Rusty Nail von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Erster Schultag und ein Pinki ---------------------------------------- Kapitel 1 Die starrenden Blicke um ihn herum ignorierend, bahnte sich der Junge seinen Weg durch die Menge. Sollten sie doch starren, über ihn erschrocken sein, oder sich über ihn ihre Mäuler zerreißen. Nur, weil er pinke Haare hatte und sich so von dieser langweiligen Menge abhob, hieß das noch lange nicht, dass er soviel anders war als sie. Aber was soll's. Konnte ihm ja egal sein. Solange es ihm gefiel. Zuhause interessierte es eh niemanden. Die wussten doch eh nicht mehr, wie er aussah, so selten, wie seine Eltern Zuhause waren. Und da der Schulleiter großen Respekt vor seinen Eltern hatte, traute er sich auch gar nicht, erst gegen ihn das Wort zu erheben. Genervt stöhnend bog Hide in die nächste Straße ein und stieg die Treppen zur U-Bahn hinunter. Ein kurzer Blick auf die Uhr. Er hatte noch eine halbe Stunde, bis der Unterricht begann. Nachdenklich kramte Hide in seiner Tasche und fischte eine Tablettenpackung heraus. Sollte er eine nehmen, oder riskieren, womöglich wegen irgendwas aus dem Unterricht geworfen zu werfen? Klang eigentlich ziemlich verlockend. Sollte er sich aber lieber doch nochmal überlegen, wenn er endlich das Jahr schaffen wollte. Kurz schaute er sich um, dann warf er sich schnell die Tablette in den Mund, bevor er es sich doch anders überlegte und spülte mit Wasser nach. Ein paar Minuten später fuhr auch schon die Bahn ein und er stieg mit den anderen Wartenden hinein. „Yo-chaaaa~n!“ Durch den quietschenden Ruf zusammen zuckend, wirbelte der langhaarige Rotblonde herum. „Toshi! Nenn mich nicht dauernd so!“ Schon hatte ihn sein bester Freund erreicht und lachte ihn an. Gott, war das ein schlimmer Anblick. Gute Laune am frühen Morgen gehörte verboten. Vor allem, wenn es auch noch der erste Schultag war. „Dir auch 'nen guten Morgen, Yoshiki. Bist ja ganz schön früh dran, für deine Verhältnisse.“ Lachte Toshi immer noch. Resigniert zuckte Yoshiki die Schultern. Nützte nichts, wenn Toshi mal gute Laune hatte, konnte wer weiß was passieren und der Blonde würde immer noch lachen. „Meine Mutter hat mich raus geworfen. Sie meinte, ich solle zumindest am ersten Tag pünktlich sein. Bock hab ich trotzdem nicht.“ Tröstend reichte Toshi ihm eine Zigarette. „Na dann, erst mal Frühstück?“ Angeekelt verzog Yoshiki das Gesicht und winkte ab. „Ne, lass mal. Ich wollte doch aufhören. Gibt eh nichts, was mir den Morgen noch retten kann.“ Grinsend zündete Toshi sich die Zigarette selber an und winkte mit einem Blatt. „Ich glaube, ich hab hier was, was dich aufmuntern wird!“ Überrascht sah Yoshiki seinen Freund an, hob skeptisch eine Augenbraue. „Was ist das?“ Strahlend überreichte der Blonde das Blatt dem Blonden. „Hab ich während der Ferien geschrieben. Während dem Familientreffen. Kannst du damit was anfangen?“ Eine Weile starrte Yoshiki auf das Blatt, las aufmerksam jede Zeile und plötzlich lächelte er. „Wow, Toshi! Ein klasse Text! Natürlich kann ich damit was anfangen!“ Stolz stemmte Toshi die Arme in die Hüften. „Tja, ich bin gut, ne?“ „Ja, das bist du! Ich hab auch schon ne Idee für die Musik. Hoffentlich sind Pata und Heath auch zu früh dran. Dann besprechen wir schon mal das Grobe.“ Toshi warf seine Zigarette auf den Boden, bevor sie in die Straße bogen, in der sich die Schule befand. „Tja, wer weiß. Du willst also lieber wieder Wichtiges im Unterricht besprechen, anstatt zuzuhören?“ Mit einem Grinsen im Gesicht sah er seinen Freund an, der ebenfalls grinste. „Natürlich. Du etwa nicht?“ „Seh ich so aus?“ lachte Toshi und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Sich immer noch unterhaltend, betraten die beiden die Schule und gingen den gewohnten Gang entlang zu ihrem Klassenzimmer. Natürlich steuerten sie auch gleich die letzte Reihe an, wo sie auch schon von Heath und Pata begrüßt wurden. Erst redeten sie etwas über die Ferien, die sie leider nicht zusammen verbringen konnten, und anschließend über den Songtext, den Toshi geschrieben hatte. Sie diskutierten gerade darüber, ob ein Wechsel zwischen Rock und Klassik zu dem Text passen würde, als der Lehrer eintrat. Was die vier gekonnt ignorierten. Auch der Lehrer ignorierte die vier. Statt sie zu ermahnen, räusperte er sich nur und deutete auf die Tür. „Ich möchte Ihnen Ihren neuen Mitschüler vorstellen. Das ist Hideto Matsumoto.“ Zwar hatte er kein Wort davon mitgekriegt, was sein Lehrer gesagt hatte, trotzdem sah Yoshiki auf, als ihm plötzlich etwas extrem Grelles ins Auge stach. Teils schockiert, teils belustigt starrte er nach Vorne. Da stand doch tatsächlich ein Junge mit grellpinken Haaren und bunten Klamotten im Klassenzimmer. Der Pinke grinste gut gelaunt und sprang auf einmal herum. „Freut mich euch kennen zu lernen! Bitte nennt mich Hide!“ Nun starrten auch Toshi, Pata und Heath nach vorne. Kurz wechselten die vier einen skeptischen Blick. Sollten sie nun lachen oder weinen? So was hatten sie noch nie gesehen, schon gar nicht in ihrer Schule. Das wäre der letzte Ort gewesen, wo sie so jemanden erwartet hätten. Dagegen war selbst Yoshikis langer Lockenkopf alltäglich. Leicht verzweifelt über die Hibbeligkeit des neuen Mitschülers, sah sich der Lehrer im Klassenraum um, deutete dann schnell auf die letzte Reihe, neben Yoshiki. „Setzt dich neben Yoshiki. Er kann dir dann nachher auch die Schule zeigen.“ „in Ordnung~!“ sang der Pinke und warf sich schwungvoll neben den immer noch etwas schockierten Yoshiki. „Hy, ich bin Hide und ihr seid...?“ Vor lauter Starren schaffte es Yoshiki gerade mal, den Mund unkoordiniert auf und zu zuklappen, bis der etwas gefasstere Heath ihm aus der Klemme half. „Hy. Der Fisch hier ist Yoshiki, neben ihm Toshi, ich bin Pata und der da nennt sich Pata. Wohnst du schon lange in der Gegend?“ Ohne auf die Frage einzugehen, umarmte der Pinke den Fisch plötzlich. Erschrocken kreischte dieser auf, verlor das Gleichgewicht und kippte vom Stuhl, woraufhin Hide, der ihn noch umarmte, auf ihm drauf landete. Vom Lärm aufgeschreckt starrte die gesamte Klasse zu ihnen nach hinten. Erschrocken sprangen Toshi und Heath auf, um den am Boden liegenden zu helfen, während Pata das Szenario nur belustigt von seinem Stuhl aus beobachtete. „Yoshiki! Ist dir was passiert!“ schrie Toshi und half seinem Freund sich aufzusetzen. „Nein... Geht schon...“ murmelte Yoshiki und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. Er hätte doch zu spät kommen sollen. Viel zu spät. Oder gar nicht. Würde bestimmt ne fette Beule geben. Plötzlich beugte sich etwas Pinkes über ihn. Hide war anscheinend von ihm aufgestanden und beugte sich nun besorgt über ihn, dass ein paar pinke Strähnen in Yoshikis Gesicht fielen. „Gomen nasai~! Hast du dir auch wirklich nichts getan?“ Kaum wurde der Braunhaarige von Heath hochgezogen, sprang der Pinke auch schon wieder um ihn herum. Erst durch fuhr es Yoshiki, der andere wolle sich über ihn lustig machen, dann merkte er, dass der Pinke wohl immer noch auf eine Antwort wartete. „Äh... nein, alles okay...“ stotterte er und sah beschämt zu Boden. Weswegen wurde er jetzt eigentlich rot? „Puh~! Ein Glück!“ sagte der Pinke sichtlich erleichtert und fiel Yoshiki abermals um den Hals. Verwirrt erstarrte dieser. Sein Herz raste auf einmal, er hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte. Das war ihm noch nie passiert! So jemand war ihm noch nie passiert! Toshi war ja auch manchmal ziemlich anhänglich, aber der war ja...! Yoshiki fand einfach kein Wort dafür. Plötzlich fielen ihm wieder die anderen um sie herum ein. Schnell schob er den anderen von sich weg und zeigte mit gesenktem Kopf auf die Stühle. „Wir sollten uns wieder setzten...“ Nun räusperte sich auch der Lehrer. „Also, können wir nun fortfahren? Na los, alle wieder auf ihren Platz!“ Sofort gehorchten alle und der Unterricht konnte weitergehen. Eigentlich war alles ein ganz gewöhnlicher Schultag. Bis auf, dass Yoshiki beinahe einen Nervenzusammenbruch erlitt. Ständig fing der Pinke (irgendetwas in Yoshiki weigerte sich, dieses ETWAS mit Namen anzusprechen) mit irgendetwas zu spielen, sei es nun ein Stift oder Yoshikis lange Haare, oder fing an mit dem Stuhl zu kippeln, auf dem Tisch zu trommeln oder Tiere aus Papier zu basteln, die er Yoshiki an den Kopf warf. Dabei immer mit einem strahlendem Lachen auf dem Gesicht, als wäre es total normal, so den Schultag herumkriegen. Trotzdem schien er dem Lehrer nicht negativ aufzufallen. Auch als er den Pinken und Yoshiki nach dem Unterricht zu sich nach vorne rief, verlangte er nur von Yoshiki, sich dem Pinken anzunehmen, verteilte aber keine Strafaufgaben oder ähnliches. Skeptisch schielte Yoshiki zu dem Kleineren, als sie über den Schulhof gingen, um Toshi, Pata und Heath zu treffen. Irgendwas stimmte mit dem ganz gewaltig nicht. Diese gute Laune war ja schon unheimlich. Und der Lehrer hatte nicht mal daran gedacht, den Pinken zu ermahnen. Erleichtert, als sie endlich die anderen erreichten, lehnte Yoshiki sich an Toshi. „Hm?“ machte dieser verwundert und strich seinem Freund mitfühlend durch die langen Haare. „Was hast du denn, Yo-chan?“ „Zigarette. Jetzt. Sofort.“ „Aber, du wolltest doch aufhö...“ „Toshi! Jetzt!“ Schnell kramte der Blonde eine Packung hervor und steckte Yoshiki eine Zigarette zwischen die Lippen. Diese wurde auch sofort von dem Langhaarigen angezündet und ein tiefer Zug genommen. „Ha~“ machte er seufzend und seine Züge entspannten sich. „Jetzt ist es schon viel besser!“ Pata schulterte seine Tasche und ging neben Heath her, der schon bei der zweiten Zigarette nach Schulschluss war. Grinsend wandte er sich an Yoshiki, der immer noch genüsslich seine Zigarette rauchend, mit Toshi vor dem Schultor hockte. Hinter der weißen Mauer konnte man mühelos Hides pinke Haare erkennen, der seltsamerweise ziemlich still gewesen war in den letzten Minuten. „Hey, fragt doch mal Hide, wo er lang muss! Vielleicht können wir zusammen gehen!“ Mit einem bösen Blick starrte Yoshiki zu Heath hinüber. Persönlich hatte er zwar nichts gegen den Pinken, aber irgendetwas an ihm hielt ihn auf Abstand. Ob das nun die Tatsache war, dass dieser ihn vom Stuhl geworfen hatte, oder einfach nur eine für ihn unerträgliche gute Laune hatte, konnte er nicht sagen. Auf jeden Fall weigerte sich etwas in ihm zu glauben, dass mit ihm alles mit rechten Dingen zu lief. Schon kam dieser hinter der Schulmauer hervor. Er lachte wieder, wenn auch in Yoshikis Augen etwas gezwungen. Ungewöhnlich, wie er fand. Fragend blickte der Braunhaarige zu dem Pinken hoch, der sich sofort neben ihn hockte und seine Haare zurück schob, damit diese kein Feuer fingen. Wieder merkte Yoshiki, wie sein Herz schneller schlug, als der Pinke ihm so nah kam und ihn angrinste. Nun hatte er auch zum ersten Mal die Gelegenheit, sich die Augen des anderen genauer anzusehen. Sie waren dunkelbraun, fast schwarz und hatten etwas trauriges an sich. Seltsam, wo der Pinke doch so fröhlich erschien. Doch da sprang dieser auch schon wieder auf, hüpfte zu Pata und umarmte ihn. Dieser erwiderte die Geste nur lachend und Heath, der lachend daneben stand, wiederholte seine Frage. „Ich muss zur Bahn! Ihr auch?“ Fragte der Pinke, der inzwischen auf Patas Schultern hockte und dessen dicke Haare durchwuschelte. In etwas Abstand folgten Toshi und Yoshiki den anderen. Ein Glück, dachte Yoshiki. Ich muss ihn nicht auch noch auf dem Schulweg ertragen! „Nein, wir wohnen alle in der Nähe. Aber jetzt gehen wir sowieso alle zu Yoshiki. Hey, was haltet ihr davon, wenn wir ihn mitnehmen?“ Vor Schreck ließ Yoshiki beinahe seine Zigarette fallen. „WAS?! Werd ich auch noch gefragt? Es ist mein Haus!“ „Also, ich hätte da nichts gegen. Wird bestimmt lustig“, meinte Toshi nur und Heath beließ es bei einem Nicken. „Au ja!“ rief Hide begeistert von Patas Rücken. Fassungslos starrte Yoshiki seine Freunde an. „Da... Das geht nicht. Wir müssen proben! Wir müssen sechs Wochen Proben nachholen! Da stört der nur!“ „Ihr probt? Macht ihr Musik?“ Rief der Pinke noch strahlender und wippte auf Patas Rücken hin und her, dass Yoshiki beinahe glaubte, der andere würde jeden Augenblick zusammenbrechen, auch wenn der Pinke nicht wirklich so aussah, als würde er viel wiegen. Genervt nickte Yoshiki. „Ja, verdammt. Und wir müssen dringend weiter proben. Vielleicht ja ein andern Mal,“ fügte er schnell hinzu, als er die schmollenden Mienen Heaths, Toshis und des Pinken betrachtete (Pata stand nur teilnahmslos daneben und schaute erwartungsvoll zwischen ihnen hin und her). Daraufhin grinsten ihn die drei wieder an. „Na gut, dann ein anderes Mal, Hide“, meinte Toshi, als sie an der Straßenkreuzung ankamen. „Ist in Ordnung!“ strahlte der Pinke und sprang auf sie zu, um jeden von ihnen noch einmal stürmisch zu umarmen. Bei Yoshiki blieb er noch kurz stehen, bevor er zu U-Bahn ging. „Vielen Dank, Yoshiki! Ich freu mich schon tierisch, euch irgendwann mal zu hören! Bis Moo~rgen!“ Hüpfend entfernte sich der Pinke und verschwand im Untergrund. Ungläubig schüttelte Yoshiki den Kopf. „War das heute tatsächlich echt?“ fragte er zögernd. Nüchtern nickte Heath und wandte sich zum gehen. Pata folgte ihm und Toshi zog Yoshiki mit sich. „Komm schon, Yo-chan! Du wolltest doch unbedingt proben! Und ja, es war echt.“ „Mir gefällt der Kerl. Er ist lustig“, meinte Heath grinsend. Bestätigend nickte Pata. Sowie Toshi. Nur Yoshiki hatte Zweifel. Als sie sein Haus erreichten, schloss er die Tür auf und ließ sie hinein. „Wenn ihr meint...“ Schwer atmend stützte sich eine pinke Gestalt am Treppengeländer ab. „Scheiße,“ murmelte er und sank auf die Stufen. Es fiel ihm sehr schwer zu atmen und seine Glieder fühlten sich schwer an. Die Tablette hatte nicht so lange gewirkt, wie er gehofft hatte. So hatte er seit Schulschluss den Fröhlichen spielen müssen. Aber anscheinend war es keinem der vier aufgefallen. Hätte nur zu unliebsamen Fragen geführt. „Mama!“ schrie auf einmal eine Kinderstimme. Verwundert, aber mit feindseligem Blick hob Hide den Kopf und sah das kleine Kind, was sich ängstlich hinter seiner Mutter versteckte, direkt an. „Ist was?“ Knurrte er. Sofort machte die Frau auf dem Absatz kehrt, zog ihr Kind mit sich. Kopfschüttelnd blieb Hide sitzen. Ihm doch egal, ob er anderen Angst ein jagte, oder was sie von ihm dachten. Alles war ihm egal. Und er war auch allen egal. Er brauchte niemanden. Aber warum hatte er gerade so einen Drang, jemanden zu umarmen? Kapitel 2: Schizophreni und doppeltes Lächeln --------------------------------------------- Kapitel 2 Sie hatten bis spät abends noch geprobt. Gegen zehn hatte Yoshiki dann endlich Gnade mit ihnen und ließ sie aufhören. Etwas heiser beschwerte Toshi sich, dass er wegen Yoshiki noch eines Tages seine Stimme verlieren würde, was dieser wie immer ignorierte. Beschwerte sich dafür bei Heath und Pata, dass diese noch vergessen würde, wie man spielte, wenn sie so wenig probten. Was diese ebenfalls ignorierten. Alles war wie immer. Obwohl sie sich beieinander beschwerten, wussten sie, dass nichts davon ernst gemeint war und sie trotzdem zusammen halten würden. Wenig später saßen sie auch schon in Yoshikis großer Küche und futterten ein paar Kekse, die ihnen eines der Dienstmädchen hingestellt hatte und lachten mit einander. Auch, wenn Yoshiki es nicht oft zeigte, waren diese Stunden doch die, die er am meisten genoss. Einfach mit seinen Freunden Musik machen und von einer Zukunft als erfolgreiche Musiker zu träumen. Plötzlich durchbrach Heaths Stimme seine Tagträume. „Sag mal, Yo, hast du irgendwas gegen Hide?“ Verwundert sah Yoshiki von seinem Keks auf, an dem er gerade knabberte. „Hm? Du meinst den Pinki? Weiß nicht...“ „Wie, du weißt nicht?“ hakte Toshi nach und goss sich noch eine Tasse Tee ein. „Entweder du hast was gegen ihn, oder er ist in Ordnung. Entscheide dich.“ Eine Grimasse ziehend warf Yoshiki seinen restlichen Keks gegen Toshis Kopf, der daraufhin in dessen Haar hängen blieb. „He!“ machte Toshi verärgert und fuhr sich durchs Haar. Wodurch der Keks schließlich in der vollen Teetasse landete. Lachend hing Yoshiki auf seinem Stuhl und rang nach Luft, als er Toshis entsetzten Gesichtsausdruck sah. „Mensch, Yo, den wollt ich noch trinken!“ „Na und? Jetzt ist er halt etwas süßer!“ „Yo,“ unterbrach ihn abermals Heath bestimmend. „Du hast mir noch nicht geantwortet.“ „Wieso muss ich überhaupt darauf antworten?“ erwiderte der Lockige und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, die arme vor der Brust verschränkend. „Weil wir schon gemeinsam entscheiden, ob er mal bei den Proben zusehen kann.“ Murrend wickelte Yoshiki eine seiner Haarsträhnen auf dem Finger auf. „Ihr habt mich doch eh schon überstimmt. Was soll ich da noch groß gegen sagen.“ „Aber wenn du was gegen ihn hast, dann musst du es uns auch genauer erklären. Würde ich fair finden.“ Stöhnend stand Yoshiki auf, schnappte sich Toshis Tasse, die dieser die ganze Zeit über nur traurig angestarrt hatte, schüttete den Inhalt in die Spüle und schenkte Neuen ein. „Ich weiß halt nicht, was ich von ihm denken soll.“ „Inwiefern?“ Mann, konnte der nicht mal aufhören immer weiter zu fragen? Das war ja schon das reinste Verhör. Wieso musste er sich eigentlich für alles rechtfertigen? Er mochte Heath ja, sonst würde er ihn nicht bei sich Zuhause sitzen haben, aber manchmal nervte er doch schon, wenn er so stur war. Mit langsamen Bewegungen reichte er Toshi die wieder volle Tasse, setzte sich auf seinen Stuhl und nahm sich den nächsten Keks, an dem er knabberte. Ihm war wohl bewusst, dass die Blicke der anderen, vor allem Pata (toll, redet fast nie, aber starren kann der...), auf ihm ruhten, gespannt auf eine Antwort wartend. „Na schön,“ gab Yoshiki sich schließlich geschlagen und warf den abgeknabberten Keks auf den Teller vor sich. „Er ist... einfach komisch.“ „Hm?“ machte Toshi und legte den Kopf schief. „Was meinst du mit komisch? Okay, vielleicht etwas aufgedreht und stürmisch, aber irgendwie süß, oder nicht.“ „Das meine ich nicht,“ erwiderte der Braunhaarige und sah zur Decke. „Was meinst du dann?“ Wieder Heath. War ja klar. „Nun...“ drugste Yoshiki, „ich finde seine Aufgekratztheit zu extrem. Irgendwie unnatürlich. Ich denke nicht, dass das wirklich der echte Hideto Matsumoto ist. Gut, pinke Haare sind jetzt nicht wirklich schlimm, ich kann verstehen, wenn man so was für sich entdeckt. Wenn es ihm gefällt, soll es mir recht sein. Nur seine Art halt ist mir nicht ganz geheuer.“ Nachdenklich nippte Heath an seiner Tasse. Auch Toshi sah Yoshiki nur schweigend an. Pata saß einfach nur auf seinem Stuhl und schob sich die nächste Ladung Kekse in den Mund, ohne den Blonden aus den Augen zu lassen. Irgendwie war ihm unwohl bei dieser Stille. Schnell setzte er ein Lachen auf. „Aber vielleicht muss ich mich auch nur erstmal an ihn gewönnen! Wer weiß. Vielleicht ist er ja doch ganz okay.“ Erfreut sah Toshi auf. „Dann kann er mal mit zur Probe?“ Abwehrend hob sein Freund die Hand. „So schnell nun auch wieder nicht! Lasst ihn uns erstmal näher kennen lernen, dann vielleicht.“ Er wandte sich an Heath, der immer noch ans einem Tee nippte. „Zufrieden mit der Antwort?“ Klirrend stellte der Dunkelhaarige die Tasse ab und nickte langsam. „Ja. Ich gebe zu, anfangs war ich auch etwas erschrocken über diese Abgedrehtheit, aber ich finde ihn schwer in Ordnung. Ich würde ihn schon fast als naiv einschätzen.“ Plötzlich fing er an zu lachen. „Das war echt geil, als er dich vom Stuhl geworfen hat!“ Toshi fiel ins ein Lachen mit ein. Nur Yoshiki hockte errötend auf seinem Stuhl und knabberte beleidigt seinen Keks weiter. „Von wegen...“ „Warum hat er dich eigentlich so plötzlich umarmt? Ich dachte erst, der wollte über dich herfallen!“ „Halt's Maul, Toshi!“ Lachend hielt Heath sich an dem unberührten Pata fest. „Hab ich auch erst gedacht!“ „Schnauze, Heath!“ „Du bist ja auch ein ganz Süßer, Yo-chan!“ „Toshi! Verdammt, sei still!“ Trotz Yoshikis Wutausbruch dauerte es noch einige Zeit, bis die beiden sich beruhigt hatten und wieder vernünftig Luft bekamen. „Naja, ich muss dann aber auch mal langsam nach Hause.“ „Wie, jetzt schon, Heath?“ Resigniert zuckte der Gefragte die Schultern. „Ihr wisst doch, dass wir, wenn wir so weiter machen, dieses Mal bestimmt nicht versetzt werden. Also, im Klartext: Hausaufgaben machen.“ „Och nöööööööööööö,“ stöhnte Toshi, stand aber ebenfalls auf. Gelangweilt folgte Pata ihnen und Yoshiki begleitete seine Freunde zur Tür. „Ist zwar blöd, aber hast ja recht. Dann bis Morgen.“ „Tschau, Yo!“ Der Braunhaarige sah seinen Freunden noch nach, bis sie aus der Straße verschwanden, schloss dann die Tür und ging in sein Zimmer. Auf seinem Bett lagen überall Notenblätter herum und seine Schultasche lag vergessen unter dem Tisch. Seufzend zog er sie hervor und machte sich an die Hausaufgaben. Alles war still in dem großen Haus. Nirgendwo brannte Licht. In keinem Zimmer regte sich etwas. Nur auf dem Dachboden war ein Fenster geöffnet, auf dessen Brett ein Junge mit pinken Haaren saß und nachdenklich in den dunklen Himmel starrte. Die Leute, die er heute getroffen hatte, schienen ihm in Ordnung, doch er wusste nicht wirklich, ob er wirklich anfangen wollte sie zu mögen. Am liebsten würde er es wie immer tun, und einfach allen Personen ein Brett vor den Kopf schlagen. Dennoch wusste er, dass er das nicht konnte. Im schlimmsten Fall würde man ihm wieder die Klapse androhen. Und da wollte er ganz bestimmt nicht hin. Sein Blick fiel auf die Tablettenpackung, die auf seinem Nachttisch stand. Er hasste diese Tabletten. Trotzdem wusste er, er musste sie nehmen, um draußen bleiben zu können. Auch, wenn sie ihn zu jemanden komplett anderen machten. Es war ein Versteckspiel. Sein ganzes Leben. Seine Eltern, die dauernd unterwegs waren, dachten, er wäre auf dem besten Weg der Heilung. Die Leute, die er auf der Straße traf, dachten er sei ein depressiver Irrer. Die Lehrer hielten ihn für einen psychisch Kranken. Und diese Jungs, die er heute getroffen hatten, hielten ihn höchstwahrscheinlich für einen aufgedrehten, hyperaktiven Punk. Nicht mal er selber wusste, was er eigentlich war. Wenn er es mal gewusst hatte, dann hatte er es vor langer Zeit vergessen. Dabei wollte er es wissen. Er wollte, dass auch alle anderen es wussten. Und er wünschte sich wirklich, in diesen Jungen Freunde zu finden. Sie schienen auf einer Wellenlänge, soweit Hide es beurteilen konnte. Doch, wie würden sie reagieren wenn sie wüssten, wie er ohne Tabletten war? Dass die eine Tablette auch noch zu früh ihre Wirkung verloren hatte, war nicht wirklich gut gewesen. Es war echt anstrengend gewesen die Fassade aufrecht zu erhalten. Hide sah wieder nach draußen. Atmete tief ein. Die frische Luft tat gut. Einer der wenigen Momente, in denen er entspannen konnte. Morgen würde er wieder Tabletten schlucken müssen. Aber vielleicht musste er das eines Tages nicht mehr. Irgendwie freute er sich darauf, die Jungs wieder zu sehen. Wie hießen sie noch? Ach ja, Heath. Netter Junge, gewöhnungsbedürftige Frisur, aber er schien wirklich nett zu sein. Toshi. Auch in Ordnung. Schien ihm ein bisschen das Kind unter den Vieren zu sein. Dann war da noch dieser Pata... Etwas seltsam. Er schien wirklich nur zu sprechen, wenn es unbedingt sein musste, aber er schien ebenfalls in Ordnung zu sein. Und der Letzte, der mit den langen, blonden Locken... Genau, Yoshiki hieß er. Hide errötete. Scheiße, er hatte ihn vom Stuhl geworfen, oder? Oh, scheiße, das war ihm ja noch noch nie passiert, nicht mal bei der unabsichtlichen Überdosis vor zwei Wochen. Was hatte ihn da nur geritten? Umarmen, okay, daran hatte er sich gewöhnt, dass er das unter Tabletteneinfluss tat, aber so stürmisch? Was musste er nur von ihm denken? Hoffentlich hasst er mich jetzt nicht. Wäre kein toller Start, wenn die so eng miteinander befreundet sind. Zum zweiten Mal an diesem Tag überkam den Pinkhaarigen den Drang, jemanden zu umarmen. Und das ohne Tabletten. Er fühlte sich gerade einfach nur einsam. Er schloss die Augen und sah blonde Locken vor seinen Augen. Was sollte das denn jetzt? Er öffnete die Augen wieder und schloss das Fenster. Am besten, er ging schlafen. Schließlich musste er früh aufstehen. Um so schneller konnte er die Vier Typen wieder sehen. Um so schneller musste er wieder Tabletten nehmen. Gähnend trottete Yoshiki den Weg entlang. In seiner Hand hielt er eine Hundeleine, an der seine Hündin Cherry festgemacht war. Wenn er noch rechtzeitig zur Schule kommen wollte, musste er sich langsam beeilen. Immerhin musste er Zuhause noch Cherry abladen und seine Tasche holen. Warum bloß musste seine Mutter ihn auch zwingen, mit Cherry VOR der Schule raus zugehen, obwohl sie DREI Dienstmädchen hatten?! Genervt warf er einen Blick auf die Uhr. Okay, wenn er sich jetzt beeilte, könnte er es noch rechtzeitig schaffen. Er wollte gerade umdrehen, als ihm plötzlich etwas Pinkes ins Auge stach. Kurz zögerte er, als er die schmale Gestalt vor sich erkannte, dann rief er aber doch: „Hey, Hide! Warte Mal!“ Tatsächlich blieb die pinke Gestalt stehen, drehte sich langsam zu Yoshiki um, der auf ihn zu gerannt kam. Dieser war bei Hides Anblick total verwirrt. Irgendwie wirkte er anders als am Vortag. Nicht nur, dass er ganz normal, und sogar noch ziemlich langsam, die Straße lang ging, sein Lachen wollte auch nicht so ganz gelingen. „Oh, äh, Hallo, Yoshiki...“ Etwas schwach hob Hide die Arme, um Yoshiki zu umarmen, hockte sich zu Cherry und kraulte sie hinter den Ohren. „Hallo, du bist aber eine Hübsche.“ Mit einem SEHR schlecht gekünsteltem Lächeln sah er wieder zu Yoshiki hoch. „Wie heißt sie denn?“ „Cherry“, antwortete Yoshiki verwirrt und ging weiter. Hide trottete neben ihm her. „Wohnst du hier in der Nähe?“ fragte Hide lächelnd. Der Blonde nickte nur. „Ja, hier die Straße rein. Willst du noch kurz mitkommen? Muss nur kurz meine Tasche holen.“ Ohne zu antworten folgte Hide dem Blonden in die Straße. „Klar. Ich warte dann kurz hier unten.“ „Okay, komme sofort.“ Schnell schloss Yoshiki auf und ging in das Haus. Cherry übergab er einem der Dienstmädchen, dann rannte er kurz in sein Zimmer und schnappte sich seine Tasche. Der traurige Gesichtsausdruck in Hides Gesicht ging ihm nicht aus dem Kopf. War das wirklich dieselbe Person wie vom Vortag? Die hatten so gar keine Ähnlichkeit mit einander. Zwei Stufen auf einmal nehmen sprang Yoshiki die Treppe hinunter und verließ das Haus. Vor der Tür erwartete ihn der zweite Schreck an diesem Morgen. Okay, pinke Haare, bunte Klamotten, äußerlich schien es wirklich die selbe Person zu sein, die er vor ein paar Minuten noch draußen stehen gelassen hatte. Doch woher kam plötzlich dieses Atomgrinsen? Und wieso hüpfte der Pinke auf einmal wieder herum, als wäre er ein Karnickel unter Drogen? „Da bist du ja~!“ Strahlte der Pinke, hoppelte auf den erstarrten Yoshiki zu und knuddelte ihn. „Äh... ja,“ stotterte der Blonde. Zu mehr fehlten ihm die Worte. Wie konnte der Gemütszustand eines Menschen sich innerhalb von zwei Minuten so dermaßen ändern? Das war ihm irgendwie unheimlich. Mit einer leichten Gänsehaut schob er den Kleineren eilig weg und wandte sich zum gehen. „Ja! Und jetzt komm, bevor wir zu spät kommen!“ „Ja~! Ich komme!“ trällerte der Pinke und hoppelte hinter dem Größerem her. Als er ihn eingeholt hatte, sprang er plötzlich auf Yoshikis Rücken. Vor Schreck verlor der Blonde das Gleichgewicht und fiel. Wie schon am Vortag landete der Pinke auf ihn. Schnell sprang er von Yoshikis Rücken und hockte sich neben ihn. „Oh nein! Es tut mir so Leid, das wollte ich nicht! Hast du dir auch nichts getan? Tut mir wirklich Leid!“ „Ist ja gut,“ murmelte Yoshiki genervt und stand wieder auf. Mit besorgtem Blick musterte der Pinke ihn. Yoshiki warf einen etwas zu bösen Blick zurück. Der Pinke zuckte daraufhin zusammen, senkte den Blick und war plötzlich still. Verwundert blieb Yoshiki stehen. Moment mal, der sah ja aus, als würde er gleich los heulen. Ein schlechtes Gewissen überkam Yoshiki. Ehe er sich versah, hatte er den Arm um den Pinken gelegt. „Ich meine, es ist echt alles in Ordnung. Nichts passiert.“ Sein Herz raste wieder. Warum musste der Pinke ihn auch nur mit diesen riesigen dunklen Augen anstarren? Da musste es einem ja schwer fallen, ein vernünftiges Wort herauszubekommen. Schnell nahm Yoshiki den Arm von Hides Schultern und ging schnell weiter. Nach ein paar Schritten merkte er, dass er alleine ging. Verwundert drehte er sich um. Der Pinke stand immer noch auf der selben Stelle, sah Yoshiki einfach nur erstaunt an. „Was ist?“ Yoshiki konnte einfach nicht anders, er musste so desinteressiert fragen, auch wenn er bei diesem Anblick schon beinahe Mitleid mit dem Pinken hatte. Doch schon fand Hide sein Lächeln wieder, eines, was Yoshiki bis jetzt noch nicht bei ihm sehen konnte. Es war nicht dieses 1000 Watt Grinsen, auch nicht dieses seltsame gequälte, sondern ein wirklich erleichtertes, glückliches Lächeln. Schon sprang der Pinke auf ihn zu, klammerte sich an dessen Hals und schnurrte. „He!“ rief Yoshiki unwirsch und versuchte verzweifelt, den anderen von sich los zu bekommen. „Was soll das denn jetzt?!“ „Chu~...“ machte Hide schnurrend. „Ich hab dich li~eb!“ „Jaja,“ blockte der Braunhaarige ab und ging einfach weiter, den Pinken ignorierend. Wer sollte denn bitte aus dem schlau werden? Kapitel 3: Von Erdbeeren und Herzklopfen ---------------------------------------- Ich hoffe, das wird noch gelesen ^^ wenn man diese und mein "Masohyst of Decadence" liest, wird man sicher eine Überschneidung bemerken^^ würde mich freuen, wenn ich weiterhin Komis bekomme. Hab euch lieb! *schleim* Kapitel 3 Inzwischen waren zwei Wochen vergangen. Wie selbstverständlich hatte der Pinke sich einen festen Platz in ihrer Clique eingespielt. Selbst Yoshiki hatte seine aufgedrehte Art akzeptiert. Bedenken hatte er zwar immer noch, aber er duldete ihn, wenn sie zu fünft versuchten die Schule rumzukriegen. Nachmittags saßen sie als X dann bei Yoshiki Zuhause und probten. Dies war eigentlich das Einzige, wo Hide noch nicht dabei war. Bis jetzt. Heath nutzte die Gelegenheit, als Hide von ein paar Mitschülern in einer anderen Ecke des Klassenzimmers hockte, um Yoshiki zu bequatschen. „Also, Yo,“ fing er mit einem Ton in der Stimme an, der seinen Freund vorsichtig aufhorchen ließ. Klang nicht gut. Klang nach Heath-Sturheit. Was tun? Ignorieren? Ne, er hatte ihn noch den ganzen Tag um sich herum. Blieb wohl nur Zuhören, auch wenn ihm das nicht wirklich gefiel. „Was ist?“ antwortete er resigniert und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Der Dunkelhaarige setzte sich auf Toshis Tisch und beugte sich zu seinem Freund mit ernster Miene vor. Auch Toshi wurde jetzt aufmerksam. Pata saß nur auf seinem Stuhl und beobachtete Hide. Würde Yoshiki ihn nicht schon so lange kennen, würde er sich echt wundern, warum er mit so jemanden abhing. „Wir müssen reden,“ fuhr Heath fort. Okay, das klang jetzt gar nicht gut! Irgendwie hatte Yoshiki das Gefühl, als könne er dieses Mal nicht gewinnen. „Ich möchte, dass Hide mal mit zur Probe kommt. Ich finde es gemein, ihn auszuschließen.“ „Auszuschließen wovon?“ erwiderte Yoshiki und hob skeptisch eine Augenbraue. „Na, von X.“ „Kann mich nicht erinnern, dass wir seit Neuestem fünf sind.“ „Aber, Yo, er ist doch wirklich so was wie ein Freund geworden. Aber trotzdem verbringen wir nur den Schultag mit ihm. Und du weißt doch, dass er uns schon hören will, seit er von X weiß. Ich finde, wir sollten ihn einfach mal zu dir einladen.“ Gerade suchte Yoshiki nach einer Antwort, um Heath abzuwimmeln, als Toshi sich einmischte. „Also ich hätte nichts dagegen. Hör auf, Pata, ich weiß, dass du auch dafür bist,“ unterbrach er sich kurz, um Patas Hand, die an seinem Ärmel zupfte, abzuschütteln, „vielleicht gewinnen wir ja so auch unseren ersten Fan!“ Begeistert nickte Heath und klatschte in die Hände. „Das ist doch ein Argument, Yo-chan!“ Verlegen grinste Toshi. „Du kannst doch erst mal gucken, und dann immer noch sagen, dass Hide nicht mehr mit kommen soll. Ist doch gut, Pata! Lass das!“ „Moment Mal!“ unterbrach Yoshiki seine Freunde nun, indem er bestimmend die Hände hob. „Euch ist schon klar, dass es immer noch meine Sache ist, wen ich mit nach Hause nehme? Ihr könnt euch doch auch mal am Wochenende mit ihm treffen, wenn es euch so wichtig ist, mit ihm etwas zu unternehmen!“ „Aber, Yo, bitte~! Oh Mann, Pata, was ist denn, verdammt noch mal!“ Toshis Gebrüll lenkte Heaths und Yoshikis Aufmerksamkeit auf Pata, der immer noch stumm an Toshis Ärmel zupfte. Als er endlich die erwünschte Aufmerksamkeit bekam, zeigte er mit unberührtem Gesichtsausdruck zu Hide und den Übrigen aus ihrer Klasse. Yoshiki klappte der Unterkiefer runter, Heath und Toshi zuckten erschrocken zusammen. Scheinbar hatten sie sich nicht friedlich unterhalten, wie sie angenommen hatten. Einer der Jungen hatte Hide am Kragen gepackt und zischte ihm irgendwas zu, worauf Hide ihm ins Gesicht spuckte. Überrascht ließ der Junge ihn los, funkelte ihn aber böse an und kam bedrohlich näher. „Na warte, du... Schwuchtel! Das erlaubst du dir nicht nochmal!“ Der Junge wollte gerade ausholen, als Yoshiki und Heath schon reflexartig aufsprangen und sich dem Jungen in den Weg stellten. Nun war es an ihnen, böse zu gucken. Mit leicht flegmatischem Blick starrte der Junge die beiden an, die sich vor Hide aufbauten, der von einem Bein auf das Andere hüpfte. „Was geht denn mit euch ab? Aus dem Weg, das geht euch nichts an!“ „Natürlich geht es uns was an, wenn du unseren Freund bedrohst,“ knurrte Heath und ballte die Fäuste. „Er hat dir nichts getan, oder? Also, was soll das hier?“ „Das fragt ihr noch?“ regte der Junge sich auf. „Naja, ihr seid ja auch nicht so viel anders... Der Typ da,“ er zeigte auf Hide, der immer noch mit Fragezeichen über dem Kopf und einem verwirrten Grinsen hinter Yoshiki und Heath stand, „ist doch total durchgedreht! Er ist nervig und doch nicht mehr normal! Wenn dieses dämliche Grinsen bloß das Einzige wäre! Was denkt der sich eigentlich, mit pinken Haaren rumzulaufen? Hält er sich für so was besseres? Das regt mich auf!“ „Jetzt reicht's aber,“ brüllte Yoshiki plötzlich. Innerlich war er über sich selbst erschrocken. Seit wann brüllte er denn? Und dann auch noch wegen Hide! „Dir kann doch scheißegal sein, wie er rumläuft, du musst dich doch nicht mit ihm abgeben! Anscheinend brauchst nur du Aufmerksamkeit, dass du ihn jetzt urplötzlich anmachst!“ „He, machst du mich jetzt etwa an, Barbie?!“ „Barbie!!!!!??!“ Schrie Yoshiki mit hoher Stimme. Okay, heute war echt nicht sein Tag. Jetzt klang er bestimmt wie eine Barbie. „Beruhig dich, Yo,“ meinte Heath mit fester Stimme, warf dem Jungen noch einen warnenden Blick zu, bevor er sich Yoshiki und Hide unter den Arm klemmte und zu ihren Plätzen zurückging. „Am besten, wir lassen es jetzt, bevor es Ärger gibt. Aber ich warne dich, sollten wir nochmal mitkriegen, dass du einen Freund von uns einfach so anmachst, dann kommst du nicht so einfach davon. Verlass dich drauf.“ Beeindruckt sah Yoshiki zu Heath auf. So selbstsicher erlebte man den Dunkelhaarigen selten! Da hätte selbst Yoshiki selbst Angst, wenn Heath ihm mit dieser Stimme drohen würde. Auf jeden Fall hatte der Ton seine Wirkung erzielt, der Junge stand wie bestellt und nicht abgeholt im Klassenzimmer herum und starrte ihnen hinterher. Auf ihren Plätzen empfing Toshi sie mit einem anerkennendem Pfiff. „Respekt! Das habt ihr gut gemacht! Wie geht’s dir, Hide?“ Der Pinke hatte sich wieder einmal an Pata gekuschelt und schnurrte gut gelaunt: „Gu~t!“ Yoshiki dropte. Wie konnte man nur, wenn man gerade einer Schlägerei entkommen war, wieder so gelassen sein?! Okay, es war Hide. Frage beantwortet. Der Pinke drückte Heath einen Kuss zum Dank auf die Wange, flüsterte ihm was ins Ohr, stand auf und ließ sich plötzlich breitbeinig auf Yoshikis Schoß nieder. Erschrocken wäre dieser abermals vom Stuhl gefallen. „Hä, was geht denn jetzt?“ „Danke schön!“ hauchte der Pinke leise in Yoshikis Ohr. Eine Gänsehaut überfiel den Braunhaarigen. Ein warmer Schauer jagte über seinen Rücken. Überall, wo er den Atem des anderen auf seinem Gesicht spüren konnte, schien seine Haut zu brennen. Nur schwer kämpfte der Braunhaarige gegen eine aufsteigende Röte und schob Hide von sich, bevor dieser ihn auch noch umarmen und einen Kuss geben konnte. „Ja ja, schon gut. Also Leute, ich hoffe, ihr habt euch Zuhause die Noten nochmal angeguckt! Ich möchte, dass das Stück jetzt hundertprozentig sitzt!“ Allgemeines Stöhnen um ihn herum. „Vor allem, da wir heute einen Gast bei den Proben haben! Ich verlange, dass ihr euch anstrengt!“ Überrascht sahen ihn die vier an. „Du meinst...“ begann Heath. Yoshiki nickte schnell, bevor es sich nochmal anders überlegen konnte. Lächelte aber dabei. „Ja. Genau das meine ich.“ „WOW!!!! Ist das toll hier!“ Genervt stöhnte Yoshiki auf, stützte sich verzweifelt gegen Toshi, als der Pinke ihm vor Begeisterung ins Ohr kreischte. Hatte der noch nie ein Haus von Innen gesehen? Okay, es war schon etwas luxuriöser eingerichtet als durchschnittliche Häuser und Heath hatte damals ähnlich reagiert, aber das war trotzdem kein Grund so rum zu schreien! „Also, wollen wir anfangen?“ Fragte Yoshiki und wandte sich zur Treppe, die zu seinem Zimmer hinauf führte. „Yo-cha~n!“ Toshis flehende Stimme ließ ihn herum fahren. „Was ist denn jetzt los, Toshi?“ Mit bittendem Blick sah der Blonde zu seinem Freunde hoch, schlang die Arme um seinen Körper und maulte: „Ich hab Hu~nger!“ „Ich auch!“ rief Hide und schob die Unterlippe vor. Auch Heath nickte für sich und Pata. Verständigten die sich etwa telepathisch? „Wir könnten auch was vertragen.“ Abermals ein Stöhnen von Yoshiki. Dann kam er die Treppe wieder runter und führte seine Freunde in die Küche. „Na gut, ich habe aber keinen blassen Schimmer, was wir so an Essen da haben.“ „Egal, ihr habt doch immer was! Also, mal sehen...“ erwiderte Toshi und wühlte schon im Kühlschrank. Heath griff gezielt in die Abstellkammer und hatte auch schon was Essbares in der Hand. „Ah, Kuchen! Lecker, mit Erdbeeren!“ „Erdbeeren!“ Jubelte Hide, hoppelte zu Heath, hockte sich vor ihm auf den Tisch und klimperte mit den Augen. Der Dunkelhaarige grinste. „Na, da mag jemand aber Erdbeeren besonders gerne, was?“ „Ja~a!“ machte Hide strahlend und öffnete den Mund, damit Pata, der sich zu ihnen gesetzt hatte, ihn fütterte. Nur mit Mühe unterdrückte Yoshiki ein Grinsen. Okay, süß war es ja schon, wie der Pinke auf dem Tisch hockte und genüsslich eine Erdbeere aus Patas Händen fischte. Was er aber nie zugeben würde. Toshi hatte während dessen eine Schale Reis mit Curry gefunden und holte Besteck für sie alle raus. Yoshiki und Heath nahmen sich jeweils einen Löffel und aßen mit Toshi zusammen aus der Schüssel. Beobachteten amüsiert, wie Pata weiterhin Hide fütterte, der es offensichtlich genoss die Erdbeeren zu essen. Dann plötzlich grinste Heath hinterlistig, rief laut: „Eine Katze!“ „Wo?!“ Sofort wirbelte Hide herum, drehte sich aber enttäuscht zurück, als er keine Katze sehen konnte. Die Gelegenheit nutzte Heath, um ein Stück von dem Quarkkuchen zu nehmen und es dem abgelenkten Hide ins Gesicht zu schmieren. „Buäh!!!!!“ machte dieser überrascht und fiel rücklings auf den Tisch. Pata und Toshi lachten auf, sogar Yoshiki konnte ein Lachen nur schwer zurückhalten. Letztendlich scheiterte er daran, dass Hide sich ebenfalls ein Stück Kuchen schnappte und es Heath ins Gesicht klatschte. Bedröppelt starrte dieser ihn an. Der Pinke fing an stürmisch zu lachen. Obwohl sie gerade wirklich Spaß hatten, stoppte Yoshiki die Kuchenschlacht vorzeitig, um eine eingesaute Küche zu vermeiden. „Okay, Schluss jetzt hier. Heath, Hide, ab ins Bad, wascht euch den Kuchen aus dem Gesicht! Toshi, Pata, ab in mein Zimmer, wir fangen an zu proben!“ „Aber Yo-chan! Wir haben noch Hunger!“ „Essen könnt ihr später noch! Jetzt wird geprobt!“ Das Murren seiner Freunde überhörend räumte Yoshiki das Besteck und das Essen weg und ging vor in sein Zimmer. Ein paar Minuten später folgten auch Heath und Hide, die sich lachend durchs Haus jagten. „Komm sofort zurück, Kleiner! Das wirst du büßen!“ „WAH! Hilfe!“ schrie Hide lachend, rannte durchs Zimmer und versteckte sich hinter Yoshiki, der auf dem Bett saß. „Hilf mir Yoshiki! Er will mich nass machen!“ „Aber nicht hier!“ bestimmte der Blonde. „Du hast doch angefangen!“ Rief Heath und kam mit klitschnassen Händen bedrohlich näher. „Zurück!“ Rief Yoshiki und schob Heath von Hide und den Instrumenten weg. „Hände abtrocknen und ab zu deinem Bass!“ „Jaja, Leader-sama.“ grinste Heath nur, zwinkerte ihm zu und griff nach seinem Bass. Gebannt starrte Hide auf das Instrument. Yoshiki bemerkte dass, dachte sich aber nichts dabei und stimmte auf seinem Keyboard eines ihrer selbstgeschriebenden Lieder an. Sofort fielen die anderen mit ein. Nur Musik erfüllte den Raum. Selbst Hide blieb die gesamten Proben über still. Beobachtete sie nur beim Spielen, hörte sich an, wie sie über neue Lieder sprachen und einige Sachen ausprobierten. Gegen Abend hatten sie endlich eine ziemlich gute Idee, es gab nur einen Haken. „Ich kann das nicht alleine spielen,“ sagte Pata leise und stellte sein Instrument in den Ständer hinter Yoshikis Tür. „Wir bräuchten noch einen zweiten Gitarrenpart,“ fügte Heath nickend hinzu. „Ach und wo sollen wir den zweiten Gitarristen herbekommen?“ entgegnete Yoshiki und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Rothaarige zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Auf jeden Fall bräuchten wir für das neue Lied eine zweite Gitarre. Sonst klingt das einfach nicht. Und zwar einen verdammt guten. Das ist echt nicht leicht zu spielen“ meinte er und besah sich noch einmal die Noten, die sie aufgeschrieben hatten. „Wir können uns ja mal um hören, wer Gitarre spielt und gut zu uns passen würde.“ meinte Toshi und stand auf. Streckte seine müden Glieder. „Also Leute, ich muss dann mal langsam. Kommt ihr mit?“ fragte er an die anderen gewandt. Heath und Pata nickten, nur Hide schüttelte den Kopf. Jetzt erst bemerkte Yoshiki, dass der Pinke total ruhig gewesen war. Und das vier Stunden! Abermals überkam ihn das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Toshi ergriff das Wort für den Pinken, der irgendwie nicht ganz wach zu seinen schien. „Seine Bahn fährt erst in einer Stunde.“ Verwundert sah Yoshiki auf. „Äh, und was soll er jetzt machen?“ Müde zuckte Toshi die Achseln und ließ sich von Pata seinen Rucksack geben. „Du könntest ihm ja anbieten, noch hier zu bleiben. Wäre eine Möglichkeit.“ Leise vor sich hin murrend stand der Blonde auf und schob seine drei Freunde Richtung Treppe. „Jaja, schon verstanden,“ zischte er, so dass Hide, der noch immer auf dem Bett hockte, ihn nicht hören konnte. „Und jetzt haut endlich ab. Bleibt es bei morgen Abend im 'Ladys'?“ Pata nickte und schulterte seine Gitarrentasche. Heath hatte schon die Haustür geöffnet und trat hinaus. „Selbe Zeit wie immer?“ Yoshiki nickte. „Klar. Also, bis morgen. Kommt gut nach Hause. Und hört euch mal nach nen Gitarristen um!“ Stöhnend streckte der Vocal sich. „Mal sehen. Na ja, wir sehen uns dann ja morgen. Tschau!“ Yoshiki winkte seinen Freunden noch kurz nach, bevor er nachdenklich im Haus verschwand. In seinem Zimmer stockte er. Lag der Pinke tatsächlich auf seinem Bett zusammengerollt und schlief?! Der konnte wirklich schlafen? Auf Yoshiki machte der andere eher den Eindruck, als wäre er vierundzwanzig Stunden am Tag hellwach und voll aufgedreht. Er schlich durch den Raum und setzte sich neben das Bett. Kurz spielte er mit dem Gedanken den Pinken aufzuwecken, allerdings sträubte sich etwas in ihm, dieses friedliche Bild zu zerstören. Der Pinke hatte sich auf der Decke zusammengerollt, das Kissen an sich gedrückt und schien fest zu schlafen. Irgendwie niedlich. So wirkte er komplett anders, als Yoshiki ihn eigentlich kannte. Irgendwie zerbrechlich, etwas ernst und... echter. Als hätte er eine Maske aufgelegt, die er sonst am Tag trug. Eigentlich mochte er es zwar nicht, wenn jemand bei ihm übernachtete, doch da er den anderen ja jetzt schlecht wecken konnte, suchte er nach Hides pinken Tasche und dessen Handy, um bei ihm Zuhause Bescheid zu sagen. Doch seltsamerweise war keine Nummer unter 'Zuhause' eingespeichert. Nicht mal die eines Elternteiles. Wohnte der Pinke etwa alleine? Schultern zuckend warf Yoshiki das Handy zurück und die Tasche daraufhin unter den Tisch. Dabei fiel sie um und der gesamte Inhalt verteilte sich über den Boden. Genervt stand der Drummer und Pianist auf und suchte das Zeug zusammen. So was konnte auch nur ihm passieren, wenn er sowieso genervt und müde war. Zum Glück war nun Wochenende. Und bald waren endlich Ferien! Auf einmal stutze er, als er eines der Hefte aufhob. Eine Tablettenpackung? Erstaunt sah er kurz zu Hide, der immer noch fest schlief, und zurück zu der Packung. Er wollte sie aufheben und lesen, was es für welche waren, als plötzliche eine zierliche Hand danach schnappte. Erschrocken fuhr der Pianist herum, sah direkt in Hides Gesicht. Dieser versuchte zu grinsen und steckte die Packung ein. „Nur Kopfschmerztabletten.“ meinte er und streckte sich genüsslich. „Hm! Hab ich gut geschlafen!“ Yoshiki konnte seinen Blick nicht von dem Pinken lassen. Sollte er ihm jetzt glauben oder nicht? Letztendlich entschied er sich jedoch dafür, den Vorfall zu vergessen. Besser, er dachte nicht darüber nach. „Willst du jetzt zur Bahn gehen?“ Schmollend drehte Hide sich zu ihm um. „Du magst mich nicht mehr!“ „Was? N....Nein! So meinte ich das nicht!“ Die Hände erhoben, stritt Yoshiki verwirrt die Anschuldigung ab. Was war das denn schon wieder? Das hatte er nie gesagt! Allerdings auch nie bestätigt... Aber egal! So wichtig schien es auch nicht gewesen zu sein. Hide lachte und kniff dem Größeren in die Wange. „Du bist so~ kawaii!“ Die Augen des Größeren weiteten sich erstaunt. War das echt Hide oder ein schlechtes Double wie das vom Morgen? Oder war dieses offensichtliche Schauspiel etwa der wahre Hide? Total verwirrt schob Yoshiki den Pinken weg. „He, lass das gefälligst! Ich bin nicht süß!“ Trotz seines scharfen Tones war das Lachen nicht aus Hides Gesicht zu kriegen, sei es auch noch so gekünstelt. „Ich werd dann mal gehen! Und du bist doch kawaii!“ „Sei still“ zischte der Drummer und stieg die Treppe runter. Hide folgte ihm ein paar Augenblicke später, mit seinen Sachen bepackt, mindestens zwei Stufen auf einmal nehmend. „Hui~!“ machte er quietschend und landete nach einem großen Sprung direkt neben dem sich beherrschenden Yoshiki. Jetzt bloß keinen Anfall bekommen... Gleich geht’s schlafen... Sich die Schläfe massierend, öffnete er die Tür. „Dann komm mal gut nach Hause...“ Auf der Schwelle drehte der Pinke sich noch einmal lächelnd zu dem Blonden um. „Ja... Danke. Bis dann.“ Überrascht zuckte Yoshiki zusammen. Hide umarmte ihn noch einmal zum Abschied und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Dann war er auch schon verschwunden. Verwirrt bleib der Braunhaarige stehen, tastete vorsichtig nach seiner Wange. Wieso bekam er jetzt bloß Herzklopfen? Kapitel 4: Nur X... ------------------- Hehehe... Jetzt wird mal wieder Yoshiki gedisst. Ne, er tut mir wirklich leid in diesem Kapitel. Unterstützt mich mal bei den X ffs! Danke für die Kommis! *mit Zaunphal schleuder* Ich will mehr davon! XD Kapitel 4 Verschlafen öffnete Yoshiki am nächsten Morgen die Augen. Und bereute es sofort. Die gesamte Welt schien über ihm zusammenzubrechen. Eine seltsame Vorahnung überkam ihn. Dieses unwissende, beklemmende Gefühl ließ ihn erschauern und wie bei eisiger Kälte sich tief in seinen Decken zusammen rollen. Alles um ihn herum erschien an diesem regnerischem Tag dunkler, von einem grauen Schleier umhüllt. Er wollte nicht aufstehen. Viel zu sehr fürchtete er sich, obwohl er nicht wusste, vor was er sich fürchten müsste. Lärm, der von unten ertönte ließ ihn aufschrecken. Stritt da jemand? Aber wer? Waren seine Eltern etwa mal Zuhause? Mit fahrigen Bewegungen warf er die Decke beiseite und richtete sich auf. Auf dem Weg zur Tür sah er kurz in den Spiegel an seiner Wand. Er sah aus wie ein Geist, mit den zerzausten Haaren, der blassen Haut und den dunklen Schatten unter den Augen. Als er an der Treppe ankam, bleib Yoshiki noch einmal stehen und lauschte. Ja, es waren die Stimmen seiner Eltern, die er schon ewig nicht mehr gehört zu haben schien. Eigentlich hätte er sich freuen müssen, doch ihr Ton gefiel ihm überhaupt nicht. Ein Klirren ertönte, als wäre etwas zu Bruch gegangen. Und dann der Schrei seiner Mutter. „Verschwinde! Ich will dich nie wieder sehen! Und wehe, du kommst noch einmal her! Verschwinde!“ „Gut, ich gehe! Und keine Sorge, ihr werdet mich nie wieder sehen!“ Das Letzte was der Braunhaarige hörte, war das Knallen der Tür. Eine Weile verharrte er am oberen Ende der Treppe, unfähig sich zu bewegen. War es wirklich das, was er vermutete? Das konnte nicht wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! Von unten wurden Schritte lauter. Nun kam wieder Bewegung in Yoshiki. Er fuhr herum, wie auf der Flucht, stürzte in sein zimmer zurück und verkroch sich in seinem Bett. Die Decke über sich werfend, verharrte er dort, wartete, bis die Schritte seiner Mutter in einem anderen Zimmer verklangen. Erst dann, ließ er sich gehen und die Tränen kamen. Wie lange war es her, dass er das letzte Mal geweint hatte? Grundschule? Seit dem unterdrückte er alles, was ihn schwach wirken ließ. Versteckte sich hinter der starken Maske, spielte allen den Unberührbaren, Unverletzlichen vor. Und nun ließen diese Worte, die nicht mal an ihn gerichtet waren, alles zerbrechen. Heulend verkroch Yoshiki sich tiefer in seinen Decken, schluchzte leise, das Gesicht in die Kissen gepresst. Wieso musste er überhaupt weinen? Seine Eltern waren doch eh nur selten Zuhause. Warum also? Sie schienen nie viel Zeit für ihren Sohn gehabt zu haben. Konnte man sie überhaupt noch so nennen? Fühlte er überhaupt noch etwas für sie? Warum nahm ihn diese offenbare Trennung ihn nun so mit? Weil es sein Phantasiebild zerstörte. Auch wenn sie nicht oft als Familie zusammen waren, hatte er sich immer dieses Bild der glücklichen Familie gemalt, um die Einsamkeit zu überwinden. Doch das Bild war zerstört. Seine Welt schien zerstört. Inzwischen waren seine Tränen versiegt. Mit geröteten Augen und zittrigen Händen schob er die Decke weg, lugte ängstlich ins Zimmer. Er war so ängstlich. Wie ein kleines Kind. Sein Blick fiel verschwommen auf das Zifferblatt seines Weckers. Schon zwei Uhr nachmittags. Hatte er etwa so lange hier gehockt und geweint? Schwerfällig stand Yoshiki auf. Abermals sah er in den Spiegel. Er sah noch schlimmer aus, als beim ersten Blick in den Spiegel, ein paar Stunden zuvor. „Ich seh scheiße aus,“ murmelte er vor sich hin, setzte sich vor den Spiegel und kramte sein Schminkzeug heraus. Allerdings ließ er es erstmal stehen, betrachtete sich selber. „Nun komm schon. Du bist stark. Du bist eh immer alleine. Nun hast du zwar keine Familie mehr, aber du hast immer noch X. Und die werden nen Herzkasper kriegen, wenn sie dich heute Abend so sehen. Du bist doch Leader-sama. Also los, heul nicht mehr und mach dich schick für heute Abend.“ Sich selber Mut zu sprechend, baute sich langsam wieder die Maske auf. Dünner, als vorher, nur halb so robust wie die vorige, doch sie war da. Sogar ein kleines, gekünsteltes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Zum Schminkzeug greifend nickte er sich selber zu. X lebte weiter. Und solange würde auch alles andere irgendwie weitergehen. Der Tag begann grau, doch seltsamer weise fühlte Hide sich nicht sonderlich schlecht. Das war ungewohnt, normalerweise war er an Regentagen besonders zurückgezogen und vertiefte sich in Grübeleien. Nach dem Aufwachen blieb der Pinkhaarige noch eine ganze Weile im Bett liegen, tat nichts, dachte nichts, lag einfach da und sah aus dem Fenster. Erst gegen Mittag überwand er sich dann endlich und ging duschen. Es fiel ihm sogar erstaunlicher Weise leicht sich im Spiegel zu betrachten. Über Stellen, wo sonst dachte, er könnte noch ein bisschen abnehmen, konnte er einfach drüberweg sehen. War irgendwie ein gutes Gefühl. Auch wenn er ahnte, dass es wahrscheinlich nicht lange anhalten würde. Nachdem er sich angezogen hatte, setzte er sich erstmal an den Tisch in der großen Küche und machte sich einen Kaffee. Er musste gehässig Grinsen, als er die Tablettenpackung neben der Kaffeemaschine sah. Frech streckte er seinen Tabletten die Zunge raus. „Haha! Heute habt ihr Pause! Es ist nämlich keiner da, dem ich etwas vorspielen müsste! Ich werde mich hüten, auch nur eine von euch zu schlucken! Tja, Pech gehabt!“ Lachend nahm er den ersten Schluck Kaffee, lehnte sich ans Fenster. Es hatte angefangen zu regnen. Irgendwie schön. Der Regen schien für ein paar Augenblicke alles fortzuspülen, was ihm Schmerzen bereitete. Trotzdem musste er sich eingestehen, dass er diesen Tag alleine verbringen musste. Dabei war der letzte Abend so schön gewesen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Es war echt toll gewesen bei Yoshiki und ihre Musik hatte ihm echt gefallen. Könnte an einigen Stellen noch ein bisschen ausgefallener sein, wie er fand, aber echt super! Besonders dieser Wechsel zwischen eher Klassischem und Rock, der vor allem durch Yoshikis Wechsel zwischen Drums und Klavier hervor stach. Der Blonde konnte wirklich gut spielen. Man merkte ihm deutlich an, wie viel ihm Musik bedeutete. Und kreativ war er auch! Beinahe alles schien von ihm geschrieben zu sein. Hide war unsagbar stolz darauf, dass die vier Freunde ihn schon so sehr akzeptierten, dass sie ihn bei den Proben zuließen. Das war ein riesiger Schritt, wie er fand. Besonders bei Yoshiki, der immer noch nicht wirklich gut auf ihn zu sprechen war. Er seufzte. Leider immer noch. Okay, konnte er auch irgendwie nachvollziehen, so wie der andere ihn kannte. Waren ganz schön viele peinliche Situationen zusammen gekommen in den letzten zwei Wochen. Und dann hatten er und Heath ihn auch noch vor diesem Klassenkameraden retten müssen! Yoshiki musste wirklich ein schlimmes Bild von ihm haben. Dabei mochte Hide ihn wirklich gerne. Was allerdings mit den Tabletten nicht gut harmonierte. So übertrieb er alles ein bisschen, was sich besonders bei Yoshiki merken ließ. Hide hasst es, wenn er unter Tabletten stand und kaum kontrollieren konnte, was er tat. Und dann hing er auch noch dauernd an dem Größeren. Er musste ihn wirklich für geistesgestört oder zurückgeblieben halten. Die Hausklingel ließ ihn aufhorchen. Verwundert ging er zur Tür, setzte sein angestrengtes Lachen auf, was er notdürftig benutzte, wenn er nicht rechtzeitig eine Tablette nehmen konnte, man wusste ja nie, wer grad kam, und öffnete. Vor ihm stand der Postbote, der ihm nur einen Guten Morgen wünschte, ein paar Briefe in die Hand drückte und wieder verschwand. Darüber war Hide auch nur froh, er hasste es, den Hyperaktiven zu spielen. Okay, er fand jetzt eigentlich nicht, dass er ohne Tabletten nicht auch fröhlich sein konnte, aber es ar ein Unterschied. Mit seinem Kaffee und der Post verzog er sich wieder in die Küche und sah die Briefe durch. Rechnung. Rechnung. Ein Brief an seine Eltern. Und dann... ein Brief an ihn. Verwundert nahm Hide noch einen Schluck Kaffee, dann besah er sich den Absender und stockte. Das Krankenhaus? Was wollten die denn schon wieder? Mit einem Messer aus der Schublade öffnete er den Brief. Na toll. Ein Sommerfest. Was sollte er denn da? Waren die ihn zu schnell losgeworden, oder wie? Anbei eine kleine Notiz: Wenn Sie meinen, dass Sie Hilfe brauchen, können Sie immer zu uns kommen. Na toll. Ganz bestimmt nicht! Er war ja froh, dass er gerade raus gekommen war! Und als Gegenleistung war er am Tabletten schlucken... Naja, immerhin war er draußen. Hoffentlich war dieser zweite Aufenthalt auch sein letzter. Er wollte nicht hier weg. Er fing gerade an wirkliche Freunde zu finden. Grübelnd lehnte er sich zurück, besah sich noch einmal den Brief. Was wäre wohl, wenn die vier die Wahrheit wüssten? Wie würden sie reagieren? Würden sie sich Sorgen machen, ihm helfen oder ihn gar als Verrückten oder Gestörten abstempeln? Naja, wenn man in der Klinik gewesen war, lag diese Beschreibung eigentlich ziemlich nahe. Auch, wenn er sich dass bei Heath nun gar nicht vorstellen konnte. Der würde es wohl eher gelassen nehmen und ihn ausschimpfen, dass er es nicht schon früher erzählt hatte. Pata würde wahrscheinlich der selben Meinung sein. Toshi... würde heulen? Nun, vielleicht nicht so extrem, aber er würde bestimmt alles tun wollen, um ihm irgendwie zu helfen. Wen er dennoch gar nicht einschätzen konnte, war Yoshiki. Doch er wünschte sich vom ganzen Herzen, dass er ihn verstehen würde. Stöhnend vor Kopfschmerzen legte er den Kopf auf die Arme. Wieso nur wünschte er sich so sehr, dass Yoshiki ihn verstand? Er hatte keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, doch Yoshiki hatte tatsächlich den Tag rumgebracht, indem er versucht hatte die Tränenspuren zu beseitigen und nun stand er komplett fertig gestylt vor dem 'Ladys'. Laute Musik drang aus dem Inneren des Kastengebäudes. Yoshiki wusste, dass er zu spät war und die anderen schon drinnen auf ihn warteten, trotzdem stand er noch draußen und rauchte erstmal eine. Eigentlich wollte er sich ja abgewöhnen, aber der Tag war einfach zu scheiße gewesen. Zum Glück hatte er jetzt Ablenkung. Eigentlich hatte er gar keine Lust zu feiern, dennoch wusste er, dass es besser war. Vielleicht konnte er auch einen über den Durst trinken und den Tag erstmal vergessen. Wie konnten seine Eltern auch nur so einen Mist bauen, erst Tage lang nicht aufkreuzen, und sich dann einfach trennen, ohne mit ihm zu reden? Er fühlte sich ausgeschlossen aus dieser Familie. Wieder einmal wurde ihm klar, dass eigentlich nur noch X hatte. Seine Freunde waren seine Familie. Die Band war seine Familie. Mehr brauchte er nicht. Mit einem leisen Stöhnen warf er die Zigarette auf den Boden und trat sie aus, bevor er den Club betrat. Drinnen war die Musik noch um einiges lauter, man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen, überall drängten sich Menschen. Es dauerte eine Weile, bis er zu ihrem Stammtisch gelangte, an dem tatsächlich schon die anderen saßen und schon die erste Runde Alkohol herunter kippte. „Hey, da bist du ja endlich, Yoshiki!“ Rief Heath ihm entgegen und nahm einen Schluck von seinem Drink. „Yo-chan!“ quiekte Toshi, sprang von seinem Platz auf und schob Yoshiki auf die Bank. „Mann, hast du so lange gebraucht um dich fertig zu machen? Wir haben uns schon gewundert, wo du bleibst! Willst du nen Wodka?“ Dankend nickte Yoshiki und lehnte sich zurück. „Ja, das wäre jetzt genau das Richtige!“ „Du siehst nicht gut aus, Yo.“ stellte Heath mit ernstem Gesicht fest. Pata sah ihn eindringlich an, während er seinen Jack Daniels leerte. Abermals stöhnend nippte der Drummer an seinem Wodka. Sah er immer noch so fertig aus? „Ach, geht schon. Der Tag hat nur scheiße angefangen.“ „Was ist denn passiert?“ hakte Heath sogleich nach. Sorgend sah Toshi seinen besten Freund an. Bei dem Blick fiel es Yoshiki schwer zu lügen. „Ach... ich hab nur nen Streit von meinen Eltern mitgekriegt. So wie es aussieht, haben sie sich heute Morgen getrennt.“ „Was?!“ Rief Toshi entsetzt. Beinahe hätte er seine Bierflasche umgeworfen. „Bist du dir sicher? Ich meine... hast du da auch nichts falsch verstanden? Vielleicht war es auch nur ein kleiner Streit.“ „Jaaa,“ machte Yoshiki schnippisch und blies sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Es gibt ja auch so viele Möglichkeiten: 'Verschwinde, und wage es nicht wieder herzu kommen' und 'Ihr werdet mich nie wieder sehen' zu deuten!“ Betrübt verstummte Toshi, senkte den Blick auf die Tischplatte. Ungläubig schüttelte Heath den Kopf. „Das klingt wirklich ziemlich endgültig. Und wie geht’s dir jetzt?“ Schulterzuckend stützte der Braunhaarige das Kinn auf die Handfläche. „Ehrlich gesagt, keine Ahnung.“ Mit der freien Hand drehte er nachdenklich das Glas, hob es etwas höher. „Zuerst war ich geschockt, aber sie waren eh fast nie Zuhause. Jetzt fühlt es sich irgendwie nur ungewohnt an. Da war schließlich immer die Gewissheit, dass ich sie zwar nicht sehe, aber sie trotzdem glücklich zusammen sind. Und diese Gewissheit ist weg. Aber sonst... weiß ich eigentlich nicht.“ Er nahm einen großen Schluck, knallte das leere Glas auf den Tisch, dass Toshi zusammen zuckte. Geraume Zeit waren sie still. Dann strich Toshi Yoshiki vorsichtig über den Rücken. „Du hast immer noch uns,“ flüsterte er, sodass Yoshiki es kaum unter dem Lärm hören konnte. „Du hast immer noch X.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Das war genau das, was er für sich auch festgestellt hatte. Doch es nochmal aus dem Mund einem seiner besten Freunde zu hören machte ihn unbeschreiblich froh. Zumindest auf diese Leute konnte er sich verlassen. Solange er X hatte, war alles gut. Kapitel 5: der neue, betrunkene Gitarist ---------------------------------------- Hui, da kommt ein neues kapitel! Hätte nicht gedacht, dass das doch so viele lesen *strike* @ Terra-gamy: Ja, da hast du Recht. Aber es ist ne Fanfiction! XD Da kann man mal etwas kreativer sein. @Master_of_Blub: Danke für das Kommi! Hoffentlich schreibst du schnell wieder eines! @-TaiTai-: Danke schön! Toll, das noch jemand Pata so mag XD @-Mic-: hehe, mal sehen, wie sich das entwickelt. Dein Kommi hat mich voll gefreut! @kaburo: Danke, für die hilfreichen Kommentare! Ähm, ja was genau das für ne Krankheit sein soll, versuche ich noch zu erklären, aber es gibt sie auf jeden nicht wirklich. Ich lass einfach nur meiner Fantasie freien lauf XD @oOMiyabimaruOo: Extra für dich jetzt das nächste Kapitel! Hoffentlich bist du zufrieden! Wie eben schon gesagt, wegen der Krankheit: Bloss nichts medizinisches Verlangen! Ich spinn einfach nur ein bisschen! Kapitel 5 Am Montag Nachmittag saßen sie wieder bei Yoshiki Zuhause und probten. Wieder war Hide da. Auf Yoshikis Bett sitzend hörte er ihnen gespannt zu. Es war einer der wenigen Momente für ihn, wo er trotz Tabletten, ganz ruhig sein konnte. Und Hide genoss es ungemein. Außerdem mochte er die Musik, die die vier machten. Sie alle spielten super und die Musik war irgendwie tiefsinnig und ergreifend. Doch am liebsten lauschte er Yoshiki. Ob jetzt Drums oder Piano, er spielte einfach einmalig. Er legte so viel Gefühl in seine Musik. So viel, dass es Hide fast das Herz abschnürte. Während seiner Solos schloss Hide die Augen, konzentrierte sich vollkommen auf den Blonden. Diese Musik sprach mehr, als er selber. Mehr über sich. Zeigte als einziges seine tiefsten Gefühle. Plötzlich brach das Spiel ab. Sofort krabbelte Hide grinsend zu Pata und drückte sich an ihn. „Ihr seid soooo~ toll!“ jauchzte er. Leicht genervt stöhnte Yoshiki auf, ob jetzt wegen Hide oder wegen der Musik, war schwer zu sagen. Gespannt sahen seine Bandkollegen ihn an. „Das wird nichts,“ seufzte Yoshiki und fuhr sich durch das dicke Haar. „Nicht ohne zweite Gitarre. Kennt ihr denn wirklich niemanden?!“ Allgemeines Kopfschütteln. Kurze Zeit herrschte Stille im Raum, in der sie angestrengt nachdachten. Als Hide nach Patas Gitarre griff, gab dieser ihm diese ohne groß auf den pinken Quälgeist zu beachten, wie bei einem kleinem Kind, das man mit Spielzeug ruhig stellte. „Wir könnten mal im Musikladen einen Flyer aushängen. Vielleicht hat ja jemand Interesse,“ schlug Heath vor. Nachdenklich nickte Yoshiki. „Hmm... wäre ne Möglichkeit. Aber gibt es denn niemanden, den wir schon kennen? Ein Verwandter oder so?“ Die Stirn in Falten gelegt ging Toshi seine gesamte Familie durch. „Ich hab ja ne große Familie, aber so weit ich weiß ist da niemand den wir gebrauchen könnten. Können wir nicht einfach irgendwem beibringen wie man Gitarre spielt?“ Da hob Heath protestierend die Hände. „Vergesst es! Dann können wir gleich wieder ganz von vorne anfangen. So schnell kann keiner Gitarre lernen und dann auch noch gleichzeitig mit uns mithalten!“ „Außerdem muss ich auch mit ihm harmonieren,“ fügte Pata leise hinzu. „Und ich habe keinen Bock auf irgendeinen Wildfremden. Nein, wir brauchen jemanden, der das auch richtig ka... Sagt mal, hört ihr das auch?“ Sie sahen sich überrascht an. Da war Musik. Eindeutig. Ein schnelles, hartes Gitarrenstück. Verwirrt drehten sie sich um. Hinter ihnen hockte Hide im Schneidersitz, Patas Gitarre auf seinem Schoß und ließ seine Finger über die Seiten fliegen. Mit großen Augen starrten sie ihn eine Weile an, bis er sie bemerkte. Grinsend stoppte er sein Spiel und legte die Gitarre beiseite. „Hallo!“ machte er unschuldig und wippte hin und her. Bevor er wusste, was geschah, umarmte Pata ihn auch schon stürmisch. „Leute! Wir haben ihn! Er ist es!“ stellte Heath mit einem fetten Grinsen fest. Vor Freude sprang Toshi im Zimmer auf und ab. „Klasse! Genial!“ Verwirrt blickte der Pinke zwischen ihnen hin und her. Als dann auch noch Yoshiki ihn umarmte, fragte er nur mit großen, etwas ängstlichen Augen: „Hab ich was falsch gemacht?“ „Nein,“ erwiderte Yoshiki lächelnd und strich dem Kleineren über die Haare. Das erste Mal, dass er ihn überhaupt, und so zärtlich berührte. „Du hast alles richtig gemacht.“ Strahlend kuschelte Hide sich an den Blonden. „Schön! Ich hab dich lieb!“ Nun war es an Yoshiki ihn verwirrt anzusehen, nicht sicher, ob jetzt seine Worte oder das Streicheln gemeint war. Und wieso bekam er jetzt plötzlich Herzklopfen? „Bestimmt nur, weil ich mich über die zweite Gitarre freue,“ versuchte Yoshiki es schnell abzuschließen. Doch warum schlug Hides Herz genauso schnell? „Leute,“ begann Heath immer noch grinsend und rieb sich die Hände. „Bei der tollen Nachricht sollten wir morgen mal Schule Schule sein lassen und heute Abend so richtig feiern gehen! Was sagt ihr dazu?“ Sofort riss Toshi die Fäuste in die Höhe. „Yeah! Bin dabei! Du auch, Pata?“ Zwar nickte der Angesprochene bloß, man merkte ihm seine Begeisterung dennoch deutlich an. Skeptisch hob Yoshiki eine Augenbraue. „Ihr wisst schon, dass es bei uns allen ganz schön eng war letztes Jahr? Und nun wollt ihr blau machen?“ Etwas genervt stöhnte Heath. „Jetzt spiel nicht das Unschuldslamm. Wer hat uns denn fast das ganze Schuljahr zum Proben herbestellt, anstatt zum Lernen? Einmal geht das schon in Ordnung!“ „Genau!“ stimmte Toshi zu und grinste seinen besten Freund siegessicher an. „Das ist doch mal ein Anlass, den man feiern muss! X ist um ein Mitglied reicher! Jetzt komm schon Yo-chan!“ Mit einem Knurren zuckte Yoshiki schließlich mit den Schultern. „Von mir aus...“ Obwohl er ihm zugestimmt hatte, grinste Toshi ihn immer noch an. Das machte Yoshiki nun etwas skeptisch. „Was?!“ blaffte er. „Grins nicht so, du hast doch deinen Willen!“ „Na, das scheint dir ja Spaß zu machen, Yoshiki,“ antwortete Heath, ebenfalls grinsend, für den Sänger. Verwirrt sah der Drummer ihn an. „Was meinst du?“ „Na, das da.“ Der Dunkelhaarige deutete auf den Blonden. Fragend sah dieser an sich herunter und erschrak. Schon die ganze Zeit über hatte er, ohne es zu merken, Hide, der auf seinem Schoß saß und sein Gesicht in der Halsbeuge des Größeren vergraben, mit der einen Hand an sich gedrückt und mit der anderen ihm über den Rücken gestrichen. Dem Pinken schien das nichts auszumachen, er schnurrte sogar leise. Schnell ließ Yoshiki ihn los und schob ihn bestimmt, aber nicht abwehrend, von sich runter. Schmollend blinkte Hide ihn an, doch der Braunhaarige verbarg sein rot angelaufenes Gesicht hinter seinen langen Haaren. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Wieso? Wieso verdammt?! Wie peinlich, sich eine solche Blöße zu geben! Auch noch bei Hide, den er wohl akzeptierte, aber mehr nicht! Oder war da doch mehr? „Also, wann wollen wir los?“ Zwei Stunden später standen sie zu fünft vorm 'Ladys'. Vor dem Gebäude tummelten sich schon viele Leute und von drinnen drang laute Musik heraus. Genervt zog Yoshiki an seiner Zigarette. „Na toll,“ murrte er, „da kriegen wir doch nie noch nen Platz!“ „Lass das mal unsere Sorge sein,“ grinste Heath und zog Pata mit sich zum Eingang. „In fünf Minuten haben wir nen Platz!“ Nun grinste auch Yoshiki, befreite Toshi aus Hides Umklammerung und schob ihn zu seinen beiden Freunden. „Nehmt Toshi mit, der Besitzer steht doch auf ihn!“ Beleidigt zog der Sänger eine Schnutte. „Na, danke auch, überleg dir schon mal, wie du das wieder gut machen kannst!“ Trotz Schmollen ging er mit ihnen. Fragend sah Hide zu Yoshiki hoch. Der ließ beinahe seine Zigarette fallen. Verdammt. Jetzt war er mit Hide alleine! Daran hatte er gar nicht gedacht! Obwohl... Irgendwie war das gar nicht so schlimm. „Der Ladenbesitzer ist stockschwul,“ erklärte der Braunhaarige grinsend, „und hat einen Narren an Toshi gefressen. Darum können wir hier auch ab und zu auftreten.“ Lachend hängte der Pinke sich an Yoshikis Hals. „Wie sü~ß!“ Sein Gesicht in Yoshikis Klamotten vergrabend, murmelte er: „Hm... Schön...“ Verwirrt sah Yoshiki zu ihm herunter. Sonst hätte er ihn schon längst weg gestoßen, doch eigentlich war es ganz gemütlich so. Und schwer war der andere ja auch nicht. Eher ziemlich leicht. Er spürte kaum ein Gewicht um seinen Hals. „Was meinst du?“ „Hier.“ antwortete der andere leise. „Ich hab dich lieb. Es ist schön hier so....“ So zahm kannte Yoshiki Hide ja gar nicht! Richtig verschmusst und... so ruhig! Wieder mal eine andere Seite. Eine Seite, die ihm viel besser gefiel, als der aufgedrehte, hippelige Hide. Oder der Hide, mit dem aufgesetzten, so traurigem Lächeln. Wie von selbst legte er seine freie Hand um Hides schmale Schultern. Eine ganze Weile standen sie da, bis plötzlich Yoshikis Handy klingelte. Mit einem Schlag wieder geistesgegenwärtig, schob Yoshiki Hide von sich und ging ran. Sein Herz schlug, als wolle es seine Brust sprengen. „Moshimoshi?“ „Yoshiki!“ brüllte Toshi ihm entgegen. Hui, der war ja begeistert. „So, wir haben jetzt einen Tisch, aber ich hab was gut bei dir! Damit das klar ist! Das mache ich nie wieder!“ Im Hintergrund hörte man Heath laut lachen. Sein Plan schien ja aufgegangen zu sein. Zu Toshis Leidwesen. „Ist ja gut, Kleiner,“ grinste Yoshiki und tötete seine Zigarette. „Ich geb dir auch nen Drink aus. Bis gleich.“ „Das ist ja wohl das Mindeste!“ schimpfte der Sänger. „Wir sind ganz hinten.“ Damit legte Toshi auf. Grinsend winkte Yoshiki den Pinken zum Eingang, der ihm auch gleich hüpfend folgte. Drinnen war es noch voller, als erwartet. Man kam kaum voran durch die tanzende und trinkende Menge. Zum Glück hatte Yoshiki durch seine Größe einen gewissen Vorteil. Selbstsicher suchte er sich seinen Weg durch die Menge. Plötzlich ließ ein verzweifelter Ruf ihn um blicken. „Yo~shiki!“ jammerte Hide. „Hilfe!“ Der Drummer drehte sich um. Gute drei Meter hinter ihm war Hide von der Menge von ihm abgeschnitten und winkte verzweifelt nach dem Größeren. Und dann kam auch noch ein schon etwas angetrunkener Mann auf ihn zu und legte ihm einen Arm um die Schultern. Anscheinend flüsterte er ihm etwas ins Ohr, was Hide noch mehr verzweifeln ließ, da er sich nicht befreien konnte. Seufzend drehte Yoshiki um und ging auf die beiden zu. „Jetzt komm schon, Kleiner. Du bist echt total süß,“ säuselte der Fremde gerade, als Yoshiki ihn am Arm packte und Hide befreite. „Sorry, aber der ist nicht für dich,“ sagte der Blonde süffisant lächelnd. Augenblicklich funkelte der Fremde ihn an, versuchte den verwirrten Hide wieder zu sich zu ziehen. „Ach ja? Wie kommst du darauf?“ blaffte er Yoshiki an. Darauf stieß dieser ihn von sich weg und zog Hide in seine Arme. „Der gehört schon mir. Such dir einen anderen.“ meinte er ruhig und legte bestimmt sein Kinn auf Hides Kopf ab. Dieser sah nur perplex zu ihm hoch, dann unsicher zu dem Fremden. Der starrte die beiden an und verschwand schließlich enttäuscht in der Menge. Stöhnend ließ Yoshiki von dem Kleineren ab und zog ihn an der Hand weiter mit sich. War sicherer, wenn schon jetzt lauter Besoffene hier rumliefen. „Du bleibst jetzt bei mir.“ „Hai,“ nickte Hide schüchtern. Eng an Yoshikis Rücken gepresst, folgte er ihm. Ein Schauer lief Yoshiki über den Rücken. Er war von seinen eigenen Worten verwirrt. Wie war das? Der gehört schon mir, zum Glück hatte Heath das nicht gehört. Wer wusste schon, was der sich in seinem versoffenen Kopf wieder zusammen reimte. Endlich hatten sie den Tisch erreicht, wo schon die drei auf sie warteten. Wie erwartet hob Heath erstaunt eine Augenbraue, als er die beiden sah. Toshi stierte nur beleidigt auf die Tischplatte. „Was habt ihr denn noch so lange gemacht?“ Angestrengt suchte Yoshiki nach einer Antwort, die keine großen Fragen aufwerfen würde, doch Hide kam ihm zuvor. Wieder total enthusiastisch sprang er herum und umarmte Pata. „Yoshiki hat mich vor so 'nem komischen Typen beschützt! Er war ganz toll!“ Patas Augenbraue wanderte noch höher als die von Heath, als er Yoshiki ansah. Dann grinste dieser dreckig. „Soso... Beschützt also? War da etwa jemand eifersüchtig?“ Dafür kassierte er einen Kinnhaken von dem Größeren. „Halt deine Klappe! Bist du etwa schon jetzt besoffen, oder wie? Ich kann den Kleinen hier doch nicht einfach so abschleppen lassen! Und behalt deine schmutzigen Gedanken bloß für dich!“ „Was denn für schmutzige Gedanken?“ säuselte der Dunkelhaarige unschuldig. „Ich habe keine Ahnung, was du meinst.“ Stöhnend warf Yoshiki sich auf den Platz neben Toshi, Pata gegenüber. „Ist klar. So, Toshi, was willst du trinken? Einen gebe ich dir als Entschädigung aus.“ Mit einem Blick, der ihn bestimmt, wenn es möglich wäre, umgebracht hätte, sah Toshi auf. „Den teuersten Drink, den es hier gibt! Und damit ist es bestimmt noch nicht vergessen! Ich hätte auch gut Hilfe gebrauchen können, aber die da,“ wütend zeigte er auf Pata und Heath, die unschuldig ihre Gläser leerten und Hide auch sein Getränk einflößten, „hatten zu viel damit zu tun, sich tot zu lachen, als dieser Scheiß-Ladenbesitzer mich begrabschen wollte!“ Lachend strich Yoshiki seinem besten Freund durch die Haare. „Och, mein armer, kleiner Toshi! Wir sind uns deines Opfers sehr bewusst! Dafür werden wir dich immer lieb haben!“ „Hasch u.. misch ausch lüb, Yoshkiiii?“ lallte auf einmal der Pinke los. Verwirrt starrte Yoshiki ihn an. Wie viel hatte der Pinke getrunken? Doch erst ein Glas, oder hatte er was verpasst? Wie konnte er nach nur einem Glas so betrunken sein, dass er beinahe auf der Tischplatte lag und ihn glasig ansah? „Äh... doch, natürlich,“ antwortete er und sah fragend zu Pata. „Was hast du ihm gegeben?“ Doch auch der Rothaarige war deutlich verwirrt. „Wirklich, nur ein Glas Wodka.“ „Was hast du ihm gegeben, ist ja wohl eher die Frage! Davon kann man doch nicht so schnell besoffen werden! Gib's zu, du hast ihn eben schon abgefüllt!“ empörte sich Heath. „Nein!“ erwiderte Yoshiki. „Ehrlich nicht!“ „Isch büüün aain Glüücksbeerchü!“ jollte der Pinke und wedelte mit den Armen. „Isch habsch eusch aaaaaaalläää lüb!“ Toshis Kinnlade machte beinahe Begegnung mit dem Boden. „So schnell hab ich noch keinen gesehen, der besoffen wird! Und auch noch so heftig!“ Wortlos sah Yoshiki zu Hide. Der versuchte aufzustehen, was aber erst nach dem dritten Versuch klappte und seine Beine zitterten bedrohlich. „Isch... wülll.... mär!“ krakelte er laut und schwankte ein paar Schritte vorwärts. Doch er kam nicht weit, da er in jemanden hinein stolperte, der ihn sofort an sich drückte. „Oh!“ machte der Fremde von vorhin gedehnt und grinste. „Da bist du ja wieder, Süßer! Willst du jetzt doch?“ „Wääär büscht dän duuuu?“ gigelte Hide und klammerte sich schwankend an den Fremden, da er sonst umgekippt wäre. Der nahm das aber ganz anders auf und versuchte ihn weg zu führen. „Na komm, ich bring dich zu einem ganz schönen Ort, okay?“ „Okäiiii!“ Da sprang Yoshiki auf, war mit ein paar Schritten bei ihnen und entzog Hide abermals dem Fremden. „Vergiss es! Der bleibt hier, verstanden?! Verzieh dich!“ „He!“ reif der Fremde wütend. „Er hat selber gesagt, es ist okay! Spiel ich mal nicht so auf!“ „Spiel du dich lieber nicht so auf! Dein 'Süßer' gehört zu mir, hast du es jetzt endlich mal kapiert?! Und jetzt verpiss dich endlich!“ „Ist ja gut, is ja gut!“ zischte der Fremde und dackelte tatsächlich davon. „Yoschikiiii,“ lallte Hide dämlich grinsend. Verwundert sah Yoshiki zu ihm runter. Ohne es zu merken, hatte er den Kleineren an sich gedrückt und besitzergreifend die Arme um ihn gelegt. „Äh, was denn?“ „Dankä schööööön!“ Bevor der andere etwas erwidern konnte, spürte er plötzlich Hides Lippen, die sich auf seine eigenen legten. Kapitel 6: Misery ----------------- @ kaburu: ^^ danke mein superfan! XD hoffe, das gefällt dir auch irgendwie @ mic: mal sehen, ob sich dein verdacht bestättigt ^^ Kapitel 6 Der Lärm um sie herum schien auf einmal so dumpf. Es fühlte sich gar nicht mehr so an, als wäre die gesamte Bar voll mit Menschen, sondern nur sie beide wären hier. Als Hide ihn küsste, wusste Yoshiki gar nicht wie ihm geschah. Seine Beine gaben nach und er sank auf die Sitzbank. Hide folgte ihm, setzte sich auf seinen Schoß, sodass sie den Kuss nicht zu lösen brauchten. Erst war der Drummer nur erschrocken, doch dann schloss er die Augen und hielt den Kleineren sogar auf seinem Schoß fest. Erwiderte etwas zaghaft, als Hide ihn am Nacken näher zu sich zog und den Kuss vertiefte. Erst der leichte Geschmack von Alkohol ließ in Yoshiki lauter Fragen im Kreis drehen. Warum tat Hide das gerade? Warum erwiderte er? Warum kam es überhaupt so weit? Und WARUM genoss er es sogar?! Bei dieser Erkenntnis wollte Yoshiki den anderen eigentlich von sich runter stoßen, doch als sie den Kuss grunds Luftmangels lösen mussten, war der Blonde noch immer total benommen. Schnell atmend sah Hide ihn an. Seine Augen waren halb geschlossen. Mit einer Hand kraulte er den Größeren im Nacken und drückte sich an ihn. Diese Augen nahmen Yoshiki jede Gewalt über seinen Körper. Er wollte sich nicht mehr von diesen Augen lösen. Hides heftiger Atem an seinem Hals ließ ihn erschauern. Leise seufzend legte er seine Hände an die Hüften des Pinken. Langsam beruhigte sich dessen Atem, wurde ruhiger. „Yoshi....ki...“ hauchte Hide so leise, dass Yoshiki es beinahe nicht verstand. „Isch... hab disch würklich lieb...“ Bevor der Blonde etwas erwidern konnte, war Hide auf seinem Schoß eingeschlafen. Hilfe suchend sah er sich um und erblickte seine Freunde. Pata saß auf der Bank und stürzte seinen zigsten Drink herunter. Heath und Toshi dagegen starrten ihren Bandleader einfach nur mit offenen Mündern an. „Wa... Wa...“ stotterte Toshi und fuhr sich durchs Haar. Heath schien es leichter zu fallen ganze Sätze zu bilden. „Was war das denn gerade?! Ich brauch was zu trinken!“ Mit diesen Worten schnappte er sich sein Glas, tat es Pata gleich und starrte Yoshiki wieder an. „So, und jetzt die Erklärung bitte schön!“ Hilflos zuckte Yoshiki die Schultern, darauf bedacht Hide nicht zu wecken. „Ich... hab keine Ahnung?“ versuchte er es. Heath schüttelte den Kopf, dass seine Haare flogen. „Der Kleine scheint echt nichts zu vertragen! Am besten, wir bringen ihn hier weg.“ „Aber wohin?“ erwiderte der Blonde ernst. „Wir haben keine Ahnung, wo er wohnt!“ „Dann eben zu dir!“ erwiderte der Gitarrist und stand auf. „Du wohnst am nächsten dran. Jetzt zieh nicht so ein Gesicht, sondern komm! Eine Nacht wirst du ja wohl überleben!“ „Aber...,“ Yoshiki wusste nicht, was er sagen sollte, öffnete und schloss den Mund einfach nur wortlos. Als aber auch Toshi und Pata aufstanden, um ihm beim tragen zu helfen, ergab er sich seinem Schicksal. Abwechselnd trugen sie den schlafenden Hide zu Yoshikis Haus. Dort verabschiedeten sich die drei Freunde von ihrem Bandleader. Stöhnend hob Yoshiki Hide hoch und trug ihn die Treppe hoch zu seinem Zimmer. Das lag am Nächsten dran, sollte er da mal seinen Rausch ausschlafen. Endlich hatte der Drummer sein Zimmer erreicht und legte Hide auf sein Bett. Nachdem er sich neben ihn auf die Bettkante gesetzt hatte, betrachtete den Schlafenden eine ganze Weile. Irgendwie schön, dieses Bild. Wie ertappt wandte Yoshiki den Blick schnell ab. Was dachte er denn da schon wieder! Sah doch ganz normal aus, wie jeder andere Schlafende auch! Trotzdem hatte der Anblick von dem schlafenden Hide auf seinem Bett eines gewissen Reiz, der ihn dazu brachte, wieder hinzusehen. Sein Körper machte sich wieder selbstständig. Wie eine fremde Person hob Yoshiki die Hand und strich dem Pinken eine Strähne aus dem Gesicht. Als seine Finger für den Bruchteil einer Sekunde Hides Wange berührten, zog er seine Hand sofort zurück. Seine Fingerspitzen brannten, als hätte er in Feuer gefasst. Obwohl Hide eigentlich gar nicht glühte. Eigentlich war sein ganzer Körper sogar ziemlich kalt. Trotzdem brannte sein Haut dort, wo sie mit Hides in Kontakt gekommen war. Kopfschüttelnd wandte er sich ab. Soviel hatte er doch gar nicht getrunken, um Halluzinationen zu haben. Oder ihm fehlte einfach nur Schlaf. Ja, das musste es sein. Besonders viel hatte er ja in letzter Zeit nicht davon gehabt. Am besten er ging ins Gästezimmer und schlief dort ein bisschen. Doch gerade als er sich von der Bettkante erheben wollte, umfasste eine Hand sein Handgelenk und hielt ihn zurück. Verwundert blickte Yoshiki auf den Schlafenden, der sein Handgelenk selig lächelnd umklammert hielt. Ein leises Stöhnen entfloh Yoshiki. Anscheinend blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu Hide zu legen. Noch komplett angezogen legte er sich neben den Anderen und breitete die Decke über sie beide aus. Sofort kuschelte Hide sich an ihn. Zwar ließ er sein Handgelenk los, legte jedoch nun die Arme um die Taille des Größeren. Mit klopfendem Herzen schlief Yoshiki schließlich ein. Die Sonne schien hell durch seine geschlossenen Lider. Zu hell. Mit einem Murren hob Hide den Arm, um ihn über seine Augen zu legen. Jede Bewegung tat weh und in seinem Kopf schien ein Presslufthammer zu arbeiten, so sehr wie der schmerzte. Was ist gestern eigentlich passiert?, dachte Hide. Innerlich ging er den gestrigen Tag noch einmal durch. Er war mit den anderen bei Yoshiki gewesen. Irgendwann hatte er sich die Gitarre genommen und gespielt. Daraufhin hatten die anderen zu ihrem neuen Gitarristen erklärt und wollten feiern gehen. Und dann? Ach ja, er und Yoshiki standen vor dem 'Ladys'. Scheiße, schon hier begannen seine Erinnerungen zu verschwimmen. Arg, stimmt ja, er hatte schon wieder Yoshiki umarmt und irgendeinen Schwachsinn gelabert! Er hätte vielleicht doch nicht mehr Tabletten als sonst nehmen sollen. Brachte ihn nur in peinliche Situationen, auch wenn er sie nie erklären musste, weil sie sich eh schon alle an diese Aufgedrehtheit gewöhnt hatten. Aber, dass Yoshiki ihn vor so einem Trunkenbold hatte retten müssen, ging schon zu weit. Okay, weiter im Text. Yoshiki hatte ihn gerettet. Ein Grinsen huschte über seine Lippen. Der prüde Braunhaarige hatte gesagt, sie wären zusammen? Der konnte wohl doch lockerer sein, als er anfangs an nahm. Irgendwie eine lustige Vorstellung. Doch plötzlich verschwand sein Grinsen, als die Erinnerung genau an diesem Punkt abbrach. Scheiße, wieso weiß ich nichts mehr von gestern? Naja, erstmal duschen gehen. Er wollte die Decke beiseite werfen, als ihm auf einmal ein Fremdkörper neben ihm auffiel, der außerdem einen Arm um seine Taille gelegt hatte. Beinahe hätte Hide vor Schreck geschrien, bis er Yoshiki erkannte. Teils schockiert, teils verwirrt starrte er den Braunhaarigen neben sich an. Dann sah er sich im Zimmer um. Wie komme ich in Yoshikis Zimmer? Wieso bin ich in seinem Bett?! Vorsichtig nah er Yoshikis Arm von sich und stand auf. Als er stand, betrachtete er den anderen noch einmal genau. Irgendwie total hübsch. Mit den langen Haaren... Wie eine Prinzessin... Grinsend stellte er sich Yoshiki in einem Kleid vor, mit viel Spitze und Seide. Na gut, so vielleicht nicht, aber hübsch ist er auf jeden Fall. Ob er mich wohl freiwillig mitgenommen hat? So leise wie möglich hob Hide seine Jacke vom Boden auf und suchte darin die Tablettenpackung. Am besten, ich nehm jetzt schon mal eine. Wer weiß, wann er aufwacht. Auf dem Flur hatte er endlich die Packung herausgefischt und nahm den Papierkram heraus. Auf einmal bemerkte er einen Satz, den er bis jetzt noch nie beachtet hatte: „Bei Einnahme nicht der Sonne aussetzen oder Alkohol konsumieren.“ Na geil! Hätte man ihm das nicht früher sagen können? Kein Wunder, dass er an manchen tagen wirklich extrem drauf war! Stöhnend schluckte der Pinkhaarige eine der Tabletten und suchte das Badezimmer. Das Haus ist ja fast noch größer, als unseres! Hier findet man sich ja gar nicht mehr zurecht! Schließlich fand er es doch noch und duschte erst einmal. Nach etwa einer viertel Stunde trat er wieder komplett angezogen mit einem Handtuch über den Schultern aus dem Bad. Nachdenklich sah er auf die Standuhr im Flur. Hm, bald müsste die Tablette anfangen zu wirken. Ich werde mal die Küche suchen. Vielleicht liegen Yoshikis Zigaretten ja da rum. Dorthin fand er dann auch relativ schnell. Müde ließ er sich auf einen Stuhl fallen und schloss erschöpft die Augen. Verdammt, wieso bin ich schon wieder so geschafft? Eigentlich müsste ich doch jetzt schon ganz hibbelig sein. Mit schwachen Händen zog er Yoshikis Zigaretten zu sich und steckte sich eine an. Ihm wurde leicht übel, als er den Rauch inhalierte. Und seine Kopfschmerzen wurden davon auch nicht besser, trotzdem rauchte er weiter. Vertrieb zumindest dieses komische Gefühl im Magen. Eine Weile versuchte er weiterhin sich krampfhaft an den gestrigen Abend zu erinnern, als ihn plötzlich eine bekannte Stimme aufschrecken ließ. „Da bist du ja! Ich dachte schon, du wärst abgehauen!“ Meinte Yoshiki von der Tür aus. Erschrocken drehte Hide sich zu ihm um. Der Drummer hatte sich einen Yutaka über seine Klamotten von gestern geworfen und lehnte mit verwuschelten Haaren am Türrahmen. Wow! Nicht nur eine Prinzessin, auch noch sexy. Ist mir vorher noch nie so aufgefallen. „Ähm... nein, ich wollte dich nur nicht aufwecken,“ murmelte Hide. Scheiße, Tablette, jetzt wirk endlich! „Ach so, bist du schon lange wach?“ fragte der Blonde weiter und setzte Wasser für den Kaffee auf. Dabei zündete er sich ebenfalls eine Zigarette an. „Hm, nicht so lange. War kurz duschen und hab mir ne Zigarette geklaut. Bekommst du wieder.“ „Ach, kein Ding,“ murmelte Yoshiki und drehte sich zu Hide um. Der Größere musterte ihn seltsam, als wären seine Gedanken noch ganz weit weg. „Ähm, ist was?“ fragte Hide etwas nervös. Einerseits irritierte ihn dieses Blick und dass Yoshiki so gelassen war, andererseits fragte er sich, warum die Tablette nicht anfing zu wirken. „Geht's dir gut?“ entgegnete der andere mit einem Hauch von Besorgnis in der Stimme. „Du warst gestern ganz schön besoffen. Bist einfach so eingeschlafen.“ „Oh,“ machte Hide und killte seine Zigarette. „Ehrlich gesagt, erinnere ich mich an nichts.“ Er zog die Beine an den Körper. Als Yoshiki ihm einen Becher mit Kaffee reichte, nahm er ihn dankend an. „Was ist denn eigentlich passiert? Ich erinnere mich nur noch daran, dass da dieser Trunkenbold war und mich angemacht hatte. Dann waren wir bei den anderen am Tisch. Und dann?“ Irrte er sich, oder versuchte Yoshiki seine roten Wangen unter seinen Haaren zu verstecken? „Ach so, nein, dann hast du nur deinen Drink gehabt und bist kurz darauf eingeschlafen. Ist nichts weiter passiert. Aber wir wussten nicht, wo du wohnst und deshalb haben wir dich hierher getragen. Sonst ist nichts gewesen.“ Nickend nahm Hide einen Schluck vom Kaffee. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Yoshiki ihm noch etwas verschwieg, aber er würde schon seine Gründe dafür haben, als fragte er nicht weiter. „Willst du was frühstücken?“ fragte der Braunhaarige und drückte die Zigarette aus. Bei dem Wort Frühstück zog sich in Hide alles zusammen. „Ähm, nein danke, ich esse morgens nicht wirklich. Außerdem ist mir noch ganz schön schlecht von gestern.“ Dass seine letzte Mahlzeit schon etwas länger zurücklag, verschwieg er lieber. „Wie viel hab ich denn getrunken?“ Skeptisch hob Yoshiki eine Augenbraue, während er sich eine Schüssel nahm und Müsli hinein füllte. „Das ist ja das Komische. Du hattest einen Drink und warst schon total zu. Verträgst du nichts, oder was war los?“ Verwirrt starrte Hide den anderen an, der sich den ersten Löffel Müsli in den Mund schob. Ein Drink? Nur ein Drink?! Davon sollte er so nen Kater haben? Gut, heute würde er definitiv noch beim Krankenhaus vorbei gehen und die mal zur Rede stellen! Was verabreichten die ihm eigentlich für ein Zeug?! „Ich werde dann mal gehen,“ begann Hide, um die peinliche Stille, die sich ausbreitete, zu umgehen. „Will ja nicht weiter stören.“ Verwundert sah Yoshiki ihn an. „Also, ich schmeiß dich nicht raus, kannst von mir aus noch ein bisschen bleiben.“ Mit der Hand winkte der Pinke ab. „Nein, ich geh lieber. Muss auch noch was erledigen. Wir sehen uns morgen.“ „Bist du sicher, dass du es nach Hause schaffst? Du siehst nicht gut aus. Und gegessen hast du auch nicht!“ „Ich hab doch gesagt, mir ist noch schlecht. Ich esse später.“ entgegnete Hide. Eigentlich wollte er schnell aus der Küche und seine Sachen holen, doch Yoshiki baute sich vor ihm in der Tür auf und packte ihn am Handgelenk. „Ach, wirklich?“ Yoshikis Gesicht war ihm eindeutig zu nah gerade. Mit ernsten Augen musterte der Größere ihn. Als würde er sich irgendwelche Gedanken machen, die nicht gut für Hide wären. „Lass mich los, Yoshiki, mir geht es gut und ich habe noch etwas zu erledigen!“ sagte Hide so ernst wie möglich und tatsächlich, ließ der Drummer sein Handgelenk, wenn auch etwas zögernd, los. „Na gut. Wir sehen uns dann morgen.“ „Ja, bis dann.“ Weiter sagten sie nichts mehr. Schnell verließ Hide die Küche, schnappte sich seine Sachen und verließ das Haus. Im Hinausgehen sah er noch einmal kurz zu Yoshiki, der immer noch in der Küchentür stand und auf den Boden starrte. Hide verstand sein Verhalten nicht. Wieso war der Blonde auf einmal so... normal zu ihm?! Und im nächsten Moment schon richtig besorgt. War am vorigen Abend etwa doch irgendetwas passiert, was der Drummer ihm aber nicht erzählen wollte? Ohne direkt auf seinen Weg zu achten, fand er sich schließlich vor einem Krankenhaus etwas außerhalb der Stadt wieder. Hatte er etwa den ganzen Weg bis hier her vor sich hin gegrübelt? Naja, egal, das hier war jetzt wichtiger. Wenn seine Tabletten nicht mehr wirkten, hatte er ein ganz schönes Problem. In der Eingangshalle wurde er sofort von einer Arzthelferin freundlich angelächelt. „Oh, Hideto-kun! Du hier? Musst du zu einem Nachgespräch?“ Kopfschüttelnd sah Hide sich um. Dieses Gebäude beherbergte nicht viele schöne Erinnerungen für ihn. „Nein. Ich möchte nur gerne mit Herrn Takanara sprechen. Könnten Sie da was einrichten?“ Kurz sah die Arzthelferin auf einen Kalender, der auf dem Rezeptionstisch lag. Hide kannte sie. Sie war schon immer so naiv und nahm alles hin, ohne groß nachzufragen. „Also, momentan hat er keinen Termin. Ich rufe kurz an und frage, ob er dich sprechen kann. Warte mal eben.“ Mit diesen Worten nahm sie sich das Telefon und wählte eine Kurzwahl. Sie meldete, dass er hier sei um mit dem Doktor zu sprechen, und winkte ihn dann auch kurz darauf weiter den Gang hoch. „du weißt ja noch, wo das Büro ist oder? Bis bald, Hideto-kun!“ Ohne zu antworten ging Hide den Gang entlang. Er hasste diesen Ort. Und die meisten der Angestellten.... waren wohl einfach ein paar schlechte Erfahrungen zu viel gewesen. Vor der Bürotür blieb er stehen. Wie oft war er schon hier gewesen... Zu oft. Er brauchte gar nicht zu klopfen, er wurde anscheinend schon erwartet, denn plötzlich wurde die Tür von innen geöffnet. Dr. Takanara winkte ihn auch gleich herein und setzte sich Hide gegenüber in einen Lehnstuhl. „Also, Matsumoto-kun, was verschafft mir die Ehre? Wie geht es Ihnen?“ „Soweit in Ordnung,“ antwortete Hide schnell. Oh, wie gut kannte er dieses Spiel! „Ich wollte nur etwas kurz mit Ihnen besprechen.“ Der Doktor wurde hellhörig. „Was ist denn?“ „Sie haben mir doch diese Tabletten gegeben. Damit ich nicht mehr so depressiv bin. Allerdings gibt es da ein paar Probleme.“ „Was für Probleme?“ Nervös spielte Hide mit seinen Haaren. Verdammt, er hasste diese Gespräche! „Wenn ich sie nehme, bin ich schlimmer als ein manche ADS-Kinder, die ich kennen gelernt habe. Und wenn die Wirkung dann abklingt, bin ich todmüde und könnte sofort einschlafen. Und jetzt wirken die Tabletten nicht einmal mehr! Können wir sie jetzt nicht einfach absetzen?“ Hoffnungsvoll sah er den Arzt und Therapeuten an. Der schien wirklich über das Gesagte nachzudenken. Langsam begann er wieder zu sprechen. Mit dieser schrecklich ruhigen Therapeutenstimme. „Also, Matsumoto-kun, so wie ich das Verstehe, sind das einfach nur ein paar kleine Nebenwirkungen, nicht weiter schlimm. Das vergeht irgendwann. Aber absetzen... Wahrscheinlich bist du schon resistent geworden. Da würde ich die Dosis lieber noch erhöhen.“ Hides Kinnlade klappte runter. Hatte dieser Idiot nicht zugehört?! „Wie, erhöhen? Das geht doch nicht so einfach! Ist das nicht schädlich?“ Schon das Rezept aufschreibend, schüttelte Doktor Takanara den Kopf. „Nein, glaub mir, es ist nur das Beste für dich. Du willst doch nicht wieder hier landen oder?“ Scharf sah er den Pinkhaarigen an. Der senkte etwas eingeschüchtert den Kopf. Nein, das wollte er wirklich nicht. Zweimal hatte gereicht. Und wenn diese Tabletten nun wirklich seine einzige Chance war, sollte er sie wohl ergreifen. Auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte, er wollte ein normales Leben ohne Klinik führen, mit den Menschen, die er lieb gewonnen hatte. Pata, Heath, Toshi und vor allem Yoshiki! Schweigend nahm er das Rezept entgegen und stand, genau wie der Arzt, auf. „Dann, bis bald, Matsumoto-kun! Alles Gute!“ „Danke,“ murmelte er nur und verschwand so schnell es ging wieder in der Eingangshalle. Dort lächelte die Arzthelferin ihm wieder zu, doch er ignorierte sie. Erst draußen blieb er stehen. „Scheiße,“ murmelte er und sah in den mit Wolken behangenen Himmel. Kapitel 7: ai no itai --------------------- So, ein neues Kapitel. Ich dachte, ich hätte es schon hochgeladen -.- Dieses Kapitel hat eine Widmung: Und zwar ist dieses Kapitel für jemanden, den ich gern habe. Dieses Kapitel ist für mich etwas ganz besonderes und ich hoffe, falls jene Person es jemals lesen sollte, dass sie die Nachricht versteht. q Lie-san: find ich toll, dass du hide nachvollziehen kannst XD hoffe du verstehst das jetzt nicht falsch @ kaburo: hoffe, dieses chap gefällt dir auch so gut, superfan ^^ @ -mic-: XD ja, Yoshiki kann auch anders @ oOmiyabimaruOo: zu 1. *kawaii* find ich auch zu 2. danke *blush* zu 3. ich mag ihn auch nicht -.- ärzte sind scheiße. @ -TaiTai-: *knuddel* danke schön ^^ @ giraffe of evil: XD dein kommi ist toll! Irgendwie freu ich mich, dass ih dich zum weinen bringe *sadist *grin** hier ist nachschub, will ja nicht, dss du auf entzug kommst ^^ Kapitel 7 Noch eine ganze Weile stand Yoshiki einfach nur da. Seine Gedanken drehten sich im Kreis, schienen dies immer schneller zu tun, dass ihm übel wurde. Wieso nahm ihn Hides Verhalten nur so mit? Was war auf einmal los mit ihm? Schon am vorigen Abend hatte sich etwas in ihm verändert. Anfangs hatte er Hide wirklich nicht ab gekonnt, doch nun war er schon so weit, dass er sich um ihn sorgte und seine Nähe richtig genoss. Es war keine Lüge gewesen, als er gesagt hatte, Hide könne noch länger bleiben. Irgendwie hatte er das Bedürfnis, auf ihn auf zu passen. Hide hatte sich aber wirklich seltsam verhalten. Langsam hatte Yoshiki Zweifel, dass mit dem Pinkhaarigem alles in Ordnung war. Diese extremen Stimmungsschwankungen, sein Distanzieren, die Tatsache, dass er scheinbar nur sehr wirklich aß und auch die Tabletten, die Yoshiki damals zufällig gefunden hatte. Das alles zusammen ließ Yoshiki vermuten, dass Hide etwas ziemlich Wichtiges vor ihnen verschwieg. In Ordnung, es war sein Recht, und all zu lange kannten sie sich ja auch noch nicht. Doch dieses wenige Vertrauen schmerzte den Blonden. Es tat wirklich weh. Der Braunhaarige sah auf, starrte die Tür an, durch die der Pinke vor einigen Minuten gegangen war. Wie schmal sein Rücken ausgesehen hatte. Leise stöhnend senkte er wieder den Blick, setzte sich an den Tisch und zog einen Block und Stift zu sich heran. Nebenbei entzündete er sich eine Zigarette, atmete tief ein und kritzelte auf das Papier. Ein paar Minuten war er nur mit schreiben beschäftigt. Das half immer, wenn er seine Gedanken ordnen musste. Texte schreiben, oder Musik machen. Doch im Moment wollte er nur seine Gedanken geordnet vor sich sehen. Manchmal gab ihm das mehr Aussicht auf das, was er wirklich fühlte. Wenig später legte er den Stift beiseite. Mit der einen Hand drückte er die Zigarette aus, von der er kaum einen Zug genommen hatte, und mit der anderen hob er das Blatt hoch, um das Geschriebene noch einmal durch zu lesen. „Tell me why Tell me why Tell me why the wind is so cold Take my heart inside your love Tell me why Tell me why Tell me why I feel so blue Tell me why Tell me why I love you My love for you would break my heart No No No No way to change my heart I still wanna be in the endless blue verse I feel so blue in this white poem Love will find the way This is the line you used to love Do you still believe that? While I'm away, read this line again“ Skeptisch hob er eine Augenbraue. Was hatte er da nur wieder geschrieben? Klang wie ein Brief. Und ganz schön traurig. Gut, das war er von seinen Texten auch eigentlich gewohnt. Doch wie kam er auf einmal auf ein Liebeslied? So was kannte er gar nicht von sich. Wie von selbst griff seine Hand nach dem Telefon. Er wollte jetzt nicht alleine sein. Er musste mit jemandem reden. Ein paar Stunden später stand der Braunhaarige vor Toshis Haustür und klingelte. Von drinnen drang Lärm heraus, als würde jemand in der Wohnung eine Party schmeißen. Yoshiki musste grinsen. Darum war er so gern bei Toshi. Bei den vielen Geschwistern war es nie still, wie bei ihm selber Zuhause, und alles gab ihm ein Gefühl der Geborgenheit. Hier konnte er sich mal fallen lassen, wenn er es brauchte. „Au! Verdammt! Räumt das gefälligst weg!“ hörte er Toshis Stimme durch die Wohnung brüllen. Wenig später öffnete der Blonde ihm schon die Tür. „Hey, Yo-chan!“ wurde er mit einer Umarmung begrüßt und hinein gezogen. Wie immer herrschte das totale Chaos. Bei sich selber Zuhause hätte Yoshiki eine Krise bekommen, aber hier war es angenehm. „Wenn ich einer Stunde nach sehe, habt ihr euren Kram hier weg geräumt!“ rief Toshi seinen jüngeren Geschwistern zu, bevor er Yoshiki direkt in sein Zimmer schob und die Tür schloss. Stöhnend ließ er sich auf sein Bett fallen, während Yoshiki amüsiert grinste. „Grins nicht so,“ maulte sein bester Freund und winkte ihn zu sich. „ich möchte dich mal sehen, wenn du diese Kröten den ganzen Tag um dich hast!“ „Ach, nein, da könnte ich doch drauf verzichten. Du kannst das viel besser,“ grinste Yoshiki und legte sich neben Toshi. Für ein paar Minuten blieben sie so liegen, ohne ein Wort zu sagen. Es war keine unangenehme Stille, einfach nur ein Beisammen sein, was beide schon seit Jahren genossen. Doch irgendwann drehte Toshi sich auf die Seite, um Yoshiki ansehen zu können und fragte: „Warum wolltest du vorbei kommen? Ist etwas passiert? Ist etwas mit Hide?“ Seufzend schloss der Blonde die Augen. Wieso ahnte Toshi nur immer sofort, wenn er Sorgen hatte und traf dann auch noch meistens genau ins Schwarze? „Ehrlich gesagt, ich... verstehe langsam nichts mehr.“ „Erzähl mal.“ „Gestern... ich weiß nicht warum... als Hide bei mir gepennt hat... er hat mich an der Hand fest gehalten, dass ich nicht weg konnte. Also habe ich mich neben ihn gelegt. Und... irgendwie haben wir uns wohl in der Nacht umarmt.“ Ihm war das alles ganz schön peinlich, doch Toshi sagte nichts, hörte sich in Ruhe die ganze Geschichte an. „Am nächsten Morgen war er schon in der Küche. Er war irgendwie seltsam. Also, für Hide seltsam. Heißt: vollkommen ruhig, fast schon total deprimiert. Das war schon einmal so, als er noch ganz neu war. Da haben wir uns morgens zufällig getroffen und da war er auch so komisch. Nur war er da nach ein paar Minuten plötzlich so aufgedreht wie immer. Nur heute nicht. Er wollte nichts essen und ist auch ganz schnell verschwunden. Als würde er etwas verbergen. Toshi, ich mache mir wirklich Sorgen um ihn! Kann sein, dass ich übertreibe, aber dieses seltsame Verhalten... und dann habe ich auch mal Tabletten in seiner Tasche gefunden. Ist zwar schon eine Weile her, und vielleicht interpretiere ich auch nur zu viel in Kleinigkeiten hinein. Ich... Ach, ich weiß einfach nicht mehr, was los ist!“ Verzweifelt sah er seinen besten Freund an. Dieser dachte mit schief gelegtem Kopf nach, den Blick aus dem Fenster gerichtet. Ungeduldig wippte der Bandleader auf dem Bett hin und her. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Toshi sich endlich mit einem Seufzen regte und sich zu ihm umdrehte. „Du weißt selten nicht, was mit dir los ist. Hast du es schon mit einem Text probiert?“ „Na klar,“ stöhnte Yoshiki und reichte im das Blatt. „Aber schlauer bin ich trotzdem nicht geworden. Ich verstehe gar nichts mehr. Letzte Woche fand ich ihn noch voll nervig und plötzlich mache ich mir solche Sorgen, dass ich kaum still sitzen kann!“ Als Toshi nicht antwortete, verstummte er und beobachtete den Blonden, wie dieser mit ernster Miene das Geschriebene las. Auf einmal blickte er auf und starrte Yoshiki überrascht an. „Du willst mir weiß machen, dass du keine Ahnung hast?“ Verwirrt schüttelte Yoshiki den Kopf. „Ich habe wirklich keine Ahnung! Was ist denn?“ „Wenn du SO WAS,“ er hielt Yoshiki das Blatt so dicht vors Gesicht, dass er jenes beinahe mit der Nasenspitze berührte, „schreibst, kannst du mir nicht erzählen, dass du es immer noch nicht weißt!“ „Tu ich aber!“ fauchte der Blonde und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Würdest du mir das jetzt bitte erklären?“ Abermals stöhnend fuhr Toshi sich durch die Haare. „Ach, Yo-chan. Egal, wie hoch dein IQ auch sein mag, manchmal bist du wirklich begriffsstutzig. Aber ich erkläre es dir mal ganz grob: So ein Gefühl nennt man üblicherweise...“ „Ja?“ machte Yoshiki, legte den Kopf schief und sah sein gegenüber mit erwartungsvollen Augen an. „...Liebe. Wenn du mich fragst, hast du dich in Hide verknallt. Und starr mich nicht mit solchen großen Augen an! Pass auf, dass sie dir nicht raus fallen! Und mach den Mund zu!“ Total verblüfft weiteten sich Yoshikis Augen, bis sie groß wie Tassen waren und seine Kinnlade klappte bis auf den Boden. Er brauchte ein paar Augenblicke, um sich zu sammeln. „WIE KOMMST DU BITTE AUF DIESEN SCHWACHSINN? ALS WÜRDE ICH MICH IN DEN VERLIEBEN! DAS WÜSSTE ICH JAWOHL!“ „Scheinbar nicht, sonst hättest du es ja schon bemerkt,“ entgegnete Toshi gelassen, steckte sich eine Zigarette an und öffnete das Fenster. Er war der einzige Raucher in der Familie und achtete darauf, nur in seinem Zimmer und bei geöffnetem Fenster zu rauchen. Noch immer schloss und öffnete Yoshiki sprachlos den Mund. Mit den Augen rollend reichte Toshi ihm die Zigarettenpackung. „So, nimm dir eine, setz dich zu mir und dann erkläre ich es dir! Du bist wie ein Kind! Ich fass es nicht, dass ich dir deine eigenen Gefühle erklären muss.“ Stumm gehorchte der Braunhaarige, hockte sich vor den Blonden, zog gespannt an seiner Zigarette (wie war das nochmal mit dem Aufhören gewesen?). Toshi nahm sich noch einmal den Text und las ihn sich noch einmal durch. Dann beugte er sich zu Yoshiki, um ihm eine Textstelle zu zeigen. „Um dir mal die Zusammenhänge in Kurzform zu erklären: da du ja sowieso von Hides Verhalten verwirrt bist, erklärt mir das dieses Tell me why. Du bist in ihn verliebt und verstehst nicht, wieso er so abweisend ist. Klingt für mich, wie ein trauriger, verzweifelter, hoffender Liebesbrief.“ „Wie kann denn ein Liebesbrief traurig und hoffend sein? Als würde ich so einen Quatsch schreiben!“ „Yoshiki, du HAST es geschrieben. Nimm es einfach an. Ist doch voll in Ordnung, wenn du dich in einen jungen verliebst. Und Hide ist doch echt toll. Wir haben eh nur darauf gewartet, dass zwischen euch was läuft. So wie ihr am ersten Tag rum gekuschelt habt...“ „ER HAT MICH VOM STUHL GEWORFEN! DA WAR KEIN KUSCHELN!“ „Danach hat er dich aber noch umarmt,“ schwelgte Toshi in Erinnerungen. Ein Grinsen zierte sein Gesicht. „Außerdem wart ihr gestern Abend voll süß zusammen! Man hätte wirklich meinen können, ihr wärt zusammen. Und als du ihn vor diesem Trunkenbold gerettet hast, das war echt geil. Wie ein eifersüchtiger Liebhaber!“ „WEN NENNST DU HIER EINEN EIFERSÜCHTIGEN LIEBHABER?!“ Zum wiederholten Mal verdrehte Toshi die Augen und drückte Yoshiki wieder auf die Knie runter. „Beruhig dich mal. Bist doch sonst immer so cool.“ Aber irgendwie fand er es auch lustig, wie sein bester Freund bei diesem Thema so ausrastete. Das bestätigte seine Vermutung nur noch mehr. Er nahm noch einen Zug. „Ich weiß gar nicht, was daran so schlimm sein soll, wenn du dich verliebst. Ist doch super! Würde dir wirklich mal gut tun. Du bist so ein Arbeitstier, du brauchst dringend ne Beziehung.“ „Quatsch nicht,“ fauchte Yoshiki und aschte bewusst auf Toshi drauf. „Ich hatte schon Beziehungen, das weißt du. Und was ist mit euch? Ihr habt doch auch niemanden!“ „Hey,“ beschwerte der Blonde sich schmollend. „Ich weiß, dass du schon Beziehungen hattest, aber das ist auch schon ne ganze Weile her und war auch nur aus Langeweile, oder? Ich meine eine RICHTIGE Beziehung, die dir auch gut tun würde! Und nur zu deiner Information: Von uns hat keiner eine Beziehung, weil wir den ganzen Tag eigentlich nur mit Schule und Proben verbringen! Zu denen DU uns zwingst!“ Beschämt senkte Yoshiki den Kopf. Seine Zigarette warf er nach draußen auf den Bürgersteig. Da hatte Toshi gar nicht mal so unrecht. Vielleicht sollte er wirklich etwas ruhiger werden, was X betraf. Aber... „Ich weiß doch selber gar nicht, ob ich ihn liebe oder nicht. Da kann ich doch nicht so einfach ankommen und ihm irgendetwas von Liebe und Beziehung erzählen, oder?“ Mit einem verständnisvollem Lächeln strich Toshi ihm durch die langen Haare. „Ach, Yo-chan. Keiner sagt, dass du sofort zu ihm laufen sollst. Werd dir selber erst einmal über deine Gefühle bewusst und mach dir klar, warum du es ihm sagen willst und ob du überhaupt denkst, dass es für ihn in Ordnung wäre. Ich würde mir auf jeden Fall für dich wünschen, wenn ihr zusammen sein würdet. Gerade jetzt, wo deine Eltern sich getrennt haben, ist bestimmt nur gut für dich. Du hast viel zu wenig Liebe erfahren.“ Der Blonde spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten. „Ich...“ hauchte er und vergrub sein Gesicht an Toshis Schulter. „Ich hab doch euch, Toshi. Mehr brauche ich nicht. So lange ihr um mich herum seid, habe ich alles, was ich brauche. Mehr benötige und will ich nicht.“ „Ach, Yoshiki,“ seufzte Toshi. Mit der einem Hand zog er seinen besten Freund in eine Umarmung, mit der anderen strich er ihm zärtlich über den Rücken. „Ich versteh sehr gut, was du sagen willst. Aber es geht nicht. Du kannst nicht dein Leben lang alles von dir abschotten. Du hast mehr verdient. Soviel mehr. Es macht mich traurig, dich jeden Tag so einsam zu sehen. Du willst es nur selber nicht sehen und versteckst es hinter deiner kühlen Mauer. Jeden Tag wünsche ich mir, dass du doch irgendwie glücklich wirst. Und als Hide dann auftauchte, habe ich sofort bemerkt, dass du dich ihm anders gegenüber als anderen verhalten hast. Nicht nur ich, übrigens. Pata und Heath auch. Auf jeden Fall war es schön, euch beide zu sehen, auch wenn du am Anfang nicht gerade nett zu ihm warst. Ich kenne dich. Wenn du dich über jemanden aufregst, hat er etwas in dir berührt. Sonst würdest du ihn nicht bemerken. Und schon gar nicht so über ihn nach denken. Ich möchte dir keine Gefühle aufzwingen. Aber ich wünsche mir, dass du dich jemanden öffnen kannst.“ Er zögerte etwas, weiter zu sprechen. Sein Körper zitterte leicht, erhoffte, Yoshiki würde es nicht bemerken. Yoshiki war schlau. Er konnte sehr leicht die kleinsten Zeichen erkennen. Der Blonde hoffte, dass Yoshiki nur dieses ein Mal nichts von seinen wirklichen Gefühlen bemerken würde. Nur ein einziges Mal wollte Toshi ein Geheimnis für sich behalten. „Es ist schwer, das weiß ich. Gefühle sind immer kompliziert und können sehr weh tun. Aber manchmal muss man sich selber eine Weile leiden lassen, um dann wirklich zufrieden zu sein. Du bist mein bester Freund. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du immer zu mir kommen. Und ich werde dir helfen. Egal, bei was. Ich schwöre dir, ich werde dir helfen, dass du endlich diese Traurigkeit hinter dir lassen kannst. Dafür würde ich alles tun.“ Es kostete ihm große Mühe, seine sich nicht vor Schmerz verkrampfen zu lassen. Seine eigenen Worte waren wie Stiche in sein Herz. Auf einmal löste Yoshiki sich ein Stück von ihm, sah ihm tief in die Augen. Als würde er versuchen, in ihnen mehr lesen zu können. „Toshi, alles...“ „Ja,“ flüsterte er, bevor Yoshiki aussprechen konnte. „alles in Ordnung. Wirklich.“ Mit ernstem Gesicht strich Yoshiki seinem besten Freund eine Strähne aus dem Gesicht. „Soll ich gehen?“ Die Lippen auf einander gepresst, um ein Schluchzen zu unterdrücken, nickte er heftig. „Ja, bitte.“ Yoshiki nickte und erhob sich. „In Ordnung.“ Er nahm seinen Mantel, zog ihn an und schulterte seine Tasche. Kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal um und lächelte Toshi dankbar und voller Verständnis, aber auch leicht entschuldigend an. „Danke, Toshi. Vielen Dank.“ Damit verließ er das Zimmer und Toshis Wohnung. Sobald die Tür ins Schloss fiel, konnte Toshi nicht mehr. Die Tränen rannen ihm über die Wangen und er schluchzte leise. Mit zittrigen Händen griff er nach seinem Telefon und wählte eine Nummer. Durch sein Fenster konnte er sehen, wie Yoshiki über die Straße ging und schließlich in einer Seitenstraße verschwand. Kurz darauf wurde auf der anderen Leitung abgenommen. „Moshi moshi, hier bei Ishizuka.“ „Pata,“ schluchzte Toshi erstickt und wischte sich die Tränen aus den Augen, die unaufhaltsam weiter flossen. Leicht erschrocken wurde Pata drängender. „Wieso weinst du?“ „Er weiß es, glaube ich. Ich glaube, er weiß.“ „Wer?“ „Yoshiki.“ Stille. Toshi glaubte, Pata nicken zu sehen. „Verstehe.“ Ein lauteres Schluchzen Toshis folgte. Zu Worten war er nicht mehr fähig. „Shhh,“ machte Pata sanft. Toshi hörte, wie das Telefon auf Lautsprecher umgeschaltet wurde und Heath Stimme drang an sein Ohr. „Ist ja gut. Es ist in Ordnung. Toshi, wir sind doch für dich da. Und ich bin mir sicher, Yoshiki tut das auch.“ Die Welt verschwamm vor seinen Tränen gefüllten Augen. „Er... er liebt Hide... ganz sicher... ich... ich habe ihm gesagt, er soll glücklich werden... Ich...“ „Shhh,“ machte Pata noch einmal. Seine Stimme beruhigte Toshi etwas. „Kleiner, wir können nur furchtbar stolz auf dich sein. Ich persönlich bewundere dich für das, was du getan hast. Und Yoshiki wird auch vollstes Verständnis für dich haben. Ihr seid die besten Freunde. Yoshiki wird dich immer irgendwie lieben. Für ihn wirst du immer etwas Besonderes sein. Und dafür, dass du dich selbst für ihn zurückstellst, wird er dir ewig dankbar sein. Glaub mir, Kleiner,“ flüsterte Heath. Wieder wurde Toshis Schluchzen lauter. Die ganze Nacht weinte er noch. Die ganze Zeit blieben Pata und Heath am Telefon und waren einfach nur bei ihm. Kapitel 8: ----------- -.- bitte entschuldigt, dass es solange gedauert hat! ich war in letzter zeit irgendwie nicht motiviert und es ist auch nichts besonderes. Das nächste Kapitel wird auf jeden fall besser, versprochen! Hoffe ihr hinterlasst trotzdem ein kommi @ kaburo: ^^ mein superfan... hoffentlich bleibst du der ff noch lange treu @ lie-san: *taschentuch hinhalt* och, nicht weinen ^^ @ giraffe of evil: so viele haben bei meinen ff noch nie geheult XD so wartezeit ist erstmal überbrückt, ich streng mich beim nächsten mehr an^^ jetzt ist auch erstmal ne heulpause @ TaiTai: ^^ danke schön. Tja, irgendwer muss immer leiden und dieses mal war es halt Toshi^^ @-Mic-: die verspätung sei dir verziehen ^^ Kapitel 8 „Verdammt, nein, spiel das noch mal Pata!“ Verwundert sahen sowohl Pata, als auch Heath von ihren Instrumenten auf. Ungeduldig wischte Yoshiki sich die Locken aus dem Gesicht. „Nochmal?“ maulte Pata. Es kam selten vor, dass er maulte, doch heute war einfach nicht wie sonst. Es war Samstag. Seit dem Tag, wo sie zusammen feiern waren, benahm Yoshiki sich anders, wenn sie alle zusammen waren. Mühsam mied er jeden näheren Kontakt mit Hide und jedes tiefer gehende Gespräch mit den anderen. Alles, worauf er sich konzentrierte, war die Bandprobe und zog die so hart durch wie noch nie. Keine Scherze, kein Herum albern, nur striktes Üben. Nun ließ er Pata schon wohl hundertsten Mal ein und die selbe Stelle spielen, obwohl dieser das Stück schon perfekt beherrschte. Hinter Yoshiki auf dem Schreibtischstuhl hockte Toshi, die Arme auf der Lehne gekreuzt, das Kinn darauf gebettet. Auch er verhielt sich anders. Seit jenem Tag hielt er sich etwas zurück, was Nähe zu Yoshiki anging. Trotzdem beobachtete er ihn immer wieder, sobald dieser weg sah. Neben Toshi hockte Hide auf dem Tisch. Eine dunkle Mütze tief ins Gesicht gezogen und einer Sonnenbrille auf. Dass sie sich in einem abgeschlossenem Raum befanden, störte ihn scheinbar nicht. Was Heath sofort aufgefallen war, als sie sich in der Schule wieder getroffen hatten, war, dass er ruhiger war. Zwar bemühte er sich, weiterhin fröhlich zu sein und überall herum zu springen, doch es war ein Vergleich zu vorher. Er mochte auch nicht sagen, dass er sich wohl langsam abregte. Es war viel mehr wie ein Schlag ins Gesicht. Seine beiden Sorgenkinder. Und dann auch noch Yoshiki, der irgendwie zwischen allem stand. Seufzend korrigierte der Rothaarige den Griff an seiner Gitarre, bevor er noch einmal zu spielen begann und Yoshiki wieder etwas sagen konnte. Aufmerksam hörte er dem Gitarristen zu, bemerkte dabei nicht, wie Toshi sich hinter seinem Rücken eine seiner Zigaretten schnappte und anzündete. Der Sänger unterdrückte ein leicht gequältes Aufstöhnen und fuhr sich durch die Haare. Er hatte Yoshiki geraten, sich zu öffnen. Am besten Hide, wenn er doch wahrscheinlich mehr für ihn empfand. Es hatte geschmerzt. Toshi spürte immer noch die Stiche in seinem Herzen, wenn er daran dachte. Aber er hatte es gerne gemacht. Nur, dass Yoshiki sich nun scheinbar nur noch mehr in sich verkroch und gar keinen mehr an sich ran ließ, fand er gar nicht gut. Irgendwie fühlte es sich wie Verrat an. Und der tat weh. Auf einmal lenkte Hide seinen Blick auf sich. Grinsend, man konnte nur seine untere Gesichtshälfte deutlich erkennen, klaute er sich einen Zug von Toshis, eigentlich Yoshikis Zigarette, und begann bei einem schnelleren Gitarrenpart begeistert die Arme zu schwenken und zu wippen, als würde er tanzen. Mit einem leichten Boxhieb in die Seite signalisierte er dem Schwarzhaarigen mitzumachen. Nun musste auch Toshi grinsen. Ihm war nicht entgangen, wie still der sonst so quirlige Pinkhaarige geworden war, da freute er sich umso mehr, dass gerade er jetzt für Ablenkung sorgte. Bei ihrer miesen Stimmung tat das ihnen sicher gut. Also setzte er bei Patas nächstem schnellerem Part mit Hide ein und beide kreisten die Arme in der Luft. Beide unter drückten ein lautes Auflachen, als sie sahen, dass Pata ihr Gealber sehr wohl bemerkte und ein Lachen unter seinen Haaren versteckte. Doch den wachsamen Augen ihres Leaders entging anscheinend nichts. Er drehte sich zu ihnen um, augenblicklich ließen beide die Arme sinken und taten, als wäre nichts gewesen. Der, seit neuesten, Braunhaarige hob skeptisch eine Augenbraue. „Ist was?“ „Nein?“ machte Toshi gespielt verwirrt. „Alles okay.“ „Na dann...“ Zögernd wandte Yoshiki sich wieder Pata zu. Doch es vergingen nur ein paar Sekunden, bis sowohl Sänger als auch Gitarrist abermals mit den Armen kreisten. Dieses Mal konnten sie ihr Lachen nicht unterdrücken und fielen beinahe von ihren Sitzgelegenheiten. „Was macht ihr da eigentlich?!“ Rief Yoshiki etwas ärgerlich und baute sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor ihnen auf. „N...Nichts,“ kicherte Toshi, der sich über Hides Knie lehnte, um nicht zu kippen. Der Pinkhaarige lachte nur noch mehr und klammerte sich nach Luft schnappend an Toshis Rücken. „Wieso glaube ich euch das gerade nicht?“ meinte der Drummer, fuhr sich stöhnend durch die Haare. Er nahm sich eine Zigarette und hockte sich vor Toshi auf den Boden. „Was hast du?“ fragte Hide, den Kopf schief legend. Der Größere sah ihn von unten aus an. Toshi bemerkte den traurigen, liebenswerten Ausdruck in seinen Augen. Einen Ausdruck, den man nicht oft bei Yoshiki sah, und den er vergeblich versuchte zu verbergen. „Nichts,“ wich der Drummer der Frage aus und sah sich zu Pata und Heath um. „Spielt ihr noch einmal? Tut mir leid, euch eben so angemacht zu haben.“ Der Rothaarige schüttelte nur lächelnd den Kopf und griff nach seinem Instrument. „Schon vergessen, Leader-sama.“ Er und Heath spielten ihren Part noch einmal. Und dieses Mal nickte Yoshiki anerkennend. „Ja, sehr gut. Ich finde, wir sollten uns mal wieder um einen Auftritt bemühen, meint ihr nicht auch? Man hat lange nichts mehr von uns gehört und die neue Besetzung kennt ja auch noch niemand.“ Begeistert sprang Toshi auf und hüpfte auf und ab. „Au ja! Ein Auftritt!“ „Hoffen wir mal, die lassen uns noch irgendwo spielen,“ murmelte Heath. „So lange, wie wir nicht mehr irgendwo gespielt haben.“ „Also, das 'Ladys' lässt uns bestimmt. Zu denen haben wir ja noch gute Conactions.“ Toshi zuzwinkernd zündete Yoshiki sich eine weitere Zigarette an. Der blonde Sänger schnaubte und ließ sich neben seinen besten Freund auf den Boden fallen. „Wenn du ernsthaft glaubst, ich würde irgendetwas tun, was mich gefährdet, nur für einen Auftritt, hast du dich getäuscht!“ stellte er mit ernster Mine fest. „Ich weiß noch ganz genau, was der Typ bei unserem letzten Besuch mit mir anstellen wollte!“ Erstaunt hob Hide den Kopf. „Was denn?“ fragte er neugierig. Inzwischen kugelte Heath sich auf dem Bett vor Lachen. „Er hat so sehr mit dem kleinen Toshi geflirtet, dass der gar nicht mehr wusste, was er machen sollte! Wie war das noch?“ Er nahm Toshis Hand und klimperte ihn verliebt an. „Oh, Toshi! Ich habe dich ja so vermisst! Jeden Tag sehe ich zur Tür und warte, dass du kommst.“ Toshi fand das nicht so lustig, vor allem nicht, als auch noch Hide und Yoshiki anfingen zu lachen. Selbst auf Patas Gesicht sah man ein Grinsen. „Hört auf zu lachen! Ich hatte richtig Angst! Ich dachte, gleich zieht er mich ins Nebenzimmer oder so!“ Ärgerlich schnappte er sich Yoshikis Zigarette, bevor dieser sie fallen lassen konnte. „Ich trete nur im 'Ladys' auf, wenn er nichts von mir will!“ „Kriegen wir schon hin, Kleiner,“ grinste Yoshiki, während er ihm über die Haare strich. „Hattet ihr schon auf einen Auftritt im 'Ladys'?“ fragte Hide plötzlich. Er war aufgestanden und hing nun um Patas Hals. Der Drummer spürte einen Hauch von Eifersucht. „Ja, ein paar. So, fast alle zwei Wochen eigentlich. Aber dann haben wir ne längere Pause gemacht, als Taiji aus stieg und ich neu in die Band kam,“ erklärte Heath ihm, während Pata dem Fragenden über den Rücken strich. Er hatte sich schon daran gewöhnt, dass der andere sich immerzu an ihn hängte. Inzwischen war das schon Normalität. Der Pinkhaarige war etwas wie ein Bruder für ihn geworden. „Aber jetzt bist du ja auch noch da, Aniki. Dich müssen die Leute ja auch noch kennen lernen.“ Freudestrahlend kuschelte Hide sich mehr an Pata. „Ja! Ich freu mich schon.“ Da räusperte sich Yoshiki auf einmal und ging zur Tür. „Ich werd dann mal im 'Ladys' anrufen, ihr könnt ja noch unten in die Küche gehen. Wie ich euch kenne, habt ihr doch sicher Hunger.“ So schnell konnte Yoshiki gar nicht gucken, da waren Heath, Toshi und Pata schon an ihm vorbei gestürmt. Beinahe hätten sie ihn um gerannt. Verwirrt sah er ihnen nach, bevor sein Blick auf Hide fiel, der etwas verloren auf dem Bett saß. „Willst du nichts essen?“ fragte er, den Kopf schief legend. Es war ein seltsames Gefühl, mit dem Pinkhaarigem alleine zu sein. Ein Kribbeln breitete sich über seinen Körper aus. Hide lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich hab keinen Hunger. Außerdem ist es gemütlich hier.“ Mit diesen Worten ließ er sich nach hinten fallen und rollte sich zusammen. „Bist du müde?“ fragte Yoshiki. Seine Stimme zitterte. Der Anblick war aber auch zu niedlich. Der Drummer musste den Drang unterdrücken ihn zu knuddeln. Erstaunt legte er den Kopf schief, als Hide antwortete. „Ja.“ Mehr sagte er nicht. Dabei starrte er mit leeren Augen aus dem Fenster, als wäre er ganz weit weg. Der Pinkhaarige verhielt sich wirklich seltsam in letzter Zeit. Yoshiki zögerte etwas, dann setzte er sich neben ihn aufs Bett und strich ihm über die Haare. Hide schloss die Augen. Eine Weile sagte keiner von beiden etwas. Yoshiki betrachtete den Liegenden gedankenverloren. War der Pinkhaarige schon immer so abwesend gewesen? Er wirkte so schwach in letzter Zeit, was eine Art Beschützerinstinkt in ihm weckte. So unsympathisch der andere anfangs für ihn war, umso mehr fühlte er sich nun zu ihm hingezogen. Es machte ihn traurig, wie sehr der andere sich plötzlich in sich zurückzog und nichts mehr von seinem alten Ich übrig geblieben zu sein schien. Sicher, ab und zu kam eine gewisse Aufgedrehtheit immer noch durch, doch im Gegensatz zu früher war dies nur ein schlechter Abklatsch. Ein Schauspiel. Oder war diese Traurigkeit das wahre Wesen von Hide? Immer mehr wurde Yoshiki klar, wie viel Hide ihm eigentlich bedeutete. Wie sehr er für ihn da sein wollte. Ganz plötzlich war das gekommen. Oder lag es daran, dass Hide ihm nun endlich zeigte, was hinter seinem ständigem Lachen lag? Eigentlich konnte er sich doch glücklich über dieses Vertrauen schätzen. Er unterdrückte ein Seufzen. Leider war er sicher nicht der einzige, dem Hide diese Seite an sich zeigte. Es war schließlich nicht zu übersehen, wie eng die Freundschaft von Hide und Pata war. Manchmal nannten sie sich schon vertrauensvoll Aniki. War er etwa eifersüchtig? Ein bisschen, gestand er sich ein. Sein Blick ruhte weiterhin auf Hides Gesicht. Dieser sah immer noch zum Fenster hinaus, verzog keine Miene und ließ sich über die Haare streicheln. Der Drummer begann mit einer der langen, rötlichen Haarsträhnen zu spielen. Plötzlich drehte Hide den Kopf und sah ihn direkt an. Yoshiki stützte. Zweimal hatte er schon direkt in Hides Augen blicken können und jedes Mal war etwas anderes in ihnen zu lesen. Das erste Mal war an ihrem ersten gemeinsamen Schultag. Damals konnte er schon hinter dem fröhlichen Gesicht einen hauch von Traurigkeit sehen. Das zweite Mal war an dem Morgen gewesen, nachdem Hide bei ihm übernachtet hatte. Sie waren irgendwie voller Ratlosigkeit, Angst und etwas, was Yoshiki nicht definieren konnte. Eine Art Gefangenhaltung, etwas Gehetztes. Und dieses Mal erschienen sie leerer als sonst. Jegliches Aufleuchten, was man vorher in ihnen noch erhaschen konnte, war verschwunden. Yoshiki schluckte. Hide verzog keine Miene, sah ihn einfach nur an. Das verwirrte Yoshiki, seine Hand zitterte leicht. „Willst du gar nicht zu den anderen?“ fragte der Pinkhaarige. Der Lockenkopf schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ist doch auch mal ganz angenehm, wenn es so still ist,“ antwortete er. Darauf musste Hide leicht lächeln, was Yoshikis Herz höher schlagen ließ. „Da hast du Recht.“ Eine Weile schwiegen sie wieder. „Ich bin gerne bei dir,“ murmelte Hide ins Kissen und sah zu Yoshiki hoch. Der erwiderte den Blick verwundert. „Wie meinst du das?“ Seine Hand hörte auf mit der Haarsträhne zu spielen, er verschränkte die Hände ineinander. Hide setzte sich auf, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen. „Ich weiß auch nicht. Ich bin viel lieber bei dir und den anderen als Zuhause. Freunde wie euch habe ich nie gehabt.“ „Aha,“ machte Yoshiki. Mehr wusste er nicht zu sagen. Bevor erneut Stille entstehen konnte, fragte er: „Warum hast du eigentlich nie gesagt, dass du Gitarre spielst? Dann hätte ich dich schon viel früher eingeladen.“ Überrascht sah Hide zu ihm, drehte bedächtig den Ring an seinem rechten Mittelfinger. Er hatte die Form eines Auges. „Weiß ich auch nicht genau. Hab irgendwie nicht dran gedacht...“ „Wie kann man nicht daran denken, wenn man so gut Gitarre spielt wie du?“ hakte Yoshiki verwundert nach. Die Antwort war aber auch mehr als dürftig. „Ich meine, ich bin euer Bandleader, mir kannst du das sagen, es interessiert mich wirklich.“ In diesem Moment wurden die Stimmen unten lauter, was die Rückkehr der drei anderen ankündigte. So schüttelte Hide nur schwach lächelnd den Kopf. „Ein andern Mal, in Ordnung?“ Er sah dem anderen in die Augen. Ein leises Versprechen. Yoshiki nickte notgedrungen. Wie auf Stichwort schlug Toshi die Tür auf und sprang auf Yoshiki zu. „Yo-chan! Heath wollte uns mit Pudding bewerfen!“ Der Dunkelhaarige kam lachend auf Pata gestützt ins Zimmer und ließ sich auf das Bett fallen. „Jetzt seid doch nicht solche Spaßverderber!“ „Heath! Wage es nicht einmal daran zu denken, mit irgendetwas in meinem Haus herum zu werfen!“ meinte Yoshiki scharf und funkelte seinen Bassisten an. Der hob nur abwehrend die Hände. „Beruhig dich! So was würde ich doch nie tun!“ „Würdest du aufhören zu grinsen, wärst du vielleicht ein bisschen glaubwürdiger,“ riet Toshi ihm, immer noch hinter Yoshiki Schutz suchend. „Außerdem sollten wir den Pudding lieber ESSEN, anstatt zu WERFEN!“ fügte er noch hinzu, was Heath nur dazu brachte, spielerisch mit einer Puddingpackung in der Hand auszuholen. „Ach, macht doch was ihr wollt, ich geh telefonieren!“ fauchte Yoshiki und rauschte aus dem Zimmer. Innerlich musste er aber grinsen. Was mussten sie auch nur immer für einen Blödsinn anstellen? Er ging die Treppe hinunter ins Wohnzimmer und schnappte sich das Telefon. Sich auf das Sofa werfend, wählte er aus dem Kopf die Nummer vom 'Ladys'. Schon nach ein paar Sekunden nahm jemand auf der anderen Seite ab und eine ihm unbekannte Stimme antwortete. „Moshi moshi. Sie sprechen mit dem 'Ladys'. Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Ähm,“ machte Yoshiki etwas verwirrt. Er hatte eher mit dem Besitzer gerechnet, der kannte schließlich auch seine Nummer. „Hier Yoshiki Hayashi von X. Ich wollte fragen, ob...“ „Der Yoshiki?“ hakte die Stimme aufgeregt nach, ohne ihn aussprechen zu lassen. „Wollt ihr etwa wieder ein Konzert geben?!“ „Ähm....,“ wiederholte Yoshiki nun doch etwas verunsichert und runzelte leicht die Stirn. Mit der linken Hand strich er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und stützte sich mit dem Ellenbogen auf dem Knien ab. „Ja genau. Habt ihr demnächst 'nen Termin frei?“ „Für euch immer! Wie wäre es dieses Wochenende?“ „Klingt gut.“ bestätigte der Blonde und grinste in sich hinein. Irgendwie war ihm dieser Typ sympathisch. „Samstag?“ „In Ordnung,“ murmelte die Stimme. Er schien in einem Block zu blättern. „Echt cool. Ich find euch echt klasse! Man hat auch schon nach euch nachgefragt. Verstärker, Schlagzeug und das Klavier haben wir hier, den Rest müsst ihr mitbringen, wie immer. Kommt am besten so gegen vier.“ „Gut. Wir sehen uns dann.“ „Cool.“ machte die Stimme. Kurze Zeit später hatten sie aufgelegt. Yoshiki grinste noch mehr. Er wollte gerade wieder das Wohnzimmer verlassen und zu den anderen zurückgehen (sie waren ungewöhnlich ruhig), als plötzlich noch einmal das Telefon klingelte. Mit einem leisen Seufzer ran Yoshiki zurück, lehnte sich über die Sofalehne zu dem kleinen Tisch und angelte von da das Telefon. „Moshi moshi, Yoshiki desu,“ meldete er sich. Es blieb still. „Hallo?“ fragte er und warf etwas genervt sein Haar zurück. „Yoshiki?“ Die Stimme ließ ihn erstarren. „Vater?“ brachte er mit zitternden Lippen hervor. „Hallo,“ sagte sein Vater so leise, dass es schwer zu verstehen war. „Wie geht es dir?“ Der Gefragte schnaubte. „Prächtig. Wirklich toll.“ „Aha.“ Wieder eine Weile Stille. „Wie geht es deiner Mutter?“ „Wieso fragst du?“ entgegnete Yoshiki bitter. „Keine Ahnung, ich hab euch beide ne ganze Weile nicht gesehen.“ „Aha,“ machte sein Vater abermals. Er atmete tief durch. „Ich wollte... mit dir reden. Hast du Zeit?“ „Gerade nicht, ich habe Besuch.“ antwortete Yoshiki kurz angebunden. „Oh, ach so. Und am Wochenende?“ „Frühestens Sonntag. Wieso kommst du dafür nicht nach Hause?“ Das brachte seinen Vater kurz zum schweigen. „Yoshiki... es ist so... Deine Mutter und ich... wir haben...“ „Ich weiß, dass ihr euch getrennt habt,“ unterbrach Yoshiki ihn kalt. „Streitet euch gefälligst leiser, wenn ihr schon müsst. Seit dem habe ich keinen von euch gesehen. Und gesprochen ist noch länger her. In Ordnung, wir können reden. Soll ich in den Laden kommen?“ „Ja... das wäre nett von dir.“ Sein Vater sprach immer leiser, so dass Yoshiki das Satzende kaum noch verstehen konnte. Tonlos seufzte er, reflexartig zündete er sich eine Zigarette an. „Gut, bis Sonntag.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er auf und lehnte sich zurück. Mit geschlossenen Augen legte er den Kopf in den Nacken und blies langsam den Rauch aus. Seine Beine scheinen ihn kaum tragen zu wollen, als er aufstand und wieder nach oben ging. Mit den Gedanken war er sonst wo, aber nicht wirklich anwesend. „Samstag um vier im 'Ladys',“ murmelte er nur kurz, bevor er sich aufs Bett schmiss und die Decke anstarrte. Toshi, Heath und Pata schauten ihn kurz fragend an, beschlossen aber ihn lieber erstmal in Ruhe zu lassen und widmeten sich wieder ihren Albernheiten. Das war Yoshiki im Moment auch lieber. Plötzlich spürte er eine Hand auf dem Oberarm. Überrascht drehte er den Kopf und sah in Hides Gesicht. Er lächelte ihn leicht an und kuschelte sich etwas an ihn. Yoshiki ließ es geschehen. Und ganz langsam schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- wow es geht weiter!!! Ich habe mal das vorige kapitel 9 gelöscht und poste dafür das hier. Groß verändert hat sich nichts, nur ein bisschen länger ^^ Ich hoffe das liest hier noch irgendwer Kapitel 9 „Heute spielen wir, heute spielen wir!“ sang, oder eher schrie, Toshi gut gelaunt, als sie am Samstag auf dem Weg zum 'Ladys' waren. Yoshiki musste nicht nur ein Grinsen, sondern ein fettes Lachen unterdrücken, als er die noch verunsicherten Blicke der umstehenden Leute registrierte. Pata ging es nicht anders, ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Es war aber auch ein seltsames Bild, was sie abgaben. Heath hatte sich in seine für Auftritte übliche schwarze Lederklamotten geworfen und seine dunklen Haare fielen ihm leicht gewellt über die Schultern. Passend dazu hatte er sich die Augen schwarz geschminkt. Lachend schwang er seinen Arm um Toshi und nebeneinander hüpften sie die Straße lang. Toshi, die langen blonden Haare mal wieder zu einem Igel hochgestellt und in Lederklamotten, stimmte nur noch lauteres Gesinge an, dass ein kleiner Junge auf der anderen Straßenseite erstarrte. Seine Augen, die eh schon beinahe heraus zu kullern schienen, wurden nur noch größer, als auf einmal Hide von hinten auf die beiden zu gestürmt kam, im Laufen seine Cola-dose weg warf und sich mit einem lauten Schrei auf Toshis Rücken stürzte. Obwohl dieser keine dunkle Lederkluft trug, war er nicht minder auffällig durch die grell roten Pullover, der sich mit seinen pinken Haaren stach und auch nicht zu der grünen Mütze passen wollte. Durch den Schwung verlor er beinahe seine Sonnenbrille. Mit einem Arm hielt er sich an Toshis Schultern fest, mit dem anderen wirbelte er in der Luft herum, auf seinem Rücken schwang seine Gitarrentasche hin und her, schließlich sprangen sie zu dritt (zu zweit) den Weg entlang. „Solche Kindsköpfe,“ grinste Pata zu Yoshiki. Der nickte und musterte weiterhin die Leute auf der Straße. Nicht nur die drei Chaoten vor ihnen schienen die Leute zu faszinieren, auch sie beide schienen nicht minder Beachtung zu bekommen, was wohl vor allem an Yoshikis ausgefallener Frisur lag. Die hatte er sich schon lange nicht mehr gemacht. Die eine Hälfte hatte er zu Kegeln aufgestellt und den unteren Haaransatz mit schwarzer auswaschbarer Farbe gefärbt. Wie Heath war er um die Augen schwarz geschminkt. „Lauft gefälligst nicht weg!“ brüllte er den anderen hinterher, sorgte dafür nur noch für mehr Aufmerksamkeit. „Nein!“ brüllten die drei im Chor zurück und warteten auf die beiden. Kopfschüttelnd aber grinsend gesellten sie sich zu ihnen und gemeinsam legten sie den restlichen Weg zum 'Ladys' zurück. Kurz vor der Bar sprang Hide von Patas Rücken, auf den er zwischenzeitlich gewechselt hatte, und richtete seine Mütze. Gerade wollte er Heath hinein folgen, als Pata ihm durch die Haare wuschelte. „Hey Kleiner, bist du irgendwie leichter geworden, oder bilde ich mir das nur ein?“ Erstaunt sahen Hide und auch Yoshiki, der hinter ihnen stand, ihn an. Der Blick des Pinkhaarigen wurde finster. „Nicht, dass ich wüsste,“ entgegnete er kalt und verschränkte die Arme vor der Brust. Yoshiki musterte ihn. Irgendwie hatte Pata ja Recht. Er wirkte wirklich verloren zwischen ihnen, wenn man ihre Staturen miteinander verglich. Seine Klamotten schienen ebenfalls um einiges zu weit, als vorgesehen. Und dann noch die Tatsache, dass er Hide schon seit langem nichts mehr essen gesehen hatte, war auch nicht gerade beruhigend. „Es sieht aber wirklich so aus,“ erklärte er ruhig, woraufhin auch er sich einen geringschätzigen Blick Hides ein fing. „Sei still!“ fauchte der Gitarrist, wirbelte herum, dass seine Haare den beiden beinahe ins Gesicht schlugen, und verschwand im 'Ladys'. Ratlos sahen die beiden Zurückgelassenen sich an. Pata schüttelte resignierend den Kopf. „Will er es nicht wissen, oder merkt er das wirklich nicht?“ Der Drummer zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Aber wir sollten ihn im Auge behalten. Wenn er wirklich zu wenig isst, kann das gefährlich werden. Seine Stimmungsschwankungen sind auch seltsam...“ Er hob den Kopf und sah zur Tür, durch die Hide gerade verschwunden war. „Du machst dir große Sorgen, was?“ fragte Pata ruhig. Verwundert sah Yoshiki ihn an. „Ist doch normal, dass man sich um seine Freunde sorgt.“ Der Gitarrist grinste wissend. „Klar. Vor allem, wenn man daran denkt, was Toshi erzählt hat.“ Bei diesen Worten errötete Yoshiki. „Was hat Toshi euch erzählt?“ Nun zuckte Pata mit den Schultern, bevor er seine Gitarrentasche hoch hob und in Richtung Eingangstür ging. „Das Nötigste. Aber..,“ er zögerte einen Augenblick, die Hand schon an der Tür, „bitte, was auch immer los ist, belaste Toshi nicht zu sehr. Wenn du ihn wirklich gern hast, was ich glaube, dann wende dich wegen Hide an jemand anderen. Nur nicht an Toshi.“ „Was meinst du damit?“ hackte Yoshiki interessiert nach. Warum sollte er seinen besten Freund seit Kindertagen nicht über Hide reden? Es musste wichtig sein, wenn Pata so viel sprach. Dieser schüttelte nur den Kopf. „Egal. Wirst du irgendwann noch erfahren. Komm, wir sollten auch mal langsam rein.“ Wortlos folgte Yoshiki dem Rothaarigen. Seine Worte waren für ihn ein komplettes Rätsel. Aber er kannte Pata und wusste, wenn er nicht mehr reden wollte, würde er auch nicht mehr reden. Also musste er sich damit begnügen, irgendwann mehr zu erfahren. Innen waren Toshi und Heath schon dabei, die Verstärker richtig zu positionieren. „Na wie sieht's aus?“ fragte Yoshiki Toshi und schob den Verstärker noch etwas weiter nach außen. Der Blonde schnaufte leicht. Die Ellenbogen stützte er auf dem Verstärker ab. „Ganz gut eigentlich. Wenn wir uns beeilen, können wir in einer halben Stunde den Soundcheck machen.“ „Gut,“ nickte Yoshiki zufrieden und sah sich um. Das Drumsset war schon aufgebaut, er musste es sich nur noch zurecht rücken, und auch ein Klavier stand daneben. Nicht das Beste, aber in Ordnung. Pata war schon dabei seine Gitarre an den Verstärker zu schließen und Heath wickelte sein Kabel auseinander. Toshi schob den zweiten Verstärker an die richtige Position. „Wo ist Hide?“ Fragte der Drummer. Der Sänger deutete auf den Raum hinter dem Tresen. „Der ist mit dem neuen Barkeeper nach hinten abgehauen. Ich glaube, die kennen sich.“ „Aha,“ murmelte Yoshiki nachdenklich. „Ich geh mal eben nach sehen.“ Dass Toshi ihm mit leicht traurigem Blick hinterher sah, bemerkte er nicht, als er durch die Tür neben dem Tresen trat. Dahinter lag ein Flur, zur Linken kam man zu einem kleinen Raum, der normalerweise als Zwischenlager für Instrumente gebraucht wurde, und Bands sich auf ihren Auftritt vorbereiten konnten. Meistens waren das sowieso sie selber. Auf der rechten Seite kam man zu mehreren kleinen Räumen, die als Lager oder Aufenthaltsraum für die Bedienungen genutzt wurden. Von dieser Seite hörte Yoshiki leises Lachen. Die eine Stimme war unverkennbar Hide, die Zweite konnte Yoshiki nicht einordnen. Er konnte nicht leugnen, dass er neugierig war, wer das war, den Hide anscheinend kannte. Den Stich Eifersucht ignorierte er schnell wieder. Als er die zweite Tür öffnete, erkannte er zuerst Hide auf einem Bierkasten hocken. Vor ihm stand ein Junge, ungefähr in ihrem Alter und schwenkte eine Geige in der einen und eine Gitarre in der anderen. Er hatte schulterlanges, tiefrotes Haar und war eindeutig ihr Stil. Vom Geräusch der Tür aufmerksam geworden, drehte Hide sich zu ihm um. Lachend sprang er auf und zog Yoshiki an der Hand zu dem Jungen. „Yoshiki, das ist Sugizo, ein alter Freund von mir! Du musst ihn Gitarre und Geige spielen hören! Er ist toll! Und weißt du was? Er ist ein totaler Fan von X!“ Etwas verlegen blickte Sugizo zu Boden, dann boxte er den immer noch grinsenden Hide in die Seite. Erst dann sah er Yoshiki direkt an. Der hob überrascht eine Augenbraue. „Ähm... Wir haben telefoniert,“ erklärte Sugizo. Seine Augen glänzten vor Freude. „Ich bin seit eurem ersten Auftritt Fan von euch! War total überrascht, dich plötzlich am Telefon zu haben und dann auch noch Hide mit euch zu treffen!“ „Äh... Danke?“ Sagte Yoshiki etwas verwirrt. Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. Hide grinste ihn an, wie eine Tausend Watt Glühbirne. „Wir können ihn doch mal zu den Proben einladen? Und du musst dir mal seine Band anhören! Sie sind gut!“ „Glaub ich dir gerne,“ murmelte der Leader. Sugizo lächelte ihn weiterhin an, verstaute die Instrumente jeweils ihn ihren Taschen und trat zur Tür. „Ihr wollt bestimmt Soundcheck machen. Ich geh schon mal vor.“ Sugizo verließ eilig den Raum. Verwirrt schaute Yoshiki ihm hinterher. „Er ist etwas schüchtern,“ lachte Hide. „Aber ich hab ihm furchtbar lieb.“ „Aha,“ brummte Yoshiki und sah weg. Die Eifersucht wurde immer deutlicher. Warum schon wieder? Hide war doch nur ein Freund, ein Bandmitglied. Nichts Besonderes. Oder? Gegen Abend wurde das 'Ladys' immer voller. Jugendliche füllten den großen, runden Raum. Sugizo schenkte ein bunt gefülltes Glas nach dem anderen aus. Bis das Licht langsam erlischte und die Musik verklang. Nur ein einziger Scheinwerfer erhellte die Bühne. Sugizo kam herauf, nahm das Mikro in beide Hände und wartete, bis er sich sicher sein konnte, dass man ihm zu hörte. „Guten Abend euch allen.“ Lauter Jubel. „Wie ihr sicher schon gesehen habt, haben wir heute endlich wieder Besuch. Das 'Ladys' freut sich sehr, sie endlich wieder hier ankündigen zu können. Viel Spaß mit X.“ Noch begeisterte und lautere Rufe verabschiedeten Sugizo und begrüßten X, als die fünf aus dem Hinterraum auf die recht kleine Bühne traten. Erst Pata und Heath, dann Hide, der zwar überrascht gemustert, aber auch mit Beifall empfangen wurde, dann Toshi und als letzter schließlich Yoshiki. Sie winkten kurz, bevor sie sich ihren Instrumenten widmeten. Toshi nahm das Mikro. „Guten Abend.“ Auch ihn unterbrach die Menge. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Schön wieder hier zu sein. Viel Spaß.“ Sie spielten eine ganze Stunde lang. Voller Adrenalin, verschwitzt und überglücklich zogen sich die fünf schließlich in den Hinterraum zurück. Zufrieden trank Yoshiki aus seiner Wasserflasche und lehnte sich gegen die Wand. Es war ein echt gelungener Auftritt, obwohl sie schon lange nicht mehr auf der Bühne standen. Mit Hide war ihre Musik auch eindeutig besser als früher. Die jetzige Konstellation war perfekt. Der Pinkhaarige sprang wie ein wildgewordenes Kaninchen herum, als wolle er gar nicht mehr aufhören zu feiern. Heath leistete ihm dabei Gesellschaft. Toshi leerte wie Yoshiki seine Flasche Wasser, Pata griff dagegen schon nach dem Hochprozentigem. „Leute, wollen wir mal an die Bar?“ Fragte Yoshiki grinsend. Sekunden später waren die vier auch schon hinausgestürmt. Kopfschüttelnd folgte der Blonde ihnen. „Schnappsnasen.“ Er fand alle vier bei Sugizo am Tresen. Hide unterhielt sich mit Sugizo und Heath und Pata wurden von ein paar Leuten angequatscht. Toshi winkte ihn zu sich. Yoshiki setzte sich neben seinen besten Freund auf einen der großen Barhocker und nahm sein Getränk entgegen. Aus seiner Hosentasche kramte er eine Zigarettenpackung hervor. Er steckte sich eine zwischen die Lippen und suchte nach dem Feuerzeug weiter. Plötzlich wurde ihm eines von rechts unter die Nase gehalten. Verwundert stockte er. Toshi konnte es nichts ein, der saß links von ihm, genau wie die anderen. Er sah auf und blickte in ein bekanntes Gesicht. „Na, Yoshiki, ihr werdet ja immer besser.“ Vor Erstaunen hätte Yoshiki beinahe seine Zigarette zu Boden fallen lassen. Neben ihm verschluckte Toshi sich an seinem Drink. „Taiji?!“ Der schlanke Junge mit der Dauerwelle und den Cowboystiefeln grinste sie an. „Der Wahrhaftige,“ bestätigte Taiji und schwang sich neben Yoshiki auf einen Barhocker. Sowohl Yoshiki, als auch Toshi, sagten nichts, sondern starten ihr ehemaliges Bandmitglied mit offenen Mündern an. Was Taijis Grinsen nur noch breiter werden ließ. Dabei entblößten seine dünnen Lippen teilweise ungepflegte Zähne. Einer fehlte. Allgemein schien ihr ehemaliger Bassist in keinem guten Zustand. Sein Haar war verfilzt, seine Haut wies einen gräulichen Schimmer auf, unter den Augen hatte er tiefe Ringe und seine Kleidung schien schon länger nicht mehr gewaschen worden zu sein. Die musternden Blicke der beiden ignorierte Taiji und nippte an seinem Bier, was Sugizo ihm gerade hingestellt hatte. „Ist ja schon ne ganze Weile her,“ begann Taiji. Seine Finger spielten mit seinem Feuerzeug, als wäre er nervös. „Ja,“ erwiderte Yoshiki zögernd. Unruhig zwirbelte er eine Haarsträhne um seinen Finger. Wie lange hatten sie einander nicht mehr gesehen? Ein Jahr? Länger? Seltsam, er konnte sich gar nicht mehr genau daran erinnern. Ehrlich gesagt, wollte er sich auch nicht wirklich daran erinnern. Schon gar nicht an den Grund für Taijis Austritt. Oder Rauswurf. Wie man es nahm. „Was machst du so?“ „Ach,“ machte Taiji und winkte gelangweilt ab. „Nichts großartiges. Überleben hauptsächlich. Ein bisschen arbeiten. Sonst halt irgendwie anders Geld verdienen.“ Yoshiki wusste nicht, ob auf diese Aussage hin schockiert sein, oder sie einfach so hinnehmen sollte. Die Beschreibung des Ex-Bassisten klang so banal, dass man die Heftigkeit des Beschriebenen deutlich spürte. Hatte er etwa Mitleid? Genau genommen wusste er nicht viel über Taiji. Er war in ihrem Alter und mal auf ihrer Schule gewesen. Daher kannten sie sich. Allerdings war bekannt, dass der Cowboy, wie Taiji genannt wurde, Probleme zu haben schien. Oft fehlte er in der Schule, strengte sich nicht an, kümmerte sich nie um Aufgaben, die man ihm gab, wo und wie er lebte, wusste niemand. Durch Zufall lernte Yoshiki ihn bei der Nachhilfe kennen. Beides Außenseiter, trotzdem konnten sie anfangs einander nicht ausstehen. Regelmäßige Streitereien und Schlägerein waren die Folge. Irgendwann kam es aber, dass eben genau das zu einer Art Sucht wurde. Trafen sie einander einen Tag nicht, schien etwas zu fehlen. Nach einiger Zeit entwickelte sich aus diesen Konfrontationen eine Art Freundschaft, die es ihnen erlaubte, sich einander an zu vertrauen, ohne sich darüber lustig zu machen, oder den anderen zu kritisieren. Wie ein Ehrencodex. Sie behandelten sich mit Respekt, trotz gelegentlichem Schlagwechsel. Als Yoshiki mit Toshi X gründete, war auch Taiji sofort dabei. Kurz darauf lebte dieser schon fast bei Yoshiki. Später erfuhr er, dass der Cowboy schon ewig nicht mehr zu Hause bei seinen Eltern lebte, sondern zum größten Teils auf der Straße. Durch die Band wurde Taiji schließlich ruhiger. Er wohnte bei Yoshiki, ging mit ihm zur Schule, erledigte seine Aufgaben, hatte mit X seine Auftritte und wurde immer ausgeglichener. Bis zu dem Tag, als er schließlich verschwand. Mit ihm die Hälfte von Yoshikis Erspartem und einige Wertgegenstände aus dem Haus. Seine Enttäuschung war entsprechend groß. Zwei Wochen später tauchte Taiji dann plötzlich wieder auf, entschuldigte sich und nahm an, nun könnte alles wieder weiter gehen. Doch weder Toshi und Pata, noch Yoshiki konnten ihm verzeihen, weder, dass er die Band im Stich gelassen hatte, noch den Vertrauensbruch. Wortlos hatte Taiji sich umgedreht und war verschwunden, doch in der Nacht, musste er noch einmal in Yoshikis Haus gewesen sein, denn Taijis Habseligkeiten waren am nächsten Morgen verschwunden. Alles, was er finden konnte, was ein Zettel mit einer Nachricht, in der Taiji sich noch einmal entschuldigte und für die tolle Zeit bedankte. Seit dem hörte man nichts mehr von dem Cowboy, auch in der Schule war er nicht mehr gemeldet. Doch kurze Zeit später wurde die Lücke gefüllt: Hiroshi Mori, alias Heath kam auf ihre Schule und hatte vor allem an dem schweigsamen Pata einen Narren gefressen. Vielleicht eben weil sie sich so gut ergänzten. Seitdem hatte Yoshiki jeglichen Gedanken an Taiji verdrängt, allerdings mit dem Beschluss, sollten sie sich wieder treffen, würde er ihn nicht anschreien, oder sich wieder mit ihm prügeln. Er würde ihn behandeln wie jeden anderen auch, immerhin wusste im Groben um dessen Lebensumstände. Aber dass es ihm noch schlechter ging als angenommen... Es war in gewisser Weise ein Schock. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ flüsterte Yoshiki zum Tresen hin. Überrascht sah Taiji ihn an. Strich sich dabei eine störrische Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das weißt du doch, Yoshi,“ antwortete der Cowboy mit einem traurigem Lächeln. „Mir ist nicht mehr zu helfen.“ Daraufhin musste auch Yoshiki lächeln, schloß die Augen und nahm sein Glas in die Hand. „Stimmt.“ Sie schwiegen. Zu Yoshikis Linken scherzte Toshi lautstark mit Heath, dass selbst Pata lachen musste, doch der Drummer ignorierte es. Eine Weile ruhte sein Blick auf Hide, ganz links von ihrer Gruppe. Er unterhielt sich immer noch mit Sugizo, während dieser Getränkewünsche entgegen nahm und brachte. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Sie war rau, berührte ihn aber ganz sacht, als hätte der andere Angst vor der Berührung. Er wandte sich wieder zu Taiji um und blickte ihm ins Gesicht. Das Grinsen war von dem Gesicht des Ex-Bassisten verschwunden. Statt dessen erwiderte er den Blick mit ernster Miene. Seine Hand rutschte von Yoshikis Schulter zu seiner Hand und drückte sie. „Entschuldige bitte,“ flüsterte er, ohne Yoshiki mehr an zu sehen. „Ich hab echt Mist gebaut.“ „Ja,“ bestätigte Yoshiki mit leiser Stimme. Erwiderte den Druck Taijis Hand. „Es ist okay.“ Für ihn war X alles. Und trotz ihrer langen Trennung und all ihren Differenzen, Taiji war immer noch ein Teil von X. Kapitel 10: ------------ sou, ich hab mir noch ml die ganzen Kommentare durchgelesen. *gerührt ist* Dafür will ich erst mal bei allen bedanken ^^ und weil ihr so toll seid, hab ich mich dran gesetzt und weiter geschrieben. Ich finds gar nicht so schnell, aber Vorsicht: DRAMA! XD viel Spaß beim Lesen ^^ Kapitel 10 Er jagte einen Hasen. Einen Hasen mit Locken. Langen Locken, wie ein Engel. Und geschminkt. Wie eine Prinzessin. Er jagte einen geschminkten Hasen mit blonden Locken und in einem rosa Kleid mit Rüschen. Doch gerade, als er ihn fassen wollte, wurde er mit einem Drumstick beworfen. Erschrocken öffnete Hide die Augen. Für einen Moment sah er sich irritiert um. Dieses Zimmer kannte er auf jeden Fall nicht. Es war klein und spärlich eingerichtet, Schrank, ein kleiner Tisch, das Bett in dem er lag. Nur die Gitarre neben der Tür war ein Hingucker. Direkt unter dem Jack Daniels Poster. Auf der anderen Seite des Zimmers war ein mit einem schwarzen Tuch abgedunkeltes Fenster. Nur an den Rändern drang etwas Sonnenlicht herein. Auf dem Stoff war ebenfalls ein Jack Daniels Logo zu erkennen. Aufgrund dessen schloss Hide, dass er bei Pata sein musste. Von dem Rothaarigen war allerdings nichts zu sehen. Er stützte seinen Oberkörper auf den Ellenbogen hoch, fiel aber sofort wieder zurück. Ihm war so schlecht. Nicht nur körperlich durch den Alkohol. Eine totale Lebensablehnung breitete sich in ihm aus. Er hasste sich dafür, dass Pata ihn anscheinend mit zu sich nehmen musste, nur weil er selber nicht imstande war sich zu kontrollieren. Nichts bekam er alleine hin. Sein Körper fühlte sich schwer an, als wöge er eine Tonne. Er fühlte sich fett und empfand nur Ablehnung gegen sich. Es war einer der Tage, an denen er nur im Bett rum lag und darauf wartete, dass sein Selbsthass etwas nachließ, damit er zumindest aufstehen konnte. Diese Tage häuften sich in letzter Zeit. Vielleicht hätte er doch die Dosis erhöhen sollen. Allerdings ging es ihm auch erst schlechter, seit er im Krankenhaus gewesen war. Ein Teufelskreis. Träge rollte Hide sich herum, angelte mit der Hand nach seiner Tasche und zog sie zu sich. Seufzend setzte er sich auf und öffnete die kleine Innentasche, in der er seit seinem ersten Besuch bei Yoshiki seine Tabletten aufbewahrte. Plötzlich erstarrte er. Sie war weg. Panik überkam ihn. Mit zitternden Händen öffnete er alle Verschlüsse, stülpte die gesamte Tasche auf links, so dass der gesamte Inhalt auf dem Bett verstreut war. Doch die Tablettenpackungen waren unauffindbar. Zu der Panik paarten sich Angst und Wut. Er packte irgendetwas, was gerade erreichbar war, zerdrückte es beinahe und schleuderte es mit einer Wucht an die gegenüberliegende Wand, dass der Gegenstand daran zerschellte. Seine Hände fuhren unruhig über die Decke, zerwühlten das gesamte Bett, unruhig, zitternd. Sie konnte nicht weg sein, das durfte nicht sein. In seine Augen traten Tränen, er wusste nicht warum. Sein Atem wurde schneller und stockte teilweise, verschluckte sich an der Luft. Ein Wimmern drang unterdrückt aus seiner Kehle, während er sowohl Decke, als auch das Kissen und seine Habseligkeiten aus dem Bett warf. Mit einem Quietschen wurde die Tür geöffnet. Erschrocken fuhr er herum, sein Körper verspannte sich, zog sich zusammen, seine Hände umklammerten seine Schultern, ihm wurde mit einem Mal eiskalt. In der geöffneten Tür stand Pata, lässig an den Türrahmen gelegt. Mit der einen Hand hielt er seinen Ellenbogen, mit der anderen hielt er einen kleinen Gegenstand auf Gesichtshöhe. Hides Augen fixierten diesen Gegenstand automatisch, ignorierten Pata, starrten nur auf die Tablettenpackung in dessen Hand. „Gib sie mir,“ fauchte seine Stimme, kratzig, panisch, wütend. Der Rothaarige schüttelte den Kopf. „Gib sie wieder zurück!“, brüllte Hide nun, erhob sich taumelnd, musste sich am Bettgestell hoch drücken und ließ sich nach vorne kippen, in Patas Richtung, fiel ihm entgegen. Seine Füße konnten ihn nicht halten. Pata warf die Packung weg und fing den anderen auf. Drückte ihn an sich. Drückte ihn fest, als dieser sich herum drehte und nach der Packung greifen wollte. Sie fielen, Hide voran, Pata, der ihn immer noch hielt, über ihn. Drückte ihn zu Boden, während der Ältere seinen Arm so weit streckte wie möglich, um an die Tabletten heranzukommen. „Lass mich los!“, fauchte er zog an Patas langen Haaren. Begann zu schreien. Pata reagierte darauf nicht. Kein Laut drang über seine Lippen. Er wehrte sich nicht gegen Hide. Hielt ihn einfach nur zu Boden gedrückt. Es dauerte nicht lange, bis Hide erschöpft und schwer atmend Patas Haare losließ. Still auf dem Boden liegen blieb, das Gesicht nach unten. Ein Schluchzen ließ ihn zusammenfahren, als die Tränen plötzlich unaufhaltsam über sein Gesicht liefen. „Oh Gott,“ kam es erschöpft über sein Lippen. Er versteckte sein Gesicht in den Händen. Versuchte gegen die Tränen anzukommen. Zog an seinen eigenen Haaren. „Oh Gott...“ Pata ließ ihn los. Stand wieder auf. Langsam hob er die Tablettenpackung auf, steckte sie in seine hintere Hosentasche. Wandte sich wieder zu seinem am Boden liegenden und heulenden Freund um. Kniete sich zu ihm. Streichelte ihm sanft über das Haar. Löste Hides Finger daraus und hielt sie. Nicht fest, wollte ihm einfach nur zeigen, dass es okay war. Hide drückte sein Gesicht an Patas Brust und weinte weiter. Pata legte die Arme um ihn. So verharrten sie eine Weile. Bis Patas leise Stimme an Hides Ohr drang: „Ist gut Kleiner. Red mit mir. Was ist los?“ Hide antwortetet nicht. Er konnte nur weinen. Yoshiki erwachte mit Kopfschmerzen. Zwei Stunden später waren sie immer noch da und er blieb immer noch im Bett liegen. Starrte an die Decke. Rührte sich nicht. Rief sich die Ereignisse der letzten Tage wieder ins Gedächtnis. Heute wollte er sich mit seinem Vater treffen. Mit dem er dieses lieblose Telefonat geführt hatte. Hide, der sich so gut mit Sugizo verstand. Die beiden hatten sich die ganze Nacht unterhalten. Hide hatte ihm eine Aufmerksamkeit geschenkt. War irgendwann an Patas Schulter eingeschlafen. Pata hat ihn mit zu sich genommen. Taiji. Irgendwie hatte er ein schlechtes Gewissen. Es war offensichtlich, dass Taiji in noch schlechten Umständen lebte, als früher. Er hätte ihm seine Hilfe aufzwingen sollen. Auch wenn er wusste, dass der Cowboy viel zu stolz war um diese an zu nehmen. Er wusste nicht mehr, wann sie sich letzte Nacht verabschiedet und getrennt hatten. Es war eine kurze Umarmung gewesen. Ein letztes Mal hatte Taiji ihn angelächelt, bevor er von Sugizo seine Basstasche verlangt hatte, sie schulterte und anschließend wortlos verschwand. Er hatte nichts weiteres von sich erzählt. Hatte dafür alles von Yoshiki wissen wollen. Wie es in der Schule voran ging, mit X, wie sie Heath und Hide kennen gelernt hatten. Der Abend war viel zu schnell vorbei gegangen. Er hätte ihn festhalten müssen. Ihm helfen sollen. Die Vorwürfe, die Yoshiki sich machte, schienen kein Ende zu finden. Schnürten seinen Hals zu. Sein Blick fiel auf die Digitalanzeige seines Weckers. Es war schon nach zwei Uhr nachmittags. Seufzend setzte er sich auf, strich sich seine langen Haaren aus dem Gesicht, doch die Locken fielen sofort wieder zurück. Ein weiterer Seufzer. Er stand auf. Automatisch zog er sich an. Ohne irgendetwas zu denken. Sein Hirn schien leergefegt. Er wusste nicht einmal, wie er seinem Vater gegenübertreten sollte. Was sollten sie bereden? Wie sollte er sprechen? Sollte er ihm Vorwürfe machen, tun, als wäre nichts passiert oder ruhig darüber reden? Er wusste nicht einmal, wie er eigentlich wirklich zu der Trennung stand. Wenn man das überhaupt so nennen konnte. So selten wie er seine Eltern überhaupt sah. Eigentlich war es für ihn ja keine große Veränderung. Plötzlich hob er seinen Kopf. Er stand schon vor dem Geschäft seines Vaters. Seine Füße hatten ihn wie von selbst hier hin getragen. Seufzend zündetet er sich eine Zigarette an. Er wusste, dass sein Vaters es nicht mochte, wen er rauchte. Es war ihm egal. Seufzend lehnte Yoshiki sich gegen die Hausfassade und zog an dem Glimmstängel. Die Straße war ruhig. Es war eine ziemlich traditionelle Gegend. Alle Häuser waren irgendwie altmodisch, auf hölzernen Terrassen gebaut, in typisch japanischen Gärten. Yoshiki warf noch einen letzten Blick auf die hölzernen Namensschilder neben den Eingangspforten, bevor er seine Zigarette austrat, den Schlüssel heraussuchte und den Laden betrat. Im Vorderraum war niemand. Die Schreibtische standen verlassen, die Ordner unberührt, Unterlagen stapelten sich unbeachtet. „Vater?“, rief Yoshiki, während er sich seinen Weg durch die Schreibtische zu den Hinterräumen bahnte. „Vater?“ rief er noch einmal, öffnete die Tür und betrat den dahinter liegenden Flur. „Ich bins, Yoshiki. Wo bist du?“ Keine Antwort. Er rief noch ein paar Mal, öffnete jede Tür, durchstreifte bei seiner Suche das gesamte zweistöckige Gebäude. Irgendwann begannen seine Hände zu zittern, als er sich auf den Weg in die Kellerräume machte. Ein fetter Kloß setzte sich in seinem Hals fest. Das Schlucken schmerzte. Er stand vor der letzten Tür. Der Knauf war eiskalt, als er seine zitternden Finger darum legte. Er wusste er sollte die Tür nicht öffnen. Er tat es trotzdem. Als er sah, was geschehen war, wurde ihm schlecht. Er taumelte zurück, stützte sich an der Wand ab. Übergab sich. Presste seine Hand auf den Mund. Um sich am Erbrechen zu hindern, um einen Schrei zu ersticken, der gar nicht durch seine Kehle kam. Er fing an zu rennen. Zur Treppe. Stolperte sie hinauf. Fiel. Schlug sich ein Knie auf. Krabbelte den Rest auf allen Vieren hoch. Stürzte in den Vorderraum, zum nächsten Schreibtisch, drückte den Notfallknopf. Sank vor dem Schreibtisch zusammen. Zog die Knie an seinen Körper. Und weinte. Eine Stunde später erreichte Toshi die Gegend. Rennend. Der Schock saß ihm immer noch tief in den Knochen, nachdem die Polizei ihn angerufen hatte. Er sollte vorbei kommen. Yoshiki hatte sie gebeten ihn anzurufen. Schlitternd kam der Sänger vor dem Gebäude zum stehen, duckte sich unter dem Absperrband hindurch, nachdem er dem Polizisten an der Tür seinen Namen genannt hatte, betrat das Haus. Überall waren Polizisten. Einer versuchte gerade Yoshiki, der starr auf einem der Bürostühle kauerte, einen Kaffeebecher in die Hand zu drücken. Toshi kam sofort zu ihnen, nahm dem Polizisten den Becher aus der Hand, stellte diesen auf dem Tisch ab und hockte sich vor Yoshiki. Strich ihm über den Oberschenkel. „Hey, Yoshi,“ flüsterte er. „Ich bin da.“ Sein bester Freund starrte durch ihn hindurch. Seine Augen waren leer. Kein Glanz, kein Gefühl. Nur ein ins Leere fallende Blick. Eine Woche nach dem Selbstmord war die Beerdigung. Sie war schlicht und ging schnell vorüber. Yoshiki bleib nicht bis zum Essen. Er blieb an dem Grab sitzend. Seine Locken fielen ihm ins Gesicht, während er in dem alten Tagebuch seines Vaters las. Etwas abseits, in einem Pavillon, warteten die anderen. Schweigend. Nervös wanderte Toshi hin und her, kaute an seinem Fingernägeln, warf ab und an einen nervösen Blick zu Yoshiki, zog weiter seine Kreise. Heath schaute ihm dabei zu. Neben ihm Pata und Hide. Der Rothaarige hatte einen Arm um den Älteren gelegt. Der hatte die Augen geschlossen, schlief aber nicht. War einfach nur erschöpft. Ihr Bandleader saß wie eine Statue vor dem frischen Grab seines Vaters. Nur das gelegentliche Seiten umblättern verriet, dass er noch lebte. Hide öffnete die Augen. Sein Blick haftete auf dem starren Yoshiki. Minuten lang rührte er sich nicht, beobachtete den Drummer nur. Patas Finger strichen durch sein Haar. Da stand Hide auf. Verwundert sah Pata ihn an, wandte sich aber schnell wieder ab. Holte dafür eine Zigarettenschachtel heraus. Der Ältere setzte sich in Bewegung. Langsam. Schlenderte schon fast über den geharkten Weg, auf Yoshiki zu. Toshi hob den Kopf. Sah ihm nach. Ein Stich Eifersucht ließ ihn kurz erzittern, die Hände zu Fäusten ballen. Aber er blieb, wo er war. Hide kam hinter Yoshiki zum Stehen. Der andere rührte sich nicht. War in das Tagebuch vertieft, starrte schon seit Minuten auf ein und dieselbe Seite. Der Pinkhaarige kniete sich hinter ihn. Starrte auf Yoshikis Hinterkopf. Keine Reaktion. Hob die Arme, legte sie um Yoshikis Schultern. Der Größere fiel leicht nach hinten, bis er an Hides Brust lag. Sein Blick hob sich. Die Locken fielen nach hinten. Gaben die Sicht auf sein mit Tränen übersätes Gesicht frei. „Ich bin bei dir,“ flüsterte Hide. Vergrub sein eigenes Gesicht in Yoshikis Locken, umarmte ihn noch ein bisschen fester. Der Drummer krallte seine Hand in Hides Arm, hielt sich daran fest, als würde er stürzen. Als wolle er ihn nie wieder gehen lassen. Im Pavillon beobachtete Pata die beiden. Stand auf, vergrub seine Hände in den Hosentaschen und setzte sich in Bewegung, den Friedhof zu verlassen. Heath folgte ihm mit den Blicken. Seufzte einmal leise, drückte seine Zigarette und erhob sich ebenfalls. Klopfte einmal seine Hände an seiner Hose ab. Sah zu Toshi. Der beobachtete die beiden an dem Grab sitzenden. War in seiner Position verharrt. Biss sich auf die Unterlippe. In seinem Mund machte sich metallische Blutgeschmack breit. Der Bassist legte ihm eine Hand auf die Schulter, zog ihn mit sich, hinter Pata her. „Komm,“ hauchte er, „lass sie. Es ist besser so. Das weißt du.“ Der Sänger reagierte nicht. Ließ sich von dem anderen mitziehen. An dem Grab blieben Hide und Yoshiki zurück. Sprachen nicht miteinander. Spendeten sich gegenseitig Trost. Was eine Woche zuvor in Patas Zimmer geschehen ist: Hide weinte noch eine ganze Weile. Pata wich nicht von seiner Seite. Erst nach schier endloser Zeit beruhigte der Pinkhaarige sich. Wischte sich die Tränen ab, fuhr sich tief durch atmend durch die Haare. „Geht's?,“ fragte Pata. Hide nickte. Sein Blick suchte wieder die Tabletten. Doch Pata schüttelte den Kopf. „Erzähl erst, was los ist.“ Der andere stöhnte leise, hielt sich den Kopf, ließ sich auf den Rücken fallen, blieb so liegen, legte einen Arm über sein Augen. Pata sah ihn einfach nur an. Wartete. Es dauerte etwas, dann nahm Hide den Arm von seinen Augen, starrte an die Decke. Ignorierte Patas Blick. Er war nicht drängend, oder unangenehm, aber spürbar. „Nur unter zwei Bedingungen,“ murmelte Hide. Seine Stimme zitterte. Pata nickte, wartete, bis Hide weiter sprach. „Erstens,“ begann der Pinkhaarige leise, „du wirst mich nicht verurteilen.“ Der andere nickte. „Zweitens: Du wirst es nie jemanden erzählen Keinem. Weder Heath, noch Toshi, Yoshiki oder sonst jemanden. Egal, was passiert.“ Der Rothaarige drückte Hides Hand. Schloss kurz ergeben die Augen, sah dem anderen direkt in die Augen und nickte. Ein Lächeln huschte kurz über Hides Gesicht. Auch, wenn Pata nur das Nötigste sprach und man nie wusste, was er dachte, Hide wusste, er konnte ihm vertrauen. Im Stillen würde Pata alles versprechen, um ihm zu helfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)