Woge der Dunkelheit von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Auf zur Stadt des Ewigen Anfangs ------------------------------------------- Die Stadt des Ewigen Anfangs „Hier lang“, rief Gabumon und lief voraus. „Gabumon, warte“, rief Yokato. „Heute sollten wir nicht mehr soweit laufen! Zum einen wird es gleich schon dunkel, zum anderen sind die meisten hier erschöpft!“ „Und du solltest dich untersuchen lassen, ob dir vorhin nicht doch etwas passiert ist“, warf Rai ein. „Mir ist nichts passiert, keine Sorge“, meinte Yokato stirnrunzelnd. „Du lässt dich trotzdem untersuchen!“ erwiderte Rai. „Du als Krieger spürst doch gar nicht mehr, wenn du dich verletzt hast!“ „Das wäre mir mit Sicherheit aufgefallen“, sagte Yokato. „Ich brauche nicht untersucht werden, und jetzt lasst uns weitergehen!“ „Dämlicher Sturkopf!“ brummte Rai. Yokato blickte Rai böse an, sagte jedoch nichts mehr. Mürrisch marschierten die beiden hinter den Digimon hinterher, vermieden es jedoch, irgendwie miteinander in Kontakt zu geraten. Bedrückt blickte Jeanne zwischen den beiden hin und her, es gefiel ihr gar nicht, dass Unfriede in der Gruppe herrschte, Atoeru kümmerte sich nicht weiter darum, doch Ely und Riro fanden den Streit ziemlich komisch und kicherten die ganze Zeit über. Kurz bevor die Sonne den Horizont passierte, erreichte die Gruppe einen Rastplatz, der Yokato geeignet schien. Die Stimmung zwischen Yokato und Rai hatte sich jedoch nicht gebessert, sodass beim Abendmahl eine gedrückte Stimmung herrschte. Ely und Riro hatten sich wieder etwas von der Gruppe entfernt, um mit ihren Digimonpartnern zu spielen. Atoeru vertiefte sich in eine seiner Schriftrollen, die er eingesteckt hatte, bevor es ihn in die Digiwelt gezogen hatte. Ratlos blickte Jeanne zwischen Rai und Yokato hin und her, dich sich immer noch feindlich einander gegenüber verhielten. „Wollt ihr beiden nicht vielleicht Frieden schießen?“ fragte sie. Yokato sah sie wortlos an, während sich Rai gar nicht rührte. „Ich meine, ihr könnt doch nicht die ganze Zeit sauer aufeinander sein!“ Noch immer antwortete keiner der beiden. Schließlich holte Yokato einmal tief Luft. „Vielleicht sind wir beide nicht dazu geschaffen, uns gut zu verstehen“, meinte er dann. „Schon gerade eben wurde deutlich, dass wir beide deutlich verschiedene Standpunkte vertreten.“ „Ich mag einfach nur keine sturköpfigen Soldaten“, fauchte Rai ihn an. „Sag doch einfach, dass du überhaupt keine Soldaten magst, denn alle Soldaten, die ich kenne, sind stur!“ erwiderte Yokato. „Dir missfällt doch einfach nur, dass ich deine Anordnung ignoriert habe!“ „Mir missfällt, dass du dich hier wie ein Anführer gibst!“ warf sie ihm vor. „Du sagst etwas und erwartest, dass wir springen. Kommt von uns etwas, wird das einfach übergangen!“ Yokato sah sie mit eisigem Blick an. „Ich habe nicht vor, mich zum Anführer dieser Gruppe zu ernennen“, erwiderte er. „Ich mache Vorschläge, und bisher habt ihr sie für gut befunden. Meinetwegen kannst du diese Gruppe anführen, aber ich hatte nicht vor, mich von jemandem untersuchen zu lassen, den ich nicht kenne.“ „Wir sind aber alle aufeinander angewiesen!“ warf Jeanne ein. „Das mag sein“, sagte Yokato. „Aber ich weiß, was geschehen ist, und ich weiß, dass mir nichts passiert ist.“ „Woher“, fuhr Rai ihn an. „Wir sind hier in einer komplett fremden Gegend, wenn nicht sogar in einer fremden Welt. Du weißt nicht, ob hier nicht irgendetwas ist, dass dich bei deinem Sturz verletzt hat!“ „Ich bin nicht nur ein einfacher Soldat“, erklärte Yokato. „In meinem Clan bin ich vor allem auch ein Heiler! Ich weiß, wenn irgendwo eine Verletzung ist!“ Rai funkelte ihn wütend an. „Mach doch, was du willst“, knurrte sie dann und stand auf. „Rai, warte“, rief Jeanne und schaute Yokato stirnrunzelnd an. „Yokato wird sich untersuchen lassen, bleib hier!“ Rai zögerte, während Yokato Jeanne zornig anstarrte. „Wer soll mich denn untersuchen?“, fragte er dann ungehalten. „Bleibt ihr nur weiter als Gruppe zusammen, ich werde alleine zur Stadt des Ewigen Anfangs weiterreisen und mich umsehen!“ Mit diesen Worten sprang er vom Baum und lief los. „Yokato, was ist los?“ fragte Ely verwirrt, als sie ihn so davonrauschen sah. Ohne innezuhalten rauschte er weiter und ließ die anderen zurück. „Soviel dazu“, brummte Rai verdrossen. Ely lief Yokato hinterher, weil sie es überhaupt nicht leiden konnte, wenn sie von jemandem ignoriert wurde. So sah sie dann, wie Yokato unachtsam des Weges dahinschritt und eine kleine Unebenheit nicht bemerkte. Yokato knickte weg und keuchte einmal auf. Neugierig sah Ely ihn an. „Was ist passiert?“ fragte sie. „Ich bin gestolpert“, meinte Yokato und tastete seinen Knöchel ab. „Und anscheinend hab ich ihn mir verletzt!“ „Kann ich dir helfen?“ fragte Ely den Samurai. „Kannst du eine Schiene anlegen?“ wollte Yokato wissen. Mit aufgerissenen Augen schüttelte sie den Kopf. „Nein, kann ich nicht, aber ich kann dich ins Lager zurückbringen!“, meinte sie. „Wie denn das?“ fragte Yokato. Ely packte Yokato und legte ihn wie ein erlegtes Tier über ihre Schulter. „Das hat mein Vater mir gezeigt“, sagte sie. „Damit kann man auch deutlich schwerere Menschen tragen, ohne dass man sich dabei zu sehr überanstrengt. Und bis ins Lager ist das kein Problem!" Ely lief mit Yokato über den Schultern los und lief lachend ins Lager. „Seht mal, was ich hier erlegt habe!“ Die anderen blickten zu Ely und mussten grinsen. „Was für ein tolles Wild es hier doch gibt!“ grinste Rai. Yokato knurrte nur irgendetwas undefinierbares und wurde dann zu Boden gelassen. Jeanne sprang von dem Baum runter und beugte sich über Yokato, gefolgt von Rai. „So, und dieses Mal lässt du dich untersuchen!“ stellte Rai klar. „Das hatte ich eigentlich nicht vor!“ erwiderte Yokato und erntete dafür eisige Blicke von Rai. „Tut mir leid“, meinte Jeanne, „aber das steht nicht zur Diskussion!“ „Es sah so aus, als hätte er sich den Fuß verletzt!“ sagte Ely. Dankbar nickte Jeanne. „Zieh die Stiefel aus!“ befahl sie Yokato. Als er nicht reagierte, seufzte sie und ging in die Knie. Dann packte sie den Stiefel des verletzten Fußes und zog ihn mit einem Ruck aus. Mit unbewegter Miene sah Yokato Jeanne dabei zu, wie sie seinen Fuß abtastete und in verschiedene Positionen bog. Schließlich sah sie ihn mit ernster Miene an. „Meine Diagnose lautet Knöchel gebrochen!“ erklärte sie dann. „Das ganze hättet ihr eher wissen können“, knurrte Yokato. Mit einem genervten Seufzen drehte Jeanne sich um und rief Atoeru. „Atoeru, ich brauch mal deine Hilfe!“ sagte sie. „Yokato hat sich den Knöchel gebrochen. Haben wir unter den ganzen Kräutern, Salben und Tränken irgendetwas, dass einen Heilungsprozess beschleunigt?“ Atoeru überlegte einen Augenblick. „Ich müsste mir die Tränke nochmal ansehen, aber ich hab während der Herstellung einige Notizen gemacht, die werde ich eben durchgehen!“ meinte er dann. „Such du in der Zwischenzeit schon einmal irgendetwas, womit wir seinen Fuß schienen können!“ Nickend drehte Jeanne sich um und lief in die Bäume, während Atoeru sich seine Notizen durchlas und die verschiedenen Arzneien dabei überprüfte. Schließlich nahm er zwei der Holzgefäße, die sie behelfsmäßig geschnitzt hatten, hervor und ging damit zu Yokato. „Nimm das“, meinte er. „Das sollte das Knochenwachstum beschleunigen! Dieses Mittel beugt gegen Entzündungen vor!“ „Das brauche ich nicht, danke“, lehnte Yokato ab. Atoeru ließ sich gar nicht erst auf eine langwierige Diskussion ein, sondern reichte Jeanne die Mittel, damit sie das übernehmen konnte. Nachdem sie erfahren hatte, welches Mittel wofür war, setzte sie sich vor Yokato nieder. „Ich weiß nicht“, seufzte sie. „Als wir uns heute morgen kennen gelernt haben, hab ich dich irgendwie süß gefunden, aber du bist so...“ „Anders?“ vervollständigte Yokato ihren Satz. „Du hast mich vielleicht einfach zu schnell beurteilt!“ „Das glaube ich nicht“, meinte Jeanne. „Ich denke eher, du hast Angst!“ Schweigend blickte er sie an. Schließlich durchbrach er die Stille. „Wovor sollte ich Angst haben?“ „Nicht vor uns“, meinte Jeanne. „Aber das hier ist möglicherweise eine komplett andere Welt, die wir nicht kennen. Du weißt nicht, ob du deine Freunde wiedersiehst, oder deine Familie.“ In Yokatos Blick schlich sich Verbitterung ein. „Ich habe keine Freunde, die ich zurück hätte lassen können. Und meine Familie werde ich auch nicht vermissen!“ Entsetzt sah sie ihn an. „Aber...?“ begann sie, doch er würgte sie ab. „Darüber möchte ich nicht reden!“ fuhr er ihr dazwischen. „Für mich stellt diese Welt eine neue Gelegenheit dar! Hier bin ich mein eigener Herr!“ „Geht's dir darum?“ fragte Rai, die hinzugetreten war. „Du willst einfach nur niemanden haben, der dich herumkommandiert?“ „Wo kommst du her?“ fragte Yokato. „Ich komme aus Angelsachsen!“ erklärte Rai. „Also einer gänzlich anderen Kultur!“ sagte Yokato. „Ihr habt einen ganz anderen Erziehungsstil als wir Samurai. Wir haben einen Clanhöchsten, dem alle unterstellt sind. Wir besuchen keine Schulen, wir werden von Frauen unterrichtet, die sich anders nicht mehr nützlich machen können. Wir Jungen werden den ganzen Tag durch die Gegend gescheucht. Heute Vormittag aufs Feld, zur Mittagsstunde in die Bibliothek und nachmittags durchlaufen wir mehrere Parcours. Ich respektiere unseren Clanhöchsten, aber mehr auch nicht.“ Rai sah ihn unverwandt an. „Willst du lieber selbst die Befehle erteilen?“ „Bei den Göttern, nein“, stieß Yokato hervor. „Ich besitze nicht die nötige Reife, die Verantwortung für andere zu übernehmen, ich kann einfach nur diesen Befehlston nicht mehr hören!“ „Aber ich soll dann die Verantwortung übernehmen?“ fragte sie, ihn böse anfunkelnd. „ Ich möchte mich für das Entschuldigen, was ich vorhin gesagt habe“, sagte Yokato. „Am Besten wird niemand hier Anführer, sondern wir sind alle gleichberechtigt!“ „Das ist eine gute Idee!“, lachte Jeanne. „Dann beschließen Rai und ich jetzt, dass du diese Medizin nimmst!“ Geschlagen seufzte Yokato, und Rai sah einigermaßen zufrieden aus. Dann nahm er von der Arznei, während Jeanne ihm seinen Fuß in Schienen legte. „Jetzt sollten wir aber alle schlafen“, meinte Jeanne, doch Yokato schüttelte den Kopf. „Wir sollten Wache halten!“ „Gute Idee“, stimmte Rai zu. „Ich halte die erste!“ beschloss Yokato. Rai setzte zum Protest an, doch Yokato unterband sie. „Ich weiß, ich bin verletzt, aber durch das Pochen werde ich noch einige Zeit nicht einschlafen! Und keine Sorge, ich werde euch schon nicht weglaufen!“ „Wie lange soll die Wache denn dauern?“ wollte Atoeru wissen. „Und wer übernimmt die nächste?“ „Ich denke, wir sollten die Nacht in 3 Teile einteilen“, meinte Jeanne. „Ich übernehme die nächste!“ „Und ich mach die dritte“, sagte Rai. Atoeru nickte und suchte sich einen Lagerplatz. Auch die anderen suchten sich einen Platz zum schlafen, während Yokato sich einen Platz suchte, von dem aus er alles im Blick hatte. Nacheinander legten sich alle zur Ruhe, nur Atoeru war noch beschäftigt. Eine Weile lang beobachtete Yokato ihn, sprach ihn jedoch nicht an. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit der Umgebung. Er stellte fest, dass es in dieser Welt anscheinend keine Wildtiere gab. Auch sonst gab es eher wenig Gefahren, sodass er sich schnell langweilte. Seine Wache war noch nicht nicht halb vorbei, als er am Himmel eine riesige schwarze Gestalt erblickte. Die rotglühenden Augen dieser Kreatur ließen ihn frösteln. Die Gestalt verschwand wieder aus seinem Blickfeld, und er wartete einige Augenblicke, bis er zu Jeanne humpelte und sie weckte. „Was ist denn los?“ fragte sie. „Bin ich etwa schon dran?“ Yokato schüttelte den Kopf und erklärte ihr, was los war. Sofort war Jeanne hellwach. Auch Agumon und Gabumon waren sofort wach. „Wie sagtest du, sah es aus?“ wollte Agumon wissen. „Naja, das hab ich nicht genau erkennen“, meinte Yokato. „Es war riesig, hatte einen Körper wie ein Mensch und Flügel!“ Die beiden Digimon erschauderten. „Das muss Devimon gewesen sein!“ flüsterte Gabumon. „Wer ist Devimon?“ fragte Jeanne. „Devimon ist unglaublich böse!“ erklärte Agumon. „Es lebt hier auf der Insel und versucht, diese Insel zu versklaven!“ „Devimon will die Digimon hier versklaven?“ hakte Yokato nach. Die beiden Digimon nickten. „Das ist ja schrecklich!“ „Können wir dagegen nichts machen?“ fragte Jeanne. „Es ist zu stark für uns“, erwiderte Agumon. „Es würde uns töten, ohne dass wir eine Chance hätten. „Das ist nicht gut!“ meinte Yokato. „Gibt es eine Möglichkeit, dass ihr stark genug werdet?“ fragte Jeanne. Gabumon sah sie an. „Die Digitation!“ Gerade als Yokato was sagen wollte, flog der Schatten erneut über das Lager der Gruppe. „Ja, das ist Devimon“, flüsterten die beiden Digimon angsterfüllt, während Jeanne einen Arm von Yokato griff. Devimon blieb in der Luft stehen und musterte die Umgebung. „Rührt euch nicht“, zischte Yokato. Nervös beobachtete er Devimon, das immer noch die Gegend absuchte. Plötzlich tauchte es tiefer. Vor Schreck klammerte Jeanne sich bei Yokato fest, der sich tiefer in den Schatten drückte. Nach einer Weile verschwand Devimon wieder, und die beiden atmeten erleichtert auf. „Ich fürchte, unsere Nachtruhe wird deutlich kürzer als gehofft“, sagte Yokato. „Wir sollten die anderen zumindestens warnen!“ stimmte Jeanne zu. „Agumon, Gabumon, könnt ihr auf die Bäume klettern und Ausschau halten?“ Die beiden nickten und sprangen die Bäume hoch. Währenddessen weckten Jeanne und Yokato die anderen. „Seid ihr verrückt?“ fragte Atoeru schlaftrunken. „Nein, aber wir denken, dass wir euch warnen müssen!“ erklärte Yokato. „Warnen? Wovor?“ fragte Rai. „Vor Devimon!“ sagte Jeanne. „Das ist ein böses Digimon, und es hat sich eindeutig zu stark für diese Gegend hier interessiert!“ Die anderen blickten Jeanne und Yokato unschlüssig an. „Und was machen wir jetzt?“ wollte Ely wissen. „Wir müssen weiter!“, meinte Atoeru. „Aber es ist mitten in der Nacht“, protestierte Riro. „Atoeru hat recht“, meinte Rai. „Wenn Devimon uns entdeckt hat, kann es sein, dass er nachher wiederkommt, mit Gehilfen!“ „Das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich!“, warf Yokato ein. „Devimons Ziel ist es, die ganze Insel zu versklaven!“ „Das kann Devimon doch nicht einfach machen“, empörte sich Ely. „Ich glaube, Devimon fragt uns da gar nicht“, meinte Atoeru. „Lasst uns aufbrechen! Vielleicht sind wir dort sicher!“ Yokato und Jeanne nickten, Rai verzog keine Miene. Nur Ely und Riro wirkten etwas widerwillig. Doch auch sie packten ihre Sachen. Nicht lange, und die Gruppe war wieder auf dem Weg. „Wie weit ist es noch?“ fragte Ely. „Naja“, meinte Bearmon. „Vielleicht eine Stunde Fußmarsch noch!“ Schweigend marschierte die Gruppe weiter, ständig darauf achtend, ob sich Devimon näherte oder nicht. Doch von Devimon war nichts zu sehen. „Seht mal“, rief Riro. „Da vorne ist etwas!“ „Naja, sieht aber nicht aus wie eine Stadt“, meinte Ely geringschätzig. „Aber das ist die Stadt des Ewigen Anfangs!“ riefen die Digimon. Gemeinsam liefen sie in die Stadt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)