Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 108: Die Hijiris ------------------------ Da bin ich wieder ^.^ Ich war ein paar Tage in Holland und bin vor einer halben Stunde wieder gekommen. Und natürlich sind jetzt erst mal die neuen Kapitel dran! Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank für die Kommentare ^.^ _________________________________________________________________________________ „Das war erstaunlich erwachsen.“, lobte Seto ihn, während er mit der Hand über das blonde Haar strich, „Ich hatte nicht erwartet, dass du das so fabelhaft löst.“, er lächelte wohlwollend, „Und dass Hijiri darauf eingegangen ist, war sicher auch zum Teil dein Verdienst. Die meisten Leute wollen ihre Motivation ja lieber nicht reflektieren. Dass zwei so junge Menschen wie ihr beiden so viel Weitsicht haben, hebt meine Meinung von der Menschheit doch beträchtlich. Vielleicht sind wir ja doch nicht alle verloren.“ „Du bist einfach viel zu pessimistisch.“, Katsuya grinste breit und sah mit funkelnden Augen auf, „Aber habe ich das richtig verstanden? Hijiri beneidet mich?“ Seto nickte nur, wandte sich nach einem Moment ab und zeigte auf eine Stuhlgruppe, die in einer Nische ein paar Meter weiter zu sehen war und meinte: „Wollen wir uns setzen, bis seine Eltern kommen? Ich könnte einen Kaffee holen.“ „Im Zweifelsfall ist die Dame dahinten es schon, oder?“, der Blonde zeigte auf eine mittelalte, durchschnittlich gekleidete Frau, die gerade die Station betreten hatte und eine Schwester ansprach. „Meinst du?“, Seto lehnte sich etwas vor und fixierte sie, „Du hast Recht, das ist sie. Ich erinnere mich vom Elternsprechtag.“, er seufzte und warf einen Blick zur Zimmtertür, neben der sie standen, „Da geht mein Kaffee dahin...“ „Wir gehen dir nachher einen holen.“, versprach Katsuya. „Schweigen und reuehaft schauen, ja?“, erinnerte sein Freund ihn, bevor er der Dame entgegen ging, die schon auf die zukam, „Frau Hijiri?“ „Herr Lehrer Kaiba?“, sie lächelte scheu und reichte ihm die Hand, „Sie haben die Jungs begleitet?“ „Irgendjemand muss ja für Ordnung sorgen. Und stellen sie sich vor, die beiden hatten ein klärendes Gespräch! Ich hoffe, jetzt wird es in Zukunft keine Keilereien mehr geben.“, Seto warf einen warnenden Blick über seine Schulter, „Dass ihr Sohn dabei so sehr zu Schaden kam, tut mir sehr Leid. Ich möchte mich in Katsuyas Namen bei ihnen entschuldigen.“, sein Freund legte die Arme an die Seiten und verbeugte sich. „A- aber- aber bitte, n- nein, nein...“, sie winkte ab, „Das ist doch- sie müssen nicht- bitte erheben sie- richten sie sich wieder auf.“, sie hob eine Hand an ihre rot glühende Wange, „Mein Junge war sicher nicht unschuldig an der Sache, nicht wahr?“ „Danke für ihr Verständnis.“, der Ältere nickte, „Er hat Katsuya sehr provoziert, nur ist er auffällig stärker geschädigt als mein Sohn.“ „Ihr Sohn?“, sie warf einen schnellen Blick zu dem Schweigenden, „Er hat sich mit dem Sohn seines Klassenlehrers geschlagen? Wo ist er?“ Seto wies auf die Tür etwas hinter ihnen und öffnete ihr die Tür, nachdem er angeklopft hatte. „Tatsu!“, sie stürmte hinein und baute sich neben seinem Bett auf, „Was muss ich da hören?“ „Mama...“, er zog den Kopf ein und sackte ein wenig in sich zusammen. „Bitte, bitte. Die Sache ist geklärt. Kein böses Blut auf keiner der Seiten, nicht wahr, Hijiri?“, meinte Seto ruhig, während er ihr ins Zimmer folgte. Der Junge nickte eifrig, die Augen mit geweiteten Lidern auf seine Mutter gerichtet. War das zu fassen, wie einfach diese Sache in diese Richtung gedreht wurde? „Sind sie sicher, Herr Lehrer Kaiba? Ich möchte wirklich nicht...“ Er hatte eine Hand gehoben und warf ihr nun ein charmantes Lächeln zu, während er sagte: „Bitte, Madam, sorgen sie sich nicht. Die Hauptschuld liegt auf unserer Seite. Dass wir das klären konnten, freut mich sehr.“ „Nun gut...“, sie verbeugte sich, „Haben sie vielen Dank, dass sie sich meines nichtsnutzigen Sohnes annehmen.“ „Er ist heute natürlich von der Schule befreit.“, er wandte sich Katsuya zu, „Wir allerdings nicht. Wir werden uns demnach wieder aufmachen, in Ordnung?“, er nickte ihr zu, „Wir sehen uns, wenn es dir besser geht, Hijiri. Bis dann.“ „Ich fass` es nicht...“, Katsuya schüttelte den Kopf und sah irritiert zu Seto auf, „Die hätten mich verklagen können! Wie hast du so einfach... ich meine... das ist echt unglaublich.“ „Für so einfach hatte ich es auch nicht gehalten.“, der Ältere blickte mit gehobenen Augenbrauen den Krankenhausflur hinab, „Aber über Geschenke soll man sich nicht beschweren, nicht wahr?“, er zuckte mit einer Schulter, das Gesicht in deren Richtung gewandt. „Wahrscheinlich.“, murmelte Katsuya unbestimmt. „Wie geht es eigentlich deinen Füßen?“, erkundigte sein Freund sich, während sie die Station hinab schlenderten. „Gut, danke. Ist wieder verheilt. Ziemlich schnell sogar.“, er sah zu seinen Schuhen, „Schneller als erwartet. Meine Verkühlungen haben mir damals auch nicht groß was gemacht. Meine Füße sind sehr benutzerfreundlich.“ „Das unterstütze ich erst, wenn du mich mit ihnen massieren kannst.“, konterte Seto süffisant, „Es heißt übrigens nicht, dass du sie überstrapazieren musst, weißt du?“ „Ich hab` es nicht extra gemacht, ja?“ „Das behaupten sie alle.“, sie betraten den Aufzug, wo Seto sich kurz umsah und schließlich gegen eine Wand drückte, „Das Versprechen, dass du mir unten einen Kaffee kaufst, gilt noch, oder?“ „Wenn ich dein Geld kriege.“, Katsuya stellte sich ihm schräg gegenüber, um ihm den Eindruck von Platz zu lassen, „Und Yumi willst du nicht besuchen?“ „Wir müssen wirklich zurück zur Schule.“, Seto sah sehnsüchtig zu den schließenden Türen, „Es ist erschreckend, wie viele Fehltage wir schon angesammelt haben. Und irgendwann gehen mir die Entschuldigungen aus.“ „Sag mal...“, die braunen Augen wandten sich zum laminierten Boden des Aufzugs, „Auch wenn ich nicht... in die Psychiatrie gehe... kann ich irgendetwas machen, um diese... diese Kräfte besser unter Kontrolle zu kriegen?“ „Sicher.“, Seto verschränkte die Arme, „Sport. Möglichst aggressiv und schmerzhaft. Mehr Sex. Mehr Zeichnen. Eine Verhaltenstherapie zum Beispiel ist in diesem Fall wirksam. Du kannst auch dämpfende Psychopharmaka schlucken, aber das muss ja nicht sein.“ „Du meinst, ich sollte dich wieder in deinem Büro verführen?“, Katsuya grinste, „Wie steht es damit, wenn ich den Aufzug anhalte? Meinst du, das kuriert vor deiner Platzangst in Aufzügen?“ „Nein.“, er sah zur Tür, „Hab` ich schon ausprobiert.“ Katsuya hustete, als hätte er sich verschluckt, bevor er mit einer gehobenen Augenbraue auf sah mit dem Kommentar: „Sonst geht es dir aber gut, ja?“ „Ich hatte schon dreizehn Jahre Therapie.“, ein Mundwinkel hob sich, „Da probiert man das ein oder andere aus. Das zum Beispiel auch.“, das Halblächeln verschwand, „Aber im Keller habe ich mich noch nie getraut.“ „Seto...“, Katsuya schüttelte seufzend den Kopf, „Eigentlich wollte ich jetzt nicht deine alten Beziehungen aufleben lassen.“ „Was für Beziehungen?“, ein Grinsen, „Schon gut, ich bin ruhig.“ Der Blonde verdrehte die Augen. „Da hast du.“, Katsuya drückte Seto einen Becher in die Hand. „Freundlich.“, erwiderte dieser voller Sarkasmus, „Und ich dachte, meine Laune sei schlecht.“, er sog voller Genuss den Dampf über dem Gefäß ein, „Aber wer kann schon einem Becher Kaffee widerstehen?“ „Ich.“, Katsuya stopfte die Hände in seine Taschen, „Und ich meinte das nicht böse.“, er legte den Kopf zur Seite und ließ seinen Blick wandern, „Irgendwie läuft heute alles schief... wenigstens hat das mit Shizuka geklappt.“, er sah vorsichtig zu Seto auf, „Und das mit Frau Hijiri. Irgendwie schien sie sauer auf ihren Sohn zu sein, weil er sich vom Sohn des Klassenlehrers hat verprügeln lassen... verquer, oder?“ „Wir leben in einer hierarchischen Gesellschaft. Und der stellvertretende Schulleiter ist da schon ein Wort.“, er probierte, wie heiß der Kaffee war, bevor er noch einmal darauf pustete, „Sie hat das Ganze als Prügelei aufgefasst. Wahrscheinlich glaubte sie, dass ihr euch gegenseitig geschlagen habt. Dass sie das wenig begeistert, kann ich verstehen. Vielleicht war Hijiri früher ja wirklich auch ein kleiner Deliquent. Zumindest ist er nicht das durchschnittliche Opfer.“ „Er ist trotzdem ein Idiot.“, sie traten aus dem Krankenhaus, „Sag mal, wie erzieht man Kinder? So ganz theoretisch.“ „Ganz theoretisch? Du willst, dass ich mich an meinen Block Pädagogik erinnere?“, Seto seufzte und legte seinen Kopf in den Nacken, „Erziehung... ja, da war was... das war ein Diagramm mit zwei Achsen und ganz oben rechts war der als bester deklarierte Erziehungsstil... Moment...“, er zog die Augenbrauen zusammen und sah in die Luft, „Die Achsen war... eins war auf jeden Fall Regeln und Kontrolle... ach ja, Zuwendung. Liebe und Zuwendung. Autoritativ hieß das, wenn ich mich recht entsinne. Der Erziehungsstil zeichnete sich aus durch viel emotionale Wärme, aber auch strikte Regeln und Grenzen. Autoritär war streng mit wenig Wärme. Vernachlässigend war wenig Wärme und wenig Regeln und viel Wärme mit wenig Regeln war... anti-autoritär auf jeden Fall. Aber ich glaube, das hatte noch einen zweiten Namen. Genau, permissiv! Es hieß permissiv. Ich denke, das Konzept ist selbsterklärend.“ „Also sollte man klare Regeln setzen, aber liebevoll sein?“, sie stiegen in den Wagen, wo Katsuya ein Bein ran zog, nachdem er sich angeschnallt hatte, „Ich würde mal behaupten, dass das so ist, wie du erziehst.“ „Ganz sicher.“, Seto schnaubte, „Ich bin ja sehr konsequent. Wir haben es gerade gesehen. Und liebevoll war auch mal anders gemeint. Ich glaube, wenn du proklamierst, dass es liebevoll ist, wenn Väter mit ihren Söhnen schlafen, hast du bald ein größeres Problem mit dem Gesetz.“ „Wenn du das Recht hast dich scheiße zu finden, habe ich das Recht dich gut zu finden.“, die braunen Augen legten sich auf Setos Gestalt, „Ich finde, du erziehst mich gut. Wenn ich mal drüber nachdenke, wie sehr ich mich in den letzten drei Monaten verändert habe, bin ich schon irgendwie... stolz. Ich baue immer noch Scheiße, aber bei weitem nicht so Schlimme. Oder... bereue sie zumindest.“, Katsuya hob seine Augenbraue, „Andererseits... macht es die Sache besser, wenn ich sie bereue?“ „Vor Gericht zumindest.“, Seto seufzte und lenkte den Wagen auf die Straße, „Dann sieh mich ruhig mit rosa Brille. Länger als sechs Monate hält das ja zum Glück nicht.“ „Hattest du nicht Angst, dass ich dich verlasse?“, mit Falten zwischen den Augenbrauen sah der Blonde zur Seite. „Die... habe ich auch. Nur...“, ein tiefer Atemzug, „Ich hoffe mal, dass du mich zumindest noch ein bisschen magst, wenn die Brille langsam zerfällt.“ „Traust du dir das zu, dass ich dich mögen könnte?“ „Hm... wir sind seit einem Monat zusammen. Das ist mehr Zeit als ich je mit wem anders verbracht habe.“, Seto legte den Kopf von der einen zur anderen Seite und zurück, „Nach Statistik dürften wir wohl noch zwei Monate zusammen sein. Kriegen wir das hin?“ „Da müssen wir wohl unser Bestes geben.“, Katsuya grinste. Schweigen. Stumm auf ihn gerichtete Blicke. Das altbekannte Bild. Es war nicht angenehmer als wenn alle flüsterten, entschied Katsuya beim Betreten des Klassenzimmers. Er sollte etwas sagen. Er wusste, er sollte etwas sagen. Stattdessen verengten sich seine Lider. Seine Lippen verhärteten sich. Er saugte seine Wangen ein kleines Stück zwischen seine Zähne. Seinem Mund befahl er zu schweigen, doch seine Beine trugen ihn tiefer in den Raum. Die ersten wichen zurück. „Katsuya?“, fragte Ryou leise und trat ein Stück vor, „Bist du noch sauer?“ Der Blonde schloss die Augen und seufzte tief. Er machte mehr kaputt als heil. Weit mehr. Also sollte sein Körper damit aufhören. Es war nicht sein Ziel alle in Angst und Schrecken zu halten. „Ja...“, er sah zu dem Anderen, „Aber auf mich. Es tut mir Leid, dass ich so ausgerastet bin.“ „Alles klar.“, zwitscherte Ayumi und tapselte zu ihm hinüber, „Und wie geht es Hijiri? Ist er schon wieder wach?“, einige in der Klasse sogen scharf die Luft ein, während die Blicke zwischen ihnen wechselten. „Ja, dem geht es wieder gut.“, Katsuya fuhr sich mit der Hand über ein Auge, „Herr Lehrer Kaiba hat seine Mutter erfolgreich davon abgehalten ihm an die Gurgel zu gehen, weil sie dachte, er hätte die Schlägerei begonnen.“ „Na ja, theoretisch hat er das ja auch.“, sie zuckte mit den Schultern. „Was?“ - „Spinnst du?“ - „Überhaupt nicht!“ - „Geht`s noch?“ - „Bitte?“ Die Klasse brach aus wie ein Vulkan. Fragen wie Ausrufe prasselten auf Ayumi herein. Drei Mädchen waren blitzschnell bei ihr, drehten sie herum und redeten auf sie ein. Ryou schlug mit einem Winseln die Hände über die Ohren und wich zurück aus der Masse. Wenn Katsuya ehrlich war, hätte er gern dasselbe getan. Stattdessen trat er vor, stellte sich hinter Ayumi und zeigte mit den Armen einen Kreis um sie auf. Es brachte die Klassenschnepfen kurz zum Schweigen. Er verschränkte einfach nur die Hände hinter dem Körper und blieb stehen. „Jetzt mal ehrlich, Hijiri hat es klar provoziert, oder?“, Ayumi stemmte die Hände in die Seiten, „Ich gebe zu, Katsuya schlägt ziemlich schnell zu, aber immer mit ganz klar erkennbarem Grund. Als Hijiri das alles gesagt hat, war mir sofort klar, was passieren würde. Das hätte er auch selbst wissen können. Also ist er in meinen Augen auch selbst schuld.“ „Hallo?“, eine ihr gegenüber packte sich an den Kopf, „Dass dieser Irre so austickt, kann man ja wohl kaum erwarten. Der gehört eingesperrt.“ „Wie würdest du denn reagieren, wenn ich dir vorwerfe, dass du mit deinem Vater schläfst, um dir deine Handtaschen zu leisten?“, Ayumi zeigte auf die Markenhandtasche am Arm der anderen, „Bleibst du da ruhig? Sagst du dir einfach, dass es doch egal ist, was ich erzähle? Versucht doch mal euch in Katsuya zu versetzen. Klar war das scheiße, aber es war auch zu erwarten, wenn man mal `ne Sekunde drüber nachdenkt.“ „Der Typ ist krank im Kopf. Da will ich gar nicht drüber nachdenken.“, die Mädchen schlang die Arme um ihren zierlichen Leib, „Man verprügelt einfach keine Leute. Das geht nicht. Gott sagt, dass Frieden unter den Menschen herrschen soll.“ „Wenn Hijiri es nicht anders lernt.“, Ayumi hob beide Arme und zog den Kopf dazwischen, „Ich meine, wie viele Warnungen hatte er? Zwanzig?“ „Hab` dich nicht so. Hijiri hat nur Spaß gemacht. Er hat nie irgendetwas... Böses getan.“ „Leute beleidigen und öffentlich anprangern ist ja auch gar nichts Böses.“, sie stemmte die Hände wieder in die Hüften, „Deine Mutter ist `ne fette, stinkende Sau. Und? Jetzt habe ich nichts Böses getan, ja? Schließlich habe ich nicht zugehauen.“ „Das... das ist...“, stotterte die Andere. „Das ist genau das Gleiche.“, seufzend schüttelte Ayumi den Kopf, „Solche Sachen haben Vorgeschichten. Ich fand`s nicht gut, das hätte man anders machen sollen, aber ich fand es auch nicht falsch. Ein paar Schläge haben dem Typen hoffentlich gut getan.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)