SRKajol - Kaisa Junoon von elfogadunk ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Shah Rukh lief durch die Straßen von Delhi. Es waren nun drei Jahre vergangen. Er hatte sich dafür entschieden, dass Kajol ein glückliches und ehrenvolles Leben verdiente. Er rief nicht mehr an und versuchte, ihr Dorf zu meiden. Er war sich sicher, dass Kajol die für sie richtige Entscheidung getroffen hatte. Diese für ihn schwere Erkenntnis änderte aber nichts daran, dass er sie weiterhin liebte. Er hatte in diesen drei Jahren immer wieder an sie denken müssen. Kein Mädchen war auch nur annähernd so wie sie gewesen. Shah Rukhs Eltern waren ebenfalls langsam am Verzweifeln. Sie hatten die Hoffnung, dass ihr Sohn nun doch Priyanka heiraten würde, doch das lehnte er weiterhin ab. Dass Kajol ihn nicht wollte, bedeutete nicht, dass sich seine Gefühle für Priyanka ändern würden. Außerdem hatte sie ein Jahr später ihre Verlobung mit dem Sohn eines Industriellen, mit dem sie zusammen studierte, bekanntgegeben. Mittlerweile waren sie seit einem halben Jahr verheiratet und alle rechneten damit, dass bald Nachwuchs im Anmarsch sein würde. Shah Rukh freute sich für Priyanka, aber für ihn kam eine Hochzeit nicht mehr in Frage. Nicht im Moment und nicht so lange er noch so oft an Kajol denken musste. Er fragte sich, was sie wohl machte, ob es ihr gut ging und ob dieser Kerl ihr auch ein schönes Leben bieten konnte. Diese Gedanken machten ihn traurig und wütend gleichermaßen. Doch die Frage, die er am meisten zu verdrängen versuchte, war, ob sie schon Kinder hatte. Die Vorstellung, dass ein anderer sie berührte war für ihn einfach unerträglich. Shah Rukh selbst wurde vor einem Jahr auf eigenen Wunsch von seinem Vater in eine Filiale ihres Unternehmens nach Delhi versetzt, die er nun leitete. Er wollte einfach weg aus Jaipur und weg von den Erinnerungen. Das klappte eigentlich auch ganz gut, aber manchmal konnte er es einfach nicht vermeiden, dass seine Gedanken abschweiften. Im Moment war er auf dem Weg vom Büro zu seiner Wohnung. Da der Weg nicht so weit war, brauchte er kein Auto und lief die 20 Minuten jeden Tag zu Fuß. Mal wieder in Gedanken vertieft, stieß er plötzlich mit jemandem zusammen. Zig Blätter verteilten sich auf dem Fußweg und Shah Rukh bückte sich sofort, um beim Aufsammeln zu helfen. „Arre! Haben Sie keine Augen im Kopf?! Passen Sie doch auf!“ „… Entschuldigung, ich habe…“, stammelte er und sah, dass es eine junge Frau war, die er beinahe umgerannt hatte. Er gab ihr die Blätter, die er zusammen gesucht hatte und sie stopfte sie in ihren Ordner. Dann stand sie auf und schaute ihn mürrisch an. Shah Rukh wollte sich gerade nochmal entschuldigen als er ihr Gesicht sah… War das etwa…? Sie trug zwar eine Brille und ihre Haare waren anders, aber war das…? Als sie ihm ins Gesicht sah, versteinerte sich ihre Miene und sie riss die Augen auf. Doch noch bevor Shah Rukh etwas sagen konnte, schob sie sich an ihm vorbei und ging eilenden Schrittes davon. Shah Rukh stand da wie gelähmt. Konnte es wirklich sein oder irrte er sich so gewaltig? War das gerade wirklich Kajol gewesen? Als er sich endlich vom Schreck erholt hatte und sich umdrehte, war sie bereits verschwunden. Den restlichen Heimweg und auch noch zu Hause machte er sich Vorwürfe, weil er sie nicht aufgehalten hatte. Delhi war riesig, wie sollte er sie je wiederfinden, wenn es tatsächlich Kajol war. Doch jetzt kamen ihm Zweifel. War das nicht etwas weit hergeholt? Hatte er in dieses Mädchen einfach nur seine Wünsche projiziert? Aber warum hatte sie dann so seltsam reagiert? Aber was machte Kajol dann in Delhi? Dann fiel Shah Rukh ein, dass auf den Blättern, die er aufgesammelt hatte, der Name einer Universität und eine Fachrichtung gestanden hatte. Er beschloss, am morgigen Tag frei zu nehmen und zu dieser Uni zu gehen. Er musste es einfach wissen. Er schlief in der Nacht gar nicht gut, weil er viel zu aufgeregt auf den nächsten Tag wartete. Was machte er, wenn es doch nicht Kajol war? Oder wichtiger: Was machte er, wenn es Kajol war? Am nächsten Tag frühstückte er ordentlich und suchte die Adresse der Universität raus und die Vorlesungszeiten der Fachrichtung, die auf den Blättern gestanden hatte. Er hatte Glück, dass heute eine Vorlesung stattfand und um 14 Uhr endete. Shah Rukh schaute, wie spät es war und er hatte noch drei Stunden Zeit. Er zog sich also an und machte sich langsam auf den Weg. Er ging mal wieder zu Fuß und brauchte etwa 40 Minuten. Das zu-Fuß-gehen hatte er sich in Delhi angewöhnt. Er mochte es, an der frischen Luft zu sein. Das war ein schöner Ausgleich zu seinem stickigen Büroalltag. Als er vor dem Unigebäude stand, atmete er tief ein und ging dann zur Information, um zu fragen, wo der Vorlesungsraum war. Ihm wurde freundlich die Richtung gezeigt und so lief er zwei Etagen hinauf und stellte sich neben die Tür des Raumes. Er hatte noch 20 Minuten Zeit und überlegte was er machen sollte, doch sein Kopf war leer. Also stand er nur da und starrte auf den Fußboden. Er erschrak, als plötzlich die Tür geöffnet wurde. Es strömten mehrere Grüppchen von Studenten heraus, doch die, die er suchte war nicht dabei. Shah Rukh wollte die Hoffnung schon aufgeben, als er sie plötzlich sah. Sie kam mit einer Kommilitonin aus dem Raum heraus und unterhielt sich angeregt. Dieses mal trug sie keine Brille und er wusste es nun genau: Es war eindeutig seine Kajol . Aus einem Impuls heraus, griff er nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest. Sie drehte sich empört um und wollte gerade etwas sagen, als sie ihn auf einmal erkannte. Für den Moment schauten sie sich einfach nur an und keiner von beiden sagte etwas. Kajols Freundin stand daneben und schaute sie verwundert an. „Ist alles okay? Soll ich dir helfen?”, fragte sie und holte die beiden damit in die Realität zurück. Shah Rukh ließ sofort Kajols Handgelenk los und Kajol meinte: „… Nein… Nein, es ist alles okay. Geh schon mal vor, ja? Wir sehen uns dann morgen.“ Ihre Freundin nickte, musterte Shah Rukh misstrauisch von oben bis unten und ging dann. Kajol und Shah Rukh standen nun alleine auf dem Gang und schauten einander in die Augen. Keiner der beiden konnte darin lesen, was der andere gerade dachte. „… Wie hast du mich gefunden?“, brach Kajol schließlich das Schweigen. „Ich… Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?“, fragte Shah Rukh. Sie überlegte kurz und willigte dann ein. So liefen sie schweigend nebeneinander her aus dem Gebäude. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)