Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 98: Schule ------------------ Ein Großteil dieses Textes entstand auf einer Autofahrt, eingequetscht zwischen zwei Leuten, die mitlasen. Kurzum, leicht unter Stress X.X Aber was rede ich? Ich wünsche euch viel Glück in euren Abiturprüfungen! Freut mich, dass trotzdem noch ein paar Menschen Kommentare schreiben, auch wenn die Rate rapide abnimmt. WICHTIG: Der erste Band wird voraussichtlich in ca. sechs Monaten beim Wagner Verlag erscheinen. Nähere Infos folgen mit weiteren Vorwörtern. Und nun viel Spaß beim Lesen ^.^ _________________________________________________________________________________ „Morgen!“, Ryou lächelte ihm entgegen, „Wie geht's?“ „Schlechter.“, meinte Katsuya nur und ließ seine Schultasche fallen, bevor er sich auf seinen Stuhl mehr warf als setzte. „Oh...“, das Lächeln verging ihm ein wenig, „Wieso? Ist etwas passiert?“ „Er dreht nur mal wieder am paranoiden Rad.“, die braunen Augen wurden genervt verdreht, „Bisweilen geht einem das echt gegen den Zeiger.“ „Wenn du meinst.“, Ryous rechter Mundwinkel hob sich, „Was hat er dir denn verboten? Wolltest du spät nachts ausgehen? Oder irgendwo hin, wo es gefährlich ist?“ „So fast.“, Katsuya verschränkte dir Arme, „Er meint, Yami würde mir was antun. Was für ein Mist.“ „Es ist das Recht der Älteren sich Sorgen zu machen. Sie haben eine Menge Lebenserfahrung, die wir nicht besitzen.“, sie warfen sich einen Blick zu, bevor sie los prusteten, „Das nervt echt, was? Bakura übertreibt's auch immer.“ „Total.“, stimmte der Blonde zu, „Außerdem sind sie gleich berechtigte Partner. Egal, ob sie nun unsere Erziehungsberechtigten sind oder nicht.“ „Na ja...“, Ryou seufzte und lehnte sich zurück, „Sie sagen wahrscheinlich, dass sie zwar unsere Partner, aber immer noch unsere Erziehungsberechtigten sind. Blöde Situation, nicht?“ „Beschissen.“, ein weiteres Seufzen vom Gesprächspartner, „Wie regelt ihr das?“ „Hm... weiß nicht... Bakura spricht wenig. Er zeigt so etwas nicht offen. Er macht sich Sorgen um mich und ist misstrauisch, besonders dir gegenüber, aber er verbietet mir jetzt auch nichts. Man merkt nur in seinem Verhalten, dass er es eher nicht so gut findet, dass ich so viel mit dir zu tun habe.“, er legte den Kopf schief, „Es nervt ein wenig, ehrlich gesagt. Ich kann auf mich selbst aufpassen und bin auch in der Lage zu erkennen, ob ein Mensch nun gute Intentionen hat oder nicht. Er könnte mir und meinen Fähigkeiten ruhig mehr vertrauen.“, er zog den Kopf etwas ein und lehnte sie näher, „Ich meine... ich bin nicht vergewaltigt worden, weil ich leichtfertig mit irgendwem mitgegangen bin. Es gibt keinen Grund mich so scharf zu beobachten, oder?“ „Tja...“, Katsuya atmete tief durch, „Andererseits weckst du ziemlich die Beschützerinstinkte. Ich glaube, wenn ich dein Freund wäre, würde ich dich auch gegen alles und jeden beschützen. Du hast einfach so eine Ausstrahlung, die Leute anzieht, die es böse meinen.“ „Aber wenn so jemand auftaucht, sage ich doch Bescheid, damit man denjenigen abwehrt! Ist doch nicht so, als würde ich mich auf so jemanden einlassen. Ich kann schon auf mich alleine Acht geben.“, argumentierte Ryou und schob die Unterlippe vor. „Mag sein. Aber du hast dich noch nie selbst ernährt, hast gearbeitet oder dich geprügelt. Wenn man dich überfällt oder entführt und aussetzt, kann man nicht sicher sein, wie du dich so schlägst. Ich zum Beispiel sorge für mich, seit ich zwölf bin. Das ist eine andere Grundlage.“, er zog angesichts des vernichtenden Blickes, den er dafür bekam, ein wenig den Kopf ein, „Das heißt nicht, dass ich glaube, dass du das nicht könntest. Du weißt sicher grundlegend, was du zu tun hast. Nur gibt es keine Erfahrungswerte oder Beweise. Für paranoide Leute wie Seto oder Bakura ist das nicht genug.“ „Wie wir bei dir sehen, ist ja selbst das nicht genug.“, erwiderte Ryou, anscheinend durch die Worte wieder etwas besänftigt, „Selbst wenn ich Karateweltmeister wäre, würde Bakura immer noch so eine Glucke sein.“ „Wahrscheinlich...“, Katsuya seufzte, „Wahrscheinlich...“ „Mei, mei, was macht denn mein Sorgenkind wieder in meinen heiligen Hallen?“, Isis lächelte ihm entgegen, „Möchtest du vielleicht etwas zu trinken?“ „Gerne.“, der Blonde lächelte müde, „Vielen Dank.“, er ließ sich auf den Besucherstuhl sinken und wandte seinen Blick aus dem Fenster, bis sie ihm ein Glas reichte, für das er sich bedankte. „Führt dich ein bestimmter Grund zu mir?“, sie hob das Haar, das über die Narbe auf seiner Stirn fiel und zog den rechten Mundwinkel zurück, „Das ist echt eine ziemliche Narbe geworden...“ Ja, ja, scheiße, hässlich, vielen Dank - wusste er selber, sah er jeden Morgen im Spiegel. Er schüttelte den Kopf, damit sein blonder Pony wieder darüber fiel. „Hm... mir geht’s eigentlich gut...“, er trank einen Schluck des roten Safts, „Huh? Das ist immer noch das Zeug mit viel Eisen, oder?“ „Richtig. Ich habe es für die Mädchen hier. Sechzig Prozent der heranwachsenden Mädchen leiden unter Eisenmangel.“, erklärte sie und zog sich ihren Stuhl heran, „Irgendwie siehst du aber nicht so aus, als kämst du nur der Freundlichkeit halber her.“, sie lehnte sich vor. „Ich kann auch wieder gehen.“, mit einem lauten Geräusch stellte er das Glas auf dem Schreibtisch ab und erhob sich. „Katsuya, warte.“, sie griff nach seinem Handgelenk, „Setze dich doch bitte wieder. Ich habe das nicht so gemeint. Ich werde nicht weiter fragen, wenn du nicht darüber sprechen möchtest.“ „Bla, bla.“, er warf ihr einen kalten Blick zu, „Schon klar. Ihr meint es alle nicht so. Nein, natürlich befehlt ihr einen nicht rum, ihr macht euch nur Sorgen. Klar. Klingt ja auch viel schöner. Belügt euch doch selbst, wenn ihr Spaß dran habt.“, er entriss ihr seine Hand, „Lass mich in Ruhe.“ „Katsuya!“, sie sprang auf und wich ein wenig zurück, während sich ihre Stirn in Falten legte. „Angst?“, fragte er mit trockenem Humor in der Stimme, „Kann ihnen wohl keiner verübeln. In dieser Haut stecke immer noch ich. Auch ohne Drogen, Alkohol und Gewaltexzesse bin ich noch ein verdammter Straßenköter.“, er stieß die Luft durch die Nase aus, drehte sich ab und ging zur Tür. „Katsuya... was ist mit dir?“, mit einem Blick über die Schulter sah er sie verständnislos den Kopf schütteln. Er lachte freudlos und verließ den Raum. Katsuya schlug seinen Kopf gegen das Geländer, jaulte ob des Schmerzes und verzog das Gesicht. Die Luft scharf zwischen den Zähnen hindurch einziehend wandte er sich um und lehnte sich mit dem Rücken gegen besagtes Geländer, während er sich zu Boden sinken ließ. Aua... verdammt tat das weh. Gut. Weh. So ein Idiot. Er war so ein bescheuerter Idiot. Schrie und giftete Leute an, machte andere fertig, war gemein... nur ein wenig mehr und er schlug wieder zu. Ein wenig mehr und er war wieder die Gestalt, der er zu entkommen versuchte. Warum plötzlich? Warum ließ er seine Aggressionen wieder durch so etwas aus statt Dissoziationen zu haben? Warum schlug er auf einmal um? Hatte er nicht sonst Aggressionen bekommen, wenn Dissoziationen nicht mehr halfen? Wenn alles einfach nur noch heraus brach? Aber wenn dem so war, warum nahmen diese zerstörerischen Energien zu? Warum nicht ab? Sollte es nicht besser werden? Oder hatte die Sache mit Yami ihn wirklich so verstört? Aber warum? War das wirklich so eine Neuigkeit gewesen? Er hatte immer gewusst, dass es Yami beschissen ging. Dass er sich hasste. Er hatte den anderen so oft dissoziativ gesehen. Weinend. Sich selbst nieder machend. Stumpfte er wieder ab? Senkte sich seine Toleranzschwelle für Leid? Weichte er auf, sodass so eine einfache und alltägliche Sache ihn so fertig machte? Was war denn los? Wurde aus ihm irgendso ein beschissener, ignoranter Idiot, der bei dem Wort Suizid das Gesicht verzog und den Sprechenden für geistig behindert erklärte? „Wenn ich euch noch einmal mit Zigaretten erwische, werdet ihr euch wünschen, ihr wärt nie schreiend aus dem Bauch eurer Mami gekrochen.“, blaffte eine genervte, abschätzige Stimme, bevor eine Gruppe Jugendlicher sich davon machte. Katsuya sah schwarze Herrenschuhe in seinem Blickfeld erscheinen. Eine dunkelblaue Anzughose aus feinem Stoff – sehr feinem, wie er aus eigener Erfahrung wusste – legte sich darüber. Er wagte es nicht höher zu sehen. Durch den Nebel seiner Gedanken bohrte sich ein emotionales Messer aus Schuld. „Du hast meine letzten beiden Stunden verpasst.“, ein paar Sekunden des Schweigens vergingen, „In der Klasse, die du übrigens auch besuchst.“ Der Blonde schluckte. Shit... konnte er eigentlich irgendetwas richtig machen? Seto war sauer. Seto war mehr als sauer. Das war niemals ein gutes Omen. Abwenden. Er musste die Wut irgendwie umleiten. Doch er bemerkte nur, wie sich wie von selbst seine Arme über seinen Kopf hoben. Der Ältere seufzte und meinte: „Was soll ich mit dir machen, hm?“ Mit einem Knacken im Knie und einem beiläufigen Kommentar über sein Alter ließ Seto sich neben ihm nieder, zog die Knie an und legte seine Ellbogen darauf. „Deine Hose... wird schmutzig...“, murmelte Katsuya leise. „Dafür gibt es die Reinigung.“, der Andere stieß zufrieden die Luft aus, streckte ein Bein und zog seine Zigaretten hervor, „Es ist gewissermaßen hypokritisch, wenn ich Schüler anmaule, wenn sie rauchen, oder? Nun ja, es muss Vorteile haben für diese Rasselbande verantwortlich zu sein.“ Ein Lächeln zog ungewollt an Katsuyas Mundwinkeln, während er vorsichtig einen Blick zur Seite warf. Fasziniert betrachtete er, wie Seto nur mit den Rändern seiner Lippen die Zigarette hielt und diese mit seiner Hand verdeckte, welche er schützend um die Flamme legte. Katsuya entkam ein nicht hörbarer, sehnsuchtsvoller Seufzer, doch schaffte er es nicht seine Hand zu bewegen. Nicht einmal sich nur zur Seite zu lehnen. Nicht einmal seinen Blick zu heben, damit Seto seine Tränen sah. „Katsuya!“, Ryou lief heran und stoppte kurz vor ihm geweiteten Lidern, „Ist dir was passiert? Hattest du Streit?“ „Schon gut...“, er machte nur lasche, wegwerfende Handbewegung, „Ich hatte einfach nur... Gedanken. Mach dir keine Sorgen.“ „Aber-“ „Ich sagte, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“, wiederholte Katsuya etwas schärfer, „Sorry... lass mich heute besser.“, mit einem tiefen Seufzen torkelte er zu seinem Stuhl hinüber und ließ sich darauf fallen. „Was ist denn los mit dir?“, fragte Ayumi leise, wobei er diesmal nur seinen Blick hob – nicht den Kopf, „Okay, sorry, sorry, ist ja gut...“ „Was haben wir als nächstes?“, er schloss die Lider, um den kalten Ausdruck wieder aus seinen Augen zu vertreiben. „Sozialwissenschaften.“, Ryou nahm ebenfalls seinen Platz ein und verschränkte die Arme, „Mit unserem neuen Thema Drogen.“ „Oh ja.“, Katsuyas Stimme tropfte vor Sarkasmus, „Genau das Richtige.“ „Auch wenn es dir so geht wie jetzt, nimmst du keine, oder?“, die Frage war nur ein Flüstern, doch er warf einen vorsichtigen Blick in die Runde. Allerdings war selbst Ayumi abgetrabt und unterhielt sich mit besser gelaunten Gestalten. „Hm.“, erwiderte er unbestimmt ohne dabei den Mund zu bewegen. Nein, eigentlich nicht. Hätte er auch früher nicht. Dafür hatte er höchstens Geld gehabt, wenn sie mal wieder jemanden ausgeraubt hatten. Und auch das hatte er in den letzten Jahren vermieden. Hatte nur noch Alkohol oder Lebensmittel geklaut. Wie wäre das alles gewesen, hätte er mehr Geld gehabt? Oder weniger Skrupel? Oder eine stärkere Sucht? Wäre er dem Teufelskreis aus Drogen und Kriminalität völlig verfallen? Für ihn war es irgendwie so leicht gewesen aufzuhören. Dabei ging es vielen anderen so schlecht... aber irgendwie hatte er auch damals nie aufgegeben. Hatte immer gekämpft, um raus zu kommen. Meist nicht sehr effektiv. Oft sogar eher das Gegenteil. Aber er war nie intox in die Schule gegangen. War stets nüchtern gewesen... wenn er denn mal in die Schule ging. Aber es hatte gereicht, um in die Oberschule zu kommen. Es hatte gereicht, um sich zu retten, bis er Seto traf. Er hatte ausgehalten, bis er sich in diesen jetzigen Status der Glückseligkeit retten konnte. Also warum war er nicht glücklich? Warum war er aggressiv? Warum blaffte er andere so an? Er war doch echt das Letzte. Ihm ging es so gut und er war trotzdem nicht... nein. Das war das, was er nicht denken sollte. Seto hatte gesagt, es sei in Ordnung... nein, es sei normal, wenn man Schwierigkeiten hatte sich anzupassen. Ach scheiße... wieso konnte er sich nicht einfach zufrieden fühlen und gut war's? Warum musste es schwieriger sein glücklich als unglücklich zu werden? Das war doch irgendwie echt nicht fair. Er seufzte und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Glücklich sein war echt kompliziert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)