Wenn die Nacht dich umarmt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Sehnsucht Ein Schrei zerriss die Stille des Waldes. Erschrocken hob die Gruppe Wanderer, die mit ihrem Führer eine Tour durch die Berge hatte machen wollen den Kopf. „Bei allen Heiligen, was war das?“ fragte die bebende Stimme einer Frau. „Beruhigen Sie sich meine Herrschaften, das wird wohl nur ein Tier gewesen sein. Wenn Sie mir jetzt bitte weiter folgen würden? Bis zum Einbruch der Nacht würde ich sehr gerne zurück im Dorf sein.“ Die noch immer murmelnde Gruppe folgte dem Führer zurück. Dieser warf einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln in die Richtung, aus der der Schrei erklungen war. Da er aus Rossmere kam, wusste er natürlich um die Geschichten über die Vampire, die in dieser Gegend leben sollten. Und er war sich auch ziemlich sicher, dass der Schrei nicht von einem Tier gekommen war. Diese Qual, die mitgeklungen hatte, die konnte nur Jemand empfinden, dem das Wichtigste im Leben genommen worden war. Er bekreuzigte sich und brachte die Leute auf den richtigen Weg hinunter ins Dorf. Regen setzte ein und verbarg den Wald hinter einem dichten Schleier. Damien war gelaufen. Er wusste nicht, wohin und es war auch egal. Nichts hatte mehr eine Bedeutung. Gar nichts. Denn sein Herz, seine Liebe, all das wurde ihm genommen. Und das alles nur, weil irgendein dämlicher alter Kauz seine kleinen Machtspielchen zelebriert hatte. Doch auch diese Sache hatte sich erledigt. An einem Berghang blieb er schließlich stehen. Unter sich konnte er sein zu Hause erkennen. McLachlan Castle. Nie wieder würde er dort Elenas sanfte Stimme hören, nie wieder würde er herein kommen und ihren unvergleichlichen Duft einatmen. Er würde sie nicht in der Küche antreffen, wo sie Molly beim Kochen zu sah oder im Hof, wenn sie neugierig beobachtete, was Sturgis machte. Und er würde nie wieder mit ihr vor dem Kamin sitzen. Schmerz überrollte ihn. So stark, dass er seine Augen schließen musste. Sie brannten. Aber niemals würde er eine Träne weinen können. Um irgendetwas zu tun, damit der Schmerz vielleicht ein bisschen abflachte, schrie er. So laut er nur konnte. Und auch er selbst hörte die Qual, die darin mitschwang. Als der Regen einsetzte, ließ er sich vorne über fallen, auf die Knie. Er spürte die Tropfen, die über sein Gesicht liefen, als er es dem Himmel zuwandte und wünschte sich, es wären Tränen. Die Tränen, die er nicht vergießen konnte. ´Warum schaust du denn so? Hast du Schmerzen Liebster?´ Er riss die Augen auf und für einen Moment glaubte er, Elena stände vor ihm. Doch da war nichts. Enttäuschung überkam ihn. Er hatte ihre Stimme doch gehört, so deutlich, als stände sie vor ihm. Sein Herz brach. Solche Schmerzen, wie in diesem Augenblick, hatte er noch niemals empfunden. Warum durfte er nicht glücklich sein? Warum hatte sich jeder einmischen müssen? Wäre er kein Vampir und gäbe es diese verdammte Art überhaupt nicht, dann hätte er jetzt mit Elena glücklich sein können. Sie wären eine wunderbare Familie geworden, hätten vielleicht auch Kinder bekommen. Vor seinem inneren Auge sah er sich selbst auf der Terrasse sitzen, Elena neben ihm. Und auf dem Rasen spielten Kinder mit eisblauen Augen und schwarzen Haaren. Seine Augen brannten wieder. Und wieder verfluchte er das Schicksal, das so grausam zu ihnen beiden war. ´Damien´ Was? ´Damien´ Was sollte das? Wollte ihn jemand verhöhnen? Wer sprach da zu ihm und dann auch noch mit ihrer Stimme? Wut packte ihn. Er sprang auf und wirbelte herum. Und stand ihr gegenüber. Oder eher einem Produkt seiner Fantasie. ´Damien, warum verzweifelst du? Ich bin doch nicht tot. Nur meine Erinnerungen wurden verschlossen. Komm zu mir. Hilf mir, mich an dich zu erinnern.´ Gott, er wollte ja, und wie er das wollte, aber wie sollte er das nur anstellen? Er hatte doch keine Ahnung, wie man eine Frau umwarb… „Ich weiß nicht, was ich tun soll“ flüsterte er. Und wieder hatte diese seltsame Erscheinung einen Rat: ´Liebe mich einfach. Zeige meinem wirklichen Ich, wie wichtig es für dich ist und wie stark deine Gefühle sind.´ Langsam verblasste sie und er war allein. Mitten im Regen, auf einem Berg. Sollte er es riskieren? Sollte er ihr wirklich folgen? Die Erkenntnis kam. Ja, er würde es tun. Er würde über seinen Schatten springen und sie zurückgewinnen. Sie lebte ja schließlich noch, was machte es da schon, dass sie sich nicht erinnerte? Und diesmal schwor er sich, würde er es richtig anfangen. Sie umwerben, auf jede nur erdenkliche Art und Weise. Und er wusste auch schon genau, wer ihm dabei helfen würde. Zum ersten Mal stahl sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen und im gleichen Moment kam die Sonne hervor. Damien drehte sich um und lief den Weg zurück zum Schloss mit einer Geschwindigkeit, die er dem Vampir in sich verdankte. Und während er die Stufen zur Eingangshalle hinauflief, um weiter in die Küche zu gehen und Molly um Hilfe zu bitten und in den Plan einzuweihen, passierte etwas Einmaliges: sein Herz heilte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)