Vampire Knight - Behind the Shadows of the Night von abgemeldet (Mein Leben als Vampir auf der Cross Academy...) ================================================================================ Prolog: Ankunft an der Cross Academy ------------------------------------ Mitten im Schuljahr kam ich an die Cross Academy. Es war heller Tag, doch mich störte es nicht. Ich ging auf das Gebäude zu, in dem der Rektor der Academy auf mich wartete. Ich fand das Zimmer des Rektors schnell und klopfte an. „Herein!“, rief eine unsagbar fröhliche Stimme. Wie ich das verabscheue... Ich trat ein und vor dem Rektortisch stand ein ziemlich kränklich aussehender Mann mit Brille, der dick in eine Decke oder so etwas eingehüllt war. Meine Aufmerksamkeit wurde jedoch auf einen großen silberhaarigen Jungen gelenkt, der verdammt gut aussah, jedoch sehr verschlossen wirkte. Seine Augen hatten einen leichten Lilaton und ich war vielleicht einen halben Kopf kleiner als er. „Ah! Du musst Sayuki Tahoma-san sein. Herzlich willkommen!“, begrüßte mich der Rektor. „Vielen Dank, Kurosu-sama.“, erwiderte ich. „Oh, Yuki-chan ist gar nicht da. Zero, darf ich dich bitten Sayuki-san herumzuführen und ihr alles zu zeigen?“ Kurosu-sama hatte sich an den großen Jungen gewandt. Er hieß also Zero... Ich kannte den Namen... Zero Kiryu, der das Massaker überlebt hatte. „Sehr wohl.“, erwiderte er. Gemeinsam verließen wir das Rektorzimmer. Er sprach nicht viel und erläuterte mir nur das Wichtigste. „Ich kenne dein Geheimnis.“, sagte ich auf einmal. „Du bist ein Vampir, hab ich Recht?“ Zero drehte sich zu mir um und ich wurde zur Wand zurückgedrängt. Er hatte seine Hand neben meinen Kopf an der Wand. „Woher weißt du das?“, fuhr er mich an. Irgendwoher wusste ich, dass dies normalerweise nicht sein Verhalten war. Aber ich musste wohl etwas in ihm ausgelöst haben. „Deine Aura. Warum bist du nicht in der Night Class bei den anderen Vampiren?“ „Das könnte ich dich genauso gut fragten.“ Schlauer Junge. Er hatte es also mitbekommen. „Du bist auch ein Vampir.“ „Und wie hast du es herausbekommen? Ich kam doch am helllichten Tag hier zu euch.“ „Das stimmt, aber du siehst zu gut aus, als dass du in die Day Class gehören würdest. Außerdem hab ich ein Funkeln in deinen Augen gesehen, dass ein Vampir hat, nachdem er Blut getrunken hat.“ „Das mit dem Gutaussehen kann ich bloß zurückgeben. Aber du hast Recht. Ich bin gerade auf Blut, aber ich verliere niemals meine Selbstbeherrschung.“ „Etwas ist aber noch mit dir. Du gehörst nicht zum Adel, oder?“ „Nein. Ich bin ein Reinblüter. Meine Ahnenreihe geht noch weiter in der Geschichte zurück, als die von eurem Kaname Kuran-sama.“ „Kannst du deshalb das Tageslicht ertragen?“ Mittlerweile hatte er die Hand von der Wand genommen und stand etwas entspannter da. „Ja. Meine Vorfahren haben sich darum bemüht, weniger als Vampir aufzufallen. Deshalb haben sie sich dem Tageslicht ausgesetzt. Von Generation zu Generation wurde es immer besser und ich bin quasi das Endergebnis.“ Irgendwo läutete die Schulglocke. „Ich muss zum Tor und die Day Class Weiber abhalten, sich den Night Class Schülern zu nähern. Meine Aufgabe als Guardian…“ Damit drehte sich Zero um und ich folgte ihm zum Tor. Kapitel 1: Day Class oder Night Class? -------------------------------------- Eine Horde wildgewordener Mädchen versuchte wirklich sich an das Tor zu drängen. Ich sah ein Mädchen, dass kleiner war als ich. Sie versuchte die Schülerinnen aufzuhalten. Zero ging lässig zu ihr und die Schüler wichen augenblicklich vor ihm zurück. „Danke, Zero.“, hörte ich das Mädchen sagen. Ob sie seine Freundin war…? Dann öffnete sich das Tor und eine Gruppe in weißen Anzügen kam heraus. Die Schüler um mich herum wichen zur Seite, sodass ich den gutaussehenden Jungen und Mädchen halb im Weg stand. Aber ich dachte mit keiner Silbe daran, aus dem Weg zu gehen. Ich kannte die Schüler teilweise, die auf mich zukamen. Ich hatte sie schon einmal auf einer Party meines Clans gesehen. Einen erkannte ich sofort an seiner Aura. Kaname Kuran. Und genau dieser kam jetzt auf mich zu. „Ich kenne dich.“, sagte er zu mir. „Aber warum trägst du eine Day Class Uniform?“ Die Schüler der Day Class (vor allem die Mädchen) funkelten mich böse von der Seite an. Doch ein Blick von mir genügte und sie wichen noch weiter zurück. Sie sahen eingeschüchtert aus. Das gefiel mir. „Warum? Steht sie mir nicht?“, fragte ich Kaname-senpai neckend und lächelte ihn dabei an. „Du weißt genau was ich meine.“, antwortete er ruhig. Durch nichts aus der Ruhe zu bringen. „Ich wurde für die Day Class angemeldet. Also muss ich diese Uniform tragen.“ „Ich werde veranlassen, dass du in die Night Class kommst. Wie lautet eigentlich dein Name?“ „Sayuki Tahoma. Aber meine Freunde nennen mich Sai.“ „Gut. Sai-sama, ich hoffe dich bald bei uns in der Night Class willkommen zu heißen. Ich werde sofort mit dem Rektor sprechen.“ Und mit einer Verbeugung verabschiedete er sich bei mir. Als der Trupp weitermarschierte, viel mir ein rothaariger Junge auf, der mich die ganze Zeit beobachtet hatte, was dem Mädchen neben ihm gründlich missfiel. Als er an mir vorbeischritt, lächelte ich ihn mit meinem unwiderstehlichsten Lächeln an. Ich hatte Erfolg: Er wurde rot und das Mädchen sah mich eifersüchtig an. Kapitel 2: Begegnung mit Yuki ----------------------------- Nachdem die ganze Prozedur vorbei war, ging ich wieder zu Zero-kun und dem kleinen Mädchen, das anscheinend auch ein Guardian war. „Hallo, ich heiße Yuki!“, stellte sie sich vor. „Freut mich dich kennen zu lernen, Yuki-san.“, erwiderte ich die Begrüßung. „Mein Name ist Sayuki, aber du kannst mich Sai nennen. Du natürlich auch, Zero.“ „Yuki-san klingt so förmlich. Nenn mich lieber Yuki-chan, so wie alle. Übrigens hat mir Zero schon eine Menge über dich erzählt. Du gehörst wirklich zu den Reinblütern?“ „Ja, ist das so ungewöhnlich?“, fragte ich etwas verwirrt. „Ich… nun ja… ich bin bloß noch keinem begegnet…“ Sie war etwas leiser geworden. „Denkst du…“, sagte ich sehr leise. Nur Zero konnte es hören. „Weißt du denn schon wo du schläfst?“, fragte mich Yuki auf einmal. „Ähm, nein. Aber ich weiß wo die Schlafzimmer sind…“ Plötzlich nahm mich Yuki an die Hand und zerrte mich mit sich. Zero lief gelassen hinter uns her. „Schau mal. Da ist noch ein freies Zimmer. Neben Zeros…“, erklärte mir Yuki. „Haben Jungs und Mädchen keine getrennten Korridore?“, fragte ich etwas erstaunt. „Nein. Aber bis jetzt hat sich noch keiner beschwert.“ „Ich tu es auch nicht. Es hat mich nur gewundert.“ „Wo hast du eigentlich deinen Koffer?“ Zero sah mich an und ich drehte mich zu ihm um. „Ich glaube, dass ich den noch beim Rektor stehen lassen habe. Ich werde ihn schnell holen gehen. Den Weg kenne ich ja…“ „Nichts da.“, unterbrach mich Zero. „Ich geh schon…“ Damit verschwand er. „Was ist denn in den gefahren?“ Yuki schien völlig aus der Fassung zu sein. „Ich kenne ihn schon viele Jahre. Für mich hätte er keinen Finger krumm gemacht, wenn ich denselben Weg gehabt hätte… Ob er dich…?“ Sie begann zu grübeln, nur den Grund verstand ich nicht… „Irgendetwas an dir muss ihn fasziniert haben. Sonst benähme er sich nicht so. Wie dem auch sei. Ich geh jetzt in mein Zimmer. Das liegt übrigens da hinten am Ende des Ganges.“ Yuki-chan verabschiedete sich von mir. Sie konnte mich nicht ausstehen. Das wusste ich. Ich hatte es gespürt. An Zeros Aura habe ich so etwas nicht bemerkt. Ob er mich mochte? Was sind das für Gedanken? Ich schüttelte den Kopf als könnte ich damit diese Gedanken vertreiben. Kapitel 3: Zeros Problem (?) ---------------------------- Nachdem ich mein Zimmer betreten hatte, sah ich mich um. Es war nicht sehr komfortabel, aber zum Leben reichte es. Mich störte nur, dass es scheinbar nur ein Gemeinschaftsbad im Haus „Sonne“ gab. Wenn ich ins „Mond“-Haus kam, wäre das bestimmt anders. Ich würde es ja bald mit eigenen Augen sehen. Hinten links stand ein Bett und daneben ein großer Schreibtisch. Auf der anderen Seite war ein großer Schrank, der jedoch leer blieben würde. Das Zimmer besaß ein großes Fenster mit schweren Vorhängen. Ich ging zum Fenster und sah hinaus. Ich konnte von hier aus das Haus „Mond“ erspähen. Zwar nur undeutlich, aber ich wusste nun einigermaßen wie es aussah und was mich erwarten würde. Auf einmal klopfte es und Zero trat mit meinem schweren Koffer ein. Ich ging ihm entgegen und zeigte ihm, wo er ihn abstellen konnte. „Vielen Dank. Du hast was gut bei mir, Zero.“, sagte ich zu ihm. Er richtete sich auf und ich bot ihm einen Platz auf dem Bett an. „Ich habe mal eine Frage an dich. Du musst sie nicht beantworten…“, brachte er etwas verunsichert vor. Ob das an meiner Anwesendheit lag? Ich setzte mich neben ihn. „Dann frag ruhig.“ „Als ich dich herumführte, sagtest du, du seiest auf Blut. Heißt das, dass du einen unschuldigen Menschen gebissen und ihn in ein Monster verwandelt hast?“ Ich lächelte ihn an und er sah zu Boden. „Nein, das ist nicht zwangsläufig der Fall, wenn ein Vampir auf Blut ist. Es sind auch keine Bluttabletten. Ich habe persönliche Blutvorräte in Form von Blutkonserven. Ich lasse sie mir schicken. Somit muss ich niemanden beißen und auch nicht diese geschmacklosen Tabletten schlucken. Leider kann sich das nicht jeder leisten. Aber meine Eltern haben mir ein beträchtliches Vermögen hinterlassen, dass ich selbst immer wieder auffülle.“ „Arbeitest du?“ Jetzt sah mich Zero wieder an. Diese Augen… Er fesselte mich mit seinen, so wie ich ihn mit meinen grünen Augen fesselte. „Ja und nein. Ich leite selbst eine Blutbank. Ich verkaufe das Blut ebenfalls an Vampire. Nur, wenn sie ausreichend zahlen, versteht sich. Man muss den Blutspendern nur kleine Prämien geben. Außerdem beliefern wir auch Krankenhäuser mit unseren Blutkonserven. Da ich das Unternehmen leite, fragt niemand warum mir Blutkonserven zugeschickt werden.“ „Das ist wirklich beeindruckend. Und faszinierend einfach. Damit kannst du im Haus „Mond“ bestimmt große Geschäfte abwickeln…“ Er wirkte auf mich wie jemand, der etwas auf dem Herzen hatte. Da ich eigentlich ein sehr direkter Vampir bin, fragte ich ihn einfach. „Ich seh dir an, dass dich etwas bedrückt. Was ist es?“ „Ich weiß nicht, ob ich dir das so einfach erzählen kann.“ “Warum nicht? So von Vampir zu Vampir…“ „Genau darum geht es. Ich will nicht zu einem E-Level werden. Aber ich kann das nur verhindern, wenn ich weiterhin Blut trinke. Aber mein Verlangen danach wird immer stärker. Außerdem vertrage ich die Bluttabletten nicht.“ Das schien ihn wirklich fertig zu machen. Ich nahm beschwichtigend seine Hand und lächelte ihn an. „Es gibt nur eine Möglichkeit, dich auf das Level eines normalen Vampirs zu bringen.“, sagte ich mit mysteriöser Stimme. „Welche?“ Zero war ganz aufgeregt. Bestimmt völlig untypisch für ihn. „Du musst das Blut eines Reinblüters trinken.“ Ich lies das erst einmal auf ihn wirken. „Du hast also die Wahl zwischen Kaname-senpai und mir. Wenn du die anderen beißen würdest, würde dir das gar nichts bringen.“ „Du würdest dein kostbares Blut für jemanden opfern, den du gerade erst kennen gelernt hast?“ Zero sah mich etwas ungläubig an. Ich stand auf und ging zum Fenster. „Ja. Aber ich würde es dir nicht anbieten, wenn du es nicht verdient hättest. Nebenbei würdest du auch die Bluttabletten vertragen. Netter Nebeneffekt, nicht?“ Ich drehte mich zu ihm um und lächelte wieder an. Ich spielte gerne meine Macht aus. Aber jedes Wort, das ich sagte, entsprach der Wahrheit. Jetzt stand Zero ebenfalls auf und ging zur Tür. Bevor er sie jedoch öffnete, sah er mich noch einmal an. „Lass mich eine Nacht darüber schlafen. Ich gebe dir morgen eine Antwort.“ Damit verließ er das Zimmer. Ich hatte keine Ahnung, wieso, aber ich wusste, dass Zero jetzt zu Yuki-chan ging. Immerhin war sie ja seine bisherige Blutspenderin gewesen… Kapitel 4: Vampir oder nicht Vampir...? --------------------------------------- „Sie ist was?“ Der Rektor verstand die Welt nicht mehr. „Aber sie kam doch am helllichten Tag zu uns!“ Kaname stand vor ihm und hatte sich auf dem Tisch des Rektors abgestützt. „Sie können mir ruhig glauben, Kurosu-san. Sie ist ein waschechter Vampir. Und eine Reinblüterin dazu. Dass sie das Tageslicht verträgt, liegt an ihren Ahnen. Aber das erkläre ich Ihnen später. Jetzt verlange ich erst einmal, dass sie zu uns in die Night Class kommt. Sonst verdreht sie den Jungs in der Day Class noch den Kopf und macht sich an ihren Hälsen zu schaffen. Ich glaube, dass sie Kiryu-kun sogar beeindrucken könnte.“ „Sie hat wirklich eine atemberaubende Ausstrahlung. Ich verstehe nicht, warum ich es nicht bemerkt hatte, dass sie ein Vampir ist.“ Der Rektor kratzte sich am Kopf und schien nun eine Entscheidung getroffen zu haben. „Gut, ich werde sie dir anvertrauen.“ Er stand auf und holte aus einem großen Schrank eine Night Class Uniform heraus. Kurosu-san drückte sie Kaname-senpai in die Arme. „Nun kannst du auch gleich zu ihr gehen und ihr die frohe Botschaft überbringen. Ihr Zimmer trägt die Nummer 13 und liegt im 3. Stock.“ Kaname-senpai verbeugte sich und verließ den Raum mit der Uniform in den Händen. Kapitel 5: Besuch von Kaname ---------------------------- Ich genehmigte mir grade einen Schluck aus einer frisch geöffneten Blutkonserve, als es an der Tür klopfte. „Einen Moment bitte.“, rief ich. Ich packte die Konserve zurück in meinen Koffer und wischte mir das Blut von den Mundwinkeln, was beim Bluttrinken irgendwie nicht zu vermeiden war. Ich schritt zur Tür und öffnete sie. Zu meiner Überraschung stand Kaname-senpai in der Tür und hatte eine weiße Uniform für Mädchen in den Händen. „Kaname-senpai. Was führt dich denn zu mir?“ „Hier.“ Er steckte mir die Uniform entgegen und ich nahm sie an mich. „Ab morgen Abend wirst du zur Night Class gehören. Komm einfach vor unserem Unterricht mit zum Klassenwechsel. Ich werde dich persönlich mit mir zum Unterricht nehmen.“ „Ich soll gleich am Unterricht teilnehmen?“ Kaname-senpai lächelte mich an. „Nicht wirklich. Morgen haben wir nur 3 Stunden von der nur die Dritte richtig Unterricht ist. In den ersten beiden werden nur Klassenangelegenheiten besprochen. Da du eine solche Angelegenheit bist, musst du dich auf Fragen bezüglich deiner Familie oder Vergangenheit gefasst machen, Sayuki-san.“ „Gut, dann bis morgen Abend.“ „Eine Fragte hätte ich aber noch. Warum riecht es hier nach Blut?“ Ich lächelte ihn an. „Diese Fragte werde ich ebenfalls morgen Abend beantworten.“ Kaname-senpai schien nicht wirklich zufrieden zu sein. Aber er verabschiedete sich höflich von mir und ging. Kapitel 6: Gespräch mit Zero... ------------------------------- Am nächsten Morgen kam Zero um mich zu wecken. Ich öffnete die Tür. „Warum trägst du die Night Class Uniform?“, fragte Zero verwirrt. „Weil ich jetzt zu ihnen gehöre. Inoffiziell. Aber das ändert sich heute Abend beim Klassenwechsel.“ „Sie steht dir, aber das hat die Day Class Uniform auch. Du musst nicht wechseln, wenn du nicht willst.“ Er schien etwas enttäuscht zu sein. „Aber ich werde mich unter meinesgleichen bestimmt besser fühlen. Warum kommst du nicht auch in die Night Class?“ „Yuki ist dagegen. Und soweit ich nichts anstelle, kann ich auch in der Day Class bleiben.“ „Du hörst auf Yuki?“ Ich klang ungläubig. „Sie macht sich immer unheimlich große Sorgen um mich. Wir kennen uns schon viele Jahre und sie war immer für mich da. Auch wenn ich das nie zu würdigen wusste. Aber ich fühle mich so, wie es jetzt ist, recht wohl.“ „Verstehe.“ Ich drehte mich von Zero weg. Irgendwie war ich traurig über das, was er eben gesagt hatte. „Sie ist also deine beste Freundin, he?“ „Nein. Bisher war sie die einzige Freundin, die hatte. Meine Familie wurde getötet, aber ich denke, das weißt du.“ „Macht dich das zu etwas Besonderem?“ Auf einmal war ich wütend. Ich wusste nicht, wieso. „Was?“ Zero sah mich völlig entgeistert an. „Ich meine, nicht nur du hast keine Familie mehr. Ich habe ebenfalls keine. Nur meine Großtante kümmert sich um mich. Ich hatte nie Freunde, weil ich von einem Privatlehrer unterrichtet wurde. Deshalb bin ich freiwillig auf diese Privatschule gekommen. Um Freunde zu finden!“ Mir liefen die Tränen an meinen Wangen herunter. Ich hatte noch nie geweint, nicht mal als ich noch ein kleines Mädchen war. Zero kam auf mich zu und legte seinen Arm um mich. Ich hatte niemals Zuneigung erhalten, deshalb entzog ich mich erschrocken seinem Arm. „Tut mir Leid. Ich wollte nicht aufdringlich sein…“, entschuldigte sich Zero. Ich schüttelte den Kopf und wischte mir die Tränen weg. „Nein. Es ist meine Schuld. Es ist nur… ich habe niemals vorher… Zuneigung bekommen. Meine Tante hat mich auch nur widerwillig aufgenommen. Sie kann mich eigentlich gar nicht ausstehen…“ „Soll… ich dich allein lassen?“, fragte Zero vorsichtig. „Ich war mein ganzes Leben lang allein. Das hat mich angekotzt. Die Einsamkeit hat mein Herz schon zerfressen. Kannst du nicht noch etwas bleiben?“ „Natürlich.“ Wir setzten uns wieder auf das Bett und unterhielten uns eine ganze Weile. Irgendwann klopfte es wieder an meiner Tür. Es war Yuki. „Zero, was machst du hier? Der Unterricht geht gleich los!“ Sie schnappte sich Zeros Arm und wollte ihn gerade mit sich ziehen, als sie mich in der weißen Uniform erblickte. „Du gehörst jetzt also zu der Night Class, he? Du wirst uns also nicht mit zum Unterricht begleiten?“ „Nein. Aber ich werde euch heute beim Klassenwechsel beleiten. Kaname-senpai war gestern Abend bei mir und hat mir das gesagt.“ „Kaname… senpai war bei dir?“ Yuki schien etwas von der Rolle zu sein. Ich verstand es nicht, aber es war mir auch egal. „Ja. Ich würde an eurer Stelle schnell losgehen, sonst fängt der Unterricht ohne euch an.“ „Wär ja nichts neues…“, sagte Zero und sah etwas genervt aus. Ich musste lachen und er verabschiedete sich von mir. Nun war es an Zero, Yuki hinter sich herzuziehen. Ich sah den beiden nach bis sie verschwunden waren. Dann ging ich wieder in mein Zimmer. Toll. Ich habe massig Zeit und wusste nichts damit anzufangen. Also beschloss ich, mir die nahe gelegene Stadt etwas genauer anzusehen. Ich nahm etwas Geld und machte mich auf den Weg. Kapitel 7: Stadtbesuch und der erste Level E -------------------------------------------- Komische Stadt. Das war das erste, was ich dachte, nachdem ich sie betreten hatte. Die Aura dieser Stadt war seltsam. Aber egal. Ich suchte mir ein Café und setzte mich an einen Tisch davor. Als der Kellner kam, sah er mich bewundernd an. „Gehören Sie zur Night Class der Cross Academy? Ihre Uniform…“ „Noch nicht, aber das wird sich heute Abend ändern.“, erwiderte ich. Ich schenkte ihm eins meiner unwiderstehlichen Lächeln und das Eis, welches ich mir bestellte, ging aufs Haus. Als ich fertig war, schlenderte ich planlos durch die Straßen. Ich spürte die Gegenwart einer widerlichen Kreatur, und als ich mich umdrehte, stand ein E-Level Vampir vor mir. Er wollte mich angreifen, doch er hielt plötzlich inne. Stattdessen verbeugte er sich nun vor mir. Dann stand ein großer Typ mit glatten blonden Haare und einem Schwert hinter dem Vampir. Mit einem gekonnten Schwerthieb zerteilte er den E-Level und dieser zerfiel zu Staub. „Was macht Ihr hier so allein in der Stadt?“, fragte er mich, nachdem er sein Schwert wieder in die Hülle gesteckt hatte. „Ich hatte noch so viel Zeit vor dem Klassenwechsel, dass ich nichts mit dieser Zeit anzufangen wusste und mich entschied, in die Stadt zu gehen. Aber alleine ist es echt langweilig. Wie kommt es eigentlich, dass jemand wie du zu dieser Zeit hier herumläuft?“, fragte ich ihn. „Und wie heißt du eigentlich?“ „Mein Name ist Takuma Ichijou. Ihr könnt mich Ichijou nennen. Ihr seid Sayuki-sama, hab ich Recht?“ „Ja. Du wurdest geschickt, oder?“ „Kaname-senpai hat bemerkt, dass sich schon wieder ein E-Level in der Stadt herumtreibt. Ich kam um ihn zu töten. Durch Eure Anwesendheit war es sehr leicht ihn zu töten.“ Erst jetzt bemerkte ich, dass noch jemand hinter Ichijou stand. Es war der Junge mit den rot-braunen Haaren, die in der Abenddämmerung jedoch blutrot aussahen. „Ach so. Das ist Senri Shiki. Nennt ihn Shiki-kun. Er benimmt sich schon eine Weile so seltsam. Seit wir Euch das erste Mal gesehen haben…“ „Hallo, Shiki. Es freut mich dich kennen zu lernen.“ Nun trat er hinter Ichijou hervor und erwiderte die Begrüßung. „Ganz meinerseits, Sayuki-sama.“ „Ihr braucht nicht so förmlich zu sein. Ich will bloß akzeptiert werden und nicht so behandelt werden, wie bei mir zu Hause…“ „Gut. Dann lasst uns zurück zur Schule gehen. Bald findet der Klassenwechsel statt.“ Kapitel 8: Zwischensequenz -.- doofer Titel, aber mehr isses nich ----------------------------------------------------------------- Auf dem Rückweg zur Schule versuchte ich mit Shiki eine Unterhaltung zu führen, aber er beantwortete alle meine Fragen nur mit einsilbigen Antworten. Ichijou dagegen unterhielt sich auf dem ganzen Rückweg mit mir. „Was soll ich mit meinem Koffer machen, wenn Kaname-senpai mich gleich mit zu euch in die Klasse nehmen will?“ „Ist er abgeschlossen oder so?“, fragte Ichijou. „Selbstverständlich. Aber mein Zimmer nicht.“ „Wir schicken nachher jemanden zu deinem Zimmer, der dann deinen Koffer holen kann. Vielleicht mache ich das auch selbst.“ Mit den letzten Worten sah er mich an und lächelte mir zu. Ich bemerkte nur aus den Augenwinkeln, dass Shiki ihn mit einem eifersüchtigen Blick belegte. Wir gingen auf dem üblichen Weg zur Schule. Doch an der Abzweigung verabschiedeten sich die beiden Jungs bei mir. „Wir haben noch eine halbe Stunde. Und die Uniformen müssen wir auch noch anziehen. Wir machen uns jetzt auf den Weg.“, sagte Ichijou, der für die beiden das Reden übernommen hatte. „Gut. Bis nachher dann.“, sagte ich und ging den anderen Weg hinunter zum Haus „Sonne“. Ich wusste, dass sie meinem wehenden Rock hinterher sahen. Die waren aber auch kurz… Kapitel 9: Zeros Entscheidung ----------------------------- Zurück in meinem Zimmer betrachtete ich mich in dem mannshohen Spiegel, der neben dem Bett angebracht war. Die weiße Uniform setzte sich wunderbar von meinen hüftlangen, schwarzen, glatten Haaren ab. Die Haare meines Ponys dagegen umrahmten mein schmales, blasses Gesicht. Ich mochte es, wenn mein Gesicht diese Farbe hatte. Komischerweise konnte ich auch in der heißesten Sonne nicht braun werden. Das musste an meinen Genen legen. Und das war gut so. Die Uniform schmiegte sich an meinen Körper und die schwarzen Nähte fand ich klasse. Doch der schönste Farbakzent war die blutrote Schleife, die sich in strengem Kontrast zu meinen grünen Augen abhob. Ich drehte mich einmal vor dem Spiegel, um meine Haare wehen zu sehen. In dem Moment klopfte es und ohne Verzögerung trat Zero ein. Er betrachtete mich für einen Moment. „Stör ich dich bei irgendetwas?“, fragte er mit einem Lächeln. „Nein. Ich wollte bloß schauen, ob die Uniform auch ordentlich sitzt. Nichts weiter.“ „Sie sitzt ausgezeichnet.“ „Danke. Warum bist du eigentlich schon hier? Der Wechsel beginnt doch erst in 15 Minuten.“ Zero wurde sofort wieder ernst. „Ich wollte dir mitteilen, welche Entscheidung ich getroffen habe.“ „Und?“, fragte ich erwartungsvoll. „Ich würde deinen Vorschlag annehmen. Wie oft muss ich dich beißen?“ „Na ja… Nachdem was ich in Erfahrung gebracht habe, musst du mich jede Woche einmal beißen. Immer zur selben Zeit. Und ungefähr über 3 Wochen… Mein armer Hals…“ „Wann wollen wir anfangen?“ „Die beste Zeit wäre wohl am Wochenende, wenn wir keinen Unterricht haben. Samstagabend um 21 Uhr?“ „Einverstanden. Ich werde dann zu dir kommen. Übermorgen…“ „Gehen wir zum Klassenwechsel? Du musst doch bestimmt eher da sein, oder?“ Mit sanfter Gewalt packte ich seine Schultern und schob ihn zur Tür, weil er in Gedanken versunken war. Auch wenn man ihm das nicht ansah, waren seine Schulter gut durchtrainiert. Und der Rest seines Körpers bestimmt auch… Kapitel 10: Ab zur Night Class! ------------------------------- Wir standen nun alle am Tor und Zero und Yuki gingen ihrer Arbeit nach. Ich jedoch wurde von den anderen aus der Day Class mit gebührendem Abstand begutachtet. War ja auch kein Wunder, denn ich trug ja die Night Class Uniform. Der Ansturm auf die Schüler der Night Class war geringer als sonst und Hanabusa Aido schien etwas enttäuscht zu sein. „Was denn Mädels? Interessiere ich euch denn heute gar nicht?“ „Es ist wegen der Neuen.“ Das war ein Mädchen mit langen, hellblonden Haaren, die ganz in Kaname-senpais Nähe stand. Ich erfuhr später, dass sie Ruka hieß. Hanabusa sah mich an und seine Augen leuchteten. „Ein äußerst hübsches Mädchen. Aber sie darf ich gar nicht beißen…“ „Nein, Aido-kun. Denn sie gehört von jetzt an zur Night Class. Ich stelle sie euch nachher ausführlich vor.“ Das war Kaname-senpai. Und genau dieser schritt nun auf mich zu. „Wollen wir?“ Er ging an mir vorbei und ich reihte mich in der Reihe weiter hinten ein. Neben Shiki. „Hallo, Shiki.“, sagte ich freundlich. „Ha-Hallo…“, sagte er verlegen. Wieder stand dieses Mädchen neben ihm, welches mich extrem eifersüchtig ansah. Ich schenkte ihr einen eiskalten Blick, unterlegt mit einem bösartigen Lächeln. Sie sah schnell weg. Und wieder hatte ich jemanden eingeschüchtert. In diesem Punkt liebte ich mein Leben. Ich erfuhr später, dass sie Rima hieß und sie und Shiki Models waren. Kapitel 11: Fragestunde ----------------------- Wir waren an der Schule angekommen und obwohl Shiki so schüchtern war, wich er mir nicht von der Seite. Er hielt mir die Tür auf und wir betraten das Gebäude. Kaname-senpai ging voran und wir folgten ihm zum Klassenraum. Die Schüler gingen auf ihre Plätze, nur Kaname-senpai und ich blieben unten am Lehrertisch stehen. „Ihr dürft jetzt eure Fragen an Sayuki-sama stellen.“ Sofort schossen viele Hände nach oben. Kaname-senpai zeigte auf einen blonden Jungen mit strahlend blauen Augen. Hanabusa Aido. „Stimmt es, dass du ein Reinblüter bist?“, fragte er. „Ja, das stimmt.“ Der Nächste: „Wie weit reicht deine Ahnenreihe zurück?“ „Die ersten Aufzeichnungen stammen von 1213. Aber meinen Clan gibt es schon länger.“ „Hast du Familie?“ Die wollten echt alles wissen… „Nein. Meine Eltern sind tot und Geschwister habe ich keine.“ „Wer hat sich dann die ganze Zeit um dich gekümmert?“ „Meine Großtante. Sie hasst mich, weil ich das Vermögen meiner Eltern geerbt habe und nicht sie. Außerdem habe ich den Familienbetrieb geerbt.“ „Was für einen Betrieb?“ Ich seufzte. Ich hatte ja gesagt, dass ich alle Fragen beantworten werde. „Ich leite das größte Blutbankunternehmen weltweit.“ Beeindruckte Pfeifen, hier und da kam auch schon ein Wow. „Lässt du dich mit dem Blut beliefern?“ „Selbstverständlich.“ Jetzt brach ein Tumult los. „Kannst du uns auch was besorgen?“ „Wir bezahlen was du willst! Wir gehören ja nicht umsonst zum Adel!“ „Beruhigt euch mal wieder!“ Das war Kaname-senpais ruhige und bestimmende Stimme. Es wurde fast augenblicklich ruhig. Ich traute mich jetzt mehr und sagte: „Ich kann euch natürlich Blutkonserven verkaufen. Die sind aber verdammt teuer. Wir knöpfen nur den Krankenhäusern weniger Geld ab, weil es für Bluttransfusionen und so ja unerlässlich ist und Menschenleben rettet. Aber für private Kunden ist es schon was anderes. Wegen der Geheimhaltung und damit die Angestellten sich mal nicht verplappern.“ Ich glaube, dass Kaname-senpai gerade etwas sagen wollte, als der Lehrer zur Tür hereinkam. „Eins noch.“, sagte Kaname. „Wer kümmert sich um Sayuki-sama bis sie sich eingelebt hat?“ Sofort schossen ausnahmslos alle männlichen Hände nach oben. Kaname-san legte eine Hand an seinen Kopf und sah sich um. „Ich glaube, ich kann dich Shiki anvertrauen.“ Man hörte enttäuschtes Stöhnen von den anderen Jungs. Dann ging ich durch die treppenartig angeordneten Bänke hoch zu Shiki und setzte mich auf den freien Platz neben ihm. Dann begann der langweilige Unterricht… Kapitel 12: Shiki und meine neue Wohnung ---------------------------------------- Als es vorbei war, streckte ich mich und stand auf. Shiki ging vor und ich folgte ihm. Während er mich zu meinem Zimmer oder was mich sonst dort erwartete, führte, erklärte er mir, dass seine Wohnung direkt neben meiner lag. „Wohnung?“ Zu meiner Überraschung klang ich erstaunt. „Na ja, man sollte es besser Suite nennen. Du wirst schon sehen, was ich meine.“ Und zum ersten Mal während der ganzen Zeit lächelte mich Shiki an. Ich erwiderte das natürlich. Dann schienen wir angekommen zu sein, den Shiki blieb stehen. „Hier wirst du von jetzt an leben. Du musst dir wahrscheinlich noch etwas besorgen, das du in die Schränke und Vitrinen tun kannst. Du hast auch eine Menge Regale.“ Während er das sagte, hatte er die Tür geöffnet und ich blickte in einen großen Raum, der bestimmt fünfmal so groß war, wie die Zimmer im Haus „Sonne“. Ich trat ein. Als erstes fiel mir der polierte Steinboden auf. In der Mitte des Raumes stand ein großer Glastisch und herum zwei riesige Sofas und ein Lehnsessel. Dahinter waren drei Fenster, ebenfalls sehr groß und an jeder Seite der Fenster waren schwere, schwarze Vorhänge angebracht. „Da links geht es zum Bad und die Tür daneben führt zur Küche. Die wird von allen Räumen immer am wenigsten genutzt. Rechts geht es zum Schlafzimmer. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum die Betten immer so groß sein müssen…“ Um zu zeigen, was er meinte, öffnete er die Schlafzimmertür und ich schaute in einen großen Raum. In der Mitte hinten an der Wand stand das besagte Bett. Daneben standen links und recht jeweils ein Nachttisch. Links vor dem Fenster stand ein Schreibtisch. Er war nicht sonderlich groß. Auf der rechten Seite stand ein antik aussehender Kleiderschrank. Genau mein Geschmack. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Doch als Shiki mir das letzte Zimmer zeigte, war ich wirklich aus dem Häuschen. „Wahnsinn! Mein eigenes Studierzimmer! Und schau dir mal die ganzen Regale an…!“ Ich war wirklich hin und weg. Hier konnte ich mit Leichtigkeit alle meine Bücher unterbringen. Shiki hatte sich an den Türrahmen gelehnt und sah mir lächelnd zu, wie ich durch den Raum tänzelte und in Gedanken schon plante, wo ich welche Kategorie Bücher hinstellen würde. „Ich hatte echt schon lange keine so gute Laune mehr.“ Ich sah Shiki freudestrahlend an. Dann ging ich auf ihn zu. Er wurde rot und sah mich verlegen an. „Es freut mich, dass es dir gefällt. Mein Zimmer ist gleich nebenan. Also wenn du Fragen hast, kannst du einfach…“ Er kam jedoch nicht dazu den Satz zu beenden. Denn ich gab ihm ohne Vorwarnung einen Kuss auf die Wange. „Ich danke dir, dass du dich um mich kümmerst.“, sagte ich. Dann klopfte es an der Tür und Ichijou trat mit meinem Koffer ein. Er sah Shiki und mich verwundert an, weil Shiki immer noch etwas rot im Gesicht war. Dann grinste Ichijou-kun. „Was habt ihr denn getrieben?“ „Nichts. Wieso?“, fragte ich ganz unschuldig. „Schon gut.“ Er lächelte und winkte ab. „Wo soll ich den Koffer hinstellen?“ „Hier ins Schlafzimmer, bitte.“ Ichijou brachte ihn ins Schlafzimmer und stellte ihn vor das Bett. „Ich werde erstmal meine Haushälterin anrufen, damit sie mir noch was schickt. Sonst sieht es hier so leer aus…“ „Ein Telefon findest du draußen auf dem Gang oder auch in jedem Korridor.“ „Gut. Danke fürs Kofferschleppen.“ Ich lächelte Ichijou an. Shiki schnappte sich Ichijou und schob ihn zur Tür. „Bis später, Sai-chan. Wir sehen uns dann!“, sagte Shiki und schloss die Tür hinter sich. Er hatte mich wirklich mit Sai-chan angeredet. Wie niedlich… Kapitel 13: Besuch von Kaname ----------------------------- Nachdem ich später meine Haushälterin angerufen hatte und ihr eine lange Liste mit Sachen und Büchern gegeben hatte, die sie mir schicken sollte, machte ich mich erstmal ans Auspacken. Die Blutkonserven lagerte ich im Kühlschrank. Da hielten sie eine halbe Ewigkeit. Meine Kleidung brachte ich in den riesigen Schrank unter. Zum Glück hatte ich auch noch ein paar Klamotten bestellt, denn der Schrank war immer noch bedrückend leer. Dann packte ich schwarze Kerzen aus, die ich ebenfalls mitgenommen hatte. Einige stellte ich ins Bad um die große Wanne herum und die anderen auf den Glastisch im Wohnzimmer. Dort bemerkte ich, dass hier ein Fernseher stand. Was für ein Luxus, dachte ich. Genauso, wie die Kücheneinrichtung, die ebenfalls ein halbes Vermögen gekostet haben musste. Ich ging zu einem der Fenster im Wohnzimmer und sah nach draußen. Die Sonne ging bald auf und die Vampire legten sich schlafen. Ich konnte auf einen schönen Park mit vielen Bäumen sehen, die zu dieser kalten Jahreszeit jedoch kahl und tot aussahen. Ich war nun fertig mit auspacken und verstaute den leeren Koffer im Schrank. Danach zog ich mir etwas anderes an. Dann wollte ich mir einen Schluck Blut gönnen. Jedoch dachte ich nicht an die Konsequenzen. Als ich das Weinglas gerade ansetzten wollte, klopfte es an meiner Tür. Ich öffnete sie und Kaname-senpai stand vor mir, ebenfalls in einem legèren Outfit. Irgendwie wurde mir erst jetzt richtig bewusst, wie gut er eigentlich aussah. „Kann ich dir helfen, Kaname?“ „Mir wurde mitgeteilt, dass sich ein Blutgeruch von deinem Zimmer aus verbreitet hat. Ich wollte der Sache nur nachgehen.“ „Und jetzt willst du sicher auch ein Glas, nicht?“ Ich lächelte ihn an und trat zur Seite, um ihm Einlass zu gewähren. „Um ehrlich zu sein, hasse ich die Bluttabletten. Sie helfen bloß damit, dass man nicht auf die Jagd geht und Leute anfällt. Ich würde gern ein Glas „deines“ Blutes trinken. Aber was soll ich den anderen nachher erzählen?“ „Vielleicht, dass ich guten Freunden oder Leuten, die ich mag, gern ein Gläschen anbiete?“ Ich verschwand in der Küche, um das Weinglas aufzufüllen, das ich zuvor aus der Vitrine im Wohnzimmer entnommen hatte. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und setzte mich neben Kaname-san, der sich auf einem der Sofas niedergelassen hatte. Vorsichtig reichte ich ihm das Glas und ebenso vorsichtig nahm er es entgegen. Er roch daran und schwenkte es, bevor er es sich einverleibte. Als das Glas geleert war, lehnte Kaname sich zurück und schloss die Augen. „Es geht doch nichts über richtiges Blut…“, sagte er und öffnete seine Augen. Sie hatten einen leichten roten Schimmer. „Ich danke dir für das Blut. Darf ich öfter vorbeikommen, um mir einen Schluck zu gönnen?“, fragte Kaname. „Selbstverständlich. Du bist herzlich eingeladen. Du kannst eigentlich vorbeikommen, wann immer du willst. Sag vorher einfach nur Bescheid, okay?“ „Natürlich. Vielen Dank.“ Er stand auf und ich führte ihn zur Tür. Kaname öffnete sie und drehte sich dann noch mal zu mir um. Er gab mir tatsächlich einen Handkuss und verabschiedete sich. Er war wirklich so gut erzogen, dass es absolut nichts zu meckern gab. Er war quasi der perfekte Schwiegersohn… Aber wem erzähle ich das eigentlich? Nein, er war nicht wirklich mein Typ. Und wenn Yuki eh auf ihn stand, kann sie ihn auch gleich haben. Ich ging ins Schlafzimmer, um mich eine Weile hinzulegen. Irgendwann schlief ich ein. Kapitel 14: Klavierspielen, Shiki und Eifersucht ------------------------------------------------ Es war immer noch hell, als ich wieder aufwachte. Ich beschloss, mir einmal das Haus „Mond“ einmal genauer anzusehen. Vor allem wollte ich wissen, wo die Night Class Schüler einen Teil ihrer Freizeit verbrachten. Nämlich im Aufenthaltsraum. Ich fand in relativ leicht. Es war ein großer Raum mit einem großen Glastisch, um den viele Sofas gruppiert waren. Doch das lenkte nicht meine Aufmerksamkeit auf sich. Nein, der schwarze Ebenholzflügel dagegen nahm mein Blickfeld völlig ein. Ich schritt begeistert auf ihn zu. Ich spielte schon etliche Jahre Klavier, um einen sinnvollen Zeitvertreib zu haben. Ich setzte mich einfach an den Flügel und begann eines meiner Lieblingsstücke zu spielen. Ich war völlig in meinem Element und total konzentriert, dass ich nicht bemerkte, dass hinter mir jemand stand. Als ich geendet hatte, erschrak ich mich über den plötzlichen Applaus und drehte mich ruckartig um. „Shiki!“ „Das war wirklich schön. Wie heißt dieses Stück?“ „Ähm, ´Grief and Sorrow´.“, antwortete ich. „Tut mir Leid. Ich habe dich bestimmt damit geweckt, oder?“ Shiki winkte ab. „Aber nicht doch. Ich konnte irgendwie nicht schlafen und dann habe ich diese wundervollen Klänge vernommen. Ich musste ihnen einfach folgen.“ Ich hatte noch nie Lob für mein Spiel bekommen und wurde tatsächlich etwas verlegen. „Danke für das Kompliment. Mich hat noch nie jemand gelobt…“ Er setzte sich neben mich auf den Pianistenschemel. „Mal sehen, was ich noch kann.“ Shiki krempelte sich die Ärmel seines Hemdes hoch und begann zu spielen. Ich kannte das Stück und setzte beim Refrain mit einer höheren Tonlage ein. Nach einer Weile standen einige der Vampire hinter uns und um den Flügel herum. Sie sahen uns bewundernd zu. In diesem Moment gab es jedoch nur den Flügel, Shiki und mich. Die anderen störten mich nicht. Shiki scheinbar auch nicht. Als er mich ansah, konnte ich das in seinen meeresblauen Augen deutlich sehen. Wir hatten nun gleichzeitig aufgehört zu spielen und ernteten nun den Beifall für unsere Leistung. „Das war fantastisch. Du bist echt…unglaublich.“, sagte ich mit voller Bewunderung zu Shiki. „Du hast aber auch wahnsinnig klasse gespielt. Das war toll!“, erwiderte er und lächelte mich breit an. Die anderen lobten uns noch eine Weile und schließlich trennten sich unsere Wege. Jedoch nicht für Shiki und mich. Wir mussten in die gleiche Richtung. „Möchtest du noch ein wenig zu mir kommen? Ich schätze, dass du jetzt eh nicht mehr schlafen kannst und ich genauso wenig.“ Shiki war auf einmal etwas anders. Scheinbar hatte er seine Schüchternheit überwunden und ich freute mich natürlich darüber. „Sehr gern.“, sagte ich. Nach wenigen Schritten waren wir auch schon an Shikis Wohnung angekommen. Er hielt mir die Tür auf und ich trat ein. Bei ihm sah es etwas anders aus, als in meiner Suite. Denn hier gab es einen Balkon, zu dem ich auch gleich lief. Ich öffnete vorsichtig die Tür. Shiki ließ mich gewähren und lief mir hinterher auf den Balkon. Jedenfalls bis zur Tür, denn die Sonne stand noch zu weit über dem Horizont. „Die Aussicht von hier ist wie bei mir, nur viel intensiver.“ „Komm lieber rein. Ich kann nämlich noch nicht raus, ohne mir einen Hautschaden zu holen…“ Ich drehte mich um und ging zurück zu Shiki. Anschließend schloss ich die Tür hinter mir. Er hatte sich auf die Couch gesetzt und ich setzte mich zu ihm. „Wie viel Zeit haben wir noch, bis wir uns umziehen müssen?“, fragte ich. „Noch etwa 3 Stunden.“, sagte er nach einen Blick auf seine Armbanduhr. Wir unterhielten uns eine ganze Weile. Ich wurde dabei jedoch immer müder, was aber daran lag, dass ich bisher sehr wenig Schlaf bekommen hatte. Shiki stand auf, um ein Buch zu holen, welches er mir zeigen wollte. Als er zurückkam, war ich weggenickt. Die Beine unter meinen Körper gezogen und mein Kopf ruhte auf meinen gekreuzten Armen, die auf der Sofalehne lagen. Er lächelte und setzte sich wieder. Dann nahm er ein Kissen, welches er sich auf seinen Schoß legte und nahm meine Arme ganz vorsichtig, um sie auf das Kissen zu legen. Schließlich lag ich auf seinem Schoß. Ich bemerkte davon nichts. Shiki begann nun das Buch zu lesen. Als die Zeit ran war, weckte er mich vorsichtig. „Sai, du musst aufstehen.“ Er berührte meinen Kopf und strich durch meine Haare. Ich öffnete gerade die Augen und wollte mich aufsetzen, als ich eine weibliche Stimme vernahm. Es war Rima. „Shiki, du musst dich langsam fertig machen. Wir…“ Sie konnte den Satz nicht beenden, weil sie mich auf Shikis Schoß liegen sah. Ich setzte mich nun endgültig auf. Die Situation hatte ich gar nicht richtig realisiert. „Morgen, Rima.“, sagte ich nach einem langen Gähner, bei dem ich mir die Hand vor den Mund hielt. „Ich… was läuft hier eigentlich zwischen euch?“, fragte Rima aufgebracht. „Warum ist Sayuki hier bei dir?“ „Sai hat mir Gesellschaft geleistet, weil wir beide nicht schlafen konnten. Irgendwann überkam sie aber die Müdigkeit und ich habe es ihr bloß gemütlich gemacht.“ „Du brauchst Shiki nicht böse sein, denn es war meine Schuld. Ich geh mich jetzt umziehen. Gehen wir dann zusammen zum Unterricht?“, fragte ich nun an Shiki gewandt. „Selbstverständlich. Ich steh dann einfach vor deiner Tür.“ Irgendwie ignorierten wir beide Rima. „Du kannst ruhig klopfen, wenn du soweit bist. Bis nachher dann.“ Ich stand auf und ging an Rima vorbei, die mich nur völlig entgeistert ansah. „Eifersüchtig?“, flüsterte ich ihr im Vorbeigehen zu. Sie ballte ihre Hand und wollte mich schlagen, doch diese billige Attacke wehrte ich mit Leichtigkeit ab, indem ich einfach ihre Hand festhielt, bevor sie sich zu nah an meinem Gesicht befand. „Wenn du nicht draufgehen willst, würde ich an deiner Stelle nicht mehr versuchen, mir Schaden zuzufügen.“ Shiki hatte das Szenario verblüfft mitverfolgt. Rima schien mit den Nerven am Ende zu sein. Ich trat nun endlich an ihr vorbei und verließ das Zimmer. Kapitel 15: Hoffnungen...? -------------------------- Als ich auf dem Weg zu meinem Zimmer war, begann ich einfach zu lachen. „Als ob die mir etwas anhaben könnte! Die mache ich in ein paar Sekunden kalt!“ „Wen willst du kaltmachen?“ Das war Ichijou, der vor meiner Tür gewartet hatte. „Ichijou! Was machst du denn hier?“, fragte ich erstaunt. „Ich hatte noch eine Frage an dich, die mir erst später eingefallen ist. Darf ich sie dir stellen?“ „Natürlich. Ich hab noch genug Zeit.“ „Ich möchte wissen, was für eine Fähigkeit du hast. Wie du vielleicht weißt, kann Aido das Eis kontrollieren und Kain das Feuer. Welches Element beherrschst du?“ „Ich? Eigentlich alle.“, antwortete ich. „Was?!“ „Ja. Feuer, Wasser, Erde und Luft. Aber auch was alles damit zu tun hat. Wie zum Beispiel Eis bei Wasser. Auch kann ich Dinge kontrollieren, in denen Wasser enthalten ist. Nicht nur Pflanzen sonder auch Menschen. Blut, weißt du?“ Ich erzählte ihm das alles einfach. Er war nett und ich mochte ihn. Warum sollte ich ihm das also nicht erzählen? „Das ist ja unglaublich. Ich würde deine Kräfte gerne mal in Aktion sehen.“ „Wenn du mir einen Trainingsplatz und vielleicht auch einen würdigen Gegner besorgst, kannst du es dir ansehen.“ „Irgendwann mal. Ich sag dir dann Bescheid. Bis nachher dann.“ „Bis nachher, Ichijou.“ Ich betrat meine Suite und ging ins Schlafzimmer, um mich umzuziehen. Ich holte die weiße Uniform heraus und zog sie an. Danach kämmte ich meine Haare und band sie zu einem höher sitzenden Zopf. Ich steckte zusätzlich eine rote Rose hinein. Ich betrachtete das Ergebnis im Spiegel und war zufrieden. Kurz darauf klopfte es und nachdem ich „Herein!“ gerufen hatte, kam auch schon Shiki herein. „Rima war stocksauer.“, begann er und kratzte sich am Kopf. „Ist doch nicht meine Schuld.“, erwiderte ich gleichgültig. „Eigentlich ja schon. Denn sie dachte, dass wir was miteinander haben.“ „Nach zwei Tagen schon? So schnell geht das ja nicht.“ „Hab ich ihr auch gesagt. Sie meinte daraufhin nur, dass du sowieso Kiryu schon um den Finger gewickelt hättest.“ „Wie bitte? Woher will sie das wissen?“ „Sie hat dich mit ihm gesehen.“ „Ich hab doch keine Chance bei ihm. Er ist bestimmt in Yuki verliebt, weil sie sich schon so lange kennen…“, sagte ich kleinlaut. „Also empfindest du etwas für ihn?“ Shiki klang etwas bedrückt. „Nicht wirklich. Er ist ein netter Kerl und ein prima Kumpel. Aber mehr nicht.“ „Meinst du das ernst?“, fragte er mit einem freudigen Unterton. „Ja… denke ich…“, sagte ich etwas leiser. Shiki nahm meine Hand und zog mich mit sich. „Wir müssen jetzt wirklich los. Sonst gehen die schon ohne uns los.“ Kapitel 16: Auf dem Weg zum Unterricht -------------------------------------- Diesmal konnte ich die Prozedur von der anderen Seite des Tores sehen. Die Day Class Gören kreischten und schrieen. Zero und Yuki hatten wirklich alle Hände voll zu tun, sie zurückzuhalten. Ich unterhielt mich in der Zeit mit Shiki. „Geht das hier jeden Schultag so?“, fragte ich ihn über den Lärm hinweg. „Ja, leider. Manchmal verstehe ich das ganze nicht. Sehen wir wirklich soviel besser aus, als die anderen?“ „Ja.“ Das war eine kurze und konkrete Antwort. Shiki sah mich an und wurde verlegen, als ich ihn anlächelte. „Du brauchst dich nur mal umzusehen. Ist doch ganz logisch, dass die euch anhimmeln.“, sagte ich mit einem „ist-doch-selbstverständlich-Ton“. Den Rest des Weges unterhielten wir uns über den Unterricht, der bevorstand. „Ich hab mal eine Frage an dich, Shiki.“ „Was denn?“ „Hast du nachher mal Zeit für mich?“ „Natürlich! Worum geht’s denn?“ „Du sollst mir mal erklären, was ihr in diesem Schuljahr schon als Themen hattet, damit ich mich besser zurecht finde. Es kann sein, dass mein Privatlehrer schon was von den Themen hatte. Mit einem Schüler geht der Unterricht auch schneller voran.“ „Soll ich gleich nach den Stunden zu dir kommen?“ „Ja, aber ich will mir vorher was anderes anziehen. Ich will nicht in meiner Freizeit in der Uniform rumlaufen.“ „Alles klar.“ Wir wussten beide, dass dieses Lernen nur ein Vorwand war, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Ich hatte ihn gerne um mich. Ich wusste bloß nicht, wieso… Kapitel 17: Ein ernstes Wort von Kaname --------------------------------------- Endlich war der Unterricht vorbei. Das heutige Thema war mir schon bekannt und ich konnte mit Wissen glänzen, indem ich mich bei jeder Frage gemeldet hatte und sie richtig beantwortete. Die anderen sahen mich bloß an und ich tat gelangweilt. Warum musste ich auch immer auffallen…? Zusammen mit Shiki wollte ich gerade heraus aus dem Klassenzimmer, als mich plötzlich Kaname am Ärmel festhielt. Er wandte sich an Shiki. „Kann ich sie dir für einen Moment entführen?“ „Ähm, ja. Klar. Wir sehen uns nachher. Klopf bei mir, wenn du fertig bist.“, sagte er zu mir. Zur Antwort nickte ich und folgte Kaname den Gang runter zu einer dunklen Ecke. „Gut. Hier sind wir ungestört.“ „Worum geht’s eigentlich?“, fragte ich Kaname. „Weißt du, Rima war bei mir und…“ Ich unterbrach ihn. „Tut mir Leid, wenn ich dich unterbreche, Kaname, aber über dieses eifersüchtige Mädchen will ich nicht sprechen.“ „Darum geht es aber. Sie sagt, dass du ihr Shiki wegnimmst. Und was ich vor ein paar Minuten mitbekommen habe, stimmt das auch.“ „Willst du ihn mir denn jetzt auch wegnehmen?“, fuhr ich ihn an. In meinen Augen bildeten sich Tränen. Ich drehte meinen Kopf so weg, dass Kaname nur mein Profil sehen konnte. „Ich bin so froh endlich einen Menschen gefunden zu haben, der mich so mag, wie ich bin…“ Kaname führte seine Hand unter mein Kinn und hob es hoch, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. „Ich kann einigermaßen nachvollziehen, wie du dich fühlen musst…“ „Bist du sicher? Ich glaube kaum, dass du jemals wirklich allein warst, Du hattest immer Freunde an deiner Seite. Ich nicht.“ „Aber du nimmst Rima auch ihren besten Freund weg.“ „Lassen wir doch Shiki entscheiden, zu wem er lieber gehen will. Ohne Tricks, versteht sich.“ Mittlerweile hatte er mein Kinn losgelassen und ich hatte die Tränen weggewischt. „Das ist keine Lösung. Was ist eigentlich mit Zero?“ „Was soll mit ihm sein? Er ist bei Yuki und das weißt du.“ „Ich meine, was fühlst du für ihn?“ „Im Moment noch nichts. Aber das wird sich auch nicht ändern…“ „Das glaube ich nicht.“ „Wie sollte sich denn was ändern, wenn er in der Day Class ist und wir uns bloß beim Klassenwechsel sehen? Dieses Gespräch hier bringt doch nichts. Ich gehe jetzt zu Shiki und es ist mir scheißegal, ob Rima sich deswegen die Augen ausheult oder nicht!“ Ich machte auf dem Absatz kehrt und wischte die übrigen Tränen weg, während ich den Gang hinunterstürmte. Kaname sah mir nach, mit mitleidigem Blick. Ich tat ihm Leid. Kapitel 18: Auspacken und der erste Kuss... ------------------------------------------- Der Weg zurück zum Haus „Mond“ kam mir alleine sehr lang vor. Doch ich war nicht mehr lange allein, denn Ichijou stand an einen Baum gelehnt. Als er aus dem Schatten trat, erschreckte ich mich leicht. „Du hast es aber eilig, Sai. Was hast du denn?“ Er hatte meine leicht vom Weinen geröteten Augen gesehnen. „Ach, nichts. Kümmere dich nicht darum, Ichijou.“ Ich versuchte zu lächeln. Ichijou legte einen Arm um mich und wir gingen gemeinsam den Weg zu unserem Haus hinunter. Ich war so erstaunt, dass ich nichts sagen konnte. „Du musst mir nicht erzählen, was passiert ist, aber ich möchte nicht, dass du bedrückt bist.“ Ich wurde verlegen. Warum waren die ganzen Jungs nur so nett zu mir? Hatte ich das wirklich verdient? „Warum sagst du so was zu mir?“, fragte ich kleinlaut. „Hm, ich mag dich. Ganz einfach. Aber ich bin da ja wohl nicht der einzige, oder?“ „Was meinst du?“ „Das solltest du eigentlich selbst wissen. Ich will jetzt nichts sagen, sonst hasst du mich nachher.“ Er lachte und ließ es dabei bewenden. Ichijou brachte mich bis ins Hauptgebäude und an der großen Treppe trennten sich unsere Wege. Ich wollte jetzt endlich hoch und aus dieser Uniform raus. Zu meiner Überraschung saß Shiki auf einem Haufen Kisten, die vor der Tür meiner Suite standen. „Was sind das für Kisten?“, fragte ich, als ich bei Shiki angekommen war. „Ich dachte, dass du mir das sagen könntest.“ Ich schlug mir mit meiner flachen Hand gegen die Stirn. „Natürlich! Das sind die Bücher und die Klamotten, die mir meine Haushälterin schicken sollte.“ Und gemeinsam mit Shiki begann ich die Kisten in mein Wohnzimmer zu bringen. Es waren tatsächlich 7 Kisten und die meisten waren wirklich schwer. „Geschafft! Sind da überall Bücher und Sachen drin?“ „Ich denke schon. Mach ruhig irgendeine auf.“ Die erste Kiste, die Shiki öffnete, enthielt Bücher. In der zweiten Kiste war Unterwäsche. Er wurde rot und machte den Deckel sofort wieder zu. „Was ist? Was ist in der Kiste?“, fragte ich ihn. Ich stand auf und öffnete den Karton, vor dem Shiki saß. Als ich den Inhalt erblickte, sagte ich: „Typisch meine Haushälterin. Wenn ich sage alle Klamotten, packt sie auch alle Klamotten ein.“ Ich brachte den Karton im Schlafzimmer in Sicherheit und auch die übrigen Kisten, in denen meine Kleidung war, schleppte ich zum Schrank ins Schlafzimmer. Die Bücherkisten brachten wir in mein noch leeres Studierzimmer. „Danke für deine Hilfe. Ich zieh mich schnell um. Mach du es dir schon mal hier auf der Couch bequem.“ Damit ging ich ins Schlafzimmer und lehnte die Tür an. Ich suchte mir was Leichtes heraus und tauschte es gegen die Uniform. Als ich fertig war, ging ich zurück zu Shiki. „Dann leg mal los.“, sagte ich ermutigend. Wir brauchten ungefähr eine Stunde, um den ganzen Stoff durchzunehmen. „Kann ich dich vielleicht für ein Glas Blut begeistern?“, fragte ich mit verlockendem Ton. „Aber sicher.“ „Welche Blutgruppe bevorzugst du?“ „Überrasch mich. Ich habe da keine besonderen Vorlieben.“ Ich verließ das Wohnzimmer und betrat die Küche. Ich hockte mich vor den Kühlschrank und nahm einfach den erstbesten Blutbeutel. Im Wohnzimmer ging ich zum Glasschrank und holte zwei Weingläser heraus. Ich ging zurück zum Sofa und öffnete den Blutbeutel an einer Ecke mit den Zähnen. Dann goss ich das Blut ein und reichte Shiki ein Glas. Wir stießen an und ließen es uns schmecken. Das Blut erwärmte mich von innen nach außen. Meine Sinne schärften sich und ich fühlte mich, als ob ich alles schaffen könnte. Das sind eben die Wirkungen von Blut. Shiki und ich sahen uns an. Er hatte Blut am Mundwinkel. Ich kroch über die Couch auf ihn zu und hatte mich über ihn gebeugt. Meine Hand berührte sein Gesicht und ich wischte das Blut ab. Shiki sah mich an. Die Gläser hatten wir auf den Tisch gestellt. Alles geschah irgendwie im Zeitraffer. Shiki hob langsam seinen Kopf. Unsere Lippen berührten sich. Ich schloss die Augen, um diesen Moment zu genießen. Shiki hob seine Hand an meinen Kopf und streichelte meine Wange. Wir lösten uns voneinander. „Ist das gerade eben wirklich geschehen?“ Ich sah ihn verträumt an und Shiki lächelte nur. „Ja.“ Er zog mich zu sich. Shiki lag nun auf dem Sofa und ich lag auf ihm. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust. Sein Herzschlag war ruhig und gleichmäßig. Absolut beruhigend. „Ich glaube, ich liebe dich.“, flüsterte ich ihm zu. Wenn das Blut meine Empfindungen nicht noch verstärkt hätte, hätte ich mich vermutlich gar nicht getraut, ihm das zu sagen. „Ich liebe dich auch. Du hast mich schon vom ersten Moment an verführt.“ Ich hob meinen Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. „Ist das dein Ernst?“ „Ja. Wie hast du mich wahrgenommen, als du mich zum ersten Mal gesehen hast? Deinen ersten Eindruck, meine ich.“ „Wenn ich dich ansah, warst du immer so wahnsinnig verlegen. Und unheimlich süß. Du hast einen ruhigen Eindruck auf mich gemacht. Als ob wir nie miteinander reden könnten. Unerreichbar für mich…“ „Und ich dachte, du wärst unnahbar. Scheinbar konnte ich diese Mauer umgehen, mit der du die anderen abblockst.“ „Ja, du hast mein Herz erreicht. Und meine Seele hat jetzt eine weiße Stelle.“ „Hä? Was meinst du damit?“ „Bildlich gesehen hab ich eine schwarze Seele und durch dich hat sie eine liebevolle Seite bekommen, die nur dir gehört.“ Ich küsste ihn. „Ich werde jetzt gehen. Denn wenn ich bei dir bin, bekomme ich garantiert keinen Schlaf.“ Wir lachten und ich ließ ihn aufstehen. „Kann ich heute Nacht wiederkommen?“, fragte er mich mit einem sehnsüchtigen Blick. Ich überlegte. Heute ist der Abend, an dem Zero zu mir kommen wollte. Da konnte Shiki unmöglich bei mir sein. „Ich will heute Nacht die Bücher und die Klamotten einräumen. Das wird ewig dauern und danach bin ich bestimmt todmüde.“ „Ich kann dir doch helfen.“ „Nein… Ich hab ein System bei den Büchern, das irgendwie nur ich durchschaue. Schau nicht so. Es tut mir wirklich Leid. Morgen kannst du wieder herkommen, okay?“ „Na gut.“ Er gab mir einen Kuss, als er in der Tür stand. Dann verließ er meine Suite und ich war allein. Ich beschloss mich erstmal hinzulegen, damit ich nicht mehr schlief, wenn es Zeit war, Zero zu empfangen. Ich hatte geplant, ihn vom Tor abzuholen. Wir müssten dann höllisch aufpassen, dass keiner aus der Night Class Zero bemerkte. Ich ging ins Schlafzimmer, zog mich um und legte mich hin. Kapitel 19: Zwischensequenz Nr. 2 --------------------------------- Zwanzig Uhr. Ich stand auf und zog mich an. Dann ging ich wirklich in mein Studierzimmer und schaute mir erstmal die Bücher an, um sie nach meinem System zu sortieren. Ich war noch lange nicht fertig, doch als ich auf die Uhr sah, hörte ich auf. Es war zwanzig Uhr fünfundvierzig. Ich schnappte mir eine Jacke und schlich mich aus dem Haus „Mond“. Die anderen schliefen noch. So dachte ich jedenfalls… Am Tor kam mir bereits Zero entgegen. Er hob seine Hand zur Begrüßung. Als er bei mir angekommen war, sagte ich: „Hallo Zero. Na? Schon aufgeregt?“ Meine Stimme hatte einen neckenden Ton. Ich wollte ihn irgendwie herausfordern. „Etwas. Was ist mit den anderen Vampiren?“ „Die schlafen alle noch. Ich bin keinem begegnet und die Vorhänge sind alle zu.“ Zur Bestätigung deutete ich hoch zu den Fenstern. Ich schnappte mir seine Hand und zog ihn hinter mir her. „Hey…“, sagte Zero überrascht. Doch er ließ es geschehen. Ich bemerkte nicht, dass Rima hinter ihrem Fenster stand und Zero und mich sah. Hand in Hand. Sie lächelte ein bösartiges Lächeln und sah uns nach, bis wir verschwunden waren. Kapitel 20: Biss, Verrat und Tränen... -------------------------------------- Irgendwie schafften wir es unbemerkt in meine Suite. Ich schloss die Tür ab. Wir standen etwas unschlüssig herum. „Willst du dich erstmal setzten?“ „Ja, danke.“ Wir benahmen uns wie zwei Jugendliche bei ihrem ersten Date. Keiner von uns war so. Weder Zero und ich schon gar nicht. Aber ich konnte ihn ja schlecht gleich fragen, ob er mich beißen will. „Wo… wollen wir es machen? Das Beißen, meine ich.“ Zero war leicht rot geworden. Empfindet er etwa was für mich? „Da das Sofa rot ist, wäre hier doch gut, oder?“, fragte ich vorsichtig. „Ja, du hast Recht.“ Diese ganze Situation war so angespannt. Ich beschloss mir erstmal einen Schluck Blut zu gönnen und ging zu diesem Zweck mit einem Glas in die Küche zum Kühlschrank. Zero sah mich verwundert an, als ich mit dem Glas zurück in das Wohnzimmer kam. Als ihm der Geruch in die Nase stieg, verhärtete sich sein Blick. „Was willst du damit?“, fragte er mich. „Es trinken, natürlich.“ „Wozu?“ „Das müsstest du selbst schon gemerkt haben. Diese angespannte Stimmung, meine ich. Ich will mich bloß etwas lockerer machen.“ Ich trank das Glas in einem Zug leer. Ich fühlte mich augenblicklich beruhigter. Ich stellte das Glas ab und trat zu Zero. „Dreh dich mal zur Seite, damit ich an deinen Rücken herankomme.“ „Was? Wieso…?“ Durch das Blut erhöht sich auch die Körperkraft. So konnte ich Zero einfach herumdrehen. „Ich will dich etwas massieren, damit du dich entspannst und nicht so nervös bist.“ Ich begann seine Schultern zu massieren und unter meinen Händen entspannte er sich spürbar. Ich hatte mich auf die Seitenlehne des Sofas gehockt, weil Zero sich in die eine Ecke des Sofas gesetzt hatte. „Ah, das tut echt gut… Woher kannst du das?“, fragte er. Auch Zeros Stimme war deutlich ruhiger. „Keine Ahnung. Ich wusste auch nicht, dass ich das kann. Du bist der erste, an dem ich das ausprobiere. Fühlst du dich jetzt besser, Zero?“ „Ja…“ Er drehte sich unerwartet um und ich verlor das Gleichgewicht. Doch statt nach hinten zu fallen, fiel ich genau in Zeros Arme. Er schaute mir wie hypnotisiert in die Augen, die nun einen leichten Rotschimmer hatten. Er zog mich ganz zu sich heran. Sein Kopf wanderte langsam hinunter zu meinem Hals. Ich konnte förmlich hören, wie seine Eckzähne länger wurden. Zeros Arme waren zu meinem Rücken gewandert. Er drückte mich fest an sich. Ich verspürte lediglich ein leichtes Stechen, als er seine Zähne in meinem Hals versenkte. Das Blut machte auch schmerzunempfindlicher. Ich fühlte, wie Zero mein Blut trank. Es dauerte nicht lange, dann hörte er auf. Doch er ließ mich nicht los. Zero hob seinen Kopf und sah mich mit seinem blutverschmierten Gesicht an. Ich wusste, dass es mein Blut war. Aber es roch so unglaublich gut. Ich konnte nicht anders als Zero zu küssen, um so an mein Blut zu kommen. Er sah mich nur verdutzt an, erwiderte dann aber den Kuss. Es dauerte nur einen Moment. „Dein Blut… ist wirklich fantastisch.“, sagte Zero. „Ja. Ich habe noch nie mein eigenes Blut gekostet…“ „Hast du mich deswegen geküsst?“ „Ja und nein. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Der Blick in deinen Augen war unglaublich. Ich musste dich einfach küssen.“ „Empfindest du etwas für mich?“ „Ich… ich weiß nicht…“ „So was muss man doch wissen.“ „Ich weiß es aber nicht, okay?“ Ich war auf einmal wieder verschlossen und stand auf. „Tut mir leid.“ Zero stand ebenfalls auf. „Wo ist das Bad? Ich will das restliche Blut abwaschen.“ Ich zeigte mit dem Finger auf die Badtür und Zero verschwand darin. Ich hörte das fließende Wasser und nach einer Minute war Zero auch schon wieder draußen. „Wir sehen uns dann nächste Woche.“ Ohne ein Wort von mir ging er zur Tür, drehte den Schlüssel im Schloss und verließ meine Wohnung. Schlagartig wurde mir bewusst, was ich eben getan hatte. Ich hatte Shiki hintergangen. Ich setzte mich unter ein Fenster und legte den Kopf auf meine Knie. Ich fühlte mich so unendlich elend. Die Tür wurde aufgerissen. Ich sah nicht auf, wusste aber, dass es Rima und Shiki waren. „Er scheint schon gegangen zu sein.“, bemerkte Rima. Sie meinte Zero. Sie hatte ihn also gesehen. „Vielleicht war er auch niemals da gewesen!“, fuhr Shiki Rima an. Erst jetzt bemerkten sie mich und kamen auf mich zu. „Sai, war Zero bei dir?“, fragte mich Shiki. Ich hatte den Kopf immer noch nicht erhoben, nickte aber unmissverständlich. „Siehst du? Ich habe sie beide Hand in Hand auf unser Haus zugehen sehen.“ „Stimmt das auch?“ Shikis Stimme war kalt geworden. „Ja…“, antwortete ich mit leiser Stimme. „Sieh mal. Ihr Hals.“ Shiki griff unter mein Kinn und drehte somit meinen Kopf zur Seite. Die Bissspuren waren nicht zu übersehen. Sie hatten sich noch nicht wieder geschlossen. „Das sind Zeros, oder?“ Ich nickte wieder. „Wenn er sie gebissen hat, müssen sie sich nah gekommen sein. Schau mal, ihre Lippen sind ganz mit Blut verschmiert.“ Diese dumme Rima-Schlampe wollte Shiki gegen mich aufbringen. Aber das hätte ich auch ohne ihr Zutun irgendwann geschafft. „Ihr habt euch geküsst, nicht wahr?“ Shiki ließ unsanft meinen Kopf los. Er sah mich mit einem gefühllosen Blick an. Dann sah er die einsame Träne meine Wange hinunterrollen. „Sieht aus, als bereue sie es.“ Rima klang spöttisch. Ich konnte nicht anders. Ich sprang an Shiki vorbei auf Rima zu und rammte ihr meine Fingernägel in ihren makellosen Hals. „Du blöde Schlampe hältst dich wohl für ganz toll, he?“, schrie ich sie an. Ich hatte sie zu Boden gedrückt und saß auf ihr. Shiki sah das alles wie gelähmt mit an. Ich begann, Rima mit meinen Fäusten ins Gesicht zu schlagen. „Von mir aus kannst du verrecken!“ Ich holte zu einem erneuten Schlag aus, als Shiki meine Hand ergriff, um mich davon abzuhalten. „Es reicht, Sai!“ Er sah die Tränen und die Wildheit in meinen Augen. Shiki zog mich von ihr herunter und stieß mich zurück an die Wand. Dann wandte er sich Rima zu und half ihr hoch. Gemeinsam mit der heulenden Rima verließ Shiki das Zimmer ohne ein Wort. Kapitel 21: Aphatie und Depression ---------------------------------- Ich ging duschen, um das Blut loszuwerden. Die Klamotten packte ich in die Waschmaschine. Nachdem die beiden verschwunden waren, hatte ich die Tür fest abgeschlossen. Ich betrat mein Schlafzimmer und suchte mir neue Sachen heraus. Dann ging ich ins Studierzimmer. Dieses verließ ich nur, um ins Bad zu gehen oder um mir was aus der Küche zu holen. Es wurde schon wieder Tag, als ich das erste deckenhohe Regal zu einem Viertel voll hatte. Und ich hatte noch 4 weitere Regale. Ich schlief nicht und außer einem gelegentlichen Schluck Blut nahm ich auch keine Nahrung zu mir. Und das viele Tage lang. Die Schule begann wieder, doch es war mir völlig egal. An meiner Tür wurde mehrfach geklopft, doch auch das war mir völlig egal. Ich warf ab und zu mal einen Blick aus dem Fenster. Die Schüler wuselten wieder hin und her. Welcher Tag war heute? Ich ging ins Schlafzimmer und schaute auf meinen Wecker, der Uhrzeit und Datum anzeigte. Es war schon Donnerstag. Ich hatte mich also fünf Tage nur im Studierzimmer aufgehalten. Durch das Arbeiten und das Blut hatte ich auch keinen Hunger verspürt. Ich stand vor dem Spiegel im Schlafzimmer. Mein Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung. Das Shirt, welches mir vor einer Weile wie angegossen gepasst hatte, war etwas zu groß geworden. Ich zog es aus. Man konnte deutlich meine Rippen sehen. Dass man nach fünf Tagen ohne richtiges Essen so aussieht, hätte ich nicht gedacht. Ich zog mir das Shirt wieder über und machte mich wieder an meine Arbeit. Kapitel 22: Sinnlose Bemühungen...? ----------------------------------- Heute begann wieder eine neue Schulwoche, zu der ich ebenfalls nicht ging. Diese Tage überlebte ich bloß mit Blut, welches sicher bald alle sein würde. Irgendwann am Tag ging ich auf den Flur zum Telefon und rief meine Firma an, damit sie mir neue Blutkonserven schickten. Am nächsten Tag waren sie da. Sie waren in einer riesigen Kühltasche. Ich hievte die Tasche in meine Wohnung. Da hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Es war Ichijou. Doch es war mir egal. Ich schlug die Tür zu und verschloss sie wieder sorgfältig. Ichijou hämmerte gegen meine Tür. „Sai! Sai, lass mich doch endlich rein! Wir machen uns alle Sorgen um dich!“ Ich musste unwillkürlich lachen und verzog mein Gesicht zu einer bizarren Maske, die kleine Kinder zum heulen gebracht hätte. Dann lachte ich laut auf. Da ich schon fast 2 Wochen nichts mehr gesagt hatte, klang es wie ein Krächzen. Das Hämmern hörte auf. Jetzt lauschte Ichijou sicher, um etwas mitzubekommen. Ich hörte auf mit Lachen. „Ist mir doch egal…“, brachte ich hervor. Ichijou konnte es sicher nur als leise Stimme vernehmen. „Und ich bin euch doch in Wirklichkeit auch egal.“ „Das ist nicht wahr!“, schrie er gegen die Tür. Ich ging wieder zurück in mein Studierzimmer und schloss die Tür so, dass es Ichijou gehört haben muss. Ich sah mich um. Mittlerweile war ich schon beim zweiten Regal, welches auch fast fertig war. Ich hatte also noch für mindestens zwei Wochen Beschäftigung. Ob ich das überlebte, stand auf einem anderen Blatt. Mir kam es in diesem Raum warm vor, also ging ich zum Fenster und öffnete es. Draußen war es kalt. Eine klare Frühlingsnacht. Auf einmal sah ich jemanden, der durch das Tor kam. Es war Zero. Ich wollte das Fenster schließen, doch es war zu spät. Er hatte mich gesehen. „Sai! Warum sperrst du dich in deinem Zimmer ein?“, rief er zu mir hoch. „Einmal darfst du raten.“, sagte ich. Zero stand jetzt unter dem Fenster und sah zu mir hoch. „Es ist meine Schuld, habe ich Recht?“ „In gewisser Weise… Ja!“ „Was ist denn passiert, nachdem ich hier war?“ „Diese dumme Rima hat uns gesehen und ist gleich zu Shiki gerannt. Mir ist klar geworden, was ich getan hatte, nachdem du weg warst.“ „Was meinst du?“ „Ich meine den Kuss. Ich hätte das nicht tun sollen. Shiki hat sich wegen dem Biss schon furchtbar aufgeregt. Wenn er das mit dem Kuss erfährt, wird er mich bis in alle Ewigkeit verabscheuen.“ „Das werde ich nicht!“ Shiki trat unter dem Fenster hervor. Ich war erschrocken. „Das du Zero geküsst hast, ist nicht schön, aber deswegen hasse ich dich nicht. Du hättest Rima nicht so verprügeln sollen.“ „Du hast was?“ Zero sah mich erstaunt an. „Ich habe ihr erst meine Fingernägel in den Hals gerammt und dann mit geballten Fäusten auf ihr Gesicht eingeschlagen.“ „Wow. Hätte nicht gedacht, dass du so aggressiv bist. Da kann man dich ja beruhigt mal allein lassen.“, sagte Zero. Bei seinen letzten Worten stiegen mir Tränen in die Augen. Ich lehnte mich etwas weiter aus dem Fenster. „Ich war schon immer allein! Ich hatte niemanden! Und das wisst ihr!“ Ich schloss das Fenster wieder, blieb aber vor dem geschlossenen Fenster stehen, damit ich die Jungs noch sehen konnte. Und sie konnten sehen, wie mir unaufhörlich die Tränen über die Wangen liefen. Sie riefen mir irgendetwas zu, doch ich hörte sie nicht. Ich drehte mich um und ging wieder zu meinen geliebten Büchern. Bücher verletzen einen nicht. Sie hassen nicht, sie lieben nicht. Ich wischte mir die Tränen weg und widmete mich wieder meiner Beschäftigung. Erst jetzt bemerkte ich, wie fertig ich eigentlich war. Wie lange hatte ich weder geschlafen noch gegessen? Neun Tage? Könnte stimmen. Aber Duschen war ich jeden Tag. Das gab mir immer Kraft. Und danach trank ich immer Blut. Ohne wäre ich vermutlich schon tot. Wieder klopfte es. „Sai! Ich bin’s: Shiki!“ Ich rannte zur Tür. Ich versuchte es jedenfalls, denn meine Kraft schwand immer mehr. Doch bis zur Tür schaffte ich es noch und schloss sie auf. Sofort kam Shiki hereingestürzt und umarmte mich stürmisch. „Verdammt, Sai. Warum hast du das gemacht?“ Doch ich konnte nicht antworten, denn ich brach in diesem Moment zusammen. Kapitel 23: Das Erwachen ------------------------ Ich erwachte und das erste, was ich sah, waren Shikis Augen. „Wo… bin ich…?“, fragte ich ihn. Sein Blick erhellte sich, als er bemerkte, dass ich wach war. „Du bist auf der Krankenstation unseres Hauses.“ Er nahm meine Hand. „Du siehst wirklich furchtbar aus.“ „Vielen Dank.“ Ich musste lachen. Das tat echt gut. „Ich meine, dass du so abgemagert und übermüdet bist. Du hast jetzt drei Tage ununterbrochen geschlafen.“ „Ist das dein Ernst?“ „Ja. In der Zeit haben sie dich künstlich ernähren müssen. Ich dachte, ich verliere dich…“ „So schnell wirst du mich nicht los.“ Wir lachten. Dann klopfte es an der Tür. Zero trat ein. „Hallo, Sai. Wie geht’s dir?“, fragte er. „Ich bin nicht tot, also muss es mir gut gehen.“ Er lächelte erleichtert. Ich drückte auf den Klingelknopf, damit eine Schwester kam. „Was ist?“, fragte mich Shiki, als er es bemerkte hatte. „Wirst du sehen.“ Die Schwester kam und fragte mich, was denn sei. „Nehmen sie mir eine Ampulle Blut ab und geben Sie mir diese.“ Ohne zu zögern oder zu fragen nahm sie mir Blut ab, gab mir die Ampulle und verschwand wieder. Ich hielt sie Zero hin. „Trink.“ „Was? Wieso?“, fragte er verwirrt. „Du kannst mich jetzt schlecht beißen und die Woche ist auch schon längst rum. Übrigens war das jetzt das letzte Mal. Ich habe noch mal in den Büchern geschaut. Zweimal reicht. Es sei denn, du verträgst die Bluttabletten immer noch nicht. Dann bekommst du noch mal Blut.“ Zero nahm mir die Ampulle ab und trank. „Danke.“, sagte er. Dann legte er das Röhrchen ab und ging zur Tür. „Ich wünsche dir gute Besserung. Mach so was bitte nicht noch mal.“ Zero verließ das Krankenzimmer. Dafür kam jetzt der Arzt herein. „Wie fühlen Sie sich?“, fragte er. „Ganz gut. Ich denke, sie wissen, dass ich keine Stunde länger hier bleiben werde. Ich gehe zurück in mein Zimmer.“ „Ja, das war mir klar. Jedoch werden Sie dort nicht hinlaufen, sondern anders hinkommen müssen. Sie haben nämlich Bewegungsverbot für eine Woche. Und Sie müssen jetzt wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Engagieren Sie bitte jemanden, der für Sie das Essen zubereitet und es Ihnen ans Bett bringt.“ „Ich werde mich um alles kümmern.“, sagte Shiki. „Wunderbar. Dann sind Sie jetzt aus meiner Obhut entlassen und ich Vertraue Sie Shiki-sama an.“ Der Arzt verließ das Zimmer einfach und ließ uns wieder allein. „Was habe ich eigentlich an…?“, sagte ich mehr zu mir selbst und hob die Decke, um nachzusehen. Ich hatte ein Krankenhausnachthemd an und meine Unterwäsche drunter. Meine Sachen entdeckte ich, als ich mich umsah, auf einem Stuhl. „Kannst du mir bitte meine Sachen geben, damit ich mich anziehen kann?“, fragte ich Shiki. „Moment.“ Er stand auf und holte die Klamotten. Dann kam er auf die Seite des Bettes, wo ich meine Beine gerade mit Mühe auf den Boden bekommen hatte. Ich war wirklich noch sehr schwach. „Ist es okay, wenn ich dir beim Anziehen helfe?“ Ich nickte. Es war mir zwar Recht, aber es war trotzdem eine seltsame Situation. In diesem Moment fühlte ich mich wie ein kleines Mädchen, das sich nicht allein anziehen konnte. Shikis Hände waren flink und es dauerte nicht lange, dann war ich fertig angezogen. Plötzlich nahm er mich einfach hoch und trug mich zur Tür. „Hey, was…?“, begann ich. „Du bist viel zu leicht. Ich koch dir erst mal was Schönes, wenn wir in deiner Wohnung sind.“ Ich sagte nichts weiter, bis wir in meinem Zimmer waren. Shiki stieß die Tür zu meinem Schlafzimmer auf und legte mich dort behutsam auf mein Bett. „Du wartest hier, klar?“ „Hab ich eine Wahl?“, fragte ich grinsend. Shiki ging durchs Wohnzimmer in die Küche und schaute, was im Kühlschrank war. Außer Blut fand er jedoch nichts. Er kam zurück ins Schlafzimmer. „Ich muss erstmal was Essbares auftreiben. Kann eine Weile dauern. Kann ich irgendwas für dich tun?“ „Ja. Schalt bitte meine Anlage ein und gib mir die Fernbedienung.“ Shiki ging zur Kommode, auf der die Anlage stand und schaltete sie ein. Dann kam er an mein Bett und gab mir die Fernbedienung. „Danke.“ „Ich beeil mich.“ „Lass dir Zeit.“ Shiki verschwand und ich hörte, wie er die Tür schloss. Ich schaltete erstmal die Sender durch, bis ich was Passendes fand. Ein Hörspiel. Dracula. Es hatte gerade erst angefangen. Irgendwann jedoch musste ich eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, lief schon ein anderes Hörspiel. Mir stieg ein leckerer Geruch in die Nase und als ich zum Nachttisch schaute, stand dort ein Wärmebehälter, der Suppe enthielt. Daneben lag ein Löffel. Wie ein ausgehungertes Tier machte ich mich über das Essen her und genoss es. Dann bemerkte ich im Wohnzimmer einen roten Schopf, der auf der Sofalehne lag. Es war Shiki, der schlief. Auf einmal hörte ich, wie die Tür aufging. „Sai.“, flüsterte jemand. Es war Kaname. „Ich bin im Schlafzimmer.“, sagte ich ebenso leise. Dann stand Kaname in der Tür. „Hallo, Kaname.“ „Schön zu sehen, dass es dir besser geht, Sai.“ Kaname kam zum Bett und setzte sich auf die Kante. „Du hast ja Rima ganz schön zugerichtet. Aber jetzt geht es ihr besser. Wunden von Vampiren heilen eben schneller.“ „Körperliche ja, aber seelische Schäden heilen auch nicht schneller…“ Kaname sah mich traurig an. „Du hast Recht. Aber mit guten Freunden an seiner Seite bekommt man diese auch weg.“ „Ja und endlich habe ich welche gefunden…“ Kaname lächelte mich an und streichelte mir kurz die Wange. „Ich gehe und sage den anderen Bescheid, dass es dir wieder besser geht. Mach dich also auf viel Besuch gefasst.“ Er stand auf und ging so leise, wie er kam. Ich schaltete das Radio aus und schlief ein. Mein Traum war unruhig. Ich rannte über unwegsames Gelände und fiel hin. Etwas stürzte sich auf mich. Ein E-Level biss in meinen Arm, den ich schützend vor mich hielt. Ich hatte keine Kraft, um mich zu wehren. Keine Vampirkräfte. Nichts. Wurde von ihm ausgesaugt. Ich starb. Tot… Kapitel 24: Rimas Rache ----------------------- Ich wachte auf, schweißgebadet. Shiki stand gerade auf und er kam ins Schlafzimmer, um nach mir zu sehen. „Was ist los? Du siehst so durcheinander aus.“ „Es war nur… ein Albtraum. Nichts weiter.“, antwortete ich und hielt mir meinen Kopf mit der Hand. Shiki setzte sich auf mein Bett und nahm die Hand. „Fühlst du dich gut?“ Es war echt süß, wie er sich Sorgen um mich machte. „Ich… ja.“ Er wollte aufstehen. Doch ich hielt seine Hand fest und sah ihn flehend an. „Bleib bitte hier…“ Shiki zog seine Schuhe aus und krabbelte über mich auf die Bettseite neben mir. Er drehte sich so, dass er mich ansah. Ich fühlte mich schlagartig besser. Ich konnte nicht anders und rutschte zu ihm ran, um die Wärme seines Körpers zu spüren. Shiki legte seinen Arm um mich und zog mich nun ganz nah zu sich heran. Ich schloss die Augen, denn ich war immer noch müde. Auf einmal klopfte es an der Tür. Mist, dachte ich. „Ich geh schon.“, sagte Shiki. Er stand auf und ging zur Tür, um zu sehen, wer da störte. „Shiki, Kaname wollte dich sprechen.“ Es war diese Rima-Schlampe. „Sai, ich bin mal kurz weg.“, sagte Shiki. Nun kam Rima ins Schlafzimmer. „Jetzt werde ich mich an dir rächen.“, sagte sie mit einem diabolischen Lächeln. Rima zog ein Messer aus ihrem Ärmel und kam auf mich zu. „Du kannst mich nicht töten.“, sagte ich und setzte mich im Bett auf. Rima jedoch kam auf mich zu und hob das Messer zum Hieb an. Ich dachte erst einen Moment lang, dass sie zögern würde, doch sie rammte mir das Messer in meine rechte Seite. Das Blut spritzte aus der Wunde und besudelte sie mit Blut und auch die Umgebung bekam etwas ab. Ich stöhnte vor Schmerz und Rima zog das Messer wieder raus, nachdem sie es bis zum Griff in meinem Körper versenkt hatte. „Na? Tut es weh?“, fragte sie mit einem höhnischen Blick und stach erneut zu. Diesmal erwischte sie nur meinen Arm, den ich ihr entgegenhielt. Ich versuchte ihr das Messer zu entreißen, doch ich scheiterte. Ich hatte keine Kraft. Sie stach weiter auf mich ein. Ich hatte ihr nichts entgegenzusetzen. „Rima! Was tust du hier? Bist du wahnsinnig?“ Shiki war hereingestürmt, als er meinen Schmerzesschrei gehört hatte. Er stürzte sich auf Rima, entriss er ihr das Messer und stieß sie unsanft zu Boden. Ich hielt mir meine schlimmste Wunde, die wie verrückt blutete. Sie war tief. Die anderen waren nicht so tief, bluteten aber auch. Ich ließ mich rücklings zurück aufs Bett fallen, denn mir wurde schwarz vor Augen. So fühlten sich also die Opfer unseres Blutdurstes. Bevor ich jedoch das Bewusstsein verlor, wurde ich von Shiki geschüttelt und somit wieder zurückgeholt. „Sai! Halt durch!“ Shiki wickelte mich in meine blutdurchtränkte Decke und ich verlor das Bewusstsein. Kapitel 25: 2. Aufenthalt im Krankenzimmer ------------------------------------------ Und wieder einmal erwachte ich im Krankenzimmer. Dieses Mal aber noch, als der Arzt gerade eine meiner Wunden verband. Ich stöhnte auf vor Schmerz. Der Arzt sah mich an. „Gut, dass Sie wach sind. Können Sie sich aufsetzen?“, fragte er. Ich versuchte es und unter Schmerzen gelang es mir. Ich hatte nur einen Trost: Wunden von Vampiren heilen schnell. Wieder war Shiki bei mir und half mir beim Aufsetzen. „Haben Sie mal eine Schmerztablette oder so etwas?“, fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen. „Einen Moment.“ Der Doktor stand auf und holte aus einem Medizinschrank eine Tablette. Er gab sie mir zusammen mit einem Glas Wasser und ich schluckte schnell die Tablette. Sofort ging es mir besser und ich lehnte mich entspannt zurück. Ich sah dem Arzt dabei zu, wie er mir die restlichen Wunden verband. Es dauerte wohl gut eine halbe Stunde und danach sah ich aus wie eine Mumie. Viele Verbände und einige Pflaster zierten meinen Körper, der immer noch sehr dünn war. Zurück zur Wohnung wurde ich von Shiki gestützt, der mir einen Arm um die Taille gelegt hatte, um mich besser halten zu können. Als wir mein Wohnzimmer betraten, wurden wir von gut 7 Leuten empfangen. Unter anderem Kaname und Ichijou. Shiki brachte mich ins Schlafzimmer, wo Ruka gerade fertig geworden war mit Bettbeziehen. Die blutigen Laken lagen auf der Erde. Die Matratze hatten sie einfach umgedreht. Ich sah mich um. „Wo ist Rima?“, fragte ich Ruka, die mir ins Bett half. „Wir haben sie weggebracht und in ein sicheres Zimmer gesperrt. Nachdem du sie verletzt hattest, hatte sie mir erzählt, dass sie sich an dir rächen wollte. Ich hatte es aber nicht für voll genommen und auch niemandem etwas davon erzählt. Es ist meine Schuld, dass du angegriffen wurdest.“ „Nein. Es ist nicht deine Schuld. Dass sie mich angegriffen hat, ist allein meine Schuld. Aber was soll’s. Ich habe mich auch nicht grad richtig verhalten, indem ich sie verletzte. Ich trage also die Verantwortung.“ Ich zog die frische Decke über meinen Körper, denn ich fror plötzlich. Die anderen schauten kurz im Schlafzimmer vorbei und bekundeten ihr Mitleid, wünschten mir gute Besserung und gingen. Shiki kam zu mir und legte sich wieder neben mich. „Du kannst Rima nicht besonders leiden, oder?“, fragte er. „Nein, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Sie war mir schon von Anfang an unsympathisch. Vor allem wich sie dir nie von der Seite. Aber wenn ich dich ansah, wurde sie immer ganz eifersüchtig. Das fand ich immer sehr amüsant.“ Ich grinste Shiki an und er lächelte. Irgendwann bin ich in seinen Armen eingeschlafen… Kapitel 26: Flitti ------------------ Nach einer Woche ging es mir wieder deutlich besser und ich hatte etwas zugelegt. Die anderen sahen gelegentlich nach mir und brachten auch Blumen mit. „Ich muss mal wieder raus. Ich gehe in die Stadt.“, sagte ich zu Shiki. „Ist okay. Aber mir ist nicht wohl bei dem Gedanken dich allein zu gehen zu lassen.“ „Ich pass schon auf mich auf. Versprochen.“ Ich gab Shiki einen Kuss auf den Mund bevor ich ging. In der Stadt angekommen, blieb ich auf der Hauptstraße. Es war früher Abend und von den Day Class Schülern liefen mir einige über den Weg. Als ich gerade an einer Nebenstraße vorbeilief, hörte ich einen Schrei. Es war ein Mädchen, dass die Day Class Uniform trug. Sie wurde von einem E-Level angegriffen. Ich rannte zu ihr und schlug den Vampir zur Seite. Das Mädchen stand auf und ich stellte mich schützend vor sie. Das Monster kam auf mich zu gesprungen, doch ich zog einen Dolch, den ich in einem Halfter an meinem Oberschenkel trug. Ichijou hatte mir dazu geraten. Ich traf den Vampir mitten ins Herz und er zerfiel vor mir zu Staub. Ich drehte mich zu dem Mädchen um. „Alles okay mit dir?“ Sie sah sichtlich verängstigt aus, fing sich aber recht schnell wieder. „Ja, ich denke schon. Danke für deine Hilfe.“ „Gern geschehen. Darf ich fragen, wie du heißt?“ „Mein Name ist Flitti. Flitti Nevermind. Ich gehe seit kurzem auf die Cross Academy. Und wie heißt du? Deiner Uniform nach zu urteilen bist du aus der Night Class, oder?“ „Ja. Ich heiße Sayuki Tahoma. Ich bin auch erst seit einer Weile auf der Cross Academy. Dafür ist mir aber schon einiges passiert… Wollen wir vielleicht was essen gehen? Ich hab Hunger.“ Sie war vom plötzlichen Themawechsel etwas verwirrt, nickte aber. Wir suchten uns ein Café an der Hauptstraße. Dort unterhielten wir uns über verschiedene Dinge, auch über Jungs. „Hast du einen Freund?“, fragte ich Flitti mit einem Lächeln. „Nein…“ „Aber es gibt jemanden, den du gut findest, stimmts?“ „Ja… Aber er hat mich bestimmt noch nicht mal richtig bemerkt…“ „Wer ist es?“, fragte ich neugierig. „Er… heißt… Zero…“ Ich war sichtlich überrascht. „Zero?“ Dann lächelte ich. „Kann ich gut verstehen.“ „Ihr kennt euch? Seid ihr Freunde?“, fragte sie mich. „Ja. Er hat mich als erster herumgeführt und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Na ja, fast auf Anhieb. Aber jetzt sind wir Freunde.“ „Aber was ist mit dieser Yuki? Die beiden hängen doch ständig zusammen rum.“ „Sie kennen sich schon seit einigen Jahren. Aber sie sind nicht zusammen. Yuki steht auf Kaname Kuran.“ „Den großen braunhaarigen Typen, den die Weiber aus meiner Klasse alle anhimmeln?“ „Ja. Aber die wissen nicht, dass sein Herz nur Yuki gehört. Lass ihnen die Illusion. Es ist immer echt lustig anzusehen.“ „Stimmt. Also hätte ich bei Zero eine Chance?“ „Ja. Triff dich doch einfach mal in der Stadt mit ihm und unternehmt was zusammen.“ „Gut. Aber was ist mit dir? Hast du einen Freund?“ „Ich schätze schon. Aber ich musste schwer um ihn kämpfen.“ „Wie darf ich das denn verstehen?“ „Es ist so ähnlich wie bei Zero und Yuki. Er hatte auch immer ein Mädchen an seiner Seite. Der Unterschied ist jedoch, dass Rima mehr von Shiki wollte, als nur Freundschaft. Doch Shiki nicht.“ „Wer ist Shiki? Wie sieht er aus?“ Ich sah auf meine Armbanduhr. „Ich muss jetzt zum Klassenwechsel. Ich habe Unterricht. Du kannst ja mitkommen. Dann zeige ich dir Shiki.“ Kapitel 27: Ab zur Schule! -------------------------- Wir gingen gemeinsam zurück zur Schule. Am Tor traf ich auf Zero. „Hallo Zero. Wie geht’s dir?“, fragte ich ihn. Er wusste, wie es gemeint war. „Mir geht’s echt gut.“ Zero lächelte mich strahlend an. Ich war erleichtert. Also hatte mein Blut gewirkt. „Gut. Das freut mich.“ Ich ging zum Tor, das sich gerade öffnete. Meine Klassenkameraden traten heraus. Ich wartete, bis die meisten an mir vorbeigegangen waren und ging zu Shiki. „Ich hab mir Sorgen gemacht, weil du nicht mehr zurückkamst.“, begrüßte mich Shiki gleich. „Das brauchst du nicht. Ich trage jetzt immer eine Waffe bei mir.“ Ich klopfte zur Demonstration auf meinen rechten Oberschenkel, an dem das Messerhalfter befestigt war. „Na gut. Ich vertraue dir.“ Und wie zur Bestätigung nahm er meine Hand. Ich meine, die anderen wussten, dass wir nun zusammen waren, aber ich wurde trotzdem verlegen. Die Schüler aus der Day Class hatten es bemerkt und sahen uns komisch an. Selbst Zero sah mich seltsam an. „Ist Rima gar nicht da?“, fragte ich Shiki auf einmal. „Sie… nein. Kaname hat sie noch nicht raus gelassen.“ Ich musste unwillkürlich grinsen. Also würde sie uns für eine Weile nicht stören. Wir liefen nebeneinander her zum Schulhaus. Selbst als wir im Klassenraum waren, ließ er meine Hand nicht los. Erst an unseren Plätzen ließ er mich los. Dann begann wieder der langweilige Unterricht. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Wochen, in denen ich mehr oder weniger geschwänzt hatte, sehr erholsam waren. Nicht lernen, keine Hausaufgaben, nichts was mit Schule zu tun hatte. Kapitel 28: Im Unterricht... bäh... ----------------------------------- Irgendwann hatte ich auch diese nervigen Stunden abgesessen. Mal abgesehen davon, dass ich nicht einen Moment lang aufgepasst hatte, unterhielt ich mich die ganze Zeit mit Shiki. Wir wurden bestimmt mehr als fünfmal ermahnt, endlich aufzupassen. Dadurch, dass wir immerzu angesprochen wurden, lenkten wir die Aufmerksamkeit der anderen auf uns. Nach dem Unterricht bat der Lehrer uns zu sich. „Ihr müsst aufpassen! Dieser Stoff ist wichtig. Ich werde euch auseinandersetzten. Es sei denn, ihr passt auf!“ Damit entließ er uns. „Boah, der hat ja keine Ahnung. Typisch Lehrer. Keine Ahnung von jungen Leuten…“ Ich setzte einen genervten Blick auf. Shiki lachte und ich musste auch lachen. „Was meinst du, sollen wir jetzt besser aufpassen und uns weniger miteinander im Unterricht beschäftigen?“, fragte Shiki. „Nö.“, antworteten wir beide im Chor. Wieder lachten wir. „Ich habe echt in meinem ganzen Leben noch nicht so viel gelacht, wie mit dir zusammen.“ Ich ergriff seine Hand und lehnte mich an ihn. Shiki legte seinen Arm um mich und wir liefen gemeinsam zum Haus „Mond“ zurück. Kapitel 29: Ja ja... wenn man auf Blut ist, passieren die dollsten Sachen... ---------------------------------------------------------------------------- Ich hatte mich von Shiki verabschiedet und war in mein Zimmer gegangen. Dort zog ich mich um. Ich mochte die Uniform mittlerweile, aber in meinen eigenen Klamotten fühlte ich mich besser. Ob ich mir einen Schluck Blut gönnen sollte? Ich ging in die Küche und bückte mich hinunter zum Kühlschrank. Ich fand noch eine angefangene Blutkonserve. Zusammen mit dieser machte ich mich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer und nahm eines meiner Weingläser. Nachdem das Blut meine Kehle hinuntergelaufen war, schärften sich meine Sinne. Und ich verspürte Lust auf etwas, das mir bis dato völlig unbekannt war. Ich beschloss also zu Shiki zu gehen. Nachdem ich geklopft hatte, öffnete mir Shiki, der lediglich eine Hose trug. Er sah mich freudig an, als hätten wir uns seit einigen Wochen nicht mehr gesehen. „Sai! Schön dich zu sehen. Was ist?“ Doch ich antwortete nicht, sondern drückte mich an ihn und drängte ihn somit zurück in sein Zimmer. „Hast du Blut getrunken?“, fragte er mich. „Ja, habe ich. Und dieses Blut war ein besonders guter Jahrgang. Ich habe ein seltsames Verlangen, dass ich nicht genau beschreiben kann.“ Shiki und ich gingen weiter durch den Raum. Irgendwie gelangten wir in sein Schlafzimmer. Auf dem Weg dorthin küssten wir uns ununterbrochen. Im Schlafzimmer angekommen, hatte ich mein Shirt und meine Hose nicht mehr an. Auch Shiki trug nur noch seine Unterhose. Schwarze Boxershorts mit Totenköpfen. Sexy. Jetzt ging ich rückwärts und stolperte natürlich auf das Bett. Und Shiki auf mich drauf. Er stützte seine Arme neben mir auf das Bett und sah mir in die Augen. Auch er hatte ein Verlangen. Seine Augen funkelten. Ich zog seinen Kopf zu mir herunter und küsste seinen Hals. Doch dabei wollte ich es nicht bewenden lassen. „Darf ich dein Blut trinken?“, flüsterte ich Shiki fragend ins Ohr. „Ja. Kann ich deins auch probieren?“ „Selbstverständlich…“ Ich berührte mit meiner Zungenspitze seinen Hals. Ein wohliger Schauer durchlief meinen Körper. Jetzt konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich zog Shiki zu mir und meine Hände umklammerten seinen freien Oberkörper. Dann biss ich vorsichtig, aber leidenschaftlich zu. Das Blut rann meine Kehle hinunter. Es war einfach nur köstlich. Shiki hatte etwas gezuckt, als ich meine Fangzähne in seinem Hals versenkte. Ich zog sie wieder heraus und streichelte die Wunde mit meiner Zunge. Schon nach wenigen Momenten waren die Bisslöcher verschwunden. „Jetzt bist du dran…“, sagte ich zu Shiki. Er hatte sich aufgesetzt und war in die Bettmitte gekrochen. Er zog mich zu sich auf seinen Schoß. Ich hatte meine Arme um seinen Hals geschlungen. Shiki beugte seinen Kopf vor und gab mir erst noch einen Kuss, bevor er sich meinem Hals näherte. Ich spürte das Kribbeln, als Shikis Zunge über meinen Hals strich. Dann kam der Stich. Er trank fast gierig, aber nicht viel. Als er fertig war, spürte ich, wie sich die Wunde verschloss. Jetzt waren wir beide auf Blut und hatten ein unbändiges Verlangen nacheinander. Und so fand unsere Unterwäsche den Weg auf Shikis Schlafzimmerboden… Kapitel 30: Das Erwachen am nächsten Abend ------------------------------------------ Am nächsten Abend erwachte ich, als Shiki noch schlief. Ich lag in seinen Armen. Dann bemerkte ich, dass wir nichts anhatten. Wenn man auf Blut ist, ist es so, als hätte man viel zu viel Alkohol getrunken. Ich konnte mich nur verschwommen an die letzten Stunden erinnern. Aber ich wusste genau was passiert war. Ich hatte mit Shiki geschlafen. Na und? Ist doch kein Verbrechen und wir sind beide schon fast 18. Ich konnte es aber trotzdem nicht richtig glauben. Shiki war mir am Anfang so schüchtern begegnet und jetzt war ich mit ihm zusammen im Bett gewesen. Ich beschloss erstmal mich zu duschen. Ich sammelte meine Unterwäsche vom Boden auf und ging ins Wohnzimmer. Unsere restlichen Klamotten lagen dort verstreut herum. Nachdem ich zu Shiki gekommen war, hatte er meine Sachen schnell von meinem Körper entfernt. Er hatte wirklich flinke Hände… Ich betrat das Badezimmer und legte meine Sachen auf eine Ablage. Dann schnappte ich mir eines der Handtücher und legte es vor die Dusche. Das Duschen war wie immer eine Wohltat und äußerst entspannend. Als ich fertig geduscht hatte, rubbelte ich mit dem Handtuch ab und schlüpfte in meine Sachen. Ein zweites Handtuch hatte ich in der Hand, um meine Haare damit zu trocknen. Ich verließ das Bad und ging zurück ins Schlafzimmer, um Shiki zu wecken. Doch er war schon wach und hatte die Arme unter seinem Kopf verschränkt. Ein Bein hatte er unter der Decke angewinkelt. „Hallo Shiki. Na? Gut geschlafen?“, begrüßte ich ihn fröhlich. Shiki setzte sich auf und schaute mich nachdenklich an. „Wird das Folgen haben, was wir getan haben?“ „Was… was meinst du?“, fragte ich ihn. Ich konnte mir denken, was ihn beschäftigte, aber warum dachte er darüber nach? „Kinder.“ Ich hatte ins Schwarze getroffen. „Keine Angst. Ich nehme doch die Pille.“ Shiki sah erleichtert aus. „Warum machst du dir eigentlich solche Gedanken?“, fragte ich. „Weil ich das hier nicht bei einer Nacht belassen will. Ich liebe dich und will auch weiterhin mit dir zusammen sein. Und wenn das der Fall ist, muss man sich auch über die Zukunft Gedanken machen.“ „Wir haben noch viele Jahre vor uns. Aber Kinder müssen nicht sein. Vielleicht später mal…“ Ich setzte mich auf den Bettrand. „Es ist wirklich süß von dir, dass du dir solche Sorgen machst. Aber wir sind noch jung und es kann noch viel passieren. Übrigens passiert auch gleich was, wenn wir nicht mal langsam in Gang kommen und zum Unterricht gehen.“ Ich stand auf und warf Shiki seine Unterhose zu. „Ich geh rüber meine Uniform anziehen. Wartest du dann auf mich?“ „Natürlich. Bis gleich dann.“ Ich verließ Shikis Wohnung und ging gerade zu meiner Wohnung als plötzlich Ruka auf mich zukam. „Sai. Ich wollte dir sagen, dass Rima wieder draußen ist. Ich weiß nicht, was sie denkt oder plant. Nimm dich lieber etwas in Acht. Sie ist extrem hinterlistig. Sie wird versuchen, Shiki wieder für sich zu bekommen.“ Ich lachte. „Da wird sie aber schlechte Karten haben.“ „Was meinst du?“ „Was glaubst du, wo ich gerade herkomme und bei wem ich geschlafen habe?“ „Bei Shiki.“ „Richtig. Und er hat mir jetzt schon mehr als einmal gesagt, dass er mich liebt. Er hat sogar schon an die Zukunft gedacht… Ich geh mich jetzt umziehen, sonst komme ich noch zu spät. Wir sehen uns nachher.“ Ich ließ sie verdutzt stehen und ging in meine Wohnung. Mein Weg führte ins Schlafzimmer, wo ich mich umzog. Kurz noch mal im Spiegel betrachtet und dann machte ich mir noch einen geflochtenen Zopf. Jetzt machte ich mich wieder auf den Weg zu Shiki, der sicher schon auf mich wartete. Und tatsächlich stand Shiki schon vor seiner Tür. „Kann’s losgehen?“, fragte er mich lächelnd und hielt mir einen Arm hin, in den ich mich einhakte. „Ich bin bereit, wieder nicht dem Unterricht zu folgen.“, sagte ich und blickte dabei so todernst, dass Shiki anfing, loszulachen. Wir gingen zum Tor, wo der Klassenwechsel stattfindet. Auf dem Weg trafen wir die anderen Night Class Schüler. Unter ihnen auch Rima. Sie funkelte mich nur böse an und ich ignorierte sie ganz einfach. Kapitel 31: Eine große Ankündigung ---------------------------------- Diesmal war der Unterricht nicht ganz so langweilig. „Wir werden einen 3-Tägigen Ausflug an den Jinburo-See machen. Übermorgen geht es los. Wir treffen uns alle mit gepackten Koffern um 21 Uhr auf der Ausfahrt der Schule. Dort werden Limousinen für jeweils 5 bis 6 Leute stehen. Findet euch bitte in 3 Gruppen zusammen.“, sagte der Lehrer. Es brach nur ein kleiner Tumult los. Ich sollte die Gruppenverteilung aufschreiben. Am Ende waren in meiner Gruppe Shiki, Kaname, Ichijou, Akatsuki, Ruka und ich. Der Rest hatte sich auf die anderen Gruppen verteilt. „Die Fahrt wird bestimmt einige Stunden dauern. Die Fahrzeuge sind alle mit verdunkelten Fenstern ausgestattet. Außerdem hat jede Limousine einen eingebauten Kühlschrank. Ich will nicht, dass ihr euch wie Tiere über das Blut hermachen werdet, das in den Kühlschränken liegt. Ihr müsst euch auch was für die Rückfahrt aufheben.“ Danach hörte ich dem Lehrer nicht mehr zu. Ich bin noch nie mit irgendjemandem zusammen weggefahren. Etwas hörte ich aber noch vom Lehrer. „Eure Gruppen werden sich auch die Häuser am See teilen. Also seht zu, dass Jungs und Mädchen getrennt schlafen. Die Zimmer sind mit jeweils 5 Betten ausgestattet. Wer unbedingt ein Einzelzimmer haben will; eines gibt es im Haus. Ansonsten gilt: nur Jungs zusammen in einem Zimmer und Mädchen in einem Zimmer! Lasst euch nicht erwischen, dass ihr gegen diese Regel verstoßt.“ „Ganz bestimmt nicht.“, sagte ich zu der Gruppe, die sich um mich gebildet hatte und lächelte Shiki an. Die anderen lachten. Sogar Kaname konnte ich ein Lächeln entlocken. Der folgende Unterricht lief lockerer als sonst. Wir arbeiteten viel im Team und trotz der Ablenkung durch Shiki und mich konnten wir am Ende was Vernünftiges vorzeigen. Dann gingen wir wieder zurück zu unserem Haus. Kapitel 32: Abfahrt, Flaschendrehen und nur Blödsinn im Kopf... --------------------------------------------------------------- Der eine Tag verging auch ganz schnell und schon war es Zeit für den Ausflug. Ich freute mich sehr darauf, mal eine andere Umgebung zu sehen. Ich packte meine Tasche schon eine ganze Weile vorher. Ich hatte einige Bücher mitgenommen und ein Abendkleid, weil der Lehrer noch sagte, dass wir am letzten Abend noch eine Cocktailparty veranstalten würden. Hoffentlich gefiel Shiki das Kleid. Warum machte ich mir Gedanken? Hauptsache mir gefällt das Kleid. Ich schleppte meinen Koffer aus meinem Zimmer und traf prompt auf Shiki, der dasselbe gerade mit seinem Koffer versuchte. „Warum nimmt man eigentlich immer so viel Zeug mit, wenn man verreist?“, fragte er mich, als wir es schon vors Haus geschafft hatten. „Man will auf alles vorbereitet sein, damit man nicht böse überrascht wird.“ Nach einer Weile hatten wir es hinunter zur Auffahrt geschafft. Dort standen aber nicht nur Night Classler sondern auch welche aus der Day Class. Die ließen sich echt keine Gelegenheit entgehen, uns zu sehen. Ich sah auch Zero und Yuki, die versuchten, die Mädchen von uns fern zu halten. Ich winkte ihnen zu und als ich nah genug war, kamen sie auf mich zu und wünschten mir viel Spaß auf der Fahrt. „Den werde ich haben. Ihr habt ja dann die nächsten Tage gar keine Arbeit ohne uns.“ Ich entdeckte Flitti und wusste, dass sie verstanden hatte, was ich damit meinte. Jetzt konnte sie Zeit mit Zero verbringen. Ich hoffte für sie, dass es klappen würde. „Bis in drei Tagen dann.“, sagte ich zum Abschied und während unsere Koffer in die Limousinen verfrachtet wurden, stieg ich zu den anderen aus meiner Gruppe in das Auto ein. Dann wurde die Tür geschlossen und es war für einen Moment lang stockfinster, bis sich alle an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dieser Moment jedoch reichte Shiki, um mich zu küssen, ohne das die anderen uns dabei anstarrten. Die Fahrt verlief eigentlich ganz lustig. Wir erzählten uns Witze und anderen Blödsinn. Ich hätte von keinem der Anwesenden erwartet, dass sie so sind. Selbst Kaname ist etwas aus sich herausgegangen. Irgendwann beschlossen wir, dass wir heute noch Flaschendrehen spielen werden, wenn wir uns mit Blut zugedröhnt haben. Kaname wollte auch mitmachen. Ich hatte ihn noch nie so ausgelassen erlebt. Endlich kamen wir am See an. Die drei Häuser sahen gemütlich und komfortabel aus. Wir betraten zu sechst das Haus und standen in einem großen Raum, der einladend aussah. Hier würden wir spielen. Doch zuerst betrat ich gemeinsam mit Ruka unser Zimmer. „Sechs Betten für zwei Mädchen.“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Ich hab eine Idee. Pass auf.“ Ich ging auf eines der Betten zu und schob es an ein anderes. Jetzt war es größer. „Willst du dir Shiki herholen oder warum hast du das gemacht?“, fragte Ruka mich mit einem Grinsen. „Ich bin’s gewöhnt in einem großen Bett zu schlafen. Und nur weil das hier ein Klassenausflug ist, werde ich mir den Luxus eines Doppelbettes nicht entgehen lassen.“, sagte ich und musste lachen. Ruka stimmte mit ein. Wir verstanden uns immer besser. Langsam konnte ich sie als Freundin bezeichnen. Ruka fand die Idee gut und schob sich ebenfalls noch ein Bett ran. Dann verstauten wir unsere Sachen im Schrank, nachdem wir uns fürs Flaschendrehen was anderes angezogen hatten. Ich trug ein smaragdgrünes Oberteil aus Seide, welches einen hübschen Ausschnitt und kurze Ärmel hatte. Dazu trug ich einen schwarzen Rock aus Stoff, auf dem grüne Ornamente abgebildet waren. Ruka hatte jetzt ein hellblaues Top an, das an den Seiten kleine Bänder hatte. Dazu trug sie eine einfache schwarze Hose. „Ob das eine gute Idee ist mit vier Jungs und zwei Mädchen Flaschendrehen zu spielen?“, fragte ich sie. „Keine Ahnung. Sai, du musst mir eins versprechen.“ „Was denn?“ „Falls ich Shiki küssen muss, darfst du nicht eifersüchtig werden.“ „Abgemacht. Dann gilt das gleiche aber auch für Kaname und dich. Wenn er unbedingt mitspielen will, dann aber richtig.“ Ruka schien erstaunt, dass ich das mit ihr und Kaname wusste. Sie betete ihn ja quasi an. Und das war nicht zu übersehen. Wir gingen zusammen raus in den Gemeinschaftsraum. Die Jungs saßen schon auf einem großen und weichen Teppich. In der Mitte hatten sie ein Brett, auf dem eine volle Flasche stand. Sie war mit Blut gefüllt. Ich setzte mich zwischen Kaname und Ichijou, so saß ich Shiki gegenüber. „Als erstes legen wir Regeln fest. Okay?“, fragte Kaname in die Runde und erhielt zustimmendes Gemurmel. „Gut. Die ersten fünf Runden wird bloß auf die Wange geküsst. Danach ist Mund angesagt.“ Wieder Zustimmung. „Wenn ein Junge dreht und die Flasche auch auf einen Jungen zeigt, geschieht nichts. Das gleich gilt für Mädchen und Mädchen.“ Ich sah Ruka an und wir mussten lachen. „Das ist voll unfair, dass hier nur zwei Mädchen sind.“, sagte Ruka. „Wäre es dir lieber, wenn Seiren oder Rima hier wären? Mit euch haben wir echt das große Los gezogen.“, sagte Ichijou. Er hatte ja Recht. Ich glaube kaum, dass es mit Seiren, geschweige denn Rima Spaß machen würde. „Vielleicht wird es ja umso lustiger.“, bemerkte Akatsuki und grinste. „Gut. Als erstes geht die Flasche rum, solange, bis sie alle ist. Dann geht es los.“ Kaname reichte mir die Flasche und ich nahm einen kräftigen Schluck. Ich reichte sie weiter an Ichijou. Und so ging die Flasche rum, bis sie halbleer wieder bei mir ankam. Neue Runde. Als die Flasche endlich leer war, drehte Kaname sie und entschied somit, wer als erster drehen durfte. Die Wahl viel auf Ichijou. Er drehte. Ruka. Ichijou beugte sich vor und gab Ruka einen Kuss auf die Wange. Nun war Ruka an der Reihe. Sie drahte. Akatsuki. Wangenkuss. Akatsuki drehte und traf mich. Wangenkuss. Ich drehte. Kaname. Ich scheute mich etwas, weil ich wusste, dass Yuki ihm gehörte und Ruka ihn sehr mochte. Yuki würde mich bestimmt für total durchgeknallt halten, wenn ich ihr erzählen würde, dass Kaname mit uns Flaschendrehen spielt. Egal. Ich drehte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Kaname hatte Pech mit Drehen. Er traf nämlich auf Ichijou, der jetzt dran war. Shiki. Jetzt begannen die richtigen Kussrunden. Und wie es der Zufall wollte, fiel die Wahl auf mich. Ich lachte, weil ich das irgendwie geahnt hatte. Wir küssten uns. „Seid ihr bald fertig? Wir wollen weiterspielen!“, unterbrach uns Akatsuki lachend. „Schon gut, ich mach ja.“ Ich drehte. Ichijou. Ich gab ihm einen Kuss, der aber bei weitem nicht so lange dauerte, wie Shikis. Das Spiel spielten wir mehr als zwei Stunden. Es war absolut lustig und zwischendurch erzählen wir nur Blödsinn und spannen uns Geschichten zurecht. Nach den zwei Stunden tat das Blut seine andere Wirkung. Wir wurden alle müde. In dem Gemeinschaftsraum standen einige Sofas und den Teppich hatten wir auch noch. Ich legte mich zusammen mit Shiki auf eines der Sofas und Kaname legte sich auf den Teppich. Ruka kam zu ihm und fragte schüchtern, ob sie sich zu ihm legen durfte. „Natürlich. Nimm ruhig Platz.“ Die beiden anderen Jungs hatten sich auf den restlichen Sofas verteilt. Während wir hier alle so selig schliefen, spielte sich im Haus „Sonne“ was ganz anderes ab… Kapitel 33: In der Zwischenzeit bei Flitti und Zero --------------------------------------------------- Flitti war mit Zero und Yuki zurück zum Haus „Sonne“, nachdem Sai abgefahren war. Sie konnte Sai gut leiden, aber Yuki war ihr unsympathisch. Sie hatte außerdem keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte, mit Zero mal allein zu sein. Dann kam ihr die Idee. Yuki hatte sich gerade verabschiedet, weil sie noch was anderes vorhatte. „Zero? Hast du… mal Zeit für mich?“, fragte Flitti schüchtern. „Ja klar. Worum geht’s?“ „Kannst du mir etwas beim Schulstoff helfen? Ich bin doch gerade erst hergekommen und finde mich so schwer in den Stoff hinein.“ „Natürlich. Komm einfach mit zu mir.“ Gemeinsam gingen sie zu Zeros Zimmer. Er hielt Flitti kavalierhaft die Tür auf und ließ sie eintreten. Sie setzte sich aufs Bett, währenddessen Zero zu seinem Schreibtisch ging und das Schulzeug suchte. „Hier. Lass uns das mal durchgehen.“ Flitti war eigentlich nicht so begeistert von Schule, deshalb passte die gar nicht richtig auf, sondern sah Zero die ganze Zeit an. Irgendwann bemerkte er es. „Flitti? Was ist?“ Sie wurde rot und drehte sich schnell weg. „Tu… tut mir leid… Ich…“ „Raus mit der Sprache. Was hast du auf dem Herzen?“ Zero führte seine Hand unter ihr Kinn. „Seit… seit dem ersten Moment an… fand ich dich toll… Aber ich wusste, dass ich keine Chance bei dir habe… oder?“ Flitti sah ihn hoffnungsvoll an. „Warum denn nicht? Ich… finde dich sehr sympathisch. Du hast eine gewisse Ähnlichkeit mit Sai… finde ich.“ „Wirklich? Ich mag sie. Sie hat mich vor einem dieser Vampirmonster gerettet. Ich verdanke ihr mein Leben.“ Plötzlich war Zero anders und das spürte Flitti. „Was ist? Habe ich was Falsches gesagt?“ Sie griff nach Zeros Hand, doch er wehrte sie ab. „Zero, was? Bitte, sag es mir!“ „Du bezeichnest Vampire als Monster. Und du hast Recht. Das sind sie. Und ich auch.“ „Was?“ Flitti konnte nicht glauben, was er da sagte. „Du bist doch kein Monster, Zero.“ Sie umarmte Zero einfach. Er ließ es geschehen, obwohl er wusste, was jetzt passieren würde. Ihr Kopf war genau unter seinem Kinn. Zero konnte ihren Hals sehen. Er strich ihre Haare zur Seite und neigte sich hinunter. Flitti dachte, dass Zero sie am Hals küssen wollte, doch dann verspürte sie einen stechenden Schmerz. Obwohl Zero geheilt war, konnte er nicht widerstehen. Vielleicht hatte er es auch nur getan, um Flitti zu beweisen, dass er ein Monster ist. Flitti riss sich von Zero los und hielt ihre Hand an den Hals. Dann sah sie Zeros Fänge und das ganze Blut. „Aber… wieso?“, fragte Flitti. Ihr stieg eine einzelne Träne in die Augen. Nicht wegen dem bisschen Schmerz. Das konnte sie ab. Es war vielmehr der seelische Schmerz, dass Zero es ihr nicht gesagt hatte, obwohl sie sich schon eine Weile unterhalten hatten. Kurz nachdem Sai ins Haus „Mond“ gewechselt war, kam Flitti nämlich an die Cross Academy. Sie wurde zwar von Yuki herumgeführt, hatte sich aber von Anfang an zu Zero hingezogen gefühlt. Genau wie Sai. Sie hatte ständig versucht mit ihm Kontakt aufzunehmen. Und obwohl es eine Weile gedauert hat, hatten sie nachher einen guten Draht zueinander. Deshalb war sie jetzt von ihm enttäuscht. Der Ärger verflog aber gleich, als Flitti sah, wie traurig Zero schaute. Sie warf sich ihm an den Hals und Zero schaute verdutzt. „Ich liebe dich! Und es ist mir egal ob du ein Vampir bist oder nicht!“, schrie sie in sein Hemd. „Flitti…“ Zero drückte sie fest an sich. Er konnte nicht glauben, was sie eben gesagt hatte. Aber liebte er sie? Oder liebte er doch… Sai? Sie hatte ihm in gewisser Weise das Leben gerettet, indem sie ihm ihr Blut gegeben hatte. Und dann hatte Zero sie auch noch durch seine Anwesendheit in Gefahr gebracht. Nein, er mochte Sai. Und er hatte sich in Flitti verliebt, die sich die ganze Zeit so redlich um ihn bemüht hatte. Das fiel ihm jetzt auch auf. Flitti hatte die ganze Zeit versucht, zu ihm durchzudringen. Außer Sai hatte das nicht mal Yuki geschafft. „Ich liebe dich auch…“, brachte Zero hervor. Flitti hob den Kopf und musste jetzt doch weinen. „Ich bin ja so froh… Danke, dass du mir dieses Gefühl gibst, Zero…“ Sie blieben noch eine ganze Weile so sitzen, bis Yuki hereinkam. „Zero, Dad will wa… Was ist hier los?“, fragte sie erstaunt. Zero ließ Flitti trotzdem nicht los und auch Flitti bewegte sich kaum. „Ich habe erkannt, dass ich meine Gefühle nicht länger unterdrücken kann. Ich liebe Flitti.“, sagte Zero ruhig, als würde er ein scheues Tier beruhigen wollen. „Aber… was ist mit mir?“ „Was soll mit dir sein? Du hast Kaname, vergiss das nicht. Du brauchst keine zwei Jungs.“, mischte sich Flitti ein. Yuki schien das nicht akzeptieren zu wollen. Sie brach in Tränen aus. „Aber… ich habe… mich all die… Jahre um dich gekümmert… Zero!“ „Yuki. Mit uns hätte es eh nicht geklappt. Wir sind nur sehr gute Freunde. Bitte.“ Langsam beruhigte sie sich wieder. „Vielleicht hast du Recht. Ich… werde euch nicht im Weg stehen.“ Yuki machte einen geknickten Eindruck und verließ das Zimmer. Als sie weg war, küsste Zero seine Flitti leidenschaftlich. „Was machen wir jetzt?“, fragte Flitti, als ihr Mund wieder frei war. „Mir fällt schon was ein…“ Zero ließ sie los und stand auf, um die Tür abzuschließen. „Bevor wir wieder gestört werden, schließ ich lieber ab.“ Dann ging er zurück zu seinem Bett. Auf dem Weg dorthin zog er sein Hemd aus. „Was hast du vor…?“, fragte Flitti etwas verwundert. Dann bekam sie große Augen. „Du willst doch nicht etwa… oder doch?“ „Doch. Aber was ist mit dir?“ Flitti wurde verlegen, nickte aber. Zero war nicht brutal, also würde er ihr nicht wehtun und ganz vorsichtig sein. Zero war am Bett angelangt. Er nahm Flitti leicht hoch und legte sie in die Mitte des Bettes. Er kroch über sie und begann sie wieder zu küssen. Er unterbrach das Küssen nur, um ihr das Shirt auszuziehen. Danach waren die Hosen der beiden dran. Sie rissen sich die Klamotten förmlich von den Körpern und warfen sie einfach auf die Erde. Nun sahen sie sich an. Beide nur noch in Unterwäsche. „Willst du es wirklich tun?“, fragte Zero vorsichtig. „Ja. Mit dir, Zero.“, sagte Flitti und lächelte ihn an. Sie küssten sich und auch die Unterwäsche blieb nicht lange an ihren Körpern. Sie liebten sich leidenschaftlich und danach schlief Flitti so gut wie nie zuvor in Zeros Armen. Kapitel 34: Schnitzeljagd und Schäferstündchen ---------------------------------------------- Es wurde gerade wieder dunkel, als ich aufwachte. Natürlich in Shikis Armen. Einige von den anderen waren auch schon wach. Unter ihnen Ruka. Ich stand vorsichtig auf, um Shiki nicht zu wecken. Danach gab ich ihm noch einen Kuss, der von Ruka nicht ungesehen blieb. Ich ging zu ihr. „Na, schon wach?“, fragte ich sie und lächelte. Wir sprachen leise, um die anderen nicht zu wecken. „Ja. Und? Ist es bequem mit Shiki?“ „Selbstverständlich. Und wie ist neben Kaname zu schlafen?“ „Ich konnte gar nicht richtig schlafen. Ich hab ihn, nachdem ich aufgewacht war, ne Weile beobachtet. Dann hab ich mich umgesehen und euch beobachtet. Du hast dich echt an Shiki rangedrückt.“ „Sonst wär ich doch vom Sofa gefallen.“ Wir lachten gedämpft. „Ihr seid echt süß zusammen. Ich bin froh, dass Shiki jemanden wie dich gefunden hat. Er sah immer so betrübt aus, wenn er die anderen Paare gesehen hat. Aber er hat sich ja auch nicht getraut irgendein Mädchen anzusprechen. Und Rima sah er immer schon als gute Freundin. Er wollte nie was von ihr. Das hat Rima allerdings auch ganz schon fertig gemacht. Ich bin ihre Freundin, aber in Sachen Liebe werde ich ihr nicht helfen.“ Ich schaute auf die Uhr. „Wollen wir für unsere Jungs was zu Essen machen? Ich meine aber alle unsere Jungs.“ „Schon klar. Lass uns loslegen.“ Wir betraten die Gemeinschaftsküche und suchten erstmal im Kühlschrank, was so da war. Ruka schnitt frische Brötchen auf und ich machte zwei kalte Platten mit Wurst und Käse. Dazu frisches Obst und Gemüse. So war für jeden was dabei. Wir stellten die Sachen auf den großen Esstisch, der in der Küche stand und verteilten Teller rundherum. Ich wollte gerade nach den Jungs schauen, als Ichijou vor mir stand. „Hallo meine Hübschen.“, begrüßte er uns. „Gut geschlafen?“ „Immer doch.“, antwortete ich. „Sind die anderen auch schon wach?“ „Ja, nur Akatsuki pennt noch. Die anderen sind gerade aufgewacht.“ „Dann weck ihn mal. Wir wollen was Essen.“, sagte Ruka. Ichijou verließ die Küche und kurz darauf hörte man Akatsuki rummeckern, dass er noch schlafen wollte. Nun kamen alle Jungs in die Küche. „Sieht ja echt zum anbeißen aus.“, bemerkte Shiki. Und leise zu mir: „Du auch.“ Wir setzen uns alle und begannen zu essen. Danach durften Ruka und ich abwaschen. Ich weiß ja nicht, ob das so ein Camp ist, wo die verwöhnten reichen Kinder lernen sollen, wie es für Normale ist oder so. Aber dass das hier kein Luxus war, war mir bewusst. Trotzdem hatte ich noch nie abgewaschen. Nur zugesehen… Egal. Irgendwann waren wir fertig und hörten, dass Kaname mit jemandem an der Tür sprach. Es war der Lehrer. Das der überhaupt noch gehen konnte, lag bloß daran, dass er ein Vampir war. Der war doch schon zweihundert Jahre alt. „… auf dem Platz.“, hörte ich ihn noch sagen. „Gut, ich richte es den anderen aus.“, erwiderte Kaname. Er schloss die Tür und wie aufs Stichwort kamen alle in den Gemeinschaftsraum. „Professor Nandako hat mir eben etwas mitgeteilt.“ Wir sahen Kaname gespannt an. „Wir werden eine Nachtwanderung machen. Hoch in die Berge.“ „Wird bestimmt lustig.“, meinte Akatsuki. „Kann sein, aber keiner von uns darf auf Blut sein, sonst wird unsere Gruppe disqualifiziert.“ „Was meinst du damit?“, fragte Ichijou. „Es wird eine Art Schnitzeljagd. Auf dem Berg bekommt das schnellste Team dann einen Preis, von dem ich allerdings nichts weiß.“ „Na dann, machen wir uns fertig und treffen die anderen Verlierergruppen!“, rief Akatsuki übermütig. Die Jungs verschwanden in ihrem Gemeinschaftsschlafzimmer und ich ging mit Ruka zusammen in unser Zimmer. „Was sollen wir denn anziehen?“ Sie sah mich fragend an und kratzte sich den Kopf. „Robuste Hose, Shirt und ne Jacke drüber.“ „Und drunter?“ Wir lachten. Ich ging zu meinem Koffer und suchte was Passendes. Dazu hatte ich schwarze schwere Stiefel, die halbhoch waren. Meine Kleidung hatte einen leichten Army-Stil und trotzdem sah ich verdammt sexy aus. Es können nicht viele von sich behaupten, dass sie mit sich zufrieden wären. Doch ich war es definitiv. „Lass uns schauen, ob die Jungs schon fertig sind.“, schlug ich vor. Die Tür der Jungs war nur angelehnt und sie unterhielten sich angeregt über etwas. Mädchen. Typisch… Ich wollte nicht lauschen. Ruka scheinbar auch nicht, denn sie stieß die Tür einfach auf ohne zu klopfen. Und der Anblick, der uns sich bot, war einfach ein Bild für Götter. Vier sexy Jungs und alle oben ohne. Doch Ruka schien das nicht weiter zu stören. „Ihr seid ja noch immer nicht fertig! Wir sind Mädchen und sind schneller fertig, als die Jungs? Das ist doch ein Ding der Unmöglichkeit.“ Während ich verlegen dastand und versuchte, keinen anzustarren, lachten die Jungs über Rukas Witz. Dann bemerkte ich, dass Shiki auf mich zukam. Er streckte seine Hände nach mir aus und zog mich zu sich ran. Ich hatte meine Hände nun auf seinem nackten Oberkörper. Shiki gab mir einen Kuss. „Aber die anderen…“, begann ich. „Schauen gar nicht her.“ Ruka war ins Zimmer getreten und die anderen hatten sich ihr zugewandt. Ich nahm eine Hand und fuhr Shiki durchs Haar. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass deine Haare bei Sonnenuntergang blutrot aussehen? Das sieht absolut klasse aus.“ „Nein, das hat mir noch niemand gesagt. Dankeschön.“ Er küsste mich wieder. „Ihr könnt wohl nicht voneinander lassen, was?“ Das war Akatsuki. Sie hatten aufgehört sich zu unterhalten und hatten uns zugesehen. Das konnte ich aber nicht sehen, weil Shiki zum Zimmer gewandt stand und er etwas größer war als ich. Shiki ließ seine Hände bis auf meine Taille rutschen und meine Hände ruhten jetzt auf seinen Schultern. „Nein, wieso?“, fragte Shiki mit einem Lächeln. Er küsste mich wieder und ließ mich dann los, um sich fertig anzuziehen. „Ich kann mich nicht erinnern, dich jemals so selbstbewusst erlebt zu haben.“, meinte Kaname. „Es ist schön, dass du endlich aus dir herausgekommen bist.“ „Apropos rauskommen. Das sollten wir vielleicht auch machen. Sonst gehen die anderen ohne uns los.“, sagte Ruka. „Wäre doch nicht schlimm. Dann könnten wir wieder Flaschendrehen spielen.“ Akatsuki, der alte Komiker… Die Jungs zogen sich fertig an und wir betraten dann endlich den großen Platz vor den Häusern. Wir waren aber unglaublicherweise nicht die Letzten. Nach und nach kamen noch die fehlenden Schüler. „Sind jetzt alle da? Gut. Die Regeln wurden euch übermittelt. Es führen drei gleichlange Wege zum Berg hinauf. Auf eurem Weg nach oben müsst ihr dreizehn Rätsel lösen und sieben Glaskristalle finden. Erst dann dürft ihr ins Berghaus. Die schnellste Gruppe erwarten ein Preis. Ich hoffe, keiner von euch hat Blut getrunken.“ Der Professor ging zu jedem Schüler und kontrollierte ihn. Alle waren sauber. „Gut. Wenn ich los sage, geht es los. LOS!“ Keiner rannte oder so. Alle schlenderten gemütlich zu den Wegen. Erst, als man sich nicht mehr sah, konnte man das schnelle Getrappel von Füßen hören. Auch meine Gruppe beschleunigte ihren Schritt. Shiki hatte am Wegesanfang meine Hand genommen und wollte sie scheinbar nicht mehr loslassen. Wir fanden den ersten Umschlag. In ihm war die Aufgabe und ein Stift. Unter der Aufgabe war eine Linie, worauf wir die Lösung schreiben sollten. „Ich komm nicht drauf. Hat einer ne Ahnung, was die Lösung sein könnte?“, fragte Ichijou. Selbst Kaname hatte keinen Schimmer. „Ich weiß es.“, sagte ich. Dadurch, dass ich in meiner Kindheit so viel Freizeit hatte, kannte ich bestimmt jedes Rätsel, was es gab. War also doch keine Zeitverschwendung gewesen. Während ich die Lösung drunterschrieb, suchten die anderen den Kristall. Shiki suchte nicht mit. Er war damit beschäftigt, mir nicht von der Seite zu weichen. Ich verstaute den Umschlag in meiner inneren Jackentaschen und den Kristall steckte Ichijou ein. So lösten wir alle Rätsel. Die andern waren zu faul, sich den Kopf zu zerbrechen und überließen mir die Denkarbeit. Dafür musste ich nicht im Wald rumkrauchen und Glas suchen. Als wir alles hatten, waren wir auch schon fast oben. Pech nur für uns, dass wir nicht die Ersten waren. Wenigstens Zweiter. Den anderen schien das aber nicht zu reichen. „Ihr habt doch beschissen!“, rief Akatsuki der Gewinnergruppe zu. „Lass doch.“, sagte ich und versuchte ihn zu beruhigen, indem ich ihm meine Hand auf die Schulter legte. Es schien zu wirken. Akatsuki sah mich an und sah ruhiger aus. „Du hast ja Recht. Sich aufzuregen bringt schließlich auch nichts.“ Irgendwie sah er mich an, als würde er am liebsten auf mich draufspringen und mir die Klamotten vom Leib reißen. Ich lächelte nur. Jetzt kam die letzte Gruppe auch an. Der Professor trat plötzlich aus dem Haus heraus und alle sahen ihn erstaunt an. „Schön, dass ihr heil hier oben angekommen seid. Kommt doch herein und wir ermitteln hier den Sieger.“ „Was? Aber wir sind doch Erster! Wir haben gewonnen!“, regte sich Hanabusa auf, der in der scheinbaren Gewinnertruppe war. „Nein. Was denkst du denn, warum ich euch Rätsel aufgegeben habe? Aus Langeweile? Ihr hab jetzt einen Punkt bekommen. Wenn ihr alle Kristalle habt und die Rätsel alle richtig, habt ihr gewonnen.“ Alle gingen nun ins Berghaus. Es war gemütlich eingerichtet und unerwartet groß. Wir setzten uns auf einen viermal vier Meter großen Teppich und der Professor stand vor uns. Die Gruppen hatten sich eng zusammengesetzt. Gestern noch Freunde, heute schon Rivalen. „Gut. Wenn ihr nun so nett wärt und mir eure Lösungen aushändigt…“, sagte Nandako. Ich stand auf und holte die Umschläge aus meiner Jacke. Er nahm sie mir ab. Von den anderen Gruppen standen Hanabusa und ein mir unbekannter Junge auf, um die Umschläge zu überreichen. Hanabusa sah mich ihm vorbeigehen ähnlich wie Akatsuki vorhin an. Was, verdammt noch mal, löste ich in den Jungs aus? Oder waren die von Natur so? Hanabusa und Akatsuki sind ja Cousins, vielleicht lag es daran… „Wartet bitte einen Moment, damit ich die Lösungen kontrollieren kann. Die Kristalle legt ihr bitte in die Körbe vor euch.“ Als ich wieder auf meinem Platz saß, nahm Shiki gleich wieder meine Hand. „Ich habe das Gefühl, dass wir doch noch gewinnen.“, sagte er. „Hab ich komischerweise auch.“, erwiderte ich. „Gut. Ich werde hier jetzt eine Punktetabelle anfertigen.“ Nandako deutete auf eine Tafel, auf der schon drei Spalten zu sehen waren. „Wie heißen eure Teams?“; fragte er. Die Gruppe, die zuletzt angekommen war, hieß Team Hiro. „Wir sind Team Hanabusa!“, rief Hanabusa. „Wir sind Team Sai.“, sagte Kaname und ich sah ihn verwundert an. „Du hattest doch die meiste Arbeit.“, sagte er leise zu mir und lächelte. „Gut. Ich beginne jetzt mit der Punkteverteilung. Team Hanabusa hat den ersten Punkt, weil sie schnell da waren. Den Punkt für die Kristalle bekommen alle. Ihr habt sie scheinbar mit Leichtigkeit gefunden.“ Er setzte unter jedes Team einen Strich und fuhr fort. „Bei den Rätseln zählt jedes richtig gelöste Rätsel als ein Punkt. Gut. Team Hiro hat elf von dreizehn richtig gelöst. Team Hanabusa nur neun. Team Sai hat alle richtig.“ „Was?!“ Ungläubige Rufe von den anderen Teams. Doch wir freuten uns. „Damit ist der Endstand: Hiro – zwölf, Hanabusa – elf und Sai – vierzehn! Somit heißt der Sieger Team Sai!“ Jubel brach bei uns aus, auch wenn wir nicht wussten, was uns als Preis erwartete. „Ihr wollt doch sicher wissen, was ihr gewonnen habt, oder?“ „Klar! Her damit!“, rief Shiki. Ich sah ihn etwas verdutzt an. „Gut. Ihr habt eine Übernachtung in einem der angesagtesten Nachtclubs hier im Land gewonnen. Ihr dürft dort einen Tag lang schlafen und die anderen zwei Nächte kostenlos feiern und Party machen.“ Ich hatte noch nie zuvor einen alten Mann so reden hören. „Über dem Club ist das fünf Sterne Hotel Night Club. Sehr treffend, übrigens. Dort hat jeder ein eigenes Zimmer und einen Butler zur Verfügung. Dummerweise ist das Hotel so überbucht, dass wir nur noch eine Buchung mitten in der Schulzeit bekommen konnten.“ Nochmehr Jubel unsererseits. Shiki beugte sich zu mir hinunter und sagte: „Du wirst doch nicht ein Zimmer für dich allein nehmen, oder?“ „Und wenn doch?“, fragte ich herausfordernd. „Dann werde ich eben zu dir kommen und dich dort verführen und vernaschen.“ Zum Glück hat das keiner weiter gehört und wir stimmten wieder in den Jubel mit ein, als wäre nichts weiter gewesen. Dann ging unsere Gruppe geschlossen nach vorn und holte sich die Karten. „Jetzt begießen wir das ganze erstmal mit Blut, bevor wir uns auf den Rückweg machen.“ Nandako war echt cool drauf. Dafür, dass er als Lehrer so richtig streng war, war er in Wirklichkeit nett und scheinbar auch innerlich jung geblieben. Was Blut nicht alles so schafft. Wir betranken uns regelrecht. Das Blut war so gut wie schon lange nicht mehr. Es war außerdem in einem Wärmebehälter. Warm ist es einfach zu gut. Kurz vor drei Uhr beschlossen wir, wieder hinunter zu gehen. Die anderen beiden Gruppen gingen vor. Unsere Gruppe hielt sich zurück. Vor allem aber Shiki und ich. Durch das Blut hatten wir eine unbändige Lust nacheinander. Wir blieben alle zehn Meter stehen, um uns zu küssen. Das bemerkten die anderen aber erst, als wir gut hundertfünfzig Meter hinter ihnen liefen. „Hey! Könnt ihr nicht warten, bis wir wieder im Haus sind?“, rief Ruka uns hoch. Shiki und ich beeilten uns zu den anderen zu kommen. „Ist ja echt schlimm mit euch…“, sagte Ruka mit einem verheißungsvollen Lächeln. Ich glaubte beinahe, dass sie wusste, dass ich schon mit Shiki geschlafen hatte. Aber heute konnten wir nicht. Denn es gab kein freies Zimmer im Haus. Oder doch? Der Professor hatte doch gesagt, falls unbedingt jemand allein ein Zimmer wollte, gab es noch eines extra. Ich sah Shiki an und er verstand mich ohne Worte. „Wenn alle schlafen…“, sagte ich. „Werde ich im leeren Zimmer auf dich warten.“, beendete er meinen Satz. Wir sprachen so leise, dass es niemand sonst hörte. Als wir wieder am Haus waren, wollte die Sonne gerade aufgehen. Alle beeilten sich ins Haus zu kommen. Doch ich blieb stehen und wollte mir den Sonnenaufgang ansehen. Er war wunderschön. „Bist du lebensmüde?“, fragte mich Ruka, als ich ins Haus kam. „Ich kann Sonnenlicht ab. Meine Ahnen, weißt du…“ „Ach so. Stimmt. Hatte ich vergessen.“ Wir verabschiedeten uns von den Jungs. Ich gab Shiki einen Kuss, auch wenn wir uns in wenigen Stunden wiedersehen würden. „Schlaft gut.“, sagte ich zu den Jungs. „Ihr auch.“ Ich betrat hinter Ruka das Zimmer und schloss die Tür. Dann ging ich zu meinem Koffer und suchte mein Schlafzeug, welches nur aus einer Hotpants und einem langen Top bestand, das mir knapp über die Hotpants reichte. Ruka trug eine kurze Hose und ein passendes kurzes Oberteil. Wir legten uns in unsere selbstvergrößerten Betten und unterhielten uns noch eine halbe Stunde. Als sie nicht mehr antwortete, wartete ich noch eine halbe Stunde, um ganz sicher zu gehen. Ich stand leise auf und ging zur Tür. „Viel Spaß mit Shiki.“ Ich erschrak und drehte mich ruckartig zu Ruka um, die mich auf ihren Ellenbogen gestützt ansah. „Ich dachte, du schläfst!“ „Nein, ich war nur eingenickt, weil ich vom Laufen müde war. Tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe.“ „Das hast du. Aber… woher wusstet du, dass ich jetzt zu Shiki will?“ „Das wusste jeder aus unserer Gruppe. Das war zu offensichtlich. Wir wollen euch doch nicht den Spaß verderben. Schließt aber bloß ab, nicht, dass einer der Jungs, wenn er mal pinkeln gehen will, die falsche Tür erwischt.“ „Danke.“, sagte ich und lächelte sie liebevoll an. „Du bist echt eine tolle Freundin. Schlaf noch gut.“ Ich verließ das Zimmer und ging zum Ende des Ganges, wo das Einzelzimmer ziemlich abgelegen lag. Ich trat ein und sah mich um. Shiki war noch nicht da. Das Bett war größer, als die Einzelbetten in den Gemeinschaftszimmern. Gut so. Zu zweit braucht man eben mehr Platz. Ich legte mich gerade auf das Bett, als Shiki das Zimmer betrat. Ohne was zu sagen, schloss er die Tür ab. Er schaute mich an. „Die Jungs wissen es…“, sagte er. „Ruka auch. Sie hat gesagt, dass es unsere ganze Truppe wusste.“ „Die Jungs und ich haben uns ne ganze Weile unterhalten. Dann hat Kaname auf die Uhr geschaut und gemeint, dass ich Sai doch nicht warten lassen sollte. Ich hab ihn nur verdutzt angesehen. Ichijou sagte dann, dass ich jetzt los solle, weil es sonst nicht schön wird, wenn ich dich warten lasse…“ Wir lachten. Sie hatten sich aber auch nichts anmerken lassen. Shiki kam auf mich zu und zog schon mal sein Shirt aus. Er warf es zur Seite und traf zufällig den Stuhl, der vor dem Tisch stand. „Na, meine Schöne? So allein?“ Ich rollte mich auf den Rücken und Shiki stützte sich über mich. Ich zog seinen Kopf zu mir herunter und küsste ihn voller Leidenschaft. „Jetzt nicht mehr.“, sagte ich zu ihm. Ich setzte mich auf und setzte mich auf seinen Schoß. Er zog mir das Top aus und nun saßen wir beide oben ohne da. Shiki umarmte mich und küsste meinen Hals. Langsam wanderte sein Kopf weiter nach unten. Ich lehnte meinen Kopf leicht in den Nacken und genoss die sanften Berührungen mit seiner Zunge. Doch dabei blieb es natürlich nicht. Wir zogen uns gegenseitig die Hosen aus und liebten uns. Es war schöner und besser, als beim ersten Mal. Trotzdem würde auch dieses Mal unvergesslich bleiben… Kapitel 35: Der Jeder-kann-machen-was-er-will-Tag ------------------------------------------------- Danach haben Shiki und ich uns noch eine Weile unterhalten und sind dann schließlich eingeschlafen. Am nächsten Abend wachte Shiki zuerst auf. Er weckte mich vorsichtig. „Guten Morgen meine Süße.“, begrüßte er mich. Wenn man so etwas Schönes nach dem Aufwachen gesagt bekommt, fühlt man sich immer gleich besser. „Dir auch einen guten Morgen, Traumprinz.“ Wir standen auf und verließen gemeinsam das Zimmer, nachdem wir unsere Klamotten wieder angezogen hatten. Ich wollte gerade die Zimmertür zu Rukas und meinem Zimmer öffnen. Shiki öffnete seine Zimmertür und wurde lautstark empfangen. „Na du alter Macho? Wie war’s?“, hörte ich. Hoffentlich erzählte er ihnen keine Details… Ich betrat mein Zimmer und Ruka stand vor ihrem Koffer. Sie wollte sich gerade umziehen. „Könnt ihr nicht anklopfen, ihr ungehobelten… Ach, du bist es, Sai. Ich dachte schon einer der Jungs kommt spannen.“ „Ich hab Brüste, also bin ich kein Kerl.“, sagte ich und lachte. „Na? Schöne Stunden gehabt?“, fragte sie mich mit einem Lächeln. „Ähm… ja…“, sagte ich. „Ich will keine Einzelheiten wissen, sondern nur, ob er sich auch anständig benommen hat und dir nicht wehgetan hat.“ „Danke für deine Sorge. Aber Shiki ist vorsichtig und einfühlsam. Er würde mir niemals wehtun wollen.“ „Da bin ich aber froh. Aber jetzt musst du dir was Richtiges anziehen, sonst verdrehst du den anderen auch noch den Kopf und landest mit ihnen auch noch in der Kiste.“ Wir lachten und ich ging zu meinem Koffer, um meine Sachen zu holen. Nachdem ich mich fertig angezogen hatte, gingen wir zusammen in die Küche. Zu unserer Überraschung standen dort schon die Jungs und kümmerten sich ums Essen. „Was geht denn hier ab?“, fragte Ruka Ichijou. „Heute verwöhnen wir mal die Ladys mit Essen. Männer können schließlich auch was in der Küche.“ „Ja, saubermachen.“, sagte ich und Ruka und ich lachten lauthals los und Ichijou sah mich etwas geknickt an. „Du bist fies.“, sagte er. „Ist mein Hobby.“ Ich zuckte dabei mit den Schultern. Wir kamen aus dem Lachen gar nicht mehr raus und auch die Jungs stimmten mit ein. „Jetzt ist aber genug. Ich hab Hunger und wir machen jetzt endlich das Essen fertig. Shiki, deck bitte den Tisch.“, sagte Kaname, nachdem auch er aufgehört hatte zu lachen. Nachdem alles fertig war, setzten wir uns und aßen. Man konnte es wirklich essen und es schmeckte sogar. „Kompliment. Ich bin noch nicht tot umgefallen und schmecken tut’s auch.“, sagte ich. „Na dann…“, sagte Akatsuki. Wieder lachten wir. Als wir fertig waren, räumten die Jungs sogar den Tisch ab und wir gingen alle ins Gemeinschaftszimmer. „Ist für heute schon irgendetwas geplant?“, fragte Akatsuki. „Nicht, dass ich wüsste.“, antwortete Kaname. „Ich glaube, dass heute so ein ´Jeder-kann-machen-was-er-will-Tag´ ist. Ihr könnt also alle wieder ins Bett oder draußen spazieren gehen.“ „Also ich geh schwimmen.“ Alle sahen mich an. „Was?“, fragte Ichijou. „Na im See. Ist doch warm draußen. Der See hat bestimmt eine angenehme Temperatur. Ich geh mich jetzt umziehen und geh dann los. Wer mitkommen will, muss fertig nachher wieder hier sein.“ Ich ließ die anderen nicht mehr zu Wort kommen, sondern ging einfach wieder in mein Zimmer. Da wir an einen See wollten, hatte ich vor der Abreise noch meinen schwarzen Bikini eingepackt. Ich zog meine Sachen aus, den Bikini an und meine Sachen wieder drüber. Ich steckte mein Handtuch in eine Tasche, wo ich später auch meine Sachen hineintun würde. Ruka kam herein und zog sich ebenfalls um. Wir sagten nichts, aber ich freute mich, dass sie mitkommen wollte. Ich lächelte sie einfach an und sie mich. Wir verließen das Zimmer und ich war überrascht, als alle mit einer Tasche vor der Tür standen. „Wollt ihr alle mitkommen?“, fragte ich erstaunt. „Na klar. Wir lassen dich doch nicht allein so weit rausschwimmen. Nachher gehst du uns noch verloren.“, sagte Shiki. Ich lächelte und nahm Shikis Hand. „Na dann auf zu See!“, rief ich und wir verließen das Haus. Kaname nahm wie immer den Schlüssel an sich. Bis zum See liefen wir nicht mal fünf Minuten. Er lag fast direkt vor unserem Haus. Von den anderen Gruppen war weit und breit nichts zu sehen. Der See war wunderschön im Mondlicht. „Sieht der See nicht umwerfend aus?“, fragte ich Shiki. „Ja, aber noch lange nicht so umwerfend wie du.“ Er küsste mich. Dann zogen wir alle unsere Sachen aus, fassten uns an den Händen und liefen schreiend in den See. Ich wette, die Szenen sah so komisch aus, dass sich jeder gefragt hätte, was das für kaputte Typen waren, die mitten in der Nacht schreiend in einen See rannten. Doch uns war das egal. Wir hatten unseren Spaß. Ruka hatte einen Ball mitgenommen und wir spielten in Dreierteams gegeneinander. So viel Spaß, wie in diesen Tagen hatte ich mein ganzes Leben nicht. Nach mehr als zwei Stunden waren wir alle fürs Erste fix und fertig. Wir holten unsere Handtücher und Decken raus und legten uns an den künstlich angelegten Strand. Ich schaute mir den Mond an. Es war Vollmond. Während ich ihn ansah, überkam mich eine seltsame Traurigkeit. Ich musste an meine beschissene Kindheit denken. An meine Großtante. Meine Eltern… Ich konnte mich nicht an sei erinnern. Ich wusste nicht einmal, wie sie ausgesehen hatten. Shiki hatte mein trauriges Gesicht bemerkt. „Sai, was ist?“ „Ich habe gerade an meine Vergangenheit gedacht. Und an meine Eltern. Ich weiß nicht, wie sie ausgesehen haben.“ Shiki sagte nichts, sondern streichelte meine Wange, an der eine einzelne Träne herunterlief. „Ich werde mal so eine Runde schwimmen.“, sagte ich und stand auf. Die anderen sahen mir nach, wie ich langsam in den See hineinlief. Als das Wasser tief genug war, schwamm ich. So in der Mitte des Sees war plötzlich eine Sandbank. Ich stellte mich darauf. Das Wasser reichte mir bis knapp über die Hüfte. Ich richtete meinen Blick in den Himmel und starrte den Mond wieder an. Es kam mir vor, als würde er spöttisch über mich lachen. Jetzt halluzinierte ich schon. Er sah so schön aus. Die Sterne glitzerten um ihn herum, wie Diamanten auf schwarzem Samt. Ich begann zu frieren und beschloss, zurückzuschwimmen. Da die Sandbank wie ein Stein im Wasser war ging ich bis zum Rand, um mit ausgestreckten Armen ins Wasser einzutauchen. Auf dem Weg zurück machte ich einige Schwimmzüge unter Wasser. Ich öffnete meine Augen und drehte mich im Wasser um hundertachtzig Grad. Ich konnte den Mond verschwommen durch das Wasser sehen. Ich tauchte wieder auf und schwamm so lange, bis ich wieder in seichtes Gewässer kam, wo ich stehen konnte. Mein Herz schlug schnell vom Schwimmen. Irgendwie tat mir das gut. Ich lief zurück zu meiner Decke und schnappte mir mein Handtuch, um mich zu trocknen. „Du sahst aus, wie eine Göttin, als du mitten im See im Mondschein gestanden hast.“, sagte Shiki. „Schade, dass keiner ne Kamera dabei hatte.“, sagte Akatsuki. Ich schaute immer noch verträumt Richtung Mond. Ich schüttelte den Kopf, um mich von dem Anblick loszureißen. Ich wartete, bis ich wieder trocken war und zog mich dann an. „Ich geh schon mal hoch zum Haus. Wir sehen uns später.“, sagte ich zu den anderen. Ich wollte nicht als deprimiertes Etwas dort rumsitzen und den anderen die Laune verderben. Kapitel 36: Stille... --------------------- Als ich wieder im Haus war, brachte ich meine Sachen in mein Zimmer und zog mich erstmal wieder um. Den Bikini warf ich auf den Koffer, denn er war noch nicht ganz trocken. Ich verließ das Zimmer und stand unschlüssig herum. Erst jetzt bemerkte ich die Treppe, die am Ende des Gemeinschaftsraumes war. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, ging ich die Treppe hoch. Sie führte zu einem Zimmer. Es war nicht abgeschlossen. Ich trat ein. Es war nur ein großer Raum, der mit einem Bett ausgestattet war. Nur ein Tisch und ein Stuhl rundeten das karge Ambiente ab. Das Zimmer lag direkt unter dem Dach. Ich entdeckte eine Glastür, die zu einem Balkon führte. Der war mir nie aufgefallen. Ich betrat den Balkon. Von unten konnte man ihn nicht sehen. Ich würde also unbemerkt bleiben. Man konnte auf den See schauen. Es war traumhaft. Ich hätte Shiki gerne an meiner Seite gehabt. Aber ich fühlte mich im Moment nicht in der Lage, außer Traurigkeit noch andere Gefühle zu zeigen. Ich wusste nicht, warum ich so traurig war. Es war nicht wegen meiner Eltern oder so. Ich wusste es wirklich nicht. Was ich aber wusste, war, dass ich jetzt keinen sehen wollte. Ich ging zurück ins Zimmer, um den Stuhl zu holen. Ich schleppte ihn auf den Balkon und setzte mich darauf. So saß ich bestimmt mehrere Stunden. Ich konnte vor dem Haus Bewegung erkennen. Und auch im Haus wurde nach mir gerufen. Ich reagierte ganz einfach nicht. Irgendwann fand jemand doch den Weg hoch zu mir. Es war Ichijou. „Sai, da bist du ja. Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“ Dann bemerkte er, wie apathisch ich aussah. Er kam zu mir und kniete sich an meine Seite. „Was hast du? Du siehst so traurig aus…“ Ichijou nahm seine Hand und legte sie auf meine Wange. Er hatte sich hingekniet und war nun auf Augenhöhe mit mir. Ich schaute ihm in die Augen. Ich sah ihn aber nicht an, sondern mehr durch ihn hindurch. Dann küsste er mich einfach. Das erlöste mich aus meiner Starre. Ich stieß ihn weg. „Was soll das?“, fragte ich ihn. „Es tut mir leid. Ich wollte das schon tun, seit ich dich kennen gelernt habe. Ich habe mich in dich verliebt, Sai. Ob du es willst oder nicht.“ „Aber…wieso?“ Ich konnte es nicht glauben. Ichijou hatte zwar früher schon solche Andeutungen gemacht, aber ich dachte, dass er nur ein guter Kumpel sein wollte. „Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich ist des deine Aura oder deine Ausstrahlung. Ich konnte nicht widerstehen, dich zu küssen. Verzeih mir bitte.“ Er stand auf und wollte gehen. Ich hielt ihn am Ärmel fest. „Du weißt, wieso das nicht funktioniert.“ „Ja.“, sagte er geknickt. „Freunde?“ „Freunde.“ Ich stand auf und folgte Ichijou hinunter zu den anderen, die alle im Gemeinschaftsraum saßen. Shiki kam gleich auf mich zugestürmt und umarmte mich. „Sai! Wo warst du denn? Wir haben uns Sorgen gemacht.“ „Nur weil ich ein paar Stunden weg war?“ Sie merkten alle, dass ich deutlich kühler und reservierter war als sonst. Shiki nahm seine Hände von meinen Schultern und sah mich traurig an. Ich schritt einfach an ihm vorbei und ließ ihn stehen. Ich ging in mein Zimmer. Dort legte ich meine Sachen ab und zog mein Schlafzeug an. Das Bett sah so einladend aus wie nie zuvor und ich haute mich direkt rein. Ich war erstaunlich müde und schlief auch sofort ein. Kapitel 37: Cocktailparty und Heimkehr -------------------------------------- Am nächsten Abend wachte ich sehr spät auf. Ruka lag jedenfalls nicht mehr in ihrem Bett. Ich verspürte aber nicht die Lust aufzustehen und mich bequatschen zu lassen, warum ich denn so ignorant sei. Ich drehte mich wieder um und schlief wieder ein. Irgendwann, als ich im Halbschlaf war, kam Ruka rein. „In einer halben Stunde beginnt die Cocktailparty. Also, wenn du noch mitkommen willst…“ Ich reagierte nicht und sie verließ wieder das Zimmer. Ich setzte mich im Bett auf. Was zur Hölle war los mit mir? Niemand hatte mir was getan oder so. Ich habe mich erst so gefühlt, nachdem ich im See schwimmen war. Ob da jemand was reingekippt hat? Vielleicht lag es auch am Mond. Er hatte schon von Kindertagen an einen großen Einfluss auf mich. Aber niemals einen Schlechten. Ich fühlte mich elend. Ich war traurig. Alles war Scheiße. Ich hatte mich scheiße benommen. Ich stand auf und holte das schöne Abendkleid aus meinem Koffer. Ich suchte ebenfalls neue Unterwäsche heraus und zog mich um. Danach schminkte ich mich leicht und holte noch passende Schuhe aus dem Koffer. Ich machte meine Haare noch etwas zurecht und verließ das Zimmer. Die Party sollte im vierten Haus am See stattfinden. Es war quasi ein Haus, in dem sich die Gäste aufhalten konnten, wenn das Wetter schlecht war oder sonst was. Ich überquerte den Platz und betrat das Haus. Die Party war voll im Gange. Niemand bemerkte mich. Ich schaute mich um und entdeckte Shiki, der einsam und allein in einer Ecke auf einem Sofa saß. In einem schwarzen Anzug mit dunkelroter Krawatte. Er sah unheimlich sexy aus. Ich schlich mich förmlich an den tanzenden Menschen vorbei bis hinter zu Shiki. Ich stellte mich direkt vor ihn. Erst jetzt hatte er mich bemerkt. „Sai! Du bist ja doch gekommen. Du siehst echt toll aus!“ „Danke, du auch.“ Ich setzte mich neben Shiki und schmiegte mich eng an ihn. „Ich bin so froh, dass du dich wieder besser fühlst. Was war mit dir?“ „Um ehrlich zu sein, weiß ich das nicht genau. Ich habe nur eine Vermutung.“ „Und die wäre?“ „Dass der Mond schon wieder Einfluss auf mich ausgeübt hat. Als ich klein war, hat er oft über mein Befinden entschieden.“ „Das ist zwar unglaublich, aber ich glaube dir trotzdem. Ich bin nur froh, dass du wieder da bist.“ „Ich auch. Vielleicht sollte ich mal zu einem Heiler gehen, der mich von diesem Fluch befreit… Komischerweise passiert das nur bei Vollmond. Ich bin doch kein Werwolf, oder?“ Shiki lachte und ich konnte mir ein Lächeln auch nicht verkneifen. „Hoffentlich nicht.“ Der restliche Abend verlief einigermaßen ruhig. Ich tanzte sogar mal mit Shiki, doch danach kuschelten wir uns auf unserer Couch wieder zusammen und ließen nicht mehr voneinander. Als die Party vorbei war, ging Shiki mit mir noch ein wenig spazieren. Da wir bald nach Hause fuhren, gingen wir zurück ins Haus, trennten uns voneinander und betraten unsere Zimmer, um die Koffer zu packen. Als ich mein Zimmer betrat, war Ruka schon dabei, ihren Koffer zu schließen. „Sai…“, sagte sie. „Schon gut. Ich bin wieder besser drauf. Frag nicht, was los war. Ich weiß es nämlich selbst nicht.“ „Solange du wieder fröhlicher bist, ist doch alles gut.“, entgegnete Ruka und lächelte. Ich ging zu meinem Koffer und sammelte meine restlichen Sachen zusammen, nachdem ich mein Kleid gegen einfache Klamotten getauscht hatte. „Fertig?“, fragte mich Ruka. Ich nickte bloß. Ich war immer noch sehr müde. Wir gingen gemeinsam in den Gemeinschaftsraum, wo schon die Jungs mit ihren Koffern auf uns warteten. Alle zusammen verließen wir das Haus und wurden draußen von den Schauffeuren mit den Limousinen erwartet. Wir stellten unsere Koffer ab und die Schauffeure luden sie in die Wagen, während wir es uns in den Autos gemütlich machten. Ich setzte mich eng an Shiki. Er legte seinen Arm um mich und ich döste irgendwann ein. Es war so schön warm und angenehm bei Shiki… Kapitel 38: Wieder "daheim" --------------------------- „… musst aufwachen.“, hörte ich Shiki sagen. Ich öffnete langsam meine Augen. „Wir sind wohl schon da, oder?“, fragte ich verschlafen. Ich setzte mich auf und rieb mir die Augen. Die anderen waren schon dabei auszusteigen. Ich stand auf und verließ die Limousine. Der Schauffeur lud gerade die Koffer aus und ich nahm mir meinen. Es würde bald hell werden und die anderen, unter ihnen auch Shiki, beeilten sich zu unserem Haus zu kommen. Ich ließ mir Zeit und schleppte langsam meinen Koffer den Weg hoch. Plötzlich stand Zero vor mir, was ich aber erst im letzten Moment bemerkte, bevor ich mit ihm zusammenstieß. „Hey Sai! Wo hast du denn deine Gedanken?“, fragte er mich. „Gedanken…? Äh… keine Ahnung… Ich bin bloß so verdammt müde.“, antwortete ich nach einem langen Gähner. „Gib mir deinen Koffer. Ich bringe ihn dir hoch.“ „Danke, du bist ein Schatz.“ Ich übergab Zero meinen Koffer. „Und? Wie war der Ausflug?“ „Ganz okay. Sehr lustig, um ehrlich zu sein.“ „Lustig? Mit Kaname und co?“, fragte Zero verdutzt. „Ja. Ich konnte es auch erst nicht richtig glauben. Aber keiner der Vampire war so, wie er sich in der Schule gibt. Es war wirklich unglaublich. Wir haben nur Blödsinn gemacht.“ Jetzt sah Zero sichtlich verwirrt aus. „Und wie war es hier? Hast du was mit Flitti unternommen?“ „Hä? Ach so. Ja, hab ich… in gewisser Weise…“ Zero wurde rot. „Ich kann’s mir denken. Bist du jetzt mit Flitti zusammen?“ „Ja, bin ich. Sie ist wirklich eine wunderbare Frau.“ „Wir sollten uns mal wieder treffen, Zero. Aber erstmal hau ich mich ins Bett und schlaf einen ganzen Tag.“ „Okay. Hier, dein Koffer.“ Wir waren am Haus angekommen und ich nahm meinen Koffer wieder entgegen. „Bis später dann mal.“, sagte ich fröhlich und winkte Zero zum Abschied. Dann wandte ich mich in Richtung Haus und betrat es. Irgendwie schaffte ich es, den Koffer in mein Zimmer zu hieven. Dort stellte ich ihn ins Schlafzimmer und warf mich einfach aufs Bett. Es dauerte nichtmal fünf Minuten und ich war weg. Kapitel 39: Albträume und wie sie wahr werden... ------------------------------------------------ Ich hatte einen seltsamen Traum. Es war Nacht. Ich war draußen. Mir gegenüber stand Flitti und sie hatte Zeros Waffe in der Hand. Ich konnte in den sauberen Lauf der Waffe schauen. Flitti hatte einen wahnsinnigen Ausdruck in den Augen. Zero stand hinter ihr mit verschränkten Armen und lächelte selbstgefällig. Flitti stellte sich schussbereit hin und drückte ab. In diesem Moment sah ich nur etwas Rotes an mir vorbei springen. „SHIKI!!!!“, schrie ich. Dann traf mich ebenfalls der Schmerz, denn die Kugel durchdrang unsere beiden Körper. Shiki lag vor mir auf der Erde. Ich sank auf die Knie und nahm seinen Kopf auf meinen Schoß. Ich drückte ihn ganz fest an mich. Dann starben wir gemeinsam. Das einzige, was ich noch hörte, war Flittis geisteskrankes Lachen. Zero sagte noch etwas. „Gut gemacht, meine Geliebte.“ Dann war nichts mehr. Nur die unendliche Schwärze des Todes… „Shiki!“, rief ich. Ich war wieder aufgewacht. Es war bloß ein Traum. Aber er war so verdammt real… Ich war total fertig. Nachdem ich mich aufgesetzt hatte, hielt ich mir für einen Moment den Kopf. Es klopfte. Ich stand auf, nachdem ich mir einen Morgenmantel über mein kurzes Schlafzeug geworfen hatte. Ich ging zur Tür und öffnete sie. Sofort hielt mich jemand an den Schultern fest. Es war Zero. „Sai! Ich brauche deine Hilfe!“ „Was ist passiert, Zero? Beruhig dich doch erstmal.“ „Es ist Flitti. Sie ist durchgedreht. Sie hat sich meine Waffe geschnappt und ist nach draußen gerannt. Ich kann sie nicht finden. Aber selbst, wenn ich sie finde, was würde dann passieren? Sie würde mich abknallen. Ich brauche dich!“ „Warum ist sie durchgedreht?“, fragte ich Zero, nachdem wir mein Zimmer verlassen hatten und ich ihm hinterherlief. „Sie hat herausgefunden, dass ich ein Vampir bin.“ „Das hättest du ihr sagen sollen, bevor ihr miteinander geschlafen habt!“ „Das habe ich. Sie wollte mich trotzdem nicht verlassen. Ich verstehe das ganze nicht…“, stammelte er. „Schon gut. Lass sie uns finden und zur Vernunft bringen.“ Wir rannten den ganzen Weg bis nach draußen. Erst vor dem Haus verlangsamten wir unseren Schritt. Ich sah mich um. Wir standen auf dem Platz vor dem Haus. Hier wuchsen eine menge Bäume, hinter denen sie sich verstecken konnte. Und als ob ich es geahnt hätte, trat Flitti hinter einem dieser Bäume vor. Und sie hatte Zeros Bloody Rose in ihren Händen. Noch hielt sie die Waffe gesenkt, doch als sie Zero und mich erblickte, hob sie sie augenblicklich. „Bist du jetzt zu deiner Vampir-Schlampen-Freundin gegangen, Zero? Versteckst du dich vor mir?“ „Überleg dir genau, was du jetzt tust, Flitti.“, sagte ich mit beruhigender Stimme. „Halt die Fresse!“, schrie sie. Um ihr Macht zu demonstrieren, hob sie die Waffe so hoch, dass ich in den blanken Lauf schauen konnte. Es war wie in meinem Traum. Flitti zitterte, doch sie versuchte die Waffe still zu halten. „Ich töte euch beide! Ihr verdammtes Dreckspack!“ „Warum bist du so?“, fragte ich sie. „Warum ich so bin? Gegen Vampire? Weil meine Eltern brutal von Vampiren zerfleischt wurden! Deshalb bin ich so!“ Ich verstand. Trotzdem hatte sie übertrieben reagiert. Jetzt liefen ihr Tränen die Wangen herunter. Sie wischte sie schnell weg, weil sie ihre Sicht behinderten. „Stirb, du Ungeheuer!“, schrie sie mich an. Dann betätigte sie den Abzug der Waffe. Shiki sprang vor mich und wurde an der Schulter verletzt. „Nein! Shiki!“, schrie ich aus tiefster Seele. Er lag auf der Erde und krümmte sich vor Schmerz. Aus seiner Schulter blutete es wie verrückt. Ich beugte mich schnell zu ihm herunter. Zero war auf Flitti zugesprungen und hatte ihr die Waffe aus der Hand geschlagen. Er hielt sie fest und sie beruhigte sich wieder. Doch das kümmerte mich jetzt nicht weiter. Meine Gedanken waren nur bei Shiki. „Shiki! Kannst du mich hören?!“, schrie ich ihn an. Er öffnete die Augen und brachte ein Lächeln zustande. In der Zwischenzeit waren die anderen Schüler der Night Class auf den Platz gekommen. Kaname drängelte sich zu uns durch. „Was ist hier los?“ Ich erzählte es ihm. „Zero.“, sagte Kaname. „Hast du sonst noch etwas zu sagen?“ „Ich… ja.“, stammelte er. „Ich habe Flitti gebissen.“ In seinen Armen zuckte Flitti zusammen. Scheinbar wurden ihr die Konsequenzen erst jetzt richtig bewusst. „Ich will kein Monster werden!“, schrie sie in Zeros Jacke. „Es geht aber nicht anders. Du kannst aber zu einem vollwertigen Vampir werden. Aber es gibt kein Zurück mehr zum Menschsein.“, erklärte ihr Kaname. Flitti nickte stumm. „Aber warum musste es erst so weit kommen?!“, schrie ich. In meinen Armen lag der immer noch blutende Shiki. Ich hatte ihn notdürftig mit einem Fetzen meines Morgenmantels verarztet. „Ich… es tut mir Leid… Sai…“, sagte Flitti leise. „Das macht die Sache aber nicht ungeschehen!“ Ich fing an zu weinen. Mir tat Shiki so unendlich Leid. Ichijou kam zu mir geeilt, als er sah, wie ich versuchte, Shiki hochzuheben. „Danke…“, sagte ich zu ihm. Gemeinsam brachten wir Shiki weg von diesem Schauplatz und hoch zum Krankenzimmer. Kapitel 40: Schmerzhaftes Erwachen ---------------------------------- Der Arzt gab Shiki ein schmerzstillendes Mittel und verarztete die Verletzung ordentlich. Diese Wunde würde nicht so schnell heilen. Denn die Kugel, die Flitti benutzt hatte, war eine gegen Vampire. Jetzt schlief Shiki im Krankenbett und ich wich ihm die ganze Zeit nicht von der Seite. Ichijou hatte hinter mir gestanden und mir eine Hand auf die Schulter gelegt. „Der wird schon wieder.“, sagte er und lächelte mich an. Ich nickte stumm. Dann ging er und ließ mich mit Shiki allein. „Warum hast du das getan…?“, flüsterte ich. „Es wär doch egal gewesen, ob ich sterbe oder nicht. Aber du sollst leben!“ „Erzähl…doch nicht…so einen Mist…“ „Shiki! Du bist wach!“ Ich fiel ihm einfach um den Hals, auch, wenn das etwas schwierig war, weil er im Bett lag. „Ah! Vorsicht bitte.“ „Tut mir leid. Aber ich bin froh, dass du wieder wach bist. Geht es einigermaßen?“ Ich ließ ihn los, auch, wenn mir das schwer fiel. „Ja, aber ich sollte mich nicht so viel bewegen.“ „Wann willst du das Krankenzimmer verlassen?“, fragte ich. „So schnell, wie möglich. Aber ohne Schmerzmittel geht das nicht.“ Ich klingelte nach der Schwester und verlangte ein Schmerzmittel für Shiki. Nach kurzer Zeit war sie mit einer Spritze wieder da. Die Schwester verabreichte Shiki die Spritze und ging wieder. „Wie lange bist du schon hier?“, fragte Shiki mich, nachdem er meinen blutdurchtränkten Morgenmantel sah. „Ich bin dir seit deiner Aktion keinen Moment von der Seite gewichen.“ Er lächelte mich sehnsüchtig an. Dann stand ich auf und holte seine Sachen, die auf einem Stuhl lagen. Diesmal half ich Shiki beim Anziehen. Ich trug ihn zwar nicht in sein Zimmer, aber ich stützte ihn. Als wir endlich da waren, half ich ihm bis in sein Schlafzimmer. Dort legte er einen Teil seiner Sachen wieder ab und stieg ins Bett. „Ich gehe erstmal Duschen und ziehe mir andere Sachen an. Danach komme ich gleich wieder zu dir, okay?“ „Klar. Bis gleich.“, antwortete Shiki. Ich gab ihm einen Kuss und verließ dann seine Wohnung. Nachdem ich wieder frisch war, ging ich mit einer Blutkonserve zurück zu Shiki. Ich betrat leise die Wohnung, denn es war ja möglich, dass er eingeschlafen war. Und als ich ins Schlafzimmer schaute, schlief er wirklich. Ich brachte die Konserve in die Küche und legte sie in den Kühlschrank. Dann ging ich ins Schlafzimmer. Ich stand einen Moment vor dem Bett und betrachtete Shiki einfach nur. Seine Augen bewegten sich unter seinen Lidern unruhig hin und her. Er atmete schneller, als gewöhnlich. Ich zog meine Schuhe aus und legte mich neben ihn. Eng an Shiki gekuschelt, legte ich eine Hand auf sein Herz. Scheinbar reichte es schon, dass er meine Nähe nur unbewusst wahrnahm. Seine Augen wurden ruhiger und auch seine Atmung normalisierte sich. Ich sah ihm noch eine Weile zu, doch irgendwann wurde auch ich müde und schlief ein. Kapitel 41: FlittiXZero SaiXShiki - ein bisschen Spaß muss sein ^^ ------------------------------------------------------------------ „Flitti. Warum musstest du auf Sai schießen?“, fragte Zero. „Ich… mein Finger ist abgerutscht und dann ist es einfach passiert… Ich wünschte, ich könnte es wieder rückgängig machen…“ Zero sah sie wütend an, doch als er ihre ehrlichen Tränen sah, verpuffte sein Ärger wie eine Rauchwolke. Er nahm sie liebevoll in seine Arme. „Es tut mir leid, dass ich dich gebissen habe. Ich habe nicht an die Konsequenzen gedacht…“ „Ich doch auch nicht.“, schluchzte sie. „Wir werden mal zu Sai und Shiki gehen. Aber jetzt nicht.“ Sie waren nach dem Vorfall zurück in Zeros Zimmer gegangen und er hatte seine Bloody Rose in ein sicheres Versteck gepackt. Nun nahm er Flitti hoch und trug sie zu seinem Bett. Die Tür war abgeschlossen. Zero zog gleich sein Hemd und seine Hose aus und schritt in Unterwäsche auf Flitti zu. Sachte zog er ihr das Shirt über den Kopf und ihr Rock war auch nicht mehr lange an ihrem Körper. „Jetzt gibt es nur noch dich, mich und das Bett.“ Zero warf die Decke über sich und Flitti und sie zogen sich ihre Unterwäsche gegenseitig aus. Einen Moment lang sahen sie sich an und küssten sich. Dann ging es bei ihnen noch heißer zu, als beim letzten Mal. Als ich aufwachte, sah Shiki mich an. Ich lächelte und drückte mich noch enger an ihn ran. „Ist die Tür abgeschlossen?“, fragte mich Shiki auf einmal. „Nein. Soll ich sie abschließen?“, fragte ich verwirrt ohne den Sinn darin zu sehen. Doch als ich die Tür abgeschlossen hatte, dämmerte es mir. „Was ist mit deiner Verletzung?“, fragte ich Shiki. Doch nachdem ich das Schlafzimmer betreten hatte, registrierte ich seine Hose und sein Shirt auf dem Boden. Mein Blick fand auch seine Unterhose… „Es tut nicht mehr so weh. Die Wunde verheilt schon. Und das Schmerzmittel ist echt gut.“ Shiki grinste mich die ganze Zeit an und ich konnte nicht anders, als auch zu grinsen. Dann begann ich mich vor ihm bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Ich schritt langsam auf ihn zu. Keine Ahnung woher ich das weiß, aber ich habe mal gehört, dass Männer richtig geil werden, wenn man sich vor ihnen auszieht. Ich wollte mich aber nicht ganz ausziehen. Schließlich sollte Shiki auch etwas zu tun haben. Ich stieg zu ihm unter die Decke und gab ihm einen Kuss. Seine Hände wanderten zu meinem Rücken, um den BH zu öffnen. Wieder kam es mir unglaublich vor, dass Shiki, als ich ihn kennen lernte, so extrem schüchtern war. Und als er mir meine Hotpants auszog, fand ich es noch unglaublicher. „Was ist?“, fragte mich Shiki, als er meinen Blick sah. „Ich habe bloß an die ersten Tage hier auf der Academy gedacht, wo ich dich das erste Mal gesehen hatte. Wo du mir so voll schüchtern zugelächelt hast…“ Er küsste mich und ich schlang meine Arme um seinen Hals. Wir hatten uns aufgesetzt und er zog mich zu sich auf seinen Schoß. Nur nebenbei: Wir waren nackt bis auf die Haut. Dann verlor er wirklich keine Zeit mehr. Es war heiß. Wirklich heiß. Und wild. Es kam mir vor, als würde er von Mal zu Mal besser werden… Kapitel 42: Party im Nachtclub und handfester Streit... ------------------------------------------------------- Es vergingen einige Tage, die wir in der Schule verbrachten. Doch nun war der Tag gekommen, an dem wir in diesen geilen Nachtclub fahren würden. Nur Shiki, Kaname, Ruka, Akatsuki, Ichijou und ich. Wenn es so wie auf der Fahrt wird, würde es megageil werden. Wir hatten unsere Taschen gepackt und die Schauffeure verfrachteten sie in dem großen Auto. Auch auf der Autofahrt war es so lustig, wie auf der Letzten. Die ganze Zeit erzählten wir uns Unsinn und lachten auch noch drüber. Wir fuhren diesmal Tagsüber, damit wir genug Zeit hatten, einzuchecken und uns für die erste von zwei Partys fertigzumachen. Endlich kamen wir an. Wir stiegen aus. Es war wirklich Wahnsinn. Das Hotel war riesig und sah echt teuer aus. Ich war begeistert. Gemeinsam betraten wir das Hotel, welches einen leicht überfüllten Eindruck machte. Wir kämpften uns vor bis zur Rezeption und checkten ein. Dann quetschten wir uns zu sechst in einen der großen Fahrstühle und fuhren hoch zu unserem Stockwerk. Als wir aus dem Fahrstuhl traten, wurden wir von den besagten Butlern empfangen. Sie nahmen uns unsere Koffer ab und fragten uns, in welche Zimmer sie sie bringen sollten. „Die beiden kommen in ein Zimmer.“, sagte Shiki und deutete auf seinen und meinen Koffer. Ich kam gar nicht dazu etwas entgegenzusetzen, denn der Butler verschwand schnell mit unseren Koffern. Die anderen lachten und Shiki strahlte mich nur an. Als mich die Starre wieder losließ, folgte ich Shiki in unser Zimmer. Es war schön eingerichtet. Etwa so, wie unsere Wohnungen im Haus „Mond“. Nur hatte das Bad eine große Wanne mit Whirlpoolfunktion. Ich brachte meinen Koffer ins Schlafzimmer, wo Shiki schon beim Auspacken war. Als ich das Bett erblickte, staunte ich nicht schlecht. „Das sind doch normalerweise Einzelzimmer, oder?“, sagte ich mit einem Blick auf das überdimensionierte Bett. „Ja. Aber ich schätze, dass sie wissen, dass man sich ja auch noch jemanden zu sich einladen kann.“ Als er das sagte, kam er auf mich zu und legte seine Hände auf meine Hüfte. Dann zog er mich zu sich ran und küsste mich. „Hör auf.“, sagte ich unter Lachen, denn Shiki hatte meinen Hals geküsst und das kitzelte wie verrückt. „Ich will meinen Koffer noch auspacken.“ Er ließ mich mit enttäuschter Miene los und wandte sich wieder seinem Koffer zu. Ich ging auf den Schrank zu und schubste Shiki etwas zur Seite, damit ich an den Schrank kam. „Ach, erst sagst du, ich soll aufhören und dann kommst du an und schubst mich.“ Er lachte, als er das sagte. Dann begann er mich auszukitzeln. „Lass das! Hör auf! Ich kann nicht mehr…“, brachte ich unter Lachen hervor. Wir waren auf das Bett gefallen. Am Rande bemerkte ich, wie weich es war. „Ich lass dich nicht!“ Ich versuchte, seine Hände abzuwehren, doch sie waren zu schnell. Shiki saß jetzt auf mir und hatte sich über mich gebeugt. „Wir sind doch gerade erst angekommen. Und ihr könnt euch jetzt schon nicht mehr halten?“ Shiki drehte sich schnell um, doch ich setzte mich auf und stieß Shiki somit um. „Ha!“, rief ich triumphierend. Dann bemerkte ich Ichijou, der in der Tür stand. „Hallo Ichijou!“, begrüßte ich ihn fröhlich. „In zwei Stunden beginnt unten die Party. Ich dachte, ich sage euch mal Bescheid. Aber ihr schient ja so beschäftigt.“ „Ich wollte nur meinen Koffer auspacken. Doch Shiki hat angefangen, mich auszukitzeln.“, verteidigte ich mich. Ich wusste, wie die Szene hier gerade ausgesehen haben muss. Ich stieg vom Bett, nachdem Ichijou verschwunden war und ging zurück zum Schrank. Während ich die Sachen im Schrank verstaute, schmiss ich die Klamotten für die Party schon aufs Bett. Als ich fertig war, packte Shiki seine Sachen ebenfalls fertig aus und legte seine Partyklamotten daneben. „Ich geh noch Duschen. Und komm nicht auf dumme Gedanken.“, sagte ich. „Niemals.“, beteuerte er und grinste. Ich nahm meine Sachen mit ins Bad, damit ich sie gleich anziehen konnte. Ich zog meine Sachen aus und stieg unter die Dusche. Es war echt angenehm. Und ich wurde nicht gestört. Ich hatte mir ein Handtuch vor die Dusche gelegt und warf es um meinen Körper. Dann trocknete ich mich ab und schlüpfte in die frischen Sachen. In diesem Bad gab es sogar einen Fön und ich nutzte ihn natürlich. Dann legte ich ein leichtes Make-up auf mit wasserfestem Kajal. Draußen, hinter dem Hotel, gab es nämlich einen großen Pool, den ich heute Abend definitiv noch ausprobieren wollte. Ich verließ das Bad nachdem ich fertig war und trat ans Fenster. Den Pool konnte man von hier aus sehen. Das Wasser war türkis und glitzerte in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Shiki war von hinten an mich herangetreten. Ich hatte es nicht bemerkt und erschreckte mich, als er seine Hände auf meine nackte Taille legte. Ich trug ein bauchfreies Top. „Hast du kalte Hände!“, sagte ich und drehte mich zu Shiki um. Der lächelte mich nur an und ließ wieder los. „Da du ja fertig bist, kann ich doch jetzt ins Bad, oder?“ „Klar. Lass dir ruhig Zeit. Die haben wir nämlich noch.“, sagte ich. Shiki nahm seine Sachen und verschwand ins Bad. Ich setzte mich auf das Bett und schaltete den Fernseher ein. Es lief irgendeine Comedy-Sendung. Ich konnte sogar über die Witze lachen, die der Comedian machte. Ich sah mir das ganze eine Weile an, dann klopfte es an die Tür. Ich stand auf und öffnete sie. Vor mir stand Akatsuki und grinste mich unverholen an. „Wie weit seid ihr?“, fragte er. Doch bevor ich antworten konnte, stand Shiki neben mir. „Fertig. Wollen wir gleich runter gehen?“, sagte er. „Klar. Los geht’s!“ Wir folgten Akatsuki und trafen auf Kaname, Ichijou und Ruka. „Ihr seht ja klasse aus!“, staunte ich. Kaname hatte ein kurzärmliges Hemd in einem dunklen Rot-Ton und dazu eine lange, leichte Hose. Ruka trug wie ich einen Rock. Allerdings reichte ihrer über die Knie und war hellbraun. Meiner war kürzer und schwarz und an den Enden ging es in Rot über. Dazu trug ich ein bauchfreies Top in einem dunklen Grün. Komischerweise bissen sich das Rot und das Grün überhaupt nicht. Rukas Top hatte kurze Ärmel und war dunkelblau. Shiki trug eine schwarze Hose und ein dunkles Hemd. Aber Akatsuki sah an diesem Abend besonders so aus, als würde er es auf ein Mädel anlegen. Auch er trug ein kurzärmliges Hemd. Es war jedoch nicht geschlossen, sodass man den vollen Ausblick auf seinen tollen Körper hatte. Er trug im Gegensatz zu den anderen Jungs eine khakifarbene Dreiviertelhose. Nur Ichijou trug eine dunkle Jeans, doch auch ein kurzärmliges Hemd. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass die Jungs alle im gleichen Laden einkaufen waren. Alles in allem sah jeder von ihnen wie ein Model aus, auch wenn nur Shiki eines war. Das ist eben einer der Vorteile am Vampirsein. Wir machten uns auf den Weg zum Fahrstuhl und betraten ihn gemeinsam. Dann fuhren wir runter zur Partyhölle, um den Laden mal richtig aufzumischen. Als wir den Saal betraten wurden wir nicht angesehen. Nein. Wir wurden angestarrt. Wahrscheinlich sahen wir so gut aus oder so. Jedenfalls mischten wir uns unter die Menge und tanzten uns ein. Irgendwann waren wir nicht mehr interessant und wir gehörten jetzt zur Masse. An diesem Abend tanzte ich mit allen. Auch mit Ruka. Ich tanzte gerade mit Akatsuki, als das Lied endete. Ich entschuldigte mich kurz bei ihm und ging rüber zu Shiki. „Ich habe keine Lust mehr. Ich gehe in den Pool. Wir sehen uns später oben, ja?“, rief ich ihm zu. „Alles klar!“, rief er zurück. Ich wunderte mich kurz darüber, dass er nicht mitkommen wollte. Vor allem im Pool könnte man seiner Fantasie freien Lauf lassen. Aber auch gut, wenn er nicht immer mit mir mitkommt. Vielleicht findet er es aufdringlich. Ich ging an Akatsuki vorbei, doch dieser hielt ein Teil von meinem Top fest. „Wo willst du denn hin, meine Schöne?“ „In den Pool, wieso?“, schrie ich gegen den aufkommenden Lärm der Musik. „Darf ich mitkommen?“ Ich sah ihn verwundert an. Wieso wollte ausgerechnet Akatsuki mit mir in den Pool? „Klar, warum nicht. Dann komm mit.“ Ich nahm seine Hand und führte ihn durch das Gedrängel zum Fahrstuhl. Dort ließ ich seine Hand los und drückte den Aufzugsknopf. Wir stiegen zusammen in den Lift. „Ich gehe mich schnell umziehen. Warte dann am Besten vor meiner Tür und vergiss nicht ein Handtuch mitzunehmen.“ „Okay.“, sagte Akatsuki und wir traten aus dem Fahrstuhl. Ich ging in mein Zimmer und schließlich ins Schlafzimmer. Ich legte meine Klamotten ab und zog meinen dunkelgrünen Bikini an. Er hatte leider einen Nachteil. Man konnte ihn hinten ganz leicht mit Hilfe der Bänder öffnen. Ich machte mir darüber aber keine weiteren Gedanken. Ich warf mir eines von Shikis Hemden über. Ich mochte dieses am liebsten. Es war schwarz und es ging am unteren Ende in weiß über. Dann holte ich mir ein Handtuch und klemmte es mir unter den Arm, nachdem ich mir ein Paar Flipflops angezogen hatte. Ich öffnete die Tür der Suite und an der gegenüberliegenden Wand lehnte Akatsuki. Er trug dunkelrote Bermudashorts, die farblich sehr gut zu seinen Haaren passte. Doch das zog nicht meine Aufmerksamkeit auf sich. Vielmehr traf mein Blick seinen gut gebauten und durchtrainierten Oberkörper, der durch das offene Hemd nur unzureichend bedeckt war. „Sai? Bist du noch da oder in welcher Sphäre schwebst du gerade?“, fragte er mich, nachdem er auf mich zugekommen war. „Hä…? Was? Ach so. Tschuldigung…“ Ich war verlegen geworden und drehte mich von ihm weg. Ich hatte ihn wirklich angestarrt und das war von ihm nicht unbemerkt geblieben. „Schon gut. Ist mein Körper denn wenigstens zufrieden stellend?“, fragte er mich. Das war mir echt unangenehm. Was sollte ich denn jetzt bitteschön antworten? Stattdessen nickte ich nur vorsichtig. „Du hast auch einen tollen Körper. Du hast vielmehr einen Modelkörper als Rima. Ich hab sie zwar noch nicht in Bikini gesehen, aber die Uniform liegt so eng an, da kann man den Körperbau gut abschätzen. Frag doch mal Shiki, ob er dir nicht einen Job verschaffen kann.“ Ich hörte die ganze Zeit das Lächeln in seiner Stimme. „Ich glaube, mir wär das Leben als Model zu stressig. Wann arbeitet Shiki eigentlich?“ „Hauptsächlich in den Ferien oder am Wochenende. Aber ich glaube, er hat für dich schon einige Termine abgesagt.“ „Was? Wirklich? Das ist ja süß von ihm…“ „Wenn du meine Freundin wärst, hätte ich das auch gemacht.“ Akatsuki klang jetzt irgendwie eingeschnappt. Bis wir hinter dem Hotel am Pool waren, sagte er nichts weiter. Um den Pool herum standen einige Liegen, die um diese Uhrzeit natürlich leer waren. Ich legte das Hemd ab und das Handtuch daneben. Akatsuki tat es mir gleich. Ich schaute in das türkise Wasser. In der Nacht wurde es von eingebauten Unterwasserlampen beleuchtet. In einer Ecke sprudelte ein Whirlpool munter vor sich hin und wartete auf Gäste, die sich in ihm niederließen. „Na? Reinspringen?“, fragte Akatsuki mich lächelnd und hielt mir seine Hand hin. Ich ergriff sie. „Natürlich.“, grinste ich ihn an. Wir rannten das kurze Stück zum Pool und sprangen gemeinsam hinein. Es war kalt, aber mein Körper gewöhnte sich schnell daran. Ich tauchte wieder auf. Akatsuki hatte meine Hand noch nicht losgelassen. Er stand vor mir im Wasser. Da er so groß war, musste ich zu ihm aufsehen. Er lächelte mich verträumt an. „Was ist?“, fragte ich ihn vorsichtig. Seine Augen leuchteten rötlich und er antwortete: „Du weißt genau, was ist.“ „Ich…habe keine Ahnung, was du willst.“ Er zog an meinem Arm und ich fiel ihm in die Arme. Akatsuki drückte mich an sich. Ich war starr vor Schreck. „Ich will dich…“, flüsterte er mir ins Ohr. Dann wanderte seine Hand auf meinen Rücken. Verdammt, ich wusste, dass die Bänder noch mal Unglück bedeuten würden. Jetzt konnte ich mich endlich von ihm lösen. „Akatsuki, was soll das?“, fragte ich und sah ihn verwirrt an. Ich war einen Schritt zurückgegangen. Das Bikinioberteil hatte er noch nicht öffnen können. „Das habe ich dir doch schon gesagt. Seit dem Küssen beim Flaschendrehen sehne ich mich nach dir.“ Ich hielt mir die Hände an die Ohren. „Hör auf, so was zu sagen. Ich will nicht von allen nur als Objekt sexueller Begierde gesehen werden. Und hört auf, euch in mich zu verlieben.“, schrie ich. Ich hatte wirklich genug. „Wen meinst du mit ‚euch’?“, fragte er. „Ichijou hat mir auch seine Liebe gestanden, als er mich beim Ausflug gefunden hat.“ Ich hatte meine Hände sinken lassen. „Wirklich?“ es klang mehr wie eine Feststellung als eine Frage. „Ich gehöre zu Shiki. Und ich werde mich niemandem hingeben. Lass uns bitte Freunde sein und such dir ein Mädchen, das besser zu dir passt.“ Ich drehte mich um und schritt im Pool hinüber zum Whirlpool. Ich setzte mich hinein. Doch ich blieb nicht lange allein, denn Akatsuki war mir gefolgt. Er setzte sich auch gleich neben mich. „Es tut mir Leid. Ich weiß, dass Shiki dein Freund ist und nur ihm gehörst, aber…“ Ich ließ ihn nicht aussprechen. „Nur zur Info: Ich GEHÖRE niemandem. Ich bin kein Objekt.“, sagte ich etwas gereizt. „Ich weiß. Ich wusste nur nicht, wie ich das anders hätte sagen können. Ist auch egal. Lass uns Freunde sein.“ „Okay.“ Dabei ließen wir es bewenden und unterhielten uns noch eine ganze Weile. Er näherte sich mir nicht mehr so. Als es langsam hell zu werden begann, verließen wir den Whirlpool. Akatsuki stieg vor mir aus dem Wasser und half mir raus. Der Boden war nass und glitschig. Ich fiel, doch Akatsuki fing mich auf. „Danke. Das hätte böse ausgehen können…“ „Akatsuki! Was machst du da mit Sai?“ Es war Shiki, der angelaufen kam. Er sah sauer aus. „Nimm deine Pfoten von ihr!“ Er klang außerdem angetrunken. Und nicht nur leicht. „Shiki, beruhig dich. Ich bin ausgerutscht, als ich aus dem Wasser kam und bin gefallen. Akatsuki hat mich nur aufgefangen…“ „Und warum lässt er dich nicht mehr los?“ Mir wäre es gar nicht aufgefallen, dass Akatsuki immer noch meine beiden Arme festhielt. Er ließ sie los. „Warum war er überhaupt mit dir im Wasser?“, fuhr Shiki mich nun an. Ich hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen. Nichtmal bei der Sache, wo ich auf Rima losgegangen war. „Weil du nicht mit mir kommen wolltest! Akatsuki fragte mich ganz höflich, wo ich hinwolle und als ich es ihm sagte, wollte er mitkommen. Ich hatte nichts gegen Gesellschaft. Du hast dich ja lieber mit irgendwelchen Mädchen beschäftigt und hast dich volllaufen lassen!“, schrie ich ihn an. Dann verpasste mir Shiki eine Ohrfeige. Meine Augen weiteten sich. Auf einmal wurde Shiki klar, was er getan hatte. „Sai… ich…“, stotterte er. Akatsuki sah das alles gelähmt mit an. Er hatte Shikis Reaktion eben so wenig vorhergesehen, wie ich. Ich unterdrückte die Tränen der Erstaunung, drehte mich einfach um und ging. Ich nahm weder das Handtuch, noch das Hemd mit. Ich rannte geradewegs zurück zu meinem Zimmer, nachdem ich den Fahrstuhl verlassen hatte. Ich riss den Schrank auf und warf alle meine Sachen in den Koffer. Aus dem Bad holte ich meine Waschtasche und warf sie ebenfalls in den Koffer. Ich schaute mich um und sammelte den Rest ein, der zu mir gehörte. Ich stürmte aus dem Zimmer. Ich wusste, dass noch ein Zimmer frei war und in das ging ich jetzt. Ich verschloss die Tür hinter mir und brachte meinen Koffer ins neue Schlafzimmer. Ich warf mich aufs Bett und ließ meinen Tränen freien Lauf. Mir ging es beschissen, doch nicht nur ich litt. Auch auf der Cross Academy gab es jemanden, der Qualen litt… Kapitel 43: Jeder hat Probleme ------------------------------ Flitti ging es schlecht. Die Verwandlung in einen Vampir vollzog sich bei ihr schneller, als gewöhnlich. Dadurch fühlte sie sich schwach und müde. Sie lag in ihrem Bett, als Zero an der Tür klopfte und vorsichtig eintrat. „Hey, Schatz. Wie fühlst du dich?“ „Beschissen.“, lautete die ehrliche Antwort. „Du brauchst Blut von einem Reinblüter. Sai ist nicht da, sie hätte dir bestimmt helfen können. Aber Kaname ist auch nicht da…Du musst bis übermorgen warten. Soll ich dir eine Bluttablette besorgen?“ „Ja, bitte…“, sagte Flitti. Hoffentlich half das auch. Nach wenigen Augenblicken war Zero wieder da und die Tablette hatte sich schon in dem Glas aufgelöst, das er in der Hand hielt. Er reichte es Flitti und sie trank gierig. Danach fühlte sie sich wirklich besser. „Ich danke dir, Zero.“, sagte sie und glitt langsam ins Reich der Träume. Zero sah sie liebevoll an und streichelte ihren Kopf. Im Schlaf ging es ihr wenigstens gut. Er stand auf und verließ das Zimmer. Jetzt hieß es, Abwarten und Bluttabletten schlucken… Kapitel 44: Ablenkung --------------------- Ich hatte mich in den Schlaf geweint und als ich aufwachte, sah ich mein verwischtes Make-up im Spiegel. Ich stand auf und zog mir erstmal was Richtiges an, denn ich trug immer noch den Bikini. Als ich gerade mit allem fertig war, klopfte es an der Tür. Ich ging vorsichtig hin und schaute durch den Türspion. Es war Ruka und als ich die Tür öffnete, fiel sie mir gleich um den Hals. „Es tut mir ja so leid für dich…“, sagte sie voller Mitgefühl und Liebe. Sie ließ mich wieder los und ich schloss die Tür. „Wie fühlst du dich?“, fragte sie vorsichtig. „Es geht…“, sagte ich leise. „Du lügst.“ Ich konnte ihr nichts vormachen. „Wollen wir in die Stadt? Das lenkt dich sicher ab.“ „Ich weiß nicht so recht…“ „Ach komm schon. Dann geht’s dir bestimmt besser!“ „Na gut, überredet.“ Ich holte mir noch meine Handtasche, packte dort das Nötigste rein und verschwand noch mal im Bad, um mein Make-up aufzufrischen. Als ich fertig war, gingen wir zu Ruka, die ihre Tasche und andere Schuhe holen musste. Zum Glück trafen wir niemanden. Statt bequem mit dem Fahrstuhl zu fahren, nahmen wir die Treppe. Es war Abend, der Letzte um genau zu sein. Wenn es langsam wieder hell wird, fahren wir wieder zur Academy zurück. Und im Auto würde ich mit Shiki konfrontiert sein… Aber das war mir jetzt egal. Auf den Straßen war einiges los und wir wurden besonders von den Jungs begutachtet. Ich versuchte es zu ignorieren. „Das hier sieht gut aus! Lass uns da rein gehen.“ Was Ruka meinte, war eine Karaokebar. Heute hatten sie ab 0.00 Uhr „Linkin Park Hours“. Es war kurz nach Mitternacht und aus dem Laden sang jemand „Breaking the Habit“. Wir betraten die Bar und suchten uns freie Plätze an der Tanzfläche. Als nächstes stand „Numb“ auf der Anzeigetafel. Der Sänger endete und weil keiner anstand, um zu singen, betrat ich kurzerhand die Bühne. Mir wurde zugejohlt und es kam schon Applaus, bevor ich überhaupt angefangen hatte, zu singen. Der Refrain gefiel mir besonders: I've become so numb I can't feel you there become so tired so much more aware I'm becoming this all I want to do is be more like me and be less like you. Ich sang aus voller Seele. Dieses Lied spiegelte irgendwie meine Situation wider. Als ich mit Singen fertig war, wurde ich von ehrlichem Applaus schier überrannt. Ich fühlte mich wie ein Rockstar. Ich wollte die Bühne verlassen, doch die Leute schrieen: “Zugabe!“ Ich konnte nicht anders. Auf der Tafel vor mir wählte ich „In Pieces“. Ich lieferte wieder eine Show und mein Publikum war begeistert. Jetzt verließ ich aber die Bühne und begab mich auf die Tanzfläche. Ich zog Ruka zu mir rauf und wir tanzten zusammen. Die Leute hatten sich um uns herum gruppiert und tanzten. Einige sahen uns auch bloß zu. Dann kam ein junger Mann angetanzt und ich wandte mich ihm zu. Wir tanzten und er kam immer näher. Irgendwann waren seine Hände auf meinem Rücken. Er ließ sie nach unten gleiten und als er meinen Hintern berührte, schlug ich ihn mitten ins Gesicht. Ich hatte meine Kräfte nicht kalkuliert und so flog er einige Meter durch die Masse und riss auch noch Leute mit sich. Ich stand wutschnaubend da und plötzlich griff Ruka meine Hand. Sie zerrte mich aus der Bar. „Was sollte das denn?“, fragte sie etwas verärgert, als wir ein Stück von der Karaokebar entfernt waren. „Ich… mir ist die Hand ausgerutscht. Er hat mich am Hintern angefasst. Und niemand darf das, außer…“ Ich senkte die Stimme und brach schließlich ganz ab. Ich musste an ihn denken und ich konnte nichts dagegen machen. Mich überkam wieder dieses Gefühl. Einsamkeit. Aber ich konnte ihm noch nicht verzeihen. „Sai…?“, fragte Ruka. Ich lächelte sie an. „Alles okay. Lass uns nen anderen Laden suchen. Oder ist es schon zu spät?“ „Nein, wir haben noch zwei Stunden und dann müssen wir wieder im Hotel sein, um unsere Koffer zu packen.“ Ich hakte mich bei ihr ein. “Gut. Dann los!“ Kapitel 45: Wieder ein Leben gerettet ------------------------------------- Innerhalb von zwei Stunden waren wir in sechs verschiedenen Diskos und Bars. Überall wurde uns etwas ausgegeben. Meine Stimmung hob sich wieder allmählich, doch als wir zum Hotel zurück mussten, war es nicht mehr so leicht. Ich fühlte mich bedrückt. Wir waren pünktlich da. Wieder trafen wir niemanden auf dem Weg zu den Zimmern und ich betrat meines, um den Koffer zu packen. Ich ging ins Schlafzimmer und hievte den Koffer auf mein Bett. Ich kippte ihn einfach aus, weil ich die Klamotten am Vortag nur hinein geschmissen hatte. Es dauerte nicht lange, bis ich fertig war. Ich hatte mir noch andere Sachen zur Seite gelegt, die ich anziehen wollte. Die Alten warf ich auf die ordentlich zusammengelegte Kleidung und zog mich um. Ich sah auf die Uhr. Ich war pünktlich fertig geworden und nahm den Koffer, um runter zu gehen. Als einzige traf ich Ruka. Wir nahmen zusammen den Fahrstuhl. Nachdem wir die Lobby verlassen hatten, erblickten wir die Limousine, die unser Schullogo trug, wie mir jetzt erst auffiel. Der Schauffeur nahm unsere Koffer entgegen und wir stiegen ins Auto. Es war noch keiner weiter da. Ruka und ich setzten uns auf den einzigen Doppelsitz, der etwas von den anderen Sitzen abgewandt war. Nach fünf Minuten kamen auch die anderen. Die Jungs setzten sich gemeinsam auf die Viererbank. Ich sah keinen von ihnen an. Sonst hätte ich zwangsläufig Shiki angesehen. Irgendwann musste ich eingedöst sein, denn als ich wieder aufwachte, unterhielt sich Ruka gerade mit Kaname über die Schule. „Morgen haben wir frei bekommen. Also kein Schulstress.“, sagte Kaname. „Ich glaube, wir sind da.“, bemerkte Ichijou. Die Limousine hielt und die Jungs stiegen als erste aus. Dann Ruka und zuletzt ich. Wir nahmen dem Schauffeur die Koffer ab. Die anderen bemühten sich so schnell wie möglich zurück zum Haus zu kommen. Ich ließ mir Zeit, da mir die alberne Sonne egal war. Ich genoss die Sonne richtig, weil ich ja sonst nie draußen war. Irgendwann schaffte ich es auch zum Haus und schleppte meinen Koffer hinein. Die Sonne hat mir auch gut getan, denn ich konnte Glücksgefühle sammeln, die ich seit zwei Tagen nicht mehr verspürt hatte. Als ich in meinem Zimmer war, riss ich die Fenster auf. Es kam mir so bedrückend und muffig vor. Mich hielt es aber nicht lange im Haus und ich beschloss nach draußen auf die Wiese zu gehen. Zu diesem Zweck nahm ich mir eine Decke und ein Buch mit. Etwas zu Essen und zu Trinken in einem kleinen Korb und schon konnte es losgehen. Ich suchte mir den schönsten Baum aus und breitete dort meine Decke aus. Den Korb stellte ich darauf ab. Ich setzte mich so gemütlich wie es nur ging hin und nahm mein Buch zur Hand. Die Day Class Schüler, die an mir vorbei gingen, sahen mich komisch an. Na ja, es ist eben ungewöhnlich einen Night Class Schüler am Tage anzutreffen. So gegen Abend bekam ich Hunger und nahm mir ein Sandwich aus dem Korb. Ich hatte es gerade genüsslich aufgegessen, als ich schnelles Getrappel von Füßen hören konnte. „Sai! Schön, dass du wieder da bist!“ Es war Zero. Doch er war nicht allein. Er hatte Flitti im Schlepptau. „Hallo Flitti. Hallo Zero. Alles klar bei euch?“, fragte ich fröhlich. „Nicht ganz.“, sagte Zero. „Wir brauchen deine Hilfe. Flitti wird zu einem Vampir und sie leidet so, wie ich gelitten habe. Kannst du ihr bitte etwas von deinem Blut geben?“ „Ja, ich denke schon. Moment, ich hab hier ein Glas…“ Ich nahm das Glas, welches ich mitgenommen hatte. Es war leer. Ich ritzte mir mit einem meiner Fingernägel etwas den Hals auf und ließ das Blut in das Glas tropfen. Als ungefähr ein halber Zentimeter im Glas war, schloss sich die Wunde und ich gab Flitti das Glas. „Ich danke dir, Sai.“, sagte Flitti und trank. Als sie das Glas absetzte, schwankte sie ein wenig, doch Zero stützte sie. „Alles okay?“, fragte er sie. Flitti konnte wieder allein stehen und nickte. Zero schaute auf seine Uhr. „Ich muss noch mal weg. Kommst du nachher einfach zu mir ins Zimmer?“ „Ja.“, antwortete Flitti und setzte sich zu mir auf die Decke. Als Zero weg war, unterhielt ich mich mit Flitti. „Und? Wie war es so mit Zero?“, fragte ich sie mit neugierigem Blick. „Na ja… Ich hab ihn gefragt, ob er mal wegen dem Schulstoff für mich Zeit hätte…“ „So hab ich Shiki auch rumgekriegt…“ Ich wurde stiller. „Und dann hab ich ihn die ganze Zeit beobachtet und irgendwann hat er es gemerkt. Wir haben uns geküsst. Dann hat Zero mich gebissen. Mir war das aber zu dem Zeitpunkt egal. Yuki kam rein und ich lag in Zeros Armen. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe. Yuki verstand das nicht ganz und ich führte Kaname als Argument an. Sie ging. Und dann sind Zero und ich uns immer näher gekommen.“ Sie wurde rot und schaute in den Himmel. „Zero hat die Tür abgeschlossen, damit uns niemand stört und dann… na ja, du weißt schon…“ „Aha. So schnell ging das bei mir nicht. Aber du kennst Zero ja jetzt schon etwas länger als ich Shiki damals.“ „Was ist eigentlich mit dir und Shiki?“, fragte sie mich auf einmal. „Im Moment… gar nichts.“ Mein Blick wurde kalt und ich schaute mir den Mond an, der gerade aufgegangen war. „Was war los auf der Fahrt?“ „Na ja, den ersten Tag war alles okay. Dann sind wir abends auf die Party gegangen. Ich hatte dann bald aber keine Lust mehr und wollte schwimmen gehen. Shiki hatte nichts dagegen und ließ mich gehen. Akatsuki hat mich daraufhin gefragt, wo ich denn hin wolle. Als ich es ihm erzählt hatte, wollte er mitkommen. Ich dachte: Okay, besser als allein seine Bahnen zu ziehen. Nachdem wir uns umgezogen hatten, sind wir zusammen in den Pool gesprungen. Er hat meine Hand nicht mehr losgelassen. Dann kam mir Akatsuki etwas zu nah. Wir haben rumdiskutiert, aber darum geht es nicht. Als ich aus dem Pool steigen wollte, bin ich ausgerutscht und Akatsuki, der vor mir raus war, hat mich aufgefangen. Shiki hatte das gesehen und weil er außerdem noch betrunken war, hat er eine übelste Szene gemacht und mir eine gescheuert.“ Flitti hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört, doch als ich das sagte, schien sie die Fassung zu verlieren. „Er hat WAS?!“, sagte sie total von der Rolle. „Mir eine gescheuert. Ich habe dazu nichts gesagt und bin einfach in mein Zimmer gegangen. Seitdem läuft nichts mehr.“ „Das ist ja scheiße…“ „Mag sein, aber jetzt, wo ich nicht mehr so mit Shiki rumhänge, habe ich mehr Zeit für andere Sachen. Ich werde mich wieder intensiver meinen Büchern widmen.“ „Aber wenn was ist, kommst du zu mir, ja? Wenn’s dir schlecht geht oder so.“ Ich lachte dankbar. „Natürlich. Danke. Aber ich werde dich jetzt hoch zu Zero bringen. Allein will ich dich nicht gehen lassen.“ „Dann gehst du aber allein zurück.“ Ich hob meinen Rock ein Stück und zeigte ihr das Messerhalfter mit dem Messer an meinem Schenkel. „Mach dir keine Sorgen. Außer dieser äußerst effektiven Waffe habe ich noch Fähigkeiten, die noch niemand gesehen hat. Ich glaube, ich werde nachher mal eine Runde trainieren, damit ich nicht völlig einroste.“ Ich warf die Reste in den Korb und stopfte die Decke auch noch hinterher. Den Korb stellte ich versteckt unter den Baum. Ich würde ihn später holen kommen. Dann brachte ich Flitti zum Haus „Sonne“. Die Day Class Schüler sahen mich seltsam an, als ich mich selbstverständlich mit Flitti unterhielt. Ich brachte sie zu Zeros Zimmer. „Wir sehen uns dann später!“, sagte sie fröhlich und winkte mir zu. Ich winkte zurück und ging langsam den Gang hinunter. Die Schüler, denen ich begegnete, hielten gebührenden Abstand. Einige belegte ich mit einem seltsamen Blick. Ich hatte Spaß daran, Leuten Angst zu machen. Ich verließ das Gebäude und machte mich auf den Rückweg. Als ich wieder bei meinem Haus angekommen war, ging ich aber nicht hinein, sondern drum herum, um zum Platz auf der Rückseite zu kommen. Dort trainierte ich ungefähr zwei einhalb Stunden und probierte alle meine Fähigkeiten aus. Über Wasser, welches ich aus dem kleinen Teich entnahm, der in der Nähe war, und Eis, bis zu Feuer und Erde. Die Luft bändigte ich nur ein wenig, weil das nicht so schwer war. Als ich genug hatte, betrat ich über den Hintereingang das Haus. Ich musste aber durch die große Halle, um über die Haupttreppe zu den Zimmern zu gelangen. Auf dem Sofa, welches dort immer stand, sah ich jemanden sitzen. Es war Shiki. Doch er war nicht allein. Rima saß an seiner Seite. Und zwar ziemlich nah. Ich musste an den beiden vorbei, um zur Treppe zu kommen. Ich tat so, als wären sie gar nicht da und schritt stolz an dem Sofa vorbei. Ich hörte, wie Shiki vor Schreck einen unterdrückten Laut ausstieß. Ungeachtet dessen setze ich meinen Weg fort und ging die Treppe hoch. Auf der Treppe konnte ich aus dem Augenwinkel sehen, dass Rima in Shikis Arm lag. Erst als ich außer Hör- und Sehweite war, beschleunigte ich meinen Schritt. Ich bring sie um, dachte ich. Irgendwann bring ich sie um. Kapitel 46: Besuch von Akatsuki ------------------------------- In meinem Zimmer zog ich wütend meine Sachen aus und schlüpfte in frisches Schlafzeug, welches, wie immer, aus einer Hotpants und einem Top bestand. Ich holte mir einen vollen Blutbeutel. Den machst du heute leer, dachte ich bei mir. Doch unverhofft kommt oft und als ich gerade den Beutel ansetzen wollte, um Blut in mein Glas zu füllen, klopfte es. Bestimmt Kaname. Der steht doch auch das Blut, das ich mir schicken lasse. Ich legte den Beutel vorsichtig ab und ging zur Tür. Wer auch immer es war; mir war egal, ob er mich so sah oder nicht. Ich war überrascht als ich die Tür öffnete. Es war Akatsuki. „Was ist?“, fragte ich etwas unhöflich. „Tut mir Leid, wenn ich störe. Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ „Schon gut. Komm rein.“, sagte ich und trat beiseite. Ich bot ihm einen Platz auf dem Sofa an und holte noch ein zweites Glas. Dabei bemerkte ich die Blicke, die er mir zuwarf. Ich gefiel ihm scheinbar so mit den kurzen Sachen. Ich ging zurück zum Sofa und setze mich zu ihm. „Halt mal bitte das Glas.“, sagte ich zu ihm und goss ihm frisches Blut ein. Im Licht der Kerzen, die ich aufgestellt hatte, sah das Blut richtig gut aus. Da wäre nichtmal ein schlechter Jahrgang aufgefallen. Wir stießen an und tranken es in einem Zug aus. Dann kam mir ein fataler Gedanke. Wenn man Blut trinkt, erhöhen sich nicht nur die Wahrnehmungsfähigkeit und das Sehvermögen. Die Lust wird ebenfalls erhöht. Pech für mich, dass ich einen gutaussehenden Typen neben mir zu sitzen hatte. Aber, wenn er sich benimmt, kann ich das auch. Ich hoffte jedenfalls, dass Akatsuki nichts Unanständiges im Kopf hatte, was ich aber stark bezweifelte. Er sah mich schon so lüstern an… „Wolltest du dich nur entschuldigen oder ist noch etwas anderes?“, fragte ich ihn, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln. „Ich wollte dir Gesellschaft leiste, weil ich ja an dem ganzen Schlamassel schuld bin.“ „Nett.“, sagte ich und grinste. Dann wurde ich wieder ernst. „Hast du Rima auch schon bei Shiki gesehen? Die lag nämlich vorhin in seinen Armen, als ich von draußen durch die große Halle kam.“ „Was?“ Akatsuki klang ehrlich verblüfft. „Als du letztens so überstürzt abgehauen bist, war Shiki am Boden zerstört. Ich habe ihm die Sache noch einmal in Ruhe erklärt und er hat mir keine Vorwürfe mehr gemacht. Er hat ziemlich herumgejammert, um ehrlich zu sein. Er wollte dich unbedingt zurück.“ „Wenn das wahr ist, hat er sich aber wirklich keine Mühe gemacht. Er kam nichtmal zu mir oder so… Aber bitte. Wenn er es so will. Von mir aus brauch er gar nicht mehr anzukommen.“, sagte ich trotzig und verschränkte die Arme. „Hat denn jemand anderes eine Chance bei dir?“ Ich wusste, dass so was kommen würde. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber im Moment nicht. Die ganze Sache hat mich schon ziemlich mitgenommen. Auch, wenn ich das nicht zeige…“ Dann nahm mich Akatsuki in den Arm. „Ich will nicht, dass es dir schlecht geht.“ „Da bist du nicht der einzige…“, sagte ich. Ich war wirklich gerührt und schlag meine Arme ebenfalls um Akatsuki. Er war ein guter Freund. „Möchtest du mir noch etwas sagen?“, fragte Akatsuki nach einer Weile. „Im Moment nicht. Du kannst aber trotzdem noch ein wenig bleiben. Wir können ja einen Film gucken.“ Ich löste mich von ihm und ging zum Fernseher, um ihn zum Sofa zu drehen. „Was willst du sehen?“ „Einen Horrorfilm, wenn du einen hast.“ Er dachte bestimmt, dass er dadurch besser an mich rankommt, weil Frauen ja angeblich immer Schutz suchen, wenn sie einen Horrorfilm gucken, weil sie Angst haben. Da hat er sich bei mir aber mächtig ins Fleisch geschnitten. Ich warf die DVD ein und nahm die Fernbedienung mit zur Couch. Ich machte es mir neben Akatsuki bequem und startete den Film. Statt Angst zu haben, wurde ich gegen Ende des Films müde und sank gegen Akatsuki. Ich bemerkte es aber nicht und schlief bald tief und fest. Kapitel 47: Kumpel oder was? ---------------------------- Als ich wieder aufwachte, lag ich halb auf Akatsuki. Sein Hemd war zerwühlt. Ich hatte wohl unruhig geschlafen. Ich sah in sein Gesicht. Wenn er schlief, sah er so süß und unschuldig aus. Aber das tun Männer ja immer, wenn sie schlafen. Ich legte meinen Kopf wieder auf seinen Brustkorb, weil er noch schlief. Es war bequem. Sogar bequemer als bei Shiki. Akatsuki war nämlich um einiges größer als Shiki. Das gab mir irgendwie ein Gefühl der Sicherheit. Und die Muskeln erst… Was dachte ich da? Akatsuki ist ein guter Freund, nichts weiter. Oder doch? Ich war mir plötzlich nicht mehr so sicher. Ich drückte mich noch etwas mehr an ihn ran. Dadurch wachte er jedoch auf. „Hey, Sai.“, sagte er verschlafen. „Morgen, Großer.“, sagte ich und stieg von ihm runter, damit er sich aufsetzen konnte. Dann setzte ich mich wieder neben ihn. „Hast du gut geschlafen?“, fragte er, nachdem er einmal kräftig gegähnt hatte. Er richtete sein Hemd notdürftig als er bemerkte, dass es ziemlich unordentlich aussah. „Sehr gut, um ehrlich zu sein. Danke, dass du dageblieben bist.“ Ich lächelte verlegen. „Gern geschehen. Ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen, wenn du nichts dagegen hast.“ „Ich habe nichts dagegen. Ich würde mich sogar sehr darüber freuen. Ehrlich.“ „Wunderbar! Dann gehen wir nachher gleich in die Stadt, okay?“ Er sah aus, wie ein Hund, der unbedingt mit seinem Herrchen, bzw. Frauchen spazieren wollte. Irgendwie war mir das recht. Mit diesem erwartungsvollen Blick sah er richtig niedlich aus. „Klar. Aber lass mir noch Zeit, mich anzuziehen. In einer halben Stunde unten vorm Haus?“ „Abgemacht.“ Ich brachte Akatsuki zur Tür. Als er draußen stand, drehte er sich noch einmal zu mir um und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Bis nachher!“, rief er fröhlich, als er den Gang hinunter tänzelte. Ich stand nur erstaunt in der Tür. Kapitel 48: Date und Level E ---------------------------- Nachdem ich fertig mit anziehen war, schnappte ich mir meine Handtasche und packte Geld ein. Komischerweise gab es eine Menge Läden in der Stadt, die bis tief in die Nacht offen hatten. Wahrscheinlich wussten die Betreiber, dass die Night Class eine Menge Geld hatte und hatten sich nach uns gerichtet. Äußerst zuvorkommend. Ich ging zur Tür und öffnete sie. Es hätte mich eigentlich nicht überraschen sollen, dass Akatsuki schon vor der Tür stand und auf mich wartete. Ich erschreckte mich aber trotzdem. „Mann! Warum musst du mich immer erschrecken?“ „Keine Ahnung. Ich glaube, es macht mir Spaß.“, sagte er und grinste breit. Ich musterte ihn kurz. Er hatte eine lange Jeans, die gerade geschnitten war, an und er trug ein Shirt. Darüber hatte er eine Jacke. Ich dagegen trug nur eine Dreiviertelhose und ein langärmliges Shirt. „Lass uns gehen.“, sagte er immer noch grinsend. Wir liefen nebeneinander her und er grinste immer noch. Auf dem Weg in die Stadt sahen wir einige andere Night Class Schüler, die aber in eine untere Stufe oder so gehen mussten. Sie sahen uns komisch an. Ich glaube, langsam ging es mir richtig auf die Nerven, dass ich immer angeglotzt wurde, wenn ich irgendwo war. Deswegen schenkte ich den Typen den bösesten Blick, den ich hatte. Es war, als ob die Schüler zu Eis erstarrt waren. Das lag vielleicht daran, dass ich es etwas kälter um sie herum gemachte hatte. So zwanzig Grad weniger… Als wir in der Stadt waren, nahm Akatsuki meine Hand. „Hey was…?“, konnte ich bloß fragen. Er zog mich zu einem Nachtcafé, das sehr einladend wirkte. Wir nahmen uns einen Tisch draußen und die Bedienung kam. Ich bestellte einen Eisbecher und Akatsuki auch. Wir unterhielten uns sehr lange und das Eis nahm nicht so schnell ab. Nachher hatten wir kalte Milchshakes. Wir bezahlten als wir fertig waren und gingen weiter. Irgendwann wurde mir kalt und Akatsuki hatte es bemerkt. Er zog seine Jacke aus und hing sie mir über. Ich zog sie richtig an. Dann legte er einen seiner Arme um meine Schulter und wir liefen so weiter. Ich hatte ihn angesehen und sein freundliches Lächeln berührte mein Herz irgendwie. Ich wurde rot und sah wieder geradeaus. Er hatte es bemerkt und leise gelacht. „Du bist wirklich süß, wenn du rot wirst.“, sagte er leise zu mir. Dadurch wurde ich bloß noch verlegener. So ein Mist. Dann wurde ich von einem Schrei abgelenkt und auch Akatsuki wurde sofort wieder ernst. Wir rannte um die Ecke und standen vor einem alten Gebäude. Auf dem Boden lag ein Mädchen, von dem der Schrei gekommen sein musste. Im Haus konnte man den Vampir hören, der fluchte. „Du kriegst mich nicht mit deiner billiger Blutpeitsche!“, schrie er. Blutpeitsche? Das war doch… Shikis Technik… „Lass uns lieber wieder gehen…“, begann ich, doch Akatsuki war schon an mir vorbeigeeilt und rannte auf den Eingang zu. Dann war er im Haus verschwunden. „Männer…“, sagte ich. Ich schritt auf das Mädchen zu und hob es vorsichtig hoch. „Geht es wieder?“ „Ja, danke.“, antwortete sie. „Geh schnell nach Hause und erzähl niemandem, was hier passiert ist. Es wird dir eh keiner glauben.“ Sie nickte und rannte davon. Ich stand draußen und wartete, dass Akatsuki wieder raus kam. Nach fünf Minuten reichte es mir und ich ging rein. Meine Schuhe hinterließen Abdrücke auf dem staubigen Boden. Vor mir waren ebenfalls welche zu erkennen. Ich bog um eine Ecke und plötzlich durchzuckte mich ein unglaublicher Schmerz. Etwas hatte mich geschlagen. Meine Schulter blutete und Akatsukis Jacke hatte nun eine Öffnung mehr. Als ich wieder klar sehen konnte, erblickte ich Shiki, der mich erschrocken und erstaunt ansah. „Sai! Was… machst du hier? Ich… tut mir Leid, ich dachte, du wärst der Level E, der hier rumstreunt.“ Während er das sagte, heilte die Wunde auch schon wieder. Es hatte trotzdem wehgetan. „Es geht dich gar nichts an, was ich hier mache. Aber ich hatte den Schrei eines Mädchens gehört und wollte nachsehen, was los ist. Sie hatte was von einem Monster gefaselt und ich wollte es kaltmachen.“, log ich. Er musste ja nicht unbedingt wissen, dass ich mit Akatsuki ausgegangen war. Vielleicht wusste er es auch schon. Ich drehte mich um und machte mich selbst auf die Suche nach dem Level E. „Hey! Wo willst du hin?“, rief Shiki mir nach. „Das Mistvieh kalt machen, was sonst.“, sagte ich gleichgültig und betrat einen anderen Raum. Dort kauerte etwas in einer Ecke. Und dieses Etwas war ein Level E. „Na du Missgeburt? Hast du schön gemordet? Damit ist jetzt Schluss!“, sagte ich laut. Die Kreatur drehte sich zu mir um. Sie weinte. Ich hatte aber kein Mitleid und fixierte ihn erstmal mit Eis. Langsam schritt ich auf ihn zu. „Keine Angst. Ich mache es schnell und schmerzlos. Na ja, vielleicht spürst du ja doch was, aber es wird nicht lange dauern.“ Ich ließ Blitze in meiner Hand erscheinen und konzentrierte sie zu einem Dolch. „Endlich… kann ich aufhören zu töten…“, sagte der Vampir und sah erleichtert und traurig zugleich aus. Ich sah ihn verwundert an. Dann streckte ich meine Hand aus und vom Vampir blieben nur noch seine Sachen übrig. Ich stand noch eine Weile dort und kämpfte mit den Tränen. „Endlich aufhören zu töten…“, sagte ich und Tränen rollten über meine Wange. „Sai! Da bist du ja.“ Es war Akatsuki und er kam auf mich zu. Ich drehte mich nicht zu ihm um. Doch er bemerkte, dass ich weinte und schlang von hinten seine Arme um mich. Ich griff nach ihnen und hielt sie fest. „Was ist denn los?“, fragte er mit sanfter Stimme. „Mich… hat bewegt, was… der Vampir gesagt hat… Endlich kann ich aufhören… zu töten…“ „Ich verstehe…“ Ich drehte mich in seinen Armen um und drückte mich an ihn. Ich wusste eigentlich gar nicht richtig, warum mich das so mitnahm. Dann riss ich die Augen weit auf. Jetzt wurde es mir klar. Wenn Zero mein Blut nicht getrunken hätte, hätte ich ihn jetzt vielleicht getötet und nicht die gequälte Seele, die ich eben erlöst habe. „Hm?“, machte Akatsuki. „Ich weiß jetzt, warum mich das so berührt hat. Es hat was mit Zero zu tun.“ „Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Er hätte jetzt auch ein Level E sein können, richtig?“ „Ja und dann hätte ich jetzt ihm das Leben genommen und nicht dem armen Wesen, welches ohne seine Entscheidung zu einem Monster wurde.“ Ich drückte meinen Kopf wieder gegen Akatsukis Brust. Dann hörte ich Fußtrappeln und als ich an Akatsuki vorbei sah, konnte ich gerade noch den Zipfel eines wehenden Mantels erkennen. Shiki hatte uns gesehen. Und es war mir egal. „Lass uns von diesem ungemütlichen Ort verschwinden.“, sagte ich leise. „Hm.“, meinte er zustimmend. Akatsuki hielt mich immer noch im Arm und ich hatte meinen auch um seinen Körper gelegt. Als wir raus kamen, regnete es. Akatsuki drückte mich noch fester an sich, damit ich nicht so nass wurde. Aber auf dem langen Weg bis zum Haus „Mond“ war das nicht sehr effektiv. Als wir ankamen, waren wir klitschnass. Akatsuki brachte mich zu meinem Zimmer hoch. „Ich kommen morgen wahrscheinlich mal bei dir vorbei.“, sagte ich und er sah mich verwundert an. „Wegen dem Riss in deiner Jacke.“ „Das brauchst du nicht zu machen…“ „Mach ich aber. Ich repariere sie und bringe sie dir dann morgen, klar?“ Er lächelte und beugte sich zu mir herunter, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. „Gut. Bis morgen.“ Dann ging er. Ich betrat mein Zimmer und legte die Jacke vorläufig auf die Couch. Dann ging ich ins Bad und zog mich aus. Die nassen Klamotten schmiss ich einfach auf den Boden. Die würden schon irgendwann alleine trocken werden. Ich stieg unter die Dusche. Als ich fertig war, schlang ich einfach ein Handtuch um meinen Körper und lief durch das Wohnzimmer ins Schlafzimmer, wo ich noch Akatsukis Jacke mitnahm. Dort zog ich mir mein Schlafzeug an. Als ich vor meinem Schrank stand, bückte ich mich und holte ein kleines Nähkästchen heraus. Meine Haushälterin hatte mir erzählt, dass es mal meiner Mutter gehört hatte. Ich ging zum Bett und setzte mich. Das Kästchen stellte ich neben mir ab und betrachtete den Riss in der Jacke eingehend. Ich entschied mich für eine Farbe und begann den Riss zuzunähen. Als ich fertig war, sah ich mir die Jacke zufrieden an und legte sie auf die leere Seite meines Bettes. Ich wusste nicht wieso, aber ich tat es. Dann schlief ich ein. Kapitel 49: Geständnis ---------------------- Am nächsten Abend wachte ich ziemlich spät auf. Ich stand müde auf und zog mich um. Ich aß schnell etwas und machte mich dann mit der Jacke auf den Weg zu Akatsuki. Auf halben Weg begegnete mir Kaname. „Guten Abend, Kaname.“, begrüßte ich ihn fröhlich. „Hallo Sai. Schön, dich wieder fröhlich zu sehen.“, sagte er und sah etwas überrascht aus. „Jaaa…“, sagte ich und grinste. „Hast du dich wieder mit Shiki vertragen?“ Mein Lächeln gefror und ich sah an Kaname vorbei. „Nein. Deswegen habe ich keine gute Laune. Shiki kann mir gestohlen bleiben…“ „Aber Sai. Ihr wart doch so innig und fest zusammen. Man konnte euch gar nicht voneinander trennen.“ „Shiki war mein erster Freund. Vielleicht war er nicht der Richtige für mich. Man muss auch Erfahrungen sammeln. Einen Freund, der sich betrinkt und mich anschließend schlägt, hat mich nicht verdient.“ Meine Hand schloss sich immer fester um Akatsukis Jacke. „Verstehe. Es tut mir leid, wenn er dir wehgetan hat. Ich wusste das gar nicht.“ „Wie denn auch? Danach habe ich nicht mehr mit euch geredet. Später hat mir Akatsuki ein wenig erzählt. Und zu ihm gehe ich jetzt auch. Schöne Nacht noch.“, sagte ich mit aufgesetztem Lächeln zu Kaname und ging an ihm vorbei Richtung Akatsukis Zimmer. Dass Kaname mir nachsah, wusste ich. Ich klopfte an Akatsukis Tür und wenige Momente später wurde mir geöffnet. „Nicht schon wieder!“, stöhnte ich. Der Grund war, dass Akatsuki schon wieder nur mit einer Hose bekleidet vor mir stand. Er setzte ein beleidigtes Gesicht auf. Das sah so komisch aus, dass ich anfing zu lachen. Er stimmte mit ein und umarmte mich dann zur Begrüßung. „Komm rein.“ Als ich in der Wohnung war, fragte er: „Soll ich mir jetzt was drüber ziehen?“ „Ach was! Das war nur ein dummer Witz. Bleib ruhig so. Ist doch deine Wohnung.“, wehrte ich ab. „Wenn du das sagst… Ich würde normalerweise nur mit Unterhose hier rumlaufen…“ „Nicht übertreiben!“, lachte ich. Dann streckte ich meine Hand aus und hielt Akatsuki seine Jacke hin. „Ich denke, ich habe es ganz gut hinbekommen…“, sagte ich. „Toll! Sieht aus wie neu. Danke.“ Wieder gab er mir einen Kuss auf die Wange. Aber ich spürte, dass er mehr wollte. Ich setze mich erstmal auf die Couch, während er seine Jacke wegbrachte. Als er zurückkam, setzte er sich neben mich. „Wie geht’s dir so seit gestern?“, fragte er mich. „Normal. Es geht mir gut. Ich habe nicht weiter drüber nachgedacht oder so…“ Ich machte aber ein betrübtes Gesicht. Akatsuki zog mich an sich ran und hielt mich ganz fest. Er sagte nicht weiter. Ich erwiderte die Umarmung und drückte mich ganz an ihn ran. Ich empfand anscheinend wirklich was für ihn. Aber wieso? Weil er da war, als es mir schlecht ging. Er hat sich Sorgen gemacht und tut das immer noch. Er war mehr als nur ein guter Freund. Und das ich das für ihn ebenfalls war, wusste und spürte er. Er ließ mich los und sah mich an. „Willst du bei mir bleiben?“ „Ja, ich denke schon.“ Akatsuki lächelte mich verträumt an. Dann kam er näher und ich schloss die Augen. Er küsste mich. Ich schlang meine Arme um seinen Hals. Wir verweilten einen Moment so, dann löste er sich von meinen Lippen. „Ich liebe dich wirklich, Sai.“ „Ich dich auch. Das ist mir aber viel zu spät bewusst geworden.“ „Ist doch egal. Was zählt ist das hier und jetzt.“ „Stimmt. Und wenn Shiki nun mit Rima glücklich wird, ist mir das hier und jetzt egal.“ Wir lachten und Akatsuki nahm mich wieder in seine Arme. Er legte sich auf das Sofa und zog mich auf sich. Es war echt bequem. Wie beim letzten Mal auch. Dann klopfte es. Warum denn jetzt?! „Ich bin beschäftigt!“, rief Akatsuki. „Ich bin’s, Ichijou. Kaname will dich sprechen, Akatsuki.“ Akatsuki murrte und ich stieg von ihm runter, damit er aufstehen konnte. Dann ging er zur Tür und öffnete sie. Ichijou musterte Akatsuki kurz. „Du solltest nicht immer so freizügig herumlaufen, Akatsuki. Wir haben hier auch weibliche Schüler.“ Dann bemerkte er mich und seine Augen wurden ein wenig größer. „Sai?“ Er sah zu mir und dann zu Akatsuki und wieder zu mir. In seinem Kopf setzte sich das Puzzle zusammen. Er sagte nichts weiter. „Moment. Ich zieh mir schnell was über.“, sagte Akatsuki und ging ins Schlafzimmer. Einige Sekunden später kam er mit einem halb offenen Hemd wieder raus. „Bin soweit.“ Dann wandte er sich zu mir. „Ich beeil mich. Warte bitte. Mach ruhig den Fernseher an oder so.“ Ich nickte und die beiden verließen den Raum. Ich stand auf und machte den Fernseher an. Es lief aber nicht Interessantes und so schlief ich irgendwann ein. Kapitel 50: Spaß Nr. 2 ---------------------- Im Haus „Sonne“ war gerade Rektor Kurosu zu Zero und Flitti gekommen. Die beiden waren in Zeros Zimmer. „Ich muss euch was mitteilen.“, sagte Kurosu und wartete, bis er ihre volle Aufmerksamkeit hatte. „Nach den neusten Entwicklungen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ihr beide ab sofort in die Night Class geht.“ „Okay.“, sagten beide und sahen recht glücklich aus. Kurosu war verwirrt. Er hatte erwartet, dass sich die beiden darüber aufregen würden. Aber sie freuten sich noch darüber. „Solange ich mit Flitti in einer Klasse bleiben kann, ist mir alles recht.“, sagte Zero. „Na-na gut. Dann packt eure Sachen. Im Haus „Mond“ schlafen die meisten jetzt noch, aber das ist nicht weiter schlimm. Kaname ist wach und wird euch einweisen.“ Damit ging er. Flitti stand auf und wollte ebenfalls gehen. Zero hielt sie am Ärmel fest. „Wo willst du hin?“ „Meine Sachen packen, Dummerchen.“, sagte sie und gab ihm einen Kuss. „Wir treffen uns dann nachher an der großen Treppe, okay?“ „Alles klar.“, sagte Zero und ließ sie los. Als Flitti die Tür hinter sich geschlossen hatte, begann Zero seine Sachen in einen Koffer zu werfen. Ich wurde von einer sanften Berührung an meiner Wange geweckt. Es war Akatsuki der vor der Couch hockte. „War es denn so langweilig ohne mich?“, fragte er und lächelte. „Ja. Tierisch. Was wollte denn Kaname von dir?“ „Das wollte ich dir erzählen. Du wirst dich freuen. Zero und Flitti gehören ab sofort zur Besetzung der Night Class. Und zwar unserer.“ Mein Gesicht erhellte sich wirklich. „Toll! Aber… weswegen solltest du denn hin? Er wollte dir doch nicht nur das sagen, oder?“ „Nein. Kaname will, dass wir beide uns um Zero und Flitti kümmern.“ Ich sah Akatsuki eindringlich an. „Was verschweigst du mir?“ „Verschweigen? Was soll ich…“ Ich unterbrach ihn. Meine Hand fuhr zu seinem Gesicht und blieb dort auf einer Wange liegen. „Schon gut. Ich kann dir wohl nichts verheimlichen. Es ging noch um dich.“ „Inwiefern?“ „Kaname sagte, dass du ihm gegenüber erwähnt hast, dass du zu mir gehst.“ „Ja und?“ „Er hat sich nur gewundert, dass du Shiki scheinbar so leicht überwunden hast und dir gleich den Nächsten geschnappt hast. Das war sein ungefährere Wortlaut.“ Ich ließ meine Hand sinken und starrte an die Decke. „Denkt Kaname wirklich so schlecht von mir? Bin ich echt eine Schlampe?“, sagte ich leise. „Nein! Sag nicht so was. Das ist doch Quatsch. Außerdem habe ich mich an dich rangemacht und du dich nicht an mich. Erst später. Und ich finde das so besser, als wenn du ständig traurig wärst.“ „Du hast recht. Wärst du nicht gewesen, würde ich nur vor mich hin vegetieren. Ich danke dir.“ Ich sah in dankbar an. Dann setzte ich mich auf, damit sich Akatsuki wieder hinsetzen konnte. Doch er stand auf und beugte sich vor zu mir, um mich zu küssen. Ich spürte einen leichten Schmerz an meiner Unterlippe. Akatsuki hatte mich gebissen. Gut. Wenn er auf Beißen steht, spiele ich mit. Ich schlang meine Arme um seinen Hals. Er hatte sich auf die Sitzfläche der Couch abgestützt, um nicht gleich auf mich drauf zu fallen. Dann biss ich ihn. Das Blut rann meinen Mundwinkel hinunter. Es war echt köstlich. Das musste Akatsuki auch denken, denn er ließ gar nicht mehr ab von meinen Lippen. Und dann kam, was kommen musste. Während wir uns immer noch küssten, nahm er mich hoch. Wohin er mich brachte, brauch ich an dieser Stelle wohl nicht zu erwähnen. Er legte mich vorsichtig auf das Bett und positionierte sich über mich. Ich öffnete langsam sein Hemd, welches er auf dem Weg zu Kaname geschlossen haben musste. Ein wenig Spannung musste sein. Mit einer Hand fingerte Akatsuki an den Knöpfen meiner Jacke, bis er sie endlich öffnen konnte. Sein Mund wanderte zu meinem Hals, während ich mir das Blut von den Lippen leckte. Ich zog ihm das Hemd aus und streifte mir selbst die Jacke ab. Akatsuki hielt inne, um mir mein Shirt über meinen Kopf zu ziehen. Dann küsste er mich wieder leidenschaftlich. Er musste es nicht einmal unterbrechen, um mir den Rock auszuziehen. Meine Hand wanderte indes von seinem Rücken zu seinem Hintern. Ich ließ sie an seinen Seiten hinunter gleiten, um an den Gürtel zu kommen. Er pustete mir gegen den Hals, weil es gekitzelt hatte. „Kitzeln ist unfair.“, sagte er, begann dann aber selbst damit, mich auszukitzeln. Ich setzte mich auf, um mich so besser verteidigen zu können. Akatsuki sah mich mit einem Blick an, der auf den Grund meiner Seele reichte. Er zog mich an sich und wir verweilten eine Weile so. Dann spürte ich, wie seine Hände zu dem BH-Verschluss wanderten. Er öffnete ihn und zog ihn mir aus. Dann öffnete ich endlich den Gürtel von Akatsukis Hose und zog sie runter. Nun hatte ich nur noch meine Hotpants an und er seine Unterhose. Das diese auch nicht mehr lange an unseren Körpern blieben, war klar. Ich wusste nicht wieso Akatsuki den Beinamen „Wild-senpai“ trug. Nach dieser Nacht hingegen war es mir glasklar. Kapitel 51: Frische Seelen im Haus 'Mond' ----------------------------------------- Flitti und Zero hatten es geschafft, ihre schweren Koffer bis zum Haus „Mond“ zu schleppen. In der Eingangshalle erwartete sie bereits Kaname. „Schön, dass ihr euch zu uns gesellt.“, sagte er mit einem ehrlichen Lächeln. „Danke, Kaname-senpai.“, erwiderte Flitti höflich. „Ich werde euch eure Zimmer zeigen. Danach stehen euch Sai und Akatsuki als Ansprechpartner zur Verfügung. Sais Zimmer müsstet ihr ja kennen, oder?“ Zustimmendes Nicken von Zero und Flitti. „Akatsukis Zimmer kann ich euch zeigen oder Sai übernimmt das später. Und jetzt folgt mir bitte.“ Glücklicherweise war der Weg zu den Zimmern nicht so weit. Zeros und Flittis Zimmer lagen eng beieinander. Würde man von der Treppe aus nach rechts gehen, wäre dort Sais Zimmer, erklärte ihnen Kaname. Nachdem sie ihre Koffer auf die Zimmer gebracht hatten, verabschiedete sich Kaname von den beiden. Flitti wollte gleich zu Sai und Zero begleitete sie. Als sie vor dem Zimmer standen, klopfte sie einmal. Dann ein zweites und drittes Mal. Niemand öffnete. „Vielleicht ist sie bei Shiki.“, meinte Zero. „Nein. Die beiden sind nicht mehr zusammen.“ „Was? Seit wann das denn?“ „Seit der letzten Reise ins Hotel. Ich weiß nicht, ob sie jetzt mit jemand anderem zusammen ist.“ „So, wie die anderen Kerle sie immer angesehen haben, könnte es jeder sein.“ In diesem Moment kam Shiki die Treppe rauf und wollte zu seinem Zimmer. „Sai ist nicht da.“, sagte er zu Flitti und Zero. „Wissen wir. Aber nicht, wo sie ist.“ „Versucht es doch mal bei Akatsuki. Ichijou meinte, dass er sie vorhin bei ihm gesehen habe.“ Shikis Blick hatte sich seltsam verhärtet, als er von Sai sprach, fiel Flitti auf. Der Blick hatte auch etwas Sehnsüchtiges. „Danke.“, sagte Flitti. „Wo liegt denn sein Zimmer?“ Shiki erklärte es ihnen und mit Zero im Schlepptau machte sich Flitti auf den Weg. Als sie das Zimmer fanden, klopften sie und warteten. Kapitel 52: Konflikt -------------------- Klopf, klopf, klopf. Verdammt, was war das? Dieses Geräusch hatte mich geweckt und Akatsuki auch. Irgendwann wurde mir klar, dass jemand an der Tür war. Ich war noch nie so schnell aus dem Bett und hatte mich angezogen, wie jetzt. Akatsuki war nicht unwesentlich langsamer. Ich fuhr mit meinen Fingern durchs Haar. Akatsuki war schon zur Tür gegangen. „Hallo. Ist Sai bei dir?“ Es war Flitti. Bevor Akatsuki antworten konnte, kam ich aus dem Schlafzimmer. „Flitti! Zero! Schön, euch zu sehen.“, sagte ich fröhlich und umarmte Flitti. “Was führt euch denn hier her?“ „Kaname hat uns an euch verwiesen, wenn wir Fragen oder so was hätten. Ich wollte dich aber bloß mal begrüßen.“, sagte Flitti. „Wir müssen noch unsere Sachen auspacken.“ „Wo liegen denn eure Zimmer?“ „Auf deinem Gang, nur am anderen Ende.“, antwortete Zero. „Gut. Ich schau dann später mal bei euch vorbei.“ Zero und Flitti verabschiedeten sich und gingen. Akatsuki schloss die Tür. Ich gähnte herzhaft. „Na? Legen wir uns noch eine Weile hin?“, fragte Akatsuki lächelnd. „Sehr gern.“, sagte ich, ohne das Lächeln richtig bemerkt zu haben. Im Schlafzimmer streifte ich meine Schuhe wieder ab und ließ mich einfach aufs Bett fallen. Ich hatte die Augen geschlossen. Ich spürte, wie sich das Bett etwas absenkte, als Akatsuki über mich gekrochen kam. Er ließ sich neben mich fallen und legte einen Arm um mich. Dann zog er mich zu sich heran und hielt mich so fest, als hätte er Angst, dass ich einfach verschwinden würde. Ich schlief ein und er hielt mich noch immer fest umschlungen. Als ich wieder aufwachte, hatte ich meine Arme auch um Akatsukis Körper. Er musste irgendwann sein Hemd ausgezogen haben, denn als ich meine Augen öffnete, erblickte ich den makellosen Oberkörper Akatsukis. „Na? Gut geschlafen?“, fragte er mich mit einem verträumten Blick. „Ja. In deinen Armen schläft es sich sehr gut.“, sagte ich und lächelte ihn an. Wir küssten uns für einen Moment. Dann stand ich auf. „Willst du schon gehen?“, fragte Akatsuki und sah mich traurig an. „Ja. Ich will noch mal zu Flitti und Zero.“ „Schade. Ich hol dich morgen Abend ab und dann gehen wir zusammen zum Unterricht.“ „Okay. Bis dann.“ Ich verließ das Schlafzimmer und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer Unterwegs traf ich Ruka. „Hey, Sai. Wo kommst du denn her?“ „Von Akatsuki, wieso?“ „Nur so. Bist du… bist du jetzt mit ihm zusammen?“, fragte sie vorsichtig. „Ja. Ich denke schon. Ich denke auch, dass Akatsuki der Richtige für mich ist.“ „Das hoffe ich. Ich möchte dich nicht wieder so niedergeschlagen sehen, wie nach Shiki. Und wenn Akatsuki Mist baut, bekommt er es mit mir zu tun!“ Wir lachten. „Danke. Wir sehen uns später.“ Unsere Wege trennten sich und ich war endlich in dem Flur, wo mein Zimmer lag. Als ich jedoch in die Richtung meines Zimmers sah, war es, als hätte mein Herz für einen Moment aufgehört zu schlagen. Shiki war gerade aus seinem Zimmer getreten. Seit der Sache bin ich ihm nicht mehr direkt begegnet. Ich versuchte, an ihm vorbeizugehen. Sein Anblick versetzte meinem Herz einen Stich. Er sah mich an. Ich ging an ihm vorbei, mit gesenktem Blick. Als ich direkt neben ihm war, holte er Luft, um etwas zu sagen. Ich weiß nicht, was mich dazu brachte, aber bevor er was sagen konnte, rannte ich einfach los. „Sai!“, rief er mir hinterher. Doch ich stürmte in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich rutschte an der Tür hinab und blieb davor sitzen. Meine Idee, Flitti und Zero zu besuchen, ließ ich bleiben. Ich blieb mehr als eine Stunde auf der Erde hocken. Der Boden war hart und mir tat schon der Hintern weh. Also stand ich auf und ging ins Schlafzimmer. Es würde bald wieder Abend sein, also schlüpfte ich in meine Uniform. Akatsuki und ich sollten uns um Flitti und Zero kümmern. Sie wussten nicht genau, wie es mit dem Unterricht in der Night Class lief. Ich schnappte mir also meine Bücher für den heutigen Unterricht und ging zur Tür. Ich holte tief Luft und öffnete sie. An der gegenüberliegenden Wand hockte Shiki. Er schlief. Ich ging leise an ihm vorbei, um ihn nicht zu wecken. Doch er war scheinbar nur eingenickt gewesen. Er hob seinen Kopf und sah mich. Hastig stand er auf. Ich war starr und selbst, wenn ich gewollt hätte, hätte sich mein Körper keinen Zentimeter bewegt. Ich stand seitlich zu Shiki. „Sai, bitte lauf nicht weg.“ Shikis Stimme klang brüchig und leise. „Ich weiß, dass du nichts mehr von mir wissen willst. Aber du sollst wissen, dass es mir wirklich Leid tut, dass ich dich geschlagen habe. Ich vertrage Alkohol nicht so gut, aber ich wollte dabei sein und nicht als Außenseiter dastehen.“ „Und das ist deine Entschuldigung, ja? Mitläufer…“, sagte ich ebenso leise. „Bitte versteh mich doch! Ich habe dich mit Akatsuki gesehen und ihr schient mir viel zu vertraut, als dass es nur Freundschaft wäre. Da bin ich eifersüchtig geworden…“ „Und was ist mit dir und Rima? Ihr seit doch jetzt auch zusammen, oder?“ „Nein. Sie hat nur versucht, mich aufzuheitern. Nichts weiter.“ „Das glaube ich nicht.“ Meine Stimme war fester geworden. „Aufheitern, ja? Sie hatte in deinen Armen gelegen.“ „Es ist die Wahrheit. Aber auf deine Antwort jetzt bin ich gespannt. Ichijou hat mir gesagt, dass du bei Akatsuki warst. Scheinbar länger, als nur ein kurzer Besuch.“ „Das stimmt. Ich bin jetzt mit ihm zusammen und mehr habe ich dir nicht zu sagen.“ Mein Körper hatte sich wieder gelockert und ich ging einfach. In mir tobte es vor Wut und Verzweiflung. Und so wütend stapfte ich auch zu Flitti. Kapitel 53: Missverständnis? ---------------------------- Selbstverständlich traf ich Zero auch bei Flitti an. Ich versuchte ein fröhliches Gesicht zu machen, aber das gelang mir nur in geringem Maße. „Sai, was hast du? Du siehst so aufgewühlt aus.“, sagte Flitti. „Ich… habe gerade Shiki getroffen und mich mit ihm unterhalten. Ich konnte ihm nicht ausweichen…“ Ich spürte, wie meine Stimme versagte. „Schon gut. Du musst nichts weiter sagen. Weshalb bist du hier?“ Ich war etwas verwirrt durch den plötzlichen Themenwechsel. „Nachher beginnt doch der Unterricht. Ich wollte bloß sichergehen, dass ihr dort gut hinkommt. Ihr müsst euch aber noch umziehen. Die Uniformen habt ihr doch schon, oder?“ „Nein, haben wir nicht.“, sagte Zero. „Was? Ich geh schnell zu Kaname. Er muss sie haben. Ich beeile mich…“ „Warte. Ich komme mit.“, sagte Flitti und folgte mir aus dem Zimmer. „Also erzähl. Warum warst du bei Akatsuki?“ „Ich habe… bei ihm geschlafen. Wir sind jetzt zusammen…“, sagte ich etwas verlegen. Flitti grinste mich vielsagend an. „Hast du BEI ihm geschlafen oder MIT ihm?“ „Ähm… beides…“, sagte ich leise. „Wusste ich es doch. Hoffentlich ist er der Richtige für dich.“ „Das glaube ich. Ich denke auch, dass er viel besser zu mir passt als Shiki.“ „Er ist größer als Shiki.“ „Ja und wilder.“, sagte ich und lachte. Flitti sah mich einen Moment lang seltsam an, lachte dann aber auch. Endlich kamen wir bei Kaname an. Ich klopfte und wir wurden hereingebeten. „Hallo ihr beiden. Was gibt es denn?“, fragte uns Kaname. „Du hast doch sicher die Uniformen von Zero und Flitti, oder?“, fragte ich Kaname. „Ja, einen Moment.“ Er ging zu einem Schrank und holte zwei weiße Uniformen heraus. Er gab jeweils mir und Flitti eine. „Danke. Wir sehen uns dann nachher.“, sagte ich fröhlich. Dann viel mir wieder ein, was Akatsuki mir erzählt hatte und mein Gesichtsausdruck wurde kalt. Kaname bemerkte es. „Sai, was ist?“ Ich wollte nicht schweigen und sprach ihn darauf an. „Was hältst du von mir, Kaname?“ „Was soll ich denn von dir halten? Ich kann dich sehr gut leiden und…“ „Du hältst mich für eine Schlampe, richtig?“ Flitti sah mich mindestens genauso verwirrt an, wie Kaname. „Was? Wie bitte? Wie kommst du darauf, dass ich so was von dir denken könnte?“ „Du denkst, dass ich zu schnell jemand anderes gefunden habe, nachdem ich mich von Shiki getrennt habe.“ „Das habe ich gesagt. Das heißt aber nicht, dass ich denke, du wärst eine Schlampe. Es tut mir Leid, wenn es so rüberkam.“ „Okay, vergessen wir das Ganze. Bis nachher.“ Ich verließ den Raum und Flitti folgte mir dicht auf den Fersen. „Was war denn das eben?“, fragte sie mich, als wir wieder auf dem Flur waren. „Akatsuki sollte letztens zu Kaname und als er zurückkam, benahm er sich etwas seltsam. Ich sprach ihn darauf an und er erzählte mir das Ganze. Er meinte, dass Kaname das nicht wortwörtlich gesagt hatte, der wortlaut aber dem etwa entsprach.“ „Ach so.“ Mehr sagte sie nicht und wir gingen einfach zurück zu Flittis Zimmer. Zero hatte sich halb auf das Sofa gelegt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Als er uns bemerkte, stand er auf. „Wieder da?“, fragte er. „Sieht so aus.“, antwortete ich. Ich ging auf ihn zu und drückte ihm seine Uniform in die Hände. „Geht euch umziehen. Wir müssen auch bald los.“ Die beiden verschwanden in Flittis Schlafzimmer und ich setzte mich auf das Sofa. Nach weniger als fünf Minuten kamen sie fertig angezogen wieder heraus. Ich stand auf und ging zur Tür. „Na dann mal los.“, sagte ich und die beiden folgten mir hinaus. Kapitel 54: Die neue Lehrerin und Albträume ------------------------------------------- Als wir unten vor dem Gebäude ankamen, standen schon einige andere aus unserer Klasse dort. Akatsuki bemerkte, dass wir angekommen waren und kam auf uns zu. Eigentlich kam er mehr auf mich zu. Er nahm mich gleich in die Arme und gab mir einen Kuss. „Da bist du ja. Ich habe schon auf dich gewartet.“, sagte er und lächelte mich an. „Ihr seid die beiden, um die wir uns kümmern sollen, ja?“, sagte er fröhlich zu Flitti und Zero. Die nickten nur. Ich bemerkte, dass Kaname angekommen war und mit ihm der Rest der Night Class. Jetzt, wo alle da waren, konnten wir los. Ich lief mit Akatsuki Hand in Hand. Er hatte wieder seine Jacke offen und das Hemd nur halbwegs geschlossen. Er sah wie immer zum Anbeißen aus. Flitti hielt ihren Zero ebenso fest, als hätte sie Angst, dass ihn ihr jemand wegnehmen könnte. Jetzt setzte sich die Prozession in Gang und bewegte sich zum Tor. Als wir dort ankamen, wurden Flitti und Zero seltsam angesehen. Yuki musste jetzt alles alleine machen, weil Zero dem Job als Guardian nicht mehr richtig nachgehen konnte. Obwohl es jetzt eigentlich besser war, denn jetzt war er in der Meute integriert, die er schützen sollte. Aber Yuki tat mir überhaupt nicht Leid. Nach einer Weile kamen wir auch an dem Schulgebäude an. Flitti und Zero nahmen im Klassenzimmer ihren üblichen Platz ein, wo sonst niemand saß. Und ich gesellte mich rüber zu Akatsuki. Shikis Blick bemerkte ich bloß aus dem Augenwinkel. Der Professor trat ein, gefolgt von einer jungen Frau. „Darf ich mal um eure Aufmerksamkeit bitten? Ich möchte euch jemanden vorstellen. Das ist Frau Naru. Sie ist ab sofort eure neue Lehrerin in einigen Fächern. Ich werde langsam wirklich zu alt für diesen Job…“ Die Frau mochte sympathisch aussehen, aber ein Blick zu Kaname genügte und mein Verdacht wurde bestätigt. Ihre Aura war unnormal stark. Nicht so wie meine, aber sie wäre eine würdige Gegnerin. Der Unterricht nahm seinen gewohnten Lauf. Zero und Flitti schienen auch nicht sonderlich begeistert zu sein. Sie fanden sich aber leicht in die Materie. Endlich kam das erlösende Klingeln und ich war schnell aus dem Klassenraum raus, gefolgt von Akatsuki, Flitti und Zero. „Der Unterricht dauert ja viel länger als bei uns.“, murrte Flitti. „Wir haben ja auch mehr Zeit zum lernen. Vampire leben länger als Menschen und können deshalb auch mehr erlernen.“ „Ich find’s blöd…“ Wir lachten und machten uns wieder auf den Weg zum Haus „Mond“. In der Empfangshalle trennten sich unsere Wege. „Kann ich nachher zu dir kommen?“, fragte mich Akatsuki. „Ja, aber ich will vorher noch duschen.“ „Gute Idee. Mach ich auch und dann komm ich zu dir.“ Er gab mir einen Kuss auf den Mund, als wir oben an der Treppe waren. Akatsuki ging nach links und die nächste Treppe hoch, ich dagegen bog nach rechts ab. In meinem Zimmer angekommen, verschloss ich die Tür nicht. Ich ging in mein Schlafzimmer und zog meine Uniform aus. In Unterwäsche und mit frischen Sachen in den Armen ging ich ins Bad. Dort zog ich meine Unterwäsche auch noch aus und stieg unter die Dusche. Erst drehte ich das Wasser auf heiß und dann auf kalt. Sollte ja gut für das Immunsystem sein. Dabei bildete sich Wasserdampf, der mich in der Kabine umhüllte. Ich hatte gerade meine Haare ausgespült, als ich hörte, wie die Tür aufging. „Du bist ja noch nicht fertig.“ Es war Akatsuki. „Hey! Kannst du nicht anklopfen?“, rief ich. Dann nahm ich einen nassen Lappen, öffnete die Tür der Dusche und warf Akatsuki den Lappen mitten ins Gesicht. „Volltreffer! Und jetzt verschwindest du aus dem Bad. Aber zack!“ Akatsuki zog sich den Lappen vom Gesicht und sah mich beleidigt an. „Hab dich nicht so. Ich weiß doch, wie du aussiehst. Und an deinem Körper ist nichts, dessen du dich schämen müsstest.“ Ich hob drohend den nächsten Lappen und Akatsuki machte kehrt. Als er weg war, stieg ich aus der Dusche und trocknete mich ab. Ich schlüpfte in meine frischen Sachen und rubbelte mir die Harre ab. Dann ging ich zurück ins Wohnzimmer, wo Akatsuki schon auf dem Sofa saß und wartete. Mit wenigen Schritten war ich bei ihm. „Konntest du es nicht mehr erwarten mich zu sehen?“, fragte ich und beugte mich über ihn, indem ich mich einfach auf seinen Schoß setzte. Akatsuki verschränkte die Arme hinter meinem Rücken, damit ich nicht runter fiel. Meine noch nassen Haare fielen Akatsuki ins Gesicht und er nahm eine Hand, um sie mir aus dem Gesicht zu streichen. „Ich konnte nicht mehr abwarten. Ich habe mich doch extra beeilt.“ Ich strich durch seine Haare. Sie waren noch nass. „Und? Hat es sich wenigstens gelohnt?“, fragte ich mit einem verschmitzten Grinsen. „Mal davon abgesehen, dass ich nur deinen filigranen Rücken und ein Stück deines Hinterns gesehen habe, hat es sich gelohnt. Du hast dich ja umgedreht, bevor du mir den Lappen so gekonnt ins Gesicht geworfen hast.“ Jetzt lächelte Akatsuki so wie ich vorher. „Na dann.“, sagte ich und stieg von ihm herunter. „Ich werde uns mal was zu Essen machen. Ich weiß ja nicht, wie es mit dir ist, aber ich hab Hunger.“ Damit verschwand ich in der Küche. Dort blieb ich aber nicht lange. Akatsuki stand nämlich plötzlich hinter mir. „Was ist?“, fragte ich verwirrt. „Ich will dir helfen.“ Und so kam es, dass wir zusammen kochten. Man konnte es sogar Essen. Wir saßen uns gegenüber am Tisch und es schien, als wäre Akatsuki plötzlich etwas eingefallen. Ich sah ihn fragend an. „Morgen Abend ist ja Hanabusas Geburtstag. Er meinte, dass ich dir und den anderen Bescheid sagen sollte. Keine Geschenke mitbringen, hat er gesagt.“ „Na gut. Die Party wird bestimmt lustig.“ „Hey, das wollte ich gerade sagen!“ Wir lachten und räumten dann das Geschirr ab. Ich stellte es in den Geschirrspüler. Akatsuki war schon vor in das Wohnzimmer gegangen. Als ich dort ankam, stand er direkt vor mir. Und ehe ich die Situation richtig erfassen konnte, hatte er mich auch schon in seinen starken Armen. Ich schaute ihn verwundert an. „Morgen Abend haben wir keine Gelegenheit mehr dazu.“ Er brachte mich ins Schlafzimmer. „Jetzt? Aber…“, sagte ich verlegen. „Willst du nicht? Ich dränge dich zu nichts. Dann lass uns aber wenigstens kuscheln, ja?“ Ich nickte und sah ihn dankbar an. „Aber dein Hemd darfst du trotzdem ausziehen.“, sagte ich und grinste. Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Dann legte er sich neben mich und ich rutschte zu ihm ran. Das Kuscheln tat mir richtig gut nach dem Gespräch mit Shiki. Ich schlief auch bald in Akatsukis Armen ein. Aber ich konnte nicht ruhig schlafen. Ich hatte einen unruhigen Traum… Ich war wieder in der Stadt. Warum ich rannte, wusste ich nicht. Aber ich tat es und hatte eine höllische Angst. Als ich mich dazu durchgerungen hatte, mich umzudrehen, sah ich Frau Naru. Sie sah nicht mehr so sympathisch aus und sie hatte Gewehr in der Hand. Mit diesem zielte sie auf mich und drückte ab. Es durchschlug von hinten meine linke Brust. Mein Herz war zerfetzt und ein Stück meines linken Lungenflügels hatte es auch entschärft. Meine Augen wurden glasig und ich fiel nach vorn. Doch wie ich aufschlug, merkte ich nicht mehr. Denn vorher war ich schon tot. Ich saß kerzengerade im Bett und atmete schwer und schnell. „…Sai…? Was ist?“, kam es verschlafen von Akatsuki. „Albtraum. Schlaf weiter.“ Ich legte mich wieder hin. „Nein. Erzähl mir, was passiert ist.“ Ich erzählte ihm alles bis in kleinste Detail. Im Traum konnte ich das Blut, das aus meiner Brust gespritzt kam, förmlich riechen. „Ist so was normal? Ich meine, ich habe noch nie von meinem Tod geträumt.“ „Das ist schon das zweite Mal, aber das ist unwichtig. Es geht mehr darum, wer mich umgelegt hat.“ „Du meinest die neue Lehrerin, nicht?“ „Genau. Ich hatte schon von Anfang an ein schlechtes Gefühl bei ihr.“ „Ist doch egal. Denk nicht weiter darüber nach…“ Akatsuki küsste meinen Hals. Ich konnte trotzdem nur an sie denken. Ich hatte ihr gehässiges Gesicht noch direkt vor Augen. Ich setzte mich auf und Akatsuki musste aufhören mich zu küssen. Ich drehte mich zu ihm und umarmte ihn innig. Er schien etwas verwundert, drücke mich dann aber auch an sich. So fand ich es am schönsten. „Ich mag es, einfach nur deine Körpernähe zu spüren und deinen Herzschlag zu hören. Das beruhigt mich ungemein.“, sagte ich leise. Aber das Schöne hielt nicht lange, denn es klopfte mal wieder an der Tür. „Ich geh schon…“ Widerwillig ließ ich von Akatsuki ab und ging zur Tür. Als ich sie öffnete, blieb mir das Herz für einen Moment lang stehen. Es war Frau Naru. „Hallo, Sayuki-san. Hast du einen Moment für mich Zeit?“ „Ich… ja. Eine Sekunde bitte.“ Ich drehte mich um und ging zurück zu Akatsuki. „Es ist Frau Naru.“, sagte ich mit gedämpfter Stimme. „Sie will mit mir was besprechen.“ Akatsuki stand auf und zog sein Hemd an. „Dann geh ich zurück zu mir. Wenn das vorbei ist, kannst du ja zu mir kommen. Wenn es zu lange dauert, ist es auch egal. Bis morgen dann.“ Er gab mir einen kurzen, aber leidenschaftlichen Kuss und ging mit mir zur Tür. „Guten Abend, Frau Naru.“, sagte Akatsuki höflich und schritt an ihr vorbei. Sie sah ihm mit einem Blick nach, der sagte: Genau mein Typ. „Wollen Sie irgendwo hin mit mir?“, fragte ich sie, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. „Ja. Folge mir bitte.“ Schon wieder dieses ungute Gefühl. Sie ging mit mir raus auf den hin Platz hinter der Schule. Auf dieser Seite lagen nur Fenster von leeren Zimmern oder die Vorhänge waren zugezogen. Frau Naru baute sich vor mir auf. Dann griff sie in ihren Ausschnitt und holte ein Blatt Papier hervor. Sie ließ es vor meinen Augen ausrollen. Und was ich dann sah, verschlug mir die Sprache. Von dem Plakat blickte ich mir entgegen. Es war ein Fahndungsplakat. „Was soll das?“ „Ich bin Vampirjägerin, Schätzchen. Und auf deinen Kopf wurde eine Menge Geld ausgesetzt.“ „Von wem?“ Ich konnte das irgendwie nicht glauben. „Das ist unwichtig. Aber das Geld ist mir wichtig.“ Damit holte sie eine Waffe hervor. Es war dieselbe, wie in meinem Traum. „Tot oder lebendig steht hier zwar, aber tot gefällst du mir besser.“ Sie drückte ab und ich konnte gerade noch ausweichen. Der Schuss riss den halben Stamm des Baumes hinter mir weg. Doch schon der Luftzug der Kugel hatte einen leichten Riss im Boden hinterlassen. Ich sammelte meine Kräfte und ließ ihre Beine gefrieren. Sie schien nicht weiter überrascht. „Ah. Deine elementaren Kräfte. Hast du noch mehr?“, sagte sie spöttisch. „Ich kann Ihnen ja demonstrieren, wie ich den letzten Level E getötet habe.“ Ich bündelte wieder Blitze in meiner Hand und ging auf sie zu. Ich hob meinen Arm und wollte ihn ihr in die Körpermitte rammen. Sie sprang zur Seite, obwohl sie mit Eis gefesselt war. Sie hatte wirklich unglaubliche Kräfte. Der Blitzball fand seinen Platz in der Erde und hinterließ einen großen Krater. „Du musst schon schneller sein…“ Bevor sie endete, war ich schon unter ihr. In meiner Hand glühte Feuer und ich schlug ihr mit meiner Faust unter das Kinn. Sie flog hoch und fiel dann unsanft zur Erde. Aber Naru rappelte sich schnell wieder auf und hob ihre Waffe zum nächsten Schuss. Ich konnte zwar ausweichen, aber der Luftzug schnitt mir in die Schulter. Das Blut spritzte, aber der Schmerz war gering. Ich ließ die Erde erbeben und Pfähle aus Stein fixierten Naru. Sie konnte sich diesmal nicht bewegen. Ich sammelte wieder Blitze in meiner Hand und schritt auf sie zu. Ich stand vor ihr und der Blitzball hatte eine beträchtliche Größe erreicht. „Sie werden jetzt sterben. Ist Ihnen das bewusst?“ Sie sah mich nur trotzig an und schloss dann die Augen. Ich rammte ihr die Blitzkugel in den Körper. „Sai! Nicht!“ Kaname kam angerannt, doch es war schon zu spät. Naru schrie und riss die Augen so weit auf, dass sie fast aus den Höhlen traten. Der Schrei ließ einen wohligen Schauer durch meinen Körper gehen. Meine Hand war gänzlich durch ihren Körper gedrungen und das Blut bespritzte mich. Meine Sachen bekamen auf der rechten Seite das meiste ab, weil ich leicht schräg zu meinem Opfer stand. Als ich meinen Arm wieder herauszog, war er ganz rot. Das Blut tropfte zur Erde und die Spritzer, die ich im Gesicht abbekommen hatte, leckte ich mit meiner Zunge weg. „Sai! Bist du denn verrückt geworden?“, schrie mich Kaname an. Doch ich achtete gar nicht richtig auf ihn und ging an ihm vorbei ins Gebäude. An jedem Zimmer, an dem ich vorbei kam, wurden Köpfe aus den Türen gestreckt. Ich verbreitete mit dem Blut einen wahnsinnigen Geruch. Als ich die Treppe zu meinem Zimmer hochging, kam Akatsuki die andere Treppe hinunter geeilt. „Sai! Was ist passiert? Wie siehst du denn aus?“ Als ich nicht antwortete, kam er auf mich zu und legte einen Arm um meine Schulter. So dirigierte er mich in meine Wohnung. Er öffnete die Tür und brachte mich ins Badezimmer. Akatsuki schloss die Tür hinter uns und kam auf mich zu. Ich stand vor dem Spiegel und sah in ein ausdrucksloses Gesicht. „Ich zieh dir erstmal die blutigen Sachen aus…“, sagte Akatsuki und ergriff meine Jacke. Das Hemd, welches ich drunter trug, war komischerweise sauber geblieben. Ich hatte Jacke und Hemd ein Stück geöffnet gelassen, sodass jetzt mein Ausschnitt ebenfalls voller Blut war. Mein Rock war auch hinüber. Akatsuki warf die Sachen in die Waschmaschine und suchte dann einen Lappen. Er füllte das Waschbecken mit Wasser und hielt den Lappen hinein. Dann begann er mich sauberzumachen. Er war so vorsichtig, als hätte er Angst, mir wehzutun. Akatsuki beugte sich etwas hinunter, um das Blut von meinem Hals und Brustbereich zu wischen. Mir wurde plötzlich schwarz vor Augen und ich wankte. Akatsuki streckte reflexartig seine Hände nach mir aus und hielt mich an sich gedrückt. „Alles okay?“, fragte er voller Sorge. „Ja… geht schon…“ „Erzählst du mir, was passiert ist?“ Ich nickte und begann, Akatsuki alles zu erzählen, was passiert war. Ich ließ nichts aus. „Was mit der Leiche passiert, weiß ich nicht. Ich schätze, dass Kaname sich darum kümmern muss. Die Frau hatte eine kurze Laufbahn als Lehrer, nicht?“ Akatsuki sagte nichts. Er umarmte mich wieder. „Ich bin bloß froh, dass dir nichts passiert ist.“ „Danke…“ Er führte mich aus dem Bad ins Wohnzimmer und drückte mich vorsichtig auf die Couch. Akatsuki setzte sich neben mich und legte einen Arm um meine Schulter. Ich lehne mich einfach an ihn an und schloss die Augen. Ich hatte immer noch leicht dieses Gefühl beim Töten. Es war Adrenalin pur und es machte wie Blut auch das Verlangen nach Sex stärker. Ich ließ meine Hand in Akatsukis Hemd verschwinden und wollte nur seinen tollen Körper spüren. Er sah mich an und wusste, was ich noch wollte. Er nahm mich hoch und trug mich ins Schlafzimmer. Diesmal rissen wir uns die Klamotten förmlich von unseren Körpern. Akatsuki schien immer so wild zu sein, aber weil ich auf Blut war, war es noch viel besser. Ich fragte mich nur, wie es wohl wäre, wenn Akatsuki auch noch auf Blut wäre…? Danach waren wir beide so fertig, dass wir schnell einschliefen. Kapitel 55: Hanabusas Geburtstag -------------------------------- Wir schliefen den Rest der Nacht und den ganzen Tag. Als wir aufwachten, war es wieder Abend. Ich dachte, dass es immer nich derselbe Tag war. Doch ein Blick auf den Wecker belehrte mich eines besseren. Heute war Hanabusas Geburtstag. Ich drehte mich auf die Seite, damit ich Akatsuki sehen konnte. Er schlief noch. Die nackte Unschuld. Und ich meine wirklich nackt. Ich stand auf und suchte im Kleiderschrank nach passenden Sachen für die Party. Als ich gerade den Rock hochgezogen hatte, wachte Akatsuki auf. Ich hatte gerade meine Haare angehoben, um sie aus dem Hemd zu ziehen, welches ich übergezogen hatte. „Seit wann hast du denn dieses Tattoo? Ist mir vorher gar nicht aufgefallen.“, fragte Akatsuki, nachdem er mich für einen Moment angesehen hatte. Ich drehte mich etwas verwirrt um, bis mir einfiel, was er meinte. „Das? Ach so. Das habe ich mir mal stechen lasse, als ich mal von meiner Tante abgehauen war. Ich habe den Tätowierer bestochen und danach habe ich was von seinem Blut getrunken und bin wieder nach Hause gegangen.“ „Komm mal ein Stück näher.“ Ich drehte mich um und setzte mich mit dem Rücken zu Akatsuki auf das Bett. Er hob meine Haare hoch, um es besser lesen zu können. „Verzweiflung, Hass, Vernichtung, Tod. Ganz schön heftig, oder? Wie alt warst du da?“ „Ich glaube dreizehn. Die Kanjizeichen sahen so schön aus. Ich war mir deren Bedeutung aber durchaus bewusst.“ „Verstehe. Sie sehen aber wirklich sehr schön aus. Auch die beiden Tribals an der Seite sehen cool aus.“ Akatsuki richtete sich ganz auf und wollte aufstehen. Ich ging wieder vor den Schrank und Akatsuki sammelte seine Sachen zusammen, um sie anzuziehen. Jedenfalls seine Shorts und seine Hose. Das Hemd nahm er in die Hand. „Ich gehe mich auch umziehen. In einer halben Stunde hole ich dich ab.“ „Gut, bis nachher.“ Ich gab ihm noch einen Kuss und er verließ das Schlafzimmer. Dann hörte ich die Wohnungstür zuschlagen. Ich stellte mir für einen Moment für, wie die Leute gucken müsste, wenn ihnen ein halb nackter Kerl auf dem Hausflur begegnete. Ich lachte kurz. Ich zog mich fertig an und ging anschließend ins Bad, um mich noch ein wenig zu stylen. Danach hatte ich noch eine viertel Stunde. Ich ging in die Küche zum Kühlschrank. Ich hatte mir mal Blutproben in Flaschen schicken lassen. Eine von denen nahm ich und ging mit ihr in das Wohnzimmer. Im Schrank kramte ich nach einem Band und ich hatte Glück. Als ich fertig war, zierte eine schwarze Schleife mit weißen Totenköpfen den Flaschenhals. Daran heftete ich eine Karte, auf der ich meinen Glückwunsch bekundete. Es klopfte. Ich ging zur Tür und machte sie auf. „Ich bin schon fertig, Akats…“ Mehr konnte ich nicht sagen. Denn vor mir stand nicht Akatsuki, sondern Shiki. Ich wollte ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, doch er hielt seinen Fuß dazwischen. „Lass mich in Ruhe!“, rief ich. „Ich wollte dir bloß etwas wiedergeben.“ Er hielt mir ein Buch hin. Bei näherer Betrachtung sah ich, dass es meines war. Ich nahm es zögerlich entgegen. Shiki drehte sich um und wollte gehen. „Shiki…“, sagte ich leise. Er hielt inne. „Danke…“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, dann ging er. Ich schloss die Tür und blieb hinter ihr stehen, bis es wieder klopfte. Diesmal war es Akatsuki. Ich hatte das Buch auf den Tisch gelegt und dafür die Flasche genommen. „Kann losgehen.“, sagte ich fröhlich und hakte mich bei Akatsuki ein. Die Party fand unten vor dem Haus „Mond“ statt. Ich fand das etwas seltsam, aber es war ja nicht meine Party. Ich ging auf Hanabusa zu und umarmte ihn kurz, während ich ihm alles Gute wünschte. Dann drückte ich ihm die Flasche in die Hand. „Du hast zwar gesagt, dass wir dir nichts schenken sollen, aber was ist ein Geburtstag ohne Geschenke. Und gegen ein Fläschchen Blut kann ja wohl keiner etwas sagen.“ „Danke, Sai.“ Hanabusa war etwas rot geworden, als ich ihn umarmt hatte. Dann richtete er seine Worte an die versammelten Schüler. „Ich danke euch, dass ihr alle gekommen seid. Jetzt kann die Party richtig losgehen. Und für den musikalischen Teil der Party sorgt dieser DJ. Er ist übrigens auch Vampir. Also seid nett zu ihm und bringt ihm ab und zu mal ein Gläschen vorbei.“ Ich begann zu applaudieren und Hanabusa strahlte. Die anderen stimmten mit ein und er strahlte noch mehr. Jetzt legte der DJ los. Es war gute Musik und ich konnte nicht widerstehen, einfach auf die Tanzfläche zu gehen. Natürlich zog ich Akatsuki hinter mir her. Ihm war das etwas unangenehm. Ich tanzte einfach los und nach einer Weile kamen auch mehr Leute auf die Fläche. Irgendwann hatte ich genug und zog mich zurück. Natürlich nicht ohne Akatsuki. Wir suchten uns einen dunklen Platz. Wir fanden unter einer Baumgruppe einen. Akatsuki setzte sich und zog mich auf seinen Schoß. Dort blieben wir den ganzen Abend und küssten uns die ganze Zeit. Irgendwann kam die Dämmerung und die Gäste machten sich auf den Weg zurück in ihre Zimmer. Ich stand auf und reichte Akatsuki meine Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Wir verließen ebenfalls die Party und trennten uns auf dem Weg zu unseren Zimmern. „Schlaf gut, Süße.“, sagte Akatsuki und gab mir einen Kuss. „Du auch, Großer.“ Dann ging ich in mein Zimmer. Doch bevor ich die Tür schließen konnte, rief Kaname nach mir. Ich drehte mich um und wartete, bis er bei mir war. „Was gibt’s denn?“, fragte ich ihn. „Es geht um den Vorfall von letzter Nacht.“ „Ich wollte dich da auch was fragen. Was habt ihr mit der Leiche gemacht?“ „Das wollte ich dir gerade erzählen. Wir haben sie verbrannt. Außerhalb der Stadt. Du hast Glück, dass es sonst niemand gemerkt hat. Sonst müsste man dich einsperren.“ „Dann müsste man alle Vampire einsperren, die jemals jemanden gebissen haben.“ „Das ist richtig. Aber niemand wird dich einsperren. Aber ich habe noch eine Frage an dich, die mich brennend interessiert. Wieso ist auf dich ein Kopfgeld ausgesetzt?“ „Das weiß ich nicht. Ehrlich. Ich würde das auch gerne wissen.“ „Ich werde mal ein wenig meine Verbindungen spielen lassen. Da bekomme ich bestimmt etwas raus. Gute Nacht.“ „Auch gute Nacht.“ Kaname ging und ich betrat endlich mein Zimmer. Ich ging ins Schlafzimmer und zog mich um. Ich legte mich hin und schlief auch schnell ein. Kapitel 56: Kleine Diskrepanzen ------------------------------- Flitti und Zero waren auch auf der Party gewesen. Flitti unterhielt sich die ganze Zeit mit einem anderen Jungen und Zero stand etwas abseits daneben und sah das ganze etwas eifersüchtig mit an. Scheinbar wurde Flitti irgendwann müde und wollte gehen. Zero folgte ihr mit einem mürrischen Blick. Flitti bemerkte es jedoch nicht gleich. Als sie bei Zero auf dem Zimmer waren, bemerkte sie, dass Zero seltsam war. „Was hast du, Zero?“, fragte sie. „Hm, ich weiß nicht. Vielleicht fühle ich mich ein wenig vernachlässigt.“ „Wie bitte? Meinst du, weil ich mich mit Haku unterhalten habe?“ „Oh, er hat wohl sogar einen Namen?“, sagte Zero sarkastisch. „Bist du etwas eifersüchtig? Weil ich mit ihm geredet habe?“ „Wenn es nur fünf Minuten gewesen wären, nicht. Aber du hast den ganzen Abend an seinen Lippen gehangen!“ „Ich glaub das nicht!“ „Ich auch nicht!“ „Ich meine, dass du dich wegen so einer unbedeutenden Kleinigkeit aufregst!“ Flitti reichte es und sie verließ Zeros Zimmer. Sie musste zu Sai. Mit wem sollte sie sonst reden? Also machte sie sich auf den Weg zu Sai. Sie klopfte und wartete. Ich hatte gerade so schön geschlafen, als es wieder mal klopfte. Warum musste es immer zu den ungünstigsten Zeitpunkten an meiner Tür klopfen? Ich stand aber auf und ging hin. Ich trug nur mein kurzes Schlafzeug. Aber das war egal, denn Flitti stand ganz aufgelöst vor mir. „Was hast du denn?“, fragte ich sie und nahm sie in den Arm. Ich führte sie in das Wohnzimmer auf die Couch. „Ich… es ist wegen Zero…“, stammelte sie. „Er hat sich wegen einer Kleinigkeit aufgeregt und ich konnte das nicht verstehen.“ „Was war den diese Kleinigkeit?“ „Diese Kleinigkeit heißt Haku. Ich habe mich mit ihm auf Hanabusas Party unterhalten und Zero ganz außer Acht gelassen.“ „Aha.“ „Mehr hast du nicht zu sagen?“ „Was erwartest du von mir? Eine spitzen Lösung? Das einzige, was ich dir empfehlen kann, ist zu Zero zu gehen und dich bei ihm zu entschuldigen. Dann entschuldigt er sich auch bei dir und alles ist wieder gut.“ „Wenn du das sagst… Gut, ich vertraue dir. Danke.“ Flitti umarmte mich kurz und stand dann auf. Ich begleitete sie zur Tür und schloss sie hinter ihr. Ich ging wieder zurück zu meinem geliebten Bett und haute mich rein. Schnell fand ich wieder Schlaf. Kapitel 57: Valentinstag ^^ --------------------------- Am nächsten Tag war wieder Schule und mir wurde etwas erzählt, von dem ich vorher nie etwas gehört hatte. „Morgen ist Valentinstag. Yuki, aus der Day Class, hat sich etwas ganz Gutes einfallen lassen. Ihr werdet es morgen sehen.“, erklärte uns Kaname. Schenkt man da nicht seiner Liebe Schokolade? Vielleicht sollte ich mich auch daran probieren. Ich liebte die Herausforderung, aber noch mehr liebte ich Akatsuki. Und für ihn würde ich es auf jeden Fall versuchen. Ich folgte dem Unterricht nicht ganz und wurde wieder mal ermahnt. Irgendwann war auch der Unterricht vorbei. Ich eilte hinaus, weil ich noch in die Stadt musste, um Schokolade zu kaufen. „Wo willst du denn so schnell hin? Oder bist du auf Speed?“, scherzte Akatsuki. „Iiiich… will noch mal in die Stadt. Wird nicht lange dauern. Bis später. Ich liebe dich. Stell keinen Mist an.“ Damit eilte ich weiter und auf mir klebte der äußerst verwirrte Blick von Akatsuki. Ich hatte immer ein wenig Geld bei mir, weshalb ich nicht noch einmal zu meinem Zimmer musste. Ich marschierte geradewegs in die Stadt. Es dauerte nicht lange und ich fand, wonach ich suchte. Es war ein Confisseriegeschäft. Die machen ihre eigene Schokolade und andere Süßwaren, wie auch Kuchen. Ich betrat den Laden und wurde von einem äußerst hübschen jungen Mann empfangen. „Schönen guten Abend. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte er höflich. „Ich brauche das beste Stück Schokolade, dass Sie haben.“ „Sie sind von der Cross Academy, stimmts?“ „Ja. Und morgen ist Valentinstag.“ „Alles klar. Sie sind heute übrigens nicht die erste, die hier Schokolade für den Valentinstag wollte. Von den Schülerinnen waren schon eine Menge hier. Die trugen allerdings alle schwarze Uniformen. Sie sind aus der Night Class, richtig?“ „Stimmt auch. Eigentlich machen das nur die Day Class Schüler für die Night Classler, aber ich würde meinem Freund gerne etwas schenken.“ „Hier habe ich etwas für Sie. Feinste Vollmilch mit einem Rosenaroma. Das klingt erstmal komisch, aber es schmeckt ausgezeichnet. Das konnte mit jeder bestätigen, der sie gekauft und gegessen hat.“ „Gut. Dann nehme ich ein Stück.“ Ich bezahlte und verließ den Laden. Der Rückweg zur Schule verlief relativ ereignislos, bis ich plötzlich auf Ichijou traf. „Was machst du denn hier?“, fragte ich ihn gleich. „Kaname hat einen Level E gespürt und ich sollte los, um ihn kalt zu machen.“ „Na dann noch viel Spaß.“, sagte ich und wollte meinen Weg fortsetzten. „Und du? Was hast du in der Stadt gemacht?“ Ich zeigte ihm die Schokolade. „Hoffentlich weiß Akatsuki das auch zu würdigen.“, sagte Ichijou lächelnd. Dann trennten sich unsere Wege und ich ging weiter. Im Haus „Mond“ angekommen, lief ich ohne Umwege in meine Wohnung. Ich warf meine Jacke unachtsam auf die Couch und ging mit der Schokolade in die Küche. Ich suchte mir die nötigen Kochutensilien heraus und ließ die Schokolade über einem Topf mit heißem Wasser schmelzen. In der Zwischenzeit suchte ich eine geeignete Form für die Schokoladentafel. Ich fand eine größere und eine kleinere Form. Als sie geschmolzen war, goss ich die Schokolade vorsichtig in die Form. Es blieb noch etwas übrig, also goss ich das in die kleine Form. Ich stellte alles in den Kühlschrank und in der Zwischenzeit suchte ich passendes Papier, mit dem ich die Schokolade verpacken wollte. Nach einer halben Stunde war alles fest und ich verpackte beide Tafeln in Alufolie und anschließend in das Papier. Ich hielt die Kleinere in der Hand. Wem könnte ich sie geben? Dann wusste ich, wo ich damit hin musste. Ich verließ mein Zimmer und nach wenigen Schritten hatte ich mein Ziel erreicht. Ich klopfte und nach kurzer Zeit öffnete mir Shiki. „Sai? Was ist?“ Statt etwas zu sagen, holte ich die Tafel hervor, die ich hinter meinem Rücken gehalten hatte. Shiki sah mich erstaunt an. „Für… mich?“ Ich nickte nur und er nahm sie entgegen. „Danke…“, sagte er und dann umarmte ich ihn. „Dir auch Danke. Danke für alles, was du für mich getan hast und dass ich diese Erfahrungen mit dir machen durfte.“ „Ich würde mich nur wiederholen, wenn ich das sagen würde, was ich denke. Ich danke dir auch.“ Akatsuki kam die Treppe hinauf und sah mich und Shiki innig umarmt vor Shikis Wohnung stehen. Bevor er jedoch bei uns angekommen war, hatte ich mich schon von ihm gelöst. „Ich bin froh, dass wir uns wieder vertragen haben. Ich habe es ehrlich gesagt gehasst, dir aus dem Weg zu gehen.“, sagte ich. „Ich auch. Danke noch mal und bis später.“ Ich war etwas verwundert über seine Antwort, bis ich bemerkte, dass Akatsuki hinter mir stand. „Hi Akatsuki!“, sagte ich und ergriff seine Hand. „Bis dann, Shiki!“ Ich lief mit Akatsuki zusammen zu meiner Wohnung. Er sah etwas mürrisch aus. „Guck nicht so.“, sagte ich, als ich es bemerkte. „Hmm.“, machte er bloß. Ich öffnete die Tür und ließ dann Akatsukis Hand los, um zum Tisch zu eilen, wo die Schokolade für ihn lag. Ich nahm sie und ging zu ihm. „Hier. Für dich. Hab ich selbst gemacht!“, sagte ich strahlend. Seine Augen weiteten sich und das Mürrische fiel von ihm ab. „Ich… danke!“, sagte er und küsste mich leidenschaftlich und ausgiebig. „Ist doch kein Ding. Du bist nun mal was ganz Besonderes für mich.“, sagte ich. „Glaub nicht, dass ich dich vergessen hätte. Komm mit mir auf mein Zimmer.“, sagte er und grinste mich an. Ich sah ihn seltsam an. „Es geht aber nicht schon wieder nur um das Eine, oder?“, fragte ich verunsichert. „Nein. Jetzt nicht. Wir habe nachher Schule.“ Akatsuki sagte das mit einem ernsten Gesicht. „Aber nach der Schule…“ Ich stieß ihn sachte mit dem Ellenbogen an. „Hör auf damit!“, lachte ich und er lachte mit. Akatsuki ergriff meine Hand und wir verließen meine Wohnung. Nach wenigen Minuten waren wir bei seiner angekommen. Er öffnete mir die Tür. Das erste, was ich sah, war ein großer Strauß schwarzer Rosen. „Die sind aber schön!“, sagte ich voller Begeisterung. „Das ist nur der eine Teil. Warte einen Moment, dann hole ich dir den Zweiten.“ Akatsuki verschwand im Schlafzimmer und kam mit einem Päckchen wieder raus. „Hab ich selbst ausgesucht und verpackt.“, strahlte er mich an. Ich nahm es und machte es auf. Es war ein Buch über Werwölfe. „War gar nicht so leicht ein Buch zu finden, dass du noch nicht hast.“ „Klasse! Das habe ich wirklich nicht. Vielen Dank!“, sagte ich und gab ihm nun meinerseits einen Kuss. Akatsuki schaute auf seine Uhr. „Wir müssen los.“, sagte er und ich folgte ihm aus dem Zimmer. Kapitel 58: Gute und schlechte Neuigkeiten ------------------------------------------ Vor dem Tor war ein Tumult ohne Gleichen. Als ich aus dem Tor trat, wusste ich, was Kaname gestern gemeint hat. Yuki hatte es so organisiert, dass an der Seite Tore mit den Namen der Night Class Schüler standen und die Day Class Schüler dahinter standen. Sie hatten alle kleine Päckchen in den Händen. Ich sah mich um. An allen Toren war ähnlicher Andrang. Nur an Kanames war etwas mehr los. Ich erblickte mein Tor und war erstaunt. Nur wenige Jungs hatten sich hinter Rukas oder Rimas Tor gestellt. Und der ganze Rest (nicht wenige) stand hinter meinem Tor. „Reißt euch zusammen und bleibt hinter den Toren!“, rief Yuki. „Na dann mal los!“, sagte Hanabusa fröhlich und marschierte zu seinem Tor, wo er mit viel Jubel und Freude empfangen wurde. Akatsuki stand hinter mir. „Auch, wenn ich die Schokolade der anderen Mädels annehme, wird deine doch die Beste bleiben.“ Dann gab er mir einen Kuss, der von den Day Class Schülern nicht ungesehen blieb. Das war der erste Kuss in der Öffentlichkeit. Ich war etwas rot geworden, aber ich schämte mich nicht. Wenn man jemanden liebt, kann man das ruhig in der Öffentlichkeit zeigen. Auch, wenn es ein komisches Gefühl war, dass uns jemand dabei zusah, wenn wir ns küssten. Dann ging ich zu dem Tor, über dem mein Name stand. Die Jungs hatten nur wenig Schokolade für mich, aber die meisten hatten verschiedenfarbige Rosen. Ich nahm jede Blume dankend an. Nachdem alle ihre Schokolade hatten, gingen wir zur Schule. Der Unterricht verlief ganz normal. Außer, dass ich wieder etwas erfuhr, dass mir bis dato völlig unbekannt war. „In drei Tagen findet der jährliche Ball statt.“, erklärte mir Hanabusa. „Die Day Class Schüler können dort mit uns tanzen und reden. Das wird wieder so ein Akt… Aber die ganzen süßen Day Class Mädels…“, schwärmte er. „Reiß dich zusammen Aido. Wenn du eine von denen beißt, bist du echt arm dran. Dann macht Kaname mit dir kurzen Prozess.“ Wir lachten und dann verließen wir zusammen das Gebäude. Zurück im Haus „Mond“ wartete Yuki schon auf uns. Eigentlich nur auf Kaname. Wir gingen mit ihr rein und die anderen gingen nah oben. Auf der hälfte der Treppe blieb ich jedoch stehen. „Es gab schreckliche Vorfälle bei uns in der Schule.“, sagte Yuki leise. „Was ist denn passiert?“, wollte Kaname wissen. „Das wissen wir nicht genau. Aber es sind einige Schüler verschwunden.“ „Sind sie denn wieder aufgetaucht?“ „Nicht… direkt…“ „Sag mir was los ist, Yuki.“ Sie schauderte. „Es wurden Leichen gefunden, die übel zugerichtet waren. Sie waren halb zerfleischt und es fehlten bei manchen auch Körperteile und… und…“ Yuki konnte nicht weiter sprechen, weil sie in Tränen ausbrach. Ich machte große Augen, als Kaname sie liebevoll in den Arm nahm. Ruka würde sie dafür umbringen. Und sicher nicht nur einmal… „Sag es mir.“ „Ihnen wurde das Herze herausgerissen oder herausgefressen oder so.“ „Das klingt nicht sehr gut.“ „Wir mussten den Eltern der Schüler ja Bescheid sagen. Und wenn das nicht bald aufgeklärt wird, wollen die Eltern veranlassen, das Papas Academy geschlossen wird!“ „Wir werden uns darum kümmern, Yuki. Ich bin sicher, wir werden bald etwas herausfinden.“ Yuki ging und Kaname stand grübelnd da. Ich ging wieder nach oben. Kapitel 59: Der Ball und ein Kampf ---------------------------------- Auch in den nächsten Tagen kam Yuki zu uns und erzählte uns, dass die Angriffe nicht aufgehört hatten. Kaname hatte Leute von uns losgeschickt, die aber nichts in Erfahrung bringen konnten. Ich hatte einen Verdacht, was für ein Scheusal dahinter stecken konnte, behielt es aber für mich. Die Nacht des Balles war gekommen. Ich wollte mich für Akatsuki besonders hübsch machen. Ich hatte ein schwarzes, seidenes Kleid, welches bis knapp über die Knie reichte. Darunter trug ich eine schwarze Satincorsage mit passenden Hotpants. Ich hatte außerdem schwarze, flache Schuhe, die im Chinastil gehalten waren und Stickereien auf der oberen Seite hatten. Das Kleid hatte kurze Ärmel, vorne einen tieferen Ausschnitt und der Rücken war bis über die Corsage frei. Ich hatte meine Haare hochgesteckt, damit man mein Tattoo sah. Akatsuki hatte mir da etwas Selbstvertrauen gegeben, weil ich das Tattoo nie jemandem zeigen wollte. Ich wartete auf Akatsuki, der mich abholen wollte. Kurz darauf klopfte es. „Wow! Du siehst echt klasse aus!“, sagte Akatsuki, als er mich so erblickte. Er trug einen schwarzen Nadelstreifenanzug mit einem schwarzen Hemd. Das ganze wurde durch eine schneeweiße Krawatte abgerundet. „Und du siehst zum Anbeißen aus.“, sagte ich und sah ihn verführerisch an. Er hielt mir seinen Arm hin und ich hakte mich ein. „Dann wollen wir mal, meine Schönheit.“ Als wir auf dem Gang waren, klingelte das Telefon, welche gegenüber meinem Zimmer an der Wand hing. Ich ging ran. „Hallo? … Du bist es. Was gibt es denn? … Wann ist das passiert? … Mach einfach so weiter, wie bisher. … Gut, bis dann.“ Ich legte auf. „Und?“, fragte Akatsuki und sah mich erwartungsvoll an. „Das war meine Haushälterin. Meine Großtante ist heute Morgen gestorben.“ „Das tut mir Leid…“ Doch ich unterbrach Akatsuki mit schallendem Gelächter. Er sah mich verwirrt an. „Das brauch dir nicht Leid zu tun. Endlich ist sie tot und lässt mich in Ruhe! Sie hat mich gehasst und ich sie. Und jetzt kann sie mich nicht mehr wegen dem Erbe meiner Eltern quälen.“ „Ah ja.“, sagte Akatsuki und sah immer noch verwirrt aus. „Vergiss es einfach und lass uns gehen.“ Der Ball sollte in einer großen Halle stattfinden. Akatsuki kannte den Weg. Ich nicht, aber das war egal. Nach kurzer Zeit waren wir da. Aber nicht nur wir. Viele von den Day Class Schülern standen schon vor dem Saal. An der Tür stand ein Lehrer, der als Türsteher fungierte. Uns ließ er einfach rein. Im Saal waren die Night Class Schüler fast vollständig versammelt. Am Mischpult stand wieder der DJ von Hanabusas Party. Er machte echt gute Musik und war ausgezeichnet für diesen Job. An der rechten Seite standen Zero und Flitti und unterhielten sich angeregt. Akatsuki und ich gingen zu ihnen hinüber. „Hallo, ihr zwei.“, begrüßte ich die beiden. „Hallo, Sai. Hallo, Akatsuki. Alles klar bei euch?“, fragte Zero. „Alles bestens. Und bei euch?“, entgegnete Akatsuki. „Könnte kaum besser sein!“, strahlte mich Flitti an. Ich war froh, dass bei ihnen alles in Ordnung war. Ich sah Flitti etwas genauer an und bemerkte, dass sie eine edle Spange aus Silber im Haar trug. „Schöne Spange.“, sagte ich ihr. „Danke. Die habe ich am Valentinstag von Zero bekommen.“ Wurde sie tatsächlich rot? Ich grinste sie an. „Ich hab ein erstklassiges Buch bekommen.“, sagte ich und strahlte ebenso sehr wie Flitti. Jetzt wurden die Day Classler hineingelassen und ein Tumult brach los. Die ganzen Weiber stürzten auf die Jungs zu. Auch auf Akatsuki kamen eine ganze Menge zu. Provokativ stellte ich mich vor ihn und küsste ihn sehr lange. Die Mädels blieben abrupt stehen und funkelten mich böse an. Ich ließ kurz von Akatsuki und warf ihn ein dämonisches Grinsen zu. Sie drehten sich um und rannten schleunigst weg. Ich drehte mich zufrieden zu Akatsuki um und grinste ihn unschuldig an. Der DJ legte nun ein paar Platten auf und die Schüler wuselten auf die Tanzfläche. Natürlich schleppte ich Akatsuki ebenfalls mit. „Kann ich dich für eine Weile allein lassen? Ich will mir was zu trinken holen und Hunger hab ich auch.“, entschuldigte sich Akatsuki nach einer Weile. „Na klar. In der Zwischenzeit mache ich mich an einen anderen ran, okay?“ „Alles klar. Bis nachher.“ Wir lachte und Akatsuki verließ die Fläche. Es dauerte nicht lange, da kam ein hübscher großer Junge auf mich zu. Er hatte mittellange Haare, die schwarz, aber mit roten Strähnen gefärbt waren. Außerdem trug er bestimmt mehr als das Lippen- und Augenbrauenpiercing, das ich sehen konnte. Er wäre vom Style bestimm Flittis Geschmack. Aber die sollte lieber bei ihrem Zero bleiben. „Du bist aus der Day Class, hab ich recht?“, fragte ich ihn ohne zögern. „Ja. Ich bin aber erst seit Kurzem da. Mein Name ist Yu.“ „Ich heiße Sai. Schön dich kennen zu lernen.“ „Ganz meinerseits.“ Er lächelte mich charmant an und reichte mir seine Hand. Wir tanzten zusammen eine ganze Ewigkeit. So kam es mir jedenfalls vor. Irgendwann ergriff er meine Hand und ging mit mir raus auf den Balkon. Die frische Luft tat mir gut, als ich am Geländer stand und die Augen schloss. Yu hatte sich auf das Geländer gestützt. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich, wie er den Mond mit seinem Blick fixierte. Das war für mich die Bestätigung, die ich gebraucht hatte. In dem Buch, was Akatsuki mir schenkte, stand alles so exakt drin. „Du hast die Schüler niedergemetzelt, habe ich recht, Werwolf?“, sagte ich und grinste ihn an. Dabei entblößte ich meine Vampirzähne. „Ganz recht, Vampir. Ich habe gehofft, dass einer von euch Kreaturen herausbekommt, wer ich bin.“ „Wieso?“ „Damit ich mehr Spaß habe, wenn ich euch alle töte. So heimlich von hinten anspringen und morden ist feige. Das mag ich nicht. Meine Gegner sollen wissen, wer ihnen das Herz herausgerissen hat.“ Dann sprang er ohne Vorwarnung hinunter auf den Rasen. Ich hinterher. Ich landete sanft und leise. Yu war im Wald verschwunden. Ich hatte gute Augen und erspähte ihn kurz darauf zwischen den Bäumen. Er dachte wahrscheinlich, dass ich im Wald im Nachteil sein würde. Aber ich brauchte ja nicht hinein zu gehen. Ich benutzte meine Fähigkeiten und ließ die Bäume hinter ihm zusammenrücken. Dann wurde er von Ästen vorgeschoben. Ich konnte Yu knurren hören. „Dachtest du etwas, dass du mir entkommen könntest?“, fragte ich höhnisch. Yu fletschte die Zähne und grinste mich an. „Ich mag Mädels wie dich. Schade nur, dass du eine Vampirschlampe bist.“ Das ging zu weit. Ich schleuderte Feuerbälle auf ihn und jeder war ein Treffer. Yu lag auf dem Boden und rollte sich herum, um die Flammen zu löschen. „Beleidige mich nicht auf deinem niederen Niveau, du abscheuliches Mistvieh!“, brüllte ich ihn an. Ich ließ Wurzeln aus dem Boden schnellen und fesselte ihn damit. Ich zwang ihn, aufzustehen. „Lass mich gehen.“, sagte er. Ich schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Yus Kopf schnellte zur Seite. Seine Augen weiteten sich und er sah mich erstaunt an. „Ich wusste, dass du ein Werwolf bist. Aber ich hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass nicht du für all diese Massaker verantwortlich warst. Du hast mich enttäuscht und deshalb töte ich dich jetzt.“ „Tu, was du nicht lassen kannst…“ An Yus Mundwinkel lief etwas Blut hinunter, denn ich hatte ganz schön zugeschlagen. „Erstmal werde ich dich etwas leiden lassen, damit du weißt, wie deine Opfer sich gefühlt haben.“ „Turnt dich das etwa an?“ Ich antwortete nicht, sondern hob meine Arme an die Seite. Ich ließ Feuchtigkeit aus dem Boden aufsteigen. Als dünne Peitschen ließ ich das Wasser über Yus Körper schnellen. Er sagte nichts weiter und ertrug den Schmerz stumm. Doch nach drei Minuten konnte er einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken. „Richtig so. Schrei, solange du es noch kannst!“ Ich lachte wie eine Irre. „Was geht hier vor?“ Kaname kam musste ebenfalls vom Balkon gesprungen sein, denn jetzt stand er hinter mir. „Das ist der Typ, den du gesucht hast, Kaname. Ich habe ihn gefunden und werde ihn gleich töten.“ „Was hast du mit ihm gemacht?“ Kaname ließ seinen Blick über Yus geschundenen Körper schweifen. Seine Klamotten waren zerrissen, von seinem Hemd nicht mehr als ein paar Fetzen übrig. Blut lief ihm über den Oberkörper und das Gesicht. „Ihn gequält, was sonst?“ „Du solltest es schnell zu Ende bringen, bevor die Schüler etwas bemerken. Ich werde Yuki die frohe Botschaft überbringen.“ „Gut, bis später.“ Ich wandte mich wieder meinem Opfer zu. Mit wenigen Schritten war ich vor ihm. Schon lange wollte ich wissen, wie Werwolfsblut schmeckt. Ich streckte meinen Finger aus und berührte eine von Yus zahlreichen Wunden. Er zuckte, als ich etwas zudrückte. Ich leckte den Finger ab. Wahnsinn. Dieser Geschmack… Unvergleichbar. Kaname hatte Recht. Ich musste es jetzt zu Ende bringen. Also formte ich aus Holz einen Pfahl. Er war echt spitz und ich umschloss ihn mit einer Schicht aus Eis. Ich hob den Arm, in dem ich den Pflock hielt, und rammte ihn in Yus Herz. Er schrie und das ging mir durch Mark und Bein. Ich sah ihm in die Augen. Sein Blick wurde glasig und verschwamm. Dann fiel sein Kopf auf seine Brust und sein Körper erschlaffte. Er war tot. Ich setzte die Wurzeln in Brand und sah zu, wie die Leiche verbrannte. Ich lenkte den entstehenden Qualm so, dass er in de Wald hinein strömte. Die anderen sollten ja nichts mitbekommen. Ich verließ den Platz und ging um das Gebäude herum. Am Vordereingang standen Aido und Ichijou. „Warum seid ihr nicht tanzen?“, fragte ich sie. „Könnten wir dich auch fragen. Und warum hast du Blut an der Hand?“, fragte Ichijou. Bevor ich antworten konnte, kam Aido auf mich zu und nahm meine Hand. Er führte sie an seine Lippen und streckte nur die Zungenspitze aus, um das Blut zu kosten. Als seine Zunge meine Hand berührte, zuckte er schnell zurück, ließ meine Hand aber nicht los. „Das… das ist doch nicht möglich!“, sagte er erstaunt. „Was ist denn, Aido?“, fragte Ichijou und kam ebenfalls näher. „Koste selbst.“, erwiderte Aido und reichte Ichijou meine Hand. Dieser kostete ebenfalls so wie Aido es getan hatte und war auch so verblüfft wie er. „Kann es möglich sein…? Sai, sag mir: Hast du zufällig gerade einen Werwolf getötet?“ „Habe ich.“ „Aber wie? Wie konnte er hierher gelangen, ohne, dass wir ihn bemerkten?“ „Er hat sich als Schüler ausgegeben. Yu wollte, dass ihn jemand entdeckt. Pech nur für ihn, dass ich diejenige war. Ich habe seine Leiche eben verbrannt.“ Ichijou ließ meine Hand sachte sinken. „Geh dir das Blut lieber abwaschen. Sonst lockst du die anderen auch noch an.“ Ich nickte und lief die Treppe hinauf. Aido und Ichijou sahen mir nach. „Unglaublich diese Sai, oder?“, sagte Aido zu Ichijou, der nur nickte. Doch dieses Lob hatte ich nicht mehr gehört. Kapitel 60: Tanzcontest (?) --------------------------- Nachdem ich mir die Hände auf der Damentoilette gewaschen hatte, wollte ich wieder in den Saal. Als ich ihn betrat, wurde gerade etwas verkündet. „Wir bitten nun die Tanzpaare auf die Fläche. Der Wettbewerb wird in Kürze beginnen. Hier noch mal die Paare: Zero und Flitti, Akatsuki und Sai, Ruka und…“ Dann schaltete es bei mir ab. Tanzwettbewerb? Wer hatte mich bitteschön für diesen Mist angemeldet? Ich konnte zwar tanzen, aber ich hatte keine Lust dazu. Akatsuki kam auf mich zu. Er sah meinen verwirrten Blick. „Was ist?“ „Wer hat uns dazu angemeldet?“, fragte ich und deutete auf die Paare, die bereits die Tanzfläche betraten. „Ichijou hatte das vorgeschlagen. Und wir dachten beide, dass dir das gefallen könnte. Ist es nicht so?“ „Ich… ist schon gut. Machen wir es einfach.“ Akatsuki strahlte mich an und nahm meine Hand. Ich ging hinter ihm zur Fläche. Flitti winkte mir zu und ich erwiderte die Geste. Dann legte Akatsuki seine eine Hand auf meine Taille und mit der anderen nahm er meine. Ich legte meine freie Hand auf seine Schulter. Die Musik setzte ein und wir begannen den Tanz. Wir sahen uns ganz tief in die Augen und in diesem Moment gab es nur die Musik, Akatsuki und mich. Das Tanzen fiel mir wirklich leicht. Es war, als würden wir über die Tanzfläche schweben. Nach mehr als fünf Minuten war es vorbei. „Gut! Die Jury wird sich jetzt beraten und wir werden euch dann das Ergebnis mitteilen. Ich bitte die Tänzer hier in der Nähe zu bleiben.“, sagte Rektor Kurosu. Insgesamt standen sieben Paare vor dem Podium, auf dem der Rektor stand. „Die Jury ist nun für die Vergabe des Tanzmeistertitels bereit.“, sagte er nach einigen Minuten. Ihm wurde von einem Jurymitglied ein Kuvert gegeben, welches er öffnete. „Und der Gewinner ist… oh. Wie es aussieht, konnte sich die Jury nicht entscheiden. Es gibt zwei Gewinnerpaare. Einmal Flitti und Zero und dann Sai und Akatsuki.“ Der Saal schien verblüfft. „Irgendwie müssen wir eine Entscheidung herbeiführen…“ Kurosu sah mich an. Ich deutete unmerklich auf Zero und Flitti. Kurosu sah mich an und schien zu verstehen. Er drehte sich zu der Jury um und besprach mit ihnen die Entscheidung. Dann drehte er sich freudestrahlend um. „Die Entscheidung ist gefallen. Zero und Flitti gewinnen!“ Die beiden gingen hoch auf das Podium und nahmen ihren Preis entgegen. Dann flüsterte Kurosu ihnen etwas ins Ohr. Applaus brach los und Flitti strahlte. Komischerweise grinste Zero auch ganz zufrieden. Dann kamen sie vom Podest herunter und schritten auf mich zu. „Das hättest du nicht machen brauchen, Sai. Ihr ward viel besser. Ich habe euch aus dem Augenwinkel gesehen.“, sagte Flitti. „Ich weiß gar nicht, was du meinst.“, sagte ich unschuldig. Danach ging die Party weiter. Die Musik wurde besser. Ich meine, sie wurde moderner. Kein Zusammentanzen oder so. Wir amüsierten uns ganz toll. Und als der Morgen anbrach, sprach Kurosu die Abschiedsworte. „Ich danke euch allen, dass ihr den Abend zu etwas ganz Besonderem gemacht habt. Ich hoffe, ihr hattet alle Spaß. Und ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende!“ Dann gingen alle. Die Night Classler ins Haus „Mond“ und die Day Classler ins Haus „Sonne“. Jedoch ohne Yu. Kapitel 61: Erst versetzt und dann...? -------------------------------------- Nach der Party hatte ich mich von Akatsuki verabschiedet. „Ich muss morgen bis vor Sonnenaufgang noch mal weg. Danach komme ich zu dir.“ Akatsuki gab mir einen Kuss. Prima, dachte ich auf dem Weg zu meinem Zimmer. Ich würde mir dafür etwas einfallen lassen. Ich werde mal ein schickes „Abendessen“ für uns zwei zubereiten. Voller Zuversicht betrat ich mein Zimmer. Ich ging ins Schlafzimmer, entledigte mich meines Kleides und haute mich ins Bett. Am nächsten Abend wachte ich ziemlich spät auf. Es war schon kurz vor Mitternacht. Ich stand trotzdem langsam auf und zog mich an. Dann ging ich in die Küche, um mir schon mal einen Plan zu machen. Als ich damit fertig war, ging ich ins Wohnzimmer. Ich kurbelte den Wohnzimmertisch hoch und stellte links und rechts jeweils einen Stuhl. Ich schaute auf die Uhr. Den Tisch konnte ich ja schon mal decken. Als ich damit ebenfalls fertig war, ging ich wieder in die Küche. Ich holte Töpfe und Pfannen raus und begann zu kochen. Die fertigen Gerichte füllte ich in Wärmebehälter. Dann sah ich wieder auf die Uhr. Es war fünf. Ich brachte die Behälter ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Tisch. Aus dem Schrank holte ich schwarze und rote Kerzen und entzündete sie. Ich beschloss, mich noch etwas hübsch zu machen. Ich zog die Corsage vom letzten Abend an. Akatsuki hatte ja keine Gelegenheit, sie zu sehen. Darüber trug ich dann eine kurze Bolerojacke. Das ganze wurde von einem schwarzen Faltenrock abgerundet. Schuhe zog ich mir nicht an. Ich war ja in meiner Wohnung. Meine Haare machte ich mir ein wenig zurecht. Ich machte leise Hintergrundmusik an. Ob Deadstar Assembly das Richtige für ein romantisches Essen war? Auch egal. Akatsuki mochte die Musik und ich mochte sie noch viel mehr. Die sollten mal ein Konzert hier geben. Ich setzte mich an den Tisch und wartete. Und wartete. Und wartete. Der Stuhl war nicht wirklich bequem. Deshalb setzte ich mich auf die Couch. Die Sonne war schon längst aufgegangen und Akatsuki war immer noch nicht da. Die Kerzen waren heruntergebrannt und gingen von selbst aus. Ich fühlte mich elend. Ich stand vom Sofa auf und ging ins Schlafzimmer, wo ich mich ins Bett legte. Nach wenigen Minuten war ich eingeschlafen. Irgendwer rüttelte mich vorsichtig wach. Es war natürlich Akatsuki. Ich sah in verschlafen an. Dann wusste ich wieder, wieso ich im Bett lag. „Du hast mich warten lassen.“, sagte ich und sah ihn mehr als vorwurfsvoll an. „Es tut mir Leid.“ Akatsuki umarmte mich. Als ob es damit getan wäre. Ich stieß ihn vorsichtig von mir weg. „Und weiter?“ Jetzt sah ich in auch sauer an. „Das Treffen hatte bis vor Sonnenaufgang gedauert.“ Ich sah auf die Uhr. „Jetzt ist es aber schon zehn Uhr morgens!“ „Ich musste noch eine wichtige Besorgung machen.“ Jetzt war ich aber gespannt. Dann holte Akatsuki aus seiner Tasche eine flache Schachtel heraus. Er öffnete sie. Meine Augen wurden nicht groß, sondern sehr groß. In der Schachtel lag eine Kette. Der Anhänger war eine Rose. Auf den Blättern konnte man ein „S“ und ein „A“ erkennen. Sai und Akatsuki. Ich war so gerührt, dass ich nichts sagen konnte. Akatsuki nahm die Kette und machte sie mir um. „Ich hoffe, das reichte als Entschädigung.“ Statt zu antworten, fiel ich ihm um den Hals. Da Akatsuki sich auf den Boden vor das Bett gehockt hatte, riss ich ihn jetzt um und landete auf ihm. Ich übersäte sein Gesicht mit unzähligen Küssen. „Die ist ja so wunderschön! Danke, Akatsuki. Du bist mein Schatz. Und darauf kann ich mir was einbilden!“ Wir lachten und Akatsuki richtete sich vorsichtig auf. Er hielt mich ganz fest. „Einer besonderen Frau sollte man auch ein besonderes Geschenk machen.“ Ich strahlte die ganze Zeit. Dann erinnerte ich mich an das Essen. „Ich mach das Essen in der Mikrowelle warm. Es schmeckt bestimmt noch.“ Akatsuki ließ mich los und ich reichte ihm meine Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Er folgte mir ins Wohnzimmer. „Übrigens siehst du echt zum Anbeißen aus.“, sagte Akatsuki, nachdem er mein Outfit realisiert hatte. Ich warf ihm über die Schulter einen verführerischen Blick zu, während ich die Behälter in die Küche brachte. Das Essen war jetzt wieder warm und schmeckte immer noch gut. „Kompliment an die Küchenchefin.“, sagte Akatsuki und lächelte mir zu. „Danke. Ich werde es ihr ausrichten.“ Ich stand auf und ging in die Küche. Mein Ziel war der Kühlschrank. Eigentlich sein Inhalt. Aber das war ja klar. Ich nahm eine Blutkonserve und ging damit zurück ins Wohnzimmer. Ich schenkte ihm und mir ein. Wir stießen an und kippten uns das Zeug hinter. Die Wirkung setzte auch bald darauf ein. Wir küssten uns. Erst leidenschaftlich, dann immer wilder. Einige unserer Klamotten landeten auch schon auf der Erde. Ich hatte jetzt noch meine Unterwäsche und mein Shirt an. Akatsuki seine Hose und Unterhose. Während wir uns immer noch küssten, nahm Akatsuki mich von der Couch hoch und nahm mich mit ins Schlafzimmer. Dort setzten wir unser Liebesspiel fort. Akatsuki war ungewohnt sanft. Vielleicht hatte das Blut bei ihm noch nicht gleich gewirkt. Nach fünf Minuten wurde er wie immer. Doch nach weiteren fünf Minuten wurde er noch heftiger und wilder. Es war eine ganz neue Erfahrung für mich. Diesmal dauerte es länger als sonst. Aber es war wirklich ein wunderbares Gefühl. Danach waren wir wieder völlig fertig und durch das Blut schliefen wir auch ganz schnell ein. Kapitel 62: Ein seltsamer Level E --------------------------------- Zero hatte Flitti eingeladen, mit ihm mal durch die Stadt zu schlendern und mit ihm einzukaufen. Flitti nahm verwundert, aber fröhlich an und am nächsten Abend machten sie sich auf den Weg. In der Stadt herrschte reges Treiben. Es war ein Markt in der Stadt. Die Leute waren alle fröhlich und an den Ständen gab es eine Menge verschiedener Waren zu kaufen. Es gab auch Stände, an denen man etwas gewinnen konnte. An einem Schießstand hielt Zero an. „Na? Soll ich mal einen Versuch wagen?“, fragte Zero Flitti. „Klar.“ Zero gab dem Standbesitzer eine Münze und nahm sich eine Waffe. Er legte an, zielte und schoss. Alle drei Schüsse gingen ins Schwarze. Zero wandte sich an Flitti. „Und? Was möchtest du haben, meine Süße?“ „Hm. Vielleicht den schwarzen Hasen da.“ Zero zeigte auf den Hasen und der Besitzer gab ihn Zero. Dieser drückte ihn Flitti die Hand. „Dankeschön.“, sagte sie und gab Zero einen Kuss. Dann gingen sie weiter und sahen sich die anderen Stände an. Hier und da hielten sie mal an und kauften auch etwas. „Ich hab Hunger. Lass uns einen Essensstand suchen.“, sagte Zero und schnappte sich Flittis Hand. Nach wenigen Schritten fanden sie einen Stand, wo Okonomiyaki verkauft wurden. Sie setzten sich an einen freien Platz und bestellten sich zwei. Nachdem ihr Essen kam, fütterten sich Zero und Flitti gegenseitig. Dabei lachten sie viel, weil sie das eigentlich ziemlich komisch fanden. Sie bestellten sich noch etwas zu Trinken, weil das Essen durstig machte. Sie hatten es sich schmecken lassen und wollten gehen. Die beiden liefen eine Weile. Dann nahm Zero Flittis Hand und zog sie in eine Seitengasse. „Zero, was ist?“, fragte sie leise. „Wir werden verfolgt.“ „So. ihr habt mich also bemerkt, ja?“ Die Stimme kam aus dem Eingang der Gasse. Flitti schnellte herum und ihr Blick traf einen Level E. Er sah jedoch nicht so heruntergekommen und verwahrlost aus, wie die Level E, die Flitti vorher einmal gesehen hatte. Dieser war elegant gekleidet und sah sehr gepflegt aus. Dann zog er etwas aus seinem Mantel. Es war ein längerer Dolch. Zero hatte im selben Augenblick seine Bloody Rose gezogen und richtete sie auf den Level E. Zero schoss. Der Vampir wich geschickt aus und sprang auf Flitti zu. Sie schrie, weil sie sich erschreckt hatte. Zero hatte sich schützend vor sie gestellt und der Level E rammte Zero das Messer in den Oberarm. Das Blut spritzte, aber Zero schien es wenig zu stören. Hauptsache seine Flitti war in Sicherheit. Zero schoss wieder. Er traf den Vampir in die Schulter. Aber er verschwand nicht, wie es ein Level E normalerweise tun würde. Das konnte nur heißen, dass dies ein normaler Vampir war. Zero war einen Moment lang sehr verblüfft und war unachtsam. Diesen Moment nutzte der Vampir, um Zero den Dolch wieder in den Körper zu rammen. Diesmal traf es Zeros rechte Brust. Das Blut spritzte und Flitti bekam etwas ab. Sie stand nur starr da und sah sich die ganze Szene an. Trotz der Schmerzen hob Zero seine Waffe und schoss. Die Kugel traf das Herz des Vampirs. Dieser schrie überrascht auf und verschwand dann einfach. Zero brach zusammen und Flittis Körper löste sich aus der Starre. Sie eilte zu Zero. „Zero! Alles in Ordnung mit dir?“, rief sie verzweifelt. „Ja… es… geht schon…“ Flitti stützte Zero und half ihm aufstehen. Sie gingen langsam zurück zum Haus „Mond“ und dort zur Krankenschwester. Diese verarztete Zero so schnell es ging und Zero musste sich in ein Krankenbett legen. Flitti setzte sich an seine Seite und blieb dort. Er schlief und machte keine Anstalten aufzuwachen. Irgendwann wurde Flitti aber auch müde und schlief im Sitzen ein. Kapitel 63: Krankenbesuch und schlechte Nachrichten --------------------------------------------------- Nachdem ich aufgewacht war, stand ich auf und zog mich an. Akatsuki pennte noch und ich gönnte ihm auch seinen Schlaf nach dieser Nacht. Es klopfte und ich ging zur Tür. Es war die Krankenschwester unseres Hauses. „Was… gibt es denn?“, fragte ich sie. „Sie sind doch die Freundin von Flitti Nevermind und Zero Kiryu, habe ich Recht?“ „Ja, das stimmt. Ist etwas passiert?“ „Ja. Zero wurde verletzt und Flitti bat mich, Ihnen Bescheid zu sagen.“ „Vielen Dank. Ich werde gleich zu ihnen gehen.“ Die Krankenschwester verbeugte sich kurz vor mir und ging dann wieder zurück zur Station. Ich drehte mich um und ging zurück ins Schlafzimmer. Ich setzte mich auf den Bettrand. Akatsuki machte den Anschein, als schliefe er immer noch. Ich beugte mich über ihn, um ihn zu küssen. Da machte er die Augen auf. Ich setzte meine Bewegung fort und küsste ihn. Akatsuki streckte seine Hände aus und legte sie um meinen Körper. Er zog mich zu sich herunter, sodass ich auf ihm lag. Ich versuchte, meine Hände auf dem Bett abzustützen, doch Akatsuki hatte mich zu fest an sich gedrückt. „Ich… krieg gleich keine Luft mehr!“, sagte ich. Daraufhin ließ er mich los. „Hast du gut geschlafen?“, fragte ich, als ich einmal tief durchgeatmet hatte. „Ja. Wenn man richtig ausgepowert ist, schläft man am Besten. Hab ich recht?“ Akatsuki grinste mich an und ich erwiderte das Grinsen. „Hast du. Aber ich bin eigentlich bloß noch mal hergekommen, um dir zu sagen, dass ich mal kurz zur Krankenstation gehe.“ Sofort saß Akatsuki kerzengerade im Bett und sah mich erschrocken an. „Was hast du denn? Geht es dir nicht gut?“, fragte er besorgt. Ich wehrte ab. „Es geht nicht um mich. Zero wurde verletzt und die Krankenschwester war hier. Flitti hatte sie gebeten, mir Bescheid zu sagen. Ich will bloß mal nachsehen, was mit ihm ist.“ „Da bin ich ja beruhigt. Ich meine, es ist nicht schön, dass es Zero schlecht geht. Aber wenn du dich schlecht fühlen würdest, wäre das noch viel schlimmer.“ Ich gab Akatsuki wieder einen Kuss. „Du bist süß, wenn du dir Sorgen machst. Also bis nachher dann. Ich mache uns dann Frühstück. Bleib ruhig noch eine Weile liegen.“ Ich stand auf und verließ dann die Wohnung. Ich klopfte vorsichtig an der Tür des Krankenzimmers und trat ein. Sofort fiel mein Blick auf das Bett, indem Zero lag. Flitti saß davor, aber mit dem Rücken zu mir. Ich schritt langsam auf sie zu. „Hallo Flitti. Wie geht es Zero?“, fragte ich leise, damit sie sich nicht erschreckte. Sie drehte sich zu mir um. In ihrem Gesicht könnte ich die Antwort fast schon ablesen. „Er hat das Schwerste noch nicht hinter sich. Die Ärzte wissen nicht genau, was mit ihm los ist.“ „Weißt du etwas über Zeros Symptome?“ Flitti nickte und zählte die auf, die ihr die Ärztin genannt hatte. „Gut. Ich werde sehen, was ich tun kann. Pass in der Zeit gut auf Zero auf.“ „Wie willst du helfen?“, fragte sie mich. „Ich habe diverse Bücher über Krankheiten. Nicht nur menschliche, sondern auch Vampirkrankheiten. Ich denke, dass es eine von denen sein muss, wenn die Ärzte es noch nicht herausgefunden haben.“ Ich machte mich schnellstens zurück auf den Weg zu meiner Wohnung. Kapitel 64: Hilfe und eine Überrschung -------------------------------------- Dort angekommen, war ich überrascht, Akatsuki beim Tischdecken anzutreffen. Er hatte das Frühstück gemacht. „Und? Wie geht es Zero?“ „Scheinbar nicht so gut. Die Symptome, die er aufzeigt, sind alles andere als beruhigend. Ich werde mal in meinen Büchern nachschlagen.“ Damit verschwand ich in meinem Studierzimmer. Nach wenigen Minuten hatte ich zehn Bücher in der Hand und ging wieder zurück ins Wohnzimmer. „Was willst du denn mit den Büchern?“, fragte Akatsuki etwas verwirrt. „Ich will herausfinden, was mit Zero los ist.“ Wir setzten uns an den Tisch. Ich legte die Bücher erstmal neben meinen Teller und schmierte mir ein Brötchen. Beim Essen begann ich im Buch zu blättern und zu lesen. Im siebten Buch fand ich dann endlich, was ich suchte. „Ich hab es!“, rief ich stolz. Akatsuki hielt in seiner Bewegung inne und sah mich an. „Ich gehe schnell noch mal ins Krankenzimmer und erzähle dem Arzt von meiner Entdeckung. Ich beeil mich!“ Ich sprang vom Tisch auf und rannte nach draußen. Auch den ganzen Weg zur Station war ich gerannt. Als ich ankam, klopfte ich und trat ein. Ich war völlig außer Atem. Nachdem ich wieder zu Atem gekommen war, erklärte ich Flitti und dem Arzt meinen Verdacht und zeigte ihnen den Beweis im Buch. „Das ist ja unglaublich! Vielen Dank für Ihre Hilfe. Wir werde uns sofort um Zero kümmern.“ Der Arzt rief schnell seine Schwestern zusammen und gab jeder einen Auftrag. Sie wuselten alle umher. „Wenn es Zero besser geht, sagst du mir Bescheid, ja?“ sagte ich an Flitti gewandt. Sie sah mich dankbar an und nickte. Mit einem zufriedenen Gefühl verließ ich die Station und ging gemütlich zurück zur Wohnung. Auf halbem Wege kam ich am schwarzen Brett vorbei. Es ist mir ehrlich gesagt vorher nie richtig aufgefallen. Ich blieb davor stehen und betrachtete den Aushang. Ein Plakat musste ich mir mehr als einmal durchlesen, weil ich es nicht glauben konnte. Dann stieß ich tatsächlich einen Freudenschrei aus. Ich rannte zurück zu Akatsuki, riss die Wohnungstür auf, ließ sie zuschlagen und eilte auf Akatsuki zu. „Du wirst es nicht glauben! Du wirst es nicht glauben! Deadstar Assembly geben hier auf der Cross Academy bald ein Konzert!“, schrie ich und sprang dabei auf und ab, während ich Akatsukis Hände in meinen hatte. Ich freute mich ja so unglaublich. „Deadstar Assembly? Ach so. Ich weiß, was du meinst. Kaname hatte es mal erwähnt. Ich glaube, wir haben alle VIP-Karten.“ „WAS?! Wie geil ist das denn!“ Ich bekam mich gar nicht mehr ein. Das war alles wie ein krasser Traum, aus dem ich nie wieder aufwachen wollte. „Übermorgen ist es schon so weit. Was soll ich dann bloß anziehen, wenn ich Dro gegenüberstehe? Und was wird Dearborn von mir halten?“ „Wenn sich einer von denen an dich ranmacht, war das ihr letztes Konzert…“ „Hab dich doch nicht so. Die sind doch bestimmt alle in festen Händen. Und ich doch auch.“, sagte ich und ging auf Akatsuki zu. Ich küsste ihn lange und innig. Ich hatte jetzt so viele Glückshormone, wie in meinem ganzen Leben noch nicht. „Ich könnte jetzt noch mal mit dir ins Bett, um mich richtig auszupowern, weil ich so viel Energie habe.“ Akatsuki sah mich erwartungsvoll an. „Aber wir wollen es nicht übertreiben. Wir haben doch gestern Abend erst.“ Seine Mimik schlug schnell in Enttäuschung um. „Lass uns lieber schwimmen gehen!“ Damit war er diesmal einverstanden. Das Haus „Mond“ hatte im Keller einen Sportbereich. Dazu gehörte auch ein großes Schwimmbecken. „Ich geh mich umziehen und hol dich dann von hier ab.“, sagte Akatsuki und verließ meine Wohnung. Ich dagegen verschwand in meinem Zimmer und holte einen Bikini heraus. Er war so smaragdgrün wie meine Augen. Das Oberteil war ein Neckholder und das Unterteil eine Hotpants. Auf dem Stoff waren noch schwarze Ornamente. Ich flocht meine Haare zu einem Zopf, der zwischen meine Schulterblätter fiel. Die Spitze kitzelte an meinem unteren Rücken und ich legte mir den Zopf über die Schulter. Aus dem Bad holte ich noch meine Flipflops und ein Handtuch. Im Wohnzimmer wartete ich auf Akatsuki. Dieser ließ auch nicht lange auf sich warten und kam einfach in mein Wohnzimmer. „Du siehst toll aus. Sexy wie immer.“, sagte er, nachdem er seinen Blick langsam über meinen Körper schweifen gelassen hatte. „Coole Bermudashorts.“, sagte ich. Akatsuki hatte eine dunkelblaue Bermudashorts an, deren Nähte aus weißem Garn bestanden. Ich stand vom Sofa auf und ging zur Tür. Akatsuki war hinter mir und gab mir einen Klaps auf den Hintern. „Hey!“ „Sorry, ich konnte nicht widerstehen.“, entschuldigte sich Akatsuki und sah mich dabei unschuldig an. Ich grinste und legte einen Arm um seine Hüfte. „Schon gut. Dann mal los, mein Süßer.“, sagte ich und wir machten uns auf den Weg in den Keller. Kapitel 65: Warum...? --------------------- Der Schwimmbereich war separat von den anderen Sportbereichen. Im Kraftraum zum Beispiel tobten sich gerade drei Jungs aus und dort, wo die Fitnessgeräte standen, fanden wir einige Mädels. Und diese schauten Akatsuki hinterher, als er an dem Raum vorbei ging. Ich warf ihnen einen bösen Blick zu und sie wurden noch blasser, als sie es schon vorher waren. Im Schwimmbereich selbst war niemand außer Akatsuki und mir. Ich warf einen Blick auf das Thermometer, das an der Wand hing. Das Wasser hatte eine angenehme Temperatur von siebenundzwanzig Grad. Ich legte mein Handtuch an den Rand und stellte mich auf einen der Startblöcke. Ich beugte mich nach vorn und sprang mit einem eleganten Köpper ins Wasser. Ich tauchte einige Meter und kam dann nach oben, um Luft zu holen. „Du siehst unter Wasser toll aus, wenn du so dahin gleitest.“, sagte Akatsuki, der mich beobachtet hatte. „Komm rein. Das Wasser ist mehr als angenehm.“, sagte ich und winkte mit einer Hand. Ich schwamm zum hinteren Teil, in dem man stehen konnte. Das Wasser reichte mir dort bis über die Hüfte. Akatsuki sprang einfach vom Rand des Beckens ins Wasser und tauchte ebenfalls ab. Er tauchte bis zu mir und kam dann hoch. Akatsuki schüttelte seinen Kopf und spritzte mir dabei Wasser ins Gesicht. Ich streckte meine Hände nach ihm aus und legte sie ihm auf die Schultern. Ich zog ihn zu mir heran und küsste ihn. „Hm. Im Wasser… das wäre auch noch eine Möglichkeit.“, murmelte Akatsuki. Ich verstand, was er meinte. „Kannst du auch mal an was anderes denken?“, stöhnte ich. „War doch nur Spaß.“ Er gab mir einen Kuss. Dann ließ ich ihn los. „Ich werde mal ein paar Bahnen ziehen.“ Ich drehte mich um und tauchte erstmal wieder ab. Als ich am anderen Beckenende angekommen war, bemerkte ich, dass Akatsuki mir hinterher geschwommen war. „Lust auf einen kleinen Wettkampf?“, fragte ich ihn. „Gerne. Aber mit Preis.“ „Gut. Was willst du, wenn du gewinnst?“ „Nachher mit dir zusammen duschen.“ Er sagte das ohne rot zu werden. Ich war jedoch so siegessicher, dass ich mir nichts anmerken ließ. „Wenn ich gewinne, bekomme ich eine extralange Massage von dir.“ „Einverstanden.“ Wir schlugen darauf ein und brachten uns in Position. „Wir schwimmen von hier aus bis zum Flachen und dann wieder zurück. Wir müssen hinten am Becken anschlagen. Alles klar?“, fragte ich. „Alles klar.“, erwiderte Akatsuki. Auch er grinste siegessicher. „Auf die Plätze, fertig, LOS!“, rief ich und stieß mich vom Rand ab. Zuerst lag ich in Führung. Dann kamen wir an den kritischen Punkt. Akatsuki brauchte nur ein wenig aus dem Wasser heraus und seine langen Arme ausstrecken. So erreichte er spielend die andere Seite und konnte schneller als ich den Rückweg antreten. Ich sprang hinterher und konnte mit meiner Schnelligkeit wieder ein Stück aufholen. Doch eine halbe Sekunde vor mir gelang es Akatsuki am Ausgangspunkt anzugelangen. „Yeah! Gewonnen!“, rief er. Dann wurde sein Blick nach innen gerichtet. Ich wette, er stellte sich schon die Schweinereien vor, die man unter der Dusche treiben konnte. „Ist ja gut. Ich will jetzt aber noch ein bisschen Schwimmen, okay?“, sagte ich und drehte mich wieder um. Akatsuki schwamm neben mir her und als wir wieder am flachen Teil angelangt waren, wollte ich wieder umdrehen. Doch Akatsuki griff nach mir und erwischte die Bänder meines Oberteils. Zum Glück öffnete es sich nicht. „Was soll das?“, fragte ich etwas verärgert. Als ich mich umdrehte, sah er mich nur liebevoll an. Ich richtete mich auf und er ließ wieder los. Dann ergriff er einfach meinen Arm und zog mich ganz eng zu sich heran. „Akatsuki, was ist…?“ „Ich wollte dir danke sagen.“ „Wofür?“ „Dass du mit mir zusammen bist. Und den ganzen Mist mit mir mitmachst.“ „Das gehört nun mal dazu.“, lachte ich und schlang meine Arme um Akatsuki. Wieder konnte ich sein Herz hören. Es schlug schnell. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel Spaß gehabt und so tolle Sachen erlebt. Die Mädchen, die ich toll fand, wollten nämlich nie was von mir wissen. Du warst ja am Anfang auch so. Aber das hat sich ja zum Glück geändert.“ Irgendwie sprach er jetzt leiser. Ihn schien das irgendwie zu berühren. Er streichelte mir sanft durchs Haar. Es kam mir so vor, als wäre Akatsuki etwas verändert. „Bedrückt dich etwas?“, fragte ich vorsichtig. „Ich kann es dir ja doch nicht verschweigen.“ Er drückte mich fester an sich. „Meine Eltern haben angerufen. Ich soll am Ende des Jahres die Schule verlassen.“ Mein Gehirn schaltete sich aus. Ich konnte das nicht glauben. Ich konnte nicht denken und erst recht nichts sagen. Stattdessen liefen mir die Tränen übers Gesicht. Akatsuki bemerkte es und sah mich an. Durch einen Tränenschleier konnte ich ihn verschwommen sehen. „…Wieso…?“, brachte ich hervor. „Um ehrlich zu sein, weiß ich das nicht. Aber du kannst mir glauben, dass ich das absolut nicht will.“ Ich nickte und warf mich wieder an Akatsukis Oberkörper. „Ich will dich nicht gehen lassen und das werde ich auch nicht zulassen…“, heulte ich. „Beruhig dich doch. Ich werde doch nicht aus der Welt sein…“ „Aber du verlässt damit meine Welt!“, unterbrach ich ihn. Akatsuki sah mich erstaunt an und strich mir dann über die Wange. „Ich werde nach dem letzten Schultag mit zu deinen Eltern kommen. Die können dich mir doch nicht so einfach wegnehmen!“ Ich war jetzt sauer auf seine Eltern. Was bildeten die sich ein? „Die könnten sogar die Schule schließen lassen, wenn sie das wollten. Meine Eltern haben verdammt viel Einfluss. Ich hasse das.“ „Ich werde trotzdem mit ihnen reden.“ Akatsuki lächelte mich an. „Irgendwie wollte ich genau das hören.“ Er küsste mich. „Ich liebe dich, Sai.“ „Ich dich doch auch.“ Wir schwammen noch viele Bahnen und verdrängten einfach seine Eltern mit ihrer dummen Vorschrift. Als wir fertig waren, trockneten wir uns, schlüpften in die Badelatschen und gingen wieder nach oben. Kapitel 66: Dushing together ---------------------------- Unser Ziel war natürlich meine Wohnung. Beziehungsweise deren Dusche. Ich ging aber erstmal in mein Schlafzimmer, um mir Sachen zu holen. Ich weiß nicht wieso, aber in meinem Schrank hatte ich ein kleines Regal, auf dem Akatsukis Sachen lagen, die er mal vergessen hatte. Ich hatte sie gewaschen und dann in meinen Schrank gelegt. Komischerweise waren auch alle Kleidungsstücke vorhanden. Ich nahm für ihn eine Unterhose, eine Jeans und ein Hemd heraus. Akatsuki war schon ins Bad gegangen. Als ich dort ankam, drückte ich ihm die Sachen in die Hand. Ich selbst legte meine auf die Heizung. Dann nahm ich zwei Handtücher und legte sie griffbereit neben die Dusche. Ich stellte mich mit dem Rücken zu Akatsuki und öffnete das Band meines Oberteils auf dem Rücken. Da ich keine andere Wahl hatte, zog ich die Hotpants einfach aus und stieg unter die Dusche. Ich hörte das Rascheln von Akatsukis Hose und das darauf folgende Geräusch, als sie auf dem Boden landete. Ich machte schon mal das Wasser an, um die richtige Temperatur zu finden. Akatsuki stieg zu mir in die Dusche. Ich konnte seine Blicke auf meinem Körper spüren. Aber es war keine peinliche Situation. Es gefiel mir sogar. Dann bemerkte ich Akatsukis Hände die unter meinen Armen durchgriffen. Er ließ sie nach oben wandern, bis sie fanden, was sie suchten. Akatsuki berührte mich vorsichtig, als ob er Angst hätte, mir weh zu tun. Ich griff nach oben, wo die Shampoos und Duschgels standen und nahm zwei herunter. Ich stellte sie in Reichweite und ließ dann das Wasser über meinen Körper laufen. Akatsuki hatte losgelassen und ich drehte mich unvermittelt um, damit ich ihn nassmachen konnte. Er war überrascht und hatte damit nicht gerechnet. Ich lachte und dann stimmte er mit ein. Jetzt waren wir beide richtig nass und ich drehte das Wasser zu. Ich nahm eine der Flaschen. Shampoo. Ich machte einen Klecks von dem Zeug auf meine Handfläche und begann mir die Haare zu shampoonieren. Akatsuki nahm eine andere Flasche von dem Regal. Wieso hatte ich Männershampoo und Duschgel für Männer? Vielleicht, weil ich den Geruch geil und anziehen fand. Egal. Akatsuki schmierte sich das gut riechende Zeug in die Haare und begann es einzumassieren. „Weißt du, vielleicht bekommst du ja deine Massage doch noch.“, sagte er zu mir und griff nach dem Duschgel für mich. Er machte sich ebenfalls was auf die Handfläche und begann damit, meinen Rücken einzuschmieren. Er massierte meinen Rücken und ließ seine Hände meinen Rücken hinunterwandern. Von dort aus ließ er sie auf meinen Bauch gleiten. „Was… machst du?“, fragte ich verlegen. „Dein ganzer toller Körper muss doch eingeseift werden. Darfst du dann auch bei mir machen.“ Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. Akatsuki seifte mich komplett von oben bis unten ein. Ich nahm den Duschkopf und wusch mir erstmal das Shampoo aus meinen Haaren. Dann spülte ich den Seifenfilm, der sich auf meiner Haut gebildet hatte, weg. Jetzt war Akatsuki dran. Er spülte sich erstmal das Shampoo aus, weil es ihm sonst in die Augen gelaufen wäre. Ich schnappte mir das Duschgel für Kerle und machte mir etwas davon auf die Hand. Ich hatte mich zu Akatsuki umgedreht und begann damit, das Gel auf seinem Oberkörper zu verteilen. Ich machte es so, wie er vorhin bei mir und verteilte es auf seinem ganzen Körper. Ich nahm den Duschkopf, weil ich näher dran stand und gab ihn an Akatsuki weiter. Er spülte sich gründlich ab. Als er fertig war, nahm ich den Duschkopf und hängte ihn wieder ein. Akatsuki stieg aus der Dusche und nahm das für ihn bereitgelegte Handtuch. Ich folgte ihm und nahm ebenfalls eines. War gar nicht so schlimm, wie ich dachte. Irgendwie hatte es mir sogar gefallen. Ich rubbelte mich ab und schlüpfte in meine frischen Sachen. Als ich mir das T-Shirt über den Kopf zog, war Akatsuki schon dabei, sich die Haare trocken zu rubbeln. Ich bevorzugte den Fön. Nach einigen Minuten war ich endlich fertig und wir verließen gemeinsam das Bad. „Danke, dass du den Quatsch mitgemacht hast.“, sagte Akatsuki zu mir. „Ist doch kein Ding. Ich fand es im Übrigen ganz lustig und angenehm.“ Ich lächelte ihn an. Dann ging ich ins Schlafzimmer. „Das unter der Dusche war zwar angenehm, aber keine richtige Massage.“, sagte ich. „Gut. Wenn du eine richtige Massage willst, kannst du die haben.“ Ich legte mich mit dem Bauch auf das Bett und Akatsuki krabbelte über mich drüber. Er setzte sich an meine Seite und begann damit, meine Schultern durchzukneten. „Du bist ja echt verspannt.“, sagte er zu mir. Er ließ seine Hände über meinen Rücken wandern. Er bearbeitete mich quasi. Aber es war wirklich entspannend. Irgendwann schlief ich dann auch ein. Kapitel 67: Vorfreude --------------------- Als ich wieder aufwachte, lag Akatsuki schlafend neben mir. Ich drehte mich noch einmal um und döste noch ein wenig. Irgendwann wachte Akatsuki auf und ich sah ihn an. „Du könntest Masseur werden.“, sagte ich. „Das war so entspannend, dass ich eingeschlafen bin.“ „Nee. Ich will kein Masseur werden. Da müsste ich ja jeden anfassen, der sich auf meinen Tisch legt.“ Wir lachten und ich stand auf, um etwas zu Essen zu holen. In der Küche entschied ich mich für Obst. Ich wusch es ab, schälte und zerteilte es und tat dann alles in eine Schale. Mit der Schale ging ich zurück ins Schlafzimmer und setzte mich vorsichtig auf das Bett, um nichts fallen zu lassen. „Morgen Abend ist ja schon das Konzert!“, sagte ich und freute mich schon wieder. Ich stellte das Obst auf mein Bett und Akatsuki nahm sich etwas. Ich nahm mir auch was und bemerkte erst jetzt, was für einen Hunger ich eigentlich hatte. Musste am Schwimmen und Duschen gelegen haben. Ich stopfte mich regelrecht voll mit Obst und war immer noch nicht satt. „Ich hab eine tolle Idee.“, sagte ich. „Ich werde uns mal eine große Pizza bestellen.“ Damit stand ich auf und ging auf den Flur zum Telefon. Ich wählte und bestellte eine große Salamipizza und noch zwei Cola. Ich gab die Adresse an und mir wurde versprochen, dass der Pizzabote in weniger als einer halben Stunde da sein würde. Zufrieden betrat ich wieder meine Wohnung und ging zu Akatsuki. Dieser hatte inzwischen die Schale weggebracht und sich auf dem Bett ausgebreitet. Ich nahm Anlauf und sprang auf das Bett. Der Schwung reichte, um mich auf Akatsuki zu befördern. Dieser stöhnte, als ich nicht gerade sanft auf ihm landete. Ich grinste ihn frech an. „Ich wusste gar nicht, dass du so sprunghaft bist, meine Süße.“, sagte er zu mir. „Ich hatte einfach mal Lust zu springen. Ich bin so wahnsinnig aufgeregt!“ Ich rollte mich von ihm herunter und blieb neben Akatsuki liegen. „Damit wirst du mir noch den ganzen Tag in den Ohren liegen, hab ich recht?“, fragte Akatsuki und sah mich gespielt entnervt an. „Hm… Ja!“, sagte ich und wir lachten. „Damit die Zeit etwas schneller vergeht…“, begann Akatsuki und streckte seine Hände nach mir aus. Er kitzelte mich sanft, sodass es mehr ein Streicheln war. Doch dann wurden seine Bewegungen schneller und ich lachte. Es kitzelte unheimlich. Ich versuchte, mich zu wehren, aber Akatsuki hielt mich fest. Er schwang sich auf mich drauf und hielt meine Arme über meinem Kopf fest. Ich konnte mich nicht wehren, während er begann, mich liebevoll zu küssen. Von meinem Gesicht aus bewegte er sich weiter zu meinem Hals. Dann biss er zu. Ich zuckte in wohliger Erregung. Es fühlt sich als Vampir toll an, von einem Gleichgesinnten gebissen zu werden. Akatsuki leckte etwas an meinem Hals und dann waren die Bissspuren auch schon wieder verschwunden. Er sah mich an und seine Augen glühten rot. Ich setzte mich auf und Akatsuki nahm mich auf seinen Schoß. Ich legte meine Arme um ihn und führte dann meinen Kopf an Akatsukis Hals. Ich streckte meine Zunge aus und berührte vorsichtig die Stelle, die ich mir ausgesucht hatte. Dann küsste ich sie. Mein Verlangen konnte ich nicht mehr unterdrücken und biss nun zu. Auch Akatsuki zuckte etwas. Sein Blut hatte einen besonderen Geschmack. Irgendwie süß und kräftig zugleich. Als ich fertig war, ließ ich wieder von ihm ab. Akatsuki sah mich an. Dann stürzte er sich förmlich auf mich. Natürlich warf er mich dabei um und landete auf mir. Er küsste mich wild und ich schlang meine Arme um ihn. Akatsukis Hände strichen langsam über meinen Körper und er begann mich auszuziehen. Während er mich küsste, begann ich damit sein Hemd aufzumachen. Ich zog es ihm aus und warf es auf den Boden. Mein Shirt und mein Rock hatten sich schon dazugesellt. Akatsukis Hose hatte ich schon aufgemacht und beugte mich runter, um sie ihm auszuziehen. Er unterbrach das Küssen und ich warf die Hose auf die Erde. Akatsuki trug eine sexy Shorts und auch er betrachtete meine Unterwäsche begeistert. Er berührte meine Brust und ließ seine Hand von dort aus zu meinem Rücken wandern. Schnell hatte er den Verschluss meines BHs geöffnet und warf ihn ebenfalls auf die Erde. Dann zogen wir uns gegenseitig den Rest aus und begannen mit dem Spiel… Kapitel 68: Gute Nachrichten ---------------------------- Flitti schreckte auf. Nachdem Sai gegangen war, war sie wieder eingeschlafen. Sie schaute nach oben. Es war die Krankenschwester. Zero war gleich operiert worden, nachdem der Arzt eingehend ein Buch studiert hatte. Flitti musste im Wartezimmer bleiben, bis sie sie zu Zero ließen. „Du darfst jetzt zu Zero.“, sagte die Schwester und lächelte Flitti dabei an. Flittis Herz machte einen Sprung und sie stand auf. Jetzt durfte sie endlich zu ihrem Schatz. Es waren ungefähr zwei Stunden gewesen, die sie Zero operiert hatten. Zum Glück war die Schule so gut mit einem talentierten Arzt ausgestattet. Flitti öffnete vorsichtig die Tür und trat ein. Zero lag im Bett, angeschlossen an seltsame Maschinen. Sie setzte sich einfach wieder neben ihn und nahm behutsam seine Hand. Der Doktor betrat ebenfalls das Zimmer und schloss leise die Tür, bevor er zu Flitti ging. „Wie ist die OP verlaufen?“, fragte Flitti leise und gespannt. „Dank deiner Freundin hat Zero es überlebt. Durch den Angriff wurde er wahrscheinlich infiziert. Der Vampir war verseucht. Wenn wir diese Krankheit nicht gefunden hätten und sie sich weiter ausgebreitete hätte, wäre Zero vermutlich gestorben. Aber jetzt ist er außer Lebensgefahr.“ „Vielen Dank.“, sagte Flitti und Tränen der Erleichterung liefen ihre Wangen hinab. Sie drehte sich zu Zero und sah ihm lange ins Gesicht. Sie war mehr als froh, dass es ihm nun besser gehen wird. Wenn Zero aus dem Krankenzimmer entlassen wird, würden sie zusammen zu Sai gehen. Das konnte sie gar nicht wieder gut machen. Sai hatte Zero schon zweimal das Leben gerettet und Flittis auch schon. Vom Aussehen her könnte man Sai eher mit einem Todesengel als mit einem richtigen Engel vergleichen. Aber für Flitti war sie definitiv einer. Zero regte sich, nachdem der Doc wieder gegangen war. Flitti sah ihn gespannt an. Dann öffnete er seine Augen. „Flitti…“ Zero sah sie verschlafen an. Flitti freute sich, dass er ihren Namen gesagt hatte. Nach so einer schweren OP. „Und wie sieht’s aus?“ „Sehr gut. Du bist außer Lebensgefahr.“, sagte Flitti und freute sich. Zero schaute erleichtert drein. „Wie kam das?“ „Der Vampir war mit einer Krankheit infiziert und hatte sie auf dich übertragen. Dank Sai konnten sie dich jedoch retten.“ „Sai?“ „Ja. Sie hatte ein Medizinbuch. Dort stand etwas über die Symptome drin, nach denen sie mich gefragt hatte. Du hattest wohl sehr spezifische Symptome und ihr schien gleich etwas eingefallen zu sein. Sie rannte raus und war nach ungefähr einer Viertel Stunde wieder da. Der Arzt hat sich das angesehen und sofort die OP vorbereitet. Die hat so zwei Stunden gedauert. Aber das Wichtigste ist, dass es dir jetzt besser geht.“ „Sai… sie muss ein Engel sein. Sie hat mir schon zweimal da Leben gerettet.“ Flitti begann zu lachen. Zero sah sie verwirrt an. „Was ist? Klang das doof oder warum lachst du?“ „Ich habe vorhin gerade dasselbe gedacht. Deshalb.“ Flitti und Zero unterhielten sich noch eine Weile, bis die Schwester mit dem Schmerzmittel kam. Flitti verabschiedete sich von ihm mit einem Kuss. Dann zeigte das Schmerzmittel seine wohltuende Wirkung und Zero schlief ein. Er versank in einen traumlosen Schlaf. Kapitel 69: Deadstar Assembly live at Cross Academy!!! ------------------------------------------------------ Endlich war der Abend des Konzertes gekommen. Ich stand wie ein aufgescheuchtes Huhn vor dem Schrank und warf ein Outfit nach dem anderen auf mein Bett. Ich hatte sonst nie Probleme, mir irgendwelche passenden Klamotten zu einem Anlass rauszusuchen. Aber dieser Anlass war ja etwas ganz Besonderes. Irgendwann, so nach zwei Stunden, hatte ich etwas Passendes. Die Sachen waren alle schwarz mit roten Akzenten. Ich trug ein Trägerloses Top, das an der Brust einen breiten Bund hatte. Es schmiegte sich perfekt an meinen Körper an. Dazu hatte ich einen Faltenrock, der einige Ketten an der Seite hatte. Ich verzichtete auf eine Strumpfhose und zog meine Stiefel einfach so an. Ich ging ins Bad, um mich ganz fertig zu machen. Meine Haare ließ ich offen, steckte aber einen Haarreif hinein, der mit einer roten Rose verziert war. Etwas Make-up rundete das ganze optisch ab. Ich sah in den Spiegel und war mehr als zufrieden. Es klopfte. Ich ging zur Wohnungstür und machte auf. „Kaname. Was gibt’s denn?“ „Ich bringe dir schon mal zwei VIP-Karten vorbei. Ich schätze, dass Akatsuki nachher eh zu dir kommt. Dann kannst du ihm seine geben.“ Daraufhin drückte mir Kaname die Karten in die Hand und wollte gehen. Dann drehte er sich noch einmal kurz um. „Übrigens: Scharfes Outfit.“ Kaname ging. Ich stand da und bekam meinen Mund nicht mehr zu. Scharf? Hatte Kaname wirklich ‚scharf’ zu mir gesagt? Das musste eine Illusion sein. Ich schüttelte den Kopf und ging zurück zum Sofa, auf welches ich mich niederließ. Nach zehn Minuten klopfte es und Akatsuki trat ein. Ich stand auf, um ihm entgegenzugehen. „Mann, siehst du aber toll aus. Richtig rockig.“ Wir lachten. Akatsuki hatte sich irgendwie passend zu mir gekleidet. Er trug eine einfache schwarze Jeans, ein schwarzes Hemd mit weißer Krawatte, die locker gebunden war und eine schwarze Jacke drüber. An dieser befanden sich einige Ketten und Nieten. Ich holte die Karte hervor und drückte sie Akatsuki in die Hand. „Das Konzert beginnt erst in einer Stunde. Können wir mal zu Zero und Flitti gehen? Ich würde gerne wissen wollen, wie es Zero geht.“ „Klar.“, war Akatsukis kurze Antwort. Dann schnappte er sich meine Hand und wir verließen meine Wohnung. Auf dem Weg zum Krankenzimmer hängte ich mir stolz meine VIP-Karte um. Auf jeder schien der Name zu stehen. Wie cool. Vor der Krankenstation klopfte ich vorsichtig und die Schwester öffnete mir. „Ah. Sie müssen die Freunde von Flitti und Zero sein, stimmts?“, fragte sie uns gleich, bevor ich etwas sagen konnte. Ich nickte und wir traten ein. Im Bett lag Zero, aber von Flitti war keine Spur zu sehen. „Wo ist denn Flitti?“, fragte ich an die Schwester gewandt. „Sie ist sich ausruhen gegangen. Nachdem Zero wieder eingeschlafen war. Sie fand den Stuhl wohl unbequem.“ Doch in diesem Moment trat Flitti ein und sah uns verwundert an. „Sai? Akatsuki? Ich war gerade bei euren Wohnungen, aber ihr ward nicht da.“ „Da hatten wohl zwei Dumme den gleichen Gedanken.“, lachte ich. Flitti stimmte mit ein und Akatsuki schüttelte nur wissend den Kopf. „Sag mal, Flitti… Das Konzert fängt in weniger als einer Stunde an. Willst du mitkommen?“ „Ich weiß nicht…“, sagte sie. „Geh ruhig. Aber erzähl mir dann, wie es war.“ Wir drehten uns alle erschrocken zu Zero um. Er war aufgewacht. „Soll ich nicht lieber bei dir bleiben?“, fragte Flitti verunsichert. „Ich will dich ja nicht loswerden, aber du hast dich doch auf das Konzert so sehr gefreut. Dann solltest du auch hingehen.“ Flitti ging hinüber zu Zero und gab ihm einen Kuss. „Ich danke dir.“ „Hey Zero. Du kannst das Konzert auch sehen. Ichijou hat ne Kamera. Die stellt er am besten Platz auf und filmt dann in bester Qualität das Konzert. So haben wir hinterher auch noch was davon.“, erklärte Akatsuki. „Na spitze. Los, geh dich umziehen Flitti und schmeiß dich bloß nicht an einen von denen ran, klar?“, sagte Zero mit gespielter ernster Miene. „Klar, mein Süßer.“ Wir verabschiedeten uns von Zero und ich ging mit Flitti zusammen zu ihrem Zimmer. Akatsuki wollte zu den anderen gehen und wir trafen uns mit ihm vor dem Haus „Mond“. In Flittis Wohnung angekommen, gingen wir gleich in ihr Schlafzimmer. Dort öffnete sie den Schrank. Sie stellte mir fünf verschiedene Outfits vor. Ich bewertete sie und wählte schließlich das Passende aus. Scheinbar mochte sie Korsetts, denn jedes Outfit enthielt ein andersfarbiges Korsett. Dann verschwand sie schnell im Bad, um sich noch etwas zu schminken und sich die Haare zu machen. Als sie fertig war, sah sie bestimmt genauso scharf aus, wie ich. Wir beeilten uns in die Empfangshalle zu kommen. Dort warteten bereits die anderen. Auch Akatsuki. Der hatte wahrscheinlich keinen Bock gehabt, allein vor dem Haus zu warten. Alle Night Classler sahen klasse aus. Sogar Kaname hatte sich mal was ganz neues getraut. Wir liefen zu ihnen und wollten dann gehen. Vom Haus aus konnte man schon die Bühne sehen. Die Lichter strahlten grell in den schwarzen Nachthimmel. Auf dem Gelände angekommen, waren wir alle überrascht, wie viele Day Classler die Cross Academy hatte. Vor der Bühne war alles voll. Jedenfalls sah es von unserem jetzigen Standpunkt so aus. Als wir näher kamen, sahen wir den VIP-Bereich direkt vor der Bühne. Davor standen einige Bodyguards. Wir zeigten ihnen unsere VIP-Ausweise und sie ließen uns ohne ein Wort passieren. Ich hatte mich kaum noch unter Kontrolle. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Ich war so hibbelig, dass ich Flitti mit meiner Aufregung ansteckte. Oder sie war schon vorher so. Jedenfalls machte ich es noch schlimmer bei ihr. Wir hatten uns die besten Plätze vor der Bühne ausgesucht. Ich hatte einen guten Blick. Cygnus fummelte bereits an seinem Schlagzeug herum. Von den anderen war noch nichts zu sehen. Nach fünf Minuten kam Skuz und machte sich ebenfalls an seinem Keyboard zu schaffen. Fehlten noch drei. Die ließen jedoch auch nicht mehr lange auf sich warten. Als erster kam Dreggs mit seiner Gitarre und es folgte ihm Dearborn. Schon jetzt fing mein Herz an wie wild zu schlagen. Dann kam der, auf den vermutlich alle gewartet hatten. Als Dro die Bühne betrat, brach ein wahnsinniger Applaus und Jubel los, der stärker war, als bei Dearborn oder den anderen Jungs. Flitti und ich schrieen im Chor: „DROOOO!!!“ und er sah tatsächlich zu uns herunter. Ich wurde rot, aber es war mir egal. Er winkte uns sogar zu und ging dann in seine Position. Als erstes spielten sie „Send Me An Angel“. Der Bass war spitze. Das lag aber nicht nur daran, dass Dro ihn spielte. Darauf folgte mein Lieblingssong. „Killing Myself Again“. Ich sang, beziehungsweise schrie, mit. Auch Flitti war absolut in einer Trance. Darauf folgten „Dejected“, „Insurrection“, „Naive“, „Pale Blue“, „Darker Now“ und „Serial“. Als Zugabe spielten sie „And Ashes Will Fall“. Das Konzert war der Hammer. Nach den Songs sollte es die Autogramme geben. Flitti und alle anderen auch rannten los zu, Autogrammstand. Ich jedoch nicht. Der Grund war, das Dro noch auf der Bühne war und an seinem Bass herumspiele. Er spielte auch noch einige Akkorde. Ich beobachtete ihn und irgendwann bemerkte er es. Dro kam an den Rand der Bühne auf mich zu. Er sah mich an. Ich jedoch sah mich nur verwirrt um, ob er nicht jemand anderes ansah. „Warum holst du dir keine Autogramme, wie die anderen auch?“ „Weil ich von dir eines will und du ja immer noch hier bist.“, brachte ich hervor. Dann bückte sich Dro zu mir herunter und hielt mir seine Hand hin. Schüchtern ergriff ich sie und er zog mich auf die Bühne. Er ließ meine Hand aber nicht los, sondern zog mich hinter sich her. Die Gitarre hatte er immer noch in der anderen Hand. Er eilte mit mir von hinten an den Autogrammstand. „Geh schon ma Backstage. Oder hol erst noch deine kleine Freundin, mit der du vorhin meinen Namen geschrieen hast. Wir kommen dann nach.“ Mit diesen Worten setzte sich Dro an seinen Platz und begann damit, Autogramme zu verteilen. Ich erblickte Flitti in der Masse und winkte sie zu mir ran. „Was ist?“, fragte sie. „Dro hat uns beide gerade Backstage eingeladen…“, sagte ich immer noch total verwirrt. Flitti schlüpfte unter der Absperrung durch und wir gingen hinter die Bühne. Uns standen zwei Bodyguards im Weg. „Unbefugten ist der Zutritt hier verboten.“, sagte der eine und baute sich noch mehr vor uns auf, als er ohnehin schon groß war. „Dro hat Flitti und mich hier hinter geschickt. Geht ihn doch fragen.“, entgegnete ich. Einer der beiden Kolosse machte sich auf den Weg. Als er zurückkam, formte er mit Daumen und Zeigefinger ein Okay. Wir durften dann endlich rein. Ich schob den Plastikvorhang zur Seite und wir traten ein. Es war ein großes Zelt. Und an Luxus fehlte es definitiv nicht. In der Mitte stand ein großer Tisch, der über und über mit Alkoholflaschen bedeckt war. Am deutlichsten stach das viele Jägermeister hervor. Um den bedeckten Tisch standen zwei Sofas und einige Sessel. An einem Stromversorger hing doch tatsächlich ein Kühlschrank. Flitti und ich setzten uns auf eines der Sofas. Dieses war nicht mit Flaschen bedeckt. Tja, DSA schien nicht viel von Ordnung zu halten. Aber egal. Solange die Musik gut war und das war sie ganz sicher. „Wie es aussieht, werden wir hier noch ne ganze Weile warten müssen. Wenn die wirklich jedem ein Autogramm geben wollen.“, sagte Flitti. „Stimmt. Aber das hier erlebt auch nicht jeder, oder?“, grinste ich. „Und da lohnt es sich doch auch mal ein bisschen zu warten.“ Wir unterhielten uns noch sehr lange. Nach ungefähr einer Stunde hörte ich das Rascheln des Vorhanges und die Jungs kamen endlich herein. „Hallo, ihr beiden!“, begrüßte uns Dro, als wären wir schon langjährige Freunde. Er hatte die Gitarre immer noch in den Händen. „Wer seid denn ihr zwei Hübschen?“, fragte Dearborn, als er uns gesehen hatte. „Das ist Flitti Nevermind und ich bin Sayuki Tahoma. Aber meine Freunde nennen mich Sai. Könnt ihr auch machen.“ „Schön, euch kennen zu lernen.“, sagte Dreggs und kam auf uns zu, um uns die Hand zu schütteln. Auch Cygnus und Skuz kamen zu uns herum. Cygnus jedoch sah nicht richtig fit aus. „Ich hau mich in den Wohnwagen. Sonst bin ich morgen Brei.“, entschuldigte sich Cygnus und verschwand hinter dem Zelt. Ich schaute ihm nach und dann bemerkte ich, dass sich Dearborn, Dreggs und Skuz in Flittis Nähe gesetzt hatten. Nur Dro setzte sich in den Sessel neben mir. „Hier. Die ist für dich.“ Damit drückte er mir die Gitarre in die Hand. „Alle haben hier unterschrieben und ne kleine Signatur dazugemalt, siehst du?“ „Die… willst du mir einfach so schenken?“, fragte ich völlig geplättet. „Warum denn nicht? Wenn du auf die Autogramme der anderen verzichten wolltest, nur um meines zu bekommen, fühle ich mich geehrt.“ Ich lachte. Irgendwie fand ich das niedlich. Dro hatte ungefähr meine Größe. Durch die Absätze an seinen Schuhen war er ungefähr noch zehn Zentimeter größer. Obwohl er sieben Jahre älter war als ich, sah er nicht älter aus, als die anderen aus der Night Class. Er würde prima da hineinpassen. „Ich glaube, ich sollte die Gitarre erstmal in Sicherheit bringen. Ich schaff sie schnell in mein Zimmer.“, sagte ich und stand auf. „Kann ich mitkommen? Ich würde mir gerne mal euer Haus ansehen.“, fragte Dro. Die anderen bemerkten gar nicht, dass Dro und ich gegangen waren. Auf dem Weg zum Haus drückte ich die Gitarre ganz fest an meinen Körper. Ich wollte nicht, dass ich sie vielleicht noch fallen lasse oder so. Dro bemerkte es, sagte aber nichts, sondern lächelte nur. Wir waren im Haus angekommen und jetzt lief Dro hinter mir her. Ich ging auf die Treppe zu und ging sie mit meinem federnden Schritt hinauf. Mein Zimmer war schon nah. Ich öffnete die Tür, damit Dro eintreten konnte. „Ist ja richtig nobel hier.“, sagte er, nachdem er sich umgesehen hatte. Ich sagte nichts weiter, sondern ging einfach in mein Schlafzimmer und legte die Gitarre in die Mitte meines Bettes. Als ich wieder aus dem Zimmer trat, war Dro nicht zu sehen. Ich wollte in die Küche, um mir was zu Trinken zu holen. Vom Schreien war meine Kehle ganz trocken. Doch ich war nicht allein in der Küche. Dro stand vor dem geöffneten Kühlschrank und stand wie vom Donner gerührt da. Vor ihm auf dem Boden lag eine verschlossene Blutkonserve. „Was hast du hier zu suchen?“, fragte ich ihn. „Ich… war nur neugierig, was für Alkohol jemand wie du trinkt. Aber das in dem Beutel da ist kein Alkohol, habe ich recht?“ „Stimmt. Das ist Blut.“ Jetzt sah er mich an, als wäre ich verrückt geworden. „Blut? Aber heißt, dass… das kann nicht sein. Vampire gibt es nur in Legenden.“ Ich grinste und entblößte dabei meine Fangzähne. „Glaubst du.“, sagte ich grinsend. Ich ging auf den Kühlschrank zu und legte die Konserve wieder hinein. „So darf man doch nicht mit Blut umgehen.“, tadelte ich ihn. Dro ging ins Wohnzimmer und ich hinterher. Er war zum Fenster gegangen. Als ich mich ihm näherte, bemerkte ich, dass seine Aura seltsam angespannt war. Ich stellte mich neben ihn. „Was willst du jetzt tun? Jemandem erzählen, dass ich ein Vampir bin?“, fragte ich mit einem seltsamen Unterton. „Nein. Würde mir ja eh keiner glauben.“ Dro stellte sich vor mich, mit dem Rücken zur Tür. Dadurch wurde ich gegen das Fenster gedrückt. „Würdest du mich auch zu einem Vampir machen?“ Sein Kopf war ganz nah an meinem Ohr. „Niemals!“, sagte ich mit kräftiger Stimme. „Warum nicht?“ Dros Gesicht war jetzt ganz nah an meinem. Dann hörte ich wie die Tür geöffnet wurde. „Sai? Bist du da…?“ Es war Akatsuki. Dann erblickte er Dro und mich. Vermutlich dachte er, dass Dro mich küsste oder so etwas. „Lass deine Pfoten von ihr, du Freak!“, rief er und im nächsten Augenblick wurde Dro von mir weggezerrt. In einem Kampf gegen Akatsuki hätte er kaum eine Chance, weil Dro ungefähr einen Kopf kleiner war, als mein Großer. Ich ging auf Akatsuki zu und legte ihm beruhigend meine Hände auf seine Schulter. Ich spürte auch seine Aura. Sie war aufgebracht und wütend. „Akatsuki, ist schon gut. Es ist nichts passiert. Das war ein Missverständnis. Und du weißt, dass ich nicht lüge.“ Jetzt beruhigte sich Akatsukis Aura und er sah mich an. Ich lächelte ihm zu und er kam wieder runter. „Ich gehe jetzt besser.“, sagte Dro. „Soll ich dir nicht noch verraten, warum ich dich nicht beißen wollte?“, fragte ich Dro. Dieser nickte. Ich erklärte ihm die ganze Sache mit dem Level E und wie es ihm dann ergehen würde. „Wow, das ist ja heftig. Tut mir leid, dass ich dich belästigt habe. Ich mach das wieder gut. Komm bitte mit mir.“ Und zu Akatsuki gewandt: „Du kannst auch mitkommen, wenn du mir nicht vertraust.“ Dro verließ meine Wohnung und zusammen mit Akatsuki folgte ich ihm. Wir gingen wieder zurück zum Zelt, wo Flitti immer noch mit Dearborn und den anderen redete. Scheinbar hatten sie gerade Telefonnummern ausgetauscht. Flitti hatte auch schon einige Sachen abgegriffen. Dro nahm mich mit zu seinem Wohnwagen. Akatsuki blieb vor dem Wohnwagen stehen. Ich trat ein und war absolut nicht überrascht, dass es hier unmöglich aussah und überall Jägermeisterflaschen herumlagen. Dro ging zu seinem Schrank und holte zwei von seinen Shirts heraus. Diese drückte er mir in die Hände. Ich schaute ihn nur verdutzt an, sagte aber nichts. Er suchte auf einem Tisch etwas. Es war ein weißer Edding. Damit unterschrieb er auf den Shirts. Dann bückte er sich und hob eine Jägermeisterflasche auf und unterschrieb ebenfalls darauf. Diese legte er oben auf die Shirts. „So. Ich hoffe, dass das als Entschuldigung reicht. Moment, eins noch…“, sagte Dro. Er ging hinüber zu einem CD-Player und griff nach zwei CDs. Dann drehte er sich zu dem Fernseher und nahm zwei DVDs. Dark Holes Session I und II. Geil, dachte ich. Auf diesen Dingen unterschrieb er ebenfalls und legte sie auf den Stapel, den ich in der Hand hatte. In eine der CDs hatte er einen kleinen Zettel gesteckt. „Klasse. Dann hab ich endlich was Vernünftiges für meine Vitrinen.“, lachte ich und Dro lachte mit. „Seid ihr fertig?“, rief Akatsuki ungeduldig in den Wohnwagen. Ich bedankte mich mehrmals bei Dro und verließ den Wohnwagen. Flitti war gerade dabei, sich von Dearborn und den anderen zu verabschieden. Auch sie hatte die CDs und DVDs in den Händen. Und zwei oder drei Sachen von Dearborn und signierte Drummsticks von Cygnus, der wieder bei den anderen saß. Er schien ausgeschlafen zu haben. Wir verabschiedeten uns von den anderen. Dro kam noch mal auf mich und Flitti zu. „Wir werden noch ungefähr zwei Tage hier bleiben. Besucht uns ruhig ma wieder.“ „Klar!“, antworteten wir im Chor. Akatsuki schaute nur genervt drein und wir verließen endlich das Zelt. Dann tauschten Flitti und ich uns aus, was wir bekommen hatten. Netterweise schenkte sie mir eine von Dearborns Jacken und im Gegenzug gab ich ihr die signierte Jägermeisterflasche. Endlich kamen wir wieder am Haus an und traten ein. Ich verabschiedete mich von Flitti und ging mit Akatsuki zusammen in meine Suite. Er öffnete mir die Tür, weil ich ja die Hände voll hatte. Ich legte die Sachen auf das Sofa und ging ins Schlafzimmer, um mir etwas Bequemeres anzuziehen. Akatsuki blieb im Türrahmen stehen und sah mir beim Umziehen zu. Als ich fertig war, ging ich auf ihn zu. „Hör auf so böse zu gucken. Was genau hast du eigentlich?“, fragte ich sanft. „Ich mag den Typ nicht.“ „Du sollst ihn ja nicht heiraten, oder so.“, lachte ich. Auch Akatsuki konnte ich ein Lächeln abgewinnen. „Werde ich bestimmt nicht. Aber dich vielleicht.“ Jetzt grinste er wie immer und ich war erleichtert. „Bock auf Kuscheln?“, fragte ich ihn frech. „Immer doch.“, antwortete er und schob mich mit sanfter Gewalt zum Bett. Bevor er sich auf mich draufwerfen konnte, krabbelte ich schnell zur Mitte des Bettes. Akatsuki kam hinterher und legte sich neben mich nieder. Ich drückte mich an Akatsuki ran und er schlang seine Arme um mich. „Hast du wirklich geglaubt, dass ich was von Dro will?“, fragte ich nach einer Weile. „Du nicht. Aber, dass er was von dir will.“, murmelte er. „Du bist süß, wenn du beleidigt bist. Aber ich kann dir eines versichern: Dro wäre mir viel zu klein gewesen. Ich brauch einen großen Kerl wie dich, mein Süßer.“ Akatsuki sah mich erstaunt an und küsste mich dann fast dankbar. Ich kuschelte mich wieder enger an ihn heran und irgendwann schlief ich in seinen Armen ein. Kapitel 70: Flittis Fehler -------------------------- Flitti hatte sich von Sai und Akatsuki verabschiedet und war, nachdem sie die geschenkten Sachen in ihr Zimmer gebrachte hatte, gleich zu Zero geeilt, um ihm alles zu erzählen. Flitti klopfte am Krankenzimmer und trat ein. Sie setzte sich auf den Stuhl vor Zeros Bett. „Hallo, meine süße Maus. Und? Wie war das Konzert?“, fragte Zero gleich. „Super!“, antwortete Flitti und begann ihm alles zu erzählen. Als sie fertig war, strahlte sie. „Na hoffentlich hat Ichijou alles so aufgenommen.“, sagte Zero. „Ich werde ihn später mal fragen. Und wie geht es dir?“ „Besser. Das Schmerzmittel ist ein geiles Zeug.“, sagte Zero und grinste. Flitti sah ihn nur entsetzt an. „Schau nicht so. Ich meine das nicht so, wie ich es gesagt habe. Ich meine, dass das Schmerzmittel gut hilft. Ich habe es nur unglücklich ausgedrückt.“, sagte Zero beruhigend. Flitti begann zu lachen. „Schon kapiert. Ich werde jetzt gehen und mich ins Bett hauen. So ein klasse Konzert macht leider auch müde.“ Sie gab ihm einen Kuss. „Ich bin dann morgen wieder da, Süßer. Schlaf gut.“ „Du auch.“ Flitti stand wieder auf und verließ das Zimmer. Langsam und müde ging sie zu ihrer Wohnung. Sie trat ein und warf die Tür unachtsam ins Schloss. Sie ging ins Schlafzimmer und sah die Sachen, die sie vorhin geschenkt bekommen hatte. Sie bewunderte Dearborn schon seit sie DSA kannte. Doch dann fiel ihr Blick auf den schwarze Hasen, den Zero vor dem Vorfall für sie gewonnen hatte. Das erwärmte ihr Herz. Sie räumte die Sachen weg, zog sich um und legte sich ins Bett. Sie schnappte sich Bloody Bunny (so hieß der Hase jetzt, weil er etwas von Zeros Blut abbekommen hatte) und drückte ihn ganz eng an sich. Mit dem Hasen im Arm schlief sie ein. Vorher beschloss sie aber, dass sie am nächsten Tag noch mal runter zu den Jungs von DSA zu gehen. Sie wollte sich auch mal mit Dro unterhalten, nachdem Sai ihn ja die ganze Zeit beschlagnahmt hatte. Dann schlief sie tief und fest und träumte von ihrem Zero. Am nächsten Abend stand sie auf und zog sich an. Im Bad machte sie sich frisch und dann verließ sie ihre Wohnung, um zu Dro zu gehen. Als sie am Zelt ankam, hörte sie laute Musik und Gelächter. Sie schob den Vorhang zur Seite und war überrascht. Bei den Jungs saßen ungefähr noch drei Weiber aus der Day Class. Jedoch nur bei Dreggs und Cygnus. Flitti konnte das irgendwie nicht verstehen, war aber froh, dass keine von denen bei Dearborn oder Dro saßen. „Hi Flitti! Schön dich zu sehen.“, begrüßte sie Dro. „Lass uns ne Runde übers Gelände gehen. Hierauf hab ich keinen Bock mehr.“ Dro schnappte sich Flitti und gemeinsam verließen sie das Zelt voller Lärm. Auf dem Gelände war es angenehm ruhig. Sie gingen an dem Waldstück vorbei. „Bist du auch ein Vampir?“, fragte Dro plötzlich. „Woher…? Ach egal. Ja, ich bin auch ein Vampir. Aber noch nicht allzu lange.“ „Wer hat dich gebissen?“ „Mein Freund Zero. Er wurde als Kind mal gebissen und durch Sais Blut wurden er und ich zu vollwertigen Vampiren. Ohne sie hätten wir als Level E geendet.“ „Sai hat mir darüber was erzählt. Warum eigentlich durch ihr Blut?“ „Weil Sai ein Reinblüter ist und wenn ein fast Level E dieses Blut bekommt, wird er zu einem normalen Vampir.“ „Verstehe.“ Dro kratzte sich am Hals. Leider etwas zu derb, denn ein kleiner Blutstropfen wurde sichtbar. Flitti registrierte es. Verdammt, dachte sie. Die Bluttabletten sind okay, aber es geht doch nichts über richtiges Blut. Sie blieb stehen und löste damit aus, dass Dro ebenfalls stehen blieb. „Was ist?“, fragte er und ging auf sie zu. Flitti reagierte blitzschnell. Sie packte Dro, drückte ihn gegen einen Baum und hielt ihn an den Schultern fest. „Was soll das?“, rief er empört. Flitti näherte sich seinem Hals und ließ ihre Fangzähe aufblitzen. Dann versenkte sie sie in Dros Hals. Er schrie vor Verwunderung kurz auf. Flitti saugte etwas von seinem köstlichen Blut. Dann ließ sie von ihm ab. Dro sah sie nur erschrocken an. „Tut mir leid. Ich bin nun mal ein Vampir.“, entschuldigte sich Flitti und grinste. Das Blut hatte sie benebelt. Doch nach wenigen Momenten wurde sie wieder klarer im Kopf. Ich Gesicht veränderte sich schlagartig. Sie hatte Dro gebissen und jetzt würde er auch ein Level E werden. Geistesgegenwärtig schnappte sich Flitti Dros Hand und schleifte ihn mit sich. „Wo willst du mit mir hin? Zu deinen Freunde, damit die mich auch leer lutschen können?“, fragte Dro, nachdem er sich von dem Schock erholt hatte. „Ich bringe dich zu Sai. Du musst was von ihrem Blut trinken, sonst wirst du ein Scheusal.“ Nach wenigen Minuten waren sie im Haus „Mond“. Flitti rannte die Treppe hoch und ließ Dro dabei nicht einmal los. Als sie bei Sais Zimmer angekommen waren, klopfte sie. Kapitel 71: Und wieder muss ich meinen Hals hinhalten... -------------------------------------------------------- Warum haben die Leute die dumme Angewohnheit, immer dann zu klopfen und zu stören, wenn es am Schönsten war? Ich drehte mich zu Akatsuki. Er war wie ich durch das Klopfen wach geworden. „Ich geh schon…“, sagte ich entnervt und schwang meine Beine aus dem warmen und bequemen Bett. Ich hatte kurze Sachen an und wer auch immer vor der Tür stehen mochte, hatte wenigstens etwas zu gucken. Ich öffnete die Tür. „Flitti? Dro? Was macht ihr denn hier?“ Dann registrierte ich, dass Dro seine Hand an seinen Hals gedrückt hatte und Blut zu sehen war. „Ich hab was ganz Dummes gemacht.“, sagte Flitti und blickte schuldig drein. „Aber wirklich!“, pflichtete ich ihr bei. Ich trat zur Seite und ließ die beiden rein. „Bitte Sai. Hilf mir noch einmal aus der Klemme. Lass dich von Dro beißen und ihn dein Blut trinken.“ „Ich soll sie beißen?“, fragte Dro erschrocken. „Bin ich hier ein netter Blutspender, oder was? Ich kann mein kostbares Blut doch nicht jedem geben!“, fuhr ich sie an. „Aber Dro ist doch so was wie ein Idol für dich oder? Willst du dein Idol etwa später mal in der Zeitung sehen, wie er wegen Mehrfachmordes verhaftet wird?“, fragte Flitti. „Natürlich nicht. Aber sei doch mal ehrlich. Würdest DU jedem dein Blut geben? Außerdem muss ich noch Akatsuki fragen. Immerhin ist er mein Freund und er hat da auch ein Wörtchen mitzureden.“ „Wenn er dein Idol ist, kann er dich doch beißen.“ Akatsuki war aus dem Schlafzimmer gekommen. Er bot wie immer einen tollen Anblick. Sein Hemd war offen und er lehnte lässig in der Tür. Seine Haare waren zwar verstrubbelt, aber das fand ich süß. „Ist das dein Ernst?“, fragte ich ungläubig. „Klar. Ich habe nicht unbedingt was dagegen. Level E nerven und wir haben schon genug am Hals. Wegen Leuten, die sich nicht zusammenreißen konnten.“ Flitti sah schuldbewusst zum Boden. Ich stöhnte. „Okay. Dann komm her Dro.“ Ich ging zum Sofa und setzte mich. Meine Haare strich ich zur Seite, damit mein Hals frei war. „Da würde ich jetzt auch gerne reinbeißen.“, sagte Akatsuki und grinste. „Du weißt gar nicht, was das für ein Privileg ist, meine Freundin zu beißen. Für einen Vampir ist das fast so was wie Fremdgehen.“, sagte er an Dro gewandt. Dro sah in diesem Moment richtig schüchtern aus. Das war nie seine Art, aber bis jetzt hatte er ja auch noch niemals jemanden gebissen. Er kam langsam auf mich zu und setzte sich so neben mich, dass unserer Gesichter einander zugewandt waren. Ich konnte sehen, dass er schluckte. Dann führte er seine Hand unter mein Kinn und hob es vorsichtig an. Sein Kopf kam näher und war schließlich an meinem Hals. Ich konnte gerade noch sehen, wie seine Eckzähne länger wurden, als er den Mund ein Stück öffnete. Dann war er aus meinem direkten Blickfeld verschwunden und ich wartete auf den kurzen Schmerz, der unweigerlich folgen würden. Und wie angekündigt kam er auch. Ich spürte, wie Dro mein Blut trank. Nach wenigen Augenblicken ließ er von mir ab. Er sah mich an. Sein Mund war blutverschmiert. Sein Blick sah dankbar und erleichtert zugleich aus. Ich streckte meine Hand aus und wischte ihm etwas von dem Blut ab. Ich leckte es von meinem Finger. Mein Blut war echt umwerfend. „Geh dir lieber das Blut abwaschen. Da ist das Bad.“ Ich deutete mit der Hand auf die Badtür und Dro folgte meiner Bewegung. „Ich danke dir, Sai. Ich weiß, dass ich das nicht hätte tun sollen. Aber er hatte sich am Hals gekratzt und dann kam ein Tropfen Blut. Ich hatte die Schnauze voll von den Bluttabletten und wollte zur Abwechslung mal wieder richtiges Blut haben.“, sagte Flitti. Ich winkte ab. „Schon gut. Jeder macht mal Fehler. Dir ist schon verziehen.“ Ich lachte und Flitti ebenfalls. Akatsuki grinste jetzt nicht mehr. Ihm hatte es irgendwie wehgetan, dass ein anderer Kerl mich gebissen hatte. Selbst mit seiner Erlaubnis. Dro kam wieder aus dem Bad. „Danke, Sai. Ich bin dir was schuldig. Aber ganz gewaltig.“, sagte er. „Schon gut. Irgendwann kannst du dich sicher revanchieren.“, sagte ich. Dann verließ Dro meine Wohnung. Als er weg war, wandte ich mich zu Flitti. „Warum warst du eigentlich nicht bei Zero?“ „Da wollte ich später hin. Ich dachte, wenn DSA heute noch da ist, müsste ich die Gelegenheit doch nutzen, oder?“ „Schon okay. Geh jetzt besser zu Zero. Und erzähl ihm ruhig, was du getan hast. Er hat ein Recht darauf, es zu erfahren.“ Flitti nickte und verließ den Raum. Das würde nicht leicht werden. Aber sie würde es schaffen. Wenn sie nur genug Vertrauen ineinander hatten. „Kommst du wieder ins Bett?“, fragte mich Akatsuki, der immer noch wartend in der Schlafzimmertür stand. Ich gähnte. „Aber selbstverständlich, mein sexy Freund.“, lachte ich und ging auf ihn zu. Akatsuki legte seine Hand auf die Stelle an meinem Hals, wo Dro mich gebissen hatte. Die Wunde war schon geschlossen. „Der hat sich aber eine gute Stelle ausgesucht. Dieser Freak.“ „Sag doch so was nicht. Er ist doch eigentlich ganz nett. Ich dachte, du magst die Musik von DSA auch?“ „Tu ich auch. Aber deswegen muss ich die Typen selbst ja nicht unbedingt mögen, oder?“ „Schon verstanden.“, sagte ich. Ich hob meinen Kopf, um ihn zu küssen. Dann umarmte mich Akatsuki und zog mich mit sich ins Schlafzimmer. Dort packten wir uns wieder unter die Decke. Heute würden wir den ganzen Tag im Bett verbringen. Ich freute mich darüber irgendwie. Ich rutschte an Akatsuki ran und legte meine Hände auf seine Schultern. Ich zog ihm schnell das Hemd aus. „Das stört.“, sagte ich, als er mich fragend ansah. „Und jetzt du.“, sagte er und sah mich dabei ernst an. Dann schnellten seine Hände vor und er zog mir mein Shirt über den Kopf. Ich trug aber noch meinen BH darunter und das sollte sich jetzt auch nicht ändern. Bevor er mir noch mehr ausziehen konnte, drückte ich mich an seinen gut gebauten Oberkörper. Akatsuki legte seine Arme um mich und ich begann zu dösen. Irgendwann hörte ich das leise rhythmische Atmen von Akatsuki. Kurz darauf war auch ich eingeschlafen. Kapitel 72: Flittis Geständnis ------------------------------ Wie sollte sie ihm das erklären? Zero würde das bestimmt nicht gefallen. Aber Sai hatte recht. Sie musste es ihm erzählen. Sie klopfte am Krankenzimmer. Zero saß aufrecht in seinem Bett, als sie eintrat. „Hey, Süße! Ich darf jetzt endlich die Station verlassen. Ist das nicht geil?“, rief Zero ihr fröhlich zu. Flitti hatte etwas Schuldgefühle und sah deshalb nicht wirklich froh aus. Aber sie gab ihr Bestes um ein Lächeln zustande zu bringen. „Toll! Dann muss ich nicht mehr so weit laufen, um meinen Schatz zu sehen.“, sagte sie und ging zu Zero. „Wo sind deine Sachen?“ „Dort im Schrank.“, erwiderte er und deutete auf den Schrank. Flitti ging hin und öffnete ihn. Sie holte seine Sachen heraus und half Zero dann sie anzuziehen. Als sie fertig waren, verabschiedeten sie sich vom Arzt und den Schwestern. Flitti stützte Zero etwas, als sie zu seiner Wohnung gingen. Sie öffnete die Tür und beide traten ein. Ihr Ziel war das Schlafzimmer, weil der Arzt noch sagte, dass Zero trotzdem Bettruhe bräuchte. Flitti half Zero sich umzuziehen und ins Bett zu legen. „Mann, ist das schön, wieder in seinem eigenen Bett zu liegen.“ Er betrachtete Flitti. „Was hast du? Bedrückt dich etwas?“ „Ja. Ich liebe dich wirklich Zero und ich will dir nichts verheimlichen.“ „Na sag schon. Ich werde dir ja wohl kaum böse sein können.“ Zero legte beruhigend eine Hand auf Flittis Arm und sah sie eindringlich an. „Ich war heute Abend bei den Jungs von DSA. Sie haben gefeiert. Dro war es zu laut und er wollte eine Runde mit mir laufen. Ich habe eingewilligt. Jedenfalls hat er sich am Hals gekratzt und etwas Blut lief. Ich konnte nicht widerstehen und biss ihn. Aber wir konnten das Schlimmste abwenden. Sai hat freundlicherweise noch mal ihren Hals hingehalten.“ „Verstehe. Ich bin dir jedenfalls nicht böse. Warum auch? Hat sein Blut wenigstens geschmeckt?“ Zero lachte, aber Flitti konnte es im ersten Augenblick gar nicht verstehen, dass Zero das so leicht nahm. Dann freute sie sich darüber. „Ging so. Deins ist besser.“ Und wie zur Bestätigung näherte sich Flitti Zeros Lippen und küsste ihn. Dann biss sie vorsichtig in seine Lippe. Der Kuss schien gar nicht zu enden und beim Küssen stieg Flitti auf das Bett. Zero trug nur ein Hemd und eine Hose. Vermutlich noch eine Unterhose. Flitti zog ihm das Hemd herunter, während Zero ihr das Shirt über den Kopf zog. Flittis Rock und Zeros Hose machten es sich auf dem Boden gemütlich und blieben nicht lange allein. Flittis Hotpants, ihr BH und Zeros Unterhose gesellten sich dazu. Zero brauchte zwar Bettruhe, aber immerhin war er im Bett. Das mit der Ruhe würde später kommen. Jetzt war erstmal Spaß angesagt. Und den hatten Zero und Flitti definitiv. Kapitel 73: Unverzeilich ------------------------ Am nächsten Tag, nachdem ich aufgestanden war, schaute ich aus dem Fenster. Der Himmel war eine einzige graue Masse. Sie hatten für die nächsten Tage einen schweren Sturm angekündigt. Als ich so am Fenster stand, kam plötzlich Akatsuki von hinten an und umarmte mich. „Ich dachte, du schläfst noch.“, sagte ich und drehte mich in seinen Armen zu ihm hin. „Nö. Ohne dich ist es doch eh langweilig im Bett.“ Er küsste mich. Dann sah er ebenfalls nach draußen. „Kaname meinte, wenn der Sturm schlimm ist, müssen wir nicht in die Schule. Cool, was?“ „Ja. Dann kann man den ganzen Tag im Bett bleiben und lesen.“ „Oder im Bett bleiben und mit seinem Freund spielen.“ Akatsuki gab mir wieder einen Kuss, dann löste ich mich von ihm. Ich ging an meinem Bett vorbei und hob das Shirt auf, das letzte Nacht durch Akatsuki den Weg auf den Boden gefunden hatte. Ich zog es mir über und ging in die Küche. Ich warf ein paar Brötchen in den Ofen und holte Geschirr heraus. Ich brachte es ins Wohnzimmer, wo wir mittlerweile immer aßen, und deckte den Tisch. Akatsuki holte das restliche Zeug und stellte es auch auf den Tisch. Nach 13 Minuten waren die Brötchen fertig. Nachdem ich noch zwei Cappuccinos gemacht hatte, nahm ich alles mit rüber. Wir ließen uns viel Zeit mit dem Frühstück am Abend. Zwischenzeitlich schaute ich mal aus dem Fenster, aber der Himmel wurde immer dunkler. Das lag aber nicht nur daran, dass es Nacht wurde, sondern der Sturm schnurgerade auf unsere Schule zuhielt. Sonst waren abends immer noch die Sterne am klaren Himmel zu sehen. Aber man konnte jetzt nur leichte Konturen der Wolken erkennen. Als wir fertig waren, räumten wir gemeinsam ab. Wieder im Wohnzimmer, registrierte ich einen Blitz. Ich hatte keine Angst vor Unwettern, aber man sollte die Naturgewalten nicht unterschätzen. Ich ging erstmal ins Schlafzimmer, um mich richtig anzuziehen. Und wie aufs Stichwort klopfte es. Ich öffnete und Kaname stand vor mir. „Hallo Sai. Akatsuki ist doch sicher bei dir, oder?“, fragte er. „Hier bin ich. Was gibt’s?“ Akatsuki trat von hinten an mich heran und legte mir seine Hände auf die Schultern. „Ich habe einen Auftrag für euch beide. In der Stadt läuft eine ganze Gruppe Level E herum. Macht sie bitte kalt.“ „Kein Problem.“, erklärte Akatsuki fröhlich. „Wir machen uns gleich auf den Weg.“ „Sehr gut. Viel Glück dann. Ich habe noch eine Gruppe losgeschickt, damit es leichter wird.“ Dann ging Kaname. Ich fragte mich insgeheim, wen Kaname wohl noch losgeschickt hatte. „Kommst du schnell mit zu mir, damit ich mich richtig anziehen kann?“, fragte mich Akatsuki, der immer noch mit geöffnetem Hemd rumlief. „Klar. Einen Moment noch.“ Ich zog mir feste Schuhe und eine wasserdichte Jacke an. Damit war ich fertig. Nachdem wir bei Akatsuki waren und er sich richtig angezogen hatte, machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Kaname hatte uns keine direkte Position der Vampire angegeben. Sie konnten überall sein und wir mussten wirklich achtsam sein. Akatsuki hatte meine Hand genommen und wir sahen uns genauestens um. Ich entdeckte einen Level E. Ich riss Akatsuki hinter mir her und bogen um eine Ecke. Mal wieder standen wir vor einem Haus. Es musste ein Nest oder so etwas sein, denn ich konnte die Anwesendheit von mehreren Kreaturen spüren. Jetzt eilte Akatsuki voraus und zog mich mit ins Haus. Ich griff hinunter zu meinem Rock und schob ihn ein Stück hoch, damit ich das Messer nehmen konnte. Akatsuki bemerkte das. Im Haus war es richtig dunkel, deshalb ließ Akatsuki eine kleine Flamme in seiner Hand entstehen und leuchtete uns den Weg. Ich registrierte von rechts eine Bewegung und rammte meinen Dolch in den Level E, der gerade diesen jämmerlichen Angriff unternommen hatte. Auf unserem Weg durchs Haus erledigten Akatsuki und ich mehr als zehn Level E und es wollte kein Ende nehmen. Dann gelangte wir in den Hauptraum der Hauses oder so. Dieser Raum war jedenfalls größer als die anderen, durch die wir schon gegangen waren. „Warte mal hier bitte. Ich gehe mal in den nächsten Raum und schaue, ob hier noch mehr rumkrauchen.“, sagte Akatsuki und verschwand auf dem Gang. Ich hingegen machte mich auf den Weg in das nächste Zimmer. Plötzlich weiteten sich meine Augen. Denn mir gegenüber an der Wand stand Dro und Rima vor ihm. „Warum musstest du diese unschuldigen Menschen in Level E verwandeln?“, schrie Rima gerade. „Ich wusste doch nicht, dass ich das kann. Und überhaupt: wer bist du eigentlich, dass du einfach so eine Waffe auf mich richtest?“, entgegnete Dro. Dann bemerkte er mich. „Sai! Erklär der Verrückten hier mal, wer ich bin.“ Ich kam auf die beiden zu. Aber es war nur indirekt mein Ziel, diesen Streit zu beenden. Mein richtiges Ziel war… Beide zu töten. „Sai.“, zischte Rima. Dann weiteten sich ihre Augen und sie schaute hinunter zu ihrer Brust, in der ich eben meinen Dolch versenkt hatte. Ich legte meine Hand um den Griff und ließ Strom hindurchlaufen. Rima schrie wie am Spieß, aber ich jagte nur noch mehr Elektrizität durch ihren Körper. Dro war an der Wand hinuntergerutscht und saß erstarrt da. Ich zog nun den Dolch aus Rima und sie fiel mir entgegen. Ich machte einfach einen Schritt zur Seite und sie fiel an mir vorbei. „Ich habe ja gesagt, dass ich sie irgendwann töten werde.“, sagte ich gefühlskalt mit einem Blick auf Rimas Leiche. „Und jetzt zu dir.“ „Du darfst mich nicht töten!“, schrie er. „Wieso nicht?“ Ich klang sehr belustigt. „Was wird mit meiner Band?“ Ich wusste, dass er das nur aus Verzweiflung sagte. „Die finden mit Leichtigkeit einen neuen Bassisten.“ Mein Blick wurde hart. „Ich habe dir vertraut, indem ich dir mein kostbares Blut gegeben habe und du missbrauchst das einfach. Ich bin enttäuscht.“ „Ich wusste doch nicht, dass sich die Leute in Level E verwandeln, wenn ich sie beiße!“ „Das hättest du aber spätestens nach deinem zweiten Opfer merken müssen, du ignoranter Idiot!“, schrie ich jetzt meinerseits. „Warum schreist du so, Sai?“ Ich drehte mich um. Akatsuki betrat den Raum, gefolgt von Shiki. Sie waren also das zweite Team gewesen, welches Kaname losgeschickt hatte. Statt die beiden anzusehen, starrte ich auf Rimas Leiche. „Rima!“, schrie Shiki. Er rannte auf sie zu und drehte ihren leblosen Körper um. Als er merkte, dass von ihr keine Reaktion kam, wurden seine Augen groß und er sah mich an. „Warum…?“, fragte er. „Warum hast du sie getötet?!“ „Ich… weiß es nicht…“ Plötzlich kehrte ich in mein Innerstes. Ich hatte das Bild vor Augen, als Rima in Shikis Armen lag. „Sie wollte dich, als ich dich wollte…“ „Und deshalb musstest du sie töten? Weil du eifersüchtig warst?“ „Als du eifersüchtig warst, hast du mich geschlagen!“, schrie ich. „Ich konnte Rima noch nie ausstehen und das wusstest du!“ Dann sagte Shiki etwas, dass mitten in mein Herz ging. „Ich habe dich geliebt, aber jetzt hasse ich dich.“ Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich ließ von Dro ab und stürmte an Akatsuki und Shiki vorbei, der immer noch Rimas Leiche hielt, aus dem Haus. „Sai! Warte!“, rief mir Akatsuki nach. Er folgte mir, aber für die ersten paar Straßen war ich schneller als er. Dann stolperte ich auf einer unebenen Straße und fiel der Länge nach hin. Meine Strümpfe hatten jetzt auf jeder Seite ein Loch und meine Hände waren aufgeschürft. Ich blieb liegen. „Sai! Alles okay?“, Akatsuki war bei mir angekommen und half mir hoch. Ich stand nur da und hatte die Fäuste geballt. Dann warf ich mich an Akatsuki und ließ meinen Tränen freien Lauf. „Warum hat er das gesagt?“, fragte ich unter Tränen. „Du hast eine seiner besten Freunde getötet. Was hätte er den sonst sagen sollen?“ „Woher soll ich das wissen…“, sagte ich leise. Akatsuki strich mir liebevoll über meine Haare. Er führte seine Hand unter mein Kinn und hob es an. Ich musste ihm somit in die Augen schauen. Nicht, dass ich das nicht gewollt hätte. „Ist es nicht eigentlich egal, was Shiki sagt oder denkt? Hauptsache, ich liebe dich, oder?“ Er küsste mich. Ich fühlte mich auf der Stelle besser. „Du hast recht. Danke, Großer.“ Ich drückte meinen Kopf wieder gegen Akatsukis Brust und er drückte mich noch fester an sich. „Lass uns nach Hause gehen.“, schlug er nach einer Weile vor. „Aber was ist mit Dro und Rimas Leiche und Shiki?“ „Ich denke, dass Dro ganz gut alleine zurückfindet, nach dem Schreck, den du ihm eingejagt hast. Und Shiki wird Rimas Leiche mit zur Schule nehmen.“ „Die werden mich doch jetzt alle hassen, weil ich ohne ersichtlichen Grund Rima getötet habe.“ „Ich werde dich verteidigen und beschützen. Verlass dich drauf!“, sagte Akatsuki mit fester Stimme. Dann gingen wir eng umschlungen zurück zur Schule. Kapitel 74: Die Wahrheit und der Brief -------------------------------------- Auf dem Weg zurück begann es zu regnen. Aber nicht so eine kleine Husche. Es war ein halber Monsun. Akatsuki hielt mich ganz fest, aber wir konnten trotzdem rennen. Völlig erschöpft kamen wir am Haus an. Als wir vor der Tür unter dem Dach standen. Sahen wir eine Person, die etwas im Arm hatte. Als diese Person näher kam, sahen wir, dass es Shiki mit der toten Rima im Arm war. Wir betraten schnell das Haus. Oben auf der Treppe verabschiedete ich mich erstmal von Akatsuki, weil dieser sich umziehen wollte. Ich ging in mein Zimmer und zog mich ebenfalls um und machte mich sauber. Auf meine aufgeschürften Hände tat ich etwas Salbe. Als ich fertig war, klopfte es. Es war Kaname. Statt etwas zu sagen, griff er meinen Arm und zerrte mich mit sich. Er sah mehr als sauer aus. Unser Weg führte wieder hinunter zur Empfangshalle. Dort standen Akatsuki, Shiki, Ruka, Ichijou, Hanabusa und Seiren. Sie standen um Rimas Leiche. Bis auf Akatsuki und Shiki (der mich gar nicht ansah), schauten mich alle entsetzt an. Kaname stieß mich ein Stück in den Raum. „Und jetzt erklär mir mal, warum Rima sterben musste!“ So aufgebracht habe ich Kaname noch nie gesehen. Er war immer die Ruhe in Person. Auch die anderen sahen ihn an, weil sie ihn so noch nie erlebt hatten. „Ich… weiß es nicht…“, sagte ich kleinlaut. „Du weißt es nicht. Alles klar. Erzähl nicht so einen Mist! Man hat immer einen Grund, wenn man jemanden tötet!“, schrie Kaname mich an. „Ich war immer noch wütend auf sie! Ich habe ihr gesagt, dass ich sie bei der besten Gelegenheit, die sich mir bieten würde, umbringen werde! Und das wusste sie!“, rief ich. Meine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. „Wieso hast du ihr den Tod geschworen?“, wollte Kaname wissen. Irgendwie klang er jetzt ruhiger. „Das war wegen Shiki.“ Shiki sah mich an. Sein Blick hatte kaum Gefühl, aber er sah mich auch nicht verachtend an. „Sie war eifersüchtig auf mich und Shiki. Selbst, nachdem ich ihr richtig gezeigt hatte, was ich von ihr hielt, hatte sie noch nicht nachgelassen. Sie hat mich zweimal attackiert und beim zweiten Mal lag ich eine Weile im Krankenzimmer. Ich konnte es ihr nicht verzeihen, dass sie immer noch was von Shiki wollte. Ich habe ihn doch so sehr geliebt…“ Ich schaute die ganze Zeit auf den Boden, während ich vor allen meinen Freunden mein Herz ausschüttete. „Ich weiß, dass es dumm und unbesonnen war. Shiki, ich weiß auch, dass du mir das nicht verzeihen wirst und kannst. Das sehe ich vollkommen ein. Trotzdem sollst du wissen, dass es mir wahnsinnig leid tut. Aber so habe ich mich ungefähr gefühlt, nachdem du mir eine verpasst hattest.“ Die anderen hatten mir aufmerksam zugehört und ihre Mienen hatten sich deutlich gelockert. Sie sollten sich jedoch in Ruhe ein Urteil bilden, deshalb stieg ich langsam wieder die Treppe zu meinem Zimmer rauf. Die anderen waren so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkten, dass ich gegangen war. Ich bekam deshalb auch nicht mit, was sie über mich sagten. Zurück in meiner Wohnung ging ich erstmal ins Bad. Ich wusch mein Gesicht und steckte meine Haare hoch. Dann zog ich mein Schlafzeug an, weil es bald wieder hell werden würde. Darüber zog ich einen Morgenmantel aus Seide. Ich wollte jetzt einfach nur meine Ruhe haben und die würde ich in meinem Studierzimmer sicher finden. Ich schnappte mir vorher noch eine Flasche Saft aus der Küche und verkrümelte mich dann in meiner Bücherwelt. Ich hatte vor einer Weile mal einen der großen Lehnsessel hier ins Studierzimmer geschleppt. Die sind einfach zu bequem. Ich stellte mich vor eines der Regale und griff wahllos eines der Bücher. Damit setzte ich mich in meinen Sessel und begann zu lesen. Bei der Hälfte des Buches fiel mir etwas ein. Shiki hatte mir vor einer ganzen Weile mal ein Buch zurückgegeben. Ich stand auf und nahm es vom Schreibtisch. Es hatte sich schon etwas Staub darauf abgesetzt. So lange ist das also schon her… Ich ging zurück zum Sessel und setzte mich. Dann öffnete ich das Buch und ein Umschlag flatterte mir entgegen. „Für Sai“ stand darauf. Ich öffnete ihn. Er war von Shiki. Sai, ich weiß nicht was zwischen uns noch passieren wird, aber ich wollte mich ernsthaft für diesen dämlichen Ausrutscher im Hotel entschuldigen. Vielleicht rächst du dich irgendwann mal dafür. Ich hätte es ja auch verdient. Schließlich habe ich dir wehgetan. Leider nicht nur physisch sondern auch psychisch. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen. Vermutlich wirst du bald einen neuen Freund haben. Das würde mich ganz und gar nicht wundern, wenn ich die Blicke gesehen habe, die die anderen Jungs dir hinterher geworfen haben. Ich hoffe nur, dass er besser ist als ich und der Richtige für dich. Das wünsche ich dir. Du sollst wissen, dass ich die Erinnerung an dich und die Zeit, die ich mit dir verbracht habe, für immer in meinem Herzen tragen werde. Dein Shiki. Ich las den Brief einmal, las ihn zweimal und schließlich ein drittes Mal. Eine einzelne Träne suchte sich ihren Weg über mein Gesicht. Wie konnte ich Shiki nur so etwas antun? Ob das die Rache war, von der Shiki geschrieben hatte? Unsinn. Er hatte nicht direkt gewusst, dass ich Rima eines Tages töten würde. Er konnte es sich aber denken. Ich musste diese Gedanken loswerden und schnappte mir deshalb mein halb gelesenes Buch und ließ mich wieder in den Sessel gleiten. Bevor ich aber das Buch beendet hatte, war ich eingeschlafen. Kapitel 75: Schon wieder ein neuer Lehrer ----------------------------------------- Flitti und Zero konnten gar nicht glauben, was Ichijou ihnen eben erzählt hatte. Sai hatte Rima umgebracht? Ein aufbrausender Kaname? „Ist das wirklich so passiert?“, fragte Flitti misstrauisch. „Ich schwöre. Wenn nicht, könnt ihr noch Kaname, Akatsuki, Ruka, Hanabusa, Seiren und Shiki fragen.“ „Okay, schon verstanden.“, sagte Zero. Ichijou verabschiedete sich von den beiden und Flitti sah Zero komisch an. „Warum sollte sie so etwas tun?“, fragte dann aber Zero. „Es wäre möglich, dass es etwas damit zu tun hat…“, grübelte Flitti. „Womit?“ „Weißt du noch, wo Sai herkam, um mit uns zum Unterricht zu gehen?“ „Ja. Ich erinnere mich. Sie war ganz durcheinander.“ „Und vorher hatte sie Rima in Shikis Armen gesehen. Das musste sie echt fertig gemacht haben.“ „Das ist ja echt heftig. Willst du vielleicht mal zu ihr? Es geht ihr bestimmt nicht so gut.“ „Hm. Aber ich werde ihr erstmal etwas Zeit lassen, um sich zu sammeln.“ „Gut, dann können wir uns ja wieder ins Bett hauen.“, schlug Zero vor. Flitti nickte und folgte Zero ins Schlafzimmer. Dort kroch Zero unter die Decke und hob sie hoch, damit Flitti ebenfalls drunter konnte. Schnell schlüpfte sie drunter und kuschelte sich eng an Zero. Nach wenigen Minuten waren sie eingeschlafen. Und wie so oft klopfte es, als ich gerade am Schlafen war. Es klopfte aber nicht an meiner Wohnungstür, sondern direkt hier am Studierzimmer. Ich öffnete die Augen und sah, wie Akatsuki eintrat. „Hey, wie geht’s dir?“, fragte er und kam zu meinem Sessel. Ich lächelte ihn notdürftig an. „Könnte besser sein.“ Akatsuki kniete neben dem Sessel und streichelte meinen Kopf. „Das war unheimlich mutig von dir, einfach alles so zu erzählen.“ „Was haben sie denn gesagt, nachdem ich weg war?“ „Sie sind zu dem Entschluss gekommen, dir zu verzeihen.“ Ich sah Akatsuki an und lächelte leicht. „Ist das wahr?“ „Ja. Kaname hat sich im Übrigen auch wieder beruhigt. Er meinte, dass er dich verstünde. Die anderen tun das auch. Ich habe mich auch für dich eingesetzt.“ Ich gab Akatsuki einen Kuss. „Vielen Dank.“ „Hatte ich dir doch versprochen.“ Er stand auf. „Es wird bald hell. Lass uns ins Bett gehen.“, schlug er vor. Ich stand auf und folgte ihm aus dem Zimmer ins Schlafzimmer. Dort zogen wir uns um und ich kroch zu Akatsuki unter die Bettdecke. Er hielt mich ganz fest und ich war wieder mal froh, ihn an meiner Seite zu haben. Nach wenigen Minuten waren wir beide eingeschlafen. Am nächsten Tag war wieder Schule. Nachdem Akatsuki und ich uns angezogen hatten, schnappten wir uns unsere Bücher und machten uns auf den Weg zum Tor. Ich blieb die ganze Zeit nah bei Akatsuki, weil ich mich nicht so wohl fühlte, wenn ich den anderen gegenüberstehen musste. Ich klammerte mich förmlich an Akatsuki, als wir die anderen am Tor errichten. Kaname kam auf mich zu und ich fühlte mich kleiner, als ich eigentlich war. „Hallo Sai. Wie geht’s dir so?“, fragte Kaname und sah mich freundlich an. „Ich… es geht. Ich danke euch, dass ihr mich nicht verurteilt habt.“ In diesem Moment kamen Zero und Flitti auf mich zugeeilt. „Sai! Alles okay?“, fragte Flitti mich. „Ja, danke. Ihr solltet euch lieber um Shiki kümmern. Er braucht jetzt mehr Beistand als ich.“ „Es geht ihm aber soweit gut. Es wird nur schwer werden, wenn übermorgen die Beerdigung ist.“, meinte Kaname. „Übermorgen schon…“, sagte ich und sah an den anderen vorbei. „Ja. Bitte komm dort hin.“, sagte Kaname an mich gewandt. Da wusste ich schon, dass ich nicht zur Beerdigung der Frau gehen würde, die sich abgrundtief gehasst habe. Wir ließen das Thema bleiben und machten uns auf den Weg zur Schule. Die Day Classler hielten sich heute zurück, aber sie tuschelten. Vermutlich über Rima, weil sie fehlte. Wir störten uns nicht weiter daran. Endlich kamen wir an der Schule an und traten ein. Nachdem wir uns auf unsere Plätze begeben hatten, trat unser Professor ein. Aber nicht allein. Er wurde von einem großen Mann begleitet, der schwarze, schulterlange Haare hatte. Sein rechtes Auge war mit einer Art Augenklappe bedeckt, die jedoch fast die ganze rechte Seite seines Gesichtes einnahm. „Das hier ist Touga Yagari. Nachdem uns Frau Naru so plötzlich verlassen hatte, brauchten wir einen würdigen Ersatz.“ Als der Name von Naru fiel, sah mich Kaname an. Doch seine Aufmerksamkeit wurde auf Yagari gelenkt. Ich sah aus meinen Augenwinkeln, dass Zero wie vom Donner gerührt dasaß. „Was ist los, Zero?“, fragte Flitti besorgt. „Meister…“, flüsterte Zero nur. „Meister? Was für ein Meister?“, fragte Flitti verwirrt. „Vampirjäger.“, war Zeros knappe Antwort. Flitti sah ihn nur erschrocken an, während aus Zeros Gesicht jegliches Gefühl wich. „Hallo, Vampire.“, begrüßte uns Yagari, nachdem der Professor gegangen war. Ich sah mich um und erblickte eine Menge rotglühende Augen, die Yagari böse anfunkelten. Er musste ein ausgezeichneter Vampirjäger sein, wenn sogar Kaname und seine Freunde einen gewissen Respekt vorzeigen. Trotz allem machte er einen guten Unterricht, der sogar einigermaßen interessant war. Glücklicherweise hat alles ein Ende und so fand der Unterricht ebenfalls sein Ende. Wir machten uns schnell auf den Weg raus aus dem Schulgebäude zurück zum Haus „Mond“. Nachdem ich meine Sachen gewechselt hatte, ging ich runter in den Aufenthaltsraum. Die anderen schliefen ausnahmslos. Ich beschloss mal wieder etwas Klavier zu spielen. Selbst, wenn mich das an Shiki erinnern würde. Ich platzierte mich vor dem Flügel und probierte ein Stück aus, welches ich als letztes zu Hause gelernt hatte. In dieser Halle wirkte es absolut klasse. Ich spielte einfach ein Stück nach dem anderen und verbrachte so einen großen Teil meiner Freizeit. Kapitel 76: Yukis Plan und seine Umsetzung... --------------------------------------------- Yuki war auf dem Weg zu ihrem Vater, um ihn etwas zu fragen. Als sie am Rektorzimmer ankam, war die Tür nur angelehnt. Sie schaute durch den Spalt und erblickte einen großen Mann bei ihrem Vater. „Yagari. Ich bitte dich, nicht auf meine Vampirschüler loszugehen. Es fällt dir bestimmt schwer, weil du ein Vampirjäger bist. Aber ganz zufällig weiß ich, dass du das Geld, welches du hier verdienst, ziemlich dringend benötigst.“ „Ist ja gut, Kurosu. Spiel dich nicht so auf, nur weil du Schulleiter bist. Trotzdem danke für den Job. Das ist die Revanche für damals, als ich dir den Arsch vor einem Level E gerettet habe, oder?“ „Stimmt. Unter alten Freunden tut man sich eben mal einen Gefallen.“ „Ich muss jetzt los. Ich bin es nicht gewohnt, in der Nacht zu arbeiten. Ich werde mich aufs Ohr hauen. Bis später dann.“ Yuki machte kehrt und versteckte sich schnell, damit der Kerl sie nicht bemerkte. Yagari verließ das Rektorzimmer und ging in die entgegengesetzte Richtung. Yuki folgte ihm unauffällig. Als ihr Vater Vampirjäger sagte, fiel ihr Zeros Bloody Rose ein. Und Flitti. Auf einmal verspürte sie einen unheimlichen Hass auf sie, weil sie ihr Zero weggenommen hatte. Yuki wollte Zero wieder haben. Und Flitti sollte verschwinden. Sie hatte sonst nie solche bösartigen Gedanken. Aber Flitti konnte sie noch nie ausstehen. Aber an Zeros Bloody Rose würde sie nicht rankommen. Das hatte sie sehr wohl bedacht. Deshalb folgte sie jetzt Yagari bis zu seinem Zimmer. Als er es betrat, versteckte Yuki sich und wartete, bis Yagari nach zwei Stunden wieder herauskam. Danach schlich sie sich leise in sein Zimmer. Es hatte eine spartanische Einrichtung. Ähnlich der der Zimmer im Haus „Sonne“. Nur, dass hier nur ein Bett stand. Dann erblickte Yuki den Schreibtisch. Er war unaufgeräumt. In dem Durcheinander entdeckte sie jedoch eine Waffe. Sie lief schnell zum Tisch und steckte die Waffe unter ihre Jacke. Die Waffe war ein Revolver. Sie wusste nicht fiel über Waffen, aber aus dem Unterricht wusste sie, dass Revolver eine große Durchschlagskraft hatten. Gut. Dann würde Flitti schön der Schädel oder so weggefetzt werden. Yuki schüttelte den Kopf. Warum dachte sie an so grausame Dinge? Auch egal. Sie hatte jetzt ein Ziel. Und dieses Ziel musste sterben. Flitti und Zero waren in ihren Zimmern. Aber Zero würde Flitti jeden Moment abholen. Sie wollten mal spazieren gehen und das schöne Sommerwetter genießen. Dann klopfte es und Zero trat ein. „Fertig?“, fragte er kurz angebunden mit einem Lächeln. „Klar.“, antwortete Flitti und schnappte sich ihre Tasche. Dann machten sie sich auf den Weg zur großen Halle. „Hörst du das auch?“, fragte Zero auf einmal. Sie blieben stehen und lauschten. „Klingt, als würde jemand Klavier spielen.“ „Ja. Das klingt aber nicht gerade fröhlich.“ Sie kamen in die Halle und sahen in die Richtung, von wo die Melodie kam. Da sahen sie Sai am Flügel sitzen. Sie war aber so vertieft in ihr Spiel, dass sie sie nicht stören wollten. Also verließen sie ohne ein Wort das Haus. Sie spazierten über den Campus und suchten sich ein Fleckchen nicht weit vom Haus entfernt. Zero setzte sich auf das Gras und zog Flitti auf seinen Schoß. Die beiden lächelten sich die ganze Zeit an und küssten sich zwischendurch. „Geh von ihm runter!“, brüllte jemand. Flitti stand erschrocken auf und auch Zero richtete sich auf. Über den Rasen kam Yuki gerannt. Und sie hatte eine Waffe in der Hand. „Yuki! Was hast du?“, fragte Zero entsetzt. „Ich habe nichts. Aber du. Und zwar ein großes Problem mit Namen Flitti!“, schrie sie wie von Sinnen. „Was willst du?“, fragte Flitti wütend. Sie und ein Problem? Wenn sie eines wäre, würde Zero sie nicht lieben. „Willst du wirklich wissen, was ich will?“ Yuki hob langsam die Waffe. Flitti konnte fast in den Lauf sehen. „Dich töten. Das will ich!“ „Mach jetzt nichts Dummes.“, sagte Flitti und versuchte ruhig zu bleiben. Doch innerlich kochte sie nicht nur vor Wut, sondern hatte zugegeben auch Angst. Yuki hatte völlig den Verstand verloren. Sie wollte schießen und sie würde nicht mehr zögern. Dann drückte sie ab. Der Rückstoß des Revolvers stieß sie zu Boden. Bevor Flitti den Schmerz spürte, sah sie, wie Zero sich vor sie warf. Die Kugel durchschlug sein Herz und das von Flitti. Bevor er jedoch starb, drehte er sich schnell zu Flitti um. „Ich liebe dich…“, waren ihrer beider letzten Worte. Dann wurden ihre Augen glasig und sie waren tot, bevor sie auf dem Boden aufschlugen. Kapitel 77: Schmerzlicher Verlust und Wut ----------------------------------------- Ich hörte einen Schuss und unterbrach mein Spiel. Schnell stand ich auf und rannte zur Tür. Von oben kamen Akatsuki, Kaname, gefolgt von Ichijou und Hanabusa die Treppe heruntergerannt. Sie folgten mir hinaus auf den Campus. Von weitem sah ich, dass auf der Wiese drei Personen waren. Zwei lagen, eine hockte auf dem Boden. Als ich dort ankam, traute ich meinen Augen nicht. Auf dem Boden lagen Zero und Flitti. Ihre Augen waren weit aufgerissen und glasig. Sie atmeten nicht und bewegten sich auch sonst nicht. „Neeiin!“, schrie ich voller Schmerzen und sank vor den beiden auf die Knie. Tränen rannen schier endlos mein Gesicht herab. Zero und Flitti waren tot. Einen Moment kehrte meine Besinnung zurück und ich bemerkte Yuki. Sie hielt einen rauchenden Revolver in der Hand. Ich zählte zwei und zwei zusammen. „Du…!“ Dann sprang ich auf sie und drückte sie zu Boden. „Warum hast du das getan?! Warum?!“, schrie ich und ballte die Faust, um zuzuschlagen. „Nicht, Sai.“, sagte jemand und zog mich von Yuki herunter. Es war Akatsuki. Sofort warf ich mich in seine Arme und heulte wie verrückt. „Yuki…“, sagte Kaname. „Es tut mir so leid!“, sagte Yuki. Ich könnte hören, dass sie ebenfalls weinte. Dann hörte ich einen Knall und drehte mich zu Kaname um. Er hatte Yuki eine gescheuert. Ihre Wange hatte nun Kanames Handabdruck. Yuki sah Kaname entsetzt an. Ich wollte aufspringen, um ihr ebenfalls eine zu scheuern. Doch Akatsuki merkte das und hielt mich noch enger umschlungen. „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt für so was.“, sagte er leise. „Die blöde Schlampe hat grade zwei meiner besten Freunde getötet! Soll ich mich da etwas zusammenreißen und ruhig bleiben?!“, schrie ich ihn an und brach wieder in Tränen aus. „Sai…“, sagte Akatsuki und drückte mich wieder an sich. „Warum…? Warum nur…?“, schluchzte ich in Akatsuki Hemd. „Wahrscheinlich aus dem selben Grund, weshalb du Rima getötet hast.“ Alle drehten sich um und ich sah auf. Es war Shiki. „Eifersucht.“ Ich verstand. Wollte es aber nicht glauben. „Ist das richtig, Yuki?“, fragte Kaname. Seine Stimme war absolut gefühlskalt, als er zu ihr sprach. „Ja. Ich wollte Zero wiederhaben. Aber als ich schoss, sprang er einfach vor sie… Ich weiß nicht wieso…“, sagte sie zögerlich. „Das nennt man Liebe, du dumme Hure!“, schrie ich in ihre Richtung. Yuki sah mich entsetzt an. „Ich werde dich töten, so wie ich Rima getötet habe!“ Endlich konnte ich mich von Akatsuki losreißen und hechtete wieder auf Yuki zu. Ich rammte ihr mein Knie in die Magengrube und drückte sie nieder. „Hör auf, Sai!“, rief Akatsuki. Diesmal wurde ich von zwei Händenpaaren von Yuki gezerrt. Es waren Akatsukis und Kanames. „Halt sie bitte gut fest.“, sagte Kaname zu Akatsuki und dieser schlang von hinten seine Arme fest um meinen Körper. „Sie ist es nicht wert.“, sagte Akatsuki. Ich drehte mich zu Flitti und Zero. Lange stand ich nur da und starrte ihre toten Körper an. Ich bemerkte nebenbei, dass auch Ruka weinte, die von Ichijou in den Arm genommen wurde. Die Jungs sahen betroffen aus. Shiki jedoch drehte sich um und ging. „Ich hole den Arzt.“, sagte er. „Wozu? Ich kann dir auch diagnostizieren, dass die beiden tot sind!“, sagte ich sarkastisch. Shiki störte es nicht und er setzte seinen Weg zum Haus fort. Nach wenigen Minuten kamen der Arzt und einige Schwestern mit zwei Tragen angerannt. Shiki folgte ihnen mit einem schnellen Schritt. Die Sanitäter betrachteten diese Szene für einen Moment. Dann bückten sie sich und bahrten Zero und Flitti auf die Tragen. Die Leichenstarre hatte scheinbar noch nicht eingesetzt. Akatsuki ließ mich los, als er bemerkte, dass ich wieder ruhiger geworden war. Ich stand auf und trat hinüber zu Zero und Flitti. Liebe bis zum Tod… Ich würde Yuki umbringen. So viel war klar. Ich wusste nur nicht wann und wo. Aber sie würde hundertmal grausamer sterben, als alle meine Opfer zusammen. Das schwor ich mir fest. Kapitel 78: Mein Engel... ------------------------- Die Leichen, nein, es waren keine Leichen. Es waren meine Freunde. Zero und Flitti wurden auf die Krankenstation gebracht. Dort hatten sie ein Obduktionszimmer. Aber ich verbot es dem Arzt die beiden zu obduzieren. Stattdessen wurden sie in eine Leichenkühlkammer gebracht. In vier Tagen war schon die Beerdigung. Sie beide sollten hier auf dem Campus hinter dem Haus „Mond“ begraben werden. Direkt vor dem Rosengarten. Vorher würde noch Rimas Beerdigung stattfinden. Nach dem Vorfall verschwand ich auf mein Zimmer. Ich warf mich ins Bett und blieb dort. Meine Tür war nicht abgeschlossen und so kam es, dass Akatsuki wenig später bei mir vorbeischaute. Er betrat mein Schlafzimmer und setzte sich auf mein Bett. Er streckte seine Hand aus und streichelte meinen Kopf. Ich sah ihn an und Akatsuki sah meine Tränen. Die anderen konnten nicht mal trocknen, weil ich die ganze Zeit flennte. „Ich kann es einfach nicht begreifen. Jetzt sind sie weg und ich sehen sie nie wieder. Ich habe ihnen nicht einmal sagen können, wie viel sie mir bedeuteten…“, meine Stimme versagte. Ich sah Akatsuki durch einen Tränenschleier an. Er trug einen schwarzen Anzug mit Nadelstreifen. Denn heute war Rimas Beerdigung. „Ich muss jetzt los. Ich verstehe, dass du nicht mitkommst. Es wird wahrscheinlich zwei Stunden dauern oder so. Ich komme danach aber wieder zu dir, okay?“ Ich nickte nur und Akatsuki wollte aufstehen. Ich hielt ihn fest. „Was ist?“, fragte er und sah mich liebevoll an. Ich richtete mich auf und küsste ihn. „Du bist der einzige, den ich noch habe…“, sagte ich und drückte ihn an mich. Er erwiderte die Umarmung. „Kann sein. Aber ich werde dich ganz sicher nicht allein lassen. Aber ich muss zu der Beerdigung. Es dauert sicher nicht lange.“ Er gab mir noch einen Kuss und löste sich dann von mir. Akatsuki verließ meine Wohnung. Ich wollte nicht hier rumliegen und rumheulen. Ich stand auf und ging auf den Flur. Dort nahm ich das Telefon und rief meine Haushälterin an. Sie sollte für mich zwei große Glasschränke besorgen und mir diese zuschicken. Ich wollte die Erinnerungen an Zero und Flitti erhalten. Dort sollten zum Beispiel Fotos, ihre Schuluniform und andere persönliche Gegenstände drin Platz finden. Meine Wohnung war ja so groß, dass locker noch zwei Vitrinen dort hinein gepasst hätten. Danach ging ich notgedrungen doch in mein Zimmer. Ich schaltete den Fernseher ein, um mich etwas abzulenken. Das klappte jedoch nur in geringem Maße. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Zero oder Flitti. Die Zeit mit ihnen war echt toll gewesen. Ich werde bestimmt kaum damit klarkommen, dass beide nicht mehr da sind. Die nächsten Wochen oder sogar Monate könnten die schlimmsten meines Lebens werden. Ich machte den Fernseher wieder aus und ging in mein Studierzimmer. Bevor ich mich in meinem bequemen Sessel niedergelassen hatte, nahm ich mir ein Buch vor, welches ich mir einmal von Zero geliehen hatte. Jetzt konnte ich es als Erinnerung behalten. Ich las es ganz durch. Es war nicht sehr dick, deshalb dauerte es weniger als zwei Stunden. Ich sah auf die Uhr. Akatsuki müsste bald zurück sein. Und wie aufs Stichwort kam Akatsuki auch schon durch meine Wohnungstür. Ich hatte mir abgewöhnt, sie zu verschließen. Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer. Er hatte sich scheinbar schon umgezogen, denn er trug eine einfache Hose und ein halb geschlossenes Hemd. „Wie fühlst du dich?“, war das erste, was er mich fragte, nachdem er mich wieder in seine Arme genommen hatte. „Jetzt, wo du da bist, geht es mir besser.“, sagte ich leise. „Aber mir kommt es vor, als ob ich nie mehr lachen könnte.“ „Ich könnte dir jetzt sofort das Gegenteil beweisen, aber das wäre äußerst rücksichtslos.“ Ich nahm Akatsukis Hand und zog ihn hinter mir her. Es wurde wieder hell und ich wollte ins Bett. Aber nicht allein. Im Schlafzimmer ließ ich Akatsukis Hand los und zog mich schnell um. Dann stieg ich ins Bett und Akatsuki folgte mir. Ich kuschelte mich ganz eng an ihn ran und hielt ihn fest. Er schlang seine Arme um mich und streichelte meine Wange. „Irgendwann wird der Mond wieder scheinen. Auch, wenn es für dich jetzt nicht so aussieht.“ Das waren tröstende Worte und sie schienen auch zu helfen. Ich lächelte nicht, aber Akatsuki konnte spüren, dass es mir besser ging. Wir redeten noch ein wenig, bis ich nicht mehr antwortete, weil ich eingeschlafen war. Akatsuki wachte über mich, wie ein Engel. Vermutlich wie der Engel, der ich für Zero und Flitti gewesen war. Kapitel 79: Die Beerdigung und schwere Zeiten --------------------------------------------- Die nächsten drei Tage gingen weder ich, noch Akatsuki zum Unterricht. Warum, war klar. Er wollte bei mir bleiben. Die meiste Zeit verbrachten wir im Bett. Entweder redeten wir, kuschelten oder schliefen. Ab und zu stand ich auf, um etwas zu Essen zu machen und trinken mussten wir ja auch irgendwas. Ansonsten verlief es sehr ruhig bei uns. Ich wette, das Akatsuki in der Zeit schon mal Lust gehabt hatte, mit mir zu schlafen. Aber er war echt rücksichtsvoll und ließ es bleiben. Wir hatten noch unser ganzes Leben dafür Zeit. Heute war der Tag der Beerdigung. Ich suchte mir eine schwarze Hose und ein weißes Hemd heraus. Darüber zog ich einen schwarzen Blazer. Die Schuhe waren ebenfalls farblich abgestimmt. Akatsuki hatte scheinbar mehr als nur einen Anzug, denn heute trug er einen komplett schwarzen. Der Gang zum Grab der beiden würde der schwerste meines Lebens werden. Aber es war ja jetzt schon schwer einfach nur runter zu den anderen zu gehen. Ich hatte mir vorher zwei riesige Sträuße schwarze Rosen schicken lassen. Einen hatte mir Akatsuki abgenommen, weil sie wirklich eine Dimension für sich waren. Die waren nicht billig, aber für Zero und Flitti hätte ich mein ganzes Geld ausgegeben. Naja, fast mein ganzes. Es war eine sternenklare Nacht und der Vollmond schien auf uns herunter. Aber nicht spöttisch, wie damals am See, sondern traurig und mitfühlend. Ich weiß, es ist nur der Mond. Aber er hat mir schon in guten und in nicht so guten Zeiten geholfen. Er hatte mich nie aufgegeben. Nur bei Neumond war ich als kleines Kind immer einsam gewesen. Die Grabfläche sah wirklich toll aus. Auf dem Rasen standen überall schwarze Kerzen und Fackeln erhellten den Weg. Über den offenen Gräbern hingen die Särge. Zeros war silbern und Flittis schwarz. Auf den Deckeln waren ihre Namen eingraviert. Unter den Namen waren bei Flitti eine silberne und bei Zero eine schwarze Fledermaus abgebildet. Es war ein an sich schöner Anblick, wenn ich nicht wüsste, dass meine Freunde da drin lagen. Wir hatten einen Vampirpriester kommen lassen. Dieser stand schon vor den Gräbern und wartete auf uns. Doch nicht nur er stand dort. Nein. Irgendjemand musste ein Klavier hier rausgeschleppt haben, denn so eines stand jetzt neben den Gräbern. Kaname stand vor dem Piano und winkte mich zu sich heran. „Ich möchte, dass du für die beiden etwas spielst.“, sagte er zu mir. Ich nickte stumm und setzte mich schon mal auf den Schemel. Während sich die „Gäste“ ansammelten, spielte ich schon mal einige einfache Melodien, um mich einzustimmen. Nachdem der Priester seine Worte gesprochen hatte, begann ich zu spielen. Dann setzte sich plötzlich jemand neben mich und spielte in einer tieferen Tonlage mit mir. Es war Shiki. Ich sah ihn kurz an und meine Augen füllten sich mit Tränen. Als ich fertig war, stand ich auf, um einige Worte zu sagen. „Zero und Flitti… sie waren zwei meiner besten Freunde… Zero kannte ich, seit ich an diese Schule bin. Flitti lernte ich durch eine mehr oder wenige glückliche Fügung kennen. Ich habe sie kennen gelernt, als ich sie vor einem Level E rettete… Durch mich wurden sie vollwertige Vampire… Ich vermisse sie so sehr… Ich hoffe, dort, wo sie jetzt sind, geht es ihnen besser…“ Ich brach ab, weil meine Gefühle mich überrannten. Akatsuki löste sich aus der Menge und kam auf mich zu. Er schlang seine Arme um mich und drückte mich ganz fest an sich. Mit einer Hand streichelte er meinen Kopf. Als ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, sagte ich meine letzten Worte. „Ruht in Frieden…“ Ich setzte mich wieder auf den Pianistenschemel und spielte weiter. Bis die Trauerfeier zu Ende war. Danach wurden die Särge in die Erde hinabgelassen und die Gräber zugeschaufelt. Die Trauergesellschaft löste sich auf. Ich blieb noch ein wenig stehen. Akatsuki leistete mir Gesellschaft. Er wollte mich unter keinen Umständen allein lassen. „Ich werde euch rächen. Das schwöre ich!“ Ich ballte die Faust und streckte sie von mir. „Yuki muss sterben!“ Akatsuki sah mich mit einem besorgten Blick an. Er dachte vermutlich, dass ich den Verstand verloren hätte. Doch als er die neuen Tränen sah, die meine Wangen hinunterliefen, wusste er, dass ich es ernst meinte. Er legte seinen Arm um mich und zog mich zu sich heran. „Lass uns gehen, Süße.“, sagte er, denn es begann gerade zu regnen. „Schau, sogar der Himmel weint.“, sagte ich und drehte mein Gesicht gen Himmel. Die Tropfen, die auf meinem Gesicht landeten, vermischten sich mit meinen Tränen. Ich warf einen letzten Blick auf die Gräber, auf die ich die beiden Sträuße gelegt hatte und wandte mich dann ab. Akatsuki und ich gingen eng aneinander geschmiegt zurück zum Haus „Mond“. Auch die nächsten Tage ging ich nicht zum Unterricht. Erst nach einer Woche meinte ich, fit dafür zu sein. Akatsuki war nicht unbedingt dafür, aber wenn es mich ablenkte, war es gut. In der einen Woche nach der Beerdigung war ich völlig apathisch geworden. Es hatte sich nicht verbessert. Wir machten uns auf den Weg zum Unterricht. Als wir im Unterricht saßen, kam Yagari herein. Hinter ihm lief ein neuer Schüler. Er hatte flammend rotes Haar, welches zu einem langen Zopf gebunden war. Er trug die Uniform ähnlich wie Akatsuki halb offen. Auf seinem Kopf hatte er eine Schutzbrille. Wahrscheinlich so etwas wie sein Markenzeichen. Seit er hereingekommen war, grinste er ohne Unterbrechung. Irgendwie kotzte mich seine Fröhlichkeit an. „Das ist Reno. Er ist der Austauschschüler, den ich letzte Woche angekündigt habe.“, sagte Yagari. Reno setzte sich auf die Bank neben mir und der Unterricht begann. Dabei sah mich Reno an, aber ich war immer noch apathisch und passte nicht auf. Plötzlich drang eine Stimme zu mir durch. „Pass gefälligst auf, Sai!“, rief Yagari. „Was ist mit dir los?“ „Was mit mir los ist? Sie wollen wissen, was mit mir los ist?!“ Ich sprang auf. „Nur zur Information: Zwei meiner besten Freunde wurden vor einer Woche beerdigt und ich bin noch nicht so ganz darüber hinweg!“ „Deshalb brauchst du mich doch nicht so anzuschreien.“, antwortete Yagari trocken. Wie bitte? Ich eilte die Stufen hinunter und stellte mich vor ihn hin. „Sagen Sie mal, geht’s noch?“ Meine Tränen bahnten sich abermals ihren Weg über mein Gesicht. „Sie wissen scheinbar gar nicht, wie das ist, seine Freunde zu verlieren, weil sie sicher nie welche hatten!“ Er sah mich schockiert an. So verdutzt ließ ich ihn stehen und stürmte aus dem Raum. Akatsuki war ebenfalls aufgesprungen und rannte mir hinterher. Ich kochte innerlich vor Wut. Was bildete sich dieser Arsch eigentlich ein? „Jetzt warte doch mal, Sai!“ Akatsuki hatte mich mit Leichtigkeit eingeholt. Ich trat an eines der Fenster, die den Gang säumten, und sah hinaus. „So ein unsensibler Arsch.“, sagte ich. „Zum Glück bist du ganz anders.“ Akatsuki legte seine Arme um mich und seinen Kopf auf meine Schulter. „Danke.“, hauchte er in mein Ohr. Obwohl es kitzelte, konnte ich nicht lachen. Zu tief waren die Narben, die Zero und Flitti in meiner Seele hinterlassen hatten. Ich nahm meine Hand und streichelte damit Akatsukis Kopf. Draußen war eine sternenklare Nacht und ich hatte Lust auf frisches Blut. „Wollen wir mal jagen gehen?“, fragte ich trocken. Akatsuki nahm seinen Kopf sofort von meiner Schulter, drehte mich um und sah mich entsetzt an. „Das ist doch nicht dein Ernst!“ „Doch. Wir lassen das Opfer aber nicht leben. Wir töten es, damit kein Level-E aus ihm wird.“ „Du bist doch durchgedreht.“ „Kann sein.“ „Ich komme mit.“ Jetzt war ich an der Reihe verdutzt zu schauen. „Was?“ „Ich komme mit. Ich habe auch Blutdurst.“ Akatsuki grinste mich an. „Na dann mal los.“ Er ergriff meine Hand und wir verließen das Schulgebäude. Die Stadt lag verlassen da, als wir sie betraten. Nur wenige Menschen bewegten sich in den Straßen. Akatsuki und ich fielen so gut wie gar nicht auf, trotz der weißen Uniformen. „Da.“, sagte ich und deutete nach vorn auf ein junges Mädchen. Sie sah einsam und verwahrlost aus. Ich ging zu ihr und tippte ihr von hinten auf die Schulter. Sie erschreckte sich und drehte sich ruckartig zu uns um. „Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.“ „Schon gut.“, sagte sie und sah erleichtert aus. „Was macht denn ein junges Mädchen wie du so allein auf der Straße? Und wo sind deine Eltern und Geschwister?“, fragte ich höflich. Sie schaute traurig zur Seite. „Tot…“, sagte sie. Volltreffer! Ich sah Akatsuki an und er verstand. Ich ließ meine Hand vorschnellen und drückte an ihrer Schulter einen bestimmten Punkt, der sie ins Reich der Träume schickte. Sie sackte zusammen und ich fing sie auf. Ich schaute mich kurz um, aber es war niemand zu sehen. Akatsuki half mir, das Mädchen in eine Gasse zu schleifen. Dort beugte ich mich über sie und biss in ihren Hals. Nachdem ich etwas getrunken hatte, reichte ich sie an Akatsuki weiter. Er biss in die andere Seite des Halses und trank ebenfalls gierig. Danach war ich noch einmal dran. Als ich meinen Durst endgültig gestillt hatte, legte ich meinen Kopf auf ihre Brust und lauschte. Sie war tot. Ich stand auf und deutete Akatsuki, dasselbe zu tun. Er trat hinter mich. Ich hob meine Arme und der Boden tat sich auf. Wurzeln schnellten hervor und zogen die Leiche mit sich. Der Boden schloss sich und sie war fort. Bis auf die paar Tropfen Blut deutete nichts hier in der Gasse auf unsere Anwesendheit. Wir verließen die Gasse und betraten wieder die Straße. Keine Menschenseele. Egal. Wir hatten unseren Durst gestillt. Akatsuki drehte sich zu mir um. „Du hast da noch Blut…“, sagte er und küsste mich leidenschaftlich. Ich erwiderte den Kuss genauso stürmisch. Das war das erste Mal seit vielen Tagen, dass wir uns so küssten. Es war einfach ein schönes Gefühl, so von jemandem geliebt zu werden. Dann machten wir uns auf den Weg zurück zum Haus. Kapitel 80: Reno und der ultimative Plan ---------------------------------------- Nachdem wir das Haus betreten hatten, verabschiedete ich mich von Akatsuki mit einem Kuss und ging in mein Zimmer. Dort suchte ich erstmal das Bad auf, um den Rest Blut von meinem Gesicht zu waschen. Als ich fertig war, ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich, nachdem ich den Fernseher angemacht hatte. Irgendwann musste ich eingenickt sein, denn wie so oft klopfte es an meiner Tür. Ich stand gähnend auf und ging zur Tür. Ich war erstaunt, als ich sah, wer in der Tür stand. „Du bist doch Reno, oder?“, fragte ich verwundert. „Ja. Hi.“, sagte er lächelnd und hob die Hand. „Was gibt’s denn?“ „Ich wollte nur mal hallo sagen. Und meine Bewunderung aussprechen, dass du diesen komischen Lehrerfutzi angeschrieen hast. Nachdem du weg warst, wusste der nicht mal mehr, was der eigentlich mit uns im Unterricht machen wollte.“ Reno lachte. Irgendwie sah er süß aus. Aber ich durfte so was nicht denken. „Komm ruhig rein. Wir müssen uns ja nicht in der Tür unterhalten.“, sagte ich und trat einen Schritt zur Seite. Reno trat ein und sah sich erstmal um. Dann fiel sein Blick auf die Vitrinen von Zero und Flitti. „Ich bin neugierig. Was ist das?“ „Das sind Andenken an zwei meiner besten Freunde. Schau dir die Uniformen an. Auf der Linken Seite kannst du das Einschussloch sehen, wo die Kugel durchgedrungen ist.“ Ich hatte in den Tagen nach der Beerdigung irgendwann mal die Sachen und Dinge von Zero und Flitti geholt. Darunter war auch ein schwarzer Hase, auf dessen Schild ‚Bloody Bunny’ stand. Er hatte auf dem Bauch einen kleinen roten Fleck. Ich sah mir die Sachen an und Tränen liefen meine Wangen herunter. „Warum hast du das hier stehen, wenn es dich doch nur bedrückt?“, fragte Reno, nachdem er mein Gesicht sah. „Es sind nun mal Erinnerungen. Zero und Flitti fehlen mir so sehr…“ Ich ging zum Fenster und sah wie immer hinaus, wenn ich niemandem ins Gesicht sehen konnte. Reno folgte mir. Ich drehte mich zu ihm um. Das war ein Fehler. Er drängte mich an die Wand zwischen den Fenstern und hielt meinen Arm fest, indem er ihn neben mir an die Wand drückte. Er war nicht grob oder so. Eher vorsichtig. „Was hast du vor…?“, fragte ich, als er mit seinem Kopf neben meinem war. „Dich aufheitern.“ Dann küsste er meinen Hals. „Du darfst mich nicht beißen…“, sagte ich leise. „Ich weiß. Aber küssen darf ich deinen Hals doch, oder?“ Ich sagte nichts, denn ich hatte nichts dagegen. Ich wusste, dass es falsch war. Renos andere Hand wanderte langsam über meinen Oberkörper. Ich ließ es einfach geschehen. Seine Berührungen waren anders als die von Akatsuki. Eher wie Shikis. Zögerlich und vorsichtig. Ich hob meinen freien Arm und legte ihn auf Renos Kopf. Er hatte aufgehört, meinen Hals zu küssen und sah mich an. Dann schloss ich die Augen. Reno küsste mich. Ich genoss es nur, weil ich ganz genau wusste, dass es beim Küssen bleiben würde. Er ließ von mir ab. „Tut mir leid, aber ich konnte dir nicht widerstehen.“ „Schon gut.“, sagte ich. „Es war ja nur ein Kuss…“ Reno ließ meinen Arm los und ging zur Tür. „Ich werde dich mal besuchen, wenn du nichts dagegen hast.“, sagte ich. Er drehte sich um und sah mich erst verwundert an. Dann lächelte er. „Gern. Ich freu mich drauf.“ Dann verließ er meine Wohnung. Ich stand immer noch am Fenster. Ich schaute hinaus. Es wurde bereits hell. Also ging ich mich umziehen und legte mich auch gleich ins Bett. Nach wenigen Minuten schlief ich ein. Für diese Nacht allein… Den nächsten Tag hatten wir frei. So gegen zweiundzwanzig Uhr stand ich auf und zog mich an. Akatsuki würde heute ausschlafen. Das wusste ich mit unheimlicher Gewissheit. Nachdem ich etwas gegessen hatte, machte ich mich auf den Weg zu Reno. Ich traf niemanden. Wer weiß, wo die sich überall herumtrieben. Nach wenigen Minuten fand ich Renos Zimmer. Ich klopfte und wartete. Dann öffnete er mir. „Das kann doch nicht wahr sein!“, sagte ich und hielt mir eine Hand vor den Kopf. Reno hatte nur seine Hose an. Sein Oberkörper war unbedeckt. Reno war kleiner als Akatsuki, aber vom Körperbau her stand Reno meinem Akatsuki in kaum etwas nach. Er hatte ebenfalls ansehnliche Muskeln und einen Waschbrettbauch, der absolut natürlich wirkte. Auf seiner rechten Brust hatte er ein Tattoo. Turk. Keine Ahnung was das war, aber der Schriftstil gefiel mir. „Was ist denn?“, fragte er verständlicherweise verwirrt. „Warum müsst ihr Kerle immer oben ohne rumlaufen?“ „Warum könnt ihr Weiber nicht mal oben ohne rumlaufen?“, sagte er nun gespielt verärgert. Eine Sekunde darauf lächelte er auch schon wieder. „Komm rein.“ Ich trat an Reno vorbei in seine Wohnung. Ein angenehmer, aber stechender Geruch schlug mir entgegen. Ich wusste auch, wieso. Denn Renos Zimmer sah aus wie ein Chemielabor. „Was ist das hier alles?“, fragte ich, nachdem ich meinen Blick über die ganzen Instrumente und Geräte schweifen ließ. „Ich stelle damit plastische und anderer Sprengstoffe her.“, sagte er, als wäre das was Selbstverständliches. „Warum?“ „Weil es mir Spaß macht.“ Dann kam mir eine wahnsinnige Idee. Ich war erstarrt, weil mir der Gedanke so verrückt erschien. „Was hast du, Sai?“, fragte Reno, der jetzt neben mir stand und mich ansah. „Ich schätze, ich habe gerade eine wahnwitzige Idee.“ „Erzähl sie mir.“ Reno bot mir einen Platz auf dem Sofa an, dann setzte er sich zu mir. „Ich werde etwas von deinem Sprengstoff brauchen.“ „Wozu?“ „Um jemanden in die Luft zu jagen.“ „Darf ich fragen, wer deinen Hass auf sich gezogen hat?“ „Die dumme Schlampe, die meine Freunde auf dem Gewissen hat.“ „Wie hast du dir das vorgestellt? Ich meine, wann und wo willst du sie töten?“ Ich dachte einen Moment nach. „Sie wird vermutlich von der Schule gehen. Zu diesem Zweck braucht sie ein Taxi oder ähnliches. Ich werde den Sprengstoff unter dem Auto festmachen. Aber dazu brauche ich deine Hilfe.“ „Inwiefern?“ Reno war jetzt extrem interessiert an der Aktion. „Einer muss den Schauffeur anhalten und ihn in ein Gespräch verwickeln. Nur so lange, bis der andere den Sprengstoff befestigt hat.“ „Wenn du willst, lenke ich den Schauffeur ab. Obwohl du das mit deinem Aussehen und deiner Figur viel besser könntest.“ Er lächelte mich wieder an. „Kann sein, aber ich möchte doch lieber selbst den Stoff festmachen. Nicht, dass ich dir nicht vertraue. Aber ich will mich nun mal rächen.“ „Schon gut. Ich verstehe dich.“ „Also hilfst du mir?“ „Selbstverständlich.“ Ich warf mich ihm an den Hals. „Danke!“ Reno drückte mich ebenfalls an sich. „Kein Ding. Ich helfe, wo ich kann. Auch bei Racheplänen.“ Ich ließ ihn los und wir lachten. „Ich gehe mal zum Rektor und frage, wann Yuki sich endlich verpissen will.“ Ich stand auf und Reno folgte mir zur Tür. Als ich meine Hand zur Tür streckte, wurde meine andere von Reno erfasst. Er drehte mich zu sich um und küsste mich. Ich war einen Moment lang verwirrt, erwiderte den Kuss dann aber. Mann, konnte der Küssen. Wir lösten uns voneinander und ich verließ seine Wohnung. „Bis dann!“, rief er mir hinterher und winkte. Dann machte ich mich auf den Weg zum Schulgebäude. Kapitel 81: Operation 'Yuki's Death' ------------------------------------ Keine Menschen- oder Vampirseele war auf dem Weg zur Schule anzutreffen. Bis ich in die Schule ging und vor Kurosus Büro stand. Ich konnte deutlich von drinnen Kaname hören. Es ging um Yuki. Ich klopfte und trat einfach ein. „Sai! Was gibt es denn?“, frage mich Kurosu. „Wann verlässt Yuki die Schule?“, fragte ich mit gefühlskalter Stimme. „Sie wird morgen Abend abreisen. Ich schätze, so gegen zwanzig Uhr.“ „Danke. Mehr wollte ich gar nicht wissen.“, sagte ich und machte auf dem Absatz kehrt. Bevor ich jedoch die Tür erreichte, griff Kaname nach meiner Hand. „Wozu willst du das wissen?“, fragte er mich misstrauisch. „Damit ich weiß, wann ich die Korken knallen lassen kann.“, log ich. Kaname bemerkte es aber nicht. Er sah mich trotzdem sehr misstrauisch an. Ich lächelte nur. Dann ließ er meine Hand los und ich ging. Nachdem ich das Gebäude verlassen hatte, musste ich einfach anfangen mit Lachen. Ich stand da und lachte wie eine Irre. Dann setzte ich mich immer noch lachend in Bewegung, um zum Haus „Mond“ zurückzukehren. Anschließend wollte ich zu Reno, um mit ihm die Details zu besprechen. Im Haus angekommen, wurde ich von Akatsuki in der Empfangshalle begrüßt. Ich lachte nun nicht mehr so doll, aber ich musste glücklich aussehen, denn Akatsukis Miene erhellte sich schlagartig. „Schön, dich wieder lachen zu sehen. Darf ich fragen, was der Grund ist?“ „Willst du die Wahrheit oder soll ich dich anlügen?“ „Lüg mich erstmal an.“ „Yuki wird morgen zwanzig Uhr die Schule verlassen.“ „Und jetzt die Wahrheit.“ „Sie wird es aber nicht überleben.“ „Was meinst du?“ „Ich werde sie in die Luft jagen.“ Wieder begann ich zu lachen. Diesmal aber nicht so laut und irre. „Ich dachte, du wolltest es sein lassen.“ „Ich habe vor Zero und Flitti geschworen, sie zu töten. Schon vergessen?“ „Nein, aber ich dachte, dass du das bloß so daher gesagt hättest.“ „Wohl kaum.“ Mein Gesicht wurde wieder regungslos. „Ich muss noch mal zu jemandem. Ich komme nachher zu dir und dann haben wir ein wenig Spaß, okay?“ „Na gut. Bis nachher.“ Akatsuki gab mir einen Kuss und stand von der Sofalehne auf, auf der er die ganze Zeit gesessen hatte. Er stieg die Treppe rauf und ich folgte ihm ein Stück. Dann bog ich in entgegen gesetzter Richtung ab zu Reno. Ich klopfte wieder. „Hast du keine Klamotten bei dir oder macht es dir Spaß, mich zu ärgern?“, fragte ich, nachdem Reno, immer noch oben ohne, öffnete. „Wenn’s funktioniert, zieh ich mir nichts weiter an.“, erwiderte er und ließ mich rein. „Und? Wie sieht’s aus?“, fragte Reno mich, nachdem ich es mir auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte und er sich neben mich setzte. „Yuki wird morgen Abend zwanzig Uhr die Schule verlassen. Das heißt, wir müssen spätestens neunzehn Uhr dreißig am Tor warten. Hast du Sprengstoff mit Fernzünder?“ „Selbstverständlich. Für was für einen miesen Sprengstoffexperten hältst du mich?“, fragte er vorwurfsvoll. Ich musste wieder lachen. Und er stimmte mit ein. „Du siehst noch schöner aus, wenn du lachst.“, sagte Reno und sah mich verträumt an. Natürlich wurde ich rot. „Danke. Das ist süß von dir…“ Diesmal gab ich ihm einen Kuss. Nachdem er sich von mir gelöst hatte, stand er auf und ging zu seinen Chemikalien und Instrumenten. „Ich mische dir was Schönes zurecht, was einen ordentlichen Bumms hat.“ Mit diesen Worten begann er irgendetwas zusammenzuschütten. Es dauerte eine ganze Weile. Ich wurde müde und begann auf Renos Couch zu dösen. „Hey, Süße. Ich bin fertig.“ Reno streichelte meinen Kopf, um mich sanft zu wecken. „Wirklich…? Cool…“ Ich streckte mich und gähnte herzhaft. Reno sah mich lächelnd an und hielt mir etwas in einer Tüte vor die Nase. „Das ist der Sprengstoff?“ „Bestes Dynamit. Mit Fernzünder.“ „Klasse. Vielleicht sollten wir uns einen Schirm mitnehmen.“ „Wieso?“ „Wenn das Zeug einen ordentlichen Bumms draufhat, wie du sagst, wird Yuki ganz schön in Stücke gerissen werden, oder?“ „Könnte passieren. Wenn nicht, werde ich mich vor dich stellen, damit du nicht so viel Blut abbekommst.“ „Und dann leck ich das Blut von deinem Gesicht.“, sagte ich und lächelte ihn verführerisch an. „Ich freu mich drauf.“, sagte er und lächelte ebenso zurück. Ich schaute auf die Uhr. „Ich muss langsam mal los. Akatsuki wartet schon auf mich.“ „Er ist dein Freund, oder?“ Ich nickte. „Also, morgen Abend hole ich dich viertel sieben ab und wir starten die Aktion: ‚Yukis Death’.“ „Okay.“ Wir standen auf und ich öffnete die Tür. „Bis morgen, dann.“, sagte ich und verließ seine Wohnung. Ich machte mich auf den Weg zu Akatsuki. Ich klopfte an seiner Tür. Hanabusa öffnete mir. „Hanabusa?“ Für einen Moment war ich ernsthaft verwirrt. Dann fiel mir ein, dass Akatsuki mir ja mal erzählt hatte, dass er mit Hanabusa zusammenwohnte. „Hallo Sai. Du willst bestimmt zu Akatsuki. Komm rein.“ Ich trat an Hanabusa vorbei. Ich hörte, wie er tief einatmete, als ich an ihm vorbeiging. „Du riechst gut.“, sagte er und lächelte mich an. „Danke.“, sagte ich und lächelte zurück. „Sai! Du bist ja schon da.“ Akatsuki kam scheinbar aus seinem Schlafzimmer, denn er gähnte herzhaft. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn erstmal. „Sollen wir lieber zu mir gehen?“, fragte ich. „Lasst ruhig. Ich wollte jetzt eh gehen. Ich treffe mich noch mit jemandem. Wird vermutlich ein paar Stunden dauern.“, mischte sich Hanabusa ein. „Okay. Bis später.“, sagte Akatsuki fröhlich. Hanabusa schnappte sich seinen Mantel und verließ die Wohnung. „Deswegen kamst du auch immer zu mir und nicht umgedreht.“ „Ja. Wir hätten jetzt noch nicht mal unser erstes Mal gehabt, weil Hanabusa fast immer nach der Schule hier ist. Bei dir is doch auch schön.“ Akatsuki gab mir einen Kuss und zog mich mit sich ins Schlafzimmer. Dabei zog er mir meine Jacke aus, die auch vorm Schlafzimmer auf der Erde liegen blieb. Er ging vor mir zum Bett und setzte sich drauf. Ich schloss die Tür und drehte mich zu Akatsuki um. Ich öffnete langsam mein Hemd und meinen Rock. Beides ließ ich einfach fallen. Akatsuki streckte seine Hände nach mir aus. Ich setzte mich auf seinen Schoß. Irgendwie schaffte er es, mir meine Kniestrümpfe auszuziehen. Dann musste meine Unterwäsche dran glauben. Akatsuki hatte nur eine Schlafhose an. Und diese zog ich ihm jetzt aus. Er hatte nichts weiter drunter. Wir küssten uns wieder ohne Unterlass und waren darauf auch schon unter der Decke verschwunden. Es war so schön wie immer. Vielleicht sogar etwas besser, weil Akatsuki jetzt genau wusste, was mir gefiel. Im selben Maße wusste ich auch, was ihn so richtig scharf machte. Nach dem Liebesspiel schliefen wir auch bald mit der Decke über unseren Körpern ein. Als ich wieder aufwachte, war noch gar nicht so viel Zeit verstrichen. Ich zog mich leise an, doch Akatsuki wurde trotzdem wach. Auch er stand auf und zog sich etwas an. Diesmal mit Unterhose. Wir verließen Akatsukis Schlafzimmer und gingen ins Wohnzimmer. Hanabusa schien noch nicht zurückgekommen zu sein. „Film gucken?“, fragte mich Akatsuki und ich nickte. Er schnappte sich wieder mal einen Horrorfilm. Gut so. Ich sammelte meine Jacke ein und hängte sie an den Kleiderhaken, während er sich um den Film kümmerte. Akatsuki legte sich auf das Sofa und klopfte mit der flachen Hand auf seinen nackten Oberkörper. Ich ging zu ihm rüber und legte mich auf ihn rauf. Ich schaffte es, es mir bequem zu machen. Akatsuki drückte auf ‚Play’ und der Film begann. Ich weiß nicht wieso, aber ich schlafe bei Filmen grundsätzlich kurz vor dem Ende ein. Als ich im Halbschlaf war, bemerkte ich, dass auch Akatsuki eingeschlafen war. Ich hörte sein leises, rhythmisches Atmen. Dann schlief ich tief und fest ein. „Langsam wirst du schwer.“, sagte Akatsuki und streichelte meinen Rücken. „Is aber nicht schön, mit so einem Kompliment geweckt zu werden.“, murrte ich. Dann setzte ich mich absichtlich langsam auf. Akatsuki setzte sich ebenfalls auf und warf mich dabei um. Wir lachten, auch wenn ich mich erst erschreckt hatte. Er half mir wieder hoch und ich gab ihm gleich einen Kuss. „Wofür war der denn?“, fragte er. „Brauche ich jetzt neuerdings einen Grund, um dich zu küssen, Großer?“ „Ach Quatsch. Wollte bloß ma sehen, was du antwortest.“ Mein Blick fiel auf den Couchtisch. Doch was darauf lag, weckte mein Interesse. Es war ein Foto. Von Akatsuki und mir. „Was ist denn das für ein Bild?“, fragte mich Akatsuki. „Ich dachte, du könntest es mir sagen.“ Das Bild zeigte die Szene, die sich nach oder während des Filmes hier abgespielt hatte. Ich lag auf Akatsuki und er war oben ohne. Beide schliefen wir. „Das kann doch nur einer gemacht haben, oder?“, fragte ich. „Ja. Hanabusa.“ „Warum sollte er so was tun?“ „Keine Ahnung. Aber von uns beiden gibt es doch so gut wie keine Bilder. Ist doch mal eine schöne Erinnerung.“ „Er hätte uns ja wenigstens fragen können.“ „Hätte er das gemacht, wär es ein gestelltes Bild geworden.“ „Okay, ich gebe mich geschlagen.“ Ich beugte mich vor und küsste Akatsuki. Er nahm das Bild in die Hand und ein zweites fiel vom ersten ab. Es war das gleiche Bild noch einmal. „Guck ma. Hanabusa hat sogar dran gedacht, gleich zwei Bilder zu machen.“ Er reichte mir das andere. „Wir können froh sein, dass er nicht gekommen ist, als wir miteinander geschlafen haben. Das wären bestimmt lustige Bilder geworden.“ „Hör auf mit dem Quatsch.“, lachte ich. Dann erhob ich mich um zu gehen. Akatsuki stand auf und ging mit mir zur Tür. Er öffnete sie mir gentlemanlike und ich trat an ihm vorbei. „Bis später.“, sagte er und ich gab ihm einen Kuss zum Abschied. Ich wollte mich vor der Operation ‚Yukis Death’ noch etwas ausruhen. Ich ging zu meinem Zimmer und öffnete die Tür. Ich hängte meine Jacke an den Haken und betrat mein Schlafzimmer. Nachdem ich mich umgezogen hatte, legte ich mich gleich ins Bett. Ich stellte mir einen Wecker auf halb sechs, damit ich rechtzeitig fertig wäre. Zehn Minuten später war ich auch schon weg. Unsanft wurde ich vom Klingeln des Weckers geweckt. Ich schlug einfach drauf. Da ich keine andere Wahl hatte, musste ich schließlich aufstehen. Ich zog mir unauffälligen Klamotten an und aß schnell etwas. Dann machte ich mich auch schon auf den Weg zu Reno. Bei ihm angekommen, klopfte ich und wartete einen Moment. Dann öffnete er mir. Ausnahmsweise mal vollständig bekleidet. „Na? Bist du soweit?“, fragte ich. Als Antwort hielt Reno eine Tüte hoch. Scheinbar das Dynamit. „Jepp.“, sagte er dann doch noch. „Na dann mal los.“ Mit Reno zusammen ging ich in die Empfangshalle. Zum Glück war niemand da, der uns hätte zusammen sehen können. Ebenso unauffällig schlichen wir uns aus dem Haus hinüber zum Eingangstor der Academy. Dort versteckten wir uns hinter der Mauer. In dieser Mauer waren Löcher, durch die wir durchschauen konnten. Gegen dreiviertel Acht kam auch das Taxi. „Dein Auftritt, Hübscher.“, sagte ich und nahm Reno das Dynamit ab. Dieser trat jetzt auf den Weg, um das Taxi anzuhalten. Der Fahrer stieg aus und ging zu Reno. Während sie sich unterhielten, schlich ich mich hinter das Auto. Ich legte mich halb drunter, damit ich besser an den Autoboden konnte. Ich nahm schnell das Dynamit aus der Tüte, schnappte mir das Klebeband und befestigte alles unter dem Auto. Ich aktivierte den Fernzünder und kam hinter dem Auto hervor. Reno sah unauffällig in meine Richtung und ich gab ihm ein Zeichen. Er beendete das Gespräch und kam dann zu mir rüber, nachdem der Taxifahrer eingestiegen war. „Ihr ward so vertraut. Kennst du den Fahrer?“, fragte ich. „Ja. Ich habe ihm gesagt, dass er, wenn er hier wieder vorbeikommt, aussteigen soll. Ich will nicht, dass er draufgeht. Er stellt sich dann zu uns und sieht sich das Schauspiel an.“ „Na wenn das mal gut geht.“ Reno bemerkte den Dreck an meinem Rücken, der dort beim Anbringen des Sprengstoffes kleben blieb. Er zupfte ihn mir schnell ab. Wir verbrachten die nächste halbe Stunde mit Knutschen. Ich hatte dabei nicht mal ein schlechtes Gewissen, obwohl ich eines hätte haben sollte. Dann endlich sahen wir die Lichtkegel des Taxis. Wir unterbrachen das Küssen und sahen dem Auto zu, wie es ungefähr zweihundert Meter hinter dem Tor stoppte. Als es vorbeifuhr, konnte ich Yuki deutlich sehen. Der Taxifahrer kam zu uns gerannt. „Alles klar. Sie ist allein. Das Taxi ist eh alt. Jagt es in die Luft.“ Reno übergab mir die Fernsteuerung. „Es ist deine Rache. Mach sie kalt.“ Ich nickte und trat auf den Weg, um besser sehen zu können. Bevor ich den Knopf drückte, schaute Yuki aus der Heckscheibe und erstarrte, als sie mich erblickte. Dann versenkte ich den Knopf in der Fernbedienung. Die Explosion, die darauf folgte, war nicht nur atemberaubend, sie war auch ohrenbetäubend. Das Auto strahlte einen Moment ganz weiß, dann schoss Feuer aus allen Öffnungen. Das Auto verschwand in einem Flammenpilz. Kleine Teile des Autos flogen umher. Ich wurde von einigen Splittern getroffen, die ich aber einfach herauszog. Während alles das passierte, stand ich auf dem Weg und lachte wie eine Bekloppte. Reno kam zu mir geeilt, als er sah, wie die Teile herumflogen. Er stellte sich schützend vor mich und umarmte mich. Ich beruhigte mich wieder und stand nun nur noch grinsend da. Dann küsste ich Reno. Er sah mich etwas überrascht an. „Das hast du toll zusammengemischt! Es war wahnsinn!“, sagte ich freudestrahlend. Ich sah Reno an. Durch den Schein, den das brennende Auto auf uns warf, sah diese Szene bestimmt klasse aus. Schade, dass ich keinen Fotoapparat hatte. Dass ich trotzdem ein Foto bekommen würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich löste mich von ihm und sah noch eine Weile dem brennenden Auto zu. Dann kam mir der Gedanke, dass irgendjemand die Explosion mitbekommen haben muss. „Hey!“, rief Reno plötzlich. Ich drehte mich um und sah nur noch einen blonden Schopf. Hanabusa. Verdammt. Wer weiß, was er alles fotografiert hatte. Ich erwürge ihn irgendwann mit der Schlaufe seines Fotoapparates. „Schon gut. Ich kenne ihn. Das ist der Cousin von Akatsuki. Die beiden wohnen zusammen. Ich schätze, er wird Akatsuki die Bilder als erstes zeigen. Du weißt, was das heißt, oder?“ „Hm. Nur noch als Freunde treffen. Bekomme ich denn trotzdem ab und zu nen Kuss?“ „Klar. Ein Freundschaftskuss.“ Ich zwinkerte ihm zu. „Lass uns zum Haus zurückgehen.“ Reno verabschiedete sich von dem Taxifahrer, der sich bei seinem Betrieb ein Taxi bestellte. Er schilderte kurz den Vorfall. Dann gab er Reno das OK. Es würde keine Probleme mit ihm oder seinem Betrieb geben. Dann ging ich mit Reno den Weg hinauf. Uns kamen eine Menge Leute entgegen. Uns bemerkte niemand. Der Taxifahrer verschwand, bevor ihn jemand fragen konnte, was passiert sei. „Und? Was wirst du jetzt machen?“, fragte ich Reno. „Keine Ahnung. Rumhängen, Fernsehen oder ein bisschen experimentieren.“ „Nicht, dass du dich noch selbst in die Luft jagst.“ „Bestimmt nicht. Und was machst du?“ „Ich werde erstmal Akatsuki beruhigen, wenn er die Bilder schon gesehen hat. Und dann vielleicht ein bisschen mit ihm Spaß haben, wenn du verstehst, was ich meine.“ „Schon klar. Hoffentlich macht er keine Szene wegen mir.“ „Irgendwie werde ich das schon richten können.“ „Vergiss aber nicht, mich ab und zu mal zu besuchen.“ Wir waren am Haus angekommen. „Bestimmt nicht.“ Wir trennten uns voneinander und ich ging zu Akatsukis Zimmer. Ich klopfte. Hanabusa öffnete und wollte die Tür gleich wieder schließen, nachdem er mich erblickt hatte. Doch ich stellte schnell meinen Fuß in die Tür. Dann ließ ich meine Hand vorschnellen und legte sie um Hanabusas Hals. „Lass mich los!“, krächzte er. Ich trat noch vorne und schob ihn somit weiter ins Zimmer rein. Erst, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, ließ ich ihn los. Er schnappte gleich nach Luft, weil ich nicht gerade sanft zugedrückt hatte. Ich realisierte schnell das Zimmer. Dann fand mein Blick Akatsuki, der auf dem Sofa saß, mit übergeschlagenen Beinen. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und sah mich nicht grad freudestrahlend an, als ich das Zimmer betrat. „Welche Fotos hast du ihm gezeigt?“, fragte ich an Hanabusa gewandt. „Alle, die ich gemacht habe. Direkt nach der Explosion bin ich zur Auffahrt gerannt und habe Fotos geschossen.“ „Zeig sie mir.“, verlangte ich. Hanabusa trat an mir vorbei und ging zum Couchtisch. Dort lagen die Bilder und er zeigte sie mir. Ich betrachtete sie eingehend. Auf dem ersten war eine Aufnahme des brennenden Autos. Auf dem nächsten war gleich die Nahaufnahme von Reno und mir. Es war unverkennbar, dass wir uns küssten. Die Szene sah wirklich klasse aus. Dann ein Bild, wo ich neben Reno stand und wir zusammen das Spektakel betrachteten. Darauf folgten einige Bilder des Autos. Sie sahen alle gut aus. Ich steckte die Bilder ein, auf denen ich mit Reno zu sehen war. „Hey! Das sind meine Bilder!“, protestierte Hanabusa. Ich steckte die Bilder in die Innentasche meiner Jacke, nah meiner Brust. „Nimm sie dir doch.“, sagte ich und lächelte boshaft. Hanabusa stand da und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Akatsuki hatte die ganze Zeit nichts gesagt und jetzt stand er auf, um in sein Schlafzimmer zu gehen. Mit einer unauffälligen Geste deutete er mir, ihm zu folgen. Das war schon mal ein gutes Zeichen, denn er schien nicht extrem sauer zu sein. Ich folgte ihm und verschloss die Tür, nachdem ich ebenfalls das Schlafzimmer betreten hatte. Akatsuki hatte sich auf das Bett gesetzt und sah mich unverwandt an. „Du hast ja die Bilder gesehen. Yuki ist jetzt tot.“ „Ich weiß. Aber du weißt, was mich interessiert. Warum sieht man dich auf einem dieser Bilder knutschend mit dem Neuen?“ „Sein Name ist Reno. Er hat mir geholfen, Yuki umzubringen. Er hat das Dynamit gemischt. Ich habe mich nur bei ihm bedankt.“ „Und mehr war da nicht?“ „Nein. Mehr war, ist und wird nicht. Ich liebe dich doch aus tiefster Seele. Das solltest du eigentlich wissen.“ Ich ging auf Akatsuki zu und setzte mich auf seinen Schoß. Seine Hände griffen sofort hinter meinen Rücken, damit ich nicht herunterfiel. Dann küsste ich ihn leidenschaftlich. „Hat er dich gebissen oder so?“, fragte Akatsuki, nachdem er meinen Hals geküsste hatte. „Nein. Ich habe es ihm verboten. Er hatte es versucht, aber ich sagte ihm, dass er das nicht dürfe. Er meinte nur, dass er das wüsste. Ich habe ihm im Übrigen auch nicht gebissen.“ „Da bin ich aber froh.“ Er küsste mich. Dann ließ er sich einfach nach hinten fallen und ich fiel auf ihn drauf. „Hey!“, rief ich erschrocken. „Du hättest mich ruhig vorwarnen können.“ Ich lachte und steckte Akatsuki damit an. „Dann wär es aber nicht so lustig.“, entgegnete er. Ich drückte mich an Akatsukis Oberkörper. „Ich bin froh, dass du mir verziehen hast.“, sagte ich. „Dir kann man doch nich böse sein.“, sagte Akatsuki und streichelte meinen Kopf. Es war einfach schön, so bei ihm zu sein und seinen Körper zu spüren. „Ich liebe deinen Körper, weißt du das?“, fragte ich Akatsuki. „Konnte ich mir denken. Aber dein Körper ist auch nicht ohne…“, sagte er und ließ seine Hand meinen Rücken hinabwandern. Schließlich blieben sie auf meinem Hintern liegen. Ich küsste Akatsuki und er begann dabei, mir meine Jacke auszuziehen. Dann schien ihm etwas einzufallen. „Was ist?“, fragte ich, nachdem ich das Küssen unterbrochen hatte. Akatsuki setzte sich auf und hielt mich dabei fest. „Versprich mir, Hanabusa dafür nicht umzubringen, okay?“ „Hm… okay. Weil du’s bist.“ Ich stieg von Akatsuki runter und er stand auf, um zum Nachttisch zu gehen. Von dort holte er ein Bild und reichte es mir. Ich dachte, ich sah nicht richtig. Auf dem Bild waren Akatsuki und ich, nachdem wir miteinander geschlafen hatten. Man konnte nur leicht die Konturen unseres Körpers sehen. Wir lagen unter der Decke und ich hatte meinen halben Oberkörper auf Akatsukis. Die Decke verhüllte die Hälfte meines Oberkörpers so, dass man nichts weiter sah. Wir schliefen tief und fest. Irgendwie sah es niedlich aus, wenn man nicht wusste, was wir vorher getrieben hatten… „Immer noch besser, als wenn Hanabusa ein Foto gemacht hätte, als wir voll dabei waren…“, sagte ich. „Also wirst du ihn nicht umbringen?“ „Nein. Er hätte das nicht tun sollen, aber deswegen bringe ich ihn nicht um. Ist doch auch eine schöne Erinnerung.“ Akatsuki nahm mir das Bild wieder ab und ich krabbelte in der Zeit in die Mitte des Bettes. Dort entledigte ich mich meines Hemdes und warf es auf die Erde. „Hey. Lass mir auch noch was übrig.“, sagte Akatsuki und kam zu mir auf das Bett. Er griff nach meinem Rock. Dann schnappte ich mir sein Hemd und zog es ihm aus. Dann war seine Hose dran. Alles landete auf dem Boden. Ich lag ausgestreckt auf dem Bett und Akatsuki hatte sich über mich gebeugt. Ich griff nach seinem Kopf und zog ich zu mir heran. Ich küsste ihn leidenschaftlich. Dann griff Akatsuki nach meinen Brüsten, weil man den BH von vorn öffnen musste. Keine Ahnung, wieso er das wusste. Er tat das alles ganz vorsichtig. Ich ließ meine Hände langsam an seinen Seiten hinuntergleiten, um ihm seine Unterhose auszuziehen. Während dich das tat, zog er mir meine Hotpants aus. Obwohl es noch nicht allzu lange her war, dass ich mit ihm geschlafen hatte, war es wieder wundervoll. Danach blieben wir einfach eine Weile liegen. Ungefähr eine halbe Stunde später stand ich auf und zog mich an. Akatsuki schnappte sich seine Unterhose und zog diese ebenfalls an. Ich bückte mich und nahm mir seine Hose. Ich warf sie ihm hin. „Hier. Du solltest dir mehr anziehen, sonst muss ich Angst um dich haben.“, sagte ich lachend. „Wenn hier einer Angst haben muss, dann ja wohl ich. Und du versprichst mir fest, dass du nichts weiter mit diesem Reno hast, ja?“ „Versprochen. Du weißt doch, dass ich nur dich will…“, sagte ich und ging zu ihm, um ihm einen Kuss zu geben. Dann ging ich zur Tür und schloss sie auf. Akatsuki folgte mir ins Wohnzimmer. „Mach mir eine Kopie von dem Foto, wo wir beide drauf sind.“, sagte ich zu ihm und lachte. „Mach ich.“ Akatsuki brachte mich zur Tür und wir verabschiedeten uns voneinander. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Dort legte ich mich hin und schlief bis zur Abenddämmerung. Kapitel 82: Zombie und Feuerwerksvorbereitungen ----------------------------------------------- Am nächsten Abend wollte ich die Gräber von Zero und Flitti besuchen. Ich ließ meine Jacke hängen, weil es draußen ungeheuer warm war. Die Sommerferien würden bald beginnen. Und die Konfrontation mit Akatsukis Eltern. Denen würde ich was husten, was die sich einbildeten, mir meinen Akatsuki wegnehmen zu wollen. Ich verdrängte diesen Gedanken erstmal und ging nach unten. Von der Eingangshalle aus machte ich mich auf den Weg zum Hintereingang. Ich betrat den Hinterhof und staunte erstmal, wie warm es war. Die Wärme war wie eine Wand, in die ich eben hineingelaufen war. Dann schlug mir der durchdringende Duft der Rosen entgegen. Es war alles wie immer. Nein. Etwas war anders. Ich wusste bloß nicht, was. Ein seltsames Gefühl stieg in mir auf. Ich versuchte es zu ignorieren und ging zu den Gräbern. „Flitti, Zero, ich möchte euch etwas Tolles erzählen…“, begann ich. Auf einmal bebte die Erde leicht und die Gräber vibrierten. Dann öffnete sich Flittis Grab und eine halb verweste Hand bahnte sich ihren Weg an die Erdoberfläche. Es war eindeutig Flittis. Ich schrie vor Schreck auf und stolperte rückwärts. Dort landete ich auch gleich auf meinen drei Buchstaben. Ich beobachtete mit zunehmendem Erstaunen und Schrecken wie immer mehr von Flitti zum Vorschein kam. Als sie schließlich komplett ihrem Grab entstiegen war, stellte sie sich vor mich hin. „Hallo Sai.“, sagte eine mir bekannte Stimme. Es war natürlich Flittis, aber sie klang unbenutzt und rau. Ihre Augen waren rot, weil Blut hineingelaufen war. Und mit diesen Augen starrte sie mich unverwandt an. „Wo ist Yuki? Ich muss sie umbringen…“ Sie ließ mich nicht antworten, sondern begann auf das Haus loszumarschieren. Seltsam normal, für einen Zombie. Ich saß immer noch wie gelähmt da und konnte sie nicht mal aufhalten. Irgendetwas sagte mir, dass das ganze hier nicht gut ausgehen würde, wenn ich Flitti nicht aufhielte. Ich sprang auf und hechtete ihr hinterher. In der Empfangshalle angekommen, konnte ich sie jedoch nirgends entdecken. Verdammt, war sie schnell. Ich hastete durch die Halle und traf an der Tür auf Hanabusa, der auf der Erde hockte. Ich schnappte ihn am Kragen und zerrte ihn auf die Beine. „Wo ist sie hin? Sag’s mir!“, brüllte ich ihn an. Hanabusa sah erstarrt aus, deutete aber mit dem Finger zitternd auf die offene Tür. Ich ließ ihn unsanft gegen die Wand fallen und rannte zur Tür hinaus. Warum war die so schnell? Ich konnte sehen, wohin ihr Weg führte. Flitti wollte zum Haus „Sonne“. „Flitti!“, schrie ich, doch sie hörte mich nicht. Unbeirrt setzte sie ihren Weg fort und ich konnte sehen, wo ich blieb. Statt den Weg zu benutzten, lief sie einfach quer über den Rasen und ich hinterher. Sie war am Haus „Sonne“ angekommen und stieß das Tor auf. Sofort konnte man Schreie hören, die eindeutig von den Day Classlern stammten. Ich erreichte ebenfalls das Haus und rannte hinein. Flitti wollte hoch zu Kurosu und nahm deshalb die Treppe. Auf ihrem Weg stieß sie einige Schüler unsanft zur Seite und einer flog sogar die Treppe hinunter. Er blieb verletzt liegen, aber das störte mich absolut nicht. Ich hechtete Flitti hinterher, doch bevor ich sie erreichte, brach sie auch schon Kurosus Bürotür auf. Man konnte ihn schreien hören. Ich war endlich angekommen. Ich schaute in den Raum und konnte Kaname entdecken, der wie zur Salzsäule erstarrt vor Kurosus Schreitisch stand. „Wo ist Yuki?“, fragte Flitti und grinste dabei wie irre. „Sie ist tot!“, rief ich ihr von der Tür aus zu. „Sie ist tot…“ „Aber… wieso? Durch wessen Hand ist sie gestorben?“, fragte Flitti. Kaname antwortete. „Das Taxi, das sie abholen sollte, ist in die Luft geflogen. Es ist einfach explodiert… Ich kann es immer noch nicht glauben…“ „Sie hat es verdient, Kaname. Und das weißt du!“, rief ich. „Niemand hat es verdient zu sterben. Und schon gar nicht so, wie Yuki starb.“ „Es war eine wundervolle Explosion. Das rot und gelb des Feuers sah klasse aus. Und Yukis Gesicht erst, bevor sie in die Luft gejagt wurde…“, schwärmte ich. „Wieso weißt du, wie sie geguckt hat…?“, fragte Kaname, dann ging ihm ein Licht auf. Er stürzte auf mich zu und legte mir seine Hände um den Hals. Dann hob er mich hoch. Trotzdem wich das Lächeln nicht aus meinem Gesicht. „Du hast sie umgebracht!“ „Ja, habe ich. Ich habe es Zero und Flitti geschworen. Ich halte meine Versprechen. Außerdem warst du auch sauer auf sie. Vergiss das nicht.“ „Deswegen hätte ich sie aber nicht getötet!“, schrie er. Ich befreite mich irgendwie aus Kanames Griff. „Sie ist jetzt tot und du kannst daran nichts mehr ändern!“, rief ich. „Flitti. Hast du gehört? Ich habe mich für euch gerächt…“ Ich sah sie an. Ihre Augen wurden zum zweiten Mal glasig und sie brach zusammen. Jetzt war sie endgültig tot und nichts und niemand konnte sie zurückholen. Ich ging zu ihr. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich kniete mich zu ihrem leblosen Körper. Jetzt ist sie zwei Tode gestorben, dachte ich. Vorsichtig nahm ich ihre Leiche und trug sie zur Tür hinaus. Kaname folgte mir. Ich drehte mich zu ihm um. „Was ist?“, fragte ich unfreundlich. „Du willst sie bestimmt beerdigen und ich wollte dir helfen. Es tut mir Leid, dass ich dich so angefahren haben.“ „Schon gut, aber ich werde sie allein beerdigen, wenn es dir nichts ausmacht.“, sagte ich und ging den Gang hinunter. Kaname blieb wie angewurzelt stehen und ließ mich gehen. Nach wenigen Minuten war ich wieder bei den Gräbern. Zum Glück ist Zero nicht auch noch aufgestanden. Den hätte ich bestimmt nicht so leicht zurückbekommen. Ich legte Flitti erstmal ab und ging zum halb geöffneten Grab. Dort ließ ich die Erde sich weiter öffnen und leerte so auch den Sarg. Dieser war seltsamerweise nicht beschädigt. So legte ich sie behutsam hinein und schloss den Deckel. Ich versenkte den Sarg und begann mit bloßen Händen die Erde wieder in das Loch zu schaufeln. Als ich damit fertig war, war ich ganz schön geschafft. Es war eine Menge Erde gewesen. Ich war auch ziemlich schmutzig. Also hieß es duschen. „Hoffentlich findest du jetzt deine letzte Ruhe, Flitti. Und Zero, nicht, dass du mir auch noch einen Besuch abstattest.“, sagte ich und verbeugte mich kurz vor den Gräbern, um ihnen meine Ehre zu erweisen. Dann machte ich mich auf den Weg zurück zu meiner Wohnung. Ich trat ein und machte die Tür zu, verschloss sie aber nicht. Ich ging direkt ins Bad. Umziehen könnte ich mich später immer noch. Ich betrat das Bad und zog meine Sachen aus, die ich gleich in die Waschmaschinen warf. Dann stieg ich unter die Dusche und drehte das Wasser auf. Ich ließ es mir richtig gut gehen und genoss das Ganze. Als ich fertig war, schnappte ich mir ein Handtuch, das ich mir um den Körper wickelte. Das andere war für meine Haare. Ich öffnete die Badtür und mein Blick fiel auf das Sofa. „Reno!“, rief ich erschrocken und drückte das Handtuch noch enger an meinen Körper. „Hallo Sai. Die Tür war offen und ich wollte dir einen Besuch abstatten.“ „Was hättest du gemacht, wenn ich jetzt nackt aus dem Bad gekommen wäre?“ „Mich gefreut.“, sagte er und grinste. „Männer…“, stöhnte ich und ging an ihm vorbei zum Schlafzimmer. Bevor ich dort ankam, sagte Reno: „Hübscher Anblick.“ Ich hielt einen Moment inne, sparte mir dann aber die Antwort und betrat mein Schlafzimmer. Schnell zog ich mich um und ging dann wieder zu Reno. Doch bevor ich mich setzten geschweige denn, etwas sagen konnte, klopfte es an der Tür. Ich öffnete. Es war Kaname. Ich hatte die Tür nur einen Spalt breit geöffnet, sodass er Reno nicht sehen konnte. „Was gibt es?“, fragte ich. „Ich wollte mich entschuldigen. Wegen gestern. Ich habe überreagiert. Aber eine Frage habe ich noch an dich. Woher hattest du das Zeug, um das Auto in die Luft zu jagen?“ „Von mir.“ Reno war aufgestanden und von hinten an mich herangetreten. „Und woher hattest du es?“ „Selbst gemacht.“, antwortete Reno mit einer Spur Selbstzufriedenheit. „Ich stelle Sprengstoffe und Feuerwerkskörper her.“ „Feuerwerkskörper, ja?“ Kaname dachte einen Moment nach. „Ich habe mir gerade eine Bestrafung für euch ausgedacht.“ „Warum Bestrafung?“, fragte Reno verwirrt. „Weil du mitgeholfen hast, Yuki zu töten.“ Reno schien zu verstehen. „Und?“ „Ihr werdet beide ein Feuerwerk organisieren. Dafür habt ihr eine Woche Zeit. Alles klar?“ „Klar. Aber es ist doch keine Bestrafung, mit Sai zusammen etwas Zeit zu verbringen… Au!“ Ich hatte Reno in die Seite geknufft, damit er seine Klappe hielt. „Na dann… Sagt mir Beschied, wenn ihr fertig seid.“ „Okay.“, sagte ich und schloss die Tür hinter Kaname. Dann wandte ich mich an Reno. „Sag ihm doch gleich, dass du als Bestrafung in den Knast willst!“, sagte ich etwas angepisst. „Was meinst du?“ „Du meintest, dass es keine Strafe wäre, mit mir zusammen Zeit zu verbringen. Das kann Kaname so deuten, dass es keine vernünftige Bestrafung ist. Und deshalb müsste er dir etwas Schwereres aufbrummen!“ „Ach so. Ich habe nicht nachgedacht, bevor ich das sagte. Sei mir doch nicht böse.“ Reno kam näher an mich heran und gab mir einen Kuss. „Gut, vergessen wir das.“, sagte ich, nachdem sich Reno von meinen Lippen gelöst hatte. „Wollen wir gleich morgen mit der Planung anfangen?“ „Jepp. Bis morgen dann.“ Reno verabschiedete sich und ging. Ich schloss die Tür und setzte mich auf das Sofa. Doch dort blieb ich nicht lange. Denn es klopfte mal wieder. „Hallo, Großer. Irgendwie wusste ich, dass du es bist.“, begrüßte ich Akatsuki. „Wer denn sonst?“, erwiderte er und umarmte mich. „Du riechst wirklich gut.“ „Fang bloß nicht so an wie Hanabusa.“ „Keine Angst.“ Akatsuki schloss die Tür hinter sich. Dann ergriff ich seine Hand. „Ich muss dir was erzählen.“ Ich zog ihn Richtung Sofa, doch als wir dort ankamen, zog mich Akatsuki in mein Schlafzimmer. „Was…?“ „Keine Angst. Ich bin nur müde und will es bequem haben. Ich werde dir aufmerksam zuhören.“, versprach er. Ich ließ mich mitziehen und schloss die Schlafzimmertür hinter mir. Akatsuki warf sich aufs Bett und ich haute mich daneben. „Na dann schieß mal los.“ „Okay. Nachdem ich gestern von dir weggegangen war, wollte ich Zero und Flitti erzählen, dass Yuki endlich tot war. Ich stand vor den Gräbern, als plötzlich aus Flittis Grab eine Hand die Erde durchbrach.“ „Das klingt ja nach nem Horrorfilm.“, scherzte Akatsuki. „So kam es mir auch vor. Langsam aber sicher kämpfte sich auch der Rest von Flitti an die Erdoberfläche. Als sie draußen war, wollte sie wissen wo Yuki ist. Bevor ich antworten konnte, marschierte sie an mir vorbei. Ich war gelähmt vor Schreck.“ Akatsuki hatte sich auf die Seite gedreht und sah mich an. Er nahm seine Hand und legte sie über meinen Bauch. „Flitti eilte durch die Eingangshalle und bis ich fähig war, ihr zu folgen, hatte sie schon einen mächtigen Vorsprung. Ich rannte hinter ihr her und rief ihren Namen, aber sie reagierte nicht. Sie lief fast Amok, als ich beim Schulgebäude ankam, welches ihr Ziel war. Flitti lief die Treppe hoch zu Kurosus Büro und brach die Tür auf. Bevor Schlimmeres passieren konnte, kam ich an. Kaname war bei Kurosu. Ich erklärte, dass ich Yuki getötet hatte. Kaname ging halb auf mich los, was aber verständlich war. Ich sagte Flitti, dass ich sie gerächt hätte. Doch als ich mich umdrehte, war sie endgültig tot. Ich brachte sie in ihr Grab und beerdigte sie ein zweites Mal.“ „Mann, das muss hart für dich gewesen sein.“ „Es ging…“ Ich starrte die ganze Zeit zur Decke. „Wolltest du mir noch was erzählen?“ „Ja. Ich werde die ganze nächste Woche ne Menge Zeit mit Reno verbringen.“ Akatsukis Hand verkrampfte sich etwas auf meinem Bauch. „Wieso?“ „Das ist Kanames Art, uns wegen Yukis Tod zu bestrafen. Wir sollen ein Feuerwerk organisieren.“ Seine Hand wurde wieder entspannter. Er begann, meinen Bauch zu streicheln. „Ach so.“ „Gibt es einen Grund, weshalb du meinen Bauch streichelst? Das machen doch sonst nur werdende Väter.“ „Es gibt keinen Grund. Aber irgendwann mal Vater werden, wäre bestimmt cool.“ „Denkst du. Mit ner Göre an der Backe ist nichts mehr mit: Komm ma schnell mit ins Schlafzimmer. Wir müssen reden.“ Ich lachte und Akatsuki stimmte mit ein. „Wir haben doch noch eine Weile Zeit. Kinder kann man sich später immer noch anschaffen.“ Akatsuki zog mich an der Hüfte zu sich heran und küsste mich. „Gut. Später.“ Wir küssten uns eine halbe Ewigkeit und kuschelten die ganze Zeit. Irgendwann schlief ich seelenruhig in Akatsukis Armen ein. Nachdem ich aufgestanden war, zog ich mich an und bereitete das Frühstück für Akatsuki und mich. Als er dann auch seinen sexy Hintern aus dem Bett bekommen hatte, setzte er sich zu mir an den Tisch und wir aßen gemeinsam. Danach musste er auch leider gehen, denn ich wollte zu Reno. „Stell bloß nichts an.“, sagte er mir, als ich mit ihm meine Wohnung verließ. „Ja ja.“, sagte ich und grinste. Akatsuki gab mir einen Klaps auf den Hintern und begab sich zu seiner Wohnung. Ich stieg noch eine Treppe rauf zu Reno und klopfte an der Tür. Reno öffnete mir mit einem halb geschlossenen Hemd. „Junge! Lern endlich, wie man sich richtig anzieht!“, witzelte ich. „Ach, tu nicht so. Du stehst doch drauf.“, sagte er und gab mir einen Kuss zur Begrüßung. „Verdammt, du hast ja recht.“ Ich trat ein und Reno schloss die Tür. „Hast du schon was gemacht?“, fragte ich ihn. „Nö, nichts. Und du?“ „Wie denn? Nachdem du weg warst, kam Akatsuki. Wir haben die ganze Zeit im Bett gelegen und gekuschelt. Da hat man keine Zeit um irgendetwas vorzubereiten.“ Ich hatte einen Block und was zu Schreiben mitgenommen. Damit setzte ich mich aufs Sofa und schlug den Block auf. Ich schrieb oben drüber in Großbuchstaben FEUERWERK. Drunter: Planung. „Und? Welche Raketen willst du gen Himmel schicken?“, fragte ich Reno, nachdem er sich neben mich gesetzt hatte. „Hm. Ich mach erst ma ein paar und schreib Nummern drauf. Dann sag ich se dir und du schreibst se auf. Den Rest planen wir später.“ Reno machte sich daran, in seinem kleinem Chemielabor etwas zusammenzumischen. Ich überlegte in der Zeit, wie man den Rest der Veranstaltung auskleiden konnte. Ich machte Notizen, die ich später überarbeiten wollte. Wir hatten ja immerhin eine ganze Woche Zeit. Bevor ich wegnicken konnte, klopfte es an Renos Tür und er ging hin, um sie zu öffnen. Nach der Stimme zu urteilen, war es Kaname. „Hallo Reno. Akatsuki meinte, dass Sai bei dir sei.“ „Ja, hier bin ich. Was gibt’s?“, fragte ich, nachdem ich mich von der Couch aufgerafft hatte. „Ich habe dich einer neuen Schülerin zugeteilt. Ihr Name ist Haruka Kaisetsu. Du wirst sie morgen kennen lernen.“ Damit endete Kaname und verabschiedete sich von uns. Ich setzte mich wieder aufs Sofa und lehnte mich zurück. Reno machte sich an seine Arbeit und fertigte eine Menge Feuerwerkskörper. Ich dagegen schlief ein… Kapitel 83: Die neue Schülerin und wieder Probleme -------------------------------------------------- Als ich wieder aufwachte, hatte ich Reno halb unter mir zu liegen. Sein Hemd hatte er jetzt ganz ausgezogen und ich konnte seine Muskeln spüren. Dann bemerkte ich, dass er seine Hände auf meinem Rücken hatte. Eine war schon ziemlich weit nach unten gerutscht. Ich bewegte mich leicht und davon wurde Reno wach. „Was hast du dir hierbei bitte gedacht, mein Lieber?“, fragte ich. „Du hast so schön geschlafen und ich wollte auch ein Nickerchen machen.“ „Und warum hast du dann dein Hemd ausgezogen?“ „Um deinen Körper besser zu spüren.“ Ich wurde etwas rot und richtete mich auf. Jetzt saß ich rittlings auf Reno. „So willst du’s also.“, sagte er und griff nach meiner Hüfte. „Hör auf!“, lachte ich, als Reno begann mich zu kitzeln. Ich befreite mich aus seinem Griff und setzte mich ans Fußende des Sofas. Reno setzte sich auf und sah mich an. „Keine Angst. Ich will dich nicht belästigen oder so. Ich mach nur Spaß. Glaub mir bitte.“ „Ich glaube dir. Ich hätte mich ja auch nicht so hinsetzten müssen…“ Ich schüttelte den Kopf und lachte. „Ich geh jetzt besser. Vielleicht finde ich das Mädchen jetzt schon. Dann muss ich mich morgen nicht um sie kümmern.“ „Und hast wieder Zeit für mich.“, grinste Reno. „Ganz genau.“, sagte ich und stand auf. Reno folgte mir und öffnete mir die Tür. Dann gab er mir noch einen viel zu langen Abschiedskuss und ich ging. Auf einmal hatte ich die Eingebung, mir noch mal Flittis und Zeros Zimmer anzusehen. Ich betrat den Gang, auf dem die Zimmer lagen. Ich zog einen Schlüssel hervor, den ich immer bei mir trug, seit die beiden getötet wurden. Damit öffnete ich die Tür zu Flittis Zimmer. Ich trat ein und stellte mich einfach in die Mitte des Raumes, nachdem ich die Tür wieder zugeschlossen hatte. Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Plötzlich sah ich Flitti wieder vor mir. Sie stand da und grinste mich an. Zero trat hinter sie und legte seine Arme um ihre Schulter. Ein Blitz zuckte und Donner grollte. Ich öffnete meine Augen und die Vision verschwand. Ich ging zum Fenster und sah nach draußen. Ein starker Regen hatte eingesetzt und Blitze erhellten die Wolken, die die Sicht auf den Himmel versperrten. Ich wandte mich ab und verließ es wieder. Nachdem ich es sorgfältig verschlossen hatte, ging ich zu Zeros Zimmer. Ich öffnete es und erschrak. „Was…? Was machst du hier in diesem Zimmer?“, fragte ich erstaunt und wütend, als ich die Person im Zimmer erblickte. „Und wer bist du überhaupt?“ „Ich… bin Haruka Kaisetsu. Und das ist mein neues Zimmer. Es wurde mir von Kaname-senpai zugeteilt.“ „Du bist Haruka?“ Ich ließ es einen Moment auf mich wirken. Ich war sauer auf Kaname. Ich drehte mich um und wollte den Raum verlassen. „Wo willst du hin und wer bist du eigentlich?“, fragte Haruka mich. „Mein Name ist Sai. Und ich werde jetzt zu Kaname gehen.“ Ich trat durch die Tür, die noch offen war und machte mich auf den Weg zu Kaname. Haruka folgte mir. Bei Kanames Tür angekommen, klopfte ich und trat ohne zu zögern ein. Kaname lag auf seinem Sofa und setzte sich auf, als ich mit Haruka im Schlepptau reinkam. „Sai. Was gibt es denn?“, fragte er mich verdutzt. „Ich fordere, dass du Haruka ein anderes Zimmer zuteilst.“ „Erstens: Wieso? Und Zweitens: Wir haben keine anderen Zimmer frei.“ „Das war Zeros Zimmer, das du ihr gegeben hast! Du weißt genau, wie viel es mir bedeutet.“ Meine Augen wurden feucht und ich unterdrückte meine Tränen, als die Erinnerungen wieder hochkamen. „Du kannst nicht ewig an diesen Erinnerungen festhalten. Wenn Haruka dieses Zimmer bekommt, fällt es dir leichter, loszulassen.“ „Was? Du weißt genau, dass das nicht geht!“ Jetzt liefen einige Tränen mein Gesicht herunter. Kaname stand auf und kam auf mich zu. Jetzt stand er genau vor mir. Ich sah zu ihm hinauf. „Sai. Du musst es tun. Es wird dir besser gehen, wenn es so nach meinem Willen geschieht.“ Kaname drückte mich kurz, aber ehrlich an sich und streichelte kurz meinen Kopf. Dann ließ er mich los. Meine Tränen wischte ich flüchtig weg und gewann meine Fassung wieder. „Ich wusste nicht, dass dir das Zimmer so viel bedeutet. Es tut mir leid.“ Haruka war von hinten an mich rangetreten und hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt. „Nein. Ist schon gut. Ich habe überreagiert. Behalte ruhig das Zimmer.“ Ich drehte mich um und verließ Kanames Raum. Haruka folgte mir und ging in die entgegen gesetzte Richtung. Nachdem ich in mein Zimmer getreten war, ging ich gleich ins Schlafzimmer und zog mich um. Ich warf mich ins Bett und schlief auch gleich darauf ein. Mein Wecker klingelte und ich schlug drauf. Ich quälte mich aus dem Bett und zog mich um. Nachdem ich schnell was zum Frühstück gegessen hatte, schnappte ich mir meine Bücher und verließ meine Wohnung. Die anderen Night Classler standen unten und warteten auf die restlichen Schüler. Als ich unten war, begrüßte mich Akatsuki nicht wie üblich mit einem Kuss, sondern umarmte mich einfach nur. Wir wechselten nur wenige Worte und schlossen uns den andern an. In der Schule angekommen, gingen wir auf unsere Plätze. Ich saß wie immer neben Akatsuki und Haruka hatte sich eine Reihe drunter gesetzt. Sie drehte sich nun um, damit sie mit Akatsuki sprechen konnte. Ich bemerkte es nur nebenbei. Mein Blick ging ins Leere und meine Gedanken schweiften in die Ferne. Ich musste die ganze Zeit an Flitti und Zero denken. Sie einfach zu vergessen, war unmöglich. Plötzlich stand Shiki neben mir. Ich erschrak, weil ich so tief in Gedanken versunken war. „Sai? Bist du noch da?“, fragte er mich und schaute mich dabei komisch an. „Ja… ja, ich denke schon. Was ist denn?“ „Wenn du deinen Blick mal nach links richten würdest, könntest du sehen, weshalb ich dich aus deiner Trance geholt habe.“ Ich wandte meinen Kopf nach links und sah Akatsuki und Haruka. Die beiden redeten nicht nur miteinander, sie flirteten. Und zwar ziemlich heftig. Komischerweise war mir das egal. „Ja und?“, fragte ich an Shiki gewandt. „Stört dich das nicht? Er ist doch dein Freund, oder?“ „Ja, aber warum machst du dir da Gedanken?“ „Ich will dich nicht enttäuscht sehen. Nicht wie mit mir…“ Shiki schaute betreten zur Seite. Ich nahm seine Hand und drückte sie leicht. „Danke, dass du dir Sorgen machst. Aber er wird sicher nichts mit ihr anfangen.“ „Stimmt. Gegen dich stinkt sie voll ab.“ Shiki lächelte mich an. Es war wirklich schön, ihn mal wieder lachen zu sehen. Ich lächelte ihn auch an. „Ich freue mich, dich wieder fröhlich zu sehen. Du warst in letzter Zeit sehr zurückhaltend und abweisend.“ „Ich weiß. Aber du warst nach der Beerdigung auch sehr apathisch.“ „Hm. Ich verarbeite es immer noch. Aber irgendwie werde ich es schaffen. Hoffe ich…“ „Ganz sicher. Ich habe es auch überwunden. Wenn du willst, kann ich dir vielleicht helfen. Wir können ja auch mal wieder etwas miteinander unternehmen. Nur, wenn du willst…“, druckste Shiki rum. „Gerne. Aber diese Woche wird es leider nichts. Ich arbeite mir Reno zusammen an einem Projekt.“ Ich deutete hinunter zu Reno, der zwei Reihen unter mir saß. „Aha. Dann aber nächste Woche, ja?“ „Klar.“ Der Lehrer trat ein und wir begaben uns alle auf unsere Plätze. Er stellte sich vor das Lehrerpult und wollte uns etwas verkünden. „Wir werden nächste Woche einen neuen Lehrer bekommen. Yagari-san muss für eine Weile in der Day Class unterrichten. Deshalb kann er nur einige Stunden übernehmen. Aber das werdet ihr ja nächste Woche sehen.“ Ein neuer Lehrer also. Hoffentlich kein alter, verkorkster Vampir. Wenn wir Glück hatten, würden wir einen jungen Mann bekommen. Ich hoffte es irgendwie. Der Unterricht nahm seinen gewohnten Lauf. Doch wir sollten heute Teamarbeit machen. Alle wollten in meine Gruppe. Es war furchtbar. Akatsuki sah Reno und Shiki immerzu seltsam an. Shiki schien etwas gegen Reno zu haben und Reno saß nur da und grinste mich die ganze Zeit an. Genau das störte Akatsuki und Shiki. Ich leitete das Team und konnte sie so unter Kontrolle halten. Sonst wären sie sich gegenseitig an die Kehle gesprungen. Irgendwie brachten wir auch etwas zustande und bekamen eine sehr gute Note. Nach dem Unterricht schnappte sich Akatsuki meine Hand und wir verließen den Raum. Ich war etwas verdutzt, lief aber hinter ihm her. Als wir weit genug gegangen war, verlangsamte Akatsuki seinen Schritt. „Was ist denn mit dir los, Großer?“, fragte ich ihn. „Nichts. Nur, dass ich dich nicht teilen will. Mit niemandem.“ „Ich dich auch nicht. Aber scheinbar klappt das nicht ganz.“ „Was meinst du damit?“, fragte mich Akatsuki verwirrt. „Haruka.“, war meine einzige Antwort. „Was ist mit ihr?“ „Du hast dich ziemlich viel mit ihr unterhalten.“ „Ja und? Sie ist nett und hat eine Menge zu erzählen. Hast du etwas gegen sie?“ Er merkte es wohl nicht, dass sie sich an ihn ranmachte. „Ihr habt geflirtet. Und zwar richtig heftig und offensichtlich.“ „Geflirtet? Ich hör wohl nicht recht.“ „Doch. Ganz recht.“ Ich klang jetzt nicht nur wütend und sauer, sondern war es auch. „Warum regst DU dich eigentlich auf? Du bist die ganze Zeit bei Reno. Und ich glaube nicht, dass ihr euch nur über die Planung des Feuerwerks unterhaltet. Ich würde jedenfalls nicht nur neben dir sitzen und reden. Ich würde mich an dich heranmachen.“ „Kann sein. Aber ich mag Haruka nicht. Sie hat Zeros Zimmer bekommen.“ „Und deswegen regst du dich auf?“ „Was?“ Ich glaubte das nicht. Ich drehte mich einfach um und ging schnellen Schrittes zum Haus „Mond“ zurück. Ich ließ Akatsuki einfach stehen. Auf dem Weg traf ich Shiki. „Sai? Was ist los? Du siehst wütend aus.“ „Bin ich auch.“ „Auf wen?“ „Auf Akatsuki. Ich habe ihn wegen Haruka angesprochen. Er konnte es nicht verstehen. Vielleicht war ich auch etwas heftig ihm gegenüber.“ „Bestimmt nicht.“ „Warum bist du dir da so sicher?“ „Ich hab’s im Gefühl.“ „Na dann…“ Ich musste unwillkürlich lachen. Shiki stimmte mit ein und ich ging mit ihm zusammen zum Haus. Dort angekommen verabschiedeten wir uns voneinander und ich ging in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Nach einer halben Stunde dachte ich, dass es Zeit wäre, zu Reno zu gehen. Bei seiner Wohnung angekommen, klopfte ich und wurde mal wieder mit einem Kuss empfangen. Ich trat ein und marschierte gleich zum Sofa, wo mein Planungsblock immer noch unberührt lag. „Und? Bist du soweit fertig mit den Raketen?“ „Ja. Und ich habe sie beschriftet. Ich sage jetzt die Nummern und du schreibst sie auf. In dieser Reihenfolge werden wir sie hochjagen.“ „Alles klar.“, erwiderte ich und schlug den Block auf. Ich schnappte mir einen Stift und Reno sagte mir die Nummern an. Damit war die Planung eigentlich fertig. Wir müssten nur die Raketen an dem Abend des Feuerwerks aufbauen und sie anzünden. Wir hatten für alles nur zwei Tage gebraucht. So hatten wir ja jetzt nichts mehr zu tun. Aber ich hatte einen Vorwand zu Reno zu gehen, ohne, dass Akatsuki misstrauisch werden würde. „Akatsuki…“, sagte ich leise. Reno verstand es trotzdem. „Was ist mit ihm?“ Ich erzählte ihm von dem kleinen Streit zwischen uns und Reno hörte aufmerksam zu. Er hatte sich in der Zwischenzeit zu mir auf das Sofa gesetzt. Jetzt legte er einen Arm um mich und zog mich ganz zu sich heran. Renos Hemd war offen, sodass ich einen tollen Ausblick auf seinen Oberkörper hatte. Jedoch hatte auch Reno einen guten Ausblick. Und zwar genau in meinen Ausschnitt. „Mach dir da ma keine Sorgen. Wenn Akatsuki dich wirklich liebt, wird er bei dir bleiben, egal, ob er mit der Neuen flirtet oder du mit mir.“ „Mann. Du bist ja genauso optimistisch wie Shiki. Er meinte auch, dass ich mir keine Sorgen machen bräuchte.“ „Da hat er doch auch mal recht.“ Reno lachte und steckte mich damit an. Doch als ich etwas genauer über Akatsuki nachdachte, fielen mir wieder seine Eltern ein und ich wurde ernst. „Was ist?“, fragte Reno, der es bemerkt hatte. „Ich muss mich bei Akatsuki entschuldigen gehen. Ich liebe ihn und will ihn nicht wegen seiner Eltern verlieren.“ „Hä?“ Ich erklärte Reno alles und er verstand. „An deiner Stelle würde ich auch versuchen, mit den Eltern zu reden. Das ist ja wirklich fies, dass sie ihn einfach von der Schule nehmen wollen. Aber tröste dich.“ Reno drückte mich an sich. „Wenn er doch gehen sollte, hast du ja immer noch mich.“ „Was für ein Trost.“, lachte ich. Reno schaffte es wirklich immer wieder mich zum Lachen zu bringen. „Ich werde jetzt gehen. Wir sehen uns morgen.“ Ich gab Reno einen Kuss und stand auf. Nachdem ich die Tür geöffnet hatte, drehte ich mich noch einmal zu Reno um. „Bis morgen dann.“, sagte ich und ging. Ich wollte zu Akatsuki, um mich bei ihm zu entschuldigen. Ohne zu klopfen, trat ich einfach in Akatsukis Wohnung. Und ich erwischte ihn im richtigen Moment. Er saß auf der Couch. Mit Haruka. Sie hatte ihre Hand auf seiner Wange und zog ihren Kopf gerade von Akatsukis weg. Dieser sah mich erstaunt an. Sie hatten sich gerade geküsst. Ohne ein Wort machte ich den Schritt rückwärts, denn ich zum Eintreten benutzt hatte und schlug die Tür mit Schmackes zu. In diesem Moment empfand ich so gut wie gar nichts. Ich lief trotzdem mit einem schnellen Schritt zu meinem Zimmer und rannte dabei fast Shiki um, der in ein Buch vertieft war. Da ich meine Gedanken nicht beisammen hatte, sah ich ihn nicht. Ich stieß gegen Shiki und bevor ich umfallen konnte, warf er das Buch weg und schlang seine Arme um mich. „Tschuldigung…“, sagte ich und sah Shiki an. „Schon gut. Hast ja noch mal Glück gehabt.“ Shiki sah mich mit einem Blick an, den ich weder beschreiben, noch vergessen kann. Ich konnte meine Augen aber nicht von ihm abwenden. „Was ist? Du siehst etwas durcheinander aus.“ „Ich…“, begann ich. „Was ist passiert?“ „Ich war gerade bei Akatsuki, um mich bei ihm zu entschuldigen. Da knutscht er gerade mit der Neuen rum.“ „So ein…!“, sagte Shiki, behielt aber das Schimpfwort für sich. „Eigentlich dürfte ich mich weder aufregen, noch irgendetwas sagen.“ „Ich verstehe nicht.“ „Ich… nun ja. Ich habe Reno auch schon oft geküsst und Akatsuki war in gewisser Weise damit einverstanden.“ „Hä?“ „Nun ja. Erinnerst du dich an die Explosion, bei der Yuki getötet wurde? Die haben Reno und ich verursacht. Wir standen vor dem brennenden Auto und haben uns das wunderschöne Schauspiel angesehen. Reno hatte sich vor mich gestellt, damit mich die Splitter nicht treffen. Und dann habe ich ihn einfach geküsst. Zufälligerweise war Hanabusa da, um das Auto zu fotografieren. Dabei hat er auch ein Bild von mir und Reno gemacht, als wir uns küssten. Akatsuki hat das Foto gesehen.“ „Was hat er gesagt?“ „Solange nicht mehr als Küssen ist, ist es ihm egal. So hat er es wirklich gesagt. Und mehr war auch nicht zwischen Reno und mir.“ „Wenn es Akatsuki wirklich nicht stört, dann ist es ja gut. Aber ich kann trotzdem verstehen, wie du dich fühlst.“ Shiki hatte mich die ganze Zeit nicht losgelassen und sah mich immer noch sehnsüchtig an. Irgendwas wollte er mir sagen. „Shiki? Was ist?“, fragte ich vorsichtig. „Ich… ich würde es gern noch einmal mit dir versuchen. Aber ich weiß, dass es nicht geht…“ Er ließ mich los. „Das hättest du dir früher überlegen sollen.“, sagte ich leise. „Ja, aber irgendwie tut es weh, dich mit Akatsuki zu sehen.“ Ich drehte mich von Shiki weg. Warum musste er jetzt mit so was anfangen? „Es tut mir leid. Aber ich habe mich auch beschissen gefühlt, als ich dich mit Rima sah.“ „Schon gut. Lassen wir das.“ „Okay. Bis später dann.“ Ich sah Shiki noch einmal an und ging dann zu meinem Zimmer weiter. Nachdem ich es betreten hatte, warf ich meine Jacke einfach über das Sofa und zog mich auf dem Weg zum Schlafzimmer schon mal aus. Als ich dort ankam, trug ich nur noch meine Unterwäsche. Die legte ich ebenfalls ab und schlüpfte in mein Schlafzeug. Ich haute mich ins Bett und schlief nach wenigen Minuten ein. Doch diese Ruhe währte nicht für lange. Denn es klopfte. Ich hatte meine Wohnungstür abgeschlossen, deshalb kam jetzt keiner rein. Ich quälte mich aus dem Bett und lief halb blind zur Tür, um sie zu öffnen. „Maaann.“, maulte ich. „Es ist doch noch mitten am Tag…“ Bevor ich sonst noch etwas sagen konnte, fiel mir Akatsuki um den Hals. Das bekam ich gerade noch mit. „Was issen jetzt los?“, fragte ich schlaftrunken. „Sai. Es tut mir leid. Ich weiß nicht, wieso ich das getan habe. Es war eine Affekthandlung. Bitte verzeih mir!“ Ich hatte wirklich keinen Schimmer, wovon Akatsuki da sprach. Mein Kopf wollte einfach nicht klarer werden. Ich drückte Akatsuki vorsichtig von mir weg und ging zurück zum Schlafzimmer. „Mach de Tür zu und komm mit.“, sagte ich gähnend. Er schloss die Tür und folgte mir ins Schlafzimmer. Ich war so müde, dass ich stolperte und auf das Bett fiel. Ich drehte mich mit Mühe um und setzte mich auf. Akatsuki trat gerade durch die Schlafzimmertür und schloss diese ebenfalls. „Also…“, begann er. Dann bemerkte ich, dass ich nicht aufmerksam war. „Warte einen Moment und schlaf bitte nicht gleich ein.“ Akatsuki verließ den Raum und ließ die Tür offen. Nach wenigen Minuten kam er mit zwei Gläsern und einer Blutkonserve wieder. Er füllte beide Gläser mit dem kalten Blut und stellte seines ab. Akatsuki kroch vorsichtig zu mir heran und setzte das Glas an meine Lippen. Sobald das Blut sie berührte, trank ich gierig. Das Glas war im Nu leer und Akatsuki stellte es ab. Nun leerte er auch sein Glas. In der Zwischenzeit wurde mein Geist wacher und meine Sinne schärfer. Ich nahm jetzt alles überdeutlich war und schaute Akatsuki an, der die letzten Tropfen des Blutes in seine Kehle laufen ließ. Nachdem er das Glas ebenfalls abgestellt hatte, erwiderte er meinen Blick. „Bist du endlich wach?“, fragte er mit ernster Mine. Ich nickte nur und wartete. „Ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll…“ „Eigentlich brauchst du gar nicht anfangen. Wegen Haruka kann und darf ich dir gar nich böse sein.“ Er sah mich erstaunt an. „Du hast mir doch auch nicht verboten, Reno zu küssen. Nur mehr darf nicht passieren und daran halte ich mich.“ „Stimmt schon. Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, warum mir das nicht weh tut, zu wissen, dass du bei Reno bist und ihr euch küsst.“ „Weiß ich auch nicht. Aber was ich weiß, ist, dass es mir ein wenig weh tat, als ich dich mit Haruka sah.“ „Irgendwie hat sie mich hypnotisiert. Ich hätte sie sonst niemals geküsst.“ Ich sah Akatsuki eindringlich an und wusste, dass er nicht log. „Gut. Wenn das so ist, werde ich ihr mal einen Besuch abstatten und ihre seltsamen Kräfte aus ihr herausprügeln.“ „Lass den Quatsch, Sai. Du musst nicht gleich jedem Mädel, dass mich mal näher kennen lernen will, an die Kehle springen.“ „Es tut mir leid, dass ich dich nicht teilen möchte!“, schrie ich ihn an. Verdammt. Das geht ja schon fast so los, wie mit Shiki. Akatsuki sah mich mit einem weichen Blick an. „Ich will dich doch auch nicht teilen…“ Dann küsste er mich. Ich schloss einfach die Augen und genoss es. Mit ihm war es anders, als mit Reno. Nicht besser oder schlechter. Einfach anders. „Vielleicht sollten wir einen Kompromiss finden.“, schlug ich vor. „Du hältst dich fern von Haruka und ich bringe sie dafür nicht um.“ „Nicht ganz. Ich halte mich von ihr fern. Dafür musst du aber weniger Zeit mit Reno verbringen. Schaffst du das?“ Ich grinste und warf mich auf Akatsuki drauf, der neben mir saß. Ich setzte mich rittlings auf ihn drauf und stützte mich auf seinem Oberkörper ab. Langsam begann ich ihm sein Hemd zu öffnen. Dann beugte ich mich vor und legte meinen Kopf auf seine Brust. Der Herzschlag war wieder so beruhigend. Akatsuki legte seine Hände auf meinen Rücken und streichelte ihn. Verdammt, ich wurde wieder müde und war kurz davor einzuschlafen. Ich begann zu dösen. „Sai? Sai, du wirst schwer… Hey, pennst du schon…?“ Und dann war ich weg. Ich spürte nur noch, dass ich von Akatsuki herunterrollte und weich auf dem Bett landete. Dann war nichts mehr, außer der ewigen Schwere des Schlafes… Kapitel 84: Das große Feuerwerk und der neue Lehrer --------------------------------------------------- Der Tag des Feuerwerkes war gekommen. Ich ging zu Reno, nachdem ich mich angezogen hatte und mich von Akatsuki verabschiedet hatte. „Bis nachher beim Feuerwerk, Süße.“, sagte er und gab mir einen Kuss. Ich lief den Gang hinunter und die Treppe rauf. Als ich bei Reno ankam, klopfte ich. „Da bist du ja! Komm rein. Wir müssen die Raketen runterschaffen.“ „Mach doch mal keine Hektik.“, sagte ich und hob beschwichtigend die Hände. Reno trat zur Seite und ich betrat seine Wohnung. Die Raketen lagen griffbereit auf dem Couchtisch und der Zettel mit den Nummern trohnte obendrauf. Ich schnappte ihn mir und steckte ihn sicher in meine Tasche. Reno holte in der Zeit Tüten, in die wir die Raketen steckten. Ich hielt eine auf und Reno stopfte sie voll. Als die Tüten zum Zerreißen gefüllt waren, nahm jeder von uns vier und wir trugen sie nach unten. Als wir unten ankamen, standen dort schon einige Schüler und warteten. Sie sahen uns und ihre Minen erhellten sich. Wir liefen durch die kleine Masse zum großen Platz. Die Schüler folgten uns. Es waren Night Classler. Die Schüler aus der Day Class waren ebenfalls anwesend, jedoch waren sie weiter von uns entfernt. Es war schon seltsam, dass jetzt niemand da war, um die Weiber davon abzuhalten, sich uns zu nähern. Ich musste an Zero denken. Obwohl ich Yuki getötet hatte, gab mir das nur ein kleines Gefühl der Zufriedenheit. Es hätte doch noch jemand sterben sollen… Ich verdrängte diese Gedanken und begann mit Reno die Raketen aufzubauen. Wir stellten sie nach den Nummern auf und ich entfernte die Schutzkappen von den Zündschnüren. Reno hatte mehrere Feuerzeuge eingesteckt. Seit einer Weile weiß ich, dass er raucht. Und es gefällt mir gar nicht. Ich habe es ihm gesagt und Reno versprach mir, nicht zu rauchen, wenn ich da bin. So musste ich es akzeptieren. Ich nahm den Zettel noch mal zu Hand und überprüfte, ob alles stimmte. Dann spürte ich plötzlich zwei Hände auf meinen Schultern und drehte meinen Kopf. Daraufhin gab mir Akatsuki einen Kuss. „Na? Wie sieht’s aus bei euch?“, fragte er lächelnd und ließ seine Hände von meinen Schultern zu meinem Bauch wandern. „Sieht gut aus. Weißt du, ob alle da sind?“ „Ja. Es sind alle da. Jedenfalls von der Night Class. Sind alle schon gespannt wie ein Flitzebogen.“ „Na dann. Reno, wir können loslegen!“, rief ich Reno zu. Zum Zeichen, dass er verstanden hatte, hob er einen Daumen nach oben und ich ging zu ihm hin, um ihm zu helfen. Dann begann die Show: Wir zündeten eine Rakete nach der anderen und die bunten Farben verteilten sich schnell im Himmel. Es waren auch einige Motive dabei: Rosen, Sterne, Fontänen und so weiter. Es war wundervoll anzusehen. Total romantisch, auch wenn das jetzt kitschig klingt. Akatsuki gesellte sich zu mir und legte seine Arme wieder um meinen Bauch. Ich legte meine Hände auf seine und ließ meinen Kopf gegen seinen sinken. So genossen wir das Schauspiel. Das ganze dauerte ungefähr fünfzehn Minuten. Die letzte Rakete jedoch war eine besondere: Es war eine riesige Rose im Cross-Academy-Style, die in allen Farben leuchtete. Als alles vorbei war, klatschte die Masse begeistert. Der Applaus wollte gar nicht mehr abebben. Reno stellte sich auf einen Stein, damit er besser gesehen werden konnte. Plötzlich hob mich Akatsuki auf seine Schultern und ging hinüber zu Reno. Die Schüler applaudierten uns und ich winkte vorsichtig. Das Feuerwerk schien sehr gut angekommen zu sein. Dann bemerkte ich hinter der Masse einen jungen Mann an einem Baum gelehnt stehen. Von hier aus konnte ich nur erkennen, dass er schwarze, strubbelige Haare hatte, die etwa die Länge von Kanames Haaren hatten. Trotz der Entfernung sah ich den stechenden Blick, mit dem er mich ansah. Seine Augen waren rubinrot. Aber anders, als bei einem Vampir auf Blut. Scheinbar hatte er genug gesehen und wandte sich zum Gehen. Mit wenigen Schritten war er aus meinem Blickfeld verschwunden. Dann erschrak ich mich wieder, denn Akatsuki hatte mich wieder heruntergeholt und ich lag jetzt in seinen Armen. Verdutzt sah ich ihn an. „Wo hast du denn deine Gedanken?“, fragte er mich grinsend. „Nirgends. Ist schon gut.“ Ich verdrängte den seltsamen Blick und half Reno beim Aufräumen. Da es alles Standraketen waren, bei denen die Hülle am Platz blieb, dauerte das nicht allzu lange. Den Müll brachten wir in die großen Container, die nicht weit entfernt standen. Als wir fertig waren, verabschiedeten wir uns von Reno und gingen wie immer zu meiner Wohnung. In Akatsukis war ja noch Hanabusa. Ich zog meine Jacke aus und warf sie über einen Stuhl. Akatsuki tat es mir gleich. Ich verschwand in der Küche, um mir etwas zu essen zu holen. Selbstverständlich machte ich auch was für Akatsuki. Ich brachte alles ins Wohnzimmer und setzte mich zu Akatsuki. Wir aßen, ohne ein Wort. Ich hatte keine Idee, worüber ich mich mit ihm unterhalten sollte. Meine Gedanken kreisten um den Blick des Mannes, den ich beim Feuerwerk gesehen hatte. Es ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf… „Hey Sai. Bist du noch da? Dir fällt gleich das Essen aus deinem Mund.“ „Hä? Was?“ Mir fiel natürlich nicht das Essen aus dem Mund. Aber von meinem Sandwich fiel der Belag. Ich konnte ihn gerade noch auffangen. „Du bist heute irgendwie daneben. Nimm’s mir nicht übel.“ „Ich weiß…“ „Was hast du denn?“ Akatsuki sah mich besorgt an. Ich winkte ab. „Nichts. Es geht mir gut.“ Akatsukis Gesicht kam jetzt ganz nah an meines heran. „Du lügst.“ „Du hast mich durchschaut.“ Ich wich Akatsukis Blick aus. „Also?“ „Als du mich beim Feuerwerk auf deine Schultern genommen hattest, sah ich einen Mann. Beziehungsweise seine Augen.“ „Was war damit?“ „Sie waren… unglaublich. Sie hatten die Farbe von Rubinen. Aber es war anders, als wenn er auf Blut gewesen wäre. Es war… keine Ahnung…“ Akatsuki sah aus, als würde er über mein Gesagtes grübeln. Seine Miene veränderte sich. Sie wurde weicher. „Was soll’s. Ein Typ mit tollen Augen. Ist doch nichts Besonderes. Schau mich an!“ Akatsuki lachte und steckte mich damit an. Ich vergaß den Typen und sah Akatsuki tief in die Augen. Seine waren nicht weniger fesselnd, als die des geheimnisvollen Typen. Dann küsste mich Akatsuki so, wie nur er es konnte. Meine Gedanken kreisten nur um den süßen Kerl, der direkt vor mir saß. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und Akatsuki zog mich zu sich ran. Meine Lippen lösten sich von seinen und mein Mund suchte den Weg zu Akatsukis Hals. Meine Zunge streichelte sanft seinen Hals und Akatsuki zuckte in wohliger Erregung. Ich ließ meine Zähne langsam in sein Fleisch sinken und trank langsam das warme Blut. Nur für wenige Sekunden ließ ich die rote Flüssigkeit meine Kehle hinablaufen. Dann zog ich meine Zähne aus Akatsukis Hals und sah ihn an. Er konnte es gar nicht mehr abwarten, seine Zähne in meinem zarten Hals zu versenken. Schon schnellte sein Kopf vor. Akatsuki war ungeduldiger als ich und gab meinem Hals nur einen kurzen Kuss, bevor sich seine langen Zähne in meine Hauptschlagader bohrte. Er saugte gierig mein Blut. Ich schloss meine Augen und genoss einfach dieses unglaubliche Gefühl. Ich hatte meine Hand in Akatsukis Haaren und streichelte seinen Kopf. Nun ließ auch er von meinem Hals ab und küsste die Stelle, an der die Bissspuren gerade zu verschwinden begannen. Akatsuki legte sich langsam nach hinten und zog mich auf seinen Oberkörper. Ich legte meinen Kopf auf die Stelle, an der Akatsukis Herz war. Der Herzschlag brachte mich wieder runter vom Blutrausch. Das Blut machte mich heute schneller müde, als sonst. Auch Akatsukis Herzschlag und seine Atmung hatten sich beruhigt. Ich drehte meinen Kopf so, dass ich in sein Gesicht sehen konnte. Akatsukis Augen waren geschlossen und meine begannen sich ebenfalls zu schließen. Nach wenigen Minuten war ich im Reich der Träume… Am schwarzem Brett stand am nächsten Tag, was für ein Erfolg das Feuerwerk war. Hanabusas Kritik fiel sehr positiv aus. Er war übrigens der Redakteur der Artikel, die am schwarzen Brett und in der Academy-Times standen. Das erfuhr ich aber erst später. Die Schüler standen vor dem Brett und sahen sich einige der Bilder an, die Hanabusa geschossen hatte. Er hatte Talent, das konnte ich neidlos zugeben. Die Cross-Academy-Rose hatte er mit am Besten getroffen. Plötzlich hatte ich wieder den Typen vor Augen. Wie er von den Lichtern des Feuerwerks bestrahlt wurde. Vielleicht war es auch nur der Widerschein des Lichtes in seinen Augen gewesen, was mich so beeindruckt hatte. Ich schüttelte meinen Kopf, um den Gedanken zu verdrängen. Akatsuki stand hinter mir und hatte seine Hände auf meinen Schultern. „Alles okay, Süße?“, fragte er mich, als er bemerkte, dass ich meinen Kopf geschüttelt hatte. „Ich habe nur schon wieder den Typen gesehen.“ „Er scheint dich ja richtig zu verfolgen. Wir sollten versuchen, herauszufinden, wer das ist.“ „Vielleicht hast du Recht…“ Dass sich diese Problem heute im Unterricht von selbst lösen würde, wusste ich noch nicht. Nachdem wir gemeinsam zur Schule gegangen waren, betraten wir den Klassenraum. Keiner hatte im Moment so richtig Lust, sich auf seinen Platz zu setzen und so saßen alle irgendwo auf den Tischen oder auf den Fensterbrettern. Ich stand auf einem Fensterbrett und sah mir den klaren Nachthimmel an. Die Sterne funkelten zu mir hinab und spiegelten sich in meinen Augen wider. Akatsuki bemerkte das. „Mal wieder einer dieser Momente, in denen man keine Kamera zur Hand hat.“ Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn lächelnd an. Auch er grinste mich an. Plötzlich klappte die Tür und alle Schüler wandten sich in ihre Richtung. Dann dachte ich, mein Herz setzt aus. Denn der, der durch die Tür trat, war kein anderer als der Kerl mit den roten Augen. „Das… das ist… er…“, stammelte ich und deutete leicht mit dem Finger auf den Typen. „Wer…? Ach so. Der Typ vom Feuerwerk. Vielleicht ist das der neue Lehrer. Ziemlich jung. Bestimmt erst Anfang Zwanzig.“ Ich hörte Akatsuki gar nicht mehr richtig zu, denn mein Blick klebte an dem Lehrer. Von Nahem sah er gar nicht mal so schlecht aus. Sein Kleidungsstil war so wie ähnlich, wie Akatsukis. Das heißt, er sah unheimlich gut gekleidet aus. Er trug ein Hemd, das ziemlich eng an seinem Körper anlag. Deshalb konnte man den Körperbau gut abschätzen. Und dieser war nicht von schlechten Eltern. Verdammt, schon wieder solche Gedanken. Aber ich konnte nicht anders, als den Kerl die ganze Zeit anzustarren. Dann wedelte mir Akatsuki mit einer Hand vor dem Gesicht herum. „Sai! Hallo! Hör auf den Typen so anzustarren. Sonst werde ich noch eifersüchtig.“ „Ach was…“ Akatsuki hatte mich wieder aus meiner Starre erlöst. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit auf meinen Freund, um den neuen Lehrer nicht ansehen zu müssen. Genau dieser stellte sich jetzt genau vor das Pult. „Hey Leute. Ich bin Senkai Yun, euer neuer Lehrer.“ Senkai… Dieser Name hatte irgendwie etwas Besonderes. Der Typ war ja so was von fesselnd. Und dass das Akatsuki überhaupt nicht gefiel, ließ er mich auch etwas spüren. Denn er zog mich jetzt hinter sich her zu unseren Plätzen. Und das nicht gerade sanft. Sanft dagegen drückte er mich auf meinen Sitz. „Was hast du denn?“, fragte ich ihn mit gedämpfter Stimme. „Mir gefällt nicht, wie du den Typen ansiehst.“ „Es tut mir Leid. Es ist nur so, dass er irgendwie faszinierend ist.“ Jetzt schaute Akatsuki äußerst beleidigt aus. Ich hob meine Hand und nahm sein Kinn, um sein Gesicht dann zu mir zu drehen. Er sah mich mürrisch an. Ich hingegen lächelte und gab ihm dann einen innigen Kuss. Als ich Akatsuki dann wieder ansah, grinste er ebenfalls. „Ich wusste, dass ich dich mit der Masche dazu kriege, mich zu küssen.“, sagte er. „Hebt euch das bitte für das Schlafzimmer auf.“, sagte Kaname leise zu uns und grinste ebenfalls. Wir schauten alle nach vorn und mein Blick landete unausweichlich auf Senkai. Seine Art und Aura war unserer sehr ähnlich. Er sah mich jetzt direkt an, während er etwas vom neuen Stoff erzählte. Jedoch konzentrierte ich mich nicht auf das, was er sagte, sondern vielmehr darauf, wie er es sagte. Und so passte ich die drei Stunden, die wir mit Yun hatten, nicht richtig auf. Akatsuki knuffte mich ab und zu in die Seite, damit ich auch mal in die Bücher schaute. Die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen und ich fühlte mich etwas schwummerig. Ich meldete mich. „Ja, äh…“ Yun blätterte in seinen Aufzeichnungen und suchte nach dem Sitzplan. „Sai-san?“ „Kann ich mal an die frische Luft? Ich hab Kopfschmerzen.“ „Selbstverständlich. Kain-kun, du begleitest sie bitte.“ Akatsuki nickte und folgte mir durch die Sitzreihen hindurch. Er öffnete mir die Tür und ich schritt hindurch. Wir liefen den Gang entlang, bis wir zu einem Balkon kamen. Ich öffnete die Balkontür und trat in die frische Nachtluft hinaus. Am Geländer angekommen, stützte ich mich ab und schloss meine Augen. Dann holte ich tief Luft und ließ den Geschmack der Nacht in meine Lungen strömen. Akatsuki stellte sich hinter mich und umarmte mich von hinten. „Alles okay?“, fragte er besorgt. „Ja. Mir tut nur der Kopf etwas weh. Sonst nichts.“ „Vielleicht ist es der neue Stoff. Ist er zu schwierig?“ „Nein. Es muss an Senkai liegen. Seine Aura hat mich irgendwie durcheinander gebracht. Und dann schaute ich in meine Bücher und die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen. Ich konnte nichts mehr richtig erkennen.“ „Wenn es nachher nicht besser ist, gehen wir mal zum Arzt, okay?“ Ich nickte und atmete weiter ruhig und tief ein. Akatsuki hielt mich immer noch innig umschlungen, als hätte er Angst, ich könnte mich in Luft auflösen. Ich drehte mich in seinen Armen und küsste ihn leidenschaftlich. Als ich mich nach einer schieren Ewigkeit von ihm löste, sagte ich leise zu ihm: „Ich bin so froh, dich an meiner Seite zu haben. Wenn du weg wärst, würde ich qualvoll sterben müssen.“ „Das würde ich nicht zulassen, glaub mir.“, flüsterte er mir liebevoll ins Ohr. Wieder küsste er mich. Dann hörte ich ein Geräusch und sah an Akatsuki vorbei. In der Tür stand Kaname. „War ja klar. Kopfschmerzen, hm?“, sagte er und grinste. „Ich habe Kopfschmerzen, glaub mir. Akatsuki hat nur versucht, mich… abzulenken.“ „Ablenken, ja?“ „Ja, genau.“, sagte Akatsuki. „Schon gut. Ich sollte bloß mal nachsehen, ob bei euch alles okay ist. Ist es ja anscheinend. Wollt ihr hier noch ne Weile rumknutschen oder kommt ihr wieder mit zum Unterricht?“ „Ich hole mir jetzt erstmal eine Kopfschmerztablette und komme dann nach.“ Ich wandte mich noch mal zu Akatsuki und gab ihm wieder einen Kuss. Heute Abend konnte ich wirklich nicht von seinen Lippen lassen. Dann schritt ich an Kaname vorbei und machte mich auf den Weg zum Krankenflügel. Ich klopfte vorsichtig an die Tür und trat ein. Im Zimmer saß der jungen Chefarzt und sah mich lächelnd an. „Ah. Sai-sama. Schön, Sie mal wieder zu sehen. Was haben Sie denn?“, fragte er freundlich. „Kopfschmerzen.“ Ich versuchte trotzdem zu lächeln. Sato, der Arzt, stand auf und ging zum Medizinstandardschrank, um mir anschließend eine kleinen Tablettenfilm mit vier Tabletten. „Hier. Nehmen Sie jetzt eine und bevor Sie ins Bett gehen. Wenn es übermorgen noch nicht besser ist, kommen Sie noch mal zu mir. Die anderen beiden sind für morgen Abend und für früh.“ Ich nahm die Tabletten entgegen. „Danke vielmals. Ich würde gerne sagen, bis später, aber ich hoffe eigentlich nicht, dass ich noch mal herkommen muss.“ „Schon gut. Bis dann.“ Ich ging und schloss die Tür sachte. Als ich an einem Wasserspender vorbei kam, drückte ich eine Tablette aus dem Film und legte sie auf meine Zunge. Ich hielt meinen Kopf unter den Wasserspender und ließ etwas Wasser meine Kehle hinunterlaufen. Nach zwei Minuten begann die Tablette zu wirken. Meine Gedanken wurden klarer und mein Kopf beruhige sich. Mir ging es wieder besser und ich machte mich auf den Weg zum Klassenraum. Als ich dort ankam, klingelte es gerade zum Unterrichtsschluss. Jetzt hatten wir nur noch eine Stunde. Eigentlich Quatsch, jetzt noch zum Unterricht zu gehen. Aber schwänzen wollte ich auch nicht. Also betrat ich den Raum, weil eh Pause war. Akatsuki kam mir gleich entgegengelaufen und umarmte mich, als wäre ich stundenlang weg gewesen. Damit erschwerte er mir auch das Atmen. „Alles okay bei dir?“, fragte er besorgt. „Ja. Es sind doch nur Kopfschmerzen. Die Tablette, die mir Sato gegeben hat, wirkte gleich. Mir geht es wieder sehr gut. Als ob nichts gewesen wär.“ „Da bin ich aber froh.“ Akatsuki sah erleichtert aus und lockerte den Griff, mit dem er mich umklammert hielt. Ich konnte jetzt wieder normal atmen. „Der Unterricht geht gleich weiter. Setzt euch bitte wieder hin.“ Das war Yun. Er stand wartend vorn am Pult. Wieder sah er mich durchdringend an. Doch diesmal konnte ich seinem Blick ausweichen. Mit Akatsuki zusammen ging ich wieder zu meinem Platz. Sofort schlug ich meine Bücher auf, um mich von Yun abzulenken. Und es funktionierte. Die letzte Stunde überstand ich ohne Yun anzusehen. Das fiel mir aber ehrlich gesagt ziemlich schwer, weil er wirklich gut aussah. Nichts im Vergleich zu Akatsuki. Außerdem war Yun bestimmt zehn Zentimeter kleiner als mein Großer. Also ein Plus für Akatsuki. Warum zum Teufel dachte ich nur so eine Scheiße? Ich verdrängte den Gedanken endgültig in den hintersten Teil meines Gehirnes, der am wenigsten genutzt wurde. Der Teil, in dem man Mitgefühl empfindet. Als ob ich das jemals genutzt hätte. Über diese Dinge dachte ich auf unserem Rückweg zum Haus nach. Akatsuki bemerkte diesmal davon nichts. Wahrscheinlich auch besser so. Durch das Nachdenken kam mir der Weg viel kürzer als sonst vor und ich war überrascht, wie schnell wir wieder am Haus ankamen. Unsere Gruppe durchschritt das große Eingangstor und oben an der Haupttreppe trennten sich unsere Wege. Akatsuki ging heute Abend mit Hanabusa, weil wir für morgen lernen sollen. Kaum haben wir einen neuen Lehrer, müssen wir auch schon Tests schreiben. Nach dem Unterricht hatte mir Kaname gesagt, was ich mir ansehen muss, um das bisschen Stoff, welches ich durch mein Frische-Luft-Schnappen-Gehen versäumt hatte, nachzuholen. Es war nicht viel, aber wahrscheinlich von Bedeutung. Also sah ich mir das als Erstes an, nachdem ich wieder in meiner Wohnung war. Ich konnte mir das alles sehr gut einprägen und machte weiter mit dem nächsten. Ich war gerade fertig, als es an meiner Tür klopfte. Bestimmt Akatsuki. Der hält es ja keine zehn Minuten ohne mich aus. Aber das bewies seine Liebe zu mir. Doch als ich die Tür öffnete, erschrak ich mich. „Yun-san! Was… machen Sie denn hier?“, fragte ich völlig aus dem Konzept gebracht. „Ich wollte mich erkundigen, wie es Ihnen geht, Sai.“ „Sie… Sie können mich ruhig duzen.“ „Du mich auch, danke. Also. Wie geht es dir?“ „Gut, danke. Sich in der Tür zu unterhalten ist unhöflich. Komm doch bitte rein.“ Yun trat an mir vorbei und ich schloss die Tür. Nachdem ich ihm einen Platz auf dem Sofa angeboten hatte, setzte ich mich dazu. Er warf einen Blick auf die Bücher, die über dem Tisch verteilt waren. „Schon fleißig gelernt, was?“ „Ja. Es ist eigentlich gar nicht schwer, wie es anfangs aussah… Was ist?“ Während ich sprach, sah mich Yun lächelnd an. „Nichts. Ich sehe dich nur gern an.“ Verdammt. Ich wurde doch tatsächlich leicht rot. Um das zu vertuschen, schaute ich schnell wieder in mein Buch. „Du brauchst mir doch nicht auszuweichen.“, sagte Senkai und beugte sich etwas zu mir herüber. Seine Nähe zu spüren war nicht unangenehm, aber ich wollte es trotzdem nicht. Deshalb wich ich vor ihm zurück. Da ich am Ende des Sofas saß, konnte ich mich nur zurücklehnen. Doch Senkai ließ mich nicht in Ruhe. Er streckte seine Hand aus und ließ sie unter mein Hemd gleiten. Ich war wie gelähmt, weil er mich wieder so ansah. Er grinste die ganze Zeit. Dann kam sein Kopf näher und er ließ ihn zu meinem Hals hinab sinken. Senkai streckte seine Zunge aus und fuhr damit über meinen Hals. Weil er mich jetzt nicht mehr ansehen konnte, löste sich die Starre. Ich sprang vom Sofa auf und stand mit dem Rücken zur Wand. Senkai stand ebenfalls auf und kam zu mir. Ich konnte nur bis ganz an die Wand zurückweichen. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, damit ich ihn nicht ansehen musste. Dann spürte ich seine Nähe. Seine Hände hatte Senkai jetzt links und rechts neben meinem Kopf an der Wand. Ich hatte mich eng an die Wand gedrückt, doch das nützte alles nichts. In diesem Moment fühlte ich mich so hilflos wie noch nie. „Akatsuki…“, flüsterte ich und Senkai sah mich an. „Dein Freund, hm? Er wird schon nichts dagegen haben, dass ich mich etwas mit dir vergnügen will.“ Dann fing er an, mein Hemd zu öffnen. Ich griff nach seinen Händen und konnte ihn so aufhalten. „Hör auf…“, flehte ich. „Aber wieso denn? Ich will auch mal Spaß haben. Und du bist so süß und sexy. Da kann man doch nicht widerstehen.“ Ich bekam langsam Angst. Er wollte mich nicht in Ruhe lassen. Wenn doch nur Akatsuki hier wäre… Wie auf’s Stichwort wurde die Tür geöffnet und Akatsuki trat ein. Als er sah, wie Senkai mich an die Wand gedrückt festhielt und seine Hände noch an meinem Hemd waren, blieb er wie angewurzelt stehen. Dann schaltete er schnell und rannte auf mich und Senkai zu. Mit einem gezielten Fausthieb beförderte er Senkai weg von mir. Akatsuki stellte sich schützend vor mich und bereitete sich darauf vor, noch mal zuzuschlagen. Senkai stand wieder auf und wischte sich das Blut von seinem Mund. Dann grinste er unglaublicherweise. „Was war das denn? Ein Luftzug?“, lästerte er. Ich spürte die Auras beider Jungs. Akatsukis war angespannt, wütend und mordlustig. Senkai war aber innerlich nicht so ruhig, wie er es vorgab. Er war ebenfalls angespannt und etwas sauer. Jetzt sprang Akatsuki vor und versenkte seine Rechte in Senkais Magengrube. Dieser spuckte wieder etwas Blut auf den Boden. Dann machte er eine blitzschnelle Bewegung, die weder Akatsuki noch ich vorhergesehen hatten. Senkai traf Akatsuki heftig in die Seite und er wurde gegen die Wand geschleudert. „Akatsuki!“, schrie ich verzweifelt. Dann stieg kochende Wut in mir auf. Ich kickte Senkai durch mein halbes Wohnzimmer. Dabei ging der Couchtisch zu Bruch, auf dem er landete. Einige Glassplitter bohrten sich in seinen Körper. Ich war völlig verwirrt, aus welchem Grund auch immer. Ich fühlte mich eigenartig. Dann erschrak ich, als Senkai wieder aufstand und sich die Splitter einfach aus dem Körper zog. Er kam auf mich zu. Ich reagierte schnell und hechtete zu dem verletzten Akatsuki. Ich warf meine Arme um ihn und zog ihn ganz eng zu mir heran. Dabei setzte ich mich auch schützend vor ihn. „Verschwinde!“, schrie ich Senkai an und Tränen rannen über mein Gesicht. Auf einmal wurde die Tür aufgestoßen. „Was ist denn das hier für ein Lärm bei dir, Sai?“, fragte Shiki und erstarrte, als er die Szene erfasste. Sofort kam er auf Akatsuki und mich zu und hockte sich vor uns. „Was ist denn passiert?“ Statt zu antworten, zeigte ich auf Senkai, der immer noch kleinere Splitter aus seinem Körper entfernte. Dann sah er mich grinsend an. „Ich wollte doch nur Spaß haben, aber du wolltest ja nicht.“ „Ist doch wohl logisch, dass sie einen Kerl wie dich nicht will.“, sagte Akatsuki böse. Dann stand er auf und hielt sich dabei die Seite. Ich stand ebenfalls auf und in voller Sorge um Akatsuki, wollte ich ihn stützen. Doch er schob mich leicht hinter sich. Beschützerinstink. Auch Shiki richtete sich wieder auf und sah Senkai mit böse funkelnden Augen an. Er schnellte vor und legte seine Hand um Senkais Hals. Jetzt sah auch er mal verdutzt aus. „Du lässt Sai jetzt in Ruhe oder ich töte dich.“, sagte Shiki mit einer Stimme, die mir Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. Senkai nickte und Shiki ließ ihn wieder herunter. Dann verließ er fluchtartig den Raum. „Ich werde Kaname davon in Kenntnis setzten.“, sagte Shiki zu mir und sah mich liebevoll an. „Er wird dich nie mehr belästigen. Nicht solange Akatsuki oder ich leben.“ Akatsuki nickte zustimmend. Dann verließ Shiki das Zimmer. Ich schob Akatsuki zum Sofa und deutete ihm, sich drauf zu legen. Vorsichtig öffnete ich sein Hemd und sah mir die Verletzung an. Sobald ich die Stelle berührte, zuckte Akatsuki zusammen. „Verdammt. Ich schätze, der Kerl hat dir ein paar Rippen gebrochen. Und der Bluterguss hier hat auch eine lustige Farbe.“, sagte ich. „Mach du ruhig Witze, während ich hier liege und Schmerzen habe.“ „Mann, sind Männer wehleidig.“, sagte ich und grinste etwas. „Ich gehe zu Sato und hole Verband und Schmerztabletten.“ Also machte ich mich auf den Weg zum meinem Kumpel dem Chefarzt. Ich klopfte an die Tür des Krankenzimmers und trat ein. „Hallo Sai. Du schon wieder. Was ist es denn heute?“, witzelte er. „Sehr lustig. Aber ich brauche Verbände und Schmerztabletten.“ Sato wurde hellhörig. „Was ist passiert?“ Ich erzählte ihm die Sache mit Senkai und Akatsuki. „Kannste mal sehen, wie beliebt du bist.“ Er stand auf. „Hier hast du alles, was du brauchst. Wenn noch etwas sein sollte, komm ruhig mit deinem Freund wieder.“ Ich nahm die Verbände und Tabletten entgegen, bedankte mich und verließ das Zimmer. Wenige Minuten später war ich auch schon wieder bei meiner Wohnung. Ich betrat sie und schloss die Tür hinter mir. Akatsuki hatte sich eben aufgesetzt und sein Gesicht war eine schmerzverzerrte Grimasse. „Muss mein Süßer leiden? Mama is ja schon da, um dir zu helfen.“, sagte ich und lachte. „Das wär ja scheiße, wenn du meine Mutter wärst. Aber schön, dass du mir helfen willst.“ Ich ging hinüber zu Akatsuki und half ihm aus seinem Hemd. Nur nebenbei: Ich mach das gern. „Heb mal deine Arme etwas, damit ich den Verband besser rumbekomme.“ „Kann ich erstmal ne Tablette haben, bitte?“ Akatsuki sah mich mit großen Hundeaugen an. Ich hätte ihm auch so eine gegeben, aber mit dem Blick sah er so süß aus. Also stand ich auf und holte ein Glas Wasser. Die Tablette drückte ich Akatsuki in die Hand und gab ihm das Glas. Er schluckte sie und spülte es mit Wasser herunter. Ich wartete einige Minuten, bis die Tablette anfing zu wirken. „Ah, kein Schmerz…“, sagte Akatsuki und schloss für einen Moment die Augen. „Gut. Dann kann ich ja jetzt loslegen.“ „Ja, du kannst jetzt mit mir machen, was du willst.“, sagte Akatsuki und lächelte verführerisch. „Ich verbinde dich erstmal und dann sehen wir weiter.“ Also begann ich meinen Großen zu verbinden. Es ging leichter als gedacht und ich war im Handumdrehen fertig. Und es sah sogar sehr gut aus. „So und jetzt ab ins Bett mit dir. Du brauchst Ruhe.“ „Ich geh aber nicht allein ins Bett.“, erwiderte Akatsuki und stand auf, um im nächsten Augenblick seine Arme um mich zu schlingen. Darauf folgte ein zärtlicher Kuss. Ich zog ihn danach mit mir zum Schlafzimmer, wo ich die Tür aufstieß. Akatsuki ging zum Bett und ich machte die Tür wieder zu. Es würde bald hell werden, also zog ich mein Schlafzeug an. Dass im Wohnzimmer so ein Chaos herrschte, störte mich jetzt nicht mehr. Ich könnte mich auch morgen darum kümmern. Ich kroch lieber zu Akatsuki unter die Decke und machte es mir an seiner Seite so richtig bequem. „Warum war der Typ eigentlich hier?“, fragte mich Akatsuki nach einer Weile. „Er wollte sehen, wie es mir geht. Senkai hat sich angeblich Sorgen um mich gemacht.“ „Is ja nett.“, sagte er mit vollem Sarkasmus. „Ja, nicht wahr?“, entgegnete ich ebenso. Wir mussten beide lachen. Ich sah Akatsuki eine Weile an und dachte nach. Bald war das Schuljahr zu Ende und die Begegnung mit seinen Eltern stand unweigerlich bevor. Ich könnte wetten, dass die noch nicht einmal von meiner Existenz als Akatsukis Freundin wussten. Das würde ein Megaspaß werden… „Stimmt was nicht, Süße?“, fragte mich Akatsuki besorgt. „Doch, alles bestens. Ich war nur mal wieder in Gedanken versunken, weil ich dich angesehen hab.“ „Woran hast du denn gedacht? An all die Dinge, die wir jetzt machen könnten?“ Er grinste wie immer. „Nicht mit deiner Verletzung. Das kannst du dir erstmal abschminken.“ „Na dann wünsch mir mal, dass ich schnell wieder gesund werde.“ Akatsuki gab mir einen Kuss. „Ganz sicher.“, sagte ich und grinste. Ich legte meine Hand vorsichtig um seinen Körper, um ihm nicht wehzutun. Dann kuschelte ich mich ganz eng an Akatsuki und schlief auch bald ein. Jedoch immer noch in Gedanken an das vorstehende Gespräch mit seinen Eltern… Als wir am nächsten Morgen in die Empfangshalle gingen, wusste scheinbar jeder von der Attacke von Senkai auf mich. Denn sofort kamen Kaname, Ichijou, Hanabusa und Ruka angelaufen und wollten mich ausfragen. „Da ist nicht viel passiert. Und nervt doch die arme Sai nicht so. Shiki kann euch außerdem noch alles erzählen. Der kam nämlich gestern vorbei, um uns zu helfen.“, sagte Akatsuki. Damit erreichte er, dass die Bande sich jetzt auf Shiki stürzte. Die Verletzung von Akatsuki schien über den Tag schon etwas verheilt zu sein, denn er wollte mich unbedingt zum Unterricht begleiten. Da er wieder den Hundeblick aufgesetzt hatte, hatte ich auch keine andere Wahl, als zuzustimmen. Die Meute ließ nun von Shiki ab und alle machten sich auf den Weg zum Unterricht. Akatsuki war heute noch aufmerksamer und anhänglicher als sonst. Er vermutete, dass Senkai heute den Unterricht leiten würde. Und damit hatte er auch recht. Senkai stand vor dem Pult und wartete darauf, dass Ruhe in den Klassenraum kehrte. Als alle ruhig waren, sagte er: „Ich weiß nicht, ob ihr darüber informiert seid, aber in zwei Wochen finden die Abschlussprüfungen statt. Ich schreibe euch an, welche Themen unter Garantie drankommen werden.“ Senkai drehte sich um und begann an die Tafel zu schreiben. Irgendwann sagte er: „An eurer Stelle würde ich mir das mitschreiben. Sonst sitzt ihr nachher da und wisst nicht, was ihr lernen sollt.“ Jetzt klang er völlig nach Lehrer. Furchtbar. Obwohl er meinen Akatsuki verletzt hatte, sah ich Senkai immer noch gerne an. Ich konnte ihm jetzt nicht mehr richtig böse sein. Irgendwie war ich wieder völlig verwirrt. Ich wusste nicht, was ich fühlen oder denken sollte. Es war alles durcheinander. „Sai? Alles in Ordnung? Du siehst irgendwie fertig aus.“ Ich drehte mich um und schaute Akatsuki an, der mich mit besorgtem Blick beobachtete. „Du machst dir eindeutig zu viele Sorgen, Großer.“ „Kann sein. Aber wenn ich dich so sehe, gibst du mir ja auch allen Grund dazu.“ Ich lächelte Akatsuki an. „Ist schon gut. Mir geht’s Prima. Aber was macht eigentlich deine Verletzung?“ „Ich spüre nichts. Die Tabletten helfen wunderbar.“ „Da bin ich ja beruhigt.“ „Könntet ihr eure Gespräche bitte auf die Pause verlegen?“ Das war Senkai, der uns wartend ansah. Wir wandten uns schnell wieder unseren Büchern zu. Heute war der Stoff etwas schwerer. Also beschloss ich nach dem Unterricht mal zu Akatsuki zu gehen. Die Stunden vergingen heute schneller als sonst und mit den anderen zusammen machte ich mich auf den Weg zurück zum Haus. „Ich komme mal nachher zum Lernen vorbei, okay?“, sagte ich zu Akatsuki. „Klar. Ich freu mich.“ Er gab mir einen Kuss und oben an der Treppe trennten sich unsere Wege. Ich stieg die Treppe, die zu meiner Wohnung führte, hinauf und blieb oben einfach stehen. Ich wandte meinen Kopf nach links in Richtung Zeros und Flittis Zimmer. In mir stieg wieder ein Hass auf und Mordlust gesellte sich dazu. Aber wenn ich schon wieder jemanden umbringe, schmeißen die mich noch von der Academy. Und dann würde ich Akatsuki wirklich nie wieder sehen. Geschweige denn meine Freunde. Ich verwarf den Gedanken einfach und machte mich auf den Weg zu meiner Wohnung. Als ich an Shikis Tür vorbei gehen wollte, wurde diese aufgerissen. Ich konnte aber nich rechtzeitig einen Satz nach hinten machen, sonst hätte ich die Tür mit Schmackes in die Fresse bekommen. „Mensch, Shiki. Du musst aufpassen. Du kannst doch die Tür nicht einfach so aufreißen.“, sagte ich gespielt verärgert. „Tut mir leid. Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass du jetzt hier vorbeiläufst.“ „Schon gut.“ Ich winkte ab und wollte eigentlich weitergehen. Aber Shiki schnappte sich meinen Arm und zog mich zu sich heran. Unsere Gesichter waren sich ganz nah, aber im Gegensatz zu ihm schaute ich verwundert drein. Shiki sah mich sehnsüchtig an. „Es tut mir leid… Ich… kann nicht anders…“, flüsterte er und küsste mich. Das hatte zur Folge, dass ich nur noch verwunderter schaute. Aber ich ließ es einfach geschehen. Es kam mir vor wie in einem Traum. Nach scheinbar endlosen Augenblicken ließ Shiki von meinen Lippen und sah mich schuldbewusst an. Dann umarmte ich ihn einfach. Nun sah er sicher verdutzt aus. Aber das war mir egal. Ich ließ ihn wieder los und sah ihn an. Keiner von uns sagte etwas, aber wir beide verstanden. Ich lächelte Shiki noch einmal zu und ging dann weiter zu meiner Wohnung. Shiki stand immer noch vor seiner Tür und sah mir nach. Ich betrat meine Wohnung und ging ins Schlafzimmer, wo ich mich umzog. Danach schnappte ich mir meinen Hefter und machte mich auf den Weg zu Akatsuki. Von Shiki war nichts mehr zu sehen. Irgendwie beruhigte mich das. Nach wenigen Minuten war ich bei Akatsuki und klopfte. Ich wurde freundlich von Hanabusa begrüßt. Das verwunderte mich zwar, aber ich war auch sehr froh darüber. Akatsuki saß schon am Couchtisch und hatte Hefter und Buch vor sich ausgebreitet. „Na? Schon voll am Lernen?“, fragte ich gutgelaunt. „Nö. Ich hab das nur schon mal alles hingelegt. Ich will doch mit dir zusammen lernen.“ „Falls mich einer suchen sollte, ich bin in meinem Zimmer.“, mischte sich Hanabusa ein und verschwand in dem besagten Raum. Ich ging zu Akatsuki, der auch gleich seine Arme ausbreitete, um mich zu empfangen. Wir umarmten uns innig und ich gab ihm einen Kuss. Ich setzte mich auf seinen Schoß und öffnete den Hefter, den ich mitgebracht hatte. Akatsuki schaute über meine Schulter und hatte seine Hände auf meinem Bauch verschränkt. Ich blätterte und begann das Wichtigste vorzulesen. Mein Großer hörte mir aufmerksam zu und fragte ab und zu auch mal. Jetzt verstanden wir das Thema besser und hatten schon einen Schritt in Richtung Abschlussprüfung. Blieben nur noch weitere dreißig Themen… Dann legte sich Akatsuki nach hinten und ich fiel auf ihn drauf. Natürlich wusste ich, dass so was kommen würde. Deswegen erschreckte ich mich diesmal nicht. Ich drehte mich zu ihm um. Wir lagen Bauch an Bauch und ich lächelte Akatsuki an. Dann beugte ich mich vor und küsste ihn. „Könnt ihr nicht ins Schlafzimmer gehen?“, fragte Hanabusa, der soeben um das Sofa herum kam. Er hatte sein Zimmer verlassen und war scheinbar auf dem Weg in die Küche. „Ist ja gut…“, murrte Akatsuki und setzte sich auf. Er hielt mich fest, damit ich nicht herunterfiel. Dann stieg ich von ihm herunter und Akatsuki folgte mir in sein Schlafzimmer. Ich hatte keinen Bock auf Sex oder so. Ich wollte nur Akatsukis Nähe spüren. Es könnte eines der letzten Male sein… Ich verdrängte den Gedanken. Ich würde seinen Eltern so lange auf die Nerven gehen, bis sie mir meinen Akatsuki lassen. Und wenn es das Letzte ist, was ich tun werde. Ich setzte mich auf das Bett und ließ mich nach hinten fallen. Akatsuki setzte sich neben mich, legte sich aber nicht hin. Mir fiel es erst gar nicht auf, weil ich immer noch in Gedanken versunken war. Dann streckte Akatsuki seine linke Hand aus und legte sie auf meinen Bauch. Das schien neuerdings so eine Angewohnheit geworden zu sein. Es störte mich nicht, denn es war angenehm, seine Wärme zu spüren. Ich nahm meine Hand und legte sie auf seine. „Woran denkst du?“, fragte Akatsuki mit leiser Stimme. „An dich, an mich, an unsere Zukunft…“, erwiderte ich ebenso leise. Ich setzte mich auf und drehte mich zu ihm hin. Auch er sah mich jetzt intensiver an. Als ob er auf den Grund meiner Seele schauen wollte. „Ich will und werde dich nicht verlieren. Das schwöre ich.“, sagte ich und umarmte dann meinen Akatsuki liebevoll und lange. Er erwiderte den Druck und hielt mich so fest, als ob er mich nie wieder loslassen wollte. Dieses Gefühl werde ich nie wieder vergessen. Es war ein Gefühl, was nur er mir geben konnte. Was wir uns nur gegenseitig geben konnten. „Weißt du was? Wenn die Schule vorbei ist, holen meine Eltern mich nicht ab, sondern wir fahren einfach gemeinsam zu dem Anwesen. Die können dich ja schlecht vor die Tür setzten.“ „Super Idee. Ich wette, die würden das trotzdem machen.“, sagte ich und grinste. Wir sahen uns jetzt wieder an und auch Akatsuki musste grinsen. „Das dürfen die gar nicht. Nicht, solange ich lebe. Klar?“ „Klar, mein Held.“, lachte ich und küsste Akatsuki. „Willst du heute bei mir schlafen?“, fragte er. „Weiß nicht. Das stört doch Hanabusa sicher.“ „Das hat den nicht zu stören. Aber wenn du nicht willst, komme ich eben mit zu dir.“ Akatsuki stand auf und zog mich mit sich. Hand in Hand gingen wir jetzt also zu mir. „Du glaubst gar nicht, was für ein Glück du hast, eine Einzelwohnung zu haben.“, sagte Akatsuki an mich gewandt. „Doch. Mittlerweile weiß ich das.“, sagte ich grinsend. Akatsuki sah mich nur fragend an, doch ich ließ ihn im Unklaren. Wir betraten meine Wohnung und ich wollte gleich ins Schlafzimmer, um mich bettfertig zu machen. Ich denke, Akatsuki hatte das falsch verstanden, denn er folgte mir jetzt mit gierigem Blick. Dann stand ich vor dem Kleiderschrank und zog mir grad mein Shirt über den Kopf, als ich Akatsukis Hände auf meiner Hüfte spürte. Ich zog mir das Shirt ganz über den Kopf und warf es in die Schmutzwäsche. Akatsuki gab mir einen Kuss auf die Schulter, dann wanderte sein Mund nach oben zu meinem Hals. „Warte…“, sagte ich. Aus dem Schrank holte ich frisches Schlafzeug für mich und eine Hose für Akatsuki. Ich drehte mich um und drückte ihm diese in die Hand. Er sah mich etwas verwirrt an, begann dann aber ebenfalls sich auszuziehen. Anders als Akatsuki behielt ich meine Hotpants unter meinem Schlafzeug. Mein Großer dachte nicht im Traum daran, seine Shorts drunter zu lassen… Ich entledigte mich meines Rockes und meines BHs und zog das Schlafzeug an. Akatsuki war schon ins Bett gehüpft und hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt. Es sah aus, als würde er wieder intensiv über etwas nachgrübeln. Doch bevor ich fragen konnte, gab er mir eine Antwort. „Jetzt hast du mir ein tolles Thema zum Nachdenken gegeben, Süße. Nun hab ich nur noch das Problem mit meinen Eltern im Kopf.“ „Tut mir Leid, aber es sind nun noch weniger als zwei Wochen bis Schulschluss.“ Ich krabbelte zu Akatsuki aufs Bett und deutete ihm, sich umzudrehen. Dann setzte ich mich auf seinem knackigen Hinten und begann, Akatsukis Rücken und Schultern zu massieren. Er entspannte sich unter meinen Händen spürbar. „Ehrlich gesagt, habe ich etwas Angst vor der Konfrontation mit deinen Eltern. Ich will ja nicht gleich einen schlechten Eindruck hinterlassen…“ „So ein Quatsch. Du und schlechter Eindruck? Das ist ja wie ein Vampir ohne Blut.“ Er lachte. „Die werden dich lieben. Noch dazu, dass du ein Reinblüter bist.“ „Was hat das damit zu tun?“, fragte ich verwirrt, unterbrach die Massage aber nicht. „Na ja, meine Eltern verehren Reinblüter. Also werden die dich lieben. Das ist ein großer Pluspunkt für dich.“ „Na dann…“, sagte ich und ließ meine Hände an Akatsukis Seite gleiten und suchte die einzige Stelle an seinem Körper, an der er kitzlig war. Und ich fand sie. Akatsuki zuckte und lachte, konnte sich aber durch mein Gewicht nicht schnell genug befreien. Ich lachte, während ich ihn auskitzelte. Dann schaffte er es sich umzudrehen und mal wieder saß ich auf seinem Schoß. Ich lachte immer noch und bekam mich kaum wieder ein. Akatsuki lachte nicht oft aus voller Seele, aber diesmal war es so komisch, dass ich einen tierischen Lachanfall bekommen hatte. Ich freute mich aber, Akatsuki so lachen zu sehen. Es war irgendwie etwas Besonderes. Grinsen konnte er immer, aber zum Lachen fehlte scheinbar immer ein kleines Stück. Irgendwann bekam ich mich dann doch wieder ein und lehnte mich nach vorn an Akatsukis Schulter. Ich schlang meine Arme um seinen Oberkörper und vergaß alle Probleme und Sorgen. Ihm musste es genauso gehen, denn Akatsuki atmete ganz ruhig und gleichmäßig. Ebenso ruhig war sein Herzschlag. Auf einmal schlugen unsere Herzen völlig im Einklang. Es war ein seltsames Gefühl. Ich schaute Akatsuki an und dieser blickte mir verträumt entgegen. Dann küsste er mich leidenschaftlich und ausgiebig. Jetzt war wirklich nichts anderes mehr, außer Akatsuki und mir. Wir versanken in eine andere Welt. Nachdem wir uns voneinander lösten, stieg ich von Akatsuki und legte mich auf meine Bettseite. Das sollte mein Großer eigentlich auch tun, aber der kam lieber zu mir unter die Decke. Also kuschelten wir uns in den Schlaf… Kapitel 85: Wahrheit und Lernen ------------------------------- Am nächsten Abend wurde ich ziemlich früh geweckt. Und zwar durch ein Klopfen an der Tür. Ich drehte mich kurz zu Akatsuki und registrierte, dass er noch pennte. Also stand ich auf, warf mir einen Morgenmantel über und schlurfte barfuß zur Tür. Als ich sie öffnete, bekam ich fast einen Herzinfarkt. Vor mir stand Senkai. Doch bevor ich ihm die Tür vor der Nase zuschlagen konnte, stellte er seinen Fuß zwischen Tür und Rahmen. „Warte bitte, Sai. Ich will mich nur entschuldigen.“ Das klang ehrlich, aber wenn er doch Mist bauen sollte, hatte ich ja immer noch meinen Akatsuki, der jetzt nur leider noch schlief. Aber wenn ich schrie, würde er wie ein geölter Blitz aus dem Bett springen, um mir zu helfen. Auf einmal hatte ich ein Bild von Akatsuki in schimmernder Ritterrüstung auf einem Schimmel vor mir. Ich schüttelte den Kopf, um dieses unnormale Bild zu verscheuchen. „Alles okay?“, fragte mich Senkai. „Ja. Ich hab mir nur gerade vorgestellt, wie Akatsuki dir in den Hintern tritt, wenn du mir etwas tust oder nur eine falsche Bewegung machst.“, log ich. Das war aber auch eine lustige Vorstellung. „Entschuldige mal, aber ich bin immer noch dein Lehrer.“ „Genau. Und als dieser darfst du eh nichts mit mir anfangen. Das ist Gesetz.“ „Ich weiß, ich weiß. Und deswegen will ich mich entschuldigen. Auch dafür, dass dein Freund was abbekommen hat. Wie geht’s ihm denn?“ „Ganz gut. Jedenfalls so gut, um mich wieder ärgern zu können. Also ist er gesund.“ „Na dann. Eins noch: Ich möchte nicht, dass du das jetzt falsch verstehst. Aber ich würde gerne mit dir befreundet sein.“ „Mehr nicht?“ „Mehr nicht. Fest versprochen.“ „Okay. Wenn das so ist, habe ich nichts dagegen.“ „Das freut mich.“ Auf einmal strahlte Senkai richtig. Es war etwas anderes, ihn so freundlich zu sehen, als wie er mir die ersten Male begegnet war. „Gut. Wir sehen uns nachher beim Unterricht. Und grüß Akatsuki von mir. Er soll besser auf dich aufpassen.“ Damit verabschiedete sich Senkai und ich schloss die Tür hinter ihm. Dann schlurfte ich wieder zurück ins Schlafzimmer, warf den Mantel achtlos zur Seite und krabbelte wieder zu Akatsuki unter die Decke. Plötzlich hatte ich einen unheimlichen Flashback. Ich erinnerte mich daran, wie Zero und Flitti gestorben sind. Und dann, wie ich einmal diesen Albtraum hatte. Damals war ich noch mit Shiki zusammen. Ich hatte geträumt, dass Flitti auf mich schoss, Shiki dazwischen sprang und die Kugel durch unsere Körper jagte. Scheinbar hatte ich damals nicht den Tod von Shiki und mir vorhergesehen, sondern von Zero und Flitti! Diese Erkenntnis jagte mir einen Schauer den Rücken runter. Ich überlegte fieberhaft, ob ich sonst noch den Tod von jemandem geträumt hatte. Aber mir fiel nur ein, dass ich mal von Frau Naru erschossen wurde. Aber da ich sie ja getötet hatte, konnte das also nicht mehr passieren. Dann kam mir ein anderer Gedanke: Konnte ich den Tod von Freunden oder Bekannten vorhersehen? Das war doch unmöglich. Genauso unmöglich wie die Existenz von Vampiren, he? Aber woher sollte ich das können? Ich verdrängte diese Gedanken und schaute Akatsuki an. Der pennte immer noch. Auf einmal hatte ich einen Drang, zu putzen. Da ich zu faul war, mich umzuziehen, behielt ich meine Schlafsachen an. Die würde ich später in die Wäsche tun. Apropos Wäsche, die würde ich auch gleich machen. Ich kroch also leise aus dem Bett und schnappte mir den Wäschekorb. Damit verschwand ich still und heimlich aus dem Schlafzimmer und schloss die Tür hinter mir. Den ersten Stop machte ich im Bad, wo ich die Wäsche in die Waschmaschine warf. Dann holte ich aus dem Schrank das ganze Putzzeug und begann die Badewanne zu schrubben. Ich beugte mich gerade nach unten, als ich zwei Hände an meinem Hintern spürte. Ich drehte mich ruckartig um. Vor mir stand natürlich Akatsuki. „Das war aber ein schöner Anblick.“, sagte er und lächelte. „Hab ich dich vorhin geweckt?“ „Nein. Ich bin eben selbst wach geworden und hab dich vermisst. Dann kam ein komisches Geräusch aus dem Bad und ich wollte nachsehen, was du so treibst. Und dann sehe ich deinen schönen Hintern. Da konnte ich nicht anders.“ „Aha. Du kannst dir ja schon mal was zu essen machen, wenn du willst. Ich putze jetzt erstmal. Das habe ich schon ewig nicht gemacht. Ich glaube, eigentlich noch gar nicht…“ Akatsuki gab mir einen Kuss und verließ das Bad. Ich putze fertig und betrachtete dann mein Werk. Alles glänzte wie am ersten Tag. Ich war zufrieden. Jetzt war der Steinboden im Wohnzimmer dran. Ich holte den Wischlappen und Eimer und machte mich daran, den Boden zu wischen. Akatsuki war ebenfalls im Wohnzimmer. Er setzte sich im Schneidersitz auf das Sofa, um mir nicht im Weg zu sein. Ich war damit auch bald fertig und wollte nun alles Fenster putzen. Da kam Akatsuki auf mich zu und hielt meine Hände fest. „Mach mal halblang, Putzteufel. Bei den Fenstern helfe ich dir. Ganz oben kommst du eh nicht ran.“ „Dann stell ich mir eben einen Stuhl ran.“ „Nichts da. Nachher fällst du noch runter und dann haben wir das Malheur. Ich helf dir jetzt und keine Widerrede, klar?“ Akatsuki sah mich ernst an, aber schon im nächsten Moment grinste er wieder. „Jawohl Meister!“, sagte ich und verbeugte mich ehrfürchtig mit gesenktem Kopf vor ihm. Ich holte den Glasreiniger und Küchentücher. Akatsuki nahm mir den Reiniger ab und sprühte damit alle Fenster ein. Ich begann damit, unten die Fenster sauber zu machen, während mein Großer oben wischte. Zu zweit ging es wirklich schnell voran und wir waren nach wenigen Minuten fertig. Ich räumte alles weg und ließ mich dann entkräftet auf die Couch sinken. „Mann… Ich werde nie wieder selbst putzen. Das schwöre ich.“, stöhnte ich. Mir tat auf einmal alles weh und ich bereute die Aktion auch schon. Obwohl es jetzt richtig sauber war. Aber für wie lange? „Warum hattest du auf einmal Bock auf Putzen?“, fragte mich Akatsuki. Ich machte es mir auf der Couch bequemer und starrte an die Decke. „Um mich abzulenken.“ „Wovon?“ „Ich habe es dir doch gestern schon gesagt. Vor der Konfrontation mit deinen Eltern. Ich hatte fast nie etwas mit Eltern von irgendjemandem zu tun. Das klingt vielleicht dumm. Aber so ist es.“ „Es klingt nich dumm und ich verstehe dich. Ich kann es vielleicht nicht nachempfinden, aber ich kann mir denken, was du meinst.“ Akatsuki nahm mich in seine Arme und drückte mich an sich. „Ich bin doch bei dir. Dir wird nichts passieren, solange ich lebe. Versprochen.“ Ich sah ihn dankbar an und küsste ihn liebevoll. „Danke.“, flüsterte ich, um die Atmosphäre, die uns umgab, nicht zu zerstören. Das übernahm aber etwas anderes. Das Telefon auf dem Flur klingelte. Ich löste mich von Akatsuki und stand auf. Nachdem ich durch die Tür getreten war, nahm ich ab. „Hier ist Sai. Wer spricht da?“ „Ich bin’s. Dro.“, erwiderte die Stimme am Ende der Leitung. „Hey! Schön, mal wieder was von dir zu hören. Wie geht’s und was machst du so?“ „Mir geht’s gut, danke. Ich rufe von einem Hotel in der Stadt an, die vor deiner Schule liegt. Ich bin vorhin erst angekommen. Ich wollt eigentlich erst Flitti anrufen, aber die ist nicht rangegangen. Ist sie mit Zero weggegangen?“ „… In gewisser Weise…“ Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen. Ich hatte es immer noch nicht überwunden. „Sai? Alles okay?“, fragte Dro besorgt. „Nein. Komm vorbei und komm geradewegs zu meinem Zimmer. Mach keine Umwege, hörst du?“ „Ich verstehe es zwar nicht, aber okay. Ich bin in einer viertel Stunde bei dir.“ Da es wie eine Drohung klang, traute sich Dro vermutlich nicht, mir zu widersprechen. War auch besser so. „Bis nachher…“, sagte ich und legte auf. Meine Hand ließ ich auf dem Hörer ruhen und ich bewegte mich keinen Zentimeter. Da man von meinem Wohnzimmer aus das Telefon sehen konnte, hatte mich Akatsuki natürlich die ganze Zeit beobachtet. Er kam jetzt von hinten auf mich zu. „Alles okay?“, fragte er vorsichtig. „Dro hat gerade angerufen. Er hat sich gewundert, dass… Flitti nicht ans Telefon gegangen… ist. Er dachte, dass sie… vielleicht mit Zero… unterwegs wäre…“, sagte ich stockend. „Er weiß also noch nichts. Du willst es ihm nachher sagen, oder?“ Ich nickte. „Ich werde es ihm zeigen, um genau zu sein…“ Mich überkam ein Weinkrampf und ich vergrub mein Gesicht in Akatsukis Hemd. Er drückte mich ganz fest an sich und streichelte meinen Kopf. Ich wollte aber nicht hier auf dem Flur stehen bleiben. Es könnte ja jemand vorbei kommen und uns sehen. Da wusste ich aber nicht, dass Shiki nach dem Klingeln des Telefons durch den Türspalt zugesehen hatte… Wir gingen also zurück ins Wohnzimmer und ich beruhigte mich auch wieder. Ich wischte die Tränen weg und setzte mich auf die Couch, um auf Dro zu warten. Akatsuki kam zu mir und nahm mich wieder in seine Arme. Ich liebte das Gefühl, das er in mir entfacht. Einfach nur, weil er in meiner Nähe ist. „Ich liebe dich, Akatsuki. Ich liebe dich so sehr.“, sagte ich und drückte mich noch enger an ihn ran. „Ich dich auch, Sai. Ich werde niemals von deiner Seite weichen. Und wenn ich sterbe, dann nur für dich.“ „Das hast du aber schön gesagt.“ Mit solchen Sachen holte mich Akatsuki immer wieder hoch. Das war etwas, was ich immer brauchte. Diese Dinge waren für mich fast so wichtig wie Blut. Und ich war froh, dass Akatsuki mir das gab. Mir ging es jetzt auch gleich besser und nach zehn Minuten oder so, klopfte es an meiner Tür. Ich stand auf. Natürlich war es Dro. Er umarmte mich kurz zur Begrüßung. „Hallo Sai. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Hallo Akatsuki.“, fügte er hinzu, als er Akatsuki auf dem Sofa sitzen sah. „Bis nachher, Großer. Es wird hoffentlich nicht lange dauern.“, verabschiedete ich mich von Akatsuki und machte mich mit Dro auf den Weg. „Was willst du mir denn zeigen?“ Ich antwortete nicht auf seine Frage. Mein Blick war verschlossen und ausdruckslos. Nach wenigen Minuten waren wir in der Empfangshalle und wenige Schritte trennten uns noch von meinem Ziel. Dann waren wir auch schon draußen. Ich ging schnurstracks auf die Gräber zu und blieb dann so abrupt stehen, dass Dro fast in mich reingelaufen wäre. „Mensch, Sai. Du kannst doch nicht einfach so stehen…“ Dann blieb ihm das Wort im Hals stecken. Er erblickte die Gräber und las, zu wem sie gehörten. „Das… das ist ein Scherz, oder? Du willst mich doch verarschen…“ Ich schüttelte den Kopf und Tränen rannen meinen Wangen hinab. Dro stand neben mir und sah diese Tränen. „Also… sind sie beide… tot…?“ Ich nickte und begann nun zu schluchzen, weil ich es nicht mehr unterdrücken konnte. Dro nahm mich in die Arme. Auch in seinen Augen hatten sich Tränen gebildet. Wir hielten uns fest umklammert. „Wieso? Wieso ist so etwas geschehen? Wer war das?“ „Yuki hat sie getötet. Sie war eifersüchtig auf Flitti, weil sie mit Zero zusammen war. Ich habe auch schon aus Eifersucht getötet…“, brachte ich hervor. Dro sagte nichts und versuchte sich innerlich zu beruhigen. Ich kam auch wieder runter und wischte meine Tränen fort. „Wo ist Yuki jetzt?“, fragte Dro dann plötzlich. „Tot.“ Dro sah mich fragend an. „Ich habe sie mit Hilfe eines Freundes in die Luft gejagt. Es war einfach wundervoll.“ „Wenigstens etwas Positives.“ „Bist du allein in der Stadt?“ „Nur heute. Die Jungs kommen morgen… Ich hab grad eine Idee.“ „Sprich.“ „Ich werde meine Jungs fragen, ob sie Lust haben, für Zero und Flitti ein Memorial Concert zu geben. Was hältst du davon?“ „Super Idee.“ „Welche waren ihre Lieblingssongs?“ „Flitti mochte Darker Now und Bled. Und Zero mochte am liebsten Killing myself again und Serial.“ „Alles klar. Das wird ein Konzert, wie es im Buche steht.“ Damit machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Haus. Doch davor trennten sich unsere Wege. „Gibst du mir Bescheid, wann ihr auftretet?“ „Ich ruf dich dann an. Machs gut.“ Dro gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ging Richtung Stadt. Ich drehte mich um und lief die Treppe zum Haus hoch. Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, sah ich mich in der Empfangshalle um. Mein Blick fand eines der Sofas. Auf diesem hatte Shiki bis eben noch gesessen, denn jetzt kam er auf mich zu. Als er vor mir stand, schaute er mich intensiv an. „Du hast geweint.“ „Ja, und?“, sagte ich trotzig. Was ging ihn das an? „Ich will nicht, dass du weinst.“ Im selben Augenblick bereute ich meine trotzige Antwort. Shiki machte sich Sorgen um mich und ich war so unfair zu ihm. Er streckte eine Hand aus und berührte mein Gesicht. Dann konnte ich nicht anders. Ich sprang Shiki an den Hals und umarmte ihn stürmisch. „Sai…?“, fragte er verständlicherweise verwirrt. „Ich habe wegen Zero und Flitti geweint. Dro war eben da und er wusste noch nichts davon. Ich habe ihm die Gräber gezeigt. Und da haben mich wohl meine Gefühle überwältigt…“, flüsterte ich. Shiki hob seine Hand und streichelte meinen Rücken. Nach einem scheinbar viel zu langem Moment löste ich mich von ihm. „Wann hast du mal wieder Zeit für mich?“, fragte er mich. „Mal sehen. Bald ist ja das Konzert von DSA, aber ich weiß noch nicht, wann. Dro ruft mich deswegen noch mal an. Danach habe ich Zeit, wann immer du willst.“ „Gut. Danke.“ Ich umarmte Shiki noch einmal und machte mich dann auf den Weg zu meiner Wohnung, wo ja mein Schatz noch auf mich wartete. Ich ging den Gang hinunter und betrat meine Wohnung. Akatsuki sprang förmlich vom Sofa auf und nahm mich in die Arme. „Alles okay? Wie fühlst du dich?“ „Ja, mir geht’s gut.“ Er sah mich intensiver an. „Aber du hast geweint.“ „Ja, natürlich habe ich geweint. Es kam ja alles wieder hoch…“ Bevor ich von meinen Gefühlen ein weiteres Mal überwältigt werden konnte, küsste mich Akatsuki. Nicht wie sonst. Es war unbeschreiblich. Augenblicklich vergaß ich alles um mich herum und sah nur noch Akatsuki. Dieser Moment sollte niemals vorbei gehen und er schien es auch nicht zu tun. Doch nach vielen Augenblicken hörte auch dieser Moment auf, zu existieren. Ich sah Akatsuki an und blickte in seine Seele. Sie war anders als meine. Ich sah kaum schwarze Stellen. Viele helle Stellen zeugte von Liebe und Zuneigung. Hass fand ich kaum. Wenn doch, war es eher unbedeutend. Aber alles in allem war seine Seele rein und gütig. Ich freute mich darüber. Ich drückte mich eng an ihn ran, um ihn zu spüren. So hätte ich ewig dastehen könne. Doch Akatsuki war es wohl zu doof, hier herumzustehen. Deshalb zog er mich mit sich zum Sofa. Der Fernseher lief noch, aber das war uninteressant. Er legte sich auf die Couch und zerrte mich fast auf sich. Ich machte es mir gemütlich und kuschelte mich an Akatsuki. Es dauerte nicht lang, bis ich in seinen Armen eingeschlafen war. Die nächsten Tage hieß es lernen, lernen und nochmals lernen. Ich hatte irgendwann keinen Bock mehr. Als ich so vertieft ins Lernen war, wurde ich müde. Akatsuki, der neben mir saß und ebenfalls lernte, bemerkte es erst, als mein Kopf auf die Tischplatte knallte. Aber ich war selbst zu müde, um den Schmerz zu spüren. „Hey, Süße. Tat das nich weh?“ Akatsuki rüttelte an mir und ich schreckte hoch. „Hä? Was? Was tut weh?“ „Du bist mit deinem Kopf gerade voll auf den Tisch geknallt.“ Ich fasste mir an den Kopf und als ich die Stelle berührte, durchzuckte mich ein leichter, aber stechender Schmerz. „Oh.“, sagte ich. „Oh? Mehr sagst du nicht? Egal… Das sah irgendwie voll lustig aus.“ Akatsuki begann zu lachen. Ich begriff das nur halbwegs, weil ich in Gedanken schon im Bett war. Das heißt, ich war auch nicht richtig denkfähig. „Ich geh ins Bett…“, sagte ich gähnend und stand auf. Akatsuki ließ die Bücher ebenfalls ruhen und wollte mit mir kommen. Ich hatte selbstverständlich nichts dagegen. So konnte ich viel besser einschlafen. Ich erinnerte mich an einen Tag, an dem Akatsuki nicht bei mir geschlafen hatte. Es dauerte ewig bis ich einschlief. Das lag aber auch daran, dass ich an diesem Tag sehr aufgewühlt war. Aber ich hatte mich an seine Gegenwart gewöhnt und wollte es mir nicht abgewöhnen. Mehr konnte ich im Moment nicht denken. Dann war ich endlich im Schlafzimmer. Ich schaffte es gerade noch so, mich meiner Sachen zu entledigen. Doch ich kam nur bis zur Unterwäsche. So konnte ich doch auch schlafen. Und das tat ich auch. Mit nichts außer meiner Unterwäsche bekleidet, stieg ich ins Bett. Akatsuki hatte sich ebenfalls bis auf seine Unterhose entkleidet und kroch zu mir unter die Bettdecke. Sobald er in Reichweite war, kuschelte ich mich an ihn ran und hielt ihn so fest, wie es meine ermüdeten Kräfte erlaubten. Akatsuki begann damit, meinen Kopf zu streicheln und dadurch schlief ich auch bald tief und fest. Ich hatte seit langem mal wieder einen Traum. Ich war mit Akatsuki zusammen zu seinen Eltern gefahren. Wir wurden nett empfangen und ich wurde vorgestellt. Es vergingen einige Tage. Akatsuki wollte mal kurz weg und ich war allein mit seinen Eltern. Auf einmal hatte ich einen Lappen vor meinem Gesicht, der vermutlich mit Chloroform getränkt war. Denn mich überkam die Schwärze des Schlafes. Doch als ich wieder aufwachte, spürte ich die Kälte von Eisen an meinem Hals und meinen Armen. Ich zerrte an den Ketten, die mich fesselten, doch sie gaben nicht nach. Dann sah ich mich um und erblickte seine Eltern. Sie waren jung geblieben. Das hatte mich vermutlich geblendet. Denn jetzt sahen sie mich mit düsterem Blick an und näherten sich mir. Ich zuckte wie ein wildes Tier, als sie bei mir angekommen waren. Akatsukis Mutter nahm meinen linken und sein Vater meinen rechten Arm. Dann bissen sie hinein. Ich zuckte und merkte, wie meine Lebensenergie davon floss. Ich fühlte mich auf einmal so leer und hilflos. Akatsuki… Wo war er nur? Ich hatte wirklich Angst, dass sie mich töten würden. Oder sie wollten mich hier unten festhalten, um ihren Durst zu stillen, wenn sie reines Blut wollten. „Akatsuki!“, rief ich. Dann schreckte ich auf und saß kerzengerade im Bett. Der Angstschweiß rann mein Gesicht und meine Brust hinab. Ich fasste an meinen Kopf und wischte den Schweiß weg. „Sai? Alles okay?“, kam es verschlafen von Akatsuki. „Ich… hatte schon wieder so einen Albtraum. Aber diesmal kamen deine Eltern darin vor.“ „Erzähl mir alles.“ Ich begann damit, ihm alles bis ins kleinste Detail zu berichten. Als ich fertig war, starrte Akatsuki an die Decke und dachte scheinbar nach. Ich sah ihn nur an. Intensiv. Ohne Grund. Mein Blick richtete sich nach innen. Dann schaute mich Akatsuki ebenfalls an, aber ich bemerkte es nicht richtig. „Sai? Hallo.“, sagte er und wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. Das holte mich zurück. „Und? Was denkst du?“, fragte ich ihn. „Hm. Es wäre möglich, dass meine Eltern unbedingt mal reines Blut kosten wollen. Aber ich glaube kaum, dass sie sich das trauen, geschweige denn dich so einzusperren. Außerdem würde ich nicht einfach so abhauen. Nicht ohne dich mitzunehmen.“ „Da bin ich aber beruhigt.“ Ich gab Akatsuki einen Kuss und ließ mich dann wieder ins Bett fallen. „Noch eine Woche, dann sind die Abschlussprüfungen…“ „Hast du davor Angst?“ „Nicht wirklich. Aber es sind so viele Themen, die wir lernen müssen…“ „Das meiste haben wir doch schon hinter uns. Und wenn wir immer schön zusammen lernen, geht das schon.“ Akatsuki drehte sich zu mir und gab mir einen Kuss. „Du hast wahrscheinlich recht.“ Ich sah aus dem Fenster. Es war schon wieder dunkel. „Wollen wir weiterlernen?“ „Warte einen Moment.“ Akatsuki stand auf und verschwand im Wohnzimmer. Dann kam er mit den Heftern und Büchern zurück. Ich sah ihn einen Augenblick lang verdutzt an. „Damit du nicht wieder auf den Tisch knallst.“, sagte er und grinste sich einen ab. „Ha ha.“, sagte ich und schaute beleidigt. Akatsuki krabbelte zu mir und streichelte meinen Kopf. „Ich will doch bloß vermeiden, dass du dir wieder wehtust.“ Ich umarmte ihn. Auch wenn es eine sinnlose Sorge war, freute ich mich darüber, dass Akatsuki sich überhaupt Gedanken machte. Ich ließ ihn wieder los und schnappte mir den Zettel mit den Prüfungsthemen und ein Buch. Dann fing ich an zu lernen. Wir verbrachten die vorletzte Woche ebenfalls mit lernen und der Tag der Prüfung war gekommen. Ich musste die ganze Zeit lernen und konnte somit keine Zeit mit Shiki verbringen. Jedes mal, wenn er zu mir kam, musste ich ihn vertrösten. Das tat mir immer Leid, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich sagte ihm dann schließlich, dass ich in der letzten Woche oder in den Ferien mal zu ihm kommen werde und ihn besuchen werde. Damit gab er sich zufrieden. Alle waren aufgeregt, selbst Akatsuki ließ sich das anmerken. Aber ich war seltsamerweise die Ruhe in Person. Keine Ahnung, wieso. Innerlich war ich sehr aufgewühlt, aber äußerlich bemerkte niemand etwas. Ich schaute einfach in meine Bücher, um das aufzufrischen, was ich als erstes gelernt hatte. Nach wenigen Minuten kam Senkai herein. Er hatte einen dicken Umschlag dabei, in dem vermutlich die Prüfungsaufgaben drin waren. Und wie aufs Stichwort holte er sie heraus. „So, meine Herrschaften. Alle bitte auf eure Plätze, wir wollen beginnen.“ Sofort war jeder auf seinem Platz und hatte Stifte vor sich liegen. Einige hatten Bonbons und dergleichen auf ihren Bänken, um die Nerven zu beruhigen. Diese Prüfung würde wahrscheinlich bis zum Morgengrauen dauern. Nur zur Info: Es war jetzt grade mal zweiundzwanzig Uhr. Also würden wir gut sechs oder sieben Stunden schreiben… Meine Hand tat mir jetzt schon Leid. Aber ich hatte mir etwas Cleveres einfallen lassen. Ich hatte ebenfalls Süßigkeiten für Akatsuki und mich mitgebracht. Darin waren aufgelöste Stücke von Bluttabletten. So würden wir auf jeden Fall fit bleiben. Senkai gab das Startzeichen und stellte einen Wecker, der Punkt vier Uhr klingeln würde. Also würden wir sechs Stunden schreiben. Aber ohne Pause. Wir drehten die Bögen um, die Senkai uns bereitgelegt hatte und überflogen die Aufgaben. Ich wollte der Reihe nach vorgehen und begann mit der ersten Aufgabe. Es gab verschiedene Schwierigkeitsgrade von eins bis vier. Insgesamt waren es vierzig Aufgaben, das heißt, dass es vier Gebiete mit jeweils zehn Aufgaben gab. Es würde nicht leicht werden, aber ich wollte und musste es schaffen. Mein Name sollte als einer der obersten auf der Liste der Besten stehen. Und das würde er. Die Prüfung verlief ohne Zwischenfälle. Nach den vorgegebenen sechs Stunden war ich aber noch nicht fertig. Wir bekamen zum Glück noch zehn Minuten hintendran. Dann war auch ich fertig. Physisch und psychisch. Ich gab als eine der Letzten ab. Akatsuki war schon nach weniger als fünf Stunden fertig und flüsterte mir zu, dass er auf mich warten würde. Senkai nahm meine Arbeit entgegen und überflog sie einen Moment. Er nickte und ich verließ den Raum. Vor der Tür wartete Akatsuki und nahm mich in dir Arme. „Endlich vorbei. Keine Prüfungen mehr und die letzte Woche pure Entspannung.“ „Du hast Recht.“ Dann fiel mir wieder etwas ein. „Diese Woche müsste auch das Konzert von DSA stattfinden. Ich werde nachher mal in die Stadt gehen und Dros Hotel aufsuchen, um ihn zu fragen“ „Gut. Du gehst aber nicht allein.“ Ich sah Akatsuki verwirrt an. „Ich werde dich begleiten, ob du willst oder nicht.“ „Toll. Ich freu mich drauf. Aber erst haue ich mich für mindestens zehn Stunden ins Bett. Ich bin sicher, da willst du mich auch nicht allein lassen, oder?“ „Auf keinen Fall.“ Gemeinsam mit meinem Großen machte ich mich auf den Rückweg zum Haus. Dort gingen wir ohne Umwege zu meiner Wohnung und traten ein. Die Jacken unserer Uniformen blieben gleich im Wohnzimmer zurück. Genauso wie die Schuhe. Hose und Rock fanden ihren Platz auf dem Boden vor der Tür. Die Idee, Dro in der Stadt zu besuchen, hatte sich ebenso schnell verflüchtigt, wie unsere Sachen. Während ich die Tür schloss, begannen Akatsuki und ich wild herumzuknutschen. Was ich Akatsuki verschwiegen hatte, war, dass in den Süßigkeiten auch echtes Blut war. Aber das hatte er sicher selbst bemerkt und wollte nur nichts sagen. Das Blut hatte nun zur Folge, dass wir eine unbändige Lust nacheinander hatten. Wir hatten alle Süßigkeiten aufgegessen und die Dosis des Blutes reichte aus, um uns zu stimulieren. Irgendwann kam mir der Gedanken, dass das hier das letzte Mal sein könnte. Deshalb wollte ich das Ganze noch mehr genießen, als sonst. Wir entledigten uns unserer Unterwäsche und begannen das Liebesspiel. Es dauerte länger als sonst, weil Akatsuki scheinbar dieselben Befürchtungen wie ich hegte. Es war wunderschön und ich genoss jeden Augenblick. Danach waren wir fertig wie immer. Ich schlief schnell in Akatsukis Armen ein und hatte einen traumlosen Schlaf. Kapitel 86: Shiki... -------------------- Am nächsten Morgen fand ich die andere Bettseite leer vor. Akatsuki musste schon aufgestanden sein. Auch gut. So konnte ich in Ruhe duschen. Und das tat ich jetzt. Ich genoss es und verließ das Bad mit einem Handtuch um den Körper. Im Schlafzimmer legte ich es ab und schlüpfte in frische Unterwäsche. Ich wollte gerade nach meinem Rock greifen, als ich die Anwesenheit einer Person spürte. Ich dachte natürlich, dass es Akatsuki wär. „Wo warst du denn? Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht, Süßer.“ „Wirklich?“, sagte eine mir bekannte Stimme, die jedoch nicht Akatsuki gehörte. Ich schnappte mir schnell mein Shirt und hielt es mir vor den Körper. „Shiki! Mensch! Warum bist du denn hier? Wie bist du herein gekommen?“ „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken. Die Tür war offen und ich hatte gehofft, dass du heute Zeit für mich hättest.“ „Ich… ja. Sicher. Ich zieh mich schnell an und schreibe eine Nachricht für Akatsuki…“ „Ich warte auf dich. Tut mir wirklich leid, dass ich einfach hereingekommen bin.“ „Ist schon gut.“ Shiki verließ mein Schlafzimmer und ich zog mich fertig an. Ich wählte einen kurzen, schwarzen Rock und ein dunkelgrünes Top. Das ganze rundete ich mit einem breiten, silbernen Gürtel ab. Ich sah mich im Spiegel an und fand mich sexy. Dann ging ich zu Shiki ins Wohnzimmer, der vor den Gedenkvitrinen stand. Er dreht sich zu mir um, als ich ins Wohnzimmer trat. „Du siehst klasse aus.“, sagte er, nachdem er mich für einen Moment intensiv betrachtet hatte. „Danke.“, erwiderte ich und ging zum Couchtisch, den ich nach dem Zwischenfall ersetzt hatte, und schrieb eine kurze Nachricht für meinen Großen: „Bin mit Shiki unterwegs. Keine Ahnung, wann ich zurückkomme. Warte nicht auf mich. Ich liebe dich. Sai.“ „Alles klar. Wir können.“ Ich schritt zu Shiki und hakte mich bei ihm ein. Dann verließen wir meine Wohnung und ich ließ mich von ihm führen. Scheinbar wollte er mit mir in die Stadt, denn wir gingen vom Haus weg Richtung Stadt. „Was hast du heute mit mir vor?“, fragte ich vorsichtig, weil ich so neugierig war. „Etwas Interessantes. In der Stadt ist heute eine Aufführung von Bram Stoker’s Dracula.“ „Cool. Das klingt echt spannend.“ „Ja und das Stück wird in einem riesigen Restaurant gespielt. Ich lade dich also auch zum Essen ein. Ich habe gestern schon zwei Plätze reserviert. Deshalb hättest du auch gar nicht absagen können.“ „Du bist ja echt clever. Ich hätte wirklich keine Wahl gehabt. Na dann los.“ Wir verließen das Schulgelände und Shiki zog mich mit sich Richtung Stadtinneres. Dort führte unser Weg zu einem hell erleuchteten Gebäude. Davor fanden sich einige Plakate, die das Stück ankündigten. Vor dem Restaurant stand eine Menschenschlange von riesigen Ausmaßen. „Oh Mann. Da kommen wir doch nie durch.“ „Doch. Wir haben immerhin reserviert und es gibt einen VIP-Eingang.“ Ich folgte Shiki bis hinter das Gebäude, wo ein roter Teppich ausgerollt war und zu einer edlen Ebenholztür führte. Wir gingen bis vor zum Türsteher und Shiki zeigte ihm einen Zettel. Der Türsteher öffnete uns die Tür und wir traten ein. Ich sah mich um und sah viele Frauen in eleganten Kleidern. Auf einmal kam ich mir total dumm vor. „Du hättest mir sagen sollen, bevor ich mich angezogen hatte, wo wir hingehen, damit ich was Passendes hätte anziehen können. Ich komme mir vor, wie eine Schlampe…“ „Quatsch. Du bist die Hübscheste im ganzen Saal.“ Ich wusste, dass Shiki mich damit bloß aufheitern wollte, aber es funktionierte nicht. Obwohl er es ehrlich gemeint hatte. Ich kam mir immer noch blöd vor. Hoffentlich wurde ich nicht allzu sehr angestarrt… Im Saal wurde es dunkel, als wir uns hinsetzten. Wenig später kam der Kellner und nahm unsere Bestellung auf. Shiki und ich bestellten verschiedene Speisen. Das hatte zur Folge, dass wir uns gegenseitig vom Essen des anderen kosten ließen. Es war richtig lustig, aber wir konzentrierten uns kaum auf das Stück. Vielmehr waren mir miteinander beschäftigt. Die ganze Zeit redeten wir gedämpft, um die anderen Leute nicht zu verärgern, die sich auf das Stück konzentrieren wollten. Wie in alten Zeiten war es, könnte man sagen… Nach einigen Stunden war es vorbei und wir applaudierten den Schauspielern. Auch, wenn ich nicht wusste, wieso. Shiki bezahlte alles und wir verließen das Restaurant. Gleich schnappte sich jedoch Shiki meine Hand und zog mich zu einer Location, die mehr zu meinem Outfit passte. Sprich, er schleppte mich in eine Disco. Und dort konnte ich erstmals richtig relaxen. Was heißt relaxen? Ich tanzte mir die Füße wund und Shiki war ständig mit von der Partie. Wir tanzten eng aneinander und ich fühlte mich irgendwie hingezogen zu Shiki. Aber das durfte nicht sein. Ich hatte mich von ihm getrennt, weil er mich verletzt hatte. Dafür hatte ich mich aber gerächt. Also war alles wieder ausgeglichen. Ich hatte den Eindruck, dass meine Gefühle für ihn immer noch existieren. Auf einmal war ich wieder in mich gekehrt. Meine Bewegungen wurden langsamer und Shiki bemerkte es. Er schnappte sich meinen Arm und zog mich vorsichtig mit sich nach draußen. „Sai? Alles okay?“, fragte er und sah mich besorgt an. Als er das sagte, holte er mich aus meiner Trance zurück. „Ja… ja, es geht mir gut…“ „Sieht aber nicht so aus. Also, was ist los?“ „Nichts…“, sagte ich und wich seinem Blick aus. Doch Shiki nahm meinen Kopf in seine Hände und zwang mich mit sanfter Gewalt dazu, ihn anzusehen. „Sag’s mir.“ „Ich… es war nur, dass ich, als wir zusammen getanzt haben… habe ich ein seltsames Gefühl gehabt…“ „Inwiefern seltsam?“ „Na ja… nicht schlecht oder so. Es war so wie damals, als ich noch mit dir zusammen war…“ „Liebe…?“ „Ich weiß es nicht, aber ich habe mich definitiv wohl in deiner Nähe gefühlt…“ Dann umarmte mich Shiki einfach. Doch statt verwirrt zu gucken oder so, erwiderte ich die Umarmung. Ich fühlte mich bei ihm wirklich geborgen… Aber das durfte nicht sein. Ich löste mich von Shiki und sah ihn an. Er küsste mich einfach, aber ich ließ es wieder mal zu, ohne etwas dagegen zu tun. Seine Hände waren auf meinem Rücken und ich krallte meine Finger in Shikis Hemd. Eine Träne lief meine Wange hinab und trocknete, bevor sie an meinem Kinn ankam. Ich ließ von Shikis Lippen ab und schaute ihn an. Seine Hand fuhr durch mein Haar und lächelte mich an. „Ich meinte das damals nicht so mit dem ‚Ich hasse dich’. Irgendwie liebe ich dich noch immer…“, sagte Shiki und ließ seine Hand auf meine Wange hinab gleiten. Ich empfand das ebenso, aber nur in einem bestimmten Teil meines Herzens. Aber den größten Teil meines Herzens nahm Akatsuki ein. „Ich dich irgendwie auch, aber wir wissen beide, warum das nicht mehr geht…“ „Ja, ich weiß. Aber ich hänge immer noch an dir. Trotz des Vorfalls mit Rima. Ich war eigentlich auch schnell drüber hinweg. Sie hat mir nicht so viel bedeutet wie du. Es war nur der Schock…“ Ich legte meinen Finger auf Shikis Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Du brauchst dich nicht zu verteidigen. Ich weiß, was du denkst oder fühlst. Es ist schon okay…“ „Wenn du meinst…“ Auf einmal funkelten Shikis Augen so, wie sie beim ersten Mal geglänzt hatten. Er wollte etwas. Und das war ich. Wir hatten noch ewig Zeit, obwohl die Nacht bald zu Ende sein würde. Ganz in der Nähe war ein billiges Hotel, aber für diesen Zweck würde es auch reichen. Shiki sah mich an und ich verstand. Hand in Hand gingen wir Richtung Hotel und betraten es. „Was kostet ein einfaches Zimmer?“, fragte Shiki den Hotelangestellten, der sofort verstand. „Für eine Nacht?“, entgegnete er. Shiki nickte und der Angestellte nannte uns den Preis. Shiki zahlte sofort und wir erhielten den Schlüssel. Er nannte uns die Nummer und, dass das Zimmer im obersten Stock lag. Shiki nahm meine Hand und ich stieg vor ihm die Treppe rauf. Wir gelangten in einen Flur mit vielen Türen. An den vordersten hingen ‚Bitte-nicht-stören-Schilder’. Unser Zimmer lag ganz am Ende des Flures. Ich nahm den Schlüssel von Shiki und schloss sie auf. Während Shiki eintrat und ein Schild an die Tür hing, sah ich mich um. Es gab ein Bett, welches nicht unbedingt für zwei Personen geeignet war. Aber das war nebensächlich. Ansonsten besaß das Zimmer ein Fenster, welches schwere Vorhänge hatte. Diese zog ich nun halb auf, damit wenigstens etwas Licht hereinfiel. Um uns einzustimmen, begann Shiki damit, mich wild zu küssen. Dabei zog ich ihm sein Hemd aus. Wir hatten beide weniger zu tun, weil es Sommer war und wir weniger anhatten. Shiki griff nach meinem Top und zog es mir über den Kopf. Währenddessen waren wir schon auf dem Bett gelandet. Seine Hände fuhren über meinen ganzen Körper und er half mir aus meinem Rock. Seine Hose war nicht leicht zu öffnen, weil der Reißverschluss klemmte. Doch dadurch ließen wir uns nicht ablenken. Als ich den Verschluss endlich geöffnet hatte, riss ich ihm seine Hose förmlich herunter. Unsere Unterwäsche war schneller als sonst auf dem Boden und wir begannen. Mit Shiki war es wirklich etwas ganz anderes, als mit Akatsuki. Aber es war schön, dieses Gefühl wieder zu spüren. Innerlich tat mir Akatsuki Leid, dass ich ihn mit meinem Exfreund betrog, aber aus einem mir unerklärlichen Grund ging es einfach nicht anders. Ich genoss es einfach und würde das ganze auch nicht mehr so leicht vergessen… Es war ungefähr eine Stunde vergangen. Shiki und ich lagen einfach nur nebeneinander und genossen die Gegenwart des jeweils anderen. Irgendwann musste ich aber nach Hause und wollte aufstehen. Natürlich hielt mich Shiki fest und sah mich fragend an. „Ich muss langsam los. Sonst mach sich Akatsuki noch Sorgen.“ „Du wirst ihm aber hiervon nichts erzählen, oder?“ „Nein. Ich werde es für mich behalten. Wir tun einfach so, als wäre es damals passiert und nicht heute.“ Ich lächelte Shiki an. „Gut. Danke.“ Shiki machte noch keine Anstalten aufzustehen und ich warf seine Unterhose auf seinen Körper. Während ich mich anzog, beobachtete er mich gedankenverloren. „Es war schön, das mit dir mal wieder zu erleben.“ „Sehe ich genauso. Aber es wird keine Gewohnheit.“ „Selbstverständlich nicht. Aber du musst verstehen, dass mein Körper sich nach deinem gesehnt hat. Nach so langer Abstinenz…“ Ich hörte, wie Shiki grinste, aber er meinte es ernst. Shiki stand auf und zog seine Unterhose an und ich sammelte seine restlichen Klamotten auf, um sie ihm hinzuwerfen. Auch diese zog er an und ging ins Bad, um sich frisch zu machen. Nachdem Shiki es wieder verließ, betrat ich es. Es gab saubere Handtücher und Waschlappen. Sie sahen so aus, aber ich bevorzugte es doch, einfach nur meine Hände zu nehmen. Ich ließ das kalte Wasser über meine Hände laufen und formte dann eine kleine Kuhle für das Wasser. Ich spritzte es in mein Gesicht und schaute in den Spiegel. Mir lief das Wasser das Gesicht hinab und tropfte in das Waschbecken. Ich trocknete meine Hände trotzdem am Handtuch ab und wischte über mein Gesicht. Ich schüttelte meinen Kopf, um ihn klarer zu bekommen. Dann verließ ich das Bad und ging zu Shiki in den Wohnraum. Er sah mich an, als ich eintrat und wartete, bis ich bei ihm war. Dann legte er seine Arme um meine Taille und küsste mich. Auch dieser Moment ging vorbei und wir machten uns auf den Weg nach unten. Als wir dort ankamen, betrachtete uns der Hotelangestellte genau und suchte vermutlich Indizien dafür, was wir so getrieben haben. Doch seiner enttäuschten Mine nach zu urteilen, fand er nichts. Wir verabschiedeten uns höflich voneinander und verließen das Hotel. Danach machten wir uns unverzüglich auf den Weg zum Haus „Mond“. Wir traten ein und verabschiedeten uns voneinander. Ich ging gleich hoch zu meiner Wohnung, wo scheinbar niemand anzutreffen war. Doch ein Blick in mein Schlafzimmer belehrte mich eines Besseren. Dort lag nämlich Akatsuki und pennte tief und fest. Er hatte eine kurze Schlafhose an, die man gut sehen konnte, weil er auf dem Bauch lag. Dazu war die Decke zerwühlt neben ihm und bedeckte außer seinem rechten Bein nichts weiter. Es war ein niedlicher Anblick und ich stand eine ganze Weile in der Tür, um Akatsuki beim Schlafen zuzusehen. Irgendwann trat ich ein und ging leise zum Schrank, um mir Schlafsachen herauszunehmen. Damit ging ich ins Bad und zog mich aus. Ohne mich weiter umzusehen, stieg ich in die Dusche und drehte das Wasser auf. Ich ließ es erst kalt über meinen Körper laufen. Ein wohliger Schauer durchlief meine Haut und ich drehte das Wasser auf warm. Als ich nass genug war, stellte ich es ab und nahm mein Shampoo und machte etwas auf meine Hand. Beim Einmassieren bemerkte ich, dass meine Haare definitiv zu lang waren. Ich würde Ruka fragen, ob sie mir meine Haare mal schneiden würde. Am besten ging ich zu ihr, wenn es dunkel wird. Meine Haare waren nun vollständig mit Schaum bedeckt und ich nahm nun das Duschgel. Ich verschmierte es über meinen Körper und nahm dann den Duschkopf, um alles auszuwaschen. Ich lief das Wasser solange laufen, bis der Schaum komplett verschwunden war. Dann drehte ich mich um und erschrak. „Akatsuki! Wie lange stehst du schon da?“ „Na ja… Nachdem du das Schlafzimmer verlassen hattest, stand ich auf und folgte dir. Ich habe dir von Anfang bis jetzt zugesehen.“, sagte er und lächelte. Ich machte mir nichts draus und stieg einfach aus der Dusche. Akatsuki sah mich etwas verwundert an, aber ich begann einfach mich abzutrocknen. Dann zog ich mich an und ging einfach an dem verdutzten Akatsuki vorbei durchs Wohnzimmer ins Schlafzimmer. Dort nahm ich die Bettdecke und schüttelte sie aus, um sie dann ordentlich aufs Bett zu legen. Inzwischen kam Akatsuki herein und setzte sich auf das Bett. Er sah mich an und hatte schon seine erste Frage auf der Zunge. „Und? Wie war's so mit Shiki?“ „Ganz lustig und interessant. Wir haben uns ‚Dracula’ angesehen und waren Essen. Danach sind wir noch in eine Disco gegangen.“ „Aha.“ Akatsuki klopfte leicht auf seine Oberschenkel, um mir zu deuten, dass ich mich auf seinen Schoß setzten solle. Ich ging zu ihm hinüber und setzte mich hin. Akatsuki schlang seine Arme um meinen Bauch und hielt mich fest. „Ich habe dich vermisst. Es war so langweilig ohne dich im Bett. Wirklich.“ „Ich dich auch, Süßer. Aber Spaß hatte ich trotzdem.“ Mal wieder ließ sich Akatsuki nach hinten fallen. Er ließ mich los und ich rollte von ihm herunter. Dann kroch ich langsam nach oben zum Bett und schnappte mir die Bettdecke. Akatsuki kam hinterher und hob die Decke, um zu mir zu kommen. Er streckte wieder seine Arme aus, um mich festzuhalten. Ich drückte mich an seinen Oberkörper und war froh, seinen Herzschlag zu spüren. Ich wurde sofort ruhig und müde. Die Nacht war anstrengend gewesen und ich war echt müde. Deshalb schlief ich auch bald ein, obwohl Akatsukis Hände auf meinem Rücken auf und ab wanderten… Kapitel 87: Das Memorial Concert -------------------------------- Die letzte Woche konnten wir alle entspannen und brauchten nicht mehr aufpassen. Das nervte die Lehrer unheimlich, aber uns war das scheißegal. Als ich am Dienstag vom Unterricht kam, klingelte zufällig das Telefon. Ich ging hin und hob ab. „Ja?“ „Sai? Bist du das?“ „Dro? Ja. Was gibt’s?“ „Es ist wegen dem Konzert. Wir würden es am Freitag machen. Es wird so aussehen, wie das letzte.“ „Super. Ich freu mich riesig darauf. Bekommen wir Backstagepässe?“ „Selbstverständlich. Alles wie beim letzten Mal.“ „Nur ohne Flitti und Zero…“, flüsterte ich und versuchte, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten. „Ja… Also dann bis Freitag, Süße.“ „Klar. Bis dann.“ Ich legte auf und betrat meine Wohnung. Dort legte ich meine Jacke ab und ging in die Küche. Schnurstracks lief ich zum Kühlschrank und holte eine Blutkonserve heraus. Sie war schön kalt und ich presste sie für einen Moment gegen meine Wange, weil mir plötzlich ziemlich warm war. Man konnte Blut eigentlich nur auf zwei Arten genießen: Entweder frisch und warm oder eiskalt. Im Wohnzimmer zündete ich ein paar Kerzen an und holte ein Weinglas heraus. Das füllte ich mit dem kostbaren Lebenssaft und betrachtete ihn für eine Weile im Kerzenschein. Dann konnte ich mich nicht mehr halten und trank in gierigen Schlucken das Glas leer. Danach fühlte ich mich wieder lebendig und kraftvoll. Ich stellte das Glas ab und überlegte, was ich jetzt tun könnte. Es wurde erst in ein paar Stunden hell und Müdigkeit verspürte ich im Moment überhaupt nicht. Ich stand auf und verließ mein Zimmer. Ich wanderte eine Weile ziellos umher, ohne auch nur auf einen Artgenossen zu treffen. Weil mir immer noch warm war, beschloss ich aufs Dach zu gehen. Ich suchte die einzige Treppe, die hinaufführte, und stieg sie empor. Am Ende der Treppe war eine schwere Holztür. Ich spürte den Windzug, weil die Tür unten ein Spalt breit offen war. Sie klemmte, aber mit meinen neu gewonnenen Kräften öffnete ich sie spielend. Sofort schlug mir ein kühler Lufthauch entgegen. Ich schloss die Tür hinter mir und trat auf das flache Dach. Ich sah mich um. Vor mir erstreckte sich ein begrüntes Dach mit Gras, kleinen Bäumen und einigen Blumen. Es existierte ein Geländer, das oben mit spitzen Zacken versehen war. Ich trat ein Stück von der Tür weg und zog einfach meine Schuhe aus. Das Gras zwischen meinen Zehen kitzelte, während ich darüberlief. Der Duft der Rosen schlug mir entgegen und ich legte mich auf das Gras, um das alles auf mich wirken zu lassen. Hier oben würde mich niemand finden. Doch da hatte ich mich getäuscht. Denn ich hörte auf einmal, wie die schwere Tür aufging und Reno betrat das Dach. „Sai? Was… was machst du denn hier?“, fragte er verwirrt, als er mich erblickte. „Das gleiche könnte ich dich fragen. Ich hatte eigentlich nur Entspannung gesucht. Und was ist dein Grund?“ Reno kratzte sich am Kopf. „Nun ja… Ich wollte auch nur Ruhe haben.“ Ich richtete mich auf und stützte mich auf meine Ellenbogen ab. Nun betrachtete ich ihn genauer. „Du lügst.“ „Hm. Du hast recht. Ich komme hier immer hoch zum Rauchen.“ „Was? Ich höre wohl nicht recht! Du rauchst? Ich könnte dir jetzt einen stundenlangen Vortrag über die Schädlichkeit von Rauchen halten… Hätte ich das gewusst, hätte ich dich vermutlich nicht geküsst. Aber du hast es gut vertuscht, Freundchen.“ Ich war aufgestanden, während ich das sagte. „Du hast was gegen Rauchen?“ „Natürlich. Das versaut den ganzen schönen Geschmack vom Blut.“ „Hättest du mich wirklich nicht geküsst, wenn du das gewusste hättest?“ Reno schaute mich betrübt an. „Keine Ahnung. Wahrscheinlich doch. Dir und deinen Lippen konnte ich nicht widerstehen.“ Ich stand nun direkt vor Reno und küsste ihn. Heute schien er noch nicht geraucht zu haben, denn ich konnte nichts schmecken. „Wie oft kommst du hier hoch zum Rauchen?“, fragte ich dann. „Nicht so oft. Vielleicht alle drei Tage einmal oder so. Aber nich öfter.“ „Das geht ja noch. Ich dachte schon, dass du Kettenraucher oder so wärst. Weißt du eigentlich aus welchem Grund Rauchen noch für dich gefährlich ist?“ „Nö, wieso?“ „Du könntest dich selbst mit deinen Sprengstoffen hochjagen.“ „Oh. Stimmt. Aber ich rauche ja nicht, wenn ich in meiner Wohnung bin. Sonst würden die mich rausschmeißen.“ „Und das wollen wir ja nicht.“, sagte ich und grinste. Ich streckte mich etwas und mein Rücken knackte. „Das klingt aber gar nicht gut.“ „Das hast du gehört?“, fragte ich Reno verwundert. Ich ließ meine Arme wieder sinken. Ich ging zum Geländer und stützte mich darauf ab. Die Sonne würde bald aufgehen. „Wir sollten lieber wieder runtergehen. Es wird bald hell.“ „Ach nee. Hätte ich jetzt nicht bemerkt. Aber das stört mich doch nicht. Ich will den Sonnenaufgang sehen.“ Reno sah mich etwas verwundert an. „Okay, ich warte auf der Treppe auf dich.“ Er drehte sich um und verschwand im Treppengang. Ich schaute wieder in Richtung Osten und kurz darauf ging die Sonne auch schon auf. Der Feuerball sah heute besonders schön aus. Ungefähr fünf Minuten stand ich da und beobachtete, wie die Sonne immer höher stieg. Irgendwann blendete sie mich jedoch und ich ging zur Tür, wo ich erstmal meine Schuhe wieder anzog. Dann öffnete ich die Tür und trat in den Treppengang hinein. Aber ich war noch so geblendet von der Sonne, dass ich die erste Stufe übersah und stürzte. Hätte Reno nicht noch auf mich gewartet, wär das bestimmt schlimm ausgegangen. „Sai! Pass doch besser auf!“, rief er, während er sich ausstreckte, um mich dann gekonnt aufzufangen. Als ich in seinen Armen lag, rieb ich mir erstmal die Augen, um wieder klar sehen zu können. „Dafür kann ich nichts. Das war die Sonne. Sie hat mich geblendet…“ „Was macht ihr denn da?“, kam es vom Fuß der Treppe. Als ich wieder etwas sehen konnte, erkannte ich Ruka. „Ich hatte mir den Sonnenaufgang angesehen und war geblendet. Reno hat mich aufgefangen, weil ich die erste Stufe nicht sah. Du kannst mich jetzt übrigens wieder runterlassen, danke.“ Reno ließ mich runter und ich hielt mich trotzdem am Geländer fest. Dann ging ich langsam die Treppe hinunter. Ruka sah mich komisch an, als ich unten ankam. Reno folgte mir hinunter und verschwand dann in dem Gang, wo sein Zimmer lag. „Läuft da was?“, fragte mich Ruka und grinste komisch. „Nicht wirklich.“ „Was genau bedeutet das?“ „Ich betrüge Akatsuki jedenfalls nicht.“ „Na dann ist ja alles okay. Aber das klingt trotzdem so, als wäre da etwas.“ „Reno ist cool und ein toller Kumpel. Und er kann super küssen.“ Ruka war über meine Ehrlichkeit verblüfft. Dann musste sie aber lachen. „Aha. Also dann, ich muss jetzt los. Ich bin echt müde.“ „Ich auch. Schlaf gut.“ Ruka ging in die entgegengesetzte Richtung, in die ich musste und verschwand um die Ecke. Ich machte meine Wohnungstür auf und trat ein. Ich musste auf einmal gähnen. Mann, war ich müde. Auf zu meinem Bett, dachte ich und stieß die Tür zu meinem Schlafzimmer auf. Ich zog mich erstmal um und zog dann wie immer die schweren Vorhänge zu. Mein Bett sah mal wieder unheimlich einladend aus und ich hob die Bettdecke, um drunter krabbeln zu können. Ich zog die Decke über meinen Körper. Es war eine leichte Decke, weil es so warm war. Deshalb schwitzte ich auch nicht. Es war sehr angenehm und bald war ich auch weg… Am nächsten Morgen erblickte ich den breiten Rücken von Akatsuki. Er schien irgendwann mal am Tag den Weg hierher gefunden zu haben. Auch gut. Er hatte sich ja nach dem Unterricht nicht mehr blicken lassen. Ich rutschte näher an ihn ran und legte meine Hände auf seinen Rücken. Meine Stirn ruhte zwischen seinen Schulterblättern. Ich konnte seinen Atem hören und sein Herzschlag spüren. Ich fühlte mich geborgen, obwohl ich nicht mal in seinen Armen lag. Meine Hände glitten nun unter seinen hindurch und ich ließ sie auf seinem tollen Waschbrettbauch ruhen. Dann spürte ich wie Akatsukis Hände nach meinen griffen. Ich zog mich noch näher an ihn heran und drückte meinen Körper gegen seinen. „Hmm. Das finde ich gut.“, schnurrte Akatsuki und ich hörte das Lächeln in seiner Stimme. Ich musste auch unwillkürlich lachen. Dann drehte er sich in meinen Armen um und sah mich grinsend an. Ich küsste ihn lange und ausgiebig. „Guten Abend.“, sagte ich dann. Ich schloss meine Augen und Akatsuki zog mich an sich heran. Dann kam mir etwas komisch vor. Ich spürte etwas, was ich eigentlich nicht spüren konnte. Meine Augen weiteten sich und ich schaute Akatsuki verblüfft an. „Was ist?“, fragte er verwirrt. „Warum… hast du nichts an?“, entgegnete ich. Akatsuki lag nackt neben mir und ich hatte erst nicht bemerkt. Auf einmal musste ich wieder grinsen. Es war irgendwie komisch, weil ich damit nun echt nicht gerechnet hätte. Ich ließ meine Hand durch Akatsukis Mähne gleiten. „Du bist echt unmöglich, Großer.“ Ich stand auf und ließ aber die Decke so, dass Akatsuki zugedeckt blieb. Ich zog mich langsam um. Heute war der vorletzte Tag. Morgen war das DSA-Konzert. Ich freute mich darauf, weil ich Dro wiedersehen würde. Der Tod von Zero und Flitti hatte ihn sichtlich getroffen. Aber durch den Auftritt würde er abgelenkt werden. „Sai? Alles okay?“ Akatsuki hatte sich aufgerichtet und sah mich besorgt an. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich Mitten in der Bewegung innegehalten hatte. Ich war dabei gewesen meinen Rock zu schließen. Jetzt führte ich die Bewegung fort, als wäre nichts gewesen. „Ja, alles okay. Ich war nur in Gedanken versunken.“ „Das machst du ziemlich häufig, oder?“ „Kann sein.“ Ich zuckte mit den Achseln. „Es fällt auf. Ich meine, du bist dann immer so abwesend.“ Akatsuki schwang seine Beine aus dem Bett und zog seine Unterhose und Hose an. Dann kam er um das Bett und schlang seine Arme um mich. „Du machst dir echt zu viele Sorgen. Das ist ja wirklich süß, aber du bekommst dann vielleicht noch Sorgenfalten.“ Ich tippte ihm zwischen die Augenbrauen. „Ach was. Aber ich mache mir nun mal Sorgen um meine Süße, wenn sie so total apathisch aussieht.“ Akatsuki begann nun seinerseits durch meine Haare zu streichen. „Ich muss heute mal rüber zu Ruka. Wenn ich zurückkomme, habe ich eine Überraschung für dich.“ Ich zwinkerte und löste mich von Akatsuki. Er sah schon erwartungsvoll aus. Ich zog mich fertig an und verabschiedete mich mit einem Kuss von ihm. Dann verließ ich meine Wohnung und ging hinüber zu Ruka. Als ich klopfte, öffnete Ruka sofort. „Hey Sai. Was gibt’s?“, fragte sie erstaunt. „Ich habe eine Bitte an dich.“ „Immer raus damit.“ „Würdest du mir vielleicht die Haare schneiden?“ „So viel Vertrauen hast du zu mir, dass du deine schönen Haare in meine Hände legen willst?“ Ich nickte lediglich und sie ließ mich eintreten. „Warum hast du ausgerechnet mich ausgewählt?“ „Na ja, hast du nicht mal gesagt, dass du schon häufiger anderen Frauen die Haare geschnitten hast?“ „Stimmt. Also dann, einen Moment. Ich hole schnell meine Scheren. Nimm dir ruhig einen Stuhl und stell in einfach hier hin.“ Ruka deutete auf eine freie Fläche im Zimmer. Ich tat wie mir geheißen und schnappte mir einen Stuhl. Diesen hievte ich an die Stelle und Ruka kam herein. Sie hatte eine Menge Scheren in der Hand und ein großes Tuch. „Setz dich bitte hin.“, sagte sie und ich setzte mich. Dann legte sie das Tuch über meinen Körper und befestigte es an meinem Hals. „Wie willst du es denn haben?“ „Ungefähr bis hier…“, sagte ich und hielt meine Hand etwa knapp unter meine Schulter. „Und vielleicht durchstufen.“ „Kein Problem. Schon so gut wie erledigt.“, sagte Ruka fröhlich und begann mit dem Schneiden. Ich konnte mich die ganze Zeit nicht sehen und auch, als sie mir die Haare wusch, schaute ich mit Absicht nicht in den Spiegel. Ruka war wirklich professionell. Das Fönen war angenehm und ich war richtig gespannt auf das Ergebnis. „Fertig!“, sagte Ruka und klang zufrieden. Ich stand auf und sah in den Spiegel. Ich war wirklich überwältigt. Ich erkannte mich kaum wieder. Meine Haare waren nun nur noch halb so lang, wie vorher. Meine Frisur war irgendwie punkig, aber das sah gerade unheimlich sexy aus. Ich konnte nicht anders als Ruka zu umarmen. Sie sah etwas überrascht aus, aber erwiderte sie. „Danke, Ruka. Das sieht absolut geil aus. Du bist große klasse.“ „Danke, das ist ein tolles Kompliment. Du siehst aber wirklich toll aus. Und ich wette, dass Akatsuki das genauso denkt.“ „Na wehe, wenn nicht.“, lachte ich. Ich verabschiedete mich von ihr und verließ ihr Zimmer. Auf dem Weg zu meiner Wohnung wurde ich von vielen Schülern erstaunt angesehen. Ich genoss es, mal wieder betrachtet zu werden. Es war schon eine Weile her, dass ich mit neugierigen Blicken angesehen wurde. Es tat ja so verdammt gut. Aber in Wirklichkeit gab es nur einen, von dem ich so angesehen werden wollte. Und zu dem ging ich jetzt. Die Tür zu meiner Wohnung war selbstverständlich offen und so trat ich einfach ein. Akatsuki saß auf dem Sofa und schaute zur Tür, als ich sie öffnete. Er bekam seinen Mund gar nicht mehr zu, als er mich erblickte. Ich konnte mir ein selbstgefälliges Grinsen nicht verkneifen und trat in den Raum. Akatsuki stand auf und kam auf mich zu. „Wow… Wahnsinn… Sexy…“, sagte er und schlang seine Arme um meinen Körper. „Danke.“, sagte ich und gab ihm einen Kuss. Jetzt betrachtete er mich mit genau dem Blick, den ich nur von ihm sehen wollte. „Das ist die Überraschung, die du mir versprochen hast?“ Ich nickte. „Und scheinbar hat es ja geklappt.“, grinste ich. „Aber hallo! Du bist wirklich wunderschön.“ Akatsuki zog mich mit zum Sofa, wo er sich setzte und mich wieder auf seinen Schoß zog. „Zum Glück haben wir heute und morgen keine Schule, sonst wäre ich die ganze Zeit abgelenkt und würde dich anstarren.“ „Dann würde Senkai eine Trennwand zwischen uns aufbauen.“ „Die würde ich einfach abbrennen lassen.“ Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile so und lachten so viel, wie schon lange nicht mehr. Doch irgendwann wurde es auch langweilig. „Die Nacht ist noch jung. Lass uns spazieren gehen.“, schlug ich vor. „Gern. So im Mondschein… Verdammt romantisch, nicht?“, lachte Akatsuki. „Oh ja. Wahnsinnig romantisch…“, sagte ich und verdrehte die Augen. Irgendwie fand ich es aber trotzdem schön, im Mondlicht spazieren zu gehen. Ich stand von Akatsuki auf und reichte ihm meine Hand, um ihm aufzuhelfen. Dann gingen wir nach draußen auf den Hof. Ich atmete einmal tief durch, um die klare und reine Nachtluft aufzunehmen. Wir liefen Hand in Hand den weg hinab und wanderten über die Wiesen und durch den kleinen Wald, der sich in der Nähe befand. Als wir im Wald waren, zog Akatsuki mich an der Hand herum und drückte mich gegen einen Baum und hatte eine Hand neben meinem Kopf. Die andere hielt meine Hand immer noch fest. Ich war erst sehr erschrocken, weil ich damit nun gar nicht gerechnet hätte. Akatsuki begann mich zu küssen, immer wilder und heftiger. Dann widmete er sich meinem Hals. Erst übersäte er ihn mit Küssen, dann biss er sachte hinein. Ich hatte meinen Kopf in den Nacken gelegt und die Halsschlagader war nun weiter geöffnet. Mein Blut sprudelte förmlich in Akatsukis Mund. Ich nahm meine freie Hand und vergrub sie in seinen Haaren. Meinen Kopf ließ ich wieder nach vorn sinken und Akatsuki ließ von meinem Hals ab. Als er mich ansah, glühten seine Augen rot. Ich schob meinen Kopf vor und küsste das bisschen Blut von seinem Mund weg. Dann näherte sich mein Mund Akatsukis Hals und ich ließ meine Zungenspitze darüber gleiten. Ich versenkte meine Zähne in seinem Hals. Akatsuki hatte nun meine andere Hand auch losgelassen und ich legte sie in seinen Nacken. Ich trank gierig, ließ aber nach einigen Augenblicken wieder ab. „Was war das hier eigentlich?“, fragte ich, als sich mein Herzschlag wieder normalisiert hatte. „Was meinst du?“ „Na ja. Du hast mich herumgerissen und mich gegen einen Baum gedrückt, als ob du mich vergewaltigen wolltest.“ „Wirklich? War mir gar nicht bewusst. Tut mir leid. Aber die Atmosphäre hat mich dazu verleitet.“ „Aha.“, sagte ich lediglich und legte meine Hände auf seine Brust, um ihn dann sanft wegzudrücken. Ich trat an ihm vorbei und verließ den Wald. Akatsuki folgte mir etwas verwirrt und als wir draußen waren, schnappte er sich meine Hand, um mich aufzuhalten. „Ist irgendwas mit dir?“, fragte er mich. „Nein. Ich wollte nur raus aus dem Wald.“ „Hattest du Angst?“, fragte er mich irgendwie hoffnungsvoll. „Nicht direkt. Es war nur, dass ich in diesem Wald den Werwolf getötet hatte und die Erinnerung wieder hochkam. Nichts Schlimmes, also.“ Akatsuki nahm mich in die Arme und ich schaute etwas verdutzt. Aber im nächsten Augenblick drückte ich mich schon an seinen Oberkörper und genoss die Wärme, die er ausstrahlte. In ihm musste ein unglaubliches Feuer brennen. Die Wärme sprang auf mich über und ich fühlte mich sofort besser. „Lass uns weiter gehen.“, schlug ich vor. Akatsuki sagte nichts sondern löste sich von mir und nahm meine Hand. Wir verließen den Wald und spazierten noch eine Weile auf den Wegen. Am Horizont zeichneten sich schon erste Strahlen der aufgehenden Sonne ab. Ich schaute in die Richtung und Akatsuki folgte meinem Blick. Er verstand ohne Worte und wir machten uns auf den Rückweg zum Haus. Im Haus gingen wir wie üblich die Treppe hinauf und ich wollte in mein Zimmer. Doch Akatsuki schlug die andere Richtung ein. „Wo willst du hin?“, fragte ich etwas verwirrt. „In mein Zimmer. Du wirst doch jetzt sicher anfangen, Klamotten für morgen herauszusuchen. Dabei stehe ich dir doch nur im Weg.“ „Erzähl nicht so ein Mist. Du stehst mir nie im Weg. Aber bitte. Wenn du es so willst.“ „Ich hole dich morgen Abend für das Konzert ab, einverstanden?“ „Einverstanden.“ Ich gab Akatsuki einen langen Kuss und machte mich dann auf zu meinem Zimmer. In Wirklichkeit hatte ich eigentlich nicht vorgehabt, mir Klamotten zu suchen. Aber das war auch eine gute Idee. Also stellte ich mich vor meinen geöffneten Kleiderschrank, nachdem ich meine Wohnung betreten hatte. Ich stand etwas ratlos herum. Dann fiel mir etwas ein. Ich hatte ein signiertes Shirt von Dro. Und genau dies nahm ich aus dem Schrank. Nun noch einen passenden Rock und Strümpfe. Schuhe hatte ich auch da. So, mein Outfit war komplett. Ich legte es auf die leere Bettseite und machte mich fürs Bett fertig. Ich schlüpfte unter die Bettdecke und suchte mir eine bequeme Schlafposition. Dann war es nur eine Frage von Minuten, bis ich im Reich der Träume landete. Endlich war der Tag gekommen. Ich freute mich wirklich riesig auf das Konzert und darauf, die Jungs wieder zu sehen. Nachdem ich aufgestanden war, huschte ich schnell unter die Dusche und fönte mir meine Haare so zurecht, dass sie aussahen, als wäre ich frisch vom Frisör gekommen. Danach legte ich dunkles Make-up auf, mit dem ich aber sparsam umging. Mit dem Handtuch um meinen Körper marschierte ich in mein Schlafzimmer und schnappte mir meine Sachen, die ich anziehen wollte. Nach wenigen Minuten war ich auch so weit und wartete nun bloß noch auf Akatsuki. Heute ließ er sich besonders viel Zeit. Langsam wurde ich ungeduldig. Ich stand von meinem Platz auf und machte mich auf den Weg zur Wohnung von Akatsuki und Hanabusa. Als ich dort anklopfte, öffnete mir Hanabusa. „Oh, Sai. Hallo. Akatsuki schläft noch.“, empfing er mich. „Was?!“ Ich war mehr als fassungslos. Sofort stürmte ich an Hanabusa vorbei und hinein in Akatsukis Schlafzimmer. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, sprang ich mit Anlauf auf sein Bett. Selbstverständlich, dass ich auch auf ihm landete. „Uh! Hey… was…?“, kam es von Akatsuki. Ich setzte mich rittlings auf ihn drauf und schrie ihn an: „Aufstehen, du Schlafmütze!“ Er sah mich verwirrt und verdutzt an, richtete sich dann auf und realisierte, dass ich auf ihm saß. „Sai? Wie… wie spät ist es?“ „Ziemlich spät, Freundchen! Jetzt hopp hopp raus aus dem Bett und frischgemacht. Dann anziehen und runter zum Konzert!“ Ich klang zwar immer noch aufgebracht, hatte aber Akatsuki bereits verziehen. Er hätte ja auch wegen etwas anderem so spät sein können. Zum Beispiel wegen Haruka. Mit ihr würde ich mich aber später befassen. Sie würde auch noch etwas abbekommen. In der Zwischenzeit war ich von Akatsuki runtergestiegen und hatte mich auf der einen Bettseite platziert. Ich sah ihm zu, wie er hektisch aus dem Bett hechtete und ins Bad eilte. Nach fünf Minuten kam er wieder und stürmte auf seinen Kleiderschrank zu. Scheinbar schien er aber zu wissen, was er anziehen wollte. Er warf die Sachen auf sein Bett und zog erstmal seine Schlafhose aus. Nachdem er Unterhose und Hose angezogen hatte, half ich ihm mit seinem Hemd und der Krawatte. Ich weiß gar nicht, wieso ich eine Krawatte binden konnte. Aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Ich trat einen Schritt zurück und betrachtete Akatsuki, der etwas nervös wirkte. Als ich lächelte, entspannte er sich sichtlich. Dann trat er auf mich zu und umarmte mich. „Tut mir echt Leid, dass ich verpennt habe…“, entschuldigte er sich. „Schon gut. Das ist nicht so schlimm. Wir haben noch genug Zeit.“ Dann wurde ich still und mal wieder nachdenklich. „Morgen…“, flüsterte ich. „Ja. Aber ich werde bei dir sein. Versprochen.“ „Danke.“ Ich hob den Kopf und Akatsuki küsste mich leidenschaftlich. Nachdem wir uns voneinander gelöst hatten, machten wir uns gemeinsam mit Hanabusa auf dem Weg hinunter zum Platz. Dort standen wie auch beim letzten Mal eine Menge Day Class Schüler herum. Als sie uns kommen sahen, bildeten sie eine Gasse, durch die wir hindurch schritten. Am Ende stand schon Kaname mit Ruka. Hand in Hand! Ich ging zu ihr und machte ihr ein kurzes Zeichen. Sie folgte mir. „Was seh ich denn da? Wie kam’s denn?“, fragte ich und lächelte. Ruka schaute verlegen drein. „Na ja… Ich war gestern bei Kaname und irgendwie ist mir dann dieser kleine Satz mit den drei Wörtern herausgerutscht. Kaname sah mich erst ganz verwundert an. Ich wurde natürlich knallrot und wollte gehen. Plötzlich war er ganz nah bei mir und hat mich in seine Arme genommen. Dann sagte er: ‚Es tut mir Leid, dass ich erst jetzt erkannt habe, wie wichtig du mir bist. Du bist die einzige, die ich noch habe, seit Yuki tot ist.’ Mich hat es ein wenig gestört, dass ich scheinbar der Ersatz für Yuki bin, aber solange Kaname mich liebt und nur mich, ist mir alles andere egal.“ „Süß. Ich habe ehrlich gesagt nur noch drauf gewartet, dass einer von euch den ersten Schritt macht. Schön, dass du es getan hast.“ Ruka strahlte die ganze Zeit und wir gingen wieder zurück zu den Jungs. Akatsuki zog mich gleich wieder zu sich und hielt mich fest. Ruka hingegen nahm sich verlegen Kanames Hand. Wir standen jetzt genau vor der Bühne. Ich sah nach oben. Mal wieder war Cygnus der Erste, der auf der Bühne war. Er kümmerte sich wieder um sein Schlagzeug. Als ich jedoch in die Richtung schaute, von der die Jungs aus auf die Bühne gelangten, sah ich Dro hinter der Plane hervorgucken. Er sah mich und winkte grinsend. Ich erwiderte die Geste. Dann wurde er von Dearborn auf die Bühne geschubst. Dro wäre fast gestürzt, aber er fand noch rechtzeitig Halt. Er warf dem grinsenden Dearborn einen bösen Blick zu und machte sich daran seine neue Gitarre zu stimmen. Nun kamen auch Skuz und Dreggs dazu und vervollständigten DSA. Nach fünf Minuten des Stimmens trat Dearborn ans Mikro und wartete, bis der Applaus, der aufgekommen war, abebbte. „Hey, Leutz! Alles klar?!“, rief er und bekam noch mehr Applaus und Zurufe. „Dieses Konzert hier ist ein ganz besonderes. Es ist ein Memorial Concert zu Ehren von Flitti und Zero, die so verdammt noch mal unerwartet von uns gegangen sind. Deshalb wollen wir ihr Andenken in Ehren halten und ihre Lieblingssongs spielen.“ Dearborn nahm das Mikrofon aus der Halterung und wartete, bis Dro einige Noten gespielt hatte. Es waren die Anfangsnoten von Darker Now. Wir jubelten und schrieen noch mehr als beim ersten Konzert. Heute schrie ich für zwei. Ich musste Flitti ja schließlich in Ehren halten. Nach Darker Now folgte KMA. Ich musste grinsen, weil Zero und ich den gleichen Lieblingssong hatten. Dann spielten sie Bled und Serial. Als der Hauptteil zu Ende war, hatte ich Tränen in den Augen. Die Jungs hatten ihr Bestes gegeben und ich war total überwältigt. „Lasst uns eine Gedenkminute einlegen.“, sagte Dearborn, senkte seinen Blick und schloss die Augen. Ich sah mich kurz um und sah alle Häupter sich senken. Ich tat es ihnen gleich. Während ich mir die ganzen schönen Erinnerungen ins Gedächtnis rief, ergriff vermutlich Akatsuki meine Hand und drückte sie leicht. Die Hand fühlte sich wie Akatsukis an, doch ich öffnete nicht die Augen um nachzusehen. Nach einer Minute sah ich wieder auf. Und auch die anderen erhoben ihre Köpfe wieder. Ich warf einen flüchtigen Blick nach rechts. Natürlich hatte Akatsuki meine Hand ergriffen. Wen hatte ich denn sonst erwatet? Shiki vielleicht? Quatsch. Zum Glück wurde mein wirrer Gedankengang von Dearborn unterbrochen. „Jetzt spielen wir auf Zuruf eure Lieblingssongs.“ Und schon begann das große Geschrei. Alles kam bunt durcheinander. Von Ashes Will Fall bis Dejected war alles dabei. Auch einige mir unbekannte Songs. Na ja, ich hatte eben in letzter Zeit nicht die Gelegenheit dazu, mein Wissen upzudaten. Aber was soll’s. Das Konzert war großartig und mir taten nachher vom Applaudieren die Hände weh. Aber es hatte sich gelohnt. Als es vorbei war, gab es wieder Autogramme. Ich stellte mich neben den Autogrammstand und quatschte eine ganze Weile mit Dro, bis er fertig war, mit Autogrammverteilen. Danach gingen wir zusammen hinter die Bühne. Akatsuki folgte mir auf Schritt und Tritt… Backstage setzten wir uns auf die Sofas und bevor Dro sich zu mir auf die Couch setzten konnte, hatte Akatsuki ihm schon den Platz weggeschnappt. Mann, war der heute eifersüchtig. Dro pflanzte sich auf einen Sessel, den er an unsere Couch zog. „Das war ein klasse Konzert.“, lobte ich Dro. „Ich war zu Tränen gerührt.“ „Dann muss es ja wirklich gut gewesen sein. Freut mich, dass es dir so gefallen hat. Und wie fandest du es, Akatsuki?“ Akatsuki war einen Moment überrascht, dass er angesprochen wurde. „Es war richtig gut. Besser, als das letzte Konzert, würde ich sagen.“ „Denke ich auch.“, erwiderte Dro. Wir unterhielten uns noch eine Weile über das Konzert. Dann kam mir eine Idee, als ich die vielen Blumen von den Fans hier herumliegen sah. „Wollen wir einige von den Blumen vielleicht zu Zero und Flitti bringen?“, fragte ich. „Gern. Hier würden sie bloß sinnlos vergammeln.“ Wir standen auf und schnappten uns die schönsten Blumen. Mit mehreren Sträußen in den Armen machten Dro, Akatsuki und ich uns auf den Weg zu den Gräbern. Als wir dort ankamen, legten wir die Blumen nieder und ich stellte mich vor die Gräber. Dann schloss ich meine Augen. Es war kein Gebet oder so. Ich bin ja keiner von diesen scheiß Christen (nicht persönlich nehmen). Ich stellte mir vielmehr ihre Gesichter vor. Wenn sie doch nur am Leben wären… Akatsuki und Dro standen stumm neben mir und hatten ihre Blicke auf die Gräber gerichtet. Ich wusste, dass sie mich nach einer Weile ansahen. Ich öffnete die Augen und hob meinen Kopf. „Und was machen wir jetzt?“, fragte ich an die beiden gerichtet. „Hm. Ich lad euch beide zum Essen ein.“, schlug Dro vor. Wir waren einverstanden und machten uns auf den Weg in die Stadt. Dort suchte Dro ein teures Restaurant aus und wir betraten es. Das Essen war einfach wundervoll. Wir lachten viel und von Akatsuki fiel auch die Anspannung ab, als er merkte, dass Dro in Wirklichkeit voll in Ordnung war. Wir blieben ungefähr zwei Stunden in dem Restaurant, bis mir mit Schrecken einfiel, dass wir ja noch unsere Koffer packen mussten. Akatsuki und Dro bemerkten meinen erschrockenen Blick. Dann sah ich Akatsuki an. „Wir müssen noch unsere Koffer packen, wenn wir morgen losmüssen!“, sagte ich schnell. „Verdammt! Stimmt. Dro, entschuldige. Wir müssen zurück zur Schule.“ „Klar. Aber mir fällt gerade noch etwas ein. Habt ihr in den Ferien Zeit?“ „Selbstverständlich.“, sagte ich, während ich aufstand. „Wir wollen in den Ferien ein neues Video drehen. Ich möchte euch beide dabei haben. Ihr sollt mitspielen.“ „Cool! Klar sind wir dabei.“, sagte ich freudestrahlend. „Ich rufe dich in zwei Wochen an. Wenn ihr dann da seid, gebe ich euch dann die Instruktionen.“ „Alles klar.“ Wir verabschiedeten uns von Dro, der noch ein wenig in der Stadt bleiben wollte, und machten uns schleunigst auf den Rückweg. Als wir dort ankamen, rannten wir die Treppe hoch und verabschiedeten uns mit einem flüchtigen Kuss voneinander. Ich eilte in mein Zimmer. Die Abfahrt war zwar erst morgen Abend, aber dennoch mussten wir schon die Koffer packen. Ich zerrte die zwei Koffer aus meinem Schrank und öffnete sie. Da ich die Wohnung nun solange behalten würde, wie ich auf diese Schule ging, musste ich nur die wichtigsten Klamotten und Bücher mitnehmen. Also stellte ich mich grübelnd vor den Schrank und zog hier und da einige Sachen heraus. Nach einer halben Stunde war ein Koffer voll. Nach einer weiteren viertel Stunde war der andere Koffer halbvoll. Ich lief hinüber zum Studierzimmer und schnappte mir ein paar Bücher. Diese warf ich auch in den Koffer. Mein letzter Gang führte ins Bad, wo ich mein Shampoo und Duschgel nahm. Das wanderte zusammen mit meinen Bürsten und Zahnputzzeug in die Waschtasche. Die Handtücher ließ ich hier, weil bei Akatsuki sicher welche wären. Ich stopfte noch zwei Lappen hinterher und verließ das Bad. Die Tür ließ ich angelehnt. Wenn ich sechs Wochen nicht da war, müssten die Türen offen bleiben, weil es sonst müffeln würde. Ebenso ließ ich die Tür vom Studierzimmer und Schlafzimmer offen. Ich ging im Wohnzimmer zum Fenster und kippte es an. Die Vorhänge zog ich bei beiden zu. Dann ging ich wieder ins Schlafzimmer und packte meine Waschtasche in den Koffer. Jetzt war immer noch Platz und ich suchte noch ein paar Klamotten raus. Nun war mein Koffer voll und ich schloss sie ab. Mühsam schleppte ich die Koffer ins Wohnzimmer und sah mich noch einmal um. Tja, bald hieß es Abschied nehmen. Und zwar für sechs lange Wochen. Ich ließ die Koffer stehen und schlurfte ins Schlafzimmer. Dort zog ich mich bis auf die Unterwäsche aus und legte mich ins Bett. Bevor ich einschlafen konnte, hörte ich die Tür zuschlagen. Wenig später trat Akatsuki ins Schlafzimmer und legte sich zu mir ins Bett. „Bist du fertig geworden mit Packen?“, fragte ich ihn. „Gerade so. Du bestimmt, nicht wahr?“ „Jepp. Zwei pralle Koffer voll.“ Ich drehte mich zu Akatsuki und rutschte an ihn ran. Er streckte seine Arme aus und umschlang mich. Nach wenigen Minuten schlief ich ein. Kapitel 88: Abfahrt von der Academy ----------------------------------- Ich hatte am Morgen den Wecker gestellt und dieser riss mich aus dem Reich der Träume. Auch Akatsuki wurde dadurch unsanft geweckt. Ich schlug auf den Wecker und schwang meine Beine mühsam aus dem Bett. Akatsuki hatte scheinbar keine Lust. Ich dagegen schnappte mir meine Sachen und zog mich an. Gerade als ich mich streckte, spürte ich Akatsukis Hände unter meinen Armen. Statt aufzustehen, wollte er mich lieber auskitzeln. „Hör auf und zieh dich lieber an.“, sagte ich lachend. Akatsuki ließ grummelnd von mir ab und begann ebenfalls sich anzuziehen. Ich ging derweil in die Küche. Ich wollte eigentlich Frühstück machen, als mir einfiel, dass ich noch Essen und Blut im Kühlschrank hatte. Zum Glück hatte ich die Kühltasche nicht weggeworfen. In diese packte ich jetzt die Blutkonserven und etwas von dem Essen, was Akatsuki und ich jetzt nicht essen würden. Aus dem Rest bereitete ich ein tolles Frühstück und schaffte es ins Wohnzimmer. Akatsuki war in der Zeit ebenfalls ins Wohnzimmer gekommen und hatte sich auf dem Sofa niedergelassen. „Die Limousine kommt in knapp zwei Stunden.“, sagte er. „Na hoffentlich passen da unsere Koffer rein. Ich hab zwei und noch eine Kühltasche.“ Akatsuki sah mich fragend an. „Für das Blut und etwas Essen ist auch noch da.“ „Ach so. Ja, das wird alles reinpassen. Das ist eine Strechlimousine. Und wir zwei werden darin auch ne Menge Platz haben.“ Er grinste. Ich setzte mich neben ihn und reichte ihm einen Teller. Wir ließen uns Zeit und als wir fertig waren, räumten wir gemeinsam den Tisch ab. Vom Essen blieb wirklich nichts übrig und darüber war ich froh. Sonst wäre das Auto am Ende noch überlastet gewesen. Die zwei Stunden waren fast um und wir schnappten uns erstmal meine Koffer. Damit gingen wir bis zur Haupttreppe, wo Akatsuki schnell rüber zu seiner Wohnung lief und seine Koffer holte. Als wir nun auch diese hatten, machten wir uns an den beschwerlichen Abstieg die Treppe hinab. Im Empfangsraum saßen auch schon einige Schüler, die mit ihren Koffern darauf warteten, abgeholt zu werden. Unter ihnen auch Shiki, Ruka und Kaname. Ich stellte meine Koffer für einen Moment ab und ging zu ihnen hinüber. „Na? Ihr wollt wohl jetzt los?“, fragte uns Ruka. „Ja. Aber ich wollte mich noch von euch verabschieden. Es wird sicher hart, euch drei ganze sechs Wochen nicht zu sehen. Außer dir, Kaname.“, sagte ich. „Ich werde in den Ferien eine Party schmeißen. Dazu lade ich euch aber noch schriftlich ein. Bist du die ganzen Ferien über bei Akatsuki, Sai?“, fragte mich Kaname. „Ja, ich schätze schon. Außer an zwei oder drei Tagen. Da sind wir bei DSA zum Videodreh.“ „Videodreh? Was denn für eines?“, fragte Ruka interessiert. „Ein Musikvideo. Ich weiß aber noch nicht, was für ein Song das sein wird. Vermutlich einer vom neuen Album.“ „Wow. Kling echt spannend.“ „Sai, wir müssen langsam los.“, sagte Akatsuki, der sich in der Zwischenzeit schon von den anderen verabschiedet hatte. Ich ging jetzt auf Ruka zu und umarmte sie. Dann wandte ich mich zu Kaname, der mich ebenfalls freundschaftlich umarmte. Zuletzt war Shiki an der Reihe. Ihn umarmte ich besonders lange. „Bis in den Ferien dann.“, sagte ich und ließ ich los. Ich wandte mich zum Gehen und las im Gehen meine Koffer auf. Akatsuki war schon an der großen Pforte und hatte sie geöffnet. Direkt vor der Treppe parkte die Limousine. Irgendwie beeindruckte mich das. Denn sie war größer, als die Limousine, die wir auf der Klassenfahrt hatten. Und diese hier war nur für zwei Personen. Der Schauffeur war bereits ausgestiegen und kam auf uns zu. Sofort nahm er uns die Koffer ab und verstaute sie schnell im Kofferraum. Dann hielt er uns die Tür auf und wir stiegen ein. Der Innenraum war echt wahnsinn. Zwei große sofaähnliche Sitzbänke nahmen nur einen kleinen Platz ein. Der Rest war mit einer Bar, einer Spielkonsole und einer Soundanlage mit Flachbildfernseher. Ich setzte mich auf eine der Bänke und schaute mich noch etwas um. „Na? Lust auf ne Runde Zocken?“, fragte Akatsuki grinsend und nahm sich ein Pad. „Klar. Was denn?“ Akatsuki holte mehrer Spiele hervor und ich entschied mich für ein Prügelspiel. Dann schnappte ich mir ebenfalls ein Pad und Akatsuki stellte alles an. Ich bemerkte nicht einmal, wie wir losfuhren. Bis zu Akatsukis Anwesen waren es drei Stunden Fahrt. Und diese drei Stunden spielten wir. Ich gewann etwas mehr als die hälfte der Kämpfe. Wir lachten eine Menge und bevor es hell wurde, kamen wir auf dem Anwesen an. Akatsuki beendete das Spiel und ich legte das Pad weg. Nachdem ich meine Finger etwas gedehnt und wieder entspannt hatte, öffnete der Schauffeur die Tür und reichte mir die Hand zum Ausstieg. Akatsuki folgte mir und wir streckten uns erstmal. Der Fahrer holte die Koffer heraus und ich schaute mich um. Es war ein beeindruckendes Gelände mit vielen Bäumen. Das Gelände lag ziemlich abgelegen. Weit und breit waren keine anderen Häuser. Erst, als ich mich umsah, entdeckte ich eine kleine Stadt unterhalb des Hügels. Und die Villa, die vor mir auf einem Hügel stand, war im westlichen Stil gehalten. Und auf dem Weg, der hinaufführte, liefen zwei Bedienstete auf uns zu. Als sie ankamen, verbeugten sie sich und nahmen unsere Koffer. Akatsuki hielt mir den Arm hin und ich hakte mich ein. So liefen wir das Stückchen zum Haus hoch. Dort angekommen, wurde uns die Tür von einem Butler geöffnet. Wir traten ein und standen in einer großen Halle, die sehr düster wirkte. Links und rechts führten zwei großen Treppen in die oberen Etagen. Und von dieser Treppe kamen uns nun zwei Personen entgegen. Das mussten Akatsukis Eltern sein. Auf einmal war ich total aufgeregt. Seine Eltern sahen unheimlich jung aus. Sein Vater war ein attraktiver Mann, der nicht älter als Ende zwanzig aussah. Er hatte rabenschwarzes Haar. Seine Frau hingegen hatte lange, blonde Haare. Ihr Gesicht war freundlich und sie wirkte aufgeschlossen. Von ihr hatte Akatsuki sicher die Ausstrahlung. Sie waren unten angekommen und standen uns lächelnd gegenüber. „Herzlich Willkommen bei uns, Lady Sai.“, begrüßte mich Akatsukis Vater und nahm meine Hand, um mir einen angedeuteten Handkuss zu geben. Als er meine Hand losließ, verbeugte ich mich verlegen. „Es freut mich sehr, Sie beide kennen zu lernen. Ich war etwas nervös, aber jetzt geht es mir besser.“, sagte ich. „Aber Sie brauchen doch nicht nervös zu sein. Wir tun Ihnen doch nichts. Mein Name ist Hitomi und Sie können mich auch ruhig so nennen. Das ist mein Mann Shinji. Kommt doch bitte mit in den Speiseraum. Wir wollen Essen.“, sagte Akatsukis Mutter und zeigte zu einer Tür, die neben einer der Treppen lag. Wir folgten ihr wortlos ins Speisezimmer, wo eine lange Tafel stand, die schon reichlich gedeckt war. Der Butler wies mir einen Platz neben Akatsuki an. Zum Glück, dachte ich. Die Stimmung war ziemlich angespannt gewesen. Als wir saßen, begann die übliche Fragerei. „Wie war den Ihr Abschlussergebnis?“, fragte mich Shinji. „Na ja. Ich bin zusammen mit Kaname Jahrgangsbeste. Aber dafür musste ich hart lernen.“ „Kann es sein, dass Akatsuki mit Ihnen zusammen gelernt hat?“ „Ja, hat er.“ „Deshalb hat er auch so gut abgeschnitten. Sonst wäre er bestimmt niemals Dreizehnter des Jahrgangs geworden.“, lachte Hitomi. „Das glaube ich nicht. Akatsuki hätte bestimmt auch ohne mich prima gelernt, nicht wahr?“, sagte ich an Akatsuki gewandt. „Kann sein.“, erwiderte er nur. Er sah ebenfalls etwas angespannt aus. Ich hingegen fühlte mich jetzt wesentlich besser. Seine Eltern sahen ebenfalls sehr entspannt aus. Wir aßen jetzt und das Essen war wirklich gut. Als der Butler kam um abzuräumen, sagte ich ihm, dass er mein Lob an den Küchenchef überbringen sollte. Er würde es tun, erwiderte er. Dann räumte er alles ab und wir sollten uns ins Wohnzimmer begeben. Akatsuki und ich gingen hinüber, doch seine Eltern folgten uns nur bis zur Tür. „Wir gesellen uns gleich zu euch.“, sagte Hitomi und wir traten ein. Akatsuki setzte sich auf das Sofa und deutete mir, mich neben ihn zu setzten. Ich nahm neben ihm Platz und Akatsuki zog mich gleich zu sich heran. Er begann mich zärtlich zu küssen. „Aber wenn deine Eltern jetzt reinkommen…“, flüsterte ich. „Was soll’s. Du bist schließlich meine Freundin, oder?“ Bevor ich antworten konnte, küsste er mich wieder. Seine Hand fuhr durch mein Haar. Dann ertönte schon eine Stimme von der Tür aus. Es war Akatsukis Vater. „Akatsuki? Hast du mal einen Moment Zeit?“ Widerstrebend ließ mich Akatsuki los und stand auf. „Nicht weglaufen, ja?“, sagte er und grinste mich an. Ich blieb jetzt allein zurück, doch ich blieb nicht lange allein. Denn Hitomi gesellte sich jetzt zu mir. „Hallo Sai. Darf ich dir Gesellschaft leisten?“ „Selbstverständlich.“, sagte ich. Wir sind auf den Umgangston umgestiegen, weil das Förmliche einfach nicht mein Stil war. „Du bist wirklich eine tolle Frau und ich denke, dass du gut zu Akatsuki passt. Verrätst du mir, wie ihr zusammengekommen seid?“ „Es war eigentlich nichts Besonderes. Aber Akatsuki war da, als ich ihn brauchte. Vor einem halben Jahr ungefähr, war ich noch mit jemand anderem zusammen. Aber es gab da einen… sagen wir Zwischenfall, der uns auseinander brachte. Akatsuki war da, um mich zu trösten. Und daraus wurde zum Glück mehr. Er ist einfach ein wunderbarer Vampir. Seine Art hatte mich eigentlich schon von Anfang an gefesselt.“ „Das klingt eigentlich nicht so nach Akatsuki.“ „Was meinen Sie?“ „Nun, wir hatten vor zwei Jahren eine Verlobte für ihn ausgesucht, doch er hatte sich extrem dagegen gewehrt. Er wollte das Mädchen nicht einmal sehen, geschweige denn sie irgendwann heiraten. Deswegen wundert es mich, dass er sich verliebt hat. Und dass es zweifelsfrei so ist, habe ich eben von der Tür aus gesehen.“ Sie lächelte. „Habt ihr beide schon über eure Zukunft nachgedacht?“ „Ähm… mehr oder weniger. Also Kinder wollen wir beide nicht wirklich.“ „Aha. Na ja, das ist doch schon mal etwas.“ Wir redeten noch eine Weile, bis es langsam hell wurde. Akatsuki oder Shinji ließen sich nicht mehr blicken. „Wir sollten langsam zu Bett gehen.“, sagte Hitomi. „Wo… werde ich schlafen?“, fragte ich vorsichtig. Hitomi lächelte mir zu. „Ich glaube kaum, dass du gern allein in einem Gästezimmer schlafen möchtest. Akatsuki hat ein sehr großes Bett und deshalb denke ich, dass du bei ihm schlafen kannst. Ich habe da auch weiter keine Bedenken. Ich zeige dir, wo sein Zimmer ist.“ Hitomi stand auf und ich folgte ihr aus dem Zimmer. Unser Weg führte uns eine der Treppen hinauf. Auf dem Korridor, auf dem wir nun waren, lagen nur zwei Türen. Auf der einen stand ‚Bad’. Die Tür von Akatsuki lag ganz am Ende. Dort verabschiedete sich Hitomi von mir und wünschte mir lächelnd viel Spaß. Ich klopfte an der Tür und trat ein. Das Zimmer, in das ich kam, war mehr wie ein Wohnzimmer. Und tatsächlich entdeckte ich auch noch eine weitere Tür, die zum Schlafzimmer führen musste. Ich schritt darauf zu und öffnete sie. Akatsuki war aber auch nicht hier. Er würde sicher bald da sein, dachte ich und hüpfte auf das große Bett, dass im Raum stand. Es war echt bequem und ich hüpfte eine ganze Weile darauf herum. Auf einmal stand Akatsuki im Raum. „Macht das Spaß?“, fragte er mich grinsend. Statt zu antworten, hüpfte ich grinsend weiter. Dann nahm Akatsuki Anlauf und sprang ebenfalls aufs Bett. Ich lachte, als er mich fangen wollte. Wir spielten wie kleine Kinder Fangen auf dem großen Bett und lachten die ganze Zeit. Wenn das einer hören würde, würde er denken, dass wir sonst was hier machten… Nach zehn Minuten waren wir aber total ausgepowert. Schnell atmend lagen wir nebeneinander auf dem Bett und sahen uns an. Das Ganze war eigentlich ziemlich bescheuert, aber wir hatten Spaß. Als ich meinen Blick nach links richtete, bemerkte ich unsere Koffer. Und einen Kühlschrank entdeckte ich ebenfalls. Meine Kühltasche war offen und die Blutkonserven vermutlich im Kühlschrank. Als mein Blick wieder auf den Koffer fiel, dachte ich, dass ich ihn irgendwie mal ausräumen sollte. Akatsuki war meinem Blick und scheinbar auch meinen Gedanken gefolgt. „Da in dem Schrank ist noch Platz für deine Sachen. Du kannst deine Klamotten ruhig alle da reinpacken.“ Ich stand auf und ging zu meinem Koffer. Akatsuki war ebenfalls aufgestanden und kam zu mir herum. „Da kannst du deine Unterwäsche reinpacken.“, grinste er und deutete auf die Schubladen. „Okay. Aber du setzt dich bitte wieder aufs Bett, während ich meine Sachen auspacke.“ Ich schob Akatsuki sanft auf das Bett, sodass er über die Kante stolperte und aufs Bett fiel. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich festhält und so fiel ich auf ihn drauf. „Mann! Du bist unmöglich!“, lachte ich, während ich mich mit meinen Händen auf seiner Brust abstützte. „Ich weiß.“, sagte er und zog meinen Kopf zu sich heran, um mich zu küssen. „Aber ich muss jetzt meinen Koffer auspacken.“ „Du musst gar nichts.“ „Aber ich will.“, sagte ich trotzig und stand auf. Ich ging wieder zu meinem Koffer und öffnete ihn. Akatsuki blieb diesmal ruhig auf dem Bett liegen. Ich machte den Schrank auf und holte meine Sachen aus dem Koffer. Das Einpacken hatte länger gedauert, als das Auspacken. Ich war schnell fertig mit den normalen Sachen. Nun kam meine Unterwäsche. Ich spürte Akatsukis Blick auf mir, aber ohne mich daran zu stören, packte ich sie in die Schublade. Meine Bücher fanden auf einem Regal Platz, welches von Akatsuki fast gar nicht benutzt wurde. Nun brachte ich meine Waschtasche noch schnell rüber ins Bad und kam dann wieder zu Akatsuki ins Schlafzimmer. Dieser lag jetzt wieder auf seiner Seite und ich trat ein. Die Tür lehnte ich an und ich hüpfte wieder zu ihm aufs Bett. „Und? Wie ist dein erster Eindruck?“, fragte mich Akatsuki. „Ziemlich gut. Deine Eltern sind voll okay. Und ich finde das Haus total klasse.“ „Morgen führe ich dich mal ein wenig herum, sodass du auch was von der Natur siehst, die hier herum gedeiht.“ „Gern. Sag mal… du hast doch auch bald Geburtstag, oder?“ „Ja. In drei Wochen. Wieso?“ „Nur so. Ich hab schon eine tolle Idee für dich…“, sagte ich und grinste vielsagend. „Ich mag keine Überraschungen. Los, sag mir was du vorhast.“ „Nein.“ „Ach komm schon.“ „Nein!“ „Sei nicht so zickig.“ „Hör auf. Ich werde dir nichts verraten. Ich will, dass du dich drüber freust, wenn du es bekommst.“ „Wenn es von dir ist, würde ich mich so oder so darüber freuen.“ „Ich sag’s dir trotzdem nicht!“ Ich hatte mich aufgesetzt und während der Diskussion hatte ich mich auf Akatsuki gesetzt. Meine Hände ruhten auf seiner Brust, weil ich mich vorgebeugt hatte. Akatsuki hatte seine Arme hinter dem Kopf verschränkt und sah mich die ganze Zeit unverwandt an. Dann ließ ich mich auf ihm nieder und drehte meinen Kopf zur Seite. Sein Herzschlag war gleichmäßig und ruhig. Akatsuki hatte seine Arme jetzt nicht mehr unter seinem Kopf, sondern auf meinem Rücken. Er ließ sie unter mein Shirt gleiten, wo er mir den Rücken kraulte. Doch dabei blieb es nicht. Akatsuki öffnete meinen BH und schaffte es irgendwie, mir mein Shirt auszuziehen. Er setzte sich auf und wir küssten uns. Ich griff nach unten und öffnete seine Hose, um sie ihm anschließend auszuziehen. Jetzt musste mein Rock daran glauben. Nachdem auch der Rest unserer Unterwäsche auf dem Boden war, hatten wir mehr Spaß denn je… Wir verbrachten die nächsten Tage ohne Stress und dergleichen. Es war unheimlich erholsam, mit Akatsuki über das Gelände zu spazieren. Seine Familie hatte eine Menge Land hier in der Gegend und das meiste war Wald oder große Graslandschaften. Akatsukis Eltern und auch er selbst, besaßen viele Tier, darunter auch Pferde. Und heute war es leider so weit. Ich musste Reiten lernen. Ich wählte ein nachtschwarzes Tier aus. Als ich die Pferdeboxen betrat und an den Pferden vorbei ging, sah es mich ganz bittend an. Deshalb nahm ich es und weil es so ein schönes Tier war. Akatsuki zeigte mir, wie man die Pferde sattelte und die Zügel richtig anbrachte. Und wenige Minuten später waren wir auch schon draußen auf einem eingezäunten Reitplatz. Dort standen auch Hindernisse zum drüberspringen. Als erstes lernte ich das Aufsteigen. Dann das richtige Sitzen und so weiter. Wir verbrachten die ganze Nacht mit Reiten und am Ende tat mir mein Hintern weh. Wenn man mehr als vier Stunden auf einem halbwegs weichen Sattel sitzt, bringt das nicht viel, weil man immer hin und her geschüttelt wird… Doch irgendwann hatte ich auch das überstanden und Akatsuki schien stolz auf mich zu sein, weil ich alles so schnell begriffen hatte. Wir brachten die Tiere wieder in ihre Ställe und gaben ihnen noch Futter. Anschließend machten wir uns auf den Rückweg zum Haus. Als wir wieder in Akatsukis Zimmer waren, schnappte ich mir mein Schlafzeug und wollte duschen gehen. Doch Akatsuki hielt mich auf. „Wo willst du denn hin, Süße?“ „Ins Bad duschen.“ „Ich komme mit und wir baden, okay?“ „Wir? Na gut. Ich kann ja eh nichts dagegen sagen, sonst müsste ich heute im Gästezimmer schlafen.“ „Das würde ich nicht zulassen.“, lachte er und nahm sich ebenfalls sein Schlafzeug, bestehend aus einer Hose. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg ins Bad. Ich sah mich heute mal etwas intensiver um. Das Bad war riesig. In der Mitte stand ein großer Whirlpool, in den man über warme Steintreppen steigen konnte. Auf den Treppen standen Kerzen und Duftlampen. An einer der Wände war eine Art Wasserspiel. Von der oberen Hälfte der Wand lief das Wasser hinab und verursachte ein angenehmes Geräusch, was sehr beruhigend wirkte. An der anderen Wand waren zwei Waschbecken aus Marmor mit silbernen Wasserhähnen. Die Wand, die der Tür gegenüber lag, besaß ein halbdurchsichtiges Spiegelfenster, sodass man ungestört rausschauen konnte, aber niemand hinein. Doch eines der besten Features war die Fußbodenheizung, die den Steinboden erwärmte. Ich streifte meine Schuhe ab und genoss die warme Massage, die durch die kleinen Unebenheiten der Steine verursacht wurden. Dieses Bad war der reinste Luxus. Das ganze Anwesen war der reinste Luxus. Und trotz allem war Akatsuki nie überheblich gewesen. Nicht mal hier, wo er zu Hause war. Auch seine Eltern waren nicht so. Während ich all das dachte, hatte Akatsuki schon die Wanne mit heißem Wasser gefüllt und verschiedene Badezusätze hineingetan. Es duftete höllisch gut und als ich meinen Blick zur Wanne richtete, sah ich Akatsuki von hinten, wie er in die Wanne stieg. Schnell zog ich mich ebenfalls aus und legte meine Kleidung ordentlich auf eine Ablage. Dann stieg ich zu Akatsuki in den riesigen Whirlpool. Er hatte ihn bereits angeschalten und viele kleine Blasen kamen aus den Düsen in der Wand der Wanne. Hier war so viel Platz, dass wir uns nicht mal in die Quere kamen. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Natürlich wollte Akatsuki sich nicht so entspannen, wie ich es wollte. Und so rutschte er zu mir ran und setzte sich vor mich. Ich spürte eine andere Bewegung des Wassers, als das Blubbern der Düsen, und öffnete deshalb die Augen. Akatsuki saß breit grinsend vor mir und hatte einen Lappen in der Hand. „Umdrehen.“, sagte er und ich tat wie mir geheißen. Dann schrubbte er vorsichtig, aber gründlich meinen Rücken ab und ließ nichts aus. Danach war der Rest meines Körpers dran. Als ich förmlich vor Sauberkeit strahlte, nahm ich Akatsuki den Lappen aus der Hand und deutet ihm sich umzudrehen. Jetzt musste er dran glauben und ich schrubbte ihn ebenso. Als wir nun beide porentief rein waren, wollte ich eigentlich raus aus der Wanne. Doch Akatsuki hielt meinen Arm fest und zog mich zu sich heran. Dann küsste er mich und schlang seine Arme um meinen Oberkörper. Ich erwiderte die Umarmung und schloss die Augen, um diesen Moment zu genießen. Eine seiner Hände suchte sich langsam den Weg meinen Rücken hinab. Das aber so langsam und vorsichtig, dass es kitzelte. Wir hatten uns voneinander gelöst und ich musste lachen. „Hör auf damit.“, sagte ich. „Ich will jetzt aus der Wanne, sonst wird meine Haut schrumpelig und dann würdest nicht mal du mich wollen.“ Bevor er irgendetwas sagen konnte, richtete ich mich auf und stieg aus der Wanne. Auf der Treppe lagen zwei Handtücher und eines schnappte ich mir jetzt. Während ich mich sorgfältig abtrocknete, hatte sich Akatsuki relaxt zurückgelehnt und sah zur Decke, die verspiegelt war. „Bis jetzt läuft ja alles super, oder? Dein Albtraum ist nicht wahr geworden und wird es jetz scheinbar auch nicht mehr.“, sagte er. „Ich hoffe, du hast recht…“, erwiderte ich gedankenverloren, während ich mir gerade mein Shirt überstreifte. Akatsuki drehte sich zu mir um und sah mich seltsam an. „Ich hab bestimmt recht. Wirst schon sehen. Und wenn nich, soll mich doch Satan gleich zu sich herunter holen.“, sagte er und grinste. Akatsuki machte sich daraus einen Spaß, aber ich dagegen hatte das Gefühl, dass mein Traum doch noch wahr werden würde. Aber das hoffte ich auf keinen Fall. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Akatsuki plötzlich aufstand, um aus der Wanne zu steigen. Mein Blick haftete einen Moment an seinem wundervollen Körper. Dann hob ich aber das Handtuch, welches ich noch in der Hand hielt, und begann damit, meine Haare trocken zu rubbeln. Ich schnappte mir den Fön, der so schön griffbereit lag, und fönte meine Haare. Das ging jetzt viel schneller, weil meine Haare jetzt kürzer waren. Akatsuki wartete auf mich, indem er sich auf eine Treppenstufe setzte und mir zusah. Nach wenigen Minuten war ich auch fertig und Akatsuki erhob sich. Nachdem wir unsere Wäsche in eine Klappe in der Wand geworfen hatte, welches zweifelsohne eine Wäscherutsche war, verließen wir gemeinsam das Bad. Kaum, dass wir auf dem Gang waren, kam auch schon der Butler an. „Was wünschen Sie heute Morgen zu speisen?“, fragte er uns und Akatsuki antwortete ihm. Nachdem er unsere „Bestellung“ aufgenommen hatte, war der Butler auch schon so schnell wieder weg, wie er gekommen war. Ich sah ihm etwas verwundert nach, doch Akatsuki setzte bereits den Weg zu seinem Zimmer fort. Ich folgte ihm und wir betraten das Zimmer. Akatsuki machte es sich auf dem Sofa bequem, nachdem er den Fernseher eingeschaltet hatte und ich setzte mich dazu. Ich hatte mich gerade so schon bei ihm angekuschelt, als es auch schon an der Tür klopfte. Akatsuki bat den Butler herein, der das Essen brachte. Es roch wirklich unglaublich gut. Wir machten uns wie zwei ausgehungerte Wölfe über das Essen her. Doch wir teilten es uns, im Vergleich zu Wölfen. Doch auch mein Magen hatte seine Grenzen und so war ich schon satt, als noch Essen übrig war. Akatsuki hingegen verspeiste es genüsslich. Ich brachte das Tablett vor die Tür und stellte es ab, wie Akatsuki es mir gesagt hatte. Als ich wieder Richtung Sofa ging, warf ich einen Blick aus dem Fenster und bemerkte, dass es hell wurde. „Ey Großer, lass uns ins Bett gehen. Ich bin müde.“, sagte ich und musste auch prompt gähnen. Akatsuki stand auf und schaltete den Fernseher aus. Dann folgte er mir ins Schlafzimmer. Ich marschierte direkt aufs Bett zu, drehte mich um und ließ mich rücklings hineinfallen. Dann drehte ich mich auf meinen Bauch und rutschte bis nach oben, wo ich mir die Decke über den Körper zog. Akatsuki folgte meinem Beispiel und kam zu mir unter die Decke gekrochen. Wir kuschelten uns aneinander und ich glaube, Akatsuki hat solange gewartet, bis ich eingeschlafen war. Erst dann ließ er die Müdigkeit zu. Der nächste Abend war auch ganz normal. Wir standen auf, zogen uns an, aßen etwas und wollten dann wieder raus, weil Akatsuki mir noch etwas zeigen wollte. Wir waren in einem Gang, wo große Skulpturen standen. Ich blieb stehen, um sie mir genauer anzusehen. „Ich muss noch mal schnell zu meinen Eltern. Ich bin gleich wieder da. Lauf nicht weg, ja?“, sagte Akatsuki dann plötzlich. „Ja klar. Ich bleibe hier.“, erwiderte ich und er bog um die Ecke und war weg. Auf einmal spürte ich eine bekannte Aura. Aber… das konnte nicht sein… Er war tot… Dann hörte ich, dass sich mir etwas näherte. Ich konnte mich zwar umdrehen, aber ich sah meinen Angreifer nicht. Denn genau in diesem Moment wurde mir ein chloroformgetränktes Tuch auf Mund und Nase gedrückt. Das einzige, was ich dann noch wahrnahm, war, wie die Müdigkeit als eine sanfte Woge über mich hinwegrollte. Dann kam die Schwärze… Kapitel 89: Seltsame Geschehenisse ---------------------------------- Als ich erwachte, dachte ich im ersten Moment, dass mein Albtraum wahrgeworden wäre. Denn ich spürte die Kälte der Ketten an meinen Armen und die Kühle des Raumes, in dem ich gefangen war. Ich öffnete meine Augen und starrte an die steinerne Wand, die mir gegenüberlag. Auch von ihr ging keine Wärme aus. Dann erblickte ich die schwere Holztür, die einen Spalt offen stand. Da der Raum hier völlig dunkel war, konnte ich einen Lichtstrahl ausmachen. Ich zerrte an meinen Ketten und das Rasseln hallte im Kellergewölbe wider. Dann tauchte ein Schatten im Lichtstrahl auf und die Tür wurde zögerlich aufgestoßen. Doch als ich sah, wer da herein kam, blieb mir die Sprache weg. Es war Zero. „Zero…?“, fragte ich zögerlich. Doch der Typ, der wie Zero aussah, sah mich nur verwundert an. „Woher kennst du Zero?“, fragte er misstrauisch. „Aber… du bist doch Zero… Du kannst es doch nicht sein… Du bist tot…“, sagte ich und eine Träne rann meine Wange hinab. „Hör auf mit dem Mist! Ich bin nicht Zero. Er ist mein Bruder. Aber lass mich mit dem Blödsinn in Ruhe.“, sagte er aufgebracht und verließ schnellen Schrittes den Raum. Dann schlug er die Tür klangvoll zu und ließ mich in Verwirrung und Dunkelheit zurück. Ich verstand die Welt nicht mehr. Er sagte, er sei nicht Zero, aber er sah doch genauso wie er aus…? Wie war das möglich? Hatte Zero etwa einen Zwilling, von dem er uns nie etwas erzählt hatte? Aber warum sollte er uns seine Verwandtschaft verschweigen? So unendlich viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, doch um allem noch die Krone aufzusetzen, kam auch noch eine Person herein, die ich nie im Leben vergessen würde. Flitti hatte die Tür aufgestoßen und trat nun ein. Sie sah mich mitleidig an und zündete einige Kerzen an der Wand an. Der Raum wirkte nun unwesentlich freundlicher. Ich starrte sie an, als hätte sie mindestens zwei Köpfe. Sie bemerkte es und kam auf mich zu. Sie hockte sich zu mir auf den Boden und lächelte mich an. „Die Ketten tun weh, oder?“, fragte sie und berührte meinen Arm. Sofort war ich an meinen Traum erinnert und zuckte zurück. Dadurch schreckte sie ebenfalls auf und kippte nach hinten. Lautlos fiel sie auf ihren Hintern. „Au! Ah… Du brauchst doch vor mir keine Angst haben. Ich bin Misa Nevermind. Ich finde Ichiru war etwas voreilig mit den Ketten und dem Fesseln.“ „Misa…? Ichiru…? Aber warum seht ihr aus wie Zero und Flitti?“ „Oh, du kennst unsere Zwillinge?“ Wusste ich es doch. Aber keiner von beiden hatte je auch nur einen Bruder oder eine Schwester erwähnt. „Ja… Ich kannte sie…“ In meinem Kopf wurde es klarer und die Puzzelteilchen ergaben langsam ein Bild. „Kannte? Was meinst du damit?“ Misa schien sichtlich verwirrt. „Ja. Sie sind beide tot. Sie wurden von einer dummen Schlampe umgebracht. Aber ich habe mich schon gerächt. Yuki ist bereits tot.“ „Aber… Ich dachte, die beiden wären auf der Cross Academy.“ „Waren sie auch. Ich ebenfalls.“, sagte ich und senkte meinen Kopf. „Aber ich konnte sie nicht rechtzeitig retten…“ „Ich…“ Dann drehte sich Misa schnell um und rannte aus dem Raum. Ich hörte sie schnell reden und es schien, als würde ihr Ichiru antworten. Nun wurde die Tür wieder aufgestoßen und Ichiru, gefolgt von Misa, betraten das Kellergewölbe. Er kam schnell auf mich zu und riss meinen Kopf unsanft hoch. Ich starrte ihn verbissen an. „Was hast du erzählt? Zero ist tot?“, schrie er mich an. „Ja, ist er.“, sagte ich schlicht und einfach. „Also hast du nicht gelogen. Warum mussten sie sterben?“, fragte er mich ruhig. Ich konnte aber in seinen Augen die Ungeduld und Wut sehen. Ich erklärte ihm alles so genau wie ich konnte. Ichiru sah mich nachdenklich an, sagte aber nichts weiter. Er ließ meinen Kopf wieder los und richtete sich auf. „Können wir sie nicht wieder losmachen? Die Ketten schneiden ihr ins Fleisch.“, bat Misa und sah Ichiru flehend an. „Vorher hätte ich aber noch gern gewusst, warum ihr mich entführt habt. Wollt ihr mein Blut?“, fragte ich und sah Ichiru ausdruckslos an. „Dein Blut? Was sollen wir denn damit?“ „Seid ihr keine Vampire?“ Jetzt sah ich ihn verwundert an. „Vampire? Was soll das bedeuten?“, fragte jetzt Misa. Ich grinste einfach und entblößte meine Zähne. Beide sprangen vor Schreck ein Stück zurück. Ichiru hatte Misa in seine Arme genommen. „Ihr seid also zusammen. Zero und Flitti waren auch zusammen…“ Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen. Die beiden sahen sie und waren nicht mehr so verkrampft. Ichiru zog einen Schlüssel aus der Tasche und löste meine Fesseln. Ich ließ mich zu Boden sinken und rieb meine wunden Handgelenke. Misa half mir auf und ich wischte meine Tränen weg. „Warst du so eng mit ihnen befreundet?“, fragte Ichiru. „Ja, sie waren meine besten Freunde. Und ich habe ihnen geholfen, ein Vampir zu werden.“ „Sie waren Vampire?“, fragte Misa. „Ja. Zero wurde ja damals gebissen und wäre fast ein Level E geworden, aber ich gab ihm mein Blut und er wurde ein normaler Vampir. Flitti wurde von Zero gebissen und trank ebenfalls mein Blut.“ Meine Gedanken schweiften wieder mal ab und mein Blick verschwamm. Gedankenverloren hielt ich immer noch mein Handgelenk und die beiden sahen mich komisch an. „Und weswegen habt ihr mich nun entführt?“, fragte ich zum zweiten Mal. „Sie haben dich für mich entführt.“ Diese Stimme drang eiskalt zu mir durch. Und sie gehörte zu einem jungen Mann, der ebenso aussah. Er hatte lange schwarzblau schimmernde Haare und stechend kalte schwarze Augen. Er trug ein weißes Gewand, welches wie ein traditionelles chinesisches Gewand aussah. Es bestand aus einer weißen Hose und einer Art Jukata, die mit einem Drachen verziert war. Dazu trug er flache, schwarze, chinesische Schuhe. Zugegeben, er sah unheimlich gut aus. Offensichtlich war er auch ein Vampir. Und so, wie sich seine Aura anfühlte, war er ein mächtiger Vampir. Vermutlich sogar Reinblüter. Er kam auf mich zu und Misa und Ichiru traten ehrfürchtig ein Stück zur Seite. Ich jedoch stand nur starr da und konnte mich nicht rühren. Auch nicht, als er seine Hand unter mein Kinn führte, um mich besser betrachten zu können. „Ihr seid wunderschön, Sai. Akatsuki hat Euch gar nicht verdient. Er sollte Euch keinen Heiratsantrag machen.“ „Heiratsantrag?“, fragte ich verwundert. „Ja. Er wollte Euch eigentlich noch diese Woche einen Antrag machen.“ Akatsuki und Heiraten? Wozu wollte er diese feste Bindung? Wir hatten noch ein Jahr Schule. Und dann war ja immer noch Zeit zum Heiraten. Vielleicht wollte er sich aber nur schon mit mir verloben. Irgendwie fand ich das total süß von ihm, obwohl so eine mega Hochzeit das letzte war, was ich wollte. „Das kann er jetzt aber vergessen, weil ich Euch zu meiner Braut machen werde. Kommt mit mir.“, sagte der Typ und reichte mir seine Hand. Ich konnte nicht anders, als sie zu ergreifen und wir verließen endlich diesen ungemütlichen Ort. „Wie heißt Ihr?“, fragte ich leise. „Mein Name ist Ryo Tseng Wang. Aber Ihr könnt mich einfach Ryo nennen.“, sagte er in einem freundliche Ton, der durch seine Aura aber trotzdem kalt wirkte. „Woher kennt Ihr Akatsuki?“ „Ich bin sein bester Freund.“ Er lächelte. Ich konnte das nicht glauben. Er wollte seinen besten Freund verraten? Vor Erstaunen und Ungläubigkeit blieb ich abrupt stehen. Ryo blieb ebenfalls stehen, weil meine Hand noch immer in seiner lag. Im Gegensatz zu seiner Ausstrahlung war seine Hand warm und angenehm. „Was ist denn?“ „Das fragt Ihr noch?!“ Ich war außer mir vor Wut, sprach aber immer noch so leise, als hätte ich Angst, dass er mir wehtun würde, wenn ich laut spräche. „Ich würde niemals meine besten Freunde so hintergehen. Das ist einfach… abscheulich…“ Ich schaute zur Erde und hatte meine freie Hand zur Faust geballt. Die andere drückte nun Ryos Hand. Er konnte meine Wut genau spüren, lächelte aber trotzdem. „Aber Sai. Wollt Ihr damit etwa sagen, ich sei abscheulich?“ „Wenn Ihr Akatsuki so verletzt; ja.“ „Er hat Euch nicht verdient. Deshalb…“ Ich unterbrach ihn einfach. „Doch, das hat er. Ich liebe Akatsuki von ganzem Herzen und es hat eine Weile gedauert, bis wir zusammen fanden. Ich will mir das alles nicht zerstören lassen. Das könnt Ihr mir einfach nicht antun…“ Meine Stimme versagte und ich starrte immer noch auf den Steinboden. „Da werdet Ihr aber keine andere Wahl haben, denn Ihr kommt mit mir, Sai.“ Ich hob meinen Kopf, um zu protestieren, aber das war ein Fehler. Denn als ich in Ryos Augen sah, wurde ich zur Marionette. Ich bekam nicht mehr mit, wie er mich durch unendlich lange Gänge führte. Wir stiegen viele Treppen hinauf, bis wir in seine Gemächer kamen. Ich bekam das alles nur unterschwellig mit. Auch, als er zwei weibliche Bedienstete zu sich rief, die mich waschen und umziehen sollten. Ryo verließ das große Bad und zwei junge Frauen traten ein. Sie waren ebenso elegant gekleidet, wie Ryo, aber man konnte den Ständeunterschied deutlich erkennen. Die beiden Mädchen waren nicht älter als ich. Vielleicht sogar etwas jünger. Eine der beiden dirigierte mich zur Wanne, während die andere das Wasser einließ. Ich war zu diesem Zeitpunkt völlig Willenlos und konnte mich nicht wehren. Ich glaube sogar, dass ich es auch gar nicht wirklich wollte. Sie entkleideten mich flink und halfen mir in die Wanne. Sie ließen beide einen kurzen prüfenden Blick über meinen Körper schweifen, bevor sie mich wuschen. Während dieser Prozedur kam ein drittes Mädchen herein, welches scheinbar meine neue Kleidung mitbrachte. Als ich sauber war, halfen sie mir wieder heraus und trockneten mich sorgfältig ab. Auch meine Haare wurden getrocknet. Danach kleideten sie mich in die neuen Gewänder. Es war ein smaragdgrünes Chinakleid, welches an beiden Seiten der Beine lange Schlitze hatte, die bis zur Mitte meiner Oberschenkel reichten. Dazu war es ärmellos und hatte einen tiefen Ausschnitt. Bestimmt genau das, was Ryo mochte. Um ehrlich zu sein, gefiel mir das Kleid auch sehr. Nun waren meine Haare dran. Eines der Mädchen machte aus ihnen eine chinesische Hochsteckfrisur mit Nadeln. Sie schminkten mich noch und dann war ich fertig. Sie führten mich aus dem Bad einen Gang entlang, vermutlich eines von Ryos vielen Privatzimmern. Wir traten ein und sie führten mich zu einem großen Bett. Dort sollte ich mich draufsetzen. Dann verließen sie das Zimmer und ich hatte Zeit mich umzusehen. Der Raum war natürlich im chinesischen Stil gehalten und es hätte mich nicht gewundert, wenn es alles nach Feng Shui ausgerichtet wäre. Mehrere Paravents und teure Vasen mit Blumen machten das Ambiente einfach traumhaft. Die Blumen waren vermutlich von Ikebanaspezialisten zusammengestellt worden. Doch auch der moderne Luxus kam nicht zu kurz. Ein großer Flachbildschirm an der Wand, darunter eine edle HiFi-Anlage. Ryo war nicht da und es wurde langsam hell. Da das Bett so groß und einladend aussah und ich todmüde war, legte ich mich ganz auf das Bett. Nachdem ich die Augen geschlossen hatte, döste ich irgendwann ein und kurz darauf schlief ich ganz. Am nächsten Abend hatte ich natürlich Akatsuki neben mir erwartet, weil ich das ganze Geschehen für einen neuerlichen Albtraum hielt. Deswegen erschrak ich umso mehr, als ich den schlafenden Ryo neben mir entdeckte. Doch er schlief nicht wirklich, denn als ich mich aufrichtete, schlug er die Augen auf. Um mir noch einmal die Geschehnisse in Erinnerung zu rufen, sah ich mich schnell um. Zum Schluss betrachtete ich mich noch. Das Kleid war zur Seite gerutscht und gab den vollen Blick auf meine Beine frei. Mich kümmerte das im Moment aber nicht so sehr. Da ich jetzt wieder bei vollem Bewusstsein war, überlegte ich fieberhaft, wie ich aus diesem Gefängnis fliehen könnte. „Ihr braucht keine Fluchtpläne schmieden. Diese Festung verlässt man entweder mit meiner Erlaubnis oder tot. Und so jemand wundervolles wie Euch werde ich sicher nicht so einfach gehen lassen.“ Als er das sagte, hatte ich mich erschrocken. Konnte er Gedankenlesen? Ich sah ihn erstaunt an. Dann richtete er sich ebenfalls auf und die Decke, die auf ihm geruht hatte, fiel auf seine Beine. Er war Akatsuki in diesem Fall sehr ähnlich. Denn Ryo hatte kein Hemd oder dergleichen an. Aber den Hosenbund konnte ich glücklicherweise ausmachen. „Ihr seht toll aus, Sai. Ihr habt schöne Beine.“ Ich wurde rot und legte schnell wieder das Kleid über meine Beine. „Ihr dürft mich nicht so ansehen.“, sagte ich trotzig. „Das darf nur Akatsuki.“ „Könnt Ihr mich nicht als Ersatz für ihn sehen?“ „Niemand kann Akatsuki ersetzen. Er ist etwas ganz Besonderes.“ Ryo beugte sich zu mir vor und führte wieder seine Hand unter mein Kinn. Er drehte meinen Kopf vorsichtig zu sich hin und kam mit seinem näher an mich heran. „Aber das bin ich auch.“ Er wollte mich küssen, aber ich drehte meinen Kopf schnell weg, sodass er meine Wange traf. „Aber, aber. Warum so kühl? Es sollte doch nur ein Kuss sein.“ Eine einzelne Träne lief meine Wange hinab. Und Ryo sah es. „Ich will Euch den Aufenthalt hier so schön wie möglich machen. Was kann ich für Euch tun, damit Ihr wieder lacht?“ „Erstmal müssen wir beide mit dem siezen aufhören.“ Er nickte. „Und dann musst du mich freilassen, damit ich wieder zu meinem Akatsuki kann.“ Ich sah ihn mit traurigem Blick an, der aber aus tiefster Seele kam. „Es tut mir Leid, aber du weißt, dass ich das nicht kann. Du wirst meine Frau und irgendwann wird es dir auch gefallen.“ „Aber das geht nicht! Ich muss doch noch ein Jahr in die Schule. Und wenn ich jemandes Frau werde, dann die von Akatsuki. Kannst du das nicht verstehen?“ Bevor er jedoch antworten konnte, kamen zwei Jungs herein und Ryo stand auf. Sie waren da, um ihm in seine Gewänder zu helfen. Ich schaute interessiert dabei zu, weil es ziemlich schwierig aussah. Außerdem bewunderte ich insgeheim Ryos Körper, der ähnlich wie Akatsukis gebaut war. Aber etwas war anders an Ryos. Ich glaube, er hatte etwas mehr Muskeln. Da ich Akatsukis Körper in und auswendig kannte, konnte ich das auch ganz genau unterscheiden. Es dauerte nicht lange und die beiden Jungs hatten Ryo fertig angekleidet. Ich saß immer noch auf dem Bett und schaute teilnahmslos in die Luft. Die Jungs verschwanden und Ryo wandte sich wieder mir zu. Bevor er jedoch zu mir kam, zog er an einer seidenen Kordel. Dann setzte er seinen Weg zu mir fort und setzte sich zu mir aufs Bett. Er sah mich an, doch ich wich seinem Blick aus. „Sai. Bitte hör auf, mir die kalte Schulter zu zeigen. Das bringt nichts. Ich habe mich schon in dich verliebt, als ich dich das erste Mal sah. Ich habe Fotos von dir gesehen und war vollauf begeistert. Das kannst du mir glauben.“ Ich antwortete nicht, sondern stand einfach auf und ging ans Fenster. Die Aussicht von hier war unglaublich. Ich konnte in einen Zengarten schauen, der mit vielen Bonsais gepickt war. Einige Kirschbäume gaben dem ganzen noch eine besondere Note. Doch mein Blick wurde von dem kleinen Teich mit Koi darin gefangen. Sie schimmerten im Mondschein. „Gefällt dir der Garten? Ich habe ihn eigenhändig gepflanzt und gepflegt. Ich lasse niemand anderes an meinen Garten.“ „Könnte ich auch über mich sagen…“, flüsterte ich, aber Ryo hörte es trotzdem. Ich starrte weiter hinaus in den Garten. Ryo trat hinter mich und legte seine Hände auf meine Schulten. Ich wollte mich umdrehen, doch er hatte so eine enorme Kraft, dass ich es nicht konnte. Er kam mit seinem Kopf jetzt dicht neben meinem. Da meine Haare hochgesteckt waren, kam er leicht an meinen Hals. Und genau diesen liebkoste er mit seiner Zunge. Doch er biss noch nicht hinein. „Ich werde mit dir meine Ahnenreihe fortsetzten und das Geschlecht der Reinblüter aufrechterhalten. Das ist noch ein Grund, weshalb du eigentlich nicht mit Akatsuki zusammen sein darfst.“ „Der Liebe ist es scheißegal, ob er nun Reinblüter untereinander befällt oder Reinblüter und Adlige miteinander verbindet.“ „Kann sein, aber es existieren uralte Reinblüterregeln, die dieses ‚Vermischen’ verbieten. Und ich bin ein Anhänger des alten Vampirkultes, musst du wissen.“ „Mir doch egal.“, erwiderte ich. Aber Ryo war mein Trotz völlig egal. Ihm schien das sogar noch anzuturnen. Denn wieder küsste er meinen Hals. Dann kam der Stich. Aber nicht nur mein Hals wurde verletzt, sondern auch meine Seele. Was Akatsuki wohl jetzt machte? Ich vermisste ihn ja so sehr. Er machte sich sicher Sorgen, aber er konnte ja nicht wissen, wo ich war. Es sei denn, dass Ichiru oder Misa ihn informieren würden. Aber woher sollten sie wissen, dass Akatsuki mein Freund ist? „Was ist das für eine Kette?“, fragte Ryo, nachdem er von meinem Hals abgelassen hatte. Das holte mich aus meinen Gedanken zurück. „Ich habe sie von Akatsuki bekommen. Da sind ein ‚A’ und ein ‚S’ eingraviert. Er hat sie mir vor einigen Monaten geschenkt.“ Ich hatte die Kette außer beim Schlafen nie abgemacht. Sie war etwas ganz Besonderes. Deshalb trug ich sie immer. „Verstehe.“ Ryo ließ mich endlich los, so dachte ich. Aber er lockerte nur etwas seinen Griff, um mich zu sich herumzudrehen. Ich sah ihn mit großen Augen an, doch er lächelte nur. Seine Augen funkelten rot und sein Gesicht näherte sich meinem. Ich konnte ihm nicht mehr ausweichen, weil er mich wieder fest im Griff hatte. Seine Lippen berührten meine. Sie waren warm und weich. Und auch Ryo war sanft und irgendwie auch zurückhaltend. Ich wich nicht zurück, sondern ließ es über mich ergehen. So konnte man es eigentlich auch nicht nennen, weil es mir ja nicht missfiel. Irgendwie fand ich es schön… Dieser Augenblick wollte nicht enden, doch das lag mehr an Ryo. Als sich unsere Lippen voneinander lösten, sah er mich lächelnd an. Ich versuchte ein möglichst ausdrucksloses Gesicht zu machen, aber Ryo durchschaute mich. „Es hat dir gefallen, habe ich recht? Du brauchst nicht zu antworten. Ich lese die Antwort bereits in deinen Augen ab. Und wenn du nichts sagst, musst du auch kein schlechtes Gewissen haben.“ Er hatte recht. Ich konnte gegen dieses Gefühl nichts machen. Es war einfach da. Wie mein Blutdurst mit Blut gestillt werden konnte, konnte diese Art von Durst nur mit Zärtlichkeit beruhigt werden. Egal von wem oder wie. Ein Kuss oder eine innige Umarmung reichten aus. Es musste nicht bis zum Höchsten ausgereizt werden. Und das würde es hier auch nicht. Hoffte ich jedenfalls… Ich wandte meinen Blick ab von Ryo. Wenn ich ihn länger ansah, würde ich bestimmt fremdgehen. Und das wäre schlimmer, als wenn ich Akatsuki noch mal mit Shiki betrügen würde. Denn Ryo war sein bester Freund. Und jetzt erinnerte ich mich auch, dass Akatsuki mal etwas über seinen besten Freund gesagt hatte. Und der Name war Ryo gewesen. „Sag mir was du denkst.“, forderte mich Ryo auf. Ich konnte nicht anders, als ihm die Wahrheit zu sagen. „Okay.“ Ich sah ihm direkt in die Augen. „Du siehst umwerfend aus, bist zuvorkommend und freundlich und dein Körper ist einfach eine Wucht. Zufrieden?“ Ich hatte ihm das fast ins Gesicht geschrieen. „Nein. Erst, wenn ich dich bekommen habe.“, flüsterte er. „Ich habe deinen Körper eine ganze Weile betrachtet, als du geschlafen hast. Du wirst es nicht gemerkt haben, aber ich konnte nicht anders, als dich einfach zu berühren.“ Während er das sagte, ließ er seine Hand langsam über meinen Körper wandern. Doch diese Szene wurde zum Glück unterbrochen, denn an der Tür klopfte es. Ryo wusste scheinbar wer es war, denn er rief einfach ‚herein’. Gleich darauf trat ein Diener ein, der ein großes Tablett balancierte. Das stellte er auf einem der Tische ab und verbeugte sich kurz. Dann verschwand er auch wieder. In Ryos Blick konnte ich sehen, dass ihn die Unterbrechung sehr ungelegen gekommen war. Er wandte sich wieder mir zu, doch diesmal ließ ich mir was einfallen. „Super. Was zu Essen. Ich habe ziemlich Hunger, du nicht?“, fragte ich ihn und lächelte das erste Mal für ihn. Es war aber nicht gestellt. Ich ging hinüber zum Tisch und setzte mich. Ich hatte wirklich Hunger, denn es musste schon eine Weile her sein, dass ich was gegessen hatte. Im Kellergewölbe hatte ich völlig mein Zeitgefühl verloren. Und auch hier im Raum standen keine Uhren. Vermutlich waren die schlecht fürs Karma. Egal, dem Hunger war Karma scheißegal. Ich betrachtete erstmal das Essen und stellte fest, dass es überwiegend aus Reis und Nudeln bestand. Dazwischen war Verschiedenes an Gemüse. Auf den ersten Blick wirkte es sehr vegetarisch, doch unter den Nudeln war Hühnerfleisch. Alles in allem roch es so unglaublich gut, dass ich mir die Stäbchen und eine Schale schnappte und losfutterte. Ryo sah mich verwundert an, als er ebenfalls eine Schale zur Hand nahm. Ich bemerkte es. „Was?“, fragte ich zwischen zwei Bissen. „Nichts. Du scheinst nur einen gesunden Appetit zu haben.“ „Nein. Ich habe nur seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen. Wie lange war ich eigentlich im Keller?“ „Ich glaube drei Tage.“ „Warum hast du mich dort einsperren lassen? Wolltest du mich zermürben oder so?“ „Nein. Dort unten warst du am besten versteckt und man kann von dort aus deine Aura nicht spüren. Sonst hätte man dich leicht finden können. Als ich deine Aura das erste Mal spürte, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.“ Ich setzte meine Schale ab und starrte mal wieder ins Leere. „So habe ich mich gefühlt, als ich deine Stimme das erste Mal hörte. Und deine Augen… Sie waren so anders, als wie du in Wirklichkeit bist. Und um ehrlich zu sein, bin ich froh, dass du bist, wie du bist…“ „Danke. Das nehme ich als Kompliment.“ Ryo lächelte und wir setzten unsere Mahlzeit fort. Als wir fertig waren, zog er wieder an der Seidenkordel und ein Diener kam hereingeeilt, um das Geschirr und das Tablett zu holen. Doch dann flüsterte Ryo ihm noch etwas ins Ohr. Es klang wie ‚keine Störungen’ und etwas, was ich nicht verstand. Jedenfalls nickte der Junge und machte, dass er davonkam. Ryo kam wieder zu mir ans Fenster, an das ich in der Zwischenzeit getreten war. Dass man hier die Szene von vorhin beenden konnte, hatte ich vergessen. Doch bevor ich irgendeine andere Bewegung machen konnte, war er schon bei mir und umarmte mich von hinten. Es fühlte sich an, als würde mich Akatsuki umarmen. Doch es war nicht dasselbe, weil Ryo zehn Zentimeter kleiner als er war. Doch diesen Gedanken konnte ich nicht weiter nachgehen, weil Ryo seine ‚Erkundung’ von vorhin fortsetzte. Ich wollte es nicht, konnte mich aber nicht wehren. Ich versuchte es, aber Ryo merkte es und verstärkte seinen Griff, sodass es fast wehtat. „Ryo… du tust mir weh…“, sagte ich leise. Er ließ locker und nahm seine Hände für einen Moment weg. Ich drehte mich um und Ryo sah mich irgendwie traurig an. „Es tut mir Leid. Mein Verlangen ist so stark, dass ich dich unbedingt berühren will. Verzeih mir meine Aufdringlichkeit. Lass uns schlafen gehen. Die Sonne geht bald auf.“ Damit drehte er sich um und verschwand hinter seinem Paravent. Ich warf einen Blick nach draußen. Wir hatten den ganzen Tag mit Reden verbracht. Ich stand hier dumm herum und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte ja keine Sachen weiter hier. Also musste ich warten, bis Ryo fertig war, um ihn zu fragen. Doch scheinbar konnte er wirklich Gedanken lesen, denn er antwortete auf meine imaginäre Frage. „Auf der anderen Bettseite ist noch ein Paravent und dahinter ein Schrank. Such dir Sachen heraus. Sollte alles deine Größe sein.“ Seine Stimme klang jetzt nicht mehr freundlich, sondern wieder so kalt wie am Anfang. Mir gefiel das gar nicht, denn es machte mir irgendwie Angst. Ich verschwand jetzt hinter dem Paravent und öffnete den Schrank. Hier hingen eine Menge edler Klamotten herum. Und alles traf meinen Geschmack. Ich wählte eine kurze seidene Hose und ein passendes Top. Beides in schwarz und das Oberteil war mit silbernen Ornamenten verziert. Neben dem Schrank hing ein mannshoher Spiegel an der Wand. Da er auch vom Paravent verdeckt wurde, konnte Ryo mich noch nicht sehen. Ich betrachtete mich. Die Klamotten waren eigentlich viel zu kurz, als das ich so neben einem fremden Mann hätte schlafen sollen. Aber das war mir jetzt auch egal. Ich fühlte mich schuldig an Ryos plötzlicher schlechter Laune und wollte es irgendwie wieder gut machen. Ich trat hinter dem Paravent hervor und ging zum Bett, auf dem Ryo bereits saß, aber mit dem Rücken zu mir. Er hatte wieder auf ein Oberteil verzichtet. Seine langen Haare fielen wie Seide seinen Rücken hinab. Ich trat langsam auf das Bett zu und beugte mich gerade vor, um ins Bett zu steigen, als Ryo sich einfach nach hinten fallen ließ. Ich erschrak höllisch und schreckte so weit zurück, dass ich fast den Paravent umgerissen hätte. Als Ryo das alles registrierte, lachte er völlig ungehemmt los. Ich schaute absolut verwirrt, weil ich von ihm nicht so etwas erwartet hätte. Er sah jetzt nicht mehr aus, wie der wohlerzogene junge Mann, der mir Anfangs begegnet war. „Was sollte das denn?“, fragte ich und schaute ihn böse an. Ryo setzte sich wieder richtig hin und drehte sich auf dem Bett in meine Richtung. Er saß jetzt im Schneidersitz und grinste mich an. Dann wurde seine Miene weicher, als er sah, was ich mir für Sachen ausgesucht hatte. Ich bemerkte, wie er mich schon wieder musterte und wurde rot. „Du sollst das lassen, habe ich vorhin gesagt.“ „Ich weiß, aber an meiner Stelle würdest du das auch machen, glaub mir. Und jetzt komm her hier.“, sagte er und klopfte auf die freie Seite neben sich. Langsam ging ich nun die paar Schritte zum Bett und setzte mich darauf. Ich sah Ryo an, der sich jetzt hingelegt hatte und die Decke bis zum Bauchnabel hochgezogen hatte. Eigentlich total sinnlos. Aber was soll’s. Ich zog meine Beine auf das Bett und winkelte sie an. Meine Arme legte ich um meine Knie und starrte wieder nach vorn. Ich spürte Ryos Blick auf meinem Körper. Okay, dachte ich. Leg dich hin. Was soll schon groß passieren. Also streckte ich meine Beine aus und verschränkte meine Arme unterm Kopf. Jetzt sah ich nach oben in den Baldachin. „Mir ist langweilig.“, sagte Ryo. „Mir auch, aber du hast doch vorgeschlagen, uns hinzulegen.“, erwiderte ich. „Ja…“ Ryo hatte sich zu mir gedreht und war ein ganzes Stück näher an mich herangerutscht. Ich konnte fast schon seine Körperwärme spüren. „Wir könnten ja spielen… mit uns…“, schlug er vor und ich hörte das Grinsen in seiner Stimme. Ich drehte mich zu ihm hin und sah jetzt auch sein Grinsen. „Willst du mich auch mal beißen?“, fragte er plötzlich. „Was? Wie… wie kommst du denn jetzt darauf?“ Ich hatte mich aufgesetzt und sah Ryo erstaunt an. Auch er setzte sich auf und kam auf allen Vieren auf mich zu. Er war jetzt schon halb über mir und ich konnte nicht weiter zurückweichen. Sein Kopf näherte sich mir und wieder küsste er mich. Während er das tat, setzte er sich dicht vor mich und legte seine Arme um mich. Meine Hände ruhten noch immer auf dem Bett, doch ich konnte nicht anders, als eine zu heben und in Ryos Haar zu versenken. Das Küssen wurde immer wilder und heftiger. Seine Hände wanderten schon unter mein Top, aber weil ich nicht wollte, dass er es mir auszog, unterbrach ich das Küssen und drückte mich ganz eng an ihn ran. Ich drehte meinen Kopf etwas und hatte Ryos Hals vor mir. Wenn ich auf Blut bin, bekomme ich vielleicht nicht mehr mit, was er mit mir vorhat. Und weil reinblütiges Blut ungefähr wie eine harte Droge wirkte, würde mich das überwältigen. Außer meinem eigenen Blut hatte ich noch kein reines Blut getrunken. Vermutlich oder hoffentlich wird mich das umhauen. Ich streichelte die Stelle am Hals mit meiner Zunge, bevor ich hineinbiss und das warme Blut meine Kehler hinunterlaufen ließ. Die Wirkung kam schneller, als bei anderem Blut. Ich war sofort benebelt und ließ mich zurücksinken. Ich hatte noch etwas Blut am Mund und Ryo wischte es weg. Er sah mich lächelnd an und drückte mich leicht aufs Bett. Ich konnte mich jetzt nicht mehr wehren, deshalb musste er nicht viel Kraft aufwenden. Er legte sich über mich und setzte das Küssen fort. Dann zog er mir mein Top aus. Mir kam das alles wie ein Traum vor und darüber war ich irgendwie froh. Nachdem er mir meine Hose ausgezogen hatte, tat er das ebenfalls mit seiner. Und auch der ganze Liebesakt kam mir wie ein Traum vor. Ich empfand dabei absolut nichts. Ryo war nicht schlecht, aber es war nicht das, was ich wollte. Denn das, was ich wollte, konnte mir nur Akatsuki geben. An ihn musste ich die ganze Zeit denken. Nach einer halben Ewigkeit war auch das vorbei. Ich lag in Ryos Armen und fühlte mich irgendwie elend. Aber dafür konnte ich nichts, denn vom Prinzip her hatte mich Ryo gerade vergewaltigt. Das geschah ohne meine Zustimmung. Also brauchte ich mich nicht schuldig zu fühlen. Trotzdem tat mir Akatsuki unheimlich leid. Von seinem besten Freund hintergangen. Das war hart. Ich wollte nicht in Ryos Haut stecken, wenn Akatsuki das herausfindet. Und ich hoffte sehnlichst, dass das bald der Fall sein würde. Vielleicht käme Akatsuki ja auf die Idee, bei seinem Freund Rat zu suchen. Ob das nur eine Illusion bleiben würde…? Ich schlief jetzt erstmal ein und fiel in einen traumlosen Schlaf. Kapitel 90: Surprise, surprise! ------------------------------- Dass der nächste Morgen eine Überraschung für mich bereithielt, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Als ich erwachte, lag ich immer noch in Ryos Armen. Plötzlich klingelte das Telefon auf dem Nachttisch von Ryo und er drehte sich um, um abzunehmen. „Ja?... Was, jetzt?... Ich bin in zehn Minuten da…“ Damit legte er wieder auf. Dann schwang er seine Beine aus dem Bett und stand auf, um sich anzuziehen. Ich schaute an die Decke, um seinen nackten Körper nicht anzustarren. „Ich bin mal kurz weg. Wird nicht lange dauern.“, sagte er mit einem Lächeln zu mir. Dann verschwand er. Ich nutzte die Gelegenheit und stand auf, um mich ebenfalls anzuziehen. Ich wählte eine Dreiviertelhose und dazu ein langes Oberteil, wie es Ryo bei unserem ersten Treffen getragen hatte. Dann ging ich ins Bad und wusch mich. Nachdem auch meine Haare wieder lagen, ging ich zurück und setzte mich aufs Bett. Dann wartete ich. Was zum Teufel wollte Akatsuki hier? Ryo konnte es nicht verstehen. Sollte er doch auf seine Fährte gekommen sein? Aber wie? Vielleicht hatten Ichiru und Misa geschlampt. Wenn das der Fall war, können sie aber was erleben… Akatsuki wartete in einer großen Halle ungeduldig auf Ryo. Er brauchte seine Hilfe. Wie sonst sollte er Sai finden, wenn nicht mit Ryos hellseherischen Fähigkeiten? Er konnte nur ihn um Rat beten. Nach wenigen Augenblicken kam er auch schon aus einem Seitengang auf Akatsuki zu. „Hallo Ryo. Ich brauche dringend deine Hilfe.“ „Womit kann ich dir helfen, Akatsuki?“, fragte Ryo gespielt interessiert. „Sai, meine Freundin, ist verschwunden. Ich denke, dass sie entführt wurde. Und deshalb brauche ich deine Fähigkeiten, um den Kidnapper aufzuspüren.“ „Gut. Lass uns Platz nehmen.“ Ryo bot Akatsuki einen Platz und im Vorbeigehen atmete Akatsuki tief ein. Noch ein Indiz, dachte er. An Ryo klebte Sais Geruch. Aber er sagte noch nichts. Obwohl ihn das unheimlich aufregte, weil sie sich wirklich nah gekommen sein musste. Aber wenn Ryo mit ihr… Akatsuki würde ihn umbringen. „Okay. Hast du etwas von ihr dabei?“, fragte Ryo und Akatsuki holte ein Shirt von Sai hervor und reichte es ihm. Ryo nahm es in die Hände und schloss einen Moment die Augen. Dann sprach er. „Sai ist ganz in der Nähe. Ich spüre es. Sie befindet sich innerhalb eines Kilometers von uns aus gesehen. Aber direkter kann ich es nicht angeben.“ „Oh doch. Das kannst du sehr wohl.“, sagte Akatsuki und sah ihn intensiv an. Doch Ryo sah nur verständnislos drein. „Du kannst mir sogar sagen, in welchem Zimmer sie ist. Habe ich recht, du mieser Kidnapper?“ Akatsuki war aufgestanden und hatte die Fäuste geballt, weil er so wütend war. Ryo stand ebenfalls auf. „Was meinst du damit?“, fragte er. „Tu nicht so unschuldig! Du hast Sai hier irgendwo und ich werde sie jetzt befreien!“, sagte Akatsuki aufgebracht. „Du hast kein Recht, hier einfach alles zu durchsuchen. Dafür kann ich dich anzeigen.“ „Wenn ich herausbekomme, was du Sai alles angetan hast, werde ich dich anzeigen. Also halt bloß deine Fresse!“ Damit stürmte Akatsuki los und schlug als erstes den Weg ein, aus dem Ryo vorhin kam. Er riss eine Tür nach der anderen auf und rief ständig ‚Sai’… Als ich so wartete, kam es mir plötzlich so vor, als wäre es im Haus unruhiger geworden. Und wenig später hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Es war unverkennbar Akatsuki. Ich sprang vom Bett auf und wollte die Tür aufreißen, doch sie war abgeschlossen. „Akatsuki!“, schrie ich und hämmerte gegen die Tür. „Sai!“, drang es gedämpft von der anderen Seite der Tür. „Geh zurück. Ich werde die Tür eintreten.“ Ich machte schnell einige Schritte zurück und ging etwas zur Seite. Dann hörte ich ein lautes Krachen und die Tür flog fast bis zum Bett. Im Türrahmen stand der wütende und schnell atmende Akatsuki und sah sich hektisch um. Ich rannte auf ihn zu und warf mich ihm an den Hals. Sofort schlang er seine Arme um mich. „Sai! Geht es dir gut? Bist du verletzt?“ „Mir geht es gut. Lass uns nur bitte so schnell wie möglich von hier verschwinden.“ Ich war so froh, dass ich Tränen in den Augen hatte. Ich ließ von Akatsuki ab, schnappte mir aber dann seine Hand und wir verließen das Zimmer. In der Empfangshalle stand immer noch Ryo, der uns ruhig hinterher sah. Ich warf nur noch einen kurzen Blick auf ihn. Doch sein Blick machte mir Angst. Er sagte: ‚Wir werden uns wiedersehen.’ Dann verließen wir sein Anwesen. Akatsuki war mit der Limousine gekommen und half mir nun einsteigen. Während der Fahrt, die nur zwanzig Minuten dauerte, sprachen wir kein Wort. Aber Akatsuki hielt mich die ganze Zeit fest in seinen Armen und ich war froh, ihn wieder zu spüren. Als wir endlich wieder bei Akatsukis Anwesen waren, half er mir aus dem Auto und wir gingen sofort und ohne Umwege in sein Zimmer. Dort setzten wir uns aufs Sofa und Akatsuki sah mich wartend an. „Er hat dich vergewaltigt, habe ich recht?“, fragte er auf einmal völlig unvermittelt. „Ja… Aber ich glaube, dass es auch meine Schuld war…“ Akatsuki sah mich finster an. „Was meinst du damit?“ „Er hat mich gebissen und dann fing er schon an mit den Annäherungen. Zum Glück kam aber das Essen dazwischen und er ließ von mir ab. Als es hell wurde, gingen wir ins Bett. Da kam er mir wieder nah und er wollte mir schon mein Top ausziehen. Um das zu verhindern, habe ich ihn umarmt und da war sein Hals… Ich biss zu, weil ich dachte, dass ich dadurch nichts mitbekommen würde. Ich hatte Angst, dass, wenn ich mich wehre, Ryo mir wehtut… Und wenn ich mich nicht wehre, würde er mich auch nicht verletzen… Aber du kannst mir glauben, dass ich die ganze Zeit an dich gedacht habe… Es war so furchtbar…“ „So furchtbar kann es gar nicht gewesen sein, wenn du nicht mal einen Fluchtversuch unternommen hast.“, sagte Akatsuki und sah unheimlich sauer aus. Ich konnte das nicht glauben und mir stiegen Tränen in die Augen. „Ich war drei Tage lang angekettet in einem verdammten Keller! Dadurch haben sie mich geschwächt und als Ryo mich holen kam, konnte ich nichts machen, weil er mich hypnotisierte. Und auf seinem Zimmer dachte ich ernsthaft über Flucht nach, aber er sagte, dass nur jemand mit seiner Erlaubnis oder tot von dort wegkommt!“ Akatsuki sagte nichts, sondern starrte mich noch immer finster an. „Er wollte mich heiraten. Als deine Braut wäre ich scheinbar zu gut für dich.“ Ich war aufgestanden und Akatsuki sah mich erstaunt an. „Woher willst du das wissen?“ „Ryo hat es mir gesagt. Ich hätte auf jeden Fall ‚ja’ gesagt, wenn du mich eher gefragt hättest. Aber scheinbar hast du jetzt kein Interesse an mir. Ich lasse dich jetzt allein.“ Ich verließ sein Zimmer und wanderte planlos durch das Haus. Irgendwann fand ich die Bibliothek und trat ein. Niemand war da und ich fühlte mich gleich wohler. Hier gab es unzählige Regale und ich ging langsam durch die Reihen. In einer Ecke gab es eine Lampe und diese schaltete ich ein. Nachdem ich meinen Blick kurz über eines der Regale wandern ließ, nahm ich ein interessant klingendes Buch und setzte mich einfach auf die Erde unter die Lampe. Ich las das Buch fast durch, aber als ich fast am Ende angekommen war, schlief ich ein. Akatsuki war völlig verwirrt in seinem Zimmer zurückgeblieben. Was Sai da gesagt hatte, verletzte ihn sehr. Aber er war ihr auch nicht ganz fair gegenüber gewesen. Er hätte nicht so wütend sein sollen. Du bist ein Idiot, Akatsuki, dachte er. Du lässt die Frau deines Lebens einfach so aus deinem Zimmer, ohne dich darüber zu freuen, dass sie noch lebt und es ihr gut geht. Akatsuki stand auf und wollte Sai suchen gehen. Aber sie konnte überall sein. Wo also sollte er anfangen? Dann kam ihm eine Idee. Er machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Er lief aus irgendeinem Grund leise. Akatsuki sah sich in der Bibliothek um und sah einen Lichtschimmer aus einem der Gänge zwischen den Regalen. Er lief darauf zu und sah in den Gang. Tatsächlich saß dort Sai unter einer Lampe und hatte ein Buch auf ihrem Schoß. Sie schlief gegen die Wand gelehnt. Auf einmal kam es Akatsuki so unreal vor, dass er sich mit Sai, seiner Sai gestritten hatte. Sie schlief so friedlich und sah so unschuldig aus. Um sie nicht zu wecken, ging er langsam auf sie zu und nahm sie vorsichtig hoch. So ging er gemächlich zurück in seine Zimmer. Dort setzte er sich auf sein Bett und lehnte sich an das Kopfende. Er zog Sai auf seinen Schoß und nahm eine Decke, die er über sich und Sai warf. Er hielt Sai ganz fest in seinen Armen und ihr Kopf ruhte auf seiner Brust. Er wollte, dass sie sich beschützt fühlte und wenn er sie so hielt, fühlte er sich auch besser. Akatsuki streichelte ihren Kopf und lächelte. Da die Sonne aufging, wurde er auch bald müde und schlief ein. So schön warm… und geborgen… Ich war definitiv nicht mehr auf dem Boden in der Bibliothek. Ich saß auf Akatsukis Schoß und er hatte seine Arme ganz eng um mich gelegt. Er schlief. Das hörte ich an seinem Atem und seinem Herzschlag, weil mein Kopf auf seiner Brust ruhte. Er hatte eine Decke über uns gelegt. Ich war plötzlich nicht mehr auf ihn sauer. Denn ich freute mich, dass ich wieder so eng bei ihm war. Ich schloss die Augen und drückte mich noch weiter an Akatsuki ran. Meine rechte Hand zog ich unter der Decke hervor und legte sie ihm auf die Schulter. Ich streichelte seinen Hals. Dann hob ich meinen Kopf, um den schlafenden Akatsuki zu küssen. Unsere Lippen berührten sich und plötzlich erwiderte er den Druck. Ich war etwas erschrocken, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Deshalb unterbrach ich aber diesen schönen Moment nicht. „Bist du noch böse auf mich?“, fragte Akatsuki mit einem flehenden Blick, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. „Nein. Ich dachte ja eher, dass du auf mich sauer wärst.“ „Ach was. Ich dachte, dass ich ein Idiot bin, weil ich die Liebe meines Lebens einfach so gehen lasse…“ Ich küsste Akatsuki noch einmal. „Du bist kein Idiot.“ Ich fuhr ihm durch die Haare. „Und wenn doch, dann bist du wenigstens mein Idiot und ich liebe meinen Idioten.“ Wir lachten beide über diesen Blödsinn. Dann fiel mir etwas ein, was mich interessierte. „Sag mal, was hast du eigentlich gemacht, als du bemerktest, dass ich weg war?“ „Ich dachte erst, dass du vielleicht schon raus gegangen bist und wollte draußen nachsehen. Da warst du aber nicht und ich fragte die Angestellten, die hier herumliefen. Aber keiner hatte dich gesehen. Da habe ich mir schon langsam Sorgen gemacht. Ich habe überall nach dir gesucht, aber du bist nicht aufgetaucht. Ich habe den ganzen Tag und die ganze Nacht nach dir gesucht. Langsam dachte ich, dass ich wahnsinnig werden würde.“ „Oh, mein Süßer wird wegen mir wahnsinnig…“ Ich musste unwillkürlich lachen und dachte an die Zweideutigkeit des Wahnsinns. „Kannste mal sehen. Jedenfalls bist du nicht aufgetaucht und ich dachte, dass mein bester Freund mir vielleicht helfen würde. Deshalb machte ich mich auf den Weg zu Ryo, weil er hellseherische Fähigkeiten besitzt.“ Als er den Namen sagte, verfinsterte sich seine Miene. Ich streichelte sein Gesicht und er entspannte sich wieder. „Als ich bei ihm war, konnte ich deutlich deinen Geruch an ihm wahrnehmen. Und so fand ich dich dann auch.“ „Und ich gammelte zwei Tage in einem Keller vor mich hin. Aber ich war nicht allein…“ „Was denn? Gab es etwa noch Ratten, mit denen du dich unterhalten hast?“, scherzte Akatsuki. „Nein. Ich habe Misa und Ichiru getroffen. Sie sind die Zwillinge von Flitti und Zero.“ „Was? Ist nicht dein Ernst.“ „Doch. Mein voller Ernst. Sie haben mich entführt. Ich hätte zu gerne gewusst, wie sie hier hereingekommen sind. Ich habe sie nicht gefragt.“ „Hm. Wusstest du, dass die beiden Zwillinge haben?“ „Nein. Aber ich glaube, dass Zero mal sagte, dass er einen Bruder habe. Flitti hatte nie etwas dergleichen erwähnt.“ Akatsuki sagte nichts mehr und schien nachzudenken. Gedankenverloren streichelte er wieder meinen Kopf. „Wollen wir aufstehen?“, fragte ich dann plötzlich. „Was? Ach so. Ja, klar.“ Ich zog de Decke weg und krabbelte von Akatsuki herunter. Ich streckte mich erstmal, weil ich die ganze Zeit im Sitzen geschlafen hatte. Bei Akatsuki war es natürlich bequem gewesen, aber wenigstens ihm musste jetzt der Rücken wehtun, weil er das harte Brett des Betts im Rücken gehabt hatte. Und schon streckte sich Akatsuki und ich glaubte ein leises Knacken zu hören. Ich ging zu meinem Schrank und holte frische Sachen raus. Dann wollte ich mich auf den Weg ins Bad machen. An der Tür hielt ich inne. „Ich geh jetzt Duschen.“, sagte ich und sah Akatsuki nichtssagend an. Dieser schnappte sich ebenfalls frische Sachen und kam grinsend hinter mir hergeeilt. Wir verschwanden gemeinsam im Bad und duschten zusammen. Wir ließen uns eine Menge Zeit, weil der Mond gerade erst aufgegangen war. Es geschah nichts von Bedeutung, aber wir hatten trotzdem unseren Spaß und lachten viel. Dann trockneten wir uns ab und zogen uns an. Auf einmal hörte ich etwas grummeln und drehte mich verwundert zu Akatsuki um. Dieser hielt sich den Bauch. „Ich habe Hunger. Lass uns ins Esszimmer gehen.“, sagte er und grinste. Wir machten uns auf den Weg zum Esszimmer und kaum, dass wir einen Fuß hineingesetzt hatten, kam auch schon ein Butler. Wir sagten, was wir wollten und nahmen an der Tafel Platz. Nach wenigen Minuten kam auch schon der Butler wieder und er hatte ein großes Tablett bei sich. Er nahm das Essen herunter und stellte es vor uns auf den Tisch. Er ging und wir fingen an mit essen. Als wir fertig waren, standen wir auf und verließen den Raum. Wahrscheinlich wollte Akatsuki jetzt mit mir das nachholen, was er mir vor drei Tagen zeigen wollte. Wir gingen in die Empfangshalle bis auf den Teppich, der von der Tür zur Treppe verlief. Darauf blieb Akatsuki stehen und drehte sich zu mir um. Ich sah ihn verwundert an, weil ich nicht wusste, was er jetzt wollte. „Sai, ich… weiß nicht, wie ich es sagen soll… Aber ich versuche es mal auf traditionelle Weise.“ Akatsuki kniete sich auf ein Knie vor mich hin und ergriff meine rechte Hand. Ich dachte, ich wäre im falschen Film. Hatte Ryo etwa die Wahrheit gesagt? „Sai, seit du an die Cross Academy gekommen bist, fand ich dich unheimlich toll und faszinierend. Als du mit Shiki zusammen kamst, tat mir das irgendwie weh. Und auf der zweiten Fahrt wusste ich auch, warum. Weil ich mich ernsthaft in dich verliebt hatte. Ich wollte dir ‚Danke’ sagen, für all das, was du mit mir durchgemacht hast. So eine tolle Frau wie dich findet man sehr, sehr selten. Und deswegen wollte ich dich fragen, Sai, willst du mich heiraten?“ Im ersten Moment konnte ich das gar nicht realisieren. Tränen der Freude stiegen in meine Augen und ich konnte nur nicken. Akatsuki lächelte mich an und holte etwas aus einer Tasche hervor. Es war natürlich ein Ring. Aber ein ganz besonderer. Es war ein silberner Ring, in dem eine Reihe kleiner Smaragde eingelassen waren. Und die Gravur im Ring lautete ‚Vampire Love’. Akatsuki steckte mir den Ring vorsichtig an und stand dann auf. Ich betrachtete den wunderschönen Ring noch einen Moment und warf mich dann Akatsuki immer noch mit Tränen in den Augen an den Hals. Ich übersäte ihn mit Küssen und er hielt mich wieder so fest, wie er es beim ersten Mal mit mir getan hatte. Dieses Glücksgefühl konnte von nichts auf der Welt mehr getoppt werden. „Ich hätte nicht gedacht, dass du es wirklich durchziehst, Akatsuki.“ Das war Shinji, der gerade die Treppe herunter kam. „Herzlichen Glückwunsch euch beiden.“ Ich stand immer noch da und konnte das Ganze nur halb fassen. Aber, wenn ich mich so genial fühlte, musste etwas Wahres dran sein. „Und wann habt ihr vor zu heiraten?“, fragte nun Akatsukis Mutter, die hinter Shinji die Treppe herunter kam. „Nach der Schule. Wir haben ja noch ein Jahr. Und dann steht unserer Zukunft nichts mehr im Wege.“, sagte Akatsuki, der seine Arme um mich geschlungen hatte. Ich strahlte immer noch und nickte. „Und warum dachtest du, Vater, dass ich das nicht durchziehen würde?“ „Hm. Na ja. Irgendwie kann ich mir dich nicht als Ehemann vorstellen. Du bist mein Sohn, da ist so eine Ansichtsweise völlig normal. Und du wirst ja erst noch achtzehn. Da dein Geburtstag ja schon in drei Tagen ist, werde ich mich schon mal um die Vorbereitung kümmern.“ Damit ging Shinji wieder die Treppe rauf und seine Frau folgte ihm, nachdem sie mir noch einmal zugelächelt hatte. „Akatsuki, ich würde gerne mal in die Stadt gehen.“ „Klar. Ich begleite dich.“ „Aber du darfst nicht direkt mit dorthin, wo ich hin will, weil das etwas mit deinem Geburtstagsgeschenk zu tun hat, okay?“ „Na gut. Dann mal los.“ Wir machten uns auf den Weg in die Stadt. Akatsuki erzählte mir, dass hier die meisten Läden von Vampiren geführt wurden. Eigentlich so gut wie alle. Also war es kein Problem jetzt um drei Uhr früh einkaufen zu gehen. „Ich weiß nicht, wie lange das dauern wird. Also du kannst ja hier rumlaufen und wir treffen uns dann hier in diesem Café, okay? Aber folge mir nicht, sonst wäre ich sehr enttäuscht von dir.“ „Kein Problem. Ich laufe ne Stunde hier rum und komme dann hier her. Bis nachher und verschwinde mir bitte nicht wieder.“ Er küsste mich. „Bestimmt nicht. Ich fühle mich im Moment so energievoll und stark, wie nie zuvor.“, sagte ich und hob meine rechte Hand. Dann drehte ich mich um und lief die Straße entlang. Ich hatte mich vorher informiert, wo ich hin musste und einen Termin hatte ich mir auch besorgt. Ich bog um eine weitere Ecke und sah den Laden endlich. Als ich dort ankam, schaute ich mir die Fotos im Schaufenster an. Es waren Bilder von hübschen Frauen in Unterwäsche. Es waren ausschließlich weibliche Vampire. Einen Moment lang hatte ich meine Zweifel, ob ich das wirklich durchziehen wollte. Ich sah mir meine Hand an und mein Entschluss stand fest. Für Akatsuki würde ich das auf jeden Fall machen. Das sollte das beste Geburtstagsgeschenk überhaupt für ihn werden. Ich betrat den Laden und wurde von einer netten Vampirfrau empfangen. Ich sagte ihr meinen Namen und sie schaute schnell in ihren Terminkalender. „Ah, Lady Sai. Sie wollten einen Kalender für ihren Freund machen, nicht wahr?“ Ich nickte lächelnd und die Frau führte mich weiter durch den Laden bis wir zu einer Tür kamen. Diese öffnete sie und wir betraten den Fotoraum. In der Mitte war die Kulisse und viele Scheinwerfer strahlten auf eine noch weiße Fläche. Dort würde ich mich in Szene setzten lassen. Ich blickte nach rechts und entdeckte einen großen Paravent. Dahinter waren vermutlich die ganzen Sachen. „Also. Sie hatten geplant, zwölf Fotos zu machen, die den jeweiligen Monat widerspiegelt, nicht?“, fragte mich die junge Frau. „Ja genau. Und der Juli soll ein besonderes Bild werden, weil mein Freund in drei Tagen Geburtstag hat.“ „Alles klar. Ich baue schon mal eine Kulisse für den Januar auf und Sie können sich dort hinten etwas anziehen. Die Unterwäsche wurde vorhin erst frisch gewaschen. Ich glaube, manche Teile sind sogar noch etwas feucht.“ Sie lächelte und machte sich an ihre Arbeit. Ich verschwand hinter dem Paravent und wählte aus den vielen Teilen etwas Passendes aus. So trat ich dann vor und ging zur Kulisse. „Wow. So eine hübsche Frau habe ich schon lange nicht mehr vor der Linse gehabt. So, ich schlage vor, dass ich erstmal ein oder zwei Fotos schieße, damit sie sich daran gewöhnen.“ Und so begann das Shooting. Ich wollte mir die Bilder erst am Ende ansehen, deshalb wusste ich nicht, ob ich gut war, oder nicht. Wir kamen jetzt zum Julibild. Ich wählte dunkelorangene Unterwäsche, weil ich wusste, dass Akatsuki diese Farbe mochte. Dazu trug ich schwarze High Heels und ging zur Kulisse. Diese bestand aus einer großen schwarzen Matte, die an ein Bett erinnerte. Darauf waren Rosenblätter verteilt, in die ich mich nun hineinlegte. Und zwar lag ich mit dem Rücken auf der Matte und schaute kopfüber in die Kamera. Ich winkelte ein Bein an und schlug das andere drüber. Dann nahm ich meine Hand sichtbar mit dem Ring an meinen Mund und tat, als würde ich den Ring küssen. Damit war schon mehr als die Hälfte geschafft. Die anderen Bilder waren nun ebenfalls kein Problem mehr und ich agierte vor der Kamera wie ein Profi. Als die Bilder fertig waren, ging ich mich umziehen und verließ dann den Fotoraum, um zu der jungen Frau in den Vorraum zu gehen. Dort suchte ich mir ein Layout für den Kalender aus. Wir hatten noch ein eher unscheinbares Bild für das Cover geschossen. So konnte nicht gleich jeder auf so eine Art Kalender schließen. Obwohl ich darauf in Hotpants, BH und einem fast durchsichtigen, kurzen Nachthemd in einem silbernen Bilderrahmen vor einem schwarzen Hintergrund stand. Aber da dieser Kalender letztendlich eh nur für Akatsukis Augen bestimmt war, war es ja egal, wie es aussah. „Gut. Lassen Sie uns jetzt die Bilder aussuchen.“, sagte die Frau fröhlich und wir begannen. Es war teilweise echt schwer, sich das bessere Bild auszusuchen. Aber es dauerte gerade mal fünfzehn Minuten. Das Einfügen und so machte die Frau flink und ordentlich. Der Kalender wurde mit einem Spezialdrucker gefertigt und ich konnte ihn gleich mitnehmen. Doch bevor ich ging, wollte die Frau mich noch etwas fragen. „Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich einige Ihrer Bilder im Schaufenster ausstellen würde? Die Bilder sind nämlich mit Abstand die besten, die ich je geschossen habe.“ „Klar. Kein Problem. Aber erst in vier Tagen oder so. Es könnte nämlich sein, dass mein Freund auf die Idee kommt, mal in die Stadt zu gehen und dann zufällig hier vorbeikommt.“ „Kein Problem. Möchten sie noch eine Widmung unter die Ausstellungsbilder haben?“ „Ja. Schreiben Sie einfach ‚Für Akatsuki’.“ „Alles klar. Dann hoffe ich, dass Ihr Geschenk gut ankommen wird. Daran zweifle ich allerdings nicht im Geringsten.“ Sie lächelte mir noch einmal zu, bevor sie mir den eingetüteten Kalender gab. Ich verließ jetzt das Geschäft und schaute auf eine Uhr, die in einem anderen Laden hing. Ich hatte etwas mehr als eine Stunde gebraucht. Und jetzt konnte ich in Ruhe zurück zu Akatsuki gehen. Und selbst, wenn er auf die Idee kommen würde, in die Tüte zu schauen, würde er nichts sehen, weil der Kalender an sich noch schon mit schwarzem Papier verpackt war. Als ich bei dem Café ankam, saß Akatsuki schon draußen an einem der Tische und trank etwas. Ich ging auf ihn zu und setzte mich zu ihm. „Na? Hast du mein Geschenk?“, fragte er mich grinsend und schlürfte an seinem Getränk. Ich nahm den Geruch war. Akatsuki trank einen Cappuccino. Er winkte die Bedienung ran und bestellte für mich auch einen. „Ja, habe ich. Und das einzige, was ich dazu sagen kann, ist, dass es eine Heiden Arbeit war. Aber es hat sich gelohnt.“ Ich lächelte ihn vielsagend an und trank einen Schluck. „Jetzt bin ich erst richtig gespannt auf mein Geschenk.“ Wir redeten noch eine halbe Ewigkeit und als wir fertig waren, hakte ich mich bei Akatsuki ein und wir machten uns auf den Rückweg. Kapitel 91: Partytime! ---------------------- Die nächsten drei Tage zeigte mir Akatsuki den Rest des Anwesens und seiner Umgebung und wir machten wieder viel Blödsinn. Und heute war Akatsukis Geburtstag. Als ich aufwachte, sah ich, dass er noch schlief. Ich stand leise auf und holte den Kalender aus seinem Versteck. Nachdem ich aufs Bett gekrabbelt war, legte ich den Kalender beiseite und drehte den auf der Seite liegenden Akatsuki auf den Rücken. Dann setzte ich mich auf ihn rauf. Dadurch wurde er natürlich wach und sah mich verschlafen an. Ich grinste breit und sagt laut: „Alles Gute zum Geburtstag, Großer!“ Ich beugte mich vor und küsste ihn lange und ausgiebig. Dabei setzte sich Akatsuki auf und ich saß auf seinem Schoß. „Dankeschön, Süße.“, sagte er und lächelte mich ebenfalls an. Dann griff ich nach rechts und nahm den Kalender. Ich überreichte ihn feierlich an Akatsuki. „Hier. Ich hoffe, dass du davon hellauf begeistert sein wirst.“ Akatsuki nahm in und entfernte erstmal das Papier. „Wow.“, sagte er als einziges, als er das Cover sah. Dann blätterte er auf die erste Seite. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte er und sah mich freudestrahlend an. „Das hast du also in der Stadt gemacht. Ich kenne den Laden. Ich bin da zufällig mal vorbeigekommen. Die machen tolle Fotos. Und wenn du mir jetzt noch sagst, dass Bilder von dir dort ausgestellt werden…“ „Ja, werden sie. Aber erst ab heute. Hätte ja sein können, dass du in den drei Tagen mal dort vorbeikommst. Und jetzt blättere weiter.“ Akatsuki tat wie geheißen und schlug die nächste Seite um. Er sah sich jedes Bild genaustens an und seine Augen wurden immer größer. Und als er zum Julibild kam, schien er die Luft anzuhalten. „In Echt wäre das noch viel schöner.“, sagte er und grinste. Ich grinste ebenfalls. „Warte mal ab bis heute nach der Party…“, sagte ich und küsste ihn. „Toll. Die Nacht hat gerade erst begonnen und bis die Sonne wieder aufgeht, vergeht noch so viel Zeit.“ „Tut mir leid, aber da musst du dich noch ein wenige gedulden.“ Akatsuki sah sich weiter den Kalender an. Als er fertig war, legte er ihn zur Seite und umarmte mich liebevoll. „Das ist wirklich ein wahnsinnig tolles Geschenk. Das kann keiner mehr übertreffen. Ich danke dir von ganzem Herzen.“ „Für dich habe ich das gerne gemacht. Ich hatte zwar anfangs etwas Hemmungen, aber als ich an dich dachte, fiel es mir gleich leichter.“ Wir küssten uns lang und innig und Akatsuki streichelte meinen Kopf. Nachdem wir uns widerwillig voneinander lösten, standen wir auf und zogen uns an. Wir gingen hinunter in die Empfangshalle, wo seine Eltern schon auf uns warteten. In der Halle standen jetzt viele Blumen. Die waren vermutlich von Verwandten oder so, die Akatsuki gratulierten. Dann sah ich, dass Akatsukis Mutter eine Menge Briefe in der Hand hatte. Diese gab sie jetzt Akatsuki und wünschte ihm vorher schon alles Gute. „Jetzt kannst du tun und lassen, was du willst.“, sagte Hitomi. „Das habe ich dich vorher auch schon gemacht.“, grinste Akatsuki. „Stimmt, aber jetzt sagen wir nichts mehr dagegen.“, erwiderte Shinji und dann gab er Akatsuki zwei Umschläge. Der erste war ein Anteil am Familienimperium der Kains, welches Akatsuki irgendwann ganz übernehmen würde. Er freute sich nicht richtig darüber, bedankte sich aber höflich. Dann öffnete er den zweiten Umschlag. Er entfaltete den Zettel und las ihn einmal und dann noch einmal. „Eine Erlaubnis, weiterhin auf die Cross Academy gehen zu dürfen?“, fragte er verwundert. Mir fiel mit Schrecken ein, dass das ja der eigentliche Grund gewesen war, weshalb ich mit zu Akatsuki wollte. „Ja. Wir hatten eigentlich vorgehabt, dich das letzte Jahr von einem speziellen Privatlehrer unterrichten zu lassen. Aber wir haben uns umentschieden, als du uns von Sai erzähltest. Und als sie dann hier war, waren wir uns einig, euch nicht zu trennen, nur wegen des einen Jahres. Als wir ernsthafter darüber nachdachten, kam uns diese Idee total absurd und herzlos vor. Deshalb haben wir dir die Erlaubnis schriftlich gegeben.“ „Danke!“, sagte Akatsuki ernsthaft erfreut und umarmte mich dann stürmisch. „Jetzt steht uns nichts mehr im Weg.“, sagte er zu mir. „Ja.“, sagte ich nur und drückte mich an ihn ran. „Also, die Party geht in zwei Stunden los. Noch genug Zeit, um sich zu stylen.“, sagte Hitomi. „Sai, würdest du bitte mit mir mitkommen?“ „Klar.“ Und zu Akatsuki mit einem Kuss: „Bis nachher.“ Dann folgte ich Hitomi die Treppe hinauf. Sie führte mich in ein Zimmer, das vermutlich ihr gehörte. Es sah alles sehr feminin eingerichtet aus. „Ich habe was Schönes mit dir vor. Gestern war ich einkaufen und fand da ein Kleid, welches ich wunderschön fand. Ich wusste nur deine Größe nicht, deshalb habe ich das Kleid in drei verschiedenen Größen besorgt. Ich hoffe, es gefällt dir.“ Sie ging zu einem Tisch, auf dem drei große Tüten lagen. Eine nahm sie und brachte sie mir. Ich nahm sie und öffnete die Tüte. Das Kleid, welches darin war, war absolut umwerfend. Es war ein schwarzes Seidenkleid, das bis über die Knie ging. Es war Schulterfrei und gehalten wurde es an der Brust mit einem breiten Bund. Das Kleid war bis zur Taille schmal geschnitten und unten war es etwas weiter geschnitten. Es war wirklich hübsch. Ich nahm es und hielt es vor mich an den Körper. „Wunderbar!“, sagte Hitomi und strahlte mich an. „Ein Paar Schuhe habe ich auch dazu gekauft.“ Ich sah sie verwundert an, als sie ein Paar schwarze High Heels aus einem Karton holte. „Aber… das kann ich doch nicht annehmen…“, sagte ich verlegen. „Natürlich kannst du. Du bist schließlich meine Schwiegertochter.“ Sie lächelte mich nett an. “Vielen Dank, Hitomi.“, sagte ich und lächelte ebenfalls. Dann verließ ich ihr Zimmer mit einem Kleid in meiner Größe. Ich hatte es aber in der Tüte gelassen, damit Akatsuki es nicht sah. Als ich in sein Zimmer kam, räkelte dieser sich gerade auf dem Sofa mit einem roten Apfel in der Hand. Er sah fern, doch als ich eintrat, sah er auf. „Was wollte meine Mutter von dir?“ „Wirst du nachher sehen.“, sagte ich grinsend und ging ins Schlafzimmer. Doch dann streckte ich noch einmal den Kopf aus der Tür. „Und komm nicht rein.“ Dann schloss ich die Tür und ging zum Paravent. Ich kramte aus dem Schrank eine kleine Tüte, mit dem Logo eines Dessouladens. Daraus holte ich eine Hotpants aus feinem Stoff, einen BH aus demselben Stoff, der durchsichtige Träger hatte, und ein durchsichtiges Top, ebenfalls mit durchsichtigen Trägern. Es hatte eine kleine, süße Schleife, die es geschlossen hielt. Nachdem ich alle meine Sachen ausgezogen hatte, zog ich die Unterwäsche und das Kleid an, schlüpfte in die High Heels und ging mit etwas Make-up vor den großen Spiegel im Zimmer. Ich machte mich noch etwas zurecht und kämmte meine Haare. Dann trat ich aus dem Zimmer und stellte ich mich mit einer sexy Pose in die Tür und wartete auf Akatsukis Reaktion. Und dies kam auch gleich. Akatsuki sah mich, ließ den Apfel fallen und sah mich mit offenem Mund an. Dann wolle er aufstehen und stolperte. Doch er fing sich wieder und kam auf mich zu. „Wow… Wen willst du heute denn alles herumbekommen?“ „Nur dich, Süßer.“, sagte ich verführerisch und fingerte etwas an seinem Hemd herum. Ich konnte fast spüren, wie erregt er war. Akatsuki konnte seinen Blick nicht mehr von mir abwenden. Ich war fast auf Augenhöhe mit ihm, weil die High Heels wirklich hoch waren. Dann küsste ich ihn, was ihn aber nur noch schärfer auf mich machte. Doch er musste sich beherrschten, weil er wusste, was ihn am Ende des Tages erwartete. „Und jetzt gehst du dich umziehen. Die Party wird auch bald losgehen.“ Akatsuki löste sich von mir und ging dann an mir vorbei ins Schlafzimmer. Ich hingegen ging zum Sofa und setzte mich. Ich hob Akatsukis angefangenen Apfel auf und legte ihn auf den Tisch. Wegschmeißen kann man den später immer noch. Nach fünf Minuten kam er wieder raus und sah umwerfend aus. Er trug eine schwarze Hose und ein blutrotes Hemd. Darüber hatte er noch ein schwarzes Jackett. Das Hemd war ausnahmsweise geschlossen. Umso besser. So hatte ich wenigstens heute Abend auch mal was zu tun. Er kam auf mich zu und reichte mir die Hand, um mir aufzuhelfen. „Du siehst klasse aus.“, flüsterte ich ihm ins Ohr, als ich ihn umarmte. „Hast DU mal in den Spiegel gesehen? Wenn hier einer klasse aussieht, dann du.“, sagte er und küsste mich. „Schon gut. Lass uns runtergehen. Deine Gäste werden sicher bald da sein.“ Wir machten uns auf den Weg nach unten. Die Party sollte draußen stattfinden. Dort waren schon viele Tische und Sitzmöglichkeiten aufgebaut. Unter anderem Sofas. Von den Gästen waren schon einige da und kamen gleich auf Akatsuki zu, um zu gratulieren. Ich ging schon mal auf eines der Sofas und machte es mir bequem. Als ich so dasaß, beobachtete ich Akatsuki und die Gäste. Und als die Gäste mich sahen, machten sie große Augen. Sie fragten Akatsuki gleich wer ich denn sei. Freudestrahlend erzählte es ihnen Akatsuki. Er winkte mir zu und ich winkte lächelnd zurück. In der nächsten halben Stunde hatte Akatsuki nur mit seinen Gästen und deren Geschenke zu tun. Ich saß immer noch allein auf dem Sofa. Ab und zu kam mal einer der Gäste, die ich nicht kannte und wir unterhielten uns kurz. Dann wollten sie lieber ein Glas Blut haben und entschuldigten sich bei mir. Ich holte mir später ebenfalls ein Glas und ging wieder zu meinem Platz. Gerade, als Akatsuki wieder zu mir zurück wollte, kam Kaname an. Er hatte ebenfalls ein kleines Geschenk in der Hand und zwei Karten. Vermutlich die Einladungen zu seinem Geburtstag. Er begrüßte Akatsuki wie immer und gab ihm sein Geschenk und eine Karte. Dann ließ Kaname seinen Blick über die Party schweifen, bis er mich fand. Er kam zu mir. „Hallo Sai. Wie geht’s?“ „Super, Danke. Aber in den Ferien ist schon einiges passiert. Ich werde es dir später mal erzählen.“ Ich trank aus meinem Glas, welches ich in der rechten Hand hielt. Kaname bemerkte den Ring. „Ist es das, was ich denke?“, fragte er und zeigte auf den Ring. „Ich weiß ja nicht direkt, was du denkst.“ Kaname zeigte auf Akatsuki. „Verlobungsring?“ „Jepp.“, sagte ich und grinste frech. Dann umarmte mich Kaname. „Herzlichen Glückwunsch euch zwei. Ich hoffe sehr, dass ihr glücklich werdet.“ „Bestimmt. Danke.“ Wir lösten uns wieder voneinander und Kaname überreichte mir die andere Karte. „Ich denke mal, dass du schon wusstest, dass du zu meinem Geburtstag eingeladen bist. Aber ich gebe es dir noch mal schriftlich.“ Ich sah mir die Karte an. Sie war handgeschrieben und das sehr sauber. „Ich freue mich drauf. Wünscht du dir etwas Besonderes?“ „Nein. Eigentlich nicht. Ich habe alles, was ich mir wünsche. Aber du könntest mir etwas von dem tollen Blut mitbringen.“ „Mach ich doch glatt.“ Er verabschiedete sich von mir, weil er noch etwas Wichtiges zu tun hatte und ging dann zu Akatsuki, um sich bei ihm ebenfalls zu verabschieden. Dann war er weg. Endlich kam Akatsuki zu mir und setzte sich in die Ecke des Sofas, um mich anschließend zu sich heranzuziehen. Ich saß nun zwischen seinen Beinen mit dem Kopf auf seiner Brust. Ich lehnte mich quasi in ihn rein und er hatte seine Arme um meinen Bauch geschlungen. „Du bist heute wieder so wunderschön.“, flüsterte er in mein Ohr. „Und du bist heute wieder besonders heiß.“, sagte ich ebenfalls so leise. „Ich freu mich schon, wenn die Party vorbei ist.“ Er lachte. „Konnte ich mir schon denken. Aber du darfst heute nicht gleich alles überstürzen.“ „Wie meinst du das?“ „Dass du mich vorher auch mal betrachten sollst. Du wirst nachher schon sehen, was ich meine.“ Dabei beließ ich es. Er hatte es schon verstanden. Die Party war echt toll. Wir standen später auch auf, um mal Tanzen zu gehen. Die Musik war allererste Spitze. Und auch die Torte, die extra für Akatsuki angefertigt wurde, hat klasse geschmeckt. Als ich mit meinem Stück neben Akatsuki auf dem Sofa saß und mir gerade etwas Sahne von meinem Finger leckte, meinte er: „Heb doch was für nachher auf.“ Erst sah ich ihn verständnislos an. Doch dann dämmerte mir, was er meinte. Ich grinste. „Heb du doch was auf. Ich esse mein Stück auf.“ „Mach ruhig. Wir haben noch extra Sahne im Kühlschrank. Ich werde sie nachher holen.“ Jetzt grinste er über beide Ohren. Ob er es wirklich ernst meinte oder ob er nur spaßte, konnte ich nicht sagen. Ich würde mich also überraschen lassen müssen… Wir feierten, bis es hell wurde. Dann machten sich aber die Gäste ziemlich schnell aus dem Staub. Sie verabschiedeten sich alle noch höflich von uns und stiegen dann in ihre abgedunkelten Autos ein. Ich machte mich schon auf den Weg ins Haus und als ich mich umsah, war von Akatsuki nichts zu sehen. Langsam stieg ich die Treppe hoch und schlug den Weg zu Akatsukis Zimmer ein. Ich betrat das Wohnzimmer und streifte meine Schuhe schon mal ab. Als ich mich gestreckt hatte, betrat ich das Schlafzimmer. Und bekam große Augen, als ich meinen Blick auf das Bett richtete. Dort lag Akatsuki. Er hatte sich sein Hemd ausgezogen und hatte eine Dose Sprühsahne in der Hand. Und er grinste mich frech an, während er sie hin und her schüttelte. Irgendwie sah das so lustig aus, dass ich anfing mit lachen. „Und ich dachte, du verarschst mich nur.“, sagte ich unter Lachen und hielt mich am Türrahmen fest. „Ich habe gesagt, dass ich die Sahne holen werde und ich habe es getan. Ich mache keine leeren Versprechungen.“ Ich fasst mich wieder du ging auf Akatsuki zu, der sich aufrichtete und seine Beine über die Bettkante schwang. Ich setzte mich rittlings auf ihn drauf und gab ihm einen zärtlichen Kuss. „Und was ist deine Überraschung?“, frage er mich zwischen zwei Küssen. „Mach das Kleid auf und du wirst es sehen.“ So schnell, wie er mir das Kleid auszog, konnte ich gar nicht gucken. Und schon war ich nur noch mit meiner Unterwäsche bekleidet. „Wow. Das sieht echt sexy aus. Hast du das extra für mich besorgt?“, fragt Akatsuki, nachdem er mich eingehend studiert hatte. „Ja. Ich dachte, dass du den Kalender vielleicht so toll findest, dass du das auch in Echt haben willst.“ „Du kennst meine Gedanken wirklich gut. Ich bin beeindruckt.“ Dann gab er mir wieder einen Kuss. Akatsuki rutschte nach hinten aufs Bett und ich folgte ihm. Dabei zog ich ihm irgendwie die Hose aus. Dann spürte ich etwas Kaltes in meiner Hand und sah, dass ich die Sprühsahne unter meiner Hand hatte. Ich nahm sie, setzte mich wieder auf Akatsuki drauf und sah ihn grinsend an. Dann öffnete ich die Sprühflasche. Wartend sah mich Akatsuki an und grinste dann wieder unverholen. Ich hielt die Dose über seinen Oberkörper und drückte etwas Sahne heraus. Nachdem ich die Flasche weggelegt hatte, beugte ich mich vor, um die Sahne mit meiner Zungenspitze wegzulecken. Akatsuki lachte etwas, weil es kitzelte. Während ich vornüber gebeugt war, hatte er seine Hände auf meinem Rücken und er versuchte mir mein durchsichtiges Top auszuziehen. Er schaffte es und setzte sich dann auf. Wir küssten uns wieder und nach wenigen Augenblicken war unsere Unterwäsche auf dem Boden. Heute war Akatsuki mal wieder so zärtlich, wie schon lange nicht mehr. Das lag vielleicht daran, dass er seinen Willen bekommen hatte und die Sahne beim Akt seine Verwendung fand… Den nächsten Abend verbrachten wir fast ganz im Bett, weil wir beide zu faul waren, aufzustehen. Doch irgendwann klingelte mein Handy, welches ich auf meinem Nachttisch zu liegen hatte. Mit geschlossenen Augen tastete ich danach und nahm ab. „Ja?“, fragte ich. Es war Dro und er sagte uns wann und wo wir hinkommen sollten. Erst wusste ich nicht, was er meinte. Doch dann fiel mir wieder der Videodreh ein. Es war schon am nächsten Tag. Ich sah Akatsuki an und er dachte dasselbe, wie ich. Es würde bald hell werden und jetzt noch aufzustehen, wäre Blödsinn. Also blieben wir liegen. Wir haben nicht einmal Hunger oder so bekommen. Und zur Not hatten wir noch die Sahne neben dem Bett. Ich kuschelte mich wieder an ihn ran und er legte seine Arme um mich. „Morgen werden wir in einem Musikclip spielen. Ich finde das irgendwie übelst cool. Und du?“, fragte ich Akatsuki. „Ja, find ich auch. Aber ich bin echt gespannt, was wir überhaupt machen müssen. Vielleicht ja was Unanständiges…“ „Kannst du nicht mal an was anderes denken?“, lachte ich. Jetzt musste ich auch darüber nachdenken, weil Dro wirklich nichts gesagt hatte. Bei meinem Glück war es nachher genauso, wie Akatsuki jetzt sagte. Und dann würde es lustig werden. Aber ich verdrängte diese Gedanken für heute erstmal und machte mich daran, meine Hände über Akatsukis Oberkörper gleiten zu lassen. „Machst du außer Reiten noch anderen Sport?“, fragte ich dann auf einmal. „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Na ja, so ein toller Körper entstand sicher nicht ganz ohne Hilfe. Oder zumindest könntest du ihn nicht ohne Sport so halten, wie er jetzt ist, weil du einen Appetit wie ein Scheunendrescher hast.“ „Du weißt doch, wo wir das eine Mal im Haus ‚Mond’ schwimmen waren? In diese Fitnessräume bin ich fast alle drei Tage gegangen. Aber mit dir zusammen brauchte ich das nicht mehr, wenn du verstehst, was ich meine.“ Akatsuki grinste. „Ja, ich verstehe. Aber wir können nächstes Jahr auch mal gern zusammen dort hinunter gehen. Erst etwas an den Geräten trainieren und dann schwimmen gehen.“ „Gut. Das machen wir. Das können wir übrigens auch hier schon machen. Ich habe hier meinen eigenen Fitnessraum. Lass uns dort mal nächste Woche oder so runtergehen.“ „Klar.“ Dann wurde ich langsam müde und kuschelte mich noch enger an meinen Großen ran. Die Sonne wollte gerade aufgehen und da war ich auch schon eingeschlafen. Kapitel 92: Der Videodreh und Kanames B-Day ------------------------------------------- Heute war der Tag des Videodrehs gekommen und wir waren ziemlich früh wach. Ich schwang meine Beine über den Bettrand und streckte mich erstmal richtig aus. Mit einem Seufzer stand ich schließlich richtig auf und ging zum Schrank, um mir was rauszusuchen. Auch Akatsuki hatte sich aus dem Bett gequält. Wenn ich nicht mit im Bett war, fand er es öde. Ich sah es genauso, aber ich sagte es nicht. Nachdem ich was Passendes angezogen hatte, gingen wir was essen. Als auch das beendet war, gingen wir raus und stiegen in die Limousine ein, um zum Drehort zu fahren, der glücklicherweise nicht sehr weit weg war. Ich sah mich dort um, nachdem wir dort ankamen. Es war eine große Halle, vor der schon mehrere Wohnwagen und ein großes Zelt aufgebaut waren. Auf den Wohnwagen waren überall die DSA-Logos und auch das Zelt wurde von einem großen Stern verziert. Überall wuselten Leute mit Kameras, Kabeln, Scheinwerfern und so weiter herum. Unter ihnen sah ich Dearborn, weil er immer überall hervorstach. Mit Akatsuki am Arm marschierte ich in Richtung Dearborn, um auf uns aufmerksam zu machen. Er sah uns auch gleich und kam lächelnd auf uns zu. „Hey Leute! Schön, dass ihr da seid. Wir müssen noch alles besprechen. Geht schon mal zu Dro in seinen Wohnwagen. Die anderen suche ich noch und wir kommen dann zu euch.“ „Alles klar. Bis nachher.“, erwiderte ich und wir machten uns auf den Weg zu Dros Wohnwagen. Man erkannte ihn sehr gut daran, dass er bis zur Unkenntlichkeit mit DSA-Logos und Jägermeister-Aufklebern zugekleistert war. Ich ließ Akatsukis Hand los und stieg auf die kleine Treppe zur Wohnwagentür, um zu klopfen. „Jaha! Moment!“, rief eine bekannte Stimme von drinnen. Und wenig später riss Dro die Tür auf. „Sai! Akatsuki! Klasse, dass ihr schon so früh da seid. Umso mehr Zeit haben wir, um alles zu besprechen. Kommt rein und ignoriert bitte das Chaos.“ Also Chaos war noch untertrieben. Man konnte den Boden fast nicht mehr sehen und überall lagen Klamotten herum. Aber das Bett, das Sofa und die Paar Stühle waren komischerweise alle frei. Dro nahm auf seinem Bett Platz und mit Akatsuki setzte ich mich auf das Sofa. „Also. Das hier ist unser Videovorschlag.“, sagte Dro und hielt mir einen Zettel hin. Es waren alles Notizen. Und die lauteten ungefähr so: Sai um Hals schweres Halsband und mit Kette an Wand gekettet, Hände gefesselt, kurze Klamotten (schon vorhanden), Akatsuki ist Entführer, hält Sai in Lagerhalle gefangen, Dro kommt hin, Prügelei mit Akatsuki, A. unterliegt, Sai kommt frei, Dro aber in Wirklichkeit auch Kidnapper, A. und D. Erzfeinde, Streit um eine Frau, Ende: beide tot, Sai läuft mit halb zerrissenen Klamotten in die Nacht. „Verdammt Akatsuki. Woher wusstest du nur, was uns erwartete?“, fragte ich an Akatsuki gewandt und sah ihn erstaunt an. „Ich habe keine Ahnung.“ „Ach, ihr seid doch Kerle und die sind doch alle gleich.“, sagte ich gespielt eingeschnappt. Dro lachte und Akatsuki sah mich beleidigt an. „Bist du dir da sicher?“, fragte er dann plötzlich ganz nah an meinem Ohr. Ich drehte mich zu ihm und er gab mir einen kurzen Kuss. Dann klopfte es an der Tür und Dro stand auf, um sie zu öffnen. Herein kam der Rest von DSA. „Und? Sind sie einverstanden mit dem Konzept?“, fragte Dearborn. Dro sah uns fragend an, weil wir ja keine konkrete Meinung geäußert hatten. Akatsuki sah mich ebenfalls an. An mir hing jetzt wahrscheinlich die Entscheidung, ob ich das machte oder nicht. „Ja. Von mir aus. Aber was meint ihr mit ‚schon vorhanden’ hinter dem Stichwort ‚kurze Klamotten’?“ Ich sah an mir hinab. Meine Klamotten waren auch zwar alles andere als lang, aber bestimmt nicht das, was die wollten. „Damit ist gemeint, dass wir für euch schon Sachen organisiert haben. Aber da wir eure Größen nicht kennen, mussten wir mehrere Outfits besorgen. Also ist alles schon da. Und weil dieses Video nicht langweilig werden soll, haben wir für dich eben kurze Sachen besorgt.“ Dro grinste. Ich sagte doch ‚Typisch Kerle’. Ich nickte. Dann standen wir auf und verließen den Wohnwagen, um zu der Halle zu gehen. Davor stand noch ein extra Wohnwagen, auf dem ‚Umkleide’ stand. Er war ziemlich groß. Vermutlich waren dort alle Klamotten drin. Doch erstmal sollten wir uns die Kulisse ansehen. Dazu betraten wir die Halle, in der ebenfalls viele Leute mit Technik umhereilten. Im hinteren Teil der Halle standen schon mehrere Kulissen. Dearborn und die anderen erklärten uns alles und dann sollte es auch so bald wir möglich losgehen. Mit Akatsuki zusammen ging ich wieder zurück zum Umkleidewagen. Ein junger Mann und eine junge Frau hießen uns Willkommen und zerrten uns gleich in die entgegen gesetzten Hälften des Wohnwagens. Dort bekamen wir unsere Outfits. Meines war wirklich kurz… Dann ging es in die Maske. Uns wurden die Haare gemacht und geschminkt wurden wir ebenfalls. Das Endergebnis war mehr als professionell. Wir sahen einfach klasse aus. Obwohl sie nicht viel Make-up bei uns brauchten. Denn Vampire sehen immer gut aus. Auch ohne Schminke. Nun ging es wieder zurück zum Set. Wir wurden schnell, aber konkret in alles eingewiesen, was wir zu tun hatten. Wir mussten an zwei verschiedenen Sets drehen. Am ersten waren schon die Jungs von DSA und drehten das eigentliche Musikvideo. Oder zumindest den ersten Teil, weil dann Dro zu uns musste. Während sie den ersten Musikteil machten, drehten wir schon die Szenen meiner Gefangenschaft. Dann kam Dro und die Klopperei begann. Es dauerte fast die ganze Nacht, aber ich denke, dass dieser Dreh so gut wie kein anderer lief. Denn wir mussten gerade mal eine einzige Szene nachdrehen, weil Dro und Akatsuki anfingen mit lachen. Auch bei dem Musikteil lief alles reibungslos. Unglaublicherweise hatten wir das ganze Video also in einer Nacht gedreht. Kurz bevor es hell wurde, hatten wir die letzte Szene im Kasten. Die Feinarbeiten wurden dann später gemacht. Wir hatten jetzt Feierabend. „Das war ja ein halbes Erotikvideo.“, sagte Akatsuki zu mir auf der Rückfahrt zu seinem Anwesen. „Warum?“ „Weil du so verdammt geil ausgesehen hast. Und das mit dem Fesseln fand ich besonders anregend…“ Akatsuki kam ganz nah zu mir heran. Er hatte seinen Arm um mich gelegt. Sein Kopf war jetzt an meinem Hals und er küsste ihn. „Hätte ich das eher gewusst, hätte ich in dem Kalender für dich ja auch so was machen können.“ „Wir können doch unsere eigenen Fotos machen. Solche Läden gibt es in unserer kleinen Stadt auch, habe ich gesehen.“ „Aber ich will nicht in so einen Laden gehen. Die sind mir nicht geheuer.“ „Dann gehen wir eben in eine Tierhandlung und holen ein tolles Halsband mit Kette.“ Er lachte und ich hatte ein seltsames Bild vor Augen, welches ich hier nicht näher erläutern will. Wir waren wieder bei Akatsuki angekommen und beeilten uns, damit wir vor Sonnenaufgang ins Haus kämen. Dafür gingen wir umso langsamer die Treppe hoch und bogen Richtung Akatsukis Zimmer ab. Ich schlug gleich den Weg zum Schlafzimmer ein, wo ich mir beim Umziehen ebenfalls viel Zeit ließ. Auch Akatsuki schien ziemlich fertig zu sein. Als er seine Schlafhose anhatte, ließ er sich bäuchlings aufs Bett fallen und rutschte dann mit langsamen Bewegungen nach oben, um sein Gesicht anschließend im Kissen zu vergraben. Ich legte mich ebenfalls ins Bett und krabbelte zu Akatsuki. „Willst du ersticken?“, fragte ich ihn und drehte ihn um. Ich konnte aber nur noch sein rhythmisches Atmen feststellen. Der war wirklich schon eingeschlafen. Ich sah ihn fassungslos an und legte dann eine Decke über ihn. Ich nahm mir ebenfalls eine und deckte auch mich zu. Dann suchte ich mir wieder eine bequeme Schlafposition und war auch bald weggepennt. In den nächsten Tagen waren Akatsuki und ich meistens unten im Fitnessraum und machten dort viel Mist. Mal davon abgesehen, dass ich mir fast eine Hand beim Gewichtheben gebrochen hätte, war alles ganz cool. Heute war Kanames Geburtstag. Ich wollte ihn dann gleich noch fragen, warum er denn nicht länger auf Akatsukis Geburtstag gewesen war. In der Woche hatte ich schon zusammen mit Akatsuki ein Geschenk besorgt. Ich hatte es aber eigenhändig verpackt. Wir zogen uns beide elegant an und machten uns auf den Weg zu Kanames Anwesen. Ich bestaunte es, als wir dort ankamen. Es war so groß, wie das von Akatsuki und auch ebenso schön. Wir stiegen aus und wurden von einem Kaname empfangen, der ganz in schwarz gekleidet war. Es kam mir auch so vor, als würde er seine Freude nur vortäuschen. Nachdem ich ihm sein Geschenk gegeben hatte, umarmte ich ihn unbewusst auch länger. Dann führte er uns zu dem Platz, auf dem gefeiert werden sollte. Nach einer Stunde waren alle Gäste da. Aber mir fiel auf, dass doch eine ganz wichtige Person fehlte. Es war Ruka. Ich ging zu Kaname und fragte ihn, wo denn Ruka sei. Seine Miene wurde finster und er sah unheimlich traurig aus. „Sie ist vor zwei Tagen verstorben.“ „Was?! Aber… wieso? Warum? Was ist passiert? Ich verstehe das nicht…“ Ich brach in Tränen aus und Kaname umarmte mich ganz fest. „Sie hatte eine tödliche Hirnhautentzündung. Sie klagte oft über Kopfschmerzen, doch niemand hatte geahnt, dass es so schlimm sein würde. Kurz vor Akatsukis Geburtstag kam sie ins Krankenhaus. Deshalb bin ich auch so überstürzt von eurer Party verschwunden. Ich wollte wieder zu Ruka ins Krankenhaus. Sie hat unheimlich gelitten… Doch jetzt ist alles vorbei…“ Ich konnte nichts erwidern, weil ich von neuerlichen Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Akatsuki war nicht mit mir zu Kaname rüber gegangen. Er stand bei Ichijou und hatte sich eben nach mir umgesehen. Schnell war er bei mir und wolle wissen, was los sei. „Ruka… sie ist…“, konnte ich nur hervorbringen. Akatsuki stand wie vom Donner gerührt da und konnte nichts sagen. Ich ließ Kaname los und sah Akatsuki an. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos und er sah mich mit leeren Augen an. Ich drückte mich in seine Arme, die er auch prompt um mich legte. Ich konnte spüren, wie sein Körper zitterte. „Warum müssen die guten Vampire immer zuerst sterben?“, fragte er mit seltsam ruhiger Stimme. „Ich weiß es nicht.“, erwiderte Kaname. „Aber es tut mir Leid, dass ich euch jetzt damit die Party verdorben habe.“ „Hast du nicht.“, sagte ich leise. „Lasst uns auf sie trinken.“ Wir holten uns mit Blut gefüllte Gläser und erhoben sie. „Auf Ruka!“, rief ich und alle anderen erhoben auch ihre Gläser. „Möge ihre Seele gut bei Satan aufgehoben sein!“ Wir stießen an und leerten unsere Gläser. Trotz dieser schlimmen Überschattung hatten wir einigermaßen Spaß. Der Gedanke daran, dass es ihr jetzt besser gehen würde, munterte mich immer wieder auf. Trotzdem tat es wieder so unendlich weh, einen guten Freund verloren zu haben. Jetzt hatte ich schon drei meiner besten Freunde durch irgendetwas Unvorhergesehenes verloren. Später stießen wir selbstverständlich auch noch auf Kaname an, weil dieser ja schließlich Geburtstag hatte. Dadurch konnten wir ihm auch ein ehrliches Lächeln abgewinnen. Es wurde noch eine schöne Nacht mit viel Tanz, Musik und sogar einen Unterhalter hatte Kaname engagiert. So konnten wir alles vergessen. Doch auch diese Nacht ging zu Ende. Aber weil Akatsuki und ich so weit weg wohnten, bat uns Kaname ein Zimmer bei sich an. Wir wollten es erst ausschlagen, doch wir waren total müde und so nahmen wir an. Er führte uns hinauf in den Korridor, wo auch Kanames Zimmer lag. Daneben hatte er ein Gästezimmer mit einem riesigen Bett. „Euch zu trennen wäre ja absolut unvampirisch. Also, eine angenehme Tagruhe wünsche ich euch.“ Kaname verabschiedete sich mit einem Lächeln und ging in sein Zimmer. Wir betraten das Gästezimmer und fanden uns in einem Wohnraum wieder. Daran grenzten alle anderen Zimmer und ich machte mich gleich auf die Suche nach dem Schlafzimmer. Ich fand es auch schnell und holte Akatsuki, der sich in eine kleine Küche verlaufen hatte. Ich trat an die Fenster und zog die Vorhänge zu. Dann kam auch schon Akatsuki rein und zog sein Hemd aus. Er warf es ohne hinzusehen auf einen Stuhl und kam dann zu mir, um mir ebenfalls mein Hemd auszuziehen. Ich ließ ihm seinen Spaß und wehrte mich nicht. Nun war auch mein Rock dran und seine Hose landete ebenfalls gleich auf dem Stuhl. In Unterwäsche gingen wir zum Bett und legten uns hin. Eng an Akatsuki gekuschelt, fand ich den Weg ins Reich der Träume. Am nächsten Abend war ich früh wach und stand auch gleich auf, um mich anzuziehen. Akatsuki hingegen lag noch im Bett. Er lag auf dem Bauch und die Decke hing gerade so über seinem Hintern. Das Kissen hatte er halb unter sich zu liegen und umarmte es irgendwie. Ich holte schnell mein Handy hervor und schoss davon ein Bild. So schnell hat man einen neuen Hintergrund im Handy. Dann machte ich mich auf ins Bad, um mich frisch zu machen. Kurz nachdem ich damit fertig war, klopfte es an der Tür und ich ging sie öffnen. Es war Kaname. „Schönen guten Abend, Sai. Ich schätze mal, dass Akatsuki noch schläft. Stimmt’s?“, sagte er mit einem Lächeln. Ich nickte grinsend. „Vielleicht schaffst du es ihn wach zu bekommen. In einer viertel Stunde gibt es Essen. Folge einfach dem Geruch.“ „Alles klar. Ich gebe mein Bestes, um Akatsuki wach zu bekommen.“ Kaname ging und ich schloss die Tür. Im Schlafzimmer angekommen, krabbelte ich langsam auf das Bett und in Richtung Akatsuki. Er lag etwas auf der Seite, aber das hinderte mich trotzdem nicht daran, mich der Länge nach auf seinen Rücken zu legen. Ich begann seinen Kopf zu streicheln, um ihn sanft zu wecken. „Hmmm…“, kam es nur von Akatsuki, der sich jetzt bemerkbar machte und sich etwas drehte. Dadurch fiel ich herunter und ich musste lachen. Dann drehte er sich ganz zu mir herum und sah mich verschlafen mit halb offenen Augen an. Als er mitbekam, wer ihn da angrinste, grinste er ebenfalls sein für ihn typisches Grinsen. „Guten Abend, Süße. Schon wach?“ „Ja. Kaname war schon da und sagte mir, dass wir bald essen kommen sollen. In fünf Minuten müssen wir unten sein.“ „Ob ich bis dahin fertig bin?“ „Ich kann dir ja helfen…“, sagte ich grinsend und fuhr mit meinen Fingern über Akatsukis Oberkörper, den er mir zugewandt hatte. „Gerne doch.“, schnurrte er und gab mir anschließend einen Kuss. Dann drehte er sich um und schwang seine Beine aus dem Bett. Er streckte sich als er stand und ich stand ebenfalls auf. Während er sich seine Hose anzog, schnappte ich mir sein Hemd und stellte mich wartend hin. Als er sie anhatte, ging ich mit dem Hemd auf ihn zu und half ihm hinein. Das geschah alles ganz langsam und ich ließ meine Hände dabei über seine Muskeln gleiten. Es fühlte sich einfach toll an und das musste Akatsuki auch denken, denn er hielt meine Hände fest, als ich das Hemd zugeknöpft hatte. Wir sahen uns nur stumm an und versanken dann in einem endlosen Kuss. Nachdem wir uns voneinander gelöst hatten, machten wir uns Hand in Hand auf den Weg runter in die große Halle. Und tatsächlich nahm ich einen starken Geruch von etwas Essbarem wahr. Auch Akatsuki muss das gerochen haben, denn er beschleunigte seinen Schritt und war dann etwas vor mir. „Hast wohl Hunger, Großer?“, sagte ich, während er mich hinter sich herzog. Statt zu antworten, knurrte sein Magen. Dann kamen wir an einem Zimmer an, aus dem der Geruch kam. Und tatsächlich saß Kaname wartend an einem großen Mahagonitisch. Als wir eintraten, begrüßte er uns und ein halbes Dutzend Kellner kamen von einer anderen Tür herein. Wir gingen zum Tisch und nahmen die uns zugewiesenen Plätze ein. Dann wurde aufgetischt. Wir aßen und unterhielten uns viel. Trotz Kanames Trauer schien es ihm deutlich besser zu gehen. Er machte sogar den ein oder anderen Witz und lächelte auch. Wir genossen das Essen und am Ende waren wir alle satt. Auch unser Fahrer wurde hier versorgt. Er wurde von den Bediensteten zu sich in eine andere Unterkunft geholt und dort versorgt. Nun wartete er am Auto auf uns. Nach dem Essen verabschiedete uns Kaname. „Ich freue mich schon auf nächste Woche, wenn wir uns in der Schule wiedersehen. Mir hat man gesagt, dass wir vier neue Schüler bekommen werden. Drei in die Day Class und einer in die Night Class.“, sagte Kaname. „Da bin ich aber gespannt.“, sagte Akatsuki. „Ich auch. Vielleicht ist ja ein netter Junge dabei.“, überlegte ich und wurde von Akatsuki mit einem bösen Blick gestraft, den ich mit einem Lächeln abtat. Dann gingen wir zur Limousine und stiegen ein. Während wir abfuhren, winkte ich Kaname aus dem Fenster heraus zu und er erwiderte das Winken. Dann ließ ich das Fenster hoch und wir wurden in Dunkelheit getaucht. Und schon hatte ich wieder Akatsukis Hände an meinem Körper, die suchend über meinen Körper wanderten. Ich hatte aber jetzt keine Lust, mich begrapschen zu lassen. Deshalb hielt ich seine Hände fest und sah ihn eindringlich an. „Du kannst dich wohl keine Minute lang beherrschen, oder?“, fragte ich und schaute etwas genervt drein. Akatsuki jedoch schaute mich mit seinem Hundeblick an und ich merkte, wie ich weich wurde. Doch ließ ich seine Hände nicht los. Stattdessen beugte ich mich wieder vor und küsste ihn. Dabei schaffte es Akatsuki, seine Hände aus meinen zu winden und er nahm mich in seine Arme. „Wie soll man sich denn bei dir beherrschen?“, flüsterte er mir ins Ohr. Dann küsste er meinen Hals, doch ich wehrte ihn ab. „Nicht hier und jetzt. Das würde sonst eine große Sauerei werden. Beim Fahren verkleckerst du sonst noch was.“ „Glaubst du wirklich, dass ich was von deinem kostbaren Blut vergießen würde? Ich würde das nicht tun. Aber bitte. Wenn du mich jetzt nicht an deinem Hals willst, okay.“ Akatsuki drehte sich weg von mir, hielt mich aber immer noch in seinem Arm. Ich lehnte mich an ihn an und schloss meine Augen. Bis wir wieder zu Hause waren, kuschelten wir die ganze Zeit. Doch alles Schöne hat mal ein Ende. Und so kamen wir wieder bei Akatsuki zu Hause an. Es war noch ziemlich früh am Abend und der Mond stand hoch über uns. Ich sah ihn mir eine Weile an, doch dann zog mich Akatsuki mit sich, der meine Hand noch immer noch festhielt. So stiegen wir die Treppe zur Villa hoch und uns wurde die Tür geöffnet. Nachdem wir eingetreten waren, sagte Akatsuki: „Ich werde meinen Eltern das mit Ruka erzählen. Du kannst ruhig schon hoch in mein Zimmer gehen. Ich komme dann nachher nach.“ Ich nickte und machte mich auf den Weg die Treppe hoch. Nach ein paar Minuten war ich in Akatsukis Zimmer angelangt. Ich ging zum Fernseher und suchte schon mal ein paar Filme heraus, die ich mir mit meinem Großen ansehen wollte. Ich legte eine DVD ein und stoppte den Film kurz nach dem Anfang. Dann zog ich die Couch aus und holte zwei Decken und unsere Kissen. Ich machte es uns gemütlich und haute mich schon mal in das heute Schlaflager hinein. Dann fiel mir ein, dass ich keinen Bock hatte, in meinen Klamotten zu schlafen. Deshalb stieg ich wieder aus dem leicht angewärmten Bett und ging ins Schlafzimmer. Während ich mich umzog, hörte ich, wie die Tür auf- und wieder zuging. Ich zog meine Schlafhose hoch und griff nach dem Oberteil, als Akatsuki eintrat. „Mmh. Schöne Aussicht.“, sagte er und mal wieder hörte ich sein Lächeln. Ich zog mir das Oberteil an und drehte mich erst dann zu ihm um. Dann kam er auf mich zu und streckte seine Hände nach mir aus. „Was hast du da denn Feines vorbereitet?“ „Ich dachte mir, dass du vielleicht Lust auf Kuscheln und Filme gucken hast. Deshalb habe ich es uns schon mal gemütlich gemacht.“, sagte ich und lächelte. „Sehr gute Idee. Aber um das Ganze perfekt zu machen…“ Statt den Satz zu beenden, verschwand er Richtung Küche. Er würde sicher eine Flasche Blut rausholen. Nach drei Minuten war er wieder im Schlafzimmer und ging zum Schrank, um sich ebenfalls umzuziehen. Ich sah ihm dabei zu und nach wenigen Augenblicken war er auch schon fertig. Wir gingen rüber ins Wohnzimmer und ich wartete, bis Akatsuki an mir vorbei unter die Decke gekrochen war. Ich kroch gleich hinterher und schmiegte mich an ihm an. Ich suchte kurz nach der Fernbedienung und als ich sie fand, drückte ich die Playtaste. Dann betranken wir uns mit dem Blut, was Akatsuki mitgebracht hatte. Der Film war niveauvoll und sehr blutig. Natürlich ging es um Vampire. Und sie hatten von Anfang an die Oberhand über die Menschen und Werwölfe, die noch in dem Film mitspielten. Im Grunde genommen ging es in allen drei Filmen, die wir sahen, nur darum. Aber kurz vor Ende des Dritten pennte ich natürlich ein. Akatsuki bemerkte es und machte den Fernseher aus. Dann brachte er mich in eine bequeme Schlafposition und legte sich eng an mich ran. Das bemerkte ich aber nur unterschwellig, weil ich schon fast schlief. Und dann war ich weg. Kapitel 93: Rückkehr zur Cross Academy und Überraschungen --------------------------------------------------------- Die letzte Wochen waren Akatsuki und ich oft im hauseigenen Fitnessraum und probierten alle Geräte aus. Der Sandsack war am Ende mein Favorit und ich würde vermutlich in der Schule weitertrainieren. Akatsuki war beim Gewichtheben und hatte innerhalb der Woche schon mehrmals das Gewicht erhöht. Nun war es aber Zeit, dass ich zu mir nach Hause fahren würde, um mir noch Sachen zu besorgen. Akatsuki und ich packten unsere Sachen zusammen und ließen uns die Koffer nach unten schleppen. Wir liefen gemütlich hinterher. Akatsukis Eltern kamen, um uns zu verabschieden. „Viel Spaß in der Schule, auch, wenn es nicht gerade wieder spaßig werden wird. Aber ihr habt ja euch.“, sagte Hitomi. „Richtig. So werden wir auch ein weiteres Jahr in Qualen überleben.“ Akatsuki hatte mich im Arm und gab mir nun einen Kuss. Seine Mutter lächelte mich an und auch sein Vater sah zufrieden aus. Wir drehten uns um und stiegen in die Limousine ein. Das Auto startete und nach wenigen Minuten waren wir um die Ecke gebogen. Wir fuhren als erstes zu meinem Anwesen, wo wir nach einer Stunde ankamen. Ich stieg aus und zeigte Akatsuki mein Anwesen. Meine Haushälterin empfing mich freudestrahlend. „Lady Sai! Schön, dass Ihr wieder da seid. Ihr habt wieder einen Gewinn von mehreren Millionen gemacht. Ich habe alles aufgeschrieben. Wollt ihr die Bücher sehen?“, sprudelte sie los. „Ja gern. Aber ich weiß nicht, ob wir noch so viel Zeit haben.“ Ich sah Akatsuki fragend an. „Klar. Die Schule geht doch erst morgen los. Aber wir sollten spätestens vor Sonnenaufgang da sein.“ „Gut. Dann lasst uns reingehen.“ Meine Haushälterin marschierte vor uns die Auffahrt hoch und wir hinterher. Ein Butler öffnete die Tür und wir traten ein. Die Halle sah noch genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Sauber und der Boden glänzte wie nie. Ich machte mich auf den Weg hoch zu meinem Zimmer und Akatsuki folgte mir stumm. Oben angekommen, machte ich meine Tür auf und wir traten ein. Mein Zimmer sah ziemlich leer aus, weil man meine halbe Möblierung zur Cross Academy geschickt hatte. Ich ging in meinen begehbaren Kleiderschrank und schaute nach, was ich noch mitnehmen könnte. Ich zog einen Koffer unter dem Regal hervor und packte meine Sachen hinein. Als ich die Schubladen mit der Unterwäsche öffnete, schaute Akatsuki mir interessiert über meine Schulter. Ungeachtet dessen, stopfte ich die Wäsche einfach hinein. Es dauerte nichtmal fünf Minuten und der Koffer war voll. Dafür war der Schrank jetzt aber auch leer. Freundlicherweise nahm Akatsuki meinen Koffer. Wir gingen ins Wohnzimmer und er blieb dort. Ich öffnete eine weitere Tür und fand meine restlichen Bücher. Hier stand ein Karton, den ich jetzt mit den übrigen Büchern füllte. Den Karton schleifte ich zu Akatsuki und rief einen Butler, der den Karton für mich schleppen konnte. Nachdem alles in der Limousine verstaut war, ging ich zu meiner Haushälterin und sah in die Geschäftsbücher. Wir hatten einen Geschäftsanstieg von mehr als siebzig Prozent. Ich war begeistert und lobte meine Haushälterin. Nachdem ich mir noch eine Menge Bargeld mitgenommen hatte, mussten wir auch schon los. So machte ich mich auf den Weg runter zu Akatsuki, der schon im Auto saß. Ich stieg ein und endlich konnten wir zur Cross Academy fahren. Um ehrlich zu sein, freute ich mich schon darauf, alle meine Freunde wieder zu sehen. Und so war ich ziemlich hibbelig. Auch war ich gespannt auf die neuen Schüler. Vor allem auf den, den wir in die Night Class bekommen würden. Ich sah die ganze Zeit aus dem Fenster und dachte nach. Akatsuki bemerkte es und sah mich etwas genervt an. „Kannst du das nicht mal einen Moment lassen?“, fragte er mich und ich sah ihn fragend an. „Was denn?“ Ich verstand nicht ganz. „Mit dem Nachdenken.“ „Entschuldige. Aber ich kann nicht mit Denken aufhören.“ Ich sah ihn immer noch verständnislos an. „Du bist immer so apathisch. Das gefällt mir überhaupt nicht.“ „Dafür kann ich doch nichts! Wenn ich nachdenken muss, tu ich das auch!“ Ich wandte mich etwas von ihm ab und starrte weiterhin nach draußen. Meine Miene hatte sich verdunkelt. Ich lag immer noch in Akatsukis Arm. Aber egal. Für fünf Minuten war absolute Funkstille. Dann spürte ich, wie Akatsuki seine Hand an meiner Schulter verkrampfte. Dann zog er mich zu sich heran. „Es tut mir Leid. Ich habe das nicht so gemeint. Ich mache mir nun mal Sorgen.“, sagte er leise. Ich nahm meine Arme und legte sie um seinen Körper. „Schon gut. Ich habe auch etwas überreagiert.“ „Aber du hattest recht…“ Ich legte meinen Finger auf seine Lippen, um ihn so zum Schweigen zu bringen. „Ist okay. Ich habe verstanden. Belassen wir es dabei.“ Ich nahm meinen Finger weg und Akatsuki wollte wieder zu einem Satz ansetzten, doch ich verhinderte das geschickt mit einem intensivem Kuss. Einen Moment lang sah ich Akatsukis verdutzten Blick, bevor ich meine Augen schloss, um das Ganze zu genießen. Nun wollte er scheinbar auch nicht mehr von mir lassen, doch ich löste mich einfach von ihm. „Eine tolle Art, mich zum Schweigen zu bringen. Wenn ich mal wieder einen Kuss von dir will, muss ich nur ganz viel erzählen.“ Wieder grinste er und ich war froh, dass es wieder wie vorher war. Ich schmiegte mich wieder an ihm an und wir verbrachten den restlichen Fahrtweg in dieser Position. Dann kamen wir endlich an der Academy an und wir stiegen aus. Ich atmete einmal tief ein und fühlte mich schlagartig wieder wie zu Hause. Wir brauchten eine halbe Ewigkeit bis wir unsere Koffer und meinen Karton hoch zum Haus ‚Mond’ geschleppt hatten. Als wir dort ankamen, stand schon Kaname in der Tür. Er begrüßte uns mit einem Lächeln und hielt uns die Tür auf. Wir schlurften mit unserem Gepäck vorbei und versuchten, die Treppe hinauf zu kommen. „Warte, Sai. Ich nehme dir was ab.“, sagte Kaname und nahm sich meinen schweren Karton. Zusammen marschierten wir zu meinem Zimmer und Akatsuki ging in sein Zimmer. Kaname brachte den Karton in mein Wohnzimmer. Dann ließ er mich allein. Ich öffnete erstmal alles Fenster, weil es hier absolut stickig war. Das tat ich in allen Räumen mit Fenstern und es kam mir gleich viel besser hier vor. Und wie auch schon beim ersten Mal musste ich wieder alle meine Sachen im Kleiderschrank verstauen. Nach einer Stunde hatte ich auch das geschafft. Nun räumte ich auch noch das bisschen Blut in den Kühlschrank, was noch in meinen Koffer gepasst hatte und die Bücher mussten auch ins Studierzimmer gebracht werden. Alles in allem brauchte ich so fast zwei Stunden um alles dahin zu bringen, wo es hin gehörte. Dann ließ ich mich erstmal auf meine Couch sinken und verschnaufte für ein paar Minuten. Doch dann wurde wie immer meine Ruhe gestört. Komisch, dass das immer hier im Haus passierte. Ich stand auf und vor mir stand Kaname. Doch er war nicht allein. Er hatte einen gebückt dastehenden Jungen bei sich, der schwarze, strubbelige Haare hatte und seine Augen sahen aus, als hätte er mit Kajal herumexperimentiert und es unter seinen Augen verschmiert. Er sah mich mit seltsamen Augen an. Es sah aus, als wär er etwas irre im Kopf. Aber ich will keine Vorurteile haben, bevor ich ihn nicht kannte. „Sai, das hier ist Ryuzaki. Er gehört jetzt zu unserer Klasse und ich möchte, dass du dich um ihn kümmerst.“ Ich wusste es. Irgendwie hatte ich gewusst, dass wir einen Jungen in die Night Class bekommen werden. Und er sieht gar nicht mal so schlecht aus. Die Haare fand ich besonders cool. „Schön. Mal wieder jemand Neues. Freut mich, dich kennen zu lernen.“ Ich streckte meine Hand aus und Ryuzaki ergriff sie. Seine Hand fühlte sich seltsam kalt an. „Gleichfalls.“, erwiderte er und lächelte. Er richtete sich aber nicht auf. Dann gingen die beiden und ich war wieder allein. Irgendwie war ich gespannt darauf, ihn mit Uniform zu sehen. Als ich Ryuzaki hinterher sah, fiel mir auf, dass er gar keine Schuhe trug. Ich wunderte mich einen Moment und ging dann zurück in mein Zimmer. Ich sah durch das geöffnete Fenster und sah, dass die Sonne bald aufgehen würde. Also kippte ich die Fenster an und zog die Vorhänge zu. Ich gähnte einmal herzhaft und machte mich dann auf den Weg in mein Schlafzimmer. Dort zog ich mich um und haute mich ins Bett. Schade, dass Akatsuki nicht hier ist. Aber heute werde ich wohl ohne ihn einschlafen müssen. Und das tat ich auch. Am nächsten Abend war auch schon wieder Schule angesagt. Heute würde ich die neuen Day Class Schüler kennen lernen. Ich hatte ein seltsames Gefühl dabei. Aber ich konnte es mir nicht erklären. Gedankenverloren zog ich meine Uniform an und schnappte mir meine Bücher. Als ich die Tür öffnete, stand gegenüber von mir Ryuzaki. In Uniform. Er wirkte etwas verloren darin, aber sie stand ihm auch gut. Nun war er schon der dritte Kerl, der es nicht schaffte, seine Uniform richtig anzuziehen. Das Hemd hatte er nicht in der Hose und die Unifomjacke war offen. Aber scheinbar hatte man ihm Schuhe aufgezwungen. Er rieb das rechte Bein ständig am linken und er schien sich nicht wirklich wohl zu fühlen. Trotzdem sah er unheimlich cool aus. „Guten Abend, Sai. Ich hoffe, dass ich dich nicht störe.“ „Ach was. Ist schon gut. Dann kann ich dich gleich mit zum Unterricht nehmen, Ryuzaki.“ „Du kannst mich ruhig L nennen. So nennen mich alle…“, sagte er und sah nach unten. „Hat das einen Grund warum du L heißt?“ „Mein Nachname lautet Lawliet. L ist einfach nur die Abkürzung…“ Aus irgendeinem Grund sah er mich nicht an. Ich wusste nicht wieso, aber ich fand es seltsam. Angst würde er aber wohl kaum vor mir haben. Ich ließ von diesem Gedanken ab und wir gingen runter in die Empfangshalle. Dort standen schon die anderen, aber nicht Akatsuki. „Ich muss noch Akatsuki holen. Warte bitte hier auf mich. Nur, wenn du willst…“, sagte ich an L gewandt. „Klar…“, sagte er, zog seine Schuhe aus und hockte sich auf das Sofa. Ich meine, er hatte seine Beine hochgezogen und legte seine Arme auf seine Knie. Das ganze sah schon etwas seltsam aus, aber ich machte mir nichts daraus und ging einfach die Treppe hoch. Die anderen sahen L auch komisch an, sagten aber nichts. Ich stieg die Treppe hoch und bog um die Ecke, um die nächste Treppe hochzusteigen. Da lief ich Akatsuki direkt in die Arme. Ich erschrak etwas, sah dann in sein Gesicht und lächelte. „Guten Abend, meine Schöne. Warum so stürmisch?“, fragte er mich und hielt mich noch fester in seinen Armen. „Ich wollte dich gerade holen kommen. Du warst nicht unten und ich habe mich etwas verlassen gefühlt.“ „Oh, meine Süße war einsam.“ Akatsuki gab mir einen langen Kuss. „Jetzt müssen wir aber langsam los.“ Er ließ mich los und ich drehte mich um. Wir gingen die Treppe hinab und ich winkte L zu. Dieser zog seine Schuhe wieder an und kam auf uns zu. „Was ist das für ein komischer Typ?“, flüsterte Akatsuki mir fragend ins Ohr. „Das ist Ryuzaki. Aber alle nennen ihn L. Er ist ganz in Ordnung. Aber scheinbar etwas schüchtern.“ L war jetzt bei uns. Jetzt bemerkte ich, dass er gebückt gerade mal so groß war wie ich. Wenn er mal gerade stehen würde, würde er sicher fast an Akatsuki ranreichen. Ich schätze ihn auf einen Meter achtzig. Wenn sich er doch mal richtig hinstellen würde… „Hi. Ich bin L.“, sagte er und hob die Hand zur Begrüßung. „Ich bin Akatsuki.“, erwiderte Akatsuki und sah nicht gerade fröhlich aus. Ich konnte mir das aber jetzt noch nicht erklären. L hingegen grinste Akatsuki an. Um diese komische Stille zu beenden, stiefelte ich einfach los. Die Jungs mussten mir folgen – ob sie wollten oder nicht. So machte sich der Tross auf den Weg zur Schule. Heute war die erste Stunde mit Senkai. Ich war gespannt auf ihn. Aber erst mussten wir das Tor passieren und da würden wir die neuen Schüler sehen. Ich war nun noch gespannter. Das Tor öffnete sich und die Day Class Schüler standen auch schon wieder bereit. Als wir an ihnen vorbeigingen, sah ich mich gründlich um. Und dann traute ich meinen Augen nicht. In der ersten Reihe standen Ichiru und Misa. Ich konnte nicht anders als zu ihnen hinzugehen. „Ihr seid jetzt auf der Cross Academy? Aber wieso?“, fragte ich erstaunt. „Wir haben einfach die Schule gewechselt. Hier sind wir vor Ryo sicher. Er dachte, dass wir deinem Freund verraten hätten, dass du von ihm gefangen gehalten wirst. Aber da das nicht so war, wir aber nichts gegen ihn tun konnten, mussten wir fliehen. Und du hattest uns ja gesagt, dass Zero und Flitti hier ebenfalls zur Schule gegangen wären. Wir wollten uns außerdem ihre Gräber ansehen. Ich denke, du weißt, wo sie begraben sind.“, erzählte mir Ichiru. „Ja, weiß ich. Wenn ihr wollt, zeige ich sie euch morgen Früh. Jetzt haben wir erstmal Unterricht. Kommt morgen zum Haus und wartet da auf mich.“ Ich winkte ihnen und ging weiter. Kaname war etwas hinter den anderen geblieben und wollte auch die neuen Schüler sehen. Er erblickte Sai, wie sie auf zwei zuging, die wie Zero und Flitti aussahen. Dass das natürlich unmöglich war, wusste er. Aber sein Blick wurde auf jemand anders gezogen. Es war ein hübsches Mädchen. Warum dachte er so was? Außer Ruka hatte er sonst keine richtig hübsch gefunden. Seine Freunde ausgenommen. Sie durfte er nicht hübsch finden. So wie Sai oder Flitti. Denn sie waren ja in festen Händen. Aber dieses Mädchen war anders. Irgendwie hatte er eine dunkle Erinnerung an jemanden, der ihr sehr ähnlich sah. Aber das war schon Jahre her. Kaname konnte seinen Blick trotzdem nicht von ihr wenden. Sie hatte lange, braune Haare und türkise Augen. Sie war vielleicht nur einen Meter fünfundsechzig groß. Aber trotzdem war er von ihr fasziniert. Und sie musste das auch von ihm sein, denn ihr Blick klebte förmlich an ihm. Sie sah Kaname mit großen Augen an und folgte ihm mit ihrem Blick. Kaname schenkte ihr ein Lächeln und sie erwiderte es schüchtern. Leider musste er den Blickkontakt unterbrechen, denn nun ging es weiter zur Schule. An der Schule angekommen, gingen wir ohne Umwege in unseren Klassenraum. L klebte fast an mir und auch, als ich hoch zu meinem Platz ging, kam er ohne Verzug hinterher. Er nahm neben mir Platz, wo sonst niemand saß. Als wir saßen, sah ich mich um. Alle Schüler plus Lehrer waren anwesend. Alle? Nein. Reno fehlte. Wieso? Ich sah mich um, ob er sich nicht vielleicht einen Scherz erlaubt hatte und sich umgesetzt hatte. Aber ich konnte ihn nirgends entdecken. Irgendwie versetzte das meinem Herzen einen Stich. Warum war er nicht da? Mein Gesicht wurde eine traurige Maske, die weder von Akatsuki, noch von L ungesehen blieb. Doch bevor L auch nur den Mund aufmachen konnte, hatte Akatsuki schon das Wort übernommen. „Was ist? Suchst du jemanden?“ „Ist dir nicht aufgefallen, wer außer Ruka noch fehlt?“ „Nein.“ „Reno…“ „Stimmt.“ Akatsuki sah sich kurz um. Er zuckte mit den Schultern. Eine Aktion, die ich nicht von ihm sehen wollte. „Wie kann sich das so kalt lassen?“, fragte ich ihn mit einem verständnislosen Blick. „Ich hatte nicht mit ihm zu tun und immerhin hat er dich einfach geküsst. Und wer weiß, wie oft…“ Da wurde L hellhörig. Er lauschte aufmerksam unserem Gespräch, was mir aber im Moment völlig egal war. „Er war einer meiner besten Freunde! Und das mit dem Küssen…du hast gesagt, dass du nichts dagegen hattest. Also reg dich bloß nicht auf!“ „Entschuldige mal. Aber mich geht das schon was an, wenn ein anderer meine Freundin küsst.“ Akatsukis Aura hatte sich ziemlich verändert. Er war angespannt und verärgert. Zum Glück kam jetzt Senkai rein. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre. Ich wandte mich von Akatsuki ab und starrte angenervt nach vorn. Warum wir uns stritten, verstand ich nicht wirklich. Es war jetzt schon das zweite Mal innerhalb von wenigen Stunden. Aber egal. Ich würde mich jetzt auf den Unterricht konzentrieren. Aber irgendwie lenkte mich L ab. Er hatte wieder seine Schuhe ausgezogen und saß so, wie vorhin auf der Couch. Mich störte das ja nicht. Ich fand es eine seltsame Art zu sitzen, aber irgendwie war er total cool. Ob er so was auch über mich dachte? Das würde mich schon irgendwie freuen… Ich sah ihn einen Moment lang an, sah dann aber schnell wieder weg, bevor er das merkte. Da es der erste Schultag war, bekamen wir auch keine Hausaufgaben oder so auf. So konnte ich nachher in Ruhe Misa und Ichiru die Gräber zeigen. Der Unterricht ging ziemlich schnell vorbei und ich machte, dass ich raus kam. L folgte mir. „Du hast jetzt sicher etwas zu tun, oder? Kann ich… nachher mal bei dir vorbei kommen?“, fragte mich L. „Klar. Warum nicht. In ein oder zwei Stunden habe ich Zeit.“ „Okay. Bis nachher.“, sagte er fröhlich und schlurfte den Weg zum Haus ‚Mond’ hoch. Ich wartete hier vor dem Eingang. Misa und Ichiru kamen auch schon des Wegs und sie begrüßten mich, als sie bei mir ankamen. Aber ohne ein weiteres Wort führte ich sie um das Haus herum zu den Gräbern. Je näher ich den Gräbern kam, umso seltsamer kam es mir vor. Ich hatte ein seltsames Gefühl, welches ich nicht beschreiben konnte. Als ich vor den Grabsteinen stand, war es sogar in der Luft spürbar. Ichiru und Misa stellten sich jeweils vor Zeros und Flittis Grab. Und was dann geschah, würde mir kein Schwein glauben. Die beiden Gräber leuchteten hell und es sah so aus, als würde etwas Durchsichtiges daraus hervorkommen. Ich sah einen Augenblick lang näher hin und dachte, dass ich jetzt Zero und Flitti in dem Nebel erkennen würde. Misa und Ichiru standen erstarrt da und stierten in die nebeligen Dinger. Und dann verschwanden diese geisterähnlichen Teile in den Körpern der beiden. Einen Moment lang leuchteten Misa und Ichiru wie von innen heraus und dann war alles vorbei. Ich hatte den Eindruck, dass die beiden jetzt anders waren. Misa sah Ichiru an und Ichiru sah Misa an. „Flitti?“, kam es von Ichiru. „Zero?“, fragte Misa. Ich verstand die Welt nicht mehr. Dann dämmerte mir etwas. Das Durchsichtige, was ich gesehen hatte, waren die Seelen von Zero und Flitti gewesen. Nun hatten diese die Körper ihrer Zwillinge übernommen. Wie das möglich sein konnte, wusste ich allerdings nicht. Aber das war mir egal, denn Zero und Flitti waren wieder zurück. Ich stand neben den beiden und kämpfte mit den Tränen. „Flitti… Zero… Seid ihrs wirklich…?“, brachte ich hervor. Nun sahen die beiden mich an und als sie mich erkannten, lächelten sie. „Sai!“, sagte Flitti und umarmte mich. Jetzt konnte ich nicht anders als loszuheulen. Auch Flitti konnte ein paar Tränen nicht unterdrücken. Sie hatte vermutlich jetzt erst kapiert, dass sie wieder am Leben war. Als ich an ihr vorbei sah, bemerkte ich Zero, der seinen Körper prüfte. Scheinbar war ihn aufgefallen, dass es nicht sein richtiger war. Zum Glück hatten ihre Seelen auch ihre richtigen Stimmen mitgebracht. Ich hätte es nie ertragen, wenn Flitti mit der nervigen Quietschstimme von Misa gesprochen hätte. Aber Zeros und Ichirus Stimme unterschieden sich kaum. „Ich…es ist wirklich unglaublich… Ihr seid wieder da… Und ich dachte, ich hätte euch für immer verloren…“ „Dachte ich auch… Weißt du, der Tod ist komisch. Zero und ich haben ein paar Leute getroffen, die zur selben Zeit wie wir gestorben sind. Ist das nicht verrückt?“, fragte Flitti. Dann bemerkte sie ihre Kleidung. „Ist das Misas Körper? Uah… der muss generalüberholt werden. Komm Zero. Lass uns unsere zweite Chance genießen.“ „Aber immer doch. Ich muss unbedingt zum Frisör…“, meinte er und zupfte an seinen Haaren herum. Die beiden ließen mich einfach stehen und wollten gehen. „Halt! Ihr könnt nicht gehen.“, rief ich. „Was? Wieso nicht?“, fragte Zero verwundert, nachdem sie stehen geblieben waren. „Eure Zimmer sind beide belegt. Geht zu Kaname und fragt, ob er noch irgendwo ein Zimmer frei hat.“ „Alles klar!“ Nun verschwanden sie endgültig. Ich fühlte mich wieder allein. Mir kam wieder der Gedanke an Akatsuki und meine Miene verfinsterte sich aufs Neue. Ich beschloss in mein Zimmer zu gehen. Dort zog ich mir erstmal kurze Sachen an, weil ich mich darin wohler fühlte. So ging ich in einem Top und einer kurzen Hose bekleidet in mein Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Dann kam mir ein komischer Gedanke. Ich ging ihm nach und setzte mich mal so hin, wie L es tat. Irgendwie war es total bequem. Es klopfte an der Tür und ich erschrak mich so, dass ich fast vornüber von der Couch gefallen wäre. Ich setzte mich wieder richtig hin und rief: „Wer ist da?“ „Ich bin’s. L.“ „Komm rein. Die Tür ist offen.“ Die Tür ging auf und L trat herein. Er hatte jetzt ebenfalls leichtere Klamotten an. Er trug ein einfaches, weißes Sweatshirt und eine blaue Jeans. Und keine Schuhe. L lief wieder so gebückt wie sonst auch und er hatte eine kleine schwarze Tüte bei sich. „Komm ruhig her.“, sagte ich und bot ihm einen Platz auf dem Sofa an. Er kam zu mir und setzte sich, wie er sich immer setzte. Dann sah er mich erwatungsvoll an. „Dich bedrückt etwas.“, sagte er auf einmal unvermittelt. „Wa-? Wie kommst du darauf?“, entgegnete ich verwundert. „Deine Stimme, deine Gestik, deine Mimik… Eigentlich gibt es nichts, was nicht darauf hindeutet.“ Ich war ernsthaft beeindruckt. Akatsuki hätte dafür bestimmt zehn Minuten gebraucht. Toll. Wieder dachte ich an ihn. „Ja, du hast recht. Aber eigentlich müsstest du wissen, was mich bedrückt.“ „Das Gespräch, das du vor dem Unterricht mit Akatsuki hattest.“ Er sagte es als Feststellung, nicht als Frage. „Wieder richtig. Wir sind nun schon fast ein Jahr zusammen und auf einmal Streiten wir uns wegen solchen Kleinigkeiten. Obwohl Reno ja nun keine Kleinigkeit ist… Ich werde Kaname mal fragen, wo er ist. Ich mache mir Sorgen um ihn…“ Ich starrte traurig auf meine Hände und dann tauchte eine Tafel Schokolade vor meinem Gesicht auf. L hatte sie aus seiner Tüte geholt und hatte in der anderen Hand ebenfalls eine. „Hier. Für dich. Ich hoffe, sie schmeckt dir.“ Schüchtern lächelte er mich an. Ich nahm die Tafel und schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln. „Danke. Ein paar Glückshormone können nie schaden.“ Ich entpackte die Schokolade und brach ein Stück ab. L tat dies ebenfalls und steckte sich das Stück gleich in den Mund. Ich biss ab und musste feststellen, dass die Schokolade verdammt gut schmeckte. „Ich weiß nicht, was ich tun soll… Akatsuki macht sich zwar immer um mich Sorgen, aber wenn ich einmal zu lange in Gedanken versunken bin, regt er sich gleich wieder auf.“ „Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber versuch doch mal, dich eine Weile von ihm zu entfernen. Wenn ihr euch dann in einem besonderen Moment wieder trefft, ist es für euch wieder wie am Anfang.“, überlegte L. „Ja, du könntest recht haben. Ich werde es mal versuchen. Da du mein Schützling bist, kann ich ja die dadurch entstandene Freizeit mit dir verbringen.“ L sah mich freudestrahlend an. „Tolle Idee. Darüber würde ich mich sehr freuen.“ Wir redeten noch eine ganze Weile, bis es fast hell wurde. Dann musste L aber auch schon gehen. Irgendwie fand ich das Schade. Als wir an der Tür standen, richtete sich L für mich zu seiner vollen Größe auf und ich war ehrlich überrascht, wie groß er eigentlich war. Er umarmte mich kurz. „Bis morgen Abend, Sai.“, sagte er und schlurfte dann in seiner üblichen Haltung den Gang hinunter. Ich schloss die Tür, nachdem ich ihn noch eine Weile hinterher gesehen hatte. Ich ging ins Schlafzimmer und zog mich um. Kurz nachdem ich im Bett lag, schlief ich auch schon ein. Und seltsamerweise träumte ich von L… Kapitel 94: Sorgen ------------------ Der nächste Abend begann für mich ziemlich spät, weil wir heute frei hatten. Deshalb beschloss ich zu Kaname zu gehen um ihn wegen Reno zu fragen. Ich vermisste ihn auf einmal noch viel mehr, wenn ich über ihn nachdachte. Also zog ich mich an und machte mich nach einer schnell eingeworfenen Pemme auf den Weg zu Kaname. Ich klopfte und wartete einen Moment. Dann kam er auch schon und öffnete mir die Tür. „Hallo Sai. Was gibt es denn?“, fragte er höflich und lächelte. „Ich hab ma eine Frage an dich.“ „Gut, komm rein.“ Ich trat an ihm vorbei und er bot mir einen Platz auf seinem Sofa an. Ich setzte mich und wartete, bis Kaname das ebenfalls tat. „Ich wollte wissen, wo Reno ist.“, sagte ich ohne zu warten, weil es mir sehr am Herzen lag. „Ich konnte mir schon denken, dass du dir darum Gedanken machst. Ich meine um ihn.“, sagte Kaname und sah mich intensiv an. „Er wurde der Schule verwiesen.“ „WAS?!“ Ich war wirklich fassungslos. „Verwiesen? Aber wieso?“ „Kurosu war mal bei ihm und hat sein kleines Experimentierlabor gefunden. Kurosu drohte ihm. Wenn er es nicht abbaue, würde er von der Schule verwiesen. Reno weigerte sich, weder das eine noch das andere zu tun. Aber Kurosu saß nun mal am längeren Hebel und ließ alles abbauen. Jetzt geht Reno auf eine andere Schule.“ „Aber er ist ein Vampir. Wie geht das?“ „Kurosu hat noch eine zweite, kleinere Schule hier in der Stadt. Wenn die in die Luft fliegt, ist das egal.“ „Das heißt, Reno ist noch in der Stadt?“ „Ja. Aber die Schule liegt genau auf der anderen Seite der Stadt. Zu Fuß brauchst du bestimmt eine Stunde.“ „Und wenn ich renne?“ „Eine halbe vielleicht. Aber liegt er dir denn so sehr am Herzen, dass du jeden Tag so lange und so weit gehen würdest?“ „Ja.“ Ich beantwortete die Frage kurz, weil es die Wahrheit war. „Überleg dir das lieber. Ich glaube kaum, dass Akatsuki das zulassen würde, dass du jeden Tag mit Reno verbringst und dazu noch so weit weg bist.“ „Das wäre ihm doch jetzt eh egal…“ Ich sah traurig zu Boden. „Habt ihr euch gestritten?“ Ich nickte. „Worum ging es?“ „Um Reno.“ Ich wunderte mich kurz über die Ironie dieses Grundes. „Akatsuki war es egal, ob Reno weg ist oder nicht. Er hat in Reno nur einen Rivalen gesehen. Weiter nichts.“ „Verstehe. Ich würde aber trotzdem nicht jeden Tag zu Reno gehen. Alle zwei Wochen sollte doch reichen…“ „Was? Das kannst du nicht machen!“ „Doch, ich kann. Du bist mir untergeordnet und hast auf meine Befehle zu hören. Auch, wenn du selbst ein Reinblüter bist, falls du dieses Argument anführen wolltest.“ Ich starrte still auf den Boden und hatte meine Hände auf meinen Knien verkrampft. „Ich weiß, wie du dich fühlen musst. Aber Reno kann ja auch nicht immer für dich Zeit haben. Und wenn du selten zu ihm hingehst, freust du dich jedes Mal aufs Neue, ihn zu sehen.“ Ich fühlte mich gerade seltsam an L erinnert. „Okay, du hast recht. Ich werde ihn aber trotzdem irgendwann besuchen gehen.“ Eine kurze Stille trat ein. Kaname schien zu überlegen. „Ich habe jetzt herausgefunden, wer den Steckbrief von damals über dich ausgehängt hat. Es war ein Mann namens Ryo Tseng Wang.“ Ich konnte nichts sagen, sondern starrte weiterhin. Aber jetzt starrte ich Kaname an. „Ist etwas?“ „Dieser Typ hat mich in den Ferien entführt. Er wollte mich heiraten oder so. Deshalb kamen Misa und Ichiru, die Zwillinge von Zero und Flitti, und haben mich entführt. Übrigens leben Zero und Flitti wieder. Ihre Seelen sprangen auf Misa und Ichiru über, als sie vor ihren Gräbern standen.“ Ich erwartete nun, dass Kaname völlig verwirrt dreinblickte. Aber das tat er nicht. Er sah mich freudestrahlend an. „Das ist ja wunderbar! Ich hatte gehofft, dass es funktionieren würde.“ „Hä?“ Jetzt sah ich verwirrt aus. „Ich habe ihre Seelen mit meiner Macht zurückgeholt und sie in ihre Gräber geleitet. Ich wusste - aus welchem Grund auch immer - dass du Misa und Ichiru die Gräber zeigen würdest. Und wenn die Seelen ein geeignetes Gefäß finden, würden sie ohne Probleme überspringen. Und das taten sie.“ „Wow… Danke.“, konnte ich nur sagen. In meinem Kopf war es auf einmal völlig leer. Ich stand auf und verließ den Raum ohne ein Wort. Ich wusste nicht, wohin mich meine Füße trugen, aber am Ende stand ich vor einer mir bekannten Tür. Nur wohnte hier jetzt eine andere Person als vorher. Aber diese Person regte mich nicht so auf, wie die, die daneben wohnte. Ich klopfte. Und L öffnete. „Sai? Was machst du denn hier?“, fragte er etwas verwundert. Aber die Freude in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Ich hab keine Ahnung. Mein Kopf war total leer und meine Füße taten, was sie wollten. So bin ich hierher gekommen.“ „Du hast aber tolle Füße. Komm doch bitte rein.“ Mein Kopf wurde wieder klarer und ich trat an L vorbei in seine Wohnung. Und was ich da sah, erstaunte mich zutiefst. Überall standen Schachteln von Süßigkeiten und Pralinen herum. Der Tisch war übersät mit Schokoladentafeln und zwischendrin stand auch schon das ein oder andere Stück Kuchen. Aber das Sofa war frei. „Setzt dich ruhig.“, sagte er und nahm wie üblich auf dem Sofa Platz. Ich setzte mich im Schneidersitz neben ihn. „Heute bist du wütend auf etwas, habe ich recht?“ Ich wunderte mich jetzt nicht mehr darüber, dass er scheinbar meine Gefühlswelt kannte. „Ja. Die Tussi, die neben dir wohnt, hat das Zimmer von Zero bekommen. Ich will sie unbedingt loswerden, aber wenn ich schon wieder jemanden umbringe, werden die mich mit Garantie von der Schule werfen.“ „Wen hast du denn schon umgebracht?“, fragte L, als wäre es etwas Selbstverständliches. „Eine Lehrerin, die es auf mich abgesehen hatte, einen Schüler, der es ebenfalls auf mich abgesehen hatten und die Schlampe, die meine zwei besten Freunde auf dem Gewissen hatte.“ „Hatte?“ Ich erklärte L die Sache mit den Seelen und dass Kaname es ermöglicht hatte. Er nickte nur und sagte dazu nichts weiter. „Und jetzt willst du das Zimmer wieder für die beiden frei machen.“ „Richtig. Aber ich weiß nicht, wie.“ „Ich hätte da vielleicht etwas…“, sagte er und hüpfte vom Sofa. Er verschwand in seinem Schlafzimmer und kam mit einem flachen Buch zurück. „Was ist das?“, fragte ich mit einem Blick auf das schwarze Buch. „Das ist ein ‚Death Note’. Wenn du dort den Namen von jemandem hineinschreibst, stirbt der jenige innerhalb von vierzig Sekunden. Oder du schreibst die genaue Todesursache und den Zeitpunkt hinein. Dann geschieht alles so, wie es drinsteht.“ „Das ist ja unglaublich.“ Ich streckte meine Hand danach aus, doch L zog es zurück. „Versteh das nicht falsch. Aber ich will dir den Schock ersparen.“ „Welchen Schock?“ „Wenn du das ‚Death Note’ berührst, kannst du den Shinigami sehen, dem das Note eigentlich gehört. Und der ist keine Schönheit.“ Dann sah L nach links und es schien, als würde er irgendjemanden beruhigen wollen. „Nur ich kann ihn sehen, weil ich das Note angefasst habe. Sein Name ist Ryuk und er ist beleidigt, weil ich ihn hässlich genannt habe.“ „Bitte, L. Las mich das ‚Death Note’ berühren. Ich will ihn auch sehen.“ „Nein. Es ist schon schlimm genug, dass alle mich für verrückt halten. Wenn du Ryuk sehen kannst und mit ihm redest, werden die anderen dich auch für verrückt erklären und dich ausstoßen. So, wie sie es mit mir gemacht haben…“ L sah auf einmal sehr traurig aus und das tat mir Leid. Ich legte eine Hand auf seine Schulter und sah ihn aufmunternd an. „Ich halte dich nicht im Geringsten für verrückt. Ich akzeptiere dich so, wie du bist. Und ich denke, die anderen hier tun dasselbe.“ L sah mich einen Moment lang erstaunt an und fiel mir dann in meine Arme. Ich wunderte mich eine Sekunde lang. Doch dann freute ich mich irgendwie. „Danke… Und ich dachte, ich würde hier nie Freunde finden.“ Ich schloss meine Arme um seinen Körper. „Irgendwie findet man immer Freunde. Und wenn es auch nur wenige sind. Die sind dann die besten.“, sagte ich leise. „Wenn nur du mit mir befreundet bist, reicht mir das ganz und gar.“ Das ‚Death Note’ lag nun hinter L. Ich hätte trotzdem zu gern gewusst, wie der Shinigami aussieht. Doch wenn L meint, dass ich es besser nicht tun solle, tat ich es auch nicht. Ich vertraute ihm. „Es ist schön mit dir, Sai. Ich habe noch nie die Wärme eines anderen Körpers gespürt.“, sagte er fast flüsternd. Da er seinen Kopf auf meiner Brust hatte, konnte ich sein Gesicht nur zum Teil sehen. Aber ich bemerkte, dass er etwas rot geworden war. Ich nahm eine Hand und fuhr damit durch L’s Haare. Es kam mir vor, als wäre L mehr ein kleiner Junge, anstatt schon fast erwachsen. Auf einmal fiel mir auf, dass hier Musik im Hintergrund lief. Da es jetzt leise war und nur unser Atmen zu hören war, bemerkte ich es. Ich erkannte die Band. Es war ‚Skillet’. Die Musik, die sie machten, war meist irgendwie romantisch. Keine Ahnung, ob L das hier beabsichtigt hatte oder nicht, aber die Musik passte gerade verdammt gut zu dieser Situation. Aber als ich auf den Text hörte, gab das meinem Herzen einen Stich. Ich musste wieder an Akatsuki denken. I remember when We used to laugh About nothing at all It was better than going mad From trying to solve all the problems we're going through Forget 'em all Cause on those nights we would stand and never fall Together we faced it all Stay up late and we'd talk all night In a dark room lit by the TV light Through all the hard times in my life Those nights kept me alive We'd listen to the radio play all night Didn't want to go home to another fight Through all the hard times in my life Those nights kept me alive I remember when We used to drive Anywhere but her As long as we'd forget our lives We were so young and confused that we didn't know To laugh or cry Those nights were ours They will live and never die Together we'd stand forever Eine Träne lief mein Gesicht hinab. Und diese fiel genau vor L’s Gesicht vorbei, sodass er sie bemerkte. Er hob seinen Kopf und sah mich an. Dann nahm er seine Hand und wischte die Träne weg. Mit dem, was dann passierte, hatte ich schon irgendwie gerechnet. L küsste mich. Ich schloss die Augen und genoss einfach den Moment, die Musik, L’s warme Lippen. Ich ließ die Hand, die ich vorher in seinen Haaren hatte, sinken und hielt ihn damit ebenfalls fest. Irgendwie wollte ich nicht, dass das hier endete. Und L scheinbar auch nicht. Denn er hielt mich jetzt auch umklammert. Ich lehnte an der rechten Sofalehne, weil ich mich Anfangs zu L gerichtet hingesetzt hatte. Wir küssten uns immer noch, als auf einmal die Tür aufging. Wir lösten zwar unsere Lippen voneinander, aber weder L noch ich machten Anstalten unsere Körper voneinander zu entfernen. Ich sah zur Tür. Flitti stand etwas erschrocken halb im Zimmer. „Tut… tut mir Leid. Ich… ich habe vergessen, dass mein Zimmer belegt ist. Ich war total in Gedanken versunken gewesen… Aber Sai. Wer ist das?“ Nun musste L sich doch von mir lösen, weil ich mich jetzt aufsetzte. „Das ist Ryuzaki. Aber alle nennen ihn L.“ „Und warum hast du mit ihm herumgeknutscht?“ „Erstens war das nur ein Kuss und zweitens geht dich das ja eigentlich nichts an.“ „Schon gut. Ich wollte dich eh suchen. Kaname meinte nämlich, dass er keine Zimmer mehr frei habe.“ „Warte. Das haben wir gleich.“, sagte L und nahm das ‚Death Note’. „Wie heißt das Mädchen, das hier nebenan wohnt?“ Ich sagte L den Namen und er schrieb ihn hinein. Dann warteten wir. Nach weniger als einer Minute hörten wir einen Schrei. „Zero!“, schrie Flitti und stürzte aus dem Zimmer. L und ich hinterher. Es kam aus dem Zimmer nebenan. Zero stand wie erstarrt in der Mitte des Zimmers und starrte auf den leblosen Körper von Haruka. Sie war vermutlich einfach tot umgefallen und Zero hatte sich total erschreckt. Natürlich lockte der Schrei auch andere Leute an. Zum Beispiel kam Kaname auf einmal um die Ecke und im Schlepptau hatte er Ichijou. „Was ist passiert?“, wollte er gleich wissen. Zero antwortete. „Sie… das Mädchen ist einfach umgefallen. Ich denke, sie ist tot. Ich bin bloß durch Zufall hier reingekommen. Mich hat interessiert, wer hier wohnt. Und als ich etwas mit ihr redete, fiel sie nach einem kurzen Krampf einfach um.“ „Ein Krampf?“, fragte ich. „Ja. Es sah aus, als hätte sie eine Herzattacke gehabt.“ Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. Anfangs wollte ich L nicht wirklich glauben, was er mir über das ‚Death Note’ erzählt hatte. Ich sah ihn unauffällig an und er grinste ebenso unauffällig. „Okay. Alle weg hier. Ich werde mich darum kümmern. Ach und Zero.“ Zero sah Kaname verstört an. „Du kannst dann mit Flitti hier wieder einziehen. Aber erst, wenn die Sachen von Haruka weg sind.“ Zero nickte und ging dann zu Flitti, um sie in seine Arme zu schließen. L hingegen verließ einfach den Schauplatz und machte sich auf in sein Zimmer. Und ich hinterher. Als wir wieder bei ihm waren und die Tür zu war, machten wir es uns wieder auf dem Sofa bequem. Dann saßen wir eine Weile schweigend da. Ich dachte laut nach. „Wie kann ein Vampir an einer Herzattacke sterben und dann eine Leiche hinterlassen?“ „Ganz einfach. Das ‚Death Note’ hat sie in einen Menschen verwandelt und ihre Vampirkräfte aufgesaugt. Dadurch wurde sie einfach verwundbar. Und eine Leiche bleibt dann logischerweise zurück.“, erklärte mir L. „Aha…“ Ich saß, die Beine angezogen, auf der Couch und starrte vor mich hin. Irgendwie war ich völlig fertig. Die Ereignisse hatten sich in der letzten Zeit einfach überschlagen. Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück. Dann spürte ich kurz Wärme näher kommen und, wie sich L gegen mich lehnte. Ich drehte mich etwas und er fiel in meinen Schoß. Er sah mich von unten her an und lächelte. Er lag nun ausgestreckt auf dem Sofa. Ich nahm meine Hände und legte sie auf seinen Oberkörper. Scheinbar trug L nur das Shirt, deshalb konnte ich seinen Körper spüren. Trotz der ganzen Schokolade war L ziemlich dünn. Ich fühlte die Knochen seines Oberkörpers ganz deutlich unter der bleichen Haut. „Du bist ziemlich dürr. Dafür, dass du soviel Süßigkeiten isst…“ „Hab mich auch schon gewundert. Aber ich find’s gut.“ Wir blieben noch eine Weile so liegen, doch dann richtete L sich auf und drehte sich zu mir um. Er beugte sich etwas vor und sah mich intensiv an. „Beantworte mir eine Frage, Sai.“, sagte er. „Schieß los.“ Er druckste etwas herum und wich meinem Blick für einen Moment aus. Dann schien er sich ein Herz gefasst zu haben. „Empfindest… du etwas für mich?“, fragte er schüchtern und sah mich ebenso an. „Ja. Eigentlich sollte ich das nicht, aber ich tue es trotzdem. Hätte ich sonst zugelassen, dass du mich küsst?“ „Nein… Bestimmt nicht. Aber, heißt das denn nicht auch, dass du für diesen Reno ebenfalls etwas empfunden hast?“ „Ja, das stimmt schon. Aber mit dir ist es etwas anders. Ich… kann es nicht beschreiben. Reno war ein toller Kumpel, den ich zum Dank mal ab und zu einen Kuss gab. Ob wirklich echte Gefühle dabei waren, glaube ich eigentlich nicht wirklich. Vielleicht hatte er sich in mich verguckt, aber ihn habe ich immer nur als sehr guten Freund gesehen. Ich wäre mit ihm nie weiter als bis zum Küssen gegangen. Das kannst du mir glauben.“ „Ich glaube dir.“, sagte L und küsste mich dann aufs Neue. Mit ihm fühlte es sich wirklich anders an. Ich schloss abermals die Augen und ließ ihn gewähren. Nach einigen Augenblicken war auch das wieder vorbei. „Ich habe noch eine Frage an dich.“, sagte L. „Willst du auf dem Ball vielleicht mal mit mir Tanzen oder so?“ „Gerne. Ich würde mich darüber sehr freuen.“ Ich überlegte, wie es wohl aussah, wenn L tanzte. Aber für mich würde er sich sicher gerade hinstellen. Es würde schon gut gehen. Plötzlich machte ich mir wieder Gedanken, was Akatsuki denken wird. Ich verdrängte den Gedanken, indem ich L ansah. Seine Augen waren schwarz und diese Dunkelheit faszinierte mich irgendwie. Aber ich denke, dass das jeden beeindrucken würde. „Weißt du eigentlich, dass mir vorher noch nie so jemand wie du begegnet ist? Du bist echt außergewöhnlich. Und das meine ich im positiven Sinne.“ „Danke…“, sagte er und drehte sich etwas verlegen weg von mir. Ich konnte seinen Hals sehen und hatte plötzlich Durst. Ich beugte mich langsam vor und küsste seinen Hals. Dabei stützte ich meine Arme links und rechts von L ab und hing somit fast über ihm. L erschrak etwas, zuckte aber nicht zurück. Dann konnte ich mich nicht länger beherrschen und biss zu. Und was ich da schmeckte, erschreckte mich irgendwie. Ich ließ schnell von seinem Hals ab und L sah mich fragend an. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Reinblüter bist?“ L beugte sich vor und wischte das Blut von meinem Mund. „Du hast nicht danach gefragt.“, erwiderte er grinsend. „Tut mir Leid, dass ich dich einfach gebissen habe.“, sagte ich schuldbewusst. „Ist nicht schlimm. Aber ich hätte gerne eine Gegenleistung…“ Während er das sagte strich er meine Haare zurück und streichelte meinen Hals. Ich verstand. Ich nahm meine Haare nach hinten und drehte mich mit meiner Seite zu L. So kam er am besten an meinen Hals. L beugte sich vor zu mir und hielt mit einer Hand meinen Nacken. Dann küsste er meinen Hals und leckte vorsichtig mit seiner Zunge an ihm. L biss zu. Ich spürte, wie das Blut aus meiner Halsader kam. Er trank wie ein halb Verdursteter. Doch sein Saufgelage wurde unterbrochen. Mal wieder riss jemand in einem ungünstigen Moment die Tür auf. L ließ schnell von mir ab und wir beide starrten erschrocken zur Tür. Es war Akatsuki. „Du…!“, sagte er und stürmte schon auf L los. Er jedoch sprang gleich auf und ich ebenso. Akatsuki holte aus und wollte L schlagen. Ich stellte mich schnell schützend vor ihn. Mit erhobenen Armen fing ich den Frontalschlag von Akatsuki ab und wurde durch die Wucht des Aufpralls gegen L geschleudert. Dieser jedoch hatte einen festen Stand und fing mich auf. Ich sah Akatsuki mit einem bösen Blick an und er sah erschrocken aus. Er nahm seinen Arm wieder zurück und stand nun normal vor mir. Ich jedoch blieb schützend vor L stehen. Akatsuki sollte ihn nicht verletzen und solange ich da war, würde er das auch nicht tun. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte mich Akatsuki mit einer tonlosen Stimme und einem ausdruckslosen Gesicht. Er machte mir auf einmal Angst. „Ich…ich lasse nicht zu, dass du L was tust. Wenn du jemandem dafür die Schuld geben willst, dann ganz allein mir, klar?!“ Auf einmal war ich aggressiv. Wie eine Wolfsmutter, die ihr Junges verteidigen will. „Soll ich ihn ins ‚Death Note’ schreiben?“, fragte mich L über die Schulter in mein Ohr. Akatsuki hörte es trotzdem. „’Death’ - was?“, fragte Akatsuki. Ich drehte mich erschrocken zu L um. „Nein! Akatsuki soll doch nicht sterben.“ „Aber er ist uns im Weg.“, erwiderte L, dem ich jetzt in die Augen sah. „Was? Ist er nicht. Und zwar deswegen, weil ich nichts mit dir anfangen werde. Ich bin mit Akatsuki verlobt und… und…“ Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht weiter sprechen. Einzelne Tränen bahnten sich den Weg über mein Gesicht. Bevor noch irgendjemand etwas tun konnte, verließ ich fluchtartig den Raum. Meine Gefühle waren mehr als durcheinander. Ich eilte zu meinem Zimmer und verschloss die Tür, als ich dort ankam. Im Schlafzimmer dann zog ich mich bis auf die Haut aus und ging mit frischen Sachen in meinen Armen ins Bad. Ich dachte, dass ich nach einer Dusche bestimmt besser drauf wäre und mein Kopf wieder frei sei. Also stieg ich unter die Dusche und ließ das Wasser zehn Minuten einfach nur über meinen Körper laufen. Dann begann ich, mich ordentlich einzuseifen und mich zu waschen. Nach sage und schreibe einer halben Stunde war ich fertig und trocknete mich ab. Auch meine Haare trocknete ich mit einem Handtuch. Dann kämmte ich sie und ging ins Wohnzimmer. Doch dort blieb ich nicht. Mein Weg führte nämlich eigentlich in die Küche. Da ich mir zum Anfang des Schuljahres neues Blut besorgt hatte, war mein Kühlschrank jetzt wieder prall gefüllt. Ich nahm wahllos eine Konserve und ging damit wieder ins Wohnzimmer. Ich schiss auf ein Glas und wollte das Blut direkt aus der Konserve trinken. Und das tat ich auch, nachdem ich sie mit den Zähnen geöffnet hatte. Ich wollte mich zudröhnen und einfach alles nur vergessen. Dass ich damit wie eine Drogensüchtige wirkte, war mir bewusst. Aber die haben scheinbar auch nicht immer Unrecht. Ich kippte das Blut hinter, so schnell es ging. Aber ich schaffte erstmal nur eine halbe Konserve. Die halb leere Konserve legte ich auf den Tisch, aber so, dass sie nicht auslief. Dann stand ich auf und ging zum Fenster. Mal wieder würde die Sonne bald aufgehen. Heute war es mir egal, denn morgen hatten wir frei und übermorgen war der Ball. Der Ball…Was sollte ich deswegen bloß tun? Vielleicht gar nicht erscheinen? Nein, einfach war das nicht. Die würden überall nach mir suchen, wenn ich nicht aufkreuze. Also hatte ich keine andere Wahl. Aber was sollte ich tun, wenn L oder Akatsuki auf mich zukamen? Ihnen ausweichen? Ha ha. Ich konnte ja nicht ewig vor ihnen weglaufen. Maaann!!! Ich wusste nicht weiter. Vielleicht sollte ich mal zu Flitti gehen. Erstmal hieß es, Flitti überhaupt zu finden. Und wenn ich zu ihrem Zimmer musste, hatte ich Pech, weil L davor wohnte. Und wer weiß, ob Akatsuki nicht auch noch dort irgendwo herumschwirrte. Aber ich brauchte ihren Rat. Oder den von irgendjemandem… Ich verließ einfach mein Zimmer, so wie ich war. Ich trug nur kurze Sachen und Schuhe hatte ich einfach weggelassen. Ich stand ratlos vor meiner Zimmertür. Und wie durch Zufall kam Shiki gerade den Gang hinunter, weil er vermutlich zu seinem Zimmer wollte. Doch dann fanden seine Augen mich. Ich bemerkte es erst nicht, doch als ich ihm gedankenverloren in die Arme lief, wachte ich aus meiner Trance auf. „Shiki? Was machst du denn hier?“, fragte ich noch immer durcheinander. „Ich wohne hier… Aber egal. Was ist mit dir? Du siehst so verwirrt aus. Ist alles okay?“ „Nein… Ich denke nicht…“ Ohne ein weiteres Wort bugsierte mich Shiki zu seiner Wohnung und dann hinein. Er führte mich zur Couch und drückte mich sanft nieder. Er setzte sich neben mich und sah mich besorgt an. „Sai. Was hast du?“ „Ich habe ein Gefühlschaos.“ „Erzählst du mir davon?“ Und ich begann, ihm die ganze Sache mit L zu erzählen. Dass mit dem ‚Death Note’ verschwieg ich, denn Shiki würde es mir eh nicht glauben. Dann erzählte ich ihm das mit dem Ball und den Jungs. Als ich fertig war, saß Shiki nur da und schien nachzudenken. Im Moment sagte er nichts weiter. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Aber ich konnte noch nicht schlafen. Nicht, bis ich eine Antwort bekommen hatte. Egal von wem. „Tja. Ich habe nur einen Rat für dich, Sai. Ob er dir gefällt oder nicht.“ Ich öffnete wieder meine Augen und sah erwartungsvoll zu Shiki. „Du musste dich wieder mit Akatsuki vertragen. Er ist dein Freund und wichtiger als ein Typ, der zwar behauptet dich zu lieben, es aber nicht tut. Und außerdem war es ja nur ein Kuss.“ „Hm.“, sagte ich nur. Er hatte bestimmt Recht. Was anderes konnte ich nicht tun. Und außerdem… Ich hob meine rechte Hand und besah mir meinen Ringfinger. Shiki tat dies ebenfalls und seine Miene veränderte sich etwas. „Er will dich also heiraten?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Auf einmal kam er ziemlich kühl rüber. „Ja…“ „Noch ein Grund, weshalb du dich nicht einfach von ihm entfernen kannst. Es… geht schon vom Prinzip her nicht…“ „Bist du sauer?“, fragte ich ohne mit der Wimper zu zucken. „Was? Wie kommst du darauf?“ „Du hast mir vor einer Weile gesagt, dass du mich noch immer liebst. Ergo, du bist sauer, weil Akatsuki mich heiraten wird.“ „Kann schon sein…“ Jetzt schmollte Shiki wirklich. Das sah irgendwie komisch aus, sodass ich anfing breit zu grinsen. Er merkte das und musste ebenfalls grinsen. „Na wenigstens hast du wieder bessere Laune.“ „Ja. Dank dir.“ Ich gab Shiki einen Kuss auf die Wange und stand dann auf. „Ich werde jetzt Akatsuki aufsuchen. Und noch mal vielen Dank für deine Hilfe.“ Dann verließ ich Shiki und machte mich auf den Weg, um Akatsuki zu suchen. Ich schaute in den Gang, wo L wohnte. Doch dort sah ich ihn nicht. Also musste er bei sich in der Wohnung sein. Und dort wollte ich hin. Nach wenigen Minuten war ich da. Ich hatte irgendwie Angst, ihn wieder so ausdruckslos wie vorhin zu sehen. Ich hatte meine Hand schon an der Tür um zu klopfen, doch ich scheute mich. Ich stand bestimmt einige Minuten so planlos herum und tat nichts. Nicht einmal die Hand ließ ich sinken. Als sich dann die Tür plötzlich öffnete, strauchelte ich ein Stück zurück, weil ich mich erschrocken hatte. Akatsuki stand in einer Hose und einem geöffneten vor mir und schaute mich verwundert an. „Was machst du hier?“, fragte er argwöhnisch. „Ich… ich wollte… zu dir…“, druckste ich herum und hatte die Arme vor meinem Körper. Ich konnte Akatsuki nicht in die Augen sehen. Nicht nachdem, was ich getan hatte. Auf einmal kam alles wieder hoch. Was ich ihm schon alles angetan hatte… Dann rollten einfach Tränen der Verzweiflung und des Bereuens meine Wange hinab. Ich stand da und weinte stumm. Dann machte Akatsuki einige Schritte nach vorn und nahm mich in seine Arme. Ich riss die Augen weit auf, weil ich das nicht erwartet hätte. Doch jetzt nahm auch ich meine Arme hoch, krallte sie in sein Hemd und drückte ihn ganz fest an mich ran. Und dann flennte ich in sein Hemd. Akatsuki streichelte meinen Kopf und versuchte mich zu beruhigen. Doch bevor ich mir nicht alles von der Seele geredet hatte, würde ich mich auch nicht besser fühlen. Langsam beruhigte ich mich wieder und ich sah nach oben zu Akatsuki. „Geht’s wieder?“, fragte er vorsichtig. Ich nickte und er führte mich in seine Wohnung. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, betraten wir sein Schlafzimmer und er setzte mich aufs mit sanfter Gewalt aufs Bett. Dann setzte er sich neben mich. Er hatte einen Arm um meine Schulter und sah mich an. Ich jedoch starrte auf den Boden und überlegte, wie ich anfangen sollte. „Es… es tut mir so furchtbar Leid, was ich dir alles angetan habe… Du warst mir immer treu und ich bin fremdgegangen…“ „Mit wem?“, fragte er nur. Aber seine Stimme verriet keine Wut oder dergleichen. „Mit Shiki. Das war an dem Abend, wo er mit mir ausgegangen ist. Er meinte, dass er mich noch immer liebe und dann sind wir in ein billiges Hotel gegangen und den Rest kannst du dir vorstellen…“ „Ich verzeihe dir.“ „Was?“ „Ich verzeihe dir. Ich kann dir doch nicht ernsthaft böse sein, wenn du mit deinem Ex geschlafen hast.“ „Aber… ich dachte, dass du mich jetzt hassen würdest.“ Ich sah Akatsuki fassungslos an. Sein Gesicht zeugte nur von Güte. Kein Funken Wut trübte das Bild. Er schien mir ernsthaft verziehen zu haben. „Nein. Warum auch? Ich weiß, dass du nur mich liebst und für mich alles tun würdest. Das würde ich selbstverständlich auch für dich tun. Und es ist ja nicht so, dass du regelmäßig zu ihm gehen würdest, um mit ihm zu schlafen, oder?“ „Niemals…“ „Wolltest du mir noch etwas sagen?“ „Ja… Das mit L tut mir auch Leid. Ich hatte ihn aus Versehen gebissen und er wollte eine Gegenleistung dafür. Also mein Blut. Als ich ihn gebissen habe, bemerkte ich, dass er ein Reinblüter ist. Es war erschreckend seltsam… Aber ich fand kein Gefallen an seinem Blut. Auch, wenn ich nur wenige Tropfen gekostet ha…“ Ich konnte den Satz nie beenden, weil Akatsuki mich einfach küsste. Als ich das mit L erzählte, hatte ich mich ihm zugewandt. Und dann beugte er sich einfach vor, um mich zu küssen. Ich schlang meine Arme um seinen Körper. Ich war so erleichtert, dass Akatsuki die ganze Sache scheinbar doch nicht so schlimm sah. Er war wirklich der beste Freund, den man sich vorstellen konnte. Ich liebte einfach nur ihn. Und egal, wer auch immer versuchte mich zu verführen, würde erst gegen Akatsuki bestehen müssen. Und das konnten weder Reno noch L. Und so würde es auch bleiben. „Ich will keinen anderen als dich…“, flüsterte ich in sein Ohr, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. „Ich will auch keine andere als dich. Mein Leben will ich mit dir teilen und es bis zu Ende leben. Ich hätte es nie so lange ohne dich ausgehalten. Das kannst du mir glauben…“ Wieder küsste er mich und ich genoss es einfach. Ich würde ihn nicht mehr betrügen oder verlassen. Das heißt aber auch, dass ich, wenn ich zu Reno gehe, ihn nicht küssen werde. Aber für Akatsuki würde ich auch das tun. „Bleibst du heute Nacht hier?“, fragte er mich nach einer Weile. „Gern.“, erwiderte ich und krabbelte nach oben auf das Bett. Die richtigen Sachen hatte ich ja schon an und auch Akatsuki trug schon seine Schlafhose. Jetzt zog er sich noch sein Hemd aus und kam ebenfalls zu mir. Ich war schon unter die Decke geschlüpft und hatte mich schon der Länge nach ausgestreckt. Meine Arme waren unter meinem Kopf verschränkt. Akatsuki hob die Decke an und schlüpfte zu mir drunter. Die Vorhänge waren schon zugezogen und im Zimmer war es dämmrig. Es war einfach eine tolle Atmosphäre und ich fühlte mich so frei und leicht. Inzwischen lag ich schon eng an Akatsuki gekuschelt im Bett und hatte meinen Oberkörper auf seinem. Nach und nach wurde ich auch immer müder, obwohl ich nicht einschlafen wollte. „Ich danke dir Akatsuki. Für alles. Und ich liebe dich.“, sagte ich leise. „Ich dich auch. Und nichts auf der Welt wird mich von dir trennen können.“ Ich hielt ihn noch fester und nach wenigen Minuten war ich eingeschlafen. Aber erst nach Akatsuki. Dieser musste nach den ganzen Strapazen mindestens genauso müde gewesen sein wie ich. Und bevor ich meine Augen schloss, registrierte ich ein rhythmisches Atmen von meinem Großen. Danach kam die Dunkelheit… Epilog: Unerwartetes -------------------- Am nächsten Tag war der Ball und ich freute mich schon ziemlich darauf. Jetzt war ich schon ein Jahr mit Akatsuki zusammen. Eigentlich schon etwas länger, aber das war egal. Ich hatte es mir nicht aufgeschrieben, wann ich mit ihm zusammen kam. Und da der Ball jedes Jahr zur selben Zeit ist, sind wir stillschweigend übereingekommen, dass dieser Tag unser Jahrestag wird. Ich stand in meinem Schlafzimmer vorm Schrank und überlegte, was ich anziehen könnte. Ich wählte ein weites, schwarzes Kleid ohne Ärmel, welches edel und gothicmäßig aussah. Vorn war es mit einigen Rosen bestickt. Meine Haare ließ ich offen und Make-up machte ich nicht viel drauf. Aber meine Augen betonte ich durch Kajal mehr als sonst. Außerdem trug ich mal hohe Schuhe. Nach einer halben Stunde kam Akatsuki vorbei. Er sah wie immer absolut toll aus. Er trug einen schwarzen Anzug mit schwarzem Hemd und einer weißen Krawatte. Ich holte eine meiner Rosen, schnitt den Stiel ab und steckte die Blüte bei Akatsuki ans Revers. Das gab dem Ganzen einen unwiderstehlichen Ton. Während der Vorbereitung redeten wir nicht viel, aber einer konnte die Gedanken des anderen lesen. Und somit verstanden wir uns wortlos. Dann war auch schon die Zeit gekommen, um runter zum Ball zu gehen. Ich hatte mich bei Akatsuki eingehakt und so gingen wir mit einigen anderen Night Class Schülern zum Ballsaal. Es sollte ein ganz besonderer Abend werden, doch was wirklich geschehen sollte, ahnte keiner. Der Ballsaal war dieses Mal besser geschmückt als die anderen Male und auch die Schüler sahen besser aus. Was ein Jahr so verändern konnte… In meinem bisherigen Leben war nie viel passiert, doch als ich an die Cross Academy kam, änderte sich das alles schlagartig. Aber das war gut so. Ich mochte mein Leben so, wie es war und wollte kein anderes mehr. Kurosu eröffnete wieder den Ball und bat die Schüler auf die Tanzfläche. Während die Schüler dieser Bitte nachgingen, sah ich mich nach Zero und Flitti um. Als ich sie fand, ging ich auf sie zu. „Ihr habt euch ja echt rausgeputzt!“, begrüßte ich die beiden. „Das sagt die Richtige.“, grinste Flitti. Während ich mich noch etwas mit ihr unterhielt, redete Akatsuki mit Zero. Sie verstanden sich recht gut. Aber das lag nur daran, dass die beiden sich immer sahen, wenn ich mit Flitti abhing. Sie hatten sich aneinander gewöhnt und akzeptierten sich. Ich fand das gut, denn so gab es keine Probleme. Nachdem schon drei oder vier Lieder gespielt worden waren, kam endlich eins, das mir auch gefiel. Ich zerrte Akatsuki mit auf die Tanzfläche, der nicht mal wirklich widerwillig mitkam. Den ganzen Abend tanzten und unterhielten wir uns. Es war einfach eine fabelhafte Nacht. Doch irgendwann musste ja mal die Sonne aufgehen, doch bevor sie dies tun konnte, wollten wir verschwunden sein. Deshalb warteten wir nicht, bis Kurosu den Ball beendete, sondern wir verließen den Saal einfach. Hand in Hand ging ich langsam mit Akatsuki über den Weg, der zum Haus Mond führte. Plötzlich bemerkte ich eine seltsame Aura. Sie war aufgewühlt, wütend und… mordlustig. Dann sah ich, wem sie gehörte. Ryuzaki trat hinter einem Baum hervor und sah uns finster an. Mir fiel auf, dass er etwas in den Händen hielt. Als er näher kam, sah ich, dass es das Death Note und ein Stift war. Meine Augen weiteten sich. „Was gibt es, Ryuzaki?“, fragte Akatsuki unwissend. „Was es gibt? Du wolltest wohl wissen, was es gleich gibt. Nämlich zwei Namen mehr in meinem Death Note!“, schrie er. „Nein! Tu das nicht! Das wirst du bereuen!“, rief ich in Panik. „Sai? Was wird hier gespielt?“, fragte Akatsuki. Während er das fragte, öffnete Ryuzaki das Death Note und schrieb etwas hinein. „Nein… Wieso?“, fragte ich an Ryuzaki gewandt. Ich wusste, dass es mein Name gewesen war, den er gerade geschrieben hatte. Meine Augen wurden feucht und die Tränen liefen über. „Wenn ich dich nicht haben kann, soll keiner dich haben.“, sagte er und grinste fanatisch. Ich wandte mich schnell zu Akatsuki um, da ich wusste, dass meine Zeit jeden Moment abgelaufen war. „Akatsuki… ich liebe dich… Vergiss mich nie, auch wenn du…“ Ich konnte den Satz nie beenden, weil ein fürchterlicher Schmerz durch meine Brust zuckte. Ich sah, wie Ryuzaki den Stift ansetzte und einen zweiten Namen schrieb. Ich konnte nichts mehr tun. „Akatsuki…“, sagte ich noch. Dann war nichts mehr außer der unendlichen Schwärze… Akatsuki konnte nur gelähmt zusehen, wie Sai zusammenbrach und sich nicht mehr regte. „Akatsuki…“, hatte sie gesagt. Für einen Moment spürte er gar nichts, doch dann stürmten alle seine Empfindungen auf ihn ein. „Saaaaaiiii!!!“, schrie Akatsuki unter unvorstellbarem Schmerz. Er fiel auf die Knie und rutschte zu ihr ran. Er nahm Sais Kopf in seine Hände und starrte in ihre ausdruckslosen und leeren Augen. Die Tränen glänzten noch. Sie war tot. Sie war wirklich tot… „Warum…?“, fragte Akatsuki und sah Ryuzaki mit tränengefüllten Augen an. „WARUM?!“, schrie er dann. Das war das letzte, was Akatsuki sagte. Dann spürte er einen stechenden Schmerz in seiner linken Brust. Er griff sich an die Brust, doch er konnte nichts tun. Akatsuki krümmte sich vor Schmerz. Das letzte, was er dachte, war: Jetzt komme ich zu dir, meine geliebte Sai… Dann kippte er auf Sais Leiche und rührte sich nicht mehr. Ryuzaki stand mit dem Death Note da und lachte wie verrückt. Er hatte nicht wirklich realisiert, was er eben getan hatte. Auf einmal hörte er Rufe. Dann sah er, wie zwei Gestalten angerannt kamen. Es waren Flitti und Zero. „War das Akatsuki, der da so geschrieen hatte?“, fragte Flitti im Rennen. Sie hatten eben den Ball verlassen und waren auch auf dem Weg zum Haus Mond, als sie einen schmerzerfüllten Schrei gehört hatten. Nach wenigen Schritten waren sie bei Ryuzaki angekommen. „Was ist hier passiert…?“, fragte Flitti. Dann erblickte sie Sai und Akatsuki. Ihren Augen waren aufgerissen und die gerade aufgehende Sonne spiegelte sich in ihren leblosen Augen wider. Dann brach Flitti zusammen. „Das ist nicht wahr… Das ist nicht wahr!“, schrie sie. Ihr Blick fiel auf Ryuzaki, der immer noch regungslos mit dem Death Note in seinen Händen dastand. Zero reagierte blitzschnell. Er zog seine Bloody Rose und feuerte einen Schuss ab. Dieser traf Ryuzaki direkt ins Herz und er zerfiel zu Staub. Zero sah auf Flitti, die auf Knien zu den Leichen gerobbt war, weil sie so unter Schock stand, dass sie nicht aufstehen konnte. Sie berührte zögerlich Akatsukis Rücken, weil er ihr am nächsten war. Ihre Hand zuckte zurück. Dann brach sie in Tränen aus. Zero ging zu Flitti und nahm sie in seine Arme. Er konnte die Tränen ebenfalls nicht unterdrücken. Hier lagen seine besten Freunde einfach so auf der Erde herum. Jetzt wusste er, wie sich Sai gefühlt hatte, als sie ihn und Flitti tot gesehen hatte. Es war einfach ein grausames Gefühl, was man nicht mal seinem schlimmsten Feind wünschte. Zero bemerkte, dass einige der Night Class Schüler auf sie zukamen. Unter ihnen waren Kaname und Shiki. „Warum sitzt ihr hier auf der Erde herum?“, fragte Shiki. „Ihr werdet euch noch erk…“ Ihm blieb das Wort im Hals stecken, als er Sai erblickte. Er rannte auf sie zu und kniete sich zu ihr nieder. „Sai? Sai! Was ist mit dir?“, rief er in Panik. In der Zwischenzeit hatte sich Flitti etwas beruhigt. „Sai ist tot… Und auch Akatsuki…“, konnte sie hervor bringen. Dann stiegen ihr neuerliche Tränen in die Augen und Zero drückte sie noch fester an sich. Shiki konnte nicht glauben, was er da eben gehört hatte. Sai sollte tot sein und Akatsuki auch? Aber er hatte sie doch vorhin noch zusammen tanzen gesehen. Das war unmöglich. Er konnte und wollte es nicht glauben. Shiki sah in Sais leblose Augen. Jeglicher Glanz war aus ihnen gewichen und auch Shiki kam es so vor, als würde nie wieder welcher in seinen sein. Er hatte Sai geliebt, auch nach ihrem Streit. Dass er die eine Nacht damals noch mit ihr in diesem Hotel hatte verbringen dürfen, bedeutete so unendlich viel. Das sie jetzt nicht mehr war, würde er lange nicht verarbeiten können. Shiki sah kurz auf, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Es war Kaname. Er sah ihn mit einem traurigen Blick an, in dem so unendlich viel Verständnis und Trauer lag. Shiki schob seine Hände unter Sais Körper und hob sie hoch. Nachdem auch Akatsuki von Zero und Kaname getragen wurde, brachten sie sie schweren Herzens in die Krankenstation, wo die Leichen obduziert werden mussten. Es vergingen nur einige wenige Stunden, die der Arzt und sein Assistent brauchten, um die Todesursache festzustellen. „Sie starben beide durch einen Herzinfarkt.“, teilte er Shiki, Flitti und Zero mit. Sie würden es den anderen später sagen. „Und da ist noch etwas…“, sagte der Arzt und sah betreten zu Boden. „Was ist da?“, fragte Zero, der als einziger die Kraft dazu besaß. „Sai… sie war im zweiten Monat schwanger.“ „Was?!“ Flitti riss die Augen auf. Das konnte doch nicht sein, oder? Sai hatte ihr einmal erzählt, dass Akatsuki mal meinte, dass Vatersein cool wäre. Da dies das letzte Schuljahr für beide gewesen wäre, hätte es zeitlich sogar fasst gepasst. Sie wollten eine Familie gründen, doch dieser Wunsch wurde schon im Keim erstickt. Flitti musste jetzt nur noch mehr weinen. Zero kümmerte sich um sie und brachte sie von diesem Ort weg. Fünf Tage später war die Beerdigung von Sai und Akatsuki. Flitti war die ganzen Tage nicht zum Unterricht gegangen und Zero – wie Akatsuki damals mit Sai – auch nicht. Er leistete ihr Gesellschaft. Doch irgendwann musste auch sie runtergehen. Flitti zog schlichte schwarze Kleidung an und als Zero kam, sah sie, dass auch er einen einfachen Anzug trug, der ihm aber etwas Besonderes verlieh. Gemeinsam machten sie sich mit einem Strauß schwarzer Rosen auf den Weg zur Beerdigung. Flitti hasste so was, aber es waren nun mal ihre besten Freunde. Und Sai war ja auch auf ihrer Beerdigung gewesen. Da war sie wieder. Diese scheiß Ironie des Schicksals… Jetzt musste sie so leiden, wie Sai gelitten hatte. Dass der Mörder der beiden tot war, gab ihr nicht wirklichen Trost. Auf dem Platz, wo jetzt die ehemaligen Körper von Zero und Flitti lagen, waren zwei längliche Gruben ausgehoben worden. Darüber hingen die Särge. Beide waren aus schwarzem Ebenholz. Rundherum standen alle Night Class Schüler in schwarzen Sachen. Kaname sah noch schlechter aus als sonst. War ja auch logisch. Jetzt musste er den Verlust von drei geliebten Personen verkraften und das war selbst für den stärksten Reinblüter echt krass. Flitti zweifelte innerlich daran, dass er jemals wieder richtig fröhlich sein würde, aber er hatte noch ein so beschissen langes Leben vor sich. Genau wie sie und Zero. Nachdem scheinbar alle da waren und alle Blumen um das Grab herum abgelegt waren, trat Kaname vor und atmete einmal tief durch. „Was vor fünf Tagen geschehen ist, ist einfach unglaublich. Diese beiden Körper sollten jetzt nicht in diesen Särgen liegen. Da hilft es auch nicht viel, dass der Mörder bereits von Zero getötet wurde. Doch dafür danke ich ihm aus tiefster Seele. Niemand hatte so was voraussehen können. Nicht ich und auch niemand sonst. Akatsuki war schon von Kindertagen an einer meiner engsten und besten Freunde. Dass ich einmal an seinem Grab stehen würde, hätte ich in tausend Jahren nicht gedacht. Er war stets an meiner Seite. Wie ein treuer Bodyguard, doch er war mehr. Er war Freund, Seelsorger, Geliebter und Liebender. In ihm hatte Sai wirklich die wahre Liebe gefunden, wie mir schien. Es schmerzt mich sehr, dass ich nicht auf der Hochzeit der beiden sein kann. Sie beide ein letztes Mal glücklich zu sehen…“ Er brach kurz ab. Unglaublich aber wahr: Kaname rang ein wenig um seine Fassung. Dann fuhr er einen Moment später fort. „Dann kam Sai auf unsere Academy. Irgendwie verstanden wir uns sofort mit ihr und freundeten uns mit ihr an. Sie brachte zugegebenermaßen auch ein wenig Schwung in unser Leben. Ich erinnere mich nur an die Sache mit dem Werwolf. Doch jetzt möchte ich noch zwei enge Freunde von Akatsuki und Sai zu Wort kommen lassen. Zero, Flitti. Bitte sagt einige Worte.“ Zero, der seinen Arm um Flittis Schulter gelegt hatte, trat vor und suchte nach Worten. „Ich hatte anfangs nicht wirklich viel mit Akatsuki zu tun, doch das änderte sich, als Sai dazukam und ich in die Night Class wechselte. Ich sollte mich anfangs um sie kümmern und ich fand das nicht wirklich gut. Doch sie behandelte mich wie einen der Ihrigen. Sai war es auch, die mich gewissermaßen mit Flitti zusammengebracht hatte. Dafür danke ich ihr sehr.“, sagte Zero. „Das sehe ich genauso. Nachdem sie mir das Leben gerettet hatte, war ich mit ihr in einem Café und wir redeten. Ich verstand mich sofort mit ihr und wir wurden beste Freunde. Durch ihr Blut wurden Zero und ich zu vollwertigen Vampiren. Und das ist ein Geschenk, das uns niemand nehmen kann und das uns immer an sie erinnern wird.“ Damit gingen sie und machten für Hanabusa Platz, der ebenfalls einige Worte sagen wollte. „Akatsuki… war mein Cousin und mein bester Freund. Jahrelang teilte ich mit ihm eine Wohnung und ein Leben. Dann kam Sai. Schon als sie das erste Mal auftauchte, bemerkte ich, dass Akatsuki anders wurde. Einige Wochen später sagte er mir dann auch, dass er sich in Sai verliebt hatte. Doch bis sie dann endlich zusammen kamen, dauerte es noch eine ganze Weile. Ich mochte Sai anfangs nicht wirklich, aber das änderte sich ja. Doch eins konnte ich ihr nie ganz verzeihen und ich denke, dass ich das versteht. Denn sie war es, die Akatsuki so sehr von mir entfernte. Er war mein bester Freund und als solchen durfte man doch erwarten, dass er immer da ist, wenn man Probleme hatte… Doch oft war er das nicht und jetzt wird er das nicht mehr sein… Ich hoffe, dass die beiden ihren Seelenfrieden finden.“, schloss Hanabusa seine Rede. Ihm waren Tränen in die Augen gestiegen und er ging schnell wieder zu seinem Platz neben Ichijou zurück, der ihn etwas zu trösten versuchte. Dann wurden die Särge feierlich der Erde übergeben und alle verabschiedeten sich noch einmal auf persönliche Weise von Sai und Akatsuki. Es wurden Fackeln und Kerzen aufgestellt. Kurz bevor die Sonne aufging, waren Flitti und Zero noch immer an den Gräbern. „Ich werde es wohl nie begreifen können, was?“, sagte Flitti auf einmal. „Warum hast du mich einfach allein gelassen? Mit wem soll ich jetzt über sinnlose Dinge reden, genauso wie über wichtige? Wenn der Typ auferstehen würde, würde ich ihn wieder und wieder umbringen…“, sagte sie und sah dabei die ganze Zeit auf Sais Grab. Die Tränen stiegen hoch und sie versteckte ihr Gesicht in Zeros Jackett. Dieser drückte sie zärtlich an sich und kämpfte selbst etwas mit den Tränen. Er hatte den beiden nicht so nah gestanden, aber allein Flitti so unglücklich zu sehen, gab ihm den Rest. Als die ersten Sonnenstrahlen die frische Graberde berührten, machten sich die beiden auf den Weg zu ihrem Wohnhaus. Das alles sah ich mir von der Krone eines Baumes aus an. Akatsuki stand neben mir und hatte seine Arme um mich gelegt. Mir waren ebenfalls die Tränen in die Augen gestiegen, falls das als körperlose Seele überhaupt möglich war. „Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals meine eigene Beerdigung sehen würde.“, sagte ich leise, als wollte ich die Atmosphäre nicht kaputt machen. „Ich bin nur froh, dass ich gleich nach dir gestorben bin, sonst hätte ich dich bestimmt ewig gesucht in der Hölle.“, meinte Akatsuki und drückte mich fester an sich. Obwohl wir nur Seelen waren, spürte ich es so deutlich, als hätte ich noch meine Haut. Im Allgemeinen hatte das Totsein mehr Vorteile als das Lebendigsein. Jetzt brauchten wir logischerweise kein Blut mehr und niemand konnte uns verletzen. Wir hatten aber sonst alles behalten. Ich konnte Akatsuki berühren und er mich. Was bedeutete, dass wir auch weiterhin alles tun konnten, was wir im Leben auch schon getan hatten. Nur das Blutaussaugen würde mir sehr fehlen. „Ich würde ihnen so gern sagen, dass es uns gut geht. Aber Satan hat uns das verboten…“, sagte ich betrübt. Wir waren selbstverständlich in der Hölle gelandet, wo wir von Satan persönlich empfangen wurden. Da wir Vampire waren, wurden wir nicht wie gewöhnliche menschliche Seelen behandelt. Wir bekamen quasi eine Abteilung für uns. Dort sah es genauso aus wie auf dem Anwesen von Akatsuki. Dort würden wir für immer bleiben können. Und dort würden wir auch unsere Hochzeit nachholen, aber erst, wenn unsere Freunde uns gefolgt waren. Sie würden zu uns kommen. Das hatte mir Satan versprochen. „Lass uns wieder runter gehen. Ich ertrag diesen sentimentalen Quatsch hier nicht mehr länger.“, sagte Akatsuki dann nach Hanabusas Rede und seiner Stimme konnte man anhören, dass er den Tränen auch nahe war. „Okay. Wir werden sie ja wiedersehen. Darauf freue ich mich schon sehr.“, gab ich zurück. Wir schwebten hinunter auf die Erde und ich warf einen letzten Blick auf unsere Särge, bevor sie der Erde übergeben wurden. Dann sanken wir tiefer hinab und fanden uns wenig später in der Unterwelt wieder. „Ich freue mich schon sehr auf unsere Hochzeit.“, sagte ich zu Akatsuki und gab ihm einen Kuss. Ich war dankbar, dass ich das tun und spüren konnte, sonst wäre das Leben danach echt zum Verzweifeln. „Ich mich auch. Du suchst dir dann ein schönes Kleid aus und tolle Unterwäsche für Hochzeitsnacht.“ Typisch Akatsuki. Aber auch darüber war ich froh. Ich meine, dass ich mir überhaupt ein Kleid anziehen konnte. Denn die Unterwelt hatte einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Erde, wenn man tot ist: Hier unten haben wir unsere Körper wieder und man könnte es fast ‚Leben’ nennen. Nur, dass wir allein waren und keiner uns störte. Für sehr lange Zeit nicht. Doch wir würden warten. Warten, bis Zero und Flitti hier runter kommen. Warten, dass wir wieder vereint wären. Warten… auf ein anderes Leben ohne Ende. Die Unendlichkeit… War schon eine seltsame Vorstellung. Aber mit Akatsuki und meinen zukünftig toten Freunden würde das super werden. Aber die beiden sollten noch ihr Leben genießen und tun, was sie wollten. Sie hatten eine zweite Chance bekommen. Wir nicht. Aber das war okay. Man konnte nicht alles haben. Doch ich würde eine angenehme Wartezeit mit Akatsuki haben. Dessen war ich mir sicher. Genauso sicher war ich mir, dass wir nur ein paar hundert Jahre allein sein würden. Doch ich würde warten. Für meine Freunde. Nachdem Flitti und Zero erfolgreich die Schule beendet hatten, erlangten sie hohe Ränge in der Vampirgesellschaft. Kaname wurde der Anführer der Society und Rektor Kurosu übernahm den Vorsitz des Hunter Clans. Damit waren alle Vampire sicher, die nicht Level-E waren. Zero und Flitti blieben für immer zusammen und hatten ein wunderbares Zwillingspaar. Die beiden Mädchen waren sehr beliebt auf den wöchentlichen Treffen des Vampir-Society. Selbst Kaname war vernarrt in sie. Er selbst hatte aber einen Sohn. Als er damals auf der Cross Academy eines Tages zum Klassenwechsel ging, erblickte er dort ein Mädchen, in das er sich sofort verliebt hatte. Er machte sie zu einem Vampir, denn sie war Menschlichen Geschlechts. Ihr Name war Muyo und auf einem Ball der Society sah er sie wieder. Auch sie hatte sich damals in ihn verliebt und war mehr als erfreut, Kaname wiederzusehen. Trotzdem vermisste er Ruka und hielt sie mit einem riesigen Schrein in Ehren. In diesem Schrein waren ebenfalls Stellen für Sai und Akatsuki. Selbst Rima hatte einen Platz. In diesem Schrein sollte die besondere Gruppe der Night Class in Ehren gehalten werden, die sich seinerzeit um Kaname gebildet hatte. Auch wurden später alle dort beerdigt, wo Akatsuki, ich und Rima auf dem Grundstück der Cross Academy lagen. Ruka wurde exhumiert und ebenfalls dort beigesetzt. Ungefähr vierhundert Jahre später rastete ein Vampirehunter aus und erschoss Flitti und Zero in ihrem Haus. Die Kinder waren bei Kaname zu Besuch und erlebten das nicht. Ich freute mich darüber trotzdem, denn das Warten hatte jetzt ein Ende. Satan holte Flitti und Zero ab und brachte sie zu Akatsuki und mir. Ich freute mich so unendlich auf die beiden und kurz darauf sah ich sie von Weitem auf unser Anwesen zukommen. Ich wollte nicht mehr warten und rannte los. Flitti tat dies ebenfalls und wir fielen uns lachend und weinend in die Arme. Wir sagten nichts, denn dass wir uns wieder spürten, war wichtiger als jedes Wort. Doch als auch Zero und Akatsuki bei uns angekommen waren, musste ich doch etwas loswerden. „Willkommen zu Hause.“ The End ////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// So, jetz isses offiziel: ICH BIN FERTIG!!!! Nach 265 Word-Seiten und nach fast 9 Monaten (mit viiiiieelen Unterbrechungen) hab ich`s endlich geschafft!!! =^.^= Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)