Woge der Dunkelheit von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 38: Auf der Suche ------------------------- Auf der Suche Die Digiritter samt ihrer Armee folgten dem Tentomon, dass sie auf verschlungenen Pfaden durch den Wald führte. Hin und wieder meinte Yokato, in den Schatten Wesen lauern zu sehen, doch er konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Die anderen Kinder schienen nichts zu bemerken, nur Jeanne trat neben den Jungen. „Sag mir, bin ich alleine mit der Überzeugung, dass wir beobachtet werden?“ wollte sie wissen. „Ich glaube es auch“, antwortete der Samurai. „Ich meine, in den Schatten irgendwelche Gestalten zu sehen.“ „Ihr seid aufmerksam“, sagte das Tentomon. „Nicht viele, die diese Pfade entlang gehen, bemerken die Wächter in den Schatten. Diese Wächter sind Wesen aus uralten Legenden, die heute fast in Vergessenheit geraten sind. Nur noch die Hüter des Wissens kennen um diese Legenden und sie halten es bedeckt, da sie fürchten, ihren Schutz zu verlieren.“ „Lass mich raten, zu den Hütern des Wissens gehören Tentomon als auch Centarumon?“, fragte Atoeru. „Bislang haben wir in dieser Welt keine anderen Wesen getroffen, die dieses Wissen so horten wie ihr.“ „Auf dieser Ebene des Seins werdet ihr auch keine mehr finden“, antwortete das Digimon. „Wir wurden von den Erschaffern dazu ausersehen, Wissen zu sammeln und zu horten. Wir Tentomon sind wissbegierig, die Centarumon sind die Weisen unter uns. Zusammen leben wir seit Anbeginn dieser Welt friedlich zusammen und teilen unser Wissen miteinander. Nur selten kommt es vor, dass noch andere Digimon danach streben, dieses Wissen zu erlangen.“ „Und dabei ist Wissen Macht“, brummte der Gelehrte. „Wissen ist die Grundlage des Erfolges.“ „Kein noch so gut ausgetüftelter Plan überlebt den ersten Feindkontakt“, meinte Yokato. „Wissen ist eine wichtige Voraussetzung, kann aber niemals den Erfolg garantieren. Aber du sagtest, diese Ebene des Seins. Wie viele davon gibt es denn?“ „Das werden selbst die Centarumon nicht beantworten können“, antwortete das kleine Digimon. „Das Einzige, was wir wissen ist, dass es mehrere davon gibt. Denn auf dieser Welten gibt es den Orden der heiligen Engel nur in den Mythen und Legenden, dennoch wissen wir, dass es den Orden gibt. Auch Deemon selbst existiert nicht auf dieser Welt, da die Engel uns beschützen.“ „Wie kann Deemon denn seine Anweisungen weitergeben?“ wollte Atoeru wissen. „Irgendwie muss er ja einen Weg gefunden haben, seine Diener hier mit Befehlen zu versorgen, ebenso wie er weiß, wenn hier etwas schief läuft.“ „Man sagt, dass seine Macht so groß ist, dass er für eine Weile die Schutzzauber aufheben kann, um hier seine Angelegenheiten zu regeln, ehe er wieder verschwinden muss“, erklärte der Führer der Digiritter. Vermutlich werden wir niemals dazu in der Lage sein, seine Macht wirklich zu verstehen, aber wir alle hoffen, dass wir einen Weg finden werden, ihn aufzuhalten.“ „Diese Hoffnung haben selbst wir noch nicht aufgegeben“, sagte Riro. „Und das, obwohl wir seit einiger Zeit auf der Flucht sind.“ „Es betrübt mich, dies zu hören“, erzählte das Digimon. „Doch dies sollten wir besprechen, wenn wir im Dorf angekommen sind. Bei gemeinsamer Runde lässt sich vieles einfacher besprechen.“ Schweigend setzte das Tentomon seinen Weg fort, bis die Armee im Dorf angekommen war. „Seid willkommen im Hort des Wissens, Digiritter“, sagte das Digimon schließlich. „Na, hast du deine Freundin schon gesprächig gemacht?“ grinste Fudo breit, als Raidon wieder oben ankam. „Ich habe dem Mädchen lediglich ihre Räumlichkeiten gezeigt“, erwiderte der Angesprochene ohne mit einer Wimper zu zucken. „Jetzt lass ich sie erst ein wenig warten, bevor ich dann versuche, sie davon zu überzeugen, dass sie sich uns anschließen soll.“ „Und ich dachte immer, Geduld sei nicht deine Stärke“, stichelte Sakura. „Ich sag ja auch immer, du sollst das Denken jenen überlassen, die dieser Fähigkeit mächtig sind“, zischte der Samurai. „Wir Samurai werden trainiert, Geduldig zu sein.“ „Womit deine Trainer wohl überfordert gewesen sind“, fauchte das Mädchen. „Wow“, staunte Fudo. „Sakura ist doch nicht etwa eifersüchtig auf unseren Gast, oder? Genau diesen Eindruck könnte man gewinnen.“ Wütend blicke das Mädchen den Ninja an, spuckte dann aus und verschwand. Ebenso drehte sich der Samurai um und verließ den Raum, seiner Miene war jedoch nicht zu entnehmen, was er dachte. Mit einem Schulterzucken drehte auch Fudo sich um und suchte dann eine Archivkammer auf. Seiner Meinung nach war die letzte Schlacht viel zu schlecht verlaufen und nun strebte er danach, auf die nächste besser vorbereitet zu sein. Er konnte nicht genau sagen, was schief gelaufen war, aber anscheinend gab es einen Kampfverband, der seiner Aufmerksamkeit entgangen war und bevor er wirklich die Gelegenheit hatte, Schaden anzurichten, musste er den Befehl zum Rückzug geben. Innerlich kochte der Ninja vor Wut, denn nun hatten sie ihrem Gegner unnötig ihren letzten Trumpf offenbart. Nun oblag es ihm, die nächsten Schritte zu planen während er hoffte, dass Raidon mit seiner Einschätzung recht haben würde, was die Gefangene betraf. Noch mehr solche Aktionen und ihnen würden die Digimon weglaufen, um sich erfolgreichere Herren zu suchen. Was dann geschah, mochte durchaus in den Sternen geschrieben stehen, aber für seinen Geschmack durfte dieses Wissen auch dort verrotten, er war nun wirklich nicht erpicht darauf, genau herauszufinden, was ihnen blühen würde. „Setzt euch“, forderte das Tentomon die Digiritter auf. „Seid für eine Weile unsere Gäste und lernt von unserem Wissen. Es gibt einiges, was wir euch erzählen, vieles, was wir gerne würden und vieles, was wir nicht erzählen dürfen. Manches werdet ihr selbst herausfinden, manches vielleicht nie. Selbst wir wissen nicht genau, was noch geschehen wird.“ „Reden die immer so in Rätseln?“ raunte Ely ihrem Cousin zu. „Bei diesem Geschwafel bekomme ich doch direkt Kopfschmerzen.“ „Nun, dann solltest du besonders gut zuhören“, erwiderte ihr Gastgeber und trotz des insektenähnlichen Gesichts meinte das Mädchen, ein herablassendes Lächeln zu sehen. Wütend und mit hochrotem Kopf starrte sie auf den Boden, bemerkte aber dennoch, dass die anderen Digiritter damit kämpften, nicht loslachen zu müssen. „Wie die Prophezeiung versprach, so sitzen wir hier zusammen“, erklang eine tiefe Stimme hinter den Kindern und als sie sich umdrehten, erkannten sie ein Centarumon. „Wisset, dass dieses Treffen schon vor Urzeiten geplant wurde, noch bevor es selbst den Orden der heiligen Engel gab. Viel Wissen haben wir seitdem gesammelt, archiviert und doch wird alles dem Vergessen anheim fallen. „Nicht fest jedoch steht, wie dieser Kampf enden wird.“ „Wieso eigentlich gibt es nur Prophezeiungen, die vom Ende der Welt drohen?“ fragte Renamon. „Euch hört man immer sagen, dass der Ausgang des Kampfes ungewiss ist, aber dass dieser Kampf ansteht wisst ihr immer. Wie kann das sein?“ „Manche Ereignisse stehen fest, egal was vorher geschieht, manche Ereignisse müssen durch bestimmte Aktionen erst ausgelöst werden“, sagte das Centarumon. „So können wir bei einigen Ereignissen sagen, dass sie eintreten werden, aber bei anderen wissen wir es einfach nicht. Aber deswegen wurde einer der Euren mit der Gabe des zweiten Gesichtes ausgestattet.“ „Du meinst meine Gabe?“ fragte Atoeru. „Zumindest kann ich in die Zukunft schauen, aber ob ich auch wirklich etwas erkennen kann, weiß ich nicht.“ „Wir haben hier die Möglichkeiten und das Wissen, dir ein wenig zu helfen“, sagte das Tentomon. „Freilich wirst du nicht die Zeit haben, die du wirklich bräuchtest, um die Zukunft eingehend zu erforschen, doch wir können dir Anhaltspunkte geben, an denen du dich orientieren kannst. Eure Ankunft stand schon lange in den Sternen geschrieben und wir haben uns entsprechend vorbereitet. Was du jedoch zu sehen wünschst, musst du entscheiden, denn es ist deine Gabe und deine Verantwortung, die du hast.“ „So lange ihr mir wenigstens eine Anleitung gebt, mit der ich lerne, meine Gabe einzusetzen ohne wieder für Stunden auszufallen, soll es mir Recht sein“, meinte der Gelehrte. „Übe dich in Geduld, junger Digiritter“, mahnte das Centarumon. „Irgendwann wird es dir vielleicht möglich sein, auch während des Laufens einen Blick in die Zukunft zu werfen, doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Das Wichtigste wird sein, dass du dich von allem befreist, was dich belastet. Lasse deine Ängste los und schaffe eine Umgebung, in der du dich wohl fühlst.“ „Will nicht vielleicht wer anders meine Gabe haben?“ brummte der Gelehrte. „Ich bin dafür einfach nicht der Richtige.“ „Wir haben uns diese Fähigkeiten alle nicht ausgesucht“, sagte Yokato. „Und doch denke ich, dass ein jeder von uns genau die Gabe erhalten hat, für die er am besten geeignet ist.“ „Aber wir werden alle bei dir sein“, fügte Ely hinzu. „Zumindest wenn du möchtest, dass wir bei dir bleiben. „ „Ely fällt bestimmt ein lustiges Spiel ein, wenn du lieber allein sein magst“, grinste Jeanne. „Es wäre mir durchaus lieb, wenn ihr hierbleiben könnten“, meinte der Gelehrte. „Ich fühle mich einfach sicherer so.“ „Dann bleiben wir“, sagte Agumon und blickte sich um. Rai hatte keine Ahnung, wie lange sie schon hier in ihrer Zelle saß, aber sie machte sich auch nicht allzuviele Gedanken darüber. Für den Moment konnte sie daran sowieso nichts ändern und am Ende war es vermutlich sowieso egal. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Wachen zu einer bestimmten Zeit nachlässiger waren als zu anderen und so tief, wie sie in der Burg eingekerkert war, würde sie auch nie eine Chance haben, unbemerkt rauszukommen. Ihre Hoffnungen ruhten allerdings auch darauf, dass sie es schaffen würde, eines der Kinder umzudrehen. Raidon schien ihr beispielsweise ein geeigneter Kandidat, er war viel zu emotional, ganz anders als sein Bruder, der sich die meiste Zeit über unter Kontrolle hatte. Die anderen Kinder konnte sie nicht so richtig einschätzen, bei dem Mädchen war sie sich allerdings sicher, dass sie da keinen Hebel ansetzen konnte und der eine, japanische Junge wirkte auch so, als würde er sich von niemandem etwas sagen lassen würde. Was den dritten Jungen betraf, so bezweifelte Rai, dass dieser über genügend Gehirn verfügen würde, um zu verstehen, was sie ihm sagte. Also blieb ihr nur Yokato's Zwillingsbruder, der sie allerdings zu fürchten schien. Ein Klappern sagte ihr, dass sich jemand näherte, wenn sie Glück hatte, würde sie endlich etwas zu Essen bekommen. Bislang hatte sie noch nicht leiden müssen, aber das mangelnde Essen nach der Einkerkerung störte sie gewaltig. Als sie Raidon erblickte, musste sie sich bemühen, nicht erleichtert zu grinsen. „Zeit fürs Abendessen“, schnarrte der Junge und trat ein, um ein Tablett mit Dörrfleisch, Brot und Wasser auf einem kleinen Tisch abzustellen. „Ich warne dich, ich werde dir jetzt die Fesseln abnehmen, aber solltest du eine Flucht wagen, so sei dir gewiss, dass überall Wachen stehen und nur darauf warten, sich deiner annehmen zu dürfen.“ „Daran habe ich zu keiner Zeit gezweifelt“, erwiderte das Mädchen. „Und auch, wenn du mir kaum glauben wirst, aber ich hatte auch noch gar nicht vor, zu fliehen, nicht so lange ich die Möglichkeit habe, mehr über euch rauszufinden.“ „Du wirst so viel herausfinden können, wenn du einmal auf unserer Seite stehst“, sagte der Samurai. „Ach Raidon“, seufzte Rai. „Denkst du wirklich, dass du mich mit solch schwachen Versprechen locken kannst? Ich habe meine Überzeugungen und Meinungen und nichts was du sagst oder tust, wird mich davon überzeugen können, dass ich mich Deemon unterwerfen will.“ „Findest du es nicht unhöflich, mich bei meinem Namen zu nennen, ohne mir die Gelegenheit zu geben, auch dich ansprechen zu können?“, fragte der Junge mit hochgezogener Augenbraue. „Ich hatte erwartet, dass du besser erzogen seist.“ „Du hast nie nach meinem Namen gefragt“, antwortete Rai unschuldig lächelnd. „Eine Unaufmerksamkeit, die ich von einem Gentleman auch nicht erwartet hatte.“ „Nun werte Dame, dürfte ich nach deinem Namen fragen?“ zischte Raidon und es war ihm anzumerken, dass es ihn Mühe kostete, die Ruhe zu bewahren. „Ich bin Rai“, grinste das Mädchen und war sich bewusst, dass sie ein riskantes Spiel spielte. Doch sie würde es wagen müssen, in der Hoffnung, doch noch hier rauszukommen. „Im übrigen warne ich dich vor, ich werde jetzt einen meiner Dolche ziehen, um das Fleisch besser klein zu kriegen. Es wäre super, wenn du deine nervösen Zuckungen am Katana unterlassen könntest, solange ich mich nicht bedroht fühle, sehe ich auch keine Notwendigkeit, Fleisch zu schneiden, welches nicht auf meinem Teller liegt.“ „Kannst du nicht wenigstens so tuen, als hättest du Angst vor mir?“, brummte Raidon. „Es ist wirklich lästig, wenn die Gefangenen nicht wenigstens ein kleines bisschen Angst haben.“ „Habe ich denn einen Grund, Angst zu haben?“ fragte das Mädchen. „Du bist hier, um mir was zu Essen zu bringen und mit mir zu reden, um mich davon zu überzeugen, dass ich mich euch anschließe.“ „Dir kann man nichts vormachen, oder?“ wollte der Junge wissen und beobachtete sein Gegenüber lauernd. „Man sagt mir nach, dass ich einen wachen Geist habe“, erwiderte Rai und begann zu essen. „Ich versuche, zuzuhören, wenn man mit mir spricht, ich achte auf Kleinigkeiten und manchmal merke ich, wenn man nicht ehrlich zu mir ist.“ „Mein Bruder hat dir vermutlich eine Menge Geschichten über mich erzählt“, begann der Krieger im Plauderton. „Die meisten davon waren vermutlich nicht besonders nett und mit Sicherheit auch nicht ganz wahr.“ „Dann erzähl mal“, sagte Rai. „Wenn das, was er erzählt, falsch ist, erzähle mir von dir, damit ich das auch einschätzen kann.“ „Netter Versuch, mich auszuhorchen“, brummte der Samurai und konnte sich ein Grinsen ob ihres überraschten Gesichts nicht verkneifen. „Du bist hier nicht die Einzige mit einem wachen Geist. Aber ich verspreche dir, dass ich nicht das Monster bin, als dass ich immer dargestellt werde.“ „Nun, dann will ich dir fürs Erste einfach mal glauben“, meinte Rai. „Ich bin mir sicher, dass du mir früher oder später mehr dazu erzählen wirst. Jetzt jedoch würde ich gerne schlafen, schließlich habe ich einen langen Tag hinter mir.“ Der Krieger sah ein, dass er heute nichts mehr aus dem Mädchen rauskriegen würde und beschloss, später wiederzukommen. „Nun gut“, erwiderte der Junge. „Dann wünsche ich eine genehme Nachtruhe.“ Nachdenklich betrachtete Yokato Atoeru. Der Gelehrte saß im Schneidersitz auf dem Boden und wirkte konzentriert. Bereits seit Stunden saß er da, bewacht von den anderen Digirittern und angeleitet von dem Centarumon. Ein Blick auf die anderen Kinder verriet dem Samurai, dass es ihnen fast unmöglich war, ihre Ungeduld zu bezähmen. Selbst ihm fiel es schwer, Ruhe zu bewahren, obwohl er trainiert worden war, geduldig zu warten. Schließlich jedoch öffnete Atoeru die Augen und blickte sich um. „Wie lange war ich jetzt weg?“ fragte er und versuchte aufzustehen. „Lass dir Zeit“, sagte Guilmon. „Du hast jetzt sieben Stunden gesessen und dich nicht gerührt.“ „Sieben Stunden?“ rief der Junge entsetzt. „Haben wir überhaupt so viel Zeit?“ „Ich denke, die haben wir“, nickte Yokato. „Es ist wichtig, dass du alles richtig machst, denn nur dann wirst du auch zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Warte, ich helfe dir auf.“ Nickend ergriff der Gelehrte die dargebotene Hand. „Ich muss gestehen, jetzt hab ich Hunger“, sagte der Junge. „Kein Problem“, grinste Ely. „Wir hatten ein paar fleißige Tentomon, die bereits gekocht haben. Mit ein bisschen Glück ist das Essen sogar genießbar.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob wir das herausfinden wollen“, brummte Riro. „Es sieht schon ziemlich seltsam aus.“ „Das Essen sieht super aus“, schwärmte Guilmon. „Es ist gerade lange genug gekocht, dass es keine ungebetenen Gäste mehr enthält, aber beim beißen hat man immer noch etwas, das beim kauen Widerstand leistet. Die Köche hier verstehen etwas von ihrem Handwerk.“ Bei der Erzählung wurde den Kindern mulmig im Magen und selbst Yokato sah so aus, als wäre er abgeschreckt. Mit bemüht neutraler Miene betrachtete er das Essen und war sich alles andere als sicher, dass es genießbar war. „Yoki muss probieren“, lachte Ely. „Er sieht so aus, als würde er alles essen können.“ „Mit Sicherheit nicht“, protestierte der Samurai. „Wir Samurai sind vielleicht einiges gewöhnt, aber auch wir haben unsere Schmerzgrenze.“ Jeanne trat auf den Jungen zu und legte ihm einen Arm um die Schultern. „Ach Yoki“, seufzte sie grinsend. „Als Anführer ist es doch deine Aufgabe, sicherzustellen, dass wir auch gut versorgt sind. Kannst du denn wirklich zulassen, dass sich einer hier so böse den Magen verdirbt, dass die Reise zu Ende ist?“ „Und wenn die Reise für mich zu Ende ist?“ fragte der Junge und blickte die weibliche Samurai entsetzt an. „In diesem Fall werde ich persönlich dich wieder gesund pflegen“, hauchte das Mädchen und kicherte leise. „Aber jetzt sei doch so gut, wir haben Hunger.“ Erwartungsvoll sahen die Digiritter den Krieger an, während dieser sich geschlagen einen Teller voll nahm und das ganze probierte. „Weniger schlimm als befürchtet“, teilte er schließlich mit. Ausspruckend betrat Raidon die Speisekammer, in der bereits Sakura und Fudo saßen. Fudo stand etwa zwei Meter von der Tür entfernt, Sakura saß was weiter weg auf einem der Stühle. „Schlag mich einer“, fluchte der Samurai und schüttelte den Kopf. So schnell, wie Sakura aufgesprungen war und dem Jungen mit aller Gewalt die Faust ins Gesicht schlug, konnte Fudo nicht einmal mit den Wimpern zucken, während der rothaarige Junge zu Boden ging. „Aber gerne doch, mein Kleiner“, lachte das Mädchen und hatte sichtlich Spaß an dieser Szene. „Wenn du Bedarf hast, gebe ich dir gerne noch einen Nachschlag.“ „Für den Anfang sollte es reichen“, brummte der Samurai. „Und bevor ihr fragt, ich habe tatsächlich einen auf freundlich gemacht, um Rai davon zu überzeugen, sich uns anzuschließen.“ „Nun, damit scheinst du immerhin einen Namen von deiner kleinen Freundin bekommen zu haben,“ meinte der Ninja trocken. „So erbittert, wie sich unsere Gegner bislang gewehrt haben, bezweifel ich, dass wir mit Folter und Gewalt besonders weit kommen würden.“ „Oho“, sagte das Mädchen spitz. „Hat unser kleiner Samurai also tatsächlich mal mitgedacht? Ich kann es kaum glauben, dass noch zu erleben.“ „Nun, ob du es glaubst oder nicht, aber in strategischen Fragen bin ich dir überlegen“, erwiderte der Junge mit zuckersüßer Stimme, während er sich wieder erhob. Wütend machte Sakura einen Schritt auf den Jungen zu, doch Fudo trat vorsorglich zwischen die beiden Kinder, um eine Konfrontation zu unterbinden. „Wenn du jetzt noch beweisen würdest, dass du dazu in der Lage bis, nicht jede Gelegenheit zu nutzen, um Sakura zu zeigen, wie wenig sie Wert ist, hättest du bereits einen riesigen Fortschritt gemacht“, sagte Fudo. Ehe er sich versah, hatte das Mädchen auch ihm die Faust ins Gesicht gerammt und wütend schnaubend den Raum verlassen. „Nun, ich weiß schon mal, von wem ich mich in dieser Disziplin nicht trainieren lasse“, grinste Raidon und rechte dem Ninja eine Hand. „Möglicherweise hast du Recht“, brummte der Junge und ergriff die Hand, um sich aufhelfen zu lassen. „Gibt es denn sonst noch etwas, dass du herausfinden konntest?“ „Wir sollten aufpassen“, antwortete Raidon. „Rai scheint einen scharfen Verstand zu haben und hat keine Hemmungen, diesen auch zu Gebrauchen um zu erfahren, was sie wissen will. Von sich selbst mag sie noch nichts preisgeben, aber daran arbeite ich noch.“ „Du wirst mich vermutlich hassen“, sagte Fudo. „Aber ich denke, du solltest mit dem Versuch, sie zu umgarnen, fortfahren, meiner Meinung nach bietet uns dass die größten Möglichkeiten.“ „Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest“, seufzte der Samurai. „Aber ich sehe darin ebenfalls das größte Potential.“ „Erzähl mal Atoeru“, sagte Guilmon. „Was hast du gesehen, als du da gesessen hast?“ „Einiges“, meinte der Gelehrte. „Ich habe mich vorerst nur dem naheliegenden gewidmet. Ich habe als Punkt den Wechsel auf den neuen Kontinent gewählt. Ich habe eine gute Nachricht für Ely und Riro. In allen Szenarien, in denen wir Rai nicht befreien, werden wir scheitern. Entweder sie verrät alle unsere Pläne oder aber sie läuft über und kommt uns zuvor. Damit steht fest, dass wir Rai retten müssen, damit wir eine Chance haben.“ „Seltsam“, murmelte Jeanne. „Dadurch, dass wir Zeit sparen, verlieren wir Zeit? Wie kann das sein?“ „Die fliegenden Digimon“, meinte Riro. „Wir sollten einen Angriff starten und Rai retten.“ „Direkt einen Angriff?“ überlegte Yokato. „Wenn wir eine Chance haben wollen, dann müssen wir mit einer kleinen Truppe losziehen. Wenn wir mit einer Armee anrennen, dann werden wir schon lange vorher bemerkt und mein Bruder hat die nötige Zeit, eine Falle vorzubereiten, die uns direkt erledigt. Nein, wenn wir Rai retten wollen, dann müssen wir aus der Burg raus sein, bevor der Feind bemerkt, dass wir da sind.“ „Und wie kommen wir in die Burg rein?“ fragte Gabumon. „Wir können kaum anklopfen und fragen, oder?“ „Ich kann die Tür aufsprengen“, rief Agumon und schleuderte einen Feuerball in die Nacht. „Das ist nun wirklich nicht unauffällig“, sagte Jeanne. „In dem Moment wird jeder wissen, dass wir da sind, dann dürfte es nahezu unmöglich sein, Rai zu finden und zu retten. Ely, wie unauffällig kannst Türen mit deiner Gabe öffnen?“ „Ausbaufähig“, brummte das Mädchen. „So viele Türen hatte ich in der letzten Zeit jetzt nicht vor mir.“ „Wir sollten einen Plan entwerfen und dann die Umsetzung üben“, sagte Atoeru. „In dieser Burg werden wir schon genügend Sorgen haben, auch ohne dass wir alles spontan entscheidend müssen. Können wir auf die Hilfe von euch Tentomon hoffen?“ „Wir sind Sammler, keine Krieger“, sage das Insektendigimon. „Ihr solltet von uns nicht allzuviel Hilfe erwarten.“ „Es würde uns schon reichen, wenn ihr uns mit Informationen versorgt“, sagte Yokato. „Ihr wisst bestimmt etwas über die Burgen, Truppenstärken oder ähnliches. Alles, was wir brauchen können, wenn wir die Rettungsmission erfolgreich durchziehen wollen.“ „Nun, da wird sich sicherlich was finden, womit wir euch helfen können“, meinte das Tentomon. „Wir haben eine Menge archiviert, bei uns findet ihr eines der größten Archive dieser Welt. Und nicht alles, was heute Deemon gehört, war damals schon in seinem Besitz, soweit wir wissen, hat er sich auch nie die Mühe gemacht, bereits bestehende Burgen umzubauen. Wenn ihr mir folgt, dann setzen wir uns zusammen und gehen alles durch, was wir finden können.“ „Das klingt doch mal nach einem Plan“, meinte Atoeru und erhob sich. Auf geht’s.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)