Wenn die Nacht dich umarmt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Noch mal Glück gehabt Nach dem ich Elena alleine in ihrem Zimmer zurück gelassen hatte, blieb ich draußen vor der Tür gegen die Wand gelehnt stehen. Himmel, es war knapp gewesen. Beinahe hätte sie mein Geheimnis herausgefunden. Und das, obwohl ich doch die gesamten drei Wochen, die sie bereits hier war, so vorsichtig wie möglich gewesen war. Aber wie hätte ich ahnen können, dass sie mich finden würde, wenn ich nach längerer Zeit meinen Durst stillte? Verdammt. Wütend ballten sich meine Hände zu Fäusten. Nach mehrmaligem tief ein- und ausatmen wollte ich grade wieder hinunter gehen, als ich plötzlich ihre Stimme in meinem Kopf hörte. Was auch immer du zu verbergen suchst Damien McLachlan, ich werde es herausfinden! Geschockt blickte ich auf ihre Türe. Nein, unmöglich. Das konnte nicht wahr sein. Ich konnte nicht grade ihre Gedanken gehört haben. Nicht ich! Ich wusste doch, dass ich dazu verdammt war, für die Ewigkeit alleine zu bleiben. Aber warum konnte ich dann ihre Gedanken hören? War sie etwa meine Seelengefährtin? Nein! Fest entschlossen wandte ich meine Schritte hinunter zu Molly. Ich musste mit ihr reden, sie war die Einzige, die mich verstehen würde, jedenfalls soweit es möglich war. Ich betrat die Küche und sah sie den Abwasch erledigen. Wortlos nahm ich mir ein Geschirrtuch und trocknete ab. Ich spürte ihre forschenden Blicke und schließlich hielt ich es nicht mehr aus. „Molly, ich glaube, ich habe ein Problem.“ „Um Gottes Willen Damien! Du hast Elena doch nicht etwa gebissen?!?“ „Nein, meine Güte Molly, natürlich nicht! Ich kann mich beherrschen. Außerdem glaube ich nicht, dass ich ihr jemals etwas tun könnte, ganz egal was.“ Ja, jetzt hatte ich mich so langsam damit abgefunden. Sie war meine Seelengefährtin, denn ich konnte sonst niemandes Gedanken hören. Verständnislos sah Molly mich an. „Du weißt schon, dass ich aus deinen Worten nicht schlau werde? Was willst du mir sagen? Was für ein Problem bitte hast du?“ Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare, dann setzte ich mich an den Tisch. Das schien sie zu erschüttern, denn sie legte alles beiseite und setzte sich zu mir. Sie nahm meine Hand und sah mich an. Unter ihrem Blick konnte ich zu sprechen anfangen. „Ich habe dir vor doch mal von der Vampirsage mit den Seelengefährten erzählt?“ „Natürlich, aber du hast auch sofort eingelenkt, dass es nicht mehr als eine Sage ist. Dass es für dich einfach so etwas nicht gibt.“ „Ja das dachte ich bis gerade eben auch noch.“ „Wie meinst du das? Was heißt bis gerade eben?“ „Weißt du auch noch, was ich dir gesagt habe, wie man seine Seelengefährtin erkennen kann?“ „Indem man ihre Gedanken hört… Oh mein Gott!“ „Molly, ich konnte Elenas Gedanken hören. So, als wären es meine!“ Das schien sie geschockt zu haben. Einige Zeit konnte man nichts hören, nur den Wind, der wie jeden Abend um das Schloss herum wehte. Wir beide hingen unseren Gedanken nach. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Ich konnte mich dieser Frau nicht mehr entziehen, aus dem Weg gehen war auch keine Option mehr, denn jetzt, wo ich einmal akzeptiert hatte, dass sie für mich bestimmt war, vermisste ich sie mit jeder Faser meines Seins, obwohl sie doch nicht weit von mir entfernt war. Ich seufzte schwer und dieses Geräusch schien Molly wieder daran zu erinnern, dass ich auch noch da war. „Aber dann ist doch alles gut! Sag ihr die Wahrheit. Was hindert dich denn noch daran?“ „Was glaubst du, wie eine moderne junge Frau so etwas auffassen würde? Meinst du, sie würde es glauben und sich freuen und damit wäre alles in Ordnung?“ „Warum nicht? Warum sollte ich das nicht denken? Sie ist intelligent, nett und sehr warmherzig. Damien, spring über deinen Schatten und trau dich. Was soll schon passieren?“ „Du weißt genau, dass das Ganze nicht so einfach ist! Verdammt, ich bin nicht der einzigste Vampir hier in der Gegend. Sobald ich das Vereinigungsritual mit ihr vollzogen habe, werden es die Anderen wissen. Und sie werden versuchen, sie zu benutzen, um an mich heranzukommen-“ „Himmel noch mal! Du bist doch sonst nicht so ängstlich! Also hör mit dieser Schwarzseherei auf und mach das Beste aus dieser Situation! Und jetzt mach dich hier raus und sieh nach deiner Frau. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass ihr Unterbewusstsein bereits zu erfassen beginnt, was hier los ist. Sie war schließlich im Dorf und hat von den Geschichten der Leute dort erfahren. Da sie nicht dumm ist wird sie kombinieren können.“ Bei dieser Ansprache hatte ich unwillkürlich den Kopf gesenkt. Es war, als würde meine Mutter wieder zu mir sprechen und mich zurecht stutzen. Als Molly sanft meine Hand drückte sah ich auf. Sie meinte es schließlich nicht böse und Recht hatte sie sowieso. Ich atmete tief durch und beschloss, mich ihrem Rat zu beugen. Ich würde Elena näher kommen, sie besser kennenlernen und sie langsam an die Wahrheit heran führen. Und damit würde ich gleich morgen beginnen. Voller Tatendrang verließ ich die Küche, darauf bauend, dass Molly mir weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen würde, als ihre Stimme mich noch einmal innehalten ließ. „Ach und Damien? Denk daran, dass Sturgis und ich morgen für zwei Tage frei haben. Wir werden also nicht da sein und euch stören können.“ Verdammt, das hatte ich vergessen. Und das Schmunzeln meiner liebsten Haushälterin konnte ich bis hierher sehen. Das konnten ja heitere zwei Tage werden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)