All you need is love von blumenpups (All you get is trouble (ZoTa) *Kapitel 20*) ================================================================================ Kapitel 19: Torture ------------------- Kapitel 19: Torture   Sie konnte Lorenor vertrauen.   Dieser Gedanke war nicht ganz neu, aber er machte ihr noch genauso viel Angst. Er hatte ihr schon einmal auf den Kopf zugesagt, dass sie ihm wichtig war. Und er hatte ihr mindestens drei Mal den Arsch gerettet, aber sie hatte erst von den Strohhüten entführt werden müssen, um es zu wirklich zu begreifen.   Tashigi hatte auch nach zwei Stunden in ihrer Kajüte keine Erklärung dafür und sich noch lange nicht entschieden, wie sie nun damit umgehen sollte. Lorenor Zorro mochte sie, sie hatte sich lange geweigert, das zu glauben. Und heute war ihr zum ersten Mal die Tragweite dessen klar geworden. Hätte sie nicht gesehen, wie er mit seinem Captain umging, sie hätte es ihm vielleicht nie zu einhundert Prozent abgekauft.   Jetzt konnte sie es nicht länger leugnen. Es stand wie ein Elefant in diesem Raum und seit sie im Schneidersitz mit einem Kissen in den Armen auf der Liege saß, hatte sie an nichts anderes gedacht. Hatte Situationen und Dialoge im Kopf durchgespielt und wieder verworfen. Musste es eigentlich irgendetwas ändern?   Seufzend legte sie den Kopf in den Nacken. Sie bekam Kopfschmerzen von dieser Grübelei und im Endeffekt doch immer zu dem gleichen Schluss: Für Lorenor hatte sich vorhin rein gar nichts geändert, nur ihr war etwas klar geworden. Die Gewissheit, dass sie auf diesem Schiff wenigstens eine Person an ihrer Seite hatte, auf die sie sich bedingungslos verlassen konnte, war beruhigend und unendlich erleichternd und ein bisschen verstörend. Lorenors Art und Weise, seine Loyalität unter Beweis zu stellen, war ziemlich gewöhnungsbedürftig.   Tashigi warf das Kissen bei Seite und fuhr sich über die pochende Stirn. Unfassbar, das unter allen Vorfällen heute Lorenor's Sympathie dasjenige war, was sie so dermaßen aus dem Konzept gebracht hatte.  Sie schüttelte den Kopf über sich selbst und rutschte von der Liege herunter, um sich wieder ans Tageslicht zu wagen. Als sie die Tür entriegelt hatte, war der Flur leer, also steuerte sie direkt die Treppen hinauf die Kombüse an. Bevor sie eintrat, warf sie einen Blick hinauf zum Deck und es wunderte sie nicht einmal, dass der Strohhut und Lysop nun gemeinsam auf Rollschuhen über das Deck flitzten.   Sanji stand am Herd, als sie eintrat. Es roch verführerisch nach den Vorbereitungen für das Abendessen. Tashigi war sich sicher, dass sie hier an Bord in den Genuss der besten Gefangenenverpflegung der Welt kam. Sofort wirbelte der Smutje zu ihr herum und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln zur Begrüßung. Langsam gewöhnte sie sich an sein Dauer-Flirten. "Hallo, mein Engel! Kann ich dir etwas Gutes tun?", flötete er förmlich und paffte Herzchenwolken in die Luft. "Machst du mir noch einen Cappuccino, Sanji?", fragte Nami, ohne von ihren Karten aufzusehen. Erst jetzt bemerkte Tashigi, das die Navigatorin am Küchentisch saß, vor sich einen Stapel Bücher, einige Notizblöcke und Zeichenmaterial. Augenblicklich saß sie über ein Blatt Pergament gebeugt und zeichnete den Umriss einer Insel ein. Dabei streckte sie ihre Zunge konzentriert zwischen die Lippen. Sie hatte wahrscheinlich nicht einmal bemerkt, dass Tashigi hereingekommen war.   "Natürlich, mein Augenstern! Tashilein, möchtest du auch einen?", hauchte Sanji begeistert und wendete gleichzeitig ein paar sehr große Fleischstücke in einer überdimensionalen Pfanne.   Erst wollte Tashigi automatisch nein sagen, überlegte es sich aber im letzten Moment anders und nickte. Sofort griff Sanji nach Tassen und bereitete alles vor, während Tashigi zögernd zum Tisch ging und sich an einen der Stühle sinken ließ. Nami warf ihr einen knappen Seitenblick zu, konzentrierte sich dann aber wieder auf ihre eigentliche Arbeit.   Fasziniert sah Tashigi ihr eine Weile zu. Und je länger sie die Karte betrachtete, an der Nami arbeitete, desto mehr musste sie die detaillierte und akkurate Arbeit der Piratin bewundern. Bei der Marine hätte sie damit ein Vermögen verdienen können, aber ansprechen würde Tashigi das sicherlich nicht. Stattdessen versuchte sie, aus den Notizen auf Namis Block schlau zu werden, aber das waren ihr definitiv zu viele Zahlen und Gleichungen. Selbst das Zeichenwerkzeug sah extravagant aus. Langsam griff Tashigi nach einem merkwürdig geformten, runden Ding mit einem Knopf in der Mitte. Sah ein bisschen aus wie eine Muschel.   "Was ist das denn?", fragte sie neugierig, einen Finger schon auf dem Knopf in der Mitte. Nami sah zuerst nicht einmal auf, sondern pustete sich nur genervt über die Störung eine Haarsträhne aus der Stirn. Aber als sie schließlich doch zu Tashigi herübersah, die interessiert an dem Geruchs-Dial herumfummelte, entgleisten ihr die Gesichtszüge. "Drück da bloß nicht-"   Zu spät.   = = =   Zorro wurde wach, weil es auf dem gesamten Deck nach faulen Eiern, Blumenkohl und alten Socken roch. Er rümpfte die Nase, atmete flach durch den Mund und wagte einen Blick über den Rand des Krähennestes, um zu sehen, was jetzt schon wieder passiert war.   Aus der Küche waberte schwarzer Qualm, und zu dem penetranten Gestank mischte sich die Note von hoffnungslos verkohltem Essen. Sanji – ganz untypisch – kümmerte sich nicht darum, sondern schnappte mit grünem Gesicht ebenso gierig nach Luft, wie Nami und Tashigi es taten.   "Du blöde Kuh!", fluchte Nami, als sie wieder zu Atem gekommen war. "Mach das nie wieder!"   "W-was zur Hölle war das?!", fragte Tashigi, immer noch atemlos. Sie hatte doch nur an dieser komischen kleinen Muschel herumgespielt. Warum roch es in der Küche jetzt, als würde dort seit Wochen ein Leichnam verwesen?!   "Das war ein Geruchs-Dial, du Vollidiotin! Ruffy hat da reingefurzt!"   "Er hat...? Reinge-...was?!" Tashigi kam nicht mehr hinterher. Piraten, die in Muscheln furzten, das überstieg ihr Vorstellungsvermögen um ein Vielfaches.   Nami sah kurz so aus, als wolle sie es ihr genauestens erklären. Dann sah sie aus, als würde sie sich gleich übergeben. Schließlich winkte sie bloß ab und stöckelte davon, ließ den Marinelieutnant verwirrt zurück, und murmelte dabei halblaut: "Ich will nur einmal mit Profis zusammenarbeiten..."   Lorenor Zorro lachte leise in sich hinein und knotete präventiv das Bandana um Mund und Nase zusammen. Ruffys Fürze stanken bestialisch. Der zukünftige König der Piraten rauschte wackelig auf Rollschuhen um die Ecke und an Sanji vorbei, der sich langsam wieder berappelte. Und stinksauer war. "Ruffy! Du Arschgeige!", brüllte der Smutje. Er war immer noch sichtlich grün im Gesicht, aber das hinderte ihn nicht daran, über die Brüstung zu hechten und die Verfolgung aufzunehmen. Ruffy brach in unkontrolliertes Gelächter aus und schlingerte gewagt nah an der Reling vorbei, bekam gerade noch die Kurve und verschwand aus Zorros Sichtfeld.   Der Qualm aus der Kombüse wurde immer dichter und dunkler. Es roch, als würde jemand einen Haufen Körperteile abfackeln. Tashigi wankte auf gummiartigen Beinen die Treppen hinunter an Deck und zur Reling. Hoffte, dass die Luft hier ein bisschen erträglicher war. Fehlanzeige. Sie setzte sich auf ihren Hintern und wartete, dass der Schwindel nachließ.   Benommen beobachtete sie, wie Lorenor vom Krähennest herunterstieg und sich der Quelle des Höllengestanks näherte. Sah, wie er tief Luft holte, würgte, und sich dann todesmutig in die Kombüse wagte. Drei Sekunden, dann torkelte er wieder heraus, im Gesicht genauso grün wie auf dem Kopf. Lysop kam, immer noch auf Rollschuhen und mit einer Gasmaske im Gesicht, herangesaust. Er brach sich beinahe das Genick auf den wenigen Stufen zur Kombüse, und rollte dann mit Schmackes in Zorro hinein, der keuchend und mit tränenden Augen im Türrahmen zur Kombüse lehnte. Kurz darauf war der Kanonier in der Kombüse verschwunden und es schepperte ein paar Mal lautstark, dann wurde der Qualm weniger bösartig, bevor er ganz verschwand. Der Gestank wurde ein wenig erträglicher und sie traute sich, wieder tiefer einzuatmen.   Kurz darauf schlitterte Ruffy bäuchlings an ihr vorbei, rutschte quer über das Deck und knallte mit dem Strohhut voran so heftig gegen den Mast, das dieser zitterte. Sanji hatte seine Beute erwischt und preschte seinem Captain mit voller Wucht in den Rücken. "Du blöder Penner!", knöpfte er sich sein immer noch kicherndes Opfer vor. "Wie oft haben wir dir gesagt, du sollst die Finger von den Geruchs-Dialen lassen?! Jetzt stinkt die Kombüse wieder tagelang, als hättest du dich frisch ausgeschissen!"   Das löste bei Ruffy einen weiteren Lachanfall aus, der erst abrupt versiegte, als Sanji ihm das dumme Gesicht in die Planken drückte. In diesem Moment reckte Lysop seinen Kopf aus der Kombüse, reckte seinen Daumen in die Luft und verkündete: "Das Feuer ist gelöscht!"   Sanji explodierte. "DAS ABENDESSEN!", grollte er außer sich, und das fand dann nicht einmal mehr Ruffy besonders witzig. Einen Fuß im Nacken des Strohhuts gedrückt, steckte Sanji sich eine Zigarette an und überlegte mit vor der Brust verschränkten Armen, welche Strafe angemessen wäre. Ruffy nuschelte etwas Unverständliches in die Planken und quiekte erschrocken, als Sanji ihn am Fußgelenk packte und hinter sich her schleifte. "Neinneinneinneinneinnein-....Aaaaaaaace!"   Aber Ace konnte seinem kleinen Bruder nicht zur Seite springen. Er lehnte hysterisch kichernd an der Reling, schräg gegenüber von Tashigi, und bekam sich gar nicht mehr ein. Obwohl Tashigi an der ganzen Situation die Schuld trug und obwohl ihr immer noch ziemlich schlecht war von dem Gestank, musste nun auch sie lachen. Sie war von einer Kindergartentruppe entführt worden!   Das Lachen blieb ihr im Halse stecken, als Nami mit ausgestrecktem und scharf manikürtem Zeigefinger auf sie zu stöckelte. "Das ist deine schuld!", erinnerte sie sie scharfzüngig. "Und wenn meine Karten hinüber sind, dann bring ich dich um!"   Tashigi schluckte erschrocken, verschränkte aber trotzig die Arme vor der Brust. "Ihr hättet mich ja nicht entführen müssen. Dann wäre das alles nicht passiert!", konterte sie bissig. Dieses Argument entkräftete einfach alles, was man ihr vielleicht vorwerfen konnte.   Nami sah zwar so aus, als würde sie ihr am liebsten eine reinhauen, aber schließlich drehte sie sich wortlos um, wiegte hüftschwingend davon und rettete Ruffy das Leben, in dem sie Sanji mit Anweisungen bombardierte. Tashigi atmete tief und erleichtert durch. Sie fing Zorros Blick auf. Zwar trug er immer noch das Bandana ums Gesicht, aber sie wusste einfach, dass er sie darunter breit und belustigt angrinste. Also streckte sie ihm den Mittelfinger entgegen und streckte die Zunge heraus.   Denn so regelte man seine Angelegenheiten im Kindergarten.   = = =   Weil am Abend immer noch jeder würgen musste, der die Kombüse betrat, verlegte die Strohhutbande das Essen nach draußen.   Lysop spannte Ruffy und Ace dazu ein, Klapptische und Stühle aus dem Lagerraum unter Deck hinauszuschleppen und aufzubauen. Chopper und Zorro schrubbten den größten Grill, den Tashigi bis dato gesehen hatte. Und während Sanji mit Lyop's Gasmaske im Gesicht alles aus der Kombüse holte, was er zum Kochen und Anrichten brauche würde, spannte Nami mit Nico Robins Hilfe überall kleine Lampions auf, die das Deck in ein warmes, gemütliches Licht tauchten, als es schließlich dunkel wurde.   Tashigi beobachtete die Vorbereitungen vom Krähennest aus. Es war schön, der Crew dabei zuzusehen, wie sie Hand in Hand das Beste aus einer Situation machten, für die andere Piraten sich bereits gegenseitig den Schädel eingeschlagen hätten. Ihr wurde dabei ganz warm ums Herz. Nun, wo die Sonne am Horizont verschwunden war und der Mond über der Grad Line stand, sah die Flying Lamb aus, als wäre sie für ein gemütliches Gartenfest herausgeputzt worden.   Die Tische waren zu einer langen Tafel zusammengeschoben und komplett eingedeckt worden, die harten Stühle mit Kissen bequem aufgepolstert. Ace entzündete unter Sanjis wachsamem Blick die Grillkohle, während der Smutje gleichzeitig Fleisch marinierte und entzückende Cocktails mit Schirmchen und Zuckerrand für die ganze Crew mixte. Zorro ließ sich mürrisch von Chopper einen Verband wechseln, während Nami und Robin bereits mit Getränken am Tisch saßen und über etwas lachten, das Tashigi nicht verstanden hatte.   Sie wäre gerne ein Teil davon gewesen. Der Gedanke erschreckte sie nicht annähernd so sehr, wie er es wahrscheinlich hätte tun sollen. Aber Tashigi hatte nun den ganzen Tag über einen exklusiven Einblick in den Alltag der Strohhüte bekommen und sie war...neidisch.   Es war schon schwierig, eine Person zu finden, mit der man so voll und ganz auf einer Wellenlänge war. Die Strohhüte hatten das unverschämte Glück, gleich mehrere davon gefunden zu haben. Sie waren eine kleine, harmonische, eingeschworene Gemeinschaft mit skurrilen Macken. Und darum musste Tashigi sie einfach irgendwie beneiden, Kidnapping hin- oder her.   Als Ruffy hinter ihr unangekündigt ins Krähennest sprang, zuckte sie zusammen. Der Kapitän der Strohhutpiraten rutschte mit seinen Flip Flops beinahe ab, fing sich aber gerade noch rechtzeitig und ließ sich keine zwanzig Zentimeter neben ihr nieder. Breit grinsend blickte er zu ihr rüber und kam direkt zum Punkt: "Willst du bei uns mitmachen?"   Tashigi blinzelte überrumpelt und hatte ganz kurz die Befürchtung, der Gummijunge hätte ihre Gedanken gelesen. "Ehh...nein?"   Ruffy nickte, als hätte er bereits mit einer Absage gerechnet. "Zorro meinte, dass du das sagen würdest", plapperte er unbekümmert weiter und rückte seinen Strohhut zurecht.   Es ärgerte Tashigi ein wenig, das Lorenor meinte, für sie sprechen zu müssen. Auch, wenn er mit seiner Einschätzung richtig gelegen hatte. So harmonisch sie das Ganze im Moment auch fand, ihr Platz war zweifelsfrei bei der Marine, punkt. "Da hat er ja ausnahmsweise mal Recht gehabt."   Ruffy, im Schneidersitz, grinste unverschämt breit zu ihr hoch. "Das glaub ich nicht."   Tashigi runzelte die Stirn. "Aber ich habe nein gesagt", wiederholte sie, diesmal mit mehr Nachdruck in der Stimme.   Ruffy gluckste. "Das hat Zorro damals auch."   Also hatte Lorenor sie auch in dieser Hinsicht nicht angelogen. "Ich weiß. Aber im Gegensatz zu ihm meine ich es ernst", betonte sie und wechselte dann nicht gerade unauffällig das Thema. "Wieso wurde er damals eigentlich verhaftet?"   Ein kurzer, prüfender Blick zu ihr, dann plauderte Ruffy vergnügt aus dem Nähkästchen. "Weil er diesem Muttersöhnchen eins aufs Maul gegeben hat!", verkündete er, als läge es auf der Hand. Tashigi blinzelte verständnislos, also holte Ruffy weiter aus und erzählte, wie der gefürchtete Piratenjäger Lorenor Zorro sich beinahe zu Tode gehungert hatte, um ein kleines Mädchen zu beschützen, dass er gar nicht kannte.   Unauffällig warf Tashigi einen Blick hinunter ans Deck. Lorenor saß am Tisch, vor sich einen großen Krug Sake, das Rentier auf dem Schoß. "Wolltest du ihn deshalb in der Mannschaft haben?", hörte sie sich nachfragen. "Nein, vorher schon, als ich noch nichts davon wusste", gab Ruffy schulterzuckend zu. "Aber danach erst recht."   Damit rappelte er sich unversehens auf die Beine, legte eine Hand um den Rand des Krähennestes und sprang auf dessen Rand. "Essen ist fertig!", verkündete er noch kurz, bevor er hinunter aufs Deck sprang und sie einfach mit offenem Mund stehen ließ. Das konnte sie so nicht auf sich sitzen lassen.   "Ich werde niemals bei euch mitmachen, Monkey D. Ruffy!", rief sie im nach, bevor sie ihm hastig nach unten folgte, um auch noch etwas abzubekommen.   = = =   Es waren noch zwei Plätze frei, als Tashigi den Tisch erreichte, und weil sie nicht neben Nico Robin sitzen wollte, ließ sie sich auf den Stuhl zwischen Puma D. Ace und Lorenor Zorro fallen. Sofort stand Sanji hinter ihr und stellte einen reich gedeckten Teller und einen bunten Cocktail vor ihr auf den Tisch, und als Monkey D. Ruffy diesmal versuchte, ihr das Steak vom Teller zu klauen, trat sie ihm unter dem Tisch so heftig gegen das Schienbein, dass er aufjaulte und den diebischen Versuch einstellte.   Chopper saß noch immer gegen Zorros Brust gelehnt und naschte unbekümmert und ungehindert vom Teller des Schwertkämpfers, während die Gebrüder D. sich einen hemmungslosen Kampf um alles Essbare lieferten. Die Stimmung war ausgelassen, was nur zum Teil an Sanjis hübsch hergerichteten Drinks lag, und ehe sie sich's versah lehnte Tashigi genauso pappsatt und leicht angesäuselt wie alle anderen in ihrem Stuhl und ließ sich von der heimeligen Atmosphäre umarmen.   Ruffy streckte seinen Arm quer über das Deck und griff sich das letzte Stückchen Steak vom Grill herunter. Dass er sich dabei die Finger verbrannte, schien ihn nicht sonderlich zu stören. Er bekam nicht mal eine Schelte von Sanji, der mit ausgestreckten Beinen auf seinem Platz saß und sich eine Zigarette drehte. Als er sie sich zwischen die Lippen schob, zündete Ace sie aus der Ferne mit einer kleinen Feuerkugel an.   Behaglich rutschte Tashigi tiefer in den Stuhl, einen roten Drink mit Ananasscheibe in der Hand. Sie blickte zu Lysop herüber, der sich zwei Strohhalme in die Nase gesteckt hatte und Nami Grimassen schnitt, bis sie sich vor Lachen an ihrem Cocktail verschluckte. Nico Robin klopfte ihr mit gleich vier Händen kräftig auf den Rücken, bis sie wieder atmen konnte. Tashigi riskierte sogar einen Blick zu Zorro. Er saß breitbeinig auf dem Stuhl, einen Krug in der Hand und ein schlafendes Rentier auf dem Schoß, dass er geistesabwesend kraulte.   Sie konnte nicht anders – sie musste lachen. Haltlos.   Als hätten sie alle vergessen, dass Tashigi überhaupt da war, wandten sich nun alle Anwesenden teils überrascht, teils irritiert zu ihr herum und starrten sie an. Das machte es noch schlimmer. Jetzt bekam Tashigi einen regelrechten Lachkrampf. Mit der freien Hand wischte sie sich die Tränen unter der Brille weg, mit der anderen verschüttete sie einen Großteil ihres Drinks.   Es dauerte eine Weile, dann hatte sie sich soweit gefangen, dass sie sich erklären konnte. "Ich musste mir gerade Smokers Gesicht vorstellen, wenn ich ihm das hier erzähle", bekam sie – unterbrochen von einem Kichern, dass ihr unter anderen Umständen sehr viel peinlicher gewesen wäre – hervor und prustete wieder los.   Das gab Nami, die sich gerade erst von ihrem letzten Lachanfall beruhigt hatte, endgültig den Rest. Sie fiel in das Gelächter ein. "Dem fallen die Augen aus dem Kopf." "Der verschluckt sich an seinen prolligen Zigarren!", warf Sanji schmunzelnd ein. "Er kriegt 'nen Mega-Ultra-Tobsuchtsanfall", prophezeite Ace selbstsicher und stieß Tashigi spielerisch den Ellbogen in die Seite.   "TASHIGI, WILLST DU MICH VERSCHEISSERN?!", polterte Lorenor in einer 1A-Smoker-Imitation, sodass Chopper auf seinem Schoß zusammenzuckte und aufwachte. Tashigi verschluckte sich lachend an der Ananasscheibe und hustete so heftig, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Selbst als sie gar nicht mehr hustete, war ihr Blick noch reichlich verwässert und nach Lachen war ihr nun auch nicht mehr zu Mute. „Scheiße, was soll ich bloß Smoker erzählen?“, fragte sie zittrig.   Weil weinende Geiseln ein absoluter Stimmungskiller waren, war es für ein paar Sekunden absolut still an Deck. Dann beugte Nami sich verschmitzt grinsend vor. „Wer sagt denn, dass du ihm die Wahrheit erzählen musst?“   Tashigi blinzelte. „Äh, das Gesetz?!“, schlug sie schnippiscvor und wischte sich mit dem Handrücken unwirsch die Tränen aus dem Gesicht.   „Schnickschnack!“, sagte Nami und machte eine Handbewegung, als würde sie eine Fliege verscheuchen. „Du tischst ihm eine Geschichte über deine super dramatische Gefangenschaft bei uns auf und heimst eine fette Beförderung ein, wo ist das Problem?“   Beinahe musste Tashigi wieder lachen. Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein! „Naja, da gibt es eine ganze Reihe von Problemen“, sagte sie schließlich und ihre Stimme klang schon wieder viel kräftiger und mehr nach ihr. „Erstens kann ich absolut nicht lügen.“   „Das üben wir mit dir“, konterte Nami entschlossen. Das Tashigi gar nicht auf eine Beförderung aus sein könnte, kam ihr gar nicht in den Sinn. „Lysop ist ein Spitzenlügner!“, sagte Ruffy, offenbar hingerissen von dem Plan. Die gesamte Crew stimmte murmelnd zu, Lysop könne wirklich lügen wie gedruckt. „Er bringt es dir bei, oder Lysop?“   „Na klar!“, stimmte Lysop sofort zu. „Ich bin der beste Lügner der Welt! Einmal habe ich Pinocchio höchstpersönlich in einem aufsehenerregenden Lügenduell geschlagen! Seine Nase war schließlich mehr als zweihundert Meter lang und-„ „Und wir alle helfen dir, eine krasse Geschichte zu erfinden! Bitte sag ja!“   Ungläubig schweifte Tashigis Blick über die anwesenden Piraten, die alle Feuer und Flamme schienen, ihr mit einer erstklassigen Horror-Geschichte aus der Patsche zu helfen. Letztlich blieb ihr Blick an Ruffy heften. Er fieberte förmlich vor nervöser Energie und freudiger Erwartung.   Es war absolut lächerlich. Aber sie brachte es einfach nicht übers Herz, ihn zu enttäuschen und nein zu sagen. „Okay. Ja.“, stimmte sie zu ihrer eigenen Überraschung zu und Ruffy streckte mit einem triumphierenden Aufschrei die Faust in die Luft.   Und dann begann die Planung.   „Du warst natürlich gefesselt!“, bestimmte Ruffy ernst. „Und geknebelt“, fügte Lysop an. „Wir haben dich in einer kleinen Kammer gefangen gehalten.“ „In einer Kiste!“, präzisierte Robin. „Lysop, wo liegt In-eine-Kiste-gesperrt-sein auf einer Skala von eins bis zehn?“ „Zwölf“, sagte Lysop wie aus der Pistole geschossen. „Vierzehn, mindestens!“, erhöhte Tashigi, die langsam Spaß an der Sache bekam.   „Also in eine Kiste gesperrt“, beschloss Ruffy und schob sich eine Garnele in den Mund, die Nami übrig gelassen hatte. „Aber du durftest manchmal raus. Wir sind ja keine Monster.“ „In der Geschichte schon, Ruffy!“, korrigierte Nami. „Es soll ja eine fette Beförderung sein.“   „Sag Smoker, das Essen war ungenießbar“, schlug Zorro vor und handelte sich dafür einen Hieb von Sanji ein. „Mein Essen ist alles andere als ungenießbar, Marimo!“ „Dann war’s halt wenig!“ „WIR LASSEN NIEMANDEN HUNGERN!“ „Verdammt Sanji, was soll sie Smoker denn sonst sagen?! Es war so furchtbar, Captain! Jeden Tag köstliche Drei-Gänge-Menüs!“ Da musste selbst Sanji lachen, obwohl es von Zorro kam.   So spannen sie die Geschichte noch bis tief in die Nacht weiter: Von den Grausamkeiten, die die Strohhutbande Tashigi angeblich angetan hatte, kamen sie schließlich auf grausame Piraten, denen sie über den Weg gelaufen waren und irgendwann auf Piratengeschichten im ganz Allgemeinen. Sie redeten stundenlang und tranken bunte Cocktails und aßen köstliche Snacks, bis alle zu betrunken oder zu müde wurden und Tashigi der Bauch wehtat vor Lachen.   Robin und Nami verabschiedeten sich als erste aus der Runde und beim Heruntergehen musste Robin die Navigatorin stützen, weil sie doch ganz schön auf ihren High Heels wankte. Zorro erklärte sich bereit, die Nachtwache zu übernehmen und drückte Lysop vorsichtig den schlafenden Chopper in den Arm. Die anderen Jungs beschlossen einstimmig, dass das Aufräumen bis morgen warten konnte. Ace und Ruffy sangen Piratenlieder, als sie Arm in Arm unter Deck gingen. Lysop, mit Chopper auf dem Arm, folgte ihnen vorsichtiger. Sanji trank sein letztes Glas Rotwein, rauchte noch eine Zigarette und kabbelte sich mit Zorro, bevor er schließlich ebenfalls schlafen ging.   Und dann, ganz plötzlich, war Tashigi mit Zorro alleine.   Er saß immer noch neben ihr, mit einem halbvollen Krug Sake in der Hand. Manchmal streiften seine Knie die ihren und jedes Mal jagte es ihr kleine elektrische Stöße durch den Körper. Sie war ein wenig beduselt, weil sie den hübschen Cocktails nicht hatte widerstehen können, und ihr Kopf ganz schön schwer. Irgendwann legte sie ihn seufzend auf seiner Schulter ab. „Jetzt kann ich’s ein bisschen verstehen, Lorenor“, gestand sie leise.   Zorro wagte kaum zu atmen. „Was denn?“   „Warum du hier bist“, sagte sie. Und das konnte sie wirklich. Er streckte seine Hand nach ihrer aus und sie verschränkten behutsam die Finger miteinander.   Sie schmunzelte in seine Halsbeuge. „Ruffy hat mir erzählt, warum du damals in Gefangenschaft warst.“ „Diese miese Petze“, stellte Zorro trocken fest, klang aber eher amüsiert als wütend. „Tief in dieser Schale von Dreckskerl steckt ein richtiges Softie-Herz“, vermutete Tashigi und tippte ihm mit der freien Hand auf die Brust. „Verrat es niemandem“, raunte Zorro. „Sanji würde mir das ewig vorhalten.“   Tashigi musste lachen. Und ehe sie es sich anders überlegte, streckte sie sich zu ihm hoch und küsste ihn sanft.   Überrascht erwiderte Zorro den Kuss, mit rasendem Herzen, und er wagte es erst wieder zu atmen, als Tashigi den Kuss löste. Ihre Gesichter waren aber immer noch sehr nahe beieinander, was es ihm schwer machte, einen klaren Gedanken zu fassen.   „Womit habe ich das verdient?“, fragte Zorro heiser. Tashigi zuckte unbestimmt mit den Schultern. „Mir war einfach danach.“ „Ich werde aus dir nicht schlau.“ „Ich auch nicht“, gab Tashigi unumwunden zu. Dann küsste sie ihn erneut.   Als Zorro sie im Morgengrauen zu ihrer Kabine brachte, waren Tashigis Lippen wund, ihre Haare zerzaust und ihre Kleidung verknittert. Sie hatte ein seltendämliches Lächeln auf dem Gesicht, als Lorenor ihr leise eine gute Nacht wünschte und sie sich noch ein, zwei Mal leidenschaftlich küssten, bevor Tashigi die Tür schweren Herzens zwischen ihnen schloss.   Auf der anderen Seite der Tür stand Zorro, noch etwas benommen von dem Verlauf des Abends. Er fühlte sich seltsam leicht, fast schwerelos. Jedenfalls so lange, bis er sich umdrehte. Der Anblick von Nami, die strahlend im Türrahmen der Mädchenkajüte stand, holte ihn schlagartig zurück auf den Boden. „Halt die Klappe!“, sagte er automatisch.   „Ach, hab dich nicht so. Das war doch niedlich!“, witzelte Nami und fuhr ihm im Vorbeigehen durch das ohnehin völlig zerzauste Haar. „Niedlich?“, krächzte Zorro ungläubig und spürte, wie er rot wurde. „Ja, niedlich erscheint auch mir der passende Ausdruck zu sein“, stimmte Robin Nami locker zu und schloss die Tür zur Mädchenkajüte hinter sich. Sie schien äußerst zufrieden mit sich zu sein.   Am liebsten wäre Zorro im Erdboden versunken, aber weil das nicht ging, starrte er den beiden einfach sprachlos nach. Nami drehte sich noch einmal zu ihm herum. „Aber keine Sorge, wir behalten dein schmutziges, kleines Geheimnis für uns.“ „Wenn man das überhaupt Geheimnis nennen kann. Es ist so dermaßen offensichtlich“, fügte Robin hinzu. „Ja, Jungs sind echt dämlich.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)