Step Into My World von RallyVincento ================================================================================ Kapitel 72: Step seventy… Friendship III ---------------------------------------- Von allen Geschenken, die uns das Schicksal gewährt, gibt es kein größeres Gut als die Freundschaft - keinen größeren Reichtum, keine größere Freude. Epikur von Samos Bunny Tsukino Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen. Prüfungen, Tests und ich hatte irgendwie bei keinen von ihnen ein gutes Gefühl. Zudem war Seiya nun auch noch einige Tage weg. Er musste zurück nach Kinmoku und wollte dort mit Prinzessin Kakyu reden. Denn es war so, dass Seiya zwar zur Erde zurückgekommen war, aber er hatte allen versprochen, dass er nur nach mir sehen wollte und nun waren die Dinge ganz anders verlaufen. Nicht das ich unglücklich war, ganz im Gegenteil, seitdem ich mir an Minako und auch an Mamoru ein Beispiel nahm, ging es mir viel besser. Meine Zukunft war völlig unklar und es machte mir nicht mehr dieselbe Angst wie vor einigen Wochen. Nun freute ich mich darauf, plötzlich hatte ich, wie Minako es sagte, die freie Wahl. Ich allein entschied was passierte und der Traum ein ganz normales Mädchen zu sein rückte plötzlich zum Greifen nah. Zwar hatte ich immer noch das Gefühl hilflos zu sein und mir machte dieses Unbekannte immer noch etwas Bauchweh, aber es wirkte nicht mehr bedrohlich. Lächelnd spazierte ich durch den Park und genoss die nun schon etwas wärmere Sonne die mir ins Gesicht schien. Die Bäume begannen langsam die ersten grünen Blätter zu bekommen und obwohl es gerade Mal Ende März war, hatten die Temperaturen heute fast 16°C erreicht. Grund genug für mich um mein schwarzes Kleid mit den weißen Punkten anzuziehen. Ein schlichter weißer Schal und die weiße Strickjacke reichten völlig aus um nicht zu frieren. Luna hatte es sich mit Artemis in unserem Garten gemütlich gemacht und meine Mutter witzelte nur, dass es bestimmt bald Katzennachwuchs geben würde. Dass Luna völlig entsetzt bei dieser Aussage drein gesehen hatte, hatte meine Mutter Gott sei Dank nicht mitbekommen. Bei dem Gedanken an diese Situation musste ich leise lachen. Mein Blick blieb an einigen Pärchen hängen die an mir vorbei liefen und ich seufzte leise. Seiya fehlte mir sehr, er war in letzter Zeit immer um mich gewesen und selbst meine Eltern mochten ihn langsam. Wobei mein Vater sich noch immer schwer tat. Aber er hatte bei Mamoru auch seine Zeit gebraucht, also würde das sicherlich gut werden. Der kleine See inmitten des Parks glänzte in der Sonne und ich lehnte mich an das Geländer und plötzlich hatte ich ein kleines Déjà-vu. Aus den Augenwinkeln sah ich nur drei Bänke von mir weg Mamoru sitzen. Er war in ein Buch vertieft, trug beim Lesen seine Brille und wirkte wie immer wenn er las, ganz weit weg. Schmunzelnd legte ich den Kopf zur Seite und sah ihn an. Das also hatte sich nicht geändert an ihm. Ich überlegte kurz ob ich zu ihm gehen sollte. Unser Kontakt war nur noch sporadisch, weil immer wenn wir aufeinandertrafen die anderen dabei waren. Und gerade Rei war immer noch gemein, wenn sie ihn sah und dass er deswegen keine Lust hatte sich mit uns zu treffen oder zu reden, wenn wir uns mal im CROWN trafen, verstand ich. Ohne etwas zu sagen, setzte ich mich neben ihn auf die Bank. Er blickte nicht einmal auf, so vertieft war er. Ich warf einen Blick in das Buch und erkannte, dass es diesmal kein Fachbuch war, sondern ein Roman. Das war anders. Ich kannte ihn nur mit einem Fachbuch. Dass er auch andere Dinge las war mir gar nicht so bewusst. Auch wenn er viele Bücher besaß. Sein Freund hatte wohl recht, dass ich mich nicht sehr darum bemüht hatte meinen Freund richtig kennenzulernen. „Ist es ein spannender Roman?“ Mamoru zuckte zusammen und sah mich an. „Bunny!“ Es dauerte einen Moment bis er sich gesammelt hatte. „Hey. Entschuldige, ich hab nicht mitbekommen, dass du hier bist.“ Ich lächelte und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich weiß. Aber du warst wie immer vertieft in ein Buch.“ Mamoru sah mich einen Moment an, steckte ein Lesezeichen in die Seite und legte es beiseite. Dann schwiegen wir einen Moment. „Wenn du nicht mit mir reden willst kann ich das…“ in mir stieg das Gefühl auf, dass wir uns nichts zu erzählen hatten. „Ach Quatsch.“ unterbrach er mich im Satz und setzte ein Lächeln auf. „Es ist nur ungewohnt und irgendwie auch ein bisschen wie ein Déjà-vu. Ich meine hier mit dir zu sitzen.“ Ich nickte. „Ja geht mir auch so. Geht es dir gut?“ Ich nestelte an einem Knopf der Strickjacke und sah auf den See. „Mir geht es gut. Gerade alles etwas stressig, aber das sonnige Wochenende macht es wieder weg. Und bei dir? Alles in Ordnung? Wo sind denn Seiya und die Mädels? Bei dem Wetter hätte ich ja darauf gewettet, dass ihr zusammenhängt.“ Mit ausgestreckten Beinen seufzte ich leise. „Ja das stimmt. Aber irgendwie haben alle etwas vor. Minako ist mit Yosuke unterwegs, Ami lernt – wie immer. Rei hat ein Date mit Yuishiro und Makoto ist natürlich mit Motoki verabredet. Und was Seiya betrifft…“ mein Blick wanderte in den Himmel. „Er musste nach Kinmoku. Er ist seit vier Tagen weg.“ „Ja manchmal sind Pärchen einfach blöd – besonders wenn man gerade auf den eigenen Partner verzichten muss.“ „Also ist Massanorie auch unterwegs?“ Ich war etwas stolz auf mich, dass ich das aus seiner Aussage geschlussfolgert hatte. Mamoru nickte und streckte sich. „Jaein. Er ist im Büro und arbeitet. Konferenz, Telefonkonferenz, Meeting. Das sind so die Schlagworte die er mir genannt hat. Aber es ist ok, in drei Wochen ist die offizielle Verabschiedung von Dad und dann muss er alles übernehmen. Das bedeutet, dass ich mich sowieso daran gewöhnen muss ihn nicht mehr jeden Abend oder jedes Wochenende zu sehen.“ „Dad?“ fragend sah ich ihn an. „Oh – ja.“ Er kratze sich an der Nase, nahm seine Brille ab und ich konnte sehen, dass er leicht verlegen wurde. Das kannte ich an ihm gar nicht. Aber es war irgendwie süß. „Naja, seine Eltern, also die von Massanorie sind wirklich nett und ich verbringe so viel Zeit mit ihnen. Naja da bin ich irgendwie mit reingerutscht in die Familien-Sache. Und naja…“ plötzlich stockte er und seufzte. „Ich sage ganz schön oft naja oder?“ Er sah mich an und ich lachte leise während ich nickte. „Ja, aber es scheint als würdest du seine Eltern wirklich gern haben. Ich hab dich noch nie so lächeln sehen wenn du über andere redest.“ Ich wurde still und sah wieder auf den See. „Obwohl wir nie wirklich über deine Sachen oder Dinge die dich beschäftigen geredet haben. Das ist wohl meine Schuld, ich war in unserer Beziehung ganz schön egoistisch, oder?“ Plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner. „Wir waren beide nicht sehr gut darin, miteinander eine Beziehung zu führen.“ Traurig sah ich ihn an. „Ja kann sein. Ich glaube, ich dachte es wäre einfach, weil wir doch schon zusammen gewesen waren. Aber Minako hat recht, damals waren wir andere Menschen, mit einem anderen Charakter, mit anderen Interessen. Es war töricht an diesen alten Dingen festzuhalten.“ „Wow. Das klingt ja gar nicht wie die Bunny die ich kenne. Sondern sehr erwachsen.“ Er drückte meine Hand kurz, setzte die Brille wieder auf und packte sein Buch in seine Umhängetasche. „Da wir ja beide gerade gezwungen werden, an so einem schönen Tag ohne unsere Partner herumzulaufen. Darf ich dich auf einen Kaffee und ein paar Kekse einladen?“ Mamoru stand auf und lächelte mich an. Kurz war ich irritiert, so kannte ich ihn gar nicht. Sonst wollte er nie gerne unter Menschen und war lieber in seiner Wohnung, aber nun schien er wirklich viel glücklicher. Massanorie schien ihm sehr gut zu tun und Minako hatte mir erklärt, dass Massanorie eigentlich sehr nett war. Jedoch hatte ich aufgrund des Park-Vorfalls einfach schlechte Karten. So hatte sich Minako ausgedrückt. „Sehr gerne.“ Kam es schließlich als Antwort von mir. Wir schlenderten zusammen in Richtung Parkausgang und unterhielten uns so gut wie niemals zuvor. „Also machst du gerade ein Praktikum im Kindergarten?“ neugierig sah ich ihn an. „Ja. Ich hätte das auch nie gedacht. Aber es macht richtig Spaß. Und Massanorie kann, glaub ich, bald auch keine Geschichten mehr aus dem Kindergarten hören. Aber letzte Woche war er sehr süß. Er hat mir zwei Bücher geschenkt, die sich mit neuen pädagogischen Ansätzen in der Frühkindlichen Entwicklung befassen.“ Ich begann bei diesem Satz nur zu lachen. Mamoru sah mich verblüfft an. „Warum lachst du denn jetzt?“ Ich strich mir eine Lachträne aus den Augenwinkeln. „Weil es schön ist, dass sich einige Dinge nicht ändern.“ May Godai „Ich hatte vor es Mamoru und Massanorie zu schenken. Massanorie hat so einen schönen Balkon und da passt es sehr gut hin.“ Ich hielt das Windspiel mit den bunten Glasscheiben in Form von Schmetterlingen hoch. Einige Lichtstrahlen brachen sich in dem Glas und warfen bunte Schatten auf den Boden. „Ich finde das eine schöne Idee. Leider verlief das erste Zusammentreffen mit Lenjier Massanorie nicht so gut wie ich es erhofft hatte.“ Die hübsche Künstlerin steckte sich eine verirrte Haarsträhne hinter das Ohr und lächelte mich an. „Ich würde gerne sehen wie du so ein Windspiel herstellst. Mir fallen einige Ideen ein, die man vielleicht umsetzen könnte.“ Michiru hatte ein warmes und sehr freundliches Wesen, sie strahlte eine enorme Ruhe aus. Ich bewunderte sie dafür. „Ja sehr gerne. Und das mit Massanorie ist schade. Also, dass euer erstes zusammentreffen nicht sehr gut war. Er ist nett, auch wenn man das vielleicht auf Anhieb nicht glaubt.“ Lächelnd packte ich das Windspiel wieder in die kleine gepolsterte Schachtel, die ich auch selber gemacht hatte und verstaute sie in meiner Tasche. Vor zwei Wochen hatte sich Michiru wieder bei mir gemeldet und sie wollte sich noch einmal mit mir treffen. Wir hatten uns in ihrem Atelier verabredet und ich hatte ihr das Windspiel mitgebracht, welches ich später Mamoru vorbei bringen wollte. Naja er wusste noch nichts von seinem Glück, aber ich wollte ihm nachher noch eine Nachricht schreiben. Michiru mischte gerade einige Farben. „Mein erster Eindruck war, dass er ein sehr rationaler Mensch ist.“ Sie legte eine Tube mit roter Ölfarbe weg und mischte mit einem Holzstäbchen etwas weiß darunter. Ich setzte mich neben sie und besah mir meine Leinwand, auf der auf einem dunklen Hintergrund ein Baum mit roten Blüten zu erkennen war. „Ja das stimmt.“ Ich griff zum Pinsel und versuchte, das Bild in meinem Kopf wieder auf die Leinwand zu übertragen. „Darf ich dich etwas fragen Michiru?“ Diese sah auf und nickte mir lächelnd zu. „Natürlich.“ „Wie stehst du dazu, dass Mamoru nicht mehr mit Bunny zusammen ist? Also im Hinblick auf diese ganze Zukunfts-Königinnen Sache und so.“ ohne von der Leinwand aufzusehen wartete ich auf ihre Antwort. Erst als eine Zeit vergangen war, blickte ich zu ihr. Michiru widmete sich wieder ihrem Bild und hatte ein leichtes Lächeln aufgesetzt. Auf ihrer Leinwand entstand eine Meereslandschaft, welche mit leuchtenden Korallen verziert war. Sie malte eine der Korallen zu Ende, bevor sie die Farbpalette in ihrer Hand weglegte, sich die Finger an einem Tuch abwischte und aufstand. „Möchtest du einen Tee?“ Ich nickte, legte auch meine Sachen beiseite und folgte ihr zu einem kleinen Tisch am Fenster. Sie goss mir etwas Tee ein, setzte sich und nippte daran. „Hast du einen bestimmten Grund, warum du mich das fragst?“ Sie setzte die Teetasse wieder ab und sah mich freundlich an. Seufzend sah ich in die Tasse. „Irgendwie finde ich es schade, dass alle böse auf Mamoru sind. Alle außer Minako scheinen ihn dafür verantwortlich zu machen, dass diese „perfekte Zukunft“ nicht eintrifft.“ Ich formte zwei Gänsefüßchen in die Luft um deutlich zu machen, dass ich so eine Zukunft nicht gerade als erstrebenswert erachtete. „Obwohl Bunny wohl langsam damit zurecht kommt. Das sagt jedenfalls Minako. Weißt du, er ist mein bester Freund, wie mein großer Bruder und ich mag es nicht, dass wenn er auf die anderen Mädchen trifft, die ihm immer wieder vorhalten wie doof er ist. Ich meine, man sucht sich doch nicht aus, in wen man verliebt ist, oder in welches Geschlecht. Das ist dann einfach so.“ Mit beiden Händen hielt ich die Tasse umschlossen und blickte von unten auf zu Michiru. Diese sah aus dem Fenster und schien nachzudenken. Ein leichter Windzug kam durch das leicht geöffnete Fenster. Sie schloss die Augen und genoss es wie der Wind ihr leicht durch die Haare fuhr. „Ich mochte Mamoru immer. Egal ob als Endymion oder als Mamoru. Aber…“ ihre Stimme bekam einen traurigen Unterton. „…als ich ihn hier wiedertraf, da sah ich sofort, dass er sehr traurig war. Seine Seele wirkte so verletzt und es schien, als ob er für diese Welt, obwohl er mit ihr verbunden ist, nicht wirklich Liebe empfinden könne.“ Ihr Blick glitt zu mir, bevor sie erneut zur Teetasse griff und einen Schluck nahm. Ohne etwas zu sagen, wartete ich ab. „Als ich ihn im Café traf, da wirkte er jedoch anders. In sich ruhender und obwohl er und sein Partner sich etwas stritten, merkte man, dass beide tiefe Gefühle füreinander haben. Dieser Mamoru schien plötzlich mit sich und dieser Welt im reinen zu sein.“ Sie sah mich an und lächelte. „Aber um auf deine Frage zu antworten. Ich glaube, dass alles gut werden wird. Auch wenn die eine Zukunft verloren scheint, so gibt es andere die sich auftun. Ich verurteile Mamoru nicht, ich will nur das Beste für diese Welt und für meine Prinzessin. Ich weiß, dass die Prinzessin ihn immer noch liebt, so wie auch er sie noch immer liebt. Manchmal reicht diese Liebe jedoch nicht für zwei Leben.“ „Also ist unsere Liebe stärker als die unserer Prinzessin?“ Ich sah auf und sah zu Haruka Tenô. Sie stand angelehnt an der Tür und lächelte frech. „Vielleicht wäre unsere Liebe bei einem Leben wie Mamoru es führen musste, ebenso daran zerbrochen.“ Kam es nur traurig und ernst von Michiru. Die mich traurig ansah. Haruka sagte nichts, sie kam nur näher und setzte sich auf den noch freien Stuhl neben Michiru. „Ja. Vielleicht lag es daran. Aber Mamoru hatte so ein Leben nicht verdient. Niemand tut das. Wenn er so ein guter Mensch war, warum hat das Schicksal dann so ein mieses Spiel mit ihm gespielt?“ wütend stellte ich die Tasse etwas zu schwungvoll auf den Tisch. Einige Tropfen liefen über den Rand und bildeten eine kleine Lache unter der Tasse. „Entschuldigung“ nuschelte ich nur und kramte in meinen Taschen nach einem Tuch. Doch Michiru schüttelte nur den Kopf und winkte meine Entschuldigung ab. „Diese Frage kann dir wohl nur das Schicksal beantworten.“ Kam es in meinen Augen etwas zu trocken von Haruka. „Oder die Leute die ihm immer wieder das Leben zur Hölle gemacht oder ihn zurückgewiesen haben. Wie meine Eltern, wie Yosukes Eltern, wie Frau Hiromi, wie all die anderen!“ kam es etwas zu laut von mir. Haruka wollte gerade etwas erwidern, als Michiru ihre Hand auf ihren Unterarm legte und den Kopf schüttelte. „Am Ende kannst du nichts mehr gegen all diese Dinge tun. Oder gegen die Menschen die ihm Unrecht getan haben. Du kannst ihn nur unterstützen, dass seine Zukunft besser wird. Und ich glaube das wird sie, denn er hat jemanden gefunden der ihn aufrichtig liebt. Da bin ich mir sicher.“ Bunny Tsukino Staunend sah ich mich in dem Gebäude um. „Träumst du?“ Ich zuckte zusammen und lächelte. „Entschuldige, aber das ist schon etwas beeindruckend.“ Mamoru grinste mich an. „Naja ist ok. Ich finde es manchmal etwas protzig, aber die Aussicht ist der Hammer.“ Mamoru ging zu einem etwas älteren Herrn, welcher wohl der Portier war. „Hallo Komishiru-san. War die Post schon da?“ „Guten Tag Chiba-san. Ja, aber es war nichts für Sie oder Lenjier-san dabei.“ „Na gut. Danke.“ Er nickte dem Mann zu und wandte sich dann wieder zu mir. „Ich hoffe du verkraftest es, das ich nicht aufgeräumt habe. Massanorie ist gerade so selten da… naja da hab ich die Wohnung etwas ins Chaos gestürzt.“ Er strich sich durch die Haare. „Du und unordentlich? Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Kam es etwas überrascht von mir. Mamoru lachte leise auf. „Ach ja, wenn du wüsstest.“ Der Fahrstuhl transportierte uns nach oben und ich musste wieder lachen. „Wieder ein Déjà-vu.“ Kam es nur wispernd von mir. „Hmm?“ „Als wir damals zusammen im Fahrstuhl standen und zum Tokyo Tower hoch fuhren. Als wir uns noch gar nicht kannten. Da hast du mir das erste Mal etwas von dir erzählt… die Sache mit deinen Eltern.“ Leise seufzte ich. „Ja stimmt.“ Kam es nur ernst von ihm. Wir schwiegen und hingen wohl beide unseren Gedanken und Erinnerungen nach. Die Wohnung war wirklich toll und ich konnte es kaum glauben, aber Mamoru schien wirklich auch eine chaotische Seite zu haben. Im Wohnzimmer lagen Bücher herum, einige Klamotten und Zeitschriften. Mamoru war wirklich süß, er entschuldigte sich noch einmal und räumte schnell einige Sachen beiseite. „Willst du lieber Tee oder was anderes?“ Ich setzte mich auf das Sofa und grinste. „Also Tee wäre toll und die versprochenen Kekse.“ Kam es etwas hungrig von mir. Lachend nickte Mamoru. „Schön, dass es Dinge gibt die immer gleich bleiben.“ Damit verschwand er in die Küche. „Ach wenn du willst, dann schau dich ruhig um. Massanorie macht das nichts…“ kam es nur noch von ihm. Etwas unsicher stand ich wieder auf und sah mich um. Im Grunde wirkte die Wohnung etwas kühl, aber die Bücher die herumlagen, die Sachen die achtlos über den Sessel geschmissen waren all diese Kleinigkeiten ließen sie warm wirken. Auf einem kleinen Schrank stand ein einzelnes Bild in einem silbernen Rahmen. Ich nahm es in die Hand und schmunzelte. Darauf waren Massanorie, Mamoru, Minako, May, Yosuke und noch ein Mann abgebildet. Ich erinnerte mich daran dass Minako von ihm erzählt hatte und er war das letzte Mal im Cafe dabei gewesen. Shogo… ich glaube so hieß er. Sie hatten anscheinend nicht gemerkt, dass sie fotografiert worden waren. Von der Kulisse her, musste es um Valentinstag herum gewesen sein und es war wohl in einem Club gewesen. Lächelnd betrachtete ich das Foto. Mamoru wirkte mir auf diesem Bild fremd. Und das nicht nur wegen der Klamotten, sondern auch von seinem Gesichtsausdruck. Wie er Massanorie ansieht und lächelt. Ein anderer, ein Fremder. Dass alles so kommen würde, hätte ich nie gedacht. Die Zeit heilt alle Wunden, aber ob diese wohl jemals aufhören würde zu schmerzen? Ich stellte das Bild weg, seufzte leise und schluckte die aufkeimende Traurigkeit hinunter. „Reiß dich zusammen.“ Ermahnte ich mich selber. Meine schritte führten mich in die Küche. Mamoru goss gerade Wasser in eine Kanne und sah kurz auf, als ich herein kam. „Eine beeindruckende Wohnung.“ Kam es nur von mir. „Ach quatsch. Und bis jetzt hast du nur den Flur, das Wohnzimmer und jetzt die Küche gesehen. Also das reicht nicht um die Wohnung beeindruckend zu nennen. Zudem ist es nur eine Wohnung.“ Er schmunzelte und wandte sich wieder völlig dem Tee zu. „Wieso sind wir nicht in deine Wohnung gefahren, wenn das hier nur eine Wohnung ist.“ Mein Blick glitt aus dem großen Panorama Fenster. „Was für ein toller Ausblick.“ Ich musste mich zusammen reißen um mir nicht die Nase an der Scheibe platt zu drücken. „Ja Massanorie mag große Fenster. Mag man gar nicht glauben. Wenn man ihn nicht kennt, denkt man eher, dass er in einem dunklen Loch wohnt, von der Decke baumelt und darauf wartet die Seelen kleiner Kinder zu fressen.“ Irritiert drehte ich zu ihm um und sah ihn an. „Ok?!“ kam es nur langsam von mir. Doch Mamoru zuckte mit den Schultern und sah kurz zu mir. „Du musst nicht so schauen, er weiß, dass ich das denke. Na gut, vielleicht übertreibe ich da etwas.“ Er nahm ein kleines Tablett wo eine Kanne und zwei Tassen draufstanden und lächelte. „Kekse sind im Wohnzimmer.“ Ich folgte ihm und sah mich weiter interessiert um. „Du hast mir noch immer nicht gesagt, warum wir nicht zu dir gegangen sind.“Mamoru seufzte, stellte das Tablett ab und goss uns ein. „Das ist Kompliziert. Sagen wir einfach, dass es mir gerade lieber ist hier zu sein als in meiner Wohnung. Und wir könnten ja mal so tun als liege das daran, weil Beschwerden kamen wegen Sparky und seinem Gebelle.“ „Aha.“ War alles was ich darauf sagte, bevor ich mir die Teetasse nahm und daran nippte. „Ist das jetzt eine Ausrede?“ Mamoru öffnete gerade eine Schranktür und holte eine Schachtel mit Schokokeksen hervor. „Massanorie ist süß. Er hat sie vor einigen Tagen gekauft und dachte wohl ich wüsste das nicht.“ Damit setzte er sich neben mich. „Und was die Sparky Sache angeht…. Es ist nicht direkt eine Ausrede. Eher eine Metapher…“ Damit nahm auch er seine Tasse und trank. Dass er rot geworden war, war mir nicht entgangen. Aber warum und welche Metapher wusste ich trotzdem nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)