Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 18: Gedankenspiralen ---------------------------- Eine weitere Woche ist rum ^v^ Morgen steht mein Extremitätentestat an, wo ich alle Muskeln, Arterien, Venen und Nerven für können muss... wie lustig -.- Und das alles darf ich dann an der Leiche zeigen. Die Unterarmmuskeln kann ich bei ihr einfach nicht zuordnen, egal, wie sehr ich mich anstrenge. Nun gut, wird schon irgendwie klappen... Ich möchte kurz Sunkiss für das Päckchen und Little-Hope für die Übernachtung danken und Grüße an Lunatik ausrichten, wenn ich schon derzeit alle Kapitel mit Widmungen versehe X.X Seid bitte nicht beleidigt, wenn ich jemanden vergesse, der unter Garantie eine verdient hätte. In diesem Sinne widme ich das Kapitel allen Lesern ^.^ Und besonders den Kommentarschreibern ^.- Danke und viel Spaß! _________________________________________________________________________________ “Ich weiß, es ist falsch dir Hoffnungen zu machen, aber hast du nur einmal ernsthaft darüber nachgedacht zu deiner Mutter zu ziehen?”, Setos Schultern verloren ihre Spannung, “Katsuya, selbst wenn sie dich nicht plötzlich liebt, so bringt sie dich wenigstens nicht in Lebensgefahr, so wie ich es tue.” Katsuya konzentrierte sich auf seine Atmung. Ruhig. Ein, aus, ein, aus... keine Panikattacke kriegen, nicht Seto angreifen, ruhig... “Hast du mal darüber nachgedacht, was meine Psyche macht, würde ich hier ausziehen? Glaubst du, meine Mutter oder irgendein Pflegeelternteil würden mich jede Nacht trösten, wenn ich Alpträume habe? Würden mich wieder in die Wirklichkeit bringen, wenn ich dissoziiere? Würden versuchen mich zu beruhigen, wenn ich drauf und dran bin die mir nächste Person windelweich zu schlagen?”, Setos Stirn legte sich in Falten, “Glaub es mir, außer dir tut das keiner. Ich gebe ja zu, ich kenne nicht gerade viele normale Menschen und ich weiß nicht, wie eine glückliche Familie aussieht, aber ich bin mir sicher, dass niemand auf dieser Welt mehr für mich tut als du. Sicher gibt es Menschen, die einen Teil davon machen würden und dabei auch sicher nicht so gefährlich und verletzend sind wie du beizeiten, aber was ich brauche, bist du. Du allein und nicht meine Mutter, nicht die besten Pflegeeltern dieser Welt und auch nicht diese ominöse Mutter Theresa, sondern nur du!” Ein mageres Lächeln legte sich auf die Lippen des anderen. “Das hast du dir gemerkt?”, fragte er leise. “Ich merke mir alles, was du mir erklärst.”, gab Katsuya in eben der gleichen Lautstärke zurück, “Ist “Ich brauche dich” auch der typische Satz einer psychisch abhängigen, misshandelten Frau?” “Nein.”, gab Seto flüsternd zu und schloss die Augen, während er den Kopf ein wenig hängen ließ. “War das dein Ernst, als du sagtest, dass du nur glaubst mich zu lieben, weil du von mir abhängig bist?”, Tränen wallten wieder vor den braunen Iriden auf. “Ich...”, der Ältere wandte den Kopf ab, “Bitte frag mich nicht nach Gefühlen.” “Tu ich aber.” Katsuya stand vor der Couch, die Arme verschränkt, mehrere glänzende Spuren auf seinem Gesicht, die unter dem Kinn zusammen liefen. Zwischen ihm und Seto nur der Couchtisch, der ihnen beiden gerade bis zu den Knien reichte. Und doch schaffte er Distanz. Dieselbe Distanz, die die Worte schafften. “Ich weiß es nicht.”, Seto fuhr sich noch einmal durchs Haar und versuchte die Tränen wegzublinzeln, “Ich weiß doch nicht... ich verstehe das nicht. Ich weiß nicht, ob ich dich liebe, ob ich dich brauche, ich weiß nicht einmal, ob ich dich überhaupt mag.”, ein Tropfen trennte sich auch aus seinem Auge, “Ich weiß nicht, warum ich das hier alles sage. Eigentlich will ich dich nicht verletzen und ich will auch nicht, dass du gehst, aber gleichzeitig denke ich, dass es viel besser wäre, wenn du nicht da wärst, eben weil ich dich immer nur verletze, weil... weil ich Dinge sage, die ich gar nicht sagen will, aber denke, ich wollte es, bis ich merke, was ich da eigentlich anrichte. Ich...”, eine Hand ballte sich zur Faust, “Tut mir Leid. Es tut mir Leid, dass ich dir schon wieder weh getan habe.” “Warum dann die Sache heute morgen mit dem Gedicht? Kam das nicht von Herzen?”, fragte der Blonde mit erstickter Stimme. “Ich... ich... also... ich hätte das nicht tun sollen. Ich mache dir nur Hoffnungen, die ich eh nur wieder zerstöre, weil ich deine Erwartungen nicht erfüllen kann.” “Welche Erwartungen, Seto?”, Fazit... Seto dachte viel zu viel nach. “Die, die man an seinen Freund in jeder normalen Beziehung nunmal stellt.”, er seufzte, doch ließ den Blick abgewandt. “Ich erwarte Folgendes von dir: Dass du mich nicht wegschickst, weil du glaubst, das wäre besser für mich. Überhaupt dass du etwas gegen meinen Willen tust, weil du glaubst, es sei besser. Ich erwarte, dass du versuchst gegen deine Krankheit anzukommen und so wie jetzt gerade zumindest irgendwann merkst, dass du mal wieder Mist baust. Und ich erwarte, dass du wenigstens ein klein bisschen für mich da bist und dich um mich kümmerst, wenn es mir schlecht geht. Klar soweit?”, der Größere hob schüchtern die blauen Augen und sah einen ganz kurzen Moment zu Katsuyas Gesicht auf, “Ansonsten wünsche ich mir ein paar Dinge, bei denen ich mich sehr freue, wenn du sie tust.” “Und...”, ein weiterer kurzer Blick, “Was ist das?” “Dass du mir treu bist, dass du Hilfe suchst, wenn es dir schlecht geht, dass du bisweilen ein paar süße Aktionen reißt wie die Sache mit dem Gedicht heute morgen und dass du jetzt herkommst und mich küsst.” Den Kopf schuldbewusst gesenkt machte Seto drei Schritte um den Tisch herum und blieb ein paar Zentimeter von Katsuya entfernt stehen. Erwartungsvoll hob er den Kopf, doch von seinem Emo-Drachen kam keine weitere Regung. Brauchte er eine Extraeinladung oder was? “Seto...”, nörgelte er ein klein wenig, “Glaub mir einfach, so wie du bist, bist du wunderbar und alles, was ich brauche. Und jetzt küss mich endlich, damit wir diesen dämlichen Streit beenden können.” “Das widerspricht sich...”, flüsterte der Brünette leise, sah vorsichtig unter den ihm ins Gesicht gefallen Haaren her, legte den Kopf ein wenig schief und beugte sich vor, um mit einer federleichten Berührung seiner eigenen Katsuyas Lippen zu liebkosen. “Okay...”, gab der Jüngere leise zu, “Jetzt bist du alles, was ich brauche.”, er nahm von sich aus den Mund des anderen gefangen, “Obwohl...” “Was?”, fragte Seto mit zittriger Stimme. “Du wolltest mir deine Briefmarkensammlung zeigen.”, gab der Blonde mit einem Grinsen zurück. Das zauberte doch glatt auch ein Lächeln auf die Lippen des Größeren, bis Katsuya diese wieder in Beschlag nahm, während starke Arme seinen Körper in die Höhe hoben und Richtung Treppen trugen. “Hm...”, schnurrte der Getragene fast, “Geht es deinem Arm wieder gut?” “Schmerz ist relativ.”, war alles, was er als Antwort bekam. “Au...”, murrte Seto leise. “Warum sagst du au, wenn ich unten lag?”, der auf dem Rücken Liegende schnaubte und begann das brünette Haupt zu kraulen, was auf seine Schulter drückte. “Sex verbrennt Schmerzmittel.”, behauptete das gekraulte Etwas. “Das könnte nicht vielleicht an der Überlastung liegen mich bis ins Schlafzimmer getragen zu haben?” “Nein.”, meinte Seto stur, “Da hat es schließlich nicht weh getan.” “Idiot...”, zu der netten Beleidigung gab es aber wenigstens einen Kuss, “Hat es neben dem Schmerzmittel denn auch Kalorien verbrannt und du jetzt Hunger?” “Ja...”, was war das für ein Ton? War Seto... beschämt? So leise und ein wenig bittend, die letzte Silbe wie bei einer Frage gehoben. “Soll ich uns etwas zu Essen machen gehen?”, fragte Katsuya lächelnd. “Nein.”, er biss sich auf die Unterlippe. Okay, diese Tonlage kannte er zu gut. Solch ein stures Nein kam nur von Klein-Seto. “Wirklich nicht?”, er schloss das große kleine Etwas in seine Arme, “Warum denn?” “Weil ich kuscheln will.”, Katsuya grinste. Der erwachsene Seto hätte in diesem Zusammenhang keinesfalls das Wort “will” benutzt, er hätte ganz brav “möchte” gesagt. Nebst der Tatsache, dass er das nie zugegeben hätte. Es waren Kleinigkeiten, die Setos verschiedene Seiten unterschieden, aber die jede einzelne von ihnen individuell und liebenswert machte. “Okay...”, murmelte der Blonde, setzte sein Kraulen fort und fuhr mit seiner freien Hand über Setos muskulösen Rücken, “Und wie geht es dir, Minidrache?” “Gut.”, lächelnd rückte der große Körper näher, die trainierten Arme schützend vor die Brust und das Gesicht gehalten, dass er auf Katsuyas Arm legte – fehlte echt nur noch, dass er begann am Daumen zu lutschen. “Wirklich? Du bist nicht einsam oder ängstlich?”, wann hatte man schon die Chance mit der unverfälschten Gefühlswelt seines Partners zu reden? “Wieso? Du bist doch da.”, ein Schwall Hitze schoss durch Katsuyas Adern und zauberte ein glückliches Lächeln auf seine Lippen. Ja, warum auch einsam sein, nicht? Klein-Seto war so unglaublich... pur. “Hast du mich lieb?” “Natürlich hab ich dich lieb!”, schmollend sahen die blauen Augen zu ihm auf, “Du mich etwa nicht?” “Doch.”, Katsuya küsste dem anderen auf die Stirn, “Ich liebe dich über alles.” “Dann ist gut.”, Klein-Seto schloss zufrieden lächelnd die Augen. Ja, dann war es gut. Wenn Setos innerstes Selbst ihm sagte, dass er ihn lieb hatte, dann war wirklich alles gut. Sein erwachsenes Selbst mochte mit Gefühlen nicht umgehen können, aber seine Kinderversion sagte, was er dachte – die Wahrheit. “Kats?”, der Angesprochene warf einen Blick über die Schulter und sah – wie nicht anders erwartet – seinen Seto mit etwas zerzauster Frisur, sich mit einer Hand den Schlaf aus dem Augenwinkel wischend in einem dunkelblauen Bademantel ins Wohnzimmer treten. “Na, wieder wach?”, ein Blick zur Uhr sagte ihm, dass der andere knapp anderthalb Stunden geschlafen hatte, “Ich habe schonmal meine Hausaufgaben begonnen. Möchtest du jetzt gern etwas essen?” “Ja, bitte.”, ein müdes Lächeln schlich sich auf Setos Lippen, während Katsuya sich erhob. “Sicher, dass du nicht lieber noch etwas hinlegen willst? Du hast die letzte Nacht doch wahrscheinlich kaum geschlafen, so viele Alpträume, wie ich hatte... und diese wird sicher noch schlimmer.”, zärtlich strich er dem Größeren mit dem Handrücken über die Wange, die Augenbrauen ein wenig zusammen gezogen. “Ich hab doch jetzt geschlafen. Reicht.”, tat der Brünette das ab, “Was steht auf deinem Ernährungsplan?” Sie gingen hinüber in die Küche, wo Katsuya einen Blick auf die Pinnwand warf, um ihm mitzuteilen, dass es Spagetthi geben würde, was Seto mit einem zufriedenen Grummeln zur Kenntnis nahm, sich setzte und seinen Kopf auf seine auf der Tischplatte verschränkten Arme legte. “Anderthalb Stunden sind nicht wirklich viel Schlaf für eine Nacht.”, murmelte der Jüngere, während er sich an die Zubereitung des Essens begab. “Nein, ich brauche drei.”, kam es gedämpft durch den Bademantel zurück, “Aber die anderen anderthalb kriege ich sicher heute Nacht noch.” “Das ist krank.”, die Spagetthi wurden in den Topf gegeben, “Drei Stunden sind bei weitem zu wenig.” “Wenn du bis ein Uhr arbeitest, bevor du nach Hause fährst und deinen Bruder morgens um sechs Uhr wecken musst, merkst du schnell, dass drei Stunden völlig ausreichen. Obwohl ich ganz zu Anfang glatt noch vier brauchte.” “Workaholic.”, kommentierte Katsuya das nur, während er die Zutaten für die Sauce zusammen suchte. “Auf diese Art hat man kaum Panikattacken und schläft traumlos durch. Man ist zu erschöpft für so etwas.”, Setos Kopf richtete sich auf, sodass er auf seinen Armen liegend seinem Freund zusehen konnte. “Sollten sich meine Ängste so entwickeln, dass ich das ernsthaft als Lösung in Betracht ziehe, gehe ich freiwillig zu jeder Therapie, die du mir empfiehlst.”, spottete der Blonde. “Habe ich dein Wort darauf?”, ups... war doch nur ein Scherz gewesen. Warum war er plötzlich so ernsthaft? “Äh... wie magst du deine Spagetthi?”, ganz toller Themenwechsel, Katsuya, gar nicht auffällig. Seto seufzte nur und vergrub seinen Kopf wieder. “Seto...”, Katsuyas Stimme zitterte leicht, während sein Kopf in die Höhe schnellte und sein Blick sich auf den Couchtisch legte. “Ruhig, Kleiner...”, der Ältere warf seinen Stift auf die Unterlagen, kam zu ihm und hockte sich neben den über seine Hausaufgaben Gebeugten, “Was fühlst du?” “Immer weniger...”, Katsuyas Atmung beschleunigte sich, bevor sie vollkommen aussetzte und sich so schwach fortsetzte, dass sich nicht einmal mehr seine Brust hob. Seine Augen fixierten einen Punkt auf dem Tisch und blieben starr auf ihm, während seine Muskeln erschlafften. Heiße Haut drückte gegen seine Lippen, zwang sie auseinander, damit eine raue Zunge über die seine streichen konnte. Arme zogen ihn an einen warmen Körper, an dem sich Bügelweiß mit teurem Herrenparfüm mischte. Chemie, Lavendel, Moschus und irgendetwas sehr Scharfes, in der Nase Stechendes. Eine feste Umarmung. Ein brennender Kuss. Und dieser unvergleichliche Geruch nach Seto... “Gut bemerkt.”, urteilte dieser mit leiser, leicht seduktiver Stimme, “Du beginnst mit dir umgehen zu können. Was hat dir Angst gemacht?” “Gedanken...”, flüsterte Katsuya. Gedanken. Würde Mutter seine Seite verstehen? Würde sie sich gegen ihren Ex-Mann stellen? Würde sie den Missbrauch überhaupt als solchen ansehen? War es... wirklich Missbrauch? Yami hatte das so lange mit ihm durchgekaut, vor Jahren schon, ja – aber auf der anderen Seite hatte ja auch... war er ja auch böse gewesen. Was, wenn Yami sich geirrt hatte? Wenn es doch... “Was für Gedanken?” Sowieso die Sache mit seiner Mutter. Auch das hatte er mit Yami besprochen. Wenn er sich einmal irrte, warum nicht oft? Katsuyas Mutter hatte ihn nie misshandelt. Zu Shizuka war sie immer liebevoll gewesen. Vielleicht brauchten Jungen einfach nicht so viel Zuneigung und er war nur übersensibel gewesen. Er hatte sicher einfach nur übertrieben. Als Kind hatte er sich doch auch gar nicht abgelehnt gefühlt. Vielleicht lenkte er seine Wut, die er auf die Welt gehabt hatte, jetzt nur auf seine eigentlich unschuldige Mutter. Er hatte doch gar kein Recht sauer auf seine Mutter zu sein, die immer gut für ihn gesorgt, die ihn eingekleidet und ernährt hatte. “Katsuya.”, eine Hand packte fest seine Schulter und schüttelte ihn, “Rede mit mir. Sag einfach, was dir durch den Kopf geht.” Im Endeffekt war er nur ein völlig undankbares Kind. Okay, sein Vater hatte wirklich übertrieben, das hatte er nicht verdient, aber seine Mutter? Er konnte doch nicht sie mitverantwortlich dafür machen, was sein Vater... aber... “Warum hat Mutter mich bei ihm gelassen?” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)