Candidate for Goddess - Bleeding Heart von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Why me??? -------------------- Wir stehen hier. Alle sind versammelt. Hier und jetzt wird sich entscheiden, wer zum Piloten wird und wer nicht. Nur kurz schließe ich meine Augen, dann sehe ich wieder unseren Ausbilder an. In wenigen Minuten wird er die Namen verlesen und nur einer von uns wird übrig bleiben. Ich gehe davon aus, dass es Clay sein wird. Er wollte nie wirklich kämpfen, war eher ein Stratege. Ihn konnten sie sicher woanders gebrauchen. Langsam beginne ich in meinem Anzug zu schwitzen, doch ich jammeree nicht. Selbst Zero zieht es dieses eine Mal vor einfach schweigend zu leiden. Die Anspannung wächst und die Luft ist so dick, dass man sie förmlich in Scheiben schneiden könnte. Doch das ist es wert. Schließlich öffnet sich die Tür und unser Ausbilder kommt herein. Diesmal sogar er im Anzug. Er scheint stolz zu sein, was kein Wunder ist. Wir hatten uns in unseren letzten Jahren von einem Chaotenhaufen zu einem Team entwickelt, hatten es sogar geschafft die feindseligkeiten zu unterdrücken und uns anzufreunden. Ja.. ich hatte Freunde. Leute auf die ich mich verlassen konnte und die für mich da waren. Natürlich hatten wir uns weiter gestritten, doch nur um Spaß zu machen oder Azuma-sama auf die Palme zu bringen. Der Ausbilder bezieht Stellung vor uns, lässt uns stillstehen, ehe er Urkunden hervorzieht. Es sind, wie vermutet nur vier, doch er hatte uns vorgewarnt. "Pilotenanwärter! Dieser Tag ist ein großer Schritt für euch in das Leben als Pilot. Nur vier von euch können wir als Piloten einsetzen." Ein einstimmiges "Aye" ertönt, da es sich besser anhört, als "Ja, Sir!". Azuma nickt, zieht die erste Urkunde aus dem Stapel. "Anwärter Nummer 85, Sawamura Roose, Lotse Nummer 85 Toesing Wrecka, vortreten!", ruft er in die stille Halle und beide treten auf den Ausbilder zu. "Anwärter Nummer 86, Kushida Yamagi und Lotse Nummer 86, Kuscha Tsukasa, vortreten. Anwärter Nummer 89, Fortran Clay-Cliff und Lotse Nummer 89, Mimori Saki vortreten." Eine Pause folgte und sein Blick legte sich auf Zero und mich. Starr blicke ich gerade aus. Nun würde sich entscheiden, wer von uns der Bessere war. Ein Krieg, den wir vollzogen, seit wir hier angekommen waren. Erneut schliesse ich kurz die Augen und schluckee hart. "Anwärter Nummer 88, Enna Zero und Lotsin Nummer 88, Towryk Kizuna, vortreten!" Damit war die Entscheidung gefallen. Ein Schlag in die Magengrube, trotzdem bleibe ich stehen, sehe weiter gerade aus. All das Training hatte sich nicht ausgezahlt, sogar Fortran ist nun Pilot, während ich förmlich auf der Ersatzbank sitze. Einen Moment spüre ich Ikhunys Hand an meiner, stoße diese jedoch unsanft zur Seite. Ich brauche jetzt sicherlich kein Mitleid. Nur kurz legt sich der Blick unseres Ausbilders auf mich, ehe er sich auf die vor ihm angetretenen Anwärter konzentriert. "Anwärter Nummer 88, hiermit ernenne ich dich zu Eeva Leenas Piloten. Anwärter Nummer 86, hiermit ernenne ich dich zum Piloten von Agui Keimeia. Anwärter Nummer 85, hiermit ernnen ich dich zum Piloten von Tellia Callisto. Nummer 89, hiermit ernenne ich dich zum Piloten von Luhma Klein. Herzlichen Glückwunsch.", vollzieht er den feierlichen Teil, lässt sie dann alle wegtreten. Die Hymne ertönt und erneut gehen wir ins Stillgestanden, doch noch ehe die Zeremonie vollzogen ist wird das ganze Schiff erschüttert und die Neuerkorenen Piloten und Teela laufen zu ihren Ingrids. Nur ich bleibe zurück, hinter mir meine Lotsin. Der Raum ist wie leergefegt, als ich den Blick schweifen lasse. Schluss. Aus. Mein Traum zerplatzt wie eine Seifenblase. Es interessiert mich nicht einmal, dass wir angegriffen werden und auch Ikhny erkennt, dass sie mich besser alleine lässt. Zumindest für diesen Moment. Erst jetzt realisiere ich, dass ich derjenige bin, der zurückgeblieben ist. Nicht Clay. Nicht Roose. Nein ich, Hiead Gner. Langsam sinke ich auf die Knie, stütze mich auf dem Boden ab und starre auf das glänzende Metall. Ich spiegele mich darin, doch ich kann mich nicht sehen, schließe daher die Augen und wende den Kopf etwas ab, ehe ich mich erhebe und mich an ein Fenster setze und hinaussehe. Der Kampf tobt und die Göttinnen tun alles um uns zu beschützen. Doch ich sitze hier, kann nur tatenlos zusehen. Genau wie vor drei Jahren. Nicht einmal einen Üb-Ingrid haben sie frei. Wütend schlage ich gegen die Scheibe, mache mich dann auf den Weg zur Brücke, wo ich sicherlich bessere Sicht auf das Geschehen habe. Ich ziehe mich nicht einmal um. Wozu auch, dazu bleibt danach mehr Zeit und vielleicht kann ich so noch etwas helfen und mich nützlich machen. Ich spüre die Blicke der neuen Anwärter auf mir, belustigte, etwas verängstigte und auch überhebliche Blicke, die mich jedoch nicht stören. Sollen die doch denken was sie wollen, ich habe noch nie wert darauf gelegt bei jedem gut anzukommen. Schweigend stelle ich mich neben meinen Ausbilder, verschränke die Arme und sehe auf das Geschehen, ehe mein Arm sanft genommen wird. Mit einem undeutbaren Blick sehe ich zu dem bei weitem Größeren auf, lege nur die Frage in meinen Blick, was das alles soll. Doch Azuma nickt nur zur Tür, woraufhin ich die Augen verdrehe und mich von der Schlacht abwende und dicht gefolgt von ihm den Raum verlasse. "Hör zu. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig und trotzdem erkläre ich dir, warum du nicht in der engeren Auswahl bist. Du hast nicht die nötigen Vorraussetzungen. Du kommst mit deiner Vergangenheit nicht zurecht, hast nicht einmal deinen EX unter Kontrolle. Es wäre nicht nur für dich gefährlich, wenn wir dich da raus schicken. Nein. Du wärst eine Gefahr für uns alle und solange das nicht besser wird, werden wir dich auch sicherlich nicht als Pilot einsetzen! Außerdem werden Piloten von den Ingrids auserwählt.. und dich 'wollte' keine.", knallt er mir hart entgegen. Jedes Wort bohrt sich in mein Herz und ich nicke starr. Was soll ich dazu noch sagen? Dass ich es verstehe? Nein, das ist eine große Lüge. Eine viel zu große um sie auszusprechen. Warum tut das nur so weh? Und warum ist es so unmöglich mich in ein Ingridcockpit zu setzen? Unwillkürlich balle ich die Fäuste und beiße mir auf die Unterlippe. Barsch drehe ich mich um. Ich muss hier weg, bevor ich Dinge tat oder sage, die mir später leid tun würden. Und ich will nicht, dass mich irgendjemand sieht, wenn ich Schwäche zeige, denn ich spüre, wie mir Tränen in die Augen schiessen. Ich setze mich in die Empfangshalle, stütze das Gesicht in die Hände und fahre mir kurz durch die Haare. Mein ganzer Körper schmerzt von der Anstrengung die Tränen zurück zu halten und ich atme einmal tief aus, was sich wohl als großer Fehler entpuppt, denn nun spüre ich, wie sich das leicht salzige Nass seinen Weg über mein Gesicht bahnt. Ich beginne sogar leise zu schluchzen, wodurch ich nicht höre, wie sich jemand nähert. Erst als die Schritte direkt vor mir sind, nehme ich sie wahr, hebe langsam den Blick. Für meine Partnerin sind sie laut, doch als ich nahezu mühelos vom Boden aufgehoben und an eine breite Brust gedrückt werde, ist mir klar, dass Azuma mir gefolgt sein musste. Mitleidig drückt er mich an sich, streicht mir durch die Haare. "Nur weil du jetzt nicht geeignet bist, heißt das nicht, dass du vollkommen nutzlos bist, Nummer 88... nun lass dich nicht so hängen und sei wieder du selbst. So kann man dich ja nicht ansehen." Konnte er heute nur auf mir herumhacken? Unsanft will ich ihn von mir stoßen, sehe ihn wutentbrannt an. "Ich bin, wie ich bin und wie ich sein will. Und ich wüsste nicht, was Sie das angeht..", fahre ich mein Gegenüber scharf an, fahre mir über die Augen. Doch es hat keinen Sinn, neue Tränen bahnen sich schon wieder ihren Weg und so zieht mein Ausbilder mich wieder in seine Arme. Diesmal will ich gar nicht, dass er mich loslässt, klammere mich an seine Klamotten. Er wusste nicht wie ich mich fühle. Es war mir, als risse man mir das Herz aus dem Leib. Mein Traum... nein, das wofür ich lebe ist plötzlich weg, zerstört und unwichtig. Ich will weg, laufen, schreien... aber noch mehr will ich einfach hier bleiben und mich meinen Gefühlen hingeben. Es bricht alles aus mir heraus, die letzten Jahre auf der G.O.A., mein Leben vorher. Meine Sehnsucht nach meinen Eltern, nach jemandem der mich liebt, der für mich da ist. Vor lauter Heulerei merkte ich nicht einmal, wie ich hochgehoben wurde. Instinktiv hielt ich mich einfach an meinem Ausbilder fest, barg mein Gesicht an seinem Hals. Erst als er mich auf ein Bett legte, sah ich mich erschrocken um, fuhr mir erneut über das Gesicht. Nein wie peinlich. Ich heulte hier Rotz und Wasser nur weil ich nicht in einer Göttin sitzen durfte. Sanft strich man mir eine Strähne aus dem Gesicht und der Brünette setzte sich neben mich, nahm seine Brille ab und sah mich an. Es lag etwas Vorwurfsvolles in diesem Blick und in meiner jetzigen Verfassung konnte ich dem einfach nicht mehr standhalten und senkte den meinen betreten. "Es ist in Ordnung wenn du endlich einmal richtig Luft ablässt. Der Druck muss unerträglich gewesen sein.", murmelte Azuma, zog mich dann auf seinen Schoß. Erneut drückte er mich an sich und strich mir durch die Haare. "Lass es raus. Es muss sein und es wird dir danach besser gehen, Nummer88. Die Göttinnen laufen dir nicht weg. Vielleicht schaffst du es auch irgendwann einmal. Du musst nur an dir arbeiten und loslassen." "Nein... ich muss nicht an mir arbeiten. Ich sagte es bereits.. ich bin wie ich bin und nicht so, wie andere mich haben wollen. Wenn das hier irgendjemandem nicht passt, dann soll er mich eben rauswerfen." "Wie du willst." Erschrocken und beinahe verletzt sah ich wieder auf, doch der Blick meines Ausbilders sagte mir, dass das was er gerade gesagt hatte durchaus sein Ernst war. "Am besten packst du gleich deine Sachen, damit wir dich spätestens morgen zurück in deine Kolonie bringen können." Mein Herz setzte aus und ich spürte, wie sich ein Dolch schmerzhaft hineinbohrte. Alles um mich herum drehte sich. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Erneut drohten mir die Augen überzulaufen, doch in der Lage mich zu rühren war ich nicht. Kapitel 2: Geister des Lebens ----------------------------- Immer noch starrte ich meinen Ausbilder ungläubig an, stand dann auf und fuhr mir erneut über die Augen. Ich versuchte wieder zu mir zu finden, schloss die Augen. Ich hörte, wie auch der andere sich erhob und hob kampflustig den Blick. "Nein.", war das Einzige, das ich sagte, drehte mich dann um und verließ mit zielstrebigen Schritten das Zimmer meines Ausbilders. Ich konnte nicht einfach so aufgeben und alles hinwerfen, dass ich bereits erreicht hatte. Ich würde mich auch nicht großartig verändern, nur hier und da ein paar Verbesserungen vornehmen. Mein erstes Ziel war es auf jeden Fall meinen EX unter Kontrolle zu bekommen, alles andere hatte Zeit. Vielleicht würden sie merken, dass man mich auch so nehmen konnte wie ich war. Nachdenklich vergrub ich meine Hände in den Hosentaschen, schritt auf eines der Panoramafenster zu und sah in das All hinaus. Nein... in meine Kolonie würde ich nicht mehr freiwillig zurückkehren. Viel zu viel war passiert, es herrschte immer noch Krieg und letzten Endes war ich dort alleine. "Hiead?", erklang plötzlich eine leise, fast schon schüchterne Stimme hinter mir und im Spiegelbild der Scheibe erkannte ich meine Lotsin. Ich hatte nicht nur mich enttäuscht. Nein, auch Ikhny schien traurig zu sein, stand da wie ein begossener Pudel. "Was willst du?" Ich konnte nicht anders. Ich wollte für mich sein, doch das schien dieses Mädchen nie wirklich zu verstehen. Seit wir uns kannten versuchte sie an mich heranzukommen und ich erinnerte mich an unseren ersten Tag, als sie es tatsächlich geschafft hatte in meine Gedanken einzudringen und Dinge über mich herauszufinden, die niemand wissen sollte. Ob sie zuordnen konnte, was sie gesehen hatte, wusste ich bis heute nicht, aber es war mir auch egal. Sollte sie denken was sie wollte. "Hiead... ich wollte dir nur sagen.. es tut mir leid, dass du kein Pilot geworden bist.", nuschelte sie, sah betreten zu Boden. Ich schwieg. Was hätte ich dazu sagen sollen? Dass es ihre Schuld war, obwohl ich wusste, dass es nicht stimmte? Doch ich kam gar nicht mehr dazu irgendetwas zu sagen, denn der Lärmpegel um uns herum wurde wieder lauter, sodass Ikhny näher an mich heranrutschte und mich genauer ansah. Ihr Blick lag auf meinen Augen, doch ich hielt den Blick absichtlich abgewandt. "Hast du geweint?", fragte sie nach einer kleinen Weile vollkommen verblüfft. Erneut sah ich sie nur im Spiegelbild an. Am liebsten hätte ich sie gefragt, was das für einen Unterschied machte. Und wenn schon.. dann war es eben so, auch ich hatte Gefühle, nur verstand ich es sie zu verstecken. Wie oft wurde mir gesagt, dass meine Lotse sich verändert hatte. Sie hatte sich vom grauen Mäuschen zu einer jungen Lady entwickelt. Natürlich war mir das aufgefallen, doch ich musste das niemandem auf die Nase binden. Ich wandte meinen Blick wieder durch die Scheibe, starrte weiter in das endlos wirkende Schwarz, das uns umhüllte. "Hey Albino.." Diese Stimme. In diesem Moment ging sie mir durch und durch. Wie sehr ich es doch hasste, wenn er mich so nannte. Ich schwieg. Konnte man mich denn nicht einfach in Frieden lassen? Einfach Ruhe, alleine sein und nachdenken können. "Lass ihn lieber in Ruhe Zero...", meldete sich dann die leise Stimme von Clay zu Wort. Wenigstens einer der mich verstand. Doch Zero hörte nicht darauf. "Hiead... Hallo! Erde an Hiead Gner..", versuchte er meine Aufmerksamkeit zu gewinnen, doch ich stieß mich nur von der Wand ab und ging den Gang hinunter. "Glückwunsch. Viel Glück ihr vier." Damit sollten sie sich zufrieden geben, doch der Brünette wollte einfach nicht aufgeben und rannte hinter mir her, packte mich an der Schulter. Wutentbrannt drehte ich mich zu ihm um und wollte schon ausholen, als mir seine feuchten Augen auffielen. Kühl sah ich ihn an. "Ich wäre gern mit dir zusammen gegangen Hiead. Aber ich verspreche dir.. ich werde alles dafür tun, dass du bald nachrücken kannst.", gab er von sich, doch ich schnaubte nur verächtlich. "Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich komme gut alleine zurecht und um mich nachrücken zu lassen, müsste schon einer von euch abdanken. Und ich glaube nicht, dass ihr das freiwillig machen würdet." Grob schob ich seine Hand von meiner Schulter, drehte mich wieder um und ging weiter. Außerdem wollte ich das nicht. Es musste ja nicht unnötig Tote geben und außerdem hatte jeder der vier einen Platz in meinem Herzen gefunden. Und dann waren noch die Lotsen, die ihre Piloten anhimmelten und für sie alles tun würden. Nein. Nur um mich als Pilot einsetzen zu können sollte keiner von ihnen sterben. "Aber..." "Halt den Mund, Trottel!" Ich seufzte. "Und schafft euer Zeug aus unserem Zimmer, sonst entsorge ich es.." Unserem war ja nun falsch. Es war mein Zimmer. Nicht lange, denn die neuen Anwärter würden nachrücken und Zeros und Clays Platz lückenlos füllen. Kein Grund Tränen zu vergießen, so war ich eine Nervensäge los und die neuen würden sich hüten mich zu nerven. Zumindest hoffte ich das. Im Zimmer angekommen sah ich mich erst einmal um, ehe ich mich auf mein Bett fallen ließ und an die Decke starrte. Es war so viel passiert, Dinge, an die ich mich nicht wirklich erinnern will, aber auch Dinge, die mich schmunzeln ließen. Tage, die mich an den Rand des Wahnsinns getrieben hatten, Tage an denen ich nichts anzufangen wusste und alles vermasselte, doch ich hatte immer ein Ziel vor Augen gehabt, welches nun verschoben war. Fast so, als hätte es mich auf der Zielgeraden nach hinten geschleudert, während alle anderen an mir vorbeigezogen waren. Doch es hatte keinen Sinn sich darüber jetzt Gedanken zu machen. Es war geschehen und gehörte der Vergangenheit an. Man musste nach vorne Blicken, denn der Blick nach hinten ließ einen an vielen Dingen vorbeigehen, die man vielleicht gesehen hätte, wenn man sich auf die Zukunft konzentriert hätte. Aber jetzt wollte ich erst einmal duschen und mir die anderen Klamotten anziehen. Die Uniform war einfach unbequem und extrem heiß noch dazu. Ich entschloss mich dazu sie aufzuhängen, damit sich auslüften konnte, denn waschen würden wir erst Ende der Woche wieder können und miefige Sachen wollte ich nicht in meinem Schrank haben. Also zog ich mich aus, hängte die Uniform auf einen Kleiderbügel und diesen an den Schrank und nahm dann Duschsachen und ein Handtuch zur Hand, ging ins Bad. Seit zwei Wochen hatten wir kein warmes Wasser mehr, doch das störte mich nicht wirklich. Warmes Wasser war sowieso überbewertet und nicht gut für den Kreislauf. Ich hängte das Handtuch über einen Bügel, stellte mich dann unter die Dusche und schloss die Tür. Meine Sachen stellte ich in einer extra Halterung ab, drehte dann den Hahn auf. Ich musste die Zähne zusammenbeißen um nicht zumindest aufzukeuchen. Sofort bildete sich auf meinem Körper eine Gänsehaut und ich beeilte mich mir die Haare zu waschen und den Körper einzuseifen. Ich beeilte mich, da ich schon nach wenigen Minuten begann am ganzen Körper zu bibbern und sprang dann regelrecht aus der Dusche um mich trocken und wieder etwas warm zu rubbeln. Anschließend schlang ich mir das Handtuch um die Hüfte und nahm meine Sachen. Noch einmal sah ich mich um, trat dann aus dem Bad heraus und schloss die Tür hinter mir. Ein erschrockenes Quieken ertönte und sofort sah ich auf und selbst mir entglitt etwas das Gesicht, als ich sah, wer dort auf meinem Bett saß und die Sachen durchwühlte. Endlos schienen die Minuten zu vergehen und keiner von uns sagte ein Wort, bis ich meine Sachen fallen ließ und mein Handtuch festhaltend auf den jungen Mann zustürmte. Eiskalt und doch mit einem wild lodernden Feuer in den Augen. "Raus Gareas..." Was wollte er hier? Und warum durchwühlte er meine persönlichen Sachen? Ohne ein weiteres Wort zu sagen erhob sich der Grünhaarige und legte meine Sachen beiseite. Wütend sah ich ihm nach, schob den Deckel auf den kleinen Karton und zog mich an. Irgendwas lief hier gewaltig schief, nur wusste ich noch nicht was es war. Und ich wollte es irgendwie auch gar nicht wissen... Als ich wieder angezogen war, verstaute ich den Karton in meinem Schrank und schloss diesen wieder, verließ dann das Zimmer um mir einen ruhigen Ort zu suchen. Ich wollte gleich mit meinem 'speziellen' Training beginnen und erst einmal versuchen das innere Gleichgewicht zu finden. Denn solange ich dieses nicht hatte würde ich auch meinen EX nicht kontrollieren können. So setzte ich mich also in den Ruheraum und rückte mich solange zurecht, bis ich im Schneidersitz dasaß. Anschließend schloss ich die Augen, richtete mich gerade auf und legte meine Handflächen auf die Knie. Meine Gedanken drifteten ab und so träumte ich vor mich hin. - Wind streicht mir durch die Haare, fährt sanft über das kniehohe Gras. Langsam öffne ich die Augen, finde mich auf einer Wiese wieder. Überall sattes Grün und bunte Farben von Blumen. Doch wo bin ich? Sicherlich nicht auf meiner Kolonie. Verwundert sehe ich mich um, streiche über die Halme. Sie kitzeln meine Handinnenflächen. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen, fast so, als würde ich das erste Mal laufen. Ich wanke etwas. Plötzlich hinter mir eine Mädchenstimme. "Super!! Ich wusste, dass du es kannst!", rief sie mir zu und ich drehte mich zu ihr um. Doch da war niemand. Ich war alleine auf dieser Wiese. Ich sehe auf, entdecke endloses Blau über mir. Vereinzelt fliegen Wolken vorbei. Ist das Zion? Sehe ich die Zukunft? Oder die Vergangenheit? "Hiead? Ist mit dir alles in Ordnung? Sag doch was!", höre ich erneut eine Stimme, die aber nicht zu dem Mädchen gehört, dass ich vorhin gehört hatte. Ich fühle mich leicht, fast so, als könnte ich schweben. Ich gehe weiter, sehe mich an all den Farben satt. Häuser, Bäume.. Dinge, die ich nur aus Büchern kannte. Doch plötzlich bebt die Erde - - Nein.. nicht die Erde bebte, sondern ich wurde unsanft aus meinen Tagträumen gerüttelt, öffnete die Augen und fiel wie ein Sandsack zu Boden. "Au..", entwich es mir und während ich mich aufrappelte rieb ich mir das Steißbein. Azuma stand über mir, die Arme verschränkt, der Blick vorwurfsvoll. Ich erwierderte diesen Blick, trotzig und doch unverständlich. Was hatte ich denn schon wieder angestellt? "Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll. Davon abgesehen, dass du alle verschreckt hast, hattest du wieder einmal deinen EX nicht unter Kontrolle.." "Was? Ich hatte keine EX-Reaktion, Sir!", widersprach ich ihm sofort, doch der Ausbilder hob abwehrend die Hand. "Willst du mir damit sagen, dass ich keine Augen im Kopf habe?-" "Ganz genau!" Der Augenblick der Überraschung war zu köstlich. Der Blick, den er mir zuteil werden ließ, hätte mich beinahe zum Lachen gebracht. Doch ich sah ihn weiterhin nur kühl und überheblich an. Ich hätte es doch gemerkt, hätte ich eine EX-Reaktion gehabt. Eine Weile starrte mich Hijikata noch an, grummelte dann leise und verließ diesen Ort. Wieder war ich alleine. Fast zumindest, denn Zero und Gareas standen im Raum und starrten mich mit offenen Mündern an. "Was?!", blaffte ich, woraufhin Zero sich wieder zusammenriss. "Mann.. das war echt gespenstisch. Ich weiß nicht.. du... hingst in der Luft. Wie in einer Göttin.. also.. ähm.. naja.. etwa so..." "Nein, nein, zuerst hing er so..", meldete sich Gareas zu Wort, stellte die Beine zusammen und sich auf die Zehenspitzen um die Schwerelosigkeit zu symbolisieren und legte die Handflächen aneinander, hob den Kopf leicht, während Zero alle Viere von sich streckte und so aussah, wie in DaVincis vitruvianischer Mensch. Ich stockte. Was war das eigentlich? Und woher wusste ich davon? Unwirsch schüttelte ich den Kopf. "Humbug..", knurrte ich und setzte mich erneut hin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)