Dreaming Society von Gepo (Fortsetzung von Dead Society) ================================================================================ Kapitel 3: Aufklärung --------------------- So, bin wieder da ^.- Mit viel Neuem! Zum einen wären da drei neue Kapitel bei Dreaming Society, ein neues bei Eisengel, eine neue FF, aber auch etwas ganz anderes: Dead Society ist von den Korrektoren zurück. Es wird also einige kleinere Änderungen in Teil 1 geben, genau so wie im Buch - und danach ab in die Post zum Verlag (nicht das Buch, okay, aber ein Exposee). Und die Planung ist fertig ^.- So, wie es aussieht, wird Dreaming Society sogar noch ein Stück länger. Derzeit ist die Planung bei 114 Kapitel - normalerweise kann man da bis zu 20% draufschlagen. Wir werden sehen ^.^ Aber nun viel Spaß beim Lesen! _________________________________________________________________________________ „Schmecken die Kekse?“, fragte Katsuya – mehr überflüssig, da Seto sich längst die komplette Schale genommen und auf seinen Schoß gestellt hatte, um sie zu futtern. Aber wenigstens er sollte wohl irgendwie einen erwachsen klingenden Anstand besitzen, wenn sein Freund gerade dazu schon nicht in der Lage war. Noah währenddessen hatte eine Menge seiner Steifheit eingebüßt, indem er sich in seinem Sessel zurückgelehnt hatte – schon fast ein wenig liegend – und seinen Kopf auf einem Arm abstützte, dessen Ellbogen die Armlehne hielt. Die Sorge und der Hauch von Entsetzen über das Benehmen seines Bruders hatten sich in ein stilles Amüsement gewandelt, bei dem er den Achtundzwanzigjährigen mit einem leichten Schmunzeln beobachtete. Nun ja, man sah nicht oft Zweimetertypen im Businessdress breit grinsend Schokokekse in sich stopfen. Auf seine Art und Weise war Seto ja schon irgendwie süß. Ziemlich eigen und ausgeprägt krank, aber süß. „Ich vermute, damit bist du ausgelastet.“, murmelte Noah mit einem schiefen Lächeln in Katsuyas Richtung. „Ich? Joah... Klein-Seto ist ja brav. Zehn bis fünfzehn Minuten, dann geht es ihm wieder gut. Im schlimmsten Fall ‘ne halbe Stunde. Er beruhigt sich schnell.“, das Sonnenschein-Lachen legte sich auf die Lippen des Blonden, „Kompliziert wird es nur, wenn sich Wahnvorstellungen in solche Phasen mischen und er keine Luft mehr kriegt, versucht sich umzubringen oder andere angreift. Und natürlich, wenn niemand zur Stelle ist. Aber es geht bergauf.“ „Es ist schon richtig, dass er gerade den Antrag durchsetzt dein gesetzlicher Betreuer zu sein, oder?“, eine schwarze Augenbraue – die Haarfarbe war also nicht seine Naturfarbe – wanderte in die Höhe. „Klingt ein bisschen verkehrt herum, was?“, Katsuya stieß die Luft durch die Nase aus, „Aber auch ich habe Aussetzer, wo sich Seto dann um mich kümmert. Einer von uns ist eigentlich immer in der Verfassung den anderen zu stabilisieren. Zumindest bisher. Ansonsten haben wir einen Notfallpsychologen.“ „Dürfte ich für den Fall der Fälle dessen Nummer haben? Nur falls Seto mal in meiner Nähe solch einen Aussetzer hat, ich wüsste nämlich sicher nicht, was ich tun soll. Und deine Nummer vielleicht auch.“ Mit einer fließenden Handbewegung zog Katsuya sein Handy aus seiner hinteren Hosentasche, klappte es auf und öffnete das Telefonbuch, bevor er es Noah reichte. „Der Psychologe ist ein Freund von uns beiden, der normalerweise nachts wach ist und tagsüber schläft. In Notfällen ist es aber okay ihn jederzeit anzurufen. Ansonsten können sie mich auch anrufen, obwohl ich wahrscheinlich nicht oft helfen kann. Sollte Seto sich wieder weh tun, die Nummer des Arztes ist unser Hausarzt, er behandelt alle nicht krankenhauspflichtigen Verletzungen unter größter Verschwiegenheit.“, ihre Blicke trafen sich für einen Moment und irgendwie konnte er die Gedanken des Geschäftsmannes erraten, „Gegen ein leicht erhöhtes Entgeld.“ „Ich hätte von meinem Bruder nichts anderes erwartet.“, ihre Blicke fielen auf Setos, der sich genüßlich seine schokoladenbeschmierten Finger ableckte, „Auch wenn er gerade nicht nach dem eiskalten Geschäftsmann aussieht, der er normalerweise ist.“ „Ich gehe mir die Hände waschen.“, verkündete der Brünette mit seiner relativ dunklen Stimme, bevor er elegant den Schneidersitz löste, mit dem seine kindliche Hälfte sich auf das Sofa gesetzt hatte. Noah sah nur kurz auf, lächelte und setzte das Übertragen der Nummern in seine drei Handys fort – wozu auch immer er drei Handys hatte. Vielleicht ein geschäftliches und ein privates, aber wozu das dritte? Falls eins kaputt ging? Nun gut, das war nicht seine Sache. „Habe ich das richtig erkannt, dass er jetzt ruhiger ist und gleich als der erwachsene Seto zurückkommt?“, fragte er über die Handys hinweg, nachdem sich die Tür hinter dem Blauäugigen geschlossen hatte. „Ich denke, ja.“, Katsuya seufzte, „Ich weiß nicht, ob es wirklich so eine gute Idee ist das Grab zu besuchen.“ „Den Altar. Das Grab ist relativ weit weg.“, der Geschäftsmann verstaute auch sein letztes Handy und reichte dem anderen seins zurück, „Aber ich stimme dir zu, das setzt Seto anscheinend wirklich unter Druck. Ich habe ihn noch nie so gesehen. Auch was du gerade sagtest, suizidal, fremdaggressiv... ich hätte es nicht zu glauben gewagt. Ich muss noch einiges über ihn lernen.“ Ob er Noah vielleicht die Narbe an seiner Schläfe zeigen sollte, die er von seinem letzten Missverständnis mit Seto hatte? Oder ihn auf die Bandagen an dessen Armen hinweisen sollte, unter denen eine Woche alte Schnittwunden weilten? Oder seinem Freund beiläufig über die Wange fahren sollte, um das Make-up etwas abzuwischen, das einen zumindest noch grünblauen Bluterguss verdeckte? Nein, besser nicht. „Ich werde ihn gleich einfach mal fragen, was er für sich selbst am besten hält. Erstmal müssen wir wohl schauen, ob er sich für seinen kleinen Ausfall gerade wieder in Selbsthass versenkt. Ich hoffe, dass er jetzt wirklich nur zur Toilette geht und nix Blödsinniges anstellt... bei ihm weiß man manchmal echt nicht, was er denkt.“ „So weit geht das?“, die Augenbrauen des Älteren zogen sich wieder zusammen. „Ich habe in den letzten sechs Wochen – also seit wir uns kennen – so einiges mit ihm mitgemacht. Ich kann gar nicht glauben, dass es echt erst knapp über einen Monat ist...“, Katsuya schüttelte abwesend den Kopf, „Die eine Woche, die wir jetzt zusammen sind, kommt mir echt wie ein Jahrzehnt vor. Es ist echt einiges passiert.“ „Ich kann es mir vorstellen...“, murmelte Noah und ließ seinen Blick zu den Fenstern schweifen, „Ich kenne ihn über ein Jahrzehnt und es kommt mir vor, als wäre es nur eine Woche.“ „Na, verirrt?“, neckte der Blonde seinen herein kommenden Freund, der souverän eingetreten war, die Tür hinter sich geschlossen hatte und sich neben ihm nieder ließ. „Nein, hier gibt es nur zu wenige Bäder.“, die blauen Augen richteten sich auf Noah, „Entschuldige, dass ich dich nicht vorgewarnt habe bezüglich meines Zustands.“ „Kein Problem.“, dieser blinzelte recht überrascht. Anscheinend war er auch keine größeren Stimmungsschwankungen von seinem Bruder gewöhnt. Der war augenscheinlich – was Katsuya mittlerweile nicht mehr wirklich aus der Fassung brachte – stabiler als zuvor. Ein sehr wechselhaftes Wesen halt. Welches Wort hatte er für ihn gefunden? Ach ja: Bizarr. „Und du hast ihn aufgeklärt?“, der kühle, distanzierte Blick traf den Blonden. „Grob. Nur über die Risiken deines Krankheitsbildes.“ „Falls ich dir irgendwie zu viel werde...“, Seto schluckte, Kopf wieder zu Noah gewandt, „Sag das einfach, ja? Du brauchst mich nicht aushalten, wenn du nicht willst. Lieber habe ich wenig Kontakt als gar keinen.“ „Mir geht es gut, danke.“, der Geschäftsmann machte eine kreisende Bewegung mit den Unterarmen, „Ich bin nur überrascht, wie perfekt du das bis heute vor mir verborgen hast. Woher die plötzliche Offenheit?“ „Der ist Schuld.“, einer der femininen Finger stupste an Katsuyas Wange, was ihn automatisch danach schnappen ließ – ein Spiel, das beiden so vertraut war, dass er den Finger bis heute noch nicht erwischt hatte. „Ihr seid wirklich zwei...“, Noah schüttelte den Kopf, „Kaum bist du erwachsen, wird er zum Kind.“ „Du meinst zum Hund.“ Als Antwort auf den Seitenkommentar knurrte Katsuya nur. Diese ewigen Hundevergleiche! Wenigstens war er nicht mehr bei „Hündchen“, das war schonmal fast eine Steigerung. „Nicht, Hündchen?“ Rargh! „Seto, wenn ich dich zerfleischen soll, sag' Bescheid.“, seine Lider verengten sich zu Spalten. „Bescheid.“, die Nase in die Höhe gereckt sah der Ältere auf ihn herab, lächelte und lehnte sich zufrieden zurück. „Elende Giftspritze.“, Katsuya verschränkte die Arme und wandte sich ab, „Nach deinen Attacken bist du entweder albern oder fies – aber albern gefällst du mir viel besser.“, er seufzte, wonach sich seine Gesichtszüge glätteten, „Aber mal ernst... bist du sicher, dass du noch zu dem Altar möchtest? Wird dir das nicht zu viel?“ Seto atmete tief durch, ließ sich nach hinten gegen die Lehne fallen und starrte einige Sekunden hinauf zur Decke, bevor er antwortete: „Es ist mehr dieses Haus, was mir zusetzt... dieses Zimmer...“ Noch einmal tief durch atmend erhob er sich, reichte Katsuya eine Hand, nickte Noah zu und verließ das Zimmer, aus dem beide ihm schweigend folgten. „Möchtest du über deine Gefühle schweigen?“, fragte der Blonde vorsichtig den neben ihm Gehenden, nachdem sie das Haus durch eine Terrassentür verlassen hatten. „Nein.“, Setos Atem war flach, „Ich muss nur weg.“, sein Schritt beschleunigte sich, bis er schließlich joggte und erst ungefähr vierhundert Meter von dem Gebäude entfernt stehen blieb. Kats kam nur Sekunden später neben ihm zum Stehen, während Noah weit hinter ihnen zurückgeblieben war – nicht verwunderlich, er konnte schließlich kaum gehen. Der Blonde beugte sich vornüber, stützte die Arme auf die Knie und holte ein paar Mal tief Luft – verdammte Unterernährung – ohne den Blick von Seto zu nehmen, der dem Haus den Rücken gekehrt sein Jakett und seine Krawatte richtete. „Was ist...“, Luft holen, „...los, Seto?“, er schluckte und richtete sich auf. „Flashbacks.“, der Ältere warf einen Blick über die Schulter, „Viel zu viele beschissene Erinnerungen an dieses Haus.“, autsch... wenn Seto Kraftausdrücke benutzte, war etwas nicht in Ordnung. „Was für welche?“, fraglich, ob er noch mehr erzählen würde. Aber Katsuya konnte seine Neugier nicht verhehlen, wenn er ehrlich war. „Was Gozaburo so angestellt hat.“, Seto seufzte, „Aber auch an Mokuba. Auf einem der Flure, wo wir waren, habe ich ihn mal geohrfeigt, weil er wieder wegen irgendeiner Kleinigkeit geheult hat und ich einfach nicht wusste, was ich tun sollte. Seine kleinlichen Probleme haben mich immer so sauer gemacht, er hat geheult, weil seine Play Station kaputt gegangen ist und weil er keinen Pudding bekommen hat und wegen noch mehr Schwachsinn. Eigentlich wollte ich mich ja immer nur selbst zusammen schlagen, weil ich mich nicht gegen die Scheiße gewehrt habe, die man mit mir gemacht hat, aber an manchen Tagen hat es ihn getroffen... ich war so unglaublich neidisch auf ihn, obwohl ich wusste, dass er seine ganz eigenen Probleme hatte. Ich könnte heute noch...“, die blauen Augen fixierten die Hand, mit der er seinen Bruder wohl geschlagen hatte, „Verdammt, ich habe so viel Scheiße gebaut...“, er schüttelte den Kopf, „Es gibt echt viel, für das ich mich entschuldigen muss.“ „Dafür sind wir hier.“, erwiderte Katsuya mit sanfter Stimme und strich Seto mit den Fingern über die Wange, bevor er sie in dessen Nacken fahren ließ, um ihn dort ein wenig zu kraulen, „Und wenn es so etwas wie eine Seele gibt, dann wird dein Bruder dich auch hören und dir verzeihen.“ „Sicher?“, die blauen Augen glänzten. „Ja, sicher.“, Katsuya lächelte ihn an, „Wollen wir jetzt zu dem Altar gehen?“ Der Blickkontakt hielt einige Sekunden, bevor Seto ihn brach, seufzte und nickte. „Geht es wieder, Seto?“, fragte Noah nach, dem die beiden ein Stück entgegen gekommen waren. „Ja, danke der Nachfrage.“, Seto versuchte sich an einem Lächeln, doch es gelang ihm nicht gut, „Wie ist es mit dem Laufen?“ „Derzeit geht es noch. Bis zum Altar schaffe ich auf jeden Fall. Wir werden sehen, wie es mit dem Rückweg aussieht.“, Noah hingegen hatte kein Problem seinen Stiefbruder anzulächeln, auch wenn dieser ihn gerade stehen gelassen hatte. „Du sagst Bescheid, wenn du Hilfe brauchst, oder?“, Seto hatte den Kopf ein wenig eingezogen und hob nur alle paar Sekunden den Blick zu Noah. „Klar. Mein falscher Stolz zu versuchen ohne jegliche Hilfe auszukommen ist nicht mehr da. Zumindest nicht so schlimm.“, der Türkishaarige schüttelte über sich selbst den Kopf, „Mittlerweile denke ich, es hat seine Vorteile, wenn man sich einfach so von seinem Bruder durch die Gegend tragen lassen kann.“, das Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, „Du gehst doch noch ins Fitnessstudio, oder?“ Halt – was? Fitnessstudio? Deswegen war Seto so durchtrainiert! Endlich war auch mal das Rätsel gelöst. Katsuya hatte sich schon seit letzter Woche gefragt, warum der Typ so athletisch war, obwohl er als Lehrer arbeitete. „In letzter Zeit nicht mehr. Aber ich wollte nächste Woche wieder hin gehen.“ „Wann?“, fragte sein Mitbewohner und Freund an – war schließlich immer mal gut zu wissen, wo sich der eigene Partner so rumtrieb. „Dienstag, Donnerstag, Samstag normalerweise. Zumindest den Dienstag wollte ich versuchen.“ Und ihn zwei Tage vor der Verhandlung allein lassen? Na, ganz klasse... „Dann werde ich da zu Yami gehen.“, entschied Katsuya spontan. „Und ich dich nach dem Training abholen.“ Sie bogen von dem Hauptweg des riesigen Parks, der um die Villa lag, in einen Seitenweg ein, der von Zierbüschen umsäumt wurde. Der Weg teilte sich nach wenigen Meter, umrundete einen Brunnen und setzte sich auf der gegenüberliegenden Seite noch zwei Meter fort, bevor er vor einer offenen Gruft aus weißgrauem Marmor endete, deren Seiten von Engeln flankiert wurden. „Wow...“, entfuhr es Katsuya, bevor er auf seine Unterlippe biss. Sie waren nicht hier, um die Architektur zu bewundern, verdammt. Das hier war im Gedenken an Setos Bruder Mokuba gebaut worden. Ob Seto so etwas wohl auch für ihn bauen lassen würde, sollte er vor ihm sterben? So ein Monumentaldenkmal hatte schon echt Stil. Mokuba hatte ein kurzes, trauriges, aber ziemlich wichtiges Leben gehabt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)