Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 26: Nichts als Lügen ---------------------------- Mei je, die Weihnachtszeit bringt keine schönen Kapitel mit sich. Auftritt Katsuyas Mutter. Wie ich sehe, habt ihr sie alle schon lieb gewonnen... mal sehen, wie das nach diesem Kapitel aussieht. Ansonsten: Sehe ich das richtig, dass die Allgemeinheit sich eine Ausarbeitung der Befragung Isis wünscht? Bzw. dass ich ihre Aussage, die ich komplett weggelassen habe, einfüge? Zu "Tote Gesellschaft" gibt es noch eine kleine Neuigkeit, die ersten drei Manuskripte sind draußen. Bei den restlichen Verlagen muss ich mich erst telefonisch melden. Von ullstein und List habe ich direkt eine Absage bekommen, ich brauchte nicht mal das Manuskript hinsenden... passt nicht in ihr Verlagsprogramm, sowas würden sie nicht veröffentlichen. Ich vermute, das kriege ich noch von vielen zu hören. Aber erstmal hben die Lektoren alle Weihnachtsferien... Nun denn, viel Spaß beim Lesen ^.^ _________________________________________________________________________________ „Guten Morgen“, der Richter warf einen Blick in seine Unterlagen, „Sind sie Tomoe Kamiya, die Mutter von Katsuya Jonouchi?“ „Die bin ich.“, antwortete sie in ihrer hohen, strengen Stimme, die ein unsichtbares Band um Katsuyas Brust legte, das sich mit jedem ihrer Worte weiter zusammen zog, „Ich bin dreiundvierzig Jahre alt und geschieden.“ „Sind Katsuya Jonouchi und Shizuka Kamiya ihre leiblichen Kinder?“, waren sie? Irgendwie kam ihm gerade wieder die irre Idee in den Kopf, dass er doch nicht ihr leibliches Kind war. Dass irgendwo eine Mama darauf wartete, dass er die Wahrheit entdeckte. „Leider ja.“, entgegnete sie kühl, was Katsuya einen Eisdolch ins Herz jagte. Leider? „Leider?“, fragte auch der Richter nach. „Es gibt Grenzen.“, erklärte Frau Kamiya, die Arme unter ihrer ausladenden Oberweite verschränkt, „Natürlich liebe ich meine Kinder, aber beide sind langsam in dem Alter, in dem sie Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen haben.“, sie... liebte... ihn? Katsuyas Mundwinkel senkten sich merklich. „Von meinem Sohn kriege ich nichts als Polizeiberichte über Verhaftungen, Bußgeldstrafen und Beschwerdebriefe der Schule. Ich frage seinen Vater und alles, was ich zu hören kriege, ist, wie er am Alkohol und an den Drogen hängt. Zuerst wollte ich das ja alles gar nicht glauben, aber auch sie haben die Arztbriefe gelesen, nicht wahr? Der Junge ist kriminell und krank.“ Jeder seiner Muskeln zitterte. Die Zähne biss er zusammen, damit sie keine Laute machten. Ihm war kalt. Gräßlich kalt. Seto atmete hörbar durch und warf ihm zwei kurze, aber mit Sorge erfüllte Blicke zu. „Manche Dinge kann man sicher akzeptieren und an ihnen arbeiten, aber bei einem so verkommenen Charakter kapituliere ich als Mutter. Ich weiß, das hört sich grausam an, erst recht bei dem, was dieser Junge seinem Vater jetzt alles anhängt, aber ich weiß, was ich mit ihm erleben musste. Und mir hat es schon gereicht, als er neun Jahre alt war. Ich kann seinem Vater nur meine Hochachtung dafür zugestehen, dass er sich all die Jahre um den Jungen gekümmert hat.” Der Richter atmete tief ein, streckte den Rücken durch und setzte sich auf, die Arme symmetrisch vor sich auf dem Podest liegend. Nach einem Moment der Betrachtung der Zeugin setzte er seine Befragung fort: “Was hat der Junge denn getan, dass sie ihn als solch eine Belastung empfanden?” “Hah!”, ihr rechter Arm schnellte von ihrem Körper, während sie den Kopf in den Nacken warf, “Wenn sie wüssten... streitsüchtig war er, das war kaum zu fassen. Und aggressiv. Jeden Tag hat er wieder mit einem Mitschüler eine Schlägerei angezettelt oder rannte schreiend durchs Haus. Er hat wirklich nie gehorcht, egal, was man ihm sagte. Er half nicht im Haus, er räumte nie auf - stattdessen schmiss er die Küchengeräte gegen die Wand oder bespuckte mit seinem Essen den Tisch. Das Kind ist der wandelnde Horror!” Der Richter wandte ihm seinen Blick zu, aber er merkte nur, wie gerade ein langes, warmes Stück Stoff um ihn gelegt wurde und er in den Arm von jemandem gezogen wurde, der für ihn antwortete: „Ich kann nicht für die damalige Zeit sprechen, denn ich war nicht dabei. Aber so ungewöhnlich das Verhalten dieses Jungen bisweilen ist, ich habe noch nie eine solch asoziale Verhaltensweise bei ihm erlebt.“ „Wenn ich etwas dazu sagen darf...“, begann Herr Sarowski vorsichtig und fuhr auf das Nicken des Richters fort, „Durch meine Arbeit beim Jugendamt bin ich schon auf einige misshandelte Kinder gestoßen. Ein solches Verhalten, wie Frau Kamiya beschreibt, ist nicht ungewöhnlich für misshandelte Kinder. Entweder sie lassen ihre Gefühle unkontrolliert aus oder sie fressen sie auf, verlieren jegliche Lebensfreude und ziehen sich in sich selbst zurück. Normalerweise kommt so ein Ausbruch erst im Laufe der Pubertät, aber es soll auch Fälle geben, wo er früher auftritt.“ „So ein Verhalten kann also Reaktion auf Misshandlung sein?“, versicherte sich der Jurist noch einmal, worauf Herr Sarowski nur nickte. „Genau so gut gibt es Stoffwechselkrankheiten und Hirnschäden, die dieses Verhalten auslösen.“, hielt die Frau dagegen, die dem Beamten nicht einmal einen Blick geschenkt hatte, „Ich habe das Balg zu genug Ärzten schleppen müssen. Die meisten haben ADHS diagnostiziert.“ „Eine ADHS-Diagnose wird bei einer Mehrzahl von misshandelten Kindern gestellt, weil ihr Verhalten dem von ADHS-Kranken ähnelt. In beiden Fällen hat das Kind überschüssige Energie, die es abbauen muss – bei ADHS aus organischen Gründen, bei Misshandlung, weil die Kinder Unmengen von Wut und Angst in sich tragen.“, erklärte eine ruhige, intensive Stimme ganz in Katsuyas Nähe. Yami? Hatte er das gesagt? Das klang nach Worten, die aus seinem Mund kommen würden. „Sind sie Arzt?“, die Worte schnitten durch Katsuyas Seele. Worte so kalt, so abschätzend, so demütigend... „Nein.“, erwiderte die ruhige Stimme nur mit vollster Selbstsicherheit. „Frau Ishtar, können sie uns möglicherweise weiterhelfen?“, wandte sich der Richter an die Krankenschwester. „Ich kann bestätigen, dass sich das Verhalten beider Gruppen ähneln, so weit ich weiß.“, sagte sie langsam mit leiser Stimme, die mit jedem Wort an Kraft gewann, „Außerdem ist bewiesen, dass sehr viele Kinder mit ADHS später mit Borderline diagnostiziert werden, was meines Wissens nach durch Misshandlung entsteht.“ „Borderline entsteht durch Vernachlässigung oder Misshandlung zwischen dem zwölften und achtzehnten Lebensmonat.“, bestätigte die ruhige Stimme das. Wenn es um Psychologie ging, dann war es doch sicher Yami, der es sagte, oder? Katsuya hätte gerne nachgesehen, ob sich seine Lippen bewegten, aber er lehnte seitlich gegen eine Wärme, die er nicht missen wollte. „Was soll das hier, lustiges Rätselraten?“, fauchte Frau Kamiya, „Sowohl sein Vater als auch ich sind immer seinen Schwierigkeiten entsprechend mit dem Jungen umgegangen.“ „Was bedeutet das konkret?“, fragte der Richter nach. „Dass er kein Essen bekam, wenn er es gerade erst auf meinen Teller gespuckt hat, dass er Zimmerarrest hatte, wenn er Haushaltsgeräte oder Möbel zerstört hat und ja, das gebe ich zu, bisweilen hat es auch eine Ohrfeige gesetzt bei seiner Unverschämtheit. Wollen sie mir sagen, dass ich all seine Eskapaden hätte mitmachen sollen? Das können sie von keinen gesunden Eltern erwarten.“, giftete sie unfreundlich. Für Katsuya war es Gift, das durch seine Adern lief und seine Nerven lähmte. Seine Nerven und seinen Verstand. Eine warme Hand legte sich auf sein noch freies Ohr. Es dämpfte ihre Worte nicht wirklich, aber es sandte sein ganz eigenes Gegengift in den jungen Körper, der von sich selbst nichts mehr wusste – vielleicht nicht einmal mehr wissen wollte. Aber die Nachricht kam an. Er war nicht allein. „Ihnen wäre also nicht aufgefallen, dass etwas in der Beziehung ihres Mannes zu ihrem Sohn nicht stimmte?“ „Keineswegs.“, erwiderte sie sofort, „Er ist ja besser mit diesem Blag klar gekommen als ich. Meine Geduld lässt sich wahrlich nicht so weit dehnen wie seine. Was den Jungen angeht, so hat er das Beste getan, was er konnte, davon bin ich überzeugt.“ „Nun...“, der Richter seufzte und verschränkte die Hände, „Katsuya berichtete davon, dass er auch schon zu der Zeit, als sie und ihr Exmann sich noch nicht getrennt hatten, sehr brutal behandelt wurde. Seiner Aussage nach wurde er mit Gegenständen wie Kleiderbügeln oder Kochlöffeln geschlagen, bis diese zerbrachen. Sind sie sicher, dass ihnen nichts aufgefallen ist?“ „Vollkommen.“ Warum deckte sie ihn? Warum tat sieh das? An ihren zum Schutz erhobenen Armen war ein Platte mit Braten zerbrochen, ihr Körper hatte auch einst die breiten Striemen eines Gürtels getragen. Sie wusste, was es hieß, wegzurennen und sich zu verstecken, obwohl man wusste, dass man doch gefunden und am Arm oder Fuß aus seinem Versteck gezerrt wurde. Sie kannte diesen Schmerz doch. Aber sie war es auch gewesen, die mit ihrem nackten Finger auf ihren kleinen Sohn gezeigt hatte und ihren Mann angefleht hatte seine Wut an dem Kind auszulassen. Nimm ihn. Als mehrere Stimmen in verschiedenen Geschwindigkeiten prasselten die beiden Worte immer und immer wieder auf Katsuya ein. Sie hatte ihn verkauft. Sie hatte ihn ausgeliefert, um sich selbst zu schützen. Sie hatte das... Er schloss die Augen. Sie hatte nicht einmal nur weggesehen. Sie hatte nicht einmal nur ignoriert, was sich vor ihren Augen abspielte. Es war das gewesen, was sie wollte. Er war der Sandsack geworden. Weil sie ihn dazu gemacht hatte. Weil sie es wollte. Weil sie ihre Ruhe wollte. „Wie sah der Körper ihres Sohnes aus? Gab es sichtbare Verletzungen?“ „Massenweise.“, und er hatte es bis heute verdrängt. Er hatte sich bis heute nicht erinnern können. Er hatte sich bis heute gefragt, warum seine Mutter ihn nicht liebte. „Er ist freiwillig gegen Schränke gerannt. Die Sachen, die er zerstörte, haben ihn verletzt. Er hat sich geprügelt mit Gleichaltrigen, wie ich ja schon erzählte, aber auch mit weit Älteren. Die Lehrer wollten ihn schon von der Schule werfen, so unausstehlich war er.“, dabei war es nur zu klar. Er war ihr gerade genug wert gewesen, dass er als ihr Ersatz als Prügelknabe herhalten durfte. Aber im Endeffekt war er für sie auch nur ein Es gewesen. Nur ein Gegenstand, den man nach freiem Willen benutzen konnte. „Natürlich hatte er da sehr viele blaue Flecken. Selten auch mal Schrammen oder Schnitte. Aber nicht so, dass es wirklich besorgniserregend gewesen wäre.“, nur ein Es. Seine Schreie, sein Wimmern, seine Tränen waren ihr nicht nur egal gewesen – sie waren lästig. Für sie war er nur der Klumpen Fleisch, den sie für ihr Wohlergehen irgendwo abstellen konnte. „Gibt es medizinische Berichte aus dieser Zeit?“ „Die Berichte über seine Störungen habe ich noch. Wegen der anderen Sachen habe ich gar keine bekommen.“, eine Hand strich durch sein Haar, eine andere über seinen Rücken, „Ich weiß nicht, ob der Arzt die Unterlagen wohl noch hat. Ich weiß nicht einmal, ob es ihn noch gibt, ich wohne ja nicht mehr dort.“ „Wie ist der Name dieses Arztes?“, sie antwortete dem Richter, doch ihre Stimme vermischte sich mit denen in Katsuyas Kopf, die ihm sagten, dass er auch gar nichts anderes wert war als das, was seine Mutter getan hatte und denen, die ihm befahlen sofort damit aufzuhören, weil er sich nur selbst in einen Anfall reinritt. So wirklich zu gewinnen schien keine Seite. „Euer Ehren?“, diese kalte, feste, sichere Stimme... Katsuya fühlte ihren Bass durch die Brust, an der er lehnte. „Ja, Herr Kaiba?“, der Richter seufzte tief, schürzte die Lippen und wandte sich dem Brünetten zu. „Wie ich bereits erklärte, weiß ich nicht, wie Katsuya damals war. Ich weiß auch nicht, was er selbst denkt, wie er damals war. Aber was ich weiß, ist, wie seine Schullaufbahn aussah. Er war die ersten sechs Schuljahre Klassenbester in praktisch jedem Fach. Seine Zeugnisse loben ihn in höchsten Tönen, auch wenn sie andeuten, dass er soziale Probleme hatte. Und obwohl er seitdem praktisch keinerlei schulisches Wissen mehr bekam, hat er in den letzten Wochen durch Nachhilfe alle seine Noten ins obere Klassendrittel gebracht. Er spricht fließend Englisch und ist ein Genie, was Kunst angeht. Die Hirnschädigung, die ein solches Phänomen beschreibt, nennt man im Allgemeinen Hochintelligenz.“, was? Katsuya atmete tief ein, konzentrierte sich auf die warme Hand in seinem Haar und diese kühle, melodische Stimme und fokussierte seine Mutter, die mit verengten Lidern und gespitzten Lippen zu dem Mann herüber sah, der ihm im Arm hielt. „Hochintelligenz hat seine dunkle Seite. Da sie meist nicht erkannt wird, wird sie nicht gefördert und die Kinder verkümmern innerlich. Das macht sie aggressiv und lässt sie anderen gegenüber desinteressiert, arrogant und altklug wirken, weil sie Dinge meist schneller als Erwachsene verstehen. Diese Aggressionen und ihre schnelle Langeweile an Dingen bringen ihnen meist eine ADHS-Diagnose ein.“, die Brust hob sich stark und hob Katsuya mit sich, „Wie Atemu hier bin ich kein Arzt und kann daher nur aus Erfahrung und meiner pädagogischen Ausbildung sprechen. Doch meiner Meinung nach sprechen sehr viele Gegebenheiten gegen ADHS. Es dürfte jetzt zwei Wochen her sein, da saßen Katsuya und ich über sechs Stunden an ein und derselben Stelle und haben uns unterhalten – das schafft kein ADHS-Kranker. Und selbst wenn die Ärzte von der Sache überzeugt waren – wie kommt es, dass Katsuya kein Methylphenidat in Form von zum Beispiel Ritalin bekam?“ Der Blick des Richters schwenkte nur zur Mutter zurück. „Das... er hat es bekommen. Kurzzeitig. Es wurde wieder abgesetzt, weil er davon vollkommen benebelt wurde.“, erklärte die Mutter. „Wurde einmal ein Intelligenztest bei dem Jungen durchgeführt?“, fragte der Herr in Schwarz ohne seine Mimik zu verändern. „Meines Wissens nach nicht.“, sie schluckte und blähte die Nase auf, „Vielleicht war er ja nicht gestört und es wurde einfach nicht bemerkt, was wirklich mit ihm war. Wollen sie mir das jetzt vorwerfen? Wer kommt schon auf so etwas? Das müssen Ärzte wissen.“, giftete sie den Richter an. „Bitte, das war kein Angriff.“, erklärte dieser ruhig und hob und senkte die nach unten geöffneten Hände beschwichtigend. „Hm...“, sie rutschte auf dem Stuhl ohne die verschränkten Arme oder überkreuzten Beine zu lösen, „Nun, da hätten wir doch eine schöne Hypothese, warum er so ein asoziales Mistvieh war. Was soll dann die Anzeige gegen seinen Vater?“ Hochintelligent... Seto hielt ihn für intelligent? Konnte das sein? Er war doch ein totaler Versager. Wie sollte er da intelligent sein? Das war doch Quatsch. Seto irrte sich. Er würde Seto enttäuschen. Seto würde herausfinden, dass er nicht so toll war, wie dieser dachte. Und wenn er erst merkte, würde er gehen... er würde ihn allein lassen. Seto würde ihn allein lassen. „Ein weiteres Begleitsymptom...“, setzte Seto wieder an, nachdem Katsuyas Kopf noch einmal ein Stück in die Höhe gehoben wurde, „...ist die Sensibilität. Hochintelligente Kinder sind auch hochsensibel. Das sorgt ebenfalls für soziale Probleme. Die Kinder fühlen sich nicht akzeptiert und in ihrer Art abgelehnt. Sie sind anormal für ihre Umwelt. Das macht sie unsicher und ängstlich. Diese Angst ist einer der wichtigsten Faktoren, der sie aggressiv macht. Es ist nachgewiesen, dass sie nur aggressiv werden, wenn man sie für dumm hält und dementsprechend behandelt, wenn man ihre Fragen nicht beantwortet und ihre Neugier nicht stillt. Die Kinder beginnen betreffende Personen als schlecht zu empfinden und reagieren dadurch rebellisch und frech auf sie, um sich Respekt zu erarbeiten. Werden sie weiter abgelehnt, beginnen sie die Person zu hassen – ist diese Person eine direkte Bezugsperson und das Kind noch zu jung, wird der Hass auf sich selbst umgelenkt. Das erklärt in gewissen Maßen selbst verletzendes und auch das undisziplinierte Verhalten.“ „Bitte, das klärt das Ganze doch.“, entgegnete die Mutter nur und schnaubte, „Aus und fertig. Es war also ein Missverständnis.“ „Um ein Kind in solchen Maßen in seinem Verhalten entarten zu lassen, braucht es aber mehr als das.“, fuhr Seto eisig fort, „Ein aggressiveres Verhalten gegen andere und sich selbst kann – rein psychisch – nur durch mehr Angst hervorgerufen werden. Und mehr Angst kann nur durch Vernachlässigung oder Misshandlung bedingt sein.“ Der Richter machte sich einige Notizen auf seinen Zettel, während der Brünette sprach. Herr Jonouchi schnaubte. Frau Kamiya verdrehte die Augen. Der andere Herr in Schwarz hatte den Kopf mittlerweile auf eine Hand gestützt. Julie schrieb. Yamis Blick lag auf Seto, das konnte Katsuya praktisch spüren. Da er noch immer an dessen Brust lehnte, konnte er nicht hinsehen, aber er war sich sicher, dass sein bester Freund darüber nachdachte, wie das alles auf die Intelligenzbestie Seto passte. Er würde es auch tun, wäre sein Kopf nicht so verdammt leer. Leer... Mit seinem Blick verfolgte er das Geschehen, mit seinen Ohren das Gesagte. Ob seine anderen Sinne auch noch arbeiteten, wusste er nicht ganz. Ach, doch, er spürte Setos Wärme – sie taten doch noch ihren Dienst. Vielleicht. Vielleicht glaubte er es auch nur. Wollte es glauben... „Sie bleiben bei ihrer Aussage?“, fragte der Richter, was Frau Kamiya bejahte, „Möchten sie ihr noch etwas hinzufügen?“ „Nur eines.“, erwiderte sie, hielt einen Moment im Sprechen inne und atmete tief durch, „Sie werden vermutlich noch meine Tochter verhören... sie wird unter Garantie gegen ihren Vater aussagen. Sie hat sich einen Kerl angelacht und ist jetzt hochschwanger. Deswegen liegen wir im Streit. In ihrer Trotzigkeit wird sie alles tun, was mich verärgern kann. Möglicherweise erhofft sie sich auf irgendetwas von ihrem Bruder, das weiß ich nicht, aber sie hat vorhin schon gesponnen. Geben sie also nicht zu viel auf ihre Worte.“ Damit erhob sie sich und nahm einen Platz in der ersten Reihe ein – auf der anderen Seite. Der Seite seines Vaters. Hosted by Animexx e.V. 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