Aphrodites Rätsel von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Amantes amentes -------------------------- "Amantes amentes" - "Liebende sind Verrückte" Parthena, die am nächsten Tag erneut einen Freier traf, mittlerweile bestimmt der zwanzigste, verlangte nur von Claudius sie zu begleiten. Manos wurde befohlen im Haus zu bleiben. Sie war zutiefst verletzt, schließlich hatte ihr eigener Sklave sie elendig warten lassen ohne ihr überhaupt einen Grund dafür zu nennen. Ihr Vertrauen zu ihm war zerbrochen und sie wusste nicht, ob sie in der Lage ihm je wieder Vertrauen entgegen zu bringen. Ab und zu dachte sie bei sich, dass sie vielleicht ein wenig überreagierte, doch dann schüttelte sie energisch den Kopf. Ihr bester Sklave hatte es gewagt ohne eine Nachricht zu verschwinden, was in Athen zu der Zeit auch schon mal mit dem Tod bestraft wurde. Des weiteren hatte er sogar am Ende noch die Antwort verweigert und Parthena fand, dass ihre Reaktion milder ausfiel als üblich und Manos sich glücklich schätzen konnte so glimpflich davon gekommen zu sein. Es tat ihr in der Seele weh, dass er sie dermaßen hintergangen hatte. Hätte sie den Grund für sein Verschwinden gekannt, hätte die Sache sicherlich ein wenig anders ausgesehen, doch den kannte sie nun einmal nicht. Selbst Claudius, den sie mit Fragen löcherte, gab vor nichts davon zu wissen. Frustriert sah die junge Frau also dem Treffen mit dem Unbekannten entgegen und während sie mit ihm zu Mittag aß, konnte sie sich nur schwer auf die Gesprächsthemen konzentrieren. Es beschäftigte sie einfach zu sehr, was Manos nur getrieben hatte. Doch auf einmal weckte ihr Gegenüber ihre Neugierde. Er fing gerade an über andere Reiche herzuziehen und ließ wie nebensächlich in das Gespräch einfließen, dass einer von ihnen nun plötzlich geläutert schien und sich an Spendenaktionen und anderen tugendhaften Tätigkeiten beteiligte wie nie zuvor. Es handelte sich dabei um keinen Geringeren als eben jenen Mann, der vor einigen Tagen das Sommerdomizil niederbrennen und ihre Sklaven ermorden ließ. Scheinbar über Nacht war er von einem grausamen Menschen zu einer wahrhaften Segnung der Götter geworden, munkelte man. Parthena konnte nicht glauben, dass dieser Mann sich so schnell ändern konnte. Sie grübelte also mit dem Freier, der das ebenfalls nicht glaubte, darüber nach, was wohl dahinter stecken mochte. Doch alles was dabei herauskam waren leere Theorien ohne Beweise. Immer noch verblüfft verließ die junge Frau das Haus des Verehrers. Sie hatte ihm noch keine genauere Antwort geben können, doch sie dachte bei sich ihn in die engere Wahl zu ziehen, da er sie anscheinend als gleichberechtigte Person wahrnahm und die beiden sich wirklich gut unterhalten hatten. Auf dem Rückweg überlegte sie noch immer, ob sie dem Gerücht über die plötzliche Besserung wirklich Glauben schenken sollte. In ihrem Haus sprach sie mit ihren Sklavinnen darüber, die ihr beim umkleiden halfen. Mit wem hätte sie auch sonst darüber reden sollen? Es gab mittlerweile niemanden mehr, dem sie näher war, den sie besser kannte und der sie besser kannte, als ihre Sklaven. Allgemeine Verblüffung war die Reaktion. Die Frauen wunderten sich, was diesen plötzlichen Wandel ausgelöst hatte. Doch im allgemeinen wurde das Gespräch erheiternd, denn man freute sich einen Schrecken weniger zu haben. Es wurde inbrünstig zu den Göttern gebetet, dass diese seltsame Verwandlung ewig anhalten mochte und auch weitere bösherzige Menschen davon getroffen wurden. Am Nachmittag begab sich Parthena auf den Markt. Für gewöhnlich ließ sie ihre Sklaven einkaufen, doch sie verspürte Lust das heute selbst zu tun. Besänftigt durch die gute Nachricht nahm sie nicht nur Claudius sondern auch Manos mit. Sie beschloss zu Fuß zu gehen, was unüblich war, aber sie war so oder so nicht so wie andere Reiche. Immerhin war keiner von denen mit seinen Sklaven befreundet oder wäre auch nur auf die Idee gekommen mal nicht die Sänfte zu nehmen. Schweigend gingen die drei ins Stadtzentrum hinein. Sie liefen durch die staubigen Gassen und Parthena war froh, dass sie wenigstens ihren Fächer mit sich trug. Es war, wie immer im Hochsommer, fürchterlich heiß und stickig. Was hatte sie sich nur dabei gedacht zu Fuß zu gehen? Nie wieder würde sie sich auf so eine plötzliche Eingebung verlassen! Ihre Füße taten ihr schon weh, was wohl daran lag, dass sie für gewöhnlich nicht solch lange Strecken zurück legte. Und den Gestank auszuhalten war auch eine Prüfung für sich. Seufzend lief sie mit den beiden Sklaven, die solche Gänge gewohnt waren zum Markt. Dort kaufte sie das Nötigste zusammen und machte sich dann wieder auf den Heimweg. Die beiden Männer trugen das Essen, wie es sich für Sklaven gehörte. Obwohl Parthena nicht jammerte, dafür war sie zu stolz, musste sie sich doch eingestehen, dass eine solche Distanz kein leichter Weg war, vor allem bei dieser Hitze und dem fürchterlichen Gestank. Augenblicklich empfand sie tiefe Bewunderung zu ihren beiden Leibwächtern, die brav immer neben ihrer Sänfte her liefen und dabei Gestank und Hitze weniger verdrängen konnten als die junge Frau in ihrem Gefährt. Und trotzdem hatte sie nie gehört, dass die beiden sich je beschwert hatten. Sie leisteten wirklich viel. So vor sich hin sinnend bemerkte Parthena nicht, dass bereits Wolken den Himmel bedeckten und ein Gewitter begann. Sie kehrte erst wieder in die Realität zurück, als ihr auffiel, dass ihr Gesicht nass wurde. Und ohne, dass sie etwas gesagt oder getan hatte, gab Manos seine Last an Claudius ab und hob seine Herrin hoch. „Verzeiht Herrin, aber so sind wir schneller.“, erklärte er und begann zu rennen. Er wusste, dass es nicht mehr weit bis zu ihrem Haus war und er wollte keinesfalls, dass sie nass wurde und sich dadurch am Ende vielleicht sogar erkältete. Claudius rannte mit den Lebensmitteln neben ihnen her. Keine zehn Tropfen hatten die Blonde getroffen, da war sie auch schon in ihrem Haus angekommen und Manos setzte sie in ihren Gemächern ab, damit sie von den Sklavinnen umgezogen wurde. Er wollte um keinen Preis eine Erkältung der jungen Frau riskieren, auch wenn sie kaum vom Regen getroffen wurde. Parthena fand er übertrieb ein wenig, aber sie konnte nicht leugnen, dass er seine Arbeit wirklich gut machte. Vielleicht, so dachte sie, strengt er sich jetzt besonders stark an, um sich wieder gut zustellen. Doch was er eigentlich getrieben hatte, hatte er noch nicht gesagt. Die junge Frau schüttelte den Kopf. Sie würde ihn bald zur Rede stellen. Fertig umgezogen ging sie hinunter und ließ sich das Abendessen auftragen. Sie verspürte keine große Lust den Tag unnötig in die Länge zu ziehen, daher aß sie schon so früh am Abend. Gleich darauf begab sie sich zu Bett. Kaum war sie eingeschlafen, dauerte es jedoch nicht lange, dass sie ein Alptraum ereilte. Sie stand wieder vor dem brennenden Haus. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft und aus den Flammen kam ein übergroßer Mann heraus gewankt, der ein blutiges Schwert in der Hand hielt und sie mit glutroten Augen ansah. Schreiend schreckte Parthena aus dem Alptraum auf. Ihre Atmung ging schnell und unregelmäßig und sie musste sich erst einmal klar werden, wo sie war. Dann erinnerte sie sich an den Traum. An das Feuer, die Leichen, den schrecklichen Mann. Tränen traten in ihre Augen während ihr Herz noch immer laut und viel zu schnell pochte. Weinend stand sie auf. Sie konnte nicht länger allein in diesem dunklen Zimmer bleiben. Sie fühlte sich so schutzlos. Zitternd nahm sie sich ein Tuch, warf es sich über und ging hinüber zur Tür. Die junge Frau öffnete und blickte vor sich in den durch Fackeln erleuchteten Flur. Manos stand ihr gegenüber. Leicht zuckte Parthena zusammen, als sie ihn sah. Sie hatte nicht damit gerechnet zu dieser Stunde noch jemanden anzutreffen. „Manos? Was machst du hier?“, fragte sie verwirrt. Der Sklave verneigte sich. „Ich halte Wache, Herrin.“, antwortete er mit seiner tiefen ruhigen Stimme. „Du hältst Wache? Warum? Bin ich etwa in Gefahr?“, wollte Parthena ängstlich wissen und sofort spielte sich in ihrem Kopf das ganze Szenario des Traumes erneut ab. Manos’ Wangen verfärbten sich dunkel. „Nein, nicht direkt, ich... ich wollte nur sicher gehen, dass Euch nichts zustößt.“ Unsicher entgegnete Parthena: „Aber was soll mir denn zustoßen?“ „Man kann nie wissen, Herrin... Aber was ist mit Euch? Warum seid Ihr wach? Braucht Ihr etwas?“ „Nein, ich... ich...“ Einige Tränen rannen über ihr Gesicht und sie hasste sich selbst dafür. Das war einfach peinlich! „Herrin, was ist passiert?“ „Nichts, ich...“, sie holte tief Luft, „Ich hatte einen schlechten Traum. Ich habe vom Sommerhaus geträumt. Wie es gebrannt hat. Und ein schrecklicher Mann kam aus dem Feuer auf mich zu. Und da brauchte ich jetzt einfach... Licht. Und Gesellschaft.“ „Herrin, wenn es irgendetwas gibt, womit ich Euch helfen kann, dann lasst es mich wissen.“ Ergeben neigte Manos sein Haupt. Parthenas Innerstes wurde wieder ein wenig wärmer, als er dies sagte. Er würde wohl wirklich alles für sie tun... Aber das, was sie gerade wirklich brauchen würde, konnte sie nicht von ihm verlangen. Es war unüblich und unehrenhaft. Doch sie sehnte sich danach. Nachdenklich sah sie ihn an. Manos wartete geduldig und beobachtete ihre Reaktion. Die junge Frau überlegte und seufzte. „Nein, es... es gibt nichts, was du tun kannst, danke dir.“, sagte sie zögernd und drehte sich um um wieder in ihre Gemächer zu gehen. Drinnen war es dunkel und sie hatte Angst, aber es war besser als von Manos das zu verlangen, was sie jetzt gerade haben wollte. Eine letzte Träne entwich ihrem Augenwinkel bevor sie erneut in den Schlaf fiel. Der nächste Tag begann ruhig und Parthena hatte den Vorfall schon fast vergessen. Dennoch war sie tief davon beeindruckt, was ihre beiden Lieblingssklaven alles für sie tun würden. Es erfüllte sie mit Stolz und tiefer Zuneigung. Daher fasste sie den Entschluss die beiden für ihr Engagement zu entlohnen. Nachdem sie fertig war mit umziehen, ging sie hinunter in die große freundliche Halle, die der Stolz ihres Hauses war. Überall hingen rote schwere Vorhänge und die Säulen waren mit echtem Efeu umrankt. Skulpturen von Nymphen und Göttern zierten die Wände. Gemütlich setzte sich Parthena auf eines der Kissen und ließ nach ihren Leibwächtern rufen. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, wie sie nun mit Manos umgehen wollte, was das Geheimnis um sein verschwinden vor einigen tagen betraf. Immerhin war er wirklich ein guter Leibwächter und Claudius und er gaben wirklich alles um ihre Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit Parthenas zu erfüllen. Die beiden Sklaven kamen hinein und hockten sich ehrfürchtig vor ihre Herrin. Diese sah von einem zum anderen und schmunzelte. Oh ja, sie hatte wirklich sehr gehorsame Sklaven und das ohne jemals mit Strafen oder ähnlichem als Druckmittel gedroht zu haben. „Claudius“, sagte sie mit warmer Stimme, „Erhebe dich.“ Der junge Mann tat wie ihm geheißen. „Du hast mir stets treu gedient. Alles was ich verlangte tatest du ohne nachzufragen und zu meiner vollsten Zufriedenheit führtest du meine Aufgaben aus. Daher schenke ich dir zum Dank einen freien Wunsch. Du hast bis morgen Abend Zeit dich zu entscheiden, was du dir wünschen möchtest. Egal was es ist, ich werde dir jeden Wunsch erfüllen.“ Die Augen ihres Leibwächters weiteten sich ungläubig und Parthena glaubte ein begeistertes Strahlen in ihnen zu sehen. „Du darfst gehen.“, sagte sie lächelnd und sah ihm hinterher, wie er, unsicher, da er nicht wusste, ob er glauben sollte, was gerade geschehen war, aus der großen Halle ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)