♱ Wunsch zwischen den Zeilen ♱ von Luna-Noir (Barfuss auf Glas) ================================================================================ Kapitel 4: Neue Entdeckungen und einige Scherze ----------------------------------------------- Es war wirklich schwer zu beschreiben. Sie musste arg darauf acht geben in dem Trubel nicht mit jemandem zusammen zu stoßen und alles fallen zu lassen. Also bewegte sie sich langsam durch die Menge, um alles zu erblicken was die Burg zu bieten hatte. Die Leute hatten zwar gute Laune, aber eine trödelnde Magd konnten sie auch nicht gebrauchen, weshalb sie wohl auch ein ums andere Mal unverständliche, aber mit Sicherheit nicht die freundlichsten Worte an den Kopf geknallt bekam. Diese Umgangstöne war sie nicht gewöhnt. Eine ältere Frau hinter ihr trieb sie schließlich unverhohlen voran, indem sie ihr den eigenen Korb unmissverständlich in den Rücken drückte. „Kindchen, du bist zu jung um schon zu trödeln wie eine alte Frau“, meinte sie bestimmt, aber nicht so unfreundlich wie die meisten anderen Leute hier. Marie wandte eben ihren Kopf nach hinten und sah dann, dass die Frau wohl den gleichen Weg einzuschlagen hatte wie sie selbst auch. „Verzeiht, ich bin nie zuvor hier gewesen und einfach überwältigt“, meinte sie mit einem träumerischen Unterton in der Stimme. Die Frau musste lächeln. Dass man sich bei diesem Getöse hier noch so darüber freuen konnte, war ihr neu. „Dennoch wird dein Gemüse deshalb sicher nicht frischer in der Küche angelangen.“ Entgegnete ihr die Alte wieder und bedrängte sie somit erneut weiter zu gehen. „Warum wird so ein großer Aufwand betrieben?“ fragte das junge Mädchen dennoch während sie ihren Blick wieder nach vorne wandte um ja nicht auch noch zu stolpern. „Der Prinz wird heut 18 Jahre alt und der König hat diese Feier veranlasst. Es geht auch das Gerücht um, dass heut der junge Prinz auch ganz offiziell als Thronfolger ernannt werden soll“, erklärte ihr die Alte dann. So etwas fand ja immer nach Ermessen statt, und der König war wohl der Meinung, dass es langsam an der Zeit war. „Deshalb wird auch die Küche so her gerichtet und wir alle haben mehr zu tun als andere Jahre. Es werden viele reiche Leute herkommen, siehst du?“ meinte sie und deutete auf den Teppich, den einige fleißige Damen gerade eifrig am bürsten waren. „Aha… sie tragen wohl keine Schuhe…“ entkam es Marie und die Alte schaute sie perplex an. „Kindchen, du warst wohl wirklich noch nie bei Hofe, was? Geschweige denn hast du noch nicht viel darüber gehört.“ „Nein… das ist das erste Mal. Es war nicht wichtig. Was haben wir denn davon wenn wir es wissen? Wir werden so ein Leben niemals kennen lernen.“ „Kluges Mädchen für dein Alter, aber hast du keine Träume? Wie viele von den jungen Dingern träumen von so etwas… mir ging es damals nicht anders in deinem Alter.“ Umso erstaunter war sie wohl auch, dass sie so dachte. „Das ist naiv…und weit weg von dem was wir erreichen können, warum in einer Traumwelt leben? Sich ihr für einen Moment hin geben gut und schön, aber man sollte in die Realität zurück finden. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich all das hier nicht faszinierend finde. Außerdem bin ich mit meinem Leben ganz zufrieden, auch wenn mein Bruder manchmal ne ganz schöne Nervensäge ist“ grinste die am ende. „Du machst dir selbst was vor. In Wirklichkeit geht es dir sicher so wie vielen jungen Mädchen. Und nun los, ehe uns das Gemüse noch im Korb schlecht wird.“, meinte die Alte und lotste Marie gekonnt in die Küche, wo sie alles hinzubringen hatten. „Henry!!!“, drang es an die Ohren des jungen Prinzen. Sein Kopf wandte sich zur Tür des Stalles, denn er kümmerte sich ja gerade um sein Pferd. „Was willst du?“, fragte er zu Andrew, der ihn nun endlich glücklicher Weise gefunden hatte. „Da seid ihr ja endlich“, meinte dieser und klang ein wenig außer Atem. Denn wenn König William einmal etwas anordnete, dann sollte man das tun. Das Problem war eben nur, dass Henry so gut wie nicht aufzufinden war, was Andrew schon fast befürchtet hatte, dass er noch immer ausreiten war. „Euer Vater wünscht euch zu sehen. Er schien wenig begeistert davon zu sein, dass ihr nicht so engagiert seid in der Vorbereitung wie er selbst es ist.“, erklärte er ihm kurz. „Hast du mich etwa verraten?“, fragte Henry scherzhaft, denn eigentlich konnte sich sein Vater das wohl auch so denken. „Wo denkt ihr hin? Ihr solltet mich besser kennen“, verteidigte er sich auch umgehend, was dem Prinzen ein schelmisches Grinsen auf das Gesicht zauberte. „Reg dich doch nicht so auf. Es gibt genug Leute, die heute Stress machen“, ging er nun auf ihn zu und sah aus der Tür und ein Augenrollen folgte einem Seufzer. „Siehst du was ich meine?“, meinte er und deutete hinaus. „Natürlich weiß ich das, ich kämpfe mich seit einer Stunde da durch um euch zu finden“, er klang leicht genervt, denn das war für jemanden wie ihn alles andere als angenehm. „Du solltest dich nicht so haben, du kannst wenigstens unerkannt überall herum laufen. Nach Ablauf des heutigen Tages wird auch jeder, der mich jetzt noch nicht kennt, erkennen. Man… wie schön muss es doch sein ein Leben fernab von all dem führen zu können, Idyllisch und ganz viel Ruhe, und nicht die ganzen Leute um einen herum.“, er kam eindeutig ins Schwärmen. Das ganze Hofleben war auf Dauer schon nicht wirklich angenehm, auch wenn es dann und wann auch mal seine Vorzüge hatte. Aber als Erbe der Krone konnte er daran ja nicht viel ändern, zumal er niemanden absichtlich derart enttäuschen wollte. Andrew sah seinen Freund an und runzelte die Stirn. Er kannte zwar dessen Einstellung, aber dass er darauf so emotional wurde, das war dann doch sehr ungewohnt. Das lag vielleicht auch an der Tatsache, dass heute wohl endgültig Schluss mit lustig war. Mit der heutigen Zeremonie würde er gewisse Pflichten übernehmen müssen. „Nun komm schon, das sentimentale Zeug passt nicht zu dir“ meinte der junge Höfling zu Henry, nun weitaus freundschaftlicher, da er ihn nicht mehr so förmlich ansprach. „Vielleicht ist mir einfach mal danach, so was soll vorkommen.“, wandte sich der jungen Mann um, begann dann aber frech zu grinsen. „Vielmehr solltest du dich daran gewöhnen, dass sich auch einiges zwischen uns ändern wird.“, es klang nicht überheblich, es war vielmehr eine Feststellung der ganzen Sache. „Was denn, was denn? Noch mehr herum kommandieren, oder noch loyaler könnt ihr mich doch gar nicht mehr machen. Ich stehe und werde auch in Zukunft voll und ganz hinter euch und an eurer Seite stehen“, versprach der junge Mann, was dem anderen ein dankbares Lächeln auf die Lippen legte. Dennoch wandte sich Henry wieder zu seinem Pferd und nahm ihm Sattel und Zaumzeug ab. „Ich hab so einiges läuten hören. Viele interessante Leute sind eingeladen und das alles nur euretwegen. Das bringt einem doch gleich ein viel besseres Gefühl, oder?“ „Wo denkst du hin? Sehr viel eher ist es beschämend, dass diese Leute herkommen, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, nur um zu sehen wie ich vorgeführt werde wie ein Stück Vieh.“, entgegnete der Prinz und legte Sattel- und Zaumzeug ordentlich beiseite. „Ihr seid zu bescheiden, ihr seid immerhin der Prinz und es steht euch zu ab und an auch mal etwas überheblicher zu sein.“ „Du solltest mich besser kennen“ „Leider… umso schwieriger ist es, euch für ein solches Fest zu begeistern, das zu euren Ehren gegeben wird.“ Henry lachte und klopfte dem leicht bedröppelt drein blickendem Andrew auf die Schulter. „Tja, so hat wohl jeder sein Los gezogen. Du versuchst mich zu begeistern und scheiterst, und ich versuch zu fliehen und kann es nicht“, meinte er resignierend, aber grinsend. Etwas Galgenhumor musste einfach sein, denn er wusste, dass es das Beste für das Land war, wenn er ein guter König werden würde. Da sein Pferd nun von einem Stalljungen versorgt wurde ging er wieder zur Tür. „Na dann lass uns mal gehen und meinen Vater aufsuchen… es sei denn, dir ist die Gesellschaft der Pferde lieber.“ „Ah, da kennt ihr mich aber schlecht. Da hab ich lieber einen sturen Bock vor mir als eine bockige Stute“ lachte Andrew und folgte Henry schließlich, der sich nun wieder auf dem Schlosshof befand, wo das Treiben sogar noch schlimmer geworden war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)