlich, aber bestimmt. Mit seiner rechten Hand strich er über ihren Arm und kam dann auf ihrem Rücken zum Halten. Er zog sie noch näher an sich und schaute ihr fest in die Augen. Kajol war verunsichert und wusste nicht, was sie tun sollte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Shah Rukh kam mit seinem Gesicht immer näher an ihres. Er schob Kajols Dupatta beiseite und küsste ihre Schulter, ihren Hals, ihre Wange... Kajol war so durcheinander, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte. Sie zog ihr Gesicht weg und sah Shah Rukh einfach nur an. Sein Blick fixierte sie, als wollte er keine Regung von ihr verpassen. Langsam löste sie sich von ihm, drehte sich um und rannte ins Haus. Shah Rukh ließ sie alleine im Regen zurück... Seit dem Dorffest waren nun schon acht Tage vergangen und Shah Rukh hatte seitdem nichts mehr von Kajol gehört. Er fragte sich die ganze Zeit, ob er zu weit gegangen war. Je länger er darüber nachdachte, desto unsicherer wurde er. Zumal er Kajols Blick in jenem Moment nicht deuten konnte. Auch seine Eltern hatten bereits bemerkt, dass ihr Sohn sich merkwürdig verhielt. Die letzten Wochen war er das blühende Leben und nun hatte er sich seit einer Woche kaum noch aus seinem Zimmer bewegt. Kirron hatte versucht mit Shah Rukh zu reden, doch er wiegelte ab und sagte, dass er sich nur nicht wohl fühle und Kopfschmerzen habe. Einzig Priyanka hatte er von Kajol erzählt. Sie versuchte, ihm Mut zu machen und meinte, dass sie sicher nur unsicher war und nun ungeduldig auf seinen Anruf wartete. Shah Rukh wollte das nicht so recht glauben, raffte sich aber dennoch auf, bei Kajol anzurufen. Es ging niemand ran und nun war sein Ehrgeiz wieder geweckt. Am Tag, nach dem er versucht hatte, anzurufen, fasste er sich ein Herz und fuhr zu Kajols Dorf. Er musste jetzt einfach mit ihr reden und das klären. Als er auf den Hof kam, sah er auch schon Hema, die ihm freudig entgegen lief. Sie begrüßten sich und nachdem Shah Rukh ein wenig rumgedruckst hatte, fragte er endlich nach Kajol. Hema machte ein mitleidiges Gesicht und seufzte. „Sie liegt schon seit einer Woche mit einer starken Grippe im Bett. Mittlerweile geht es ihr schon wieder etwas besser, aber ich frage mich wirklich, wo sie sich die geholt hat...“ Shah Rukh räusperte sich, da er wusste, dass er höchstwahrscheinlich Schuld war und fragte dann, ob er Kajol denn sehen dürfte. Hema lächelte und sagte dann: „Sie schläft gerade, aber du kannst gerne zu ihr gehen.“ Hema zeigte ihm noch, wo sich Kajols Zimmer befand und ging dann mit einem wissenden Blick davon. Shah Rukh öffnete vorsichtig die Tür zu Kajols Zimmer. Dort lag sie in ihrem Bett und schlief. Nachdem er die Tür leise hinter sich geschlossen hatte, trat er an sie heran. Sie sah aus wie ein Engel mit einer vom Putzen rot gewordenen Nase. Bei dem Gedanken musste er lachen. Er strich ihr liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht und setzte sich dann auf einen Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Er nahm vorsichtig ihre Hand in seine und sah sie einfach nur an. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er den Rest seines Lebens nichts anderes mehr tun wollte. Er hatte sich verliebt. Nach zwei Stunden kam Hema ins Zimmer, um nach ihrer Tochter zu sehen. Sie musste schmunzeln ob des Bildes, das sich ihr bot. Shah Rukh lag mit dem Kopf auf Kajols Bett und war eingeschlafen. Er hielt die Hand von der ebenfalls schlafenden Kajol. Hema verließ das Zimmer daraufhin wieder. Doch das Klicken der Tür weckte Kajol auf. Sie öffnete langsam die Augen und wollte sich gerade etwas strecken als sie bemerkte, dass jemand ihre Hand hielt. Sie schaute und realisierte jetzt erst, dass Shah Rukh auf ihrem Bett lag. Sie war so erschrocken, dass sie ihre Hand wegzog und somit Shah Rukh weckte. Er wischte sich verschlafen den Mund und bemerkte dann erst wieder, wo er war. „... Oh, ich muss eingeschlafen sein...“ Kajol sah ihn fragend an. „Äh, ja, ich wollte sehen, wie es dir geht, weil ich so lange nichts von dir gehört habe... Hätte ich gewusst, dass du mit einer Grippe im Bett liegst, wäre ich natürlich schon eher gekommen.“, verteidigte er sich. „Das ist doch wirklich nicht nötig. Ich...“ „Nicht nötig?“, entgegnete er, nahm ihre Hand in seine und zog sie zu sich heran. „Ich bin schließlich schuld daran! Hätte ich dich nicht in den Regen hinausgezogen, dann...“ „Shah Rukh, es ist wirklich okay. Das war...“, doch sie brachte den Satz nicht zu Ende, denn sie musste heftig niesen. Shah Rukh stand auf, drückte sie ins Bett zurück, deckte sie bis zum Kinn zu und meinte: „Es ist meine Schuld und ich werde dich gesund pflegen. Ich bin gleich wieder da.“, meinte er und bevor Kajol etwas sagen konnte, hatte er schon das Zimmer verlassen. Kapitel 6: ----------- Shah Rukh suchte die Küche und fand sie auch schnell. Hema, Juhi und Juhis Mutter bereiteten gerade das Abendessen vor. Als er eintrat, musste sich Juhi ein dickes Grinsen unterdrücken. „Möchtest du vielleicht zum Abendessen bleiben? Wir haben dich jedenfalls schon mit eingeplant.“, meinte Hema. „Sehr gern.“, entgegnete er und wackelte leicht mit dem Kopf, „Ähm, könnte ich vielleicht einen Tee haben, den ich Kajol bringen kann?“ Juhi machte einen Tee fertig, gab ihn Shah Rukh und flüsterte ihm zu: „Vorsicht, er ist heiß. Nicht, dass du dich verbrennst… Abendessen gibt es dann in einer Viertelstunde.“ Den letzten Satz sprach sie wieder normal. Shah Rukh war sich nicht sicher, ob er ihr Flüstern richtig verstanden hatte, also ignorierte er es einfach und ging mit dem Tee zu Kajols Zimmer. Nachdem er eingetreten war, setzte er sich wieder zu Kajol ans Bett und reichte ihr den Tee. Sie bedankte sich und trank etwas davon. „Abendessen gibt es in einer Viertelstunde. Meinst du, du schaffst es aufzustehen?“, fragte Shah Rukh besorgt. Kajol musste lachen. „Ich hab nur eine Grippe und liege nicht im Sterben. Na klar, kann ich aufstehen. Mir geht es sowieso schon viel besser.“, meinte sie amüsiert und musste dann aber kräftig husten. „… Ich seh schon…“, sagte er und zog skeptisch seine rechte Augenbraue hoch. Kajol brummte etwas vor sich hin und sagte dann: „Wollen wir schon mal runtergehen? Du bleibst doch zum Essen oder?“ Shah Rukh bejahte und half ihr dann aus dem Bett. Sie schnappte sich noch schnell ihren Dupatta, warf ihn sich über die Schultern und ging dann mit Shah Rukh hinunter in die Küche. Hema trug gerade das Essen zum Tisch. Als sie Kajol sah, freute sie sich: „Schön, dass du endlich wieder zum Essen runterkommst. Die Anwesenheit dieses jungen Mannes scheint ja wahre Wunder in Bezug auf deine Genesung zu wirken.“, bemerkte sie fröhlich und zwinkerte ihrer Tochter zu. Kajol riss die Augen auf und schaute dann verlegen zu Boden. Shah Rukh grinste fröhlich und fragte dann, ob er etwas helfen könnte. In der Zwischenzeit ging Kajol ihren Vater und ihre beiden Onkel holen. Nach dem Essen half Shah Rukh noch beim Aufräumen. Er verstand sich prächtig mit allen, nur Amitabh beäugte ihn immer noch misstrauisch. „Er ist wirklich ein guter Kerl, Bauji. Er ist sogar extra hergekommen, um zu sehen, wie es mir geht.“, versuchte Kajol ihren Vater zu beschwichtigen. Dieser schaute sie an, nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann ging er zu seinen Brüdern ins Wohnzimmer. Die Familie saß noch eine ganze Weile zusammen. Als Shah Rukh dann zu später Stunde nach Hause wollte, verabschiedeten ihn alle herzlich. Kajol brachte ihn noch zu seinem Auto. „Ich komme morgen wieder. Bis dahin ruhst du dich aus und bleibst im Bett, alles klar?!“, meinte Shah Rukh und öffnete die Wagentür. Kajol schaute ihn genervt an und verleierte die Augen. „Gut, also bis dann. Schlaf schön.“, verabschiedete er sich und zwinkerte ihr zu. Am nächsten Morgen wurde Kajol von angenehmem Teegeruch geweckt. Als sie die Augen öffnete, stand Shah Rukh mit einem Tablett vor ihr. „Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich.“, strahlte er sie an. „Ich hab dir hier dein Frühstück gebracht.“ Sie setzte sich auf und zog sich die Decke bis zum Kinn. „Hättest du nicht anklopfen können? Es gehört sich nicht, einfach so ins Zimmer eines Mädchens zu kommen. Ich... Ich hätte nackt sein können.“ „Na, das wäre doch umso besser gewesen.“, grinste er und stellte das Tablett auf einem Nachtschränkchen ab. Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet und wurde puterrot. „Oh, Mist, ich hab was vergessen.“, bemerkte er und war im nächsten Augenblick schon verschwunden. In dem Moment kam Juhi ins Zimmer und meinte: „Also du hast wirklich eine Glücksgriff gemacht. Shah Rukh ist einfach bezaubernd. So einen charmanten Mann hab ich noch nie getroffen.“ Kajol sah sie verwirrt an und fing heftig an zu husten. „Also wenn du ihn nicht willst, ich nehm ihn gern.“, scherzte Juhi. Kajol hustete immer noch, warf ihrer Cousine aber einen bösen Blick zu. Sie grinste daraufhin und verschwand wieder aus dem Zimmer. Als Shah Rukh ein paar Minuten später wieder auftauchte, hatte er ein kleines Päckchen dabei. Er gab es Kajol mit den Worten, dass sie es erst aufmachen solle, wenn er wieder weg ist. Sie bedankte sich mit einem Lächeln und legte es in die Schublade ihres Nachtschränkchens. Dann begann sie zu essen und unterhielt sich nebenbei mit Shah Rukh. Er meinte, dass sie unbedingt mal zu ihm zu Besuch kommen musste, da er schließlich schon so oft bei ihr war. Sie stimmte zu, aber erst wenn sie wieder gesund war. Damit war er einverstanden und freute sich. Am übernächsten Tag besuchte er Kajol nochmal und ihr ging es auch langsam zusehends besser, sodass sie Shah Rukh besuchen konnte. Er holte sie ab und sie fuhren nach Jaipur zum Khan-Anwesen. Kajol staunte nicht schlecht als sie aus dem Auto ausstieg. Das Haus war einfach riesig. „Wie viele Leute leben denn da drin?“, fragte sie verwundert. „Meine Eltern und ich, also drei. Wer soll denn hier sonst noch wohnen?“, antwortete er amüsiert. Sie schaute ihn entgeistert an und war sprachlos. Dann nahm er sie an den Schultern und schob sie vor sich her ins Haus. Sie kam gar nicht mehr raus aus dem Staunen, denn drinnen war alles sehr stilvoll eingerichtet. Die Räume waren riesig und man sah, dass hier nun wirklich keine armen Leute lebten. Shah Rukh führte sie raus in den Garten, der ebenfalls eine beachtliche Größe hatte. Alles war sehr gepflegt, der Rasen gemäht, die Hecken geschnitten und in der Mitte stand ein großer Springbrunnen. Außerdem gab es noch einen großen Pool. Kajol war sehr fasziniert von allem. „Es ist einfach wunderschön hier“, sagte sie, „Aber wo sind eigentlich deine Eltern? Ich würde sie gerne kennenlernen.“ „Nun ja, ja, ähm... Sie sind heute und morgen nicht da. Sie sind Bekannte von uns besuchen gefahren.“ Kajol sah ihn an, als ob er ihr gerade eröffnet hätte, dass er sie umbringen will. „Keine Angst! Ich verfolge wirklich keine unlauteren Absichten. Der Besuch ist eben auf diesen Tag gefallen und ich wollte unser Treffen deswegen nicht extra absagen...“, verteidigte er sich und sah sie entschuldigend an. Sie schaute etwas mürrisch, wackelte aber einverstanden mit dem Kopf. Shah Rukh zeigte ihr noch den Rest des Hauses. Das alleine dauerte schon beinahe eine Stunde, da Kajol alles sehen und anfassen wollte. Ihr kam das Haus vor wie ein Palast. Zum Abendessen hatte Shah Rukh sich vorgenommen, selbst zu kochen, aber das ging mächtig in die Hose. Also nahm Kajol das kurzfristig in die Hand und machte einfachen Daal mit Chapati. Das war zwar nichts Besonderes, aber es ging schnell und machte satt. Außerdem freute sich Shah Rukh, dass Kajol für ihn gekocht hatte, auch wenn es ursprünglich ganz anders geplant war. Nach dem Essen ging Kajol auf die Terrasse und betrachtete den Garten, der im Licht der untergehenden Sonne noch schöner wirkte. Da kam ihr eine Idee: „Hey, Shah Rukh, wollen wir schwimmen gehen?“ Er stellte sich neben sie und schaute sie verwundert an: „Und was genau willst du dazu anziehen?“ Sie überlegte kurz, nahm seine Hand und rannte mit ihm die Treppen der Terrasse hinab in den Garten bis zum Pool. „Wir brauchen keine andern Sachen. Wir springen so rein.“, sagte sie fröhlich und noch bevor Shah Rukh demonstrieren konnte, war Kajol schon reingesprungen und hatte ihn hinterher gezogen. Als sie wieder auftauchten, strahlte sie ihn an. Er machte ein mürrisches Gesicht, schnappte sie sich und zog sie unter Wasser. Die beiden balgten sich wie kleine Kinder bis sie irgendwann vollkommen außer Puste waren. Sie beschlossen, Frieden zu schließen und wieder ins Haus zu gehen. Shah Rukh stieg zuerst über die Leiter raus und half dann Kajol, doch sie rutschte auf der nassen Stufe aus, fiel direkt in seine Arme und riss ihn mit zu Boden. Sie lag halb auf ihm und schaute ihn verunsichert an. Shah Rukh war ebenfalls erschrocken, doch er fasste sich schnell wieder. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und fuhr dann langsam und liebevoll Kajols Rücken hinunter bis zur Hüfte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Er kam mit seinem Gesicht immer näher an ihres und flüsterte dann ganz sanft: „Das ist eine der schlechtesten Anmachen, die ich je erlebt habe, meine Liebe…“ Sie schaute ihn empört an, kniff ihn in die Schulter und stand auf. Shah Rukh rappelte sich ebenfalls auf und grinste vor sich hin. „Jetzt lass und schnell reingehen und umziehen. Du willst sicher nicht schon wieder eine Grippe kriegen oder?“, meinte er augenzwinkernd und lief dann ins Haus. Kajol folgte ihm und er gab ihr dann drinnen ein T-Shirt und eine Hose, die sie anziehen konnte und außerdem ein Handtuch zum Abtrocknen. Dann ließ er sie allein in seinem Zimmer. Sie versuchte zuerst, sich ein wenig die Haare trocken zu rubbeln, doch sie wurde von den Gedanken an den Vorfall eben abgelenkt. Wieso schlug bloß ihr Herz immer so schnell, wenn Shah Rukh sie berührte? Was war das für ein Gefühl, das sie immer hatte, wenn er in ihrer Nähe war? Sie schüttelte den Kopf und verbannte diese Gedanken für den Moment. Kajol legte ihren klitschnassen Dupatta beiseite und versuchte den Reißverschluss ihres Salwars auf ihrem Rücken zu öffnen, doch er klemmte. Sie versuchte es sanft und mit Gewalt, doch er war nicht aufzukriegen. Dann klopfte es und Shah Rukh steckte seinen Kopf zur Tür rein. „Hey, bist du schon fertig? Ich hab vergessen mir ein T-Shirt für mich mitzunehmen.” Kajol, die mit dem Rücken zur Tür stand, drehte sich erschrocken um und sah ihn an. Als er sie dort so stehen sah, ganz nass und mit ihren halbnackten Schultern konnte er nicht anders als zu ihr zu gehen. Er stellte sich dicht hinter sie und strich mit seinen Händen an ihren Arme entlang. „… Mein… mein Reißverschluss klemmt…”, sagte Kajol ganz leise. Shah Rukh strich ihre langen Haare zur Seite und öffnete nach ein wenig Probieren den Reißverschluss bis unten hin. Dann schob er den Stoff des Salwars von Kajols Schultern und küsste sie zärtlich. Er tupfte die Küsse ganz leicht auf ihren Nacken und ihren Hals. Kajol zerschmolz innerlich, doch dann drehte sie sich langsam um. Erst jetzt bemerkte sie, dass Shah Rukh oberkörperfrei war. Er ließ seine Hände ihren Rücken hinunter gleiten und auf ihren Hüften zum Ruhen kommen. Er liebkoste ihren Hals. Kajol dachte, ihr Herz würde gleich zerspringen, doch dann raffte sie sich auf und hauchte Shah Rukh ganz sanft ins Ohr: „Und das ist eine der schlechtesten Anmachen, die ich je erlebt habe, mein Lieber…“ Sie schaute ihn verführerisch an, schnappte sich ihre Sachen und verließ das Zimmer. Kapitel 7: ----------- Shah Rukh stand verdattert da, doch dann musste er grinsen. Sie hatte ihn mit seinen eigenen Waffen geschlagen. Er ging zum Schrank und holte ein T-Shirt heraus. Dieses Spiel gefiel ihm, aber nur, wenn er am Ende auch als Sieger daraus hervorgehen würde. Kajol war stolz auf sich. Endlich hatte sie ihre Schlagfertigkeit zurück, die sie sonst in Shah Rukhs Nähe immer verlor. Aber diese Situation war wirklich mehr als knapp. So, wie gerade eben, hatte sie sich noch nie gefühlt. Wenn er sie so berührte, vergaß sie die ganze Welt um sich herum. Doch so weit durfte sie es nicht kommen lassen. Mit diesen Gedanken im Kopf war sie ins Bad gegangen und trocknete sich nun ab. Sie zog die viel zu großen Sachen von Shah Rukh an und ging dann ins Wohnzimmer und setzte sich auf die große weiche Couch. Sie bestaunte den riesigen Raum und fragte sich, wie viel Geld Shah Rukhs Familie wohl hatte. Dann fiel ihr Blick auf ein großes Bild, das an der Wand hing. Darauf waren Shah Rukh und wie Kajol annahm seine Eltern zu sehen. Sie wirkten wirklich sehr sympathisch auf sie. Dann kam auch Shah Rukh endlich ins Wohnzimmer. „Ich würde sagen, wir warten noch bis deine Sachen wieder trocken sind und dann bringe ich dich nach Hause. Was hälst du davon?“ „Alles klar… Und was machen wir so lange?“ Ihm fielen da schon so ein paar Sachen ein, aber die behielt er für sich und sagte stattdessen: „Lass uns doch mal schauen, ob was Schönes im Fernsehen kommt.“ Er setzte sich neben sie auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Doch es kam mal wieder gar nichts. Er zappte herum und blieb schließlich bei irgendeinem sinnlosen Film hängen, den er dann gelangweilt anschaute. Plötzlich merkte er, wie Kajols Kopf auf seinen Schulter sank. Sie war eingeschlafen und sah so wunderschön aus, dass Shah Rukh versucht war, sie zu küssen, doch stattdessen legte er nur seinen Arm um sie und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. So, wie er jetzt da saß, fühlte er sich wie im Himmel. Er wünschte sich, die Zeit würde stehen bleiben. Doch irgendwann schlief auch er ein… Als Kajol aufwachte, bemerkte sie, dass sie Arm in Arm mit Shah Rukh auf der Couch lag. Sie war entsetzt und dachte angestrengt nach, was passiert war, doch sie konnte sich nur daran erinnern, eingeschlafen zu sein. Erschrocken bemerkte sie, dass er auch gerade wach wurde. Sie sahen sich an und keiner der beiden bewegte sich bis Shah Rukh sich endlich aufsetzte und Kajol ganz nah an sich zog. Sie wusste, dass sie dieses mal nicht die Kraft haben würde, sich zu wehren. Er strich ihr durchs Haar und über die Wangen. Sein Blick war zugleich ernst als auch liebevoll. Kajols Herz bebte als sich sein Gesicht ihrem immer weiter näherte. Sie lehnte sich immer weiter zurück bis sie auf der Couch zum Liegen kam. Shah Rukh lag halb auf ihr und hauchte zarte Küsse auf ihr Schlüsselbein. Seine Hand tastete sich langsam von ihrem Gesicht über die Schulter zu ihrer Hüfte vor, dann schob er ihr T-Shirt etwas nach oben und streichelte ihre zarte Haut. Sie stieß einen leisen Seufzer aus und schloss die Augen. Er küsste ihren Hals und seine Berührungen wurden langsam fordernder. Seine Lippen näherten sich ihren immer mehr und sie wusste nicht, was sie tun sollte… Plötzlich hörten sie wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Die beiden schreckten auf und gingen sofort auseinander. Sie schauten angespannt in Richtung Haustür und sahen, wie Shah Rukhs Eltern herein kamen. Shah Rukh stand sofort auf, begrüßte sie und fragte: „Was… Was macht ihr denn schon hier? Ich dachte, ihr wolltet über Nacht bleiben?“ „Wollten wir auch, aber dann hat ein Geschäftspartner angerufen, der sich unbedingt morgen mit deinem Vater treffen will und…“, sagte Kirron, doch dann fiel ihr Blick auf die junge Frau, die da auf ihrer Couch saß. „… Ist sie der Grund für deine Veränderung in den letzten Wochen?“, grinste sie und lief an ihrem Sohn vorbei in Richtung Wohnzimmer. Kajol stand auf und Kirron begrüßte sie: „Namaste, mein Kind. Ich bin die Mutter von Shah Rukh und es tut mir leid, wenn er sich manchmal nicht benehmen kann. Wir haben ihn ein wenig verzogen, muss ich zugeben.“ Kajol musste lächeln und sagte: „Namaste! Mein Name ist Kajol Mukherjee. Es ist mir wirklich ein große Ehre sie kennenzulernen.“ Sie wollte gerade Kirrons Füße berühren, doch sie hielt sie an den Armen fest. „Na, aber bitte nicht so förmlich. Ein Mädchen, das es schafft, unserem Sohn so den Kopf zu verdrehen, sollte…“ „Mama, jetzt reicht es aber!“, fiel Shah Rukh seiner Mutter peinlich berührt ins Wort. „Kajol, komm, deine Sachen müssten langsam trocken sein.“ Er nahm Kajol bei den Schultern und schob sie vor sich her in Richtung Terrasse, wo er ihre Kleidung aufgehängt hatte. Kajol schaffte es gerade noch, Anupam über ihre Schulter mit zusammengefalteten Händen ein „Namaste!“ zuzuwerfen. Kirron und Anupam waren mehr als amüsiert über das Verhalten ihre Sohnes und mussten lachen. Kajols Sachen waren tatsächlich schon trocken und als sie sah, dass es schon kurz vor 23 Uhr war, zog sie sich in Windeseile um, verabschiedete sich von Shah Rukhs immer noch belustigten Eltern und fuhr mit Shah Rukh nach Hause. Im Auto herrschte die Fahrt über eine unangenehme Stille, da sie nicht so genau wussten, wie sie mit der Situation vorhin umgehen sollten. Beide fragten sich, was passiert wäre, wenn Shah Rukhs Eltern nicht hereingeplatzt wären… Im Dorf angekommen stiegen die beiden aus dem Auto aus und verabschiedeten sich voneinander. Kajol drehte sich gerade um, als Shah Rukh sich ein Herz fasste und sie an sich zog. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, er sog den süßlichen Duft ihrer Haare ein und flüsterte leise in ihr Ohr: „… Lass das nicht das Ende gewesen sein…“ Er war ihr so nahe, dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren konnte und davon eine leichte Gänsehaut bekam. Mit einem verunsicherten Blick schaute sie ihn an, dann blickte sie zu Boden, lächelte und lief dann ins Haus. Shah Rukh schaute ihr nach und musste ebenfalls anfangen zu lächeln. Was hatte dieses Mädchen nur mit ihm gemacht? Am nächsten Tag traf Shah Rukh sich mit Priyanka und erzählte ihr, dass er sich verliebt hatte. Sie freute sich aufrichtig. „Hast du es ihr denn schon gesagt? Und hast du mit deinen Eltern darüber gesprochen?” „Ich hab es ihr noch nicht gesagt, aber sie weiß es sicher bereits und mit meinen Eltern wollte ich heute sprechen. Oh, Priyanka, ich weiß genau, dass sie die Richtige ist. Sie ist die Frau, die ich heiraten werde.“ Sie unterhielten sich noch eine Weile, verabschiedeten sich dann mit einer Umarmung und Priyanka wünschte ihm noch viel Glück. Als er zu Hause ankam, war er ziemlich aufgeregt. Seine Eltern waren gerade im Arbeitszimmer seines Vaters. Er atmete tief durch und trat dann ein. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, sprudelte seine Mutter los: „Wo hast du denn dieses Mädchen von gestern kennengelernt? Sie machte einen sehr sympathischen Eindruck. Wie hieß sie nochmal? Kajol? Ein sehr schöner Name.“ „Ähm, ich hab sie in ihrem Dorf kennengelernt als mein Wagen liegengeblieben war und dann habe ich sie auf dem Wochenmarkt wieder getroffen, wo ihre Eltern einen Stand haben.“ „Was machen ihre Eltern denn von Beruf?“ „Sie haben ein paar große Felder und den Wochenmarktstand. Aber was ich eigentlich sagen wollte….“ Er atmete tief ein. „Ich habe mich in Kajol verliebt und ich möchte sie heiraten. Ich würde gerne eure Meinung dazu hören.“ Plötzlich wurden seine Eltern ernst und schauten sich an. Anupam ergriff zuerst das Wort: „Mein Sohn, denk darüber bitte nochmal genau nach. Wir… hatten gehofft, dass… du Priyanka heiraten würdest. Ihr versteht euch doch so gut und diese Heirat würde die Verbindung zwischen unserem Unternehmen und das von Priyankas Vater stärken… Überleg dir bitte, ob deine kleine Verliebtheit es wert ist, deine Zukunft zu gefährden…“ Kapitel 8: ----------- Shah Rukh konnte nicht glauben, was sein Vater da gerade gesagt hatte… Er sollte Priyanka heiraten? Auf diesen Gedanken wäre er nie gekommen. Sie war seine beste Freundin und er hatte noch nie romantische Gefühle für sie gehabt. Alles war immer eher auf einer geschwisterlichen Ebene gewesen. „Vater, das ist keine kleine Verliebtheit. Ich weiß, dass Kajol die Frau meines Lebens ist. Ich will sie und keine andere.“ Es vergingen ein paar Minuten, in denen keiner etwas sagte, doch dann ergriff Kirron das Wort: „Aber bedenke doch bitte, dass sie nichts in die Firma investieren kann. Sie ist die Tochter zweier Bauern und…“ „Was sagt denn das über sie aus? Die Firma werde sowieso eines Tages ich übernehmen. Was soll sie denn da investieren? Sicher würde eine Heirat mit Priyanka mehr Kapital bringen, aber habt ihr sie denn schon mal um ihre Meinung gebeten? Sie wird dem sicher genauso abgeneigt sein. Wir lieben uns nicht und werden es auch nie tun. Sie… ist wie eine kleine Schwester für mich…“ „Wir wollen doch nur das Beste für dich. Kajol scheint ein nettes Mädchen zu sein, aber kann sie dich wirklich glücklich machen?“ „… Mama, wenn ihr das Beste für mich wolltet, dann würdet ihr mich sie heiraten lassen. Was soll denn das für eine Ehe mit Priyanka werden? Wir lieben uns nicht. Keiner von uns beiden würde genug investieren, damit wir glücklich werden, da keine Motivation… keine Liebe dahinter stehen würde… Wollt ihr wirklich, dass ich eine solche Ehe führe? Glaubt ihr im Ernst, dass das das Beste für mich wäre?“ Shah Rukh hatte sich ein Rage geredet und starrte nun wütend und enttäuscht zu Boden. Seine Eltern sahen sich an und verstanden, was ihr Sohn ihnen sagen wollte. Anupam nickte Kirron zu und diese ging daraufhin zu Shah Rukh und legte ihre Hände auf seine Schultern. Er blickte seiner Mutter direkt in die Augen. Man konnte seine Sturheit regelrecht sehen. Kirron lächelte: „… Du hast Recht. Du wirst selbst am besten wissen, mit wem du den Rest deines Lebens verbringen willst. Wenn du sie wirklich so sehr liebst, dann heirate sie. Wir werden sie aufnehmen wie eine eigene Tochter. Sie muss etwas Besonderes sein, wenn du ihr so verfallen bist, dass du sogar gegen deine eigenen Eltern rebellierst.“ „Mama, danke, ich… Es tut mir leid…“ er schloss seine Mutter in seine Arme und musste sich eine Träne wegdrücken. Er hätte nie gedacht, dass er mal so mit seinen Eltern sprechen würde. Er respektierte sie so sehr, aber seine Liebe zu Kajol war so groß, dass er nicht anders konnte. Sein Vater lächelte und nickte ihm zu. Shah Rukh brauchte drei Tage, um sich dazu durchzuringen, Kajol endlich seine Liebe zu gestehen. Als er zu ihrem Dorf fuhr, um sie zu treffen, sah er schon von Weitem, dass das ganze Haus mit Blumengirlanden und Lichterketten geschmückt war. Er überlegte, ob denn ein Feiertag war, aber das war nicht der Fall. Er stellte sein Auto ein Stück vom Hof entfernt ab und lief die restliche Strecke zu Fuß. Jetzt sah er auch, dass überall auf dem Hof Menschen standen. Sie waren alle festlich angezogen und Shah Rukh wunderte sich langsam, ob er irgendetwas verpasst hatte… Als er sich durch die ganzen Menschen durchgekämpft hatte, sah er, was das hier war: Eine Verlobungsfeier! Auf der Veranda saßen Braut und Bräutigam und steckten sich gerade die Ringe an. Wer die Braut war, erkannte er nicht, da sie mit dem Rücken zu ihm saß, aber der Bräutigam war ein gutaussehender junger Mann etwa in Shah Rukhs Alter. Shah Rukh versuchte einen Blick auf die Braut zu werfen, aber es gelang ihm nicht. Er war sicher, dass es Juhi sein musste, da es in diesem Haus niemand anderes im heiratsfähigen Alter gab, außer… Kajol… Diesen Gedanken verwarf er sofort wieder. Plötzlich stellte sich eine ältere Frau neben ihn und meinte: „Wir können froh sein, dass sie doch noch jemanden gefunden hat, der sie heiraten wollte. Wo sie sich doch die ganze Zeit mit Ihnen rumgetrieben hat. Die Leute im Dorf haben schon geredet. Ständig hat sich dieses junge Ding alleine mit Ihnen getroffen. Da kann man ja schon auf Gedanken kommen…“ Shah Rukh sah sie verständnislos an. „Wovon reden Sie bitte? Wer ist denn die Braut?“ Die alte Frau lachte kurz auf: „Tun Sie doch nicht so unschuldig. Das ist Kajol Mukherjee. Ihre Familie dankt Gott, dass sie noch jemanden gefunden hat. Ihr reichen Schnösel habt doch keine Ahnung, wie es mit der Ehre junger Frauen aussieht. Hauptsache Sie haben ihren Spaß, aber um den Ruf des Mädchens macht ihr euch keine Gedanken….“ Shah Rukh traf dieser Satz wie ein Blitzschlag. Das war die Verlobung von Kajol? Das musste ein Irrtum sein. Er versuchte erneut, das Gesicht der Braut zu sehen, doch es gelang ihm einfach nicht. Sie saß weiterhin mit dem Rücken zu ihm und außerdem standen überall so viele Leute. Was sollte er jetzt tun? Stimmte das etwa, was diese alte Frau erzählte? Redeten die Leute schlecht über Kajol, weil sie sich mit ihm getroffen hatte? Er taumelte zu seinem Auto und war wie gelähmt. Er konnte es einfach nicht glauben. Er war sich so sicher gewesen, dass Kajol seine Gefühle erwidern würde, doch er hatte sich anscheinend geirrt… Er dachte angestrengt nach, was er nun machen sollte. Um sie kämpfen? Aber würde das ihrem Ruf nicht noch mehr schaden? Wenn sie diesen Kerl wirklich heiratete, war sie eine ehrenvolle Frau. Aber das wäre sie auch, wenn sie Shah Rukh geheiratet hätte. Doch es war zu spät. Die Verlobung wurde vollzogen und ihre Eltern würden sicher nie zustimmen, sie wieder zu lösen, selbst, wenn Kajol es gewollt hätte… Kapitel 9: ----------- Shah Rukh lief durch die Straßen von Delhi. Es waren nun drei Jahre vergangen. Er hatte sich dafür entschieden, dass Kajol ein glückliches und ehrenvolles Leben verdiente. Er rief nicht mehr an und versuchte, ihr Dorf zu meiden. Er war sich sicher, dass Kajol die für sie richtige Entscheidung getroffen hatte. Diese für ihn schwere Erkenntnis änderte aber nichts daran, dass er sie weiterhin liebte. Er hatte in diesen drei Jahren immer wieder an sie denken müssen. Kein Mädchen war auch nur annähernd so wie sie gewesen. Shah Rukhs Eltern waren ebenfalls langsam am Verzweifeln. Sie hatten die Hoffnung, dass ihr Sohn nun doch Priyanka heiraten würde, doch das lehnte er weiterhin ab. Dass Kajol ihn nicht wollte, bedeutete nicht, dass sich seine Gefühle für Priyanka ändern würden. Außerdem hatte sie ein Jahr später ihre Verlobung mit dem Sohn eines Industriellen, mit dem sie zusammen studierte, bekanntgegeben. Mittlerweile waren sie seit einem halben Jahr verheiratet und alle rechneten damit, dass bald Nachwuchs im Anmarsch sein würde. Shah Rukh freute sich für Priyanka, aber für ihn kam eine Hochzeit nicht mehr in Frage. Nicht im Moment und nicht so lange er noch so oft an Kajol denken musste. Er fragte sich, was sie wohl machte, ob es ihr gut ging und ob dieser Kerl ihr auch ein schönes Leben bieten konnte. Diese Gedanken machten ihn traurig und wütend gleichermaßen. Doch die Frage, die er am meisten zu verdrängen versuchte, war, ob sie schon Kinder hatte. Die Vorstellung, dass ein anderer sie berührte war für ihn einfach unerträglich. Shah Rukh selbst wurde vor einem Jahr auf eigenen Wunsch von seinem Vater in eine Filiale ihres Unternehmens nach Delhi versetzt, die er nun leitete. Er wollte einfach weg aus Jaipur und weg von den Erinnerungen. Das klappte eigentlich auch ganz gut, aber manchmal konnte er es einfach nicht vermeiden, dass seine Gedanken abschweiften. Im Moment war er auf dem Weg vom Büro zu seiner Wohnung. Da der Weg nicht so weit war, brauchte er kein Auto und lief die 20 Minuten jeden Tag zu Fuß. Mal wieder in Gedanken vertieft, stieß er plötzlich mit jemandem zusammen. Zig Blätter verteilten sich auf dem Fußweg und Shah Rukh bückte sich sofort, um beim Aufsammeln zu helfen. „Arre! Haben Sie keine Augen im Kopf?! Passen Sie doch auf!“ „… Entschuldigung, ich habe…“, stammelte er und sah, dass es eine junge Frau war, die er beinahe umgerannt hatte. Er gab ihr die Blätter, die er zusammen gesucht hatte und sie stopfte sie in ihren Ordner. Dann stand sie auf und schaute ihn mürrisch an. Shah Rukh wollte sich gerade nochmal entschuldigen als er ihr Gesicht sah… War das etwa…? Sie trug zwar eine Brille und ihre Haare waren anders, aber war das…? Als sie ihm ins Gesicht sah, versteinerte sich ihre Miene und sie riss die Augen auf. Doch noch bevor Shah Rukh etwas sagen konnte, schob sie sich an ihm vorbei und ging eilenden Schrittes davon. Shah Rukh stand da wie gelähmt. Konnte es wirklich sein oder irrte er sich so gewaltig? War das gerade wirklich Kajol gewesen? Als er sich endlich vom Schreck erholt hatte und sich umdrehte, war sie bereits verschwunden. Den restlichen Heimweg und auch noch zu Hause machte er sich Vorwürfe, weil er sie nicht aufgehalten hatte. Delhi war riesig, wie sollte er sie je wiederfinden, wenn es tatsächlich Kajol war. Doch jetzt kamen ihm Zweifel. War das nicht etwas weit hergeholt? Hatte er in dieses Mädchen einfach nur seine Wünsche projiziert? Aber warum hatte sie dann so seltsam reagiert? Aber was machte Kajol dann in Delhi? Dann fiel Shah Rukh ein, dass auf den Blättern, die er aufgesammelt hatte, der Name einer Universität und eine Fachrichtung gestanden hatte. Er beschloss, am morgigen Tag frei zu nehmen und zu dieser Uni zu gehen. Er musste es einfach wissen. Er schlief in der Nacht gar nicht gut, weil er viel zu aufgeregt auf den nächsten Tag wartete. Was machte er, wenn es doch nicht Kajol war? Oder wichtiger: Was machte er, wenn es Kajol war? Am nächsten Tag frühstückte er ordentlich und suchte die Adresse der Universität raus und die Vorlesungszeiten der Fachrichtung, die auf den Blättern gestanden hatte. Er hatte Glück, dass heute eine Vorlesung stattfand und um 14 Uhr endete. Shah Rukh schaute, wie spät es war und er hatte noch drei Stunden Zeit. Er zog sich also an und machte sich langsam auf den Weg. Er ging mal wieder zu Fuß und brauchte etwa 40 Minuten. Das zu-Fuß-gehen hatte er sich in Delhi angewöhnt. Er mochte es, an der frischen Luft zu sein. Das war ein schöner Ausgleich zu seinem stickigen Büroalltag. Als er vor dem Unigebäude stand, atmete er tief ein und ging dann zur Information, um zu fragen, wo der Vorlesungsraum war. Ihm wurde freundlich die Richtung gezeigt und so lief er zwei Etagen hinauf und stellte sich neben die Tür des Raumes. Er hatte noch 20 Minuten Zeit und überlegte was er machen sollte, doch sein Kopf war leer. Also stand er nur da und starrte auf den Fußboden. Er erschrak, als plötzlich die Tür geöffnet wurde. Es strömten mehrere Grüppchen von Studenten heraus, doch die, die er suchte war nicht dabei. Shah Rukh wollte die Hoffnung schon aufgeben, als er sie plötzlich sah. Sie kam mit einer Kommilitonin aus dem Raum heraus und unterhielt sich angeregt. Dieses mal trug sie keine Brille und er wusste es nun genau: Es war eindeutig seine Kajol . Aus einem Impuls heraus, griff er nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest. Sie drehte sich empört um und wollte gerade etwas sagen, als sie ihn auf einmal erkannte. Für den Moment schauten sie sich einfach nur an und keiner von beiden sagte etwas. Kajols Freundin stand daneben und schaute sie verwundert an. „Ist alles okay? Soll ich dir helfen?”, fragte sie und holte die beiden damit in die Realität zurück. Shah Rukh ließ sofort Kajols Handgelenk los und Kajol meinte: „… Nein… Nein, es ist alles okay. Geh schon mal vor, ja? Wir sehen uns dann morgen.“ Ihre Freundin nickte, musterte Shah Rukh misstrauisch von oben bis unten und ging dann. Kajol und Shah Rukh standen nun alleine auf dem Gang und schauten einander in die Augen. Keiner der beiden konnte darin lesen, was der andere gerade dachte. „… Wie hast du mich gefunden?“, brach Kajol schließlich das Schweigen. „Ich… Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?“, fragte Shah Rukh. Sie überlegte kurz und willigte dann ein. So liefen sie schweigend nebeneinander her aus dem Gebäude. Kapitel 10: ------------ Sie setzten sich in ein kleines Café in der Nähe des Unigeländes. Nachdem sie ihre Bestellung bekommen hatten, brach Shah Rukh das Schweigen, das die ganze Zeit geherrscht hatte. „... Geht es dir gut? Bist du glücklich?“ Diese Fragen brannten ihm nun schon seit so langer Zeit auf der Seele. Kajol schaute ihn an und sagte: „Ja, mir geht es sehr gut. Ich...“ „Und deinem Ehemann?“, unterbrach er sie. „Ehemann?“ Sie wirkte etwas verwirrt. „Ach, Aamir! ... Ihm geht es auch gut. Wir...“ In Shah Rukh brach eine Welt zusammen. Er hatte die ganzen Jahre noch die kleine Hoffnung gehabt, dass es damals doch nicht Kajols Verlobung gewesen war, aber diese Hoffnung war nun zunichte gemacht. Als er bemerkte, dass sie noch redete, riss er sich aus seinen Gedanken. „... deswegen habe ich mich dann entschlossen in Delhi zu studieren.“ „Aamir scheint ein feiner Kerl zu sein, wenn er dich studieren lässt. Das würden sicher nicht alle Männer machen.“ Shah Rukh zwang sich zu lächeln. „... Ja... Er ist wirklich klasse.“, meinte Kajol, „Und du? Du hast nicht geheiratet?“ „... Du warst ja plötzlich vergeben.“, lachte er und hoffte inständig, dass sie nicht hörte, wie sehr es geschauspielert war. Sie grinste daraufhin unbehaglich und schlürfte an ihrem Lassi. Als er ihre Reaktion sah, ärgerte er sich, dass er diesen dummen Scherz gerissen hatte. Dann schwiegen sie sich wieder eine Weile an. „Und wie kommt es, dass du hier in Delhi bist?“, fragte Kajol schließlich. „Ich leite hier seit einem Jahr eine Filiale unseres Unternehmens.“ „Also wohnst du jetzt auch dauerhaft hier?“, fragte sie in einem Ton, den er einfach nicht zu deuten wusste. Er nickte und die beiden plauderten noch eine Weile miteinander, doch die Stimmung zwischen ihnen war sehr angespannt. Als Kajol sich schließlich verabschieden wollte, fragte Shah Rukh, ob sie sich denn noch mal wieder treffen wollen. Kajol öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es kamen keine Worte heraus. Sie überlegte noch kurz und meinte dann, dass er sie nächste Woche um die gleiche Zeit wie heute an der Uni abholen könnte. Shah Rukh hatte nicht mit dieser Antwort gerechnet und freute sich nun umso mehr. Sie schenkte ihm zum Abschied noch ein Lächeln und ging. Er schaute ihr noch hinterher und bemerkte, wie alle Gefühle, die er die letzten drei Jahre versucht hatte zu verdrängen, sein Herz überschwemmten. Er liebte sie immer noch genauso sehr, wenn nicht sogar noch inniger. Ihr Lächeln war einfach unvergleichlich, auch wenn es gerade etwas traurig gewirkt hatte. Als er wieder in seiner Wohnung angekommen war, konnte er noch immer keinen klaren Gedanken fassen. Es schwirrte in seinem Kopf und er wusste einfach nicht, wie er jetzt mit dieser Situation umgehen sollte. War es wirklich so schlau gewesen, Kajol zu suchen? Jetzt, da er sie gefunden hatte, vermisste er sie nur noch mehr als vorher. Und die Gewissheit, dass sie wirklich verheiratet war, verschlimmerte es noch dazu. Er lag auf seinem Bett und hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Sollte er nicht lieber das Treffen nächste Woche absagen und versuchen, sie endgültig aus seinem Leben zu streichen? Das wäre das Beste für alle Beteiligten sagte ihm sein Verstand, aber sein Herz und sein Wunsch, Kajol zu treffen, waren einfach stärker. Er verfluchte sich dafür, denn was erhoffte er sich von diesem Treffen? Im schlimmsten Fall würde er Kajols Ehe zerstören. Die gesamte Woche über dachte Shah Rukh darüber nach und kam doch zu keinem Ergebnis. Er konnte sich nicht richtig auf seine Arbeit konzentrieren und beschloss, da es nicht sehr viel zu tun gab, sich für die Woche frei zu nehmen. Er hatte so viele Überstunden angesammelt, dass er sich das leisten konnte. Das Treffen rückte immer näher und er hatte sich überlegt mit Kajol auf den Rummel zu gehen, der gerade in der Stadt war. Das war eine vollkommen unverfängliche Umgebung und er hoffte, dass sie sich so wieder etwas auf freundschaftlicher Basis annähern konnten. Als er zur Uni ging, um Kajol abzuholen, kam sie bereits aus dem Gebäude. Es hätte ihm beinahe die Sprache verschlagen, als er sah, wie hübsch sie war. Sie begrüßten sich und er kam sich neben ihr beinahe ein wenig schäbich vor, weil er nur eine einfaches Hemd, eine Jeans und Turnschuhe trug. Als Shah Rukh ihr erzählte, was er vorhatte, freute sie sich und sie machten sich auf den Weg in Richtung Rummel. Sie unterhielten sich eher sporadisch und die Stimmung zwischen ihnen war seltsam. Nichts war mehr von der Unbeschwertheit da, die es noch vor drei Jahren gab. Wenn er sie etwas aus ihrem Leben fragte, blockte sie ab oder gab nur knappe Antworten. Das Einzige, was er erfuhr, war, dass es ihren Eltern gut ging und dass auch Juhi geheiratet hatte. Ansonsten redete meistens er und sie hörte interessiert zu. Shah Rukh bemerkte auch, dass Kajol sich verändert hatte. Sie schien viel ruhiger und erwachsener geworden sein. Er fragte sich, ob es nur daran lag, dass sie älter geworden war oder ob es etwas damit zu tun hatte, dass sie nun verheiratet war. Eine Antwort fand er auf diese Frage nicht. Sie fuhren mit mehreren Karussells und hielten an dem einen oder anderen Stand an, um etwas zu essen. Zum Abschluss setzten sie sich noch in das Riesenrad und hatten von oben einen wunderbaren Ausblick über Delhi. Shah Rukh wurde ein wenig wehmütig, da er das alles noch mehr genossen hätte, wenn er Kajol in den Arm hätte nehmen können, doch das ließ er lieber bleiben. Doch er bemerkte, dass auch Kajol ein wenig traurig aussah. Wie sie dort in dieser Gondel saß mit den Häusern von Delhi und der untergehenden Sonne im Rücken hatte etwas Malerisches. Als sie aus dem Riesenrad ausgestiegen waren, wollte sich Shah Rukh gerade verabschieden, als Kajol fragte, ob sie sich denn nicht noch mal treffen wollten. Er war über diese Frage mehr als überrascht, aber er freute sich und stimmte zu. Dann kam ihm eine Idee: „Und was ist mit Aamir? Ich würde ihn gerne mal kennenlernen.“ „... Er ist gestern auf Geschäftsreise gefahren und kommt erst in acht Tagen wieder...“, meinte sie. Shah Rukh spürte eine Mischung zwischen Erleichterung und Enttäuschung, denn er hätte Aamir zwar gerne kennengelernt, um zu sehen, ob Kajol gut bei ihm aufgehoben war, aber andererseits wollte er es gar nicht wissen. Er gab ihr also seine Telefonnummer und sie versprach, ihn demnächst anzurufen. Kapitel 11: ------------ Als Shah Rukh auf dem Heimweg war, ließ er den Tag Revue passieren. Er freute sich, dass er Kajol endlich wiedergefunden hatte, doch die Leichtigkeit, mit der sie früher miteinander umgegangen waren, war verschwunden. Außerdem war ihm nicht so ganz wohl dabei, dass er sich mit einer verheirateten Frau traf und noch nicht einmal ihren Mann kannte. Kajol rief ihn zwei Tage später an und sagte, dass sie sich am nächsten Tag um 11 Uhr am Bahnhof treffen würden und er den ganzen tag einplanen sollte. Shah Rukh stimmte zu und war schon gespannt darauf, was sie denn vorhatte. Als er am nächsten Morgen aufwachte, frühstückte er, zog sich an und machte sich auf den Weg. Am Bahnhof sah er Kajol schon von Weitem, da ihr roter Salwar richtig strahlte. Sie begrüßten sich, Kajol gab Shah Rukh eine Fahrkarte und sie stiegen in den Zug ein, der gerade in den Bahnhof eingefahren war. Als sie sich einen Platz gesucht hatten, fragte Shah Rukh, wo denn die Reise hinging, aber Kajol grinste daraufhin nur. Nach etwa eineinhalb Stunden Fahrt stiegen sie aus. Shah Rukh hatte keine Ahnung, wo sie waren. Die Haltestelle gehörte zu einem winzigen Dorf, das umgeben war von Feldern. Kajol lief den Feldweg entlang, der aus dem Dorf hinaus führte und rief dann Shah Rukh zu: „Ist es nicht wunderschön hier?“ Er sah sich um und es gefiel ihm hier wirklich. „Sind wir extra hergefahren, nur, um das anzusehen?“, fragte er schließlich und ging zu ihr.. Kajol schien etwas peinlich berührt und stammelte: „Oh! Äh… Ich dachte, dir würde es hier vielleicht gefallen… Es tut mir leid, ich…“ Er legte seine Hand auf ihre Schulter und sagte: „Ist schon gut. Du hast Recht. Es ist wirklich schön hier. Wollen wir ein bisschen herumlaufen?“ Kajol lächelte ihn unsicher an und sie liefen los. Shah Rukh bemerkte, dass Kajol viel offener war als bei ihrem letzten Treffen. Sie blühte richtig auf und war beinahe wieder so, wie vor drei Jahren. Die beiden redeten über Gott und die Welt , alles war viel ungezwungener. Die Sonne neigte sich ganz langsam dem Horizont entgegen und die beiden beschlossen, zum Bahnhof zurückzugehen und den nächsten Zug zu nehmen. Als sie bemerkten, wie spät es tatsächlich war, beschlossen sie quer über die Felder zu rennen, da sie ihren Zug sonst verpasst hätten. Kajol rannte vorneweg und Shah Rukh hinterher, doch plötzlich stolperte sie und er fiel über sie drüber. Da lagen die beiden nun und schauten sich an. Er wurde beinahe von seinen Gefühlen überwältigt, doch er erinnerte sich rechtzeitig, dass er da auf einer verheirateten Frau lag und stand blitzartig auf. „Los, komm, wir müssen weiter! Unser Zug!“, sagte er während er ihr aufhalf. Sie nickte verwirrt und die beiden rannten weiter. Den Zug bekamen sie nur noch mit knapper Not. Als sie drinnen waren, mussten sie erst einmal wieder zu Atem kommen. Sie setzten sich Rücken an Rücken auf eine Sitzbank und versuchten ihren Atemrhythmus langsam zu normalisieren. Dann musste Kajol plötzlich laut anfangen zu lachen. Shah Rukh wusste nicht, worum es ging, aber er konnte sich auch nicht mehr zurückhalten. Die anderen Fahrgäste schauten sie komisch an, aber das war ihnen egal. Sie lachten weiter. Als sie sich nach einer Weile wieder beruhigt hatten und still nebeneinander saßen, fing es draußen in Strömen an zu regnen. Auch als sie wieder in Delhi waren, hatte es nicht aufgehört. Es war eher noch schlimmer geworden. Sie beiden standen am Bahnhofseingang und überlegten, was sie nun machen sollten. „Weißt du was? Ich wohne hier gleich um die Ecke. Komm erstmal mit zu mir und da können wir dann warten bis es sich wieder beruhigt hat.“, schlug Shah Rukh vor. „… Ähm, nein. Ich muss nach Hause. Das…“ Doch er ließ Kajol nicht ausreden, sondern nahm ihre Hand und rannte los. Nach fünf Minuten waren sie an seiner Wohnung angekommen und vollkommen durchnässt. Sie gingen als erstes ins Bad, damit sie nicht die gesamte Wohnung voll tropften. Sie rubbelten sich erstmal grob mit einem Handtuch ab und gerade als Shah Rukh das Bad verlassen wollte, sah er, dass Kajols Salwar mit einem Reißverschluss am Rücken zum Zumachen war. Er musste lächeln als ihm die Situation von damals wieder einfiel. Er überlegt kurz, ging zu Kajol und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Sie schaute ihn entsetzt an, doch er ließ sich davon nicht irritieren. „Kriegst du deinen Reißverschluss dieses mal alleine auf oder soll ich dir wieder helfen?“, fragte er frech und tat so, als ob er ihn öffnen wollte. Kajol entzog sich ihm empört und schaute ihn verständnislos an. Er lächelte schelmisch und ging. Als er ihr trockene Sachen reichte, riss sie ihm diese aus der Hand, machte die Tür zu und schloss ab. Er musste darüber grinsen. Als sie später aus dem Bad kam, musste er sich zusammenreißen, damit seine Kinnlade nicht herunter klappte. Er fand sie unglaublich sexy mit ihren nassen Haaren und seinem Hemd. Sie schaute etwas pikiert zu Boden. „Der Regen hat sich etwas abgeschwächt, aber es hat noch nicht aufgehört… Willst du einen Tee?“ Sie nickte und setzte sich auf einen Sessel. Die Wohnung gefiel ihr. Sie war schön groß und modern eingerichtet. Als Shah Rukh ihr den Tee reichte, fragte sie: „Willst du eigentlich irgendwann auch heiraten? Ich stelle es mir ziemlich einsam vor, alleine in dieser großen Wohnung zu leben…“ „… Ich wollte mal heiraten, aber dann hat mir das Schicksal einen Strich durch die Rechnung gemacht…“, meinte er und konnte nicht mehr mit seinen Gefühlen hinter dem Berg halten. Kajol schaute bedrückt zu Boden und trank von ihrem heißen Tee. So saßen sie eine Weile schweigend nebeneinander und nippten ab und zu an ihrem Tee. Irgendwann bemerkte Kajol, dass es aufgehört hatte zu regnen. Shah Rukh meinte, dass sie seine Sachen erstmal behalten und später zurückgeben konnte. Er gab ihr einen Beutel, damit sie ihre nasse Kleidung tragen konnte. Sie bedankte sich und wollte gerade gehen, als Shah Rukh sie zurückhielt. Er wusste, dass es falsch war, was er gerade tat, aber er konnte nicht anders. Er wollte, dass Kajol wusste, was sie ihm bedeutete, auch, wenn es egoistisch war. „Sagtest du nicht damals, dass das nicht das Ende war?… Man soll doch nicht lügen…“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr und striff dann mit seinen Lippen leicht ihre Wange. Sie schaute ihn erschrocken an und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Dann schüttelte sie den Kopf und rannte davon. Shah Rukh blieb im Türrahmen stehen und schaute ihr nach, obwohl sie schon lange nicht mehr zu sehen war. Er fragte sich, ob es das Richtige war, dass er ihr diese Frage endlich gestellt hatte. Er fand, wie so oft, keine Antwort darauf… Kapitel 12: ------------ Shah Rukh wartete eine Woche darauf, dass Kajol sich wieder meldete, doch es kam nichts. Er wusste, dass es an den Worten lag, die er zum Abschied zu ihr gesagt hatte, doch er bereute es nicht. Sie hatten ihm so lange auf der Seele gebrannt, dass er es einfach hatte sagen müssen. Über die Konsequenzen hatte er sich jedoch keinen Gedanken gemacht. Nun hatte er das Gefühl, sie erneut verloren zu haben. Zur Ablenkung beschloss er, über das Wochenende nach Jaipur zu seinen Eltern zu fahren. Er hatte sie schon seit fast zwei Monaten nicht mehr besucht und es war mal wieder an der Zeit. Außerdem wollte er mit Priyanka sprechen. Sie sahen sich zwar nicht mehr so oft wie früher, aber seine beste Freundin war sie immer noch. Nachdem er mit dem Zug gefahren und am Bahnhof angekommen war, nahm er sich ein Taxi und fuhr geradewegs nach Hause. Er hatte seinen Eltern nicht Bescheid gesagt und sie freuten sich dementsprechend über den überraschenden Besuch. Kirron kochte ihrem Sohn Tandoori Chicken, weil sie wusste, dass es sein Lieblingsessen war. Und auch so verwöhnte sie ihn, da es so selten geworden war, dass er nach Hause kam. Shah Rukh genoss die Aufmerksamkeit, aber wirklich abgelenkt wurde er nicht von seinen Sorgen. Er rief Priyanka an und sie trafen sich eine Stunde später bei ihr zu Hause. Gerade als Shah Rukh ins Haus kam, ging Priyankas Ehemann Hrithik hinaus. Sie begrüßten sich kurz und dann eilte Hrithik auch schon davon. „Mal wieder ein dringender Termin.“, meinte Priyanka lächelnd und verdrehte die Augen. Shah Rukh hatte Hrithik schon ein paar Mal getroffen und sie waren sich sympathisch. Er war froh, dass Priyanka so einen guten Ehemann gefunden hatte. Nachdem sie ihm einen Tee serviert hatte, erzählte Shah Rukh ihr von Kajol. Priyanka konnte es fast nicht glauben und fragte, was er nun vorhatte, doch das wusste er selbst nicht. Er hatte Kajol gesagt, was er zu sagen hatte und nun war es an ihr, sich zu entscheiden. Einerseits wollte er nicht schuld sein, wenn ihre Ehe scheitern würde, aber andererseits wünschte er sich nichts sehnlicher als sie endlich in seinen Armen zu halten. Priyanka verstand, was er fühlte, doch helfen konnte sie ihm auch nicht. Sie riet ihm abzuwarten. Aber mit diesem Vorschlag konnte er sich am allerwenigsten anfreunden... Nicht schlauer als vorher ging er am Abend wieder nach Hause. Als er die Haustür hinter sich geschlossen hatte, hörte er unbekannte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Er ging nachschauen und sah dort seine Eltern, einen Geschäftspartner seines Vaters, den er vom Sehen her kannte und eine ungewöhnlich hübsche, junge Frau auf der Couch sitzen. Anupam stand sofort auf, als er seinen Sohn sah und führte ihn ins Zimmer. „Meinen Freund Satish kennst du ja und das ist seine Nichte Rani.“ Shah Rukh begrüßte beide höflich und ging dann in die Küche, um sich etwas zum Essen zu holen. Kirron kam ihm hinterher und meinte ganz beiläufig: „Rani ist ein sehr hübsches Mädchen, nicht wahr?“ Shah Rukh sah seine Mutter skeptisch an. „... Ja, das ist sie. Kannst du mir sagen, was ihr vorhabt? Ihr wollt mich doch nicht schon wieder verkuppeln?!“, meinte er dann genervt. Sie holte tief Luft, legte ihre Hände auf seine Schultern und meinte dann: „… Shah Rukh, ich kann verstehen, wenn du immer noch darum trauerst, deine große Liebe verloren zu haben… Aber das Leben geht weiter. Willst du nun für den Rest deines Lebens alleine bleiben und uns nicht einmal Enkel schenken?” Er sah sie mit einem nicht zu deutenden Blick an und dachte über ihre Worte nach. Er würde Kajol immer lieben und nie vergessen können und keine andere Frau könnte jemals ihren Platz einnehmen, aber für immer alleine bleiben wollte er nicht. Vielleicht sollte er wirklich versuchen, sein Herz ein kleinwenig zu öffnen… Unter dieser Erkenntnis schloss er die Augen, atmete aus und ging an seiner Mutter vorbei ins Wohnzimmer und setzte sich neben seinen Vater. Während des Gespräches stellte Shah Rukh fest, dass Rani sehr zurückhaltend war. Sie lächelte ab und zu und nickte, aber ansonsten hörte sie nur zu und sprach sehr wenig. Nach dem Abendessen verabschiedeten sich Satish und Rani, wobei ersterer Shah Rukh noch zuflüsterte, dass er sich doch mal bei Rani melden sollte. Kaum war die Haustür ins Schloss gefallen, überfielen ihn seine Eltern mit Fragen, ob er sie denn sympathisch fand und ob er sich vorstellen könnte, sich mit ihr zu treffen. Er zog die Augenbrauen kraus und dachte nach. Sie war ja anscheinend ein nettes Mädchen, ein Treffen konnte ja nicht schaden. Zu verlieren hatte er schließlich nichts. Also nickte er seinen Eltern zu und ging dann in sein Zimmer und legte sich auf sein Bett. Ihm gingen mal wieder so viele Gedanken durch den Kopf und ihm war nicht wohl bei der Sache. Er fühlte sich, als ob er Kajol betrügen würde… Kapitel 13: ------------ Mit dem Versprechen an seine Eltern, nächstes Wochenende wiederzukommen und sich mit Rani zu treffen, fuhr Shah Rukh am Sonntag nach Hause. Als er nach der Zugfahrt an seiner Wohnung ankam, sah er, dass ein Beutel an der Türklinke hing. Er schaute hinein und sah, dass das die Sachen waren, die er Kajol geliehen hatte. Oben drauf lag ein Zettel mit der Aufschrift Danke für Alles.... Er konnte es nicht fassen: Kajol war da gewesen und er hatte sie verpasst! Ob sie geklingelt hatte und mit ihm sprechen wollte? Oder ob sie einfach nur den Beutel hin gehangen und wieder gegangen war? Es ärgerte ihn, dass er nicht da gewesen war. Er nahm den Beutel, ging in die Wohnung und stellte seine Sachen ab. Dann setzte er sich auf die Couch, stütze seine Ellbogen auf den Knien ab und legte sein Gesicht in beide Hände. Was sollte er jetzt tun? Er wollte sie sehen, doch er hatte ihre Adresse nicht und wollte sie nicht schon wieder an der Uni überfallen. Danke für Alles... Was sollte das bedeuten? Waren das ihre Abschiedsworte? Diese ewige Ungewissheit machte ihn beinahe wahnsinnig. Er fragte sich, zu welchem Zweck er sie nach so langer Zeit wiedersehen musste, wenn das Schicksal doch nicht vorhatte, die beiden zu vereinen. In den letzten Jahren hatte er versucht, sich damit abzufinden, dass er seine große Liebe verloren hatte und ohne sie leben musste. Das hatte mehr schlecht als recht funktioniert, aber er war sich sicher, dass er irgendwann wieder in der Lage gewesen wäre, sein Herz ein wenig für eine andere Frau zu öffnen. Doch nun war Kajol wieder da und alles war wieder auf Anfang. Er liebte sie so wahnsinnig und der Gedanke, dass sie mit einem anderen Mann zusammenlebte, brachte ihn beinahe um den Verstand. Doch damit musste Schluss sein! Er war fest entschlossen, Kajol aus seinem Leben zu streichen. Es brachte weder ihm noch ihr etwas, wenn er sich an die Erinnerungen ihrer gemeinsamen Zeit klammerte. Er wollte diese Erlebnisse nicht vergessen, sondern als schöne, aber vergangene Momente im Gedächtnis behalten. Außerdem musste er nach vorne sehen und schauen, was die Zukunft für ihn bereit hielt. Mit diesen Gedanken schlief Shah Rukh auf der Couch ein und wachte am nächsten Morgen ganz zerknittert auf. Er rappelte sich auf, schlurfte ins Bad und spritze sich kaltes Wasser ins Gesicht. Dann sah er sich im Spiegel an und war fest entschlossen, seine Entscheidung von gestern Abend auch durchzusetzen, denn so, wie jetzt konnte sein Leben einfach nicht weitergehen. Die Woche über stürzte er sich in Arbeit und blieb bis spätabends im Büro, am Wochenende fuhr er nach Jaipur zu seinen Eltern und traf sich mit Rani. Sie verstanden sich gut, denn sie war ein wirklich wohlerzogenes und herzliches Mädchen. Für Shah Rukhs Begriffe war sie zwar etwas zu zurückhaltend, doch mit ihrem netten Wesen beeindruckte sie ihn. So lief es dann die nächsten drei Wochen. Zwischendurch traf er sich mit Priyanka und erzählte ihr von seinem Beschluss. Sie lächelte nur und meinte: „Wenn du das als das Richtige für dich entschieden hast, freue ich mich.“ Kirron und Anupam überstürzten schon wieder alles. Sie redeten schon von Verlobung und Hochzeit, doch Shah Rukh bremste ihre Begeisterung. Er mochte Rani zwar, doch ob er den Rest seines Lebens mit ihr verbringen wollte, wusste er nicht. Die beiden hatten sich schließlich auch erst vier Mal getroffen. Zum fünften Treffen gingen sie in ein kleines Café in der Nähe des Wochenmarktes von Jaipur. Rani und Shah Rukh unterhielten sich gerade als er plötzlich Juhi entdeckte. Sie lief gerade über die Straße vor dem Café. Shah Rukhs Puls beschleunigte sich, aber er wusste nicht, warum. Sollte er zu ihr gehen und sie ansprechen? Aber was für einen Grund hatte er dazu? Er überlegt hin und her und entschloss sich schließlich doch, sie anzusprechen. „Kannst du mich kurz entschuldigen? ... Ich... muss ganz kurz weg.“, meinte er zu Rani, die ihn vollkommen überrascht ansah und verschwand dann aus dem Café. Er schaute sich um und sah, dass Juhi gerade in das Geschäft nebenan gehen wollte, doch er rannte schnell zu ihr und hielt sie an der Schulter fest. Sie schaute ihn zuerst empört an, doch dann erkannte sie ihn. „Shah Rukh?! Was machst du denn hier?“, sagte sie verwundert. „Ich... äh... Wie geht es dir?“ Er wollte ihr nicht die Wahrheit sagen, doch ihm fiel keine Ausrede ein, also lenkte er vom Thema ab. „Mir geht’s sehr gut, danke. Ich wollte mich hier gleich mit meinem Mann treffen.“ „Wirklich? Das ist...“ „Aber sag mal“, unterbrach sie ihn. „Wieso hat denn das damals mit meiner Cousine und dir nicht geklappt? Ihr wärt so ein hübsches Paar gewesen...“ Shah Rukh verstand nicht ganz, was sie meinte. War das gerade Ironie? Gerade als er fragen wollte, winkte Juhi jemanden und lief an Shah Rukh vorbei. Als er sich umdrehte, um zu sehen, wen sie meinte, traf ihn beinahe der Schlag. Das war doch tatsächlich Aamir! Sein Gesicht hatte sich ihm bei der Verlobung damals ins Gedächtnis gebrannt. Aamir legte seinen Arm um die lächelnde Juhi und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Shah Rukh verstand die Welt nicht mehr. Die beiden kamen auf ihn zu und Juhi sagte: „Shah Rukh, das ist Aamir, mein Ehemann.“ Kapitel 14: ------------ Shah Rukhs Herz schlug ihm bis zum Hals. Hatte er das gerade richtig verstanden?! „... Wie... Was sagst du da?“ Juhi wollte gerade antworten, doch er fiel ihr ins Wort „Warte. Können wir irgendwohin gehen? Ich muss unbedingt mit dir reden.“ „Äh... Ja, klar. Sie schaute Aamir an und fragte, ob es in Ordnung wäre, wenn er mit zu Ihnen nach Hause kommt. Er hatte nichts dagegen und sie wollten gerade losgehen als Shah Rukh einfiel, dass Rani ja noch im Café saß. Er bat die beiden zu warten und ging schnell zu ihr. Sie lächelte als sie ihn sah und wollte gerade etwas sagen, doch Shah Rukh war schneller: „Es tut mir wirklich unglaublich leid, aber ich muss gehen. Es ist gerade etwas sehr Wichtiges dazwischen gekommen, dass ich unbedingt erledigen muss.“ Er sah sie bittend an und sie antwortete mit einem enttäuschten Lächeln: „... Ist okay. Wenn es so wichtig ist, möchte ich dich nicht aufhalten...“ Er bedankte sich und fühlte sich schuldig, sie jetzt hier alleine sitzen zu lassen, doch er konnte nicht anders, er musste das jetzt einfach mit Juhi klären. In der Wohnung angekommen, verabschiedete sich Aamir in sein Arbeitszimmer, um Juhi und Shah Rukh nicht bei ihrem Gespräch zu stören. Nachdem sich die beiden ins Wohnzimmer gesetzt hatten, stellte er endlich die Frage, auf die er schon so lange eine Antwort wollte: „Juhi, das war deine Verlobung vor drei Jahren?!“ „... Ja. Wer hat denn etwas anderes behauptet? Wobei ich sagen muss, dass ich damals gar nicht wusste, dass du da warst...“, überlegte sie. Shah Rukh fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Es war tatsächlich Juhi gewesen... Wie war er darauf gekommen, dass es Kajol war...? Die alte Frau! „Aber mir wurde gesagt, dass es Kajol war...“, sagte er schließlich. „Tatsächlich?! Komisch... Das war aber meine Verlobung. Da bin ich mir definitiv sicher.“, meinte sie lächelnd und zwinkerte ihm zu. Aber ihm war nicht zum Scherzen zumute. „Hätte ich das gewusst, hätte ich doch nie...“ „Wie jetzt? Kajol erzählte uns damals, dass ihr einfach zu verschieden wäret und ihr euch deswegen nicht mehr treffen wolltet... Und dann ging sie ein Jahr später nach Delhi um zu studieren. Das kam für uns alle sehr überraschend, da sie ihr Studium eigentlich ursprünglich in Jaipur machen wollte. Und es hat wirklich lange gedauert bis sie ihren Vater überzeigen konnte.“ Shah Rukh verstand die Welt nicht mehr. Wieso hatte Kajol ihrer Familie denn so etwas erzählt? Er selbst wusste davon doch gar nichts und warum in aller Welt hat ihm diese alte Frau gesagt, dass Kajol die Braut bei der Verlobung wäre?! Er dachte angestrengt nach, doch das machte alles einfach keinen Sinn! „Ich weiß von alledem nichts. Das hat mir Kajol nie erzählt und ich dachte ja dann damals auch, dass sie bald heiraten würde und habe mich deswegen zurückgezogen...“ „Wirklich? Das kann ich gar nicht fassen... Wieso sollte Kajol uns denn anlügen?“ „... Ich weiß es nicht... Ich habe die letzten Jahre versucht, ohne sie zu leben, doch es geht nicht... Juhi, ich liebe deine Cousine mehr als alles andere...“, gestand Shah Rukh und schaute niedergeschlagen auf den Fußboden. Auf Juhis Gesicht machte sich ein dickes Lächeln breit. „Ach, Shah Rukh, das ist doch wunderbar! Ich hab mir die ganze Zeit gewünscht, dass du mein Schwager wirst.“ Er musste bei dieser Bemerkung etwas schmunzeln. „Geh doch einfach zu ihr und kläre das. Es wird sich sicher ein Lösung finden lassen.“, sagte sie und legte eine Hand auf seinen Rücken. Er sah sie an. „Wie denn? Ich habe sie letztens durch Zufall in Delhi wieder getroffen und sie hat mir vorgelogen, dass sie mit Aamir verheiratet sei. Das ist doch eindeutig...“ „Wirklich? So kenne ich Kajol gar nicht. Wieso tut sie so etwas...?! ... Aber ich finde, das ist noch ein Grund mehr, warum du zu ihr gehen solltest. Die Sache hat nun wirklich Klärungsbedarf.“ Shah Rukh dachte nach. Das war einfach alles zuviel. Doch Juhi hatte recht. Das musste jetzt geklärt werden. So konnte es nicht weitergehen. „Ich... habe ihre Adresse nicht.“, meinte er. Juhi stand auf, schrieb etwas auf ein kleines Blatt Papier und gab es ihm. „So, und wenn ihr das geklärt habt, möchte ich umgehend informiert werden.“ Er nahm es entgegen und steckte es in seine Hosentasche. Dann kam ihm eine Idee: „Und wenn sie gar nicht deinen Aamir meinte, sondern mit einem anderen verheiratet ist?“ Juhi schaute ihn skeptisch an. „Wenn sie geheiratet hätte, wüssten wir das sicherlich. Nach dir hatte sie sich auch mit keinem anderen Jungen mehr getroffen. Ihre Eltern machen sich schon langsam Sorgen...“ Ihre Worte brachten etwas Erleichterung, doch ein ungutes Gefühl blieb. Kapitel 15: ------------ Als er zu Hause ankam, musste er sich erstmal eine Standpauke seiner Eltern anhören, weil er Rani alleine im Café hatte sitzen lassen. Es tat ihm wirklich leid, aber das Gespräch mit Juhi war einfach wichtiger gewesen. Er versprach seinen Eltern, sich bei ihr zu melden und zu entschuldigen, aber im Moment hatte er einfach keinen Nerv dafür. Er ging in sein Zimmer, legte sich auf sein Bett und versuchte einen Sinn in die ganzen Informationen zu bringen, die er heute bekommen hatte, doch es gelang ihm nicht. Keine Variante ergab eine brauchbare Erklärung. Irgendwann schlief er ein. Am nächsten Tag fuhr er schon früher als sonst zurück nach Delhi. Es hielt ihn im Moment nichts in Jaipur. Er hatte nichts anderes im Kopf, als dass er endlich Klarheit wollte. Warum hatte Kajol ihn angelogen? Doch kaum, dass er in seiner Wohnung war, sah er, dass er 20 Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter hatte. Gerade als er sich dazu durchgerungen hatte, sie abzuhören, klingelte das Telefon. Ein Arbeitskollege rief an und erzählte ihm aufgeregt, dass es ein Riesenproblem in der Firma gab. Er solle morgen so früh wie möglich ins Büro kommen. Shah Rukh stimmte mürrisch zu und legte dann auf. Für solche Sachen hatte er eigentlich gerade keinen Kopf, doch er war der Filialleiter und musste sich darum kümmern. Es dauerte drei Tage und hunderte Anrufe bis in der Firma alles wieder normal lief. Jetzt hatte Shah Rukh endlich Zeit zu Kajol zu gehen. Er erlaubte sich am Donnerstag gegen 16 Uhr nach Hause zu gehen. Er duschte ausgiebig und zog sich um. Dann suchte er den Zettel mit Kajols Adresse, den er von Juhi bekommen hatte und machte sich auf den Weg. Doch dieses Mal konnte er nicht zu Fuß gehen, da Kajol am anderen Ende der Stadt wohnte. Nun wunderte er sich nicht mehr, dass sie sich vorher noch nicht gesehen hatten, obwohl sie beide in derselben Stadt lebten. Die Entfernung war wirklich groß. Als er die Adresse endlich gefunden hatte, stand er noch kurz draußen vor der Tür und atmete tief ein. Dann trat er ein. ******************* Kajol saß auf ihrer Couch und schaute Fernsehen. Sie hatte am nächsten Tag keine Vorlesung und musste ausnahmsweise auch nichts lernen. Sie hatte sich einen bequemen Salwar angezogen und wollte heute richtig faul sein. Sie wollte sich gerade einen Tee machen, als es an der Tür klingelte. Sie fragte sich, wer das sein konnte, ging zur Tür und öffnete. Als sie sah, wer dort stand, blieb beinahe ihr Herz stehen. Was machte Shah Rukh denn hier?! Kajol stand nur da und starrte ihn an. Sie brachte kein Wort heraus. Shah Rukh schien darüber belustigt, faltete seine Hände vor seinem Gesicht und sagte schmunzelnd: „Namaste, Ji.“. Er wartete nicht auf eine Antwort und drängte sich an ihr vorbei in die Wohnung. Jetzt kam Kajol wieder zu Sinnen und sie drehte sich um zu ihm. „Was… was machst du hier?! Wie hast du…?“ Er achtete nicht auf sie und schaute sich in der kleinen, aber hübschen Wohnung um. „Die Wohnung ist aber wirklich klein für zwei Personen oder?“, meinte er beiläufig und inspizierte interessiert jede Ecke. Kajol öffnete ihre Mund, aber schloss ihn dann wieder, ohne etwas gesagt zu haben. „Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich besuche euch mal. Ich möchte unbedingt mal Aamir kennenlernen. Wo ist er denn?“, fragte er, drehte sich zu ihr um und blickte ihr direkt in die Augen. Kajol wusste nicht, was sie sagen sollte. Seit Shah Rukh da war, explodierte ihr Herz beinahe und die Gedanken wirbelten nur so in ihrem Kopf herum. „Er… Er ist… ähm…“ „Nicht hier, hab ich recht?“, vervollständigte Shah Rukh ihren Satz. „Er ist nicht hier, weil er bei Juhi ist, nicht wahr?“ Er kam immer näher auf sie zu. „Und warum? Weil er ihr Ehemann ist und nicht deiner.“ Er stand nun direkt vor ihr und beugte sich soweit herunter, dass sein Gesicht direkt vor ihrem war. Seine Augen fixierten die ihren. Kajol stand nur da und sagte nichts. Ihr Atem war schwer und sie versuchte, sich zu beherrschen. „Shah Rukh, ich… Du solltest besser gehen.“, sagte sie schließlich leise, ging zu Wohnungstür und öffnete sie. Er folgte ihr und machte die Tür wieder zu. Als er sah, dass der Schlüssel steckte, schloss er zu. Kajol war entsetzt. Was sollte sie nun tun? Shah Rukh kam langsam auf Kajol zu und hatte seine Augen starr auf sie gerichtet. Sie schaute ich ihn angespannt an und hatte etwas Angst, da sie nicht wusste, was er vorhatte. Als er schließlich direkt vor ihr stand, seine Augen immer noch auf sie fixiert, sagte er: „Ich werde nicht gehen. Ich werde so lange bleiben bis du mir die Wahrheit sagst. Bis du mir sagst, warum du mir erzählt hast, dass du verheiratet bist.“ Kajol war am Verzweifeln. Sie wusste, dass er es ernst meinte und dass sie nichts dagegen tun konnte. Sie drehte sich um, ging ans Fenster und schaute hinaus, doch sie sagte nichts. Shah Rukh wurde bald wahnsinnig. Was war nur mit diesem Mädchen los? Er ging zu ihr, nahm sie an den Schultern und drehte sie zu sich um. Damit sie nicht wieder weglaufen konnte, hielt er sie fest. Kajol schaute ihn an und hatte Tränen in den Augen. „Shah Rukh, bitte…“, brachte sie heraus und wandte ihren Blick ab. „Kajol, ich verstehe dich einfach nicht. Ich möchte doch nur die Wahrheit wissen. Wieso hast du mich angelogen?“ Sie versuchte, sich aus seinem griff zu befreien, doch er zog sie nur näher an sich heran. Er legte seine Arme um sie und drückte sie an sich. Kajols Herz schlug so schnell und stark, dass er es spüren konnte. Als er merkte, dass sie aufgehört hatte sich zu wehren und ihr Kopf auf seiner Brust ruhte, nahm er ihr Gesicht in seine Hände und sah sie flehend an. „Ich habe drei Jahre mit dem Gedanken gelebt, dass du verheiratet seiest und ich dich verloren habe. Und nun erfahre ich, dass das eine Lüge war?!“ Kajol machte sich von ihm los und schaute ihn skeptisch an. „Dass du mich verloren hast?! Was soll das heißen?“ Shah Rukh schwieg. Er hatte keine Lust mehr auf dieses Theater und wollte endlich die Wahrheit wissen. „Jetzt lenk nicht vom Thema ab. Bevor ich dir irgendwelche Erklärungen gebe, bist du erstmal dran.“ Kajol schnaubte und schaute wütend zur Seite. Sie war absolut nicht gewillt zu reden. Er nahm sie wieder an den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen. „Shah Rukh, was soll das?! Ich…“, rief sie. „Was das soll?! Du sollst endlich mit mir reden und sagen, wieso du solche Lügen erzählst!“, entgegnete er und rüttelte leicht an ihren Schultern. Kajols Augen füllten sich erneut mit Tränen. „Lass mich bitte in Ruhe…“ „Erst wenn du mir geantwortet hast.“ „Shah Rukh, bitte!“ Sein Griff wurde fester. „Kajol, sag es mir. Wieso hast du gelogen?“ Sie riss sich schließlich los und rief unter Tränen: „Weil ich wollte, dass du aus meinem Leben verschwindest!“ Kapitel 16: ------------ Dieser Satz traf Shah Rukh wie ein Schlag ins Gesicht. Er konnte nicht glauben, dass Kajol das gerade wirklich gesagt hatte. Er starrte sie fassungslos an und fand keine Worte mehr. Auch sie sah ihn an und atmete schwer, ihr liefen die Tränen die Wangen herunter. Dann realisierte sie, was sie gerade getan hatte. „Shah Rukh, das war… Ich meine…”, stammelte sie, doch dann schwieg sie und schaute zu Boden. Shah Rukh versuchte sich zu sammeln und zusammenzureißen. „… Alles klar. Ich verstehe… Aber… einen Grund habe ich immer noch nicht…“ Kajol schloss ihre tränennassen Augen und seufzte leise. Sie ließ sich auf den Boden sinken und stützte ihr Gesicht in ihre Hände. Das war einfach alles zuviel. Wie konnte es bloß so weit gekommen sein? Shah Rukh ging zu ihr und kniete sich vor sie hin. Sie hatte ihn mit ihren Worten sehr verletzt, doch er spürte seine Liebe für sie noch immer. Er wollte sie umarmen und trösten, doch er ließ seine Arme wieder sinken und die beiden saßen sich ein Weile schweigend gegenüber. Irgendwann hob Kajol ihr Gesicht und schaute Shah Rukh an. Ihre Augen waren wie verschleiert von den Tränen. „Ich wollte nicht, dass das so endet…“ Er sagte nichts und schaute sie einfach nur an. „Ich wollte nur, dass wir uns nicht mehr sehen. Wo hätte das hinführen sollen… Wir… sind so verschieden. Deine Familie ist so reich und wir…“ Er verstand nicht, was sie damit sagen wollte. „Was meinst du damit?“ „Die Leute bei uns im Dorf fingen schon an zu reden, was ich ständig mit dir zu schaffen hatte. Von allen Seiten kam nur Kritik, wie denn ein Mädchen wie ich mit einem reichen Mann wie dir in Kontakt gekommen war. Sie dachten, ich wäre…“, sie sprach nicht weiter. Shah Rukh schaute sie zweifelnd an. „Aber… das hätten wir doch anders klären können. Und wie konntest du wissen, dass ich auf die Verlobungsfeier kommen würde?“ „Das wusste ich nicht. Es war dann alles eher Zufall. Als ich dich gesehen habe, nahm ich meine Großtante beiseite und sagte ihr, was sie dir erzählen sollte. Dann hab ich mich versteckt und gehofft, dass Juhi sich nicht umdrehen würde…“, sagte sie leise und traurig, während sie auf den Boden schaute, da sie Shah Rukh nicht ins Gesicht sehen konnte. Er saß einfach nur da und wusste nicht, wie er reagieren sollte. „Wozu das alles?“ „Eine Freundschaft, wie wir sie hatten, wird nicht akzeptiert in unserer Gesellschaft. Unsere Stände sind zu unterschiedlich als dass wir…“ „Und wenn es nicht bei einer Freundschaft geblieben wäre?!“, rutschte es ihm raus. Kajol schaute ihn mit großen Augen an. „Shah Rukh, mach bitte keine Witze. Als ob das besser gewesen wäre… Deine Eltern hätten dem nie zugestimmt. Ich bin nur die Tochter zweier Bauern…“, sagte sie traurig und wandte erneut ihren Blick ab. Shah Rukh konnte sich jetzt nicht mehr beherrschen und nahm ihre Hände. „Und wenn ich dir sage, dass ich an jenem Tag zu euch gekommen bin, um dich zu fragen, ob…“ Kajol legte ihre Hand auf seinen Mund und ihr stiegen erneut Tränen in die Augen. „… Nein… Sprich es nicht aus… Lass mich nicht an diesen Traum glauben…“ Shah Rukh spürte in diesem Moment eine solche Wärme in sich aufsteigen. Er zog sie an ihrem Handgelenk an sich heran und umarmte sie. Sie wollte sich zuerst wehren, doch dann ließ sie es zu und legte ihre Arme um seinen Körper, den sie so lange vermisst hatte… Kapitel 17: ------------ Shah Rukh drückte Kajol dicht an sich. Er wollte sie nie wieder gehen lassen. Er strich ihr durch ihr dickes, weiches Haar und vergrub seine Gesicht in ihrer Schulter. Auch Kajol hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt und ihre Hände ruhten auf seinem Rücken. So saßen sie eine Weile da und vergaßen die Welt um sich herum. Sie spürten nur ihre Körper und wie ihre Herzschläge eins wurden. Irgendwann öffnete Kajol die Augen und löste sich von ihm. „Nun sind wir wieder da, wo wir vor drei Jahren waren… Und es hat sich nichts geändert. Es… ist einfach nicht möglich…“, sagte sie leise und schaute zu Boden. Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange. Shah Rukh legte seinen Hand in ihren Nacken und küsste die Träne zärtlich weg. „Kajol, du hast Recht. Es hat sich nichts geändert. Meine Gefühle für dich sind die gleichen wie damals. Und ich wünsche mir nichts sehnlicher als mit dir zusammen zu sein…“ Kajol stand auf und setzte sich auf die Couch. Genau dieses Gespräch hatte sie vor drei Jahren vermeiden wollen und nun musste sie es doch führen. Sie betrachtete ihre Hände, die sie in ihren Schoß gelegt hatte und sagte: „Aber… deine Eltern…“ Shah Rukh kam zu ihr und setzte sich neben sie. Er wollte nicht mehr reden. Er hatte es satt. Ganz langsam fuhr er mit seinem Zeigefinger an ihren Arm entlang zur Schulter, strich ihr Haar beiseite und küsste liebevoll ihren Nacken. Sie schloss die Augen und bekam Gänsehaut. Was machte er mit ihr? Dieses Gefühl hatte sie noch nie bei jemand anderem als bei ihm gehabt. Sie hatte Angst, es zuzulassen und wollte aufstehen, doch Shah Rukh hielt sie fest. Sie fiel zurück und beide landeten auf dem Boden vor der Couch. Er hatte seine Arme um sie gelegt und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich werde dich nicht schon wieder gehen lassen. Du bist mir oft genug weggerannt…“ Dann schob er sanft ihren Salwar von ihren Schultern und küsste sie. Kajol versuchte erneut, sich ihm zu entziehen, doch er war wieder schneller. Er drückte sie mit dem Rücken an die Couch, sodass sie nicht mehr weg konnte. Er schaute ihr in die Augen und schenkte ihr ein schelmisches Grinsen, dass ihr sagte, dass sie nun endgültig in der Falle saß. Seine Hände hielten ihre Schultern fest und er küsste sanft ihr Schlüsselbein, dann fuhr er mit seinen Lippen ganz langsam ihren Hals entlang hinauf zu ihrer Wange. Er legte seine Stirn an ihre und sie schauten einander in die Augen. „Meine Eltern hatte damals zugestimmt… Sie haben nichts gegen dich und nichts gegen unsere Beziehung…“, sagte Shah Rukh leise und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Sie hatte die Augen geschlossen und bemerkte plötzlich, dass seine Lippen die ihren leicht berührten, ganz sanft und zärtlich. Ein wohliger Schauer lief über ihren gesamten Körper. Die Berührung wurde zu einem Kuss, den Kajol nach kurzem Zögern auch erwiderte. Shah Rukh saß im Schneidersitz vor ihr und zog sie an sich, so dass sie auf seinem Schoß zum Sitzen kam und ihre Beine um ihn schlang. Aus den zaghaften Berührungen ihrer Lippen wurde ein leidenschaftlicher Kuss. Drei Jahre hatten die beiden auf diesen Moment gewartet und nun hatten sie das Gefühl, alles nachholen zu müssen. Er strich mit seinen Händen ihren Rücken entlang und liebkoste ihren Hals und ihr Dekolleté. Kajol hatte ihre Hände in seinem vollen Haar vergraben und genoss jede seiner Berührungen. Plötzlich hielt er inne und schaute auf die Kette, die um ihren Hals hing. Er nahm den kleinen Anhänger in die Hand und schaute Kajol an. „Das… ist doch…“ Diese Kette war damals in dem kleinen Kästchen gewesen, das er ihr geschenkt hatte, als sie diese Grippe hatte. Kajol wurde rot und sagte lächelnd: „… Ja. Ich hab sie in den letzten Jahren nie abgelegt. So warst du immer bei mir…“ Shah Rukh machte dieser Satz so glücklich, dass er sie mit einer Umarmung überfiel. Daraufhin fielen beide nach hinten um und mussten anfangen zu lachen. Die Anwesenheit des jeweils anderen tat ihnen so gut, dass sie sich do lebendig fühlten wie schon lange nicht mehr. Kajol wollte aufstehen, doch Shah Rukh zog sie zurück auf seinen Schoß und legte die Arme um sie, damit sie nicht weglaufen konnte. Dann strich er ihr zärtlich über den Rücken und freute sich, als er sah, dass sie Gänsehaut bekam. Er hauchte ihr zarte Küsse auf den Hals und hinter ihr Ohr. Doch das ließ sie sich nicht gefallen und begann ihn zu kitzeln und in die Seiten zu pieksen. Die beiden fingen an, sich wie kleine Kinder zu raufen und über den Boden zu rollen. Völlig außer Atem hievte Shah Rukh Kajol schließlich über die Schulter, trug sie ins Schlafzimmer und legte sie auf das Bett. Er legte sich auf sie und sie küssten sich, erst wieder zaghaft und dann leidenschaftlicher. Jede Faser ihrer Körper wollte dem andern so nahe wie möglich sein. Sie hatten so viel Zeit nachzuholen, in der sie hätten zusammen sein können. Sie küssten und umarmten sich. Shah Rukhs Berührungen wurden fordernder, doch Kajol zog die Bremse und legte einen Finger auf seinen Mund. „Das… gibt es erst nach der Hochzeit.“, meinte sie, sah ihn verführerisch an und zog eine Augenbraue hoch. Er grinste ertappt, aber verstand. Die Ehre einer indischen Frau respektierte er. So rollte er sich schließlich von ihr herunter und legte seine Arme um sie. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust und sie fühlte sich so wohl wie noch nie. Sie unterhielten sich bis spät in die Nacht. Kajol fühlte sich so schuldig, dass sie damals nicht genug Vertrauen in Shah Rukh und nur auf das Gerede der Dorfleute gehört hatte. Er beruhigte sie und versicherte ihr, dass er sie verstand, auch wenn er die verlorenen Jahre bedauerte. Sie erzählten sich, was in den letzten Jahren bei ihnen passiert war und irgendwann schliefen sie ein. Am nächsten Morgen weckten die Sonnenstrahlen die beiden. Als Kajol die Augen öffnete und sah, dass Shah Rukh neben ihr lag, wusste sie, dass sie das alles nicht nur geträumt und endlich ihr Glück wiedergefunden hatte. Sie küsste seine Nasenspitze und er öffnete verschlafen die Augen. Er grinste als er sie sah und zog sie an sich. Sie küssten sich lange und innig bis sie außer Atem waren. Als Shah Rukhs Blick zufällig auf die Uhr fiel, die an der gegenüber liegenden wand hing, schreckte er auf. Er musste seit einer Stunde im Büro sein! Kajol schaute ihn verwirrt an und er erklärte es ihr. Er verschwand schnell im Bad und versuchte seine Haare zu bändigen, aber das gelang ihm ohne Gel selten und er hatte heute keine wichtige Besprechung, also ließ er es bleiben. Als er seine Kleidung noch ein wenig gerichtet hatte, gab er Kajol einen Abschiedskuss auf die Stirn und bat sie, am Nachmittag mit gepackter Tasche zu ihm zu kommen, da er heute zu seinen Eltern fahren wollte und sie ihnen gleich vorstellen wollte. Nochmal. Sie lächelte und stimmte zu. Als sie am Abend vor dem Haus von Shah Rukhs Eltern standen, war Kajol sehr nervös. Ihr war es peinlich, nach drei Jahren einfach so wieder in ihr Leben zu platzen und ihren Sohn heiraten zu wollen. Shah Rukh versuchte beruhigend auf sie einzureden, doch das funktionierte nicht. Er musste sie beinahe mit Gewalt ins Haus ziehen, so sehr sträubte sie sich. Als sie endlich drinnen waren, bekam Shah Rukh einen Schreck: Auf der Couch saß doch tatsächlich Rani mit seinen Eltern! Als Anupam und Kirron ihren Sohn sahen, freuten sie sich, doch als Kajol um die Ecke kam, fiel ihnen beinahe die Kinnlade herunter. Auch Rani schaute skeptisch. Shah Rukh versuchte diese mehr als unangenehme Situation zu entspannen. „Namaste, miteinander. Ähm… Rani, das ist Kajol. Kajol, das ist Rani.“ Die beiden grüßten sich etwas unbeholfen, weil verunsichert. „Und ihr müsstet Kajol ja noch kennen.“, meinte er dann zu seinen Eltern gewandt. Die beiden nickten verwirrt und Kirron nahm ihren Sohn am Arm und führte ihn in die Küche. „Was soll das denn?!“, fragte sie ihn. „Ich habe euch die ganze Zeit gesagt, dass ich Kajol noch liebe und jetzt haben wir endlich zueinander gefunden. Das war damals alles ein großes Missverständnis und nun wollen wir endlich heiraten.“, entgegnete er euphorisch. Seine Mutter seufzte. „… Ich freue mich wirklich für euch, von ganzem Herzen… Aber… Was ist nun mit Rani?“ Shah Rukh wusste darauf keine Antwort. „Ich weiß es nicht… Sie ist wirklich ein nettes Mädchen, aber ich habe euch von Anfang an gesagt, dass ich nicht weiß, was daraus werden soll…“ „Sag das mal ihrem Onkel. Er hat fest auf dich gesetzt.“ „Dann hättet ihr ihm das ausreden sollen.“ Während die Diskussion in der Küche weitergeführt wurde, saßen Kajol, Rani und Anupam im Wohnzimmer. Es herrschte eine peinliche Stille. Kajol betrachtete Rani heimlich aus dem Augenwinkel und sie staunte über ihre Schönheit. Sie selber hatte sich extra etwas Hübsches angezogen, doch neben Rani fühlte sie sich trotzdem etwas wie ein verblassender Stern. Als Shah Rukh und Kirron endlich wieder kamen, atmete Kajol innerlich auf. „Rani, es gibt da etwas, das ich dir sagen…“, begann Shah Rukh, doch Rani stand auf und kam auf ihn zu. „Ich hab schon verstanden. Sie war also das Wichtige, was du noch erledigen musstest?!“, fragte sie ihn mit einem Augenzwinkern. Er schaute ertappt zur Seite. „Ist schon gut. Ich habe mir nie wirklich Hoffnungen gemacht. Mein Leben geht weiter und ich wünsche euch beiden viel Glück.“, sagte sie und lächelte Kajol an. Dann verabschiedete sie sich von allen und ging. Kapitel 18: ------------ Als Rani gegangen war, widmeten sich Shah Rukhs Eltern ihrer nun zukünftigen Schwiegertochter Kajol. Die beiden segneten sie und legten gleich für morgen fest, dass sie sich mit Kajols Eltern treffen wollten, um alles wegen der Hochzeit zu besprechen. Kajol hatte gar keine andere Wahl als zuzustimmen. Nach dem Abendbrot zeigte Shah Rukh Kajol ihr Zimmer, da der Anstand und Shah Rukhs Eltern es geboten, dass die beiden vor der Hochzeit in getrennten Zimmern schliefen. Danach ging er duschen. Dummerweise fiel ihm auf, dass er sein Handtuch vergessen hatte. Als er hörte, dass gerade jemand am Badezimmer vorbei lief, rief er: „Hallo?! Wer auch immer da ist, ich hab mein Handtuch in meinem Zimmer vergessen. Kann mir das bitte jemand bringen?!“ Er hörte, wie sich die Schritte in Richtung seines Zimmers entfernten und gleich darauf wiederkamen. Die Badezimmertür wurde geöffnet und kurz darauf wurde die Duschtür beiseite geschoben. Dann steckte Kajol ihren Kopf in die Dusche und hielt ihm mit einem dicken Grinsen das Handtuch hin. Shah Rukh schaute sie empört an und als er sah, dass ein langer Blick seinen nackten Körper streifte, zog er eine Augenbraue hoch und hielt ihr kurzer Hand den Duschkopf ins Gesicht. Sie schnaubte und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Shah Rukh lachte und zog sie zu sich. Das herunterprasselnde Wasser durchnässte ihre Kleidung und machte ihren weißen Schlafsalwar beinahe durchsichtig. Dieser Anblick machte ihn fast verrückt. Er drückte sie fest an sich und küsste sie leidenschaftlich. Sie erwiderte es voller Hingabe, doch als sie bemerkte, dass es Shah Rukh etwas zu viel Spaß machte, löste sie sich von ihm, grinste ihn schelmisch an und verließ die Dusche. Nun wieder alleine im Bad musste er erstmal kalt duschen. Als Shah Rukh später im Bett lag, fragte er sich, wie sie nur so gemein zu ihm sein konnte. Er konnte die Hochzeit kaum noch abwarten. Am nächsten Tag frühstückten alle gemeinsam und fuhren gleich danach zum Hof von Kajol Eltern. Kirron und Anupam staunten über die schöne Landschaft und die Natürlichkeit des Dorfes. Am Hof angekommen, sah Kajol, dass auch Juhis Auto da stand. Als sie ins Haus gingen, kam ihr gerade Hema entgegen. Sie lächelte als sie ihre Tochter sah, doch mit deren Gästen konnte sie nicht viel anfangen. Nachdem sie sich umarmt hatten, sagte Kajol: „Mama, das ist Shah Rukh, wenn du dich erinnerst. Und das hier sind seine Eltern. Anupam und Kirron Khan.“ Sie begrüßten sich und Hema ging ein Licht auf. Sie konnte plötzlich nicht mehr aufhören zu lächeln und war sprachlos. „Ach, wenn wir das gewusst hätten... Ich habe gar nichts vorbereitet. Bitte. Bitte setzen sie sich doch.“, sagte sie und machte eine Geste in Richtung des Sofas. „Und warum hast du mir nichts gesagt?“, flüsterte sie Kajol zu und gab ihr einen Klaps auf die Schulter. „Ich gehe deinen Vater holen. Mach du etwas Tee für deine Gäste.“ Daraufhin verschwand Hema. Kajol machte Tee und fand auch noch ein paar Kleinigkeiten, die sie zum Essen anbieten konnte. Plötzlich kam Juhi in die Küche gestürmt und umarmte Kajol. „Waah! Endlich! Ich wusste doch, dass er eines Tages mein Schwager wird! Hat zwar etwas länger gedauert, als ich gedacht hatte, aber du brauchst ja immer bei allem etwas länger.“, grinste sie und umarmte ihre Cousine ein zweites Mal. Dann half Juhi Kajol dabei, den Tee und das Essen ins Wohnzimmer zu bringen. Dort saß auch schon Aamir und unterhielt sich mit Shah Rukh und seinen Eltern. Kajol begrüßte ihren Schwager, aber sie fühlte sich etwas unwohl dabei, wo sie ihn doch als ihren Ehemann ausgegeben hatte. Doch Shah Rukh lächelte nur und schüttelte leicht mit dem Kopf, um ihr zu zeigen, dass es okay war. Als dann endlich Amitabh kam, gab es noch einmal eine große Begrüßung und es setzten sich schließlich alle hin. Anupam ergriff das Wort: „Es freut mich wirklich, dass Sie uns hier so nett empfangen, wo wir uns doch noch nicht einmal vorher angekündigt hatten.“ Hema winkte ab. „Nun, der eigentliche Grund, weshalb wir hier sind, ist, dass unsere Kinder sich wünschen zu heiraten. Meine Frau und ich hätten keine Einwände und nun wollen wir Ihre Meinung dazu hören.“, fuhr Anupam fort. „Wir sind wirklich sehr erfreut, nicht wahr, Jaan?“, meinte Hema zu Amitabh, doch er blickte nur mürrisch zur Seite. Er war damals doch recht froh gewesen als Kajol die Sache mit Shah Rukh für beendet erklärt hatte. Dass sie ihn jetzt wieder anbrachte, war für ihn nicht gerade eine Freude. Hema stieß ihren Mann in die Seite und er brummte schließlich zustimmend. Auch wenn er mürrisch tat, liebte er Kajol doch über alles und hätte alles getan, damit sie glücklich war. „Wunderbar! Dann werden wir so schnell wie möglich Verlobung feiern und dann kann auch schon die Hochzeit steigen.“, meinte Anupam fröhlich. Kajol und Shah Rukh lächelten sich an und ihnen war ihre Freude anzusehen. Juhi drückte ihre Cousine und alle anderen reichten sich die Hände. Der Rest des Tages wurde damit verbracht, sich besser kennenzulernen und dabei wurde schon das ein oder andere Bier von Anupam und Amitabh geleert. Als es kurz vor Mitternacht war, beschlossen Shah Rukh und Kirron, dass Anupam genug getrunken hatte und sie sich nun auf den Heimweg machen werden. Kajol wollte diese Nacht zu Hause bleiben und Shah Rukh versprach, sie morgen Nachmittag abzuholen. Nachdem sie sich verabschiedet hatten, gingen Kajol und Juhi ins Haus und räumten noch schnell auf. Dann gingen sie sich bettfertig machen und setzten sich noch eine Weile in Kajols Zimmer. Sie redeten und lachten wie sie es schon lange nicht mehr getan hatten. Kajol war in den letzten drei Jahren viel in sich gekehrter gewesen und Juhi wusste nun den Grund: Das Fehlen von Shah Rukh. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich bin. Es freut mich so sehr, dass ihr euch endlich gefunden habt. Aber wag es dir nicht noch einmal, meinen Mann als deinen auszugeben.“, meinte Juhi scherzhaft mit erhobenen Zeigefinger. Kajol erklärte ihr daraufhin die ganze Geschichte. Juhi konnte ihre Handlungsweise zwar nicht ganz nachvollziehen, aber sie machte ihr trotzdem keinen Vorwurf. Sie war einfach nur froh, dass ihre Cousine nun endlich ihr Glück gefunden hatte. Kajol und Shah Rukh fuhren am Sonntag zurück nach Delhi. Am Dienstag hatten die Eltern der beiden einen Termin bei einem Priester gemacht, der festlegte, dass die Verlobung in 15 Tagen und die Hochzeit in eineinhalb Monaten stattfinden sollten. Da die Termine doch recht knapp waren, fingen dann auch sofort alle Vorbereitungen an. Die Verlobung sollte bei den Khans und die Hochzeit schließlich bei den Mukherjees gefeiert werden. Die Verlobung wurde noch in einem relativ kleinen Kreis gefeiert mit etwa 50 Leuten, doch zur Hochzeit wurden bis zu 200 Gäste erwartet. Je näher die Hochzeit rückte, desto aufgeregter wurde Kajol. Sie begann zu zweifeln, ob diese schnelle Entscheidung die richtige war, doch Juhi redete ihr das sofort wieder aus. Am Tag vor der Heirat wurde Kajol Mehndi aufgetragen und alle Frauen der Familie saßen zusammen und gackerten vor sich hin. Alle hatten Spaß, doch Kajol schlug das Herz bis zum Hals. Sie war so nervös, dass sie auch in der Nacht kein Auge schließen konnte. Am nächsten Morgen war es endlich so weit. Überall im Haus und auf dem Hof herrschte große Hektik. Die Braut wurde angeschmückt wie ein Weihnachtsbaum. Sie trug funkelnden Schmuck und einen wunderschönen Sari. Als sie fertig war, betrachtete Kajol sich im Spiegel und erkannte sich fast nicht. Ihre Gedanken drifteten ab und sie konnte nicht glauben, dass heute tatsächlich ihr Hochzeitstag war. Und noch weniger konnte sie glauben, dass der Mann, den sie heiraten würde, Shah Rukh war. Als sie hinaus zum Hochzeitspavillon geführt wurde, musste sie lächeln, denn Shah Rukhs Blick steckte voller Hoffnung und Staunen. Er konnte nicht glauben, wie bezaubernd seine Kajol aussah. Nachdem sie alle Riten vollzogen und um das Feuer gelaufen waren, hängten sie sich gegenseitig ihre Blumengirlanden um und Shah Rukh trug Kajol das Sindoor auf. Nachdem die Hochzeitsfeier an diesem Tag beendet war, gingen Kajol und Shah Rukh schließlich ins Schlafzimmer. Sie hatte ihren ganzen Schmuck bereits abgelegt und ging nun auf ihren Ehemann zu, der auf dem Bett saß. Er stellte sich vor sie und begann, ihren Sari langsam abzuwickeln. Als er die Knöpfe ihres Cholis geöffnet hatte, fiel es zu Boden. Wie Gott sie schuf, stand sie nun vor ihm und schaute ihn verlegen an. Er bewunderte ihren wunderschönen Körper und ihre weiblichen Kurven. Kajol zog ihm seine Kurta aus und strich mit ihren Fingern über seine weiche Haut. Sie hauchte zarte Küsse auf seinen muskulösen Oberkörper. Die zwei legten sich auf das Bett und küssten einander hingebungsvoll. Ihre Körper wurden eins und sie liebten sich die ganze Nacht. Sie bekamen nicht genug voneinander. Kajol beendete nach zwei Jahren ihr Studium und Shah Rukh nahm daraufhin seine alte Stelle in Jaipur wieder an. Sie zogen zusammen in eine geräumige Wohnung in der Stadtmitte, die gar nicht weit entfernt von Juhis und Aamirs Haus lag. Kajol war mittlerweile Großtante geworden, da Juhi einen Sohn geboren hatte, der bald ein Jahr alt wurde. Auch Kajol und Shah Rukh wünschten sich bald Kinder und waren fleißig dabei, damit das auch bald klappte. ˙·•● ENDE ●•·˙ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)