Vampire Knight - Behind the Shadows of the Night von abgemeldet (Mein Leben als Vampir auf der Cross Academy...) ================================================================================ Kapitel 89: Seltsame Geschehenisse ---------------------------------- Als ich erwachte, dachte ich im ersten Moment, dass mein Albtraum wahrgeworden wäre. Denn ich spürte die Kälte der Ketten an meinen Armen und die Kühle des Raumes, in dem ich gefangen war. Ich öffnete meine Augen und starrte an die steinerne Wand, die mir gegenüberlag. Auch von ihr ging keine Wärme aus. Dann erblickte ich die schwere Holztür, die einen Spalt offen stand. Da der Raum hier völlig dunkel war, konnte ich einen Lichtstrahl ausmachen. Ich zerrte an meinen Ketten und das Rasseln hallte im Kellergewölbe wider. Dann tauchte ein Schatten im Lichtstrahl auf und die Tür wurde zögerlich aufgestoßen. Doch als ich sah, wer da herein kam, blieb mir die Sprache weg. Es war Zero. „Zero…?“, fragte ich zögerlich. Doch der Typ, der wie Zero aussah, sah mich nur verwundert an. „Woher kennst du Zero?“, fragte er misstrauisch. „Aber… du bist doch Zero… Du kannst es doch nicht sein… Du bist tot…“, sagte ich und eine Träne rann meine Wange hinab. „Hör auf mit dem Mist! Ich bin nicht Zero. Er ist mein Bruder. Aber lass mich mit dem Blödsinn in Ruhe.“, sagte er aufgebracht und verließ schnellen Schrittes den Raum. Dann schlug er die Tür klangvoll zu und ließ mich in Verwirrung und Dunkelheit zurück. Ich verstand die Welt nicht mehr. Er sagte, er sei nicht Zero, aber er sah doch genauso wie er aus…? Wie war das möglich? Hatte Zero etwa einen Zwilling, von dem er uns nie etwas erzählt hatte? Aber warum sollte er uns seine Verwandtschaft verschweigen? So unendlich viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, doch um allem noch die Krone aufzusetzen, kam auch noch eine Person herein, die ich nie im Leben vergessen würde. Flitti hatte die Tür aufgestoßen und trat nun ein. Sie sah mich mitleidig an und zündete einige Kerzen an der Wand an. Der Raum wirkte nun unwesentlich freundlicher. Ich starrte sie an, als hätte sie mindestens zwei Köpfe. Sie bemerkte es und kam auf mich zu. Sie hockte sich zu mir auf den Boden und lächelte mich an. „Die Ketten tun weh, oder?“, fragte sie und berührte meinen Arm. Sofort war ich an meinen Traum erinnert und zuckte zurück. Dadurch schreckte sie ebenfalls auf und kippte nach hinten. Lautlos fiel sie auf ihren Hintern. „Au! Ah… Du brauchst doch vor mir keine Angst haben. Ich bin Misa Nevermind. Ich finde Ichiru war etwas voreilig mit den Ketten und dem Fesseln.“ „Misa…? Ichiru…? Aber warum seht ihr aus wie Zero und Flitti?“ „Oh, du kennst unsere Zwillinge?“ Wusste ich es doch. Aber keiner von beiden hatte je auch nur einen Bruder oder eine Schwester erwähnt. „Ja… Ich kannte sie…“ In meinem Kopf wurde es klarer und die Puzzelteilchen ergaben langsam ein Bild. „Kannte? Was meinst du damit?“ Misa schien sichtlich verwirrt. „Ja. Sie sind beide tot. Sie wurden von einer dummen Schlampe umgebracht. Aber ich habe mich schon gerächt. Yuki ist bereits tot.“ „Aber… Ich dachte, die beiden wären auf der Cross Academy.“ „Waren sie auch. Ich ebenfalls.“, sagte ich und senkte meinen Kopf. „Aber ich konnte sie nicht rechtzeitig retten…“ „Ich…“ Dann drehte sich Misa schnell um und rannte aus dem Raum. Ich hörte sie schnell reden und es schien, als würde ihr Ichiru antworten. Nun wurde die Tür wieder aufgestoßen und Ichiru, gefolgt von Misa, betraten das Kellergewölbe. Er kam schnell auf mich zu und riss meinen Kopf unsanft hoch. Ich starrte ihn verbissen an. „Was hast du erzählt? Zero ist tot?“, schrie er mich an. „Ja, ist er.“, sagte ich schlicht und einfach. „Also hast du nicht gelogen. Warum mussten sie sterben?“, fragte er mich ruhig. Ich konnte aber in seinen Augen die Ungeduld und Wut sehen. Ich erklärte ihm alles so genau wie ich konnte. Ichiru sah mich nachdenklich an, sagte aber nichts weiter. Er ließ meinen Kopf wieder los und richtete sich auf. „Können wir sie nicht wieder losmachen? Die Ketten schneiden ihr ins Fleisch.“, bat Misa und sah Ichiru flehend an. „Vorher hätte ich aber noch gern gewusst, warum ihr mich entführt habt. Wollt ihr mein Blut?“, fragte ich und sah Ichiru ausdruckslos an. „Dein Blut? Was sollen wir denn damit?“ „Seid ihr keine Vampire?“ Jetzt sah ich ihn verwundert an. „Vampire? Was soll das bedeuten?“, fragte jetzt Misa. Ich grinste einfach und entblößte meine Zähne. Beide sprangen vor Schreck ein Stück zurück. Ichiru hatte Misa in seine Arme genommen. „Ihr seid also zusammen. Zero und Flitti waren auch zusammen…“ Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen. Die beiden sahen sie und waren nicht mehr so verkrampft. Ichiru zog einen Schlüssel aus der Tasche und löste meine Fesseln. Ich ließ mich zu Boden sinken und rieb meine wunden Handgelenke. Misa half mir auf und ich wischte meine Tränen weg. „Warst du so eng mit ihnen befreundet?“, fragte Ichiru. „Ja, sie waren meine besten Freunde. Und ich habe ihnen geholfen, ein Vampir zu werden.“ „Sie waren Vampire?“, fragte Misa. „Ja. Zero wurde ja damals gebissen und wäre fast ein Level E geworden, aber ich gab ihm mein Blut und er wurde ein normaler Vampir. Flitti wurde von Zero gebissen und trank ebenfalls mein Blut.“ Meine Gedanken schweiften wieder mal ab und mein Blick verschwamm. Gedankenverloren hielt ich immer noch mein Handgelenk und die beiden sahen mich komisch an. „Und weswegen habt ihr mich nun entführt?“, fragte ich zum zweiten Mal. „Sie haben dich für mich entführt.“ Diese Stimme drang eiskalt zu mir durch. Und sie gehörte zu einem jungen Mann, der ebenso aussah. Er hatte lange schwarzblau schimmernde Haare und stechend kalte schwarze Augen. Er trug ein weißes Gewand, welches wie ein traditionelles chinesisches Gewand aussah. Es bestand aus einer weißen Hose und einer Art Jukata, die mit einem Drachen verziert war. Dazu trug er flache, schwarze, chinesische Schuhe. Zugegeben, er sah unheimlich gut aus. Offensichtlich war er auch ein Vampir. Und so, wie sich seine Aura anfühlte, war er ein mächtiger Vampir. Vermutlich sogar Reinblüter. Er kam auf mich zu und Misa und Ichiru traten ehrfürchtig ein Stück zur Seite. Ich jedoch stand nur starr da und konnte mich nicht rühren. Auch nicht, als er seine Hand unter mein Kinn führte, um mich besser betrachten zu können. „Ihr seid wunderschön, Sai. Akatsuki hat Euch gar nicht verdient. Er sollte Euch keinen Heiratsantrag machen.“ „Heiratsantrag?“, fragte ich verwundert. „Ja. Er wollte Euch eigentlich noch diese Woche einen Antrag machen.“ Akatsuki und Heiraten? Wozu wollte er diese feste Bindung? Wir hatten noch ein Jahr Schule. Und dann war ja immer noch Zeit zum Heiraten. Vielleicht wollte er sich aber nur schon mit mir verloben. Irgendwie fand ich das total süß von ihm, obwohl so eine mega Hochzeit das letzte war, was ich wollte. „Das kann er jetzt aber vergessen, weil ich Euch zu meiner Braut machen werde. Kommt mit mir.“, sagte der Typ und reichte mir seine Hand. Ich konnte nicht anders, als sie zu ergreifen und wir verließen endlich diesen ungemütlichen Ort. „Wie heißt Ihr?“, fragte ich leise. „Mein Name ist Ryo Tseng Wang. Aber Ihr könnt mich einfach Ryo nennen.“, sagte er in einem freundliche Ton, der durch seine Aura aber trotzdem kalt wirkte. „Woher kennt Ihr Akatsuki?“ „Ich bin sein bester Freund.“ Er lächelte. Ich konnte das nicht glauben. Er wollte seinen besten Freund verraten? Vor Erstaunen und Ungläubigkeit blieb ich abrupt stehen. Ryo blieb ebenfalls stehen, weil meine Hand noch immer in seiner lag. Im Gegensatz zu seiner Ausstrahlung war seine Hand warm und angenehm. „Was ist denn?“ „Das fragt Ihr noch?!“ Ich war außer mir vor Wut, sprach aber immer noch so leise, als hätte ich Angst, dass er mir wehtun würde, wenn ich laut spräche. „Ich würde niemals meine besten Freunde so hintergehen. Das ist einfach… abscheulich…“ Ich schaute zur Erde und hatte meine freie Hand zur Faust geballt. Die andere drückte nun Ryos Hand. Er konnte meine Wut genau spüren, lächelte aber trotzdem. „Aber Sai. Wollt Ihr damit etwa sagen, ich sei abscheulich?“ „Wenn Ihr Akatsuki so verletzt; ja.“ „Er hat Euch nicht verdient. Deshalb…“ Ich unterbrach ihn einfach. „Doch, das hat er. Ich liebe Akatsuki von ganzem Herzen und es hat eine Weile gedauert, bis wir zusammen fanden. Ich will mir das alles nicht zerstören lassen. Das könnt Ihr mir einfach nicht antun…“ Meine Stimme versagte und ich starrte immer noch auf den Steinboden. „Da werdet Ihr aber keine andere Wahl haben, denn Ihr kommt mit mir, Sai.“ Ich hob meinen Kopf, um zu protestieren, aber das war ein Fehler. Denn als ich in Ryos Augen sah, wurde ich zur Marionette. Ich bekam nicht mehr mit, wie er mich durch unendlich lange Gänge führte. Wir stiegen viele Treppen hinauf, bis wir in seine Gemächer kamen. Ich bekam das alles nur unterschwellig mit. Auch, als er zwei weibliche Bedienstete zu sich rief, die mich waschen und umziehen sollten. Ryo verließ das große Bad und zwei junge Frauen traten ein. Sie waren ebenso elegant gekleidet, wie Ryo, aber man konnte den Ständeunterschied deutlich erkennen. Die beiden Mädchen waren nicht älter als ich. Vielleicht sogar etwas jünger. Eine der beiden dirigierte mich zur Wanne, während die andere das Wasser einließ. Ich war zu diesem Zeitpunkt völlig Willenlos und konnte mich nicht wehren. Ich glaube sogar, dass ich es auch gar nicht wirklich wollte. Sie entkleideten mich flink und halfen mir in die Wanne. Sie ließen beide einen kurzen prüfenden Blick über meinen Körper schweifen, bevor sie mich wuschen. Während dieser Prozedur kam ein drittes Mädchen herein, welches scheinbar meine neue Kleidung mitbrachte. Als ich sauber war, halfen sie mir wieder heraus und trockneten mich sorgfältig ab. Auch meine Haare wurden getrocknet. Danach kleideten sie mich in die neuen Gewänder. Es war ein smaragdgrünes Chinakleid, welches an beiden Seiten der Beine lange Schlitze hatte, die bis zur Mitte meiner Oberschenkel reichten. Dazu war es ärmellos und hatte einen tiefen Ausschnitt. Bestimmt genau das, was Ryo mochte. Um ehrlich zu sein, gefiel mir das Kleid auch sehr. Nun waren meine Haare dran. Eines der Mädchen machte aus ihnen eine chinesische Hochsteckfrisur mit Nadeln. Sie schminkten mich noch und dann war ich fertig. Sie führten mich aus dem Bad einen Gang entlang, vermutlich eines von Ryos vielen Privatzimmern. Wir traten ein und sie führten mich zu einem großen Bett. Dort sollte ich mich draufsetzen. Dann verließen sie das Zimmer und ich hatte Zeit mich umzusehen. Der Raum war natürlich im chinesischen Stil gehalten und es hätte mich nicht gewundert, wenn es alles nach Feng Shui ausgerichtet wäre. Mehrere Paravents und teure Vasen mit Blumen machten das Ambiente einfach traumhaft. Die Blumen waren vermutlich von Ikebanaspezialisten zusammengestellt worden. Doch auch der moderne Luxus kam nicht zu kurz. Ein großer Flachbildschirm an der Wand, darunter eine edle HiFi-Anlage. Ryo war nicht da und es wurde langsam hell. Da das Bett so groß und einladend aussah und ich todmüde war, legte ich mich ganz auf das Bett. Nachdem ich die Augen geschlossen hatte, döste ich irgendwann ein und kurz darauf schlief ich ganz. Am nächsten Abend hatte ich natürlich Akatsuki neben mir erwartet, weil ich das ganze Geschehen für einen neuerlichen Albtraum hielt. Deswegen erschrak ich umso mehr, als ich den schlafenden Ryo neben mir entdeckte. Doch er schlief nicht wirklich, denn als ich mich aufrichtete, schlug er die Augen auf. Um mir noch einmal die Geschehnisse in Erinnerung zu rufen, sah ich mich schnell um. Zum Schluss betrachtete ich mich noch. Das Kleid war zur Seite gerutscht und gab den vollen Blick auf meine Beine frei. Mich kümmerte das im Moment aber nicht so sehr. Da ich jetzt wieder bei vollem Bewusstsein war, überlegte ich fieberhaft, wie ich aus diesem Gefängnis fliehen könnte. „Ihr braucht keine Fluchtpläne schmieden. Diese Festung verlässt man entweder mit meiner Erlaubnis oder tot. Und so jemand wundervolles wie Euch werde ich sicher nicht so einfach gehen lassen.“ Als er das sagte, hatte ich mich erschrocken. Konnte er Gedankenlesen? Ich sah ihn erstaunt an. Dann richtete er sich ebenfalls auf und die Decke, die auf ihm geruht hatte, fiel auf seine Beine. Er war Akatsuki in diesem Fall sehr ähnlich. Denn Ryo hatte kein Hemd oder dergleichen an. Aber den Hosenbund konnte ich glücklicherweise ausmachen. „Ihr seht toll aus, Sai. Ihr habt schöne Beine.“ Ich wurde rot und legte schnell wieder das Kleid über meine Beine. „Ihr dürft mich nicht so ansehen.“, sagte ich trotzig. „Das darf nur Akatsuki.“ „Könnt Ihr mich nicht als Ersatz für ihn sehen?“ „Niemand kann Akatsuki ersetzen. Er ist etwas ganz Besonderes.“ Ryo beugte sich zu mir vor und führte wieder seine Hand unter mein Kinn. Er drehte meinen Kopf vorsichtig zu sich hin und kam mit seinem näher an mich heran. „Aber das bin ich auch.“ Er wollte mich küssen, aber ich drehte meinen Kopf schnell weg, sodass er meine Wange traf. „Aber, aber. Warum so kühl? Es sollte doch nur ein Kuss sein.“ Eine einzelne Träne lief meine Wange hinab. Und Ryo sah es. „Ich will Euch den Aufenthalt hier so schön wie möglich machen. Was kann ich für Euch tun, damit Ihr wieder lacht?“ „Erstmal müssen wir beide mit dem siezen aufhören.“ Er nickte. „Und dann musst du mich freilassen, damit ich wieder zu meinem Akatsuki kann.“ Ich sah ihn mit traurigem Blick an, der aber aus tiefster Seele kam. „Es tut mir Leid, aber du weißt, dass ich das nicht kann. Du wirst meine Frau und irgendwann wird es dir auch gefallen.“ „Aber das geht nicht! Ich muss doch noch ein Jahr in die Schule. Und wenn ich jemandes Frau werde, dann die von Akatsuki. Kannst du das nicht verstehen?“ Bevor er jedoch antworten konnte, kamen zwei Jungs herein und Ryo stand auf. Sie waren da, um ihm in seine Gewänder zu helfen. Ich schaute interessiert dabei zu, weil es ziemlich schwierig aussah. Außerdem bewunderte ich insgeheim Ryos Körper, der ähnlich wie Akatsukis gebaut war. Aber etwas war anders an Ryos. Ich glaube, er hatte etwas mehr Muskeln. Da ich Akatsukis Körper in und auswendig kannte, konnte ich das auch ganz genau unterscheiden. Es dauerte nicht lange und die beiden Jungs hatten Ryo fertig angekleidet. Ich saß immer noch auf dem Bett und schaute teilnahmslos in die Luft. Die Jungs verschwanden und Ryo wandte sich wieder mir zu. Bevor er jedoch zu mir kam, zog er an einer seidenen Kordel. Dann setzte er seinen Weg zu mir fort und setzte sich zu mir aufs Bett. Er sah mich an, doch ich wich seinem Blick aus. „Sai. Bitte hör auf, mir die kalte Schulter zu zeigen. Das bringt nichts. Ich habe mich schon in dich verliebt, als ich dich das erste Mal sah. Ich habe Fotos von dir gesehen und war vollauf begeistert. Das kannst du mir glauben.“ Ich antwortete nicht, sondern stand einfach auf und ging ans Fenster. Die Aussicht von hier war unglaublich. Ich konnte in einen Zengarten schauen, der mit vielen Bonsais gepickt war. Einige Kirschbäume gaben dem ganzen noch eine besondere Note. Doch mein Blick wurde von dem kleinen Teich mit Koi darin gefangen. Sie schimmerten im Mondschein. „Gefällt dir der Garten? Ich habe ihn eigenhändig gepflanzt und gepflegt. Ich lasse niemand anderes an meinen Garten.“ „Könnte ich auch über mich sagen…“, flüsterte ich, aber Ryo hörte es trotzdem. Ich starrte weiter hinaus in den Garten. Ryo trat hinter mich und legte seine Hände auf meine Schulten. Ich wollte mich umdrehen, doch er hatte so eine enorme Kraft, dass ich es nicht konnte. Er kam mit seinem Kopf jetzt dicht neben meinem. Da meine Haare hochgesteckt waren, kam er leicht an meinen Hals. Und genau diesen liebkoste er mit seiner Zunge. Doch er biss noch nicht hinein. „Ich werde mit dir meine Ahnenreihe fortsetzten und das Geschlecht der Reinblüter aufrechterhalten. Das ist noch ein Grund, weshalb du eigentlich nicht mit Akatsuki zusammen sein darfst.“ „Der Liebe ist es scheißegal, ob er nun Reinblüter untereinander befällt oder Reinblüter und Adlige miteinander verbindet.“ „Kann sein, aber es existieren uralte Reinblüterregeln, die dieses ‚Vermischen’ verbieten. Und ich bin ein Anhänger des alten Vampirkultes, musst du wissen.“ „Mir doch egal.“, erwiderte ich. Aber Ryo war mein Trotz völlig egal. Ihm schien das sogar noch anzuturnen. Denn wieder küsste er meinen Hals. Dann kam der Stich. Aber nicht nur mein Hals wurde verletzt, sondern auch meine Seele. Was Akatsuki wohl jetzt machte? Ich vermisste ihn ja so sehr. Er machte sich sicher Sorgen, aber er konnte ja nicht wissen, wo ich war. Es sei denn, dass Ichiru oder Misa ihn informieren würden. Aber woher sollten sie wissen, dass Akatsuki mein Freund ist? „Was ist das für eine Kette?“, fragte Ryo, nachdem er von meinem Hals abgelassen hatte. Das holte mich aus meinen Gedanken zurück. „Ich habe sie von Akatsuki bekommen. Da sind ein ‚A’ und ein ‚S’ eingraviert. Er hat sie mir vor einigen Monaten geschenkt.“ Ich hatte die Kette außer beim Schlafen nie abgemacht. Sie war etwas ganz Besonderes. Deshalb trug ich sie immer. „Verstehe.“ Ryo ließ mich endlich los, so dachte ich. Aber er lockerte nur etwas seinen Griff, um mich zu sich herumzudrehen. Ich sah ihn mit großen Augen an, doch er lächelte nur. Seine Augen funkelten rot und sein Gesicht näherte sich meinem. Ich konnte ihm nicht mehr ausweichen, weil er mich wieder fest im Griff hatte. Seine Lippen berührten meine. Sie waren warm und weich. Und auch Ryo war sanft und irgendwie auch zurückhaltend. Ich wich nicht zurück, sondern ließ es über mich ergehen. So konnte man es eigentlich auch nicht nennen, weil es mir ja nicht missfiel. Irgendwie fand ich es schön… Dieser Augenblick wollte nicht enden, doch das lag mehr an Ryo. Als sich unsere Lippen voneinander lösten, sah er mich lächelnd an. Ich versuchte ein möglichst ausdrucksloses Gesicht zu machen, aber Ryo durchschaute mich. „Es hat dir gefallen, habe ich recht? Du brauchst nicht zu antworten. Ich lese die Antwort bereits in deinen Augen ab. Und wenn du nichts sagst, musst du auch kein schlechtes Gewissen haben.“ Er hatte recht. Ich konnte gegen dieses Gefühl nichts machen. Es war einfach da. Wie mein Blutdurst mit Blut gestillt werden konnte, konnte diese Art von Durst nur mit Zärtlichkeit beruhigt werden. Egal von wem oder wie. Ein Kuss oder eine innige Umarmung reichten aus. Es musste nicht bis zum Höchsten ausgereizt werden. Und das würde es hier auch nicht. Hoffte ich jedenfalls… Ich wandte meinen Blick ab von Ryo. Wenn ich ihn länger ansah, würde ich bestimmt fremdgehen. Und das wäre schlimmer, als wenn ich Akatsuki noch mal mit Shiki betrügen würde. Denn Ryo war sein bester Freund. Und jetzt erinnerte ich mich auch, dass Akatsuki mal etwas über seinen besten Freund gesagt hatte. Und der Name war Ryo gewesen. „Sag mir was du denkst.“, forderte mich Ryo auf. Ich konnte nicht anders, als ihm die Wahrheit zu sagen. „Okay.“ Ich sah ihm direkt in die Augen. „Du siehst umwerfend aus, bist zuvorkommend und freundlich und dein Körper ist einfach eine Wucht. Zufrieden?“ Ich hatte ihm das fast ins Gesicht geschrieen. „Nein. Erst, wenn ich dich bekommen habe.“, flüsterte er. „Ich habe deinen Körper eine ganze Weile betrachtet, als du geschlafen hast. Du wirst es nicht gemerkt haben, aber ich konnte nicht anders, als dich einfach zu berühren.“ Während er das sagte, ließ er seine Hand langsam über meinen Körper wandern. Doch diese Szene wurde zum Glück unterbrochen, denn an der Tür klopfte es. Ryo wusste scheinbar wer es war, denn er rief einfach ‚herein’. Gleich darauf trat ein Diener ein, der ein großes Tablett balancierte. Das stellte er auf einem der Tische ab und verbeugte sich kurz. Dann verschwand er auch wieder. In Ryos Blick konnte ich sehen, dass ihn die Unterbrechung sehr ungelegen gekommen war. Er wandte sich wieder mir zu, doch diesmal ließ ich mir was einfallen. „Super. Was zu Essen. Ich habe ziemlich Hunger, du nicht?“, fragte ich ihn und lächelte das erste Mal für ihn. Es war aber nicht gestellt. Ich ging hinüber zum Tisch und setzte mich. Ich hatte wirklich Hunger, denn es musste schon eine Weile her sein, dass ich was gegessen hatte. Im Kellergewölbe hatte ich völlig mein Zeitgefühl verloren. Und auch hier im Raum standen keine Uhren. Vermutlich waren die schlecht fürs Karma. Egal, dem Hunger war Karma scheißegal. Ich betrachtete erstmal das Essen und stellte fest, dass es überwiegend aus Reis und Nudeln bestand. Dazwischen war Verschiedenes an Gemüse. Auf den ersten Blick wirkte es sehr vegetarisch, doch unter den Nudeln war Hühnerfleisch. Alles in allem roch es so unglaublich gut, dass ich mir die Stäbchen und eine Schale schnappte und losfutterte. Ryo sah mich verwundert an, als er ebenfalls eine Schale zur Hand nahm. Ich bemerkte es. „Was?“, fragte ich zwischen zwei Bissen. „Nichts. Du scheinst nur einen gesunden Appetit zu haben.“ „Nein. Ich habe nur seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen. Wie lange war ich eigentlich im Keller?“ „Ich glaube drei Tage.“ „Warum hast du mich dort einsperren lassen? Wolltest du mich zermürben oder so?“ „Nein. Dort unten warst du am besten versteckt und man kann von dort aus deine Aura nicht spüren. Sonst hätte man dich leicht finden können. Als ich deine Aura das erste Mal spürte, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.“ Ich setzte meine Schale ab und starrte mal wieder ins Leere. „So habe ich mich gefühlt, als ich deine Stimme das erste Mal hörte. Und deine Augen… Sie waren so anders, als wie du in Wirklichkeit bist. Und um ehrlich zu sein, bin ich froh, dass du bist, wie du bist…“ „Danke. Das nehme ich als Kompliment.“ Ryo lächelte und wir setzten unsere Mahlzeit fort. Als wir fertig waren, zog er wieder an der Seidenkordel und ein Diener kam hereingeeilt, um das Geschirr und das Tablett zu holen. Doch dann flüsterte Ryo ihm noch etwas ins Ohr. Es klang wie ‚keine Störungen’ und etwas, was ich nicht verstand. Jedenfalls nickte der Junge und machte, dass er davonkam. Ryo kam wieder zu mir ans Fenster, an das ich in der Zwischenzeit getreten war. Dass man hier die Szene von vorhin beenden konnte, hatte ich vergessen. Doch bevor ich irgendeine andere Bewegung machen konnte, war er schon bei mir und umarmte mich von hinten. Es fühlte sich an, als würde mich Akatsuki umarmen. Doch es war nicht dasselbe, weil Ryo zehn Zentimeter kleiner als er war. Doch diesen Gedanken konnte ich nicht weiter nachgehen, weil Ryo seine ‚Erkundung’ von vorhin fortsetzte. Ich wollte es nicht, konnte mich aber nicht wehren. Ich versuchte es, aber Ryo merkte es und verstärkte seinen Griff, sodass es fast wehtat. „Ryo… du tust mir weh…“, sagte ich leise. Er ließ locker und nahm seine Hände für einen Moment weg. Ich drehte mich um und Ryo sah mich irgendwie traurig an. „Es tut mir Leid. Mein Verlangen ist so stark, dass ich dich unbedingt berühren will. Verzeih mir meine Aufdringlichkeit. Lass uns schlafen gehen. Die Sonne geht bald auf.“ Damit drehte er sich um und verschwand hinter seinem Paravent. Ich warf einen Blick nach draußen. Wir hatten den ganzen Tag mit Reden verbracht. Ich stand hier dumm herum und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte ja keine Sachen weiter hier. Also musste ich warten, bis Ryo fertig war, um ihn zu fragen. Doch scheinbar konnte er wirklich Gedanken lesen, denn er antwortete auf meine imaginäre Frage. „Auf der anderen Bettseite ist noch ein Paravent und dahinter ein Schrank. Such dir Sachen heraus. Sollte alles deine Größe sein.“ Seine Stimme klang jetzt nicht mehr freundlich, sondern wieder so kalt wie am Anfang. Mir gefiel das gar nicht, denn es machte mir irgendwie Angst. Ich verschwand jetzt hinter dem Paravent und öffnete den Schrank. Hier hingen eine Menge edler Klamotten herum. Und alles traf meinen Geschmack. Ich wählte eine kurze seidene Hose und ein passendes Top. Beides in schwarz und das Oberteil war mit silbernen Ornamenten verziert. Neben dem Schrank hing ein mannshoher Spiegel an der Wand. Da er auch vom Paravent verdeckt wurde, konnte Ryo mich noch nicht sehen. Ich betrachtete mich. Die Klamotten waren eigentlich viel zu kurz, als das ich so neben einem fremden Mann hätte schlafen sollen. Aber das war mir jetzt auch egal. Ich fühlte mich schuldig an Ryos plötzlicher schlechter Laune und wollte es irgendwie wieder gut machen. Ich trat hinter dem Paravent hervor und ging zum Bett, auf dem Ryo bereits saß, aber mit dem Rücken zu mir. Er hatte wieder auf ein Oberteil verzichtet. Seine langen Haare fielen wie Seide seinen Rücken hinab. Ich trat langsam auf das Bett zu und beugte mich gerade vor, um ins Bett zu steigen, als Ryo sich einfach nach hinten fallen ließ. Ich erschrak höllisch und schreckte so weit zurück, dass ich fast den Paravent umgerissen hätte. Als Ryo das alles registrierte, lachte er völlig ungehemmt los. Ich schaute absolut verwirrt, weil ich von ihm nicht so etwas erwartet hätte. Er sah jetzt nicht mehr aus, wie der wohlerzogene junge Mann, der mir Anfangs begegnet war. „Was sollte das denn?“, fragte ich und schaute ihn böse an. Ryo setzte sich wieder richtig hin und drehte sich auf dem Bett in meine Richtung. Er saß jetzt im Schneidersitz und grinste mich an. Dann wurde seine Miene weicher, als er sah, was ich mir für Sachen ausgesucht hatte. Ich bemerkte, wie er mich schon wieder musterte und wurde rot. „Du sollst das lassen, habe ich vorhin gesagt.“ „Ich weiß, aber an meiner Stelle würdest du das auch machen, glaub mir. Und jetzt komm her hier.“, sagte er und klopfte auf die freie Seite neben sich. Langsam ging ich nun die paar Schritte zum Bett und setzte mich darauf. Ich sah Ryo an, der sich jetzt hingelegt hatte und die Decke bis zum Bauchnabel hochgezogen hatte. Eigentlich total sinnlos. Aber was soll’s. Ich zog meine Beine auf das Bett und winkelte sie an. Meine Arme legte ich um meine Knie und starrte wieder nach vorn. Ich spürte Ryos Blick auf meinem Körper. Okay, dachte ich. Leg dich hin. Was soll schon groß passieren. Also streckte ich meine Beine aus und verschränkte meine Arme unterm Kopf. Jetzt sah ich nach oben in den Baldachin. „Mir ist langweilig.“, sagte Ryo. „Mir auch, aber du hast doch vorgeschlagen, uns hinzulegen.“, erwiderte ich. „Ja…“ Ryo hatte sich zu mir gedreht und war ein ganzes Stück näher an mich herangerutscht. Ich konnte fast schon seine Körperwärme spüren. „Wir könnten ja spielen… mit uns…“, schlug er vor und ich hörte das Grinsen in seiner Stimme. Ich drehte mich zu ihm hin und sah jetzt auch sein Grinsen. „Willst du mich auch mal beißen?“, fragte er plötzlich. „Was? Wie… wie kommst du denn jetzt darauf?“ Ich hatte mich aufgesetzt und sah Ryo erstaunt an. Auch er setzte sich auf und kam auf allen Vieren auf mich zu. Er war jetzt schon halb über mir und ich konnte nicht weiter zurückweichen. Sein Kopf näherte sich mir und wieder küsste er mich. Während er das tat, setzte er sich dicht vor mich und legte seine Arme um mich. Meine Hände ruhten noch immer auf dem Bett, doch ich konnte nicht anders, als eine zu heben und in Ryos Haar zu versenken. Das Küssen wurde immer wilder und heftiger. Seine Hände wanderten schon unter mein Top, aber weil ich nicht wollte, dass er es mir auszog, unterbrach ich das Küssen und drückte mich ganz eng an ihn ran. Ich drehte meinen Kopf etwas und hatte Ryos Hals vor mir. Wenn ich auf Blut bin, bekomme ich vielleicht nicht mehr mit, was er mit mir vorhat. Und weil reinblütiges Blut ungefähr wie eine harte Droge wirkte, würde mich das überwältigen. Außer meinem eigenen Blut hatte ich noch kein reines Blut getrunken. Vermutlich oder hoffentlich wird mich das umhauen. Ich streichelte die Stelle am Hals mit meiner Zunge, bevor ich hineinbiss und das warme Blut meine Kehler hinunterlaufen ließ. Die Wirkung kam schneller, als bei anderem Blut. Ich war sofort benebelt und ließ mich zurücksinken. Ich hatte noch etwas Blut am Mund und Ryo wischte es weg. Er sah mich lächelnd an und drückte mich leicht aufs Bett. Ich konnte mich jetzt nicht mehr wehren, deshalb musste er nicht viel Kraft aufwenden. Er legte sich über mich und setzte das Küssen fort. Dann zog er mir mein Top aus. Mir kam das alles wie ein Traum vor und darüber war ich irgendwie froh. Nachdem er mir meine Hose ausgezogen hatte, tat er das ebenfalls mit seiner. Und auch der ganze Liebesakt kam mir wie ein Traum vor. Ich empfand dabei absolut nichts. Ryo war nicht schlecht, aber es war nicht das, was ich wollte. Denn das, was ich wollte, konnte mir nur Akatsuki geben. An ihn musste ich die ganze Zeit denken. Nach einer halben Ewigkeit war auch das vorbei. Ich lag in Ryos Armen und fühlte mich irgendwie elend. Aber dafür konnte ich nichts, denn vom Prinzip her hatte mich Ryo gerade vergewaltigt. Das geschah ohne meine Zustimmung. Also brauchte ich mich nicht schuldig zu fühlen. Trotzdem tat mir Akatsuki unheimlich leid. Von seinem besten Freund hintergangen. Das war hart. Ich wollte nicht in Ryos Haut stecken, wenn Akatsuki das herausfindet. Und ich hoffte sehnlichst, dass das bald der Fall sein würde. Vielleicht käme Akatsuki ja auf die Idee, bei seinem Freund Rat zu suchen. Ob das nur eine Illusion bleiben würde…? Ich schlief jetzt erstmal ein und fiel in einen traumlosen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)