Life of a Turk von Calafinwe ================================================================================ Kapitel 1: Feierabend --------------------- Jin saß im Turk-Büro vor seinem Bildschirm. Ein kurzer Blick auf die Uhr genügte ihm um festzustellen, dass er schon viel zu lange im Büro war. Doch der Bericht über die Mission, bei der der junge Mann so glänzend versagt hatte, wollte ihm einfach nicht von den Fingern gehen. Obwohl Jin sich ansonsten gerne an seinen Schreibtisch setzte und Missions-Berichte tippte. Er stöhnte und nahm sich dann den Becher Kaffee, den er sich vorhin am Automaten geholt hatte. Leer. Ein Seufzen entwischte ihm und er stand auf, um sich neuen Kaffee zu holen. Im Gang traf er auf seinen Vize-Chef, Tseng, der gerade mit einer Akte aus Verdot’s Büro kam. „Du bist ja noch da?“, sprach der Turk ihn an. „Ja, ich... Mir macht der Missions-Bericht Probleme.“ „Verstehe. Das hat aber auch noch Zeit bis morgen. Am besten gehst du jetzt nach Hause und schläfst eine Nacht drüber.“ Tseng schaffte es wie immer, einen einfachen Vorschlag wie einen Befehl klingen zu lassen. Jin nickte nur kurz, selbst wenn er sich weigerte, würde Tseng doch im Recht bleiben. Und so übermüdet wie er momentan war, brachte er heute sowieso nichts Brauchbares mehr zustande. Der junge Mann mit der Brille auf der Nase schlurfte also ergeben zu seinem Terminal zurück und fuhr den Rechner hinunter. Doch bevor er das ShinRa Headquater verließ, besuchte er Sarah auf der Krankenstation. Die Nachtschwester führte ihn zu einem Zimmer ganz am Ende des Ganges. Leise klopfte er an und trat dann ein. Sarah schlief. Leise, um sie nicht zu wecken, schlich Jin zum Bett hinüber und setzte sich auf den Stuhl, der daneben stand. Jin betrachtete Sarah gedankenverloren. Ihr Kopf war mit einer Bandage eingewickelt. Die Schwester hatte ihm vorhin erklärt, dass die Patientin ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma hatte, aber sicher in einigen Tagen wieder entlassen werden könne. Sarah’s Gesicht wirkte entspannt, vermutlich hatte man ihr Schmerzmittel verabreicht. Die Brust hob und senkte sich gleichmäßig beim Atmen. Schüchtern beugte Jin sich vor und strich seiner Kollegin über das Gesicht. Er mochte sie, hatte sich von Anfang an gut mit ihr verstanden. Ihre sachliche Art und die Tatsache, dass seine Kollegin in jeder Situation das richtige Benehmen traf, beeindruckten ihn. Der junge Mann, der ursprünglich aus Gongaga stammte, stand auf und verließ das Zimmer. Er grüßte die Nachtschwester noch einmal und fuhr dann mit dem Aufzug ganz hinab. Jin kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, bis sich die Fahrstuhltüren endlich summend auseinander schoben. Das Licht im Eingangsbereich kam dem Turk blendend grell vor. Ein Zeichen mehr dafür, dass er dringend sein Bett aufsuchen musste. Aber er stöhnte nur, als er Reno vorm Eingang wartend sah. „Was gibt’s?“, fragte Jin nur. „Hey, hab mir gedacht, du könntest mal ’ne Auszeit gebrauchen? Lass uns was saufen gehen!“ Reno schnappte sich einfach nur den Oberarm seines Kollegen und zog ihn mit. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein, dachte sich Jin. Tseng hatte ihm doch gesagt, er soll sich ausschlafen und jetzt kommt dieser Chaot von einem Turk daher. Zumal Jin eh nicht der Partylöwe von Nebenan war. „Warte mal...!“ Doch Jin’s Einwand blieb ungehört. Reno schleifte ihn einfach weiter und nach kurzer Zeit saß der Junior-Turk auch schon in einer Bar an einem Tresen und hatte einen Bierkrug vor sich stehen. Rude war ebenfalls da. Der Glatzkopf hatte Jin zur Begrüßung nur kurz zugenickt und sich dann wieder seinen eigenen Gedanken gewidmet. „Lass dich nicht so hängen!“, meinte Reno dann breit grinsend und knuffte Jin in die Seite. „AUA! Ich bin wirklich nicht in der Stimmung, um...!“, beschwerte sich der Neuling „Ach was, sei nicht so verklemmt.“ Reno nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug und schaute Jin dann aufmunternd an. Dieser ergab sich widerwillig in sein Schicksal und trank ebenfalls einen Schluck. Wenn Reno sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er nur noch selten davon abzubringen. Das hatte Jin schon sehr früh gelernt. Überhaupt war Reno viel zu chaotisch, um als Turk ernst genommen zu werden. Das fand zumindest Jin, wenn er an den Schreibtisch des Rothaarigen dachte. Reno hatte es scheinbar nicht so mit Büroarbeit und Ordnung, weshalb sich die Akten und Unterlagen haufenweise auf seinem Platz türmten. Wie jemand in so einem undefinierbaren Haufen vernünftig arbeiten konnte, war für den jungen Turk ein Rätsel. Doch Reno’s nicht vorhandene Ordnung schien nicht der Ausschlag dafür gewesen zu sein, warum Verdot ihn in sein Team holte. Denn wenn Reno auf einer Mission war, war er wie eine tödliche Axt, die alles hinwegfegt. Vielmehr schätzte Jin die ruhige und besonnene Art, wie sie Rude an den Tag legte. Auch wenn Rude ab und zu ein wenig zu wortkarg war. Jin war es lieber, niveauvolle Gespräche mit dem Glatzkopf zu führen, als sich mit Reno herumzuärgern. Weshalb er seinen Bierkrug leerte und dann aufstand. „Heyheyhey!“, fing Reno dann auch gleich zu meckern an, „Du willst uns doch wohl noch nicht verlassen?“ „Doch. Ich bin hundemüde und mir tun die Knochen weh. Also nichts für ungut. Rude.“ Jin verabschiedete sich höflich von den beiden und verließ dann die Bar, während Reno ihm leicht verdattert nachblickte. „Also, manchmal versteh ich den Jungen echt nicht.“, meinte er dann zu Rude. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)