Sprich mit mir mein Liebling! von abgemeldet (ItaxSasu) ================================================================================ Kapitel 17: Und ich dachte es wäre vorbei! ------------------------------------------ So liebe Leute.. die Kapis werden immer länger und die FF neigt sich dem Ende zu^^ Nochmal vielen Dank für eure lieben Kommis und hier kommt das neue Kapi: Und ich dachte es wäre vorbei! ------Itachis Pov------ Einem endlosen Strudel gleichend dreht sich mein gesamtes Bewusstsein nur um diese eine Frage: Wie viel ist er dir wert? Sie hallt mir wie in einer Tropfsteinhöhle, in nie zum Stillstand kommen wollenden Wiederholungen, durch den Kopf. Doch so sehr ich mich auch anders entscheiden will, es gelingt mir nicht. In einem letzten Schließen meiner Augen hauche ich emotionslos: „Ich habe Sie meines Wissens nach in keinem Ton darum gebeten mir zu Leibe zu rücken!“ Beinahe sofort zeigen meine Worte Wirkung, denn mein immer noch grinsendes Gegenüber hebt beschwichtigend die Arme und weicht von mir zurück. Erneut gehe ich in mich. >Was ist er dir wert?< Meine im Laufe des Gesprächs erloschenen Sharingan blitzen wieder auf. >Was ist er dir wert?< „Alles!“ Zeitgleich dieser einen, dennoch unsagbar wichtigen Silbe schnelle ich nach vorne und platziere gezielt ein Kunai in seiner Brust. Beinahe sanft lächelnd schnellt mein Blick nach links und ich lasse, ja schon fast belustigt, von dem Schattendoppelgänger ab, der noch zuvor ein Gespräch mit mir führte. Dann, binnen von Sekunden, schlägt meine innere Ruhe in blanken Hass um. "Dieser elende Bastard!" Damit verpasse ich der Wand einen kleinen Knick in ihr Muster und versenke meine Faust fast einen halben Meter in ihr. Sie wurden also tatsächlich ermordet! Ich gehe unter Schwindel in die Knie. Ein bitterer Zug schleicht sich um meine Mundwinkel. Es würde mich momentan nicht einmal erschüttern, wenn Fugaku selbst die Fackel in der Hand gehalten hätte, um unser Haus anzuzünden! In einem Anfall von Melancholie besehe ich mir meine Hände. Damals war ich nicht stark genug und heute… Ein heftiges Schluchzen holt mich aus meinen Gedanken. Sasuke! Sofort fahre ich herum und stürze im nächsten Moment auch schon zu ihm. Verdammt, ich hätte mich nie so gehen lassen dürfen! Beinahe schon automatisch legen sich meine Arme um den kleinen Schwarzhaarigen und ich drücke ihn sanft an mich. "Shhhhh, ist ja gut, Sasu-chan, ich bin da und es passiert dir nichts!" Normalerweise kuschelt er sich daraufhin immer an mich, doch dieses Mal ist es anders. Beinahe schon panisch versucht er sich von mir loszureißen und rutscht, nachdem ich ihn mehr oder minder freiwillig losließ, ein Stück weit von mir weg. Verwirrt wandern meine Pupillen über das zitternde Bündel vor mir. "Sasuke? Was ist denn? Hab ich was falsch gemacht?" Völlig perplex sitze ich da und mustere ihn. Er schüttelt nur stumm das Köpfchen, beginnt haltlos und unter heftigen Schniefern wie Schluchzern etwas zu stammeln: "N…Nein… ich… i…ist… schon in Ordnung… ich… g…gehe zurück!" Wie ins Gesicht geschlagen fahre ich zusammen. "Wie bitte?" Meine Lippen haben diese Worte schon tonlos preisgegeben bevor mein Verstand sie überhaupt erfassen konnte. In stummem Entsetzen taxiere ich weiter den Dreizehnjährigen. Weiß er eigentlich was er da redet? Nein… weiß er eigentlich was er mir da antut! Mein Herz zerbricht in tausend Splitter und jeder davon schneidet mir unbarmherzig in die Brust. Wäre ich nicht so schrecklich vor den Kopf geschlagen, dann hätte ich vielleicht bemerkt, wie qualvoll Sasuke gerade nickt und was es ihn wohl kostet, so etwas von sich zu geben. Doch es ist mir momentan schlicht und ergreifend völlig egal! Verletzt und gekränkt sehe ich ihn mit einem Mal wütend an. "Und das sagst du jetzt? Nach all dem, ja?" Meine Lider schließen sich um Ruhe ringend, aber auch nun scheitere ich daran, meine Gefühle zu bändigen. Blind vor Zorn hole ich einmal heftig aus und verpasse Sasuke eine schallende Ohrfeige. "Ich will dich nicht mehr wieder sehen, komm mir nie wieder unter die Augen!" Mit jedem Wort, das ich ihm kalt entgegen werfe, baut sich ein unüberwindbarer Schutzwall um mein Herz auf. Wie konnte ich nur so schrecklich dumm sein? Ihm noch einen letzten verächtlichen Blick schenkend stürme ich aus dem Raum, vorbei an der Hokage, welche mich bis eben zu suchen schien, vorbei an Shisui, der mir noch etwas hinterher ruft und vorbei an Mika-san, die erst einmal gar nichts versteht. Ich habe es schon wieder getan! Mein Herz an einen Menschen gehängt, der mich im Endeffekt doch wieder verlässt! Zornig, aber auch genauso verzweifelt haste ich auf dem schnellsten Weg nach Hause und knalle meinen Bediensteten das offen gehaltene Eingangstor vor der Nase zu. Warum, warum, verdammt noch mal? Tränen steigen mir in die Augen, dann lächle ich bitter. In kalter Belustigung stelle ich fest, wie schwach Sasuke mich gemacht hat. Entschieden fahre ich mir einmal über das Gesicht. Hier herumzustehen und in Selbstmitleid zu zerfließen bringt mich auch kein Stück weiter! Meinetwegen soll er doch zurückgehen, mir ist es egal! Doch nicht einmal gedacht nehme ich mir diese Worte ab. Am Rande eines Zusammenbruchs stelle ich fest, wie sehr ich mich von ihm abhängig gemacht habe. Wie viel er mir bedeutet. Fugaku wird ihn umbringen! Was in aller Welt hat er sich dabei bloß gedacht? Wieder zieht sich die eiserne Mauer etwas enger zusammen, verbietet mir somit irgendetwas zu fühlen. Wenn er meint er muss zu seinem herzallerliebsten Vater zurückkehren, dann soll er das tun! Den Stich ignorierend, den mir dieser Gedanke einbringt, bewege ich mich auf die große Treppe in unserem Treppenhaus zu. Es wird Zeit wieder ein normales Leben zu führen, die Arbeit wartet schließlich! Gerade als ich mich endgültig dazu aufgerafft habe den Weg in die oberen Etagen anzutreten, räuspert sich höflich jemand hinter mir. Verwirrt blinzelnd drehe ich mich um und gebe meinem Butler mit einer energischen Handbewegung das Zeichen zum Sprechen. "Verzeihung, Uchiha-san, aber es befindet sich ein Herr in Ihrem Arbeitszimmer, der Sie gerne sprechen würde." Mir gequält die Schläfe reibend, erwidere ich: "Dann sagen Sie ihm, er solle ein andern Mal wieder kommen, ich habe heute keinen Nerv für lange Kundengespräche!" Damit ist diese Konversation für mich beendet und ich will mich unter aufwallenden Kopfschmerzen, viel mehr noch dem schon folternden Stechen meines Herzens, nach oben begeben, als ich, etwas weiter rechts, eine sonore Männerstimme vernehme: "Aber, aber, lieber Schwiegersohn, deine Angestellten können doch nun wirklich nichts für deine schlechte Laune!" ------Sasukes Pov------ Warum erlöst mich nicht endlich jemand? Ich will sterben! Gepeinigt halte ich mir die geschlagene Wange. Warum? Warum musste ich damals nur weglaufen und Itachi in die Arme? Es hat uns beiden doch nur Kummer und Schmerzen gebracht, ihm dazu noch eine Menge Ärger und Arbeit. Ich hasse mich! Verstört streifen meine Augen im Zimmer umher, beinahe andächtig bleiben sie an dem Messer hängen, welches Itachi kurz zuvor fallen ließ. Ist es denn so schwer zu verstehen? Ich möchte doch einfach nicht, dass er sich wegen mir auch noch die Chance verdirbt, wenigstens seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Er braucht mich nicht, er könnte glücklich werden! Und so wäre ich ihm wenigstens einmal keine Last, aber… warum hat er mich geschlagen? Ich bin es ja gewohnt, Schmerzen zugefügt zu bekommen… doch dieser Schlag hat mir mehr wehgetan als die vergangenen Jahre! Leer fixiere ich den kalten Stahl, der sich unbemerkt in meine Hand schlich. Ein gezielter Schnitt an meiner Pulsschlagader entlang und es wäre vorbei. Habe ich überhaupt das Recht dazu? Nach allem was ich getan habe, wäre es nur fair, wenn ich leide! Aber… ich kann einfach nicht mehr! Ich habe es so lange ertragen… reicht das nicht, um meine Schuld zu begleichen? Eine Frage, auf die sogar ich mir eine Antwort geben kann. Nein, es wird niemals reichen! In diesem Leben wartet einfach kein Glück mehr auf mich, so lange und verzweifelt ich auch darum gebetet habe. Mein Herz wird taub. Liebevoll streicht meine Hand einmal über den Stahl und ich setze ihn an. Es hält mich hier nichts mehr! "Sasuke, um Himmels willen, lass das Kunai fallen!" Vor Schreck komme ich diesem Aufschrei wirklich nach, fahre heftig zusammen und suche ängstlich nach seinem Ursprung. Kaum zwei Sekunden später liege ich auch schon in Tante Mikas Armen und werde unter Tränen an sie gedrückt. Auch Shisui-san und die Hokage kommen nun zur Türe herein und stellen sich mit Bestürzung in den Augen zu uns. Haben sie solchen Spaß daran, mich zu quälen? "Was sollte das denn eben? Überhaupt, wo ist dieser Nichtsnutz, der sich jetzt dein Vormund schimpft?" Meint sie Itachi? Trotz der Ohrfeige, die ich von ihm bekommen habe, sehe ich sie ärgerlich an. Er ist kein Nichtsnutz! Bei dem Gedanken an ihn wimmere ich hilflos und klammere mich, gegen meinen Willen, an sie. "Entschuldige! Beruhige dich erstmal und dann erzählst du uns, warum er so wütend davon gerannt ist, ja?" Aufgelöst nicke ich einfach, ohne wirklich zu merken, was ich überhaupt tue. Es ist mir egal was sie sagt, Hauptsache sie hört nicht auf mich zu halten. Nach einer halben Stunde und meinen Erklärungen sehen alle im Raum mich bestürzt an und ich fühle mich so noch schuldiger. Warum fangen sie nicht endlich an mich zu beschimpfen? Dann wüsste ich wenigstens woran ich bin! Aber diese erdrückende Stille und ihre bohrenden Blicke ertrage ich einfach keine Minute länger! Verzweifelt greife ich erneut nach dem kalten Metall und reiße mich los. Gerade als ich davonlaufen möchte, wird mir zu meiner größten Überraschung eine Hand auf die Schulter gelegt. Erschrocken drehe ich mich nach der Person um, die mich gerade zurückhält und stelle mit Erstaunen fest, dass es Shisui-san ist. "Sasuke-chan, hör mir mal zu. Ich weiß, wie sehr Itachi dich verletzt hat, aber das war keine Absicht von ihm!" Meine Augen weiten sich. Was redet Shisui-san da für einen Unsinn? Keine Absicht? Wie kommt er nur darauf? Ich schluchze, mir ist bewusst, wie dumm ich eigentlich bin, aber das erkenne sogar ich! Itachi hasst mich. "Bitte glaub mir! Du hast ihm mehr wehgetan wie anders herum! Er hat dich wirklich sehr, sehr gerne und gerade deshalb ist er so ausgerastet!" Betrübt sehe ich zu Boden. Dann war es also wieder alles meine Schuld? Reumütig halte ich mir die geschundene Wange. Aber wenn er mich gerne hat, warum hat er mich dann geschlagen? >Weil du es verdient hast!< Vor Schreck lasse ich das Messer fallen und halte mir die Ohren zu. Können mir Vaters Worte nicht wenigstens jetzt erspart bleiben? Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Shisui-san nun vor mir in die Knie geht. Im nächsten Moment spüre ich, wie meine Hände warm umschlossen werden. "Glaub mir, er wird sich wieder beruhigen und dann tut ihm alles so furchtbar leid, dass du dir wahrscheinlich Monate lang seine Entschuldigungen anhören kannst!" Was nützt mir das denn? Zumal ich ihm kein Wort glaube! Doch das entwaffnende Lächeln dieses so fröhlichen Mannes lässt mich dennoch ein wenig Hoffnung schöpfen. "Komm, gehen wir Heim! Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus, du brauchst dringend Schlaf!" Was ich brauche ist kein Schlaf, sondern Itachis Zuneigung und zwar dringender als die Luft zum Atmen! Außerdem, welches zu Hause meint er? Ich habe keines mehr. Mein Heim, meine Zuflucht war Itachi und der hasst mich jetzt. Erschrocken verkrampfe ich mich völlig, als Shisui-san mich einfach hochhebt und zur Hokage herüber trägt. Dann vernehme ich wieder seine Stimme, dieses Mal an das Dorfoberhaupt gerichtet: "Sie müssen ihn wirklich entschuldigen, Hokage-sama, keine Sorge, ich werde ihm noch gründlich den Kopf waschen! Es geht wirklich nicht, dass er einfach so Sasuke schlägt!" Dabei streicht er mir entschuldigend über die Haare. Auf Shisui-sans Worte hin diskutieren die Beiden eine Weile miteinander herum, bis schließlich Stille im Raum Einzug hält. "Mhm, ich weiß nicht… aber was bleibt mir schon übrig? Alles andere würde bedeuten, ich müsste ihn zu Fugaku zurückschicken!" Ich kann dem Ganzen keinen Sinn abverlangen. Wieder fasse ich mir verletzt an die Wange. "Aber ich erwarte, dass Itachi und auch du, Sasuke, in ein paar Tagen hier erscheint! Verzeihen Sie mir mein Misstrauen, doch in dem Fall habe ich schon zu lange nicht gehandelt!" Verwirrt und nun wirklich sehr müde schließe ich einfach die Augen. Vielleicht sterbe ich ja, wenn sie nur lange genug zubleiben. "Danke, Hokage-sama!" Mit diesen Worten packt Shisui-san Tante Mika am Arm und zieht sie mit uns aus dem Zimmer. Itachis Worte schießen mir erneut durch mein Bewusstsein. >Komm mir nie wieder unter die Augen!< Ob er mich wohl schlagen wird, wenn Shisui-san mich jetzt zu ihm bringt? Diese Vorstellung entlockt mir neuerliche Tränen und so lasse ich mich entkräftet "nach Hause" tragen. Es ist doch eh alles sinnlos geworden. ------Shisuis Pov------ Wie schrecklich dumm kann ein Mensch sein? Ich habe Itachi zwar vorhin noch vor Sasuke und der Hokage verteidigt, aber innerlich würde ich ihm am liebsten den Hals mit einem Kunai bearbeiten! Ist er eigentlich noch zu retten? Eben dachte ich schon er würde endlich, nach Jahren, wieder zur Vernunft kommen und nun? Nun schlägt er das arme Kind! Mittlerweile sind wir am Anwesen angekommen und ich drücke Mika-san Sasuke in die Arme. "Passen Sie bitte einmal kurz auf ihn auf! Ich habe noch etwas sehr wichtiges zu erledigen!" So betreten wir zu dritt die Eingangshalle und ich schlinge dem Kleinen noch sorgsam eine Decke um, so dass nur noch sein rabenschwarzes Haar zu sehen ist. "Bringen Sie ihn doch vorerst einmal in Ihr Zimmer!" Damit stürze ich los und suche nach Itachi. Ich werde ihn übers Knie legen! Er benimmt sich zurzeit wie ein verzogener Bengel! Wutentbrannt stürmen meine Beine die Treppe nach oben und ich reiße, vor Itachis Arbeitszimmer angekommen, die Tür ruckartig auf. Noch bevor ich auch nur einen Blick in das anliegende Zimmer geworfen habe, schließlich weiß ich, dass er hier ist, er ist immer hier, wenn etwas im Argen liegt, setze ich auch schon herrisch an: "Itachi Uchiha! Wir müssen reden und zwar…", drei Augenpaare starren mich mit einem Mal verwirrt an. Perplex erwidere ich diese Geste und bringe die ersten Minuten einmal keinen Ton heraus. Erst als mein bester Freund mir stumm einen Hilfeschrei zusendet, da sein offensichtlich unerwünschter Besuch immer noch mich anvisiert, ist für mich zumindest so viel klar, dass er sich nicht wirklich freiwillig hier befindet. Meinen Zorn hinunterschluckend, schließe ich peinlich berührt die Tür und räuspere mich kurz. "Verzeihen Sie bitte! Mein Name ist Shisui Uchiha!" Somit verbeuge ich mich höflich und warte eine Reaktion ab, die auch nicht lange auf sich warten lässt. Mit einem: "Ah, unser Trauzeuge!" springt der fremde Mann vor mir auf und schließt mich in eine vertrauliche Umarmung, die mir beinahe die Lungenflügel einquetscht. Trauzeuge? Wer, ich? Für wen denn bitteschön? Unheil ahnend schiele ich zu Itachi herüber, der flehendlich mit den Schultern zuckt und mir so zu verstehen gibt, wie ernst dem Fremden seine Worte sind. Ich schließe nur verstehend die Augen. Heute hat es mein bester Freund wirklich geschafft! Er hat soeben die Gold-, Silber- und Bronzemedaille in der Idiotenolympiade gewonnen! Denn mit einem Mal ist es mir völlig klar, wer hier heiraten soll. Itachi, ich bring dich um! Das wird Sasuke sein kleines Herzchen brechen! Zumal ich meinen Freund viel lieber an einen Altar führen würde, vor dem der Dreizehnjährige steht! Meine Tagträume abschüttelnd und nebenbei auch den lästigen Koloss vor mir, ringe ich mir ein freundliches Lächeln ab. Itachi hätte es ja verdient noch ein wenig zu zappeln, aber hier geht es schließlich auch um Sasuke. Ich bin mir sehr sicher, dass er so auf die Schnelle nicht erpicht darauf ist, eine "Mutter" zu bekommen. Mit dem Vormund ist er schließlich erst einmal genug gestraft! Einen plötzlichen Geistesblitz habend, sehe ich Itachi in gespieltem Entsetzen an. "Du hast dich scheiden lassen?" Ich zwinkere ihm freundschaftlich zu. "Sag mal… weiß Saskia das auch schon?" Mich an der allgemeinen Verwirrung weidend, lasse ich mir im Stillen nochmals durch den Kopf gehen, wer die Beiden, mehr oder minder, Unbekannten sind. Mit einem Mal erinnere ich mich nämlich wieder an sie und halte mir, in einem Anflug von Nostalgie, den Rücken. Es ist schon Ewigkeiten her, doch zu seinem sechsten Geburtstag hatte Itachis Vater ihm einmal eine Frau für die Zukunft ausgesucht. Und eben dieses Schlachtross, samt Erzeuger, den ich zugegeben nicht einmal so sehr unsympathisch finde, ist nun hier. Kurz, sie ist blass, rothaarig, hat Sommersprossen und wiegt wahrscheinlich das Doppelte als mein Freund selbst. Mit eben dieser Körperfülle befand sie es auch schon für sehr lustig, mich anzuspringen und mir damit beinahe alles auszurenken, was es auf meiner Kehrseite gibt! Daher sind meine momentanen Absichten auch nicht ganz so sehr selbstlos, wie sie aus der Sicht eines Außenstehenden erscheinen mögen, ich hänge nur einfach an meinem ruhigen Leben. Und mit diesem hinterhältigen Frauenzimmer, denn ihr Charakter steht ihrem Äußeren in nichts nach, wäre unser Haussegen ein für alle mal schiefer, als ein Abhang! "Wer ist denn bitteschön Saskia?" Gepeinigt schließe ich für Minuten meine Augen. Wie habe ich ihr liebliches Stimmchen doch vermisst, mit einem Wort, sie klingt wie ein Stück Kreide, das man zu fest an einer Tafel entlang zieht! Itachi, der sich mit seinen Blicken gerade vor meine Füße wirft, vor Dankbarkeit, erwidert schnell: "Das ist es, was ich Ihnen schon die ganze Zeit versucht habe zu erklären!" Wer es glaubt wird selig! "Ich bin verheiratet!" Und die Braut weiß noch nichts von ihrem Glück. „Wie, verheiratet? Ihr Vater versicherte mir vor Jahren eine Hochzeit!” Sakamoto-san, denn so ist sein Name, wie mir eben wieder einfiel, sieht verärgert und um eine Erklärung heischend zwischen uns hin und her. Ich erbarme mich nach einigen Minuten seufzend dazu die Lage erneut zu retten, ansonsten ist mein bester Freund bald noch wirklich liiert! „Entschuldigen Sie bitte, aber… wie soll ich das auf die Schnelle erklären?” Theatralisch verstecke ich mein Gesicht in einer meiner Hände, teils um es echter wirken zu lassen, teils um nicht aufzufliegen, da ein Grinsen meine Züge beherrscht. „Uchiha-san ist… vor zehn Jahren in einem tragischen Unfall verstorben.“ Ich seufze in einer Kunstpause. „Und… ich bitte Sie vielmals um Vergebung, doch damals hatte ich einfach so viel damit zu tun, Itachi zu beaufsichtigen, das Geschäft zu führen und ein neues Haus bauen zu lassen, sodass mir die Verbindung mit Ihrer liebreizenden Tochter gänzlich entfallen sein muss!“ Oder aber, ich einfach schlicht und ergreifend keinen Gedanken mehr an diese Ausgeburt der Hölle verschwenden wollte und sie somit unter den Tisch fiel! Einige Entschuldigungen meinerseits später und freundschaftlichen Gesten, die beinahe schon heuchlerisch ausgetauscht wurden, sitzen wir alle bequem im Wohnzimmer und trinken zusammen etwas. „So ist das also. Ich könnte zwar nicht behaupten entzückt davon zu sein, aber wie es aussieht war das wirklich ein dummer Zufall!” Oder aber höhere Gewalt. Ich schiele bösartig zu der kleinen Prinzessin herüber, die ihrem Papi schon die ganze Zeit eine Schnute hinzieht, weil sie einmal nicht bekommen hat, was sie sich wünscht. „Aber, da wir eh schon hier sind… warum stellen Sie mir ihre Gattin nicht einmal vor?” Nur meiner eisernen Selbstbeherrschung ist es in diesem Moment zu verdanken, dass ich den Schluck Tee, welchen ich soeben zu mir nahm, nicht gleich wieder in die Tasse spucke. Verdammt! Auch Itachi schaut etwas erschrocken drein, fasst sich zu meiner größten Überraschung jedoch schnell wieder. „Ich fürchte, momentan ist das leider nicht möglich!” Für das geübte Auge, gespielt verlegen kratzt er sich am Hinterkopf. „Sie fühlt sich etwas schwach, da sie… nun… in Umständen ist!” Das war mit Abstand die dreisteste Lüge des Tages! Aber zugegeben eine richtig gute. „Oh, dann sollte ich wohl gratulieren!“ Oder auch nicht. „Aber ich würde sie wirklich zu gerne kennen lernen… meinen Sie, es würde ihr bis heute Abend besser gehen?“ Schnell reiße ich, in einem Anflug von geistiger Größe, das Gespräch an mich. „Ach, ich denke, bis heute Abend dürfte das schon in Ordnung gehen! Sie ist ja auch erst im dritten Monat und Itachi macht sich sowieso viel zu sehr Gedanken!“ Nach außen hin lächle ich gutmütig, doch alles was tiefer in mir vergraben ist, als meine Haut, brodelt geradezu. Ich weiß ganz genau worauf dies alles hier hinauslaufen wird und es will mir so gar kein Wohlwollen abverlangen! "Sehr schön! Dann sehen wir uns heute Abend, meine Tochter und ich haben ohnehin noch etwas in der Stadt zu erledigen!" Mein Glück noch kaum fassend, nicht den gesamten Nachmittag Höflichkeiten austauschen zu müssen, bringen wir die Beiden mit dem größten Vergnügen zur Türe. Kaum habe ich das letzte aufgesetzte Lächeln verschenkt, drehe ich mich mit mörderischem Blick in Richtung Itachi. "So, und nun zu uns!" Damit packe ich ihn und trete den Weg in sein Zimmer an. Kaum knallen die Angeln in ihr Schloss, setze ich auch schon an: "Was… WAS IN HERRGOTTSNAMEN MEINST DU, TUST DU EIGENTLICH?" Es war mir die vergangenen Stunden wirklich schwer gefallen meine aufgestaute Wut unter Kontrolle zu halten, doch nun lasse ich ihr ungehemmt freien Lauf. "Du hirnloser Idiot! Wie kommst du nur dazu das arme Kind zu schlagen? Ist dir klar, was du ihm angetan hast?" Bebend vor Zorn stehe ich da und fixiere mein Gegenüber. Von Itachi kommt kaum eine Reaktion. In der Tat meine ich, er hört mir überhaupt nicht zu. "Schrei nicht so, Shisui, ich verstehe dich gut! Warum ich ihn geschlagen habe? Du hast Recht, das war wirklich unbedacht. Genauso wie ihn mit hier herzunehmen und sein Vormund zu werden!" Mir klappt der Mund auf, was redet er da für einen Mist? "Sag mal, spinnst du jetzt völlig? Du benimmst dich wie ein trotziger Junge! Ja, schau mich nicht so an, ich weiß sehr wohl was passiert ist, Sasuke hat es uns erzählt, und wären wir ihm nicht in den Arm gefallen, dann hätte er sich umgebracht, weil er denkt, er hat an allem Schuld!" Zitternd vor Wut fixiere ich ihn nun. Ein wenig Genugtuung überkommt mich, als er einen kurzen sorgenvollen Blick zulässt. Dadurch etwas ruhiger geworden fahre ich mir einmal über die Haare. "Jetzt hör schon auf ihm die Schuld zuschieben zu wollen! Wenn du selbst einmal ehrlich bist, dann hast du verdammten Mist gebaut! Aber wenn ich dich noch überzeugen muss, dann lass dir mal folgendes auf der Zunge zergehen: Sasuke wäre FÜR DICH zurück zu seinem Vater gegangen, nur damit DU erfährst wer DEINE Eltern umgebracht hat! Und was das für ihn bedeutet hätte brauche ich wohl nicht erst auszuführen!" Natürlich hat der feine Herr so herum noch keinen Gedanken an die Situation verschwendet! Betreten sieht mein bester Freund mittlerweile den Boden an. "Und wenn schon. Weißt du was mir heute klar geworden ist? Ich will das nicht. Ich habe mich zu lange der Illusion hingegeben, wieder jemanden in mein Leben lassen zu müssen, aber das ist absoluter Blödsinn! So wie es noch vor drei Wochen war, war es gut!" Ich rolle entnervt mit den Augen. "Oh ja, großartig! Du warst eine menschliche Leiche und hast nur noch geatmet, weil du musstest! Jetzt hör schon auf, Itachi!" So blind kann doch kein Mensch sein! "Ist doch jetzt auch egal, ich muss eh erst mal jemanden finden, der meine Frau spielen kann, ansonsten bin ich nämlich bald wirklich fest gebunden!" Verwirrt blinzle ich, bis mir die Erleuchtung kommt. Er hat überhaupt keine Ahnung von welcher "Saskia" ich da vorhin geredet habe! "Itachi, du Blödian! Jetzt komm endlich wieder zur Vernunft und fang an zu denken! Wir fragen natürlich Sasuke, ob er dir hilft!" Und diesem kleinen Goldschatz ist es zuzutrauen, unserer Bitte, ohne das geringste Widerwort, nachzukommen. "Und warum ihn? Er ist ein Junge, schon vergessen? Außerdem glaube ich kaum, dass er uns helfen wird… mir." Ich rolle beinahe schon gutmütig mit den Augen. "Er wird dir helfen, Itachi… und soll ich dir auch sagen, warum?" Nun wirklich interessiert sieht mein Freund auf. "Weil er dich liebt! Und zwar mehr, als er es selber weiß!" Mein Mienenspiel wird ernst. "Und wenn du nicht endlich aufhörst, aus Dummheit, diese Liebe mit Füßen zu treten, dann lernst du mich kennen! Also geh dich, verdammt noch mal, endlich entschuldigen und dann lass uns deine "Verlobte" loswerden!“ Es wäre jetzt auch zu schön gewesen, wenn Itachi dem einfach so Folge geleistet hätte, aber wenigstens erklärte sich Sasuke, vor ein paar Minuten, dazu bereit wirklich Frauenkleider anzuziehen und unserem Begriffsstutzigen aus der Patsche zu helfen. Wobei mir sein leerer Blick dabei gar nicht gefallen hat! Doch darauf habe ich wenig eingehen können, da ich Mika-san von einem Mord abhalten musste. Und ich, ungern, aber ich tue es, gebe ihr Recht! Itachi ist ein Dummkopf! Kopfschüttelnd nehme ich nach diesem unschönen Zwischenfall im Gang vor Mika-sans Zimmer Platz und besehe mir unseren plötzlich Verheirateten, während die immer noch fluchende Schwarzhaarige Sasuke, zwischenzeitlich, wenn sie einmal nicht schimpft, für den Abend herrichtet. „Er wird die Kette brauchen!“ Es schon fast aufgebend, dass Itachi heute noch zur Vernunft kommt, werfe ich diese gezielte Provokation in den Raum. „Nein, es geht nicht und du weißt warum!“ Schelmisch fange ich an zu grinsen, bin sehr überrascht wie schnell er mir auf den Leim gegangen ist. „So, weiß ich das? Ich glaube nicht! Nenn mir doch den Grund!“ Mal sehen was er mir jetzt antwortet! Natürlich ist mir genau bewusst, worauf mein Freund gerade anspielt, doch ob er mir diese Lüge auch an den Kopf werfen würde, wird sich gleich zeigen. In die Stille, in welcher Itachi noch mit sich ringt, lächle ich hinein. Muss mich urplötzlich daran erinnern, wie die echte Saskia, Itachis Mutter, ihm damals die Kette, ihrer Mutter und deren Mutter, gegeben hat und zu ihm sagte: >Wenn du einmal groß bist und jemanden findest, den du mehr als alles auf der Welt lieb hast, dann schenk ihm diese Kette und ihr werdet immer glücklich zusammen sein!< Wenn man mich fragt, dann hat Sasuke schon jedes Kriterium erfüllt, um den wunderschönen dunkelblauen Opal zu tragen, über welchen wir uns gerade Beide die Köpfe zerbrechen! „Wie bereits gesagt, nein!“ Großartig, er läuft wieder davon! „Nein, weil du ein Trotzkopf bist oder nein, weil du es immer noch nicht begriffen hast?“ Es ist doch so offensichtlich! Warum gesteht er sich nicht einfach ein, wie sehr er Sasuke doch ebenfalls liebt? Gerade als ich ihn mit der Nase in diese Weisheit stoßen will, reißt Mika-san brummelnd die Tür auf und zischt: „Warum Sasu-chan das überhaupt macht, ist mir ein Rätsel, aber er ist jetzt fertig!“ Na ja, vielleicht kommt er auch selber darauf… Wovon träume ich eigentlich nachts? Im nächsten Moment wird mir zumindest klar, wovon ich noch nicht geträumt habe. Sasuke steht mit gesenktem Kopf in der Eingangstür zum Gästezimmer und… sieht einfach atemberaubend aus! Also wenn Itachi DA nicht schwach wird, dann ist wirklich alles verloren! Wie gemalt schmiegt sich seine zierliche Figur in einen seidenen Kimono, der seine Figur zwar bis zur Perfektion betont, allerdings dennoch keine Spekulationen über sein Geschlecht zulässt. Dieses Kunstwerk an Schneiderkunst, gehalten in schlichtem aquamarinblau bis hin zu einem weißblau, ergänzt sich einfach zu gut mit Sasukes so blasser Haut und den bei näherer Betrachtung doch nicht gänzlich schwarzen Haaren, die kunstvoll von einem wunderschönen Kamm zusammengehalten werden, der seitlich an seinem Hinterkopf steckt und geschmückt mit himmelfarbenen Steinen die ideale Ergänzung zu der weichen Haarpracht bietet. Bloß eines will sich so gar kein bisschen in das Bild dieser Schönheit fügen. Seine Augen! Hinter der ganzen Schminke und Farbe, die auf sein Gesicht verteilt wurde, sieht man bei näherer Betrachtung wie verzweifelt der Kleine eigentlich ist. Erzürnt schiele ich zu Itachi herüber. Wie kann er nur so dastehen? ------Sasukes Pov------ Warum sagt niemand etwas? Ob ich wohl so hässlich bin? Zögerlich heben sich meine Pupillen vom Boden ab und ich sehe scheu in die Runde. Sofort senken sie sich wieder. Wie mich Shisui-san zurzeit mustert macht mir Angst! Wäre es Itachi, der mich mit seinen Blicken derart verschlingt, dann könnte ich wahrscheinlich noch damit leben, ich stehe schließlich in seiner Schuld und habe ihn bisher nichts als verärgert, aber bei Shisui-san erfüllt es mich einfach nur mit Ekel! Itachi… sofort habe ich erneut das Bedürfnis, wegzulaufen, mein Leben zu beenden oder einfach nur den Tränen nachzugeben, die gerade in meinen Pupillen brennen wie Feuer. Neuerliche Schwäche ergreift von mir Besitz und meine Knie geben unter mir nach. Fast schon erleichtert seufzend lasse ich es mit mir geschehen, wenn mir das Glück einmal hold ist, dann schlage ich mir vielleicht sogar irgendwo den Kopf auf. Doch auch jetzt kennt das Schicksal kein Erbarmen mit mir. In einer reflexartigen Geste fängt Itachi mich auf und so liege ich nun an seiner warmen Brust. Normalerweise gibt es für mich keinen schöneren Ort in der Welt, doch nun zuckt mein Körper nur zurück und will sich befreien. Wenn er mir nicht ganz so nahe ist, dann tut es auch weniger weh! Weniger weh, wenn er mir schlussendlich doch Gewalt antut, denn mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, dies ist der einzige Grund aus dem er mich noch bei sich duldet. ****** Das Abendessen ist schlicht und ergreifend ein Krampf! Lächelnd erwecke ich dennoch den Eindruck, mir würde die Gesellschaft dieser merkwürdigen Gäste zusagen, schmiege mich gespielt glücklich an Itachi, tue so als wäre alles in bester Ordnung und fühle mich dabei im Grunde genommen so, als reiße mir gerade jemand das Herz aus dem Leib. Jetzt, da es nichts mehr gibt, das sich schützend um meine Seele legt, stürzen tausende von Erinnerungen auf mich ein und treiben mich an den Rand meiner verbliebenen Kraft. Dieses Abendessen erinnert mich nur zu schmerzlich an ein anderes. An den Vorabend meiner endgültigen Flucht von Daheim. Hätte ich gewusst wie sinnlos sie im Grunde genommen werden würde, wäre ich wahrscheinlich geblieben wo ich war. Noch vor ein paar Stunden hätte ich mich an Itachi gekuschelt, um der Aufwallenden Pein zu entgehen und somit meinen Erlebnissen, doch nach all dem wage ich es einfach nicht, Schutz bei ihm zu suchen. Daher stehe ich meiner Vergangenheit ausgeliefert gegenüber… ------Flashback------ Zögerlich und mit einem unguten Gefühl in der Magengegend klopfe ich scheu an der Schiebetür zum Gästezimmer. Was ich hier eigentlich soll ist mir noch ein Rätsel, doch mich Vaters Anordnungen zu widersetzen, in dem ich nicht erscheine, wäre das Letzte was ich will. Somit warte ich ein herrisches "Herein" ab und bemühe mich im Anschluss, auch schnell den angrenzenden Raum zu betreten. Das Erste, das mir entgegenschlägt, ist der beißende Geruch von Sake. Am liebsten wäre ich wieder rücklings hinausgestolpert, doch Vater, der mich ungeduldig zu sich winkt, hindert mich daran. Ich hasse Alkohol und er weiß um diesen Umstand, weswegen er mich manchmal regelrecht darin badet. Mit unbändiger Übelkeit nehme ich auf sein Geheiß hin neben ihm Platz und senke schnell den Blick. Aufmerksamkeit in Gegenwart von Fremden erregen hat mir schon so manches Mal, durch einen dummen Zufall, zu einer Tracht Prügel mit dem Gürtel verholfen, daher mache ich mich beinahe so unscheinbar wie Luft. "So, das ist also dein Junge, ja?" Immer noch sehe ich nicht auf. Wozu auch, der Fremde hat gerade Vater auf mich angesprochen und nicht mich selbst gefragt, wer ich bin. Das hat schon lange niemand mehr gemacht. "Aber lieber Freund, wie ich dir bereits sagte, nicht mein Junge, sondern mein Zeitvertreib!" Wieder beginnt mein Herz zu bluten. Solche Bösartigkeiten gibt To-san des Öfteren von sich, um mich zu verletzen. "Meinetwegen auch das! Also, was wolltest du mir denn nun anbieten?" Mit einem Mal wird mir entsetzlich schlecht. Vielleicht hat der Mann vor mir noch keine Ahnung, aber ich weiß auf einen Schlag ganz genau, was Vater ihm "anbieten" will. Jetzt verstehe ich auch, warum er die vergangene Woche derart brutal zu mir war. Ich kauere mich zusammen, das überlebe ich einfach nicht! Ich kann kaum noch gehen, wie soll ich das heute Nacht ertragen? Der Verzweiflung nahe kneife ich die Augen zusammen. "Oh, das. Weißt du, eigentlich ist der Bengel ja ein rechter Nichtsnutz, aber… eine Qualität hat er zweifelsohne." Ein weiterer Schnitt in mein Herz, der mich den Tränen näher bringt. "Aha, ich höre?" "Nun, im Bett ist er wirklich zu etwas nütze und weißt du was? Weil ich heute sehr sozial bin, darfst du dich sogar persönlich davon überzeugen!" Während diesen Worten muss ich ein Würgen unterdrücken. Warum tut er mir das immer wieder an? Jedes Jahr, wenn es auf meinen Geburtstag zugeht, lässt er sich ganz besondere Grausamkeiten für mich einfallen und zögert keine Sekunde, mir grober denn je klarzumachen, wie sehr er mich verabscheut, doch dieses Jahr hat er sich wirklich selbst übertroffen! Ich hätte es ja niemals erwartet, dass am Todestag meiner Mutter irgendeine Feier für mich stattfindet, aber er könnte mich wenigstens in Ruhe lassen. Nur für diesen einen Tag… "Warum nicht! Was kostet mich denn der Spaß?" ------Flashback Ende------ Danach folgten die schlimmsten Stunden meines Lebens. Wenn es bis dahin noch irgendetwas in mir gegeben hat, das an Menschlichkeit glaubte, dann war es mit einem Mal verschwunden. Und jetzt wiederholt es sich nur noch grausamer denn je. Itachi wird auch nicht davon absehen, mir deutlich zu machen was ich bin. Er wird mich genauso benutzen wie To-san, der Unterschied liegt vielleicht noch darin, dass es mir bei ihm ungewöhnliche seelische Schmerzen zufügt, alleine bei dem Gedanken. Immer mehr brechend widme ich mich erneut den Tischgesprächen, lächle weiter und schlucke, mich immer mehr kaputt machend, einfach alle Tränen hinunter, die wie feurige Lavatropfen meine Seele überfluten und sich somit nach innen kehren. Als es endlich, nach Stunden der Qual, vorbei ist, schleppe ich mich müde und eigentlich schon tot zurück in Itachis Zimmer. Ein ironisches Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Schließlich hat dieser Tag für mich noch lange kein Ende! Beinahe schon aus Gewohnheit streife ich mir meine Kleidung ab, bade mich und bleibe dann überlegend in dem großen gekachelten Raum stehen. Ob er wohl will, dass ich mir etwas anziehe? Vater jedenfalls fand es immer „amüsant“, wenn er mir irgendwelche Stoffe vom Körper reißen konnte. Nach einigem Überlegen, das mich dem endgültigen seelischen Tod noch ein Stück näher brachte, entscheide ich mich einfach dafür, mir ein sehr knappes Handtuch umzubinden, das mir zwar auch über den Oberkörper reicht, dafür jedoch nur zwei Hände breit meine Oberschenkel verdeckt. >Mehr als ein Spielzeug wird er niemals sein, weder in deinem Haus noch in meinem.< Wie Recht mein Erzeuger doch hatte! Mit einem bitteren Lächeln lege ich mich müde bäuchlings auf das Bett im angrenzenden Raum und warte ab. Ein Zittern unterdrückend, schließe ich die Augen. Wird er mich wohl schlagen? Mit bebender Unterlippe erinnere ich mich an die Ohrfeige von vorhin. Oder möchte er einfach, dass ich ihn anlächle, gespielt genussvoll stöhne, wenn er mir wehtut? Nach einer schieren Ewigkeit hallen endlich Schritte vom Wohnzimmer her. Es wäre schön, wenn er sich wenigstens etwas beeilt, denn je schneller ich es hinter mir habe, desto besser! Eine Weile ist es noch still, dann spüre ich ein Gewicht, welches sich neben mich auf das Bett setzt. Leise wie eine Katze hat er sich zu mir geschlichen, doch immer noch herrscht erdrückende Geräuschlosigkeit. Fang an! Mein Kopf ruht seitlich auf ein Kissen gelegt, so dass es mir nicht möglich ist, ihm in sein Gesicht zu sehen, doch innerlich meine ich das gierige Funkeln seiner Augen spüren zu können. Nach einer schieren Ewigkeit legt sich eine warme Hand auf meine Taille. Ich bemühe mich, dem Drang zu widerstehen, aber dennoch zuckt mein Körper wie geschlagen zusammen. Bitte mach doch endlich, dann habe ich es wenigstens für heute hinter mir! Ein letztes bitteres Lächeln schleicht sich auf meine Züge, bevor ich umgedreht werde. Und ich dachte, es wäre endlich vorbei, wie sehr man sich doch in einem Menschen täuschen kann! Und trotzdem, trotz der Gewissheit, was er gleich mit mir tut, würde ich mittlerweile keine Sekunde zögern, es zu verhindern, wenn ich könnte. Denn immerhin bin ich so in seiner Nähe, ohne die ich noch langsamer und qualvoller sterbe, wie ich es auf diese Art und Weise tue. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)