Marja Morewna von Haniel ================================================================================ Kapitel 1: Die Reise -------------------- Das slawische Volk in Russland hatte schon seit jeher mit Leid zu kämpfen. Das Zarenreich raffte es durch die schwere Arbeit dahin, im utopischen Kommunismus wurde es zu Tode gefoltert und heute verhungert es armselig im Dreck. Doch die widerstandsfähigen Seelen der Slawen schufen einige berührende Geschichten in denen vor allem die Bauern Trost und Zuflucht finden konnten. Und obwohl keine Heroen wie Herkules hervorgingen, obwohl nichts der Tragödie von Troja ebenwürdig wäre, obwohl kein slawischer Held je die Kühnheit Odins oder die Weisheit Buddhas erreicht hatte, so sind diese Geschichten doch auf ihre eigene Art und Weise Vollkommen. Marja Morewna jedoch kannte sie nicht. Seit ihrer Kindheit lebte sie in Deutschland und die russischen Wurzeln waren schon seit langem abgestorben. Vielleicht hätte sie niemals den sibirischen Boden berührt, wenn nicht eines Tages ein Brief ihres Großvaters ankam, in dem stand, dass ihre Großmutter gestorben war. Die Nachricht kam nicht überraschend, aber ungünstig, denn Marjas Mutter lag im Krankenhaus und konnte zur Beerdigung nicht erscheinen. Weil nun aber jede Kultur, jede Religion und jeder Mensch vor dem Tod und dem Toten Ehrfurcht hatte, musste zumindest ein Vertreter an der Beerdigung teilnehmen. Deshalb machte sich Marja auf die Reise nach Russland. Der Flug nach Moskau war für sie eine Zeit zum nachdenken, zur Vorbereitung auf Wildnis, auf die sibirische Taiga. Was sie aber in Moskau erwartete, war nicht nur eine Reise in ihre Vergangenheit, sondern auch eine Reise in den eigentümlichen russischen Lebensgeist. Als sie auf dem Jaroslaver Bahnhof Ausschau nach ihrem Bahnsteig hielt, gab es keine Schilder oder Tafeln die ihr den Weg weißen konnten. Die Bambuschas* die Marja Proviant aufdrängen wollten, halfen ihr erst weiter, nachdem sie sich dazu breitschlagen ließ Palmeni Teigtaschen** und ein wenig Räucherfleisch zu kaufen. So machte sie sich auf zum Bahnsteig 4, zur Transsib. Aber schon allein beim Anblick der durch die Jahrzehnte abgenutzte Eisenbahn wurde Marja schwindelig. Beim Betreten stieg ihr sofort der Geruch von Wodka und Bier in die Nase. Anscheinend fand gerade ein Festtrinken statt. Die Männer der dritten Klasse prosteten sich aus ihren schon zerrissen Sitzen zu. Wenn man bedachte, dass die Männer sieben Tage hier leben mussten, so war man gezwungen für sie eine gewisse Achtung zu empfinden. Marja ging schnellen Schrittes und mit gesenktem Kopf durch die Reihen. Nur niemanden ansehen, sonnst bist du dran. Dachte sie, aber alle Vorsicht war umsonst. Eine Gruppe Männer mittleren Alters, ein paar von ihnen waren sogar Greise, versperrte ihr den Weg. „Hey meine Kleine soll ich dir mit deinem Gepäck helfen.“ „I’m sorry, I can’t speak russian.“ „Oho das Püpchen will dich zum Narren halten Kaschtschej“ rief ein Jüngerer dem alten, hutzeligen Mann zu, der anscheinend Kaschtschej hieß. Marja erkannte, dass sie einer Auseinandersetzung nicht ausweichen konnte. „Hören Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen, aber ich will auch keinen Ärger machen, also wenn Sie mich bitte durchlassen möchten.“ Die Männer fingen an zu lachen. In Marja sammelte sich bereits Wut, doch sie hielt sich vorerst im Zaum. „Also schön Püppchen, ich vergebe dir. Da du anscheinend wirklich keine Russin bist, erklär ich dir mal ein paar Dinge.“ Der Graukopf legte seinen Arm um Marjas Taille, als diese seinen Hand empört wegstieß, wurde sie von einem seiner Kameraden in seine Arme fast schon geschmissen. „Also Erstens,“ fuhr der Greis Marja im Arm haltend fort, „Diese ganzen Floskeln kannst du dir sparen, wir sind hier in Russland, nicht am Wiener Hof. Zweitens, ich bin Kaschtschej Bessmertnji Nachfahre von Kaschtschej dem Unsterblichen und ein sehr gefürchteter Mann in Russland. Und schließlich Drittens, ich übe auf Frauen einen ganz besonderen Reiz aus, also hör auf dich so anzustellen.“ Er zog sie noch fester an sich und griff ihr auf den Hintern. Nun riss bei Marja aber endgültig der Geduldsfaden. Mit einer schnellen Bewegung brachte Sie Kaschtschej zu Fall. „Erstens, diese Floskeln sind in jeder Gesellschaft verankert und dienen einer zivilisierten Konversation. Doch ich kann verstehen, dass ein Barbar wie Sie wenig wert darauf legt.“ Zunächst stand Kaschtschej Bande erstart vor Entsetzen da. Wie war es möglich das ein gebrechliches Mädchen einfach so ihren Anführer zu fall bracht? Sie rissen sich jedoch schnell zusammen und griffen Marja an. Nur war Marja alles andere als in Stimmung wie ein zivilisiertes Mädchen mit Worten statt mir Fäusten zu handeln. Desweiteren fehlte den Leuten ja allem Anschein nach die Fähigkeit ein Problem lösendes Gespräch zu führen. Genauso schnell wie Kaschtschej fanden deshalb auch seine Anhänger den Weg zum Boden. Marja jedoch redete gelassen weiter. „Zweitens, mein Name ist nicht Püppchen und Drittens“ Marja verpasste Kaschtschej eine so heftige Ohrfeige, dass er die Besinnung verlor. Sie allerdings merkte es nicht und sprach weiter „Sie rufen in mir tatsächlich einen bestimmten Reiz wach. Einen Würgereiz.“ Plötzlich hörte Marja wie sich zwei Polizisten durch den Wagon kämpften um zu ihr vorzudringen. Die Menschen machten ihnen Platz und die Räuberbande verschwand geschickt im Getümmel. Nur ihr Anführer lag noch auf dem Boden. „Was ist hier los?“ fragte der ältere Beamte, als er endlich am Ort des Geschehens ankam. „Dieser Herr hat mich belästigt, ich habe mich nur verteidigt.“ Der Jüngere pfiff durch die Zähne. „Da haben Sie uns aber eine menge Arbeit erspart. Das ist Kaschtschej, nach ihm fahnden wir schon seit langem.“ Marjas Gesicht erstrahlte vor Freude. „Fantastisch, dann können Sie ihn ja gleich mit aufs Präsidium nehmen.“ „Nein, nein, dass ist nicht nötig. Wir schicken ihn mit dem Zug gleich nach Belogorsk ins Gefängnis.“ Während der Jüngere so leichtsinnig redete, legte er Kaschtschej Handschellen an. Marja jedoch protestierte: „Aber das können Sie doch nicht machen, ich fahre mit dem Zug nach Listwjanka.“ „Na hervorragend!“ Marjas Befürchtungen scheinen die Polizeibeamten nicht zu teilen. „Dann übernehmen Sie seine Aufsicht und werden in Listwjanka durch einen unserer Kollegen abgelöst. Dass Sie mit diesem Verbrecher umgehen können, haben Sie ja bewiesen.“ Komplimentierte der Alte und gab Marja die Schlüssel. „Am Besten, Sie schließen ihn in Ihr Abteil ein.“ „Das kommt nicht in Frage, ich habe für meine Abteil eine menge Geld bezahlt und werde es sicher nicht mit einem Sträfling teilen.“ „Nun sehen Sie es mal als Ersatz für Ihre Bestrafung an.“ Schlug der Ältere vor, Marja sichtlich in Rage. „Was für eine Bestrafung?“ „Sie haben ihn ja bis zur Ohnmacht geschlagen. Dass ist schwere Körperverletzung. Wenn sie aber mit uns kommen möchten und …“ „Schon gut, schon gut ich habe verstanden.“ Unterbrach Marja den Jüngeren. Jetzt durch irgendwelche Untersuchungen Zeit zu verlieren konnte sie sich nicht leisten. Also gab sie nach. „Sie können mir aber ruhig helfen. Ich werde ihn nicht noch persönlich in mein Abteil tragen.“ Kaum hatten Marja und die Polizisten mit dem Gefangenen den Wagon verlassen, da kamen Kaschtschejs Mitglieder aus ihren Verstecken hervor gekrochen. Sie flüsterten und Tuschelten miteinander und überlegten wie sie ihren Anführer befreien sollten. Schließlich einigte man sich darauf, dass man nach der Abfahrt Marja bewusstlos schlagen würde und Kaschtschej dann befreien. „Gar kein so schlechter Plan meine Herren, aber wo wollt ihr euch während der Fahrt aufhalten? Oder wollt ihr vom fahrenden Zug springen?“ Die Männer hatten nicht bemerkt, dass sich während ihres Gesprächs ein Junge zu ihnen gesellt und alles mit angehört hatte, als ob er selbst einer von ihnen wäre. Erbost drehte sich einer zum Jungen und sprach „Hey du Rotzlümmel willst du…“ als der Mann merkte mit wem er sprach, verstummte er sofort. „Schon gut, ich gehe ja schon. Aber vielleicht möchtet ihr noch einen Rat von einem Rotzlümmel wie mir annehmen. Im Wagon hört man jedes Wort von euch, egal wie leise ihr redet, vielleicht solltet ihr lieber hinaus gehen, wo es lauter ist und man euch nicht viel Beachtung schenken wird.“ Egal wie sehr sich die Männer über den Störenfried geärgert haben, sie mussten eingestehen, dass an seinem Vorschlag durchaus etwas dran war. Doch kaum waren sie aus dem Zug gestiegen, da pfiff der Zugführer zur Abfahrt, die Türen gingen zu und die Transsib fuhr los. Der Junge winkte den wütend aufstampfenden Männer noch zu und ging dann selbst in sein Abteil. Noch auf dem Weg machte er sich darüber Gedanken, was er von den Schurken gehört hatte. Ein Mädchen, das so viele Männer ausschaltet und Kaschtschej bezwingt, ich frage mich wer sie wohl ist. Just in diesem Moment kam Marja aus ihrem Abteil rausgestürmt und lief in den Jungen hinein. „Passen Sie doch auf wo sie hin gehen.“ Ein wenig aus der Spur gebracht beteuerte der Junge seine Unachtsamkeit stotternd. Kaum hatte er sich aber wieder gefangen, fragte er Marja mit einem charmantem Lächeln: „Sie scheinen mir ein wenig aufgebracht zu sein.“ „Wären Sie nicht aufgebracht, wenn Sie von einer Meute im Zug überfallen werden und zum Dank dafür dass Sie sich verteidigen noch als Gefangenenwärter arbeiten müssen.“ Der Junge begriff sofort wer vor ihm stand. „Ach Sie sind das Mädchen, das Kaschtschej überführt hat!“ rief er bewundernd aus. „Woher wissen Sie dass?“ Marja schien sich in seiner Gegenwart schnell zu beruhigen. „Nun, seine Kumpane unterhielten sich, wie sie Sie am besten bewusstlos schlagen könnten um ihren Anführer zu befreien.“ „Auch dass noch.“ Marja verdrehte genervt die Augen und wollte sich zu Boden sinken, doch Ivan fing sie auf und beruhigte sie. „Keine Sorge diese Hohlköpfe sind am Bahnsteig zurückgeblieben.“ „Ich scheine dass wohl Ihnen zu verdanken.“ Der Junge lächelte hinterhältig. „Sie wissen aber schon, dass Sie, wenn Sie jemanden danken etwas als Entschädigung geben müssen.“ „In Russland ist wohl nichts umsonst. Was wollen Sie?“ Marja befreite sich aus seinem Arm, der sie vom Fallen bewahrt hatte. Sie war enttäuscht hatte sie doch in den Jungen eine gewisse Gutmütigkeit zu bemerken geglaubt. Mit seiner Forderung aber ließ er sie rot anlaufen. „Mir genügt schon Ihr Name.“ Zunächst war sie sprachlos und durchforschte seine Augen, als würde sie irgendetwas suchen. Schließlich schüttelte sie den Kopf um ihre Gedanken zu verbannen und stellte sich vor. Der Junge war von ihr entzückt und stellte sich selbst mit einer so weichen Stimme vor, dass es ihn selbst überraschte, wie viel Zärtlichkeit in seinen Worten lag. „Ich bin Ivan.“ Ivan dachte sie verträumt, bis nicht ein gereizter Passagier sie aufweckte. „Hey ihr Turteltäubchen, aus dem Weg.“ Etwas verlegen machen die Beiden Platz. Um die peinliche Stille die nun herrschte zu unterbrechen fragte Ivan nach dem Aufenthaltsort von Kaschtschej. „Er ist in meinem Abteil und raubt mir noch den letzten Nerv.“ „Und wo werden Sie quartieren?“ Marja seufzte „bei mir.“ „Was? Aber das geht doch nicht.“ Ivan war empört. „Wie sie sehen geht das sogar sehr wohl.“ „Also ich könnte Ihnen anbieten, bitte denken Sie von mir jetzt nichts falsches, ich … will Ihnen nur einen Gefallen erweisen, ähm, wenn Sie also nichts dagegen hätte, würde ich mein Abteil mit Ihnen teilen.“ Ivan geriet erneut in ein verlegendes Stottern, das Marja ziemlich anziehend fand, aber sie lehnte ab. „Die Räume sogar sind sogar hier in der ersten Klasse wirklich sehr eng. Kaum zwei Betten und ein Nachtkästchen unterm Fenster. Man hat nicht einmal Platz sich umzudrehen. Ich kann es Ihnen nicht zumuten, mich aufzunehmen.“ „Oh machen Sie sich um den Komfort keine Sorgen. Mein Vater ist Moskaus Bürgermeister, ich habe ein ziemlich großes Abteil zur Verfügung.“ Marja bewunderte die Art und Weise mit der er sich konterte. Sein Vater war Bürgermeister der Hauptstadt, doch Ivan sprach, als ob jeder zweite Russe Bürgermeister wäre. Kein Hochmut, keine Eitelkeit. Sie musste zugeben, sie mochte ihn. „Und was verlangen Sie diesmal als Gegenleistung? Und bitte beachten Sie, dass ich Schulsprecherin bin.“ fragte sie spitzbübisch und erhielt eine ebenbürtig freche Antwort. „Ach, Ihre Gesellschaft wird mir schon genügen.“ Marja holte ihre Sachen, versperrte Kaschtschej in ihrem Abteil, den Schlüssel hing sie sich um den Hals und bezog Ivans Abteil. Bei dessen Beschreibung Ivan maßlos untertrieben hat. Seiner Erzählung nach war es nichts Außergewöhnliches. Ein Sofa, ein Bett ein paar Bücher und so manche Spiele. Es gab ein Sofa, ein großes Sofa, ein im Gegensatz zum Klappergestell in ihrem Abteil riesiges Bett, nicht ein paar Bücher, sondern ein Bücherregal und neben den paar Spielen ein Billardtisch. Marja ließ sich zwar nichts anmerken, aber sie war beeindruckt. Ihr Großvater war zwar kein Bürgermeister doch er hatte ein kleines Vermögen und deshalb konnte sie erster Klasse fahren, was nebenbei bemerkt Marja selbst als Klasse 10 eingestuft hätte, aber das was Ivan als Abteil bezeichnet hatte, war ein ganzer Wagon. Und so verbrachten Ivan und Marja einige traumhafte Tage miteinander. Den Speisewagon betraten sie nie und sie nahmen auch nie die Dienste des Butlers in Anspruch, wenn es nicht unvermeidlich war. Sie holten sich ihr Essen wie alle anderen bei jeder Haltestation von den Bambuschas und für unterwegs kaufte sie Reiseproviant. Marja lernte in der wenigen Zeit so viel über ihr Heimatland, wie nur mancher in seinem ganzen Leben lernt. Plötzlich erschien ihr Russland so viel schöner, so viel wahrhaftiger als sie es sich jemals hätte träumen lassen können. Die Menschen waren so hilfsbereit und gutmütig, dass sie sich fast schon schämte als sie daran dachte mit welchen Vorurteilen sie Russland betreten hatte. Außerdem übte die verschneite Taiga einen ganz besonderen Zauber auf sie aus. Eines Nachts, als der Mond die weiße Landschaft erstrahlen ließ, träumte Anja auf ihrem Bett sitzend vor sich hin. Ivan der ein Buch las, oder zumindest ergab es den Anschein als würde er lesen, beobachtete mit einem warmen Gefühl Anjas lächelndes Gesicht. Als er einen Blick aus dem Fenster warf rief er nach ihr. „Was ist denn?“ „Siehst du diesen weißen Obelisken?“ Beide hatten sich schon am Anfang auf die persönliche Anrede geeinigt. „Ja, was ist mit ihm?“ „Er bildet die eigentliche Grenze zwischen Europa und Asien. Er ist aus...“ Der Zug blieb plötzlich stehen, das Licht ging aus. Anja stand erschrocken auf. „Was ist das?“ „Wahrscheinlich nur ein kleiner Panne.“ Ivan befürchtet Marja würde Angst bekommen, aber als sie zu kichern anfing, da wollte er sich selbst eine Ohrfeige verpassen. Wie hätte er auch nur annehmen können, dass Marja sich vor so einer Lappalie fürchten könnte. „Was ist denn so lustig?“ fragte er. „Ja sieh doch, du bist in Asien und ich in Europa.“ Er warf einen Blick nach unten. Der ganze Wagon wurde vom Mondlicht erhellt, nur der Schatten des Obelisken trennte ihn von Marja. Er empfand das durch eine seltsame Art und Weise unerträglich, so stand er entschlossen auf und trat in den Schatten. „Jetzt bin ich genau an der Grenze.“ Erklärte er ihr, hob seine Hand um Marja zu sich zu bitten. Als Marja seine Hand ergriff begann ihr Herz an zu rasen, zaghaft trat auch sie in den Schatten ein. Den Blick vorerst nach unten gesenkt kam sie ihm ganz nah. Ivan ließ sie nicht aus den Augen, ihre Nähe brachte sein Blut zum wallen. „Und jetzt…“ Marja blickte zu ihm auf ehe sie weiter sprach „und jetzt…sind wir zusammen genau an der Grenze.“ „Ja zusammen…“ bekräftigte er im Flüsterton, weil ihm die Stimme zu versagen drohte. Beide spürten den schweren Atem des Anderen und je länger Ivan sie sah, je länger er ihre Hand hielt, ihr Herz schlagen spürte, desto weniger Kontrolle hatte er über sich. Am Ende verlor er den Kampf mit sich selbst. Er neigte seinen Kopf um noch das bisschen Abstand, dass die Beiden trennte zu überwinden und küsste sie so zaghaft und sanft, als ob sich Schnee um Marjas Lippen gelegt hätte. Da ging das Licht wieder an, der Zug rollte los und erwachte zum Leben. Doch die Zeit im Wagon von Marja und Ivan schien noch weiterhin durch ihren Kuss wie erfroren. Wörterbuch: *Bambuschas sind Bauersfrauen die am Bahnhof die Passagiere mit frischer russischer Hausmannskost versorgen. Serviert wird direkt aus dem Kochtopf und die Preise sind auch in Ordnung, wenn es nach meinen Quellen geht. **Sind eigentlich einfach Teigtaschen, gefüllt mit Gemüse und Fleisch. Kapitel 2: Die Räuber --------------------- Marja und Ivan frühstückten am nächsten Morgen er spät. Beide waren so von ihrem Glück überwältigt, dass sie die Schüsse die vielen vorerst nicht hörten. Erst als sie die Schreie der Menschen vernahmen, hörten sie die Schüsse. „Ich muss sofort zu …“ Marja war schon fast bei der Türe, doch Ivan war schneller und versperrte ihr den Weg. „Du gehst nirgendwo hin.“ „Aber die Menschen brauchen Hilfe.“ „Hör zu, wenn du jetzt in diesem durcheinander raus gehst, werden sie dich töten.“ Just in diesem Moment wurde die Tür gewaltsam aufgerissen. „Da sind noch zwei.“ Rief ein Mann nach hinten, der mit einem roten Halstuch sein Gesicht versteckte. „Auf den Boden mit euch, sofort.“ Schrie er ihnen entgegen und hob seine Pistole als Druckmittel. Marja jedoch entwaffnete ihn mit einem kurzen Tritt, sie hob die Waffe auf und hielt sie nun dem Angreifer an den Kopf. Sie war so auf ihn konzentriert, dass sie nicht merkte, wie sich ihr einer von seinen Leuten näherte, aber diesen beförderte Ivan mit einem Faustschlag ins Reich der Träume. „Au, das tut ja weh.“ Ivan hatte seine Kampffertigkeit ein wenig unterschätzt und bewunderte nun Marja umso mehr für ihre Stärke. „Danke für das Leben retten.“ Marja lächelte ihm sanft entgegen und küsste seine Kämpferfaust. Die Pistole aber ließ sie weiterhin auf ihre Geisel gerichtet, und als dieser versuchen wollte sich die Waffe des Bewusstlosen anzueignen feuerte sie einen Warnschuss, ohne überhaupt in seine Richtung zu blicken. Stattdessen nahm sie den Schlüssel vom Hals und gab ihn Ivan. „Pass bitte auf Kaschtschej auf. Ich bin mir sicher, dass sie gekommen sind um ihn zu befreien.“ „Ich werde dich nicht enttäuschen.“ „Aber nimm dich vor ihm in Acht, er ist nicht so dumm wie er ausschaut. Am besten du gehst erst gar nicht ins Abteil rein.“ Ivan nickte und Marja ging mit ihrer Geisel fort. „Puh, neben ihr fühlt man sich wie ein kleines Kind.“ Er beklagte sich nicht, vielmehr machte er sich über sich selbst lustig. Es war ja schließlich genau das, was Ivan an ihr liebte. Außerdem war er ja nicht vollkommen nutzlos und hatte eine wichtige Aufgabe. Er nahm die Pistole des am Boden liegenden und fesselte ihn an einen Stuhl. Danach lief er in dem Abteil in dem sich Kaschtschej befand. Weil er sich nicht sicher war, ob der Gefangen auch wirklich noch drinnen war, wagte er es die Tür aufzumachen und reinzuschauen. Als er den Verbrecher dort gefesselt sah, ergriff ihn Mitleid. Er wirkte so schwach, so hilflos. „Ah, der Sohn des Bürgermeisters…“ Kaschtschej schien Ivan erkannt zu haben. Aber seine Stimme klang so schwach, als ob allein das Reden einen enormen Kraftaufwand für ihn bedeutete. „Bitte sei so lieb und reich mir die Flasche Wasser, sie ist mir heute Morgen davon gerutscht und ich komm nicht ran.“ Ein Jeder der einem armen alten Mann nicht einmal eine Flasche reichen wollte, der konnte sich nicht Mensch nennen. Und vor allem Ivan, dem der Anblick des Entkräfteten die Vernunft raubte, konnte es nicht übers Herz bringen diese Bitte abzuschlagen. Er ging hinein, doch kaum hatte er sich gebückt um die Flasche aufzuheben, da traf ihn ein Schlag auf den Kopf und er fiel zu Boden. „Also wirklich ich hätte nicht gedacht, dass er so dumm ist und auf so einen abgelutschten Trick reinfällt.“ Lästerte Kaschtschej über den Jungen während er ihm den Schlüssel abnahm und sich aus seinen Fesseln befreite. Da hörte er von draußen Marja Stimme die freudig rief: „Ivan, Ivan, wir haben diese Schurken verjagt.“ Als Marja die offene Tür sah, ahnte sie Schreckliches. Ängstlich wie ein kleines Lamm betrat sie das Abteil, doch weder Kaschtschej noch Ivan waren drinnen. Das Geräusch eines startenden Motorrades drang plötzlich zu ihr durch. Sie lief zum Fenster und erblickte, Kaschtschej der auf einem Motorrad mit ihrem bewusstlosen Ivan flüchtete. Als ob er ihren verzweifelten Blick spürte drehte er sich um und winkte ihr mit einem bösartigen Grinsen zum Abschied. In blinder Wut stürmte sie durch das Fenster ins Freie und lief dem Motorrad nach. Aber egal wie stark Marja auch sein mochte, kein Mensch der Welt könnte mit der Geschwindigkeit eines Motorrades standhalten. Aber sie lief unermüdlich in verzweifelter Hoffnung weiter, bis sie zu ihrem großen Unglück wieder auf die Räuberbande stieß. „Oho, wen haben wir den da?“ Ein Mann kam auf sie zu, packte sie am Arm und zerrte sie in die Mitte seiner Mannschaft. Marja war zu verwirrt, zu aufgebracht um sich zu wehren. Ihr kam die Welt plötzlich wie ein Nebelschleier vor. Sie hörte weder die Demütigungen, noch die wütenden Auforderungen. Die Männer schlugen brutal auf sie ein, mit Fäusten, Füßen, mit Stöcken und allem was sie in die Finger bekamen. Aber sie war in Trance, ihr Körper flog unter der Wucht der Schläge wie ein Ball hin und her, bis er letztendlich in den eisigen Schnee viel. Einer von ihnen beugte sich über sie um zu prüfen ob sie noch am Leben war, als er ihre fast schon toten Augen sah, spuckte er sie an und drehte ihr den Rücken zu. „Lasst uns gehen, soll sie hier in der Kälte verrecken.“ Die Männer verschwanden und zurück blieb nur Marjas geschundener, lebloser Körper. Kapitel 3: Die Hexe ------------------- Marja wurde durch den Ruf eines Raben wach. Sie kniff die Augen zusammen ehe sie es wagte diese zu öffnen. Am Himmel sah sie einen Raben, einen Falken und einen Adler die um sie kreisten. Ihr kam der Gedanke, dass ihr die Vögel dass Leben gerettet haben. Sie richtete sich auf, doch sie spürte keine Schmerzen, ihr Körper wies nicht die geringste Spur eines Kampfes auf. Hatte sie vielleicht halluziniert? Noch wage konnte sie sich daran erinnern, dass sie von einer Bande Männer angegriffen worden war. Aber warum war sie nicht im Zug? Da waren diese Räuber, ich hab Ivan … Oh mein Gott Ivan! Plötzlich fiel ihr alles ein. Ein verzweifelter Schrei entglitt ihrer Kehle, mit aller Kraft schlug sie in den festgefrorenen Boden ein. Da flog der Rabe hinunter pickte mit seinem Schnabel ihren Ärmel und zog daran. Marja verstand die Aufforderung und stand auf. „Du weißt wo Ivan ist?“ Der Rabe flog als Antwort wieder in die Lüfte und wartete darauf, dass Marja sich in Bewegung setzte. Es war schon ein erstaunliches Bild welches das Quartett bot. Links neben Marja flog der Falke, rechts neben ihr der Adler und der Rabe führte die Gruppe an. Es dauerte nicht lange und sie erreichten ein altes Haus. „Ist Ivan da drinnen?“ Der Falke schüttelte den Kopf und zeigte in die Richtung eines Autos. „Ah, verstehe…“ Marja war schon im Inbegriff das Gartentor aufzumachen und zum Haus zu gehen, als sie ein kleines Mädchen zurückrief: „Gehen Sie da nicht hinein!“ „Warum denn nicht?“ „Da wohnt die alte Hexe Baba Jaga. Sie wird Sie bei lebendigen Leibe verspeisen.“ Wow hier ist man aber sehr abergläubisch, dachte sich Marja. Das kleine Mädchen aber spürte Marjas Vorwurf, etwas gekränkt senkte sie den Kopf in ihre gelb, schwarz gestreifte Jacke, in der sie wie eine kleine Biene aussah. „Sie glauben mir nicht. Aber ich schwöre es Ihnen, in ihrem Garten sind lauter Fallen eingebaut, die lebensgefährlich sind.“ Marja war gerührt von der Sorge der Kleinen, doch sie wollte nicht umkehren, koste es was es wolle. „Es gibt da jemanden den ich retten muss, und dazu brauche ich ein Fahrzeug.“ „Wenn es Sie davon abhalten könnte zur Hexe zu gehen, würde ich Ihnen sofort eines geben…aber ich hab leider keines.“ „Schon gut, ich werde es mit der Hexe aufnehmen.“ Marja machte das Gartentor auf, just in diesem Moment schoss ein gewaltiges Feuer aus dem Boden in die Höhe. Das kleine Mädchen fing an zu schreien. „Sehen Sie, sehen Sie ich habe es Ihnen gesagt, kehren Sie um.“ „Und ich habe gesagt, dass ich es mit der Hexe aufnehmen werde.“ Ich werde Ivan retten, um jeden Preis. Sie nahm ihren Schal und wälzte ihn im Schnee, bis er selbst schon Schneeweiß war. Danach legte ihn sich Marja um den Kopf, damit ihr Haar nicht Feuer fing. Dann nahm sie Anlauf und rannte durch die Feuerwand hindurch. Die Wand war so dick, dass Marja glaubte einen Fluss aus Feuer zu überqueren. Wie durch ein Wunder schaffte sie es, ohne auch nur die kleinste Verbrennung davon getragen zu haben. „Was wollen Sie hier?“ Hustete es von der Haustür aus in Marjas Richtung. Eine alte Frau stand dort und wahrhaftig sie sah tatsächlich aus wie eine Hexe. Gekleidet in Lumpen, gebückt wie der Glöckner von Notre Dame und sie krächtzte mehr, als dass sie sprach. Marja drehte sich um und wollte zum Mädchen hinüberschauen, da dass Feuer bereits aus war, aber das Mädchen war verschwunden. So sprach sie zur Alten: „Mein Freund ist von Kaschtschej entführt worden. Ich brauche ein Fahrzeug um …“ „Das ist nicht mein Problem“ unterbrach sie die Hexe. „Ich wüsste nicht warum ich dir helfen sollte.“ „Bitte ich entlohne Sie auch dafür.“ Nun wurde das alte Weib hellhörig und ging in den Handel ein. „Ich muss für drei Tage verreisen, wenn du bis dahin auf meine Autos aufpasst, darfst du dir eines aussuchen, ich werde es dir schenken. Aber wenn auch nur der kleinste Kratzer zu sehen ist, dann spieße ich deinen Kopf auf den letzten Pfahl meines Zaunes.“ Marja musste schwer schlucken, zum einen wegen der Drohung, zum anderen, weil sie durch diesen Handel drei Tage verlieren würde. Sie schaute sich Hilfe suchend nach ihren drei Begleitern um und alle drei nickten ihr zustimmend. Also willigte sie ein. Am ersten Tag passierte nichts. Am zweiten Tag jedoch, schlich sie jemand in die Garage, aber bevor er auch nur ein Auto anfassen konnte wurde der Einbrecher mit einem kräftigen Fußtritt hinaus befördert und da kam das kleine Mädchen in ihrer Bienenjacke vorbei. Freudig rief sie Marja zu „Sie leben ja noch, was für ein Glück.“ „Ja ich muss die Autos der Alten hüten, dann schenkt sie mir eines.“ „Da bin ich ja froh! Morgen bringe ich Ihnen etwas zu lesen, damit Ihnen nicht langweilig wird.“ „Danke!“ Und wie versprochen kam das Mädchen am dritten Tag und brachte Marja ein Buch mit. „Ich wollte Ihnen noch einen Rat mit auf dem Weg geben.“ „Dann lass mal hören!“ „Wenn Sie sich ein Auto aussuchen, dann nehmen sie das Kleine dort ganz hinten.“ Das Bienenmädchen zeigte auf ein verrostetes altes Ding. „Äh…ich weiß nicht ob das wirklich etwas für das sibirische Gelände ist.“ Marja zweifelte, doch das Mädchen beharrte darauf. Es sei das schnellste und wendigste Fahrzeug das die Baba Jaga besaß. Um vom Thema abzulenken, beschloss Marja ihr aus dem Buch vorzulesen. Sie las den Titel Marja Morewna. Kapitel 4: Marja Morewna ------------------------ Bei einem Ausritt traf Prinz Ivan eines Tages auf die Armee von Kaschtschej, dem unsterblichen Alten, die von der Kriegskönigin Marja Morewna besiegt worden war. Ivan ritt weiter und begegnete der Königin. Er verliebte sich in sie und sie heirateten. Bevor Marja Morewna erneut in den Krieg zog, warnte sie Ivan davor, einen versiegelten Raum in ihrem Palast zu betreten. Doch kaum war sie fort, öffnete Ivan das verbotene Gemach und fand Kaschtschej, der in einem Kessel über dem glühenden Feuer angekettet war. Aus Mitleid gab er ihm Wasser zu trinken. Kaschtschejs alte Stärke kehrte zurück, er sprengte die Ketten und verschleppte Ivan in sein Reich. Als Marja Morewna dies bemerkte, ritt sie los, um ihren Gatten zu retten, doch sie wurde gefangen und in Stücke geschnitten. Da eilten Iwans Schwäger – ein Falke, ein Rage und ein Adler – zur Hilfe herbei und besprengten die Körperteile mit Wasser des Lebens. Der Körper fügte sich zusammen und Marja wurde wieder lebendig. Marja Morewna beschloss, sich das einzige Pferd zu besorgen, dass Kaschtschejs Ross ausstechen konnte. Es gehörte der Hexe Baba Jaga, die jenseits des Landes lebte. Auf dem Weg dorthin musste sie einen brennenden Fluss überqueren. Mit einem Zauberschal gelang es ihr den Fluss zu überqueren. Bei Baba Jagas Hütte angekommen, teilte sie der Hexe mit, sie wolle sich eines ihrer Pferde verdienen. Die Hexe trug ihr auf, die Pferde drei Tage auf ihrer Weide zu hüten, dann bekäme sie eines der besten Pferde als Lohn. Sollte sie versagen, würde ihr Kopf auf den letzten Pfahl des Schädelzaunes gespießt. Marja Morewna gelang es, die Pferde zuhüten. Eine Bienenkönigin riet ihr, zum Stahl zu gehen und ein räudiges Fohlen, das sich dort im Schmutz wälzte, zu satteln. Dieses Pferd konnte an einem Tag um die ganze Welt reiten. Sie folgte dem Rat und dank des Zauberschals überquerte sie erneut den brennenden Fluss. Baba Jaga aber fiel in das Feuer und verbrannte. Marja Morewna rettete Prinz Ivan und zusammen flohen sie auf dem Wunderpferd von Kaschtschej. Dessen Pferd stürzte bei der Verfolgungsjagd und warf ihn zu Boden. Marja versetzte ihm mit seinem eigenen Schwert den Todesstoß, verbrannte seinen Leichnam und verstreute die Asche im Wind. Dann kehrte sie mit Prinz Ivan in ihren Palast zurück, um ein Fest zu feiern, zu dem die ganze Welt eingeladen war. Nachdem Marja die Geschichte zu Ende gelesen hatte, schloss sie das Buch entgeistert. Sie war außer Stande zu denken, von Sprechen ganz zu schweigen. „So ich muss jetzt gehen.“ Meinte das Mädchen und sprang auf. Marja kam wieder zu sich. „Warte mal warum hast du mir ausgerechnet dieses Buch gebracht?“ „Naja ich dachte, sie würden gerne etwas über Ihre Familiengeschichte erfahren. Sie sehen nämlich Ihrer Vorfarhin zum verwechseln ähnlich. Von Ihrem geliebten Iwan erst.“ „Meine Vorfahrin!“ murmelte Marja noch vor sich hin. Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte wie das Mädchen ging. Baba Jaga kam erst spät in der Nacht und musste zugeben, dass Marja ihre Arbeit gut gemacht hatte. „Dann wähl dir jetzt schnell ein Auto aus und verschwinde.“ „Ich nehmen…“ Marja zögerte noch, da hörte sie das Summen einer Biene, die über dem rostigen kleinen Auto flog, das ihr das kleine Mädchen empfohlen hatte. „Ich nehme dieses hier.“ „Warum willst du diese Rosthaube? Sei vernünftig und nimm ein Anderes.“ „Nein danke ich möchte dieses hier.“ Aus Angst die alte Hexe könnte es ihr verbieten stieg sie in den Wagen ein. „Diesen Wagen gebe ich nicht her.“ „Aber Sie haben mir selbst gesagt, ich könnte mir aussuchen welches ich wollte.“ „Nur nicht dieses.“ Weil Marja richtig vermutete, als sie glaubte die Alte würde den Weg versperren, fuhr sie ohne Vorwarnung los. Aber da sprang wieder das Feuer in die Höhe, unbewusst umfasste Marja ihren Schal und bohrte ihre Finger in ihn hinein. Schließlich gelang es auch ihr, wie ihrer Forfahrin den Feuerfluss zu überqueren. Im Rückspiegel sah sie noch wie Baba Jaga ihr nachrannte und selbst in ihrer eigene Falle tappte. Voller Mitleid für die arme alte Hexe schloss Marja die Augen für einen Moment Ruhe in Frieden. Kapitel 5: Ein Mythos --------------------- Marja fand Ivan gefesselt in einer Höhle. Es war spät in der Nacht und sowohl ihr Liebster als auch der Feind schliefen tief und fest. Leise und sachte schlich sie sich hinein. Als sie das schlafende Gesicht Ivans erblickte musste sie unwillkürlich lächeln. Zärtlich strich sie ihm die Wange und er lächelte, während er sein Gesicht in ihre Hand schmiegte. „Du bist ja wach!“ flüsterte sie belehrend. Nun machte Ivan die Augen auf, nur um sie dann wieder zu schließen, als er seine Geliebte küsste. „Es tut mir leid, ich war so dumm.“ „Pssst, du kannst dich dann entschuldigen, wenn wir hier weg sind.“ Mit einem Messer befreite ihn Marja von seinen Fesseln. Beide wären auch unbemerkt hinausgekommen, wenn es nicht plötzlich zu Donnern angefangen hätte. Blitzschnell rannten die Zwei aus der Höhle und stiegen ins Auto. Aber Kaschtschej verfolgte sie, mit einer Pistole versuchte er die Entflohenen zu erschießen, doch die Kugeln schienen sogar am Glas abzuprallen. Erschwerend kam noch hinzu dass es anfing zu Regnen. Es dauerte nicht lange und Kaschtschej verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und stürzte. „Halt an.“ Befehligte Marja Ivan. Auf seine Frage nach dem Warum antwortete sie nicht. Es blieb ihm nichts anderes übrig als das Auto anzuhalten. Marja stieg aus, ging auf Kaschtschej zu und hob seine Pistole. „Du bist also ein Nachfahre von Kaschtschej dem Unsterblichen. Dann wird es Zeit dass du ihm folgst.“ Marja drückte ab. Erst als sie das Blut sah, dass von Kaschtschejs Schläfe tropfte und sich mit dem Regen vermischte wurde ihr klar was sie getan hatte. „Oh mein Gott“ rief sie panisch aus. Sie atmete schneller und konnte sich kaum beruhigen. Sie wagte es nicht Ivan auch nur in die Augen zu blicken. Wie sehr musste er sie jetzt verachten. Doch er verachtete sie nicht. Nein, er nahm sie in die Arme, hielt sie fest umschlungen. „Ich habe ihn getötet.“ Ihr Entsetzen über sich selbst war nicht zu überhören. Ivan allerdings schien das Wirkliche hinter ihrer Tat zu verstehen. „Sei nicht dumm. Du hättest es nicht aufhalten können. Die Vergangenheit wiederholt sich immer und immer wieder. Das werden unsere Kinder auch durchleben und deren Kinder und deren Kinder und so wird das bis zum Ende der Zeit weitergehen.“ „Warum?“ „Weil wir uns schon vor Jahrhunderten ewige Liebe geschworen haben.“ Seine Worte, trösteten Marja, seine Umarmung schütze sie vor allem Übel dieser Welt. So kam es ihr zumindest vor und nun schien sie die ganze Welt zu verstehen. Ja vielleicht hätte Marja wirklich nie den sibirischen Boden berührt, doch sie bekam die Nachricht vom Tod ihrer Großmutter, sie traf Ivan und durchlebte ihre Legende erneut. Eine Legend die in dieser Welt nie sterben wird. Nachwort Ich habe versucht die Legenden von Marja so gut es ging ins 21. Jahrtausend zu übertragen und habe nichts ausgelassen. 1. Da wäre ja zum einen der Stand von Marja und Ivan. Ivan war in Wirklichkeit ein Prinz und Marja eine Königin. Wem es nicht aufgefallen ist, meine Marja ist Schulsprecherin und mein Ivan der Sohn des Bürgermeisters. Theoretisch gesehen hat meine Marja mehr Macht und dadurch einen höheren Status als mein Ivan. So wie in der Mythologie 2. Die Hochzeit. Himmel noch mal, wer würde jemanden heiraten, den er gerade mal ein paar Tage kennt? Die Szene im Wagon beim Stromausfall hat mir da rausgeholfen. Als Marja sagte: Du bist in Asien und ich in Europa war das eine Anspielung auf das nicht vereint sein. In der Ehe ist man vereint also vereinte ich meine Marja und meinen Ivan dadurch, dass ich sie beide in den Schatten des Obelisken hab tretten lassen. 3. Bitte macht mir keine Vorwürfe, weil ich keine Schwerter und Pferde benutzt habe. Meine Geschichte spielt im 21. Jht. 4. Ich habe einige Metaphen eingebaut, da wäre zum Beispiel das Mädchen mit dem schwarz gelb gestreiften Jäckchen. Sie ist meine Bienenkönigin. 5. Den kursiven Text im 4. Kapitel habe ich eins zu eins aus dem Buch geschrieben, dass ich als Vorlage verwendet habe. Das ist die Orginalgeschichte XD 6. Für ein schnell, schnell du hast nur bis Mitternacht Zeit Werk, habe ich doch manches vollbracht. Obwohl ich mit dem Ergebniss alles andere als zufrieden bin^^ Ich jedenfalls hoffe ihr hattet Spaß beim lesen und hinterlässt mir den ein oder anderen Kommentar Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)