Ghost Whisper von Laniechan ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- „Könntest du vielleicht bitte damit aufhören mich zu verfolgen?“ Ich war völlig entnervt. Kojima San folgte mir nun schon, seitdem ich das Schulgelände verlassen hatte. „Ich passe doch nur auf, damit dir auf deinem Nachhauseweg nichts passiert“, säuselte er ganz unschuldig in mein Ohr. Pah, als ob ich dem über den Weg trauen würde! „Jetzt tu doch nicht so, als ob du dir Sorgen um mich machen würdest! Du suchst doch nur nach der nächstbesten Gelegenheit, um dich an mich ranzumachen.“ Zum Glück war ich fast zu Hause, denn dorthin konnte er mir nicht folgen, ich wusste zwar nicht warum, aber ich war sehr froh darüber. So hatte ich wenigstens am Abend meine Ruhe vor ihm und konnte ungestört mit Souchan Mathe lernen. Soujiro gab mir ein wenig Nachhilfe, da ich in diesem Fach leider eine echte Niete war. „Hallo! Yuusuke!“ von Weitem sah ich Kyousuke Kun winken. Sofort verzogen sich die Lippen meines unsichtbaren Begleiters zu einem verächtlichen Lächeln. Kyousuke Aizawa war einer der wenigen Menschen, die er noch nicht verjagt hatte. Das Problem mit Kojima San war nämlich, dass er mit aller Macht versuchte meine Freunde von mir fernzuhalten. Erst vor Kurzem hatte er Hayato Kun einen fiesen Streich gespielt, zugegebenermaßen noch relativ harmlos, aber es hätte auch schlimmer ausgehen können. Er hatte ihm Reißzwecken in die Schuhe getan, aber glücklicherweise hat Hayato es noch rechtzeitig bemerkt. Seitdem denkt er darüber nach, wer etwas gegen ihn haben könnte. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass dieses das Werk eines Geistes war, der eigentlich mich ärgern wollte. „Lernst du heute wieder mit Soujiro, kleiner Yuusuke?“ „Nenn mich nicht klein! Ich wachse noch und ja ich lerne heute noch mit Souchan. Wir schreiben doch am Montag einen Mathetest und ich hab keine Lust schon wieder durchzufallen…“ „Er hat aber Recht, du bist wirklich klein…“, mischte sich Kojima San wieder mal ungefragt in unser Gespräch ein. „Halt bloß die Klappe, du blöder Geist“, zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „das geht dich gar nichts an“ „Na, dann wünsche ich dir noch viel Spaß beim Lernen“, sagte Kyousuke und verschwand um die nächste Ecke. „Den mag ich nicht, der schaut dich komisch an“, fing Kojima an zu meckern. „Wer, Kyousuke Kun? Du hast sie ja nicht mehr alle, ist ja nicht jeder so drauf wie du. Was mischt du dich eigentlich immer in meine Gespräche ein? Das ist voll peinlich, wenn ich dir antworte, denken die Anderen ich führe Selbstgespräche.“ Ich wusste echt nicht mehr, was ich noch tun sollte. Er sprach mich immer im ungünstigsten Augenblick an und trieb mich zur Weißglut. Ich war von Natur aus mit einem hitzigen Temperament gestraft, das in solchen Momenten mit mir durchging. Der Einzige, der dann wie der letzte Depp dastand, der war ja wohl ich! „Nicht schmollen Kleiner! Aber immerhin ist der mir noch lieber als mein Bruderherz. Der bekommt ja nicht mal mit, dass du ihn anhimmelst, dabei ist es offensichtlich, dass du total in ihn verschossen bist. Aber eigentlich kann ich mich ja glücklich schätzen, dass er so schwer von Begriff ist - am Ende steht er noch auf dich… “, grummelte Kojima San vor sich hin. „Wehe du sagst ein Sterbenswörtchen zu ihm, dann bring ich dich um! Oh...sorry! Aber mal ganz ehrlich, als ob Sou auf mich stehen würde, das passiert in einhundert Jahren nicht!“ Ich war ehrlich überzeugt von meiner Aussage und konnte nicht verstehen, wie Kojima San immer wieder auf solche Gedanken kam. „Wenn du meinst“, sichtlich niedergeschlagen verschwand Kojima San. Das war auch so eine Eigenart von ihm, sobald die Sprache auf dieses Thema kam, ging er und jedes Mal hatte ich ein schlechtes Gewissen deswegen. Verflixter Kojima! Am Abend lernte ich noch mit Souchan, allerdings war er mal wieder kurz vorm Verzweifeln, weil ich nur Bahnhof verstand. „Vielleicht sollten wir es für heute lassen, es ist ja auch schon spät. Willst du heute bei mir pennen? Dann musst du nicht mehr raus in den Regen, meine Eltern sind eh nicht da.“ „Hmm, ja klar, dann sag ich nur schnell zu Hause Bescheid, dass ich hier übernachte“, sagte er und ging nach unten zum Telefon. In der Zwischenzeit rollte ich seinen Futon neben meinem Bett aus. Ich hatte immer einen da, falls Besuch kam, da wir kein Gästezimmer hatten. „Du, sag mal Souchan: Was würdest du machen, wenn z.B. ein Mädchen immerzu an dir klebt und du sie nicht mehr loswerden würdest, du aber gar nichts von ihr willst?!“, fragte ich ihn, als er wieder oben war und wir es uns in unseren Betten gemütlich gemacht hatten. „Ein Mädchen? Kommt drauf an, wie hübsch sie ist! Nein, Spaß beiseite, ich würde ihr sagen, dass ich nichts für sie empfinde und dabei versuchen ihr Herz nicht zu brechen. Wieso fragst du? Interessiert sich ein Mädchen für dich? Kenne ich sie?“, antwortete Sou ganz ernsthaft auf meine Frage. „War nur so eine Frage. Und was ist, wenn das nicht geklappt hat?“, ich war kurz vorm Einschlafen und hörte nur noch mit halben Ohr, was Sou mir darauf antwortete..Allerdings war ich mir nicht sicher, ob das nicht schon in meinen Träumen war. „Wenn sich wirklich ein Mädchen für dich interessiert, dann verscheuch' ich sie schon…“ Als Yuusuke eingeschlafen war, schaute Soujiro, ob er auch wirklich tief und fest schlief. „Schlaf gut, Kleiner. Ich lasse nicht zu, dass dich ein Mädchen oder irgendjemand Anderes bekommt“ und küsste ihn ganz sanft auf den Mund. Am nächsten Morgen erwachte ich wieder mit frischer Energie. Sou schlief noch und ich hatte es auch noch nicht so eilig aus dem Bett zu kommen. Immerhin war endlich Wochenende und ich wusste auch schon ganz genau, was ich heute mit Sou machen würde. „Sou, bist du schon wach?“, fragte ich ihn ganz leise und beugte mich über die Bettkante zu ihm nach unten. Auf einmal wurde ich gepackt und heruntergezogen und landete mit voller Wucht auf Souchan. „Aua, das tat weh! Hast du dir auch nicht wehgetan? Ich bin voll auf dir drauf gelandet!“ Ich war plötzlich in Sorge, dass er sich verletzt haben könnte. Aber ich hörte ein ersticktes Stöhnen unter mir, anscheinend ging es ihm gut. „Sag mal spinnst du? Das kannst du doch nicht am frühen Morgen mit mir machen. Du bist selbst Schuld, wenn du dir wehgetan hast. Von mir bekommst du jedenfalls kein Mitleid!“, plusterte ich mich auf. Doch die Decke unter mir fing nur an zu beben. Sou lachte mich doch tatsächlich aus. Der Schuft! Da macht man sich Sorgen um ihn und er lacht einen aus. „Reg dich wieder ab! War nur ein Scherz, aber dein Gesicht ist einfach zu köstlich“ grinste er mich an und mein Ärger war wie immer kurz darauf weggeblasen. „Wollen wir heute auf den Jahrmarkt? Und abends ins Kino? Oder hast du schon was Anderes vor?“, plapperte ich gut gelaunt drauf los und hoffte er hätte Zeit für mich. „Nein, ich habe noch nichts Anderes vor. Na, dann ab ins Bad mit dir. Ich mach in der Zwischenzeit Frühstück und gehe danach“, sagte er und ging pfeifend die Treppe hinab. Ich sah noch kurz seinem muskulösen Rücken hinterher und riss mich dann von dem verführerischen Anblick los. Während ich unter der Dusche stand hoffte ich, dass er nichts Blödes in unserer Küche anstellte. Eigentlich bezweifelte ich sogar, dass er überhaupt Kaffee kochen konnte. Plötzlich von Katastrophenszenarien heimgesucht, schnellte ich aus dem Bad in die Küche, mit nichts weiter als einem Handtuch bekleidet, und musste sehen, wie Recht ich doch hatte! Er hatte unsere schöne Küche in ein Schlachtfeld verwandelt. Ich glaubte, dass das Schwarze in der Pfanne Rührei sein sollte und der Kaffee sah verdächtig nach Wasser mit Farbe aus. „Ab ins Bad mit dir!“, herrschte ich ihn an, aber er starrte mich nur unverwandt an, bis ich bemerkte, dass mein Handtuch verrutscht war und einen einwandfreien Blick auf eine bestimmte Region freigab. Mit hochrotem Kopf rannte ich die Treppe hinauf, um mich schnell anzuziehen. Danach machte ich erst einmal ein wenig in der Küche sauber und bereitete ein anständiges Frühstück für uns zu. „Tut mir leid“, sagte Souchan, als er aus der Dusche kam. Mit den nassen Haaren und dem traurig hängendem Kopf sah er wie ein kleiner Welpe aus, der in eine Pfütze gefallen war. Bei dem Anblick konnte ich ihm gar nicht mehr böse sein und brummte nur ein „Setz dich.“ Danach verbrachten wir einen gemeinsamen Tag auf dem Rummel und ich fragte mich schon, wo Kojima San abgeblieben war. Nicht, dass ich ihn vermisste! „Yu, lass uns in die Geisterbude gehen, bitte “, bettelte Sou mich an, wie ein kleines Kind. „Muss das sein?“ Ich hatte ehrlich gesagt keine Lust in die Höhle des Löwen zu gehen. Denn wenn es einen Platz gab, an dem sich Kojima San aufhielt, dann war es ja wohl das Gruselkabinett. „Na gut, aber danach musst du mit mir Achterbahn fahren“, sagte ich, wohl wissend, dass Souchan diese überhaupt nicht mochte. Als wir im Kabinett waren, war ich ein wenig enttäuscht. Ich hatte mir das Ganze ein wenig spektakulärer vorgestellt. Da waren ein paar Skelette, ein paar Bettlaken, die wohl Geister darstellen sollte. Oh Mann, wie unrealistisch! Und alles war mit Blut, Spinnweben und Krabbeltieren überzogen. Ich ging völlig gelangweilt an ihnen vorbei und entdeckte plötzlich eine Holztür in einer Nische. Da ich von Natur aus neugierig bin, konnte ich nichts dagegen tun. Ich musste wissen, was hinter dieser Tür im Verborgenen lag! „Sou, ich hab hier was Interessantes entdeckt, kommst du mit?“, fragte ich, aber Sou war schon durch einen anderen Seitengang verschwunden. So war ich dann ganz allein in der Dunkelheit, aber ich wollte rauskriegen, was hinter dieser Tür war. Also öffnete ich sie vorsichtig und wurde von der Dunkelheit verschluckt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)