Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 27: Auch eine Lüge? --------------------------- Ha~ach ^v^ Ich bin wieder in Heidelberg. Und ich habe noch zwei freie Tage *froi* Außerdem liegt hier Schnee *v* Richtig hoch! Und es schneit schon den ganzen Tag. Einfach wunderschön. Was soll ich erzählen? Ich will schon den ganzen Tag irgendetwas zusammenschlagen, aber ich habe mich auf Einkaufen und Putzen beschränkt. Derzeit versuche ich es mit Schreiben. Ein Energieüberschuss kann wirklich nervig sein. Vielleicht sollte ich es mit Tanzen probieren, das klappt meistens. Hat aber nur bedingt etwas mit dem Kapitel zu tun ^.- Es macht mich noch ein bisschen mehr aggro, wie wahrscheinlich manche von euch auch. Die Reaktionen auf das letzte Kapitel haben mich schon ein wenig vom Hocker gefegt. Ich hatte Abneigung gegen Frau Kamiya erwartet, aber so heftige? Nun, hier also noch ein wenig mehr Informationen über sie. Viel Spaß beim Lesen ^.^ _________________________________________________________________________________ „Mir ist übel…“, flüsterte Katsuya leise, den Kopf noch immer gegen Setos warme Brust gelehnt und bedeckt von dessen Mantel. „Möchtest du eine Runde rausgehen? Soll ich um eine Pause bitten?“, fragte der Brünette sanft nach, doch der Jüngere achtete mehr auf die kalte Hand, die über seinen Schopf strich und ihn seinen Kopf heben ließ. „Alles okay?“, murmelte Shizuka ein Stück zu ihm gebückt mit zitternder Stimme, die andere Hand unter ihren dicken Bauch gelegt, die Augen ein wenig gerötet. „Geht schon…“, der Blonde atmete tief durch. Was für eine kranke Realitätswahrnehmung musste seine Mutter eigentlich haben, wenn sie glaubte, seine Schwester würde ihn nur aus irgendeinem Nutzen heraus mögen? Das war nun ehrlich barer Quatsch, so viel Selbstvertrauen hatte ja sogar er. Seto an seiner Stelle hätte sicher zu zweifeln begonnen, aber nicht er. Nicht bei seiner Schwester. „Fräulein Kamiya?“, meldete sich der Richter nach einem Räuspern. „Oh, Entschuldigung.“, sie sandte Katsuya ein kurzes Lächeln und eilte so schnell es ihr Körper zuließ nach vorne und setzte sich dort vorsichtig. „Geht es?“, fragte der Richter mit besorgter Miene und erhob sich ein wenig in seinem Stuhl. „Keine Sorge.“, irgendwie merkte man ja, dass sie beide verwandt waren – sie hatte ein ähnlich sonniges Gemüt wie er, zumindest wenn es ihm gut ging, „Ich mach das schon seit Monaten, auch wenn ich zugeben muss, dass es immer schlimmer wird. Ich denke, ich muss mal zum Arzt.“ Der Richter schmunzelte auf ihre Aussage hin und lehnte sich wieder zurück mit der Frage: „Für wann sind sie denn ausgezählt?“ „Nächste Woche Mittwoch. Ein bisschen habe ich also noch.“, sie versuchte es sich so bequem wie möglich auf dem harten Holzstuhl zu machen, „Sie können mich aber ruhig duzen.“ „Wunderbar, das wäre sowieso meine nächste Frage gewesen.“, sein Schmunzeln wurde zum Lächeln, „Bist du Shizuka Kamiya, sechzehn Jahre alt, nicht verheiratet, in der dritten Klasse der Mittelschule?“ „Ist alles richtig.“, Katsuya sah ihre hochgezogenen Mundwinkel, doch auch die zitternde Hand, die sie erst unter dem Tisch versteckte und schließlich wie die andere auf ihren Bauch legte. „Dann werde ich jetzt einen Haufen Fragen stellen, ja? Wenn du etwas nicht beantworten möchtest, musst du das einfach nur sagen, das ist in Ordnung. Du musst für niemanden lügen.“ „Habe ich auch nicht vor.“, ihre Stimme war plötzlich weit dunkler als vorher, „Ich lüge für niemanden.“ „Sehr gut… weißt du, worum es in dieser Verhandlung geht?“ „Wenn ich meinen Bruder richtig verstanden habe, hat er unseren Erzeuger endlich wegen seiner Gewaltsamkeit angezeigt.“, die Hand löste sich wieder von ihrem Bauch und bildete eine Faust, die Mundwinkel waren längst abgesackt. „Endlich?“, hakte der Herr in Schwarz nach. „Der hat ihn schon geschlagen, da war ich noch im Haus. Und das ist schließlich über zehn Jahre her.“, Katsuya spürte eine Träne über seine Wange rinnen. Woher kam die denn? War das seine? Wieso sollte er weinen? Aus Trauer, dass sein Vater ihm so etwas angetan hatte? Aus Angst, was mit ihm passieren würde? Aus Freude, dass seine Schwester wirklich auf seiner Seite stand? Wenigstens sie war bei ihm. Wenigstens sie… „Woher weißt du, dass euer Vater deinen Bruder geschlagen hat?“, der Richter überkreuzte die Finger und stützte sein Kinn darauf ab. „Er hat jeden von uns geschlagen, wenn ihm was nicht passte.“, giftete sie schon fast. Katsuya schluckte. Er hatte… Shizuka… auch… er biss die Kiefer zusammen und richtete sich auf. Oh nein. Nicht seine Schwester. Das hatte er nicht… die tiefschwarzen Pupillen fixierten durch zu einem Spalt zusammen gezogene Lider seinen Alten. Dieser Mistkerl. „Mutter, Katsuya, mich… wir standen alle auf der Abschussliste. Aber irgendwann hat es plötzlich aufgehört. Er hat keinen mehr angerührt… dachte ich zumindest.“ sie schluckte und richtete sich in ihrem Stuhl ebenso ein wenig auf, „Aber dann tauchten die blauen und violetten Flecken auf Katsuyas Körper auf… ich meine, ich war nur drei oder vier, aber ich kann mich ganz genau erinnern, wie wir baden gingen und ich mich schrecklich erschrocken habe, weil sein ganzer Körper voll davon war.“, ihre Augen füllten sich mit Tränen, „Ich habe öfters mal eine Ohrfeige bekommen, nichts großartig Schlimmes, aber Katsuya sah… sah ganz schrecklich aus.“ „Und das tat er ab dann immer?“, der Richter klang, als hätte er einen Kloß im Hals. „Ich… ich denke schon… ich kann mich leider nicht wirklich erinnern. Nur besonders diese Erinnerung hat sich eingebrannt.“ „Und du sagtest… eure Mutter wurde auch geschlagen?“, sein Blick wechselte zwischen seiner Zeugin und der Frau in den Bankreihen. „Ja, wurde sie. Sie hat es immer überschminkt, aber daran habe ich auch Erinnerungen. Einmal hat sie mich angeschrieen, weil sie sauer war, dass ihre Lippe aufgeplatzt ist…“ „Shizuka, das geht langsam zu weit.“, unterbrach Frau Kamiya ihre Tochter, „Was sollen diese Märchen? Ich weiß ja wohl am besten, was mit mir geschah und dein Vater hat niemals Hand an mich gelegt. Wer soll dir diese Lügen denn bitte abkaufen?“ „Sag mir doch mal, warum du ihn deckst!“, schrie die Sechzehnjährige plötzlich auf, „Wieso hasst du Katsuya so? Wieso gehst du so weit vor Gericht zu lügen, nur um ihm eins auszuwischen? Er ist dein Sohn, verdammt!“ „Frau Kamiya, Shizuka, bitte-“, begann der Richter ruhig. „Dieses Ding ist nicht mein Sohn! Nicht mehr! Nicht nach allem, was er uns angetan hat!“ „Was zur Hölle soll er uns denn angetan haben?“, Tränen rannen Shizukas Wangen hinab, während sie ihren Bauch fester hielt und sich ein Stück nach vorne lehnte, nachdem sie sich auf dem Stuhl gedreht hatte. „Das weißt du ganz genau!“, Katsuya riss sich vollkommen von Seto los, schlüpfte vor seinen Beinen entlang und trat auf seine Schwester zu, um ihr beruhigend die Arme auf die Schulter zu legen, „Er ist ein Monster!“ „Warum soll er ein Monster sein?“, doch ihre Stimme war schon ruhiger und sie wandte sich Katsuya zu, der der Kopf schüttelte und sanft ihre Haut mit seinen Daumen massierte, „Was soll das? Ist doch wahr… warum lässt du sie so über dich reden?“ „Es bringt doch nichts…“, flüsterte der Blonde nur, „Sie hasst mich eben. Warum auch immer. Zum Punching Ball war ich gut genug, damit sollte ich mich zufrieden geben.“, er kniete sich vor sie und versuchte ein Lächeln, „Pass lieber du auf dein Kind auf. Zu viel Aufregung ist nicht gut für euch.“ „Danke für die allgemeine Beruhigung der Situation, Katsuya.“, der Richter lächelte erleichtert zu dem jungen Mann herab, „Aber das Ganze wirft nun wirklich Fragen auf. Sagten sie nicht selbst vorhin, dass die damalige Situation möglicherweise nur ein Missverständnis war, weil die Fähigkeiten ihres Sohnes nicht ausgeschöpft wurden, Frau Kamiya?“ „Er… also… ich…“, ihre Nägel drückten sich in ihren Blazer – er schien diese Angewohnheit wohl von ihr zu haben – und die Farbe wich ihr ein wenig von den Lippen, „Das heißt trotzdem nicht, dass ich ihn mögen muss.“ „Aber er ist ihr Sohn.“, die Augenbrauen des Richters zogen sich zusammen. „Na und? Steht irgendwo im Gesetz, dass man seine Kinder abgöttisch lieben muss?“ „Lass dich nicht von ihr fertig machen.“, murmelte Katsuya leise, gab seiner Schwester einen Kuss auf die Stirn und setzte sich wieder zu Seto, der völlig distanziert wirkte – aber nur ein Blick in seine Augen machte klar, dass er in Wirklichkeit auf Alarmstufe Rot stand. Sorge um Katsuya mischten sich mit Wut auf die Mutter – in dem tiefen, dunklen Blau kochte es förmlich. „Gut…“, der Richter seufzte, fuhr sich mit der Hand über die Stirn und blinzelte mehrfach schnell, bevor er sich wieder Shizuka zuwandte, „Hatten deine Mutter und dein Bruder schon immer so ein gespanntes Verhältnis?“ „Nun ja… ja.“, sie atmete tief durch und drehte ihren Körper wieder zu dem Podest hin, „Obwohl Mutter ihn früher eher ignoriert hat. Sie hatte nur selten solche Aussetzer, wo sie so aggressiv wurde.“ „Ich bin nicht aggressiv.“, fauchte Frau Kamiya leise, „Ich bin wütend über diese ganzen Unterstellungen, die mir hier gemacht werden. Und du machst die Situation nicht gerade besser, Tochter.“ „Frau Kamiya, bitte beruhigen sie sich. Ich würde jetzt gerne in Ruhe mit ihrer Tochter sprechen.“, rang sich der Richter doch noch zu einem Machtwort durch. Er mochte ja alles sehr ruhig angehen, aber Katsuyas Mutter schien selbst seine Nerven anzuspannen, wie es aussah. „Wie sieht denn dein Verhältnis zu deinem Vater aus, Shizuka?“ „Wie? Mein…“, sie blinzelte verwirrt, „Wie meinen sie das, bitte?“ „Was denkst du von ihm? Wie steht ihr zueinander?“, versuchte der Herr die Frage umzuformulieren. „Nun… ähm… ich habe ihn seit zehn Jahren nicht gesehen.“, sie legte den Kopf ein wenig schief. „Du hast ihn und deinen Bruder nie besucht? Und sie dich nicht?“ „Nein, das… wir haben uns nicht gesehen. Am Anfang war ich sehr traurig, aber irgendwann habe ich mich dran gewöhnt. Auch wenn ich nun wünschte, ich hätte mal eher versucht meinen Bruder zu finden.“, sie ließ den Kopf ein wenig nach vorne sacken und wandte den Blick auf den spärlichen Tisch hinab. „Hast du es mal versucht?“, fragte der Richter nach und beugte sich vor. „Nicht wirklich.“, gab sie zu, „Ich habe Mama nach der Nummer gefragt und die Auskunft angerufen, aber… nein, nicht wirklich.“ Damit hatte sie immer noch mehr getan als er. Er hatte nur seinen Vater angebettelt seine Schwester treffen zu dürfen in der Hoffnung, er würde das einrichten – falsch gedacht natürlich. Aber da sie auch seit Jahren kein Telefon mehr hatten, war er auf so etwas Simples wie die Auskunft gar nicht gekommen… dachte er möglicherweise doch auch so kompliziert wie Seto? „Und dein Verhältnis zu deiner Mutter, wie ist das?“, die Stimme des Richters holte ihn aus seinen für ihn wirr erscheinenden Gedanken. Denn wäre es wahr, dass er kompliziert und um viele Ecken dachte statt das naheliegende zu nehmen, so wäre er Seto in seinem Denken ähnlich, wodurch die Möglichkeit bestände, dass dieser Recht hatte, was die Sache mit der Hochintelligenz anging – was Katsuya aber nicht glaubte. „Was hat das damit zu tun, wie mein Exmann sich dem Jungen gegenüber verhalten hat?“, fragte Frau Kamiya im selben Atemzug, mit dem der Herr in Schwarz seine Frage beendet hatte. Shizuka ließ nur seufzend den Kopf sinken und schüttelte diesen. Erst auf eine kurze Erklärung hin, dass die Dynamik der ganzen Familie Aufschluss über das Verhalten einzelner gab, erhob sie ihre Stimme schließlich: „Mein Verhältnis zu meiner Mutter finde ich sehr schwer zu beschreiben... sie kann eine liebende, fürsorgliche Mutter sein, aber es kann genauso plötzlich in Extreme umschlagen. Es kann sein, dass sie vollkommen überbesorgt ist und mir praktisch alles verbietet-“ „Wohl nicht genug, wie man ja jetzt sehen kann.“, zischte diese nur. „Frau Kamiya, ich warne sie, noch eine Unterbrechung und ich muss sie aus dem Saal entfernen lassen.“, der Richter klang bei weitem nicht mehr freundlich mit seiner Aussage, „Bitte fahr fort, Shizuka.“ „Wie gesagt, es kommt vor, dass sie völlig überbesorgt ist.“, sie atmete tief durch, „Genauso kann es sein, dass ich sie plötzlich gar nicht mehr interessiere. Das kann so weit gehen, dass sie einfach für ein paar Tage verschwindet. Ich verstehe sie einfach überhaupt nicht und kann sie nicht einschätzen. Als ich ihr sagte, dass ich schwanger bin, hatte ich alles Mögliche erwartet, aber sie hat mir liebevoll ihre Hilfe zugesichert. Und nur eine Woche später begann sie mich zu beschuldigen, wie ich mich von irgend so einem Dahergelaufenen hätte schwängern lassen können und wie ich mir dachte, wie mein Leben weitergehen solle, ob ich genauso wie sie enden wolle und so weiter und so fort... sie hat selbst noch weitergemacht, als ich weinend zusammengebrochen bin. Und am nächsten Tag verhielt sie sich wie eh und je, als wäre nie etwas gewesen.“ „Von wem kennen wir bloß solch wechselhafte Verhaltensweisen?“, fragte Seto leise, sodass nur Katsuya und vielleicht die hinter ihm sitzende Isis ihn hören konnte. „Es ist, als hätte ich nicht eine sondern viele Mütter. Ich kann alles, was sie tut, gar nicht in ein Bild fassen. Es ist, als würde sie nur nach ihren Launen leben. Es ist, als... ich kann es nicht einmal richtig vergleichen. Aber es macht mich ziemlich fertig, wenn ich ehrlich bin. Ich weiß, dass ich auch mit meinem Kind bei ihr leben darf, aber was ansonsten ist, kann ich kaum sagen, weil sie ihre Meinung darüber alle paar Sekunden ändert.“ „Weißt du denn dann überhaupt, wie es mit dir und dem Kind weitergeht?“, die Stirn des Richters hatte sich in Falten gelegt. „Sollte es mit Mutter unaushaltbar werden, so hat mein Freund mir zugesichert, dass ich bei ihm und seinem Vater leben darf.“, sie machte ein Geräusch, das sich anhörte wie das, was Seto machte, wenn ihm etwas nicht passte – eine Mischung aus Grummeln und Räuspern, „Aber Mutter ist ja sowieso der festen Überzeugung, dass er mich bald verlassen wird.“ „Wieso sind sie das?“, wandte sich der Richter schließlich doch Frau Kamiya zu, die brav still geblieben war. „Weil der Junge noch ein Kind ist, kaum in der Lage so eine Verantwortung zu tragen. Er ist auch nur sechzehn und interessiert sich für wenig anderes als Frauen und Würfelspiele. Und in der ganzen Nachbarschaft ist er als Playboy und Draufgänger bekannt.“, sie arrangierte die Hände in ihrem Schoß um, „Und diesen ominösen Vater, den er angeblich hat, habe ich bis heute noch nie gesehen.“ „Er geht halt nicht gern unter die Leute, weil sein Gesicht durch Verbrennungen entstellt ist.“, erklärte Shizuka in einem Ton, der sofort klar werden ließ, dass sie ihrer Mutter diesen Satz schon zum x-ten Mal sagte, „Spätestens bei der Geburt wird er aber da sein, das hat er versprochen.“ „Was er ganz zufällig durch seinen Sohn ausrichten ließ...“, Frau Kamiya schnaubte, „Sehr überzeugend.“ Katsuya schluckte. Ein wenig gab er seiner Mutter ja Recht... das Ganze war schon irgendwo verdächtig. In was hatte sich seine Schwester da gebracht? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)