Aois Wandel von -Harlekin- (The GazettE) ================================================================================ Kapitel 1: Aois Wandel ---------------------- Ich bewundere dich… Ich vergöttere dich… Ich… Ich liebe dich. Das erste Mal, dass ich dich sah… …da…hat es einfach Klick gemacht… Sofort habe ich eine besondere Verbindung zwischen uns gespürt. Du…hast meinem Leben einen Sinn gegeben. … Einen Sinn…den ich vorher nicht gefunden habe… Vorher…war ich in dieser Welt einfach nur verloren. Ja…verloren. So kann man das nennen… „Findest…du es nicht…etwas übertrieben?“ Nein. Das was ich fühle, das was ich denke, das…was ich tue. Es ist keine Übertreibung. Das…ist mein Leben. So will ich mein Leben führen. So und nicht anders. Es ist…meine Lebenseinstellung. Es ist…Liebe. „Ich weiß…du willst darüber nicht reden…aber…es ist nun mal eine Tatsache.“ Ich kenne nur eine Tatsache. Die Tatsache, dass ich mich wohl fühle. Ich fühle mich…so wie es ist, wohl. Das was ich tue ist richtig. Es ist nicht falsch. Es ist nicht verrückt. Und…es ist auch nicht übertrieben. So wie die Situation ist…ist es in Ordnung. Wieso…wollen mir die Leute etwas anderes einreden? „…Als Antwort…wieso du das alles tust…habe ich bisher nur von dir gehört…dass…du es aus…großer Zuneigung…aus…großer Bewunderung tust.“ So ist es. Ich schaue neben mir an die Wand…auf das große Bild. Da überkommt mich wieder dieses Gefühl… …dieses Gefühl von Liebe. Liebe…die größte Zuneigung, die man für einen Menschen empfinden kann. Ja…ich liebe dich. Ich liebe…und bewundere dich. Ich bewundere dich…für das…was du tust…für das…was du bist… Du bist kein Mensch für mich… Für mich…bist du ein Gott. „…Aber…wie kannst du von tiefster Zuneigung gar Liebe sprechen…wenn du ihn doch gar nicht kennst? Wie kannst du ihn so bewundern…wenn du doch gar nicht weißt wie er in Wirklichkeit ist?“ Fragen über Fragen… Fragen, die mir viele Leute stellen. Immer nur Fragen. Verständnislose Fragen. Sie verstehen einfach nicht… Sie…wollen nicht verstehen. Ich habe es satt…satt nicht verstanden zu werden. „Ja…Ich weiß. Du wirst wieder wütend…Wie immer, wenn man dich darauf anspricht. Aber was erwartest du? Fragen…die nicht beantwortet werden, werden nun mal immer wieder gestellt.“ Ich blicke weiterhin auf das Bild… Du lächelst auf dem Bild…Ich ahme dein Lächeln nach. Wie schon so oft…Es ist ansteckend. Und…es ist leicht nachzuahmen. Dein Lächeln ist bewundernswert…So wie der Rest von dir… Dein Aussehen…deine Art…dein…Leben. Ich bewundere dich… …und als ich auch noch hörte, dass auch du Gitarre spielen würdest… …dass wir später im selben Label wären… …war mein Herz voller Glückseligkeit. „Du richtest…dein ganzes Leben nach ihm…Du eiferst ihm nach. Aber weißt du was? Du wirst ihm immer ähnlicher…Nicht nur äußerlich.“ Freude steigt in mir hoch. Ich werde dir immer ähnlicher…optisch…wie auch von der Art her… …vielleicht auch von dem Gedanken her? Seit ich dich das erste Mal gesehen habe…habe ich dir nachgeeifert. Ich liebe dich…ich bewundere dich…und ich will so sein wie du. Genauso wie du. … Ich style meine Haare wie deine. Ich kleide mich in deinem Stil. Ich habe ein Lippenpiercing wie du. Ich bin ein Musiker wie du. Ich bin in dem gleichen Label wie du. Ich benehme mich wie du. Ich denke sogar…wie du. Jede Sekunde. Jede Minute. Jede Stunde…und auch jeden einzelnen Tag. Du…hast mein Leben…verändert. Du hast es…verbessert…es…bereichert. Du hast es…lebenswert gemacht. Du…bist mein Leben. Ich fühle mich wohl. So…wohl gefühlt habe ich mich schon lange nicht mehr… An die Zeit, bevor ich dich kannte…an die möchte ich nicht mehr zurückdenken. Nein…sie existiert nicht mehr für mich. „Hast…du keine Angst, dich zu verlieren…?“ Nein. Ich habe keine Angst. Wovor sollte ich Angst haben? Du hast doch auch keine Angst. Also habe ich auch keine. Lässig lehne ich mich gegen die Wand…genauso…wie du es immer tust. In jeder Situation bleibst du gelassen…so wie ich. „Du…brauchst deinem Idol nicht mehr nachzueifern. Du bist schon dein Idol. Aber…ist es wirklich das was du willst?“ Natürlich. Was sollte ich anderes wollen?? Die Frage ist wohl eher… …wie…nah ich dir noch kommen kann? Wir haben beide Erfolg…tun denselben Job… Doch diese Frage… Ich denke…jeden Tag darüber nach… Ich durchforste jeden Tag das Internet nach neuen Infos über dich. Nach Veränderungen…Möglichkeiten…dir noch ähnlicher zu werden… Wenn es eine Neuigkeit über dich gibt…habe ich sie schon längst gelesen. Wenn es ein neues Lied von dir gibt…habe ich es schon längst gehört. Und wenn es ein neues Bild von dir gibt…habe ich es schon längst abgespeichert. Ich weiß über dich…bestens Bescheid. Du bist mein Idol. Du bist meine Liebe. Du bist mein Leben. Ich…bin du. „Wenn du das wirklich willst…Dann frage ich dich. Aus welchem Grund? Ja…deine allgegenwärtige Antwort ist aus…Liebe. Aber ich glaube, du liebst ihn gar nicht. Du hast ihn nie geliebt…und bewundern tust du ihn erst recht nicht. Du tust das alles…doch aus einem ganz anderen Grund.“ Ich ignoriere die Worte. Stattdessen streiche ich mir durch die Haare. Genauso…wie du es oft tust. Ich habe dich schon immer bewundert…dein Können…dein Tun…dein Leben. Deine Videos…deine Interviews…deine Songs…deine Gitarrenrifs… Ich kenne sie auswendig. Nur wegen dir…bin ich jetzt da, wo ich bin… …und auch ich will so viel Erfolg wie du haben… Dein Leben…es…war…und ist so bewundernswert. Es…war so ganz anders…als meines. Meines…das so trostlos war…Meines…das so bedrückend war…Meines…das so…ordinär war… Ordinär…denn…jeder leidet. Ob nun offensichtlich oder versteckt hinter glücklichen Fassaden… Aber ich will nicht mehr leiden. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe…auf einem Bild…da wollte ich du sein. Dein Leben leben. Es…war wie eine Erleuchtung…und zugleich ein Schlag ins Gesicht… Ich… Ich…habe dich…nicht bewundert. Ich habe dich beneidet. Ich…habe dich…nicht vergöttert. Ich habe dich verachtet. Ich…habe dich…nicht geliebt. Ich habe dich gehasst. Für das…was du bist. Für das…was ich nicht bin. Für das…was du hast. Für das…was ich nicht habe. Für das…was ich nie sein werde. Denn…egal wie ähnlich…egal…wie gleich wir auch sind…ich werde nie du sein können. Niemals. „Mal eine Frage am Rande…Bist du glücklich? Also wirklich…glücklich? So wie es ist.“ Ich senke meine Hand. Stumm starre ich an das Bild vorbei. Nein. Nein. Ich bin es nicht. Ich…war es nie. „…Ich kenne dich nicht mehr. Ich kenne nur noch dein Idol. Wo…ist die Person hin…die Person…die du einmal warst…?“ Die Person…die ich einmal war… „Ich…glaube der Grund…der wahre Grund…wieso du das alles tust…ist der, dass du versuchst aus deinem eigenen Leben zu entkommen. Du empfindest dein eigenes Leben als…unerträglich…oder deine Vergangenheit als allzu schlimm. Als ein Leben, dass…du nie wolltest. Du versuchst dem Alltag zu entfliehen…Du…hast nach einer anderen Identität gesucht.“ Eine…andere Identität… „Versuche endlich…dich zu akzeptieren. So wie du bist. Versuche endlich…dein eigenes Leben zu leben. Versuche endlich…du selbst zu sein. Versuche endlich…mit deinem eigenen Leben fertig zu werden. Denn nur so…kannst du jemals wirklich glücklich werden.“ Ich schaue zum ersten Mal auf die Person vor mir. Schönes…helles Haar… Die Person…die mich besorgt…ansieht. Tiefgründige braune Augen… Die Person…die mich…nicht als mein Idol sieht…mich nicht…als mein Idol sehen will. Hübsches…Gesicht…das jedoch mit Besorgnis betrübt wird… Die Person…dich mich…mein verstecktes Ich…immer noch sieht…immer noch erkennt. Besorgnis…wegen mir… Die Person…dich mich…als Ich kennt. Als mein wahres Ich. Ich bin der Grund. Und…dieses wahre Ich auch akzeptiert und toleriert. Es tut mir Leid… Die Person…die mich…wohl sehr gut kennt. So gut…kennt. Ich habe das vorher noch nie wirklich bemerkt… Genauso…wie ich die Besorgnis für mich, die in dieser Person jeden Tag hervorgerufen wurde, nicht bemerkt habe. Wieso nicht? Die Person…die ich eigentlich bewundern sollte…sitzt genau vor mir. Ich schaue wieder auf das Bild an der Wand. Ich…sehe darauf, dich…dich…den ich am meisten hasste…dafür…was er ist. Ein Rockstar. Der große…Miyavi. Aber…ich kenne dich doch gar nicht… Wie soll ich dich dann hassen? Ich…weiß doch gar nicht, wie dein Leben ist… Also…wieso sollte ich es dann haben wollen? Und außerdem…habe ich doch mein eigenes Leben. Also…wieso sollte ich deines haben wollen? Wieso…sollte ich dein Lippenpiercing haben wollen…? Wieso…sollte ich deine Frisur haben wollen…? Wieso…sollte ich deine Eigenschaften haben wollen…? Ich will nicht du sein. Ich…wollte du sein. Ich setze mich auf und reiße das Poster von der Wand herunter. Es wird Zeit…dass ich endlich mein eigenes Leben lebe und mich selber akzeptiere. Denn nur so…kann man sich verwirklichen und glücklich werden. Danke…danke, dass du mir die Augen geöffnet hast… …Kôyô. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)