2178 von Starwings ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 3: Das Waffen Allerlei ----------------------------------------- "Hey Lane, hast du noch ne intakte Glühbirne?" "Wofür brauchst du ne Glühbirne?", fragte der Zwergenwüchsige. Seine grauen Augen musterten Ryo argwöhnisch. Lane hatte eine Glatze und trug eine ärmellose schwarze Lederjacke über einem weißen T-shirt, welches mit Öl voll gekleckert war. Die dunkle Jeans und die schwarzen Stiefel trugen den Rest zu dem unsympathischen Aussehen des kleinen Mannes bei. Seine Ohrringe blitzten gefährlich. "Ach, das Licht im Kühlschrank ist kaputt gegangen", antwortete Ryo beiläufig und schaute sich die Werkstatt an, um den Blicken des kleinen Mannes auszuweichen. "Ja, ja, genau, das Licht im Kühlschrank. Witzknicker, verarschen kann ich mich selber. Rück raus, was brauchst du schon wieder? ...ach ja, die neun Bolzen krieg ich ersetzt." Mist der Zwerg hatte es gemerkt. Ryo versuchte sich den ertappten Gesichtsausdruck zu verkneifen, aber das gelang ihm mehr schlecht als Recht. Als er einen Schritt nach vorne machte, knallte er gegen die niedrige Lampe der Werkstatt. Mit seinen 1,82m war er eindeutig zu groß. "Die hängt doch nicht etwa zu tief für dich?", kam die Antwort schadenfroh, von dem gerademal 1,10m großen Mann. Überall waren Ölflecken auf dem Boden und Ersatzteile türmten sich in den zahllosen Regalen. Zudem stand noch ein kaputtes Armeefahrzeug in der hinteren Ecke des Raumes - wobei keiner wusste, wie der Mechaniker das Ding hier rein bekommen hatte. Durch die Tür passte es jedenfalls nicht. Im Moment bastelte das Technikwunder an einer neuen Antriebswelle für den Generator, denn der drohte schon bald den Geist aufzugeben. "Au... ich brauch eigentlich nur einen neuen Motor", gab Ryo kleinlaut zu. "Du Spinner, jetzt hast du das schöne Stück endgültig geschrottet!" "Hey, das war ja wohl nicht meine Schuld. Was kann ich denn dafür, dass die die Brücke in die Luft gejagt haben? Außerdem bräuchte ich bestimmt keinen neuen Motor, wenn du mir einfach helfen würdest...", gab der Brillenträger genervt zurück. Das war zuviel des Guten. Der Schraubenschlüssel flog durch die Luft und knallte Ryo direkt vor die Stirn. "Sechs Mal! SECHS Mal, hab ich das Ding jetzt schon repariert. Meinst du nicht, irgendwann ist's gut gewesen! Jüngelchen, entweder, du fährst das Ding endlich mal länger als vier Wochen ohne es zu schrotten, oder ich werde es persönlich in seine Einzelteile zerlegen!" Ryo wusste wann es Zeit war abzuhauen und das war eindeutig jetzt. "Kann ich mit deiner Hilfe rechnen?", fragte er bevor er sich vor die Tür rettete. "RAUS!!!!", schallte es ihm hinterher und der Werkzeugkasten knallte vor ihm an die Wand. "Hey, du hättest mich treffen können", hakte er noch einmal hinterher. Und rannte so schnell ihn seine Beine trugen davon. Rafael war auf dem Schützenplatz, der den ehemaligen Parkplatz des Gebäudes darstellte. Mittlerweile erinnerte jedoch nur noch wenig daran. Die Autos waren verschwunden und an einigen Stellen war der Asphalt in arge Mitleidenschaft gezogen worden. Dort stand der Schütze nun und durchlöcherte die aufgestellten Betonziele. Eine Kugel nach der anderen schlug in ein und dasselbe Loch ein. Keines der Geschosse wich auch nur einen Millimeter vom Ziel ab. Herz, Kopf, Lunge... All diese Schwachstellen kannte der Meisterschütze und er nutzte sie bei jedem Schuss aufs Neue. Noch nie hatte eines seiner Projektile sein Ziel verfehlt. "Hey, Rafael, warum verschwendest du deine Kugeln an diesem Betonklotz?" "Ich übe, dass sollte dir als Antwort genügen." Ryo war hinzugekommen und schaute auf den hundert Meter entfernten Klotz. Er konnte nicht einmal die Einschussstelle erkennen. "Du, ich hab mir überlegt, dass Shiroi auch eine Waffe bekommen sollte." "Sie hat sich also entschieden hier zu bleiben", stellte Rafael nüchtern fest. Ryo nickte:" Was meinst du? Welche Waffe wäre am ehesten geeignet für sie?" "Gib ihr ne Scharfschützenwaffe, mit eingebautem Zielvisier und explosiven Geschossen. Am besten das fünfziger Magazin, das dürfte auch nicht zu schwer für sie sein", kam die Antwort, ohne das der Schütze Ryo auch nur aus den Augenwinkeln ansah. "Ja, das ist vielleicht am ratsamsten. Danke Alter", dabei klopfte er dem Schützen auf die Schulter, genau in dem Moment in dem Rafael schießen wollte. Das Geschoss schlug wieder im Beton ein. Diesmal jedoch einen Millimeter tiefer. Der Meisterschütze schaute Ryo mit funkelnden Augen hinterher. Na warte, dass wirst du noch zurück bekommen. Ryo nahm die Stufen zum östlichen Abschnitt und blickte durch die zerstörten Fenster nach draußen. In dem großen Treppenhaus zog es furchtbar, da fast die ganze Glasfront beschädigt war und der Wind durch jede Ritze pfiff. Der junge Mann blieb einen Augenblick stehen und ließ die Aussicht auf sich wirken, während sein Schlips emsig im Wind flatterte. Ein einziges Trümmerfeld nahm die weiten Ebenen der Stadt ein, doch das Leben hatte den Kampf wieder aufgenommen. Erste Pflanzen begannen auf dem Boden zu wachsen und in den Gärten des Lagers gab es bereits wieder Blüten. Vielleicht gab es ja in diesem Jahr zum ersten Mal wieder Früchte und Samen. Er schauderte leicht und machte sich dann weiter auf den Weg nach oben. In der zweiten Ebene angekommnen klopfte er an Shirois Tür an und führte sie dann hinab auf die erste Ebene. Neugierig schaute das 1,65m große Mädchen durch die offenen Türen und zog den Kopf eilig zurück, wann immer sie auf die Blicke anderer Menschen traf. Die meisten der Zimmer waren Gemeinschaftsschlafzimmer auf deren kalten Böden Matrazen oder auch nur einfache Decken lagen. Möbel gab es kaum, höchsten improvisierte Regale, die an den Wänden hingen und so zumindest ein wenig Stauraum boten. "Sag mal Ryo... Wie viele Menschen leben hier", fragte die Weißhaarige neugierig. "Viel zu viele... oder auch zu wenige, wenn man bedenkt, dass in dieser Stadt einst hunderttausende gelebt haben...", traurig wanderte sein Blick nach unten, er fuhr aber trotzdem fort, "Hier im Lager leben ungefähr 150 Menschen, davon sind knapp 40 ausgebildete Kämpfer, der Rest sind kleine Kinder, Mütter oder ältere Menschen." Ryo wandte den Kopf zu seiner Begleiterin und sah, wie interessiert sie die Zimmer der Frauen musterte. Was würde sie erst sagen, wenn sie die Sauställe in den Männerlagern entdeckte. Er grinste vergnügt, während Shiroi ihn nur verwirrt ansah. "... Schon gut, es ist nichts...", verteidigte sich das Genie, "In den sechs Zimmern auf dieser Ebene, schlafen etwa sechs bis acht Personen. Die restlichen sind über oder in den anderen Abschnitten untergebracht." "Wie kommt es, dass nur noch so wenige Menschen hier sind?", hakte die Kleine weiter nach. "Ach, weißt du, es ist ein hartes Leben hier draußen... und es haben nur wenige die letzten großen Kämpfe überlebt", als er die Tränen in den Augen der weihaarigen sah, ergänzte er noch, "Ich bin sicher, dass auch viele fliehen konnten, in andere Städte." Vor einer Tür mit der Aufschrift "Waffenkammer" blieben sie schließlich stehen. "Ey, Leute! Macht das Schild endlich ab. Ihr könnt dem Feind auch gleich einen Zettel ans Tor kleben: Waffenkammer die erste Ebene, vierte Tür links!", rief Ryo durch den Gang. Keine Reaktion... Der Brillenträger seufzte und krempelte sich den rechten Ärmel hoch. Shiroi schaute ihm etwas skeptisch zu, das Schild war immerhin festgeschraubt. Wie wollte er das abbekommen? Ein Knacken und Krachen später, war das Schild runter. Ryo warf es einfach zur Seite und öffnete die Tür. "Ach ja! Bevor ich's vergesse, schreibt noch drunter: Schlüssel braucht ihr nicht, wir haben offen gelassen", schallte es wieder durch den Gang, "Idioten..." Der Raum platzte fast aus allen nähten. Überall standen Waffen und das wenige Licht, das durch die vernagelten Fenster fiel, machte die Suche nicht gerade einfacher. "Das war doch irgendwo hier... Moment, hier nicht... da auch nicht... Vielleicht hier im Schrank... Oh, ganz schlechte Idee", fluchte er als ihm sämtliche Waffen entgegen kamen. "Wer hat Aufräumdienst diese Woche?", er musterte die Liste am Eingang, "Oh, ich, naja, egal. Morgen ist eh jemand anderes dran, also was soll's." "Wonach suchst du genau?", fragte Shiroi. "Nach einem Scharfschützengewehr..", antwortete Ryo. "Warum krieg ich nicht so ein schönes Schwert wie du?" "Was? Schwert? Nein, keine gute Idee. Du kannst ja gerne mal versuchen eins davon hochzuheben, die sind nicht gerade leicht." Das Mädchen blickte in die Ecke mit den Klingen und versuchte eines davon hoch zu heben. Doch egal wie sehr sie sich anstrengte, sie bekam das Ding nicht mehr als ein paar Zentimeter hoch. "Oh Mann, wie kriegst du das Schwert überhaupt hoch?", wollte sie wissen während sie das Schwert wieder zurück wuchtete. Bei Ryo sah das immer so leicht aus. "Oh, stimmt, das hab ich dir ja noch gar nicht erzählt. Ich verfüge auch über gesteigerte physische Kräfte, sprich, ich bin einfach etwas stärker als andere. Aber mit Axel oder Thomas könnte ich's nicht aufnehmen. Ich sag dir, das sind vielleicht Muskelberge, auch wenn sie nicht so aussehen...", ihm fiel eine kleine Pistole auf den Fuß, worauhin er anfing zu fluchen und das Mädchen nur leicht kichern konnte, "Ah, hier haben wir's ja. Die dürftest du tragen können." Er überreichte ihr ein Gewehr mit einer Länge von gut 110 Zentimeter. Shiroi musterte das große Gewehr. Es war nicht so schwer wie sie erwartete hatte, aber auch nicht gerade leicht. "Was soll ich mit einem so großen Gewehr?" "Da du für den Nahkampf aufgrund deiner Physiologie ungeeignet bist, brauchst du eine Fernkampfwaffe..." "Hätte so eine Pistole, wie bei Rafael nicht auch gereicht?", unterbrach sie ihn. "Wenn du über die sechsfache Sehstärke eines normalen Menschen verfügen würdest... vielleicht. In allen anderen Fällen wäre jeder Treffer reine Glückssache und das kann man sich in Gefechten nun wirklich nicht erlauben... Hier ist noch eine Tasche, damit kannst du das Gewehr über längere Strecken auf dem Rücken tragen." "Danke", damit nahm sie die Waffe ihn empfang, die erstaunlicherweise nicht so schwer war, wie sie erwartet hatte, "zeigst du mir auch wie man damit umgeht?" "Da fragst du besser Rafael, der kennt sich mit Schusswaffen besser aus. Ich könnte dir etwas über den Umgang mit Klingenwaffen beibringen... aber meine Stärken liegen doch ehr bei wissenschaftlichen Fragen", lehnte Ryo mit einem verschmitzten Lächeln ab. "So, ich denke damit bist du fürs erste gut ausgerüstet. Wir sollten dann zum Schützenplatz, unser Meisterschütze ist auch da und...", weiter kam er nicht. Vor ihm baute sich eine schlanke Frau auf. Die braunen Haare reichten ihr bis zu den Hüften und wurden nur von einem Haarband aus dem Gesicht gehalten. Ihre braunen Augen funkelten Ryo böse an. Die Arme hatte sie vor der nicht zu unterschätzenden Brust verschränkt. Sie trug ein langes schwarzes Shirt mit Kapuze und eine enge Jeans. An den Füßen trug sie Chucks. "Du gehst hier nicht raus, bevor du nicht aufgeräumt hast. Du kannst dich doch nicht immer vor deinen Pflichten drücken." "Ähm, hi Elia, freut mich dich zu sehen." "Versuch erst gar nicht dich bei mir einzuschmeicheln. Diesmal räum ich nicht für dich auf!", fuhr sie ihn lautstark an, dann wandte sie sich an Shiroi und ihre Stimme war wieder ruhig und angenehm: "Shiroi, richtig?" Das Mädchen nickte. "Ryo wird noch eine Weile brauchen, also bring ich dich zum Schützenplatz." "Aber... komm schon Elia, nur noch dieses eine Mal, ich versprech dir, nächstes Mal denk ich dran", versuchte es Ryo ein letztes Mal. "Halts Maul, irgendwann verlierst du auch mal deine Glaubwürdigkeit", schnauzte diese ihn harsch an. Shiroi schwieg, sie traute der Frau irgendwie nicht. Wie konnte man von einem auf den nächsten Augenblick so ruhig sein? Das passte irgendwie nicht. "Ich hoffe, ich hab dich nicht verschreckt. Du bist auf einmal so still. Nicht, dass du viel sagen würdest", dabei lächelte Elia sie an und streckte zufrieden ihre Arme nach vorne, während die Hände gefaltet waren. "Was sind deine besonderen Fähigkeiten?" Das Mädchen schaute verlegen auf den Boden: "Ich hab keine. Ich bin ein ganz normaler Mensch." "Tatsächlich, du besitzt keine einzige? Das ist außergewöhnlich, normalerweise besitzt jeder so was... oh, äh, ich wollte dich nicht kränken. Du musst wissen, nicht immer sind diese Fähigkeiten positiv. Wir hatten mal einen Jungen, der immer mit Ohrenschützern rumlaufen musste, weil er ein überdurchschnittliches Gehör hatte. Jedes Rufen und Reden, klang für ihn wie Schreien. Sehr unangenehm, soweit ich mich erinnere hat er fast zwei Jahre kaum geschlafen, bis er die Fähigkeit in den Griff gekriegt hat..." "Und du?", wollte Shiroi wissen. "Ich? Ich weiß nicht genau... Ryo meinte, ich hätte irgendwie einen Mix aus allem. Bei mir sticht keine der Fähigkeiten heraus, deshalb falle ich auch nicht wirklich auf. Ich kann alles ein bisschen besser als andere und alles schlechter, als diejenigen, die wir als Spezialisten bezeichnen... Ah, da sind wir ja schon." Rafael wandte sich um und entdeckte sowohl Shiroi, als auch Elia. "In Ordnung, ich habe verstanden", sagte er nur und die Frau verabschiedete sich. "Komm her, Shiroi." Das Mädchen tat wie ihr geheißen und stellte sich neben den Schützen. Sie nahm das Gewehr aus der Tasche und ließ es Rafael begutachten. "Ja, erstklassige Wahl, genau an dieses Modell hatte ich gedacht... Gut, fangen wir an..." Ein halbe Stunde erklärte er ihr, wie sie die Waffe am besten einsetzte, um eine gerade Schusslinie zustande zu bringen und nicht all zu sehr vom Rückstoß behindert wurde. Dann zeigte er ihr, wie sie das Magazin einsetzen musste und die Waffe sicherte und entsicherte, um zu verhindern dass sie ungewollt losging. "Diese Waffe ist dafür vorgesehen, vom Schützen im Liegen oder Knien benutzt zu werden. Du suchst dir im Kampf einen guten Aussichtspunkt und fixierst von dort aus, entweder die gegnerische Einheit oder Monster... etwas höher vorne, sonst gräbt sich die Kugel in den Boden." Shirois erster Schuss ging ziemlich daneben. Außerdem hatte sie bislang nur Übungsgeschosse im Magazin. Die echten Kugeln waren viel zu kostbar, um sie beim Training zu verschießen. "Lass beide Augen beim Zielen offen, dann triffst du besser", gab ihr Rafael den Tipp, bevor das Mädchen den zweiten Schuss ausführte. Dieser traf zumindest schon mal das Ziel, aber so wirklich zufrieden stellend waren die Schüsse erst nach einer Stunde. "Das Zielen und auf- und abbauen der Waffe werden schnell genug zur Routine. Wenn du jeden Tag übst, solltest du es in einigen Wochen zu einem recht guten Schützen bringen. Aber im Moment, solltest du noch auf gar keinen Fall an irgendwelchen Einsätzen teilnehmen. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss weiter und mich auf meine nächste Mission vorbereiten", verabschiedete er sich. Langsam zog sich der Himmel zu, während Shiroi ihre Waffe wieder auseinander baute und sorgfältig in der Tasche verstaute, wie Rafael es ihr gesagt hatte. Hinter dem Mädchen baute sich das Hauptquartier der Söldner auf. Ein noch recht intaktes dreistöckiges Gebäude, das inmitten der vielen Hochhäuser kaum auffiel und von der Luft aus, leicht für eine Ruine gehalten werden konnte. Im Innenhof befand sich ein kleiner Garten, mit allerlei Nutzpflanzen, der Lieblingsplatz des Mädchens. Pflanzen hatte sie bisher nur von dem Bild in ihrem ehemaligen Gefängnis gekannt. Sie wuchtete sich die Tasche auf den Rücken und wollte bereits ins Gebäude zurück, als sie ein merkwürdiges Geräusch hörte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)