Wenn die Nacht dich umarmt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Rachegedanken Wie ein Schatten glitt die Gestalt durch die Hügellandschaft Schottlands. Einzelne Blitze zuckten über den Himmel und erhellten so von Zeit zu Zeit den Mann, der auf dem Weg zurück zu seinem Clan war. Der Meister würde sicher nicht erfreut sein, wenn er ihm Damiens Antwort überbrachte, aber das würde sich zumindest ein wenig legen, wenn er ihm von dem neuen Druckmittel erzählte, dass er gegen ihn gefunden hatte. Ein bösartiges Lächeln erhellte Calums Züge. Er würde diesen Starrkopf schon dazu bringen, sich den Wünschen des Meisters unterzuordnen. Na schön, er war zwar von einem der mächtigsten Vampire aller Zeiten verwandelt worden und natürlich hatte er auch eine immense Macht dadurch. Aber trotzdem. Auch Damien McLachlan hatte einen Schwachpunkt. Einen überaus schönen zwar, doch auch das würde nichts ändern. Calum knurrte, als er daran dachte, wie weich die Haut von dieser Frau gewesen war. Ihr Herz hatte so schnell geschlagen und das Verlangen sie zu beißen, sie zu seinesgleichen zu machen, zu seiner Gefährtin, war so mächtig in seiner Brust erwacht, dass er es getan hätte. Doch Damien musste sich natürlich einmischen. Ihm fiel ja immer alles in den Schoß. Der Wohlwollen des Meisters, die Bewunderung der gesamten Bruderschaft – auf die er, wie er dauernd betonte, keinen Wert legte – und zu guter Letzt auch noch die Liebe einer Frau. Natürlich liebte sie ihn, schon ihr Blick hatte das verraten. Und Damien? Der gab sich als zurückhaltender, geheimnisvoller Sterblicher aus. Naja, die Tour hatte Calum ihm ja in dieser Nacht gut versaut. Fies grinste er. Oh ja, das Entsetzen der Frau, Damiens Wut und seine noch dazu, das hatte schon was gehabt. Einfach nur fantastisch. Vor ihm tauchte der halbzerfallene Umriss einer alten Abtei auf. Wie komisch, dachte er bei sich, dass sich ausgerechnet ein Clan bluttrinkender, verdammter Höllenwesen auf geweihtem Boden niedergelassen hatte. Aber da dieses ganze abergläubige Zeugs von den Sterblichen erschaffen wurde, machte es den Vampiren in Wahrheit kaum etwas aus, auf heiligem Boden zu sein. Na schön, Weihwasser konnte schon ein wenig die Haut reizen, aber das war es dann auch schon. Die Wächter am Eingang begrüßten in Ehrerbietig, schließlich war allgemein bekannt, dass er oft im Auftrag des Meisters unterwegs war und so auch sein Vertrauen genoss. Und dafür war er einen langen Weg gegangen, der nur so von Leichen gepflastert war. Calum genoss es, wenn die letzten Schreie seiner Opfer durch die Nacht gellten, die letzten Tropfen Blut aus dem Körper in seinen übergingen und ihn stärkten. Bei dem Gedanken verlängerten sich seine Fangzähne, denn gleichsam dachte er an die hübsche junge Frau die in seinem Zimmer auf ihn wartete. Er hatte sie von einem seiner Untergebenen holen lassen, als sie ihm am frühen Abend im Dorf aufgefallen war. Eine verwitterte Türe beendete seinen Weg durch die unterirdischen Gänge. Er klopfte und trat ein, sobald sein Meister ihm dies gestattete. Ehrerbietig kniete er mit gesenktem Kopf nieder, bemüht, nicht voller Abscheu in das uralte, entsetzlich aussehende Gesicht seines Meisters zu sehen. „Herr, ich habe euren Auftrag ausgeführt, jedoch kehre ich mit schlechten Nachrichten zu euch zurück. Der junge McLachlan weigert sich noch immer beharrlich, sich auf unsere Seite zu stellen.“ „Nun, ich hatte dies erwartet. Aber sage mir Calum, was ist mit deinem Gesicht passiert? Woher stammt diese tiefe Schramme?“ „Ich hatte – nun sagen wir mal eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Damien.“ „Was ist vorgefallen?“ „Nichts von Bedeutung, Meister.“ „Ich wiederhole mich nicht gerne Calum. Also?“ „Nun, auf dem Schloss befindet sich seit einiger Zeit eine Frau. Damien scheint viel für sie zu empfinden und das beruht wohl auf Gegenseitigkeit.“ „Weiter.“ „Nun, mir gefiel diese Frau auch sehr, also wollte ich mir nehmen, was meiner Meinung nach von Damien nicht genutzt wurde. Doch das schien ihn geradezu rasend zu machen. Also hat er sein wahres Gesicht vor ihr gezeigt.“ „Du hast es also geschafft, ihn zu provozieren.“ „Ja Herr.“ „Sehr gut. Es scheint, als kämen wir unserem Ziel langsam näher.“ „Herr?“ „Wir locken ihn aus der Reserve. Jetzt, wo sie die Wahrheit gesehen hat, wird es sie vor Angst fast Vergehen. Es sei denn…“ „Was glaubt ihr Herr?“ „Ich frage mich eines. Aber gleichwohl, es ist eine Legende. Doch wer sagt, dass diese nicht wahr werden könnten?“ „Verzeiht mir, aber ich fürchte, dass ich nicht verstehe, worauf ihr hinaus wollt.“ „Sag mir eins Calum: glaubst du an Bestimmung?“ „Humbug, jeder anständige Vampir weiß, dass seine Bestimmung der Triumph über die Sterblichen ist.“ „Nein mein Guter, nicht diese Art von Bestimmung. Ich meine, ob du daran glaubst, dass es irgendwo dort draußen eine Seelenpartnerin für dich gibt?“ „Püh, das sind doch nur Märchen. Und ihr wisst das genauso gut, wie ich auch. Wir empfinden ab und an fleischliche Lust, manche von uns glauben auch, dass sie mit jemandem zusammen leben könnten, aber diese Ammenmärchen von jenen, die mit uns die Ewigkeit verbringen, mit uns gemeinsam unsterblich werden und uns lieben können, nein, daran glaube ich nicht. Warum auch? Es gibt keinerlei Beweise für den Wahrheitsgehalt dieser Geschichten.“ „Und doch kamst du her und sagtest mir, dass du eine Frau gesehen hast, die offenbar dazu in der Lage ist, es seit mehreren Wochen mit einem unserer stärksten Brüder zu zusammen zu leben, mit ihm zu reden, zu lachen und sogar etwas für ihn zu empfinden?“ „Wollte ihr damit sagen-“ „Ja, ich glaube, Damien McLachlan hat seine Gefährtin gefunden.“ Calum bebte, als er auf dem Weg in sein Zimmer war. Er so wütend, dass er es an jedem, den er unterwegs traf und der den Fehler machte, ihn anzusehen, ausließ. Dieser… nicht mal ein Wort fand er für ihn… hatte es tatsächlich wieder einmal geschafft, sich beim Meister noch interessanter zu machen. Die Wut verflog, als er vor seiner Türe stand und den aufgeregten Herzschlag seiner Mahlzeit hörte. Er würde sie zunächst ein wenig leiden lassen, bevor er von ihr trank. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, sich zunächst noch ein wenig mehr auszumalen, was er alles mit ihr anstellen wollte, doch das charakteristische Ziehen in seinem Hals, dass ihn immer daran erinnerte, sobald er Hunger bekam, hinderte ihn daran. Mit dem liebenswürdigsten Gesicht zu dem er fähig war, drückte er die Klinke hinunter und betrat den Raum. Hätte er noch andere Gefühle als Hass und Zorn, so hätte der Anblick der am Boden knienden Frau etwas in ihm ausgelöst. Doch alles was er wahrnahm, war das Blut, das durch ihre Adern rauschte. Mit kraftvollen, geschmeidigen Schritten näherte er sich ihr, bis er mit den Spitzen seiner Schuhe gegen ihre Knie stieß. Angstvoll sah sie zu ihm auf, die Haut blass, fast durchscheinend. Ja, sie hatte etwas Wundervolles an sich, wie sie da elfengleich vor ihm hockte. Ihr Kopf befand sich auf Höhe seiner Leisten und er genehmigte sich zunächst ein wenig Spaß. Keuchend stemmte er sich von dem Frauenkörper hoch. Zufrieden leckte er sich die letzten Tropfen Blut von den Lippen und auch noch von den Fingern. Er hatte ihre Haut beinahe komplett aufgerissen am Oberkörper. Und ihre qualvollen Schreie gellten noch in seinen Ohren, als er immer gieriger ihr Blut getrunken hatte. Er streckte sich noch einmal ausgiebig, bevor er sich friste Kleidung aus dem Schrank nahm und den Raum verließ, dabei noch einen der Diener anwies, sein Zimmer zu säubern. Dann machte er sich auf den Weg hinaus in die Nacht, um noch ein wenig mit seinen Brüdern zu trainieren. Hosted by Animexx e.V. 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