Life of a Turk von Calafinwe ================================================================================ Kapitel 14: Mission 2.1.2 ------------------------- Drei Stunden waren vergangen. Drei Stunden, in denen sich überhaupt nichts regte. Hin und wieder liefen Dorfbewohner zwischen den Häusern herum, doch ansonsten war es still. Jin hatte sich in einem Gebüsch neben dem Garten des Mannes, den er einige Stunden zuvor über die Stütze befragt hatte, versteckt. Wenn jemand nicht genau hinsah, war er nicht zu erkennen. Sarah ihrerseits hatte hinter einer Häuserecke Stellung bezogen. Von beiden Standpunkten aus waren der Stützpfeiler und der Bereich davor gut einsehbar. Der Turk hatte halbstündlich bei seiner Kollegin auf dem Handy angerufen und ihr mitgeteilt, dass er nichts Außergewöhnliches bemerkt hätte. Jin stöhnte. Inzwischen war auch sein zweites Bein eingeschlafen. Verkrampft verlagerte er sein Gewicht von der rechten Hüfte auf die linke. Nicht mehr lange und er würde sich gar nicht mehr bewegen können. Zum Glück waren die Nacht und die damit verbundene Feuchtigkeit noch weit. Gut, in Junon-Dorf war es immer Nacht. Schritte ertönten und der Turk hielt in seiner Bewegung inne. Es war jetzt etwa um die Mittagszeit herum. Jin hatte schon länger keine Dorfbewohner mehr gesehen und deshalb verwunderte ihn das Geräusch tappender Füße etwas. Er hielt den Atem an und horchte. Von rechts kam eine schwarz gekleidete Person. Der Turk konnte nicht erkennen, ob die Person männlich oder weiblich war, denn sie trug eine Sturmmaske über dem Kopf. Doch der kräftige Körperbau und die breiten Schultern ließen auf einen Mann schließen. Jin beobachtete in aller Seelenruhe, wie der Vermummte auf den Stützpfeiler zuging und zog dann leise sein Handy heraus. Er tippte eine kurze Nachricht in das Gerät und schickte sie dann via SMS zu Sarah hinüber. Doch vermutlich hatte sie den Mann ebenfalls bemerkt. Die beiden Turks hatten sich vor ihrer Observation darauf geeinigt, sofort einen Zugriff durchzuführen, sollte sich jemand unbefugt der Säule nähern. Jin kroch nun ganz langsam aus seinem Gebüsch heraus und vertraute darauf, dass Sarah ebenfalls zum Vorschein kam. Da, sie winkte kurz um die Hausecke herum. Ihr Zeichen, dass sie sich ebenfalls in Bewegung setzte. Der schwarzhaarige Turk schob seine Brille zurecht und schlich dann zum Pfeiler hinüber. Der Mann hatte noch nichts bemerkt. Jin blieb hinter ihm stehen und wartete, bis Sarah einigermaßen nahe herangekommen war. Doch als die Brünette die halbe Strecke zurückgelegt hatte, sah der Vermummte sie. Er griff mit der Rechten in seine Tasche und wollte eine Handgranate herausziehen doch Jin war schneller. „Das wirst du schön bleiben lassen du Mistkerl!“, schrie er, während er sich den rechten Arm des Mannes griff und verzweifelt daran zog. Im Schwung drehte der Mann sich ganz herum und schlug dabei Jin ins Gesicht. Der Turk taumelte einige Schritte rückwärts, blieb aber auf den Beinen. Als Sarah den Tumult bemerkte, war sie sofort losgelaufen und sprang nun den Angreifer um. Zusammen fielen sie Jin vor die Füße und eine wilde Rangelei entbrannte. Die Brünette richtete sich auf und wollte ihm die Hände auf den Rücken drehen, doch er drehte seinen Körper herum und Sarah lag auf der Seite. Der Mann wollte sich auf seine Gegnerin stürzen, doch Jin griff beherzt zu und fing ihn in einem Klammergriff. Doch es nützte alles nichts. Der Vermummte sprang herum und rammte Jin seinen Ellbogen unter das Kinn, woraufhin dieser ihn wieder losließ. Doch so einfach würde der Turk nicht aufgeben. Er gab seinem Gegner einen deftigen Tritt in den Hintern und dieser stürzte erneut zu Boden. Jin zog wie ein Teufel sein Katana und hielt es dem Mann von hinten an die Kehle. „An deiner Stelle würde ich mir gut überlegen, was ich jetzt tue.“ Der Mann hatte es aufgegeben. Solange seine Gegner nur mit ihren Fäusten kämpften, war er ihnen gewachsen. Doch sobald einer seine Waffe in der Hand hatte, hatte er schlechte Karten. Er blieb auf den Knien, bis Jin ihn herumwarf und ihn wieder mit der Klinge bedrohte. Sarah kam endlich heran und nahm dem Mann die Maske vom Kopf. Zum Vorschein kam ein Kopf mit strohblonden Haaren, grauen Augen und einem markanten Gesicht. „Milo?!“, rief Jin entsetzt, „Verdammt, was machst DUU denn hier?“ „Dasselbe könnte ich dich fragen“, antwortete der Besiegte. Jin ließ sein Katana etwas sinken und starrte Milo immer noch aus weit aufgerissenen Augen an. „Ihr kennt euch?“, fragte Sarah hinein. „Ähm, ja. Es ist jetzt ziemlich lange her“, meinte Jin daraufhin. Die leichte Beschämung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Milo verzog nur die Augen und richtete sich dann in eine sitzende Position auf. Sarah ihrerseits ging ein paar Schritte weg, um in der Militärbasis in Junon-City anzurufen und einige Infanteristen zur Verstärkung anzufordern. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich Schlitzohr noch einmal wiedersehe“, meinte der Blonde, „Schade nur, dass du zum Feind übergelaufen bist.“ „Milo! Es ist eine Menge passiert. Ich saß wegen dir im Gefängnis. Hat das für dich etwa gar keine Bedeutung?“, fragte Jin entsetzt. Milo stammte wie Jin aus Gongaga und gehörte zu den Aktivisten, die damals ShinRa beim Bau des Mako-Reaktors behindert hatten. Nur durch das Eingreifen des jetzigen Turk konnte der Blondschopf damals entkommen. Jin ging dafür ins Gefängnis und wurde später vom Department of Administrative Research angeheuert. Und Jin sah es gar nicht ein, sich deswegen von Milo als einen Verräter bezeichnen zu lassen. „Was glaubst du eigentlich, was ich wegen dir alles durchgemacht habe? Denkst du, ich bin freiwillig zu den Turks gegangen?“, ereiferte er sich gerade, „Ich musste schließlich auch mal an mich selber denken und da kam mir ShinRas Angebot gerade recht. Also sei nicht so selbstgefällig.“ „Pah, dass ich nicht lache!“, antwortete Milo nur, „Du hast uns doch damals nur geholfen, um selber gut dazustehen.“ Der Turk sagte nichts mehr. Die Undankbarkeit seines einstigen Jugendfreunds machte ihn sprachlos und so wartete er einfach nur darauf, dass die Infanteristen endlich kamen und sie Milo wegschaffen konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)