Life of a Turk von Calafinwe ================================================================================ Kapitel 22: Explosion --------------------- „Junge, du musst mir wirklich nicht helfen“, meinte Jin’s Mutter. Der junge Mann hatte unaufgefordert den Tisch abgeräumt und dann Wasser ins Spülbecken eingelassen. Früher hatte er diese Aufgaben immer übernehmen müssen und er war es gar nicht gewohnt, von seiner Mutter verhätschelt zu werden. „Jin, geh doch zu Milo’s Eltern. Du hast doch vorhin nach ihnen gefragt.“ „Ich soll dir wirklich nicht helfen?“, fragte Jin. „Nein, nein. Geh nur, geh.“ Seine Mutter kicherte rau und schob ihn dann von der Spüle weg. Jin seufzte und verließ das Haus. Sein Vater wartete draußen auf ihn. „Komm Jin, lass uns einen kleinen Spaziergang machen“, sagte er. Die beiden Männer gingen langsam zur Ortsmitte und unterhielten sich dabei. „Und du arbeitest jetzt tatsächlich für ShinRa?“, fragte sein Vater. „Ja, Papa. Das hab ich euch doch in dem Brief geschrieben. Das war meine einzige Möglichkeit, aus dem Gefängnis heraus zu kommen. Und ich verdiene nicht schlecht“, erklärte Jin. „Aber du hast bestimmt auch Arbeit zu machen, die nicht in Ordnung ist?“ „Ja, aber nicht so viel.“ Mehr sagte Jin dazu nicht. Ihm war es klar, dass seine Eltern und überhaupt das ganze Dorf mit seiner momentanen Situation nicht einverstanden waren. Doch was blieb ihm anderes übrig? Seinen Job hinschmeißen war nicht drin. Bei den Turks aufhören zu wollen kam einem Selbstmord gleich. Bisher hatte nie jemand die Abteilung lebend verlassen. Jin wusste von Anfang an, sein Schicksal ist besiegelt, wenn er den Job beim Department of Administrative Research annahm. „Papa, ich möchte wirklich nicht über meine Arbeit reden. Vor allem bin ich auch zu Stillschweigen verpflichtet“, meinte Jin. „Ja, ist vermutlich besser, wenn wir nicht so viel darüber wissen.“ Vater und Sohn gingen weiter und bogen beim Ortszentrum nach rechts ab. Einige Dorfbewohner begegneten ihnen. Jin grüßte höflich, doch die meisten erkannten ihn erst auf den zweiten Blick. Für Gongaga-Verhältnisse gab es viel Aufsehen, doch Jin ertrug es mit Fassung. Er hörte einige stichelige Bemerkungen über das, was er jetzt beruflich machte. Doch Jin war es egal. Er blickte sich kurz um. „Papa, ich würde jetzt gerne zu Milo’s Eltern gehen“, sagte Jin. „Gut. Geh ruhig, ich denke, sie sind daheim. Ich geh wieder an meine Arbeit.“ Jin sah seinem Vater kopfschüttelnd nach. Doch sein sonderbares Verhalten kam wohl von dem unerwarteten Besuch des Sohnes. Der Turk drehte sich um und ging auf das Haus von Milo’s Eltern zu. Diese wussten nicht, was ihrem Sohn in Junon passiert war. Dass er jetzt, ebenfalls wie Jin vor einigen Jahren, im Gefängnis saß. Das Haus, vor dem er jetzt stand, war etwas größer als das seiner Eltern. Man konnte sie als wohlhabend in einfachen Verhältnissen bezeichnen. Jin ging zur Haustür und klopfte vorsichtig. Es dauerte etwas und er wollte schon wieder kehrt machen, als sich die Tür quietschend öffnete. Eine alte Frau stand im Türrahmen und stützte sich auf einen Gehstock. „Ja bitte?“ Jin sagte nichts. Ein Gefühl von Beklemmung und Zweifel stieg in ihm hoch. Sollte er Hilda, Milo’s Mutter, wirklich den Brief ihres Sohnes aushändigen. Der Turk wusste nicht, was sein ehemaliger Spielkamerad alles geschrieben hatte. „Jin?“, fragte die Alte, „Bist du das?“ Große graue Augen blickten nun zu ihm noch. Die Frau kam langsam und wackelig zur Tür heraus und streckte ihm die Hand entgegen. Jin ergriff sie feierlich, um Hilda Halt zu geben. „Wie schön das ist, dass du wieder da bist“, meinte sie, „Wir haben dich so lange nicht gesehen. Ach, es ist so viel passiert. Milo ist nicht da, falls du zu ihm willst.“ „Nein, ich weiß.“ „Ach, du weißt das? Woher?“ Jin sah Milo’s Mutter traurig an. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte. Außerdem sollte sie die schlechten Nachrichten besser im Sitzen erfahren. Er komplimentierte die alte Frau zu der kleinen Bank hinüber, die in ihrem Garten stand und setzte sich neben sie. „Hilda, das ist jetzt sehr schwierig für Sie“, fing Jin an, „Ich habe Milo in Junon getroffen, in einer ungünstigen Situation.“ „Ach. Das hatte sicher mit deiner neuen Arbeit zu tun.“ Unglaublich. Hilda war alt und gebrechlich, doch ihr Gedächtnis und ihre Auffassungsgabe waren fit wie eh und je. Bekümmert sah sie ihn nun an. „Stimmt. Hilda, ich weiß nicht, wie ich es Ihnen am besten mitteilen soll. Milo hat mir einen Brief für Sie mitgegeben.“ Der Turk zog das Kuvert aus seinem Jackett und hielt es Hilda hin. Doch diese kam nicht mehr dazu, den Brief zu nehmen. Eine ohrenbetäubende Explosion zerriss die Stille und eine rasch aufsteigende Rauchsäule verdunkelte das Antlitz der Sonne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)