Erin Erik 2 von Mad-Dental-Nurse (Buch Zwei: In den Klauen der Krähe) ================================================================================ Kapitel 2: Undercover als Stripperin! ------------------------------------- Branca öffnete nur widerwillig die Augen und verzog schmerzhaft das Gesicht. Noch immer schmerzte ihr Kopf und sie glaubte ihr Gesicht wäre aufs doppelte angeschwollen. In ihrem Mund schmeckte sie Blut und sie fuhr mit der Zunge über ihre Zahnreihen. Einer ihrer oberen Backenzähne wackelte. Stöhnend vor Schmerzen stand sie auf und trottete ins Bad. Es war klein und hatte eine Dusche, ein Waschbecken, eine Toilette, die hin und wieder nicht richtig funktionierte und eine Glühbirne, die schwaches Licht spendete. Die Kacheln waren teilweise gebrochen, und es fehlten einige. Der Boden war ebenso mit Kacheln belegt und gesprungen. An manchen Stellen ragten kleine scharfe Kanten auf und schnitten ihr in die nackte Haut. Geld für eine bessere Wohnung hatten sie nicht. Das meiste steckte sich Johnny Dickson in die Taschen und gönnte selten seinen Mädchen etwas. Branca trat vor den Spiegel und schaute sich an. Ihr Gesicht war, wie sie es sich gedacht hatte, geschwollen und grünundblau geschlagen. Branca konnte sich gut vorstellen, dass er ziemlich ausgerastet war, als sie ohnmächtig wurde und sie deswegen so geschlagen hatte. Wenn etwas J.D nicht leiden konnte, dann waren es Mädchen, die meinten etwas vorzumachen, um nicht zu arbeiten. Und das sie zu spät kam, hatte ihn schon am Anfang gefuchst. Da war es nur denkbar, dass er sie nun so schlimm zu gerichtet hatte. Branca drehte den Kopf von links nach rechts und zuckte zusammen, als sich ihr wackeliger Zahn meldete. Branca öffnete den Mund und griff hinein. Suchte mit den Fingern nach dem Zahn und als sie ihn hatte, zog sie ihn mit einem Ruck raus. Es schmerzte etwas und Blut sammelte sich in ihrem Mund, aber Branca ignorierte dies und spukte das Blut aus. Dann schaute sie sich wieder im Spiegel an und rieb sich die am meisten geschwollene Wange. Wie oft hatte sie sich gewünscht auszusteigen und ein neues Leben zu beginnen. Doch wie sollte sie aus diesem Teufelskreis rauskommen. Lebendig! Johnny Dickson gehörte zu den Leuten, die ihre Angestellten niemals mehr aus dem Geschäft gehen ließen. Besonders nicht, wenn diese Angestellten für ihn das meiste Geld einbrachten und zu diesen Angestellten gehörte Branca und auch ihre Freundin Clear, mit der sie diese Wohnung teilte. Mehr als einmal hatten sich die beiden jungen Frauen überlegt, wie sie aus diesem Alptraum entfliehen konnten und jedesmal, schreckten sie davor zurück. Einmal hatte es eines der Mädchen versucht und was dann mit diesem passiert war, konnte man am nächsten Tag in der Zeitung lesen. „Junge Stripperin, 16 vergewaltigt und erschossen aufgefunden, in der Nähe der Themse. Keine Identität und auch keine weiteren Informationen über die Herkunft des Mädchens bekannt. Polizei bittet um Ihre Mithilfe!“ Bis heute hatte sich niemand gemeldet. Wieso auch? Wen kümmerte es schon, wenn eine Stripperin und Nutte ermordet wurde. Zumal kommt hinzu, dass sie aus einem Waisenhaus kam und genau wie Branca keine Familie hatte. Also würde keiner sie vermissen, oder gar mit der Polizei Kontakt aufnehmen. Brance drehte Wasser auf und fing es in ihren Händen auf. Dann klatschte sie es sich ins Gesicht und trocknete sich ab. Zähne putzen würde sie heute erstmal sein lassen. Sie lief zurück in das kleine Wohnzimmer und legte sich wieder auf die Couch. Zog sich die Decke bis ans Kinn. Da kam gerade Clear rein, die eine dampfende Tasse Kaffee in der Hand hielt und sich zu ihr setzte. „Morgen, Maus. Na, gut geschlafen?“, fragte sie und strich ihr über die Stirn. Branca hob nur die Schultern. „Es ging mir schon mal besser. Johnny war wohl ziemlich sauer, nach den blauen Flecken in meinem Gesicht zuurteilen!“, sagte sie. Clear nickte. „Das kann mal wohl sagen. Er ist auf den Catwalk gesprungen und hat dir erstmal ein paar satte Ohrfeigen gegeben. Er dachte wohl, du würdest nur simulieren und ein paar Schläge würden dir zeigen, wer hier der Boss ist. Dabei warst du richtig weggetreten. Bob, der Arzt des Clubs, war selbst geschockt. Er meinte, er würde bei dir keinen Puls spüren und hat dich sofort von der Bühne geholt. Der Boss war ziemlich sauer. „Nur Ärger mit dieser Bitch!“, hat er gesagt!“, berichtete sie und Branca rümpfte etwas die Nase. „Typisch Johnny!“, sagte sie und schloss kurz die Augen. Sie hatte nicht erwartet, dass er Verständniss für ihren kleinen Schwächefall oder auch kurzen Scheintod hatte, aber dass er ihr gleich das Gesicht demolieren musste… Dabei würde er am wenigsten davon haben. Immerhin ist sie sein bestes Pferd. Was aber nicht heisst, dass er vor ihr Halt machen würde. Clear sah sie einige Minuten an und nahm dann einen Schluck. „Was war den eigentlich los?“, fragte sie. „Schon als du gestern in den Laden kamst, warst du so blass und als du auf dem Catwalk warst und zusammengebrochen bist, dachten alle, du wärst tot!“ „Das wäre ich auch. Zugern. Denn so ein Leben ist schlimmer, als der Tod!“, dachte sie sich. Laut sagte sie:„ Ich weiss auch nicht. Ich fühlte mich einfach nicht wohl. Hab anscheinend zuviel getrunken!“ Clear legte den Kopf schief und sah ihre Freundin etwas skeptisch an. In den ganzen Jahren, in denen sie sich kannten und angefreundet hatten, wusste Clear immer, was Branca wirklich beschäftigte und ihre schwachen Lügen durchschaut. Diesesmal war es nicht anders. Etwas verbarg sie vor ihr. Dass wusste sie! „Brance, hör mich zu beschwindeln. Ich kenne dich lange genug. Also was ist los?“, fragte sie fest und Branca sah sie für einige Minuten nur ratlos an. Versuchte in ihrem Kopf nach einer weiteren Notlüge zusuchen. Fand jedoch keine. Und sie musste sich zudem noch eingestehen, dass es keinen Sinn hatte, Clear weiterhin anzulügen. Wie sie schon selbst gesagt hatte, sie kannte sie lange genug. Branca seufzte und setzte sich auf. Sie schlug die Decke etwas zurück und wischte sich über das Gesicht. „Okay, ganz wie du willst. Also…ich hatte noch etwas Zeit und wollte mich noch etwas aufs Ohr hauen. Dabei hatte ich wirklich einen abgefahrenen Traum. Ich habe geträumt, dass ich…mich in etwas Monströses verwandle und eine Frau angegriffen habe. Das Verrückte dabei war, dass diese Frau auch nicht ganz…naja normal war. Etwas an ihr war…unheimlich. Ihre Augen glichem denen eines Wolfes und…und…!“, sagte sie und klang dabei immer mehr nachdenklicher und auch beunruhigt. „Und?“, fragte Clear, die ihr aufmerksam zuhörte. Branca schauderte, als sie sich genauer daran erinnerte und was sie nun sagen würde. „Clear…ich..ich glaube, ich…ich habe diese Frau getötet!“ Clear schaute sie nun mit großen Augen an und Branca sah ihr deutlich an, dass sie ihr das unmöglich glauben konnte. „Was macht dich da so sicher?“, fragte sie dann, nachdem sie die Worte ihrer Freundin einigermassen verdaut hatte. Branca sagte erstmal nichts und zuckte nur hilflos die Schultern. Jetzt wo sie genauer darüber nachdachte, konnte sie es sich selbst nicht erklären, wie sie zu diesem Gedanken kam. Aber das letzte was sie sah, war diese Frau, die sie auf den Boden presste. Dann wurde alles um sie schwarz herum. Und obwohl dieser Traum verschwommen und schon fast vergessen war, konnte sie sich noch an das Gesicht dieser Frau erinnern. Es war ebenmässig schön. Hatte hohe Wangenknochen und strahlendblaue Augen. Nur waren diese Augen von etwas überschattet gewesen, welches ihr immernoch einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Sie schauderte und schaute sehnsüchtig auf die Tasse Kaffee. Was würde sie dafür geben, jetzt auch eine Koffeinbombe zu sich zunehmen. Aber wie sich das auf die frische Wunde in ihrem Mund auswirken würde, wusste sie nicht und wollte es auch nicht riskieren. „Kannst du mir bitte etwas Alkohol geben, damit ich diese Schmerzen nicht mehr habe…oder noch besser…einen Joint?“, fragte sie mit schwarzem Humor und Clear lachte. „Nein, sorry. Aber ich kann dir eine Schmerztablette geben. Das müsste auch gehen!“, sagte ihre Freundin und stand auf. Sie lief in die Küche und kam nach einigen Minuten zurück. Mit einem Glas Wasser in der einen und eine Tablette in der anderen. Beides reichte sie ihr und Branca war dankbar über diese kleine, nette Geste. Clear war wirklich die einzige und beste Freundin, die sie jemals hatte. Immer stand sie ihr zur Seite und half ihr, wenn sie Kummer hatte und nicht weiterwusste. Gleich als sie sie das erstemal gesehen hatte, wusste sie, dass sie etwas gemeinsam hatten und als erst Branca und dann Clear ihre Lebensgeschichte erzählte, war sie sich sicher. Genauso wie sie, lief Clear von Zuhause weg, weil sie es dort einfach nicht ausgehalten hatte. Ihre Mutter hatte wieder geheiratet, nachdem ihr leiblicher Vater gestorben war und einige Jahre vergangen waren. Aber das wiedergefundene Famlilienglück zerbrach schnell, als ihr Stiefvater sein wahres Gesicht zeigte. Immer wenn er und sie für einige Minuten allein waren, machte er sich an sie heran und versuchte stets sie ins Bett zu bekommen. Bis jetzt hatte sie sich immer wunderbar dagegen gewehrt. Doch kaum war ihre Mutter für einige Stunden fort, bei Freunden zu Besuch, nutzte er seine Chance und fiel über sie her. Als dann ihre Mutter zurückkam, spielte er wieder seine alte, oberflächliche Rolle des fürsorglichen Vaters und Clear musste schweigen. Nun hatte er sie fest in der Hand und nutzte es eiskalt aus. Kaum war ihre Mutter aus dem Haus, setzte er sein Spiel fort und für die junge Clear wurde es immer schlimmer. Eines Tages hielt sie es nicht mehr aus und lief von Zuhause weg. Ihrer Mutter konnte sie nichts sagen. Zum einen, weil sie ihr sicher nich glaubte und zum anderen, weil sie sich vor ihrem Stiefvater fürchtete. Zwar mochte er seine Frau lieben, aber wenn er seine Stieftochter schon vergewaltigte, was würde er dann mit ihrer Mutter machen, sollte sie sich von ihm trennen. Davor graute es ihr und sie nahm gleich die einfachste Option. Abhauen! Doch wohin. Sie hatte in London weder Verwandte, noch sonst jemanden, dem sie sich anvertrauen und bei ihm wohnen konnte. Von Geld zum Leben und Arbeit ganz zu schweigen.Und so kam sie zu Johnny Dickson. Er versprach, wie jedem Mädchen, das ihm über den Weg lief, gutes Geld und leichte Arbeit. Doch das das alles gelogen war, stellte sie erst fest, als es zuspät war. So war es auch Branca ergangen. Nur waren ihren Beweggründe, was das Verlassen der Familie anging, etwas umgewandelt. Ihr hatte sie erzählt, dass ihre Familie sie in ein Waisenhaus gesteckt hatte, weil sie sie nicht wollten und sie dann in eine Pflegefamilie kam, die sie wie eine Dienstmagd behandelte. Ihr kaum etwas zuessen gab, sodass sie fast gestorben wäre. Darum war sie fortgelaufen. Den wahren Grund, wollte sie aber für sich selbst behalten. Die Erinnerung daran reichte schon aus, um ihr Tränen in die Augen zutreiben. Und mit der Erinnerung kamen auch die Schmerzen auf ihrem Rücken. Sie konnte von Glück sagen, dass Johnny Dickson sie genommen hatte. Trotz der Wunden auf ihrem bleichen Rücken. „Mit ein bisschen Make-up lässt sich das ganz gut kaschieren!“, hatte Clear zu ihm gesagt, der sie schon fast wieder vor die Tür setzen wollte. Da war er wohl ihrer Meinung. Denn trotz dass sie Narben auf ihrem Rücken hatte, hatte sie einen schönen Körper und nachdem Clear weiterhin auf ihn eingeredet hatte, stellte er sie ein. Seitdem waren sie gute Freunde und trotz, dass der Job beiden zuwider war, hielten sie dennoch zusammen und versuchten, dass Beste darin zusehen. Auch wenn es dabei nchts gutes darin zusehen gab. Branca schluckte die Tablette und spülte mit dem Glas Wasser nach. Clear sah sie immernoch etwas nachdenklich an und schien abzuwägen, ob Branca wirklich zu einem Mord fähig sei. Und schüttelte dann den Kopf. Nein, Branca mochte zwar wie sie ein Strassenkind sein und hier arbeiten, aber niemals würde sie morden. Dafür war sie nicht geschaffen. „Jetzt beruhig dich erstmal. Es war doch nur ein Traum…und was sagt man, über Träume. Träume sind Schäume!“, sagte sie und nahm ihr das Glas aus der Hand. Branca hätte ihr gerne das geglaubt, aber sie musste nur tief in sich hineinlauschen, um zuwissen, dass das kein Traum war. Es war alles andere als nur ein Traum. Sondern etwas wirkliches…Vergangenes und es machte ihr grosse Angst. Noch immer sah sie diese Frau vor sich, die sie mit einer Mischung aus Furcht, aber auch Verachtung ansah und etwas Animalisches in ihrem Blick hatte. Nur konnte sie sich nicht erklären, was sie getan hatte, dass diese Frau sie so ansah. Erin schlenderte, mit ihrem treuen Wolf Rafael über den Bürgersteig. Ihre Haare trug sie wie immer offen und ihren Mantel gegen eine Lederjacke getauscht. Dazu trug sie einen grauen Minirock, eine schwarze Strumpfhose und dazupassend schwarze Stiefel. Auch wenn es nicht sonderlich kalt war, hatte sich Erin dennoch einen roten Schal um den Hals geschlungen und trug eine schwarze Sonnenbrille. Ein Haus nach dem anderen, schaute sie sich an und wunderte sich, dass es hier in London, einer Stadt voller Geschichte, solch runtergekommene Häuser gab und verzog missbilligend das Gesicht. „Von Restaurierungen haben die wohl hier nichts gehört, oder halten zumindest nicht viel davon!“, dachte sich Erin und blieb dann vor dem Striplokal stehen. Am Tage machte es nicht so einen verrufenen Eindruck, als in der Nacht. Es sah aus, wie jedes andere Gebäude auch. Zumal es mit einer schweren Metalltür geschlossen war und die Fenster ebenso verbakerrediert waren. Sie runzelte etwas die Stirn und ging dann auf die andere Strassenseite, zum Gebäude rüber. Schaute sich um und verschwand dann in einer Seitengasse, neben dem Lokal. Neben Mülltonnen und liegengelassenem, stinkendem Unrat, war hier nichts und Erin ging tiefer hinein. Sie verzog angewidert das Gesicht, als ihr der süßliche Geruch von Abfall und noch anderem in die Nase kroch, über das sie nicht genauer nachdenken wollte. Sorgsam suchte sie mit Augen und Händen die Wand des Lokals nach einer Tür ab, die sie benutzen konnte. Doch nichts dergleichen, entdeckte sie. „Das gibt es nicht…hier musst doch etwas sein!“, sagte sie und blieb stehen. Nochmals schaute sie sich die Wand genauer an. Und fand wieder nichts. Sie fluchte etwas und wollte sich umdrehen, um auf der anderen Seite umzusehen. Als ihr Wolf Rafael leise aufbellte und etwas weiterlief. Erin runzelte sie Stirn und wollte ihn dann zurückpfeifen, doch dann folgte ihm bis zu einer kleinen Nische, vor der der Wolf stehen blieb und mit der Vorderpfote auf etwas zeigte. Erin blieb neben ihm stehen und schaute genauer zu der Stelle, auf die ihr Wolf wies und musste ein Lachen unterdrücken. Etwas schwach hoben sich die Umrisse einer Tür von dem dunklen Mauerwek ab. Sie hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte und tätschelte Rafael liebevoll den Kopf. „Dafür kriegst du einen extragroßen Knochen!“, sagte sie grinsend und Rafael bellte nocheinmal. Erin kicherte, und widmete sich dann der Tür. Griff nach der Klinke und wollte sie aufziehen, doch die Tür öffnete sich nicht. Erin fluchte leise. „Mist…war ja klar!“ Sie ließ die Klinke los und kniete sich hin. Untersuchte das Schlüsseloch genau. Es war zwar ein ganz simples Schloss, aber ohne das nötige Werkzeug würde sie diese Tür sicher nicht aufbekommen. Erin seufzte missmutig. „Also wieder zurück!“, sagte sie und richtete sich auf. Sie drehte sich um und verliess die Gasse, hielt aber dann inne und schaute nochmal in die dunkle Gasse zurück. Zwar war diese dunkel genug, damit man sie nicht sah, aber hier auf der offenen Strasse war es viel zu riskant. „Es wäre besser, wenn ich erst nachts dareingehe!“, dachte sie und machte sich auf den Heimweg. Branca stöckelte auf ihren Pumps zur Bar um die Bestellung weiterzugeben und das schaute sich im. Wie immer war das Wild Fantasies bis zum letzten Platz belegt und während die noblen Herren den Tänzerinnen auf dem Catwalk zujollten und ihnen derbe Sprüche zuriefen, bedienten Branca und Clear diese. Als sie und Clear reinkamen, kam ihnen schon ihr Chef entgegen und schrie Branca erstmal so richtig an. „Ich will für dich hoffen, dass du dich heute etwas mehr zusammen reisst, denn sonst…!“, hatte er ihr gedroht und dabei die Faust gehoben. Branca hatte nur genickt und zog sich für die Arbeit um. Oder besser gesagt, eher aus. So lief sie also nur im Tanga durch den warmen aber stickigen Club und teilte Getränke aus. Dabei kam es mal ein-oder auch mehrmals vor, dass einer der Gäste meinte, sie anzutatschen und Branca war dabei wirklich versucht ihm dafür eins mit dem Tablett über zu ziehen. Doch funkte ihr Chef dazwischen und nahm seinen Kunden in Schutz. „Was hast du, Kleines. Das ist nunmal dein Job, dem Kunden deinen Arsch zu zeigen und wenn er zupackt, dann lass ihn!“, sagte er und scheuchte sie nachhinten. Da packte er sie am Arm und zischte ihr wütend zu. „Nochmal so eine Aktion von dir und du lernst mich kennen. Aber richtig!“ Seitdem hielt sie sich zurück, lächelte honigsüß und vefluchte jeden notgeilen Bastard, der sie anfasste. „So einen Wodka und eine Pina Colada!“, sagte Will, der Barkeeper und reichte Branca die beiden Getränke. „Danke, Schatz!“, sagte sie nur monoton und lud die Gläser aufs Tablett. Will schaute sie sich genau an. Sie hatte dunkle Augenringe und ihr Blick war glassig. Ihre Hände zitterten und sie macht den Eindruck, als würde sie gleich zusammenbrechen. Die Kleine sah wirklich aus, als sei sie tot. „Branca…geht es dir nicht gut?“, fragte er sie besorgt und Branca sah ihn erst nur an. Dann winkte sie ab. „Es geht schon wieder. Ich hatte nur schlecht geschlafen!“, antwortete sie mit schwacher Stimme und versuchte ein Lächeln. Genauso wie Clear gehörte auch Will zu den wenigen Menschen, die ihre standen. Heimlich nannte sie ihn liebevoll Big Brother Will, da er sich so rührend um sie kümmerte und immer ein offenes Ohr für sie hatte. „So siehst du mir aber nicht aus!“, sagte er und musterte sie nun noch mehr. Branca wurde das etwas unangenehm und sie drehte den Kopf weg. Wieso wussten alle so gut über sie und ihr Wohlbefinden bescheid? Sie schaute zu de, Catwalk auf dem einer der Stripperinnen tanzte und einem geiferndem Kunden ihre Silikonbrüste entgegenstreckte. Gierig steckte er ihr ein Bündel Geld in den Tanga und flüsterte ihr wohl etwas zu. Die Tänzerin grinste nur und drehte sich um die Stange. „Manche Weiber hier scheinen diese Arbeit wirklich zulieben!“, dachte sie sich und rümpfte etwas die Nase. Sie kannte die Tänzerin. Ihr Name war Clarrisa. Aber hier um Club hatte sie den Künstlernamen „Biest!“ und das war sie auch. Branca hatte wenig mit ihr zutun. Was wohl daran lag, dass sie eine von vielen Gespielinnen J.Ds war und sie deswegen einen weiten Bogen um sie machte. Biest tat es ihr gleich und so war sicher, dass es niemals zu einem Streit zwischen den beiden kommen würde. „Biest legt sich heute so richtig ins Zeug!“, gab Will von sich und wischte ein Glas aus. Branca lächelte bitter. „Kein Wunder. Sie ist ja auch nicht besser, als J.D. Immer nur das Geld im Kopf und der Rest setzt aus!“, lästerte sie und schaute nochmals zu Biest. Nun hatte sie die Beine gespreitzt und ließ den Kerl zwischen ihre Schenkel schauen. Will lachte und stellte das Glas zurück. „Ja, aber sie sollte es nicht übertreiben…ansonsten wird Johnny nicht mehr so mild zu ihr sein!“, sagte er. Branca grinste hähmisch. „Weißt du was, das würde ich ihr wirklich wünschen!“, bemerkte sie. „Hey, wo bleiben unsere Getränke?“, schrie jemand wütend und Branca zuckte zusammen. In ihrem Gespräch mit Will hat sie ganz vergessen, dass sie jemanden bediente. Schnell drehte sie sich um und lief zu dem wartenden Kunden. Eilig verteilte sie die Getränke und stakste davon. Dabei kam sie an J.D vorbei, der ihr auch sogleich einen finsteren Blick zuwarf. Branca schrumpfte unter diesem sofort auf die halbe Größe und machte, dass sie weit weg von ihm kam. „Na super, Branca. Noch mehr kannst du es dir wirklich nicht beim Boss verscheissen!“, dachte sie sich und floh in die hinterste Ecke. Erin lief auf das Lokal zu. Diesesmal von der anderen Seite und schaute sich unauffällig um. Sie sah schon von weitem die lange Schlange an Männern und blieb einige Meter stehen. „Notgeile Säcke!“, dachte sie grimmig und schritt dann, etwas langsamer weiter. Natürlich schaute jeder zu ihr, da ihre Erscheineugn wieder denselbeln Eindruck machte, wie beim ersten Mal und die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Erin glaubte sogar einige der Männer tuscheln zu hören. „Da ist wieder die geile Schnalle von gestern!“ „Wow, also von der würde ich zugerne Mal naschen!“ „Pass aber auf, dass sie dich nicht vernascht!“ „Als ob ich mit so einem Kerl jemals in die Kiste steigen würde!“, knurrte sie innerlich und ging weiter. Auch der Türsteher hatte sie erspäht und sah sie schon so vorwarnend an. Erin lief weiter und an ihm vorbei. Sie verlangsamte ihre Schritte nicht, sondern wollte alle glauben lassen, dass sie schon wieder weg war. Kurz schaute sie über die Schulter und als sie sich sicher war, dass sie niemand mehr beobachtete, schlüpfte sie in die Seitengasse. Nochmals schaute sie um die Ecke. Nichts! Keine hatte sie gesehen, als sie abbog. „Soweit, sogut!“, seufzte sie und ging zu der Tür. Tastete sich an der Wand ab, und blieb erst stehen, als ihre Finger das kalte Metall der Tür spürten. Dann ging sie in die Hocke, holte ein Täschchen und eine Stifttaschenlampe hervor und machte sich an dem Schloss zu schaffen. Etwas ungeschick stocherte sie in diesem herum und betete, dass sie es aufkriegen würde, bevor einer merkte, was sie hier machte. „Los komm schon…geh endlich auf!“, sagte sie ungeduldig und stocherte weiter. Als sich nichts tat, gab sie es auf und machte eine kleine Pause. Genvert schaute sie hoch in den Himmel und sagte mürrisch zu sich selbst:„ Sie hätten mir wenigstens eine Anleitung geben können, Daroga!“ Nach wenigen Minuten nahm sie ihren Versuch diese Tür zu öffnen wieder auf und als sie glaubte, es würde niemals klappen, klickte es innen drinnen. Erin grinste und schob die Tür etwas leise auf. „Yes, ich bin sowas von gut!“, flüsterte sie und öffnete ganz die Tür. Um dann im nächsten Moment einzutauchen und eins mit der Dunkelheit zuwerden. Stickige und warme Luft schlug ihr entgegen, als sie in den Hauptraum kam. Aber noch etwas schlug ihr entgegen. Etwas Dunkles, Böses. Etwas, dass sich vor langer Zeit hier abgespielt hatte und das nochlange seine Spuren hier hinterlassen hatte. Es kroch wie eine Schlange über sie und sorgte bei ihr für eine Gänsehaut. Noch dazu machte sich ein Gefühl in ihr breit, welches sie nur allzugut kannte. Das gleiche Gefühl hatte sie gehabt, als sie mit Chris damals in die Pariser Oper gegangen war und dann diese glühenden Augen gesehen hatte. Erin schauderte. Schnell lenkte sie ihre Gedanken von diesem Etwas ab und schaute sich um. Doch das was sie sah, war um keinen Deut besser, als das, was sie fühlte. „Man, was für eine Sexhölle!“, murmelte sie und ließ den Blick weiter durch den Raum schweifen. Weit und breit nichts anderes, als nacktes Fleisch, sabbernde Männer und hier und da einige, die sich eine Dröhnung gaben. Erin schnupperte kurz, schauderte und wagte es nicht, noch mal tief Luft zu holen, da sie fürchtete, der Überschuss an Drogen, Sex und Angst würde sie umhauen. Kurz wurde es ihr schwindelig und sie schüttelte den Kopf. Der Nebel, der sich um ihren Verstand gelegt hatte verflüchtigte sich. Sie entdeckte eine gut ausgestattete Bar und ging darauf zu. „Abend!“, sagte sie und lehnte sich vor. Der Mann, der hinter dem Thresen arbeitete drehte sich zu ihr herum und wirkte erstmal erstaunt. „Abend!“, erwiederte er und schaute den neuen und anscheinend ungewöhnlichen Gast verdattert an. Erin runzelte die Stirn, als sie bemerkte, wie er sie ansah und schaute an sich selbst herunter. „Stimmt was nicht?“, fragte sie und legte den Kopf schief. Der Mann lächelte entschuldigent und schüttelte dann den Kopf. „Nein, schon ok. Es ist nur seltsam, eine Frau hier zusehen!“, sagte er und Erin hätte am liebsten laut aufgelacht. Sie drehte sich um und machte eine ausreichende Armbewegung. „Äh, ich will ja nichts sagen, aber hier sind auch Frauen. Und ziemlich viele, wenn ich das sagen darf!“, erwiederte sie und der Mann lachte nochmals. „Das meinte ich eigentlich nicht. Es ist ungewohnt eine Frau hier zu treffen, die hier nicht arbeitet!“, sagte er und schenkte ihr ein Glas Gin ein. Mit einem Lächeln schob er es ihr zu. „Zum Wohl!“ Erin grinste und nahm das Glas in die Hand. Hob es hoch und prostete ihm zu. „Auf den Unterschied…zum wohl!“ In einem Zug leerte sie das Glas und sog scharf Luft ein. Alkohol vertrug sie zwar, aber bei dieser dicken Luft, schlug ihr selbst das auf den Magen. Sie schauderte etwas und straffte dann die Schultern. Der Barkeeper lächelte nochmal und wandte sich dann seiner Arbeit zu. „Sagen Sie, wieviele Frauen arbeiten denn hier?“, fragte sie und wollte es beiläufig klingen lassen. Auf keinen Fall sollte der Mann ahnen, was sie mit dieser Frage bezweckte. Der Mann drehte sich um und sah sie nun etwas lauernd an. Erin ließ sich jedoch davon nicht einschüchtern und stützte ihr Gesicht mit der Hand. „Wieso fragen Sie das?“, fragte er und lehnte sich vor, sodass er mit seinem Gesicht nahe dem ihren war. Erin hob die Schultern. „Ich bin eben neugierig!“, sagte sie und lächelt ihn süffisant an. Der Mann sah sie sich nochmals genauer an und schüttelte den Kopf. „Sie sollten nicht zu neugierig sein. Das kann für sie sehr gefährlich werden!“, meinte er nur und wollte sich wieder seiner Arbeit zuwenden. Aber nun war Erins Neugier wirklich geweckt und sie schaute ihn fragend an. „Wie meinen Sie das?“ Der Barkeeper seufzte schwer und wandte sich ein letztes Mal zu ihr. „Ich kann Ihnen nur sovieles sagen, Miss. Sie sind eine schöne Frau. Zu schön, um als Leiche in der Themse zuenden!“, sagte er und drehte ihr den Rücken zu. Mehr musste er nicht sagen. Sie konnte sich denken, was er ihr damit sagen wollte und versank in ihren Grübeleien. Wo war sie nur gelandet? Sie hatte gehofft, dass dieser Fall nicht so hart sein würde, wie der letzte, der ihr damals das ganze Leben auf den Kopf gestellt hatte und nun in ein Monster verwandelt hatte. Aber so wie es aussah, hielt das Schicksal doch noch ein paar unerwartete Überrraschungen für sie bereit. Erin seufzte und schaute hoch. „Und du… du scheinst dich dabei noch wunderbar zu amüsieren!“, grollte sie in Gedanken gegen Gott und hörte sogleich die entrüstete Stimme ihres verstorbenen Ziehvaters. „Das ist Blasphemie!“ Erin grinste etwas verschworen. Da stieg ihr ein bekannter Geruch in die Nase und sie drehte den Kopf etwas. Ein junges, zierliches Mädchen, nur mit einem Tanga am Leib lief an ihr vorbei und verschwand hinter einem Vorhang. Erins Augen wurden zu schmalen Schlitzen und sie sprach wieder den Barkeeper an. „Ähm, eine Frage noch!“, sagte sie und hörte den Mann tief Luft holen. Anscheinend hatte er die Nase gestrichen voll von ihr und Erin hätte ihn gerne in Ruhe gelassen, aber er war der einzige, den sie ausfragen konnte. Auch wenn es hiess, sich ein oder auch zwei blaue Augen zu holen. Sie musste es wissen. „Was denn noch?“, fragte er und stemmte die Hände in die Hüften. Erin deutete über die Schulter, zu dem Vorhang, hinter dem das Mädchen verschwunden war. „Wie heisst denn die Kleine da?“ Sofort wurde der Blick des Barkeepers bohrend und wütend. „Was wollen Sie von ihr?“ „Ich will nur wissen, wie sie heisst. Mehr nicht!“ Der Mann ging gleich zum Angriff über und beugt sich vor. „Wieso wollen Sie ihren Namen wissen. Wer sind Sie überhaupt. Etwa eine dieser Bordellbesitzerinnen?“, fragte er und Erin musste ein Lachen unterdrücken. Das man sie für vieles hielt, hatte sie schon lange akzeptiert. Aber eine Bordellbesitzerin und das bei ihrer Erziehung… Das glich schon Rufmord! Erin unterdrückte eine kecke Erwiederung, wollte aber die Frage nicht im Raum stehen lassen. Öffnete den Mund und wollte wie jedesmal eine kleine Lüge auftischen. Doch da wurde das Licht etwas gedimmt und Musik wurde abgespielt. Ein einzelner Lichtscheinwerfer ging an und beleuchtete nun den Catwalk. Erin drehte sich ganz auf dem Hocker herum und sah zu diesem. Einige der Gäste drängten sich an dem Rand und pfiffen laut. Erin schwante schlimmes und sie schaute zu dem roten Samtvorhang, der sich etwas wölbte und dann öffnete. Die Gäste pfiffen noch umso mehr, als das zierliche Mädchen hinaustrat und sich im Takt der Musik bewegte. Erin schaute mit ausdrucksloser Miene zu und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Prima, ein so junges Ding hier in dieser Hölle und die Kerle geilen sich auch noch daran noch auf!“, knurrte sie in Gedanken. Sie hatte sich schon gedacht, dass die Kleine hier nicht nur Getränke servierte. Aber dennoch machte sie es wütend. Ein so junges Mädchen hat etwas Besseres vom Leben zuerwarten, als das hier. Branca kreiste die Hüften und tänzelte aufreizend an der Stange. Es dauerte nicht lange, bis die Gäste ihr Geld entgegenstreckten und ihr zuriefen, sie solle doch runterkommen und ihnen mal zeigen, was sie noch so alles kann. Branca überhörte diese Äußerungen und schloss die Augen. Versuchte ihre Rufe und Pfiffe nicht zuhören und sich an einen anderen Ort zudenken. Weit fort, von hier! Die Musik wurde etwas leiser und somit auch die Rufe. Sie drangen ganz weit entfernt an ihr Ohr und sie hörte nichts weiter, als ein Rauschen. War es das Rauschen des Windes, der durch die Blätter eines Baumes wehte? Nein, dafür war es zu regelmässig, zu rythmisch. Und es mischte sich noch etwas anderes in dieses Rauschen. Ein heisseres Krächzen. Wie von einem Vogel. Von einer Krähe! Branca riss die Augen auf, als etwas Nasses über ihren Bauch strich und sie in die Wirklichkeit zurück holte. Sie schaute nachunten und sah, wie einer der Gäste sie umklammert hielt und ihr quer über den Bauch leckte. Die anderen Gäste, die Freunde von ihm, jollten und lachten auf. Branca aber fand das nicht lustig. Sie dachte zuerst, er würde das bloss aus Spass machen, aber dann roch sie den Alkohol. „Der ist ja völlig besoffen!“, dachte sie angewidert.und stiess ihn weg. Das war zuviel für sie und wollte von der Bühne. Doch da griff der Gast wieder nach ihr und riss sie an sich. Branca schrie auf und schlug und trat nach ihm. Aber der Gast ließ nicht von ihr ab und zerrte an ihrem Tanga. Wenn ihr keiner half dann…! Hilfesuchend sah sie sich nach Clear, oder sogar nach J. D um. Doch keiner schien in ihrer Nähe zusein, oder gar es zu interessieren, dass dieser Penner sie womöglich vergewaltigte. „Lass mich los, du Arsch!“, schrie sie wütend und auch verzweifelt und schlug ihm ins Gesicht. „Jetzt zier dich nicht so, Kleine. Das ist es doch, was ihr kleinen Schlampen wollt!“, lachte der Gast lallent auf. Nun hatte er den Tanga schon fast runtergezogen und freute sich wohl, gleich alles von der jungen Tänzerin zusehen. Als plötzlich eine Hand ihm am Kragen packte und ihn von Branca losriess. Brutal wurde er dann zu Boden geworfen und wusste zunächst nicht, was los war. „Hey, was soll das?“, schrie er und schaute hoch. Geradewegs in das Gesicht einer Frau, die ihn aus kalten, blauen Augen anfunkelte. „Ey, du Bitch. Tickst du noch…!“, schrie er und verstummte, als die Frau ihm den Lauf einer Ranchester entgegenhielt. Mit einem nun bösen Grinsen lud sie diese und der Mann war nun so blass, wie Kreide. Erin hatte es sich lange genug angesehen und als dieser Mistkerl nichts Besseres zu tun hatte, als die Kleine anzufassen, verlor sie nun endgültig die Fassung und mischte sich ein. Dass sie ihre Waffe in der Hand hatte war mehr als ungewöhnlich. Da sie diese ja auch nicht eigentlich eingesteckt hatte, aber damit würde sie sich später befassen. Der Mann, der Branca vorher noch festgepackt hielt und sie selbst angeschrien hatte, wich etwas zurück und Erin dachte nicht daran die Waffe zurückzunehmen. Sie wusste ja nicht, wie sie das anstellen sollte. Also sah sie ihn nur an und schaute dann flüchtig zu Branca, die sich wieder etwas gefangen hatte und beide nun ängstlich anstarrte. „Alles klar bei dir?“, fragte sie und Branca nickte etwas benommen. Wer war diese Frau. Branca sah sie das erste Mal und es erschien ihr unwahrscheinlich, dass sie hier oder in einem anderen Lokal dieser Art arbeitete. Sie wirkte nicht so, als würde sie aus ärmlichen Verhältnissen kommen. Im Gegenteil. Sie sah recht gut aus und musste wohl viel Geld haben, wenn sie sich solch teure Kleidung leisten konnte. Branca versuchte diese Frau sich genauer anzusehen, doch diese stand so mit dem Rücken zu ihr, dass es keinen Sinn hatte. „Was soll der Zirkus hier?“, fragte J.D, der sich durch die Menge schauslustiger drängte und stand nun vor der Frau und dem Mann stand. Erin senkte etwas die Waffe und schaute dem Clubbesitzer unter runterhängendem Pony an. Sie brauchte nicht lange um zuwissen, um was für einen Menschen es sich hierbei handelte. Der Gestank, den er absonderte, reichte ihr schon und Erin verzog angewidert das Gesicht. J.D erging es nicht anders. Er hatte diese Frau noch nie in seinem Leben gesehen und dass sie mit einer Waffe auf einen seiner besten Kunden zielte, gefiel ihm umso weniger. Mit einem vernischtenden Blick schaute er Erin an und schätze sie wohl als nicht sonderlich gefährlich ein. Erin sah es ihm deutlich an. „Unterschätz mich ja nicht, Freundchen!“, dachte sie und die Waffe verschwand. „Was glauben Sie, wer Sie sind?“, fragte er sie und sah sie finster an. Erin grinste etwas bissig und machte einen Schritt auf in zu. „Jemand, der es nicht leiden kann, wenn einer Ihrer Gäste, ein junges Mädchen an die Wäsche will!“, sagte sie und sah ihn genauso finster an. Nur war ihr Blick wohl noch etwas furchteinflösender, als seiner. Denn J.D wich etwas zurück und jeder, der nur ein Fünkchen Verstand hatte, sah ihm an, dass diese Frau etwas an sich hatte, was ihm Respekt einflöste. Doch J.D fing sich wieder und schaute sie herausfordernd an. „Wie sind Sie hier überhaupt reingekommen?“, fragte er und stemmte die Hände in die Hüfte. Erin zuckte die Schultern. „Ich kann mich eben gut einschmuggeln!“, sagte sie. „Soso, eine Einbrecherin!“, knurrte er und schnippte mit den Fingern. Links und rechts erschienen in minutenschnelle zwei bullige Männer an seiner Seite und J.D wies mit dem Finger auf sie. „Schmeisst die Kleine raus…aber plötzlich und sorgt dafür, dass sie hier nie wieder auftaucht. Ich will sie nicht nochmal hier sehen!“, befahl er und die Kerle wollten nach ihr greifen. Aber Erin hob die Hände und die Worte kamen wie von selbst über die Lippen. Ohne dass sie wusste, was sie da geritten hatte. „Hey, mal langsam ja. Wir können uns doch irgendwie einig werden!“, sagte sie und die Männer hielten an. Selbst J.D stutzte etwas und als Erin klar wurde, wie sie diese Worte ausgesprochen hatte, ahnte sie schon, dass sie sich noch tiefer in diese Scheisse ritt. Aber nun war zuspät, um dieser Worte zurück zunehmen. J.D runzelte die Stirn und schob sich zwischen die beiden Männer, die wie erstarrt dastand. „Wie einig werden?“, fragte er mit einem gefährlichen und neugierigem Unterton in der Stimme. Wieder mass er die junge vor ihm stehende Frau und musste zugeben, dass sie schon gut aussah. Da ihr Mantel geöffnet war, konnte man einen kleinen Blick auf ihren Körper werfen und ihm leif das Wasser im Mund zusammen. „So eine Schönheit bei uns würde sicher noch mehr Geld bringen!“, ging es ihm unwillkürlich durch den Kopf und er grinste etwas. Erin sah ihm an, was er gerade dachte und schrie im Kopf laut:„ Strike!“ Auch wenn ihr immer noch nicht wohl dabei war. Erin hob wieder die Schultern und kreiste etwas mit der Hüfte. „Naja, ich könnte hier arbeiten und Sie vergessen, dass ich hier einbrechen wollte. Andernfalls aber sehe ich mich gezwungen, der Polizei zu berichten, was hier abgeht!“, sagte sie gelassen und schaute sich dabei um. Ihr Blick streifte dabei eine Gruppe Männer, die sich etwas in die Nase zogen. „Bin sicher, die interessiert das sehr!“ „Hör auf mit dem Scheiß, oder willst du als Wasserleiche enden!“, schrie ihre Vernunft sie an. Erin musste selbst zugeben, dass es dabei etwas zuweit trieb. Dieser Mann war gefährlich und würde sich sicher nicht von einer Frau bedrohen lassen. Eher würde die Hölle zufrieren. Aber J.D ging nicht auf dies, oder machte zumindest den Anschein und zeigte mit dem Daumen hinter sich. „Reden wir in meinem Büro darüber!“, sagte er und ging vor. Erin folgte ihm und dann die beiden Männer. Noch bevor sie den Hauptraum verliessen, schaute Erin über die Schulter und sah zu Branca. Diese sah sie mit einer Mischung aus Sorge und Warnung an. Sie schüttelte noch dazu den Kopf. Erin wusste geanu, was sie ihr damit sagen wollte. „Tu das nicht. Du wirst es bereuen…!“ Doch es war zu spät. Jetzt gab es kein Zurück. Sie musste es tun. Denn nur so, konnte sie in der Nähe des Mädchens sein und auf sie aufpassen. „Sie arbeiten wo…?“, schrie Nadir Daroga ins Ohr und Erin hielt sich das Handy etwas weiter weg. „In einem Stripclub!“, sagte sie und rieb sich das Ohr. Sie hatte natürlich nicht erwartet, dass er darüber glücklich sein würde, aber dass er gleich so ausrasten würde, hätte sie nicht gedacht. Er wirkte doch immer so ruhig und besonnen. Ließ sich selten aus der Ruhe bringen. Aber nun sah sie, dass er auch ganz anders sein konnte. Nämlich wie ihr Ziehvater. „Haben Sie den Verstand verloren?“, fragte er außer sich und Erin konnte sich lebhaft vorstellen, wie er nun im Zimmer stand und tobbte. Vermutlich trat er jetzt vor lautem Entsetzen auf etwas ein. Erin musste etwas grinsen und holte tief Luft. „Es ging nicht anders. Zwar weiss ich selber nicht, was mich dabei geritten hat. Aber nur so, kann ich sicher sein, dass die Kleine keinen Blödsinn macht!“, erklärte sie ruhig und hörte ihren Mentor am anderen Enden tiefeinatmen. „Ich denke mal, dass sie keinen Blödsinn macht. Denn das ist ja Ihr Spezialgebiet, Miss Erin!“, erwiederte er und Erin lächelte humorlos. „Danke, dass Sie soviel Vertrauen in mich hineinsetzen!“, murrte sie und lenkte das Gepräch auf ein anderes Thema. „Mal jetzt was anderes. Sie kennen sich doch sicher gut aus, was die Fähigkeiten betrifft, die ich durch den Pakt mit Erik erhalten habe, oder?“, fragte sie und kurz setzte Schweigen ein. Als Daroga antwortete, hörte er sich etwas unsicher an. „Hm, nunja…nicht direkt. Erik hat viele Fähigkeiten, von denen ich nur wenig weiss!“, sagte er und Erins Schultern sackten ab. „Toll, also können Sie mir nicht sagen, dass das erscheinen wie aus Nichts von Waffen auch dazugehört?“, fragte sie mürrisch. Daroga runzelte die Stirn. „Wie meinen Sie das?“, hackte er nach und Erin rollte die Augen. „Ich habe vorhin im Club, einfach so meine Ranchester gezogen. Dabei hatte ich sie nicht mal dabei gehabt. Sie war einfach da…!“, erklärte sie und machte eine flüchige Handbewegung. Wieder schweigen, diesesmal etwas länger und Erin dachte schon, er hätte sie vergessen. „Hm, Erik war in seinem frührern Leben ein großer Magier. Wäre möglich, dass er seine Magie etwas erweitert hat!“, überlegte er laut. „Indem er nun Schusswaffen herbeizaubert, statt Kaninchen, oder was?“, fragte Erin schnippisch. Daroga lachte und wurde dann wieder ernst. „So wie es aussieht, haben Sie mehr, als nur die Instinkte und die Stärke des Wolfes in sich!“, sagte er und Erin grummelte vor sich hin. „Na das weiss ich auch!“ „Wie wollen Sie jetzt vorgehen?“, nahm er den Faden wieder auf und Erin war es nun, die überlegte. „Ich werde mich erstmla umsehen. Schon als ich diesen Club betrat, spürte ich etwas, was mir ganz und gar nicht gefiel!“, sagte sie nachdenklich und schaute aus dem Fenster. Draußen herrschte absolute Dunkelheit und Erin fröstelte etwas, als sie daran denken musste, was sie im Club verspürt hatte. „Und was wars?“, fragte ihr alter Freund und Erin schüttelte den Kopf. Wenn sie ehrlich sein sollte, wusste sie es selber nicht, aber es war da und genau wie in der Pariser Oper damals, musste sie es aufhalten. Denn ansonsten würde es eine Katastrophe geben. „Keine Ahnung…aber ich werde das noch rauskriegen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)