Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 73: Dreck ----------------- Back in da habit ^.^ So, für alle, die mich am Wochenende erlebt haben: Ich bin noch problemlos fertig geworden. Ich habe zwar für heute noch nicht gelernt, aber ich habe mich für meine zwei freien Stunden mit einer Freundin in den Fachschaftsraum geschmissen und Kampfschreiben veranstaltet. Und ich liebe dieses Kapitel *.* Viel Spaß beim Lesen! _________________________________________________________________________________ Katsuya rümpfte die Nase. Was für ein Drecksloch. Hier hatte sich wirklich rein gar nichts verändert. Der Staub lag an denselben Stellen, die Flecken an den Wänden waren dieselben und nur das Ungeziefer schien eine Art von Wandel durchlebt zu haben – es machte den Ort jedoch nicht ansprechender. Er klopfte – vorsichtig – an der Holztür, um zu vermeiden sie in der Wut aus den gerosteten Angeln zu schlagen. Leise Sohlen schlichen sich auf der anderen Seite an die Tür, ein Gewicht drückte sich gegen das Holz, bevor eine Stimme misstrauisch fragte: „Wer ist da?“ „Kats.“ „Was?“, Hiroto riss die Tür auf und starrte ihm weitäugig entgegen, „Katsuya? Ich dachte, dich hät's erwischt!“ „Mir geht es bestens.“, erwiderte der Blonde mit eiskaltem Ton, „Ich bin umgezogen.“, Hiroto öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen, doch er kam ihm zuvor, „Ich wollte nur fragen, ob du kurz mit rüber kommst. Ich muss etwas holen und habe keine Lust auf eine Auseinandersetzung mit dem Alten.“ „Oh... ja...“, Hiroto rieb mit seinem Zeigefinger unter seiner Nase her, „Ehrlich gesagt... habe ich den schon lange nicht mehr gesehen...“ „Du meinst, er ist tot?“, fragte Katsuya nur, die Stimme ohne jede Emotion. „Weiß' nich'... vielleicht... lass uns einfach mal rüber gehen. Hast du einen Schlüssel?“ Der Jüngere hob jenen wortlos hoch, ging ein paar Schritte zur Seite und schloss die dortige Tür auf. Hiroto griff sich noch etwas, schluckte, zog seine Tür hinter sich zu und trat zu Katsuya. Kein Müll auf den Gängen. Ein paar leere Flaschen, keine einzige, in der mehr als ein Tropfen zu finden war. Nur die Wände hatten keinen Wandel durchzogen, ein feiner Film von Pilzen zog sich darüber, unterbrochen von Fliegenkadavern. Ein Blick ins Wohnzimmer – leer, sogar mit ausgeschaltetem Fernseher. Die Küche – leer, so wie der Kühlschrank. „Er ist nicht da.“, schloss Katsuya und ging ohne vorsichtiges Schleichen zu seinem Zimmer hinüber. „Sicher?“, Hirotos Stimme war eine Etage in die Höhe gerutscht, „Hat er dein Zimmer für sich...“ „Keine Ahnung.“, der Jüngere öffnete die Tür ohne jedes Zögern, „Anscheinend nicht.“ Selbst die Scherben bedeckten noch den Boden. Ebenso wie die Bilder. Katsuya blieb im Türrahmen stehen, sog langsam die Luft ein und ließ seine Züge fallen. Seine Bilder... er ging langsam auf die Knie und griff nach dem ihm am nahe liegensten. Ein Totenkopf. Eine abgemagerte Hand, halb von Schnaps verlaufen. Ein Arm mit aufgeschnittenen Pulsadern, befleckt. Er bewegte sich ohne sich aufzurichten weiter vor und sammelte die Bilder – oft nur Papierfetzen – ein. Die Motive zeigten nichts als Wunden, Skelette, Waffen. Krieg, Leichen, Schatten. „Für dich.“, er drückte die Blätter Hiroto gegen die Brust, „Tu' damit, was du willst, aber sag es mir nicht. Nimm sie einfach nur und lass sie verschwinden.“ „Ähm... okay...“, der Brünette blinzelte, ließ den Blick langsam auf das Papier sinken und hob ihn mit derselben Geschwindigkeit, „Das sind deine geliebten Bilder, auf die du immer so stolz warst...“ „Ja.“, Katsuya sah ihn nicht mal an, wandte sich nur dem hinteren Teil des Zimmers zu, wo ein Haufen von Dingen lag, die er zurück gelassen hatte. Ein paar Kindershirts fanden einen neuen Platz, gaben die Sicht frei auf die Eisenstange, die unschuldig auf dem Boden lag. Blutig. Von Tieren. Von Menschen. Von sich selbst. Das Lächeln, das sich auf seine Lippen legte, war bestialisch, doch seine Stirn lag in Falten und die Lider müde über den von Tränen verschleierten Augen. „Ah, hi, Kats...“, Ryous blaue Augen fuhren seine Gestalt auf und ab, „Bakura hat mich schon vor gewarnt, dass du... auftauchst... so...“ „Hat er die Adresse?“, noch immer entfloh seiner Stimme keine Emotion. „Komm rein...“, der Kleine öffnete die Tür, versteckte sich dabei dahinter und blieb in der Küche, während Katsuya ins Wohnzimmer ging, wo der PC stand. „Gefunden?“, fragte er ohne jede Begrüßung. „Bah... wie siehst du denn aus?“, Bakura musterte ihn ebenso wie Ryou, „Hast du keinen ordentlichen Mantel?“ „Zuhause.“, gab Katsuya nur Auskunft. „Lass dir von Ryou einen geben.“, der Silberhaarige wandte sich wieder dem Bildschirm zu, „Ich suche derzeit die beste Verbindung von hier raus.“ „Ryou?“, rief Katsuya auffordernd. Im Türrahmen erschien Ryou zögernd, legte zuerst die Hände daran, bevor er mit dem Kopf hervor lugte. Seine Stirn lag in Falten und Tränen standen in seinen Augen. „Bakura sagt, ich soll mir einen seiner Mäntel holen.“ „Kay...“, der Jüngste schluckte und und wich vom Türrahmen zurück, „Komm mit...“, Katsuya folgte ihm ins letzte Zimmer der Wohnung, wo hinter ihm die Tür geschlossen wurde, „Katsuya... du machst mir Angst.“ „Sorry.“, gab der Blonde ohne jede Reue zurück. „Bitte sag mir, was ihr vorhabt.“, die feucht glänzenden, blauen Augen wandten sich ihm flehend zu, „Bitte, Katsuya... ich habe wirklich Angst... was ist mit dir passiert?“ „Mich hat jemand verdammt angepisst.“, gab er nur zurück, „Gib' mir einen Mantel.“ „Katsuya...“ Es folgte nur noch ein abschätziger Blick, bevor Ryou schluckte und sich dem Schrank zu wandte, während eine Träne über seine Wange lief. „Wir werden uns nicht verletzen.“, versicherte Katsuya, „Nur andere.“ „Das macht es nicht besser...“, der Weißhaarige schloss die Augen und hielt ihm nur den Mantel hin, „Ich wünschte, es gäbe nicht dauernd etwas, was euch möglicherweise ins Gefängnis brächte.“ Gefängnis. Katsuya erstarrte. Was euch möglicherweise ins Gefängnis brächte... Gefängnis. So wie Seto. Dinge, die möglicherweise ins Gefängnis brächten. Wie er mit Seto. Er schloss die Lider und atmete zitternd aus. Gefängnis... wie konnte er von Seto etwas verlangen, was er nicht einmal selbst einhielt? „Du hast Recht...“, Katsuya sah zwischen dem Mantel und Ryou hin und her, „Es wäre falsch... wir sollten nichts tun, was uns ins Gefängnis bringt.“ Ein Spalt brach zwischen die jungen Lippen, bevor sich ein Lächeln auf diese legte. Nachdem Ryou ihn einen Moment studiert hatte, hauchte er ihm ein Danke entgegen. „Aber wir werden etwas tun. Wenigstens reden... es braucht ein Wort mit diesem Typen.“, Katsuyas Lider verengten sich, „Nun, Bakura wird es wohl enttäuschen. Ich glaube, er hat sich auf ein Blutbad gefreut.“ „Wer hat dich denn so sauer gemacht?“, erkundigte Ryou sich fröhlich und trat an ihn heran. „Der Freund von meiner Schwester. Ihr Kind ist jetzt da und er taucht nicht auf.“, Katsuya atmete tief durch, „Dieses Arschloch braucht ein wirklich ernstes Wort.“ „Um, deine Schwester?“, der Jüngere legte den Kopf schief. „Hatte ich dir gar nicht von ihr erzählt?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe sie letzte Woche Donnerstag im Gericht wieder getroffen. Hochschwanger.“, der Blonde lächelte und warf sich den Mantel über, „Dabei ist sie erst sechzehn. Unsere Rabenmutter ist natürlich auch wie immer dieselbe und ihr Kerl hat sie wohl verlassen. Von zweiterem wusste ich bis eben nichts, wo ich sie im Krankenhaus besucht habe.“ „Du gehst für deine kleine Schwester?“, der Weißhaarige schloss die Arme um seine Taille und sah zu ihm auf. „Und wohl für mich auch... die ganze Situation macht mich echt wütend. Eine Runde mit Bakura durch die Straßen zu ziehen, hört sich wie eine gute Ablenkung an.“ „Kay...“, der weiß behaarte Kopf legte sich gegen seine Brust, „Stellt nichts allzu Böses an, ja?“ „Wie gesagt, nichts, für das man uns einsperrt.“ Denn das setzte voraus, dass die Polizei davon erfuhr. „Soll ich dich fragen, was er getan hat oder dämpft das deine Wut?“, erkundigte Bakura sich mit so etwas wie einem Lächeln auf den Lippen – es brachte die anderen Menschen in der U-Bahn dazu noch einen weiteren Meter mehr Abstand zu halten. „Meine Schwester geschwängert, sie belogen und abgehauen.“, fasste Katsuya zusammen. „Uh, die Sparte.“, Kuras Lider verengten sich, „Ist sie deine einzige Schwester?“ „Einziges Geschwisterchen. Und wenn es um die Kleinen geht, bin ich wohl nicht anders als du.“, Katsuya lehnte sich zurück, die Arme rechts und links von sich auf der Rückenlehne, die Blick starr auf das Fenster ihm gegenüber, „Erstmal schaue ich, ob er dazu zu bewegen ist mit meiner Schwester ordentlich abzuschließen und ihr ein wenig Unterstützung für ihr Kind zu geben – wenn nicht, heißt es Hölle.“ „Mit Eisenstange und Messer?“, eine silberne Augenbraue hob sich, „Du stehst auf brutale Gewalt, was?“, Katsuya brummte nur unbestimmt, „Es gibt viel schönere Schmerzen... es braucht nur ein paar kleine Schnitte und du kannst Panikattacken künstlich auslösen. Du kannst sie immer weiter steigern, bis das Herz schließlich aufgibt und stoppt. Die angsterfüllten Schreie sind musikalischer Balsam der Seele, glaub es mir.“ „Hast du es ausprobiert?“, fragte der Blonde und legte seinen Blick auf den anderen Neunzehnjährigen neben sich. „Natürlich.“, ein wölfisches Grinsen, „Wenn auch nur einmal. So was zählt als Mord auf besonders verwerfliche Begehungsweise.“ Oh. Ha. Alles klar. Mord. Katsuya atmete tief durch. Man könnte ja positiv denken und sagen, Bakura hätte Vertrauen zu ihm gefasst, dass er ihm verriet, dass er auf diese Art und Weise einen Menschen ermordet hatte. Man könnte auch seinen Gefühlen nachgeben und schreiend davon rennen. Die braunen Augen studierten das von Wut und Hass verzogene, bleiche Gesicht, das von einer Sonnenbrille halb verdeckt wurde. Was hatte den anderen so weit gehen lassen einen Mord zu begehen? „Warum?“, fragte Katsuya nur. „Rache.“, gab der Silberhaarige zurück – anscheinend genau wissend, auf was die Frage sich bezog. „Hat es sich gelohnt?“ Bakura blieb stumm, die Kopf der Fensterfront zugewandt. Sie hielten an einer Station, beobachteten die ein und aus steigenden Menschen, die ihnen furchterfüllte Blicke zuwarfen. Nur eine junge Yankee wagte es einen Sitzplatz in einiger Entfernung einzunehmen. „Nein.“, antwortete der Andere schließlich, als sie schon längst wieder los gefahren waren, „Die nächste müssen wir aussteigen.“ „Hier?“, Katsuya warf einen zweifelnden Blick auf das Apartementgebäude, das wie ein Turm in die Höhe ragte und zwischen den Häusern hervor stieß – gefolgt von einem weiteren und noch einem und noch einem... „Hier.“, bestätigte Bakura tonlos und zog einen Schlüsselbund hervor, mit dem er nach drei Schlüsseln die Eingangstür des Wohnkomplexes geöffnet hatte, „Siebte Etage, Apartement siebenhundertelf. Ich bin dafür, wir nehmen die Treppe.“ „Roger.“, bestätigte der Blonde, sodass sie sich an den Aufstieg begaben, „Überlass ihn mir, ja?“ „Sicher...“, säuselte der Wolf mit einem dunklen Unterton, „Ich schaue ja nur zu. Vielleicht werfe ich bisweilen einen Tipp ein. Aber ich kenne ja dein Ziel – freundlich zur Humanität bewegen. Mit einem Schuss Nachdrücklichkeit.“ „Du hast sicher schonmal als Schuldeneintreiber für die Yakuza gearbeitet, nicht?“, fragte Katsuya mit einem Schuss ins Blaue. „Sicher.“ „Verstehe.“, er nickte bedacht und konzentrierte sich auf die Treppe. Stufe, Stufe, Stufe, Schritt, Schritt, Stufe, Stufe... er beruhigte ihn ein wenig. Er konnte sich sammeln. Den Schlüssel für die Kiste suchen, die er im Krankenhaus zugeschlossen hatte. „Weißt du, wie er lebt?“, fragte Bakura ein Stockwerk später. „Mit seinem Vater. Angeblich.“ Der Vater. Traute sich nicht raus wegen seinem Gesicht. Hieß, er würde da sein, wenn die Story stimmte. Stellte das ein Problem dar? Möglich... unwahrscheinlich. Es machte die Sache eher leichter. Schließlich waren sie ebenso zu zweit. „Kannst du deine Wutanfälle unter Kontrolle halten?“, Katsuya beobachtete den anderen aus dem Augenwinkel, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. „Wer weiß?“, ein Lächeln – wie immer verzerrt und entstellt – legte sich auf Kuras Lippen, „Vielleicht. Ansonsten musst du mich von meinem Trip holen. Durch Kaiba solltest du Übung haben.“ „Gewissermaßen.“, gab der Blonde zu, „Aber Wut kann mich auch in Panik versetzen.“ „Ryou ebenso. Mich stoppt es, weil er auf der Liste derer ist, die ich nicht verletzen will.“ Katsuya atmete tief ein, betrachtete den neben ihm Gehenden ohne Scham und rang sich schließlich doch die Frage ab: „Wer steht da noch drauf?“ „Unsere Mutter.“, dieser legte den Kopf zur Seite, sodass das silberne Haar mit einem leisen Geräusch über seinen Mantel glitt, „Sonst keiner.“ „Kurzum... niemand Lebendiges außer Ryou?“, ein Zittern durchlief Katsuyas Körper, sodass er mit einem Mal äußerst glücklich über den geliehenen Mantel war, „Nicht einmal du selbst?“ Bakura hob seinen linken Arm zu sich, griff mit der rechten Hand den Ärmel und zog ihn ein Stück hinab, was einige Zentimeter Haut unter den Lederhandschuhen frei legte. Er drehte den linken Unterarm, sodass Katsuya die dicken, blutverkrusteten Striemen sah, die teilweise mehrere Millimeter breit das weiße Fleisch zierten. „Gerade ich nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)