Aphrodites Rätsel von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: Aqua fons vitae est ------------------------------ -8- "Aqua fons vitae est" - "Das Wasser ist die Quelle des Lebens" Die Tage vergingen wie das im Winde fliegende Herbstlaub. Es wurde kälter und die Bäume färbten sich orange und gelb. Parthenas Alpträume wurden seltener, was ihrer Seele sehr gut tat. Nicht ganz unbeteiligt daran war zweifellos Manos, der von nun an jeden Abend bis zum frühen Morgen in ihrem Schlafgemach verbrachte um ihr Gesellschaft zu leisten. Anfangs saß er noch auf dem Stuhl neben ihr, doch die Tage danach sah man ihm die Müdigkeit, die er sich um keinen Preis anmerken lassen wollte, an. Daher beschloss Parthena, ihm einen Schlafplatz vor ihrem Bett einrichten zu lassen. So kam er zu Schlaf und sie war nicht allein. Und als Frevel konnte man das auch nicht bezeichnen, denn sie schliefen schließlich in getrennten Betten. Damit war ihr Gewissen rein. Wenn auch der Schlafplatz nicht nur des Rufes wegen errichtet worden war. Parthena hatte noch einen anderen Grund, von dem sie niemanden erzählte. Sie konnte Manos nicht mehr nah sein. Dann wurde sie nervös und hibbelig. Ihre Wangen erhitzten sich und sie konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. Ihn, wie in der einen Nacht, in ihrem Bett schlafen zu lassen, würde sie daher durch eine Überdosis an Adrenalin und Nervosität zweifelsohne um den wohlverdienten Schlaf bringen. Trotz ihres Gemütszustandes gegenüber Manos, traf sich die Blonde nun häufiger mit dem Mann, mit dem sie sich als Letztes verabredet hatte und der ihr derart sympatisch aufgefallen war. Sein Name war Narzissos. Sie plauderten gut und viel und langsam lernte sie ihn richtig kennen. Er erwies sich durchaus als guter Freund, auch wenn es mit der Liebe wohl eher nichts werden würde. Obwohl Parthena noch nie jemanden geliebt hatte, sagte ihr Herz ihr, dass Liebe nicht so war, wie sie mit Narzissos umging. Es war nur Freundschaft. Nicht mehr und nicht weniger. An einem schönen Herbsttag beschloss Parthena einen ausführlichen Badetag zu machen. Sie ging also durch ihr Haus und suchte ihre Sklavinnen. Doch sie fand nur Manos, der ihr in einem der Gänge über den Weg lief. „Manos.“, sprach sie überrascht aus, als sie fast gegen seine breite Brust prallte. „Gut, dass ich dich treffe. Sag, hast du die Mädchen gesehen? Ich kann sie nirgends finden.“ „Aber sie haben doch heute ihren freien Tag.“, erwiderte Manos verwundert, nachdem er sich zur Begrüßung ehrfürchtig vor ihr verbeugt hatte. Parthena hatte, nachdem sie von Claudius den Wunsch angenommen hatte einen freien Tag im Monat zu bekommen, all ihren Sklaven dieses Recht eingeräumt. „Was denn, alle zur gleichen Zeit?“, fragte sie verdutzt. „Aber ja. Außer mir ist niemand hier.“, klärte Manos sie aus. Er war der Einzige, dem Parthena dieses Recht zwar angeboten, der es jedoch abgelehnt hatte mit den Worten: „Hier ist mein Zuhause. Was soll ich denn an einem freien Tag machen? Ich wüsste doch gar nicht, wo ich hingehen sollte.“ Parthena hatte diese Antwort akzeptiert, wenn auch nicht verstanden. Sie kannte in Athen so viele Orte, wo sie gerne einen ganzen Tag lang hingehen würde. Dass jemand dieses Interesse nicht teilte, war ihr vollkommen unerklärlich. Noch immer überrumpelt von der Tatsache, dass sie heute mit Manos allein war, stand sie vor ihm. Die Sekunden zogen sich endlos in die Länge, während die beiden unschlüssig voreinander standen. Parthena, weil sie nicht wusste, wie sie ihren Tag nun regeln sollte und Manos, da er nicht wusste, ob er Befehle entgegen nehmen sollte oder gehen konnte. Stille zog in das riesige Haus ein. Parthenas Herz schlug wieder schneller, doch schalt sich und sagte zu sich, sie solle nun einen kühlen Kopf bewahren. Was also mit dem angefangenen Tag anfangen? Musste die Blonde auf ihren Badetag verzichten? Hmm... musste sie? Warum eigentlich? Ihr kam eine Idee und ließ sie innerlich ein wenig teuflisch grinsen. Warum sich um den entspannten Tag bringen lassen? Sie konnte ja trotzdem baden gehen... und so gleich testen, ob der junge Mann wirklich in sie verliebt war, wie sie vermutete. Und wie weit er für sie gehen würde... Sich ein Grinsen krampfhaft verkneifend, sah sie Manos wieder in die Augen. „Das ist schade.“, begann Parthena ihre Idee mit wehleidiger Stimme in die Tat umzusetzen. „Ich wollte eigentlich gerade in das große Bad gehen und mich einseifen lassen.“ Sie seufzte theatralisch. „Aber wenn keine der Sklavinnen da ist, werde ich das wohl nicht können...".. sie ließ eine Kunstpause, weitete dann gespielt die Augen als hätte sie plötzlich einen Einfall und fuhr fort: "..oder, warte ich habe eine Idee. Sag, würde es dir was ausmachen, mich zu begleiten? Ich weiß, es ist eigentlich nicht dein Aufgabengebiet, aber...“ Parthena machte eine weitere Kunstpause und schielte auf die Reaktion ihres Gegenübers. Ein Hauch Rosa legte sich auf seine Wangen, aber er ließ sich nichts anmerken. Als wäre es die normalste Sache der Welt mit seiner Herrin baden zu gehen, verbeugte er sich und antwortete: „Natürlich tue ich das, Herrin. Alles, was Ihr verlangt.“ »Perfekt!«, dachte die junge Frau belustigt. „Das ist schön. Dann komme ich heute doch noch dazu zu baden!“, sagte sie erfreut,„Dann folge mir. Ich werde jetzt gleich gehen." Sogleich begaben sie sich in das große Bad. Das ganze Bad hatte ein rundes Becken, in dem die Tiefe variierte. Eine kleine Insel voller Blumen und tropisch anmutenden Pflanzen bildete den Mittelpunkt dieses Beckens. Ein versteinerter Faun blickte scheu zwischen den Büschen hindurch, während auf der anderen Seite eine leblose Nymphe ganz danach aussah, als würde sie gleich ins Wasser springen wollen. Alle Wände, die Decke und die Bodenfließen waren aus grünem Marmor, ebenso die Säulen, die das ganze Bild abrundeten. Irgendwo plätscherte Wasser in einem Springbrunnen. Es duftete nach Zitrone und Flieder. Parthena, die nur ein dünnes Tuch gehüllt war, atmete entspannt diesen Geruch ein. Ihre langen Haare steckte sie mit einer Nadel nach oben, damit sie nicht nass wurden. Dann löste sie die Knoten, die das Tuch um ihren Körper hielten und ließ den Stoff verführerisch auf den Boden gleiten. Sie war es gewohnt so zu handeln. Man badete nackt. Das war so und daran wurde nicht gerüttelt. Es war eigentlich selbstverständlich für sie nackt zu baden. Schließlich war sie sonst ausschließlich von Sklavinnen umgeben, da sah jeder Körper gleich aus. Und nur mit einem männlichen Sklaven in einem Bad zu sein hatte seinen ganz eigenen Reiz. Doch immerhin befand sich hinter ihr ein Abbild der holden Venus und die trug ebenfalls kein einziges Stück Stoff am Körper. So machte sie sich also keine Sorgen, dass es ihr vielleicht peinlich sein müsste, denn Manos konnte sich auch gut diese Aphrodite ansehen und nicht sie. Zumal sie sich auch nicht zu schämen brauchte. Sie wusste, dass sie gut aussah. Auch wenn es in ihrem Inneren ab und zu hässlich hin und her ging, sie sich ängstigte oder wütend auf etwas war - Ihre äußere Schöhnheit war etwas, worauf sie immer tolz sein konnte. Natürlich hätte die Blonde es nie gewagt sich mit der holden Aphrodite zu vergleichen, doch sie sah auch weniger der Medusa ähnlich. Parthena war eben zufrieden mit ihrem Körper und das war einiges wert. Vorsichtig ließ sie einen Fuß ins angenehm kühle Wasser gleiten, woraufhin gleich der andere Fuß folgte. Ohne auf Manos zu achten, da sie davon ausging, dass er ihr folgte, lief Parthena weiter hinein und das Wasser stieg immer höher an ihrem Körper empor. Als sie schließlich an der Insel angekommen war, ging ihr das Wasser bis leicht über den Bauchnabel. Sie stützte ihre Ellenbogen auf dem gefliesten Rand der Insel ab, kreuzte die Arme und umfasste mit den Händen ihre Schultern. Dann blickte sie über ihre Schulter hinter sich, um zu sehen, was Manos trieb. Er stand unschlüssig da und wusste nicht, was er tun sollte. Es schien ihm seltsam, ebenfalls ins Wasser zu gehen. „Nun komm schon.“, forderte Parthena ihn auf, „Worauf wartest du?“ Manos stieg nun ebenfalls ins Wasser, behielt das Stofftuch, dass er um die Hüfte gebunden trug wie alle männlichen Sklaven und das ihm bis zu den Knien ging, jedoch an. Leise plätscherte das Wasser um ihn herum, als er sich der zierlichen Gestalt seiner Herrin näherte. „Wasch mir den Rücken.“, wies ihn die Blonde an. Der junge Mann, der einen Schwamm mitgenommen hatte, tauchte diesen nun ins Wasser, damit er sich voll saugte. Dann führte er den Schwamm in kreisenden Bewegungen über den Rücken seiner Herrin. Er spürte, wie sie sich immer weiter entspannte. Manos musste sich zusammenreißen, damit nicht jeden Augenblick alles mit ihm durchging. Die Blonde war, obwohl er nur ihren Rücken sah, so verführerisch, dass sein Gesicht rot anlief und sein Herz vor Aufregung schneller schlug. Als er das Gefühl hatte, ihr Rücken sei nun sauber, legte er den Schwamm neben sie auf den Rand der Insel. Er beugte sich zu ihrem Ohr vor und sagte leise: „Ihr seid ein wenig verspannt, Herrin. Soll ich Euch massieren?“ Manos wusste selbst nicht, was ihn zu der Idee getrieben hatte, doch Parthena schien keine Einwände zu haben. Sie blickte ihn über die Schulter hinweg an, lächelte und stimmte dem Vorschlag zu. Nun ihre bloße Haut unter seinen Händen zu spüren, machte den jungen Mann noch nervöser. Er musste sich zusammenreißen um nicht ausfällig zu werden und sinen Stand völlig zu vergessen. Parthena, die diese sanften Berührungen sehr genoss, lächelte in sich hinein. Oh ja, was sie da gerade tat, testete ihren Sklaven sehr. Ein aufgeregtes Kribbeln schoss durch ihren Magen. Immerhin war er ihr Sklave und als solcher durfte er sich nicht an ihr vergreifen. Das war ihr durchaus bewusst und es gefiel ihr. Wie weit musste sie gehen, dass er es doch tun würde? Wie weit musste sie ihn reizen? Kurz stutzte sie selbst über ihre Gedanken. Was tat sie da gerade eigentlich? War sie von allen guten Geistern verlassen? Sich hier von einem männlichen Sklaven massieren zu lassen? Gut, es würde niemand erfahren, denn außer ihnen war niemand da... Außerdem, so beruhigte sie sich nach der ersten Schrecksekunde wieder, hatte sie ja schon zuvor festgestellt, dass er mittlerweile viel mehr für sie war als ein Sklave... auch wenn sie noch nicht genau wusste, WAS genau er eigentlich für sie war... es blieb ihr ein Rätsel... Und da war ja noch der Kuss, den sie- „Ah! Ah, Manos! Nicht so fest!“, keuchte sie erschrocken auf. Der Sklave hatte eben um Einiges stärker zugedrückt als zuvor. „Verzeiht, Herrin. Aber Ihr hattet da einen Knoten.“, antwortete der Schwarzhaarige nüchtern. Parthena antwortete nichts darauf. Wo war sie gerade gewesen? Ach richtig, bei dem Kuss.... Würde sie wirklich soweit gehen? Heute? Sie fühlte, dass sie wirklich neugierig war, wenn es um Manos ging. Er übte so eine spezielle Anziehungskraft auf sie aus, die sie sich nicht erklären konnte. Etwas an ihm faszinierte sie. Die Blonde wusste nicht was es war, aber wenn sie sich vorstellte, dass er sich in sie verliebt haben könnte, wurde ihr ganz warm. Und wenn sie sich dann noch ausmalte, wie es wohl wäre ihn zu küssen, dann flatterte ihr Herz so sehr wie ein kleiner Vogel, der unbedingt aus seinem engen Käfig befreit werden wollte. Was war nur los? War das etwa Liebe? Konnte es sein, dass sie nicht nur ahnte, dass er sie mehr als nur mochte, sondern dass es auch in ihr selbst so aussah? Je länger Parthena darüber nachdachte, desto aufgeregter wurde sie und am Ende konnte sie sich denken, dass sie es sich wohl nie trauen würde ihn zu küssen, wenn sie jetzt noch länger wartete! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)