Step Into My World von RallyVincento ================================================================================ Kapitel 53: Step Fifty-one... Peace ----------------------------------- Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst. Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach Bunny Tsukino Der Vollmond stand hoch am Himmel und sein silberner Schein wurde vom Schnee reflektiert. Sein Leuchten erhellte die Welt und während er dahin glitt am nächtlichen Himmel konnte ich seinen Schein auf meinem Gesicht spüren. Mein Blick glitt über die Stadt vor mir und unter meinen Schuhen konnte ich den feinen Schnee knirschen hören, als ich mich bewegte. Die kleine Aussichtsplattform war mir ein Ort geworden wo ich meine Gedanken ordnen konnte. Der feine Pulverschnee wirbelte, von einem Windstoß getragen, auf und es wirkte so als würde ein seidenes Tuch in den Himmel getragen werden. Mein Blick folgte den winzigen Schneeflocken. „Es ist vorbei, nicht wahr?“ Ich lächelte sanft und begann endlich zu verstehen, dass es die Zukunft, die ich mir gewünscht hatte, nicht mehr gab. „Ja.“ Kam es nur leise von Setsuna, die mit den anderen hinter mir stand und mich beobachtete. „Bunny…“ Luna sprang vor mir auf die Brüstung und sah mich traurig an. Doch ich schüttelte nur den Kopf und lächelte sanft. „Es ist gut so.“ mein Blick glitt zum Mond. „In all unseren Kämpfen habe ich mir so oft gewünscht nur ein normales Mädchen zu sein. Dass ich eine normale Zukunft haben werde, einen Beruf, Familie, all das. Und nun ist das zum greifen nah, aber…“ „Aber…“ Rays Stimme klang traurig und ich drehte mich um und sah meine Freundinnen an. „…ich habe Angst davor, dass ich in einem normalen Leben nicht genügen werde. Als Kämpferin, als Prinzessin, als Königin, da schien es so als hätte ich alles unter Kontrolle. Aber als normaler Mensch habe ich oft das Gefühl zu scheitern.“ „Bunny. Bitte sag doch so etwas nicht.“ Ami schüttelte den Kopf. „Vielleicht wirst du das.“ Wir alle sahen ungläubig zu Minako, welche ihren Blick nun hob und mich aus starken Augen ansah. „Das ganze Leben wird ein Kampf sein. Um Anerkennung, einen guten Studienplatz, um eine gute Arbeit. Und vielleicht werden einige von uns scheitern. Aber am Ende müssen wir daran glauben, dass es Menschen um uns herum gibt, die uns helfen werden, die uns unterstützen und dann – dann werden wir auch das schaffen und daran wachsen. So wie wir an jedem Kampf gewachsen sind. Der Wille das wir das schaffen wird uns helfen, er wird uns immer leiten und wenn wir auf uns vertrauen und auf unsere Freundschaft dann werden wir ein Leben außerhalb des Soldier Daseins haben. Die Frage ist – wer willst du sein? Willst du Bunny Tsukino sein, oder Prinzessin Serenity.“ „Sie ist beides.“ Luna sprang neben mich und schien erbost über Minakos Trennung. „Sie selbst muss wählen was sie sein will. Mamoru hat das schon. Er hat gewählt und sich für Mamoru Chiba entschiedene und Prinz Endymion das sein lassen was er immer war in dieser Welt – eine Erinnerung an etwas das es nicht mehr gibt.“ „Und wenn ich beides akzeptieren will – weil ich beides bin?“ „Dann sei es, aber hör auf in der Vergangenheit oder der Zukunft zu leben, sondern lebe nur im hier und jetzt.“ Minako kam auf mich zu und kniete sich vor mir hin. „Ich werde dich immer beschützen. Ich bin die Anführerin deiner Leibgarde und werde mein Leben für dich opfern. Weil du meine Prinzessin bist…“ Sie erhob sich und lächelte. „..und ich werde dich immer unterstützen, dich trösten und mit dir lachen, weil du meine beste Freundin bist.“ Weinend fiel ich ihr in die Arme und drückte sie fest an mich. Die letzten Wochen waren so schrecklich gewesen. Ich hatte mich selber kaum wieder erkannt und nun endlich hatte ich das Gefühl, dass alles wieder gut werden würde. Plötzlich spürte ich die anderen, die mich alle umarmten und lächelten. Ja Minako hatte recht, ich war nicht allein und es würde einen neuen Morgen geben und Seiya und alle die ich so liebte waren bei mir. „Wir könnten doch ein Fest veranstalten. Eine Party – einfach nur so.“ Ray grinste und tippte mir auf die Stirn. „Ich plane die Deko damit alles genau passt.“ Ami holte sofort ihren Computer hervor und tippte wild herum. „Ja und ich koche und backe dafür.“ Makoto war sofort Feuer und Flamme für die Idee und auch Haruka, Michiru und Setsuna nickten. Ich lachte leise und freute mich. „Ja das machen wir. Und wir laden auch Yosuke mit ein und May und Motoki und… Mamoru…“ ich machte eine kurze Pause. „Und Massanorie.“ Minako drückte meine Hand und ich nickte zustimmend. „Ja genau.“ Massanorie Lenjier Nachdenklich stand ich vor dem Schrank und hing ein weiteres Hemd auf. Ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen und obwohl es komisch war, so fühlte es sich toll an. Wie hieß es so schön „Home Sweet Home“. Die Wolken der letzten Tage hatten sich verzogen und fast war es so als würde das Wetter sich zu unseren Gunsten bessern. Der blaue Himmel und die Sonnenstrahlen machten die Wintertage nur noch schöner, auch wenn ich diese zurzeit im Büro oder auf der Couch verbrachte. „Reicht der Platz?“ Ich drehte mich um und musterte Mamoru, er lehnte sich an den Türrahmen und biss sich leicht auf die Unterlippe. Um seine Nase herum zeichnete sich ein leichter Rotschimmer ab, welcher ansteckend war und ich konnte die Wärme spüren die mir auch ins Gesicht stieg. Ohne ein Wort sah ich ihn an und mir wurde bewusst was für ein Glück ich hatte. Da stand er und es war nicht einmal zwei Wochen her dass er diese wundervollen drei Worte zu mir gesagt hatte. Seit diesem Abend war es zwischen uns perfekt. Fast als hätte Mamoru eine Mauer eingerissen – nur für mich. Er hatte mit May und Yosuke geredet und anscheinend hatten sie sich ausgesprochen und Dinge geklärt die zwischen Ihnen standen. Aber ich fragte nicht nach, ich hatte gelernt und würde warten bis er es mir erzählen wollte – und wenn nicht, dann war das auch ok. Als er dann noch bei Shogo gewesen war um sich zu entschuldigen weil er nicht arbeiten gekommen war, hatte er überrascht festgestellt, dass May und Minako das für ihn übernommen hatten. Besonders gerührt war er als die beiden ihm den Lohn geben wollten und es hatte wohl einige Stunden Überredung gekostet, dass er diesen annahm. Die Mädchen meinten nur, dass sie das schließlich für ihn getan hätten und nicht wegen dem Geld. Mamoru hatte fast geweint als er mir das erzählte und er schmollte einige Stunden, weil ich es wusste und es ihm nicht vorher gesagt hatte. Nun stand er da in einer meiner Trainingshosen und einem Achselshirt und lächelte mich verlegen an, als ich das letzte Hemd in seinen Schrank hing. Ich schloss die Schranktür und nickte auf seine Frage. „Wir hatten doch gesagt, ein Fach und drei Kleiderbügel.“ Meinte ich nur Schulterzuckend als ich auf ihn zu ging. Meine Arme legten sich um seinen Hals und ich zog ihn für einen kurzen Kuss zu mir. „Morgen bist du dran… dann schaff ich in meinem Schrank Platz für dich.“ Ein Lächeln bildetet sich auf seinen Lippen – Gott wie ich das liebte. „Es ist komisch, dass du deine Sachen in meinen Schrank hast. Und das in meinem Bad nun zwei Zahnbürsten stehen und der ganze andere Kram…“ „…der ganze andere Kram ist wichtig, damit ich gut aussehe. Und so viel ist es gar nicht. Etwas Haargel, ein Rasierer und Rasiergel und Aftershave, Duschgel – na gut es ist doch schon eine Menge. Aber ich muss ja auch gut aussehen für dich.“ „Immer - auch ohne das alles.“ Er ließ seine Finger durch meine Haare gleiten und zupfte an einer Haarsträhne. „Schön, dass du das Wochenende frei hast.“ „Nur für dich!“ Dann versanken wir wieder in einem Kuss. Es war für uns beide komisch, weder Mamoru noch ich hatten je unsere Wohnung mit jemand anderen geteilt und nun standen in seinem Bad Sachen von mir und bei mir Sachen von ihm. Es war ein großer Schritt und zum ersten Mal war es für uns beide neu und aufregend. Noch vor zwei Tagen hatte ich meiner Schwester gesagt, dass ich wohl endlich doch die doofen Schmetterlinge spüren würde und musste mir dafür einige dumme Sprüche anhören, bis sie mich anlachte und umarmte. Mamoru Chiba Massanorie war duschen gegangen und ich mümmelte mich wieder auf die Couch und ließ meine Finger durch Sparkys Fell fahren. Die letzten zwei Wochen waren gut gewesen, vielleicht die besten Wochen der letzten Jahre. Ich fühlte mich gut, entspannt und innerlich aufgeräumter, auch wenn ich wusste, dass ich wohl noch einen langen Weg vor mir hatte um wirklich vollkommen mit mir im Reinen zu sein. Aber vor zwei Tagen war ich das erste Mal bei einem Therapeuten gewesen – Massanorie hatte ich das nicht erzählt. Nicht weil ich mich schämte, aber ich wollte erst sehen ob mir das wirklich etwas brachte. Auch wenn die erste Sitzung gut gewesen war und ich meine ersten Vorurteile gegenüber Therapeuten revidieren musste. Seijiro hatte auch schon angerufen und sich mit Andrea angemeldet, dass sie heute Nachmittag vorbei kommen würden. Wobei seine Laune etwas zu wünschen übrig ließ, er war immer noch etwas sauer auf mich und zeigte mir das auch und auch wenn ich es gar nicht wollte, so störte es mich sehr, dass er immer diesen leicht enttäuschten Blick auflegte wenn wir uns sahen. Massanorie meinte nur ich würde mir das einbilden und vielleicht war es auch so, aber doof war es trotzdem. Seufzend ließ ich mich tiefer ins Kissen sinken und schaltete den DVD Player wieder ein. Massanorie hatte mich leicht angesteckt was diese Star Trek Serie anging auch wenn ich immer Fragen stellte die ihn nervten. Besonders wenn es um den Realitätsfaktor ging und die technische Umsetzung bestimmter Dinge. Er meinte nur ich sollte aufhören seine Lieblingsserie kaputt zu reden. „Du schaust jetzt aber nicht ohne mich weiter, oder?“ kam es aus Richtung des Badezimmers. Ich zuckte zusammen und drückte sofort den Stopp Knopf auf der Fernbedienung. „Neihein. Natürlich nicht!“ rief ich nur zuckersüß, bevor ich lächelnd Sparky ansah. „Dein Herrchen hat einen sechsten Sinn.“ Also zappte ich einfach im TV-Programm weiter und blieb schließlich bei einer Anime Serie hängen. Aber schon nach ein paar Minuten war ich davon gelangweilt, stand auf, streckte mich und ging in die Küche um Kaffee aufzusetzen. Die Uhr sagte mir, dass Seijiro und Andrea in nicht ganz zwei Stunden hier sein würden. Innerlich war ich etwas nervös, dass letzte Mal als die beiden in meiner Wohnung waren, hatte ich einen leichten Nervenzusammenbruch mit Tendenzen zu Depressiver Selbstzerstörung, das war irgendwie nicht so gut gewesen. Seufzend stellte ich das Radio an und drehte den Knopf solange bis ich meinen Lieblingssender fand. Massanorie verdrehte jeden Morgen den Knopf und das machte mich schon wahnsinnig, aber so musste es wohl sein, wenn man sich arrangierte. „…also und das war der neue Song der Three Lights. Ich hoffe er hat euch gefallen, das klingt mal wieder nach einem Ohrwurm der uns so schnell nicht los lassen wird…“ „Perfekt… der ist echt überall. Blöde Transe.“ Zischte ich nur und machte mich wieder daran den Kaffee zu kochen. „… und nun Kana Uemura mit einem Cover von dem berühmten Song Isn’t She Lovely von Stevie Wonder aus dem Jahr 1978.“ Isn't she lovely Isn't she wonderful Isn't she precious Less than one minute old I never thought through love we'd be Making one as lovely as she But isn't she lovely made from love Isn't she pretty Truly the angel's best Boy, I'm so happy We have been heaven blessed I can't believe what God has done Through us he's given life to one But isn't she lovely made from love Isn't she lovely Life and love are the same Life is Aisha The meaning of her name Londie, it could have not been done Without you who conceived the one That's so very lovely made from love Ich sang den Song leise mit und fand, dass dieser Song bestimmt tausendmal besser war als der neue Hit der Three Lights – auch wenn ich ihn noch nicht gehört hatte. Irgendwie hatte dieser Song einen Gute-Laune-Charakter und ich setzte die neue CD von Kana Uemura auf meine Liste der noch zu kaufenden CDs. Lächelnd sah ich zu wie der Kaffee langsam durch die Maschine lief und musste zugeben, dass es schön war Massanorie nun die ganze Zeit um mich zu haben. Es war ungewohnt – aber, sehr schön. So in Gedanken versunken merkte ich gar nicht wie sich zwei Hände um meine Taille legten und ich zuckte erschrocken zusammen als er seinen Kopf auf meinen ablegte. „Du kannst ja singen.“ Kam es leicht amüsiert von ihm, was ich nur mit einem Augendrehen abtat. „Kochst du Kaffee?“ „Nein – ich brate Fisch! Was für eine doofe Frage. Du siehst doch das ich Kaffee koche, warum fragst du also.“ Massanorie lachte leise und drückte mir schließlich einen Kuss in den Nacken. „Du bist süß – mein kleiner Kater.“ Er sagte Kater immer auf Deutsch und ich fand es toll, weil es nur wenige bis niemand verstand und das hatte etwas so vertrautes, dass ich diesen Spitznamen für mich gerne zuließ. „Ich liebe dich.“ Kam es nur leise von mir und ich spürte wie mir Röte ins Gesicht stieg. „Dito!“ kam es nur schmunzelnd von ihm, aber seine Augen hatten dieses Glänzen und das war wundervoll. Diese grünen Augen zogen mich jeden Tag tiefer in ihren Bann und ich wusste, dass ich schon jetzt nicht mehr ohne ihn leben konnte. Andrea Lenjier „Glaubst du die Auswahl an Kuchen ist ok?“ nachdenklich warf ich einen Blick in die Schachtel und dann zu meinem Mann. Seijiro nickte nur und drückte den Fahrstuhlknopf. Seufzend und Kopfschüttelnd sah ich auf die Anzeigentafel. „Willst du nicht langsam mal aufhören böse auf ihn zu sein. Er hat sich doch entschuldigt bei dir und er strengt sich an. Außerdem finde ich ja, das auch wenn ich Gewalt verurteile und es nicht gut heiße, in Ordnung dass er ihm die Nase gebrochen hat. Steven hat das verdient…“ „Darum geht es nicht. Ich bin ihm nicht böse. Ich finde es nur eine Schande, dass er nichts mit anzufangen weiß. Das einzige was er gerade sinnvolles macht ist Katrin vom Kindergarten abholen, damit Julia ein paar Überstunden machen kann. Ansonsten gammelt er nur herum und spielt auf seiner Konsole. Ich finde das einfach nicht gut, dass er nichts macht und sich anscheinend auch nicht um seine Zukunft kümmern will…“ Die Fahrtstuhltür öffnete sich. „…das ist alles… ich mache mir nur Sorgen.“ „Das solltest du ihm mal sagen. Ich glaube er ist verunsichert, weil du etwas abweisend zu ihm bist. Vergiss nicht er ist nicht wie Julia oder Massanorie. Die beiden hatten immer ihren eigenen Kopf und auch wenn Mamoru so tut als wenn ihm unsere Meinung egal wäre, so ist sie es nicht. Und das weißt du doch auch nicht erst seit gestern.“ Seijiro sah mich aus den Augenwinkeln an und nickte nur leicht bevor ich auf den Klingelknopf der Tür drückte. Ich hörte ein fröhliches Bellen und lächelte. Das ich meinen Sohn mal in der Wohnung seines Freundes besuchen würde, das hätte ich mir auch nicht erträumt, das musste ich ja zugeben. Massanorie öffnete uns die Tür, seine Haare waren nicht gegellt, er trug einen leichten Bartschatten, hatte eine Trainingshose und einen Pullover an und strahlte übers ganze Gesicht. Er war verliebt – nicht das man das sah. „Hey. Da seid ihr ja. Kommt rein.“ Er bat uns rein als wäre es seine Wohnung und ich freute mich jeden Tag darüber, dass ich dieses Lächeln auf seinem Gesicht sehen durfte. Dieses Grinsen das er schon als sechsjähriger hatte und das mich immer angesteckt hatte, womit er Frauenherzen immer herum bekam, wenn er denn wollte. Genau dieses Lächeln hatte ihm die Sympathie meiner Eltern gebracht als er noch ein Kind war und dass Mamoru es ihm wieder gegeben hatte war einfach nur herrlich. „Wo ist Mamoru?“ Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und warf einen Blick in den Flur. „Im Wohnzimmer, er hat gerade Tassen hineingetragen und den Kaffee. Ihr kommt also genau passend.“ Seijiro war schweigsam und ich sah wie er Massanorie auf die Schulter klopfte und lächelte. Das war so ein Männer Ding. „Hallo.“ Ich betrat das Wohnzimmer und lächelte Mamoru an, welcher gerade die Tassen auf dem Tisch verteilte und mich etwas unsicher ansah. Er sah sich um und zupfte schließlich an seinem T-Shirt. „Hey.“ Schmunzelnd stellte ich die Packung mit dem Kuchen ab, ging zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Sag bloß du bist aufgeregt. Ist ja nicht so als wenn Massanorie uns zum ersten Mal vorstellt. Also ganz ruhig. Nur ein ungezwungenes Kaffee trinken – mehr nicht.“ „Ich mag es nicht, wenn du das machst.“ Kam es etwas schmollend von ihm. „Was meinst du?“ fragte ich unschuldig. „In meinen Kopf hinein gucken. Massanorie macht das schließlich auch…“ Er rümpfte die Nase und stemmte die Hände in die Hüfte. Musternd sah ich ihn an und konnte mir schließlich das Lachen nicht mehr verkneifen. Seijiro Lenjier An meinem Kaffee nippend sah ich mich in der Wohnung um und musste feststellen, dass Mamoru wohl wirklich seine Zeit mit sinnlosen Dingen verschwendete. Zum einen weil sein Bücherregal nach Farben sortiert war, sowas tat man in meinen Augen nur wenn man zu viel Zeit hatte und die Spielkonsole auf dem Boden vor dem Fernseher bestätigte mich nur noch weiter. Dass er einfach nur herum lungerte und nichts tat nervte mich und es war in meinen Augen nicht in Ordnung. „Wann hast du eigentlich vor dir wieder einen Job zu suchen?“ unterbrach ich einfach das Gespräch zwischen meiner Frau und den beiden Jungs. Mamoru saß auf dem Boden direkt mir gegenüber, während Andrea und Massanorie auf der Couch saßen. Plötzlich herrschte Stille im Raum und Mamoru sah mich fast schockiert an. „Seijiro! Es reicht nun aber wirklich!“ Andreas Stimme hatte diesen warnenden Unterton angenommen, den kannte ich schon und ich wusste, dass das Eis auf dem ich stand sehr, sehr dünn war. Aber trotzdem – „Ich finde ja nur, dass wir darüber reden sollten, was er nun mit seinem Leben anfangen will. Er kann ja schließlich nicht den Rest seines Lebens herum gammeln und nichts tun. Oder seine Bücher nach Farben sortieren oder auf diesem Ding zocken.“ Ich musterte Mamoru und sah aus den Augenwinkeln, dass Massanorie mich böse ansah ebenso wie Andrea. „Mamoru ist alt genug das selbst zu entscheiden und er hat sich etwas Ruhe verdient.“ Kam es nur von meinem Sohn und auch er hatte diesen gewissen Unterton, den nur er, meine Frau und meine Schwiegermutter hinbekamen, in der Stimme. „Du bist nur sauer wegen Steven…“ kam es plötzlich von Mamoru und er sah mich bockig an. Massanorie und Julia hatten diese bockigen Phasen nie gehabt. Ja ich hatte mich mit Massanorie gestritten und so, aber das war eine andere Ebene gewesen, Mamoru schaffte es jedoch mich schnell auf die Palme zu bringen mit dieser Art. So was Stures wie ihn hatte ich noch nie erlebt. „Das hat damit nichts zu tun. Aber wenn wir schon beim Thema sind…“ ich kramte in der Innentasche meines Jacketts und schob Mamoru einen Brief rüber. „… Steven hat die Anzeige zurück genommen und dank meiner Beziehungen bekommst du auch keine Anzeige wegen Körperverletzung und keine Strafe.“ Aber wenn ich nun auf Dankbarkeit hoffte, dann belehrte mich Mamoru eines besseren. Er griff nach dem Brief, las ihn, musterte mich und zuckte mit den Achseln. „Mir doch egal. Ich hab dich nicht um deine Hilfe gebeten.“ Was? Ich glaubte nicht was ich da hörte. „Du undankbarer Bengel. Was bildest du dir eigentlich ein und wie redest du mit mir. Ich versuche dir zu helfen…“ „Na und? Ist mir doch egal. Ich brauch deine Hilfe nicht. Ich hätte das auch allein geschafft. Die paar Sozialstunden und so und wenn du denkst ich entschuldige mich bei Steven, dann kannst du das vergessen. Ich brech dem höchstens noch mal die Nase.“ Mamoru stand auf und sah mich herausfordernd an. Dass er es wagte, was dachte sich dieser Junge denn nur. „Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass du deine ganze Zukunft mit so einer Einstellung gefährdest, oder? Wie willst du denn bitte studieren mit einer Anzeige wegen Körperverletzung?“ „Was geht es denn dich an?“ Massanorie Lenjier Ich wollte mich einmischen, aber meine Mutter legte ihre Hand auf meinen Arm und seufzte. „Lass die beiden das mal alleine austragen. Es hat keinen Sinn sich einzumischen.“ Damit nahm sie einen Schluck Kaffee und griff nach ihrem Kuchenteller. „Wie läuft es denn auf der Arbeit?“ „Mum? Willst du denn nichts sagen?“ Sie sah mich verwundert an und musterte dann meinen Vater und Mamoru, die nun beide voreinander standen und sich gegenseitig anmotzten. „Nein. Hat ja sowieso keinen Sinn. Die beiden sind ja stur und nur damit du es weißt, ich kenn sowas schon. Denkst du, du und dein Vater waren anders.“ „Naja schon… so haben wir uns nie verhalten.“ „Stimmt.“ Sie lehnte sich zurück und lächelte mich an. „Ihr habt euch anders gestritten, aber Mamoru und dein Vater haben halt eine andere Ebene und Mamoru schafft es ihn sehr schnell zu reizen.“ Seufzend sah ich mir die beiden Streithähne an, lehnte mich dann aber ebenfalls zurück und genoss meinen Kuchen. „Tut mir leid.“ Meine Mutter lachte nur leise auf und tätschelte meinen Oberschenkel. „Alles gut. Schon längst vergeben und vergessen. Weißt du, dein Vater war bei Steven und hat sich entschuldigt und hat ihn gebeten die Anzeige zurück zu nehmen. Er will nur das Beste für Mamoru. Du und Julia ihr beide ihr seid euren Weg gegangen, diese Welt stand euch offen und auch wenn dein Vater dich vielleicht in eine Richtung gezwungen hat, so wollte er dir nie etwas Böses.“ Nickend sah ich zu meinem Vater. „Ich weiß, auch wenn ich lange gebraucht habe um das zu verstehen, aber dank Mamoru haben wir nun ein gutes Verhältnis. Ich dachte jedoch, dass die beiden auch gut miteinander auskommen – nun bin ich mir da nicht mehr so sicher.“ „Ach quatsch. Die beiden kommen gut miteinander aus.“ Verwundert sah ich sie an. „Dann bist du gerade anscheinend nicht dabei wie die beiden sich streiten.“ Kam es nur spöttisch von mir. Sie lächelte sanft und sah zu den beiden. „Mamoru testet seine Grenzen bei deinem Vater. Für ihn ist es seltsam, dass es Menschen gibt die sich um ihn sorgen, die ihm helfen. Eine Familie ist für Mamoru immer noch neu und ungewohnt. Und auch wenn er es vielleicht nicht zugeben würde, so braucht Mamoru diese Vaterfigur die dein Vater für ihn ausstrahlt und deinen Vater zu reizen und zu sehen wie weit er gehen kann, hat auch etwas mit Erwachsenen werden zu tun. Du hast das bei deinem Vater auch getan, nur auf eine andere Art und Weise. Jeder hat in einer Familie seinen Platz und jeder darf so sein wie er ist und dazu gehört auch, dass man sich mal anschreien muss und sich streitet.“ Ich schwieg und wir beide sahen zu Mamoru und meinem Vater wie sie sich anzickten. „Ich kann mit meinem Leben machen was ich will und wenn ich für immer Videospiele zocke.“ „Nein das kannst du nicht. Du kannst nicht immer nur tun was du willst, du musst auch mal lernen Verantwortung für andere zu übernehmen…“ „… ich weiß wie es ist Verantwortung zu übernehmen und ich habe darauf keine Lust mehr...“ „…ach dann denkst du, du kannst dir das einfach aussuchen? Du kannst nicht einfach die Pause Taste drücken und dann wieder anfangen wenn du willst. So ist das Leben nicht.“ „Haben du und Mamoru eigentlich mal darüber gesprochen wie du damit umgehst?“ „Bitte?“ Ich sah meine Mutter an und wusste nicht was sie meinte. „Ich meine wie Mamorus Verhältnis zu mir und deinem Vater ist, so als Elternersatz…“ Jetzt fiel der Groschen. „Du meinst, ob ich Eifersüchtig bin?“ ich lachte leise und sah Mamoru an. „Ach weißt du, am Anfang dachte ich schon es würde mir etwas ausmachen, aber dann merkte ich schnell, dass ich mit Mamoru nicht in Konkurrenz stehe. Ich freue mich für ihn und so wie ich das sehe, ist seine Beziehung zu dir oder Dad eine andere als ich oder Julia haben.“ „Sehr gut. Ich bin froh dass du das sagst.“ Meine Mutter atmete tief ein und aus, stand dann auf, stellte ihren Teller auf dem Tisch ab und ging zu den beiden Streitenden. „So jetzt ist gut!“ kam es laut und bestimmt von ihr. Beide waren sofort still. „Setzen, sofort. Und dann werdet ihr beide euch gefälligst beruhigen und wieder zu Sinnen kommen. Sowas kindisches.“ Sie deutete meinem Vater an sich wieder sind in den Sessel zu setzen und zeigte auf Mamorus Platz und nickte diesem zu. Von keinem kam ein Widerwort und ich schmunzelte nur über meine Mutter und dass die beiden sofort kuschten. „Du Seijiro solltest dich schämen, du bist hier in Mamorus Wohnung als Gast also benimm dich.“ Mein Vater nickte nur und nahm die Tasse Kaffee in die Hand und schwieg. Dann wandte sie sich meinem Freund zu. „Und was dich angeht. Seijiro und ich sind deine Gäste also sei respektvoll und höflich. Alles andere ist nicht annehmbar.“ Mamoru schmollte, nickte aber dann zaghaft und warf meinem Vater noch einen bösen Blick zu, den meine Mutter sofort bemerkte. „Mamoru Alexander Chiba!“ Sofort saß Mamoru aufrecht und ihm schoss die Röte ins Gesicht. Meine Mutter hob mahnend den Zeigefinger und tippte Mamoru auf die Stirn. „Benimm dich!“ Ich hatte vor einigen Tagen versucht Mamoru mal mit seinem zweiten Vornamen anzusprechen, daraufhin hatte er mir sehr deutlich erklärt, dass ich das nicht durfte. Er würde nicht auf diesen Zweitnamen hören und er wollte auch nicht, dass man ihn verwendete. Meine Mutter schien jedoch ein Nutzungsrecht bekommen zu haben, wobei sie das wahrscheinlich nicht einmal eingefordert hatte. Sie benutzte den vollen Namen von Mamoru nur wenn sie ihn ermahnte. Das hatte sie in den letzten zwei Wochen schon öfters getan und ich fand es sehr süß, dass er so darauf reagierte. Mütterliche Strenge eben! Mamoru Chiba Es war gemein von ihm gewesen in dieser Wunde zu bohren und es war gemein, dass er einfach zu Steven gegangen war und sich entschuldigt hatte. Schmollend aß ich meinen Kuchen. Ich hätte mich nie entschuldigt. Und das Seijiro sich nun diese Blöße gegeben hatte störte mich ungemein. Mensch – sowas doofes. Jetzt dachte dieser Fatzke bestimmt das Seijiro nicht mehr ernst zu nehmen war und weichlich werden würde, wegen mir! Außerdem wusste ich selbst sehr wohl, dass ich nicht für immer Videospiele spielen und Star Trek schauen konnte. Aber mit jedem Brief von der Uni der mich ermahnte mich bald einzuschreiben, sonst könnte ich den Einstieg vergessen, bekam ich mehr Angst davor, dass ich es vielleicht doch nicht schaffte. Dazu kam auch noch, dass ich bei Shogo nicht mehr anfangen konnte. Natürlich hatten May und Minako nur wegen mir dort ausgeholfen, aber blöd war ich nicht. Shogo hatte Minako so in den Himmel gelobt als Verkäuferin und es schien ihr sichtlich Spaß zu machen, dass ich ihr den Job nicht weg nehmen wollte und May freute es auch, dass sie einen kleinen Nebenjob hatte und wenn beide das verdiente Geld ab jetzt auch noch für sich behalten konnten, dann umso besser. Missmutig aß ich den Kuchen und als die beiden sich verabschiedeten war ich einerseits erleichtert, aber ich wusste auch, dass das Thema noch nicht vom Tisch war. Familie zu haben war doch etwas lästig. Gerade wollte ich die Tür schließen, als Seijiro noch einmal zurück kam. „Mamoru?“ Ich sah auf und wich seinen Blick sofort aus. „Hmm.“ Kam es nur murrend von mir. „Ich…“ Plötzlich spürte ich seine Hand auf meinem Kopf und wie er mir durch die Haare wuselte. „Ich mache mir nur Sorgen. Ich bin nicht gut darin so etwas zu zeigen. Aber ich will nur dein Bestes und denke einfach, dass ein Mann wie du, der so viel Potenzial hat es nicht einfach wegwerfen darf – aus welchen Gründen auch immer. Und ich denke nicht, dass du es alleine nicht schaffst, aber etwas Hilfe anzunehmen kann manchmal sehr entlastend sein. Versuch doch einfach mal nicht immer mit dem Kopf durch die Wand zu wollen – wir haben dich lieb… Also… bis dann.“ Er räusperte sich und verschwand zum Fahrstuhl den Andrea ihm offen hielt. Etwas irritiert blieb ich im Hausflur stehen und schaute den beiden nach. „Na alles gut?“ „Ja… kann sein… bin ich eventuell… naja…“ „Bockig und Starrsinnig? Ja, definitiv!“ Ich drehte mich um und boxte Massanorie auf den Oberarm. „Doofmann. Redet man so mit seinem Freund?“ „Also erstens beschimpft man seinen Freund nicht als Doofmann und boxt ihn. Und zweitens…“ er küsste mich auf den Mund und lächelte. „… lieben Sie dich und wollen nur dein bestes. Auch wenn du ein ziemlicher Sturkopf bist. Aber in genau den hab ich mich ja verliebt. Einfach kann ja jeder!“ Damit zwinkerte er mir zu und grinste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)