Woge der Dunkelheit von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 48: Bündnisse --------------------- Bündnisse Das Gefühl von Dringlichkeit war verschwunden. Rai wusste nicht sicher, wie lange sie bereits hier war. Als sie aufgewacht war, lag sie nicht länger an dem weißen Strand, sondern sie befand sich in einem Baumhaus. Ob die Zeit an diesem Ort verging, konnte sie nicht sicher sagen, sie hatte auch noch niemanden getroffen, doch für den Moment machte ihr das nichts aus. Ein Spiegel in ihrem Zimmer zeigte ihr, was in der Welt, in der ihre Freunde waren, geschah. Sie hatte gesehen, wie sie den Ozean überquert hatten, sie hatte gesehen, wie die Schlacht verlief und vor allem hatte sie auch Devimon gesehen. Seit sie die Ankunft des dunklen Fürsten gesehen hatte, war sie nicht mehr in ihrem Baum gewesen, sondern sie wanderte umher und sah sich die Gegend an. Ob sie hier warten sollte oder nicht, konnte das Mädchen nicht sagen, aber es vermutete, dass sie wissen würde, wann es soweit sein würde. Soweit Rai die Umgebung richtig erkennen konnte, schien sie sich auf einer Art Insel zu befinden. Um sie herum befanden sich überall hohe Baumhäuser, die allesamt unbewohnt zu sein schienen. Was die Digiritterin jedoch noch viel mehr störte, waren die kleinen Gebilde an den Bäumen, die aussahen wie Tränen. Auch bei näherer Betrachtung schienen es Tränen zu sein, dann aber wirkten sie nicht mehr wie feste Gegenstände, sondern vielmehr wie durch unbekannte Kräfte festgehaltenes Wasser. Warum sie hier waren und was sie zu bedeuten hatten, wusste das Mädchen nicht, aber es nahm sich vor, genau das herauszufinden. Wann immer sie eine der Tränen näher betrachtete, fühlte Rai sich etwas seltsam, so, als wäre sie nicht alleine. Stirnrunzelnd kehrte sie in ihre Behausung zurück und legte sich auf die Schlafmatte. Um die Lebensmittel brauchte sie sich keine Gedanken zu machen, sie brachte einfach nur an etwas zu denken, was sie gerne essen würde, und es erschien vor ihr. Dieser Ort schien auf Magie zu basieren, die darauf ausgelegt war, Besucher an Leben zu erhalten. Ansonsten jedoch hatte der Ort nicht viel zu bieten. Nachdenklich legte das Mädchen sich ins Bett, es wusste nicht, was es sonst noch machen konnte. Es dauerte einige Stunden, bis sie endlich eingeschlafen war, doch als sie einschlief, war es kein erholsamer Schlaf. Etwas drang in ihre Gedanken ein, so fühlte es sich wenigstens an. In ihrem Traum sah Rai die ganze Zeit die Tränen und es fühlte sich so an, als würden gefangene Seelen zu ihr rufen. Als das Mädchen am nächsten Morgen aufwachte, fühlte es sich ein wenig zerschlagen. Müde stand Rai auf und streckte ihre Glieder. Nach einem kleinen Frühstück trat sie erneut nach draußen und betrachtete die Umgebung. Wie magisch wurde ihr Blick von den Tränen angezogen und sie ging neugierig erneut näher dran. Auf einmal packte sie die Neugier und Rai konnte dem Drang nicht widerstehen, eine der Tränen zu berühren. Langsam berührte sie eine Träne und spürte eine gewaltige Macht. Ein kräftiger Wind kam auf und rauschte hörbar durch den Wald. Die Träne, die das Mädchen berührt hatte, löste sich vom Baumstamm und schwebte vor dem staunenden Mädchen. Langsam begann sich der in der Luft schwebende Tropfen zu verändern. Er wuchs und wuchs, bis er ein vielfaches größer war als das Mädchen und selbst die Bäume überragte. Dann änderte sich die Form; aus dem plumpen Tropfen begannen sich einzelne Gliedmaßen herauszubilden. Nach einigen Minuten stand schließlich ein gigantisches Digimon vor dem Mädchen. Der Körper war mit einer Stahlhaut überzogen, an der Stirn ragte ein Horn in die Höhe, das Rai um einige Köpfe überragte. Anstelle der Arme hatte das Wesen vor ihr gewaltige Köpfe. Der rechte Kopf hatte Ähnlichkeiten mit Yokato's Garurumon, der linke erinnerte das Mädchen entfernt an Jeanne's Greymon. „Willkommen Digiritterin des Vertrauens“, sagte das Digimon. „Ich bin Omnimon, stolzes Mitglied der Royal Knights.“ „Du bist der, der mich hierher geführt hat“, sagte Rai und musterte das Digimon aufmerksam. „Ich habe deine Rufe vernommen.“ „Ja“, nickte Omnimon. „Wir haben hier gewartet und das Wohl der Welt bewacht. Nach einem langen Kampf hat Deemon es geschafft, die Schutzbarrieren zu überwinden und hat Einkehr gehalten in diese Welt.“ „Und ich bin hier, um euch in die Schlacht zu führen“, sagte das Mädchen. „Nicht ganz“, sagte das Digimon. „Deine Aufgabe ist es, uns zu erwecken und deine Gabe vollends zu erlernen. Dann kehrst du zu deinen Freunden zurück, während wir hier unsere letzten Kampfvorbereitungen treffen.“ „Wie viele seid ihr denn?“ wollte die Digiritterin wissen. „Insgesamt sind wir elf Royal Knights“, erklärte das Wesen vor ihr. „Doch wie überall in unserer Welt gibt es auch unter uns jene, die aus verschiedenen Gründen Deemon unterstützen.“ „Seid ihr denn nicht die Hüter dieser Welt?“ rief das Mädchen entsetzt aus. „Wie kann es möglich sein, dass auch ihr unserem Feind helft?“ „Jedes Digimon kann verdorben werden“, sagte Omnimon. „Für andere bedeutet ihre Aufgabe, dass die Digimon nach ihren Vorstellungen leben müssen. Letztendlich kann niemand sagen, wieso einige von uns das Böse unterstützen, ich denke, das ist der Pfad des Schicksals.“ „Ist das der Grund, wieso ihr hier eingesperrt seid?“ fragte Rai stirnrunzelnd. „Müsst ihr deswegen darauf warten, gerufen zu werden?“ „Der Grund für diese Tränen, die du siehst, ist ein anderer“, sagte das Digimon. „Wir sind extrem mächtige Wesen, doch auch wir sind nicht unsterblich. Selbst Wesen wie wir finden Gegner, die dazu in der Lage sind, uns zu töten und wenn das geschieht, landen wir nicht wie alle Anderen in der Stadt des Ewigen Anfangs, sondern unsere Seelen, unsere Essenz wird hierher gebracht, damit wir wieder Kraft gewinnen, unser Schicksal zu erfüllen. Aber ja, damit das Gleichgewicht der Welt gewahrt werden kann, muss es jemanden geben, der uns befreit. Der Schöpfer will so verhindern, dass wir das Gleichgewicht der Welt zu stark verschieben. Licht und Schatten müssen einander die Wage halten, denn wenn eine Seite zu stark leuchtet, so bricht das Chaos aus und die Welt gerät aus den Fugen. Solange nicht alle Royal Knights befreit wurden, können wir Song auch nicht verlassen. „Also muss ich nur noch die anderen Tränen befreien und dann bin ich fertig?“ „Nein“, antwortete Omnimon. „Du hast mich befreit, nun musst du nur noch deine Gabe wahrlich entfalten. Wie du siehst, gibt es hier mehr Tränen als es Royal Knights gibt, auch das dient dem Schutz. Nur die wahren Berufenen werden dazu in der Lage sein, das richtige Digimon zu befreien, dieses dann befreit die Anderen.“ „Ist meine Gabe denn noch nicht voll entwickelt?“ wollte das Mädchen wissen. „Bislang hat sie ziemlich zuverlässig funktioniert.“ „Ausgebildet bist du dazu in der Lage, die Energieströme zu sehen, die jedes Lebewesen umgeben“, erklärte der Royal Knight. „Mit diesen Strömen erkennst du, was die wahre Botschaft hinter einer Aussage ist, vor allem aber wird es dir so möglich, die Wahrheit gezielt einzusetzen. Doch nun setze dich, wir haben noch einiges vor uns.“ Erschöpft stand Rai nach vielen Stunden auf. Die ganze Zeit über hatte Omnimon mit ihr geübt, die Gabe zu befreien. Erst hatte sie sich auf sich selbst konzentrieren müssen, dann hatte das Digimon stundenlang Geschichten erzählt und das Mädchen hatte herausfinden müssen, welche Geschichten wahr waren und welche gelogen. Als sie das soweit beherrschte, sollte sie herausfinden, was die wirklich Botschaft hinter jeder Lüge war. Jetzt war die Digiritterin erschöpft, aber sie beherrschte ihre Gabe nun. „Du hast viel gelernt, junge Digiritterin“, sagte das Digimon. „Nun sollst du dich ein wenig ausruhen, bevor ich dich zu deinen Freunden zurücksende.“ Vor Rai tauchten einige Speisen auf, an denen sie sich dankbar bediente. Die letzte Zeit hatte eine Menge Kraft und Konzentration gekostet, jetzt fühlte sie sich ausgelaugt. Müde griff sie nach einigen Früchten und aß nachdenklich. Sie hatte so viel gesehen, so viel erlebt, diese Eindrücke wollten verarbeitet werden. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass ihr Leben nie wieder so sein würde wie es gewesen war, bevor sie in diese Welt gezogen worden war. Vorher hatte sie ein fast normales Leben gehabt, hatte mit ihren Händen gearbeitet und ein einfaches, gutes Leben gehabt. Außer ihren Eltern war sie von den meisten Menschen ignoriert worden, nun jedoch hatte sie das Gefühl, im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen. Egal wo sie hinkamen, ihr Name war bereits bekannt und von vielen dieser fremdartigen Wesen wurde sie wie eine Befreierin verehrt, fast wie eine Göttin. Sicherlich hatte sie, seit sie hier gelandet war, einige beeindruckende Fähigkeiten entdeckt und erlernt, sie hatte sich gemeinsam mit den anderen Kindern auch in die Schlachten geworfen und ihr bestes gegeben, dennoch gefiel ihr dieses Interesse an ihrer Person nicht. Über diese Gedanken schlief die Digiritterin schließlich ein und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Als sie erwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel und erschreckt setzte sie sich auf. „Ganz ruhig, junge Digiritterin“, erklang die Stimme Omnimons hinter ihr. „Ruhe dich aus, solange du brauchst, deine Freunde erleben in dieser Zeit kaum etwas. Vergiss nicht, dass hier in diesen Gestaden die Zeit anders läuft, als in der Welt deiner Freunde.“ „Dennoch war ich bereits lange genug weg“, sagte Rai. „Mittlerweile weiß auch Yokato, dass ich weg bin und ich glaub nicht, dass er besonders erfreut ist.“ „Wenn es dich so eilt, dann werde ich dich nicht weiter aufhalten“, sagte das Digimon. „Wenn die Zeit gekommen ist, dann werden wir einander wiedersehen. Bis dahin gehabe dich wohl.“ Das seltsame Mischdigimon vollführte eine Geste und die Welt um das Mädchen herum begann sich aufzulösen. Yokato hatte den Strand durch seine Armee festigen lassen und sah sich das Lager an. Als sichere Zuflucht würde es nicht durchgehen, aber für den Moment würde es reichen. Der Junge wartete auf die Berichte der ausgeschickten Digimon, die die Umgebung auskundschaften sollten. Noch hatte er nichts von ihnen gehört, aber er erwartete noch keine Berichte. Nachdenklich wanderte er durch den Sand und sah sich um, seine Gedanken waren in weite Ferne gerichtet. Die Reise quer durch den Kontinent der Elemente, das Überqueren des Meeres und die Schlacht hatten ihm keine Zeit gelassen, mal ein, zwei Momente in Ruhe für sich zu genießen. Nach der Schlacht war Jeanne ihm nicht mehr von der Seite gewichen aus Angst, dass er auf dumme Ideen kommen könnte. Auch wenn der Junge das Mädchen wirklich gern hatte, so brauchte er einfach auch mal einen Moment für sich, wo niemand ihm etwas sagen wollte, wo er einfach mal die Ruhe genießen konnte, denn der Krieg würde schon bald genug wieder weitergehen. Irritiert blieb der Junge stehen und blickte auf ein seltsames Flimmern, dass plötzlich vor ihm in der Luft schwebte. Sofort machte er einen Schritt rückwärts und zog sein Katana, in der Erwartung, es mit Deemon oder einem seiner Schergen zu tun haben. Langsam konnte er sich bildende Konturen erkennen und runzelte die Stirn, der Junge war davon ausgegangen, dass er lediglich einen unsichtbaren Feind vor sich hatte, dieser jedoch schien sich erst langsam zu materialisieren, als hätte dieser noch gar nicht körperlich vor ihm gestanden. Nach einigen Sekunden erkannte Yokato, wen er vor sich hatte und er hob überrascht eine Augenbraue. Vor ihm erschien niemand anders als Rai. Vorsichtig sah der Digiritter sich um und versuchte herauszufinden, ob er nicht vielleicht einfach nur eingeschlafen war und träumte, doch es hatte den Anschein, als sei er wach. Dann stand Rai vor ihm, blickte sich irritiert um, ehe sie Yokato bemerkte. „Hallo“, sagte sie etwas eingeschüchtert. „Ich war doch gerade noch auf dem Kontinent Song, wie bin ich hierher gekommen?“ „Bitte frage das nicht mich“, meinte Yokato. „Ich lief eigentlich gerade nur ein wenig durch die Gegend, um ein wenig Ruhe für mich zu haben, als die Luft flimmerte und du auftauchtest. Wie du das gemacht hast, ich habe keine Ahnung. Aber magst du mir nicht erzählen, was geschehen ist?“ „Ja“, nickte das Mädchen. „Aber lass uns vorher die Anderen aufsuchen, ich möchte nicht alles mehrmals erzählen.“ Einige Minuten später hatten die beiden die anderen Digiritter versammelt, wobei es noch einige weitere Minuten dauerte, ehe sich die Kinder dann wieder soweit beruhigt hatten. Bis das Mädchen dann alles berichtet hatte, verging nochmal eine Weile.“ „Wir haben hier also eine weitere Macht, die mitwirkt?“ fragte Atoeru, nachdem das Mädchen ihren Vortrag beendet hatte. „Ja“, nickte Rai. „Anscheinend sind hier in dieser Welt noch ganz andere Mächte am Werk als die, die wir bislang kennengelernt haben.“ „Mich beunruhigt nur, dass diese Ritter nicht alle uns helfen wollen“, sagte Riro. „Wieso helfen so viele Digimon Deemon?“ „Macht, Gier, Hass“, sagte Yokato. „Viele Wesen wollen viel Macht haben und würden dafür alles tun. Und die Aufgabe der Royal Knights scheint es zu sein, das Gleichgewicht dieser Welt zu wahren. Es muss also auch welche geben, die finstere Herzen haben, sonst wird die eine Seite zu stark, wodurch kein Gleichgewicht hergestellt wird.“ „Aber so finster wie Deemon ist, braucht die Dunkelheit keine weiteren Schergen mehr“, sagte Ely. „Warum also die Bösen dazu?“ „Die Royal Knights sind extrem mächtige Digimon“, erklärte Rai. „In ihrer Gesamtheit stellen sie eine Macht dar, die sogar für Deemon zu mächtig ist. Deswegen wurden einige von ihnen so erschaffen, dass sie dunkle Gedanken in sich tragen und die Finsternis unterstützen, so dass das Gleichgewicht gewahrt werden kann.“ „Was würde denn passieren, wenn das Gleichgewicht zugunsten des Lichts verändert wird?“ wollte Jeanne wissen. „Vermutlich nichts anderes, als was jetzt gerade geschieht“, meinte der Gelehrte. „Wir haben überall Krieg, die Welt versinkt im Chaos. Ob nun die Mächte des Lichtes oder die der Finsternis überwiegen, im Großen und Ganzen jedoch ist es irrelevant, was überwiegt.“ „Und deswegen müssen wir eingreifen?“ fragte Ely. „Wenn sich das doch sowieso von alleine regelt, wieso werden wir dann gebraucht?“ „Weil jemand die Macht des Lichtes erwecken muss“, sagte Rai. „Die Royal Knights sind durch mächtige Bannsprüche gebunden und es bedarf einer auserwählten Person, diese Wächter zu erwecken. Die Finsternis ist übermächtig geworden und von alleine kann das Licht nicht mehr gewinnen.“ „Wir stellen das Gegengewicht dar“, sagte Yokato. „Deemon ist sogesehen auch kein Wesen von dieser Welt sondern eine Macht von außerhalb, die nicht an die hiesigen Gesetzmäßigkeiten gebunden ist. Die Wesen dieser Welt haben keine Chance, sich gegen dieses Digimon zu wehren, deswegen wurden wir gerufen.“ „Aus diesem Raster fallen dann aber die anderen Kinder raus“, überlegte Jeanne. „Denn diese wurden bestimmte nicht gerufen, um die Macht der Finsternis zu stärken.“ „Sie wurden von Deemon gerufen“, erklärte ein Tentomon. „Diese Kinder sollten seine Truchsessen sein, seine Macht hier mehren und die Welt unterwerfen, solange es ihm selbst unmöglich war.“ „Mein Bruder und seine Verbündeten sind auch nicht von dieser Welt und daher ebenso wenig an die Regeln dieser Welt gebunden. Auch ihr seid hier nicht unsterblich, aber ihr seid dazu in der Lage, Dinge zu vollbringen, die wir nur aus Legenden kennen.“ „Wie wollen wir denn nun vorgehen?“ fragte Jeanne. „Jetzt, nachdem Deemon hier ist, werden wir sicherlich nicht mehr dazu in der Lage sein, das Geschehen zu bestimmen. Es ist uns schon gegen die Menschenkinder kaum möglich gewesen, zu bestehen, Deemon ist jedoch eine ganz andere Nummer.“ „Wir müssen Territorien gewinnen“, antwortete Yokato. „Im Moment haben wir ein Lager, das vielleicht den aktuellen Ansprüchen genügt, aber wir werden Festungen brauchen, von denen aus wir die Umgebung organisieren können, von denen aus eine Regierung arbeiten kann. Wir brauchen Festungen, um dem Feind standhalten zu können, wo wir uns ausruhen und unsere Ressourcen wieder auffüllen können.“ „Und wie stellst du dir das vor?“ fragte Rai. „Deemon wird uns vermutlich nicht dazu einladen, hier Fuß zu fassen.“ „Sicherlich nicht“, stimmte der Krieger dem Mädchen zu. „Wir müssen eine Burg erobern und befestigen. Wenn wir eine haben, dann haben wir einen ersten Stützpunkt, von dem aus wir uns und unsere Truppen koordinieren können. Noch ist Deemon nicht so mächtig, dass er alle Burgen besetzt haben kann, wenn wir jetzt schnell und entschlossen handeln, dann können wir uns einrichten, bevor es zu spät ist.“ „Ist dein Bruder noch eine Gefahr?“ wollte Atoeru wissen. „Es wäre denkbar ungünstig, wenn wir uns nur noch auf Deemon konzentrieren, der tödliche Dolch aber aus einer ganz anderen Richtung kommt.“ „Mein Bruder lebt noch“, sagte der Samurai. „Also ist er noch eine Gefahr, aber für den Moment haben wir nichts zu befürchten, denn Raidon und Fudo werden andere Sorgen haben. Jetzt müssen sie nicht mehr nur uns fürchten, sondern auch Deemon und alle Digimon, die von dem Kopfgeld wissen, dass auf meinen Bruder und seine Verbündeten ausgesetzt ist. Potentiell stellt nun jedes Digimon eine enorme Gefahr da, sodass wir für sie an Bedeutung verlieren.“ „Also brauchen wir uns im Moment keine Gedanken zu machen“, nickte der Gelehrte. „Dennoch können sie auf die ein oder andere Art gefährlich für uns werden. Vielleicht denken sie, wenn sie uns vernichten, dass sie dann wieder in Deemon's Reihen aufgenommen werden.“ „Das können wir nicht mit Sicherheit sagen“, meinte Jeanne. „Sie sind nicht dumm, sie werden es sich gut überlegen, ehe sie uns und unsere Streitmacht angreifen, denn dabei können sie nur verlieren.“ „Ja“, stimmte Yokato ihr zu. „Deswegen lasst uns jetzt planen, wie wir die erste Burg einnehmen, dann machen wir uns darum Gedanken.“ Grimmig hieb Raidon sein Katana durch ein Digimon und sah zu, wie es sich auflöste. Heute war es seine Aufgabe, etwas essbares in dem Wald zu finden, doch einige Digimon warteten nur darauf, ihn oder die anderen beiden Kinder zu entdecken. Die Versprechungen Deemon's hatten dafür gesorgt, dass die halbe Welt nach den Dreien suchte, um reich belohnt zu werden. Mühselig nahm er den Beutel mit seiner Beute wieder auf und kehrte zurück. „Drei Angriffe“, sagte er finster, während er in das provisorische Versteck trat. „Drei Angriffe alleine heute wieder, gestern waren es nicht weniger. Der Strom an Digimon, die jagt auf uns machen, nimmt kein Ende.“ „Es kann nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie uns doch erwischen“, sagte Fudo. „So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen.“ „Was sollen wir denn machen?“ fragte Sakura spitz. „Sollen wir vielleicht eine eigene Armee aufstellen?“ „Die Idee ist zwar interessant, aber wird nicht funktionieren“, sagte der Ninja. „Wir haben bereits zwei gewaltige Armeen, da werden wir kaum noch genug Digimon finden, die uns unterstützen werden.“ „Verstecken ist auch keine Option“, sagte Raidon. „Irgendwann müssen wir raus und dann wartet immer irgendwo ein machtgieriges Digimon, das uns töten will. Wir können versuchen, meinen Bruder zu töten.“ „Auch das ist bereits oft schiefgegangen“, warf Fudo ein. „Und die Armee um sie herum ist größer geworden. Vielleicht wäre es uns möglich, die Wirren einer Schlacht auszunutzen und ihn erwischen, aber dann stehen wir da und sind weithin für jeden sichtbar, auch für die Feinde. Und wir wissen alle, wo wir Yokato am ehesten antreffen werden.“ „Und was bleiben uns dann für Möglichkeiten?“ fragte das Mädchen. „Wir können keine Armee aufstellen, hier bleiben können wir auch nicht.“ Zwischen den Kindern entstand ein unangenehmes Schweigen. Alle dachten nach, doch eine erträgliche Lösung wollte keinem einfallen. „Können wir mit unseren Gaben nicht versuchen, Deemon zu bekämpfen?“ fragte Sakura. „Unsere Kräfte sind doch beeindruckend genug, dass wir es versuchen können.“ „Nein“, sagte Raidon. „Unsere Kräfte mögen vielleicht beeindruckend sein, aber denkst du ernsthaft, Deemon hätte uns die Macht gegeben, ihm gefährlich werden zu können? Deemon angreifen ist sicherlich die dämlichste Aktion, die wir starten können. Letztendlich bleibt uns nur eine einzige Möglichkeit.“ „Das kann unmöglich dein Ernst sein“, blaffte der Ninja. „Diese Idee steht doch auf der gleichen Stufe mit der, dass wir Deemon angreifen.“ „Wieso?“ fragte der Samurai. „Von allen Ideen ist es die einzige, bei der wir nicht in den sicheren Tod gehen.“ „Wovon sprecht ihr?“ wollte das Mädchen wissen. „Welche Idee ist so doof, dass wir stattdessen auch gleich Deemon angreifen könnten?“ „Wir ergeben uns meinem Bruder“, erklärte Raidon kurz angebunden. Sakura starrte den rothaarigen Jungen einige Sekunden lang regungslos an, dann bekam sie einen herzhaften Lachkrampf, der sie einige Minuten lang nicht mehr losließ. „Du bist mir ja ein ganz lustiger“, meinte sie schließlich, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Du solltest darüber nachdenken, als Narr am kaiserlichen Palast aufzutreten, du würdest sicherlich alle amüsieren. Jetzt aber sollten wir mit ernsthaften Ideen weitermachen.“ „Das war durchaus ernstgemeint“, meinte der Samurai so gelassen wie möglich. „Wir haben festgestellt, dass wir sonst keine Option mehr haben. Wir bekommen keine eigene Armee zusammen, um uns zu verteidigen, wir können Deemon selbst nicht angreifen und auch meinen Bruder nicht. Aber wir können uns ihm ergeben.“ „Und er wird uns mit einiger Sicherheit töten“, warf Fudo ein. „Vergiss nicht, dass er uns gewarnt hat, dass wir das nächste Mal als Feinde behandelt werden würden.“ „Richtig“, nickte Raidon. „Wir werden nur mit einiger Sicherheit getötet, nicht aber mit absoluter. Zudem wird uns mein Bruder nicht einfach so töten, wenn wir uns ergeben. Wir müssten es allerdings ernst meinen, denn Rai wird sofort wissen, wenn wir versuchen, sie zu betrügen. Wenn wir es ernst meinen, wird uns nichts geschehen.“ „Du vertraust also ernsthaft darauf, dass deine ehemalige Gefangene dafür sorgt, dass uns nichts geschieht?“ fragte Sakura entsetzt. „Du hast sie geschlagen, du warst ihr Wärter und du hast versucht, sie auszuhören.“ „Immerhin hat er sie einigermaßen anständig behandelt“, meinte der schwarzhaarige Junge. „Dass er sie geschlagen hat, war eine Kampfhandlung, nachdem sie ihn angegriffen hat. Im Kerker hat er sie jedoch gut behandelt, er hat mit ihr geredet und sie am Leben gehalten. Wenn er also denkt, dass sie das gleichermaßen vergelten wird, ist das zumindest nicht ganz so abwegig, wie Gnade von Deemon zu erwarten.“ „Wird sie sich denn gegen Yokato durchsetzen können?“ fragte Sakura. „Wenn er beschließt, dass wir getötet werden müssen, dann ist es letztlich ziemlich egal, ob wir davor noch nett behandelt werden.“ „Yokato ist ein fähiger Krieger, er bekämpft seine Feinde auch gnadenlos“, nickte der Ninja. „Aber er ist nicht grausam. Wenn wir uns ihm ergeben, wird er uns möglicherweise wirklich nicht töten.“ „Vor allem nicht, wenn wir freiwillig unsere Waffen niederlegen“, ergänzte Raidon. „Und wieso sollte er glauben, dass wir uns freiwillig ergeben?“ wollte das Mädchen wissen. „Oder annehmen, dass wir uns ihm anschließen wollen würden.“ „Weil wir nun den gleichen Feind haben“, sagte Fudo nüchtern. „Unsere Motivation, sich uns seiner Armee anzuschließen, ist verständlich, selbst wenn sie ihm nicht wirklich gefallen mag. Wenn wir aber ernsthaft meinen, dass wir an seiner Seite kämpfen wollen, wenn wir das wirklich wollen, dann werden wir auf kurz oder lang vielleicht wirklich akzeptiert werden.“ „Hat sich unsere Gesinnung denn wirklich geändert?“ wollte Sakura wissen. „Wir sind immer noch jene, die für Deemon gekämpft haben, wir haben immer noch unsere finsteren Gaben.“ „Ich für meinen Teil bin geneigt, meine Gesinnung zu ändern, wenn es gegen jene geht, die mich verraten haben“, sagte der Samurai. „Deemon ist nicht länger mein Herr. Und bevor wir hierher gekommen sind, waren wir da wirklich so finstere Gesellen?“ „Du warst schon immer ein wenig grausam“, meinte der Ninja. „Ebenso wie auch ich eine finstere Seele habe.“ „Von uns hat aber vorher niemand versucht, eine Welt zu vernichten“, konterte Raidon. „Wir haben keine Armee angeführt, um alles zu unterwerfen.“ Erneut brach in der Gruppe schweigen aus, der Vorschlag hing wie eine dunkle Wand über den Kindern. Niemand wollte sich wirklich ergeben, auch wenn allen klar war, dass dies vielleicht die beste Möglichkeit sein würde, ihr eigenes Überleben zu sichern. „Selbst wenn wir uns auf den Weg machen, wie sollen wir die Armee finden?“ fragte Sakura. „Und wie sollen wir hinkommen, ohne von einer halben Armee vernichtet zu werden?“ „Wir fliegen“, sagte Raidon und deutete auf seinen Partner. „In der Luft sind wir weniger leicht aus dem Hinterhalt angreifbar und wir können besser sehen, wo wir hinmüssen. Eine Armee dieser Größe kann nicht besonders schnell reisen und mein Bruder wird Stützpunkte brauchen. Selbst eine Burg zu bauen, dauert zu lange, er wird anfangen, bereits bestehende Burgen einzunehmen und da wissen wir, wo wir hinmüssen.“ „Dann lasst uns unsere Sachen packen und losfliegen“, beschloss Fudo. „Ich bin zwar nicht sonderlich begeistert, aber ich bin gewillt, eine sich bietende Chance zu ergreifen, mein Überleben zu sichern.“ „Unsere Späher sind zurück“, verkündete Jeanne. „Sie sind bereit, Bericht zu erstatten.“ „In Ordnung“, nickte Yokato. „Ruf die Anderen zusammen, dann wollen wir uns anhören, was sie Späher gesehen haben.“ Einige Minuten später saßen die Digiritter beisammen und sahen die Später an. „Ich bin Searchmon“, stellte sich ein großes Käferdigimon vor, dessen Haut aus Silber zu bestehen schien. „Ich bin einige Meilen ins Landesinnere gereist, es gibt nicht viele Spuren von gegnerischen Digimon. Es hat den Schein, als hätten sie sich ins Landesinnere zurückgezogen. Aber ich habe zwei besetzte Burgen gesehen, sie liegen einige Tagesmärsche von hier entfernt. Wie stark sie besetzt sind, konnte ich nicht genau erkennen, aber es sieht so aus, als sei nur eine Notmannschaft dort.“ „Ich bin den Strand in Richtung Norden geflogen“, sagte ein Tentomon. „Es gibt einige Spuren, die darauf hindeuten, dass dort eine Armee auf uns gewartet hat, doch diese ist abgezogen. Ansonsten konnte ich nichts wichtiges erkennen, das Gebiet im Norden ist überwiegend abgeschottet vom Rest des Kontinents. Das Thangordrim-Massiv zieht sich über den ganzen Kontinent und stellt eine Grenze zwischen dem Norden und dem Süden dar. Ich glaube nicht, dass dieser Bereich wirklich von Deemon erschlossen wurde.“ „Ich bin Snimon, ich habe die südlichen Strandabschnitte untersucht. Auch hier war eine Armee stationiert, aber auch diese ist abgezogen. Vereinzelt waren noch einige Truppen unterwegs, diese schienen aber nach etwas zu suchen und waren nicht auf Patrouille. Auch am südlichen Strand gibt es keine Burgen, aber das ist nicht weiter verwunderlich, im Süden wurden weniger Burgen gebaut als nahe des Gebirges.“ „Warum ziehen sich die Truppen des Feindes soweit zurück?“ fragte Ely. „Das ergibt doch keinen Sinn, so können wir doch viel zu weit vorrücken.“ „Ich vermute, Deemon hat eine Menge Kraft gebraucht, die Schilde zu zerstören und herzukommen“, sagte Yokato. „So geschwächt wollte er sich uns nicht in den Weg stellen, deswegen bringt er so viel Distanz zwischen sich und unsere Armee. Und er will nicht riskieren, dass wir seine Truppen vernichtend schlagen, solange er sich erholt. Aus seiner Sicht scheint es günstiger zu sein, uns das Gebiet hier zu überlassen als die Truppen hierzulassen und zu verlieren.“ „Nun, es könnte auch stimmen“, meinte Atoeru. „Wenn er bei Kräften ist und mit geballter Macht gegen uns vorgehen kann, wird er die Gebiete sicherlich besser zurückerobern können, als wenn er seiner Truppen beraubt ist.“ „Unsere Marschrichtung ist auf jeden Fall klar“, meinte der Samurai. „Es gibt hier zwei Burgen in der Nähe, die nur schwach besetzt sind.“ „Ich ahne, was du sagst“, warf Rai ein. „Wir teilen uns auf und nehmen gleichzeitig beide Burgen ein, dann haben wir zum einen mehr Platz und zum anderen gleich zwei Stützpunkte, von denen aus wir agieren können.“ Der Krieger nickte. „Genau das habe ich vor. Wir nehmen beiden Burgen aus und haben zwei Stützpunkte, von denen aus wir operieren können. Ely, du begleitest Jeanne und mich, Atoeru, Rai und Riro reisen zur zweiten Burg. Die Armee teilen wir so auf, dass beide Gruppen etwa mit der gleichen Truppenstärke reisen.“ „Treffen wir uns denn wieder?“ fragte Rai. „Wenn wir unsere Burg eingenommen haben, dann senden wir einen Boten zur anderen und stimmen uns ab, wie wir weiter vorgehen wollen. Allerdings sollten wir nicht allzu lange getrennt reisen, Deemon wird sicherlich nicht allzu lange auf sich warten lassen. Einzeln sollten wir ihm nicht begegnen, das würde keiner von uns packen. Nur als gesamte Gruppe haben wir eine Chance, gegen ihn zu bestehen.“ „Ich will ihm gar nicht mehr begegnen“, sagte Ely. „In seiner Gegenwart will ich einfach nur fliehen.“ „Das wollen wir alle“, sagte Jeanne. „Ich habe vorher nichts erlebt, was ich so gefürchtet, wie dieses Wesen. Gerade deswegen müssen wir uns ihm stellen, denn wenn wir es nicht tun, schafft es niemand und alle existierenden Welten sind dem Untergang geweiht. Wir sind hier, weil wir die Einzigen sind, die eine Chance gegen ihn haben.“ „Einschüchternd ist er dennoch“, beharrte Ely. „Wie können wir ihn denn schlagen, wenn alle Digimon fliehen?“ „Genau deswegen müssen wir standhaft bleiben“, sagte Yokato. „Nur wenn wir bleiben und furchtlos erscheinen, werden uns die Digimon in den Kampf gegen Deemon folgen, nur dann können wir die Schlacht und den Krieg gewinnen.“ „Was ist denn, wenn diese beiden Burgen nur eine Falle sind?“ warf Atoeru ein. „Es könnte doch sein, dass Deemon diese Burgen absichtlich so schwach besetzt erscheinen lässt, damit wir angreifen und er uns vernichten kann.“ „Das ist eine Möglichkeit, aber wenn er bereits so mächtig gewesen wäre, den Kampf gegen uns zu wagen, hätte er uns bereits am Strand angegriffen“, meinte Yokato. „Hier am Strand sind wir im Nachteil, wir können nicht zurückweichen, sondern wir stehen mit dem Rücken zu Wand. Er hätte also bereits durch Zufall die perfekte Falle vorgefunden gehabt, dennoch hat er sich zurück gezogen. Er ist überheblich, er ist arrogant, aber nicht dumm. Deemon weiß, dass er mächtige Gegner hat und dass er möglicherweise noch nicht die Kraft hatte, zu bestehen. Wenn er diese Falle ausgelassen hat, dann wird er auch aus den beiden Burgen keine Falle gemacht haben.“ „Das leuchtet ein“, brummte der Gelehrte. „Irgendwie gefällt es mir trotzdem nicht, dass wir uns aufteilen und uns dadurch schwächen.“ „Wir brauchen aber eine zweite Burg“, sagte Rai. „Die Burgen, die wir bislang gesehen haben, sind einfach zu klein für die Anzahl an Digimon, die wir bei uns haben. Selbst die zweite Burg wird vollkommen ausgelastet sein und auch dann werden nur wenige Digimon den Schutz der Burg genießen, die meisten müssen sich außerhalb einrichten. Es kommt selten genug vor, dass ich einer Meinung mit Yoki bin, aber dieses Mal bin ich seiner Meinung. Hier am Strand können wir nicht bleiben, denn wenn jetzt ein Feind kommt, haben wir verloren.“ „Können wir die Burgen nicht nacheinander angreifen?“ fragte Riro. „Möglicherweise“, meinte der Samurai. „Dann brauchen wir aber deutlich mehr Zeit, Zeit, die wir möglicherweise nicht haben. So haben wir Zeit gespart, in der wir uns vorbereiten können.“ „Wir trauen uns einfach nur nicht zu, ohne dich die Schlacht zu führen“, sagte Rai. „Bislang hatten wir dich immer dabei, du hast uns gesagt, was wir zu tun haben. Dieses Mal stehen wir ohne deine Hilfe da.“ „Atoeru kennt sich mit Taktiken fast so gut aus wie ich“, meinte der Krieger. „Ihr müsst einfach nur das tun von dem ihr denkt, dass es das richtige sei, dann wird es klappen. Ihr steht nicht alleine, sondern ihr habt einander.“ „Wann reisen wir ab?“ wollte das älteste Mädchen wissen. „Nachdem wir die Truppen eingeteilt haben“, antwortete Yokato. „Wir werden unverzüglich aufbrechen und wenn wir unseren Burgen eingenommen haben, schicken wir einen Boten los.“ „Seid ihr euch wirklich sicher, dass ihr das wollt?“ fragte Sakura, während sie durch die Luft flogen. „Noch haben wir die Möglichkeit, umzukehren und uns etwas anderes zu überlegen.“ „Ich bin mir sicher“, sagte Fudo bestimmt. „Ich ebenfalls“, nickte Raidon. „Wir haben uns entschieden, aber wenn du absteigen willst, können wir gerne in einem sicheren Gebiet zwischenlanden und wir lassen dich da.“ „Danke, ich verzichte“, antwortete das Mädchen spitz. „Ich wollte einfach nur mal nachgefragt haben, ob ihr von eurer Idee auch wirklich überzeugt seid. Wenn wir einmal bei deinem Bruder gelandet sind, gibt es kein zurück mehr.“ „Ja, das ist uns bewusst“, sagte der Ninja. „Aber wir haben uns für die Alternative mit den größten Überlebensaussichten entschieden. Ich würde durchaus gerne noch eine Weile lang leben.“ „Sehe ich auch so“, stimmte der Samurai dem anderen Jungen zu. „Wenn wir leben wollen, dann ist dies die beste Entscheidung und wenn wir merken, dass es sich richtig anfühlt, Seite an Seite mit meinem Bruder zu kämpfen, ist das die beste Möglichkeit, die Rechnung mit Deemon zu begleichen. Egal wie wir es drehen und wenden, es ist die beste Idee.“ „Aber nicht zufällig deswegen, weil sie von dir stammt, oder?“ stichelte Sakura. „Bisweilen bist du von deinen Ideen einfach ein wenig sehr überzeugt.“ „Es ist die beste Idee, weil wir davon überzeugt waren“, sagte Fudo. „Wir haben verschiedene Ideen durchgesprochen und dies war die beste davon. Dass sie von Raidon stammt, hatte bei der Bewertung keinen Einfluss gespielt, auch jetzt sollte sein Beitrag keine Rolle spielen wenn wir fragen, warum das die beste Idee war.“ Eine Weile lang flogen weiter, bis der Strand in Sichtweite kam. Am Strand waren bereits die ersten größeren Digimon zu erkennen und die Kinder wurden ein wenig nervös. Nach außen hin zeigte keiner von ihnen sein Unbehagen, dennoch wurde es mit jedem Meter zu einem beständigeren Begleiter. „Die Stunde der Wahrheit ist gekommen“, sagte Raidon bedeutungsschwer und sein Airdramon setzte zur Landung an. Ely war die erste, die das Airdramon bemerkt hatte und sprang auf. Noch in der gleichen Sekunde hatte sie ihren Bogen gespannt und zielte auf das Digimon. Nur einen Sekundenbruchteil später stand Atoeru mit seinem Stab neben ihr, auf dem Digimon hatte er Raidon entdeckt und grimmig starrte er ihn an. Auch Jeanne und Riro waren aufgesprungen, während Rai und Yokato sich Zeit ließen. „Ich dachte, ich hätte mich letztes Mal deutlich genug ausgedrückt“, rief der Samurai, während er mit gezogenem Katana auf die Gruppe zutrat. „Sprecht, bevor ich euch bekämpfe.“ „Wir sind hier, um uns zu ergeben“, rief Raidon und sprang von Airdramon. Dabei legte der Junge demonstrativ seine Waffe zu Boden und trat auf seinen Bruder zu. „Wir sind bereit, uns deiner Rechtsprechung zu unterwerfen und euch im Kampf gegen Deemon zu unterstützen.“ Ihm folgten Fudo und Sakura, die ihre Waffen neben die Raidon's legten. Dann nahmen die beiden Aufstellung neben dem rothaarigen Jungen und betrachteten die Gruppe vor sich. Die Kinder sahen eindeutig feindselig aus, die Waffen waren noch nicht gesenkt worden, dennoch schien niemand Anstalten zu machen, einen Kampf zu eröffnen. „Ihr wollt euch also ergeben?“ fragte Yokato mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wieso sollte ich euch das glauben?“ Neugierig stellte sich Rai vor Raidon und musterte den Jungen aufmerksam. Unbehaglich wand sich der Junge unter ihrem Blick und hatte das Gefühl, dass sie in ihm wie in einem offenem Buch las. „Die Wahrheit ist, dass wir einfach keine andere Wahl hatten“, sagte der rothaarige Junge. „Deemon hat ein Kopfgeld auf uns ausgesetzt und jetzt suchen uns sämtliche Digimon dieser Welt, die in seiner Gunst steigen wollen. Dadurch, dass wir uns dir anschließen, wollen wir für das büßen, was wir getan haben, allerdings auch Rache üben.“ „Nun, du bist immerhin ehrlich“, meinte Rai. „Ihr habt einen Weg gesucht, zu überleben und wir waren eure einzige Wahl. Dafür nehmt ihr sogar in Kauf, einzusehen, dass ihr falsch gehandelt habt und für eure Taten zu sühnen. Du hast sogar freiwillig erwähnt, dass ihr Rache nehmen wollt an jenem, der euch verraten hat.“ „Denkst du ernsthaft, ich würde auf die Idee kommen, dich zu belügen?“ fragte Raidon. „Du scheinst zu vergessen, dass wir einander bereits kennen und ich weiß, dass ich dich nicht belügen kann.“ „Manche versuchen es dennoch“, meinte das Mädchen trocken. „Ich denke, wir sollten akzeptieren und euch aufnehmen.“ „Haben wir denn auch noch ein Stimmrecht?“ fragte Atoeru. „Ich bin nämlich nicht der Meinung, dass wir sie mit uns reisen lassen sollten. Sie haben zur Genüge bewiesen, was wir von ihnen zu halten haben.“ „Und du hast in die Zukunft gesehen“, hielt Rai gegen. „Du hast gesehen, dass wir irgendwann mal auf einer Seite stehen, wieso sollten dafür nicht bereits jetzt die Grundsteine gelegt werden? Oder lässt du dich gerade durch persönliche Gefühle lenken?“ „Das lassen wir alle“, sagte Yokato. „Wir alle haben unsere Gefühle, auch bezüglich der Menschen vor uns, und diese Gefühle lenken unsere Entscheidungsfindung. Allerdings lässt sich dein Einwand nicht von der Hand weisen, irgendwann muss der Punkt sein, an dem sie sich uns anschließen, sollten sich Atoeru's Visionen bewahrheiten. Möglicherweise ist heute der Tag, an dem wir sie bei uns aufnehmen, auch wenn der Zeitpunkt dafür denkbar ungünstig ist, denn wir können angesichts unserer Angriffspläne nicht auf sie aufpassen oder sie bewachen.“ „Dann binden wir sie in unsere Pläne ein“, sagte Rai. „Lassen wir sie beweisen, dass sie es ehrlich meinen.“ „Sie sollen uns helfen, die Burgen einzunehmen, die sie aus unserer Kontrolle befreit haben?“ lachte der Gelehrte. „Du hast ja Vorstellungen.“ „Diese Burgen gehören nun Deemon“, sagte Fudo. „Wenn wir seine Pläne dadurch vereiteln können, dass wir diese Burgen einnehmen, dann ist es uns eine Freude, dabei zu helfen. Wenn er nichts verändert hat, dann können wir euch Informationen zur Besatzungsstärke geben, wir können euch helfen, diese Burg einzunehmen.“ „Ich bin schwer dagegen“, sagte Atoeru. „Was ist, wenn sie uns während des Kampfes in den Rücken fallen?“ „Dann haben wir genug Digimon bei uns, dass sie tot wären, bevor wir ernsthaft Schaden genommen haben.“ „Wir gehen das Risiko ein“, beschloss Yokato. „Früher oder später muss sich Atoeru's Prophezeiung erfüllen und Hilfe können wir gebrauchen. Raidon und Sakura, ihr reist mit Atoeru, Rai und Riro, Fudo, du begleitest Jeanne, Ely und mich. Eure Waffen könnt ihr mitnehmen.“ „Nein“, riefen Ely und Atoeru gleichzeitig und bauten sich vor dem Samurai auf. „Yoki, dieser Junge kommt nicht in meiner Gruppe mit“, beharrte das Mädchen und stemmte die Fäuste in die Seite. „Er wollte mich umbringen.“ „Und jeder von uns wollte ihn, Raidon und Sakura töten“, erwiderte der Krieger. „Die drei haben also mehr Gründe, sich gegen meine Entscheidung zu wehren als ihr. Rai sagt, wir sollen sie aufnehmen und ich hab keine vernünftigen Gegenargumente, also geben wir ihnen die Chance.“ „Ihr beide wollt also den Rest der Gruppe überstimmten?“ herrschte der Gelehrte den rothaarigen Jungen an. „Das könnt ihr nicht machen.“ „Ihr wollt sonst immer, dass ich euch die Entscheidungen abnehme“, sagte Yokato und blickte die beiden vor ihm stehenden Kinder mit unnachgiebiger Miene an. „Jetzt entscheiden Rai und ich für euch, nun jammert ihr, dass ihr ein Mitspracherecht haben wollt. Jetzt akzeptiert ihr die Entscheidung. Sei froh, dass du jemanden mit militärischer Erfahrung an deiner Seite hast, Atoeru, sieh ihn einfach als den Berater an, den du an deiner Seite haben wolltest.“ Jeanne und Riro blickten unsicher zwischen dem Samurai und den beiden anderen hin und her und wussten nicht, was sie tun sollten. Riro behagte es gar nicht, seine Feinde direkt neben sich zu wissen, aber er wusste auch, dass er jederzeit dazu in der Lage sein würde, sich gegen sie zur Wehr zu setzen, deswegen fürchtete er sie nicht. Jeanne hingegen wusste nicht, wie sie das ganze einschätzen sollte. Bislang hatte sie nur gegen Sakura ernsthaft gekämpft und das Mädchen hatte sich durchaus zu behaupten gewusst, dennoch war klar, dass sie ihr überlegen war. Fudo konnte sie nicht genau einschätzen, aber wenn einer dazu in der Lage sein würde, Fudo zu schlagen, dann war es Yokato und Ely könnte sie ebenfalls jederzeit schützen. „Wenn Yokato und Rai denken, dass es richtig ist, die drei mitzunehmen, dann vertraue ich den beiden“, sagte sie schließlich. „Und Yoki hat Recht, die ganze Zeit über verstecken wir uns hinter ihm, zwingen ihm all die Entscheidungen auf und jetzt, wo es uns nicht passt, können wir nicht einfach losschreien und fordern, dass wir auch mitentscheiden wollen. Ich sage, wir nehmen sie mit.“ „Mir ist das egal“, sagte Riro. „Wenn es sein muss, dann begleiten sie uns.“ Als der Junge den Blick seiner Cousine bemerkte, wusste er, dass nichts, was Raidon oder Sakura ihm antun könnten, auch nur annähernd so schlimm sein würde wie das, was Ely mit ihm anstellen würde, würden die beiden nicht in getrennten Gruppen reisen. Mittlerweile bereute Riro, dass ihm die Entscheidung, ob die anderen Kinder mitkommen sollten, egal war. In den letzten zwei Tagen hatte Atoeru keine Gelegenheit ausgelassen, über Raidon zu schimpfen, ihm üble Wörter an den Kopf zu werfen oder sich über ihn zu beschweren. Selbst Riro war mittlerweile am Ende seiner Geduld angelangt, Raidon hingegen schien die Situation bislang noch zu ertragen. Auch jetzt, wo Atoeru schwieg, war sein Hass fast mit Händen zu greifen. Schließlich schien der rothaarige Junge zu viel zu haben und ging auf den Gelehrten zu. „Sag mal, Atoeru, was hast du gegen mich?“ fragte der Junge. „Ich habe in den letzten Tagen nichts gesagt, ich habe mich bemüht, nicht aufzufallen, dennoch hast du fast ohne Unterlass über mich geschimpft oder mich abwertend abgesprochen.“ „Hab ich dir erlaubt, mich anzusprechen?“ zischte Atoeru. „Sei froh, dass du überhaupt mitreisen darfst und ich dich nicht bei erstbester Gelegenheit alleine hab sitzen lassen.“ Selbst Sakura blickte erschrocken auf, obwohl sie damit gerechnet hatte, dass sie nicht mit offenen Armen empfangen werden würden. Dass der Gelehrte allerdings so harsche Worte wählen würden, war sogar ihr unangenehm. „Es war nur eine Frage“, verteidigte der rothaarige Junge sich. „Du hast nerven“, blaffte der Gelehrte. „Du hast versucht, uns zu töten, du hast jemanden von uns entführt und gefangen gehalten, du hast Krieg gegen uns geführt und du wagst es zu fragen, was ich gegen dich habe? Vielleicht solltest du mal nachsehen, ob du ein Gehirn hast, bevor du nochmal den Mund hast.“ „Jetzt ist gut“, ging Rai entschieden dazwischen, ehe Raidon, der rote Flecken im Gesicht bekam, etwas erwidern konnte. „Ja Atoeru, du hast Recht, Raidon und die anderen Beiden haben Fehler gemacht, aber wenn jemand Grund darüber hat, sich über die Entführung zu beschweren, dann bin ich das. Ich wurde entführt, nicht du, als halte du dich zurück. Ich habe Raidon kennengelernt und ich denke, ich kann besser über ihn urteilen als du.“ „Du wagst es gerade also auch, dich gegen mich zu stellen?“ zischte der Junge wütend. „Von dir hatte ich mehr erwartet.“ „Jetzt ist aber gut“, rief Raidon, der es nicht mehr aushielt. „Wenn du ein Problem mit mir hast, dann komm her und scheuer mir eine, aber seine eigenen Feinde anzugreifen ist niederträchtig und zeugt von einem miesen Charakter. Bevor du mir irgendwelche Vorwürfe machen solltest, solltest du erstmal das von dir so geliebte Gehirn nutzen und überlegen, ob das, was du sagst, überhaupt Hand und Fuß hat.“ „Na warte“, knurrte der Gelehrte. Ehe Raidon auch nur blinzeln konnte, hatte er eine Faust ins Gesicht bekommen und stürzte nach hinten. Seine Nase hatte sofort begonnen, zu bluten und er tastete mit einer Hand nach seiner Nase. Bevor er sich jedoch wieder aufrichten konnte, kam der andere Junge auch schon mit einem wütenden Schrei angeflogen und hieb weiterhin mit den Fäusten auf den am Boden sitzenden Jungen ein, der verzweifelt versuchte, sich zu schützen. Gegen diesen Hass war er jedoch chancenlos, selbst seine Ausbildung als Krieger ermöglichte es ihm lediglich, sich vor den schlimmsten Angriffen zu schützen. Rai versuchte, dazwischen zugehen, wurde jedoch von ihrem Freund in einer beiläufigen Bewegung weggeschubst. Entsetzt tastete das Mädchen nach seinen Lippen, die bei dem Angriff aufgeplatzt waren und blickte den Jungen, der ihm den Hieb verpasst hatte, an. Dieser schlug wie von Sinnen auf den Jungen am Boden ein, bis Riro von der Seite gegen ihn krachte und somit von Raidon wegschleuderte. Sofort war Sakura bei Atoeru und half dem Jüngeren bei dem Versuch, den in Rage geratenen Jungen zu bändigen, doch selbst zu zweit waren sie kaum dazu in der Lage, Atoeru zu halten. Schließlich rappelte Rai sich auf humpelte zu den drei kämpfenden Kindern, um dem Gelehrten eine schallende Ohrfeige zu verpassen, die zumindest bewirkte, dass der Junge inne hielt. „Jetzt ist aber gut“, sagte das Mädchen wütend. „Sonst werde ich Yokato herholen müssen, damit er dich bändigt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er besonders begeistert wäre. Atoeru versuchte, sich loszureißen, doch in der kurzen Ruhepause hatte Riro die Gelegenheit gehabt, sich besser hinzustellen und ihn wie ein größeres Wildtier zu packen, dass sich nicht bewegen durfte. Er versuchte es noch einige Sekunden lang, sich zu befreien, doch schließlich sah er ein, dass er gegen den Jäger keine Chance mehr hatte. Rai indess kniete bereits neben Raidon und begutachtete ihn. „Wie geht es dir, Raidon“, fragte sie sanft und tastete ihn ab. „Ging mir nie besser“, ächzte der Junge. „Ich dachte mir einfach nur, dass wir eine Pause brauchen und da hab ich mich hingelegt.“ „Idiot“, lachte das Mädchen leise. „Du siehst übel aus, du blutest und du bist verletzt. Versuch nicht, mir zu sagen, dass es dir gut geht. Und ich hab hier nicht viele Möglichkeiten, dich zu verarzten.“ „Ich kenne mich mit Tränken aus“, meldete sich Sakura zu Wort. „Eigentlich müsste ich wieder welche ansetzen, aber für Raidon sollte es noch reichen.“ „Normalerweise stellst du Gifte her, oder?“ fragte Rai stirnrunzelnd. „Aber wenn du auch Heiltränke in deinen Taschen hast, dann kannst du gerne versuchen, Raidon damit zu helfen.“ Dann drehte sich das Mädchen erneut zu Atoeru um. „Und du solltest dich ganz dringend beruhigen und dir durch den Kopf gehen lassen, ob dein Verhalten wirklich angemessen ist. Du benimmst dich, als seist du ein Diener Deemon's, nicht Raidon.“ „Du kannst mich wieder loslassen, Riro“, zischte der Gelehrte, der nach einem kurzen Nicken des Mädchens wieder freigelassen wurde. Dann drehte er sich um und verschwand im Wald. „Wir machen hier eine Pause“, rief er, bevor er nicht mehr zu sehen war. Yokato seufzte leise. Fudo gab sich ja wirklich Mühe, nicht aufzufallen oder freundlich zu sein, Ely benahm sich allerdings wie ein garstiges Biest. Der Krieger hatte nicht erwartet, dass das Mädchen so hasserfüllt sein würde. Doch Fudo überraschte ihn, indem er Ely's unverhohlenen Angriffen mit fast schon aggressiver Freundlichkeit begegnete. Dennoch war sich der Samurai sicher, dass es so nicht weitergehen konnte, für den Moment gab es allerdings nichts, was er tun konnte. Auch als der Ninja sich erneut zurückfallen ließ, um mit Ely Kontakt aufzunehmen, blieb der rothaarige Junge wachsam, näherte sich aber nicht. „Ich habe mich noch nicht bei dir bedankt“, sagte der schwarzhaarige Junge galant. „Als wir uns in der Luft bekämpft haben und abgestürzt sind, hast du mir das Leben gerettet.“ „Dass du zufällig im Weg warst, als ich mich retten wollte, tut mir leid“, erwiderte das Mädchen bissig. „Nächstes Mal achte ich darauf, dass du nicht in meiner Nähe bist oder dass ich meine Rettungsaktion gegen dich verwenden kann.“ „Nun, dann lass dir gedankt sein, dass du wenigstens das eine Mal an mich gedacht hast“, meinte der Junge mit einem angedeuteten Lächeln, von dem Yokato sich sicher war, dass Fudo es nur zeigte, weil es Ely ärgerte. „Ich verspreche dir, ich werde mich dafür bei dir erkenntlich zeigen, ich bin schließlich gut erzogen worden.“ Der Samurai musste sich dringend abwenden, denn das breite Grinsen konnte er einfach nicht mehr unterdrücken. Er wusste zwar, dass der Junge das nur sagte, um das Mädchen zu ärgern, aber für einen Außenstehenden war es einfach nur zu komisch, die beiden zu beobachten. Dadurch, dass er sich abgewendet hatte, bekam er allerdings nicht mehr mit, wie das Mädchen vor Zorn rot anlief, das nächste, was er mitbekam, war ein lautes klatschen einer Ohrfeige. Geschockt wirbelte der Samurai rum und sah Ely, die ihr Hand erhoben hatte sowie Fudo, der das Mädchen total geschockt ansah. „Dir werde ich beibringen, wie man sich zu benehmen hat“, knurrte das Mädchen und wollte losspringen, traf dabei jedoch nur Yokato, der zwischen die Beiden gesprungen war. „Aus dem Weg du dämlicher Krieger“, rief das Mädchen und versuchte, den Jungen niederzuringen. Überrascht keuchte der Samurai auf, als sie ihn in einen Schwitzkasten nahm und ihm die Luft abdrückte. Reflexartig warf der Junge den Kopf nach hinten und traf Ely's Nase dabei, die mit einem vernehmlichen Geräusch brach. Sofort lockerte sich der Griff des Mädchens und der Junge warf sie über die Schulter. „Was hältst du davon, du beruhigst dich jetzt erstmal?“ fragte Yokato bemüht ruhig. „Du atmest jetzt erst durch und dann können wir über alles reden.“ „Ich will aber nicht“, antwortete das Mädchen patzig. „Ich will nicht reden, nicht mit dir und erst recht nicht mit ihm. Er ist böse, er ist gemein, er ist hinterhältig. Er hat versucht, mich zu töten.“ „Darf ich mal all jene Gelegenheiten aufzählen, zu denen du versucht hast, Fudo zu töten?“ meinte der Samurai trocken. „Wir befinden uns um Krieg, da kommt es vor, dass man versucht, einander zu töten. Wir haben aber beschlossen, den Dreien eine Chance zu geben, dann ist es nur fair, wenn wir sie auch fair behandeln.“ „Du und Rai habt das beschlossen, sonst niemand“, schnappte Ely. „Ihr habt das den Einwänden zum Trotz gemacht.“ „Haben wir“, nickte der rothaarige Junge. „Erinner dich an Atoeru's Prophezeiung, wenigstens Raidon wird einmal gemeinsam mit ihm bahnbrechende Entdeckungen machen, das kann aber nur gehen, wenn wir Fudo, Raidon und Sakura die Möglichkeit geben, ihre Taten zu bereuen und uns helfen. Wir sollten uns Mühen, ihre Mühen wahrzunehmen und zu unterstützen, anstatt ihnen jeden nur erdenklichen Stein in den Weg zu legen.“ „Dafür, dass wir bis vor kurzem noch erbitterte Feinde waren, bist du erstaunlich positiv uns gegenüber“, sagte der Ninja überrascht. „Ich habe eine Entscheidung getroffen, und zu der steh ich“, sagte Yokato und richtete sich auf. „Es gefällt nicht allen hier, dass Rai und ich so entschieden haben, aber Rai kann erkennen, wenn sie belogen wird und sie hat gesehen, dass ihr es ehrlich meint, dass ihr uns wirklich helfen wollt, selbst wenn eure Ziele nicht die gleichen sind wie die unseren. Für den Moment aber haben wir alle das Ziel, Deemon zu vernichten und angesichts seiner Macht können wir es uns nicht erlauben, Hilfe auszuschlagen. Und auch in unserer Gruppe gibt es jene, die eine gute Erziehung genossen haben. Jemand, der sich uns anschließt, hat vernünftig behandelt zu werden. Allerdings denke ich, dass ihr beiden eindeutig Redebedarf habt.“ „Ich habe keinen Redebedarf“, maulte das Mädchen. „Ich will einfach nur in Ruhe gelassen werden.“ „Fudo wird mit uns reisen, daran solltest du dich gewöhnen“, sagte Yokato erbarmungslos. „Und ich will nicht andauernd dazwischen gehen müssen, wenn hier wieder ein Streit losbricht. Also sieh zu, dass du dich benimmst.“ „Vielleicht sollten wir ihr ein Tuch für die Nase reichen“, meinte Fudo. „Sieht aus, als hätte sie ein wenig was mitbekommen.“ „Ich brauche nichts“, beharrte das Mädchen. „Mir geht es gut. Aber ihr dürft mich jetzt in Ruhe lassen.“ Mühsam befreite sie sich aus dem Griff und lief einige Schritte. „Macht was ihr wollt“, rief sie. „Ich gehe in den Wald.“ „Wir sind im Wald“, meinte der Ninja stirnrunzelnd. „Wieso erzählt sie uns, dass sie in den Wald geht?“ „Ich habe keine Ahnung“, sagte der Samurai schulterzuckend. „Wir werden hier eine Pause einlegen und darauf warten, dass Ely sich wieder beruhigt.“ Atoeru hatte sich wieder beruhigt und folgte den anderen schweigend. Raidon hatte zum Vorfall nichts mehr gesagt und auch wenn er sich etwas schleppend bewegte, ließ er sich von seinen Schmerzen nichts anmerken. Sakura hatte dem Jungen so gut es ging geholfen, doch um wirklich auszuheilen, hätte er eine längere Ruhepause gebraucht, als sie sich momentan erlauben konnten. Immer wieder musterte Rai den Jungen besorgt, doch solange sie keine Zeit hatten, konnte sie nichts für den Jungen machen. „Wie lange noch, bis wir die Burg erreicht haben?“ fragte Riro. „Etwa zwei Tage“, sagte Sakura. „Wir müssen aber vorsichtig sein, möglicherweise gibt es um die Burg rum einen Schutzschild, der die Burg schützen soll.“ „Die Information kommt aber früh“, sagte Atoeru verkniffen. „Ihr habt uns nie gefragt“, konterte das Mädchen. „Du hast bislang nicht einmal mehr zugehört, wenn wir mit dir sprechen wollten, wie sollen wir dir da erzählen, dass die Burg eventuell geschützt ist?“ Der Gelehrte knurrte unwillig, ihm fiel aber nicht ein, was er darauf erwidern sollte, da sie Recht hatte. Raidon musste sich ein breites Grinsen verkneifen, da er die Situation, in der sich Atoeru befand, nur allzu gut kannte. „Der Schutzschild wurde allerdings nicht von Deemon selbst angefertigt, er ist also nicht allzumächtig“, fuhr Sakura fort. „Als wir die Burg zurückgelassen haben, war nur eine Notbesetzung da, mit dem größten Teil der Truppen hinter euch hergereist sind. Der Widerstand dürfte also nur sehr begrenzt sein.“ „Beruhigend“, sagte Rai. „Das war eine unserer größten Sorgen, dass wir uns unnötig aufteilen um festzustellen, dass wir als eine große Armee hätten reisen müssen.“ „Ich denke nicht, dass Deemon hier Truppen hat warten lassen“, meinte Raidon nachdenklich. „Er hat ein Kopfgeld auf uns ausgesetzt, anstatt uns zu töten, er wird nicht riskieren, dass wir zu stark für ihn sind, wenigstens für den Moment. Und wenn er hier Truppen zurücklässt, riskiert er, dass er alles verliert.“ „Genau das haben wir auch gedacht“, sagte Rai. „Genau deswegen haben wir uns aufgeteilt, weil wir denken, dass alles andere Blödsinn ist. Wir müssen die wenige Zeit nutzen, die wir geschenkt bekommen haben.“ „Gut“, nickte das andere Mädchen. „Ihr seid wenigstens nicht auf den Kopf gefallen.“ „Stell dir vor, auch anderswo gibt es kluge Menschen“, sagte Atoeru trocken und funkelte die ehemalige Gegnerin an. „Wir haben uns immerhin ziemlich lange und ganz gut gegen euch geschlagen, obwohl ihr die mächtigere Armee hattet.“ „Ihr hattet ja auch keine Probleme mit undisziplinierten Digimon“, erwiderte der Samurai. „Ohne diese Undiszipliniertheit hätten wir euch bereits am Strand aufgerieben, ehe euch die Flucht geglückt wäre. Auch vorher hätten wir gewinnen müssen.“ „Nun, ich denke, am Ende haben sie sich dennoch als die besseren erwiesen“, meinte Sakura. „Sie haben uns mehrfach mit ihrer Taktik geschlagen, unsere Schritte besser berechnet als umgekehrt.“ „Haben wir einen Plan, wie wir die Burg einnehmen?“ wollte Raidon wissen. „Oder laufen wir nur auf gut Glück zur Burg?“ „Wir bieten ihnen an, sich zu ergeben“, grinste Rai breit. „Wenn sie sich für den Kampf entscheiden, sprengen wir den Schild und fegen über sie hinweg.“ „Also das klingt mehr nach einer meiner Taktiken“, meinte der rothaarige Junge. „Aber ich bin gespannt zu sehen, wie ihr die Taktik umsetzt.“ Ereignislos verlief der Marsch der Truppe in Richtung Burg. Atoeru und Raidon gingen sich nach Möglichkeit aus dem Weg, ansonsten ignorierten sie einander weitestgehend. Rai lief an der Spitze und hielt ein Auge auf die beiden Jungen, Sakura hingegen schien sich soweit ihrem Schicksal gefügt zu haben. Schließlich ragte die Burg vor ihnen auf, die Luft schimmerte ein wenig. „Die Schilde sind aktiv“, sagte Sakura. „Sie sind darauf vorbereitet, dass wir vorbeikommen.“ „Halt, Digiritter“, rief eine aggressive Stimme. „Im Namen Deemon's befehle ich auch, die Waffen niederzulegen und euch zu ergeben.“ „Lustig“, rief Rai zurück. „Sowas in der Art wollte ich euch auch sagen. Aber ich denke, dass ich meinen Worten mehr Nachdruck verleihen kann als du.“ „Versucht es“, höhnte die Stimme, die sich als die Stimme eines Commandramon's entpuppte. „Unsere Schilde fangen eure Angriffe ab, aber unsere passieren und werden euch vernichten. Ergebt euch und euch wird Gnade gewährt.“ „Auf die Gnade Deemon's verzichte ich“, erwiderte das Mädchen. „Diesem Schwächling werden wir uns nicht ergeben, nun bereitet euch auf euren Untergang vor, wenn ihr euch nicht ergebt.“ Von der Burg aus rauschten erste Angriffe an, doch Rai war nicht besonders besorgt. So wie es aussah, bluffte Commandramon nur, es wirkte wie ein verzweifelter Versuch, die Burg gegen eine solche Übermacht zu retten. „Marsmon, kannst du die Stärke des Schildes einschätzen?“ fragte das Mädchen. „Wir müssen den Schild zerstören, die Burg muss aber unbeschädigt bleiben.“ „Nun, das müsste sich machen lassen“, meinte das große Digimon. „Aber ich muss erst einen schwächeren Angriff starten, um die Stärke herauszufinden.“ „Gut“, nickte die Digiritterin. „Das wird Commandramon dazu verleiten, hochmütig zu werden und sich zu weit aus der Deckung hervorzuwagen. Sorgt dafür, dass dies sein letzter Fehler sein wird.“ Das große Digimon schickte einen schwachen Angriff los, der einfach von dem Schild abprallte. Wie erwartet tauchte Commandramon wieder auf und lachte laut. „Ich habe euch gesagt, dass ihr keine Chance habt“, rief das Digimon. „Also ergebt euch, sonst wird es euch übel ergehen.“ „Das sehe ich anders“, lachte die Digiritterin, ehe sie Marsmon den Befehl gab, den Schild zu zerstören. Das Digimon schloss die Augen und konzentrierte sich kurz, dann schickte es die gleiche Attacke nochmal gegen den Schild, dieses Mal aber stärker als beim letzten Mal. Der Schutzschild flackerte einmal auf, dann gab er mit einem lauten donnern nach und noch ehe Commandramon die Szene richtig erfassen konnte, wurde es von einem Dolch in die Brust getroffen. In der Burg brach ein heilloses Durcheinander aus, die Angriffe wurden vollständig eingestellt. „Wir ergeben uns“, erklang eine klägliche Stimme aus der Burg. „Stellt eure Angriffe ein, wir ergeben uns.“ „Beeindruckend“, brummte Raidon. „Solche Erfolge hatten wir gegen euch noch nie.“ „Fudo, gibt es über die Burg etwas zu sagen?“ fragte Yokato den Ninja. „Irgendwas, was wir bei unserer Planung bedenken sollten?“ „Die Digimon in dieser Burg sind stur“, meinte der gefragte Junge. „Die Tore sind gut gesichert und von außen nicht zu öffnen, die Mauern stabil. Allerdings haben die Digimon nicht gut gehaushaltet, wir sollten sie also in wenigen Wochen ausgehungert haben.“ „Ich denke nicht, dass das eine Option ist“, meinte Jeanne nachdenklich. „Wenn möglich, sollte es schneller gehen.“ „Oh, ich denke, ich habe da eine Idee“, sagte der Samurai und seine Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. Aber das behalte ich für mich, den Überraschungseffekt will ich euch nicht zerstören.“ „Hat dir mal jemand gesagt, dass du fast genauso erschreckend wirken kannst wie Deemon?“ fragte Fudo trocken, der den Samurai von der Seite musterte. „Wie redest du eigentlich mit Yoki“, zischte Ely wütend von der Seite. „Na warte, dir werde ich es zeigen.“ „Ely“, sagte Yokato warnend. „Es gibt keinen Grund, ihn anzugreifen. Er stellt keine Gefahr dar, er hat lediglich geschildert, wie er mich gerade wahrgenommen hat. Er darf seine Meinung genauso äußern, wie es jeder hier darf.“ „Er soll es aber nicht“, beharrte sie. „Er hat doch sowieso nichts vernünftiges zu melden.“ „Das tut mir leid“, sagte Fudo und deutete eine Verbeugung an. „Ich werde ab sofort besser darauf achten, dass ich nur noch Sätze von geistigem Wert von mir gebe in der Hoffnung, dass diese dir genehm sind.“ „Bei den Ahnen“, seufzte der Krieger. „Was haltet ihr davon, wenn ihr beiden einfach bei null anfangt und so tut, als würdet ihr euch gerade erst kennenlernen? Das ist ja schlimm mit euch.“ „Er ist schlimm“, rief das Mädchen. „Du bist genauso schlimm“, herrschte Yokato sie an. „Von dir gehen die ganzen Angriffe aus, du bist gemein und beleidigst. Versuch wenigstens, etwas höflich zu sein Ely.“ Schmollend drehte das Mädchen sich um und lief weiter in Richtung Burg. Seufzend folgte der Krieger dem Mädchen und dachte darüber nach, wie sich die Situation entspannen ließe. Knapp einen Tag später standen die Digiritter vor der Burg, die groß und massiv vor ihnen aufragte. „Also beeindruckend ist die Burg ja“, meinte Yokato. „Ich kann mir zumindest vorstellen, wieso sie nur sehr schwer einzunehmen ist. Allerdings ist das kein Problem für uns.“ „Und wie machen wir das?“ wollte der Ninja wissen. „Ich dachte, wir wollten die Burg unbeschädigt einnehmen.“ „Das werden wir“, grinste der Samurai. „Sieh einfach zu und lass dich überraschen.“ „Da vorne bewegt sich was“, teilte Ely mit. „Ich bin Sealsdramon“, rief das Digimon von der Mauer runter. „Ich bin der Befehlshaber dieser Burg. Ihr seid hier nicht erwünscht, verschwindet oder ich werde euch vernichten.“ „Ich bin Yokato vom Clan der Igumi“, gab der Digiritter zurück. „Ich bin der Heerführer der freien Digimon. Ergebt euch und gewährt uns freien Zutritt zu eurer Burg, sonst werden wir euch vernichten.“ „Ihr wollt die Armee des großen Deemon vernichten?“ lachte Sealsdramon. „Ihr seid sehr viel wahnsinniger als euch nachgesagt wird.“ „Also ernsthaft“, brummte Yokato. „Ich bin doch nicht wahnsinnig.“ „Du und Ely habt im Alleingang eine unserer Burgen eingenommen“, erwiderte Fudo. „Alleine nur darüber nachzudenken ist schon der blanke Wahnsinn. Dann habt ihr beiden alleine auf eine ganze Armee gewartet, um sie anzugreifen. Soll ich weitermachen?“ „Ist schon in Ordnung“, meinte der Samurai verlegen. „Vielleicht bin ich ja doch ein klein wenig wahnsinnig.“ „Schön, dass wir uns einig sind“, lachte der Ninja. „Vielleicht zeigen wir Sealsdramon ja, wie wahnsinnig wir sind.“ „Ich biete euch nochmal an, euch zu ergeben“, rief Yokato laut. „Dann wird euch nichts geschehen.“ „Solange dieses Tor geschlossen ist, gibt es keine Möglichkeit für euch, uns zu schlagen“, antwortete Sealsdramon. „Dieses Tor ist kein Hindernis für uns“, erwiderte Yokato. „Dafür brauchen wir vielleicht zwei Minuten.“ „Ernsthaft?“ zischte Ely. „Denkst du ernsthaft, dass ich für so ein lächerliches Tor mehr als nur wenige Augenblicke denke?“ „Naja, es ist groß und schwer“, sagte der Junge. „Und wenn Sealsdramon so überzeugt davon ist, dass dieses Tor nicht zu knacken ist, dann wird er schon wissen, warum.“ Ely schloss zischend die Augen und runzelte vor Konzentration die Stirn. Einige Sekunden lang tat sich nichts, dann jedoch begann das Tor zu knarzen. „Das kann unmöglich sein“, sagte das befehlshabende Digimon und klang dabei ziemlich erschrocken. „Noch nie wurde das Tor von außen geöffnet.“ „Verdammt, du nervst mich“, rief das Mädchen und lenkte seine Konzentration auf das Digimon selbst. „Du bist ziemlich vorlaut für so ein Wurm.“ Auf einmal schwebte das Sealsdramon in der Luft und ruderte panisch mit den Armen. Verzweifelt versuchte es, sich irgendwo festzuhalten, doch gegen Ely's Gabe hatte es keine Chance. Das Mädchen machte eine ungeduldige Geste, dann wurde das Digimon so schnell von seiner gegenwärtigen Position gerissen, dass es sich im Flug aufzulösen kann. Nur wenige Sekunden stand das Tor sperrangelweit offen. „Wir fragen nochmal“, rief Ely laut in die Burg rein. „Wollt ihr euch ergeben?“ „Ich gebe zu, das war durchaus beeindrucken“, sagte Fudo mit großen Augen. „Wie Sealsdramon weggeschleudert wurde, war wirklich gut. Was ist das für eine Gabe?“ „Ich nenne es die Gabe der sanften Beschleunigung“, grinste Ely breit. „Wenn du das mal ausprobieren magst, brauchst du nur bitte zu sagen.“ „Vielen Dank, aber ich denke, ich bevorzuge eindeutig den Boden“, antwortete der Ninja. „Wollen wir uns nun um die Besatzung kümmern?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)