Unlucky Thirteen von Leia_de_Flourite ((Kapitel 9 lädt!)) ================================================================================ Kapitel 4: Die kalte Schulter ----------------------------- “You grace me with your cold shoulder Whenever you look at me I wish I was her You shower me with words made of knives Whenever you look at me I wish I was her” (Adele, “Cold Shoulder”) Das kleine Büro beherbergte vier Arbeitsplätze, eine weiße Tafel und im Vergleich zum Rest des Departements vier neuere Rechner. Vor einem dieser Computer saß ein weiß behaarter Beamter Mitte sechzig, der so aussah, als hätte er schon längst in Rente gehen sollen, sich aber stets hartnäckig dagegen gewehrt. Die wässrig blauen Augen musterten das Agententeam, während er unablässig Kaugummi kaute. „Ich nehme an, Sie sind die Leute aus Washington,“ bemerkte er, während er sich von seinem Platz erhob. „Leider kommt unsere Ausrüstung nicht ganz an die heran, die Sie in Bundesbehörden gewohnt sind – wir verlassen und hier eher auf gute alte Polizeiarbeit.“ Eindeutig die Worte eines Urgesteins. Und um ein wenig zu provozieren, fügte der Detective, der es gewohnt war, sich ziemlich tief in seine Fälle hinein zu knien und nicht so viel von technischem Firlefanz hielt, hinzu: „Damit werden Sie doch wohl kein Problem haben, oder?“ „Nun, das kommt ganz darauf an...“, erwiderte Gibbs nicht minder herausfordernd. „Worauf?“ „Ob Ihre Jungs hier wissen, wie man anständigen Kaffee kocht. Special Agent Jethro Gibbs.“ “Detective Michael Tritter.” Die beiden Alpha-Männchen schüttelten sich grinsend die Hand während der Rest der Anwesenden angesichts eines solchen Gipfeltreffens nur verwirrte Blicke austauschte. „Also, was habt ihr bisher raus gefunden?“ Tritter deutete auf die weiße Tafel, auf die bereits einige Fotos vom Tatort mit Magneten befestigt worden waren. „Das hier ist das Opfer, John House, 65, ehemaliger Pilot der Marines. Wurde ehrenhaft entlassen und hat sich, soweit verzeichnet, nie was zu Schulden kommen lassen. Er und seine Frau haben am Mittwoch Abend in ein Zwei-Sterne-Hotel ganz in der Nähe eingecheckt. Laut Aussage seiner Frau war das der Abschluss einer Europareise gewesen. Sie hatten vor, hier ihren gemeinsamen Sohn zu besuchen. Das Hotel hat er Donnerstag Abend ungefähr 18.15 verlassen um einzukaufen und ist seit dem nicht mehr aufgetaucht. Bis gestern morgen. Wir hatten gehofft, seine Spur zurück verfolgen zu können, aber seine Frau Mary [1] war nicht mehr vernehmungsfähig seit sie ihn identifiziert hat. Vielleicht haben Sie ja mehr Glück.“ „Deputy Myers erwähnte, dass sein Sohn noch nicht informiert worden sei – warum?“ „Er sollte erst benachrichtigt werden, wenn die Todesursache fest steht. Wir hatten bereits mit ihm zu tun und er ist ganz gewiss kein angenehmer Zeitgenosse, daher wollte ich jegliche Konfrontation vermeiden, bis nicht geklärt ist, dass er nichts mit der Sache zu tun hat.“ „Sollte er?“ „Ich weiß nicht. Sagen Sie es mir Jethro: Ist es nur Zufall, dass ein Mann der seinen wohl verdienten Ruhestand mit Reisen verbringt ausgerechnet in der Stadt stirbt, in der sein einziges Kind lebt? Ohne Sie beeinflussen zu wollen, aber ich würde diese Frage im Hinterkopf behalten. Aber um zum Wesentlichen zu kommen: der Tatort ist noch abgesperrt und Deputy Myers wird Sie sicherlich gern hin führen. Die Kleidung des Opfers finden Sie im Labor und die Fallakte ist in der Box hier auf dem Schreibtisch. Sobald Sie irgendetwas eindeutiges heraus gefunden haben, möchte ich davon in Kenntnis gesetzt werden, aber ansonsten lasse ich Ihnen absolut freie Hand.“ ~*+*~ „Weißt du, normale Menschen würden sich freuen, wenn ihre Patienten heil davon kommen“, bemerkte Wilson, der es sich in dem kleinen Sessel in House’ Büro gemütlich gemacht hatte. „Ich hatte meine Portion Fröhlichkeit für heute schon an den Garfield-Cartoons der Morgenzeitung ausgelassen.“, erwiderte der Nephrologe missmutig, während er auf seinen Bildschirm starrte, die Lesebrille auf der Nase und das Kinn auf der Handfläche abgestützt. „Ich hatte ja auch keine Freudensprünge erwartet, aber normalerweise bleiben sie dir gleichgültig. Du hingegen bist verärgert.“ „Und?“ „Thirteen hatte Recht mit der Blasenentzündung.“ „Glückstreffer. Niemand würde eine Blasenentzündung vermuten, wenn der Patient keine Beschwerden beim Wasserlassen hat. Die Schlussfolgerungen waren irrational und somit keine richtigen Schlussfolgerungen.“ „Mein Gott, du bist ja wirklich eingeschnappt!“ „Nein, es stört mich nur, dass du meinen Gefühlszustand sofort in Zusammenhang mit der Unglückszahl bringst. Außerdem bin ich mir sicher, dass wir etwas übersehen haben müssen.“ Wilson gab ein unglaubwürdiges „Sicher“ von sich: „Zuerst glaubst du also, sie sei vollkommen gesund und als sich herausstellt, dass sie tatsächlich krank ist, glaubst du, sie ist nicht krank genug?“ House wollte gerade zu einer Entgegnung ansetzen, als Dr. Kutner in des Büro gestürmt kam. „Jenna Riley ist soeben in der Empfangshalle unter Krämpfen zusammen gebrochen.“ „Und das interessiert mich, weil...“ „Weil sie unsere Patientin ist?“, kam es mit drängend genervtem Unterton. „Das Hippie-Girl mit der Blasenentzündung.“, rekapitulierte House, der sich natürlich in den 15 Minuten, in denen er mit ihr gesprochen hatte, nicht nach dem Namen des Mädchens erkundigt hatte. Kutner nickte. „Aber Zystitis verursacht keine Krämpfe.“ An Wilson gewandt sagte er: „Siehst du, ich hab’s dir ja gesagt.“ „Mit wem reden Sie da?“, hakte Kutner nach, der auf den leeren Sessel in dem Büro starrte. House starrte ebenfalls, so als müsse er sich erst wieder daran erinnern, dass er ja nicht mehr mit Wilson sprach und deshalb ’Imaginary Wilson’ erfunden hatte. „Mit Pumuckl.“ ~*+*~ Durch eine glückliche Fügung des Schicksals hatte Director Shepard nicht Zimmer in irgendeinem Hotel für ihr Agententeam gemietet, sondern es waren drei Zimmer in demselben Hotel, dass auch Mary und John House auserkoren hatten. Für Ziva und Gibbs bedeutete das also, zwei Dinge mit einem Aufwasch zu erledigen: die am Boden zerstörte Witwe auszufragen und das Gepäck in die Zimmer zu bringen. Sie entschieden sich einstimmig dafür, mit der schwersten Aufgabe anzufangen. Der Zimmeraufteilung. Zwei Zimmer mit je zwei getrennten Betten und ein Einzelzimmer fünf Personen zuzuweisen schien für jeden Ottonormalbürger eine einfache Aufgabe und auch Gibbs hatte sich auf der Hinfahrt schon entschieden, dass er ein Zimmer zusammen mit Ducky beziehen würde, während Tony und McGee das andere nehmen mussten. Jede andere Frau wäre entzückt über das Privileg gewesen, allein ein Zimmer für sich zu haben, aber Ziva war nun mal nicht wie jede andere Frau - sie gehörte zu den Handtaschen boykottierenden. Und ihr Boss hatte auch noch den Fehler gemacht, sie empört zu Fragen, ob sie einen besseren Vorschlag habe. Sie hatte gleich vier. Und nun saß sie trotzig (was bei der Israeli extrem selten vorkam) auf dem Bett und musste mit anhören, wie jeder einzelne davon verworfen wurde. Aus rein psychologischen Gründen konnten weder Tony noch McGee das einzelne Zimmer bekommen und Gibbs weigerte sich ebenfalls es anzunehmen – auch wenn Ziva ihm in Gedanken vorwarf, dass er es nur ablehnte, weil sie den Vorschlag gemacht hatte. Irgendwann endete es in Ratlosigkeit. „Was hast du denn dagegen, wenn DiNozzo und McGee sich das Zimmer teilen?“ Gibbs Lautstärke war kurz vorm Brüllen. „Die beiden benehmen sich wie Kindergartenkinder, wenn sie im selben Raum sind und ich glaube nicht, dass du aller fünf Minuten herüber rennen willst, nur um ihre Reibereien zu beenden. Und mich und Tony zusammen zu stecken ist auch eine blöde Idee, zumindest wenn du willst, dass er während dieses Einsatzes am Leben bleibt.“ Er gab es nur ungern zu, aber er wusste genau, was seine junge Agentin meinte. Immerhin hatte sich Tony schon zwei Mal in seinem Haus nieder gelassen weil die Heizung in seiner Wohnung nicht funktionierte und es war erstaunlich, wie schnell man das Bedürfnis haben konnte, einen Mitmenschen zu erwürgen. Also stellte man erst mal Duckys und DiNozzos Koffer nebeneinander. Ziva seufzte innerlich, denn eigentlich wäre der Pathologe immer noch ihre liebste Gesellschaft gewesen. „Und warum beziehen wir nicht einfach ein Zimmer?“ Kaum war die Frage im Raum, bereute die Schwarzhaarige auch schon, sie je gedacht, geschweige denn gestellt zu haben. Ihr Boss sah sie mit einem Blick an, der quasi undurchschaubar war, nicht wirklich im mindesten wütend, aber es kam ihr trotzdem irgendwie so vor. Mental bereitete Ziva sich auf eine Kopfnuss vor, beschloss aber, wenigstens eine Begründung anzugeben und so doch noch in die Kopfnussfreie Zone zu rutschen. „Ich meine du willst das Einzelzimmer nicht und ich will es nicht und dich stört es immerhin nicht, dass ich schnarche...“ „Schön, sag dem Elfenkönig, er soll sich Ohrenwachs besorgen. Ich nehm’ das Einzelzimmer.“ Gibbs Tonfall entsprach Gefahrstufe orange und duldete keinen Widerspruch, die Diskussion war beendet. Der Agent griff nach seinem Koffer und verschwand aus dem Hotelzimmer. Sobald die Tür hinter ihm zugeknallt war, ließ die Verbliebene sich nach hinten fallen und starrte in bester ’Was ist da eben passiert?’ - Manier an die Decke. Aber weder die kunstvollen Paneelen noch die weiche Matratze unter ihr konnten sie beruhigen, gerade weil sie wusste, warum er so reagiert hatte. Er hatte seine Kavaliersmanieren ignoriert, nur um nicht in ihrer Nähe sein zu müssen. Nein, um sich ihr zu entziehen. Die bessere Frage war doch, wann genau sie dieses Stadium erreicht hatten, in dem mit jeder Sekunde, die sie zusammen waren die Angst wuchs, dass sie sich noch mehr kaputt machen würden. Zivas Hand fuhr über ihre Stirn und in die Stille des Raumes hinein flüsterte sie angriffslustig: „Du Rindvieh!“ Ohne zu wissen, ob sie damit sich oder Gibbs meinte. ~*+*~ „Die Krämpfe treten in Intervallen auf und scheinen stärker zu werden.“, berichtete Taub, sobald Kutner und House in Sicht- und Hörweite waren. Jenna Riley war in eines der freien Stationszimmer verlegt worden. Ihr Gesicht war leichenblass und kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Während Thirteen und eine Schwester sich redlich bemühten, die junge Frau zu beruhigen, sah House sich die ganze Szene nur durch die Glasschiebetüren an. Schweigend, unbewegt und nicht willens einzugreifen. Dem SciFi - Fan in Kutner kam er wie ein Antiker vor[2]. Das Resultat von zehn Sekunden in diesem Zustand waren zwei Wörter: „Der Ring.“ „Ihr Ring?“ „Nein, Taub, Der Eine Ring! Wir sollten ihn dringend nach Mordor bringen. Natürlich ihr Ring. Er ist zu klein. Ihr Kerl hat sicherlich nicht monatelang gespart nur um einen Ring zu kaufen, der ihr nicht passt. Ihre Finger sind geschwollen, wahrscheinlich auch ihre Füße, was die Ökosandalen erklärt. Und geschwollene Gliedmaßen, verstärkter Harndrang und Übelkeit bedeuten was?“ „Sie ist schwanger?!“ Es war mehr eine Frage als eine Antwort, die der einstige Schönheitschirurg erwiderte. „Geben sie ihr was, das die Wehen stoppt und machen sie dann einen Ultraschall und die üblichen Vorsorgeuntersuchungen. Ihre Unterleibsschmerzen waren die ersten Anzeichen einer Abstoßung, jetzt müssen wir nur noch raus finden, warum Mummy ihr Baby nicht will.“ ~*+*~ Sie fand ihn im der Hotelcafé an einen kleinen viereckigen Tisch mit zwei Stühlen. Mit dem obligatorischen schwarzen Kaffee und einer Zeitung vor sich. Ziva setzte sich auf den freien Stuhl ihm gegenüber und hoffte, dass ihn sein Lieblingsgetränk etwas umgänglicher machte. Zumindest für die Dauer dieses Gespräches. „Bei dem Namen des Opfers, hat es bei dir da nicht auch kling gemacht?“ „Klick.“ „Bitte?“ Jethro nahm einen Schluck von seinem Kaffee, blätterte die Zeitung um und berichtigte sie dann seelenruhig – das alles, ohne sein Gegenüber auch nur einmal anzusehen. „Es heißt entweder ’es hat klick gemacht’ oder ‚es klingelte bei dir’.“ „Du weißt doch, was ich meine! Hat dein Instinkt dir nicht gesagt, dass da was schräg dran ist?“ „Wahrscheinlich nur ein Zufall.“ „Du glaubst aber nicht an Zufälle.“ Es gab Momente, da konnte Zivas Hartnäckigkeit wirklich nerven und Gibbs hätte sicherlich jedes Recht gehabt, ihr zu sagen, sie solle ihm nicht vorhalten, woran er glaubte – Weil er sich dessen durchaus bewusst war. Aber er beschränkte sich auf ein einfaches „Es ist noch zu früh um Vermutungen anzustellen“. „Was heißt hier Vermutungen? Du hättest Detective Tritter nur eine einzige Frage stellen müssen.“ „Ja, Ziva, großartige Idee. ’Hören Sie, Tritter, der besagte Sohn des Opfers ist nicht zufällig Arzt im Princeton Plainsboro, oder?’ Und was hätte ich ihm deiner Meinung nach sagen sollen, woher ich Greg House kenne?“ „Er war im Fernsehen.“ Für einen Moment lang blickte er sie nur angriffslustig an, mit diesen Augen, die die Farbe von ausgewaschenen Jeans hatten, dann erwiderte er etwas versöhnlicher: „Das hätte aber Tony und McGee nicht überzeugt. Und Ducky erst recht nicht.“ „Gibbs, du wirst es nicht ewig für dich behalten können. Wenn House in die Sache hinein gezogen wird, dann ist die Chance ziemlich groß, dass...“ Die Israeli verstummte, als sie den Blick ihres Vorgesetzten mitbekam. Pure Entschlossenheit. Wenn es drauf ankam, würde er sowohl Tritter als auch sein eigenes Team belügen. Und Ziva wusste genau, dass sie ihm dabei helfen würde, egal wie sehr der Gedanke ihr auch widerstrebte. Sie würde ganz sicher nicht zulassen, dass er das alles allein auf sich nahm. --- [1] Sollten die Serienautoren irgendeinen anderen Namen für sie vorgesehen haben, nehmt einfach an, dies sei ihr zweiter Vorname. Mach ich auch immer. ^^ [2] Hierzu sollte man sich die Stargate - Folge ansehen, in der Daniel Jackson (zum zweiten Mal) stirbt und in dieser Zwischenwelt landet, die wir immer nur „Das Antiker-Café“ nennen. Da ich aber den Titel nicht kenne, kann ich sonst nur „The Pegasus Project“ empfehlen, (Stargate 10x3) um das Wesen der Antiker zu verstehen. Ich möchte mich für die Verzögerung entschuldigen... Ich war in letzter Zeit etwas Prüfungsgestresst und etwas krank, sodass ich mit Kapitel 5 noch nicht mal angefangen habe. Aber da ich in den nächsten zwei Wochen Praktikum habe, kommt die Lust zum schreiben vielleicht wieder. Die Gelegenheit dafür aber weniger *hust* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)