One Moment in Time von bookaholic ================================================================================ Kapitel 1: Unbreake my Heart ---------------------------- „Ga-chan! Siehst du, das kommt davon, wenn du mal kochen willst. Ich hab dir gesagt, lass die Finger davon!“, maulte Hyde und sah den Größeren, der sowieso schon wie ein geschlagener Hund dreinblickte, finster an. „Ich hab doch gesagt, dass es mir Leid tut..“, versuchte er sich zu verteidigen. „Ich wollte dir doch nur einen Gefallen tun, es konnte ja keiner ahnen, dass dein Magen was gegen mein Essen hat!“ Der Braunhaarige murrte, verzog seine Lippen dann allerdings zu einem Schmollmund und verschränkte die Arme vor der Brust, hielt Hydes Blick ohne mit der Wimper zu zucken stand. „Mein Magen hat einfach nur Geschmack und weiß, was ihm garantiert nicht gut tut und zu viel Curry kann er nun mal nicht ausstehen!“, konterte Hyde und verschränkte ebenfalls die Arme – in seinem Falle aber vor seinem Bauch. „Nun komm mir nicht so, du liebst Curry und nur, weil mir das Gewürz ein bisschen ausgerutscht ist, wirst du ja wohl kaum sterben!“ Gackts Ton wurde ein bisschen schärfer. „Na hör mal! Ein BISSCHEN? Du hast sicher die ganze Dose da reingekippt, so wie es geschmeckt hat! Das war Curry pur, das war...“ „..als hättest du das Pulver einfach so geschluckt?“ „GANZ GENAU!!!“ „..und wieso hast du es dann gegessen, Haido?“ Nun war der Schwarzhaarige ruhig. Und während er nun einen Schmollmund machte, verzogen sich Gackts Mundwinkel zu einem Lächeln. „Na, wieso hast du es gegessen, Haido?“, fragte er nochmals nach und hörte dann nur ein resigniertes Seufzen. „Weil du es gekocht hast. Extra für mich. Mit Reis...“, nuschelte der Kleinere und senkte den Blick, damit Gackt die leichte Röte auf seinen Wangen nicht sehen konnte. Mit einem fast schon triumphalen Grinsen auf den Lippen trat Gackt näher an seinen Freund heran, hob sein Kinn an und hauchte ihm einen liebevollen Kuss auf die Lippen. „Du hättest es aber nicht essen müssen, wenn es dir nicht geschmeckt hat...“, sagte er und strich über die Wange des anderen. „Ich wollte aber. Du hast bisher einmal für mich gekocht – sonst hast du immer etwas bestellt und behauptet, du hättest es gemacht. Und ich wollte nicht, dass du denkst, du wärst unfähig in der Küche, dann wärst du wieder beleidigt gewesen und hättest wieder versucht, Kekse zu backen und dabei fast alles in Brand gesetzt. Ich fand es einfach lieb von dir und.. wollte nicht schon wieder einen Ga-chan mit Minderwertigkeitskomplexen, weil er mal etwas nicht perfekt kann..“ Ein leises Seufzen verließ Hydes Lippen, auf welche Gackt fast sofort danach einen Kuss drückte. „Du bist ein Idiot... dafür hast du jetzt Bauchschmerzen, das ist auch nicht viel besser. Ich wäre dir nicht böse gewesen und ich hätte auch keine Kekse mehr gebacken. Aber in Zukunft werde ich wohl doch lieber Nachhilfe bei You nehmen, hm? Irgendwann will ich dir schließlich das versprochene Candle-Light-Dinner kochen. Nein, ich hab das nicht vergessen, auch, wenn es schon gute drei Jahre her ist, dass ich es dir angedroht habe...“ „Das war am Anfang unserer Beziehung, Ga-chan...“, meinte Hyde recht überrascht und legte die Arme um den Größeren, welcher ihn sogleich etwas mehr an sich drückte. „Hmm.. da kannst du mal sehen, was? Du hältst es nun also schon drei Jahre mit mir aus...“ Gackt lächelte, hauchte Hyde einen weiteren Kuss auf die Lippen, hob ihn dann aber hoch und brachte ihn ins Wohnzimmer, wo er ihn sanft auf dem Sofa ablegte und sich direkt neben ihm platzierte – Gott war er froh, dass er so eine große Couch gekauft hatte, als Hyde eingezogen war. Liebevoll strich er über den Bauch des Kleineren, wollte sich somit still dafür entschuldigen, dass er das Curry vermasselt hatte. „Hm.. drei Jahre...“, nuschelte Hyde dann und schloss die Augen, schmiegte sich etwas an seinen Freund. „Drei.. tolle Jahre...“, ergänzte er aber sogleich. „..mit all ihren Höhen und Tiefen...“, meinte Gackt und lächelte, legte seine Lippen sachte auf die Stirn des Älteren. „Zum Glück mehr Höhen als Tiefen, Ga-chan...“ „Hmm... da hast du wohl Recht...“ „Ich habe immer Recht...“ Gackts leises Lachen ließ Hyde wieder einen Schmollmund ziehen. „Ist doch so!“, beschwerte er sich. „Natürlich... du bist ja der ältere-..“ „Genau..“ „..und vernünftigere...“ „Richtig.“ „..und anständiger als ich bist du auch..“ „Das ist auch nicht schwer!“ „..ernsthafter sowieso..“ „Stimmt.“ „..braver..“ „Wann immer es geht!“ „..unschuldiger..“ „Jaa~“ „..attraktiver..“ „Ja-.. was?“ „..niedlicher, zärtlicher, liebevoller, verschmuster, rücksichtsvoller und überhaupt bist du-..“ „GA-CHAN! Noch ein Wort in die Richtung und ich schreie...“ „Das hast du gerade bereits getan, Schatz..“, erklärte Gackt ruhig und betrachtete Hyde mit einem amüsierten Lächeln. „Dann.. schreie ich eben...“ „..meinen Namen? Hast du auch schon getan, Haido-chan. Auch wenn es in einer anderen Tonlage viel erotischer geklungen hätte. Na ja.. du wirst ein wenig vergesslich, hm? Das ist das Alter, mach dir nichts daraus...“ „Ich weiß, dass ich alt bin, du musst es mir nicht ständig unter die Nase reiben. Ich werde eben schneller hässlicher. SO. Da hast du noch eine von deinen Eigenschaften. HÄSSLICH. Kennst du das? Das wirst du vor allem dann, wenn du Falten kriegst und graue Haare und-.. AUA!“ Hyde starrte Gackt erneut finster an, welcher ihm frecherweise in eine seiner Brustwarzen gekniffen hatte. Dieser sah ihn aber nicht weniger böse an. „Hältst du wohl deinen hübschen Mund? Selbst wenn du irgendwann mal Falten und graue Haare kriegen solltest – was sicher erst so in zehn bis zwanzig Jahren der Fall ist -, bist du immer noch wunderschön und es gibt niemanden, den ich lieber alt sehen würde, als dich...“ „Soll das jetzt eine Beleidigung sein? Ich soll also schnell alt werden, ja? Damit du immer noch so super neben mir glänzen kannst? Das tust du auch so, Ga-chan, dafür muss ich nicht noch älter und hässlicher werden..“, murrte Hyde. Doch Gackt schüttelte nur den Kopf. „Nein.. damit wollte ich dir etwas ganz anderes sagen... Überleg doch mal. Wenn ich dich sehen darf, wenn du alt bist – also in zehn bis zwanzig Jahren -, dann sind wir doch immer noch zusammen. Und das ist für mich einfach nur ein wunderschöner Gedanke. Mit dir alt werden..“ Die Stimme des Braunhaarigen war immer leiser geworden, während er wieder sanft lächelte. „Oh..“ Hyde lächelte ebenfalls, küsste den Größeren dann sanft und schmiegte sich etwas mehr an ihn. „Du hast Recht.. ein wunderschöner Gedanke... Auch, wenn mir das mit dem alt werden immer noch nicht ganz in den Kram passt.. aber so ist das eben, hm? Ich kann es ja nicht ändern...“ Auf diese Worte hin nickte Gackt nur, schloss dann aber die Augen und streichelte weiterhin den Bauch seines Geliebten, war dabei ganz sanft und schob sein Oberteil etwas höher. Er spürte die leichte Gänsehaut, die sich unter seinen Fingern ausbreitete und lächelte, als Hyde damit begann leise zu schnurren. Drei Jahre waren sie nun schon zusammen und Momente wie diesen hatte es viele gegeben. Eigentlich jeden Tag. Wenn sie nicht auf dem Sofa gesessen oder gelegen waren und einen Film gesehen hatten, waren sie im Bett gelegen und hatten gekuschelt. Oder sie hatten zusammen geduscht, gebadet, dabei die Nähe des anderen genossen. Es war für Gackt immer noch unbegreiflich, wie sie das nun schon über die 'lange Zeit' miteinander aushielten - wie Hyde es mit ihm aushielt. Er hatte in den drei Jahren schon die ein oder andere Depression gehabt, aber Hyde hatte ihn nie fallen lassen. Nein, er war immer bei ihm gewesen, hatte ihn aufgebaut und schließlich aus seinem Tief geholt. Er wusste nicht mehr, wie der andere das immer und immer wieder schaffte. Er brachte ihn in den unpassendsten Momenten zum Lächeln, wenn nicht sogar zum Lachen. Er sorgte dafür, dass er seine Sorgen vergaß, sie unwichtig erscheinen ließ... es war unfassbar, was Hyde alles bewirkte. Ja, sogar sein Schlaf- und Essverhalten hatte er ändern können. Er arbeitete zwar immer noch viel, aber machte er jetzt nicht mehr die Nächte durch – zumindest nicht regelmäßig. Warum? Weil ein kleiner, warmer, kuschelbedürftiger Engel in seinem Bett auf ihn wartete. Auch wenn Gackt die Musik liebte, die Gefühle für Hyde waren stärker und so konnte er dessen Blick auch nie ertragen, wenn der andere ihn wieder vorwurfsvoll fragte, ob er alleine im Bett gelegen hatte, weil Gackt es tatsächlich mal geschafft hatte, eine Nacht lang nur an seinem Klavier zu sitzen und einen Song zu schreiben. Und das mit dem Essen war ganz automatisch gekommen. Hyde kochte eigentlich jeden Tag für sie und so wollte er auch gar nicht sagen, dass er keinen Hunger hatte. Denn sein Freund stellte sich nur für ihn solange in die Küche und zauberte etwas Leckeres. Er maulte nicht, sondern tat es freiwillig. Und soviel Gackt wusste, war es Hyde wichtig, gewisse 'Rituale' zu haben. So gehörte zum Beispiel das Mittag- oder Abendessen dazu, welches sie beide gemeinsam in der Küche zu sich nahmen und dabei über ihren Tag redeten. Oder das Kuscheln vor dem Aufstehen. Es ging einfach nicht ohne. In diesen drei Jahren war es vielleicht zweimal vorgekommen, dass sie ohne dieses morgendliche Kuscheln aufgestanden waren. Und da waren sie beide auch den ganzen Tag über schlecht gelaunt gewesen. Selbst wenn einer von ihnen ziemlich früh einen Termin hatte, so wurde der Wecker einfach eine halbe Stunde früher gestellt, gekuschelt und dann ging der eine, während der andere entscheiden konnte, was er machte – ob er liegen blieb und der Nähe seines Geliebten hinterher trauerte oder ob er ebenfalls aufstand und den Morgen mit etwas Sinnvollem verbrachte. Ja, Gackt musste zugeben, dass er irgendwie stolz auf seine Beziehung war – sie lief einfach gut, geradezu perfekt. Es gab nichts, was er ändern wollen würde. Es gab nichts zu verbessern. Selbst ihre kleinen Streitigkeiten hatten sie im Griff. Auch, wenn sie beide Sturköpfe waren und ihren Stolz hatten.. irgendwann kamen sie doch wieder bei dem jeweils anderen angekrochen und entschuldigten sich. Und die Versöhnung machte den Ärger dann meistens wieder wett. Trotzdem gab es doch immer noch gewisse Wünsche, die Gackt hatte. Wünsche und Sehnsüchte, die immer größer wurden... Mit einem leisen Seufzen öffnete Gackt seine Augen, küsste Hydes Hals einen Moment lang und krabbelte dann ein kleines Stück nach unten, um seine Lippen auf den Bauch des Älteren zu legen, ihn sanft zu liebkosen. Schließlich aber verschwanden seine Lippen und dafür hatte Hyde den Kopf des Größeren auf seinem Bauch. Er runzelte leicht die Stirn, sah den anderen an, welcher die Augen geschlossen hatte. Doch als dieser dann auch noch ein leises „Moshi moshi?“ von sich gab, zweifelte Hyde kurz an dem Verstand seines Freundes. „Ga-chan? Was.. tust du da?“, fragte er und lachte leise. Doch er verstummte sofort wieder, als Gackts Blick begegnete, der mit einem Mal nicht mehr nur warm, sondern... unsicher, kindlich und vielleicht auch ein klein wenig entschuldigend wirkte. „..ich erhoffe mir das Unmögliche...“, gab der Braunhaarige dann schließlich leise zu. Und gerade als Hyde nachfragen wollte, was denn das Unmögliche wäre, was Gackt sich da erhoffte, biss dieser sich auch schon auf die Unterlippe und schien mit sich zu kämpfen. So hatte er seinen Geliebten nun wirklich noch nie gesehen. Unsicher, ja.. aber das hier.. das war wirklich nicht normal. Gackt wirkte mit einem Mal so unglaublich zerbrechlich, verletzlich... und Hyde hatte Angst, den Mund aufzumachen und ihn mit einem falschen Wort kaputt zu machen. Deswegen blickte er den anderen nur fragend an. „Ich.. wünsche mir eine Familie mit dir, Haido...“, hauchte Gackt schließlich und sorgte im ersten Moment dafür, dass Hydes Herz stehen blieb. Und da die Augen des Schwarzhaarigen sich geweitet hatten und er absolut keinen Ton heraus bekam, sah Gackt das schon indirekt als Ablehnung und lächelte entschuldigend. „Ich weiß, dass das albern ist. Ich weiß, dass das nicht zu mir passt...“, begann er und wandte seinen Blick dabei ab. „Aber das ist keine.. Laune von mir. Ich meine das ernst, ich habe oft und lange darüber nachgedacht, ich... möchte das wirklich. Mir ist klar.. dass du keine Kinder kriegen kannst.. aber es gibt doch Adoption und.. ja, es würde nicht einfach werden, aber.... Ich bin kein Einzelgänger mehr, Haido... ich habe dich, ich liebe dich, ich bin glücklich mit dir.. und ich bin mir sicher, dass ich... mein ganzes Leben mit dir verbringen will. Ich will mit dir alt werden, will noch viele schöne Zeiten... aber gleichzeitig möchte ich einen neuen Abschnitt in meinem Leben beginnen. Mit dir an meiner Seite. Mit dir als... Mann. Ich möchte dich heiraten, Haido, ich will viele kleine niedliche Kinder bei uns haben, will sie mit dir großziehen. Ich will eine Familie. Ich will nicht mehr sagen 'Ich gehe nach Hause zu meinem Freund' sondern 'Ich gehe nach Hause zu meinem Mann und meinen Kindern'. Ich möchte... einfach etwas mit dir aufbauen. Unsere kleine heile Welt... ich will etwas haben können, worauf ich stolz sein kann...“ Nachdem Gackt diese Worte fast schon verzweifelt ausgesprochen hatte, biss er sich wieder fest auf die Unterlippe. Er hatte Angst davor, von Hyde ausgelacht zu werden, zu hören, wie dämlich diese Idee war, wie absurd sie im Zusammenhang mit ihm klang. Immerhin waren sie in Japan. Schon alleine, dass sie – zwei Männer – sich liebten, war nicht gerade gern gesehen und dann noch heiraten? Das würde ja einen Skandal auslösen, würde es jemals rauskommen.. und wenn sie dann auch noch Kinder adoptieren wollten..... Es war doch einfach hoffnungslos. Wieso hatte er nicht einfach seinen Mund gehalten? Wieso hatte ihn dieser Gedanke jetzt so verzweifeln lassen, wieso hatte dieser Wunsch sich gerade unbedingt durchsetzen wollen? Und wieso war Gackt gerade so nach wegrennen zumute? Warum wäre er jetzt am liebsten geflüchtet und wäre erst wiedergekommen, wenn Hyde diese dummen Worte vergessen hatte? „Entschuldige...“, sagte er schließlich leise. „Ich.. hätte meinen Mund halten sollen, ich... es kam so über mich, ich habe vorhin sogar schon gedacht, das Curry hätte deinem nicht vorhandenen Baby schaden können, das ist.. dumm, was? Tut mir Leid, dass ich dich mit sowas auch noch belästige, es wird nicht.. wieder vorkommen...“ Er schluckte sichtlich, was wiederum dafür sorgte, dass Hyde einen unglaublichen Schmerz in seinem Herzen spürte. „Ach Ga-chan...“, wisperte er und fuhr ihm durch die braunen, weichen Haare, wollte eigentlich etwas hinzufügen, doch Gackt schüttelte leicht den Kopf, vergrub sein Gesicht an Hydes Bauch. „Bitte.. sag nichts, Haido. Bitte... mach mir das jetzt nicht kaputt. Tu mir einfach nur den Gefallen... und lass mir diesen Traum. Auch, wenn er sich niemals erfüllen wird, lass ihn mir...“ Die Worte des Braunhaarigen wurden von einem leisen Schluchzen unterbrochen. „Mach mir das nicht kaputt..“, wiederholte er leise. „Bitte...“ Erneut schluckte Hyde. Nein, so kannte er Gackt nicht. Er kannte zwar den schwachen Gackt, den unsicheren Gackt und auch den verzweifelten Gackt... aber so einen hilflosen hatte er bisher noch nie wirklich erlebt. Und es tat ihm einfach nur weh, den anderen so zu sehen, wie er sich an ihn klammerte, heiße Tränen auf seinen Bauch weinte, immer wieder leise aufschluchzte und ein kaum merkliches Zittern durch den schönen Körper ging, weil Gackt trotzdem versuchte, sich zu beherrschen. Und er – Hyde – konnte nichts machen. Er sollte ihm seinen Traum nicht kaputt machen, sollte nichts sagen. Wahrscheinlich half er dem anderen jetzt nur, indem er einfach hier lag und nicht ging. Denn das würde Gackt wohl als komplette Abweisung auffassen. Aber den Braunhaarigen alleine lassen? In seinem Zustand? Das würde Hyde im Traum nicht einfallen. Nein, er würde hier bleiben, würde immer wieder durch das braune Haar streichen, den Nacken des anderen kraulen und leise singen, um Gackt zu beruhigen und seine eigene kleine Welt wieder gerade zu rücken... Kapitel 2: I will always love you --------------------------------- Es waren nun schon einige Wochen seit diesem Abend vergangen und Hyde bekam es einfach nicht aus dem Kopf. Er hatte sogar schon Alpträume. Ja, Gackt hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Nie wieder hatten sie darüber geredet und nie wieder hatte der Jüngere etwas in die Richtung erwähnt. Im Gegenteil, er war so, wie sonst immer... und Hyde hätte ihm diese Masche wohl auch abgenommen, wenn er nicht einmal Gackts nachdenkliches Gesicht gesehen hätte, als sie beide an einem Spielplatz vorbei gelaufen wären und dort nicht rein zufällig ein kleiner Junge angefangen hätte zu schreien, weil er gestolpert war. Der Blick des anderen war sofort.. verträumt gewesen. Aber er – Hyde – hatte sich natürlich nicht getraut, ihn darauf anzusprechen. Nein, dieser Abend an dem Gackt ihm von seinem Familienwunsch erzählt hatte, hatte Hyde nicht vergessen, er war furchtbar gewesen und deswegen war er ruhig. Er sagte gar nichts zu dem Thema – aus Angst, genau das Falsche zu sagen und Gackt somit in ein Tief zu stürzen. Außerdem hatte er selbst wirklich genug damit zu tun, sich erst mal im Klaren darüber zu werden, was er wollte. Er wusste, dass er Gackt liebte. Er wusste auch, dass er sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte. Aber wollte er ihn deswegen.. heiraten? Er hatte so eine Situation schon mal erlebt – damals, mit Megumi. Mit der Frau, von der er sich vor etwa vier Jahren geschieden hatte, um mit Gackt glücklich zu werden. Ja, ein ganzes Jahr lang hatte er diesen Mann aus der Ferne betrachtet, sich gewünscht, in seinen Armen zu liegen, ihm sagen zu können, dass er ihn liebte und die Erwiderung dieser Worte zu hören... Aber er war feige gewesen. Ein Jahr lang hatte er sich nicht getraut, Gackt gegenüberzustehen, ihn anzusehen und diese Worte auszusprechen. Und dann war da dieser Abend gewesen... „Ga-chan, lass den Unsinn~“, lachte Hyde und versuchte verzweifelt, die Hände des Größeren von sich zu schieben. Dieser grinste nur breit, ließ sich breitbeinig auf Hydes Hüfte sinken und hielt dessen Hände neben seinem Kopf fest. Hyde atmete erst mal tief durch, sah den anderen mit kleinen Lachtränchen in den Augen an und schüttelte fassungslos den Kopf. „Du.. kannst es nicht lassen...“, stellte er leise fest. „Dabei dachte ich, ich hätte es mit einem erwachsenen Mann zu tun. Ich habe ich wohl geirrt, hm?“ „Hey, pass bloß auf, was du sagst, du könntest es bereuen~“, schnurrte Gackt leise und versuchte, sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu schütteln, was aber nicht wirklich funktionierte. Daraufhin lächelte der Ältere nur, löste langsam eine seiner Hände aus dem Griff des Größeren und strich sie ihm langsam zurück, fuhr anschließend zärtlich über seine Wange. Diese schmiegte sich auch sogleich an seine Handinnenfläche. „Ich habe dich schon lange nicht mehr lachen sehen, Haido...“, wisperte Gackt, ehe er seine Augen schloss. „Du bist nicht mehr derselbe, wie vor der Trennung mit Megumi... Sag.. fehlt sie dir so sehr?“ Diese Frage traf Hyde völlig überraschend, sodass er im ersten Moment nur blinzeln und verwirrt schweigen konnte. „Was.. redest du denn da?“, fragte er dann, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. „Natürlich habe ich gelacht...“ „Aber nie in meiner Gegenwart.“ „Ga-chan...“ „Was denn? Es ist doch so! Wenn ich dich mal dazu bewegen konnte, dich mit mir zu treffen, saßt du mir immer nur zurückgezogen gegenüber und hast mich angeschwiegen. Und wenn ich dich gefragt habe, was los ist, hast du so getan, als wäre alles okay und hast mich mit diesem falschen Lächeln angesehen!“, fuhr Gackt ihn an und ging von Hyde runter, ließ sich auf den Sessel sinken. Der andere schüttelte verständnislos den Kopf, richtete sich etwas auf, sah Gackt an. „Das stimmt doch gar nicht. Und selbst WENN.. dann sicher nicht, weil ich Megumi vermisse, immerhin habe ICH das Ganze beendet, okay? Und ich denke normalerweise immer recht gut über das was ich tue nach!“ „Das ist ja das Problem! Du denkst immer nach, du handelst nicht mehr spontan, lässt dich nicht einfach mal von deinen Gefühlen leiten... Haido, das kann dir doch nicht gut tun...“ Gackts Stimme war bereits etwas leiser geworden, nicht länger anklagend. Hyde seufzte. „Ich soll also mal ganz spontan handeln? Ich soll darauf hören, was das hier mir sagt..?“, fragte er und hielt sich eine Hand ans Herz, sah seinen Gegenüber fragend an. „Ja“, antwortete dieser. „Lass dich doch einfach fallen, wenigstens bei mir...“ „Wie du willst...“ Mit diesen Worten stand der kleine Vocal auf, ging auf Gackt zu, setzte sich auf seinen Schoß, schlang die Arme um ihn und küsste ihn einfach. „Reicht dir ein 'Ich liebe dich!' oder soll ich doch nachdenken, wie ich dir das besser beibringe?“, fragte er leise und blickte nun nicht mehr so mutig in Gackts Augen. Diese hatten sich geweitet. „Du..? Was?“ Hyde verdrehte die Augen. „Ich liebe dich, du Idiot!“, wiederholte er und lächelte, um Gackt zu zeigen, dass er es ernst meinte. „..oh Gott..“, wisperte der Braunhaarige. „Nein, Ga-chan... Haido reicht vollkommen...“ Jetzt, wo er diese Szene wieder vor sich sah, musste er zugeben, dass sein Liebesgeständnis alles andere als romantisch gewesen war. Aber war es nicht egal? Na ja.. später hatte er ja erfahren, dass Gackt es wirklich auf die romantische Art mochte. Sie waren spazieren gewesen, hatten Händchen gehalten und ab und zu in den Himmel gesehen, um die Sterne zu betrachten. Und dann hatte Gackt sich auf einmal zu ihm umgedreht, ihm die wohl.. schönste Liebeserklärung der Welt gemacht und er war zu Tränen gerührt gewesen. Ja, am Anfang hatten sie sich in dieser Hinsicht schon ziemlich unterschieden. Obwohl.. wenn man es recht bedachte, war es immer noch so. Hyde hatte noch nie etwas besonders romantisches für seinen Liebsten hergerichtet. Dieser hingegen hatte wirklich eine unerschöpfliche Kreativität. Von kleinen Badeorgien mit leiser Musik, Rosenblüten, Kerzen und viel Schaum bis hin zu einem Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel mit einem selbst geschriebenen Lied, welches Gackt für ihn auf der Gitarre gespielt hatte, war eigentlich alles dabei gewesen. Ja.. diese ganzen klischeehaften Dinge. Was war denn Romantik? Sonnenuntergänge, Kerzen, Wärme, Rosen, Sterne, Vollmond, Kuscheln, kleine Zärtlichkeiten und liebevolle Worte oder Spaziergänge im Schnee... Und all diese Dinge hatten sie schon mehrfach hinter sich. Es wurde zwar nie langweilig, aber jetzt, wo Hyde darüber nachdachte, wollte er auch mal der Romantische sein. Er wollte nicht immer nur überrascht werden, sondern Gackt einfach mal etwas bieten. Und jetzt – wo die Stimmung zwischen ihnen schon so gedämpft war, würde es doch passen, oder nicht? Die Frage war nur.. was sollte er tun..? Er wollte seinem Freund nichts nachmachen, wollte, dass es was Neues war. Aber ihm fiel spontan nichts super-romantisches ein, was Gackt nicht schon gebracht hatte, das war doch unfair! Seufzend blieb Hyde vor einem Schaufenster stehen, betrachtete erst einmal sein Spiegelbild und verzog unzufrieden das Gesicht. Dadurch, dass es ununterbrochen schneite, hingen ihm seine Haare klatschnass ins Gesicht und ließen ihn gleich noch erbärmlicher wirken. Eigentlich hatte er ja nichts gegen den Winter und Schnee.. Im Gegenteil, er liebte es.. aber gerade fühlte er sich wirklich genauso scheiße, wie er aussah. Schließlich aber bekam der Inhalt des Schaufensters seine Aufmerksamkeit. Ein Juwelier. Klar.. wieso auch nicht? Und, was befand sich gerade hauptsächlich in dem Fenster? Richtig – Verlobungsringe. Der Schwarzhaarige stöhnte leise auf, ließ die Stirn gegen das kühle Glas sinken und schloss für einen Moment die Augen. Es verfolgte ihn. Es verfolgte ihn Zuhause, wenn er Fernsehen sah, es verfolgte ihn nachts in in seinen Träumen UND es verfolgte ihn auf offener Straße in Form von dummen Zufällen. Läden und Kinder wohin er sah. Irgendwie.. kam er sich ein wenig verarscht vor. Er wurde ja noch paranoid! „Jetzt reiß dich mal zusammen, Haido...“, murmelte er und atmete noch einmal tief durch, ehe er sich ein paar der Ringe genauer ansah. Ein schlichter silberner, mit einer kleinen Gravur gefiel ihm besonders. Er stellte sich vor, wie sich dieser an Gackts Ringfinger machen würde, riss sich dann aber abrupt los und setzte seinen Weg fort. Jetzt reichte es wirklich! Das ganze nahm ihm viel zu sehr mit, so konnte das nicht weitergehen. Er musste dringend mit Gackt reden... „Ga-chan? Ich bin wieder da!“, rief Hyde in die Wohnung und schüttelte sich erst einmal den Schnee von den Haaren, ehe er aus den Schuhen und seiner Jacke schlüpfte. „Ga-chan?“ Der Schwarzhaarige runzelte etwas verwirrt die Stirn. Normalerweise bekam er sofort eine Antwort, aber jetzt blieb sie aus. Hm. Vielleicht war der andere nicht Zuhause? Seufzend ging Hyde in die Küche, sah auf den Tisch. Doch gegen seine Erwartungen lag dort kein kleiner Zettel. Gackt ging NIE aus dem Haus, ohne ihm einen Zettel zu schreiben, schlief er vielleicht nur? Auch unwahrscheinlich. Gackt war niemand, der einen Mittagsschlaf hielt. „Hallo, Schatz...“, ertönte da aber die angenehme Stimme des Braunhaarigen hinter ihm und Hyde drehte sich lächelnd um. „Ga-cha-.. AHHHHHH!“ Hyde stolperte ein paar Schritte zurück, stieß gegen den Tisch und hielt sich dann die Ohren zu. Fast schon entsetzt sah er auf das Baby in Gackts Armen, welches nach Hydes überraschten 'Begrüßung' angefangen hatte zu schreien. Der Braunhaarige versuchte sofort es zu beruhigen, wiegte es sanft hin und her und murmelte leise Worte in das Ohr des Kindes. Hyde hingegen stand noch immer wie angewurzelt da und sah seinen Freund fassungslos an. Was zur Hölle war hier los? Was machte ein Baby auf den Armen von Gackt? Doch bevor er überhaupt dazu kam, den anderen zu fragen, warf dieser Hyde einen leicht angesäuerten Blick zu und verschwand mit dem Kind auf dem Arm aus der Küche. Okay.. nun war er also auch nicht schlauer. „Ganz ruhig...“, wisperte der kleine Vocal und setzte sich auf einen der Stühle, atmete tief durch. „Ein.. und aus... das war nur ein Kind... nur ein Kind, das von dem Mann herum getragen wurde, der sich so sehnlich eine Familie mit dir wünscht. Es gibt ganz sicher einen ganz passablen Grund dafür, der nichts damit zu tun hat, dass er das Kind irgendwo auf einem... 'Kinderschwarzmarkt' oder so was gekauft hat und es nicht mehr zurückgeben kann. Nein, dein Freund würde so was mit dir absprechen... und nein, er will dich sicher nicht damit weichkochen.. das ist alles nur ein dummer Zufall.. alles.. Zufall...“ Hyde schloss die Augen, holte nochmal tief Luft und stand dann auf, warf einen Blick ins Wohnzimmer, welches aber leer war, und schlich dann die Treppen hoch ins Schlafzimmer, sah durch den Türspalt und bereute es sofort. Wäre er doch nur in der Küche geblieben! „Keine Sorge... er mag dich auch, er hat nur nicht mit dir gerechnet...“, sagte Gackt und legte das Kind vorsichtig auf dem großen Bett ab, legte sich daneben und strich über das kleine Gesicht, welches wieder ziemlich ruhig wirkte. Dabei hatte der Braunhaarige einen so sanften Blick, dass Hyde sich gar nicht traute das Zimmer zu betreten und dieses schöne Bild zu zerstören, welches sich ihm bot. „Weißt du.. ich glaube, dass Haido im Moment mit mir überfordert ist. Aber wer wäre das nicht, hm? Schließlich habe ich ihn überrumpelt. Ich würde ihn gerne heiraten, kannst du dir das vorstellen? Dabei braucht es doch kein Blatt Papier und ein paar Ringe, damit ich weiß, dass er mich liebt. Es ist nur so ein schöner Gedanke für mich, verstehst du? Sagen zu können, dass er mein MANN wäre, nicht nur mein Freund. Aber eine Heirat ist ja auch keine Versicherung dafür, dass man ein Leben lang zusammen bleibt. Wir waren beide schon mal verheiratet.. und trotzdem haben wir uns wieder scheiden lassen. Das kann so schnell gehen.. zwei Menschen finden sich, glauben, dass sie füreinander bestimmt sind und schwören sich ewige Liebe.. aber manchmal läuft es doch anders, als man denkt. Aber ich bin glücklich mit dem Leben, das ich habe. Ich habe Haido... er ist so... wundervoll. Lange dachte ich, dass ich nur ein Freund für ihn wäre... und habe immer gelächelt, wenn er von Megumi und seiner glücklichen Ehe erzählt hat, damit er sieht, dass ich mich für ihn freue. Aber dann kam der Abend, an dem er aufgelöst vor meiner Tür stand. Ich hatte ihn noch nie so gesehen... und als er mir dann erzählte, dass er sich von Megumi getrennt habe, weil er es einfach nicht mehr aushielt... habe ich gemerkt, wie erleichtert ich war. Erst da wurde mir so richtig klar, dass ich ihn liebe, dass ich all die Zeit nur eifersüchtig auf Megumi war, aber nichts gesagt habe, weil ich ihn glücklich sehen wollte...“ Gackt seufzte leise, sah dann dabei zu, wie das Kind seine Hand entführte und die eigene um seinen Zeigefinger schloss, einen leisen Laut von sich gab. „Richtig...“, begann er dann wieder. „Ich habe Haido festgehalten... hätte ich damals gewusst, dass er sich wegen seinen Gefühlen zu mir von Megumi scheiden lassen wollte.. es wäre sicher alles anders gekommen. Es ist schon gut so, wie es ist.. nur liegt unsere Beziehung gerade wohl etwas auf Eis. Sicher.. wir reden, kuscheln, küssen uns und schlafen auch noch im selben Bett.. aber irgendwie geht mir diese Familiensache nicht aus dem Kopf. Und wenn ich dich hier so sehe... da werde ich direkt neidisch auf meine Schwester. Weil sie jetzt eine wundervolle Tochter hat. Ich mag Kinder.. ich mag sie wirklich.. aber ich hätte nie gedacht, dass ich selbst mal welche haben will. Und nun starre ich sooft auf Haidos Bauch und hoffe, dass er ein bisschen dicker wird. Dabei ist er ein Mann. Er kann keine Kinder kriegen...“ Wieder unterbrach der Braunhaarige seinen Monolog, drehte sich auf den Rücken und legte das kleine Mädchen auf seine Brust, deckte sie beide zu und strich ihr über den Hinterkopf. Ganz vorsichtig, damit er ihr auch ja nicht weh tat. „Sag mir, was ich machen soll, Kleine..“, bat er leise. „Ich liebe Haido.. und ich wollte ihn mit meinen Wünschen nie in die Enge treiben.. aber das habe ich getan. Ich halt das nicht mehr aus.. ich.. weiß einfach nicht mehr weiter. Ich will doch nur glücklich sein – zusammen mit ihm. Wieso kann ich mich nicht mit dem zufrieden geben, was ich von ihm kriege? Ich bekomme mehr, als ich verdiene, als ich mir je erhofft habe.. und jetzt will ich.. eine Familie... Nur, um auf etwas stolz sein zu können. Dafür hab ich meine Musik meinst du? Ja sicher, aber das ist nicht dasselbe. Es ist... Menschen mit Musik zu beeindrucken ist nicht so schwer... aber eine.. perfekte Familie vorzeigen zu können, das ist eine Leistung. Aber ich flüchte mich in Ausreden... ich will nur nicht alleine sein. Das ist der Grund. Ich will Haido nicht verlieren, will kleine Kinder um mich herum, die mich brauchen... ich will nicht versagen und ich will niemals wieder in die Zeit ohne Haido zurück... sie war so leer, kalt.. einsam... ich würde das nicht mehr ertragen...“ Das reichte! Mehr ertrug Hyde nicht. Mit Tränen in den Augen wandte er sich von der Tür ab, lief eilig die Treppen hinunter und zog sich wieder Jacke und Schuhe an, ehe er aus dem Haus ging, die Tür geräuschlos hinter sich schloss. Er hielt das nicht mehr aus! Was bitte hatte er getan, dass er so bestraft wurde? War er nicht vorhin noch der festen Überzeugung gewesen, dass er mit Gackt reden konnte und danach vielleicht wieder alles besser werden würde? Er sollte sich wohl nichts mehr vornehmen. Aber er war doch selbst Schuld. Anscheinend hatte er Gackts Wünsche nicht ernst genug genommen. Und der Braunhaarige war auch noch so rücksichtsvoll gewesen und hatte sich für Hyde gequält, damit dieser sich nicht allzu unwohl fühlte. Was war er eigentlich für ein Freund? Wie schlecht musste es Gackt gehen, wenn der sich sogar bei seiner kleinen Nichte aussprach, ihr von seinem Kummer erzählte? Er hatte das stumpfe Gefühl, er bekam gar nichts mehr mit, was ihn nicht indirekt betraf. Immerhin.. hatte er gewusst, dass Gackt nun Onkel war? Nein.. und dabei schien die Kleine noch nicht mal älter als vier Monate zu sein... es war so deprimierend... Keuchend blieb Hyde stehen, betrachtete wieder die Ringe des Juweliers, vor dem er auch vorhin schon gestanden hatte. „Überleg dir gut, was du tust...“, wisperte er seinem Spiegelbild zu. „Du wirst ewig mit dieser Entscheidung leben müssen...“ Seufzend wischte er sich über die Augen, atmete dann noch einmal tief durch. Er liebte Gackt doch... und er wollte, dass der andere glücklich war. Er wollte verdammt nochmal doch nur ein guter Freund sein! Denn so, wie er sich im Moment benahm, hatte er den Sänger wirklich nicht verdient. Wann kam es schon mal vor, dass Gackt ihm von seinen Wünschen erzählte? Von Ängsten, Sehnsüchten? Eben – so gut wie nie. Und dann tat es der andere mal und Hyde ging ihm aus dem Weg, um es sich selbst einfacher zu machen. Herrgott, er hatte es immer noch nicht gelernt! Er würde schon das Richtige tun, er musste einfach nur auf sein Gefühl vertrauen... „Ga-chan..?“ Vorsichtig steckte Hyde den Kopf ins Schlafzimmer, wo Gackt noch immer mit seiner Nichte lag. Der Braunhaarige sah auf, lächelte und winkte ihn zu sich. Sofort krabbelte Hyde auf das Bett, war dabei aber ziemlich vorsichtig und schmiegte sich sachte an die Seite seines Freundes. „Tut mir Leid, dass ich vorhin geschrien habe, ich.. hab mich erschreckt..“, murmelte der Ältere und sah seinen Freund entschuldigend an. Dieser legte einen Arm um ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ist schon okay.. sie hat sich auch nur erschreckt. Außerdem hätte ich dich ja anrufen und dich.. 'vorwarnen' können..“ Hyde schüttelte nur leicht den Kopf, küsste Gackt dann sanft und legte seinen Kopf auf seine Schulter, schloss die Augen. „Du bist ganz kalt.. warst du nochmal draußen?“, wollte Gackt wissen, während er mit seiner Hand etwas unter Hydes Oberteil glitt und über die weiche Haut strich. „Hmmm.. ich wollte dich kurz alleine mit der Kleinen lassen, damit sie sich wieder beruhigt. Aber Ga-chan? Wie heißt sie? Und.. warum weiß ich nichts davon? Also.. dass du jetzt.. Babysitter spielst..“ Gackt seufzte leise auf. „Ich wollte es dir schon vor ein paar Tagen sagen.. meine Schwester hatte total vergessen, mich darüber zu informieren, dass ich nun Onkel wäre und.. na ja.. ich hab nie den richtigen Zeitpunkt gefunden und schließlich hab ich es vergessen. Und als sie dann heute mit der Kleinen vor der Tür stand.. na ja.. da konnte ich ja schlecht nein sagen, oder? Sie wollte mit ihrem Mann einfach mal ein paar ruhige Stunden und keine ihrer Freundinnen hatte Zeit, außerdem meinte sie, ich hätte ja ein gutes Recht die Kleine kennen zu lernen. Und sie heißt Ami.. warum auch immer meine Schwester diesen Namen ausgesucht hat... vielleicht passt er ja irgendwann zu ihr..“ Hyde lachte leise auf, runzelte die Stirn. „Wieso passt er irgendwann zu ihr? Hättest du ihr wieder einen.. ausgefallenen Namen gegeben? Nein, warte! Sie hätte an die zwanzig Namen gekriegt, damit du die schön schreien kannst und die gesamte Nachbarschaft sofort Bescheid weiß, wenn sie was angestellt hat, richtig?“ Gerade als Gackt antworten wollte, klingelte es. Hyde wollte schon aufstehen, da hielt ihn der Braunhaarige zurück. „Das wird meine Schwester sein, ich bring ihr eben Ami runter, du kannst ruhig hier bleiben, ich komme wieder..“ Mit diesen Worten war der Sänger auch verschwunden und sein Freund lag alleine im Bett. Er seufzte. Wieso sollte er denn hier bleiben? Gackts Worte hatten nicht nach einem Vorschlag, sondern viel mehr nach einem Befehl geklungen – auch, wenn sie nicht so zu verstehen gewesen wären, wäre man nur von der Wortwahl ausgegangen. 'Du KANNST ruhig..' Erneut schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf, drehte sich dann auf den Rücken und holte das kleine Kästchen hervor, das er sich in den Ärmel geschoben hatte, damit es Gackt nicht sofort sah. Langsam öffnete er es, sah den silbernen Ring aufblitzen und strich matt lächelnd über das kleine Schmuckstück. Er konnte immer noch nicht fassen, dass er ihn gekauft hatte. Immerhin war das alles so eine.. spontane Aktion gewesen. Selbst die kleine Gravur hatte er sofort gemacht bekommen. Das Datum des Tages, an dem sie zusammen gekommen waren.. „Da bin ich wie-..“ Den Rest von Gackts Aussage, ging in einem.. hektischen Anfall von Hyde unter, als dieser eilig das Schmuckkästchen zuklappte und dieses unter seinen Rücken legte. „Ging.. aber .. schnell...“, bemerkte er natürlich total unauffällig und lächelte Gackt an. Dieser zog eine Augenbraue hoch. „Was hast du da, Haido?“, fragte er, während er langsam auf das Bett zu kam. „Wo hab ich was?“, stellte dieser sofort die Gegenfrage. „Na.. du hast doch gerade.. was vor mir versteckt!“ Gackt setzte sich nun auf das Bett und krabbelte langsam über Hyde. Dieser lächelte unsicher. „H-Hab ich das?“ Der Braunhaarige nickte. „Hast du..“, bestätigte er. Na super... wenn Hyde eines nicht konnte, war es, Gackt etwas zu verheimlichen. Das schloss Überraschungen und Ähnliches mit ein. Kein Wunder also, dass er bisher noch keinen romantischen Abend für ihn organisiert hatte. Der Sänger würde das sowieso schon eine Stunde später wissen. So war es doch auch immer bei den Weihnachts-- und Geburtstagsgeschenken gewesen. Oder irgendwelchen Überraschungspartys, die Hyde geplant hatte. Okay.. es war EINE gewesen. Eine einzige. Danach hatte You es ihm verboten und das mit den Jungs vom JOB in die Hand genommen. Er hatte sich damals ziemlich mies gefühlt, weil Gackt gar nicht mehr so überrascht gewesen war, als er nach Hause gekommen war, wie er es hätte sein sollen. Letztendlich hatte er sich wohl einfach verplappert, weil er immer so verdammt nervös wurde und Angst hatte, dass sein Freund was bemerkte. Dass genau DAS dabei auffällig war, wusste er ja.. aber wie man sah, bekam er es immer noch nicht auf die Reihe... „Rück es heraus. Ich mag es nicht, wenn du Geheimnisse vor mir hast..“, sagte Gackt und lächelte dabei zuckersüß, sodass Hyde noch mehr in die Enge getrieben wurde. „Ich HABE doch gar nichts!“, log er und zog einen Schmollmund – in der Hoffnung, den anderen dadurch erweichen zu können. „Gib es her, Haido~“ „Was denn?“ „Das, was du da eben unter deinem Rücken versteckt hast!“ „Ich habe nichts versteckt!“ „Lüg mich nicht an!“ „Dann zwing mich nicht zu Dingen, die ich nicht tun will!“ „...du hast es zugegeben, Schatz..“ „Was habe ich zugegeben, Ga-chan?“ „Na dass du etwas versteckst..“ „Habe ich gar nicht!“ „Doch, gerade eben..“ „Ga-chaaaaan~“ „Ja..?“ „Das geht dich alles gar nichts an...“ „Also hast du da wirklich was? Zeig es mir..“ „Nein..“ „Bitte....“ „Nein.“ „..bitte..“ „NEIN!“ „Gut, dann hol ich es mir eben!“ Mit diesen Worten presste er seine Lippen auf Hydes, der nun wirklich verzweifelt wirkte und Gackts Hand aufzuhalten versuchte, die sich unter seinen Rücken schieben wollte. „Ga-chan!“, nuschelte er empört in den Kuss und umfasste das Handgelenk des Jüngeren. Doch dieser lächelte nur leicht und versuchte es mit der anderen Hand, welche aber natürlich auch gleich von dem Schwarzhaarigen festgehalten wurde. „Haido!“, murrte Gackt und löste den Kuss, sah den anderen gespielt böse an. „Ich will es doch nur kurz sehen. Wenn es mich nichts angeht, wieso hast du es dann hier, hm? Also.. komm schon, du entkommst mir sowieso nicht...“ Hyde seufzte tief, neigte seinen Kopf etwas zur Seite und schielte zur Tür. Wenn er den anderen jetzt losließ und dann ganz schnell rannte, hatte er dann eine Chance..? „Vergiss es..“, sagte Gackt amüsiert und warf ebenfalls einen Blick zur Tür. „Bevor du aus dem Bett gestolpert bist, stehe ich schon längst in der Tür..“, antwortete Gackt als hätte er die Gedanken seines Liebsten gelesen. „Du hast nur zwei Möglichkeiten.. entweder du gibst es mir freiwillig oder ich hol es mir mit Gewalt. Beschwer dich hinterher nicht, dass du einige Knutschflecke, Bissspuren und wohl auch Kratzer auf deinem hübschen Körper hast ... ach.. hast du übermorgen nicht ein Fotoshooting?“ Das Grinsen des Solisten war so siegessicher, dass sein Freund nur seufzen konnte. „Die nehme ich in Kauf!“, knurrte er und blickte Gackt stur in die Augen. „Wenn das so ist...“ Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern, befreite eine Hand aus dem Griff des Kleineren und bog sein Handgelenk schmerzhaft nach hinten. Normalerweise widerstrebte es ihm, Hyde weh zu tun. Aber da er ihm das Handgelenk ja nicht brechen, sondern ihn nur zu einer gewissen Reaktion bringen wollte, nahm er das in Kauf. Er würde sich hinterher dafür ausgiebig entschuldigen. „Haah~ Ga-chan, du tust mir WEH!“, kreischte Hyde fast schon und ließ auch Gackts andere Hand los, um seine eigene aus dem Griff des Größeren zu befreien. Dieser ließ ihn sofort los und rutschte ein wenig weg. Verwirrt betrachtete der Schwarzhaarige seinen Freund, rieb sich dabei das Handgelenk. „Zu schade, dass du dich immer vor Schmerzen aufbäumst, hm?“, fragte Gackt schließlich breit grinsend und hielt Hyde die kleine Schachtel entgegen. Die Augen des Älteren weiteten sich sofort. Das hatte er gar nicht bemerkt... „Gib es her!“, maulte er und griff nach dem Kästchen, doch Gackt hob seinen Arm in die Höhe. „Zu spät...“ Lächelnd öffnete Gackt seine Eroberung mit zwei Fingern und hielt sofort darin inne, Hyde zurückzuhalten, als er den Inhalt sah. Fast schon verstört wirkend sah er seinen Freund an, welcher den Kopf gesenkt hatte und seine Hände in die Bettdecke krallte. „H-Haido..?“, fragte Gackt mit zittriger Stimme. „Was..-“ „Wieso musst du mir immer alles kaputt machen?“, unterbrach Hyde den Sänger leise. „Wieso.. kannst du mich dich nicht einmal im Leben.. richtig überraschen lassen? Du lässt mir nie die Chance, mich für alles zu bedanken, was du bisher gemacht hast. Immer bist du es, der irgendwas für mich vorbereitet, damit wir einen schönen Abend miteinander verbringen können... mir ist ja klar, dass ich dieses Schloss nicht hätte mieten können, um mit dir einen tollen.. außergewöhnlichen Tag zu erleben. Ich weiß, dass wir nicht mal bis zum Essen gekommen wären, aber... deswegen wollte ich doch wenigstens jetzt.. ein bisschen was Romantisches für dich machen, wollte dir zeigen, dass ich dich liebe.. und du? Du versaust es mir. Schon wieder. Du verdirbst mir schon jedes Jahr deinen Geburtstag und Weihnachten.. reicht das nicht?“ Hyde biss sich auf die Unterlippe, um die Tränen seiner Enttäuschung zurückhalten zu können, als er Gackt ansah. „Ich habe dich vorhin gehört! Als du Ami das alles erzählt hast... ich scheine wirklich ein schlechter Freund zu sein, wenn du lieber einem Baby deine Sorgen erzählst als mir, was? Weißt du.. diese Sache von neulich Abend.. ist auch nicht so ganz spurlos an mir vorbei gegangen. Es hat unglaublich weh getan, deine Verzweiflung zu sehen, deine Tränen zu spüren und nichts sagen zu dürfen, weil ich sonst etwas kaputt gemacht hätte – weil ich DICH sonst kaputt gemacht hätte. Jedes Mal, wenn wir an ein paar Kindern vorbeigegangen sind.. meinst du nicht, ich habe deine Blicke bemerkt? Ich behaupte mal, dich nach drei Jahren Beziehung und einigen Jahren Freundschaft gut genug zu kennen, sodass ich dein gekünsteltes von einem ehrlichen Lächeln und ein trauriges von einem glücklichen Gesicht unterscheiden kann. Ich.. Ga-chan, ich...“ Er hielt inne, schluckte schwer. „Ich habe lange darüber nachgedacht. Über das, was du gesagt hast... du weißt, dass ich dich liebe... dass ich Megumi verlassen habe, weil ich diese Gefühle für dich hatte... und du solltest wissen, dass du mir die beste Zeit meines Lebens geschenkt hast. Auch, wenn es nicht immer so perfekt war... Aber das gehört doch dazu. Es kann nicht immer alles perfekt sein... auch du nicht. Du bist ein Mensch mit Gefühlen und ich hasse dich dafür, dass du trotz der langen Zeit immer wieder versuchst, mir was vorzumachen. Es kommt so selten vor, dass du über Dinge redest, die dich beschäftigen. Das macht mich fertig.. das nagt an mir. Ich will doch nur... dein Vertrauen. In jeder Hinsicht. Ich wäre dir gerne der Freund, den du verdienst.. aber das kann ich nicht sein, wenn du abblockst... deswegen wollte ich dich wenigstens.. jetzt unterstützen.. ich wollte dir zeigen, dass es mir ernst ist, dass ich dich brauche.. und dass ich mein ganzes Leben mit dir verbringen will...“ Gackt, der Hydes Monolog einfach nur still und fassungslos angehört hatte, löste sich jetzt aus seiner Starre und zog den Schwarzhaarigen in seine Arme, drückte ihn fest an sich. „Tut mir Leid...“, wisperte er, „Es tut mir so Leid, Haido. Ich wollte dir nicht irgendwie weh tun oder dir das Gefühl geben, dass ich dir nicht vertraue. Ich.. vertraue dir mehr als jedem anderen Menschen dieser Welt.. und ich brauche dich... ich weiß, dass ich dich mit meinen Wünschen überfordert habe, deswegen wollte ich auch, dass du nichts sagst, dass wir nicht mehr darüber reden. Nur deswegen. Ich wollte es dir nicht unnötig schwer machen. Ich habe nicht daran gedacht, dass dich genau das so fertig machen könnte...“ Eine ganze Weile saßen sie einfach nur schweigend da, hielten den anderen fest umklammert und hingen ihren Gedanken nach. Das eben war keine richtige Aussprache gewesen und eine Sache war immer noch geklärt. Aber Hyde war bewusst, dass er dazu den ersten Schritt machen musste. Gackt würde nicht noch einmal damit anfangen... „Ga-chan..?“, fragte er leise, ohne den Kopf zu heben. „Hm..?“ Hyde lächelte leicht. „Ich liebe dich...“, nuschelte er. Der Braunhaarige lächelte ebenfalls, strich seinem Freund über den Hinterkopf. „Ich dich auch, Haido...“ „...und ich will eine Familie mit dir...“, fügte Hyde sofort hinzu, hielt anschließend die Luft an. Er spürte, wie Gackt sich etwas versteifte und seine Hand sofort in die weichen Haare Hydes krallte. Vermutlich hatte er gerade die Augen vor Schreck weit aufgerissen und dachte, sich verhört zu haben. Doch bevor er doch noch etwas sagen konnte, löste sich der Ältere der beiden etwas aus der Umarmung und blickte seinen Gegenüber sanft an. „Ich sagte doch.. ich habe lange darüber nachgedacht. Ich weiß, wie ernst dir das alles ist.. du würdest so was nie aus einer Laune heraus sagen. Ich.. will, dass du nach Hause kommst und denkst, dass da dein MANN auf dich wartet, nicht dein Freund. Und ich möchte, dass du später dann sofort von deinen Kindern umzingelt wirst, wenn du die Tür öffnest. Dass du sie der Reihe nach lächelnd auf den Arm heben kannst, sie liebevoll begrüßt und sie dann zum Spielen schickst, zu mir in die Küche kommst, wo ich schon fleißig das Abendessen koche, mich an dich ziehst, mich küsst und mir sagst, wie sehr du mich vermisst hast. Ich weiß auch, dass das kein leichter Weg wird.. dass ich dir diese Kinder nie schenken kann, aber... es gibt doch andere Möglichkeiten. Und das mit dem Heiraten... wenn es offiziell nicht geht, wieso.. veranstalten wir dann nicht unsere eigene Trauung? Hauptsache, WIR fühlen uns als.. Ehepaar, oder nicht? Meinetwegen darf You uns zu Mann und Mann ernennen, ist mir ganz egal... aber ich möchte das Gefühl haben, dass wir beide.. eine engere Bindung eingegangen sind. Lass uns das machen, ja? Nicht sofort, aber irgendwann.. wir haben doch Zeit... so viel.. Zeit...“ Mit diesen Worten strich Hyde dem anderen über die Wange, legte ihm sanft die Lippen auf. Es dauerte einen Moment, bis Gackt sich soweit gefangen hatte, um den leichten Druck zu erwidern, doch sofort intensivierte er den Kuss, spielte fast schon sehnsüchtig mit der Zunge seines Freundes. Er konnte es immer noch nicht fassen.. das, was Hyde da eben gesagt hatte... das war wirklich unglaublich. Als sie sich voneinander lösten lächelte Hyde immer noch, während Gackt wohl nicht wusste, wie er nun gucken sollte. Einerseits war er so glücklich – anderseits einfach nur fassungslos. „Gefällt er dir wenigstens..?“, wollte Hyde schließlich wissen und nickte leicht in Richtung des Ringes, der sich immer noch in dem Kästchen in Gackts Hand befand. „Ich.. wie gesagt.. ich hätte gern etwas Romantisches vorbereitet, aber.. ich wusste nicht genau was und wollte es mir deswegen mit dir heute gemütlich machen.. und dir den dann geben, aber du hast es ja unbedingt sehen wollen.. und dabei hast du mir weh getan!“ Den Schmollmund, den der Schwarzhaarige zog, küsste Gackt sofort weg. „Entschuldige. Ich.. hasse es nur, wenn du Geheimnisse vor mir hast... hätte ich gewusst, dass es dir so wichtig ist, mich hin und wieder zu überraschen, hätte ich dich doch all die Jahre machen lassen... Tut mir Leid, Haido..“ „Jetzt ist es ein klein wenig zu spät, meinst du nicht? Du wirst dich in diesem Punkt sowieso nicht ändern...“ Hyde lächelte leicht, fuhr durch Gackts Haare. Dann aber nahm er ihm den Ring wieder aus der Hand und ließ sich zurücksinken, betrachtete ihn nachdenklich. „Würde es dir denn reichen..?“, wollte er wissen, wandte seinen Blick aber nicht von dem silbernen Schmuckstück ab. „Was meinst du?“, hakte Gackt nach und legte sich neben den anderen, bettete seinen Kopf an seine Schulter. „Das, was ich.. dir vorhin praktisch angeboten habe.. immerhin wäre es so gut wie unmöglich.. 'legal' zu heiraten, oder sehe ich das falsch..?“ Vorsichtig sah der Kleinere zu Gackt, strich ihm mit der freien Hand über die Wange. Sofort legte sich eine von dem Braunhaarigen auf sie. „Haido.. Traum und Realität unterscheiden sich normalerweise, oder etwa nicht? Normalerweise sollte es für mich schon ein Traum sein, so neben dir liegen zu dürfen.. und ich erwarte immer mehr.. das ist falsch, das weiß ich. Deswegen mach dir keine Sorgen, ja? Ich finde es unglaublich süß von dir, dass du diesen.. hm.. ich nenne es mal... Kompromiss eingehen willst, dass es von dir aus kam. Und solange ich mir selbst sagen kann, dass ich einen wunderbaren Mann Zuhause habe, der auf mich wartet, bin ich glücklich, glaub mir. Denk nicht, dass du mir nicht gerecht wirst und mir deswegen Dinge schenken musst, die du selbst nicht möchtest. Wir haben doch Zeit.. was sind schon drei Jahre, wenn noch mindestens fünfzig dazu kommen? Eben.. nichts. Und die Sache mit den Kindern.. lass uns da ja nichts überstürzen. Solange ich dich habe, Haido.. ist alles okay, hm? Ich brauche erst einmal nur dich...“ Lange schwieg Hyde auf diese Aussage hin, traute sich nicht mal richtig, Luft zu holen. Dann aber schlich sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen. Schnell krabbelte er aus dem Bett, fiel aber fast hin, als Gackt überraschenderweise nach seiner Hand griff und ihn fast schon ängstlich ansah. „Wo willst du hin?“, fragte er und verstärkte seinen Griff um Hydes Handgelenk, welchen dieser nur abschüttelte. „Setz dich..“, sagte er und zog Gackt ein wenig hoch, sodass seine Beine auf dem Boden standen und er auf der Bettkante saß. Dann ging er vor ihm auf die Knie und grinste Gackt an, nahm langsam den Ring aus der Schachtel und ließ diese achtlos auf den Boden sinken. „Das tust du nicht!“, sagte der Braunhaarige sofort und wollte den Kleineren schon hochziehen, doch dieser blieb stur auf dem Boden knien. „Wieso nicht? Du hast doch gesagt, du freust dich über diesen Kompromiss, also lass es mich zu Ende führen!“ „HAIDO! Das sieht pervers aus!“ „Na und? Nur du siehst mich und du weißt, dass ich ich keine unanständigen Dinge mit dir tun will, also stell dich nicht so an..“ „Aber du bist die Frau in unserer Beziehung!“ „Das will ich jetzt überhört haben, ich bin älter..“ „..du liegst immer unten..“ „......das hat doch jetzt damit gar nichts zu tun!“, protestierte Hyde nun fast schon empört. Gackt lachte. Doch es war nicht wie sonst in solchen Situationen ein leicht herablassendes sondern eher ein.. nervöses Lachen. Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn. „Es ist dir unangenehm...“, stellte er fest. „So unangenehm und peinlich, dass du jetzt sogar rot wirst.. oh mein Gott, Ga-chan, das ist so niedlich...“ Hyde musste der Versuchung widerstehen, dem anderen wie einem kleinen Kind in die Wange zu kneifen. Der andere brummte auf diese Aussage hin nur etwas und konnte nichts dagegen tun, dass seine Gesichtsfarbe noch ein wenig mehr ins Rote ging. Hyde hatte seinen Freund wirklich selten so erlebt. Nur manchmal, wenn Gackt solche sentimentalen und kitschigen Phasen hatte.. da redete er gern mal um den heißen Brei herum, weil ihm da selbst das Thema Sex ein wenig unangenehm wurde. Und wenn das bei GACKT vorkam.. dann war das wirklich was besonderes. Er konnte sich noch lebhaft an einen Abend erinnern, an dem sie wieder mal miteinander geschlafen hatten und eng umschlungen im Bett gelegen waren, sich kleine Zärtlichkeiten geschenkt hatten. Sein Freund hatte ganze fünfzehn Minuten gebraucht um ihm klar zu machen, dass er gefühlvollen, langsamen und sanften Sex genoss und es ihm schrecklich Leid tat, dass er oft regelrecht über Hyde herfiel, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte. Gackt hatte so viel gestottert, inne gehalten und herumgedruckst, dass er sicher eingeschlafen wäre, hätte es ihn nicht so brennend interessiert, was der andere ihm hatte sagen wollen. Er genoss solche Momente. Solche, in denen man merkte, dass Gackt eben doch der Jüngere war, manchmal schwächer war als er zugeben wollte und das vor Hyde zugab. Es bedeutete ihm immer so unglaublich viel. Ein kleiner Seelenstriptease hatte ihm noch nie geschadet... „Darf ich trotzdem weiter machen..?“, fragte der Ältere schließlich und griff dabei nach Gackts linken Hand, streichelte über seinen Handrücken. Dieser nickte – wenn auch nur zaghaft. Hyde räusperte sich, holte dann einmal tief Luft und sah den anderen liebevoll an. Doch anstatt wie geplant die Frage zu stellen, lachte er nun selbst nervös auf. „Ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll...“, nuschelte er verlegen. Jetzt, wo er so vor Gackt kniete, kam er sich wirklich dämlich vor. Gackt selbst verzog nur leicht das Gesicht, rutschte dann aber ebenfalls auf den Boden und zog die Schublade seines Nachtschränkchens auf, kramte ein wenig darin herum und holte schließlich etwas hervor. „Ich wollte dich zu Weihnachten überraschen...“, murmelte er und hatte schließlich einen Silberring in der Hand, der einen kleinen blauen Stein umfasste. „Also du siehst... mir gelingen auch nicht immer alle Überraschungen.. lass uns doch.. diese blöde Frage einfach übergehen, was hältst du davon..?“ Ehe Hyde hätte antworten können, schob Gackt ihm den Ring schon über den linken Ringfinger. „Denn ich will nichts mehr als für immer mit dir zusammen sein...“, wisperte der Braunhaarige und küsste seinen Freund zärtlich auf die Lippen. „Ich.. Ich doch auch...“, hauchte Hyde leicht fassungslos und schob Gackt den Ring in seiner Hand fast schon automatisch an den Finger. Lächelnd küsste nun er ihn, besiegelte damit sein Versprechen und schlang die Arme um Gackts Nacken. Dieser erhob sich etwas, zog Hyde dabei mit sich in die Höhe und ließ sich mit ihm zurück aufs Bett fallen, rollte sich aber augenblicklich über ihn. Er strahlte ihn an, als sie sich voneinander lösten und verschränkte ihre Finger miteinander. „Ich liebe dich...“ „Ich liebe dich auch...“ Hyde lächelte wieder sanft, legte seine Lippen erneut auf Gackts und ließ zu, dass dieser den Kuss auch sofort intensivierte. Als sie sich schließlich schon leicht keuchend voneinander lösten, hatte der Brünette ein anzügliches Grinsen auf den Lippen. „Und jetzt wird es Zeit, unsere Familienplanung in die Tat umzusetzen..“, schnurrte er, woraufhin Hyde lachte. „Ich dachte, damit haben wir noch Zeit..?“, fragte er und legte unschuldig den Kopf schief. „Hm.. ja, aber bis du schwanger bist, sind wir soweit, glaube ich...“, lachte Gackt und strich seinem nun Verlobten liebevoll durch die Haare. „Glaubst du denn, ich werde überhaupt schwanger..?“, wollte dieser wissen. „Nun.. stehen würde es dir ja... so ein kleiner runder Bauch... und wir können es ja mal versuchen, oder? Vielleicht auch zweimal oder dreimal... oder so an die hundertmal... ganz egal.. wir haben alle Zeit der Welt...“ Wieder lächelte Gackt, küsste Hyde sanft und wanderte mit seinen Lippen dann zu dessen Hals. Der Ältere grinste nur schwach und verkniff sich jeglichen weiteren Kommentar. Für Gackt würde er sich sogar Kissen unter die Oberteile schieben oder sich solche Polster umbinden, damit er einen runden Bauch bekam. Hauptsache sein Geliebter war glücklich, alles andere war egal... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)