Erin Erik 2 von Mad-Dental-Nurse (Buch Zwei: In den Klauen der Krähe) ================================================================================ Kapitel 6: Ein fataler Fehler ----------------------------- Erin lehnte mit ausgestreckter Hand an der Wand und schaute zu dem Striplokal. Als sie Branca darin verschwinden sah, hatte sie ein mieses Gefühl und wäre ihr nachgegangen. Doch Daroga hielt sie zurück. Sie dürfe jetzt nicht leichtsinnig werden und wie als würde das, was nun geschah, seine Worte bekräftigen, sah sie die beiden Polizisten. Aber sie waren nicht allein. In ihrer Mitte sah sie einen Mann. Wohl auch ein Polizist und Erin hätte zugerne gewusst, wer das war. Nur leider lag sein Gesicht völlig im Schatten und sie konnte nicht sehen, um wen es sich handelte. „Scheisse!“, fluchte Erin insgeheim. Einerseits, weil diese Bullen wieder da waren und sicher Fragen stellen wollten und weil dieser Neue sie etwas neugierig gemacht hatte. Dabei war das zweite eigentlich ihre kleinste Sorge. Sie konnte sich schon denken, dass die Bullen sicher nicht hier waren, um wieder Fragen über den Toten zu stellen, das hatten sie ja schon. Sondern nämlich über sie. Sie fletschte die Zähne. „Wenn auch nur einer was falsches sagt, werde ich…!“, knurrte sie und ihre Fingernägel kratzten über die dunkle Mauer des Hauses. „Kommen Sie wieder runter…solange nichts passiert, können wir ruhig noch etwas warten!“, sagte Daroga. „Solange nichts passiert. Das konnte ja sicher kein Dauerzustand sein!“, dachte sie und musste dabei an die Polizisten denken. Erins Gedanken wurden finster und sie konnte nur hoffen, dass das ganze bald ein Ende haben würde und sie und die Kleine schnell weg aus London sind, bevor es so richtig Ärger gibt. „Was wenn etwas passiert?“, fragte sie und sah Daroga grimmig an. „Dann erhalten Sie von mir die Erlaubniss, den Laden zustürmen und wild rumzuballern!“, sagte er und Erin grinste finster. „Jetzt brauche ich noch eine Erlaubniss von Ihnen, um aktiv zuwerden!“ „Glauben Sie mir, das ist das Beste. Da ich weiss, wie gern Sie mit dem Kopf durch die Wand wollen!“, lachte er. Erin grummelte etwas vor sich hin und wünschte sich, wirklich durch die Wand gehen zu können. Denn wenn sie es könnte, würde sie nicht ständig seine altklugen Sprüche hören. So langsam nervte seine Art von Humor. Und kaum hatte sie diesen gedacht, tauchte ihr Arm plötzlich in den massiven Stein des Hauses. Erin stiess einen erschrockenen Schrei aus, als sie ganz in das Mauerwerk tauchte und verschwand. Daroga, der nur ihren Schrei gehört hatte, drehte sich erschrocken um, und sah zu der Stelle, wo noch kurz Erin gestanden hatte. „Erin…Erin. Wo sind Sie denn?“, fragte er und schaute sich um. „Hier, ich bin hier. Ich stehe genau vor Ihnen!“, sagte Erin und winkte ihm zu. Daroge folgte ihren Worten und schaute neben sich. Doch da war nichts. Nur die Wand, verhüllt im Schatten und… Darogas Augen wurden gross, als er sich den Schatten genauer ansah. Im diesem meinte er eine deutliche Veränderung zusehen. Es war, als würde das Dunkle im Schatten an einem Punkt noch dunkler sein, als der Rest und Daroga verengte die Augen zu Schlitzen, um genau zuerkennen, wieso. Und sah er es. Der dunkle Punkt im Schattenzentrum hatte die Form eines Menschen. Einer Frau. „Erin…sind Sie das?“, fragte er und tippte auf den Schatten. „Aua…ja!“, beschwerte sich Erin und rieb sich die Schulter. Daroga schaute die Schatten-Erin noch eine Weile an, dann legte sich ein seltsamer, nachdenklicher Ausdruck um seine Lippen. „Hm,…das ist ja erstaunlich!“, murmelte er und Erin empörte sich. „Erstaunlich…wann ist mal irgendwas nicht erstaunlich?“, höhnte sie und stemmte die Hände in die Hüften. „Wie haben Sie das gemacht?“, fragte Daroga, ihren Spott nicht beachtend. „Ich habe mir gewünscht, dass ich durch diese Wand kann, damit ich mir Ihre Sprüche nicht anhören muss!“, giftete sie zurück. „Sorgen Sie dafür, dass ich wieder hier raus komme!“ „Das kann ich nicht. Sie müssen es selbst versuchen!“, sagte er und Erin knurrte. „Natoll!“ „Versuchen Sie es nochmal. Aber diesmal wünschen Sie sich, rauszukommen!“, wies ihr Daroga an. „Okay, hoffentlich klappt es auch!“, sagte sie mehr zu sich selbst, als zu ihrem Mentor und nach wenigen Minuten trat sie wieder aus der Mauer. Sie taumelte etwas und hielt sich den Kopf. Kurz schien es, als würde sich alles um sie herum drehen und das Gefühl, leicht wie ein Lufthauch zusein, verwirrte sie über alle Massen. Was war nur passiert? „Geht es?“, fragte Daroga und Erin schüttelte kurz den Kopf, um das schwindelgefühl loszuwerden. „Ja es geht schon. Aber was war eigentlich los?“, fragte sie und sah ihn mit einem benommenen Ausdruck an. Darogas Stirn legte sich in tiefe Falten. „Hm…tja. Eine gute Frage. Ich habe sowas noch nie gesehen. Aber ich glaube, man nennt das Umbra-Currere…!“, murmelte er und Erin glaute nicht richtig zuhören. „Umbra-Currere…Sie meinen Schattenlaufen?“, fragte sie mehr geschockt, als überrascht und Darogas Augen sahen sie nachdenklich an. „Sagt Ihnen das was?“ „Und ob. In meiner Laufbahn als Exorzisten und Jägerin, bin ich vielen Dämonen begegnet, die sowas konnten. Sie konnten einfach so in die Schatten schlüpfen und sich damit fortbewegen…Ich hätte niemals gedacht, dass ich auch diese Fähigkeit haben werde…!“, sagte sie und hob hilflos die Schultern. Daroga sagte nichts. „Tja, sieht so aus als hätten Sie sie…!“, sagte er und Erin atmete frusttiert aus. „Toll, Waffen herbeizaubern, Gedankenlesen…Schattenlaufen, was denn noch?“, fragte sie. Daroga sagte nichts darauf. Sondern sah sie nochmals kurz an. Dann legte er ihr die Hand auf die Schulter. „Kommen Sie. Ich bezweifle, dass noch etwas passieren wird. Also können wir auch gleich Nachhause gehen!“, bot er an und sie gingen zum Wagen. „Und wie lange kennen Sie diese Cloe schon?“, fragte Jaon und holte sein kleines Notizbuch heraus. Branca rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum und sah den jungen Polizisten etwas unsicher an. Als die beiden Beamten und der franösische Polizist erneut das Lokal besuchten, platzte J. D der Kragen. Wütend kam er auf die Männer zu und drohte ihnen mit einem ziemlich schmerzvollen Rauswurf. Doch Jones blieb die Ruhe in Person und wies den Besitzer daraufhin, dass er das ganze auch anders haben konnte. Nämlich dass sie alle, die Angestellten, den Boss und die Kunden aufs Revier mitnehmen und dann ihre Fragen stellen konnten. J. D knurrte etwas vor sich hin und wollte alle in seinem Büro haben. Doch Jones sagte, wenn auch selbst etwas wiederwillig, dass sich Joan mit den anderen unterhalten sollte. So würde weniger Aufwand und Aufsehen entstehen. J. D gefiel das natürlich nicht und ließ einen seiner Männer in dessen Nähe stehen. Damit sich die Mädchen natürlich nicht verquasselten. Branca sah hinundwieder zu dem stämmigen Bodyquard, der sie etwas finster und auch warnend ansah. Sein Blick sagte deutlich:„ Ein falsches Wort und du bist dran!“ Branca drehte sich schnell um und nippte an ihrem Glas. „Nicht lange. Erst seit einer Woche!“, sagte sie knapp und schaute Joan an. Er sah gut aus. Wirklich gut. Hatte schöne braune Augen, einen frechen kleinen Oberlippenbart und dunkles, kurzes, leicht gewelltes Haar. War gut gebaut und hatte etwas Kindliches an sich. Dennoch wirkte er sehr männlich und sie konnte ein leichtes Lächeln nicht unerdrücken. Wären die Umstände nicht so schrecklich und verkehrt gewesen, würde sie mit ihm flirten. Joan nickte bloss und schrieb es auf. „Und wie gut kennen Sie sie?“, hackte er weiter nach. Branca hob gespielt unwissend die Schultern. „Nicht so gut…Wir haben hinundwieder geredet. Aber Freundinnen sind wir leider nicht geworden!“ Joan wiederholter das Nicken und schrieb wieder etwas auf. Branca riskierte einen Blick auf das kleine Buch, welches er in der Hand hielt und ehe sie etwas daraus lesen konnte, klappte Joan es zusammen. Etwas beleidigt blinzelte sie und sah ihn mit einem Schmollmund an. „Trauen Sie mir nicht?“, fragte sie und Joan sah sie sich von oben bis unten genau an. „Ehrlich gesagt nein. Dass Sie so gut wie nichts über diese Frau wissen, dabei hat sie eine Woche hiergearbeitet, finde ich schon seltsam!“, sagte er trocken und Branca hob die Schultern. „Finden Sie das ruhig seltsam. Es ist leider so!“, sagte sie und wunderte sich selbst, dass sie so ruhig und gelassen bleiben konnte. Immerhin hatte das Auftauchen von Erin ihr Leben so richtig aufgemischt und sie musste immernoch an das denken, was Daroga und sie ihr über die Krähe erzählt haben. Eigentlich sollte sie am ganzen Leib zittern, anstatt ruhig dazuzusitzen und eine Pina Colada nach der anderen zu trinken. Aber anscheinend, haben diese Träume und Erins dunkle Seite sie abgehärtetet und angesteckt. Joan schaute die junge Frau noch einige Minuten an, dann recihte er ihr eine Karte. Dabei genau daraufachtend, dass der bullige Kerl einige Schritte weiter nichts bemerkte. „Hier. Sollte Ihnen doch noch etwas einfallen, was Ihnen an ihr komisch vorkam, melden Sie sich bitte umgehend unter dieser Nummer!“, flüsterte er drängend zu und schob ihr die Karte zu. Branca nahm sie und steckte sie sich in ihren Slip. „Naklar. Ich werde auch grad sagen, dass diese Frau eine Art Dämon ist und noch dazu Exorzisten…Für wie blöd halten Sie mich!“, sagte sie sich in Gedanken. Laut sagte sie. „Ja, mache ich!“, sagte sie gelangweilt und Joan verabschiedete sich von ihr. Dabei schaute er noch einmal zu ihr und seine Augen wurden schmal. Er musste keine Gedankelesen um zuwissen, dass sie ihn angelogen hatte und er konnte nur hoffen, dass sie klug genug ist, ihn doch noch anzurufen. Denn sonst würde sie eine Menge Ärger bekommen. Wie sich herausstellte war das Fläschen mit einer Art Flüssigseife, oder Gel gefüllt und als Branca es öffnete, duftete es herrlich nach Rosen, aber auch nach etwas anderem, welches sie nicht einordnen konnte. Sie ließ Badewasser einlaufen und goss die Flüssigkeit hinein. Wahre Berge aus rosanem Schaum stiegen auf und der Geruch von Rosen breitete sich im Bad aus. Tief sog Branca den Duft ein und fühlte, wie ihr etwas von der Anspannung abfiel. Jetzt wo sie darüber nachdachte, fragte sie sich, ob es nicht doch so eine gute Idee war, dem Beamten nur die halbe Wahrheit zusagen. Schön, sie kannte Erin wirklich kaum und Freundschaft hatten sie nun wirklich nicht miteinander geschlossen. Aber etwas zwischen ihnen war schon, dass sie verband. Auf eine unheimliche und schauderhafte Art und Weise. Branca schauderte, als sie genau darüber nachdachte und zog sich dann aus. Vorsichtig stieg sie in die Wanne und versank bis zum Schlüsselbein im Wasser. Sie schloss die Augen und entsapnnte sich. Nachdem die Cops gegangen waren, war natürlich flaute im Laden und J. D hatte seine Mädchen nachhause geschickt. Ohne jedoch nicht lauthals rumzubrüllen. Sie musste schon fast grinsen. Noch nie hatte sie ihn dermassen ausßer sich gesehen. Er hatte sogar sein Betthäschen Beast angeschrien, weil sie unbedingt Geld haben wollte. „Ich habe andere Probleme, als deine Scheissteuren Schuhe!“, hatte er ihr wortwörtlich ins Gesicht geschrien und Branca und Clear mussten sich ein Lachen verkneifen. Noch immer musste sie Grinsen und kischerte nun. „Tja, dumm gelaufen Beast!“ Sie versank etwas tiefer im Wasser und schloss die Augen. Atmete den Geruch von Rosen ein und merkte, wie sie langsam ruhier wurde. Die schrecklichen Ereignisse langsam aus ihrer Erinnerung verblassten und nicht mehr zu erfassen waren. Sie lächelte. „Endlich Ruhe!“, ging es ihr durch den Kopf und von einem Moment auf den nächsten, spürte sie einen brennenden Schmerz an ihren Armen. Branca richtete sich auf und wimmerte. Sie schaute auf ihre Arme, die im Wasser versunken waren und sah mit Schrecken, wie sich das Wasser rot färbte. Erst dachte sie, es wäre das Badgel, aber dann sah sie, wie das rot stärker wurde und hob die Arme aus dem Wasser. „Oh, Gott!“, keuchte sie und sah mit weitaufgerissenen Augen auf die Schnitte an ihren Armen. Blut trat aus ihnen und Branca wurde kalt. Trotz des warmen Wassers und sie begann zu zittern. „Gott wird dir auch nicht mehr helfen können. Du gehörst mir!“, zischte eine Stimme und Branca schrack zusammen. Sie kannte sie und es durchzog sie eiskalt. Bis jetzt hatte sie die Stimme des Unheimlichen nur in ihren Träumen gehört und dass sie sie nun jetzt, während sie wach war, hörte, ließ sie vor Angst erstarren. Minutenlang saß sie in der Wanne und konnte sich nicht rühren. Auch wenn die Stimme des Unheimlichen nicht mehr in ihrem Kopf war und sie nicht das Gefühl hatte, ihn in ihrer Nähe zuhaben, spürte sie dennoch etwas dunkles, von seiner Anwesenheit und sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Was konnte sie nur tun, damit das ganze endlich ein Ende hatte? „…Dann ruf mich an, oder wenn du Hilfe brauchst. Denn die wirst du sicher brauchen!“ Erins Worte schienen genau im richtigen Moment zukommen und sie aus ihrer Angst zuretten. Und Branca wollte dies nicht ungenutzt lassen. Sie sprang aus der Wanne, wickelte sich in ihr Handtuch und lief ins Wohnzimmer. Clear schlief schon. Umso besser. Denn dann würde sie sie nicht hören, und irgendwelche Fragen stellen. Es war auch so für sie schwer genug, Clear nicht alles zusagen. Und Clear würde sicher noch enttäuschter werden, wenn sie jetzt noch das letzte bisschen Vertrauen, welches zwischen ihnen war, zerstörte. Nein, so weit wollte sie es nicht kommen lassen. Eiligst durchsuchte sie ihre abgenutzte Jeansjacke und fluchte leise. Wo hatte sie nur diese Karte hingesteckt. Fast schon glaubte sie, sie verloren zu haben. Als ihre Finger etwas papierartiges ertasteten und sie aufseufzte. Gott sei sank, sie hatte die Karte nicht verloren, sondern nur in die hinterste Tasche gesteckt. Sie zog sie raus und schaute auf die leere Seite. Branca stiess einen frustierten Seuzfer aus. Mist, sie hatte ja ganz vergessen, dass die Schrift verschwunden ist, um Erin nicht zuverraten. Branca schaute fest auf die Karte, als würde sie so die Nummer wieder zum Vorschein bringen. Doch sie tauchte nicht auf. Branca hätte am liebsten laut geschrien. Jetzt brauchte sie mal die Hilfe von Erin und diese Nummer erschien einfach nicht. Was soll sie jetzt machen? Nocheinmal blickte sie auf die Karte, die immernoch leer blieb und seufzte. Sie brauchte ihre Hilfe. Denn so konnte es nicht weitergehen, aber wie sollte sie sie nur erreichen. Branca sank in die Knie und ließ die Schultern hängen. Nocheinmal blickte sie zu der Karte und seufzte wieder. „Erin, ich…ach…was soll ich nur machen? Es ist alles so…so sinnlos!“, sagte sie und wollte die Karte schon wegwerfen. Doch da tauchten wie aus dem Nichts die Nummer und der Name auf und Branca konnte erst für einige Minuten nur auf die Numme schauen. Aber dann schöpfte sie neue Hoffnung und griff sich das Telefon. Schon bevor das Handy klingelte, wusste Erin schon, wer sie da anrief und war auch nicht verwundert, dass Branca sich da meldete. Auch nicht, dass sie völlig außer sich klang und geradezu darauf drängte sie zusprechen. Erin blieb ruhig, obwohl sie allen Grund hatte, nervös zusein. So wie die junge Branca klang musste etwas wirklich schlimmesm passiert sein. Dennoch wollte sie sich davon nicht anstecken lassen. Immerhin eine von ihnen musste ruhig bleiben. Sie nannte ihr einen Treffpunkt und die Zeit. Hyde-Park um Mitternacht! Branca schien das nicht so richtig zugefallen, aber sie willigte ein. Und so wartete Erin im Hyde-Park an einer der Laternen und schaute immer wieder in die eine und dann in die andere Richtung. Doch von Branca war erst mal nichts zusehen. Sie konnte nur hoffen, dass sie es sich nicht andersüberlegt hatte und nun doch nicht mehr kommen würde. Rafael, der neben ihr auf dem Kiesboden hockte, schaute sich aufmerksam um und winselte etwas. Er schaute zu ihr hoch in seinen Lag eine Vermutung, die Erin ganz und gar nicht gefiel. Sie beugte sich etwas zu ihr runter und streichelte ihm den Kopf. „Keine Sorge. Rafael. Sie wird sicher gleich dasein…!“ „Ich weiss wirklich nicht, was du dir davon versprichst. Wenn du mich fragst, halte ich das immernoch für eine Schnapsidee!“, hörte sie die Stimme Eriks und verzog das Gesicht. „Zum Glück frage ich dich aber nicht…und überhaupt, was kümmtert es dich, was mit der Kleinen passiert. Dir ist sie doch egal…!“ „Natürlich ist sie mir egal, aber mein Leben nicht!“ Erin grinste etwas angesäuert. „So ein Egoistischer…!“, knurrte sie. Da spitzte Rafael die Ohren und knurrte leise. Erin schaute zu ihm und sah, dass er in die dunkleste Ecke schaute, die der Park hatte. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte etwas zuerkennen. Doch in der Dunkelheit, die vor ihr war, erkannte sie nichts. Aber sie spürte etwas. Die Anwesenheit von etwas dunklem und ihre Haut begann zu prickeln. Ihre Nackenhärrchen stellten sich auf und sie ahnte schon, was da auf sie lauerte. Ein Dämon. Sie spannte die Muskeln an und schaute ununterbrochen in die Richtung, aus der sie dunkle Aura vermutete. Instinktiv griff sie in ihre Manteltasche und ihre Finger umschlossen den Griff ihrer Ranchester. Sie zog sie etwas aus der Tasche und wollte in die Dunkelheit zielen, als sich plötzlich etwas aus dieser schälte und sie erleichtert ausatmete. Branca kam mit zögernen Schritten auf sie zu. Die Hände tief in den Taschen vergraben und den Kopf zwischen die Schultern eingezogen. In ihren Augen spiegelte sich Angst und Ratlosigkeit. Erin brauchte nicht lange, um diesen zu deuten. Sie erkannte diesen Blick. Oft hatte sie diesen auch gehabt, wenn sie nicht weiterwusste und sie wusste auch, wieso sie diesen Blick hatte. Die Krähe hatte sie wiedermal heimgesucht und ihr Gesicht verfinsterte sich. So langsam fing sie an, diese Krähe zuhassen. Rafael schien ihre Gedanken gegenüber der Krähe gespürt zu haben. Denn er stand auf und knurrte leise, sobald Branca nahe genug kam und sie blieb aprupt stehen. Schaute mit schreckgeweiteten Augen zu dem schwarzen Wolf, der sich bedrohlich vor Erin aufbaute und sie Lefzen hochgezogen hatte. Erin legte, ohne ein Wort, die Hand auf den pelzigen Kopf des Wolfes und Rafael wurde ruhig. Ließ Branca jedoch nicht aus den Augen. Wachsam sah er sie an und Branca biss sich auf die Unterlippe, schaute zu Erin und versuchte all ihren Mut zusammenzubringen. „Ich…ich muss mit dir reden!“, sagte sie zitternt und sah wieder zum Wolf, der seine feindliche Haltung ihr gegenüber nicht verändert hatte. Erin nickte und machte mit der Hand eine Bewegung nachvorne. „Gehen wir ein Stück!“, sagte sie nur. „Langsam aber sicher weiss ich nicht mehr, was ich tun soll. Das ganze Grauen, das…das ist einfach zuviel für mich. Und dass das erst der Anfang sein soll…!“, erklärte Branca hilflos und hielt sich den Kopf. „Glaub mir, am Anfang habe ich genauso gedacht. Ich habe mich auch gefragt, wieso ich diese Träume hatte und hatte deswegen auch Angst. Besonders, als ich sah, wer in diesen Träumen sein Leben lassen musste!“, sagte Erin trocken und schaute finster vor sich hin. Branca sah sie an und ihr brannten tausend Fragen unter den Nägeln. „Und wieso hast du es getan…ich meine dich mit der Dunkelheit verbündet. Du hast doch gewusst, was…was auf dich zukommt. Du bist doch Exorzsiten. Das hast du selbst gesagt. Wieso also…?“, fragte sie und Erin lächelte verbittert. Sie blieb stehen und schaute sie an. In ihren Augen lag Verbitterung und Enttäuschung, aber auch Zweifel. „Wieso, ganz einfach. Weil ich jemanden schützen wollte, den ich über alles liebte. Wenn du kurz davor bist zu sterben, mit dem Wissen, dass derjenige, der dir sehr viel bedeutet auch noch stirbt, und das durch die Hand etwas Unheimlichen, dunklen und Bösen, dann tust du alles, um das zu verhindern!“, sagte sie und Branca ahnte schon, dass sie nicht von einem Verwandten sprach. „Hast du ihn sehr geliebt?“, fragte sie vorsichtig und Erin nickte. „Mehr als meine Seele!“, sagte sie leise und schaute in den nächtlichen Himmel hoch. Tränen brannten in ihren Augen und Erin holte tief Luft, um diese schnell zuunterdrücken. „Und das tue ich noch immer…!“ Branca sah sie nur an. Und sie musste unweigerlich an Clear denken. Was wenn die Dunkelheit auch nach ihrem Leben trachtete? Was würde sie tun, um sie zuschützen. Etwa auch einen Pakt mit der Dunkelheit schließen? Sie schüttelte den Kopf, wollte nicht daran denken. „Und bereust du es…?“, fragte sie vorsichtig, da diese Frage mehr als persönlich war. „Ja, mehr als einmal. Aber ich habe diesen Weg nunmal gewählt und muss damit leben!“, sagte sie und ging weiter. Branca folgte ihr. Sie schwiegen für eine Weile. Branca hielt das Schweigen nicht lange aus. Es lag wie ein dunkles Tuch über ihr und sie spürte, wie sich alles in ihr zusammenkrampfte. „Ich weiss nicht, ob ich damit leben könnte?“ Erin schaute kurz zu ihr und hätte gerne etwas gesagt, was sie aufmuntern würde. Doch was sollte sie schon sagen. Sie war genauso wie sie damals und konnte sich gut vorstellen, wie sie sich nun fühlte. „Tja, dem Schicksal ist es egal, ob du das kannst!“, sagte sie und Branac verzog missmutig das Gesicht. „Das Schicksal…also ob es mich schon nicht genug gestraft hat…Bei der Kindheit die ich hatte!“, grummelte sie. „Ich, ehrlich gesagt, habe mir mein Leben auch anders vorgestellt!“, sagte Erin, die jedes Wort gehört hatte, es aber vermied, sie darauf anzusprechen. Branca konnte es nur recht sein. Das letzte was sie war, die alten Erinnerungen wieder wachzurufen. „Ich würde jetzt eigentlich in Paris sein, mit meinem Freund schöne Abende verbringen und vielleicht ein paar Familienpläne machen. Aber nein…der werte Herr daoben, hatte andere Pläne, oder vielleicht jemand anderes!“, sagte sie sakarstisch und Branca musste etwas grinsen. „Das außgerechnet du das sagst. Eine Exorzistin!“, lachte sie und Erin lächelte. „Wenn du so aufgewachsen bist wie ich und den gleichen Scheiss durchmachst, hast du schon einen ziemlich derben Humor!“, bemerkte sie. „Außerdem bin ich nicht eines dieser Gottesfürchtigen Dinger, die Tag und Nacht beten, bis die Knie schmerzen!“ „Ahja!“, sagte sie nur und schaute vor sich hin. „Woher kommst du denn, und wie lange bist du schon Exorzistin?“, fragte sie, um das Thema zuwechseln. „Naja, woher ich komme ist sehr schnell erzählt. Ich wurde vor den Toren des Vatikans ausgesetzt. In einem Brief, den mir mein Ziehvater hinterlassen hatte, erfuhr ich, dass meine Mutter mich gleich nach meiner Geburt aussetzte. Sie wollte, dass immerhin ich ein gutes Leben hatte!“, sagte sie knapp und musste sogleich mit den Tränen kämpfen. Auch wenn sie ihre Mutter nicht kannte und auch niemals gesehen hatte, tat es weh. „Und…hast du nach ihr gesucht. Ich meine, du musst doch jede Menge Fragen gehabt haben?“, fragte Branca. Es berührte sie, dass sie nicht die einzige war, die ihre Familie, ihre wahre Familie vermisste und ihr nachtrauerte. Erin lächelte traurig. „Ja, das hatte ich. Aber leider war sie tot. Sie ertränkte sich aus Liebeskummer!“, sagte sie und die Tränen ließen sich nicht mehr zurückhalten. Branca blieb stehen und sah sie mit einer Mischung aus Mitleid und Erschütterung an. Ihre Mutter hatte sich ertränkt? Wegen Liebeskummer? Das konnte doch nicht sein. „Aber wieso…sie…du bist doch ihre Tochter.Wie konnte sie dich allein lassen? Und wieso hasst du sie nicht?“, fragte sie fassungslos und der Zorn stieg in ihr auf. Es war ihr unerklärlich, wieso eine Frau ihre Tochter allein ließ, aussetzte und sich umbrachte, nur weil sie Liebeskummer hatte. Erin lächelte besänftigend und hob die Schultern. „Tja, wieso hasse ich sie dafür nicht? Eine wirklich gute Frage und wieso sie das tat? Kann ich dir nicht sagen. Aber eins kann ich dir sagen, sie muss mich geliebt haben. Denn wenn nicht, hätte sie mich nicht ausgesetzte, sondern mit sich in den Tod genommen. Sie mag mich allein gelassen haben, ja. Aber ihr war es wichtig, dass ich ein Leben hatte und dafür bin ich dankbar!“, sagte sie und ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. Branca sah sie nur an und konnte nicht verstehen, wieso sie das sagte. Ob eine Mutter sich umbrachte oder nach der Geburt starb und sie damit allein ließ, oder in die Obhut andere gibt, die sie wie den letzten Dreck behandelten, machte für sie keinen Unterschied. Beides klang in ihren Augen nach Vernachlässigung und Ungeliebtheit. „Wäre es denn besser gewesen, wenn sie mich mit sich ertränkt hätte?“, fragte sie und Branca konnte nichts darauf sagen. Auch wenn sie gern darauf etwas erwiedern wollte, konnte sie es nicht. Und wenn sie ehrlich sein sollte, war das was Erins Mutter getan hatte, das Beste. Wenn sie daran dachte was ihre Mutter getan hatte, dann hatte es Erin besser getroffen, als sie. „Nein, sie…du hast schon Recht!“, sagte sie kleinlaut und zog den Kopf zwischen die Schultern. Erin schaute sie kurz an und sah in ihrem Gesicht, in ihren Augen was ihr durch den Kopf ging. „Und was ist mit dir? Wie ist denn deine Lebensgeschichte?“, fragte sie dann vorsichtig und Branca zuckte zusammen. Sie schüttelte sofort den Kopf. Auf keinen Fall wollte sie darüber reden. „Ich will darüber nicht reden. Es reicht schon, wenn einer von uns beiden die alten Wunden aufreisst!“, sagte sie und ihre Stimme zitterte. Erin nickte. „Schon gut. Du musst darüber nicht reden, wenn du nicht willst!“, tröstete sie sie und tätschelte ihr liebevoll die Schulter. Branca nickte und war dankbar für diese Worte. Doch dann fiel ihr wieder ein, weswegen sie eigentlich hier waren. „Und was machen wir jetzt. Ich meine, wegen diesen Träumen und diesem…diesem Dämon, der Krähe, in mir?“ Erin holte tief Luft und schaute in den nächtlichen Himmel. „Am besten wir verlassen London. Der Club, in dem du arbeitest ist praktisch die Quelle, für all dieses Grauen!“, sagte sie fest. „Wenn wir hier wegsind, wird es vielleicht besser…und der Einfluss der Krähe wird wahrscheinlich etwas schwächer!“ „Und was wenn nicht?“, fragte Branca panisch und Angst stieg in ihr auf. Was würde mit ihr geschehen, wenn sie diesen Dämon in sich nicht unter Kontrolle bekommt? Würde dann Clear das nächste Opfer sein. Dieser Daroga hatte ja gesagt, dass die Krähe unbewusst tötet und der Gedanke, dass Clear durch sie stirbt, weil sie es nicht kontrollieren, geschweigedenn, es nicht verhindern kann, machte sie wahnsinnig vor Angst und Sorge. Erin warf ihr einen wissenden und auch grimmigen Blick zu und Branca erkannte diesen. Es war dergleiche Blick, den sie hatte, als sie das erste Mal über diese Träume sprachen und ein Schauer rann ihr über den Rücken. „Dann sehe ich keine andere Möglichkeit, als dich zuerschiessen. Ich kann einen weiteren Feind, der mich vernischten könnte, nicht gebrauchen!“, sagte sie. In ihrer Stimme lag nun etwas drohendes und dunkles und Branca glaubte sogar in der Stimme der jungen Frau den Dämon zu hören, mit dem Erin einst diesen Pakt geschlossen hatte. Branca schnappte nach Luft und das Gefühl der Angst, ließ sie zu Eis erstarren. Branca schaute gedankenverloren in ihr Glas und musste an das denken, was sie mit Erin gestern besprochen hatte. Nach dem Schrecken, den Erin ihr eingejagt hatte, hatte sie ihr prompt versichert, dass das der letzte Ausweg sein würde und dass sie alles tun wird, um das zuverhindern. Das hatte sie etwas getröstet aber nicht ganz. Es machte ihr Angst. London zuverlassen, war zwar die einzige Möglichkeit, doch was dann. Was wenn alles umsonst war. Was wenn Erin sich in ihr gettäuscht hatte und sie sich von diesem Unheimlichen, wie sie ihn nannte, verschlingen ließe. Würde Erin dann immernoch versuchen, sie zu retten, oder wie sie es angekündigt hatte, sie erschiessen? Gerne hätte Branca sich eingeredet, dass Erin nicht so jemand war, der gleich zu solchen drastischen Mitteln griff, aber sie brauchte sich nur an den Klang ihrer Stimmer zuerinnern, um sich im Klaren zusein, dass selbst Erin, die sonst so fürsorglich und ausgeglichen war, auch eine andere Seite hatte. Eine dunkle Seite, die sie zwar nur selten, aber dennoch deutlich gesehen hatte. Und das ausgerechnet diese Frau, ihre einzige Chance war, dieses Grauen, welches in ihr schlummerte in den Griff zu bekommen, ließ alles noch absurder erscheinen als es jetzt schon war. Branca schüttelte den Kopf. In was war sie nur hineingeraten? Es kam ihr vor, dass sie schon seid ihrer Geburt verflucht war und dazu verdammt ein Leben in Angst und Schrecken zuleben. Dagegen wirkte das, was Erin ihr erzählte noch völlig harmlos und ein leiser Anflug von Neid packte sie. Während sie eine grausame Kindheit hatte, wuchs Erin wohlbehütet auf. Umsorgt von Menschen, die zwar nicht ihre Eltern waren, aber sie dennoch ins Herz geschlossen hatten. Die Welt war so ungerecht und sie musste sich wieder daran erinnern, wie sie in dieser alptraumhaften Familie aufwuchs. Prügel und Demütigung, Tag für Tag und Nacht für Nacht. Man behandelte sie nicht als Mensch, sondern als Missgeburt. Wie ein Balg des Teufels, wie ihre Tante sie geannnt hatte und wie ein Flittchen, wie ihr Onkel sie nannte. Ihr Magen knotete sich zusammen, als sie sich dazuzwang, die Erinnerungen auszugraben, die sie tief in ihrer Seele verscharrt hatte. Ihr wurde schlecht, als sie sich erinnerte, wie ihre Tante aus der Bibel vorlas und sie immer dabei schlug. An die Zeilen vermochte sie sich nicht zuerinnern, doch die Stimme und die Brutalität ihrer Tante, die darin lag, reichten schon aus, um ihr klar zu machen, dass sie für sie und die Familie kein Mensch war. Und immer, wenn ihre Tante mit ihr fertig war und weinend in ihrem kleinen Zimmer lag, fragte sie sich, was sie getan hatte, um so gestraft zuwerden? Doch sie verdrängte diese und den Neid wieder. Nicht jeder konnte sich aussuchen, wie er aufwuchs und sie sollte froh sein, dass sie in Erin eine Art Leidensgenossin gefunden hatte. Immerhin hatte auch sie ihre Mutter verloren und das machte das wieder wett. Von der dunklen Seite in sich ganz zuschweigen. Es hatte etwas tröstliches, nicht die einzige zusein… Sie lächelte etwas und nippte an ihrem Glas. Vor ein paar Tagen hätte sie ihr niemals getraut, weil diese Träuem sie als eine Bedrohung für sie darstellten, aber jetzt, so wie es aussah, war die dazu bestimmt, sich ihr anzuvertrauen. Das Leben ging schon seltsame Wege. Sie hörte Erins Plan, mit dem sie London verlassen wollte. „Übermorgen Abend werden wir dich vor deiner Wohnung abholen. Daroga wird alles in die Wege leiten und ehe du es dich versiehst, sind wir raus aus London!“, hatte sie ihr versprochen und Brancas Frage platzte ihr einfach so raus. „Kann Clear auch mitkommen?“ Erin runzelte die Stirn und sah sie etwas verwirrt an. „Clear, deine Freundin?“ „Ja, sie will sicher auch raus aus London. Bitte, ich will sie hier nicht allein zurücklassen. Sie denkt sicher sowieso schon, dass ich sie hintergehe!“, bat Branca sie und sah sie flehend an. Erin schaute sie nur nachdenklich an. Sie konnte sich schon denken, wieso sie sie mitnehmen wollte. Und nickte dann. „Es wird zwar etwas heikel, aber ich denke, dass lässt sich organizieren!“, sagte sie und Branca wäre ihr fast um den Hals gefallen. Riss ich aber zusammen. Es war nicht der richtigte Moment, aber dennoch musste sie Erin zeigen, wieviel ihr das bedeutete. Gerade ihr, die sie womöglich töten musste und dennoch beschützen wollte. „Danke Erin…das…das werde ich dir niemals vergessen!“, sagte sie und Erin lachte. Tätschelte ihr den Kopf. „Schon gut, schon gut. Du kannst mir danken, wenn wir hier weg sind!“, sagte sie un Branca lächelte. Dann verblasste die Erinnerung, als sie Wills Stimme hörte. „Branca, was…was ist mit deinen Armen passiert?“, fragte er und Branca zuckte zusammen. Automatisch sah sie auf diese und verfluchte sich leise. Sie hatte ganz vergessen, dass sie diese Schnitte an den Armen hatte und sie bis jetzt nicht verbunden hatte. Es war reines Glück, dass noch keiner sie gesehen hatte, Bis auf Will natürlich. Branca legte die Hände auf die Unterarme und schüttelte den Kopf. „Das ist nicht so wichtig!“, sagte sie und Wills Stirn legte sich in tiefe Falten. „Nicht so wichtig? Branca du hast Schnitte an deinen Armen, die nicht gerade leicht auf die Schultern zu nehmen sind!“, sagte er, machte mit der Hand eine wegwerfende Bewegung und sah sie nun ernst an. Er hatte so eine böse Ahnung. Der Job, den sie hier machte war ja nicht gerade leicht und dass sich die meisten ritzten, war nichts Ungewöhnliches. Aber das Branca es tat, nur um den ganzen Schmerz und die Qual zu unterdrücken, schockierte ihn. „Raus damit…was ist los?“, fragte er und sah sie fest an. Branca wich seinem Blick aus und rutschte nervös auf dem Barhocker herum. Was sollte sie ihm sagen? Dass etwas Böses in ihr ist und diese Schnitte verursacht hat? Nein, das würde er ihr sicher niemals glauben. Das wusste sie und sie hätte am liebsten geheult. Jetzt musste sie noch den letzten Menschen, den sie mochte und der sie mochte anlügen und sicher würde sie ihn damir verliern. Aber was bliebe ihr anderes übrig. Sie selbst hatte vor einiger Zeit nicht daran geglaubt. Also war die Wahrscheinlichkeit, dass er es ihr abkaufte sehr gering. Branca biss sich auf die Unterlippe und sah hilflos um sich um. Wenn nicht gleich ein kleines Wunder geschah, würde sie sich nicht mehr halten können und flennen. Das kleine Wunder geschah. Genau in dem Moment, in swm sie Clear in den Club kommen sah. Branca stiess ein kleines Dankesgebet. Als Clear gerade an ihr vorbeikam und sie begrüßen wollte, ergriff Branca sie am Handgelenk. Clear etwas überrrascht und auch erschrocken, dass Branca sie fest gepackt hielt, wollte gerade fragen, was das sollte. Doch Branca schüttelte langsam den Kopf, bat sie mit den Augen, nichts zusagen, oder gar etwas anderes zuunternehemen, welches ihr Vorhaben verhindern konnte. Mit einem Kopfnicken, wies sie auf den hinteren Teil des Clubs. Und noch ehe Clear verstehen konnte, was sie damit bezweckte, zog Branca sie mit sich und ging mit ihr in den nächtbesten Raum. Clear schnappte nach Luft und erschrack, da Branca ihre Hand noch feste hielt und sie auf keinen Fall loslassen wollte. Erst als sie zu den Räumen kamen und in den nächstbesten gingen, ließ Branca sie los und schloss die Tür hinter sich. Horchte nochmal und atmete erleichtert auf. Auf keinen Fall wollte sie, dass sie jemand hörte. Clear rieb sich ihr Handgelenk und sah sie mit einer Mischung aus Besorgnis und auch Verwunderung an. „Branca, was soll das. Wieso reisst du mir fast die Hand ab. Was ist nur in dich gefahren?“, fragte sie und Branca wandte sich ihr zu. Schnell ging sie zu ihr, ergriff sie an den Schultern und sah sie eindringlich an. „Clear…ich… hör mir ganz genau zu. Das ist jetzt sehr wichtig. Cloe…Sie…sie ist nicht, was sie zusein scheint. Sondern jemand anderes. Und sie will uns helfen. Morgenabend…sie will London verlassen und sie nimmt uns mit!“, sagte sie und schnappte nach Luft. Es überraschte sie, dass sie außer sich war. Und Clear schien es nicht anders zuergehen. Ihre Augen weiteten sich. „Was?“, keuchte sie und Branca nickte. „Ja, du hast richtig gehört. Wir werden von hier weggehen!“ Ein Strahlen huschte über Brancas Gesicht und Clear sah sie nur verwirrt an. „Aber wie…?“, fragte sie wieder. „Das weiss ich selber nicht. Aber sie sagten, es wird alles bereit sein und du kannst mitkommen!“, sagte sie und ihre Stimme überschlug sich fast. Sie hielt sich die Hand vor dem Mund und schaute zur Tür. Zwar konnte sie nicht durch die Tür sehen, aber sicher war sicher. Branca ging deswegen zu dieser und lauschte. Nichts! Kein Rascheln, oder gar Schritte. Sie atmete erleichtert aus und wandte sich wieder an Clear. „Erin meldet sich nochmal und sagt bescheid, wann es genau losgeht. Aber halte dich bereit!“, erklärte Branca und Clear, immernoch etwas erstaunt darüber, nickte nur. Die beiden Mädchen verließen das Zimmer und zwischen ihnen schwebten noch tausend Fragen, doch das musste warten. Jetzte mussten sie erstmal dafür sorgen, dass alles so ablief, wie bisher. Wie konnten sie ahnen, dass man sie bei ihrem Gespräch belauscht hatte und derjenige, der alles mitgehört hatte, grausam grinste. „Das dürfte Jonny-Baby sehr interessieren!“ „Und Sie sind sich sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Daroga skeptisch zum fünften Mal und Erin verdrehte die Augen. „Ja, doch verdammt!“, stöhnte sie, genauso oft. „Meine Güte…sehen Sie immer alles so schwarz?“ „Nein, aber ich habe was dagegen, wenn Sie sich gegen meine Bedenken stellen, die durch aus berechtigt sind!“, murrte er und schaute hinaus in die Nacht. „Oder haben Sie vergessen, was das letzte Nal geschehen ist, als sie nicht auf mich gehört haben?“ Erin machte ein finsteres Gesicht, als er sie daran erinnerte. Das alles wurde noch schlimmer, als sie in die Falle getappt war und ein kleiner Teil von ihr, wäre ihm zugerne an den Hals gegangen. Doch sie unterdrückte diesen. Es gab wichtigeres, als ihren Frust an ihm auszulassen. „Natürlich habe ich das nicht…wie steht es mit der Flucht? Ist alles vorbeireitet?“, fragte sie und Daroga straffte die Schultern. „Ja, schicken Sie ihr eine Nachricht. Am besten jetzt gleich. Schreiben Sie ihr, dass wir sie und ihre Freundin morgen Abend abholen!“, sagte er und Erin nickte. Daroga sah sie noch einen Moment an, dann wandte er sich ab und murmelte noch etwas vor sich hin. „Und das ganze Chaos, nur wegen ihr!“ Erins musste der Versuchung wiederstehen, ihm etwas an den Kopf zuwerfen. Seine ständige Skepsis machte sie noch wahnsinnig. Aber dann besann sie sich wieder, auch wenn es schwerfiel und lehnte sich in dem Sessel zurück. Sie seufzte und schaute dann zu ihrem Wolf. Dieser sah sie ebenso an und sie stützte den Kof auf der Hand ab. „Was meinst du, Rafael. Mach ich wiedermal einen Fehler…der mich den Kopf kosten wird?“ Rafael legte den Kopf schief und sah sie winselnt an. Dann aber bellte er kurz und in seinen dunklen Augen schimmerte ein Glanz von Zuversicht. Fast so als wollte er sagen, dass sie sich deswegen keine Gedanken machen solle. Es würde schon alles gutgehen! Erin lächelte und tätschelte ihm den Kopf. Was würde sie ohne ihn nur machen? In all den Jahren war er ihr ein treuer Freund und Beschützer gewesen, auf den sie sich immer verlassen konnte. Und sie war dankbar immer einen guten Freund an ihrer Seite zuhaben. Rafael schmiegte sich an ihre Hand und winselte leise. Dann aber zuckten seine Ohren hoch und er drehte den Kopf zum einen der Fenster. Ein leises Knurren drang aus seiner Kehle und Erin hatte nun das Gefühl, dass sie nicht mehr allein waren. Sie sah ebenfalls zum Fenster und sah vor der Scheibe einen kleinen dunklen Schatten. Rafael knurrte nun noch lauter und Erin erhob sich. Ging zum Fenster und sah zu dem, was da vor ihr hockte. Eine Krähe! Augenblicklich verfinsterte sich ihr Gesicht und sie sah die Krähe hasserfüllt an. In ihren Augen loderte ein kaltes dunkles Feuer und sie ballte die Hände zu Fäusten. Wenn dieser verfluchte nicht wäre, so würde Branca immerhin ein eingiermassen normales Leben führen. Auch in den Augen der Krähe loderte nun etwas und Erin konnte in ihrem Kopf deutlich eine drohende Stimme hören. „Sie gehört mir!“ „Sie gehört niemanden. Und schon gar nicht dir. Ich werde nicht zulassen, dass du sie verschlingst!“ „Willst du mir drohen, Wolf?“ „Nein, ich will dir nicht drohen. Das ist ein Versprechen und ich stehe immer zu meinem Wort!“ Die Krähe krächzte und breitete die Flügel aus. Schlug gegen das Glas. Da hörte sie ein Lachen. „Und was wenn du versagst. Wirst du dann immernoch versuchen, sie zuretten. Oder lieber doch erschiessen?“ „Das lass mal schön meine Sorge sein, du Spatzenhirn…Eines sage ich dir, ich werde nicht zulassen, dass sie so wird wie ich!“, knurrte sie laut und die Krähe sah sie noch einen Moment an, dann krähte sie wieder und flog davon. Verschwand in der Dunkelheit, wurde eins mit ihr und Erin glaubte wieder ein Lachen zu hören. Erin knurrte wieder und ihre Zähne wurden für einen kurzen Moment zu tödlichen Fängen. Branca war aufgeregt und las sich immer wieder die Botschaft durch, die am nächsten Morgen auf ihrem Nachtisch aufgetaucht war. Sie war einfach da, von einem Moment auf den nächsten und Brancas Fingern haben gezittert, als sie den Brief öffnete und las. „Heute Abend, um Elf geht’s los. Halte dich und deine Freundin bereit. Wir holen euch mit dem Auto ab. Zu niemandem ein Wort!“ Der letzte Satz brannte sich tief in ihrem Verstand und es lief ihr kalt über den Rücken. Sie schluckte, weil sie einen dicken Kloss in ihrem Hals spürte und blinzelte. Ihre Augen begannen zu brennen und die legte den Brief beiseite. Schaute dennoch auf diesen und obwohl sie allen Grund zur Sorge hatte, wollte sie jetzt nicht abspringen. Erin hatte ja gesagt, dass sie aus London und ganz besonders aus diesem Club musste, um diesen Unheimlichen in sich etwas zuschwächen. Wenn nicht, so würde dieser sie verschlingen und das wäre viel schlimmer, als das was Johnny Dickson und seine Männer mit ihr machen würden. Lieber würde sie sterben. Nur Clear. Was sollte sie wegen ihr machen. Wenn sie verschwindet würde das nicht auffallen, aber wenn sie bedie jetzt die Flucht antraten, dann… Sie musste sich was einfallen lassen, damit niemand Verdacht schöpfte. Aber da gab es noch etwas, was sie unbedingt tun musste. Nämlich sich verabschieden. Von demjenigem, der all die Zeit immer für sie dawar und sie liebte wie eine Schwester. Das war sie ihm schuldig. Branca schluckte und versuchte die Tränen, zuunterdrücken. „Wie, ihr geht?“, fragte Will ungläubig und schaute sie mit großen Augen an. Nie hätte er gedacht, dass Branca den Mut finden würde endlich aus diesem Loch zuverschwinden. Die Drohungen, die J.D immer wieder ihnen gegenüber ausgesprochen hatte, waren Warnung genug und die Morde an denen, die es trotzdem versuchten, taten das übrige. Aber nun wollte Branca dennoch hier weg und nicht nur sie. Er beugte sich vor und sah sie besorgt an. „Und Clear kommt auch mit?“, flüsterte er und Branca nickte. „Ja, aber ich muss mit ihr noch alles bereden!“, sagte sie und schaute sich über die Schulter um. Keiner schaute zu ihnen oder lauschte mit. „Und was dann? Wohin werdet ihr gehen?“, fragte er, nachdem sie sich zu ihm umgedreht hatte. „Wir werden nich alleine abhauen. Cloe wird auch mit dabei sein. Sie organisiert das alles!“ „Cloe?!“, kam es erstaunt von ihm und er hob die Brauen. In seinen Augen war deutlich Verwunderung zusehen. „Wo steckt sie denn?“ Branca winkte ab. „Ist nicht so wichtig, aber eins steht fest. Sie ist die einzige, die uns hier rausholen kann. Sie hat, sagen wir, einige Kontakte. Denke ich mir mal!“, sagte sie und Wills Gesicht nahm einen Nachdenklichen Ausdruck an. „Kontakte…was denn für welche?“, fragte er wieder und Branca hob die Schultern. „Keine Ahnung…Kontakte eben…!“, sagte sie und spielte mit einem der Strohhalme. Will nickte nur und legte dann die Hand auf ihren Unterarm. „Ich hoffe nur, du weißt, was du tust!“, sagte er besorgt. Auch wenn es ihn freut, dass sie endlich versuchte von hier abzuhauen, er würde sie dennoch vermissen. Branca schluckte und kämpfte wieder mit den Tränen. Sie wusste es eigentlich, wenn sie ehrlich sein sollte, nicht. Sie wusste nicht was sie tat. Sicher auf der einen Seite war es der einzige Weg, endlich diesen Alptraum zu beenden, aber auf der anderen Seite war die Möglichkeit, dass Clear dabei zu schaden kommt vielzugross und Brancas Überzeugung, dass bald alles gut werden wird, wurde dadurch geringer. Sie fragte sich, ob es das richtige war, sie auch mitzunehmen. Es war hart mit dem Gedanken zuspielen, sie hier zulassen, aber wäre es nicht besser…? „Nein!“, schallte es in ihr und sie schüttelte den Kopf. Sie würde ihre Freundin niemals hier alleine lassen. Das hatte sie sich vorgenommen. Und sie würde nicht davon abweichen. Sie schaute sich nach Clear um. Je eher sie es mit ihr bespricht, desto besser. Sie fand sie auch. Clear bediente gerade einen Kunden und wollte zum nächsten, als Branca sie aufhielt und ihr ins Ohr raunte, dass sie mit ihr sprechen musste. Clear nickte und die beiden Mädchen gingen in die hinteren Räume. „Was ist denn los?“, fragte sie. „Heute Abend geht’s los. Um Elf. Aber es würde zusehr auffallen, wenn wir beide zugleich abhauen. Ich schlage vor du gehst eher. Hast Bauchschmerzen!“, sagte Branca ohne sie noch weiter zu Wort kommen zulassen. Clear sah sie etwas skeptisch an. „Wie und du denkst, dass kauft er mir ab?“, fragte sie. „Es muss einfach!“, sagte Branca und nahm sie an den Schultern. „Es muss einfach…hörst du!“ Clear sah sie einen Moment an und Branca konnte den Zweifel ind Clears Augen sehen. Johnny Dickson würde sicher niemals darauf reinfallen, aber was Besseres fiel ihr nicht ein. Branca drückte ihre Schultern. „Heute Abend, Clear…heute Abend wird alles ein Ende haben und dann…dann können wir so leben, wie wir es wollen!“, versprach sie ihr. „Zumindest du kannst so leben, wie du es willst!“, fügte sie in Gedanken zu und verzog etwas schmerzlich das Gesicht. „Branca, ich weiss du machst dir große Hoffnungen, aber was ist, wenn diese Erin uns genauso verarscht, wie es J.D getan hat?“, fragte sie ängstlich und Branca konnte sie verstehen. Sie konnten Niemandem trauen. Das wussten sie, nachdem sie hier angefangen hatten zu arbeiten und sie würden es jetzt auch nicht tun. Aber Erin war ihre einzige Chance und diese mussten sie nutzen. Außerdem hatte ihr Erin mit allem Ernst und auch Ehrlichkeit klargemacht, dass sie ihr trauen konnte und ehrlich gesagt, glaubte sie nicht, dass sie ihr nur was vorgemacht hatte. Sie spürte es einfach. „Das tut sie nicht. Ich vertraue ihr!“, sagte sie und Clear sah sie etwas zerknirscht an. „Du vertraust ihr? Du hast doch selbst gesagt, dass du Schiss vor ihr hast!“, murmelte sie und Branca hätte sich in diesem Moment gerne selber in den Arsch gebissen. Ja, das hatte sie und sie kam sich dabei ziemlich blöd vor, dass sie jetzt anderer Meinung war. „Ja schon, aber…!“, sagte sie und wollte noch etwas sagen, ließ es aber, da ihr nichts einfiel. „Ach, vergiss es. Sag einfach nur, dass du wegmusst. Termin beim Arzt, was weiss. Hauptsache du bist hier weg und wartest daheim auf mich und Erin!“ „Und was wenn es schiefgeht?“, fragte Clear angstvoll und Branca schüttelte den Kopf. „Daran darfst du nicht denken!“, sagte Branca und sah sie festentschlossen an. Clear war immernoch nicht ganz davon überzeugt, dass das ganze gut ausgehen wird. Und sie, wenn sie mal genauer nachdachte auch nicht. Niemand hatte es bis jetzt geschafft, aus Johnnys Laden zu entkommen. Wieso sollten sie dann die Ausnahme sein? „Jetzt reiss dich zusammen…du willst doch aus diesem Höllenloch fliehen, also jetzt hab endlich mal den Arschn in der Hose und tu es!“, zischte ihr die Vernunft zu und verscheuchte die aufkeimende Angst und Zweifel. „Mach es so, wie ich es dir gesagte habe…und alles wird gut!“, sagte sie und zog sie an sich. Drückte sie fest an sich und schloss für einen Moment die Augen und in ihrem Kopf hörte sie eine Stimme flüstern:„ Es muss es einfach!“ Clear meldete sich, wie besprochen krank. J.D machte natürlich eine riesen Scene, ließ sie aber gehen. Und Branca war erleichtert. Dennoch blieb die Sorge um ihre Freundin und konnte nur hoffen, dass ihr auf dem Weg zu sich und zu ihrem Zuhause nichts passieren würde. Als sie auch endlich den Club verliess, sehr zum Missfallen Johnnys, atmete sie erleichert aus und ging die Strasse entlang. Immer wieder sah sie sich um, um sicherzustellen, dass niemand ihr folgte. Sie kam sich schon wie Verbrecherin vor und musste etwas lächeln. Eine Verbrecherin, dass wäre noch das mindeste, wenn nicht der Umstand gewesen wäre, dass sie etwas Böses in sich trug und ihre Gedanken kamen wieder auf den Unheimlichen. Was würde Erin wohl tun, um ihn in zuschwächen, oder gar aus ihr rauszuholen. Sie war immerhin eine Exorzistin und solche trieben doch böse Geister aus. Ginge das vielleicht auch bei ihr? Hoffentlich ja, denn dann hätte sie ein Problem weniger. Sie schloss die Tür auf und ging die Stufen zu ihrer Wohnung hoch. Fragte sich, wie Erins Flucht wohl aussehen würde. Und wohin sie gehen würde. Etwa nach Italien, in den Vatikan? Branca musste schon etwas lächeln, bei diesem Gedanken und öffnete die Tür. Und plötzlich von einem Augenblick auf den nächsten, hielt sie inne. Etwas stimmte nicht. In der Luf lag ein seltsamer Geruch, den Branca zunächst nicht einordnen konnte und der ihr einen schauer über den Rücken laufen ließ. Ihre Kehle fühlte sich mit einem Mal so trocken und kratzig an, und obwohl sämtliche Alarmglocken in ihr losgingen, betrat sie die Wohnung. Das bedrückende Gefühl, welches ihr die Luft abschnürrte, wurde mit jedem Schritt den sie tat immer schlimmer. Und sie hatte einen schlimmen Verdacht. Was wenn Clear etwas zugestossen ist! „Clear, ich bins. Bist du da?“, rief sie mit erstickter Stimme, erhielt aber keine Antwort und Angst wallte in ihre auf. „Clear…bist du da?“, rief sie wieder und ging weiter. Sah das Wohnzimmer und die darin stehenden Möbel. Nichts schien unauffällig zusein. Alles stand an seinem Platz. Aber dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmte. Das Clear nicht antwortete, war ausschlgagebend genug und sie sah zum Bad. Die Tür stand sperrangelweit offen und ein dicker Kloss bildete sich in ihrem Hals. Branca schluckte und lenkte ihre Schritte zu dem kleinem gekachelten Raum. Als sie in das Bad kam, trat sie auf etwas Nasses und Branca erstarrte. Was war das? Langsam schaute sie nachunten und musste im nächsten Moment einen Schrei unterdrücken. Die Bodenkacheln waren mit einer Flüssigkeit bedeckt, die nur zum Teil aus Wasser bestand. Rote Schlieren flossen wie Aquarelfarbe darin und der Geruch den Branca schon beim eintreten der Wohnung in der Nase hatte, war hier umso stärker und deutlicher. Sie wusste nun was das für ein Geruch war und von was er kommt. Von Blut! Ihr wurde augenblicklich kalt und ihr Magen begann zu rebellieren, als sie sich zwang weiter im Bad umzusehen und ihre Augen an der Wanne haften blieben. Dort, umspült von Blut und Wasser lag sie in der Wanne. Das Gesicht blutgemschiert, die Augen starr ins Leere schauend. Das blonde Haar verfärbt und strähnig vom Blut. Clear! Branca presste sich die Hand auf den Mund und musste einen Schrei unterdrücken. Wobei dieser sicher eine Wohltat gewesen war, um das ganze Grauen, was sie da vor sich sah, zuertragen. Mit schwankenden Schritten ging sie auf die Wanne zu und blieb neben ihr stehen. Minuten lang konnte sie nichts anderes tun als sie anzusehen und den Schmerz, der sie rasend schnell erfüllte, zu ertragen. Trännen schossen ihr in die Augen und sie ballte die Fäuste. Versuchte den Schmerz in sich niederzuringen, doch es gelang ihr nicht. Er war zu groß, als das sie ihn bezwingen könnte und sie konnte nicht anders, als zu weinen. Sie fiel in die Knie und nahm ihre tote Freundin in die Arme. Strich ihr durch das blutige Haar. Ihr war es gleich, ob sie sich damit beschmierte. Dass ihre Freundin tot war, war viel schlimmer, als ihr Blut an sich zu haben. Tränen strömten über die Wangen. Ihr ganzer Leib zuckte unter den Schluchzern und Branca schüttelte immer wieder den Kopf. „Clear…nein…nein…das…das darf nicht…das darf nicht sein!“, wimmerte sie immer wieder und versank immer mehr in ihre Trauer, sodass sie nicht die Schritte hörte, die sich ihr näherten. Erst als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, fuhr sie zusammen und schaute hoch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)