Schreibübungen von ChasingCars ================================================================================ Aus Liebe --------- Schreibübung 9 - Die liebe Liebe Ihr Blut tropfte von seinen Händen, bildete eine dunkelrote Pfütze auf den schneeweißen Fliesen. Er legte ihren Kopf sanft auf dem Boden ab. Einige ihrer blonden Strähnen fielen in die Blutlache. Welch eine Ironie – Sie hatte sich die Haare ohnehin rot färben wollen. Doch niemals hätte sie gedacht, dass sie es mit ihrem eigenen Blut tun würde. Vielleicht hatte sie ihre Haare auch gar nicht färben wollen. Er konnte nicht wissen, ob sie es ernst gemeint hatte. Sie hatte viel geredet, viele Pläne geschmiedet und viele Versprechen gemacht, als sie noch gelebt hatte. Und seit knapp zwei Minuten tat sie das nun nicht mehr. Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. Ein wenig Stolz war er schon auf sich. Viele hatten ihm gesagt, er würde nichts auf die Reihe kriegen, niemals etwas zu Ende bringen. Tja, dies hier hatte er zu Ende gebracht. Und er konnte zufrieden mit sich sein. Sie war der Störfaktor in seinem Leben gewesen. Eine Überdosis von dem Stoff, den er unbedingt gebraucht hatte. Jetzt konnte er das Kapitel endlich abschließen. Und ein neues aufschlagen. Sein Atem ging ganz ruhig, als er mit dem Finger über ihr Gesicht fuhr. Ihre bleiche Haut im Kontrast zu dem kräftigen Rot ihres Bluts. Ihre weit aufgerissenen Augen starrten ihn an, als wollten sie fragen: Warum? Sie war so naiv gewesen. Hatte gedacht, sie könnte mit ihm machen, was sie wollte. Er hätte sie schon nicht verlassen, er liebte sie schließlich. Ja, er hatte sie geliebt. So sehr hatte er noch nie eine Frau geliebt. Verdammt, sie war sein Ein und Alles gewesen, an sie hatte er sein ganzes Leben gehängt. Und sie … Sie hatte seine Liebe missbraucht. Sie hatte ihn enttäuscht. Wie hatte er jemals denken können, sie wäre besser gewesen als all die Anderen? Sie war bloß genauso eine falsche Schlampe gewesen. Hatte sich in aufreizenden Kleidern in den Clubs vergnügt, den Männern hinterhergeschaut. Er hatte ihr niemals so viel bedeutet wie sie ihm. Sie hatte ihn nicht geliebt. Da war er sich sicher. Und nun war sie tot. Er hatte sie umgebracht und bereute es nicht im Geringsten. Es war die einzige Lösung gewesen. Ein Mord aus Liebe. Der Tod war das Einzige, was sie verdient hatte. Er hatte ihr schon fast einen Gefallen getan. Vielleicht hätte sie irgendwann verstanden, was sie ihm angetan hatte. Und unter so einer Schuld, wie hätte sie da weiterleben sollen. Dabei hätte sie ihn doch bloß lieben müssen. Hätte ihn ehren müssen. Hätte verstehen müssen, was für ein Glück sie erfuhr, an seiner Seite zu sein. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Wie sehr wünschte er sich, sie hätte ihn genauso geliebt wie er sie. Doch die Zeit ließ sich nicht zurückdrehen und Menschen veränderten sich nicht. Niemals. Mit einem letzten Blick auf ihren leblosen, seltsam verdrehten Körper wandte er sich zur Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)