Step Into My World von RallyVincento ================================================================================ Kapitel 47: Step Forty-six… Awareness II ---------------------------------------- Das Paradies pflegt sich erst dann als Paradies zu erkennen zu geben, wenn wir daraus vertrieben wurden. Hermann Hesse Andrea Lenjier ~23:22 Uhr im Hause Lenjier~ „Ich finde es gut, dass Mamoru heute Abend ausgegangen ist. Das wird ihn auf andere Gedanken bringen und vielleicht amüsiert er sich ja sogar super.“ Ich saß im Bett, lehnte mich an das Kopfende und genoss meinen warmen Kamillentee, den mir Seijiro gerade gebracht hatte. „Hmm. Ja das wäre möglich.“ Besorgt sah ich meinen Mann an, seitdem er von dem Essen mit unserer Tochter und Enkelin zurück war wirkte er abwesend. „Alles in Ordnung?“ Seijiro sah zu mir und lächelte matt. „Ja alles in Ordnung.“ Dann schwieg er wieder, zog sich seinen Pyjama an und legte sich zu mir ins Bett. „Seijiro? Du weißt, wir sind schon Jahrzehnte verheiratete, ich weiß wenn dich etwas beschäftigt.“ Besorgt stellte ich die Teetasse beiseite und strich ihm durch die etwas gräulichen Haare. Seufzend sah er mich an. „Ich glaube, es ist eine ungute Idee Mamoru in der jetzigen Situation von seinen Eltern zu erzählen.“ Etwas verwundert sah ich meinen Mann an. „Aber wieso? Wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass es wichtig ist, dass er es weiß. Er muss es wissen…“ „Andrea. Ich denke immer noch, dass du damit recht hast. Aber der Zeitpunkt ist sehr ungünstig. Mamoru ist immer noch nicht stabil, du siehst es doch selber, er hat gute und schlechte Tage. Nur weil heute ein guter Tag ist bedeutete das nicht, dass es so bleibt. Wir sollten damit warten bis er emotional gefestigter ist.“ Schweigend stand ich auf und ging einige Schritte durchs Schlafzimmer, dabei konnte ich besser nachdenken als wenn ich lag. „Andrea, ich bitte dich, sei vernünftig. Was könnten wir ihm auch schon erzählen. Wir kannten sie nicht so gut, dass wir ihm wirklich helfen können. Vergiss nicht, dass wir damals sehr schnell zurück nach Deutschland gegangen sind – auf deine Bitte hin.“ „Du wirst mir das nie verzeihen oder?“ enttäuscht sah ihn an, dass er das immer noch so betonte. Ja wir waren damals schnell nach Deutschland zurück gegangen, aber ich brauchte meine Eltern, ich brauchte meine Familie. „So meinte ich das nicht…“ traurig sah er mich an. „Ich weiß es Seijiro, ich weiß, dass wir damals wegen mir gegangen sind und ja, vielleicht war es egoistisch. Aber ich war jung, war zum zweiten Mal schwanger, in einem Land dessen Sprache ich noch nicht konnte, mit Schwiegereltern die mich hassten und einem Mann dem damals seine Arbeit wichtiger war als ich…“ Nun herrschte Stille in unserem Schlafzimmer. Seijiro sah mich an und schüttelte den Kopf. Es war lange her, dass wir uns gestritten hatten und noch länger war es her, dass es ein Streit war um dieses Thema. Wütend und enttäuscht sah ich ihn an. Ich sah wie er mich musterte und schließlich seine Hand nach mir ausstreckte, ohne etwas zusagen kam ich der Aufforderung nach, legte meine Hand in seine und ließ mich aufs Bett ziehen, direkt in seine Arme. „Es tut mir leid Andrea. Ich will nicht streiten. Ich wollte es damals nicht und heute auch nicht. Wir waren beide jung und hatten von Ehe und Familie verschiedene Auffassungen, aber ich denke, wir haben das alles gut hinbekommen oder nicht?“ Ich nickte nur. „Was ich meinte war, dass wir seine Eltern nur flüchtig kannten, ich seinen Vater von den Meetings und zwei Geschäftsessen und ja ich habe mich mit ihm unterhalten, aber er war sehr professionell und hat nur selten von seiner Frau oder seinem Sohn gesprochen…“ „Ich habe Noriko auch nur dreimal getroffen, das erste Mal im Fahrstuhl, da hat Massanorie Mamoru für ein Mädchen gehalten, das weiß ich noch, dann das zweite Mal als du uns vorgestellt hast und dann als wir zusammen mit unseren Jungen auf dem Spielplatz waren. Da hat Massanorie ihm seine alte rote Cappy geschenkt.“ Kurz dachte ich nach. „Zwei Tage später bin ich nach Deutschland zurück geflogen und nur drei Tage später bist du mir gefolgt… Ich weiß dass es nicht viel ist, aber ich weiß trotz dieser kurzen Begegnungen, dass sie ihn geliebt hat. Bedingungslos. Reicht das denn nicht schon aus um ihm zu zeigen, dass sie wundervolle Menschen waren. Wenn eine Mutter wie Noriko ihr Kind so ansieht wie sie Mamoru damals angesehen hat, dann liebt man sein Kind über alle Maßen. Und das sollte er wissen.“ Ich richtete mich auf. „Er muss wissen, dass wir sie kannten, sonst lügen wir ihn nur an und dann wird die Enttäuschung die er wegen uns verspürt nur immer größer werden….“ Mamoru Chiba Schwer atmend stand ich vor der Tür und hörte nur zu. In meinem Kopf drehte sich alles und ich hatte das Gefühl nun endgültig den Boden unter den Füßen zu verlieren. Als wir wiedergekommen waren, war mir aufgefallen, dass im Schlafzimmer der beiden noch Licht brannte. Also wollte ich höflicherweise nur Bescheid geben, dass wir wieder da waren, auch wenn Massanorie das für unnötig hielt, so gebot das einfach die Höflichkeit, aber dann hatte meine Hand innegehalten als ich klopfen wollte. Die Tür stand einen Spalt auf und ich hörte wie sie sich über meine Eltern unterhielten, wie sie sagten sie hätten sie gekannt, dass Massanorie und ich uns als Kinder schon begegnet waren, dass Andrea und meine Mutter mit uns zusammen auf einem Spielplatz war. In mir stürzte alles zusammen, das ganze Vertrauen was ich aufgebaut hatte verschwand innerhalb eines Sekundenbruchteils. Sie hatten mich belogen, sie hatten mich nur aufgenommen aus Schuldgefühlen heraus. Nicht um meiner Selbstwillen! „Mamoru?!“ Massanorie stand neben mir und musste das Ganze auch mitgehört haben und er hatte es sicherlich auch von Anfang an gewusst. Er log mich ebenfalls an, ebenso wie Andrea und Seijiro. Seine Hand legte sich auf meine Schulter, doch ich zuckte nur zusammen und schlug sie dann fort, bevor ich ihn wütend ansah und die Tür aufriss. „LÜGNER!“ entfuhr es mir nur. Andrea und Seijiro zuckten zusammen und starrten sich nur an. „LÜGNER! ALLES WAR NICHTS ALS LÜGE!“ schrie ich sie an, unfähig diesen Verrat zu verstehen. Ich hatte es gewusst, die Stimme in mir hatte mir gesagt, dass das hier auch nicht halten würde, dass auch diese Familie nur eine Lüge war die nicht ewig bestehen konnte. Und sie hatte recht, sie hatte immer recht. Nie hätte ich daran zweifeln sollen. „Mamoru?! Wie lange stehst du da schon?“ Andrea sprang auf und kam auf mich zu, doch ich wich ihrer Berührung aus und schlug ihre Hände weg. „Ihr habt mich angelogen. Ihr wusstet es von Anfang an, deswegen durfte ich bleiben, deswegen wart ihr nett zu mir.“ Kam es nur aufgebracht von mir. „Mamoru beruhige dich.“ Seijiro war nun ebenfalls aufgestanden. „Du hast mir gar nichts zu sagen.“ Kam es nur eisig von mir. „Mamoru.“ „Sei still. Du hast es auch gewusst. Hast du deswegen mit mir geflirtet? Hast du deswegen überhaupt erst eine Beziehung mit mir angefangen?“ Mit stiegen die Tränen in die Augen als ich Massanorie ansah und nicht mehr wusste ob er mich nun wirklich liebte. „Das hab ich nicht… ich kann mich daran nicht einmal mehr erinnern…“ „LÜGNER! Immer lügen mich alle an, ich bin es leid.“ „Mamoru, bitte hör uns zu. Wir wissen das erst seit kurzem. Wir wollten es dir sagen, aber wir hatten Angst, dass du denkst wir würden nur aus einem Schuldgefühl heraus…“ Andrea sah mich an, doch es war mir egal welche Ausrede sie mir auftischte. „NEIN! Ich will das nicht mehr hören, nicht noch mehr Lügen.“ Damit drehte ich mich um und wollte gehen. Massanories Hand griff nach meinem Unterarm, doch ich riss mich mit aller Kraft los und stieß ihn beiseite. Ich wollte nur noch weg von hier, weg von diesem falschen und schönen Traum einer Familie die mich liebte. Aber am Ende war dieser Traum nur das Ergebnis von Schuldgefühlen, nicht mehr. Es ging nie um mich. Ich hörte wie mir Massanorie folgte, aber ich schnappte mir meine Jacke und rannte nur, ich wollte weg von ihm, weg von all dem. Irgendwann blieb ich stehen, ich lehnte mich an eine Häuserwand, meine Lunge brannte und ich merkte wie mir schwarz vor Augen wurde. Ich versuchte langsam und tief zu atmen, aber ich brauchte einige Minuten um meine Lunge wieder mit Sauerstoff zu füllen. Mein Blick glitt hinter mich, doch er war nicht da. Ich musste ihn abgehängt haben. Das Klingeln meines Handys zeigte mir, dass er trotzdem nicht aufgab. Doch ich drückte ihn nur weg. Der Gedanke seine Stimme zu hören, die mich einlullte, die mir weitere Lügen erzählte machte mich wahnsinnig. Wieso ich? Wieso war mein Leben so? Hatte ich nicht schon alles gegeben? Hatte ich nicht schon jedes Opfer gebracht, was ein Mensch in einem Leben geben konnte? Ein erneutes Klingeln ließ mich zusammen zucken, ich sah auf das Display und sah den kleinen blinkenden Briefumschlag und den Namen darunter… Shogo. Ich überlegte kurz, öffnete sie dann aber doch. Shogo. Er wusste das alles nicht, er war keine Lüge. Doch da hatte ich die Nachricht schon geöffnet und überflogen. Von: Shogo An: Mamoru Urzeit: 23:48 Uhr Huhu Sweete. Na alles klar bei dir? Ich hoffe du bist gut zu Hause angekommen. War toll mit dir heute Abend. Ich mach mich noch auf den Weg ins Phoenix. Melde mich morgen. Cu xxx Vielleicht stimmte es ja und auch meine Freundschaften waren Lügen, aber in mir gab es immer noch dieses bisschen Hoffnung, dieser letzte Funken der mir sagte, dass Shogo keine Lüge war. Und nach Hause in meine Wohnung konnte ich nicht, Massanorie würde dort zu allererst auf mich warten und zu Andrea und Seijiro wollte ich nie wieder. Und wenn schon die ganze Welt gegen mich war, dann war es auch egal was ich machte. Am Ende war es jedem egal. Ohne groß darüber nachzudenken machte ich mich ebenfalls auf ins Phoenix. Ich hatte noch etwas Geld von heute Morgen in der Tasche, es würde reichen in den Club zu kommen, es würde reichen um mich zu betrinken, um einfach mein ganzes Leben im Alkohol zu ertränken. Shogo Kiseragi ~00:15 Uhr im Phoenix (Thekenbereich)~ Mays Party war gut, aber mir fehlte es etwas zu tanzen und auch ein paar nette Komplimente für mein Outfit zu bekommen. Zudem war ich etwas sauer auf Toya – einfach fünf Minuten vorher abzusagen, nur weil er was zu tun hat. Echt ätzend. Aber dafür gab es dann ja noch das Phoenix, tanzen und etwas flirten würden diesem Abend den passenden Abschluss verpassen. „Ich bekomm nen Bier.“ Schrie ich dem Barkeeper zu und sah zur Tanzfläche. Ich hielt mich viel lieber hier im Tanzbereich auf, als oben in der Lounge. Hier tobte das Leben und das passte einfach besser zu mir. Auch wenn es schon cool wäre, wenn Mamoru hier wäre. Ich glaubte ja, dass man mit ihm viel Spaß haben konnte. Ich nahm mein Bier in Empfang und als ich dem Barkeeper das Geld geben wollte, winkte dieser nur ab und deutete zu einem blonden Mann, der sein Glas hob und mich anlächelte. „Nett…“ entfuhr es nur leise und ich nickte dankend zurück. Flirten war immer noch die Beste Art um so einen Abend ohne Geldausgeben rum zu bekommen. Außerdem war der Mann nicht unansehnlich, auch wenn er Ausländer zu sein schien. Als ich wieder zu ihm sehen wollte, war er verschwunden, aber das war nichts Ungewöhnliches. Wahrscheinlich auch nur einer der einen One-Night-Stand suchte. Gut, dass ich für sowas nicht zu haben war. Ich tanzte und trank auf Kosten anderer ein paar Bier, als plötzlich mein Handy vibrierte. Ich fischte es aus meiner Hosentasche und öffnete die eingegangenen SMS. Von. Mamoru An: Shogo Uhrzeit: 01:08 Uhr Wo bist du im Phoenix? Etwas irritiert las ich die Nachricht mehrmals, bevor ich antwortete. Von: Shogo An: Mamoru Uhrzeit: 01:09 Uhr Wieso? Also an der Theke unten? Aber wieso fragste? Wo biste? Dann kam nicht mehr zurück und ich war wirklich verwundert, doch dann legten sich zwei Arme von hinten um mich. „Shogo…“ ich drehte mich um und sah Mamoru an, er wirkte aufgelöst und ich wusste irgendwas musste passiert sein. Sofort griff ich nach seiner Hand und zog ihn hinter mir her in eine ruhige Ecke des Clubs. „Was ist passiert?“ Und dann begann mir Mamoru zu erzählen was vorgefallen war. Ich zog die Luft scharf ein und musste das auch erst einmal verdauen. „Krasse Scheiße. Was soll das denn?“ Ich lehnte mich an die Wand und nahm einen kräftigen Schluck Bier, bevor ich Mamoru die Flasche hinhielt. „Ich weiß, du solltest in deinem Zust…“ Doch Mamoru hatte die Flasche schon genommen und leerte sie mit einem Zug. „Wow. Also mit dir trinken macht sicherlich Spaß!“ entfuhr es mir nur. „Sorry war unpassend… Hörzu, vielleicht solltest du doch erst einmal…“ „Nein. Ich werde mit keinen von denen Reden. Weder mit Andrea oder Seijiro oder Massanorie. Alle Lügen mich immer nur an.“ Er atmete einige Male tief ein und ich sah, dass er mit den Tränen kämpfte. Ich zog Mamoru in eine feste Umarmung. „Ok, lass es erst mal sacken.“ War alles was ich noch sagte. Nach einer Weile ließ ich ihn los und er schien sich wieder etwas zu beruhigen. „Alles gut?“ Irgendwie hatte ich erwartet, dass er einen Nervenzusammenbruch haben würde, aber er schien viel gefasster als erwartet. Mamoru nickte nur. „Ich – ich bin nur… ich weiß e nicht.“ Nickend sah ich ihn an. „Hörzu, du wartest hier und ich telefoniere mal eben mit Toya, du kannst heute bei mir schlafen und ich frag ihn ob er uns abholt, ok?“ Mamoru nickte nur und ich nahm mein Handy um kurz raus zu gehen und zu telefonieren. Das Toya davon alles andere als begeistert sein würde, konnte ich mir jetzt schon denken. Mamoru Chiba Mein Nervenzusammenbruch stand noch aus, in mir war nur noch Chaos und ich wusste nicht einmal ob ich Shogo vertrauen konnte. Aber ich wollte es versuchen, er war mein einziger Anker und ich konnte auch nicht zu Yosuke oder May. Auch wenn Shogo meinte ich sollte mich nicht vom Fleck bewegen, so setzte ich mich an einen freien Thekenplatz. Im Phoenix war es voll und heiß. Ich zog den Wollpullover aus und war dankbar dafür, dass ich noch ein Shirt darunter trug. „Was kann ich dir bringen?“ Ich sah auf und direkt dem Barkeeper in die Augen der mich anlächelte – war ja auch sein Job nett zu sein. „Ein Bier…“ kam es nur von mir, doch gerade als er sich umdrehen wollte, hielt ich ihm am Arm fest. „Vergiss das Bier. Ich bekomm ein Glas Whiskey.“ Ich sah wie er mich musterte und plötzlich wurde mir bewusst, dass das alle immer taten. Alle musterten mich, wenn ich nicht in ihr Muster passte. „Was ist?“ zischte ich nur, doch er hob nur abwehrend die Hände. „Alles klar, nicht aufregen.“ Damit verschwand er und stellte mir kurze Zeit später ein Glas auf die Theke. Ich kramte in meiner Hosentasche nach meinem restlichen Geld. „Alles gut. Lass stecken. Der mit den roten Strähnchen lädt dich ein.“ Ich sah auf und zu dem Mann der mich anscheinend eingeladen hatte. Er war so groß wie ich, hatte markante Gesichtszüge und rote Strähnchen in seinem fast weißen Haaren. Er lächelte mich an und kam zu mir rüber. „Hey. Ich hab dich hier noch nie gesehen?“ Er musste lauter sprechen, weil die Musik fast jedes Gespräch verschluckte. „Danke für den Drink.“ Kam es nur von mir. Ich wollte nicht reden, nur vergessen. „Also eher der Schweigsame Typ. Das mag ich…“ Ich spürte seine Hand auf meinem Unterarm, doch schon im nächsten Moment stand Shogo neben uns und zog die Hand meiner neuen Bekanntschaft zur Seite. „Na da lass ich dich mal fünf Minuten aus den Augen. Und für dich – er ist vergeben und sein Typ reist dir das Herz raus, wenn er das sehen sollte.“ „Wird er ja nicht…“ entfuhr es mir nur patzig, während ich das Glas leerte und spürte wie sich der Alkohol in mir ausbreitete. Die beiden wechselten noch einige Worte, bevor mich Shogo unsanft in den Arm kniff. „Ey.“ Entfuhr es mir nur. „Nicht 'Ey'! Was ist denn los mit dir?“ „Wieso? Ist doch egal. Du hast selbst gesagt ich sollte mal mit anderen Männern rummachen… vielleicht hast du ja recht. Massanorie ist ein Lügner, er liebt mich doch gar nicht, dass sind Schuldgefühle…“ „Jetzt reiß dich zusammen. Du kannst im Phoenix nicht einfach Typen aufreißen. So funktioniert das nicht, da musst du nur mal an den falschen geraten. Außerdem biste immer noch in einer Beziehung…“ „Das kann ich ja ändern, wenn das dein Problem ist.“ Wut und Resignation für mein Leben war alles was mir geblieben war. Also schnappte ich mir mein Handy und ließ in einer Nachricht all meine Verzweiflung aus. Von: Mamoru An: Massanorie Uhrzeit: 01:21 Uhr Es ist aus. Du bist das Letzte, immer nur Lügen mir gegenüber und damit du es weißt, ich kann fürs Ficken jemand anderen finden, die stehen bestimmt Schlange bei mir. Arschloch! Ich hielt Shogo die Nachricht hin und drückte, noch bevor er etwas sagen konnte, auf senden. „Biste Wahnsinnig?“ Shogo ranzte mich an und schüttelte den Kopf. „Echt jetzt…“ „Du verstehst das nicht!“ entfuhr es mir nur. „Doch das tu ich gerade, du bist gerade nur auf dich fixiert und darauf dich in Selbstmitleid zu suhlen. Wie auch heute Morgen. Immer nur du, haste mal überlegt was wäre wenn dir Massanorie die Wahrheit gesagt hat und er es nicht wusste? Haste dir mal überlegt, dass es doch cool ist wenn die beiden deine Eltern kannten? Oder ist dir nur einmal in den Kopf gekommen, dass du ne Familie bei Problemen nicht einfach auswechseln kannst. Da gehören Streitigkeiten dazu. Vielleicht liegt es ja auch an dir, du bist so stur und willst auch nicht einsehen, dass andere vielleicht recht haben und du nicht. Echt Mamoru, es gibt Menschen denen geht es schlimmer als dir. Echt jetzt! Hast du jemals um Massanorie gekämpft? Oder haste ihn das immer machen lassen?“ Shogo schüttelte nur den Kopf „Weißte was? Ich hau ab, mach was du willst. Vögel dich durch den ganzen Club und du kannst dich ja melden, wenn du von deinem Ego-Trip runter bist. Du benimmst dich manchmal schon wie ne kleine verwöhnte Prinzessin, weißte das? Hier, die kannste bestimmt gebrauchen!“ Damit drückte er mir etwas in die Hand, drehte sich um, verschwand in der Menge und ließ mich allein zurück. Ich sah hinunter und sah auf drei kleine eingeschweißte Kondome, die er mir in die Hand gedrückt hatte. Die Musik war laut und bis jetzt hatte ich meinen Platz an der Theke nicht verlassen. Mein Handy hatte ich ausgemacht und es vor lauter Wut in einen Mülleimer geworfen den ich neben dem Herrenklo gefunden hatte. Es war kurz vor halb drei und ich hatte noch immer das halbvolle Glas Whiskey vor mir stehen das ich zu Beginn ausgegeben bekomme hatte. In mir wechselte sich Wut mit Resignation und Selbstmitleid ab, dazu noch eine Prise Suizid-Gedanken und eine Messerspitze Depression und perfekt war mein Inneres schwarzes Loch, das mich nun wirklich aufsaugte. Ich wollte nicht mehr! Mein Blick glitt umher zu den Pärchen und Singles die hier überall standen und ich dachte daran, dass wenn Massanorie hier auftauchen würde, ich – ich mich freuen würde. Noch vor einigen Stunden war alles ok und ich wollte heute sogar versuchen wieder bei ihm zu schlafen, aber nun war wieder alles kaputt und wenn Shogo recht hatte, dann war ich der Auslöser dafür. In einer Familie zu leben, dass klang immer so himmlisch und einfach, aber es war so viel Arbeit und Regeln, ich konnte mit so etwas nicht umgehen. Ich musste mich immer nur an meine Regeln halten. Da war niemand der nachts auf mich wartete, da war niemand den es interessierte ob ich nach Hause kam. In der Zeit in der ich hier saß, hatten mich einige Männer angesprochen, aber ich hatte jeden vergraulen können – weil ich hier wirklich nur sitzen wollte. „Hier…“ Ich sah auf das Glas mit der bräunlichen Flüssig und zwei Eiswürfeln das vor mir stand. Der Barkeeper lächelte mich matt an. „Geht auf Kosten des Hauses. Ist Umeshuu. Ich hab schon lange niemanden mehr gesehen, der hier im Phoenix an der Theke sitzt und in sein Glas starrt.“ „Danke.“ kam es nur leise von mir. „Hat dein Freund, der vorhin dabei war Schluss gemacht?“ ich schüttelte den Kopf. „Nein. Er ist oder war ein Freund, kann sein, dass wir es nicht mehr sind. Aber ich hab in einem dummen Moment mit meinem Freund Schluss gemacht – war vielleicht besser für ihn.“ Entfuhr es mir nur, bevor ich den letzten Schluck Whiskey leerte, ihm das leere Glas hinschob und über den Rand des neuen Glases fuhr. „Ist es ok, wenn ich hier sitze und nichts bestelle, sonst…“ „Nein alles gut. Ist nur ungewohnt.“ Er zwinkerte mir zu und arbeitete weiter. „Na wen haben wir denn hier?“ Ich wollte gerade das Glas zum Mund führen, als ich aus den Augenwinkeln jemanden wahrnahm der mich ansprach. Und als ich merkte wer es war, fiel ich aus allen Wolken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)