Lost Child von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 9: Bella ---------------- Caen rannte, alles tat ihm weh, doch er musste es tun. Nur zu deutlich hörte er die Schritte hinter sich, aber er sah nur sehr verschwommen, weil die Tränen ihm die Sicht versperrten. Er hatte keine andere Wahl gehabt, er hatte etwas tun müssen! Wäre er nicht gerannt und hätte so die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, hätte die böse Frau Daddy etwas getan! Sein armer Daddy! Er hatte die Tür geöffnet und war dann zurückgetaumelt, während eine blonde Frau herein gedrängt war, die ihn bedroht hatte, dann war er auf ein Mal zusammengebrochen. Um zu verhindern, dass sie Daddy noch mehr verletzen konnte, hatte er sei mit seinen Fängen gebissen, aber ihr Blut wieder ausgespuckt, weil es so eklig gewesen war, dann war er gerannt. Er versuchte verzweifelt, Papa zu finden. Papa war stark, Papa war ein Krieger, Daddy auch, aber Daddy war schon bewusstlos. Er musste den Anderen finden! „Du kleiner, elendiger Bastard! Ich bring dich um!“ Wieder schaffte Caen es nur knapp, einem grünen Strahl auszuweichen, der ein großes Loch in die Wand schlug. Warum war hier nur Niemand? Die Gänge schienen ihm so dunkel und verlassen, wie eine Ruine! Da! Da vorn! Er hörte Herzschläge! Da waren Leute und vielleicht auch Papa oder zumindest Tom oder Siri! Irgendwer, der ihm half und sich um Daddy kümmerte! Ein weiterer, grüner Zauber holte ihn fast ein, aber er schaffte es, auszuweichen, so, dass der Strahl stattdessen die Tür aufbrach, von Innen ertönte ein Schrei. Ohne weiter nachzudenken, stürmte Caen weiter – bis er die vielen Menschen sah, die da waren. Er ließ sich fallen, wo er war und riss die Arme hoch, während die Frau hinter ihm weiter schrie. Salazar hatte ein ganz schlechtes Gefühl, doch das war kein Grund, einfach aus dem Konzil zu stürmen, so kurz vor einer Einigung. Er hatte noch eine gute Stunde, bevor er wieder oben sein musste und er wollte die Sache endlich beenden. Er sah zu Lucius, der bei den anderen Abgeordneten saß und mit Tom redete. In dem Moment schoss ein Avada herein und traf eine Rüstung, die zu Boden kippte – und aus war es mit der Ruhe. Erschrocken wandte auch Salazar sich um. Was ging hier vor? Wer bitte tat... oh bei allen Göttern! Das war... sein Sohn! Der Junge rannte herein, das Gesicht tränenüberströmt, ohne Schuhe, nur in einer Hose und einem Pullover, doch dann stockte er, abgeschreckt von den vielen Menschen – und ließ sich fallen, so, dass er gerade noch dem zweiten Avada entkam, der über ihm Steine aus dem Rahmen riss, die auf ihn fielen. Das war zu viel. Voller Wut stürmte er los, mit der übermenschlichen Geschwindigkeit eines Vampirs, ohne nachzudenken, stieß er mit seinen nun fast einen halben Meter langen, scharfen Krallen zu, seine Haut hatte einen bläulich – schwarzen Schimmer, wie immer, wenn er als Vampir kämpfte. Seine Krallen trafen auf Fleisch, bohrten sich durch Kleidung und Haut, durchlöcherten das Herz. Ein schriller Schrei ertönte, der Geruch von Blut lag dick in der Luft, dann sackte die Frau zusammen. Hinter ihm herrschte absolute Stille und nicht wenige Blicke hafteten sich auf das kleine, sichtlich verstörte Kind. Es war Tom, der zuerst reagierte. Hastig sprang er auf und rannte zu seinem Vater, der da immer noch stand, während die Frau, die er nur zu gut kannte, von seinen Krallen rutschte. Ihre dunklen Haare flogen durch die Luft, bis der leblose Körper mit einem unheimlichen Geräusch auf dem Boden aufschlug. Der Zauberstab war aus den leblosen Händen gerutscht und über den Boden gerollt. „Vater,“ sprach er leise. „Vater, du machst ihm Angst!“ Das holte Salazar in die Wirklichkeit zurück. Langsam beruhigte er sich, seine Haut wurde wieder weiß, seine beeindruckend langen Fangzähne bildeten sich zurück, bis sie nicht mehr sichtbar waren und als Letztes verschwanden auch die blutigen Krallen wieder, aber seine Augen waren immer noch blutrot. Er sah zu seinem kleinen, verängstigten Sohn, der zitternd an der Wand lehnte, ihm aber dann zögernd die Arme entgegen streckte, während er weinte. Sanft hob er den Kleinen hoch und drückte ihn an sich, wickelte ihn in seinen Umhang, um ihn vor den vielen Blicken zu schützen. Auch Sirius war gekommen, er sah auf die Tote. „Bella?“, fragte er verwirrt. „Was tut die denn hier? Wer hat sie denn rein gelassen? Und warum wollte sie den Kleinen...?“ Tom stieß ihre eine Hand herum und deutete auf die Handfläche, so, dass auch sein Vater sie sehen konnte. „Ich wage zu behaupten, Caen hat sie gebissen und das ging gegen ihren Stolz.“ Kurz sah Salazar auf die kleinen, kreisrunden Bisse, dann sah er auf den Jungen, der sich an ihn klammerte und weinte. Er wusste, Caen hätte die Frau nicht grundlos gebissen oder gar Godric verlassen, nicht mitten in der Umwandlung, wo es einem Vampir derart zuwider war, seine Verwandten zu verlassen oder unter andere Menschen oder Wesen zu gehen. Das, was hier geschehen war, war eine Schutzhandlung. Um sich oder seine Familie zu verteidigen, denn Caen war bei Bewusstsein, also konnte er das Blut nicht getrunken haben. Godric! „Tom! Mitkommen!“ Ohne auf die anderen Leute im Konzil zu achten, stürmte er los, Caen fest an sich gedrückt und dicht gefolgt von Sirius und seinem älteren Sohn. Sie hetzten durch die Gänge, wo sie immer wieder Zeichen der Verwüstung sahen. Zauber hatten ganze Steinbrocken aus den Wänden geschlagen, ein Gobelin war im Eimer und zwei Buntglasfenster gesplittert. Gut, dass dieses Weib eine verdammt schlechte Schützin war! Zitternd klammerte Caen sich an seinen Papa, er wusste, der würde es wieder in Ordnung bringen und Daddy helfen. Wenn es Jemand konnte, dann er. Warum hatte die Frau das gemacht? Daddy hatte ihr schließlich nichts getan! Tom war als Erster da und stieß die Tür auf. Da lag Godric, auf dem Boden, zwischen Eingangsflur und dem Wohnzimmer mit dem breiten, großen Kamin, nicht bei Bewusstsein, aber er atmete ganz normal und ruhig. Er wandte sich zu seinem Vater um und streckte die Arme aus. „Gib mir den Kleinen, dann...“ Sofort spürte Salazar, wie der Griff des Kleinen um seinen Hals sich drastisch verstärkte und das Zittern zunahm. Er schüttelte den Kopf. „Ich kann ihn nicht hergeben,“ gab er leise zurück. „Er ist viel zu verstört, Tom. Benutz einen Schwebezauber und bring Ric ins Bett, du musst sehen, was nicht stimmt, ich kann deinen Bruder nicht loslassen;“ gab er schnell Anweisungen, während er beruhigend über Caens Rücken strich. Aber der Junge schien nicht vorzuhaben, in nächster Zeit wieder klarer zu werden. Nun gut, es war verständlich. Er war gerade gejagt worden und eine Irre hatte versucht, ihn umzubringen. Schnell schnitt er sich den Hals etwas auf. Diesmal dauerte es eine ganze Weile, bevor sein Sohn zubiss und er trank auch nicht, er nuckelte nur an der Wunde, aber es würde ihm helfen, wieder ansprechbar zu werden. In dem Zustand konnte er nicht mal daran denken, in Caens Geist zu tauchen, um herauszubekommen, was geschehen war und der Junge würde so heftig stottern, dass er kein einziges Wort herausbringen würde. Caen weiter haltend, folgte er Tom ins Schlafzimmer, wo der einen Diagnosezauber nach dem Anderen probierte und ratlos den Kopf schüttelte: „Ich kann nichts finden,“ gab er hilflos zurück. „Dad ist in Ordnung, er wacht nur einfach nicht auf!“ „Dann ist er wohl kaum in Ordnung,“ gab Salazar ruhig zurück, um Caen nicht noch weiter zu verschrecken, während er seinen Geliebten ansah. „Bella hat da einen Lieblingszauber,“ mischte sich Sirius leise von Hinten ein. „Und welchen?“ „Anima amatoria.“ „Ein Seelenbindungszauber?“, fragte Salazar entsetzt. „Ja, aber sie hat ihn noch nie richtig beherrscht. In der Regel löst sich der Zauber, wenn der Seelengefährte den Getroffenen küsst,“ gab Sirius zurück. „Einen Versuch wäre es wert,“ merkte Tom leise an. „Denn sonst weiß ich nicht, was wir tun sollen.“ Salazar nickte und setzte sich neben Godric. „Ihr könnt gehen,“ befahl er leise. „Wir können zusammen Abend essen,“ fügte er noch an. „Ich kann ohnehin erst mal nichts machen, bis Caen sich wieder so weit beruhigt hat, dass ich ihn loslassen kann.“ Tom nickte nach einigen Sekunden, dann zog er Sirius mit sich nach Draußen. Erst dann machte Salazar es sich im Bett bequem und konzentrierte sich nur noch auf seinen Sohn, der langsam ruhiger wurde. Das Zittern ließ nach und ihm schien wieder wärmer zu werden. Auch der harte Griff löste sich nach und Nach. Als Letztes spürte er, wie die kleinen Zähnchen wieder aus seinem Hals verschwanden. „Daddy! Papa... Papa... Daddy! F….F…Frau!” Salazar nickte: „Sie wird dir nichts mehr tun,“ versprach er leise. „Ich setze dich neben mich,“ fuhr er fort. „Ich muss Daddy helfen, ja?“ Der Kleine nickte zögerlich, ließ ihn aber los und ließ sich auf das Bett setzen, so, dass Salazar sich zu Godric beugen konnte. „Hoffen wir, dass der räudige Köder recht hat,“ flüsterte er an den einladenden Lippen seines Geliebten und küsste ihn sanft. Godric stöhnte, als er wieder aufwachte. Er wusste noch, dass er die Tür aufgemacht hatte, als Caen gerade im Bad gewesen war, dann war da ein Erstarrungszauber geradewegs auf ihn zugrast, dicht gefolgt von Etwas Anderem und das Letzte, was er noch wusste, war, wie sein Kleiner sich auf die Angreiferin gestürzt hatte. „Caen!“ Was war mit dem Kleinen? Wo war er?! „Ruhig!“ Salazar! Salazar war hier? Aber… der Rat ! „Caen!“ In dem Moment legten sich zwei dünne Ärmchen um seinen Hals. Erleichtert atmete er auf und sah zu seinem Geliebten. „Was ist passiert?“, fragte er. „Ich weiß nur noch, dass diese Irre auf einmal hier war und mich angegriffen hat!“ „Sie hat versucht, den Kleinen umzubringen.“ „Was?! Wo ist sie?!“ „In zwei saubere Hälften geteilt im Raum des kleinen Rates,“ gab er zurück und strich dem Blonden durch die Haare. „Denkst du, ich sehe zu, wie Jemand mein Kind umbringt?!“ Godric verstärkte seine Umarmung und küsste den Kleinen. „Er hat sie angefallen, oder?“ „Ja, dadurch hat er sie von dir fern gehalten, sie hat versucht, einen Seelenbund mit dir zu schließen, aber das ging zum Glück nach Hinten los, dank Caen.“ „Was ist mit dir?“, fragte er seinen kleinen Sohn direkt. „Hat sie dir weh getan?“ Er lockerte die Umarmung etwas, was fast wieder in Tränen ausgeartet wäre, doch Caen versuchte wirklich, sich zu beherrschen. Er ließ die beiden Erwachsenen an ihm herumstochern. Kurz wurde sein einer Arm warm, dann hörte das Brennen endlich auf. Dann wurde er wieder in eine feste, beruhigende Umarmung gezogen. „Nur ein Paar Prellungen,“ erklärte Godric erleichtert. „Gut,“ gab Salazar zurück und strich über Caens Wange. „Es sieht so aus, als hätten wir hier noch einen kleinen Krieger. Er ist ein starker, kleiner Junge, er hat es geschafft, von dir wegzurennen und mich zu finden, damit sie dir nichts tut.“ Er beobachtete, wie Caen schließlich erschöpft wegdöste. Das war wohl entschieden zu viel für den immer noch geschwächten Jungen gewesen, der gerade mal seit zwei Wochen wieder bei ihnen war. Godric nickte. „Er ist wirklich ein kleiner Kämpfer,“ stimmte er zu. „Und du? Solltest du nicht in den Rat? Ein paar Erklärungen abgeben? Sie haben ihn gesehen, oder?“ Salazar zuckte mit den Schultern: „Und wenn schon! Ich habe nicht vor, ihn zu verleugnen, Ric, das hatte ich nie! Und es ist mir egal, was sie denken, erst mal musste ich wissen, dass ihr in Ordnung seid.“ Godric seufzte und zog den Älteren zu sich, um ihn zu küssen. „Ich habe nie gesagt, dass ich das glaube. Ich denke nur, du solltest ihnen erklären, was passiert ist, zumindest denen, denen du vertraust.“ „Das werde ich. Und ihr, ruht euch aus, ich bin so schnell zurück, wie es geht, er hat etwas getrunken, nicht viel, aber wohl genug für eine Weile.“ Verwirrt sah Lucius Salazar an, der gerade in den Raum trat, wieder vollkommen ruhig, die Augen dunkelgrau, er trug auch einen frischen Umhang und saubere Stiefel. Noch immer konnte er das Bild aus seinem Kopf nicht verbannen. Wobei ihm Bellas Leiche gleich war, ihm ging es um das Kind, was auf einmal da gewesen war, vollkommen verstört und jünger, als sein eigener Sohn. Warum hatte sie versucht, ihn umzubringen? Und was hatte er mit Salazar zu Tun, dass der derart ausgetickt war? „Ist sonst noch Jemand geblieben?“, fragte Salazar ruhig, während er seinen älteren Sohn betrachtete, der in dem kleinen Raum an einem Tisch saß, er hatte offensichtlich gerade die Schäden an der Tür und der Decke behoben. „Die Anderen haben sich abfertigen lassen,“ gab er nun zurück. „In denke, es ist sicherer, wenn so wenig Leute wie möglich bescheid wissen, bis er aus dem Gröbsten raus ist.“ Salazar nickte erleichtert. Außer Lucius war noch Grayback da, dem er aber rückhaltlos vertraute, sowie ein Vertreter der irischen Trolle, der sich die Zeit damit tot schlug, seinen Bart zu trimmen. Lucius stand auf. „Was ist passiert?“, verlangte er zu wissen, denn Tom, dem er rückhaltlos vertraute hatte gemeint, dass es nicht seine Sache war, das zu erzählen, sondern die seiner Eltern. „Was ist mit dem Jungen?!“ „Caen ist in Ordnung,“ gab Salazar zurück, bevor er zu seinem Sohn sah. „Und Ric auch, sie sind Beide durch den Wind und Caen ist immer noch verstört, aber jetzt schläft er.“ „Caen? So wolltet ihr euren zweiten Sohn nennen, aber der ist doch...!“ „Nein, er ist nicht tot, er war es nur fast. Aber er ist schwach und noch nicht wieder ganz auf der Höhe, bei diesem Stunt vorhin ist wohl eine der Wunden auf seinem Rücken wieder aufgeplatzt, aber an seinem Arm hatte er nur Schrammen.“ „Was?! Aber... aber der Junge war doch höchstens Fünf! Caen müsste schon sieben sein! Er ist nur zehn Tage jünger, als...!“ Salazar machte eine abrupte Bewegung, die auch Lucius verstummen ließ. „Das war mein Sohn, das ist sicher,“ gab er knapp zu. Es war Fenrir, der nickte. „Stimmt, das hat man gerochen,“ unterstützte er den Anderen. „Aber... ich habe noch was wahr genommen, was da nichts zu Suchen hatte. Er roch.... nach Vampir, nach aktivem Vampir.“ Oh ja, Werwolfnase, da war was gewesen... Kurz erzählte er die Geschichte noch einmal, ging aber nicht in Details. Dann sah er alle Anwesenden an. „Und wenn er so mit Kindern umgeht, finde ich, dass er nicht an der Macht bleiben darf.“ Lucius nickte. „Ich bin überrascht, dass du überhaupt so ruhig bist,“ gab er dann zurück. „Ich wäre es nicht.“ „Caen hat nichts davon, wenn ich jetzt durchdrehe,“ erinnerte er dem Blonden knapp. „Das bewahre ich mir für den Zeitpunkt auf, den ich für angemessen halte.“ Das Oberhaupt der Fae nickte erneut, dann sah er zu Tom. „Du wolltest noch was über ihn erzählen.“ Salazar setzte sich und nickte kurz, dann sah er auf seinen Sohn. „Erzähl es ihnen.“ „Caen ist Harry Potter,“ druckste Tom also heraus. „Peinlich, wie es ist, dass er mich mehr oder weniger jahrelang außer Gefecht gesetzt hat.“ Zu sagen, dass Lucius überrascht war, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen doch dann nickte er. „Ah,“ stellte er fest, dann lächelte. „Das heißt, wir haben einen entscheidenden Gegner weniger.“ „Allerdings.“ „Das ist doch ein wirklich guter Anfang,“ lächelte Lucius. Dann sah er Salazar an. „Ich könnte Draco mal vorbei bringen, damit die Beiden zusammen spielen können.“ Tom sah den Anderen kurz an und wollte etwas sagen, doch sein Vater war schneller. „Das ist ein wirklich verlockendes Angebot, aber damit würde ich gern warten, bis mein Kind aus dem Gröbsten raus ist. Noch muss er sehr regelmäßig trinken und kann kaum für kurze Zeit weg von Ric oder mir bleiben. Vielleicht in ein paar Wochen, wenn er sich eingewöhnt hat. Dann gern.“ Lucius nickte lächelnd. „Das wäre der erste angemessene Spielgefährte. Ich möchte nicht, dass er mit den Kindern der Leute spielt, die versuchen uns magische Wesen zu vertreiben, dabei sind wir der Grund, warum ihre Linien so stark bleiben!“ „Daddy! Daddy!“, mit dem Aufschrei erwachte Caen aus seinem Alptraum, während er noch halb blind hektisch um sich griff. „Ich bin hier,“ sprach Godric leise und zog den Kleinen zu sich. Er war kurz im Bad gewesen, um sich zu erfrischen, es war inzwischen Nachmittag. Er hatte auch einen Trank gegen sein Kopfweh genommen, das er sich bei seiner Bruchlandung auf den Boden geholt hatte. Er strich dem Jungen, der sich sofort wieder an ihn klammerte, beruhigend über den Rücken. Toll, wirklich! Gerade, als sie begonnen hatten, wirkliche Fortschritte zu machen! Gerade, als der Kleine nicht noch im Halbschlaf nach ihnen geweint hatte, sondern erst mal aufgewacht war und sich umgesehen hatte, gerade dann musste diese Schlampe kommen und all seine Arbeit wieder zunichte machen! „Du hattest nur einen Alptraum.“ „Die... die... die Frau, sie ... sie hat dich...!“ „Die Frau wird nie wieder kommen,“ gab Godric zurück, denn auch ohne die farbige Schilderung seines Sohnes wusste er, dass Niemand so etwas überleben würde, nicht, wenn Salazar sogar noch feuerrote Augen gehabt hatte, als er ihn von dem dummen Zauber befreit hatte. Und als er dann noch erfahren hatte, dass sein Geliebter die Gestalten fast vollständig gewechselt hatte, war für ihn alles klar gewesen. Ein Mal hatte Irgendwer versucht, Tom zu entführen, Salazar hatte den Mann zerfleischt, vor aller Augen. Was ihn ärgerte war nur, dass er sich so hatte überrumpeln lassen, das war wirklich peinlich! Er war doch sonst schneller! Wie hatte er nur annehmen können, dass nur Tom und seine Leute klopfen würden, wo er doch gewusst hatte, dass Fremde anwesend waren! Er musste wieder an sich halten, es stand nicht nur sein Leben auf dem Spiel, sondern viel mehr. „Die Frau ist für immer weg.“ „O...O...Onkel Vernon auch?“, fragte Caen leise und ängstlich. „Ja, der auch,“ gab Godric zurück. Nun, fast auf jeden Fall. Der Mann hatte gute dreißig Kilo abgenommen und hing blutig an der Wand, wobei ihm bereits ein Bein fehlte. Sie würden es bald beenden und dann den Jungen irgendwo unterbringen, nun, da der wieder wie ein Mensch aussah. Sie wollten dessen Gedächtnis überarbeiten und ihn in ein Muggelkinderheim stecken. Vielleicht in eine Militärakademie oder so. Irgendwo, wo der kleine Bastard keinen Ärger mehr machen konnte. Caen entspannte sich und richtete sich etwas auf, wischte sich die Tränen aus den Augen. „W...w...warum hat sie dir... weh getan?“ Himmel, wie erklärte man einem ohnehin schon verstörten Kind denn bitte sexuellen Neid? „Weil sie böse ist, aber keine Sorge, jetzt kommt Niemand mehr rein, der böse ist, das verspreche ich dir.“ „Wo ist Papa?“ Ah, gut, das Stottern hörte wieder auf, er hatte sich beruhigt. „Arbeiten,“ erklärte Godric leise. „Aber er ist sicher gleich da, wir essen nachher alle gemeinsam zu Abend.“ Er lächelte und küsste seinen Kleinen. „Und dann haben wir eine kleine Überraschung für dich.“ Caens Augen weiteten sich überrascht. „F---Für mich?“ „Für dich,“ wiederholte Godric sanft und drückte seinen Kleinen fest an sich. Dann lächelte er und hob ein Buch hoch. „Sollen wir ein Märchen lesen?“ Der Kleine nickte sofort begeistert. So verbrachten die Beiden den restlichen Nachmittag zusammen gekuschelt auf dem Bett, bis ein Poppen das auftauchen des Abendessens ankündigte. „Ah, jetzt kommen sie gleich,“ erklärte Godric und sah auf den Tisch. Dieses Mal hatte er die Elfen gebeten, im großen Wohnzimmer zu decken, statt in Caens kleinem Zimmer, da sollten sei jetzt den Teddy aufstellen. Caen nickte und sah auf den Tisch, kurz zählte er die Gedecke, das hatte er sich angewöhnt, dann sah er zu seinem Daddy: „S’is eins zu viel.“ Überrascht sah der Blonde auf. Caen hatte Recht. Fünf Leute, sechs Gedecke. „Vielleicht kommt Remus wieder mit,“ meinte er und zuckte mit den Schultern. Salazar würde nicht so wahnsinnig sein, Jemanden mit hoch zu nehmen, von dessen Loyalität er nicht überzeugt war, nicht, nach dem was gerade erst passiert war. Caen sah sich suchend um, als er merkte, dass sein Magen weh zu tun begann, er wusste, gleich würde er auch zu stechen beginnen, als würde sein Onkel ihn mit den schweren Schuhen treten, aber dann würde es erst richtig bös werden. „Was ist?“ „Wo... ist Papa?“, fragte Caen kläglich. „Oh,“ Godric seufzte. Warum konnte Sal nie die Uhr im Auge behalten? „Er kommt sicher gleich, er... ah, ich höre ihn schon.“ Tatsächlich ging die Tür in dem Moment auf und Caen stolperte sofort auf den hochgewachsenen, schwarzhaarigen Mann zu, der ihn sofort auffing und auf den Arm hob. „Hast du die Zeit aus dem Auge verloren?“ Salazar seufzte und setzte sich auf seinen Platz, während sein Sohn zubiss. „Schön wäre es, nein, ich habe ein paar Suppenhühner gelyncht, die mir entschieden zu nah am Schloss waren,“ gab er knapp zurück. „Fenrir hat mir dabei geholfen. Ich habe das Gefühl, dass wir in den unteren Reihen ein Leck haben. Oder dass sie Lupin etwas gegeben haben, um ihn aufspüren zu können, ich habe Fenrir geschickt, das zu kontrollieren. Außerdem bring Tom gerade die Leiche von der...“ er sah zu seinem Sohn, der ruhig trank. „Von unserem ungebetenen Gast vor die Tore von Hogwarts.“ „Darf ich fragen, wen du noch eingeladen hast?“ „Lucius.“ Godrics Augenbraue hob sich: „Warum das?“ „Er hat darum gebeten, du weißt, er ist treu über jegliche Vernunft hinaus und die Fae waren einige der Wenigen, die uns immer gefolgt sind, ohne dumme Fragen zu stellen, dank ihm. Er ist Toms bester Freund.“ Godric seufzte und sah auf Caen. „Aber musste es heute sein? War heute nicht schon genug los?“ Salazar zuckte mit den Schultern. „Was macht da schon noch eine Überraschung mehr?“, wandte er ein. Er strich über Caens Haare, als der seine Zähne wieder zurückzog. „Besser, Kleiner?“ Caen nickte und kuschelte sich in die Umarmung des Älteren. Er saß viel lieber auf dessen Schoß, als allein. Oder bei Daddy. Dafür trank er auch die ekligen Sachen, aber jetzt waren es nur noch zwei von den lustig aussehenden Flaschen. Danach bekam er ein Glas Saft und jeden Tag schmeckte es anders, er nippte daran und kicherte. Es schmeckte, wie Dudleys rosa Kaugummis immer gerochen hatten, süß und lustig und es prickelte auf der Zunge. „Ich sehe, es schmeckt?“ Das begeisterte Nicken war Antwort genug und kurz darauf klopfte es erneut. „Hi! Wir sind da!“, kündigte Tom sich lautstark an, bevor er in das Wohnzimmer seiner Eltern lief. Er genoss diese neuen Familienabende mit dem gemeinsamen Essen, die es jahrelang nicht mehr gegeben hatte. Er grinste, als er sah, was sein Bruder da im Glas hatte. Er hatte dieses Zeug hier eingeführt und es als Kind literweise getrunken, inzwischen wurde ihm ganz einfach schlecht davon. Er lächelte Sirius zu, der sich neben ihn setzte und beobachtete, wie Salazar den Kleinen auf den Stuhl zwischen Godric und sich gleiten ließ, woraufhin Caen das Gesicht kurz verzog, sich aber dann an den Anderen lehnte und den großen Blonden in ihrer Begleitung misstrauisch musterte. Lucius nickte Godric zu, erleichtert zu sehen, dass es dem Dämon offensichtlich gut ging, dann setzte er sich an den freien Platz und betrachtete das Kind zwischen den beiden Ältesten in ihrer Runde. Salazar nahm ihm gerade das Glas mit der schrecklich rosanen Flüssigkeit ab, die übrigens genau so grauenvoll schmeckte, wie sie aussah, was er wusste, weil sein Sohn sich damit vollaufen ließ, als gäbe es nichts Besseres. Der Junge sah – für sieben Jahre – wirklich extrem unterentwickelt aus, körperlich zumindest. In den großen grünen Augen aber stand ein Wissen und ein Misstrauen, wie es eigentlich erst mit zwanzig oder später kommen sollte. Aber Tom hatte Recht – Fremde schien er nicht zu mögen. „Caen, das da ist Lucius,“ erklärte Godric und deutete auf den Blonden. „Sag ihm Hallo.“ Caen beschränkte sich darauf, vorsichtig zu winken, dann sah er zu Godric, der ihn ermutigend anlächelte und ihm dann etwas auf den Teller legte, was seine Augen zum Leuchten brachte. „Pizza?!“ Dudley hatte sie oft, gern und viel gegessen, er hatte sie oft machen oder bestellen müssen, hatte aber nie davon probieren dürfen, schon gar nicht die mit der Salami, da das die von Dudley war. Godric lächelte. Er war die Erinnerungen seines Sohnes noch ein Mal durchgegangen und hatte dieses Pizza-Zeug da gefunden. Dann hatte er beschlossen, dass es ein Mal sicher nicht schaden würde auch, da Tom sich von dem Zeug ernähren zu schien, sobald er in der Muggelwelt war. Und das Leuchten in Caens Augen hatte die Wahl bestätigt. Er strich durch die dichten, schwarzen Haare. „Du solltest sie essen, nicht sie anstarren,“ meinte er amüsiert und beäugte das Stück auf seinem eigenen Teller. Auch Tom war über die Wahl des Abendessens eher überrascht, aber nichts überbot Lucius’ erst verwirrten, dann angewiderten Ausdruck. Doch als selbst Godric in sein Stück biss, musste er es wohl auch tun. Was erlitt man nicht alles für Freunde? Sogar Pizza... Nach dem Essen kroch Caen auf den ersten freien Schoß in seiner Sitzweite, er fühlte sich immer noch nicht wieder wirklich gut. Der Kopf tat ihm noch weh, wo der Stein ihn getroffen hatte und er war müde, obwohl er kaum wach gewesen war. Godric, der sich gerade mit Sirius unterhalten hatte, sah überrascht auf, als der Kleine auf seinen Schoß kletterte, doch er sagte nichts, sondern schloss ihn nur in den Arm, bevor er weiter redete. Er machte auch mit Tom aus, dass der am nächsten Nachmittag eine Weile versuchen sollte, Caen zu beschäftigen, da er etwas Zeit mit Salazar für sich wollte, was Tom auch überraschend schnell einsah, verstand und zusagte. „Hab ich eigentlich auch so viel geschlafen?“ „Nein, aber dich hat auch niemand mit Avadas durchs halbe Schloss gejagt,“ gab Godric trocken zurück, sehr zu Sirius’ Amüsement, der sich kaum noch zurückhalten konnte. Das brachte Salazar dazu, aufzusehen und auch er musste lächeln. Er hatte gerade mit Lucius über ihre Pläne geredet, Caen trotz Allem nach Hogwarts zu schicken und dass Godric und er vorhatten, sich da als Lehrer einzunisten, um bei ihrem Kind zu sein. Außerdem konnten sie so auch Dumbo im Auge behalten und Sirius sollte als Caens Haustier mitgehen. So, dass der Kleine für den Notfall einen einigermaßen fähigen Leibwächter haben würde. Sirius musste ohnehin beschäftigt werden, während Tom dann seine Armee führte, denn für so etwas hatte der Dämon absolut kein Händchen. Dagegen war er sehr gut im Leute beißen, wie er schon mehrfach eindrucksvoll bewiesen hatte. Godric sah zu seinem Mann. „Verschieben wir das Geschenk auf morgen,“ meinte er leise und deutete auf das Kind, dass einfach eingeschlafen war, einen Daumen im Mund, die Haare vor dem Gesicht. Der Dunkelhaarige lächelte. „Gern. Es eilt ja nicht. Und morgen können wir auch einen kleinen Kuchen nachträglich dazu stellen, ich denke, das würde ihm gefallen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)