Sacrament of Wilderness ~ Eine Ihr-entscheidet-Story von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- So, hier ist nun meine zweite FanFiktion. =) Angelehnt an oder inspiriert von Wolfgang Hohlbeins "Wolfsherz". ;) Und natuerlich verdiene ich hiermit kein Geld und die realen Personen leihe ich mir auch nur aus. ;) Ein paar Dinge im Vorraus: ~ ACHTUNG!!!! Diese FanFic beinhaltet u.a. Gewalt und Tot! Seit also gewarnt, wenn ihr sie lesen wollt! ~ Diese FanFic ist ein Nebenprojekt, dass heisst meine FF "Wie das Leben so spielt" hat Vorrang ~ Wie schnell ich hier weiterschreibe mache ich hiermit hautsaechlich von euch Lesern abhaengig. ^^ Also reviewt fleissig! Je mehr Revs, desto schneller gibt es neue Kappis! ;) Ansonsten wuensche ich euch viel Spass mit der Story! *kuehle Getraenke hinstellt* Sacrament of Wilderness Prolog Ihr Körper brannte. Sie wusste nicht, wie sie es geschafft hatten, sie mit der Fackel zu treffen, doch sie hatten es. Die Luft stank nach verbranntem Haar und verbrannter Haut. Sie spürte, wie sich die Flammen ihren Weg zu ihren Schultern bahnten und ihr Schmerzensschrei wurde lauter. Panisch warf sie sich auf den Boden und versuchte, sich hin- und herrollend, die Flammen zu ersticken. Sie spürte ihn, bevor sie ihn sehen konnte. Verzweifelt versuchte sie seinem Angriff auszuweichen, doch die Fackel traf sie mitten im Gesicht und schleuderte sie einige Meter weit zurück, bevor sie schmerzhaft gegen einen Baum prallte. Schmerz schoss durch ihren Körper und liess sie erneut laut aufschreien. Betäubt schlug sie auf dem Boden auf und verlor einen Augenblick den Fokus auf ihren Gegner. Blut rann ihr in die Augen und verfärbte ihr Blickfeld rot. Sie konnte Damian aufheulen hören, als eine Kugel ihn mitten im Sprung erwischte und herumriss. Sie hörte das ersterbende Röcheln eines Mannes, als Kuran ihm die Kehle herausriss und konnte den Schwall heissen Blutes riechen, der sich aus der offenen Wunde ergoss. Die Nacht war erfüllt mit Kampfgeräuschen und Todesschreien. Der Boden vibrierte und sie konnte jeden Schritt eines jeden Mannes auf diesem Schlachtfeld wahrnehmen. Selbst den Geruch des Sees in der Nähe konnte sie aus all diesen Sinneseindrücken herausfiltern. Wild und Vögel hatten das Gebiet schon lange fluchtartig verlassen. Und die anderen folgten ihnen. Sie hoffte inständig, dass sie die Jäger lange genug aufhalten konnten, bis sie in Sicherheit waren. Jemand näherte sich ihr und schlagartig waren ihre Sinne wieder klar. Ein tiefes, drohendes Knurren entrann ihrer Kehle und kurz darauf kam ein Lederschuh vor ihrem geschundenen Gesicht zum Stillstand. Sie konnte diesen elenden Bastard riechen. Seinen Schweiss, sein Blut, seine ungeheure Arroganz, mit der er auf sie herabblickte. Sie spürte selbst das Vibrieren seines Kehlkopfes, als ein tiefes, dunkles Lachen seinen Hals hinaufwanderte. „Wer hätte gedacht, dass wir euch hier finden würden“, hörte sie ihn selbstgefällig sagen und seine Stimme liess den Hass in ihr zu neuen Höhen auflodern. „Wir wollten hier lediglich unsere Ressourchen auffüllen, um dann weiter östlich nach euch zu suchen und siehe da: da rennen wir doch glatt in euch hinein.“ Das Geräusch, mit dem er seine Waffe nachlud, hallte fast schon schmerzhaft laut in ihren Ohren wieder. „Wenn das nicht ein glücklicher Zufall ist!“ Er richtete die Waffe auf ihren Kopf. „Schlaf gut, Süsse! Und keine Sorge, ich werde dafür sorgen, dass du in der Hölle nicht so einsam bist. Ich werde dir deine dreckigen Freunde einen nach dem Anderen nachschicken, angefangen mit diesen niedlichen kleinen Fellknäulen.“ Ihr Knurren wurde lauter, hasserfüllt und ihre Augen loderten mordlüsternd. Wenn er auch nur einen Finger an die Welpen legte... Sie versuchte, sich zu bewegen, doch das einzige, was sie damit erreichte, war ein scharfer Schmerz, der durch ihren Körper fuhr. Sie jaulte kurz auf. Bösartig lachte er auf. „Ganz richtig, du Missgeburt. Ihr mögt unser Kommunikationssystem lahmgelegt haben und die meisten meiner Männer getötet haben, aber ihr werdet trotzdem verlieren.“ Er legte den Kopf leicht schräg und blickte interessiert auf sie herab. „Was glaubst du denn, wie lange meine Wunderknaben brauchen, bis sie wieder eine Verbindung zum Hauptquartier hergestellt haben?!” Er hob langsam eine Hand und streckte alle fünf Finger aus. “Fünf Minuten!“, formten seine Lippen lautlos die Worte. Ihr Blick verdunkelte sich und sein Grinsen wurde noch selbstgefälliger. Er holte aus und rammte ihr einen Stiefel in den Magen. Ihr gepeinigtes Aufjaulen quittierte er mit einem gemeinen Grinsen. „Und bis dahin hat meine zweite Einheit den Rest deiner Meute auch eingeholt und wird sie dir, mehr oder weniger schnell, hinterherschicken.“ Selbstsicher liess er sich vor ihr in die Hocke sinken. Fehler! Sie fuhr herum, bevor der die Bewegung ganz zuende geführt hatte. Kurz bevor sich ihr Fang unnachgiebig in seinen Waffenarm grub, konnte sie den unheimlich befriedigenden Geruch der Angst wahrnehmen, der aus jeder Pore seines Körpers schoss. Sie sah, wie sich seine Augen entsetzt weiteten, als er realisierte, dass er sie unterschätzt hatte. Sein höhnisches Lachen blieb ihm wortwörtlich im Hals stecken und verwandelte sich in einen panischen Schrei, als ihre Zähne in sein Fleisch drangen und ihr Mund sich mit Blut füllte. Seinem Blut. Vor Schmerz und Panik brüllend, begann er mit der freien Hand auf ihren Schädel und ihren Körper einzuschlagen. Ein Mensch konnte ungeahnte Kräfte entwickeln, befand er sich in Todesangst, doch das war nichts, verglichen mit den Kräften eines Wolfes. Der Geschmack seines Blutes, das ihre Kehle hinabfloss und der triumphierende Hass in ihrem Inneren, versetzten sie in einen Rausch, die ihre animalischen Instinkte vollends erwachen liess und den Rest menschlichen Verhaltens wegwischte. Immer tiefer grub sie ihre Zähne in seinen Arm und hörte auch nicht auf, als sie auf den Knochen traf. Ekstatisch registrierte sie seine aussichtslosen Versuche, sie abzuschütteln oder mit Schlägen dazu zu bewegen, von ihm abzulassen. Sein immer höher werdender Schrei klang wie Musik in ihren Ohren und den Höhepunkt bildete das Knacken seines Unterarmknochens, gemischt mit einem unendlich hohen, gepeinigtem Kreischen, als sie ihm den Arm abriss. Angewidert liess sie ihn zu Boden fallen und beobachtete den Jäger einen Moment, wie er sich kreischend auf dem aufgewühlten Waldboden herumwälzte. Ihr Körper schmerzte wie die Hölle und sie konnte sich gerade so auf den Vorderläufen halten. Ihr Hinterleib lag immernoch zitternd auf der Erde. Es würde noch etwas dauern, bis die Taubheit vollends verschwunden war. Sie wandte den Kopf und gab Kommandos, dem Rudel zu folgen, um den zweiten Jagdtrupp abzufangen. Damian erhielt die knappe Anweisung, sich unverzüglich um den sich dort befindenden Funker zu kümmern. Sie war momentan eh nur ein Hinderniss und sie mussten schnell handeln. Sie würde den Rest hier übernehmen, aufräumen und dann nachkommen. Ihre Gefährten sahen sich nochmal nach ihr um und verschwanden dann lautlos in der Nacht. Ihre Haut begann zu jucken, als das verbrannte Fell auf den geheilten Wunden nachwuchs. Der beissende Rauch der Fackel, mit der der Jäger zu erwischt hatte, stieg ihr wieder in die Nase und sie schnaubte unwillig. Langsam verstummte das Kreischen neben ihr und wurde zu einem panischen Wimmern. Mit glasigen Augen versuchte der Jäger sich wankend aufzurichten. Blut schoss noch immer im Takt seines Herzschlages aus der offenen Atterie. Lange würde er es nicht mehr machen. Sie beobachtete unwillig, wie er sich schwankend und eine breite Blutspur hinter sich herziehend, einen Weg durch das Gestrüpp bahnte, fahrig mit seiner verbliebenen Hand nach tiefhängenden Ästen schlagend. Konnte er nicht einfach dort liegenbleiben und sterben, anstatt ihr die Spurenbeseitigung nun auch noch zu erschweren!? Ein angwidertes Knurren kam über ihre Lippen. Jäger! Hatten nicht einmal den Anstand, in Würde zu sterben. Widerwillig zwang sie sich auf die Beine und verdrängte die Schmerzen, so gut es ging. Ihre Heilung war fast abgeschlossen und in wenigen Augenblicken konnte sie mit ihrer Arbeit beginnen. Doch vorher wollte sie diesen Jäger noch zum Schweigen bringen. Sein jämmerliches Gewimmer war ja kaum auszuhalten. Gerade als sie sich in Bewegung setzen wollte, brach der Mann zwischen zwei Bäumen zusammen. Sie verdrehte die Augen. Konnte dieser Typ sich mal entscheiden!? Abhauen, bleiben. Leben, sterben. Mit einem verächtlichen Schnauben liess sie sich wieder auf ihre Hinterläufe nieder. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, vielleicht einer Minute, bis er tot war. Da brauchte sie nicht mehr eingreifen und nachhelfen. Teilnahmslos beobachtete sie den aussichtslosen Überlebenskampf des Jägers. Verfolgte desinteressiert seine letzten Versuche, sich auf dem Bauch robbend, mit Hand und Füssen vorwärtsziehend und –schiebend, von dem Schlachtfeld zu entfernen, sich vielleicht in Sicherheit zu bringen. Nach 34 Sekunden war sein letztes erbärmliches Schluchzen verklungen und der Wolf erhob sich. Sie schüttelte sich den Dreck aus dem Fell und liess dann ihre Nase eine Bestandsaufnahme des Gebietes machen. Kurz lauschte sie noch auf Geräusche eines weiteren Kampfes und tatsächlich ein paar weit entfernte Schüsse zwischen den nächtlichen Waldgeräuschen und dem Knistern des Feuers heraushören. Sie hoffte inständig, dass Damian und die anderen die Ursache dieser Schüsse waren und nicht die Jungwölfe... Sie wandte sich wieder ihrer Aufgabe zu. Sie würden auch ohne sie klarkommen. Sie musste hier aufräumen, bevor es Morgen wurde, sie waren eindeutig zu nah an der Kleinstadt gewesen. Wieder zog sie die Luft tief ein. Acht tote Jäger. Ein Geländewagen und zwei Jepps. Da hatte sie ja einiges an Arbeit vor sich. Sie erhob sich. Es würde zwar noch gute 60 Minuten dauern, bevor sich die ersten Zeichen einer Verwandlung bei den toten Jägern zeigen würden, aber es war trotzdem besser, ihre Köpfe gleich von den Hälsen zu trennen. Ehemalige Jäger wurden nicht ins Rudel aufgenommen! Netterweise hatten sie sogar das nötige Werkzeug selbst mitgebracht. Sie erinnerte sich, wie sie einem Jäger eine Axt entwendet hatte, bevor sie ihm die Kehle durchbissen hatte. Sie musste hier irgendwo liegen. Eine Sekunde und einen prüfenden Atemzug später, wusste sie auch, wo genau. Ihr Körper protestierte immernoch gegen die Bewegung, aber sie konnte wieder normal laufen. Sie hatte die Waffe fast erreicht, als sie plötzlich den Geruch von Schweiss hinter sich wahrnahm. Sie fuhr auf dem Absatz herum und konnte geradenoch einem Faustschlag entgehen. Das Knie, welches ihr Gegenüber ihr dann ins Gesicht rammte, hatte sie zu spät kommen sehen. Aufheulend fiel sie hintenüber und spürte, wie ihr Blut aus der geschundenen Nase lief. Tränen verschleierten ihren Blick, als der Schmerz zwischen ihren Augen explodierte. Wie hatte sie den Jäger übersehen können!? Sie kam nicht mehr dazu, sich weiter über ihre Unachtsamkeit zu ärgern, als der Jäger sie auch schon ansprang und mit seinem Gewicht zu Boden rang. Sie fletschte die Zähne und schnappte nach dem Hals ihres Gegners. Ihre Hinterläufe rissen den weichen Waldboden auf, als sie versuchte, sich unter ihm hervorzuarbeiten. Der Mann hatte alle Mühe sie am Boden zu halten und entging nur sehr knapp ihren geifernden Fängen. Schweiss tropfte auf ihr Fell und sie konnte seinen Atem im Nacken spüren. Wütend brüllend bäumte sie sich unter ihm auf und schaffte es fast, ihn von sich zu werfen. Mit blitzenden Augen und weit aufgerissenem Fang fuhr sie zu ihm herum und stiess nach seiner Kehle. Mit einem Arm blockte er den Angriff ab und sie versenkte die Zähne stattdessen darin. Wieder füllte Blut ihr Maul und im nächsten Augenblick explodierten erneut rote Sterne vor ihren Augen. Ihr Schmerzensschrei zerriss die Nacht, als er wieder und wieder auf ihre ohnehin schon geschundene Nase einschlug und schliesslich seinen Arm freibekam. Der Jäger war ein fast gleichwertiger Gegner, jetzt, wo er sich keine Gedanken um eine Ansteckung machen brauchte. Sie war fast blind vor Schmerz und konnte kaum noch klar denken. Ihre Reflexe und Instinkte übernahmen wieder vollständig die Kontrolle, doch konnten auch sie nichts gegen den Würgegriff ausrichten, in den er sie nahm. Sie tobte und wandte sich in seinen Armen, doch er hatte die eindeutig bessere Position. Immer wieder ruckte ihr Kopf nach oben und versuchte sein Gesicht zu erwischen, doch alles was sie ausrichten konnte, waren ein paar kleine Fleischwunden im Gesicht ihres Feindes. Sie spürte, wie ihre Bewegungen langsam an Kraft verloren und sein Gewicht ihren Hinterleib auf den Boden nagelte. Angst begann sich in ihr auszubreiten. Etwas, dass sie schon lange nicht mehr für sich empfunden hatte. Der Jäger schien ihre aufkommende Schwäche zu spüren und verstärkte seine Bemühungen noch. Langsam zog er ihren Kopf in den Nacken und seine Hände suchten einen Weg zu ihrem Kiefer. Wild wehrte sie sich und versuchte nach ihnen zu schnappen. Immer wieder bäumte sie sich auf und versuchte dem Griff zu entkommen. Sie buckelte und warf sich auf den Boden, um ihn unter sich zu begraben, doch er bekam ihren Kiefer trotzdem zu fassen. Ihre Nackenmuskeln wurden hart vor Anstrengung, als sie mit aller Kraft gegen seinen Bemühungen ankämpfte. Wenn er es jetzt schaffte, ihr das Genick zu brechen, war sie wirklich tot! Da half auch ihre Fähigkeit zur Selbstheilung nichts mehr! Sollte er die Axt oder etwas vergleichbares in die Hände bekommen, war sie ihren Kopf los und das Rudel ihr Alphaweibchen! Hartnäckig kämpfte sie gegen das Gefühl der Angst, dass sich in ihr ausbreiten wollte und nutzte sie schliesslich, um sich nochmals mit aller Kraft in seinem Griff aufzubäumen. Sie ging mit seiner Bewegung mit und legte den Kopf in den Nacken, um ihn dann im letzten Augenblick herumzureissen. Den winzigen Spielraum nutzend, rissen ihre schnappenden Zähne seine Wange auf, als er im letzten Augenblick ebenfalls auswich. Dazu hatte sich sein Griff lockern müssen und sie nutzte diese Chance. Erde flog davon, als sie seinen Griff sprengte und herumwirbelte. Knurrend stürzte sie sich auf ihren Gegner, der sich, immernoch sitzend, unter ihrem Angriff hinwegducken wollte, um ihr dann die Beine in den Leib zu rammen. Sie nahm die Schmerzen in Kauf und setzte ihm mit flammenden Augen nach. Jetzt bemerkte sie auch, wie weit sie sich in ihrem Kampf von der eigentlichen Angriffsstelle fortbewegt hatten. Ein weiteres Mal trat er nach ihr. Sie verbiss sich in seinem Schuh und zerrte daran, als er in den Jeep griff und etwas herausholen wollte. Befriedigt registrierte sie den Schmerzenslaut, als er sich den Kopf hart an der Tür anschlug, bevor er auf den Waldboden schlug. Sofort war sie über ihm und direkt in das Messer gelaufen, welches er plötzlich in der Hand hielt. Überrascht spürte sie, wie die Klinge oberhalb des Schlüsselbeines in ihren Hals drang und mit einer ruckartigen Seitwärtsbewegung wieder herausgerissen wurde. Ihr Knurren verwandelte sich in ein Röcheln, als Blut in ihre Atemwege eindrang. Von einem weiteren Tritt getroffen, fiel sie auf die Seite und versuchte, das Maul weit aufreissend, genügend Luft zu bekommen. Der Jäger war herumgefahren und wieder zur Hälfte im Wagen verschwunden. Sie ahnte, was er so dringend suchte und kam schwankend wieder auf die Beine. Keuchend und Blut würgend wankte sie auf ihn zu. Mit einem gurgelnden Knurren wollte sie sich gerade in seinem Bein verbeissen, als er wieder zu ihr herumwirbelte. Reflexmässig duckte sie sich, als auch schon ein lauter Knall die Nachtluft zerriss und eine Kugel ihre Schläfe streifte. Mit einem schmerzerfüllten und gleichzeitig überraschten Jaulen wurde sie herumgerissen. Als hätte das Geräusch des Schusses einen Hebel in ihr umgelegt, sprang sie sofort wieder auf die Pfoten und ging zum Angriff über. Sie konnte spüren, wie Schmerz in ihrem Gesicht aufflammte und ihre Kehle brannte. Ihre Brust war nass vom eigenen Blut und sie bekam nur schwer Luft. Am Rande ihres Seefeldes begannen sich schwarze Ränder zu bilden, die langsam ihre Fühler nach ihr ausstreckten, um sie in die Dunkelheit zu ziehen. Vehement schüttelte sie den Kopf. Sie wusste, dass sie ihr nicht entkommen konnte, aber zumindest wollte sie diesen Bastard von Jäger noch auf die andere Seite schicken. Ein weiterer Schuss ertönte und sie spürte eine heisse Linie, die sich über ihren Rücken zog. Sie schlug einen Harken und setzte zum Sprung an. Ihre Atmung ging rasselnd und sie merkte, wie sich ihr Magen langsam mit Blut füllte. Gegen die eigenen Schmerzen ankämpfend, prallte sie gegen ihn und warf ihn zu Boden. Ihre Krallen zogen brennende Striemen über seinen Brustkorb, bevor er die Beine anziehen und sie von sich stossen konnte. Kaum berührten ihre Läufe die Erde, da stemmte sie sie auch schon in den Boden und sprang wieder auf ihn zu, setzte alles, was sie noch hatte in diesen letzten Angriff. Ein weiterer Schuss knallte und sie spürte ein Brennen in der Brust. Trotzdem erwischte sie ihn. Hart prallten sie aufeinander und ihre Zähne schlossen sich um seinen Kiefer. Ineinander verknotet rollten sie einen kleinen Abhang hinunter und ihr Gegner schrie in Agonie, als sie das Fleisch von seinem Kieferknochen schälte. Mit einem blinden Aufbäumen riss sie ihn herum und sein Schrei wurde zu einem Brüllen. Er konnte gar nicht schnell genug registrieren, wie sie seinen Kiefer freigab, als er auch schon ihren heissen Atem an seiner Kehle spürte. Mit einem fast schon weichem Geräusch drangen ihre Zähne in seinen Hals und schlossen sich unerbittlich um seinen Kehlkopf. Sie hatte ihn. Wie von selbst hob sich seine Hand und rammte ihr die Waffe unters Kinn. Das letzte, was er spürte, waren ihre Zähne, die an seinem Genick entlangschrappten. Er merkte gar nicht mehr, wie er den Abzug durchzog. Kapitel 1: Der erste Kontakt ---------------------------- So liebe Leser! Dies hier ist eine Ihr-entscheidet-wie's-weitergeht-Story! Das heisst: Ich setze immer ein Kappi online und beende es an einer Stelle, wo eine Entscheidung getroffen werden muss (nicht bei jeder kleinen Entscheidung, sonst kommen wir ja nicht vorran, aber bei den groesseren wuerde ichs so machen) und ihr bekommt dann eine Auswahl von Moeglichkeiten, wie es weitergehen kann. Das heisst, es wird nach Mehrheitsprinzip entschieden. Die Moeglichkeit, fuer die die meisten Reviewer stimmen, wird genommen und ich schreibe dazu das naechste Kapitel. Nach dem Hochladen eines neuen Kapitels habt ihr ca. 5 Tage, um eure Stimme fuer den weiteren Verlauf abzugeben. Danach werte ich die Reviews aus und beginne mit dem Schreiben. Natuerlich sind dazu auch einige Regeln zu beachten: 1. Jeder kann mitmachen, auch die, die nicht von Anfang an dabei waren ;) 2. Bitte entscheidet ernsthaft! 3. Versucht eure Wahl der Fortsetzungsmoeglichkeit von dem zuvor gelesenen Kapitel abhaengig zu machen! Das heisst: Hat Tuomas eine Entscheidung zu treffen, so waere es anzuraten, sich in seine Situation hineinzuversetzten. Wie wuerde er sich entscheiden? simples Beispiel: Tuomas ist eine ruhige, introvertierte Person, die vor Konflikten am liebsten davonrennt. Er wuerde also niemals ploetzlich auf jemanden Losgehen. Hat einer der Werwoelfe eine Entscheidung zu treffen, gilt das Gleiche. Bei Werwesen dominieren die Instinkte, die tierische Seite. Ihre Entscheidungen basieren also nicht unbedingt auf gesundem menschlichen Verstand. simples Beispiel: Das Rudel geht ueber alles! Sie wuerden nie jemanden einfach so zuruecklassen. Ein Mensch hilft einem Werwolf, was an sich schon unueblich genug ist, aber der Werwolf wird ihm trotzdem misstrauisch gesonnen sein und ihm nicht zum Dank um den Hals fallen! Ich hoffe, es ist verstaendlich, was ich meine. ;) Dann viel Spass mit der Story!!! =) ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * Der erste Kontakt Das erste, was sie wahrnahm, als sich die Dunkelheit um sie herum zu lichten begann, war die Vielzahl an Sinneseindrücken, die auf sie einstürmten. Feuchtigkeit, harter Boden, verzehrte Akkustik. Seife, Baumwolle, Shampoo, Perfüm. Rauch, Leder, Schweiss, Mensch. Mann! Mit einem Schlag war sie wach und schnappte bereits hasserfüllt knurrend nach dem Mann, bevor sie ihn überhaupt sehen konnte. Sie hörte einen erschrockenen Schrei und wie jemand zu Boden fiel. Weiter nach ihm beissend, versuchte sie auf die Beine zu kommen, doch knickte wieder ein. Die Dunkelheit an den Rand ihres Sichtfeldes zurückdrängend, fuhren ihre Pfoten mit einem widerlich kratzenden Gerausch über den Boden. Fliesen. Sie hörte wie jemand hastig davonkroch und roch die Angst, der sich schlagartig im Raum ausbreitete. Schemenhaft konnte sie eine Person ausmachen, die sich am anderen Ende des Raumes an die Wand presste. Augenblicklich fokusierte sie und der Schemen wurde zu einem Mann. Lange Haare, Lederhose, Shirt. Angst stand in seinen Blick geschrieben, Schreck und sie konnte sein Herz rasen hören. Was sie nicht sah, war Horror. Sie musste ein mehr als furchteinflössendes Bild abgeben. Geifernd, die Zähne gefletscht, Hass und unbändige Wut in ihrem Augen flackernd. Er war ein Narr, keinen Horror vor ihr zu haben. Menschen wie er, die nicht sofort das Weite suchten, starben verhältnissmässig schnell. Mit der Erkenntniss, keinen Jäger vor sich zu haben und dem damit verbundenen Absinken ihres Adrenalienspiegels, kehrten auch Schwäche und Schmerzen wieder zurück. Ihre Lunge brannte wie Feuer und erinnerte sie nachdrücklich an das Messer und die Kugel, in die sie in ihrer Raserei hineingesprungen war. Unterschwellig nahm sie auch eine Schwellung ihres Gesichtes und ihres Rückens wahr, als auch ein schmerzhaftes Ziehen in ihrer rechten Vorderpfote. Ohne den Blick auch nur eine Sekunde von ihrem Gegenüber abzuwenden, registrierte sie die Verbände, die straff um die verletzten Körperteile angelegt worden waren. Wo zur Hölle war sie hier? Sein Herz hämmerte wie wild gegen seinen Brustkorb und sein Körper klebte vor Schweiss. Wie hypnotisiert hing sein Blick an dem Hund, der vor ihm auf dem Boden lag. Ihren wilden, unbändigen grünen Augen, die ihn mit solch inbrünstigem Hass anstarrten, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte. Sein Atem ging immernoch stossweise und ein Schauer lief über seinen Körper, wenn er daran zurückdachte, wie knapp ihre Zähne sein Fussgelenk verfehlt hatten. Er hatte schon einige aggressive Hunde erlebt, aber so etwas wie sie noch nie. Dieser wilde, fast schon mordlüsternde Ausdruck in ihrem Gesicht war etwas, was er nie mit einem Hund in Verbindung gebracht hätte. Nicht einmal mit einem Wolf. Nicht einmal mit einem Wolf, den man in die Enge getrieben hatte. Denn das war es, woran er als erstes gedacht hatte, als er sie aus dem See gefischt hatte. Dass er hier einen Wolf gefunden hatte, den irgendein bescheuerter Jäger oder Wilderer niedergeschossen hatte. Doch wie durch ein Wunder war sie noch am Leben gewesen, so dass er sie ohne zu überlegen, mit nach Hause genommen hatte. Der einzige Tierarzt, den er über die Feiertage hatte aufgabeln können, war Dr. Nieminen gewesen, Spezialist für Huftiere. Tuomas hätte sich in dem Moment am Liebsten in den Hintern gebissen, aber gut. Tierarzt war Tierarzt und so hatten sie beide kurz darauf in seinem Bad gesessen und sich um den halbtoten Hund gekümmert. Tuomas war fast etwas enttäuscht gewesen, als Dr. Nieminen seine Vorstellung, einen Wolf gefunden zu haben, ganz zerstörte, auch wenn er wusste, dass es nur Wunschdenken gewesen war. Sie sei wohl ein entlaufender Hofhund. Für einen Wolf hätte sie die falsche Fellfarbe, da die Wölfe Finnlands überwiegend grau mit weissen und schwarzen Schattierungen wären. Ausserdem hatte sie grüne Augen und keine gelblichen. Dazu passte ihr Körperbau nicht zu der Anatomie eines Wolfes, was Tuomas allerdings nicht beurteilen konnte und er bezweifelte auch irgendwie, dass der Tierarzt wirklich wusste, wovon er da sprach. Bei allem anderen stimmt er ihm zu, nicht aber beim Körperbau. Er wusste nicht ganz warum, aber sie kam ihm nicht wie ein Hofhund vor... Egal, was er sagte. Dr. Nieminen hatte schliesslich gemeint, dass sie wohl irgendein Mischling war und damit war das Thema für ihn beendet gewesen. Er hatte Tuomas noch einige Anweisungen zum Wechseln der Bandagen gegeben und ihm eine Salbe dagelassen, welche er regelmässig auftragen sollte. Er selbst würde die nächsten Tage bei der Familie in Helsinki sein und der Hund wäre wohl bei ihm besser aufgehoben, als in der Klinik, wo man nicht unbedingt regelmässig nach ihm sehen konnte. Tuomas war froh über die Wendung der Umstände gewesen und hatte bereitwillig zugestimmt. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher, ob seine Entscheidung so klug gewesen war... Er musterte sie weiter, wie sie schwer atmend und kaum fähig sich zu bewegen vor ihm lag. Trotzdem kämpfend und ihm all ihre Verachtung und ihren Hass entgegenschleudernd, da sie zu nichts anderem fähig war. Trotz des tiefsitzenden Schreckens, war er fasziniert von ihr. Sie verkörperte so sehr das Leben in all seinen ungezügelten Facetten. Wildheit, Stolz, Kraft, Überlebenswille, Freiheit. Vielleicht war das der Grund gewesen, warum er sie mitgenommen hatte. Er wollte dieses wundervolle Tier, mit all seinen Attributen, die man ihm zusprach und die er ihm selbst gab, nicht sterben lassen. Es wäre ihm wie ein Verrat an der eigenen Seele vorgekommen. Vorsichtig bewegte er sich und sofort fletschte sie wieder die Zähne. Ein tiefes drohendes Knurren vibrierte in ihrer Brust und sofort erstarrte er wieder zur Bewegungslosigkeit. Das würde ja noch lustig werden… Er hoffte inständig, dass sie sich demnächst wieder beruhigen würde, ansonsten würde es äusserst schwierig warden, sich um ihre medizinische Versorgung zu kümmern. Andererseits konnte er ihr Verhalten auch irgendwo verstehen. Wäre er von jemandem so schlimm zugerichtet worden, würde er danach auch verdammt vorsichtig sein. Wieder versuchte er sich langsam aufzurichten, nur um abermals ihr äusserst beeindruckendes Gebiss begutachten zu können. Wiederholt verharrte er mitten in der Bewegung, hob aber dann in einer vorsichtigen abwehrenden Geste die Arme und richtete sich weiter langsam auf. Ihr Knurren wurde dabei stetig lauter und drohender. „Ich will dir nichts tun“, versuchte er sie so ruhig wie möglich zu beschwichtigen. Doch alles, was er erreichte, war, dass sie ihn wieder fixierte und sich ihr Nackenfell aufrichtete. Ihre Augen blitzten und wieder versuchte sie sich auf den Bauch zu drehen, um auf die Beine zu kommen. „Ich will dir nichts tun!“, wiederholte er nachdrücklich und konnte einen leicht beunruhigten Unterton nicht aus seiner Stimme verbannen. „Ich will nur das Bad verlassen. Niemand wird dir etwas tun, versprochen!“ Sie reagierte in keinster Weise so, wie er es sich gewünscht hatte. Viel eher begann sie aufgrund der Anstrengung erneut Blut zu husten. „Fuck!“ Seine Gegenwart hier war echt alles andere als hilfreich. Sorge begann erneut nach seinem Herz zu greifen und er entschied sich für die einzig logische Lösung des Problems. Mit einer raschen Bewegung war er an der Tür und schlüpfte hindurch, gefolgt von einem lauten, unheimlich wild klingendem Knurren und dem Schaben von Krallen auf dem Fliesenboden. Weiterhin vor sich hinknurrend, liess sie sich wieder auf die Seite rollen und bettete erschöpft den Kopf auf den kalten Fliesen. Warum half ihr dieser Mensch? Sie wusste es nicht. Und es beunruhigte sie. Was für eine Garantie gab es, dass er nicht doch noch einen Jäger holen würde, um sie endgültig ins Jenseits zu befördern?! Oder es am Besten gleich selbst erledigte! In ihrer jetzigen Verfassung konnte selbst er zu einer ernstzunehmenden Gefahr werden. Anderseits hätte er sich dafür nicht die Mühe machen müssen, sie hierher zu bringen und ihr Verbände anzulegen. Auch hatte er gesagt, dass er ihr nichts tun würde... Wobei man Menschen nicht glauben konnte! Sie logen und betrogen einen bei jeder sich bietenden Gelegenheit! Abfällig fletschte sie die Zähne. Was versprach sich dieser Homo Sapien davon, sich um sie zu kümmern!? Egal, wie oft sie sich diese Frage stellte, sie fand keine Antwort. Aber sie realisierte etwas anderes, was sie fast genauso sehr beunruhigte. Sie verspürte keinen Hunger... Ihre Selbstheilungskräfte verbrauchten viel Energie, vor allem bei so schweren Wunden, wie den jetzigen. Warum hatte sie keinen Hunger? Normalerweise müsste ihr Magen geradezu nach Fleisch schreien, sie hatte gerade einen glatten Kopfschuss geheilt. Ihre Beunruhigung wuchs und sie begann ihren Körper mit all ihren Sinnen durchzuchecken. Sie mochte es nicht, wenn ihr Hunger urplötzlich und ohne jede Vorwarnung erwachte. Speziell unter Menschen führte das nur zu Problemen und gefährdete ihre Existenz. Es würde Aufsehen erregen, wenn dieser Mensch auf einmal verschwunden wäre... Besonders in einer Kleinstadt wie dieser. Sie seufzte tief. Was sollte sie nur machen? Hierbleiben barg zu viele Risiken, aber selbst wenn die anderen nach ihr suchen würden, wäre sie nicht in der Lage mit ihnen mitzugehen. Ausserdem bestand die Gefahr, dass noch weitere Jäger in der Nähe waren. Das Knurren, das diesmal in ihrem Inneren grollte, galt nun ihr und der Situation, in der sie sich befand. Wie hatte sie nur hier reingeraten können?! Sie musste eine Lösung finden und das schnell! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Fortsetzungsmöglichkeiten: a) Eventuell suchende Rudelmitglieder durch Heulen auf sich aufmerksam machen b) Versuchen, zu entkommen. Auch wenn sie dafür auf dem Zahnfleisch nach draussen kriechen musste! c) Die Wunden erstmal weiter heilen lassen, abwarten und hoffen, dass der Hunger weiterhin auf sich warten lässt d) Die Wunden erstmal weiter heilen lassen und den Menschen später beseitigen, wenn der Hunger das Problem nicht schon früher von selbst löste Waehlt eine der 4 Moeglichkeiten aus und die, fuer die am meisten gestimmt wurde, wird im naechsten Kappi umgesetzt! =) Schreibt mir, wie ihrs findet! =) Reviews sind immer sehr aufbauend und motivationsfoerdernd. ;) Ich freu mich aber auch, wenn ihr einfach nur a, b, c, oder d schreibt, denn je mehr Leser ihre Stimme abgeben, desto einfacher ist das nachher mit der Auswertung. Also dann, viel Spass und sagt mir fleissig eure Meinung! *bettelnd guck* Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 Tuomas stützte sich schwer auf seinem Schreibtisch ab und drehte die Salbe unschlüssig in der Hand. Antibiotika wurden ihr bereits gespritzt, aber die Verbände musste er erneuern und Salbe auf die Wunden auftragen... Ächzend fuhr er sich mit der Hand über die feuchte Stirn. Das würde nie klappen! Sie war ja schon halb durchgedreht, als er sich nur mit ihr in einem Raum befunden hatte.. Eher würde sie ihm einen Arm abreissen, als dass sie sich von ihm anfassen liess. Wie recht er damit hatte, konnte er sich nicht einmal in seinen wildesten Träumen vorstellen. Langsam aber sicher verebbte ihr Grollen und ihr Kopf begann auf Hochtouren zu arbeiten. Csongor hatte ihr immer wieder einen Vorwurf daraus gemacht, dass sie ihre menschlichen Eigenarten nicht vollständig ablegen konnte, aber gerade in den letzten beiden Jahren hatten sie sich als äusserst nützlich und vor allem überlebensnotwendig erwiesen. Sie konnte nur hoffen, dass es ihr auch jetzt aus der Klemme helfen würde... Immernoch wachsam schloss sie die Augen und konzentrierte sich wieder auf ihren Körper. Sie hatte keine Vorstellung davon, wie lange sie ohne Bewusstsein gewesen war, aber es war lang genug gewesen, dass dieser Mensch sie finden, nach Hause bringen und verarzten konnte. Eine Zeitspanne, in der sie eigentlich nicht nur ihren Kopfschuss, sondern auch alle anderen Verletzungen geheilt haben müsste. Allem voran, die beiden Streifschüsse, die ihren Rücken und ihr Gesicht immernoch brennen liessen. Irgendetwas stimmte ganz gewaltig nicht mit ihr. Selbst wenn sie die letzten Wochen berücksichtigte, die ihr sehr viel abverlangt hatten, so hatte sie genug Nahrung gehabt, um ihre Energiereserven zumindest zum Teil aufzufüllen. Auch wenn ihr der nötige Schlaf gefehlt hatte. Dass ihre Selbstheilungskräfte nun derart versagten, war unnormal und mehr als nur beunruhigend. Dass sie sich verlangsamen konnten, wusste sie und das war es auch, was im Laufe der letzten Wochen passiert war, aber dass sich nicht einmal einfache Schürfwunden mehr schlossen?! Dazu kam, dass die tödliche Kopfverletzung wiederum verschwunden war... Das ergab alles keinen Sinn! Als sie gegen den Jägertrupp gekämpft hatten, hatten sich ihre Verbrennungen und die Platzwunde am Kopf ja schliesslich auch geschlossen. Warum befand sie sich jetzt also in solch einer schlechten Verfassung? Sie konnte sich ja nichtmal mehr wirklich aufrichten... Unwillkürlich hatte sich ihre Stirn in Falten gelegt und sie starrte böse auf den Fliesenboden. Irgendetwas musste dieser Jäger mit ihr gemacht haben. Dieser Jäger... Warum zum Teufel hatte sie ihn nicht früher wargenommen? >Warum war er überhaupt dagewesen?<, fuhr es ihr durch den Kopf, als ihr etwas an dem Gedankengang auffiel. Sie hatte keinen lebenden Menschen wittern können und kurz darauf hatte er sie angegriffen... Wie war das möglich!? Ihr Nase machte keine Fehler und sie hatte ihr unmissverständlich gesagt, dass alle Jäger tot waren... >Oder gewesen waren<, schoss es ihr durch den Kopf. Aber das war nicht möglich! Es konnten gerademal 30 Minuten vergangen sein, nachdem er getötet worden war, vielleicht weniger. Wie konnte er da schon wieder auf den Beinen gewesen sein?! Es dauerte länger, bis sich die ersten Anzeichen einer Verwandlung zeigten. Verbesserte Wahrnehmung und schnellere Heilung setzten je nach Typ frühestens nach einer Stunde, wenn nicht sogar erst nach ein, zwei Tagen ein. Aber doch nicht nach einer halben Stunde!!! Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Das war fast eine Selbstheilungsrate, wie sie sie hatte, wenn sich in Hochform war. Eine halbe Stunde, bis eine tödliche Wunde verheilt war! >Nein!<, verbesserte sie sich in Gedanken. Eine halbe Stunde bis eine tödliche Wunde verheilt war und er wieder in der Lage gewesen war, mit ihr zu kämpfen! Das war unmöglich für einen Menschen, der gerade erst gebissen worden war!!! Unruhe packte sie und liess ihr Herz schneller schlagen. Was ging hier vor?! Sie hörte, wie der Mensch im Nebenzimmer auf und ab zu laufen begann. Ein gelegentlichen tiefes Einatmen verriet ihr, dass auch er einiges an Gedanken zu wälzen schien. Sie konnte hier nicht bleiben! Das war der tiefe Wunsch des Wolfes in ihr. Es war hier nicht sicher. Für ihn nicht, sollte der Hunger sie packen und erst recht nicht für sie. In diesem Haus konnte sie sich unmöglich verteidigen. Sie sass hier wie in einem Käfig, wie auf dem Präsentierteller, sollten noch mehr Jäger in der Nähe sein oder der Funker es doch geschafft haben, Verstärkung anzufordern. Sie musste hier weg. Dieser Erkenntnis pflichtete der Wolf in ihr voll und ganz zu. Sie spürte deutlich die wachsende innere Unruhe und die Instinkte des Raubtieres, die ihr immer eindringliches zuflüsterten, dass sie sich auf die Führsorge eines Menschen nicht verlassen konnte. Die Erfahrungen, die sie seit ihrer Verwandlung gesammelt hatte, ganz besonders in den letzten beiden Jahren, sprachen eine eindeutige Sprache und die besagte, dass man Menschen nicht trauen konnte. Etwas, dass sie schon zu ihrer Menschzeit gelernt hatte, aber erst durch spätere Ereignisse wirklich gefestigt und zur Gewissheit geworden war. Menschen waren unzulängliche Wesen. Schwach. Blind. Taub... Sie eilten durch ein Leben, dass sie nicht einmal zu schätzen wussten. Welches sie noch nicht einmal wahrnehmen konnten. Ihre Sinne waren so dermassen verkümmert, dass es fast schon erbärmlich war. Sie hatten Ohren, aber konnten nicht hören. Sie hatten Augen, aber hatten verlernt, zu sehen. Sie hatten Nasen, aber konnten nicht riechen.... Sie bezweifelte, dass dieser Mensch überhaupt wusste, wie sehr sein Badezimmer nach Chemiereiniger stank... Nein. Sie hatte sie noch nie gebraucht! Sie war bis jetzt immer sehr gut allein zurechtgekommen! Sie brauchte nichts anderes, als das Rudel. Niemand anderes war vertrauenswürdig. Niemand anderes wusste, was sie wirklich brauchte. Sie war schon oft verletzt gewesen. In den letzten Jahren oft genug tödlich und niemals, NIEMALS, hatte ihr ein Mensch dabei helfen können, wieder auf die Beine zu kommen. Es war immer das Rudel gewesen! Menschen legten ihnen viel eher noch mehr Steine in den Weg. Bis heute wussten sie nicht, was sie ihnen getan hatten. Sie hatten zurückgezogen und unerkannt in den Bergen gelebt und nun befanden sie sich in einem ausgewachsenem Krieg! Einem Krieg, den sie nicht angefangen hatten und den sie nicht führen wollten! Sie konnte sich wahrhaft besseres vorstellen, als sich tagein, tagaus mit Jägern und ihrem Orden fanatischer Spinner herumzuschlagen! Wie lange war es her, dass sie das letzte Mal sorglos auf einer Lichtung oder einem Felsen liegen und sich die Sonne auf den Pelz hatten scheinen lassen können? Wann hatte sie das letzte Mal ihre Stimme erheben können, ohne dass es eine Warnung beinhaltete oder einen Kampfschrei!? Wann hatte sie das letzte Mal einfach nur ein Wolf sein können!? Mit ihren Brüdern und Schwestern jagen, ihr Revier durchstreifen, mit den Welpen spielen und ihren ersten Liedern lauschen... Es musste wohl an die zwei Jahre her sein, seit sie dieses Leben hinter sich gelassen hatte... Seit ihnen dieser Krieg aufgezwungen worden war und man akribisch versuchte, ihr Rudel, ihre Spezies, auszulöschen. Eine Mischung aus Winseln und Knurren kam über ihre Lippen und sie bettete den Kopf auf den Vorderpfoten. Verflucht seien diese Menschen... Eine Tür, die ins Schloss fiel, riss sie aus ihren Gedanken und liess sie ruckartig den Kopf heben. War das gerade die Haustür gewesen? War er etwa gegangen? Prüfend spitzte sie die Ohren und lauschte angestrengt. Sie konnte nichts ausser den normalen Geräuschen der elektrischen Geräte mehr wahrnehmen und sah ihren Verdacht somit bestätigt. Eine bessere Gelegenheit würde sich ihr kaum bieten! Schwerfällig begann sie sich über den Boden des Badezimmers zu ziehen. Das Brennen in ihrem Brustkorb erwachte zu neuem Leben und machte das Atmen schwer. Vorsichtig versuchte sie die Bewegungen so ruhig und gleichmässig wie möglich auszuführen, doch ihre Krallen rutschten mehr als einmal auf den glatten Fliesen ab und liessen die aufgewendete Energie ungenutzt verfliegen. Es dauerte lange, bis sie sich zur Tür gearbeitet hatte und noch weitaus länger, bis sie den dahinterliegenden Raum durchquerrt hatte. Zwischenzeitlich hatte auch der altbekannte Hustreiz wieder eingesetzt und ihren Weg mit blutigen Flecken auf dem Teppichboden markiert. Nach Atem ringend blieb sie in der Tür liegen und blickte auf einen kleinen Flur hinaus, an dessen Ende eine Treppe nach unten führte. Kraftlos sank ihr Kopf auf den Boden. Na toll... Sie war auch noch im ersten Stock... In ihrer Vorderpfote begann ein stetiges Pochen immer weiter anzuschwellen und auch ihr Kopf schien seine helle Freude daran zu haben, ihr Blickfeld durch heftige Schmerzattacken verschwimmen zu lassen. Was sie im Endeffekt dazu veranlasste, sich geistig wieder aufzuraffen und weiterzukriechen, waren die Geräusche, die sie von draussen vernehmen konnte. Gelegentliche Autos und das weit entfernte Geräusch lärmender Kinder... Sie musste sich also irgendwo in dieser Kleinstadt befinden, irgendwo an ihrem Rand... Der Wald war also nicht weit. Die Hinterpfoten in den Boden stemmend, schob sie sich weiter, den Blick regelrecht an der obersten Stufe festgesaugt. Sie hatte es fast geschafft! Nur noch ein paar Meter und dann die Treppe runter. Dann war sie fast draussen. Sie hatte die Treppe fast erreicht, als sie von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt würde. Sie spukte Blut und Schleim und für einen Augenblick verschwamm alles vor ihren Augen zu einem farbenfrohen Schleier. Ihre Lunge fühlte sich an, als würden sie mit jedem Atemzug Feuer in ihre Atemwege pumpen. Erschöpft blieb sie auf dem Treppenabsatz liegen und blickte nach unten. Sie konnte schon einen Teil der Haustür sehen. Sich zur Geduld ermahnend, wartete sie, bis sich der Husten gelegt hatte und der Schmerz in ihrer Brust etwas abgeklungen war. Dann schob sie sich langsam die erste Stufe hinunter... Die letzten Stufen versagten ihre Kräfte und sie rutschte haltlos den letzten Teil der Treppe hinunter. Jede einzelne Treppe sandte eine Welle aus Schmerzen durch ihren Körper und als sie auf dem Boden aufschlug, wurde ihr schwarz vor Augen. Ein gepeinigtes Wimmern kam über ihre Lippen und wie aus weiter Ferne nahm sie wahr, dass der Boden um ihr Maul herum feucht wurde. Durch den Schleier aus Schmerzen und herannahender Bewusstlosigkeit, konnte sie seine Witterung wahrnehmen und unwillkürlich wandelte sich das Wimmern in ein schwaches Knurren. Kurz darauf wurde auch schon die Tür geöffnet und sie konnte hören, wie er wie angewurzelt stehen blieb und ihm der Atem stockte. Sie ahnte, was nun passieren würde und ihr Knurren wurde um einige Nuancen dunkler, doch nichtsdestotrotz hörte sie ihn auf sich zueilen. Der Geruch nach Mann und Zigaretten stiegen ihr in die Nase und sie entblösste ihre Zähne, als letzte Warnung, dass er es ja nicht wagen sollte, sie zu berühren. Man sollte meinen, dass selbst ein Mensch diese Zeichen verstehen sollte, aber entweder war er zu dumm oder er wollte es einfach nicht. Sie spürte den Luftzug seiner Bewegung, bevor er sie überhaupt berührte. Nicht wissend, woher sie die Kraft dafür nahm, ruckte ihr Kopf hoch und sie schnappte nach seiner Hand. Sein Geruch war so intensiv, dass sie jeden Augenblick erwartete, sein Blut zu schmecken, doch sie hörte nur einen unwilligen Laut und spürte eine Bewegung vor ihrem Maul, die ihr verriet, dass er ihr auswich. Erneut wollte er nach ihr greifen, doch wieder liess sie knurrend ihre Fänge nach ihm schnappen. War dieser Mann denn so wirklich so blöd? Feine Lichtblitze begannen sich in das Schwarz vor ihren Augen zu mischen. „Verdammt nochmal, lass mich dir doch helfen!“ Er hörte sich reichlich verzweifelt, aber auch genervt an. Sie antwortete nur mit einem erneutem Blecken der Zähne. Er sollte sie in Ruhe lassen. Sie brauchte seine sogenannte Hilfe nicht. Der Wolf in ihr versuchte ihn hasserfüllt anzustarren, was sich allerdings aufgrund ihrer momentanen Unfähigkeit, etwas zu sehen, als schwierig herausstellte. Ein Knurren erscholl in ihrer Brust und liess den Menschen frustriert die Haare raufen. „Verdammt, du blutest wieder! Wo willst du denn in diesem Zustand hin? Tut mir ja leid, wenn es dir hier nicht passt, aber momentan ist es nunmal das Beste, wenn du dich hier erholst!“ Oh nein! Ganz bestimmt nicht hier! Wenn du wüsstest, wen du hier vor dir hast, dann würdest du sotwas nicht einmal denken! Er kam wieder näher. War dieser Mann denn absolut begriffsstutzig!? Langsam aber sicher riss ihr der Geduldsfaden. Sie hatte diesen Menschen nicht verletzen wollen, sie hatte einfach nur von hier verschwinden wollen, aber wenn er so weitermachte, würde sie sich einen Dreck darum kümmern, ob er verschwand und nicht wieder gesehen wurde. Dementsprechend hörte sich nun auch ihr Knurren an. Tuomas stockte kurz. Unsicher blieb sein Blick auf ihrer erschöpften Gestalt liegen, bevor er der Blutspur mit Blicken die Treppe hinauf folgte. Entschlossen verfinsterte sich sein Blick. Nein, er würde sich nicht von ihr unterkriegen lassen! Er war zwar ein friedliebender, sanfter Mensch, doch er würde nicht zusehen, wie sie sich mit ihrem Stursinn selbst umbrachte! Sie schien zu spüren, dass sich seine Haltung verändert hatte, denn ihr Körper versteifte sich zusehends. Gut, wenn dieser Mensch einen Machtkampf wollte, konnte er ihn haben! Sie würde nicht verlieren, schwor sie sich und kratzte das letzte bisschen Kraft zusammen, dass sie in ihrem geschundenen Körper finden konnte. Es kam ihr vor, als ob sie alles überdeutlich wahrnehmen konnte, selbst für ihre Sinne. Sie spürte den Luftzug seiner Bewegung, roch seinen näherkommenden Körper und stemmte sich mit einer imensen Kraftanstrengung hoch, das Maul aufgerissen, bereit zuzubeissen. Dann ging alles furchtbar schnell. Sie hörte den hölzernen Aufprall der Eingangstür, als diese mit Wucht an die Wand gestossen wurde, hörte einen leisen Aufschrei und spürte förmlich wie jemand auf sie zusprang. Instinktiv brach sie ihren Angriff ab und wandte sich dem neuen Gegner zu, als dieser auch schon mit einem dumpfen Laut gegen den Mann prallte und ihn zu Boden riss. Ihre Fängen gruben sich in das feste Muskelgewebe eines Unterarms und sie schmeckte Blut. Sein Blut. Ihr Herz schien einen Augenblick auszusetzen. Das konnte nicht sein! Ein Arm schlang sich um ihren Kopf und drückte ihn gegen einen Männerkorper. „Sssch~ Is ja gut, Grosse!“ Augenblicklich liess sie den Arm los und sie merkte kaum, wie ein überraschtes Winseln ihren Hals hinaufkroch. Was tat Damian hier? In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen. Was tat er hier? Wieso ...? Schwach sank sie halb auf seinen Oberschnekeln, halb auf dem Boden liegend zusammen. „Alles in Ordnung“, sprach er auf sie ein und kraulte sie im Nacken, ihren Kopf weiterhin an sich gepresst. Sie vermutete, um seinem Arm Zeit zur Regeneration zu geben, bevor der Mensch etwas davon mitkriegen konnte. Sie hörte wie er sich hinter Damian aufzurappeln begann und dann Damians unendlich leises Knurren, dicht an ihrem Ohr. „Ist ok, ich bin da. Alles in Ordnung. Es ist sicher hier. Ruh dich aus.“ Ungläubig keuchte sie und drängte den Sog der Dunkelheit hinter ihrer Stirn erneut ein Stück zurück. „Es geht gerade nicht anders.“ Die Reihe von Knurr- und Winsellauten war fast unhörbar und sie musste sich stark auf ihn konzentrieren, um sie verstehen zu können. Der Strudel hinter ihrer Stirn wurde wieder schneller und begann sie unausweichlich mit sich zu ziehen. Damian schien das zu spüren, denn das letzte, was sie hörte, war ein: „Vertrau mir! Vertrau meinen Fähigkeiten und meinem Instinkt. So wie immer! In deiner Verfassung ist das hier momentan der sicherste Ort für dich. Ich erklär dir alles später. Vertrau mir ...“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hier nun leider keine Auswahlmöglichkeit, bot sich nicht so an... Aber beim nächsten wieder =) Kapitel 3: Kapitel 3: Stay -------------------------- Stay „Was zur...“ Tuomas rappelte sich vollständig auf und warf einen Blick in die Runde, der zwischen Verständnislosigkeit, Empörung und Wut hin und her schwankte. Damian fuhr ihr ein letztes Mal über das Fell, bevor er sich ihm zuwandte und etwas schief lächelte. Ein entschuldigender Blick begleitete diese Regung und Tuomas konnte ihn nur anstarren. Wer zur Hölle ist das??? Er war kein Mann, der allzu oft Kraftausdrücke verwendete. Nicht einmal wirklich in Gedanken und schon gar nicht völlig grundlos. Er kannte diesen Mann ja nicht einmal. In seinem ganzen bisherigen Leben hatte er sich nur ein paar Mal gehen lassen (zumeist natürlich gedanklich) und das seitdem er sich im Musikbusiness befand. Ein paar dieser äusserst negativen Gedanken hatten sich dann auch in einigen seiner Liedern niedergeschlagen. Das letzte war Master Passion Greed gewesen.... Nichtsdestotrotz konnte er nicht anders. Seine Haare schienen sich fast von selbst aufzustellen, als sich dieser Mann zu ihm umwandte und ihm ein leicht verkrampftes, entschuldigendes Lächeln schenkte. Er wusste nicht, warum, aber irgendetwas an dieser Person liess ihm fast einen Schauer über den Rücken laufen. Irgendwo in Tuomas Kopf begann eine Sirene zu schrillen, die ihm sagte, dass sein Gegenüber alles andere als harmlos war, auch wenn er nicht zu sagen vermochte, woher dieses Gefühl kam. Der Fremde tat nichts anderes, als bei ihm auf den Flurboden zu sitzen und den Kopf der Hündin zu halten. Nichts an seiner Haltung, seiner Körpersprache, seinem Aussehen rechtfertigte auch nur im Geringsten solcherlei Gefühle oder Gedanken. Und doch... Irgendetwas an ihm alarmierte Tuomas und liess ihn den jungen Mann anstarren. Damian entging keineswegs die Reaktion des Menschen. Er merkte nicht einmal, wie er sich innerlich spannte, als er die Hand hob und sich verlegen am Kopf kratzte. Der Wolf in ihm hatte bereits mehrere Angriffstaktiken durchdacht, bei denen es dem Mann unmöglich sein würde, auch nur einen Schrei auszustossen, doch Damian verwies seine tierische Seite wieder in seine Schranken. Es würde ihm nichts bringen, diesen Menschen zu töten. Viel eher würde das ihre Probleme nur vergrössern. „Entschuldige, dass ich so hereinplatze“, sagte er schliesslich an den dunkelhaarigen Mann gerichtet und gab seiner Stimme einen entschuldigenden Klang. Tuomas fuhr aus seinen Grübeleien den Fremden betreffend hoch. „Aber ich hab sie schon überall gesucht und als ich dich dann mit ihr gesehen hab, konnte ich einfach nicht anders.“ Verwirrung machte sich in Tuomas breit, doch bevor er diese artikulieren konnte, sprach sein Gegenüber bereits weiter. „Du hast ja sicher schon mitbekommen, dass sie auf Fremde nicht unbedingt positiv reagiert...“ Tuomas konnte nicht anders, als ein verkrampftes, abgehacktes Lachen auszustossen. „Na das ist noch untertrieben.“ Damians Lächeln wirkte leicht müde. „Ja... Sie neigt dazu, ziemlich schnell zuzubeissen...“ Waren es seine Augen? Es war eine fast schon beunruhigende Klarheit in ihnen... Und sie wirkten so wach... Obwohl sein ganzer Körper eher Erschöpfung ausdrückte. Damians ganze Haltung und auch seine Stimme suggerierten ihm eine Müdigkeit und eine Entspannung, die seine Augen jedoch nicht zu erreichen schien. Viel eher schienen diese jede noch so kleine Bewegung, jedes kleine Detail wahrzunehmen... Tuomas verlor sich fast in den klaren blauen Augen seines Gegenübers, bevor er sich losreissen und antworten konnte. „Gehört sie dir?“ Eine schon fast überflüssige Frage, so wie sie auf ihn reagiert hatte und er sie im Arm hielt... Er lächelte schief. „Sie gehört niemandem. Wir reisen lediglich zusammen.“ Er zuckte unbekümmert mit den Schultern und mit einem warmen Lächeln fuhr er ihr über den Kopf. Ihr Atem ging regelmässig und er wischte ihr etwas Blut vom Maul. „Ihr reist zusammen...“, wiederholte Tuomas tonlos und als Damian seinen Blick wieder auf Tuomas Gesicht heftete, konnte er die Gedanken hinter seiner Stirn regelrecht umherwirbeln sehen. „Ja, schon etwas länger“, fügte er an und vergrub eine Hand zärtlich in ihrem Nackenfell. „Vielleicht zu lang...“ Verwundert sah Tuomas auf. Hörte er da Wehmut in seiner Stimme? „Vielleicht braucht sie einfach mal etwas Ruhe... eine Art Auszeit...“ Mit gerunzelter Stirn taxierte Tuomas sein Gesicht, versuchte, schlau aus seinen Worten zu werden. Er wurde das unbestimmte Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmte. Langsam umrundete er das ungleiche Paar, als etwas anderes konnte er die beiden nicht bezeichnen, und liess sich ihm gegenüber an ihren Pfoten nieder. Vorsichtig streckte er die Hand aus und berührte eine ihrer Vorderpfoten. Sie glühte. Er verharrte in der Bewegung und fragte sich unwillkürlich, ob Hunde eigentlich eine höhere Temperatur als Menschen hatten. Er konnte Damians Blick auf seinem Gesicht spüren und konnte nur knapp den Impuls unterdrücken, wieder in diese unheimlichen blauen Augen zu starren. Vielleicht hatte sie aber auch einfach nur Fieber. Noch in Gedanken versunken waren ihre Finger weitergewandert. Ihr Fell fühlte sich rau an und als er sich seine Fingerspitzen besah, konnte er den Staub und Dreck erkennen, den diese kleine Berührung an ihm zurückgelassen hatte. Er würde sie waschen müssen. Irgendwo in seinem Hinterkopf begann eine Stimme böse zu lachen. Vorausgesetzt er nahm sie nicht mit, flüsterte die leise Stimme und liess in kurz das Herz stocken. Was dachte er hier eigentlich!? Er hatte sie nur gefunden! Sie gehörte ihm nicht! Es war doch klar gewesen, dass ihr Besitzer irgendwann auftauchen würde. Wie war er auf die abwegige Idee gekommen, sie behalten zu können!? Er bemerkte erst jetzt, dass er immernoch auf seine verdreckten Fingerspitzen hinabstarrte. Halb in Gedanken rieb er sie aneinander und hob den Blick. Kurz streifte er Damians Augen und konnte sich nur schwer davon abhalten, den Blickkontakt zu halten. Irgendetwas darin schien seinen Blick festhalten zu wollen und er hatte das absolut erschreckende Gefühl, dass er durch seine Augen in sein Innerstes sehen könnte. Dass er sah, was Tuomas gerade vor sich selbst versteckte. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend erhob sich Tuomas wieder, doch kaum stand er, da wusste er schon gar nicht mehr, was er überhaupt hatte machen wollen. Das Einzige, dessen er sich bewusst war, war der bohrende Blick in seinem Rücken, ebenso wie die Gedanken, die sich um seine vierbeinige Mitbewohnerin und ihrem zweibeinigem Freund drehten. Fahrig fuhr er sich über die feuchte Stirn und über das Haar. Krampfhaft versuchte er, einen klaren Gedanken zu fassen. Wieso warf ihn dieser Typ so aus der Bahn!? Fast schon erschrocken fuhr er herum, als Damians Stimme plötzlich hinter ihm erklang. „Vielleicht sollte wir sie wieder hochbringen...“ Tuomas folgte seinem Blick zur Treppe und glitt an der Blutspur entlang nach oben. Kaum zu glauben, dass sie sich den ganzen Weg bis vor die Tür geschleppt hatte. „Bist du sicher, dass das so ne gute Idee ist!?“, hörte er sich fragen, bevor er es verhindern konnte. Am liebsten hätte er sich sofort auf die Zunge gebissen. „Warum?“, fragte der junge Mann und hörte sich dabei etwas verwirrt an. Tuomas schluckte schwer und brauchte ein paar Sekunden, um zu antworten. „Sie hat sich bis hierher geschleppt und das in ihrem Zustand. Deutlicher geht’s ja wohl kaum noch...“, meinte der Finne, ohne ihn anzusehen und bemerkte somit auch nicht das amüsiert wirkenden Blitzen ins einen Augen. Doch seine Stimme verriet nichts von seiner Belustigung, als er die Arme unter ihren schlaffen Körper schob und sie auf seine Arme lud. „Sie wird das nicht noch mal machen. Ich glaub, ich kann sie überzeugen, noch etwas hierzubleiben.“ Überrascht drehte sich Tuomas zu ihm herum. „Was? Warum?“ Verwirrt beobachtete er Damian bei seinem Tun und wurde nicht ganz schlau daraus. Nur langsam sickerte die unausgesprochene Information zu ihm durch. Dann weiteten sich seine Augen und er starrte ihn an. Die leise Stimme in seinen Gedanken wiederholte süffisant das >noch etwas< und er konnte nicht verhindern, dass sein Herz einen kleinen Hüpfer machte. Gleichzeitig fühlte er ein anderes Gefühl in sich aufsteigen, welches er schnell zurückdrängte. Nicht ganz sicher, ob er erfreut oder beunruhigt sein sollte, vergewisserte er sich mit hochgezogener Augenbraue: „Sie soll hierbleiben?“ „Sicher“, meinte der junge Mann und wirkte nun selbst etwas verwirrt. „In dem Zustand“, er deutete mit einem kurzen Kopfnicken auf den Körper in seinen Armen, „kann sie wohl kaum weiterziehen und ehrlich gesagt...“ Sein Blick huschte auf Tuomas´ Gesicht und wandte sich dann wieder gen Fussboden. Als er nicht weitersprach, lehnte sich Tuomas mit verschränkten Armen gegen die Wand und sah ihn auffordernd an. Er wurde nicht schlau aus diesem Typen. Besagter Typ druckste noch einen Augenblick herum, bevor es schliesslich geradezu aus ihm heraussprudelte. „Ich weiss keinen anderen Ort, wo ich sie hinbringen könnte. Wir sind hier nur auf der Durchreise und viel Geld hab ich auch nicht. Ausserdem sah es so aus, als ob sie dir nicht egal wäre, auch wenn sie sich ab und an so anstellt.“ Tuomas Augenbrauen wanderten in Richtung Haaransatz, er unterbrach ihn aber nicht. „Deshalb hab ich einfach gedacht, das du bestimmt nichts dagegen hast, wenn sie vielleicht noch etwas länger bei dir bleibt...“ Mit den letzen Worten war seine Stimmer immer leiser geworden und verklang schliesslich eher als Frage. Tuomas konnte ihn nur noch völlig perplex anstarren. Er bemerkte gar nicht, dass sein Mund sich ein Stück geöffnet hatte, wusste nicht, ob er empört, verständnisvoll und sonstwie reagieren sollte, als Damian auch schon mit flehendem Unterton fortfuhr. „Ich kümmer mich auch um ihr Futter...“ Geräuschvoll klappte ihm der Mund wieder zu und blinzelte überrumpelt. „Bittee... Bei dir ist sie momentan einfach am besten aufgehoben...“ Seine Stimme konnte man nun als nichts anderes, als bettelnd bezeichnen und der Blick, dem er Tuomas dabei zuwarf, hätte der Urvater aller Dackelblicke sein können. „Na schön...“, hörte er sich selbst sagen. Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, als Damian auch schon lauthals losjubelte und den starken Eindruck erweckte, ihm um den Hals fallen zu wollen, hätte er nur die Hände frei gehabt. Tuomas war froh, dass das nicht der Fal war. Damian strahlte ihn an. „Danke! Danke! Oh Himmel, danke!“ Nun konnte Tuomas auch nicht mehr anders, als zu grinsen. „Solange sie nicht mein Haus zerlegt.“ Damian lachte und schüttelte den Kopf. „Bestimmt nicht!“ Innerlich wurde sein Grinsen noch eine Spur breiter und um einiges gerissener, als er Tuomas schliesslich die Treppe hinauf folgte. Der Mensch schien gar nicht bemerkt zu haben, wie die Anspannung aus seinem Körper gewichen war und sein Misstrauen nachgelassen hatte. Es hatte nur einer kleinen Theatereinlage bedurft, seine verkümmerten Instinkte zu täuschen. Wie einfältig Menschen doch sein konnten. Ein vertrauter Duft, gemischt mit dem Geruch nach Rauch, stieg ihr in die Nase. Ihre Gedanken fühlten sich zäh und klebrig an. Sie hatte Probleme aus diesem Sumpf hinter ihrer Stirn irgendetwas Sinnvolles herauszufiltern. Blinzelnd versuchte sie, die Augen zu öffnen, doch helles künstliches Licht stach ihr in die Augen und liess sie diese unwillig knurrend wieder zusammenkneifen. Sie nahm einen erneuten tiefen Atemzug und konnte den Geruch ganz deutlich als den Damians festmachen. Das Knurren wandelte sich augenblicklich zu einem Seufzen und sie entspannte sich. Was tat er hier? Mit geschlossenen Augen runzelte sie die Stirn. Dann filterte sie die anderen Gerüche heraus und schlagartig riss sie die Augen auf. Es stach in ihren Augen, doch es interessierte sie nicht mehr. Er war auch hier. Ihr Blick nagelte den Mann vor ihr regelrecht im Boden fest. Noch bevor Tuomas vor Schreck zur Bewegungslosigkeit erstarren konnte, hatte Damian auch schon den Griff um ihren Hals gefestigt und verhinderte so, dass sie nach seinen Händen schnappen konnte, die sich nur wenige Zentimeter von ihrem Hals entfernt waren. „Ganz ruhig“, sagte Damian, selbst die Ruhe in Person, aber aufgrund ihres Knurrens kaum zu verstehen. „Schschsch...“, machte er gelassen und fuhr ihr mit dem Daumen beruhigend über den Kopf. „Du solltest dich jetzt vielleicht nicht bewegen“, meinte er an Tuomas gewandt. „Das brauchst du mir nicht zu sagen, ihr Blick ist da recht eindeutig...“, wisperte er zurück und wagte nicht einmal zu blinzeln. Bis ihm siedendheiss einfiel, dass Blickkontakt sie höchstwahrscheinlich noch mehr anheizen könnte und er schlug schnell den Blick nieder. Seine Hände zitterten leicht. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Damian ihr eine Wange auf den Kopf legte und leise auf sie einsprach. Zu leise, als dass er ihn verstehen konnte. Die Bewegung seines Mundes liess jedoch erkennen, dass er sich immer wieder selbst unterbrach und sie auch mit dem bereits bekanntem „Schsch“ zu beruhigen versuchte. „Beruhig dich, er ist keine Gefahr“, wisperte er an ihrem Ohr, doch sie reagierte nur mit einem noch schärferem Knurren darauf. Keine Sekunde wandte sie den Blick von dem Menschen ab und sämtliche Gerüche, die von ihm kamen, schien sie doppelt so intensiv wie normal wahrzunehmen. „Du bist hier sicher, vertrau mir!“ Damians Stimmlage war beschwörend geworden, doch sie entspannte sich auch weiterhin nicht. Sie wollte Erklärungen! Sie wollte wissen, was verdammt nochmal hier los war! Und warum, zum Jäger, hatte er sich die Mühe gemacht und diesen Menschen eingelullt?! Sie konnte Damian leise seufzen hören. Immer und immer wieder strich er ihr über das Gesicht, über die Augen, was sie äusserst lästig fand und wofür sie ihm am liebsten die Hand abgebissen hätte. Das einzige, was sie davon abhielt war der Mensch. Sie würde ihm nicht den Gefallen tun und ihn aus den Augen lassen, da konnte Damian noch so sehr versuchen, den Blickkontakt zu stören. Sie würde nicht einmal blinzeln! Und wie sie Damian kannte, wusste er das auch, also musste er dies für den Menschen machen. Was die Frage, die in ihrem Kopf hämmerte, nur noch drängender werden liess. Was, bei den Knochen ihrer Vorfahren, war hier los!? Und endlich begann Damian zu berichten. „Dem Rudel geht es gut, also mach dir darum mal gar keine Gedanken. Aber unsere Situation hier erfordert etwas mehr Einfühlungsvermögen als sonst, also bitte hör auf, diesem Menschen an die Kehle springen zu wollen. So wie es aussieht, ist er derjenige, der dich mehr als einmal vor dem Tod bewahrt hat.“ Er stockte kurz und auch ihr stockte für eine Sekunde der Atem. Was?!?!? „Na ja, wenn man mal davon absieht, dass es dich nicht wirklich getötet hätte, aber zumindest hat er damit das Rudel vor weiteren Problemen bewahrt.“ Er schnaubte kurz und ihr Herzschlag beschleunigte sich unmerklich, als das Gesagte zu ihr duchsickerte. Was war passiert!? „Die Menschen haben den Lärm gehört, den die Jäger veranstaltet haben und sind am nächsten Morgen losgezogen, um zu sehen, was passiert ist.“ Sie keuchte und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Der Mensch verschwamm vor ihren Augen, als ihre Konzentration auf die Nacht des Kampfes gelenkt wurde und das, was die Stadtbewohner wohl alles gefunden haben mochten. „Keine Sorge, wir konnten noch rechtzeitig das Gröbste beseitigen. Die Jäger und ihre Fahrzeuge liegen sicher auf dem Grund des Sees, die Köpfe natürlich etwas abseits der Körper, versteht sich, aber gegen den Rest konnten wir nichts mehr machen. Sie haben die Lichtung so verwüstet und blutgetränkt vorgefunden, wie wir sie zurückgelassen hatten.“ Er verstummte kurz, bevor er weiter fortfuhr, doch obwohl er nichts sagte, wusste sie doch genau, was er nicht aussprach. >Die Lichtung, die sie auf ihren Befehl hin verlassen hatten. Die Lichtung, die sie hatte aufräumen wollen.< Die Angst, die sie bis jetzt niedergedrückt hatte, wurde nun durch Schuld ersetzt. Sie hatte versagt. Mehr noch: Sie hatte das Rudel in Gefahr gebracht! „Sie suchen nun die Gegend weitläufig nach Raubtieren ab. Sie vermuten wohl auch Tollwut oder sowas. Auf jeden Fall ist jeder, der eine Waffe hat, ist in den Wäldern unterwegs und die Menschen hier in der Stadt sind äusserst vorsichtig geworden. Dass sie Angst haben und leicht reizbar sind, brauch ich dir ja nicht zu sagen.“ Wieder fuhr er ihr über die Augen. Diesmal wohl, um sie wieder aus ihren Gedanken zu holen. Sie registrierte wieder den Mann vor sich und zeigte wieder leise knurrend die Zähne. „Also bis eben warst du noch gut...“, hörte sie ihn zu Damian sagen, als er wieder zur Bewegungslosigkeit erstarrte. Seine Hand hatte er an den Körper zurückgezogen. Ihr Blick verdunkelte sich. „Tut mir Leid“, hörte sie Damian abwesend murmeln, bevor er an sie gewandt leise weitersprach. „Wer hätte je gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber... Das ist der Grund, warum wir diesen Menschen brauchen. Was meinst du, was passiert, wenn du mit deinen Verletzungen draussen rumläufst!?“ Sie wusste, dass diese Frage nur rhetorisch gemeint war, doch sie zog trotzdem unwillig die Stirn kraus und bleckte einmal kurz ihr imposantes Gebiss, um ihre Abneigung deutlich zu machen. Damian erwartete doch nicht wirklich, dass sie hier blieb!? „Ich sag ja gar nicht, dass du dich mit ihm anfreunden sollst! Tauch einfach unter, bis deine Wunden verheilt sind.“ Er zog sie enger in seine Umarmung und plötzlich bekam sie das ungute Gefühl, das da mehr war. Er war zu erleichtert, sie zu sehen. Zu erleichtert, sie AM LEBEN zu sehen. Ihre immernoch vorhandenen Wunden schienen ihn nicht einmal ansatzweise so sehr zu beunruhigen, wie sie. >Was verschweigst du mir!?< Die erste direkte Frage, die sie an ihn richtete und sie konnte spüren, wie er sich versteifte. Dann wandte er den Kopf und bat den Mann, etwas von unten zu holen. Etwas, dass er wohl eingekauft hatte. Sie hatte nicht einmal etwas dagegen. Wie durch einen Schleier sah sie seinen verwirrten Gesichtsausdruck und wie er zögernd aufstand und ging. Kaum hatte er das Zimmer verlassen, vergrub Damian das Gesicht in ihrem Nackenfell, bevor er leise fortfuhr. So leise, dass selbst sie Probleme hatte, ihn zu verstehen. „Sie haben Sascho erwischt. Er wird es wahrscheinlich nicht schaffen.“ Sie wusste nicht, wie lange sie so dagelegen hatte. Regungslos. Ohne ein Gefühl. Ohne ihre Umgebung wirklich wahrzunehmen. Sascho... Sie sah seine graue Gestalt durch den Schnee jagen, dicht hinter einer Ricke, die er Zuhause am liebsten gefressen hatte. Sah ihn an ihrer Seite durch den Wald rennen, an ihrer Seite kämpfen. Er konnte nicht sterben... Sie hörte nicht einmal mehr Damians Worte. Das Einzige, was sie hörte, war das weiche Geräusch von Saschos Pfoten auf dem moosbedeckten Waldboden. Und ihren eigenen Herzschlag, der mit jedem Schlag lauter zu werden schien. Um mit jedem Schlag ein grösseres Stück aus ihrer Brust zu reissen, bis ihr gesamter Brustkorb nur noch aus einem einzigen, grossen Loch zu bestehen schien. Angefüllt mit nichts als gähnender, unendlich schmerzhafter Leere. „...- du. Deshalb musst du hierbleiben! Ich weiss, dass du das nicht willst und ich an deiner Stelle würde das auch nicht wollen, aber wir können nicht noch dich verlieren.“ Ein klagender Laut stieg ihre Kehle hinauf und das Loch, das einmal ihre Brust gewesen war, schien sich vor Schmerz zusammenzuziehen. Damian strich mit seinem Gesicht über ihren Kopf. „Die anderen versuchen, ihn wieder auf die Beine zu bringen, doch er will nicht essen und trinken tut er auch kaum. Sie haben schon versucht, ihn zu zwingen, etwas zu essen, aber er kann es auch nicht bei sich behalten.“ Sie spürte den Schmerz hinter Damians Worten und war kein bisschen überrascht, die nächsten zu hören. „Seine Wunden heilen nicht. Nichtmal ein bisschen...“ Seine Finger gruben sich in ihr Fell und sie konnte hören, wie ihm fast die Stimme brach. a) Sie ignorierte den Schmerz, den sein Griff ihr verursachte und liess den Kopf erschöpft auf seine Beine sinken. Es zerriss ihn förmlich, Sascho in diesem Zustand zu wissen und sie ebenfalls. Und doch war er hier. Hatte nach ihr gesucht und sie glaubte fast mit Gewissheit sagen zu können, dass mindestens zwei weitere Wächter ihn begleitet hatten. Wäre es nach ihr gegangen, hätten sie an der Seite ihres Bruders bleiben können, er brauchte die Drei jetzt weitaus dringender als sie. Dies war wieder einer dieser Momente, wo sich ihre Stellung als Alpha-Tier als störend und eher behindernd als fördernd sah. Vielleicht war es auch wieder so ein Überbleibsel aus ihrer Zeit als Mensch, dass sie in solchen Momenten auf die Rangordnung pfeifen liess. Sie sollten bei ihm sein und nicht hier. Aber sie war nunmal das Alpha-Weibchen. Und sie zu verlieren, würde das Rudel noch mehr treffen und eine weitaus grössere Lücke zurücklassen. In der Hinsicht liessen die anderen nicht mit sich reden. Sie ging vor. Ergeben schloss sie die Augen und schob den Kopf unter Damians Arm. Sie würde ihm vertrauen. Im Gegensatz zu ihr, wusste er über alles Geschehene Bescheid und konnte sich draussen frei bewegen. Sie würde ihm wohl noch etwas in seiner Rolle als ihr Stellvertreter belassen müssen. b) In ihrem Kopf begannen trotz allem die Sirenen wieder zu läuten. Deshalb also war er nicht überrascht gewesen, all die Wunden an ihr zu sehen. Ein Grollen stieg in ihrer Kehle auf, vermochte es aber nicht vollständig, sie aus ihrem Dämmerzustand zu reissen. Sascho lag im Sterben... Und sie lag hier. Bei einem Menschen. Und konnte rein gar nichts tun. Das Grollen brach in ihrer Kehle. Sie schluckte hart und versuchte auf die Beine zu kommen. Wahrscheinlich würde Damian ihr jetzt den Kopf abreissen, aber verdammt nochmal, sie war verantwortlich für ihre Brüder und Schwestern. Sascho lag im Sterben! Sie konnte unmöglich hierbleiben und so tun, als ob nichts wäre. *-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*- Verdammt... Ich sollte aufhören, mir selbst mit diesen Wahlmöglichkeiten, Steine in den Weg zu werfen... Wenn ich das so lesen, könnt ich mich auch nicht so leicht entscheiden, auch wenn ich weiss, mit welcher Option ich weiterschreiben wollen würde... Verdammt... Wahrscheinlich nehmt ihr wieder die Andere... <_< *Seufz* Warum is mir nur nix besseres und logischeres eingefallen?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)