Vampire Knight - Behind the Shadows of the Night von abgemeldet (Mein Leben als Vampir auf der Cross Academy...) ================================================================================ Kapitel 94: Sorgen ------------------ Der nächste Abend begann für mich ziemlich spät, weil wir heute frei hatten. Deshalb beschloss ich zu Kaname zu gehen um ihn wegen Reno zu fragen. Ich vermisste ihn auf einmal noch viel mehr, wenn ich über ihn nachdachte. Also zog ich mich an und machte mich nach einer schnell eingeworfenen Pemme auf den Weg zu Kaname. Ich klopfte und wartete einen Moment. Dann kam er auch schon und öffnete mir die Tür. „Hallo Sai. Was gibt es denn?“, fragte er höflich und lächelte. „Ich hab ma eine Frage an dich.“ „Gut, komm rein.“ Ich trat an ihm vorbei und er bot mir einen Platz auf seinem Sofa an. Ich setzte mich und wartete, bis Kaname das ebenfalls tat. „Ich wollte wissen, wo Reno ist.“, sagte ich ohne zu warten, weil es mir sehr am Herzen lag. „Ich konnte mir schon denken, dass du dir darum Gedanken machst. Ich meine um ihn.“, sagte Kaname und sah mich intensiv an. „Er wurde der Schule verwiesen.“ „WAS?!“ Ich war wirklich fassungslos. „Verwiesen? Aber wieso?“ „Kurosu war mal bei ihm und hat sein kleines Experimentierlabor gefunden. Kurosu drohte ihm. Wenn er es nicht abbaue, würde er von der Schule verwiesen. Reno weigerte sich, weder das eine noch das andere zu tun. Aber Kurosu saß nun mal am längeren Hebel und ließ alles abbauen. Jetzt geht Reno auf eine andere Schule.“ „Aber er ist ein Vampir. Wie geht das?“ „Kurosu hat noch eine zweite, kleinere Schule hier in der Stadt. Wenn die in die Luft fliegt, ist das egal.“ „Das heißt, Reno ist noch in der Stadt?“ „Ja. Aber die Schule liegt genau auf der anderen Seite der Stadt. Zu Fuß brauchst du bestimmt eine Stunde.“ „Und wenn ich renne?“ „Eine halbe vielleicht. Aber liegt er dir denn so sehr am Herzen, dass du jeden Tag so lange und so weit gehen würdest?“ „Ja.“ Ich beantwortete die Frage kurz, weil es die Wahrheit war. „Überleg dir das lieber. Ich glaube kaum, dass Akatsuki das zulassen würde, dass du jeden Tag mit Reno verbringst und dazu noch so weit weg bist.“ „Das wäre ihm doch jetzt eh egal…“ Ich sah traurig zu Boden. „Habt ihr euch gestritten?“ Ich nickte. „Worum ging es?“ „Um Reno.“ Ich wunderte mich kurz über die Ironie dieses Grundes. „Akatsuki war es egal, ob Reno weg ist oder nicht. Er hat in Reno nur einen Rivalen gesehen. Weiter nichts.“ „Verstehe. Ich würde aber trotzdem nicht jeden Tag zu Reno gehen. Alle zwei Wochen sollte doch reichen…“ „Was? Das kannst du nicht machen!“ „Doch, ich kann. Du bist mir untergeordnet und hast auf meine Befehle zu hören. Auch, wenn du selbst ein Reinblüter bist, falls du dieses Argument anführen wolltest.“ Ich starrte still auf den Boden und hatte meine Hände auf meinen Knien verkrampft. „Ich weiß, wie du dich fühlen musst. Aber Reno kann ja auch nicht immer für dich Zeit haben. Und wenn du selten zu ihm hingehst, freust du dich jedes Mal aufs Neue, ihn zu sehen.“ Ich fühlte mich gerade seltsam an L erinnert. „Okay, du hast recht. Ich werde ihn aber trotzdem irgendwann besuchen gehen.“ Eine kurze Stille trat ein. Kaname schien zu überlegen. „Ich habe jetzt herausgefunden, wer den Steckbrief von damals über dich ausgehängt hat. Es war ein Mann namens Ryo Tseng Wang.“ Ich konnte nichts sagen, sondern starrte weiterhin. Aber jetzt starrte ich Kaname an. „Ist etwas?“ „Dieser Typ hat mich in den Ferien entführt. Er wollte mich heiraten oder so. Deshalb kamen Misa und Ichiru, die Zwillinge von Zero und Flitti, und haben mich entführt. Übrigens leben Zero und Flitti wieder. Ihre Seelen sprangen auf Misa und Ichiru über, als sie vor ihren Gräbern standen.“ Ich erwartete nun, dass Kaname völlig verwirrt dreinblickte. Aber das tat er nicht. Er sah mich freudestrahlend an. „Das ist ja wunderbar! Ich hatte gehofft, dass es funktionieren würde.“ „Hä?“ Jetzt sah ich verwirrt aus. „Ich habe ihre Seelen mit meiner Macht zurückgeholt und sie in ihre Gräber geleitet. Ich wusste - aus welchem Grund auch immer - dass du Misa und Ichiru die Gräber zeigen würdest. Und wenn die Seelen ein geeignetes Gefäß finden, würden sie ohne Probleme überspringen. Und das taten sie.“ „Wow… Danke.“, konnte ich nur sagen. In meinem Kopf war es auf einmal völlig leer. Ich stand auf und verließ den Raum ohne ein Wort. Ich wusste nicht, wohin mich meine Füße trugen, aber am Ende stand ich vor einer mir bekannten Tür. Nur wohnte hier jetzt eine andere Person als vorher. Aber diese Person regte mich nicht so auf, wie die, die daneben wohnte. Ich klopfte. Und L öffnete. „Sai? Was machst du denn hier?“, fragte er etwas verwundert. Aber die Freude in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Ich hab keine Ahnung. Mein Kopf war total leer und meine Füße taten, was sie wollten. So bin ich hierher gekommen.“ „Du hast aber tolle Füße. Komm doch bitte rein.“ Mein Kopf wurde wieder klarer und ich trat an L vorbei in seine Wohnung. Und was ich da sah, erstaunte mich zutiefst. Überall standen Schachteln von Süßigkeiten und Pralinen herum. Der Tisch war übersät mit Schokoladentafeln und zwischendrin stand auch schon das ein oder andere Stück Kuchen. Aber das Sofa war frei. „Setzt dich ruhig.“, sagte er und nahm wie üblich auf dem Sofa Platz. Ich setzte mich im Schneidersitz neben ihn. „Heute bist du wütend auf etwas, habe ich recht?“ Ich wunderte mich jetzt nicht mehr darüber, dass er scheinbar meine Gefühlswelt kannte. „Ja. Die Tussi, die neben dir wohnt, hat das Zimmer von Zero bekommen. Ich will sie unbedingt loswerden, aber wenn ich schon wieder jemanden umbringe, werden die mich mit Garantie von der Schule werfen.“ „Wen hast du denn schon umgebracht?“, fragte L, als wäre es etwas Selbstverständliches. „Eine Lehrerin, die es auf mich abgesehen hatte, einen Schüler, der es ebenfalls auf mich abgesehen hatten und die Schlampe, die meine zwei besten Freunde auf dem Gewissen hatte.“ „Hatte?“ Ich erklärte L die Sache mit den Seelen und dass Kaname es ermöglicht hatte. Er nickte nur und sagte dazu nichts weiter. „Und jetzt willst du das Zimmer wieder für die beiden frei machen.“ „Richtig. Aber ich weiß nicht, wie.“ „Ich hätte da vielleicht etwas…“, sagte er und hüpfte vom Sofa. Er verschwand in seinem Schlafzimmer und kam mit einem flachen Buch zurück. „Was ist das?“, fragte ich mit einem Blick auf das schwarze Buch. „Das ist ein ‚Death Note’. Wenn du dort den Namen von jemandem hineinschreibst, stirbt der jenige innerhalb von vierzig Sekunden. Oder du schreibst die genaue Todesursache und den Zeitpunkt hinein. Dann geschieht alles so, wie es drinsteht.“ „Das ist ja unglaublich.“ Ich streckte meine Hand danach aus, doch L zog es zurück. „Versteh das nicht falsch. Aber ich will dir den Schock ersparen.“ „Welchen Schock?“ „Wenn du das ‚Death Note’ berührst, kannst du den Shinigami sehen, dem das Note eigentlich gehört. Und der ist keine Schönheit.“ Dann sah L nach links und es schien, als würde er irgendjemanden beruhigen wollen. „Nur ich kann ihn sehen, weil ich das Note angefasst habe. Sein Name ist Ryuk und er ist beleidigt, weil ich ihn hässlich genannt habe.“ „Bitte, L. Las mich das ‚Death Note’ berühren. Ich will ihn auch sehen.“ „Nein. Es ist schon schlimm genug, dass alle mich für verrückt halten. Wenn du Ryuk sehen kannst und mit ihm redest, werden die anderen dich auch für verrückt erklären und dich ausstoßen. So, wie sie es mit mir gemacht haben…“ L sah auf einmal sehr traurig aus und das tat mir Leid. Ich legte eine Hand auf seine Schulter und sah ihn aufmunternd an. „Ich halte dich nicht im Geringsten für verrückt. Ich akzeptiere dich so, wie du bist. Und ich denke, die anderen hier tun dasselbe.“ L sah mich einen Moment lang erstaunt an und fiel mir dann in meine Arme. Ich wunderte mich eine Sekunde lang. Doch dann freute ich mich irgendwie. „Danke… Und ich dachte, ich würde hier nie Freunde finden.“ Ich schloss meine Arme um seinen Körper. „Irgendwie findet man immer Freunde. Und wenn es auch nur wenige sind. Die sind dann die besten.“, sagte ich leise. „Wenn nur du mit mir befreundet bist, reicht mir das ganz und gar.“ Das ‚Death Note’ lag nun hinter L. Ich hätte trotzdem zu gern gewusst, wie der Shinigami aussieht. Doch wenn L meint, dass ich es besser nicht tun solle, tat ich es auch nicht. Ich vertraute ihm. „Es ist schön mit dir, Sai. Ich habe noch nie die Wärme eines anderen Körpers gespürt.“, sagte er fast flüsternd. Da er seinen Kopf auf meiner Brust hatte, konnte ich sein Gesicht nur zum Teil sehen. Aber ich bemerkte, dass er etwas rot geworden war. Ich nahm eine Hand und fuhr damit durch L’s Haare. Es kam mir vor, als wäre L mehr ein kleiner Junge, anstatt schon fast erwachsen. Auf einmal fiel mir auf, dass hier Musik im Hintergrund lief. Da es jetzt leise war und nur unser Atmen zu hören war, bemerkte ich es. Ich erkannte die Band. Es war ‚Skillet’. Die Musik, die sie machten, war meist irgendwie romantisch. Keine Ahnung, ob L das hier beabsichtigt hatte oder nicht, aber die Musik passte gerade verdammt gut zu dieser Situation. Aber als ich auf den Text hörte, gab das meinem Herzen einen Stich. Ich musste wieder an Akatsuki denken. I remember when We used to laugh About nothing at all It was better than going mad From trying to solve all the problems we're going through Forget 'em all Cause on those nights we would stand and never fall Together we faced it all Stay up late and we'd talk all night In a dark room lit by the TV light Through all the hard times in my life Those nights kept me alive We'd listen to the radio play all night Didn't want to go home to another fight Through all the hard times in my life Those nights kept me alive I remember when We used to drive Anywhere but her As long as we'd forget our lives We were so young and confused that we didn't know To laugh or cry Those nights were ours They will live and never die Together we'd stand forever Eine Träne lief mein Gesicht hinab. Und diese fiel genau vor L’s Gesicht vorbei, sodass er sie bemerkte. Er hob seinen Kopf und sah mich an. Dann nahm er seine Hand und wischte die Träne weg. Mit dem, was dann passierte, hatte ich schon irgendwie gerechnet. L küsste mich. Ich schloss die Augen und genoss einfach den Moment, die Musik, L’s warme Lippen. Ich ließ die Hand, die ich vorher in seinen Haaren hatte, sinken und hielt ihn damit ebenfalls fest. Irgendwie wollte ich nicht, dass das hier endete. Und L scheinbar auch nicht. Denn er hielt mich jetzt auch umklammert. Ich lehnte an der rechten Sofalehne, weil ich mich Anfangs zu L gerichtet hingesetzt hatte. Wir küssten uns immer noch, als auf einmal die Tür aufging. Wir lösten zwar unsere Lippen voneinander, aber weder L noch ich machten Anstalten unsere Körper voneinander zu entfernen. Ich sah zur Tür. Flitti stand etwas erschrocken halb im Zimmer. „Tut… tut mir Leid. Ich… ich habe vergessen, dass mein Zimmer belegt ist. Ich war total in Gedanken versunken gewesen… Aber Sai. Wer ist das?“ Nun musste L sich doch von mir lösen, weil ich mich jetzt aufsetzte. „Das ist Ryuzaki. Aber alle nennen ihn L.“ „Und warum hast du mit ihm herumgeknutscht?“ „Erstens war das nur ein Kuss und zweitens geht dich das ja eigentlich nichts an.“ „Schon gut. Ich wollte dich eh suchen. Kaname meinte nämlich, dass er keine Zimmer mehr frei habe.“ „Warte. Das haben wir gleich.“, sagte L und nahm das ‚Death Note’. „Wie heißt das Mädchen, das hier nebenan wohnt?“ Ich sagte L den Namen und er schrieb ihn hinein. Dann warteten wir. Nach weniger als einer Minute hörten wir einen Schrei. „Zero!“, schrie Flitti und stürzte aus dem Zimmer. L und ich hinterher. Es kam aus dem Zimmer nebenan. Zero stand wie erstarrt in der Mitte des Zimmers und starrte auf den leblosen Körper von Haruka. Sie war vermutlich einfach tot umgefallen und Zero hatte sich total erschreckt. Natürlich lockte der Schrei auch andere Leute an. Zum Beispiel kam Kaname auf einmal um die Ecke und im Schlepptau hatte er Ichijou. „Was ist passiert?“, wollte er gleich wissen. Zero antwortete. „Sie… das Mädchen ist einfach umgefallen. Ich denke, sie ist tot. Ich bin bloß durch Zufall hier reingekommen. Mich hat interessiert, wer hier wohnt. Und als ich etwas mit ihr redete, fiel sie nach einem kurzen Krampf einfach um.“ „Ein Krampf?“, fragte ich. „Ja. Es sah aus, als hätte sie eine Herzattacke gehabt.“ Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. Anfangs wollte ich L nicht wirklich glauben, was er mir über das ‚Death Note’ erzählt hatte. Ich sah ihn unauffällig an und er grinste ebenso unauffällig. „Okay. Alle weg hier. Ich werde mich darum kümmern. Ach und Zero.“ Zero sah Kaname verstört an. „Du kannst dann mit Flitti hier wieder einziehen. Aber erst, wenn die Sachen von Haruka weg sind.“ Zero nickte und ging dann zu Flitti, um sie in seine Arme zu schließen. L hingegen verließ einfach den Schauplatz und machte sich auf in sein Zimmer. Und ich hinterher. Als wir wieder bei ihm waren und die Tür zu war, machten wir es uns wieder auf dem Sofa bequem. Dann saßen wir eine Weile schweigend da. Ich dachte laut nach. „Wie kann ein Vampir an einer Herzattacke sterben und dann eine Leiche hinterlassen?“ „Ganz einfach. Das ‚Death Note’ hat sie in einen Menschen verwandelt und ihre Vampirkräfte aufgesaugt. Dadurch wurde sie einfach verwundbar. Und eine Leiche bleibt dann logischerweise zurück.“, erklärte mir L. „Aha…“ Ich saß, die Beine angezogen, auf der Couch und starrte vor mich hin. Irgendwie war ich völlig fertig. Die Ereignisse hatten sich in der letzten Zeit einfach überschlagen. Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück. Dann spürte ich kurz Wärme näher kommen und, wie sich L gegen mich lehnte. Ich drehte mich etwas und er fiel in meinen Schoß. Er sah mich von unten her an und lächelte. Er lag nun ausgestreckt auf dem Sofa. Ich nahm meine Hände und legte sie auf seinen Oberkörper. Scheinbar trug L nur das Shirt, deshalb konnte ich seinen Körper spüren. Trotz der ganzen Schokolade war L ziemlich dünn. Ich fühlte die Knochen seines Oberkörpers ganz deutlich unter der bleichen Haut. „Du bist ziemlich dürr. Dafür, dass du soviel Süßigkeiten isst…“ „Hab mich auch schon gewundert. Aber ich find’s gut.“ Wir blieben noch eine Weile so liegen, doch dann richtete L sich auf und drehte sich zu mir um. Er beugte sich etwas vor und sah mich intensiv an. „Beantworte mir eine Frage, Sai.“, sagte er. „Schieß los.“ Er druckste etwas herum und wich meinem Blick für einen Moment aus. Dann schien er sich ein Herz gefasst zu haben. „Empfindest… du etwas für mich?“, fragte er schüchtern und sah mich ebenso an. „Ja. Eigentlich sollte ich das nicht, aber ich tue es trotzdem. Hätte ich sonst zugelassen, dass du mich küsst?“ „Nein… Bestimmt nicht. Aber, heißt das denn nicht auch, dass du für diesen Reno ebenfalls etwas empfunden hast?“ „Ja, das stimmt schon. Aber mit dir ist es etwas anders. Ich… kann es nicht beschreiben. Reno war ein toller Kumpel, den ich zum Dank mal ab und zu einen Kuss gab. Ob wirklich echte Gefühle dabei waren, glaube ich eigentlich nicht wirklich. Vielleicht hatte er sich in mich verguckt, aber ihn habe ich immer nur als sehr guten Freund gesehen. Ich wäre mit ihm nie weiter als bis zum Küssen gegangen. Das kannst du mir glauben.“ „Ich glaube dir.“, sagte L und küsste mich dann aufs Neue. Mit ihm fühlte es sich wirklich anders an. Ich schloss abermals die Augen und ließ ihn gewähren. Nach einigen Augenblicken war auch das wieder vorbei. „Ich habe noch eine Frage an dich.“, sagte L. „Willst du auf dem Ball vielleicht mal mit mir Tanzen oder so?“ „Gerne. Ich würde mich darüber sehr freuen.“ Ich überlegte, wie es wohl aussah, wenn L tanzte. Aber für mich würde er sich sicher gerade hinstellen. Es würde schon gut gehen. Plötzlich machte ich mir wieder Gedanken, was Akatsuki denken wird. Ich verdrängte den Gedanken, indem ich L ansah. Seine Augen waren schwarz und diese Dunkelheit faszinierte mich irgendwie. Aber ich denke, dass das jeden beeindrucken würde. „Weißt du eigentlich, dass mir vorher noch nie so jemand wie du begegnet ist? Du bist echt außergewöhnlich. Und das meine ich im positiven Sinne.“ „Danke…“, sagte er und drehte sich etwas verlegen weg von mir. Ich konnte seinen Hals sehen und hatte plötzlich Durst. Ich beugte mich langsam vor und küsste seinen Hals. Dabei stützte ich meine Arme links und rechts von L ab und hing somit fast über ihm. L erschrak etwas, zuckte aber nicht zurück. Dann konnte ich mich nicht länger beherrschen und biss zu. Und was ich da schmeckte, erschreckte mich irgendwie. Ich ließ schnell von seinem Hals ab und L sah mich fragend an. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Reinblüter bist?“ L beugte sich vor und wischte das Blut von meinem Mund. „Du hast nicht danach gefragt.“, erwiderte er grinsend. „Tut mir Leid, dass ich dich einfach gebissen habe.“, sagte ich schuldbewusst. „Ist nicht schlimm. Aber ich hätte gerne eine Gegenleistung…“ Während er das sagte strich er meine Haare zurück und streichelte meinen Hals. Ich verstand. Ich nahm meine Haare nach hinten und drehte mich mit meiner Seite zu L. So kam er am besten an meinen Hals. L beugte sich vor zu mir und hielt mit einer Hand meinen Nacken. Dann küsste er meinen Hals und leckte vorsichtig mit seiner Zunge an ihm. L biss zu. Ich spürte, wie das Blut aus meiner Halsader kam. Er trank wie ein halb Verdursteter. Doch sein Saufgelage wurde unterbrochen. Mal wieder riss jemand in einem ungünstigen Moment die Tür auf. L ließ schnell von mir ab und wir beide starrten erschrocken zur Tür. Es war Akatsuki. „Du…!“, sagte er und stürmte schon auf L los. Er jedoch sprang gleich auf und ich ebenso. Akatsuki holte aus und wollte L schlagen. Ich stellte mich schnell schützend vor ihn. Mit erhobenen Armen fing ich den Frontalschlag von Akatsuki ab und wurde durch die Wucht des Aufpralls gegen L geschleudert. Dieser jedoch hatte einen festen Stand und fing mich auf. Ich sah Akatsuki mit einem bösen Blick an und er sah erschrocken aus. Er nahm seinen Arm wieder zurück und stand nun normal vor mir. Ich jedoch blieb schützend vor L stehen. Akatsuki sollte ihn nicht verletzen und solange ich da war, würde er das auch nicht tun. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte mich Akatsuki mit einer tonlosen Stimme und einem ausdruckslosen Gesicht. Er machte mir auf einmal Angst. „Ich…ich lasse nicht zu, dass du L was tust. Wenn du jemandem dafür die Schuld geben willst, dann ganz allein mir, klar?!“ Auf einmal war ich aggressiv. Wie eine Wolfsmutter, die ihr Junges verteidigen will. „Soll ich ihn ins ‚Death Note’ schreiben?“, fragte mich L über die Schulter in mein Ohr. Akatsuki hörte es trotzdem. „’Death’ - was?“, fragte Akatsuki. Ich drehte mich erschrocken zu L um. „Nein! Akatsuki soll doch nicht sterben.“ „Aber er ist uns im Weg.“, erwiderte L, dem ich jetzt in die Augen sah. „Was? Ist er nicht. Und zwar deswegen, weil ich nichts mit dir anfangen werde. Ich bin mit Akatsuki verlobt und… und…“ Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht weiter sprechen. Einzelne Tränen bahnten sich den Weg über mein Gesicht. Bevor noch irgendjemand etwas tun konnte, verließ ich fluchtartig den Raum. Meine Gefühle waren mehr als durcheinander. Ich eilte zu meinem Zimmer und verschloss die Tür, als ich dort ankam. Im Schlafzimmer dann zog ich mich bis auf die Haut aus und ging mit frischen Sachen in meinen Armen ins Bad. Ich dachte, dass ich nach einer Dusche bestimmt besser drauf wäre und mein Kopf wieder frei sei. Also stieg ich unter die Dusche und ließ das Wasser zehn Minuten einfach nur über meinen Körper laufen. Dann begann ich, mich ordentlich einzuseifen und mich zu waschen. Nach sage und schreibe einer halben Stunde war ich fertig und trocknete mich ab. Auch meine Haare trocknete ich mit einem Handtuch. Dann kämmte ich sie und ging ins Wohnzimmer. Doch dort blieb ich nicht. Mein Weg führte nämlich eigentlich in die Küche. Da ich mir zum Anfang des Schuljahres neues Blut besorgt hatte, war mein Kühlschrank jetzt wieder prall gefüllt. Ich nahm wahllos eine Konserve und ging damit wieder ins Wohnzimmer. Ich schiss auf ein Glas und wollte das Blut direkt aus der Konserve trinken. Und das tat ich auch, nachdem ich sie mit den Zähnen geöffnet hatte. Ich wollte mich zudröhnen und einfach alles nur vergessen. Dass ich damit wie eine Drogensüchtige wirkte, war mir bewusst. Aber die haben scheinbar auch nicht immer Unrecht. Ich kippte das Blut hinter, so schnell es ging. Aber ich schaffte erstmal nur eine halbe Konserve. Die halb leere Konserve legte ich auf den Tisch, aber so, dass sie nicht auslief. Dann stand ich auf und ging zum Fenster. Mal wieder würde die Sonne bald aufgehen. Heute war es mir egal, denn morgen hatten wir frei und übermorgen war der Ball. Der Ball…Was sollte ich deswegen bloß tun? Vielleicht gar nicht erscheinen? Nein, einfach war das nicht. Die würden überall nach mir suchen, wenn ich nicht aufkreuze. Also hatte ich keine andere Wahl. Aber was sollte ich tun, wenn L oder Akatsuki auf mich zukamen? Ihnen ausweichen? Ha ha. Ich konnte ja nicht ewig vor ihnen weglaufen. Maaann!!! Ich wusste nicht weiter. Vielleicht sollte ich mal zu Flitti gehen. Erstmal hieß es, Flitti überhaupt zu finden. Und wenn ich zu ihrem Zimmer musste, hatte ich Pech, weil L davor wohnte. Und wer weiß, ob Akatsuki nicht auch noch dort irgendwo herumschwirrte. Aber ich brauchte ihren Rat. Oder den von irgendjemandem… Ich verließ einfach mein Zimmer, so wie ich war. Ich trug nur kurze Sachen und Schuhe hatte ich einfach weggelassen. Ich stand ratlos vor meiner Zimmertür. Und wie durch Zufall kam Shiki gerade den Gang hinunter, weil er vermutlich zu seinem Zimmer wollte. Doch dann fanden seine Augen mich. Ich bemerkte es erst nicht, doch als ich ihm gedankenverloren in die Arme lief, wachte ich aus meiner Trance auf. „Shiki? Was machst du denn hier?“, fragte ich noch immer durcheinander. „Ich wohne hier… Aber egal. Was ist mit dir? Du siehst so verwirrt aus. Ist alles okay?“ „Nein… Ich denke nicht…“ Ohne ein weiteres Wort bugsierte mich Shiki zu seiner Wohnung und dann hinein. Er führte mich zur Couch und drückte mich sanft nieder. Er setzte sich neben mich und sah mich besorgt an. „Sai. Was hast du?“ „Ich habe ein Gefühlschaos.“ „Erzählst du mir davon?“ Und ich begann, ihm die ganze Sache mit L zu erzählen. Dass mit dem ‚Death Note’ verschwieg ich, denn Shiki würde es mir eh nicht glauben. Dann erzählte ich ihm das mit dem Ball und den Jungs. Als ich fertig war, saß Shiki nur da und schien nachzudenken. Im Moment sagte er nichts weiter. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Aber ich konnte noch nicht schlafen. Nicht, bis ich eine Antwort bekommen hatte. Egal von wem. „Tja. Ich habe nur einen Rat für dich, Sai. Ob er dir gefällt oder nicht.“ Ich öffnete wieder meine Augen und sah erwartungsvoll zu Shiki. „Du musste dich wieder mit Akatsuki vertragen. Er ist dein Freund und wichtiger als ein Typ, der zwar behauptet dich zu lieben, es aber nicht tut. Und außerdem war es ja nur ein Kuss.“ „Hm.“, sagte ich nur. Er hatte bestimmt Recht. Was anderes konnte ich nicht tun. Und außerdem… Ich hob meine rechte Hand und besah mir meinen Ringfinger. Shiki tat dies ebenfalls und seine Miene veränderte sich etwas. „Er will dich also heiraten?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Auf einmal kam er ziemlich kühl rüber. „Ja…“ „Noch ein Grund, weshalb du dich nicht einfach von ihm entfernen kannst. Es… geht schon vom Prinzip her nicht…“ „Bist du sauer?“, fragte ich ohne mit der Wimper zu zucken. „Was? Wie kommst du darauf?“ „Du hast mir vor einer Weile gesagt, dass du mich noch immer liebst. Ergo, du bist sauer, weil Akatsuki mich heiraten wird.“ „Kann schon sein…“ Jetzt schmollte Shiki wirklich. Das sah irgendwie komisch aus, sodass ich anfing breit zu grinsen. Er merkte das und musste ebenfalls grinsen. „Na wenigstens hast du wieder bessere Laune.“ „Ja. Dank dir.“ Ich gab Shiki einen Kuss auf die Wange und stand dann auf. „Ich werde jetzt Akatsuki aufsuchen. Und noch mal vielen Dank für deine Hilfe.“ Dann verließ ich Shiki und machte mich auf den Weg, um Akatsuki zu suchen. Ich schaute in den Gang, wo L wohnte. Doch dort sah ich ihn nicht. Also musste er bei sich in der Wohnung sein. Und dort wollte ich hin. Nach wenigen Minuten war ich da. Ich hatte irgendwie Angst, ihn wieder so ausdruckslos wie vorhin zu sehen. Ich hatte meine Hand schon an der Tür um zu klopfen, doch ich scheute mich. Ich stand bestimmt einige Minuten so planlos herum und tat nichts. Nicht einmal die Hand ließ ich sinken. Als sich dann die Tür plötzlich öffnete, strauchelte ich ein Stück zurück, weil ich mich erschrocken hatte. Akatsuki stand in einer Hose und einem geöffneten vor mir und schaute mich verwundert an. „Was machst du hier?“, fragte er argwöhnisch. „Ich… ich wollte… zu dir…“, druckste ich herum und hatte die Arme vor meinem Körper. Ich konnte Akatsuki nicht in die Augen sehen. Nicht nachdem, was ich getan hatte. Auf einmal kam alles wieder hoch. Was ich ihm schon alles angetan hatte… Dann rollten einfach Tränen der Verzweiflung und des Bereuens meine Wange hinab. Ich stand da und weinte stumm. Dann machte Akatsuki einige Schritte nach vorn und nahm mich in seine Arme. Ich riss die Augen weit auf, weil ich das nicht erwartet hätte. Doch jetzt nahm auch ich meine Arme hoch, krallte sie in sein Hemd und drückte ihn ganz fest an mich ran. Und dann flennte ich in sein Hemd. Akatsuki streichelte meinen Kopf und versuchte mich zu beruhigen. Doch bevor ich mir nicht alles von der Seele geredet hatte, würde ich mich auch nicht besser fühlen. Langsam beruhigte ich mich wieder und ich sah nach oben zu Akatsuki. „Geht’s wieder?“, fragte er vorsichtig. Ich nickte und er führte mich in seine Wohnung. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, betraten wir sein Schlafzimmer und er setzte mich aufs mit sanfter Gewalt aufs Bett. Dann setzte er sich neben mich. Er hatte einen Arm um meine Schulter und sah mich an. Ich jedoch starrte auf den Boden und überlegte, wie ich anfangen sollte. „Es… es tut mir so furchtbar Leid, was ich dir alles angetan habe… Du warst mir immer treu und ich bin fremdgegangen…“ „Mit wem?“, fragte er nur. Aber seine Stimme verriet keine Wut oder dergleichen. „Mit Shiki. Das war an dem Abend, wo er mit mir ausgegangen ist. Er meinte, dass er mich noch immer liebe und dann sind wir in ein billiges Hotel gegangen und den Rest kannst du dir vorstellen…“ „Ich verzeihe dir.“ „Was?“ „Ich verzeihe dir. Ich kann dir doch nicht ernsthaft böse sein, wenn du mit deinem Ex geschlafen hast.“ „Aber… ich dachte, dass du mich jetzt hassen würdest.“ Ich sah Akatsuki fassungslos an. Sein Gesicht zeugte nur von Güte. Kein Funken Wut trübte das Bild. Er schien mir ernsthaft verziehen zu haben. „Nein. Warum auch? Ich weiß, dass du nur mich liebst und für mich alles tun würdest. Das würde ich selbstverständlich auch für dich tun. Und es ist ja nicht so, dass du regelmäßig zu ihm gehen würdest, um mit ihm zu schlafen, oder?“ „Niemals…“ „Wolltest du mir noch etwas sagen?“ „Ja… Das mit L tut mir auch Leid. Ich hatte ihn aus Versehen gebissen und er wollte eine Gegenleistung dafür. Also mein Blut. Als ich ihn gebissen habe, bemerkte ich, dass er ein Reinblüter ist. Es war erschreckend seltsam… Aber ich fand kein Gefallen an seinem Blut. Auch, wenn ich nur wenige Tropfen gekostet ha…“ Ich konnte den Satz nie beenden, weil Akatsuki mich einfach küsste. Als ich das mit L erzählte, hatte ich mich ihm zugewandt. Und dann beugte er sich einfach vor, um mich zu küssen. Ich schlang meine Arme um seinen Körper. Ich war so erleichtert, dass Akatsuki die ganze Sache scheinbar doch nicht so schlimm sah. Er war wirklich der beste Freund, den man sich vorstellen konnte. Ich liebte einfach nur ihn. Und egal, wer auch immer versuchte mich zu verführen, würde erst gegen Akatsuki bestehen müssen. Und das konnten weder Reno noch L. Und so würde es auch bleiben. „Ich will keinen anderen als dich…“, flüsterte ich in sein Ohr, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. „Ich will auch keine andere als dich. Mein Leben will ich mit dir teilen und es bis zu Ende leben. Ich hätte es nie so lange ohne dich ausgehalten. Das kannst du mir glauben…“ Wieder küsste er mich und ich genoss es einfach. Ich würde ihn nicht mehr betrügen oder verlassen. Das heißt aber auch, dass ich, wenn ich zu Reno gehe, ihn nicht küssen werde. Aber für Akatsuki würde ich auch das tun. „Bleibst du heute Nacht hier?“, fragte er mich nach einer Weile. „Gern.“, erwiderte ich und krabbelte nach oben auf das Bett. Die richtigen Sachen hatte ich ja schon an und auch Akatsuki trug schon seine Schlafhose. Jetzt zog er sich noch sein Hemd aus und kam ebenfalls zu mir. Ich war schon unter die Decke geschlüpft und hatte mich schon der Länge nach ausgestreckt. Meine Arme waren unter meinem Kopf verschränkt. Akatsuki hob die Decke an und schlüpfte zu mir drunter. Die Vorhänge waren schon zugezogen und im Zimmer war es dämmrig. Es war einfach eine tolle Atmosphäre und ich fühlte mich so frei und leicht. Inzwischen lag ich schon eng an Akatsuki gekuschelt im Bett und hatte meinen Oberkörper auf seinem. Nach und nach wurde ich auch immer müder, obwohl ich nicht einschlafen wollte. „Ich danke dir Akatsuki. Für alles. Und ich liebe dich.“, sagte ich leise. „Ich dich auch. Und nichts auf der Welt wird mich von dir trennen können.“ Ich hielt ihn noch fester und nach wenigen Minuten war ich eingeschlafen. Aber erst nach Akatsuki. Dieser musste nach den ganzen Strapazen mindestens genauso müde gewesen sein wie ich. Und bevor ich meine Augen schloss, registrierte ich ein rhythmisches Atmen von meinem Großen. Danach kam die Dunkelheit… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)